AUF DEN GEBRACHT - ForstBW · genen Orten, abseits der Wege und in häufig schwie-rigem Gelände....

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ARBEITSSICHERHEIT AUF DEN GEBRACHT WALDARBEIT 2016 SCHWERPUNKTTHEMA Rettungskette

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ARBEITSSICHERHEIT

AUF DEN GEBRACHTWALDARBEIT 2016

SCHWERPUNKTTHEMA Rettungskette

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

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Publikationen ForstBW-PRAXIS

MERKBLÄTTER UND ARBEITSHILFENAUS DER REIHEFORSTBW PRAXIS

0302

künftig noch stärker auf die Fällung konzentrieren müssen. Dazu zählen beispielsweise die optima-le Stockausformung, das Trainieren der Halte- und Stützbandtechnik sowie die sichere Handhabung der Motorsäge. Aber auch die stetige Verbesserung der Ausrüstung, standardmäßiger Einsatz von Head-Sets bei den Kommunikations- und Notrufgeräten und die Verbesserungen in der Organisation werden wichtige Coaching-Themen bleiben.

Arbeitssicherheit ist kein Selbstläufer. Betriebs- und Revierleitung müssen sicheres Arbeiten einfordern und kontrollieren. Revieraudits und „Kümmerer“ kön-nen geeignete Instrumente sein, einen Kulturwandel hin zu mehr Sicherheit am Arbeitsplatz im Wald sinn-voll zu unterstützen und zu begleiten.Werden und bleiben Sie ein aktiver Teil im Netzwerk der sicheren Waldarbeit, denn Ihre Sicherheit ist unser aller Anliegen!

Peter Hauk MdLMinister für Ländlichen Raum und VerbraucherschutzBaden-Württemberg

zunächst möchte ich Ihnen danken, für Ihr Engage-ment und die geleistete Arbeit für einen gesunden, klimastabilen und zukunftsfähigen Wald in Baden-Württemberg sowie für die pflegliche Bereitstellung des besonderen Rohstoffs Holz.

2014 startete das Aktionsprogramm Arbeitssicherheit von Land, Landkreis- und Städtetag. Teile des Pro-gramms, wie Pflichtfortbildungen für Forstwirtinnen, Forstwirte und Führungskräfte, vorbeugende Aus-gleichsgymnastik, moderierte Workshops sowie das Sicherheitscoaching sind in der Praxis angekommen. Trotz des deutlichen Rückgangs der Gesamtunfallzah-len in der Waldarbeit 2015 ist für 2016 ein erneuter An-stieg festzustellen. Mit rund 60 Prozent kommt es in der Holzernte zu den meisten Unfällen, was dem Gefah-renpotenzial und den geleisteten Arbeitsstunden ent-spricht. Die Fällung bleibt wesentlicher Unfallschwer-punkt. Der zunehmende Einsatz von Fällhilfen und die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine bringen neue Herausforderungen für den Arbeitsschutz.

Das deckt sich mit den Erfahrungen der 13 Sicher-heitscoaches, die von März 2016 bis Oktober 2017 412 Coaching-Termine, davon 343 in der Holzernte, durchführten und 638 Waldarbeitende in 158 Arbeits-gruppen berieten. Das Sicherheitscoaching wird sich

Vorwort

LIEBE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER,

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INHALTSVERZEICHNIS

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Rettungskette

n Grundlagen .................................................................................................................................07

n Rettungsübung – Erfahrungsbericht Betriebsteil Heilbronn ..................................................08

n Die Rettungskette aus Sicht der Bergwacht .............................................................................. 10

n Erkenntnisse der Sicherheitscoaches zum Thema „Rettungskette“ ....................................... 13

n Stand der Digitalisierung von Rettungspunkten ....................................................................... 14

n Aktuelles aus dem Sicherheitscoaching ................................................................................... 15

Unfälle bei der Waldarbeit

n Unfallbeispiele und Unfallanalysen ........................................................................................... 17

Die 10 „Lebensretter“ ......................................................................................................................... 21

Das Unfallgeschehen nach Zahlen

n Unfallzahlen der für ForstBW Beschäftigten in der Waldarbeit im Jahr 2016 ........................23

n Unfallzahlen im bundesweiten Vergleich ..................................................................................25

n Das Unfallgeschehen bei den UFBen und ForstBW-Servicestellen ........................................ 26

n Das Unfallgeschehen nach Ausfallzeiten und Unfallschwere ..................................................29

n Das Unfallgeschehen nach Arbeitsbereichen ........................................................................... 31

n Das Unfallgeschehen nach Verletzungsarten und -ursachen .................................................36

n Das Unfallgeschehen in der Ausbildung....................................................................................37

Verzeichnis der letzten Hefte .............................................................................................................39

Impressum ...........................................................................................................................................39

Pinnwand ..............................................................................................................................................40

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Rettungskette

GRUNDLAGEN –

„DIE RETTUNGSKETTE MUSS GEWÄHRLEISTET SEIN!“

Damit auch im Fall von Urlaub, Krankheit, Fortbil-dung etc. weiterhin noch eine hinsichtlich der Ret-tungskette funktionsfähige Arbeitsgruppe aus drei Personen erhalten bleibt, müssen gegebenenfalls Arbeitsgruppen oder Arbeitsgruppenteile (zeitweise) zusammengelegt werden. Die Bildung von vier Perso-nen-Arbeitsgruppen ermöglicht die Aufteilung in zwei Gruppen mit jeweils zwei Personen, die in getrennten und klar definierten Arbeitsfeldern mit entsprechen-dem Sicherheitsabstand eingesetzt werden können und über das KuNo Kontakt halten.

Wenn auf Grund des Arbeitsverfahrens im Ausnah-mefall nur zwei Beschäftigte auf der Fläche einge-setzt werden können, muss eine dritte Person als Hilfskraft zur Sicherstellung der Rettungskette am Arbeitsort eingesetzt werden.

Es ist absolut zu begrüßen, dass ForstBW sich hierzu eindeutig festgelegt hat und sozusagen „auf Nummer Sicher geht“. Dies kommt den Beschäftigten im Falle eines Unfalls zu Gute und verdeutlicht, dass ForstBW bereit ist, den damit verbundenen organisatorischen und finanziellen Mehraufwand in die Sicherheit der Beschäftigten zu investieren.

Die geltenden Regelungen zur Gewährleistung der Rettungskette wurden von ForstBW im Schreiben vom 15.02.2017 (Az.: 8618.00) zusammenfassend dargestellt.

Dieser Satz ist wohlbekannt und ein unumstößlicher Grundsatz bei der täglichen Arbeit im Wald. Leich-ter gesagt als getan, könnte man darauf erwidern, denn dieser Aspekt ist bei jeder Arbeitsmaßnahme zu berücksichtigen und kann durchaus die Organi-sation und Durchführung der Arbeiten erschweren oder unmöglich machen.

Verankert ist dieser Grundsatz in der Regel „Wald-arbeiten“ (BGR/GUV-R 2114) der Deutschen Gesetz-lichen Unfallversicherung (DGUV), welche auf § 24 Abs. 2 Unfallverhütungsvorschrift „Grundsätze der Prävention“ hinweist, wonach bei einem Unfall un-verzüglich Erste Hilfe zu leisten und eine erforderli-che ärztliche Versorgung zu veranlassen ist. Dieses Schutzziel wird erreicht, wenn weitere Beschäftig-te am Arbeitsort sind und diese eine ständige Ruf-, Sicht- oder sonstige Verbindung haben.

Um die Erstversorgung sicherzustellen und gleich-zeitig die erforderliche ärztliche Hilfe zu organisieren, hat ForstBW für die im Landesbetrieb eingesetzten eigenen und für die kommunalisierten Beschäftigten festgelegt, dass bei gefährlichen Waldarbeiten min-destens drei Beschäftigte am Arbeitsort mit ständi-ger Ruf-, Sicht- oder sonstiger Verbindung eingesetzt und anwesend sein müssen.

Die maximale räumliche Ausdehnung des Arbeits-ortes wird von der Reichweite der Kommunikations- und Notrufgeräte bestimmt, so dass immer eine Kommunikationsverbindung zwischen allen dort tätigen Personen gewährleistet ist. Selbstverständ-lich müssen die eingesetzten Beschäftigten über die örtlichen Gegebenheiten informiert sein und die im Rahmen des Arbeitsauftrags relevanten Rettungs-punkte und Rettungswege kennen.

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Rettungskette

Rettungseinsätze im Wald unterscheiden sich gra-vierend von Einsätzen in Bereichen mit normaler Verkehrs- und Kommunikations-Infrastruktur. Hinzu kommt die je nach Gelände extrem schwierige Ret-tung von Verletzten, die oftmals mit den sonst übli-chen Methoden und Hilfsmitteln nicht möglich ist. Um alle Beteiligten mit diesen besonderen Herausfor-derungen zu konfrontieren ist die Durchführung von Rettungsübungen mit einem schwierigen aber realis-tischen Szenario wichtig.Der Betriebsteil Heilbronn hat eine solche großan-gelegte Rettungsübung durchgeführt und durch die dabei gemachten Erfahrungen wichtige Erkenntnisse für den Ernstfall gewonnen. Neben den Beschäftig-ten der UFB Heilbronn waren Einsatzkräfte des Ret-tungsdienstes, der Feuerwehr, des technischen Hilfs-werks und der Polizei an der Übung beteiligt.

Ausgangssituation: eine Waldarbeitergruppe mit drei Beschäftigten und ein Maschinenführer sind in der Holzernte am Hang tätig, als ein Arbeitsgruppen-mitglied nach der Fällung einer starken Buche mit Seilwindenunterstützung durch den abrutschenden Stamm mitgerissen und gegen die Böschung ge-drückt wird. Der Mann ist bei Bewusstsein und an-sprechbar, kann sich nicht befreien und beklagt, kein Schmerzempfinden in den Beinen zu haben.

Der Ablauf der Übung wurde am Unfallort, am Lot-sentreffpunkt und am Bereitstellungsraum schrift-lich und per Videokamera dokumentiert. Die eigentli-che Übung dauerte etwas mehr als zwei Stunden.Das Absetzen des Notrufs am Lotsentreffpunkt war auf Grund einer instabilen Mobilfunkverbindung schwierig. Zwar kommt nach kurzer Verzögerung eine Verbindung zustande, jedoch bricht diese vor Ab-schluss des Gesprächs wieder ab. Die Rettungsleit-stelle versteht den Anrufer kaum und muss teilweise Vermutungen anstellen. Vom Beginn der Übung bis zum Absetzen des Notrufes vergingen elf Minuten.Der eintreffende Notarzt/Rettungswagen wurde vom Lotsen an den Unfallort geleitet. Vom Absetzen des Notrufes bis zum Eintreffen des Notarztes beim Ver-letzten vergingen lediglich zehn Minuten.

Nach und nach trafen weitere Rettungskräfte von Feuerwehr und THW ein (insgesamt neun Fahrzeu-ge!). Hierbei bestand nun das Problem, dass der Lot-se nicht mehr anwesend war, da er bereits den Not-arzt zum Verletzten geführt hatte. Ein im Rahmen der Übung am Lotsentreffpunkt befindlicher Beobachter aus den Reihen der Feuerwehr fungierte in diesem Fall als Hilfslotse und hat die Fahrer eingewiesen. Hier zeigte sich jedoch, dass die Heranführung weite-rer Rettungskräfte problematisch werden kann, wenn kein Lotse am Lotsentreffpunkt zur Verfügungssteht. Abgesehen davon kann es bei komplizierten Wege-verhältnissen schwierig sein, den Unfallort lediglich an Hand einer Wegbeschreibung zu finden.

Durch die große Zahl an Fahrzeugen der Rettungs-kräfte (Rettungsdienst, Feuerwehr, THW), der Poli-zei sowie der forstlichen Mitarbeiter wird es an der Unfallstelle sehr schnell eng und die Gefahr der gegenseitigen Behinderung wächst, insbesonde-re dann, wenn der Anfahrtsweg zum Abtransport von Verletzten oder für die Anlieferung von wei-terem Rettungsgerät freigehalten werden muss.

RETTUNGSÜBUNG –

ERFAHRUNGSBERICHT BETRIEBSTEIL HEILBRONN

Abstimmung ist überlebenswichtig

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Rettungsübung:n Die technische Kommunikation sicherstellen.

Bei Verwendung der Notrufnummern 112 oder 110 wählt sich das Mobiltelefon auto-matisch in das Netz mit der höchsten Signal-stärke ein. Für die Kommunikation zwischen Einsatzleitung und den einzelnen Bereichen/Organisationen müssen Ansprechpartner/Bereichsleiter festgelegt werden.

n Ortskundige Lotsen bereitstellen, welche die nachfolgenden Einsatzkräfte an den Ein-satzort heranführen können. Der Weg zum Unfallort/Bereitstellungraum sollte z.B. mit Trassierband kenntlich gemacht werden.

n Einsatzleitung, Bereichsleitungen, Zustän-digkeit und Einsatzbereiche der beteiligten Organisationen müssen abgeklärt sein.

n Klare Kennzeichnung der Akteure: Einsatz-leitung, Bereichsleitung, Forstpersonal, Sicherheitsfachkraft, Zuschauer.

n Der Zugriff auf vorhandene forstliche Fach-kenntnisse und robuste Forsttechnik (z.B. Rückeschlepper) muss genutzt werden, dadie besonderen Anforderungen im Wald nichtmit „normalen“ Rettungseinsätzen zu ver-gleichen sind und die eingesetzten Standard-Rettungsgeräte von Feuerwehr und THWhäufig an ihre technischen Grenzen stoßen.

Protokoll vom Unfallort

09:00 Beginn der Übung

09:01 Funkspruch an Schlepper „Unfall“

09:02 Rücker bringt Verbandskasten

09:03 Rücker geht zu Schlepper um Notruf abzusetzen /

vor Ort kein Empfang

09:04 Verletzter wird zugedeckt (Rettungsdecke und Arbeitsjacke)

09:06 Rücker fährt zum Lotsentreffpunkt

09:20 Rettungswagen mit Notarzt trifft ein

09:22 2 Rettungsassistenten am Verletzten

09:23 2 weitere Rettungsassistenten am Verletzten

09:24 Notarzt und ein weiterer Rettungsassistent am Verletzten

09:25 Notarzt legt dem Verletzten zwei Zugänge für Infusionen

09:27 Feuerwehr (Zugführer) trifft am Verletzten ein/

wird von Rettungsassistent instruiert

09:28 Zugführer gibt Info an weitere Feuerwehr /

Parkanweisung freie Bahn für Krankenabtransport

09:30 Revierleiterin trifft ein, Nachfrage wie Sie helfen kann

09:30 Info von Notarzt, dass Abfahrt frei sein muss

09:30 Weitere Feuerwehr vor Ort / Funkverkehr mit Zugführer

09:32 Zugführer und Revierleiterin gehen hoch an Weg

09:33 Schlepper steht quer auf Weg. Kann wegen Zug auf dem

Seil nicht bewegt werden

09:34 Notarzt funkt Leitstelle an wegen Hubschrauber und

Anmeldung in Klinik

09:38 Weitere Feuerwehr mit Wannen und Leitern trifft ein

09:38 Notarzt sucht Ansprechpartner bei der Feuerwehr

09:39 Gruppenführer trifft beim Verletzen ein

09:40 Leiter wird auseinandergebaut und neben den Verletzten

als Standhilfe gelegt

09:44 Schaufeltrage und Vakuummatratze werden vorbereitet

09:44 Dielen werden angefordert

09:47 Notarzt sucht Forstwirt / wie soll der Stamm entlastet werden

09:48 Infoaustausch zwischen Notarzt / Feuerwehr / Forstwirt wie

der Stammt bewegt werden kann

09:57 Offensichtliche Ratlosigkeit, an der Unfallstelle bekommt

man nicht mit „wer-was-wo“ plant

09:59 Feuerwehr bringt weiteres Sicherungsmaterial (Seile etc.)

10:02 THW trifft am Weg oben ein

10:05 Diskussion über Sicherung des Baumes und freigraben

des Verletzten

10:09 Notarzt fordert Nachschub Sauerstoffflasche

10:10 THW bereitet Winde vor und fixiert Baum in der Krone

10:16 THW: Wie geht’s weiter? Umlenkrolle, Umhängen am

Baum, weitere Winde wird vorbereitet

10:26 Weitere Feuerwehr trifft ein

10:33 THW gibt Zug auf Seil ohne Ankündigung!

10:35 Alle aus Gefahrenbereich

10:53 Baum wird angezogen und der Verletzte rausgezogen

10:53 Patient frei

10:53 Freigabe Bergung

11:12 Übungsende

Remo FuchsBüroleiter, UFB HeilbronnLerchenstr. 40, 74072 HeilbronnTel.: 07131 994-116 [email protected]

Armin WalterForstBW, Fachbereich WaldarbeitTel.: 07071 602-407, [email protected]

Aus diesem Grund wurde ein Bereitstellungsraum eingerichtet, an dem die Fahrzeuge geordnet abge-stellt wurden, so dass sie keine Zufahrtswege blo-ckierten. Teilweise wurde dort auch Material und Ge-rät auf ein anderes Fahrzeug umgeladen, da nur die tatsächlich benötigten und geeigneten Fahrzeuge und Geräte von den Verantwortlichen am Unfallort ange-fordert wurden.

Rettungskette

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DIE RETTUNGSKETTE AUS SICHT DER BERGWACHT

Zu diesem Thema hat Frau Dr. Hehn Herrn Frank Kühnel interviewt. Herr Kühnel war bis zu seiner Pensionierung bei ForstBW beschäftigt und hat sich dort in verschiedenen Funktionen immer wieder mit dem Arbeitsschutz beschäftigt. Er arbeitet seit fast 50 Jahren, zeitweise in leitender Funktion, ehren-amtlich in der Bergwacht Schwarzwald.

Frau Dr. Hehn: Herr Kühnel, Unfälle in der Waldar-beit gehören leider immer wieder zur Realität. Wel-che Teile der Rettungskette sind aus der Sicht eines langjährigen Bergretters besonders kritisch?

Herr Kühnel: Notfälle im Wald, insbesondere bei Forstwirten, ereignen sich überwiegend an abgele-genen Orten, abseits der Wege und in häufig schwie-rigem Gelände. Vorrangig geht es bei der Rettung darum, den vergleichsweise hohen Zeitaufwand, z.B. im Vergleich zu einem Straßenunfall, zu reduzieren. Und das kann am besten ein Rettungsdienst, der für den Einsatz im Gelände, abseits von Straßen, best-möglich ausgebildet und ausgerüstet ist. Und das ist in unseren Gefilden in der Regel die Bergwacht.

Frau Dr. Hehn: Wo gibt es die Bergwacht in Baden-Württemberg?

Herr Kühnel: In Baden Württemberg gibt es für die Rettung aus dem Gelände zwei Bergrettungsdiens-te: die Rot Kreuz Bergwacht Württemberg und die Bergwacht Schwarzwald. Gruppen der Bergwacht Württemberg gibt es auf der Schwäbischen Alb, im Donautal, im Unterland und im Allgäu. Die Berg-wacht Schwarzwald deckt den Schwarzwald zwi-schen Pforzheim und dem Hochrhein weitgehend ab.

Frau Dr. Hehn: Was genau kann die Bergwacht bes-ser als andere Rettungsdienste?

Herr Kühnel: Die Bergwacht ist von ihrem Können

Rettungskette

und ihrer Ausstattung her ganz speziell für Einsätze im Gelände ausgebildet und ausgestattet. Auch an schwierigsten Orten kann sie Notfallpatienten ver-sorgen und fachgerecht bergen. Sie bewältigt die Notfallsituationen ggf. unter Mitwirkung des straßen-gebundenen Rettungsdienstes und der Luftrettung.

Frau Dr. Hehn: Wer führt die Rettung im Gelände durch, wenn keine Bergwacht vorhanden oder er-reichbar ist?

Herr Kühnel: Ist örtlich keine Bergwacht vorhanden, kann sie insbesondere für schwerwiegende Notfäl-le mit dem Rettungshubschrauber herantranspor-tiert werden. Wenn keine Bergwacht anrücken kann, werden die Feuerwehren zusammen mit dem stra-ßengebundenen Rettungsdienst eingesetzt.

Frau Dr. Hehn: Egal welcher Rettungsdienst zum Einsatz kommt – gibt es Grundsätze, die bei der Alarmierung immer zu beachten sind?

Herr Kühnel: Rettungsdienste werden ausschließ-lich über den Notruf 112 und damit über die Ret-tungsleitstelle alarmiert. Wichtig ist die schnelle Alarmierung über Handy. Jede Arbeitsgruppe sollte daher ein für alle Gruppenmitglieder zugängliches Handy dabei haben. Dessen Funktionsfähigkeit am Arbeitsort oder der nächstliegende Ort mit Netz-verbindung sollten immer bekannt sein – am besten gleich im schriftlichen Arbeitsauftrag notiert. Für mögliche Rückrufe zu einer Alarmierung durch die Rettungsleitstelle oder den anrückenden Rettungs-dienst sollte das Handy immer griffbereit sein.

Frau Dr. Hehn: Und was soll die alarmierende Per-son der Rettungsleitstelle mitteilen?

Herr Kühnel: In der Regel leitet die Rettungsleit-stelle das Telefongespräch durch Fragen. Bei einem

Notfall im Wald sollte der Alarmierende auch auf folgende Besonderheiten hinweisen:n Lage, Abgelegenheit des Notfallortes:

Entfernung von öffentlicher Straße, abseits des Weges, Steilhang usw.

n Schwere des Notfalls: Bewusstsein, Blutungen usw.

n Wetter am Notfallort: Nebel, Schnee usw.n Wegzustand: Matsch, Äste, Schnee usw.Aus diesen Angaben kann sich die Rettungsleitstelle ein deutlicheres Bild vom Notfall und Notfallort ma-chen: sie kann z.B. einschätzen, ob ein Notarzt erfor-derlich ist, oder ob die gelände-erprobte Bergwacht oder gar ein Hubschrauber eingesetzt werden muss. Zeitaufwändige Nachforderungen erübrigen sich.

Frau Dr. Hehn: … da habe ich letztens von einem Missverständnis bei der Alarmierung der Ret-tungsleitstelle gehört ….

Herr Kühnel: Wichtiger Punkt! – Notrufe aus unweg-samem Gelände kommen halt nicht so häufig vor. Daher kann es sinnvoll sein, dass sich z.B. eine uFB immer einmal wieder mit „ihrer“ Rettungsleitstelle austauscht; damit das Personal der Rettungsleit-stelle den Wald und unwegsames Gelände als Orte

von Notfällen „auf dem Schirm“ hat; damit man sich gegenseitig kennen lernt, und sich wortwörtlich im Falle eines Falles schneller und besser versteht.

Frau Dr. Hehn: … und diese grundlegende Verbes-serung, die kürzlich landesweit eingeführt worden sein soll …?

Herr Kühnel: Dabei geht es um Folgendes: Im Schwarzwald sind seit kurzem die Wanderweg-Schil-der des Schwarzwaldvereins, die an Abzweigungen, Kreuzungen und besonderen Punkten stehen, und die jeweils einen Standort-Namen tragen, unter dem Standort-Namen und mit den zugehörigen GPS-Ko-ordinaten digital erfasst. Diese Daten sind auch bei den Rettungsleitstellen gespeichert. Daher können alle, die im Schwarzwald einen Notruf absetzen, sich auf einen dieser 15.000 Standort-Namen beziehen, wenn sie den Notfall-Ort genauer benennen wollen. Bei der Neubeschilderung durch den Schwäbischen Albvereins wurde auf Landkreisebene teilweise eine ähnliche Erfassung durchgeführt. Örtlich sollte man dazu genauer nachfragen, und das wäre ein weiterer guter Grund für eine uFB, mit der örtlichen Rettungs-leitstelle Kontakt aufzunehmen.

Wegweiser im Schwarzwald mit Standortfeld Versorgung des Notfallpatienten

Rettungskette

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

Frank KühnelFörster, Bergwacht [email protected]

Frau Dr. Hehn: Wer sollte über die Leitstelle hinaus noch alarmiert werden?

Herr Kühnel: Wichtig ist die Alarmierung weiterer aktuell ortskundiger Personen wie Revierleiter oder eine in der Nähe befindliche andere Arbeitsgruppe. Wenn z.B. nach dem Rettungswagen noch der Not-arzt separat kommt, muss auch dieser vom Treff-punkt zum Notfallort geleitet werden – und dann ist man froh über jede weitere ortskundige Person, die Lotsen-Aufgaben übernehmen kann. Auch die Alar-mierung eines Rückeschleppers ist grundsätzlich wichtig. Er kann behindernde gefällte Bäume und Baumreste beseitigen. Ebenso kann er bei schlech-ten Wegverhältnissen hängengebliebenen Fahrzeu-gen weiterhelfen.

Frau Dr. Hehn: Was ist besonders wichtig bei der Abholung des Rettungsdienstes am vereinbarten Treffpunkt?

Herr Kühnel: Das Abholsystem sollte grundsätzlich auf ortskundigen Personen aufbauen. Anfahrtswege mit Sprühdose oder Schildern zu kennzeichnen kann bei schon vorhandenen anderen derartigen Markie-rungen oder bei Schneefall kritisch werden. Am Ret-tungstreffpunkt muss unbedingt jemand sein, der den Rettungsdienst in Empfang nimmt und ihn zum Notfallort leiten kann. – Besser noch, am Rettungs-treffpunkt wartet noch eine weitere ortskundige Person: Wenn nämlich z.B. der Rettungsdienst und die Notärztin nicht gleichzeitig kommen; dann muss die eine Person den Rettungsdienst sofort zum Not-fall-Ort leiten, und die zweite Person bleibt so lange am Rettungstreffpunkt, bis auch die Notärztin dort eingetroffen ist und weitergeleitet wurde.

Frau Dr. Hehn: Welche präventiven Maßnahmen muss der Forstbetrieb zur Bewältigung der Notfäl-le treffen?

Herr Kühnel: Die Forstbetriebe müssen die notwen-digen Vorhalteleistungen für Notfälle sicherstellen. Dazu gehören als Selbstverständlichkeit:n Kontaktaufnahme mit der Rettungsleitstelle, um

sich besser kennen zu lernen.n Informationen über örtlich / regional vorhandene

Bergwachtgruppen oder andere Rettungsdienste einholen.

n Regelmäßig Übungen zusammen mit der Rettungsleitstelle und den Rettungsdienstendurchführen. Dabei sind möglichst viel Forst- wirte mit den verschiedenen Aufgaben in der Rettungskette zu beschäftigen – auch die „Schwächsten“ in der Gruppe.

n Der schriftliche Arbeitsauftrag für jeden neuen Arbeitsort muss Standard sein. Er enthält auch die wichtigsten Angaben zur Bewältigung von Notfällen wie Treffpunkt mit Rettungsdienst, nächster Ort mit Handyverbindung, welches Handynetz usw.

n Bei der Nachbesprechung der Bewältigung von Notfällen immer auch den Ablauf der Rettungs- kette kritisch durchsprechen.

n Die im Wald beschäftigten Unternehmer in die präventiven Notfallmaßnahmen einbeziehen.

Frau Dr. Hehn: Dieser „Wunschzettel“ ist ein guter Abschluss. Herr Kühnel, ich danke ihnen für das in-formative Gespräch.

Rettungskette

Die Einhaltung der Rettungskette ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeitssicherheit. Sie ist sozusagen unser „Plan B“, wenn trotz aller vorangegangenen organisatorischen Maßnahmen ein Unfallereignis eintritt. In diesem Fall ist es wichtig, dass Waldstraßen befahrbar sind und sich mindestens drei Personen vor Ort befinden. Eine Verbindung über das Handy vom Un-fallort wäre jetzt wünschenswert. Die Praxis zeigt uns, dass dies nicht immer der Fall ist. Aus diesem Grund ist die Anwesenheit einer dritten Person an der Hiebs-fläche von entscheidender Bedeutung. Nur diese dritte Person ist in der Lage den Unfallort zu verlassen, um die Rettung des verletzten Kollegen einzuleiten. Sie stellt auch sicher, dass der Rettungsdienst ohne Verzö-gerungen an den Unfallort gelangt. Parallel dazu müs-sen wir Verletzten „Erste Hilfe“ leisten, sie betreuen, beruhigen und Ängste nehmen. Jetzt für sie da zu sein, ist genauso wichtig wie eine stabile Seitenlage oder ein Druckverband. Zudem dürfen wir eine verletzte Person in einer solchen Notsituation nicht alleine lassen.

Die Erfahrungen die wir Sicherheitscoaches gemacht haben, zeigen, dass der überwiegende Teil der Arbeits-gruppen bezüglich der Rettungskette regelkonform arbeitet. Dennoch gab es in der Vergangenheit bei den Sicherheitscoachings Situationen, bei denen der Re-gelungen von ForstBW und der Unfallkasse zur Ret-tungskette nicht eingehalten wurden. Beispielsweise arbeitete eine Arbeitsgruppe, bestehend aus zwei Personen, tageweise in steilem Gelände. Erschwe-rend kommt hinzu, dass ein Notruf über das Handy vom Arbeitsort aus nicht möglich gewesen wäre.

In anderen Fällen traf der Sicherheitscoach am Mor-gen am vereinbarten Treffpunkt ein und es begrüßen ihn dort nur zwei, anstatt der erwarteten drei oder vier Kollegen. In diesem Fall ist plötzlich der Sicher-heitscoach der dritte Mann. Soweit noch kein Prob-lem. In solchen Fällen fragen wir nach: „ Hättet Ihr heute auch zu zweit in der Holzernte gearbeitet“? Und

ERFAHRUNGEN UND ERKENNTNISSE DER

SICHERHEITSCOACHES ZUM THEMA „RETTUNGSKETTE“

Rettungskette

Jörg MaurerSicherheitscoach ForstBWTel.: 0162 [email protected]ändigkeit:Landkreis Calw

tatsächlich kommt die ehrliche Antwort von unseren Kollegen: „ Ja, das hätten wir getan“. Weitere gleich-gelagerte Fälle gab es auch in der Jungbestandspfle-ge. Manchmal war es nicht der fehlende dritte Mann, der eine schnelle Rettung unmöglich gemacht hätte. Vielmehr waren es die winterlichen Bedingungen auf den Waldstraßen. Wenn wir mit unseren eige-nen Fahrzeugen auf Grund von Schnee und Eis den Arbeitsort nur mit durchdrehenden Reifen erreichen können, müssen wir damit rechnen, dass uns ein Rettungsdienst gar nicht erreichen kann. Denn de-ren Fahrzeuge sind meistens wenig geländetauglich. Auch diese Situation fanden die Sicherheitscoaches in den Revieren mehrfach vor.

Zum Abschluss möchte ich noch eine eigene Erfah-rung schildern. Wie mir scheint, trotz der vielen Jah-re die vergangen sind, eine traumatische Erfahrung. Mit meiner damaligen Arbeitsgruppe war ich damit beschäftigt, die letzten paar, wirklich die letzten fünf Festmeter Sturmholz nach „Lothar“ aufzuarbeiten. Dabei hat sich ein Kollege verletzt. Er bekam einen heftigen Schlag von einem Stamm gegen die Brust. Der Kollege lag atemringend am Boden. Die Verlet-zungen waren für uns nicht abzuschätzen, äußerlich war nichts zu erkennen.

Wir waren damals zu viert. Der Notfall war einstudiert.Wir funktionierten. Und wir waren froh, dass wir uns hatten. Keiner war zu viel.

Bergwacht Württemberg: www.bergwacht-wuerttemberg.de

Bergwacht Schwarzwald: www.bergwacht-schwarzwald.de

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

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DIGITALISIERUNG VON RETTUNGSPUNKTEN –

AKTUELLER STAND

Wesentlicher Bestandteil des forstlichen Rettungs-systems ist die Festlegung von geeigneten Ret-tungspunkten im Gelände und deren Dokumentation in Karten. Eine gesetzliche Grundlage oder einen öffentlichen Auftrag hierfür gibt es jedoch nicht. Allerdings sind die Waldbesitzenden aufgrund der geltenden Unfallverhütungsvorschriften und Ar-beitsschutzbestimmungen verpflichtet, mittels ge-eigneter technischer und/oder organisatorischer Maßnahmen dafür zu sorgen, dass für ihre Beschäf-tigten unverzüglich die notwendige fachkundige Hil-fe herbeigerufen und an den Unfallort geleitet wer-den kann.

Während die forstliche Rettungskette anfänglich nur in Papierform existierte, sind inzwischen die tech-nischen Voraussetzungen für digitale Anwendungen auf PC und vor allem auf mobilen Geräten wie Ta-blets und Smartphones vorhanden. Der weitgehend flächendeckende Ausbau der Mobilfunknetze, die Einführung neuer Technologien mit größerer Band-breite bei Datenübertragungen (LTE) und die Leis-tungsfähigkeit von Smartphones ermöglichen eine grafisch ansprechende und detaillierte Darstellung von Karten und die Lokalisierung bzw. Orientierung im Gelände mittels GPS.

KWF-Projekt „Gemeinsame Rettungspunktekarte Forst“Im Rahmen von mehreren Workshops unter Betei-ligung von Vertretern der Landesfortverwaltungen und –betriebe wurde vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik KWF ein Praxis-Leitfaden zur Aus-weisung forstlicher Rettungspunkte erarbeitet. Dabei handelt es sich um eine Empfehlung zur Einrichtung, Bezeichnung, Erfassung, Beschilderung und Veröf-fentlichung von Rettungspunkten.

Ziel des Leitfadens ist, ein möglichst einheitliches System sowohl innerhalb der Bundesländer als auch

Rettungskette

bundesweit zu etablieren und damit nicht nur in grenznahen Gebieten eine reibungslose und sichere Handhabung sowohl für die Rettungsleitstellen als auch für die Nutzer zu ermöglichen.

In diesem Zusammenhang sammelt das KWF seit ei-nigen Jahren die bundesweit vorliegenden Rettungs-punktinformationen verschiedener Waldbesitzenden und fertigt aus den bereitgestellten Rettungspunkte-Daten einen einheitlichen nationalen Datensatz, wel-cher auf einer eigens dafür erstellten Webseite unter www.rettungspunkte-forst.de veröffentlicht wird.

Auf der Internetseite www.geoportal.de können die Rettungspunkte auf einer zoombaren Karte in einem bestimmten Gebiet gesucht und identifiziert werden. Des Weiteren kann der gesamte Datensatz kostenfrei heruntergeladen werden, um die Daten in Anwen-dungen zu verwenden. Das KWF liefert außerdem den Datensatz direkt an die App-Betreiber „Hilfe im Wald“, Intend Geoinformatik GmbH und an NavLog Waldwegenavigation, Navlog GmbH.

Rettungskette Sicherheitscoaching

Smartphone-App „Hilfe im Wald“Die App enthält derzeit die Daten zu Rettungs-punkten von 45 Forstbetrieben/-verwaltungen. Mit Hilfe der GPS-Funktion des Smartphones wird die eigene Position ermittelt und der nächst-gelegene Rettungspunkt identifiziert. Bei der grafischen Darstellung wählen Sie zwischen ei-ner topografischen Karte und einem Luftbild als Hintergrund. Damit ein Rettungspunkt auch bei schlechter oder fehlender Mobilfunkverbindung und somit ohne Karten- oder Luftbilddarstellung erreichbar ist, müssen die Koordinaten der Ret-tungspunkte auf dem Gerät gespeichert werden.

Die App „Hilfe im Wald“ ist zum kostenlosen Download für die Smartphone-Betriebssysteme von Google (Android), Apple (iOS) und Microsoft (Windows Phone) verfügbar.

AKTUELLER STAND UND

ERGEBNISSE 2016/17

Alle Betriebsteile haben mittlerweile ihren zweiten Jahresbericht erhalten und man kann sagen, dass die Sicherheitscoaches auf der Fläche angekommen sind!

Die Akzeptanz der 13 Coaches und des gesamten Kon-zeptes ist im vergangenen Jahr stetig gestiegen. Es wurden Impulse, die von den Coaches kamen, inner-halb der Arbeitsgruppen vielfach positiv aufgenommen und umgesetzt. Auch die zum großen Teil bestätigen-den Rückmeldungen aus den Arbeitsgruppen belegen die Wirksamkeit des Sicherheitscoachings: Arbeitssi-cherheit ist wieder mehr in den Fokus gerückt und hat an Bedeutung gewonnen.

Die Stärken und Schwächen aller Coaching-Protokolle wurden zusammengefasst und im Vergleich zum Vor-jahr analysiert. Erfreulicherweise lässt sich eine Ten-denz in Richtung „sichere Waldarbeit“ erahnen, denn die von den Sicherheitscoaches bemängelten Schwä-chen sind in fast allen Bereichen weniger geworden. Jedoch zeigen die aktuellen Unfallzahlen, dass wir noch ein großes Stück Arbeit vor uns haben. Es ist da-bei auffällig, dass die meisten Unfälle in den Arbeits-schritten passiert sind, in denen auch die meisten Schwächen bei den Coachings dokumentiert wurden (siehe Grafik „Schwächen in der Holzernte“).

Die Schwerpunkte der Coachings im Jahr 2017/18 ergeben sich aus den häufigsten Schwächen des Jahres 2016/17:

n Fällungn Aufarbeitung n Handhabung der Motorsägen Ausrüstungn Kommunikations- und Notrufgerät KuNon Organisation n Ergonomie

Armin WalterForstBW, Fachbereich WaldarbeitTel.: 07071 602-407 [email protected]

INTEND Geoinformatik GmbH . Ludwig-Erhard-Straße 12 . 34131 Kassel . Tel. 0561 316 799 0

INTEND Geoinformatik GmbH . Ludwig-Erhard-Straße 12 . 34131 Kassel . Tel. 0561 316 799 0

Der Datensatz wird vom KWF jeweils im März und Ok-tober jeden Jahres aktualisiert und umfasst derzeit (Stand 04/2017) zwölf Bundesländer mit 51.024 Ret-tungspunkten überwiegend im Staatswald, bei sieben Bundesländern auch im Kommunal- und Privatwald.

Smartphone-App „Hilfe im Wald“

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16 17

Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

An diesen Handlungsfeldern werden die Coaches schwerpunktmäßig mit den Arbeitsgruppen aus ar-beitssicherheitstechnischer Sicht arbeiten.

Fällung

0 50 100 150 200 250 300 350 400

Aufarbeitung

Handhabung Motorsäge

Verkehrssicherung

Mensch & Maschine

Ausrüstung

KuNo

Organisation

Rettungskette

Ergonomie

16/17 15/16

Fällung Jpfl

0 5 10 15 20 25 30 35

Fällung

Arbeitsgerät/Ausrüstung

Verkehrssicherung

Mensch & Maschine

KuNo

Organisation

Rettungskette

Ergonomie

16/17

Zufallbringen

Schwächen bei der Holzernte

Schwächen bei der Jungbestandspflege

Maike AuerForstBW, Fachbereich WaldarbeitTel.: 07071 [email protected]

Zahlen des Coaching-Jahres 2016/2017:n 638 Waldarbeitende in 158 Arbeitsgruppen

wurden beratenn 412 Coaching-Termine wurden durchgeführt

(343 in der Holzernte und 69 in der Jungbestandspflege)

n 29 Coachings wurden witterungsbedingt und 1 Coaching wegen groben Verstoßes gegen die Arbeitssicherheit abgebrochen

Fazit:Die Arbeitssicherheit ist und bleibt ein Thema, wel-ches einer beharrlichen Erinnerung, Kontrolle und Führung bedarf. Nur so kann langfristig unser ge-meinsames Ziel erreicht werden, die Unfallzahlen zu senken.

Rettungskette

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

Unfälle bei der WaldarbeitUnfälle bei der Waldarbeit

UNFALLBEISPIEL 2 UNFALLBEISPIEL 1

Unfallskizze „Rückschlag“Unfallskizze „dürrer Wipfel“

UnfallhergangArbeitsvorgang: BaumfällungForstwirt A war in einem 90-jährigen Nadelholz-Mischbestand mit wenigen Behinderungen durch Gelände oder Bewuchs, bei einer durchchnittlichen Schneehöhe von ca. 15 cm in der motormanuellen Holzernte beschäftigt. Er fällte eine ca. BHD 35 cm starke Fichte hangabwärts. Im Fallvorgang legte sich die Fichte auf eine ca. 9 m hohe, schwächere Buche, die im Bereich des Fällbereichs stand. Schlagartig löste sich die Fichte vom Stock und schlug mit dem Abhieb nach hinten (entgegen der Fällrichtung) ge-gen den Forstwirt. Er wurde von der Fichte an der linken Schulter und dem linken Bein getroffen.

DiagnosePrellung und Knochenanbruch am Fuß Ausfallzeit: 16 Arbeitstage

Unfallursachenn Mängel bei der Fallkerbanlagen Zu kleine Dimension des Fallkerbsn Die Bruchleiste wurde durch Führen des

Sohlenschnitts in voller Breite um 1,5 bis 3 cm unterschnitten

n Im Fällvorgang riss die Bruchleiste durch dasfrühe Aufsetzen frühzeitig ab, die Fichte verlor die Führung und konnte durch die aufhaltende

UnfallhergangDie Partie war im August mit Jungbestandspflege-arbeiten mit der Motorsäge in einem ca. 15-jährigen Mischbestand beschäftigt. Die Fläche war mit Na-turverjüngung und einzelnen Restbäumen aus dem alten Vorbestand bewachsen. Forstwirt A wollte eine buschige, vermeintlich gipfellose Hainbuche mit 30 cm Durchmesser und circa 10 Meter Höhe fällen. Durch das dichte Laub konnte er nicht erkennen, dass oberhalb der grünen Baumkrone noch ein circa 5 Meter langes abgestorbenes Reststück des alten Gipfels mit etwa 10 cm Durchmesse empor ragte. Aufgrund des dichten Bewuchses war der Abstand zum Forstwirt B schwierig einzuschätzen. In der Annahme, dieser befände sich in ausreichendem Abstand und der Baum habe nur eine Länge von 10 Meter fällte Forstwirt A die Hainbuche. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Forstwirt B allerdings schon innerhalb des Gefahrenbereiches und wurde von dem dürren Teilstück des Gipfels an der Schulter getroffen.

DiagnoseStarke Prellung der Schulter

Unfallursachenn Erschwerte Baumbeurteilung durch grünbelaubten Zustandn Arbeit im Gefahrenbereichn Unzureichende Kommunikation

DIE SICHERHEITSFACHKRAFT RÄT:

n Anwendung sicherer Fälltechniken. Dazu ge-hören u.a. sorgfältige Anlage des Fallkerbs; vorschriftsmäßiges Durchführen der Fällung und sorgfältige Auswahl eines Rückweichplat-zes sowie rasches Aufsuchen des Selbigen.

n Permanenter Erhalt hoher Standards in derHolzernte bei den Arbeitsgruppen

n Erhalt dauerhafter Aufmerksamkeit und Ge-fahrenbewusstsein bei gefährlichen Tätigkeiten

n Kommunikation und Eigenverantwortung in-nerhalb der Arbeitsgruppen, Begleitung der Arbeitsgruppen durch Führungskräfte

n Regelmäßige Begleitung durch Sicherheits-coach (SICO) und Sicherheitsfachkraft (SIFA)

DIE SICHERHEITSFACHKRAFT RÄT:

n Auch bei Jungbestandspflegemaßnahmensind mit der Erstellung des Arbeitsauftrags besondere Gefährdungen, zum Beispiel ein erhöhter Totholzanteil, zu ermitteln. Als Maßnahmen wären beispielsweise die vorhe-rige seilunterstützte Fällung von Gefahren-bäumen oder die Durchführung der Maßnah-me im nicht belaubten Zustand denkbar.

n In Jungbestandspflegeflächen ist meist keineSichtverbindung zwischen den Forstwirten möglich. Deshalb ist der Einsatz des KUNO- Geräts mit Headset unverzichtbar. Bei Motor- sägenarbeit ist die Verwendung grundsätz-lich vorgeschrieben.

n Die Sicherheitsabstände von mindestenszwei Baumlängen sind konsequent einzuhal-ten. Dies ist in den unübersichtlichen Bestän-den durch die Zuordnung von Arbeitsfeldern zu erreichen. Pflegefade oder Rückegassen stellen dabei geeignete Gliederungslinien dar.

n Stärkere Bäume sind mit den klassischenFälltechniken (Fallkerbanlage) zu fällen. Hierbei sind die Standards für die Holzernte wie Achtungsrufe und Rundumblick einzu- halten. Erforderlichenfalls ist vorher eine Fällschneise anzulegen.

schwache Buche ausgehebelt werden. Dadurch schlug der Stammfuß, entgegen der Fällrichtung, nach hinten zurück.

n Kein unverzügliches Aufsuchen des Rückweichplatzes

n Keine ausreichende Entfernung vom Stockn Falsche Wahl des Rückweichplatzes

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

Liebe Kolleginnen und Kollegen,liebe Forstwirtinnen und Forstwirte,die Hauptursachen tödlicher Unfälle in den letzten 15 Jahren unserer für den Staatswald beschäftigten Forstwirtinnen und Forstwirten sind leider darauf zurückzuführen, dass bei der Arbeitsausführung ele-mentare Sicherheitsregeln nicht eingehalten wurden: n 6 tote Forstwirte, die sich innerhalb klar definierter

Gefahrenbereiche aufgehalten haben bzw. von Kollegen dort toleriert wurden;

n 4 tote Forstwirte, die hängengebliebene Bäume mitverbotenen Vorgehensweisen zu Fall bringen wollten;

n 3 tote Forstwirte, die in der Fallphase ihres Baumes zu wenig weit auf den Rückweichplatz zurückgewichen sind;

n 2 tote Forstwirte, die bei der Aufarbeitung von Sturmholz in der jeweiligen Arbeitssituation nicht in der vorgeschriebenen Reihenfolge vorgegangen sind.

Unfälle dieser Art könnten verhindert werden, wenn wir elementare Sicherheitsregeln als „Lebensretter“ in der Waldarbeit erkennen, sie bedingungslos res-pektieren und strikt einhalten. Daher appelliere ich an alle Forstwirtinnen und Forstwirte, die zehn auf die-ser Seite vorgestellten „Lebensretter“ in der Waldar-beit zu beherzigen. Alle Försterinnen und Förster bit-te ich darum, ein fürsorgliches und wachsames Auge darauf zu haben, wenn sie die Arbeitsgruppen vor Ort bei ihrer Arbeit aufsuchen.

Wir wollen, dass Sie abends wieder gesund nach Hau-se kommen!“

Ihr Max Reger, Landesforstpräsident

Max RegerForstBW, Leiter der Geschäftsführung, LandesforstpräsidentTel.: 0711 [email protected]

10 Lebensretter in der Waldarbeit

1. Gefährliche Waldarbeiten führe ich nurdurch, wenn eine funktionsfähige Rettungskette gewährleistet ist.

2. Ich setze erforderliche Verkehrssiche-rungsmaßnahmen konsequent um.

3. Ich verwende nur geeignete und sichereArbeitsmittel.

4. Ich benutze zuverlässig vorgeschriebene,geeignete und funktionsfähige Schutzaus-rüstung.

5. Ich beurteile Baum und Umgebung sorgfäl-tig und fälle situativ mit fachgerechter Fäll-technik.

6. Ich halte Gefahrenbereiche und die Regelnbeim Zusammenarbeiten mit Maschinen ein.

7. Ich beherzige die Rückweiche.8. Ich bringe Hänger nur sicherheitsgerecht

zu Fall.9. Ich halte mich nicht unter ungesicherten

oder hängenden Lasten auf.Ich sichere mich bei Arbeiten mit Absturzgefahr.

10.

Quelle: Werner Braun, FBZ Königsbronn

10 Lebensretter in der Waldarbeit

Da mach ich mit ...

Unfälle bei der Waldarbeit

UNFALLBEISPIEL 3

Unfallskizze „Fällkeil“

UnfallhergangArbeitsvorgang: Baumfällung – Einsatz mechanischer FällkeilForstwirt A war in der Holzernte in einem 100 jäh-rigen Fichten-Tannen-Bestand am mittleren Hang beschäftigt. Beim Führen des Fällschnitts setzte der Forstwirt seinen mechanischen Fällkeil TR 30 als Unterstützung bei der Keilarbeit ein. Im Laufe des Keilvorgangs wurde der Widerstand beim Betätigen des Hebels der Knarre größer. Schlagartig löste sich die Nuss der Knarre aus der Halterung. Forstwirt A kam aus dem Gleichgewicht und stürzte nach hinten. Beim Versuch sich abzufangen fiel er auf die rechte Hand.

DiagnoseStauchung der rechten HandAusfallzeit: 15 Arbeitstage

Unfallursachenn Mechanische Fällkeile der ersten Generation

haben noch keinen fest verbundenen Handhebel der Knarre auf dem Keil. Dadurch war es möglich, dass sich die Verbindung im Arbeitsvorgang löste.

n Arbeitsposition beim Betätigen des Fällkeils undSitz des Hebels wurde zu wenig kontrolliert.

DIE SICHERHEITSFACHKRAFT RÄT:

n Nachrüsten der „alten“ TR 30 Fällkeile durch die Herstellerfirma

n Montage einer festen Stecknuss am Keiln Ergonomische und sichere Arbeitsposition

wählen, sicheres Einsetzen des Keils im Fällschnitt

n Bestimmungsgemäßer Einsatz des mecha-nischen Fällkeils und Einhalten der Belas-tungsgrenzen

n Regelmäßige Wartung und Kontrolle des Arbeitsgerätes

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

22

Unfallgeschehen

UNFALLZAHLEN DER FÜR FORSTBW BESCHÄFTIGTEN

IN DER WALDARBEIT IM JAHR 2015

2015

Unfälle gesamt

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

272

163

251

157

251

154

241

162

252

161215 216

143 130

208

139 158

98

2016

184

115

400

300

200

100

0

meldepflichtige Unfälle

Anzahl

Zeitreihe Gesamtunfallzahlen der für ForstBW Beschäftigten in der Waldarbeit

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen die Entwicklung des Unfallgeschehens in der Waldarbeit über einen Zeitraum von zehn Jahren.

In den nachfolgenden Auswertungen sind die Un-fallzahlen der für ForstBW Beschäftigten in der Waldarbeit dargestellt, d.h. es handelt sich um die meldepflichtigen Unfälle, d.h. Arbeitsunfälle und Wegeunfälle (wenn nichts anderes vermerkt ist) der

Waldarbeitenden des Landes, sowie der von Forst-BW finanzierten Waldarbeitenden der Land- und Stadtkreise, unabhängig davon, ob diese im Staats-wald oder bei Einsätzen im Kommunalwald oder Pri-vatwald passiert sind.

1,341,28 1,24 1,16

1,071,26

1,15 1,18 1,10 1,07

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Mio. Std.

2016

1,03

Zeitreihe produktive Stunden im Staatswald Baden-Württemberg

Als Trend der vergangenen zehn Jahre lässt sich in der vorhergehenden Abbildung bei den Gesamtun-fallzahlen in der Waldarbeit ein Rückgang der Unfäl-le festhalten.

Gleichzeitig ist in dieser Zeit aber auch die Anzahl der produktiven Stunden im Staatswald Baden-Württemberg gesunken (folgende Abbildung), und die Zahl der Beschäftigten in der Waldarbeit im

Staatswald Baden-Württemberg ebenfalls (über-nächste Abbildung).

Spannend wird es also, wenn der Rückgang der Ge-samtunfallzahlen ins Verhältnis gesetzt wird zu dem Rückgang der Zahl der produktiven Stunden und dem Rückgang der Zahl der Beschäftigten.Und genau das tun die beiden unteren Abbildungen auf der folgenden Seite.

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

24 25

Meldepflichtige Unfälle je 1 Mio. produktive Arbeitsstunden

Meldepflichtige Unfälle je 1.000 Beschäftigte (1.000-Personen-Quote)

150

Unfälle

124

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2014

2013

126

93117 114 120

137 128

50

100

0

111

2015

2016

111

200

150

Unfälle

146

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2015

2016

2014

141 145 142 152 150

50

100

0

134152

103127

Unfallgeschehen

UNFALLZAHLEN IM BUNDESWEITEN VERGLEICH

DER JAHRE 2013, 2014 UND 2015

Das Unfallgeschehen nach Zahlen

Meldepflichtige Unfälle je 1 Mio. produktiver Arbeitsstunden 2013 (ohne Wegeunfälle)

Meldepflichtige Unfälle pro 1 Mio. produktiver Arbeitsstunden 2014 (ohne Wegeunfälle)

48 51 53 60 68 71 76 78 78 8595

123 126

Nordrh

ein-Westf

alen

Sachse

n

Bayer

n

Rheinland-P

falz

Mecklenburg

-Vorp

omm

ern

Baden-W

ürttem

berg

Thüringen

Bundesfors

t

Sachse

n-Anhalt

Niedersac

hsen

Saarla

nd

Mittelw

ert

Hessen

Brandenburg

Schlesw

ig-Holst

ein

75

KeineDaten

Sachse

n

Brandenburg

Saarla

nd

Nordrh

ein-Westf

alen

Mittelw

ert

Baden-W

ürttem

berg

Bayer

n

Bundesfors

t

Sachse

n-Anhalt

Schlesw

ig-Holst

ein

Hessen

Thüringen

Mecklenburg

-Vorp

omm

ern

Niedersac

hsen

Rheinland-P

falz

3645

5666 69 73

77 77 7884 84

90103

130

80

Die beiden folgenden Abbildungen zeigen, dass der Rückgang der absoluten Unfallzahlen für sich ge-nommen noch kein Erfolg ist: Weil nämlich die Zahl der Arbeitsstunden und die Zahl der Beschäftigten ebenfalls gesunken ist.Damit wird klar, dass sich ein wirklicher Rückgang des Unfallgeschehens allenfalls andeutet: erst seit

zwei Jahren (2015 und 2016) liegt die Zahl der mel-depflichtigen Unfälle je 1 Million produktive Arbeits-stunden und je 1.000 Beschäftigte unter dem Niveau der acht Jahre zuvor. Und frühestens, wenn das Bild der vergangenen beiden Jahre sich noch eine Zeitlang fortsetzt, ist dauerhafter Erfolg zu vermelden.

1204 1182 1149 1132 11031029 1015 954 948

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Anzahl

Zeitreihe Beschäftigte in der Waldarbeit im Staatswald Baden-Württemberg

2016

906

Zeitreihe Beschäftigte in der Waldarbeit im Staatswald Baden-Württemberg

Die folgenden drei Abbildungen zeigen das Unfallge-schehen im bundesweiten Vergleich – allerdings für die drei Jahre vor dem Bezugsjahr der vorliegenden, aktuellen Broschüre.Dieser zeitliche Versatz hängt damit zusammen, dass die bundesweiten Vergleichszahlen immer erst zu ei-nem späteren Zeitpunkt vorliegen als die länderweise erhobenen Zahlen. Und: die folgenden drei Abbildun-gen zeigen Unfallzahlen je 1 Million produktiver Ar-beitsstunden ohne Wegeunfälle; daher ist ein Quer-vergleich mit den Zahlen in Abbildung 1 nicht möglich:

denn dort sind auch Wegeunfälle mitgezählt. Werden die Wegeunfälle außer Acht gelassen – wie in den fol-genden drei Abbildungen 6, 7 und 8 – ergibt sich für Baden-Württemberg in den Jahren 2013, 2014 und 2015 ein uneinheitliches Bild: Es gibt keinen klaren Trend bei der Unfallhäufigkeit; lediglich die Platzie-rung Baden-Württembergs am problematischeren Ende der Tabelle bleibt bestehen.

Das Fazit kann hier also nur lauten: Wir müssen bes-ser werden, und es gibt noch viel zu tun.

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

26 27

Die folgende Tabelle basiert auf der Kennzahl „Aus-fallzeit in Tagen je 100 Beschäftigte im Jahr 2016 (vierte Spalte von rechts). Und: anders als in den vorangehenden Abbildungen geht es jetzt nicht um das ganze Land, sondern um Betriebsteile und Ser-vicestellen.

Daher steht im folgenden „Ranking“ an der Spitze, wer die wenigsten unfallbedingten Fehltage je 100 in der Waldarbeit Beschäftigten im Jahr 2016 zu ver-buchen hatte. Soll-Wert sind maximal 180 unfall-bedingte Fehltage je Jahr und 100 in der Waldarbeit Beschäftigten. Diese Zielmarke aus dem Strategi-schen Nachhaltigkeitsmanagement von ForstBW wird durch den roten Balken symbolisiert.

Die Betriebsteile und Servicestellen, die vor bzw. oberhalb des roten Balkens aufgeführt sind, haben dieses Ziel im Jahr 2016 erreicht. Die unterhalb bzw. dahinter haben noch daran zu arbeiten.

Als weitere Kennzahl ist in der folgenden Tabelle (zweite Spalte von rechts) die 1000-Personen-Quote einzelner Betriebsteile und Servicestellen angegeben – für das ganze Land aufsummiert war davon bereits im Zusammenhang mit der in Abbildung 5 die Rede.

Für beide Kennzahlen ist jeweils in der Spalte rechts daneben (erste und dritte Spalte von rechts; rote Schrift) der Mittelwert aus den fünf Jahren davor an-gegeben. Dies ermöglicht einen Vergleich der Zahlen des Auswertungsjahres 2016 mit dem über einen län-geren Zeitraum ermittelten Durchschnittswert.

Weitere Angaben wie die Zahl der beschäftigten Forstwirtinnen und Forstwirte, die absoluten Un-fallzahlen sowie die unfallbedingten Ausfallzeiten in Stunden (in den linken Spalten) erlauben einen Einblick in die Struktur des Unfallgeschehens der jeweiligen unteren Forstbehörde bzw. der jeweiligen Servicestelle.

DAS UNFALLGESCHEHEN BEI DEN UNTEREN

FORSTBEHÖRDEN UND SERVICESTELLEN VON FORSTBW

BT-Nr.

Name UFB/ Betriebsteil

Anzahl in der

Waldarbeit Beschäf-

tigte (Dez. 2016)

GesamtzahlUnfälle 2016

Melde-pflichtige Unfälle2016

Ausfallzeit (Std.) alle

Unfälle 2016

Ausfallzeit (Tage)

alle Unfälle 2016

je 100 in der Waldarbeit

Beschäftigte

Mittel-wert2011 bis

2015

Meldepflichtige Unfälle 2016

je 1.000 in der Waldarbeit

Beschäftigte (1.000-Perso-nen-Quote)

Mittelwert2011 bis 2015

Anzahl Anzahl Anzahl Std. Tage Tage Anzahl Anzahl

103 Haus des Waldes 2 0 0 0 0 0 0 0

201 FBZ Karlsruhe 1 0 0 0 0 0 0 0

203 Staatsklenge Nagold 5 0 0 0 0 20 0 0

211 Baden-Baden 2 0 0 0 0 0 0 0

212 Karlsruhe Stadtkreis 10 0 0 0 0 0 0 0

231 Pforzheim 5 0 0 0 0 38 0 97

311 Freiburg 3 0 0 0 0 0 0 0

327 Tuttlingen 10 0 0 0 0 432 0 171

435 Bodenseekreis 9 2 1 0 0 286 111 156

125 Heilbronn Landkreis 17 1 1 5 4 175 59 141

191 FMB Ochsenberg 7 1 1 5 8 0 143 0

101 FBZ Königsbronn 24 1 1 30 16 0 42 0

225 Neckar-Odenwald-Kreis 14 3 1 27 25 11 71 14

126 Hohenlohekreis 10 1 1 23 29 78 100 118

336 Lörrach 19 2 2 64 43 304 105 45

301 FAZ Mattenhof 9 3 1 31 43 0 111 0

315 Breisgau-Hoch-schwarzwald 37 2 2 141 49 308 54 145

326 Schwarzwald-Baar-Kreis 22 2 1 86 50 163 45 112

111 Stuttgart 8 1 1 45 71 335 125 250

119 Rems-Murr-Kreis 37 3 3 217 75 309 81 67

337 Waldshut 36 7 4 264 94 127 111 110

416 Tübingen 20 7 2 157 100 247 100 167

226 Rhein-Neckar-Kreis 25 3 3 212 109 190 120 59

237 Freudenstadt 48 6 3 428 114 317 63 109

136 Ostalbkreis 71 15 6 690 125 195 85 133

316 Emmendingen 12 3 2 146 156 198 167 101

317 Ortenaukreis 29 8 6 401 177 244 207 118

ZIELMARKE Nachhaltigkeitsstrategie Staatswald BW (Sollwert 2020) 180

Unfallgeschehen nach Zahlen

3752 54 55 60

70 73 78 80 82 84107 118

Bayer

n

Brandenburg

Hessen

Niedersac

hsen

Bundesfors

t

Saarla

nd

Mecklenburg

-Vorp

omm

ern

Sachse

n

Sachse

n-Anhalt

keineDaten

Thüringen

Schlesw

ig-Holst

ein

Mittelw

ert

Baden-W

ürttem

berg

Rheinland-P

falz

Nordrh

ein-Westf

alen

73

Bundesweite Daten zum Bezugsjahr der Broschüre werden i.d.R. ein Jahr zeitversetzt veröffentlicht. Angaben ohne Wegeunfälle.

Meldepflichtige Unfälle je 1 Mio. produktiver Arbeitsstunden 2015 (ohne Wegeunfälle)

Quelle: KWF.

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

BT-Nr.

Name UFB/ Betriebsteil

Anzahl in der

Waldarbeit Beschäf-

tigte (Dez. 2016)

GesamtzahlUnfälle 2016

Melde-pflichtige Unfälle2016

Ausfallzeit (Std.) alle

Unfälle 2016

Ausfallzeit (Tage)

alle Unfälle 2016

je 100 in der Waldarbeit

Beschäftigte

Mittel-wert2011 bis

2015

Meldepflichtige Unfälle 2016

je 1.000 in der Waldarbeit

Beschäftigte (1.000-Perso-nen-Quote)

Mittelwert2011 bis 2015

Anzahl Anzahl Anzahl Std. Tage Tage Anzahl Anzahl

128 Main-Tauber-Kreis 15 5 3 213 182 227 200 202

426 Biberach 34 8 4 562 212 168 118 125

397 FMB St. Peter 15 5 3 253 216 178 200 134

216 Rastatt 14 3 2 268 245 57 143 176

135 Heidenheim 30 7 4 614 262 348 133 158

127 Schwäbisch-Hall 32 5 3 698 280 252 94 133

425 Alb-Donau-Kreis 32 11 6 723 290 352 188 159

116 Esslingen 12 3 2 285 304 368 167 202

297 FMB Schrofel 15 4 4 441 377 238 267 71

436 Ravensburg 43 7 7 1.400 417 400 163 150

335 Konstanz 12 4 2 520 556 108 167 45

415 Reutlingen 21 12 5 1.138 695 246 238 220

325 Rottweil 9 1 1 514 732 133 111 59

235 Calw 53 24 15 3.386 819 388 283 135

215 Karlsruhe Landkreis 37 4 4 2.431 842 109 108 50

117 Göppingen 12 5 3 836 893 216 250 190

115 Böblingen 8 3 3 661 1.058 226 375 89

236 Enzkreis 20 2 2 1.921 1.231 298 100 127

Summe 906 184 115 19.832

Landesdurchschnitt 281 127

Unfallgeschehen nach Zahlen

6 6 8 5 5 57 83

812

3

138 11 12

2530 31

36

48

27

17

27

14

124

111 109 111

92103

97 95

76

0

20

40

60

80

100

120

140

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

leicht4 - 20 Ausfalltage

mittel21 - 45 Ausfalltage

schwer46 - 90 Ausfalltage

sehr schwerüber 90 Ausfalltageund tödlicher Unfall

Unfälle

17

14

89

2016

39

9,2

11,610,5

12,713,9 14,6

10,7

14,7

10,59

0

5

10

15

20

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Arbeitstage pro Unfall

72211

2016

13,82

215245

222280

327 320

239

335

176

264

180

0

100

200

300

400

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

281

2016

ø 2007

-16

Zielwer

t

UNFALLBEDINGTE AUSFALLZEITEN UND

UNFALLZAHLEN NACH SCHWERE

Unfallbedingte Fehlzeiten je 100 Beschäftigte (Arbeitstage/Jahr)

Entwicklung der durchschnittlichen unfallbedingen Fehlzeiten (alle Unfälle)

Verteilung der meldepflichtigen Unfälle nach Unfallschwere

Jahr 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Ausfallstunden 19.230 22.402 19.720 23.905 27.314 24.449 18.054 23.912 13.046 19.832

Das Fazit aus den Fehlzeiten, die in den Abbildungen auf dieser Seite aus unterschiedlichen Blickwinkel beleuchtet werden, kann nur lauten: jeder Unfall ist einer zu viel.

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30 31

Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

30

Holzernte –Arbeitsbereich mit dem größten Unfallrisiko

DAS UNFALLGESCHEHEN NACH ARBEITSBEREICHEN

98

114

100

85

92

4

3

5

10

7

21

14

9

9

14

39

30

29

26

26

69 7 8 14

75 6 9 25

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Unfälle

Holzernte

Waldverjüngung,Waldschutz

Waldpflege

übrige Bereiche

2016

Meldepflichtige Unfälle nach Arbeitsbereichen

Unfallgeschehen nach Zahlen

Anteil Unfälle 2016 in den Arbeitsbereichen

Ästung 1 %

Erschließung 3 %Schutzfunktion 2 %

Verwaltungsjagd 3 %

Jungbestandspflege 10 %

Erholungsvorsorge 2 %

Sonstiges 6 %

Wegeunfall 3 %Bringung 4 %

Aufarbeitung 49 %Schlagpflege 1 %HE-Nebenarbeiten 1 %

Holzernte Sonstiges 4 %

Kulturen 7 %

Waldschutz 1 %

ohne Angabe 3 %

An dieser altbekannten Verteilung der Unfälle än-dert sich im Großen und Ganzen auch dann nichts (folgende Abbildung), wenn verschiedene Jahre mit-

einander verglichen und lediglich die meldepflichti-gen Unfälle betrachtet werden.

Wie die folgende Tortengraphik zeigt, ist die Hol-zernte – wie auch im letzten Jahr – mit gut der Hälf-te aller Unfälle der unfallträchtigste Arbeitsbereich.

Die anderen Unfälle verteilen sich auf verschiedene Arbeitsbereiche.

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

33

Die meisten Unfällepassieren beim Entasten

Rücken7% (-1)

Sonstige13% (-2)

Ohne Angabe 9% (+8)

5% (-10)

Fällen – Standard-Fälltechnik

Baum aufsuchen

18% (+4)

Fällen – Seilwindengestützt7% (+5)

Entasten 22% (-12)

Fällen – mit Fällhilfe 2% (+2)

Zufallbringen 5% (+1)

Einschneiden10% (+4)

Wenden2% (+1)

Unfälle 2016 in den Teilarbeiten der Holzernte

Unfallgeschehen nach Zahlen

Unfälle in den Teilarbeiten der Holzernte 2016Die folgende Tortengraphik greift die von der vor-hergehenden Seite noch einmal auf; hier werden die Unfälle im Bereich der Holzernte noch einmal feiner aufgeteilt.

Aber auch hier zeigt sich im Prinzip das altbekannte Verteilungsmuster, und die Abweichungen gegenüber dem Vorjahr sind gering oder in einer zufallsgesteuer-ten Größenordnung.

0

50

100

150

200

250

2010 2011 2012 2013 2014 2015

Holzernte Waldverjüngung, Waldschutz Waldpflege

2016

Entwicklung der Unfälle je 1 Mio. produktive Arbeitsstunden nach Arbeitsbereich

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

Eine aussagefähige Kennzahl für das Unfallgesche-hen ist das Verhältnis von Unfallzahlen zu aufgear-beiteter Holzmenge. Die beiden folgenden Graphiken zeigen diesen Sachverhalt von zwei entgegengesetz-ten Standpunkten aus. Gleichzeitig ermöglichen die

dargestellten Sachverhalte Vergleiche zwischen Betrieben (oder Bundesländern) mit unterschied-lich hohem Holzeinschlag, mit unterschiedlich ho-hen Anteilen motormanueller Arbeit und mit unter-schiedlich hohen absoluten Unfallzahlen.

Füße 15 % (8 %)

Beine 20 % (33 %)

Hände 21 % (21 %)

Arme 8 % (5 %)

Rumpf 20 % (16 %)

Augen 6 % (4 %)

Kopf 10 % (13 %)

Verletzungen bei Unfällen

im Staatswald BaWü im Jahr 2016

nach Körperteilen

Auch im Hinblick auf die unfallbe-dingten Verletzungen nach Körper-bereichen hat sich im Vergleich mit dem Vorjahr (Werte in Klammern) nichts Nennenswertes geändert.Man mag sich gar nicht ausmalen, was alles passieren würde, gäbe es die persönliche Schutzausrüstung nicht.

UNFALLZAHLEN UND MOTORMANUELL

AUFGEARBEITETE HOLZMENGE

10,63 11,09 11,7613,02

12,2813,67

0,00

5,00

10,00

15,00

20,00

2010 2011 2012 2013 2014 2015

Tsd. Fm

11,19

20162009

11,07

Motormanuell aufgearbeitete Holzmenge in tausend Fm (m3) je meldepflichtigem Holzernteunfall im Staatswald Baden-Württemberg

0,940,90

0,85

0,77

0,87

0,60

0,70

0,80

0,90

1,00

Unfälle

0,73

2010

0,84

2009 2011 2012 2013 2014 2015

0,89

2016

Meldepflichtige Holzernteunfälle je 10.000 Fm (m3) motormanuelleingeschlagenes Holz im Staatswald Baden-Württemberg

Grafik 1 zeigt die aufgearbeitete Holzmenge je Holzernteunfall seit 2009 im Staatswald Baden-Württemberg. Oder anders ausgedrückt: Wie viel Holz wird jeweils gefällt und aufgearbeitet, bis wieder ein Holzernteunfall eintritt?

Grafik 2 zeigt die Zahl der Unfälle je 10.000 m³ eingeschlagenen Holzes seit 2009 im Staatswald Baden-Würt-temberg.

Leider weisen in beiden Grafiken die Zahlen des vergangenen Jahres wieder in die falsche Richtung – nach-dem im Jahr zuvor die Zahlen Anlass zu verhaltenem Optimismus gegeben hatten.

Unfallgeschehen nach Zahlen

3535

Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

37

Unfälle bei

Auszubildenden

DAS UNFALLGESCHEHEN NACH

VERLETZUNGSARTEN UND -URSACHEN

Rückgang bei Stolpern/Stürzen/Ausrutschen sowie Äste/Zweige.Deutliche Zunahme bei Werkzeug/Gerät sowie Maschinen.

Verletzungsursachen 2016

Art der Verletzung 2016

Stolpern/Stürzen 18 % (-2)

Ohne Angabe 2 % (+2)

Ausrutschen 11 % (-5)

Stamm/Stammteile 17 % (+1)

EMS 4 % (0)

Werkzeug/Gerät 10 % (+6)

Maschinen 8 % (+7)

Sonstige Betriebsmittel 3 % (-4)Sonstiges 6 % (0)

Späne/Splitter 5 % (+3)

Äste/Zweige 16 % (-8)

Stichverletzung 19 %

Zerrung 27 %

Insekten 2 %

Prellung 43 %

Sonstiges 4 %Knochenbruch 5 %

Unfallgeschehen nach Zahlen

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Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht // Waldarbeit 2016

Meldepflichtige Unfälle je 100 Auszubildende

20

25

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2013

2012

5

15

10

0

2014

1114 15

11 1113

10 9

12 12

2015

13

2016

DAS UNFALLGESCHEHEN IN DER AUSBILDUNG

Meldepflichtige Unfälle Auszubildende

3033

40

50

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2013

2012

10

20

0

3338

35

25

33

2014

30

2015

33 3639

2016

35

Unfälle Auszubildende 2016 nach Arbeitsbereichen

Sonstiges 7 % (-4)

Erschließung 3 % (+1)

Jungbestandspflege 16 % (+5)

Verwaltungsjagd 3 % (-2)

Ohne Angabe 10 % (+10)

Kulturen 7 % (-3)

HE-Nebenarbeiten 1 % (-2)

Bringung 1 % (+1)

Aufarbeitung 37 % (-4)

Holzernte Sonstiges 7 % (-1)Schlagpflege 1 % (-2)

Schutzfunktion 1 % (+1)

Erholungsvorsorge 3 % (-2)

Die Anzahl der meldepflichtigen Unfälle je 100 Aus-zubildende hat sich über die Jahre nur wenig verän-dert. Die relativ niedrigen Zahlen pro Jahr erlauben keine Trend-Aussagen. Bei der Auswertung nach Arbeitsbereichen ähneln die Ergebnisse bei den Auszubildenden sehr stark den Ergebnissen bei den Waldarbeitenden.

Immerhin ist – nach einer stetigen Zunahme der Zahl der meldepflichtigen Unfälle über vier Jahre hinweg – im letzten Jahr wieder ein Rückgang der meldepflich-tigen Unfälle bei den Auszubildenden zu verzeichnen.

Unfallgeschehen nach Zahlen

2014 Schwerpunktthema Zusammenarbeit Mensch-Maschine

2015Schwerpunktthema Sicherheitscoaching

2012PSA-Persönliche Schutzausrüstung

IMPRESSUMHerausgeber: Landesbetrieb ForstBW,

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

Datum: Januar 2018

Layout: aufwind Group – creative solutions,

Sebastian Schreiber MLR 52, Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit

Redaktion: Dr. Maria Hehn, Forstliches Ausbildungszentrum Mattenhof | Armin Walter, Tü 84 Fach-be-

reich Waldarbeit | Jörg Maurer, Sicherheitscoach | Werner Braun, Forstliches Bildungszen-

trum Königsbronn | Frank Schührer, Hauptstützpunkt Wental, UFB Heidenheim | Sebastian

Schreiber MLR 52, Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit

Nachdruck: auch nur auszugsweise nur mit ausdrücklicher Genehmigung MLR 52,

Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit gestattet

Unfallbeispiele: Sicherheitsfachkräfte Forst der Landkreise und Regierungspräsidien

Bilder: ForstBW, Zeichnungen Herr Kühnel

Drucknummer: 11-2018-52

www.forstbw.de www.facebook.com/forstbw

SCHWERPUNKTE DER LETZTEN AUSGABEN:

2013Verfahrens-anweisung Alt- und Totholz,Das „Rote Tuch“– Lebensretter Rückweichplatz

2011AMS – Arbeitsschutz mit System, Leitfaden für die Arbeitssi-cherheit im Wald

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DIE 10 „LEBENSRETTER“

IN DER WALDARBEIT

Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg – ForstBWMinisterium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg | Postfach 10 34 44 | 70182 Stuttgart

Gefährliche Waldarbeiten führe ich nur durch, wenn eine funktionierende Rettungskette sichergestellt ist …… weil im Unglücksfalle mir oder den anderen schnellst- und bestmöglich geholfen werden soll.

Ich setze erforderliche Verkehrssicherungsmaßnahmen konsequent um …… weil ich verhindern möchte, dass durch mich Mitmenschen oder Sachwerte Schaden nehmen.

Ich verwende nur geeignete und sichere Arbeitsmittel …… weil solche Grundvoraussetzung für sichere, ergonomische u. professionelle Arbeit sind.

Ich benutze zuverlässig vorgeschriebene, geeignete und funktionsfähige Schutzausrüstung …… weil mir Gesundheit, körperliche Unversehrtheit und Vorbild sein im Arbeitsschutz ganz wichtig sind.

Ich beurteile Baum und Umgebung sorgfältig und fälle situativ mit fachgerechter Fälltechnik …… weil ich Fällungen aus Sorge um mich und den anderen sicher im Griff haben will.

Ich halte Gefahrenbereiche und die Regeln beim Zusammenarbeiten mit Maschinen zuverlässig ein …… weil ich mich und die anderen nicht todunglücklich machen möchte.

Ich beherzige die Rückweiche …… weil diese Lebensversicherung für mich und meine Familie ist.

Ich bringe Hänger nur sicherheitsgerecht zu Fall …… weil ich am Leben hänge.

Ich halte mich nicht unter ungesicherten oder hängenden Lasten auf …… weil ich mich nicht böse überraschen lassen will.

Ich sichere mich bei Arbeiten mit Absturzgefahr …… weil ich nicht „tief fallen“ möchte.

1.

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