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aspekte 8 MUTSPENDER GESUCHT! 12 „Sie sind echte Überlebenskünstler.“ 11 Bestnoten für den Möhrenkäse 4 Raus aus den dunklen Momenten Das Magazin der Vorwerker Diakonie 1 | 2019

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aspekte

8 MUTSPENDER GESUCHT!

12 „Sie sind echte Überlebenskünstler.“

11 Bestnoten für den Möhrenkäse

4 Raus aus den dunklen Momenten

Das Magazin der Vorwerker Diakonie 1 | 2019

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Informationen und Vermietung:Telefon: 0451 / 4002-56842 oder Telefon: 0451 / 4002-56843E-Mail: [email protected]

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Vorwerker Dienste GmbH | Triftstraße 139-143 | 23554 Lübeck

Fertigstellung:

April 2019

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Mit der Spendenaktion „Licht im Advent“ der Lübecker Nachrichten ist es öffentlich geworden: Nach mehr als 30 Jahren wollen wir unsere Fach-klinik für Kinder- und Jugendpsychiat-rie neu bauen. Fast 500 Spender sind dem Spendenaufruf gefolgt und haben 50.000 Euro zusammengetragen. Ein schöner und hoffnungsvoller Beginn für das Jahr 2019. Ein Beginn, der uns Mut macht, dass es gelingt, weitere Unter-stützer, weitere Mutspender für unser großes Projekt zu finden.

In den vergangenen Wochen wurde ich immer wieder einmal auf unsere Fachklinik angesprochen. Ich habe von Menschen erfahren, dass Angehörige oder Bekannte dort Hilfe fanden. Ich habe gehört, wie hoffnungslos den Betroffenen und ihren Familien davor das Leben erschien. Wie ohnmächtig, hilflos und bisweilen auch sprachlos sie sich fühlten. Allein den ersten Schritt zu gehen, um aus ihrer festgefahrenen Le-benssituation herauszukommen – kaum vorstellbar, kaum zu schaffen.

Seelisch erkrankte Kinder und Ju-gendliche nicht allein und im Verbor-genen zu lassen, ihnen eine Sprache und eine Stimme zu geben, ist Aufgabe unserer Gesellschaft. Es ist gleicherma-ßen das Anliegen unserer Fachklinik, Tageskliniken und Institutsambulanzen in Lübeck, Büchen und Eutin. Die Mit-arbeitenden unserer Einrichtungen fin-

den gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen einen Ausweg aus ihrer verzweifelten Situation. Das setzt eine hohe Fachlichkeit voraus. Dazu eine besondere innere Haltung, die die Be-troffenen mit ihrer Leidensgeschichte annimmt, ihnen Schritt für Schritt Si-cherheit und Zuversicht gibt und auch in Krisen standhält. Und es braucht das passende räumliche Umfeld, damit kranke Seelen heilen, neuer Lebensmut und Lebenswille entstehen können.

Über die Zeit der Patientinnen und Patienten in unserer Fachklinik berich-ten wir auf den folgenden Seiten. Neh-men Sie sich die Zeit, von Kindern und Jugendlichen zu lesen, die zurück ins Leben finden wollen, und von Men-schen, die sie auf diesem schwierigen Weg mit viel Engagement und Geduld begleiten. Außerdem berichten wir über unser Neubau-Projekt und unsere dazugehörige Mutspender-Aktion, die ich Ihnen ganz besonders ans Herz le-gen möchte. Machen Sie mit: Werden auch Sie Mutspender für seelisch kran-ke junge Menschen!

Herzlichst Ihr

Fred Mente

EDITORIAL

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,liebe Freundinnen und Freunde der VORWERKER DIAKONIE!

Titelbild (@RimDream, shutterstock)

„Raus aus den dunklen Momenten“:

Diese Ausgabe der „aspekte“

berichtet rund um die Fachklinik für

Kinder- und Jugendpsychiatrie der

Vorwerker Diakonie.

Impressum

Herausgeber: Vorwerker Diakonie gGmbH, Triftstraße 139-143, 23554 Lübeck

Telefon: 0451 / 4002-0 | Fax: 0451 / 4002-50552 | Internet: www.vorwerker-diakonie.de

E-Mail: [email protected] | Druck: Druck-Kontor 2.0 der Vorwerker Diakonie

Redaktion: Lutz Regenberg | Beirat: Gerhard Backschat, Christine Glienke, Jürgen Holznagel,

Susanne Katzberg, Judith Reincke, Kristin Wendt | Fotos und Abbildungen: fotolia, Olaf Malzahn,

shutterstock, Vorwerker Diakonie | Grafik / Layout: RESULTED

Spendenkonto: IBAN: DE58251205100004408044, BIC: BFSWDE33HAN, Bank für Sozialwirtschaft

Fred Mente Geschäftsführer der Vorwerker Diakonie

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Von: Kristin WendtMit seiner schwarzen Jeans, dem

blauen Kapuzenpulli und den verwu-schelten Haaren sieht Simon* aus wie viele andere 14-Jährige auch. Aber während seine Altersgenossen an diesem Montagmorgen gerade in der Schule sitzen, steht Simon mit einer großen Reisetasche vor der Anmel-dung der Fachklinik für Kinder- und Ju-gendpsychiatrie, -psychosomatik und

-psychotherapie der Vorwerker Diako-nie. Mit dabei sind seine Eltern Saskia* und Daniel*. Allen ist etwas mulmig zumute, alle sind ziemlich aufgeregt. Das legt sich ein wenig, als Mathias Bähnke auf sie zukommt und sie mit einem herzlichen Händedruck begrüßt.

„Wir kennen uns ja schon aus dem Vor-gespräch vor ein paar Wochen“, sagt der Krankenpfleger. „Die Therapeutin und ich zeigen dir gleich erstmal dein Zimmer auf unserer Station und dann setzen wir uns nochmal zusammen.“

Keine Türgriffe anfassen

Drei Monate lang wird die Fachkli-nik der Vorwerker Diakonie Simons Zuhause auf Zeit sein. Drei Monate, an die sehr große Hoffnungen geknüpft sind. Viel zu lange schon ist das Leben des Jugendlichen und seiner Eltern von Simons Zwangserkrankung bestimmt. Er will und kann keine Türgriffe anfas-sen. Der Glaube daran, dass er dann von schlimmen Krankheiten befallen werden würde, ist tief in seinem Inne-ren verwurzelt. „Geschlossene Türen werden so zu seinem unüberwind-baren Hindernis“, erklärt seine Mut-ter. Es ging so weit, dass Simon nicht mehr zur Schule gehen und kaum noch

das Haus verlassen konnte. Seine El-tern schwankten zwischen Hilflosig-keit und Verzweiflung. „Ich habe ihm immer alle Türen aufgemacht, damit er überhaupt irgendwo hingeht“, sagt die Mutter nun auch noch einmal im Aufnahmegespräch. „Aber so kann es nicht weitergehen, wir können so ein-fach kein normales Leben mehr füh-ren.“ Der stationäre Aufenthalt in der Fachklinik soll nun vorrangig Simon, aber auch seinen Eltern helfen, einen Umgang mit der Erkrankung zu finden.

„Am Anfang lernst du jetzt erstmal

alles kennen“, sagt Mathias Bähnke. „Und dann starten wir mit einem klar geregelten Wochenplan - und jeden Mittwochnachmittag können deine El-tern zu Besuch kommen.“

Ablenken vom Heimweh

Was so logisch klingt, ist für die jun-gen Patientinnen und Patienten der Fachklinik eine riesige Herausforde-rung. „Wir nehmen Kinder und Jugend-liche ab zehn Jahren auf“, sagt Jasmin Fliß, Bähnkes Kollegin auf der Station

TITEL

Raus aus den dunklen MomentenZwangserkrankungen, ADHS, Suizidgefährdung - die Diagnosen, mit denen Kinder und Jugendliche in die Fachklinik der Vorwerker Diakonie kommen, sind unterschiedlich. Drei Monate leben sie hier, um etwas zu verändern. Die Mitarbeiten- den auf den Stationen schaffen ihnen ein Zuhause auf Zeit und rund um die Therapien einen strukturierten Alltag.

* Namen geändert, die Geschichten sind frei nacherzählt

Kunsttherapie ist einer von vielen Bausteinen, mit denen die Fachklinik der Vorwerker Diakonie seelisch kranken Kindern und Jugendlichen dabei hilft, wieder Lebensmut zu finden. (Foto: Olaf Malzahn)

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Raus aus den dunklen MomentenZwangserkrankungen, ADHS, Suizidgefährdung - die Diagnosen, mit denen Kinder und Jugendliche in die Fachklinik der Vorwerker Diakonie kommen, sind unterschiedlich. Drei Monate leben sie hier, um etwas zu verändern. Die Mitarbeiten- den auf den Stationen schaffen ihnen ein Zuhause auf Zeit und rund um die Therapien einen strukturierten Alltag.

en. „Wir bieten den Kontakt zu uns an“, sagt Fliß. „Das ist oft auch eine erste Erkenntnis hier in der Klinik: Ich werde wahrgenommen. Die Erwachsenen in-teressieren sich für mich.“ Das kennen viele Patienten von zu Hause nicht. Oft fehlen ihnen gesunde, funktionierende Beziehungen, jemand, der zuhört.

Wieder zur Schule gehen

Die Station „Korallenriff“, auf der Si-mon jetzt sein Zimmer bezieht, bietet acht Plätze für Jungen und Mädchen. Es gibt ein Einzelzimmer, zwei Dop-pelzimmer und ein Dreierzimmer, ein Gemeinschaftsbad und einen gemein-samen Wohnbereich. Zu den Mahl-zeiten treffen sich immer alle am groß-en Tisch. Jeder Patient erlebt einen klar strukturierten Tagesablauf: „Rituale geben die so notwendige Sicherheit“, sagt Mathias Bähnke. Neben der Be-handlung in Einzel- und Gruppenthe-rapien gehören Bewegungsangebote wie Schwimmen, Kanufahren oder Fußball zum Programm. Und natürlich die Schule. Viele der psychisch er-krankten Kinder und Jugendlichen sind

- so wie Simon - vor dem Klinikaufent-halt nicht mehr regelmäßig oder gar nicht mehr zur Schule gegangen. Hier lernen sie das wieder kennen, in klei-nen Gruppen und nur wenige Stunden am Tag. „Die meisten gehen hier sogar richtig gerne zur Schule“, so Bähnke.

In letzter Sekunde gerettet

Gerade fliegt die Tür der Station auf und ein quirliges Mädchen kommt he-reingewirbelt. „Ich habe Hunger!“, ruft sie laut und setzt sich neben Simon an

„Korallenriff“. „Einige sind vielleicht mal für die Ferien von ihren Eltern und ihrem Zuhause getrennt gewesen. Aber drei Monate weg zu sein - noch dazu in einer ohnehin angespannten Situation, in einer neuen Umgebung und mit ganz unbekannten Menschen

- das ist ein enormer Schritt.“ Heimweh spielt gerade für die Jüngeren eine Rolle. Alles ist erstmal fremd. Mathi-as Bähnke und Jasmin Fliß versuchen dann, abzulenken, zum Beispiel durch Spielen, Vorlesen, Reden. Überhaupt gilt erst einmal, Vertrauen aufzubau-

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den Tisch. „Wer bist du?“, fragt sie und schnappt sich einen Apfel. Auf den er-sten Blick ist schwer vorstellbar, dass Nele* suizidgefährdet ist. Doch es gab diese dunklen Momente, in denen die 13-Jährige einfach nicht weiterwusste. Falsche Freunde mobbten sie in den Sozialen Medien. Ihr Freund machte Schluss. Und ihre Eltern trennten sich. Nele verletzte sich selbst und wollte sich schließlich sogar umbringen. Die Polizei rettete sie in letzter Sekunde. Hier in der Klinik wird sie allmählich wieder stabil - vor allem die Kunst-therapie hat es ihr angetan. Und schon bald freundet sie sich mit Simon an.

„Das Schöne ist, dass die Patienten

Die Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie

Die Fachklinik der Vorwerker Diakonie stellt mit ihren stationären, ambulanten und tagesklinischen Angeboten das kinder- und jugendpsychiatrische Behandlungsangebot für Lübeck, die Landkreise Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein.

Im stationären Bereich werden pro Jahr über 500 Patienten im Alter von zehn bis 18 Jahren behandelt.

Kontakt:Triftstraße 139-14323554 LübeckTelefon: 0451 4002-50400www.vorwerker-diakonie.de

Kunsttherapie ist einer von vielen Bausteinen, mit denen die Fachklinik der Vorwerker Diakonie seelisch kranken Kindern und Jugendlichen dabei hilft, wieder Lebensmut zu finden. (Foto: Olaf Malzahn)

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Damit kranke Seelen heilen Bereits seit 1996 arbeitet Oliver Soyka in der Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Vorwerker Diakonie. Heute ist der gebürtige Flensburger Chefarzt der Lübecker Fachklinik und ihrer Außenstellen. Vor dem 53-Jährigen liegt nun eine besondere berufliche Herausforderung: Unter seiner Leitung entsteht die Klinik in den nächsten zwei Jahren komplett neu. Im Interview mit aspekte berichtet Soyka von den Hintergründen.

Von: Lutz Regenbergaspekte: Herr Soyka, zuletzt

konnte man immer wieder lesen, dass Suizid die zweithäufigste To-desursache bei jungen Menschen ist.

Oliver Soyka: Leider ist das so. Die häufigste Ursache sind Unfälle, an zweiter Stelle stehen dann be-reits Selbsttötungen. Die Suizidrate ist in dieser Altersgruppe natürlich statistisch besonders auffällig, da beispielsweise Alterskrankheiten als Todesursache ausfallen. Aber auch wenn man die verschiedenen Al-tersgruppen vergleicht, muss man feststellen, dass Teenager und junge Erwachsene die höchste Selbstmord-rate haben. Suizidversuche werden im Übrigen statistisch nicht erfasst.

aspekte: Junge Menschen, die ei-nen Suizidversuch hinter sich haben, landen dann glücklicherweise in Ih-rer Klinik?

Soyka: Tatsächlich. Unser Haus ist zuständig für die Region Lübeck, Ostholstein, Stormarn und das Her-zogtum Lauenburg. Nahezu täglich erleben wir, dass Patienten in Notsi-tuationen zu uns kommen und auf-genommen werden müssen.

aspekte: Warum sind gerade Ju-gendliche oft selbstmordgefährdet?

Soyka: Das Jugendalter und vor allem die Pubertät ist eine sehr ver-letzliche Lebensphase. Die Ablösung von den Eltern, Schulstress, neue Be-ziehungen, neue Konflikte, schwie-rige Weichenstellungen prägen diese Phase. Oft erleben die jungen Men-schen dann ein Gefühl von Versagen und Verlassensein. Gleichzeitig ist es leider so, dass in unserer Gesellschaft der Druck zunimmt und Eltern nicht

Fortsetzung: Raus aus den dunklen Momenten

meistens schnell Kontakt zu den ande-ren Kindern und Jugendlichen knüpfen. Manchmal helfen die Größeren auch den Kleineren“, sagt Jasmin Fliß.

Ausprobieren und Ziele setzen

Am Ende von Simons erster Woche in der Fachklinik wird auf der Station

„Korallenriff“, wie jeden Freitagabend, selbst gekocht. Zwei Patienten sind dafür zuständig und entscheiden auch, was zubereitet wird. „Ich stand schon einmal mit zwei Jungs und einem Bra-ten da“, erzählt Jasmin Fliß lachend.

„Wir hatten alle keine Ahnung, wie man den zubereitet, aber wir haben es irgendwie hinbekommen.“ Etwas hin-zubekommen, etwas auszuprobieren und etwas zu verändern - das lernen die Kinder und Jugendlichen während ihres Aufenthaltes in der Klinik. Sie setzen sich gemeinsam mit den The-

rapeuten und auch gemeinsam mit ihren Eltern Ziele, damit das Leben danach unter anderen Vorzeichen weitergehen kann. Therapeutisch kann die Fachklinik schon jetzt sehr viel bieten. Aber: „Für manche Akti-vitäten fehlt es im Moment leider an Platz“, sagen Mathias Bähnke und Jasmin Fliß. „Zum Beispiel gibt es kei-nen geeigneten Ort, an dem die Pati-enten sich in der Klinik außerhalb der Stationen treffen können - deshalb freuen wir uns auf den Neubau un-serer Fachklinik, in dem es insgesamt viel mehr Platz, geeignete Aufent-haltsräume und gerade für die Klei-neren außerdem Spielzimmer geben wird. Und auch das Dreibettzimmer auf unserer Station wird dann Ge-schichte sein.“ Simon wird die Klinik dann längst verlassen haben. Aber vielleicht schaut er ja nochmal vorbei

- und öffnet dann selbst die Tür.

Krankenpfleger Mathias Bähnke (l.) und Erzieherin Jasmin Fliß (r.) schaffen den jungen Patienten der Station „Korallenriff“ ein Zuhause auf Zeit.

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mehr so gut im Auffangen ihrer Kinder sind. Die Anforderungen steigen also. Andere Formen der Unterstützung , die früher üblich waren – beispiels-weise durch Großeltern, mit denen man früher oft unter einem Dach ge-lebt hat – sind weggefallen. Am Ende gibt es eine ganze Reihe von jungen Menschen, die an diesen Rahmenbe-dingungen verzweifeln. In dieser Ver-zweiflung verletzen sie sich selbst und haben Selbstmordgedanken. Manche setzen sie leider sogar um.

aspekte: Das heißt also auch, dass die Zahlen psychisch kranker Kinder und Jugendlicher insgesamt steigen.

Soyka: In unserer Fachklinik haben die Patientenzahlen stark zugenom-men. Wir behandeln heute rund 30 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

aspekte: Planen Sie vor diesem Hintergrund den Neubau Ihrer Klinik?

Soyka: Das ist ein wesentlicher Grund. Ein zweiter ist, dass die Aus-stattung und die Struktur unserer Klinik nicht mehr zeitgemäß sind. Nehmen Sie beispielsweise unseren Eingangs-bereich: Durch den Haupteingang er-reichen Sie direkt die Anmeldung. Vie-len Familien fällt es nicht leicht, hier um Hilfe zu bitten, sie schaffen erst nach längerem Zögern den Schritt zu uns. Durch den Eingangsbereich muss gleichzeitig auch jeder Notfall. Manch-mal in Begleitung der Polizei, manch-mal verletzt, manchmal fixiert. Das ist alles sehr öffentlich und kann so man-chen auch wieder den Mut nehmen.

aspekte: Es fehlt also eine moderne Notaufnahme?

Soyka: Genau. Außerdem ist es einfach zu eng geworden. Jungen und Mädchen müssen sich Gemeinschafts-bäder teilen, es gibt zu wenige Räume, in die man sich zurückziehen kann. Wir haben insbesondere für die jüngeren Kinder keine Spiel- und Aufenthalts-möglichkeiten. Die Liste ist also lang. Damit kranke Seelen wieder gesund werden können, brauchen wir neben guten Fachkräften auch geeignete Rahmenbedingungen. Kurzum: Mit einem Neubau können wir die Hei-lungsmöglichkeiten unserer Patienten verbessern - mit Räumen, die erfüllt sind von Freude und Lust am Leben.

aspekte: Also hat die Vorwerker Diakonie entschieden, eine neue Klinik zu bauen?

Soyka: So leicht war das nicht. Zunächst mussten wir das Gesund-heitsministerium von unseren Überle-gungen überzeugen. Danach wurden wir in die Krankenhausfinanzierungs-planung aufgenommen und erhielten eine Förderzusage über rund acht Millionen Euro. Der Neubau wird ins-gesamt ungefähr zwölf Millionen ko-sten - das Land finanziert immer nur einen Teil der Kosten. Die entstehende Finanzierungslücke muss die Vorwer-ker Diakonie selbst tragen. Weil es uns schwer fällt, das alleine zu schaffen, haben wir eine Spendenkampagne gestartet.

aspekte: Wie sehen die nächsten Schritte nun aus?

Soyka: Die Planungen sind abge-schlossen, noch dieses Jahr werden auf dem Campus der Vorwerker Dia-konie die Bauarbeiten beginnen. Wenn alles klappt, ist die Klinik im Sommer 2021 fertig.

Damit kranke Seelen heilen Bereits seit 1996 arbeitet Oliver Soyka in der Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Vorwerker Diakonie. Heute ist der gebürtige Flensburger Chefarzt der Lübecker Fachklinik und ihrer Außenstellen. Vor dem 53-Jährigen liegt nun eine besondere berufliche Herausforderung: Unter seiner Leitung entsteht die Klinik in den nächsten zwei Jahren komplett neu. Im Interview mit aspekte berichtet Soyka von den Hintergründen.

TITEL-INTERVIEW

Chefarzt Oliver Soyka mit den Bauplänen der neuen Fachklinik für Junges Leben. (Foto: Olaf Malzahn)

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SPENDEN

Von: Sabine Albers-HoheÜber psychische Erkrankungen bei

Kindern und Jugendlichen wird auch heute noch viel zu wenig gesprochen. Dabei ist Suizid die zweithäufigste To-desursache bei jungen Menschen.

In der Fachklinik für Kinder- und Ju-gendpsychiatrie behandelt das Team der Vorwerker Diakonie pro Jahr 500 Kinder. Sie haben Depressionen, Trau-mata oder Zwangsstörungen. Ärzte, Therapeuten und das Pflegepersonal schenken den Patienten wieder Le-bensmut. Doch dazu benötigen sie ein modernes Umfeld und ausreichend Platz für die wichtige Familienarbeit. Die alte Klinik ist in die Jahre gekom-

men und erfüllt diese Aufgabe nicht mehr. Mädchen und Jungen teilen sich Gemeinschaftsbäder, die Wege zu den Behandlungszimmern sind sehr lang. Es gibt keinen Platz zum Spielen und Erholen und auch für die Familienarbeit fehlen geeignete Räume.

Große Spendenkampagne

Deshalb baut die Vorwerker Dia-konie eine neue Fachklinik, in der die kleinen Patienten noch besser behan-delt werden können. Wirklichkeit wer-den kann JuLe - die neue Fachklinik für Junges Leben - aber nur mit Ihrer Hilfe. Die Vorwerker Diakonie hat sich ent-

schieden, mit diesem Thema und ei-ner breiten Spendenkampagne an die Öffentlichkeit zu gehen. „Dabei geht es zum einen darum, dass wir dieses wegweisende Projekt mit der Hilfe von Spendern, Stiftungen und Kooperati-onspartnern realisieren können“, sagt Fred Mente, Geschäftsführer der Vor-werker Diakonie. „Aber daneben ist es uns sehr wichtig, auch das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Ich danke allen, die dazu beitragen, dass Kindern und Jugendlichen in seelischer Not noch besser geholfen werden kann.“

Lesen Sie mehr zum Thema unterwww.jule-luebeck.de

MUTSPENDER GESUCHT!Mädchen und Jungen in seelischer Not zu helfen - das ist den Mitarbeitenden unserer Fachklinik Beruf und Berufung. Doch der Klinikalltag erfordert nicht nur Fachkompetenz und Anteilnahme. Zum Gesundwerden brauchen die Kinder

auch eine moderne Klinik - mit Platz zum Spielen, Erholen, zum Reden, Loslassen und Krafttanken.

So wird sie aussehen: die neue Fachklinik für Junges Leben auf dem Campus an der Lübecker Triftstraße.

Unsere neue Klinik » 50 Behandlungsplätze auf fünf Stationen » helle und offene Stationen » Platz für Familienarbeit » neue Kinderschwerpunktstation für Kinder ab sechs Jahren » moderne Notaufnahme mit angegliederter Akutstation » Besuchercafé, Spielecken und Aufenthaltsräume » neue Schulräume in der Klinik

1.000 € Spielecke

auf dem Flur

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SPENDEN

ONLINE SPENDEN

SPENDENKONTO:IBAN: DE58 2512 0510 0004 4080 44BIC: BFSWDE33HANBank für Sozialwirtschaft

KONTAKTSabine Albers-HoheTel. 0451 4002-50183Mail: [email protected]

1.000 € Spielecke

auf dem Flur

650 € Instrumente für Musiktherapie

315 € Turnbank im

Bewegungsraum

2.500 € Spielgeräte

für den Innenhof

1.300 € Töpferscheibe für die

Kunsttherapie

Ihre Spende für:

Liebe Leserinnen und Leser,

Junges Leben - genau darum geht es in unserer Fachklinik. Bei je-dem Besuch dort erschüttern mich die Leidensgeschichten der Kinder und Jugendlichen, aber zugleich bin ich unglaublich beeindruckt von ih-rer Stärke und Willenskraft. Sie wol-len in ihrem Leben etwas ändern und sich ihren Krankheiten stellen. Genau hierfür brauchen wir auch Ihre Hilfe!

Ob es ein neues Spielgerät auf dem Innenhof ist oder eine Turn-bank: Nur mit Spenden können wir die neue Klinik zu einem guten Zu-hause auf Zeit für die Kinder ma-chen. Bitten Sie zum Beispiel auf einem Geburtstag oder Jubiläum um Spenden für JuLe und berichten Sie auch Ihren Freunden von un-serem Projekt. Sprechen Sie mich gerne an - gemeinsam finden wir die Spendenaktion, die zu Ihren Ideen passt. Ich freue mich auf Sie!

Herzlichst, Ihre Sabine Albers-Hohe

Iris Rü-diger, Kunst-therapeut in :

„Ich freue mich auf die neue Klinik, weil wir dort mehr Platz für die kreativen Ideen der Kinder haben. In der kunstthe-rapeutischen Arbeit finden die Pa-tienten oft einen neuen Zugang zu sich selbst - ganz tief verborgene Gefühle bahnen sich ihren Weg. Dabei ist jedes Kind einzigartig - und das zeigen auch ihre Arbeiten. Ängste, Wut, Selbstzweifel, aber auch Hoffnungen und Lebenshun-ger der Kinder bekommen dort Platz. Sie werden greifbar und da-mit auch beherrschbarer.“

Tim Reschke, Psychotherapeut i.A.: „Ich freue mich auf die neue Klinik, weil dort die ganze Familie Platz findet. Wenn wir unseren Pa-tienten helfen, dann geht das nicht ohne ihre Familien. Denn auch sie leiden mit, können aber auch zur Heilung beitragen. Wenn ich jetzt mit Eltern im Gespräch bin, muss das im Büro stattfinden. Da sit-zen wir sehr beengt, und das ist manchmal gar nicht hilfreich. In

der neuen Klinik wer-den wir gute The-

rapieräume und Räume für die Spieltherapie haben.“

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Schluss mit dem Wegwerfen

Die Vorwerker Diakonie beteiligt sich an einer Aktion der Hansestadt Lübeck: An verschiedenen Kaffee-Bars der Stadt gibt es jetzt für den „Cof-fee to go“ nur noch Mehrwegbecher

– so auch in zwei Cafés der Vorwerker Diakonie. „Gegen ein Pfandgeld von einem Euro können unsere Gäste einen solchen Recup-Becher bekommen und ihren Kaffee darin mitnehmen“, sagt Abteilungsleiterin Friederike Kruse.

„Sie können den Becher dann in einem teilnehmenden Café abgeben und ihr Geld zurückerhalten oder ihn wie-der neu befüllen lassen.“ Aus hygie-nischen Gründen muss lediglich ein ei-

gener Deckel dazugekauft werden. Die „Recup“-Becher sind bundesweit im Einsatz. Entsprechend kann der Becher fast überall in Deutschland getauscht werden – wo genau, erfahren Kunden in der Recup-App oder unter www.re-cup.de. „Ein einzelner Becher hält un-gefähr 500 Spülgänge durch, ersetzt also bis zu 500 Einwegbecher“, so Kru-se. Die Becher sind aus dem Kunststoff PP hergestellt, frei von Schadstoffen und Weichmachern. Nach ihrem hun-dertfachen Einsatz sind sie zudem voll-ständig recycelbar. „Wir hoffen, damit einen Beitrag für umweltfreundlichen Kaffeegenuss leisten zu können.“

Welcome-Day in der Altenpflege

Gleich 18 neue Altenpflege-Azubis konnte die Vorwerker Diakonie im Herbst 2018 begrüßen. „Das sind so viele wie noch nie“, freut sich Nico-le Tietz, Ausbildungskoordinatorin im Bereich Altenpflege. Im Rahmen eines „Welcome Days“ kamen alle in der Lübecker Seniorenpflegeeinrich-tung „Lotti-Tonello-Haus“ zusammen, um den praktischen Teil der Ausbil-dung offiziell zu beginnen und ihren

Arbeitgeber besser kennenzulernen. Beim Großteil der Neuen handelt es sich um Auszubildende zur Altenpfle-gefachkraft und zum Altenpflegehel-fer. Aber auch zwei Studenten des Dualen Bachelor-Studienganges Pfle-ge sind mit an Bord. Sie alle kommen

in Seniorenpflegeeinrichtungen oder der Ambulanten Pflege der Vorwer-ker Diakonie zum Einsatz. Die Gruppe ist international aufgestellt: „Wir ha-ben unter anderem Auszubildende aus Griechenland, Armenien und Vietnam“, sagt Tietz. Auch das Alter der Auszubil-denden variiert – von 17 bis 49 Jahren.

„Ich freue mich über die ganze Gruppe und wünsche allen eine schöne und er-folgreiche Ausbildungszeit bei uns.“

VorwerkerNotizen

RÜCKBLICK

10.000 Euro für besondere Seniorenwünsche

Es ist schon fast eine schöne Tradition: Die Seniorenpflegeeinrichtung Lotti-Tonello-Haus der Vorwerker Diakonie hat auch 2018 eine großzügige Förderung durch die Edith von der Lippe-Stief-Stiftung erhalten. Die 10.000 Euro gehen in die „Wunschbaum-Aktion“, die Bewohnerinnen und Bewohnern besondere Wünsche erfüllt. „Das kann der Besuch eines Lieblingsortes sein - oder aber auch, ein letztes Mal auf einem Pferd zu sitzen“, so Einrichtungsleiterin Manu-ela Zastrow-Behrendt. „Herzlichen Dank, dass Sie uns hierbei unterstützen!“

Friederike Kruse und Mitarbeiter Michael Reißig servierten in der Passage der Vorwerker Diako-nie die ersten Pfandbecher mit frischem Kaffee.

Manuela Zastrow-Behrendt und die Vorsit-zende der Stiftung, Renate Siewertsen (v.l.).

Die „Neuen“ freuen sich mit Ausbildungskoordi-natorin Nicole Tietz (r.) auf die Ausbildung in der Vorwerker Diakonie.

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RÜCKBLICK

Von: Kristin WendtGeschmack, Aussehen, Geruch – der

Verband für handwerkliche Milchver-arbeitung (VHM) nimmt einmal im Jahr Käsespezialitäten aus ganz Deutschland genau unter die Lupe. Ende 2018 hat der VHM jetzt den Möhrenkäse aus der Meierei der Vorwerker Diakonie pro-biert und mit dem Qualitätspreis in Gold ausgezeichnet. „Unser Käse hat in allen Prüfkriterien die höchste Punktzahl er-halten“, sagt Molkereimeisterin Jenny Hansen. „Das ist besonders für unsere Kolleginnen und Kollegen mit Behinde-rungen eine tolle Anerkennung.“

Chili-Käse wohl etwas zu scharf

„Ich hatte für den Käsepreis eigent-lich auf unseren Chili-Käse gesetzt“, schmunzelt Hansens Kollege Oliver Schemet. „Aber der ist der Fachjury beim VHM wohl etwas zu scharf gewe-sen und nun hat der Möhrenkäse doch

besser abgeschnitten.“ Einen VHM-Pu-blikumspreis, bei dem Verbraucher ab-stimmen konnten, erhielt außerdem der Tomaten-Basilikum-Käse aus Lübeck. „Wir freuen uns wirklich sehr über die Preise“, so Schemet. „Das zeigt ja, dass wir gute Arbeit machen.“

Traditionelle Herstellung

In der Meierei der Vorwerker Diako-nie arbeiten Menschen mit und ohne Behinderungen im Team. Die Käser und Käserinnen werden speziell ausgebildet, damit sie das hohe Qualitätsniveau der traditionellen, handwerklichen Herstel-lung sicherstellen können. Die aktuell 13 Mitarbeitenden mit Behinderungen werden außerdem durch sozialpäda-gogische Begleitung unterstützt und können zusätzlich an arbeitsbegleiten-den Maßnahmen teilnehmen. Dazu ge-hören beispielsweise Computerkurse und Sportangebote. Einer von ihnen hat

kürzlich eine eigene Rezeptur für einen Käse entwickelt, die dann in der Meierei umgesetzt und für gut befunden wurde. Die Sorte „Kräuter der Provence“ gehört seitdem fest ins Sortiment.

„Hansfelder Käse“

Für ihren Bio-Käse, der unter dem Namen „Hansfelder“ bekannt ist, nutzt die Meierei nur hochwertige, regionale Zutaten. Zum Programm gehören ne-ben den klassischen Sorten nach Gou-da- und Tilsiter-Art auch spezielle Sor-ten wie der Chili-, Salbei- und Frischkäse sowie Joghurt und Eis. Der größte Teil der Produktion geht in Einrichtungen der Vorwerker Diakonie, wie Senioren-pflegeeinrichtungen oder Wohnein-richtungen für Menschen mit Behin-derungen. „Außerdem beliefern wir Kunden im Lübecker Raum“, sagt Jenny Hansen. „In einigen Cafés in der Innen-stadt gibt es unseren Käse zum Früh-stück.“ Privatkunden können den Käse in der Passage der Vorwerker Diakonie, Vorwerker Straße 33, 23554 Lübeck, so-wie in ausgewählten Lebensmittelmärk-ten von Famila und Citti erwerben.

Führungen sind möglich

Gerne zeigen die Mitarbeitenden der Meierei ihr Handwerk auch Schul-klassen und anderen interessierten Gruppen. „Wer uns besuchen möchte, kann bei uns gerne wegen eines Ter-mins anfragen“, so Hansen.

Bestnoten für den MöhrenkäseDie Meierei der Vorwerker Diakonie - Teil der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und einzige Meierei in der Region Lübeck - hat den Deutschen Käsepreis 2018 erhalten.

Kontakt zur Meierei:Telefon: 0451 4002-63025 [email protected]

Ausgezeichnet: Pascal Schmidt, Oliver Schemet und Florian Scheef (v.l.) von der Meierei der Vorwerker Diakonie freuen sich über den Deutschen Käsepreis für ihren Möhrenkäse.

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Von: Kristin Wendt„Ich war schon immer daran interes-

siert, wie Menschen sind und warum sie so sind - und ich bin als Jugendliche einer sehr faszinierenden Psychologin begegnet“, sagt Kristin von Auer. „So bin ich zu diesem Fach gekommen.“ Die heute 47-Jährige, die die erste Zeit ihres Lebens im Rhein-Main-Gebiet verbrachte, studierte Psychologie in Düsseldorf und Trier. Als sie ins Berufs-leben startete, kam sie dann erstmals mit Borderline-Patienten in Kontakt.

„Menschen mit dieser Erkrankung sind emotional sehr verletzlich, haben viel stärkere Gefühle als der Durch-schnittsmensch und haben nie richtig gelernt, mit ihren Gefühlen umzuge-hen“, so von Auer. „Sie denken häufig, dass sie anders sein sollten und kämp-fen ständig gegen sich selbst.“

Inspiriert von Marsha Linehan

Kristin von Auer „brannte“ von Anfang an für die Arbeit mit diesen Patienten, die viele als besonders he-rausfordernd empfinden. Schon bald hatte sie den Eindruck, dass Konzepte dafür fehlen, die sogenannten „Bor-derliner“ richtig zu behandeln. So kam es zu einem für sie wichtigen Moment:

„Ich hatte in Trier eine Patientin mit ei-ner sehr massiven Boderline-Störung und wusste einfach nicht, wie ich sie behandeln soll. Eine Kollegin hat mir dann ein Buch von Marsha Linehan in die Hand gedrückt und mir vorge-schlagen, es mal damit zu versuchen.“ Die US-amerikanische Psychologin Marsha Linehan hatte die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) für Bor-derline-Patienten entwickelt. Grund-

legend dabei ist, sich selbst und seine Gefühle akzeptieren zu lernen und bestimmte Fertigkeiten (Skills) zu entwickeln, die in schwierigen Situati-onen helfen können, die Anspannung abzubauen. Das kann die Patienten beispielsweise davor bewahren, sich selbst zu verletzen. „Ich bin damit zu der Patientin gegangen und wir haben das Buch dann zusammen durchgear-beitet“, erzählt von Auer. „Sie meinte hinterher, dass das für sie eine un-glaublich gute Therapie war - und ich habe viel gelernt, die DBT entdeckt und mich anschließend in dieser Rich-tung ausgiebig weitergebildet.“

Der Traum von einer DBT-Station

Es wurde von Auers Traum, eine klinische Station aufzubauen, die

dieses Verfahren anbietet. Über ih-ren Ausbilder in Trier erfuhr sie, dass es eine Klinik in Lübeck gibt, die sich für dieses Thema interessiert - ge-meint war die Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Vorwerker Diakonie. Kristin von Auer schrieb eine Initiativbewerbung und wurde zum Vorstellungsgespräch nach Lübeck eingeladen. „Ich habe dann 2003 hier als Therapeutin angefangen und war Mitglied der Konzeptgruppe, die eine DBT-A-Station entwickeln sollte. Das A steht für Adoleszente, also Kinder und Jugendliche.“ Genau ein Jahr nach von Auers Einstieg wurde am 1. April 2004 die Station „Wellenreiter“ für Mäd-chen eröffnet. 2010 folgte die Station

„Poseidon“ für Jungen. Zusammen mit Sonia Ludewig - die heute gemeinsam mit von Auer die psychologische Lei-

„Sie sind echte Überlebenskünstler.“Wenn Dr. Kristin von Auer von ihrer Arbeit erzählt, ensteht sofort der Eindruck: Hier ist jemand genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mit viel Begeisterung setzt sich die Psychologin und psychologische Psychotherapeutin in der Fachklinik der Vorwerker Diakonie für Patienten mit einer Borderline-Erkrankung ein. Dabei nutzt sie ein ganz besonderes Therapiekonzept.

MENSCHEN

Seit 2003 arbeitet Dr. Kristin von Auer in der Fachklinik der Vorwerker Diakonie. Nach einer Phase der Selbstständigkeit ist sie im Januar 2019 wieder hierher zurückgekehrt.

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tung der beiden Spezialstationen in-nehat - baute sie das Angebot auf. „Ich arbeite wirklich sehr gerne mit diesen Patientinnen und Patienten“, sagt von Auer. „Sie fordern einen stark, gehen aber auch sehr ans Herz - sie sind oft sehr kreativ, intelligent, humorvoll und echte Überlebenskünstler. Sie be-reichern mein Leben.“

Vertrauen gewonnen

Es kommt immer wieder vor, dass sich ehemalige Patienten bei Kristin von Auer melden und berichten, wie es ihnen geht, dass sie beispielswei-se heiraten oder Kinder bekommen.

„Vertrauen und Beziehungen aufzu-bauen ist für diese Jugendlichen sehr schwierig, sie sind meistens sehr misstrauisch - zu häufig wurden sie aufgrund ihres Verhaltens von ihrem Umfeld abgelehnt und schätzen sich selbst zu wenig“, sagt von Auer. „Aber wenn man eine Beziehung zu ihnen aufgebaut hat, ist diese oft auch sehr verlässlich.“ Gerade arbeiten Kristin von Auer und Kollegin Sonia Ludewig an einem neuen Projekt: „Wir wol-len ein ambulantes DBT-A-Angebot aufbauen, um den Patientinnen und Patienten eine bessere Überleitung ins Leben nach dem stationären Auf-enthalt in der Klinik zu ermöglichen.“ Hilfreich sei dabei der Neubau der Fachklinik auf dem Campus der Vor-werker Diakonie: „Noch befindet sich unsere Institutsambulanz in der Lübe-cker Innenstadt, später wird sie dann direkt neben der Fachklinik sein“, freut sich von Auer. „Das eröffnet unseren Teams ganz neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die ich sehr schätze.“

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Die Idee hinter „KunstBe-triebe“: Künstler erstellen in Un-ternehmen Skulpturen mit den dort vorhandenen Materialien – beispielsweise Holz oder Getrei-de. Kunst und Wirtschaft werden so miteinander verbunden.

In das Projekt sind bei der Kul-turakademie Menschen mit und ohne Behinderungen involviert. Für sie bedeutet die Teilnahme Vermittlung von Bildung, beruf-liche Förderung und für Auszu-bildende maßgebliche Verant-wortung für die Koordination des Projekts.

Als Teil von „KunstBetriebe“ können Jugendliche mit Behinde-rungen an einem Kursus für plas-tisches Gestalten teilnehmen. Außerdem kann das Projekt mit der Maßnahme „Stage LAB“ ver-bunden werden, in der Menschen mit und ohne Behinderungen als Produktionshelfer für Kulturver-anstaltungen zertifiziert werden.

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Jobmesse in der Kulturwerft Gollan, Lübeck - die Vorwerker Diakonie ist mit dabei, stellt ihre Ausbildungs- und Stellenangebote vor

Jahresempfang der Vorwerker Diakonie zum Thema „Bundesteilhabegesetz“ auf dem Campus in der Triftstraße, Lübeck

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Vorwerker Diakonie - Ihr Partner für:Menschen im Alter | Menschen mit Behinderungen | Gefährdetenhilfe | Hilfen für psychisch Kranke | Hospiz | Kinder- und Jugendhilfe | Suchtkrankenhilfe | Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie

Sie lässt ihr Auto so weit auf den Strand wie nur möglich rollen. Es stürmt wild. Die Orkanböen werfen die Wellen an die Mole, dass die Gischt in der Sonne nur so sprüht.

Sie drückt die Autotür auf gegen den Wind und steigt aus. Aus dem Kofferraum holt sie mit geübtem Griff den Rollstuhl und hilft dem jungen Mann vom Beifahrersitz hinein. Viel Kraft hat er nicht. Aber seine Augen lassen nicht ab von Wellen und Wind.

Warm verpackt schiebt ihn die Frau so weit sie kann an die Wasserkante. Auf die Mole hinauf schafft sie es nicht. Der Sand ist zu weich. Aber der Mann fasst fordernd ihren Arm. Noch weiter!

Da springt ihnen ein Spaziergänger zur Seite. Ge-meinsam schaffen sie es auf die Mole. Die drei sehen aufs Meer und atmen durch. Das Salz aus der Luft legt sich auf die Haut. Das Gesicht des Mannes entspannt sich. Nur Wind, Sonne, Meer – und Frieden.

Als wollte der Wind sagen:

In Gott ist alles erschaffen, was auf Erden ist. Das Sichtbare und das Unsichtbare. (Kol. 1, 16)

Johanne Hannemann

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