Artilleristen und Luftwaffe mit gleicher Schussrichtung · ASMZ 10/2013 23 Einsatz und Ausbildung...

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tan mit den Verhältnissen in der Schweiz vergleichbar seien. Dennoch hätten Ar- tillerie und Luftnahunterstützung (CAS, close air support) erfolgreich eingesetzt werden können. 80 % der Effekte am Bo- den wurde durch das kombinierte Unter- stützungsfeuer erzielt und lediglich 20 % durch direktes Feuer. Kompetenzerhalt dank Gripen Zurzeit ist die Schweizer Armee nicht in der Lage, «Joint Fires» zu schiessen. Oberst i Gst Peter «Pit» Bruns, Militärpilot und Stv. Chef Einsatz der Luftwaffe, stellte klar, dass die Fähigkeitslücken im Erd- sen. Nur dank starker Feuerunterstützung konnten die grossen Distanzen Richtung Norden überwunden werden. Die «Joint Fires» von Heer und Luftwaffe waren also ein Schlüsselfaktor: Die Kombinati- on von Artillerie, Kampfhelikoptern und Kampfflugzeugen. Mathias verfügt über persönliche Ein- satzerfahrungen im Bereich «Joint Fires: Als Fliegerleitoffizier (FAC, Forward Air Controller) in den Balkankriegen der 1990er Jahre, als Bttr Kdt in Senegal und als S3 (Chef Einsatz Stufe Bataillon) in Afghanistan (Operation PAMIR). So er- fuhren die Gäste der Herbsttagung, dass Überbauung und Bevölkerungsdichte im französischen Einsatzgebiet in Afghanis- 22 Einsatz und Ausbildung ASMZ 10/2013 Peter Schneider, Chefredaktor Deshalb fand der traditionelle Anlass der Schweizerischen Offiziersgesellschaft der Artillerie (SOGART) gemeinsam mit den Kameraden der AVIA Luftwaffe statt – ein Statement: Die Weiterentwicklung der Armee (WEA) mit begrenzten finanziel- len Mitteln darf nicht zu einem Verteil- kampf unter den einzelnen Waffengat- tungen führen. Im Gegenteil muss es da- rum gehen, die Reihen zu schliessen und gemeinsam für nötige Erneuerungen ein- zustehen. Oberst Matthias Vetsch, Prä- sident der SOGART, sprach sich dezi- diert für die Beschaffung des Gripen aus. Gleichzeitig wies er vor dem Luzerner Bourbaki Panorama auf die Hauptsorge von General Herzog hin, dem Ober- befehlshaber der Schweizer Armee beim Grenzübertritt jener französischen Armee im Februar 1871 in Les Verrières: «Wo sind meine Artilleriebatterien?» Bis heute habe jeder Gewinner eines militärischen Konflikts über das Feuer der Artillerie ver- fügt, gab Vetsch seinen Gästen zu beden- ken: Ob bei der heiklen Aufgabe der In- ternierung einer fremden Armee – oder einer hybriden bzw. asymmetrischen Kon- fliktform wie dem Kampf gegen den Ter- rorismus. «Joint Fires» als Schlüsselfaktor Jüngstes Beispiel für einen solchen Ein- satz ist die Operation SERVAL der fran- zösischen Armee gegen islamistische Mi- lizen in Mali. Darüber referierte Oberstlt Cyril Mathias, Chef Studien und Planung an den Artillerieschulen in Draguignan (F): Wegen der grossen geographischen Aus- dehnung Malis habe sich die Mobilität des Feuers als entscheidender Faktor für einen raschen operativen Erfolg erwie- Artilleristen und Luftwaffe mit gleicher Schussrichtung Jede militärische Auseinandersetzung wird durch den Einsatz des schweren, indirekten Feuers entschieden. Deshalb braucht die Schweizer Armee sowohl weitreichende Artillerie als auch den erdkampffähigen Gripen. Ausschlaggebend ist die Fähigkeit, die Systeme gemeinsam einzusetzen. Dies die Kernbotschaft der Herbsttagung 2013 der SOGART in Luzern mit illustren Gästen. Operation SERVAL in Mali: Feuerunter- stützung durch 155 mm Geschütze «CAESAR» (Abb. oben) … Bild: RP Défense und durch 120 mm Minenwerfer (Abb. rechts). Bild: «La Guerre en Images»

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tan mit den Verhältnissen in der Schweizvergleichbar seien. Dennoch hätten Ar -tillerie und Luftnahunterstützung (CAS,close air support) erfolgreich eingesetztwerden können. 80% der Effekte am Bo-den wurde durch das kombinierte Unter-stützungsfeuer erzielt und lediglich 20%durch direktes Feuer.

Kompetenzerhaltdank Gripen

Zurzeit ist die Schweizer Armee nicht inder Lage, «Joint Fires» zu schiessen. Obersti Gst Peter «Pit» Bruns, Militärpilot undStv. Chef Einsatz der Luftwaffe, stellteklar, dass die Fähigkeitslücken im Erd-

sen. Nur dank starker Feuerunterstützungkonnten die grossen Distanzen RichtungNorden überwunden werden. Die «JointFires» von Heer und Luftwaffe warenalso ein Schlüsselfaktor: Die Kombinati-on von Artillerie, Kampfhelikoptern undKampfflugzeugen.

Mathias verfügt über persönliche Ein-satzerfahrungen im Bereich «Joint Fires:Als Fliegerleitoffizier (FAC, Forward AirController) in den Balkankriegen der1990er Jahre, als Bttr Kdt in Senegal undals S3 (Chef Einsatz Stufe Bataillon) inAfghanistan (Operation PAMIR). So er-fuhren die Gäste der Herbsttagung, dassÜberbauung und Bevölkerungsdichte imfranzösischen Einsatzgebiet in Afghanis-

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Einsatz und Ausbildung

ASMZ 10/2013

Peter Schneider, Chefredaktor

Deshalb fand der traditionelle Anlassder Schweizerischen Offiziersgesellschaftder Artillerie (SOGART) gemeinsam mitden Kameraden der AVIA Luftwaffe statt –ein Statement: Die Weiterentwicklung derArmee (WEA) mit begrenzten finanziel-len Mitteln darf nicht zu einem Verteil-kampf unter den einzelnen Waffengat-tungen führen. Im Gegenteil muss es da-rum gehen, die Reihen zu schliessen undgemeinsam für nötige Erneuerungen ein-zustehen. Oberst Matthias Vetsch, Prä -sident der SOGART, sprach sich dezi-diert für die Beschaffung des Gripen aus.Gleichzeitig wies er vor dem LuzernerBourbaki Panorama auf die Hauptsorgevon General Herzog hin, dem Ober -befehlshaber der Schweizer Armee beimGrenzübertritt jener französischen Armeeim Februar 1871 in Les Verrières: «Wosind meine Artilleriebatterien?» Bis heutehabe jeder Gewinner eines militärischenKonflikts über das Feuer der Artillerie ver-fügt, gab Vetsch seinen Gästen zu beden-ken: Ob bei der heiklen Aufgabe der In-ternierung einer fremden Armee – odereiner hybriden bzw. asymmetrischen Kon-fliktform wie dem Kampf gegen den Ter-rorismus.

«Joint Fires»als Schlüsselfaktor

Jüngstes Beispiel für einen solchen Ein-satz ist die Operation SERVAL der fran-zösischen Armee gegen islamistische Mi-lizen in Mali. Darüber referierte OberstltCyril Mathias, Chef Studien und Planungan den Artillerieschulen in Draguignan (F):Wegen der grossen geographischen Aus-dehnung Malis habe sich die Mobi litätdes Feuers als entscheidender Faktor füreinen raschen operativen Erfolg erwie-

Artilleristen und Luftwaffemit gleicher SchussrichtungJede militärische Auseinandersetzung wird durch den Einsatzdes schweren, indirekten Feuers entschieden. Deshalb brauchtdie Schweizer Armee sowohl weitreichende Artillerie als auch den erdkampffähigen Gripen. Ausschlaggebend ist die Fähigkeit,die Systeme gemeinsam einzusetzen. Dies die Kernbotschaft derHerbsttagung 2013 der SOGART in Luzern mit illustren Gästen.

Operation SERVAL in Mali: Feuer unter -stützung durch 155 mm Geschütze «CAESAR»(Abb. oben) … Bild: RP Défense

…und durch 120 mm Minenwerfer(Abb. rechts). Bild: «La Guerre en Images»

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kampf seit dem Wegfall des Hunters undder Luftaufklärung, seit dem Wegfall derMirage IIIRS besonders schmerzlich seien.Mit dem Gripen können diese Kompeten-zen wieder aufgebaut werden.

Die Luftwaffe könne so ihren Auftragnicht nur in Friedenszeiten (Luftpolizei-dienst) erfüllen, sondern auch bei erhöh-ter Spannung. Die Fähigkeit für Einsätzeim Konfliktfall sei aber nach wie vor nichtsichergesellt: Mit der Beschaffung des Gri-pen gehe es bei der Luftwaffe wie bei derArtillerie um den Kompetenzerhalt, nichtum die Bereitschaft. Indirekt plädierteBruns damit für eine weiterreichende Ar-tillerie: Die Luftwaffe wirke ausserhalbderen Schussbereich, ausserdem führtenüberlappende Zielkataloge zu umfangrei-cher Koordination.

Priorität von Führungs- und Kommunikationssystemen

Die Fähigkeit zur Abwehr eines militä-rischen Angriffs werde eine Kernkompe-tenz der Armee bleiben. Div Hans-PeterWalser, Chef Armeestab, verwies in sei-nem Referat allerdings auf die Wechsel-

wirkung der Grundparameter Personal-bestand, Diensttage, Finanzen und Ver-weildauer bei der Weiterentwicklung derArmee (WEA). Jeder dieser Parameterhabe direkten Einfluss auf Leistungska -talog und Organisation der Armee. Sogehe der Auftrag zur Verteidigung jedochvon einer Bereitschaft zu einem Kompe-tenzerhalt über.

Viel wichtiger als die einzelnen Kompo-nenten sei jedoch der Verbund zwischenSensoren, Entscheidungsträgern und Ef-fektoren. Dazu werden flexible Führungs-

systeme und Übermittlungssysteme mithoher Bandbreite für die Datenkommu-nikation vorausgesetzt. Der Austausch zwi-schen Forward Air Controller und Schiess-kommandanten auf der untersten Stufealleine reiche nicht aus. Das ganze Systemvom Beobachtungstrupp bis zur Stufe JointForce Command müsse funktionieren.

SchulterschlussSOGART und AVIA

Für SOGART-Präsident Oberst Mat-thias Vetsch und AVIA-Präsident OberstFabian Ochsner ist der Schulterschlusszwischen Artillerie-rot und Luftwaffen-blau zumindest auf Stufe der Offiziersge-sellschaften anlässlich Herbsttagung 2013mit 160 Teilnehmern gelungen. Je klei-ner die Bestände an Mitteln und Personalwürden, desto wichtiger werde die Zu-sammenarbeit. Die beiden OG-Präsiden-ten halten in ihrem gemeinsamen Fazitfest: «Es müssen nun alle Bestrebungengetroffen werden, dass dies auch bezüg-lich Doktrin, Organisation, Ausbildung,Mittel und Personal in der Schweizer Ar-mee entsprechend umgesetzt wird.» ■

Der Gripen E ermöglicht den Wiederaufbauder Kernkompetenzen Luftaufklärung undErdkampf. Bild: Saabgroup

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