Auf Spurensuche: Wo Russland im Öl versinkt

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Seit den 60ern sorgt die russische Ölindustrie für eine schleichende Ölpest in der Komi-Republik. Jörg Feddern, Ölexperte bei Greenpeace, ist in die betroffene Region gereist, um sich ein Bild vom Ausmaß der Ölkatastrophe zu machen. Zur Reihe "Auf Spurensuche": Von wegen schwarzes Gold – zu häufig verlieren Ölkonzerne bei ihrem dreckigen Geschäft die Kontrolle. Nach kurzer Medienaufmerksamkeit sind die Ölkatastrophen vergessen. Greenpeace geht auf Spurensuche und deckt die Folgen auf.

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Wo Russland im Öl versinkt

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500.000Tonnen giftiges Öl spülen Russlands Flüsse jedes Jahr in den arktischen Ozean – eine Größenordnung ähnlich der Ölkatastrophe der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko.

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VeRgessene Ölpest

Der run auf Das schwarze GolD

Der kampf um die die restlichen Ölreserven hat längst begonnen. Die Ölindustrie zerstört zunehmend eine der letzten unberührten landschaften dieser erde: die Arktis.

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VeRgessene Ölpest

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Mein Name ist Jörg Feddern, ich

bin Ölexperte bei Greenpeace.

1994 – es war mein erstes Jahr

bei Greenpeace – ereignete sich im Nord-

westen Russlands ein schweres Ölunglück.

Ein Pipelinebruch in der Komi-Region

führte zum Austritt von über 100.000 Ton-

nen Öl. Ich half damals den Medien, die

Katastrophe zu bewerten. Bis heute sind

zigtausende kleine und große Unfälle hinzu-

gekommen. Jetzt, achtzehn Jahre später, bin

ich zum ersten Mal in die Ölfelder gefahren,

um mir selbst ein Bild zu machen.

In KürzeAls die Ölindustrie in

die Komi-Republik kam, änderte sich für die

Menschen dort alles.

Ausgabe geplant für Ende November

Auf SpurenSuche

Leben mit der Ölpest

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Von meinen Greenpeace-Kollegen weiß ich, dass die

Ölindustrie den inoffiziellen Schutz des Kremls genießt.

Öl ist ein entscheidender Faktor in der russischen Wirt-

schaft – da ist wenig Platz für Umweltschutz.

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Unser Ziel ist die Ölstadt Usinsk. Von dort aus will ich

mit meinen Kollegen und einigen Journalisten, die uns

begleiten, in die umliegenden Ölfelder starten.

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Drei große Ölfelder liegen in der Komi-Republik. Die Region ist etwas größer als Deutschland. Sie liegt etwa 2.000 Kilometer östlich von Moskau, am Polarkreis.

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Unzählige Feldpipelines durchziehen die

Region, die meisten unterirdisch. Immer wie-

der stoße ich auf marode Rohre, aus denen

beständig Öl austritt. Kein Wunder, das Öl hier

ist extrem schwefelhaltig und die klimatischen

Bedingungen setzen den Leitungen zu – überall

liegen geborstene Pipelines, die niemand ent-

sorgt. Und die Ölindustrie zieht es weiter nach

Norden – vor der Küste werden weitere Ölvor-

kommen vermutet. Mir graut bei dem Gedan-

ken, dass die Ölindustrie in arktischen Gewäs-

sern so wütet wie hier.

Run auf die Arktis

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Die Feldpipelines haben einen Durchmesser von etwa zehn Zen-

timetern. Von hier wird das Öl über Leitungen zu den Sammel-

stellen gepumpt, aufbereitet und mit Überlandpipelines verteilt,

auch nach Westeuropa. Ein einfacher Test zeigt, ob die Leitung

Ein typisches Bohrloch, wie ich es überall finde.

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noch Öl transportiert: Ist das Rohr warm, fließt Erdöl, das aus

den Tiefen nach oben gepumpt wird. Das warme Öl weicht den

Permafrostboden auf. Die Folge: unterirdische Pipelinebrüche.

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Wer macht das sauber? Auch nach russischem Recht gilt

wie überall: beseitigen, dekontaminieren und renaturieren.

Ölleitungen müssen unter diesen Bedingungen eigentlich

konstant überwacht und alle zehn Jahre ausgetauscht wer-

den. Doch viele der Pipelines sind über dreißig Jahre alt.

Meine Kollegen erklären: Platzt eine Pipeline, bekommt das

erst einmal niemand mit. Erst wenn ein größerer Druck-

abfall registriert wird, machen sich die Ölarbeiter auf die

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Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen

– einem Heuhaufen, der durchaus die Fläche Hamburgs

haben kann. Manchmal wechseln sie einzelne Leitungsstü-

cke aus, die kaputten Teile bleiben liegen. Oft schieben die

Arbeiter das Öl mit Baggern zu kleinen Seen zusammen –

es riecht überall nach Öl. Wenn die flüchtigen Bestandteile

des Öls verdunstet sind, wird die Fläche mit Sand über-

schüttet – mehr nicht.

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Wie viele Jahre die Landschaft braucht, um sich zu regenerieren, weiß niemand.

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Wie viele Jahre die Landschaft braucht, um sich zu regenerieren, weiß niemand.

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Big Business Die TäTer

Die Ölindustrie kam in den 60ern und versprach, das Öl sei russlands Zukunft. Groß im dreckigen Geschäft: der mächtige russische konzern lukoil.

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Deepwater horizon 21

Big Business

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Zurück im Hotel bespreche ich den Tag mit mei-

nen Kollegen von Greenpeace Russland. Wir

sind in Usinsk, einer typischen Ölstadt aus

der Retorte. Knapp 50.000 Menschen leben hier. Der

Ölkonzern Lukoil ist omnipräsent, besonders seine

hochmoderne Firmenzentrale hebt sich von den Plat-

tenbauten ab. Welches Selbstverständnis der Ölgigant

hat, wird bei einem Gespräch mit den uns begleiten-

den Journalisten ersichtlich. Diese haben ein Gespräch

mit Lukoil-Vertretern vereinbart und konfrontieren sie

mit ihrem Film- und Fotomaterial vom Vortag. Doch

der Konzernsprecher streitet die Verantwortung für

die Ölverschmutzung ab, berichten sie mir später.

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Eine einzige holprige Piste führt durch die Ölför-

derregion der Komi-Republik. Von dieser löchrigen

Hauptader zweigen hunderte kleiner Feldwege ab.

Auf der Straße herrscht ein chaotischer Verkehr

von Tanklastzügen, die Benzin, Diesel oder Rohöl

geladen haben. Vorankommen ist auf den abgesack-

ten Bodenplatten schwierig, Höchstgeschwindigkeit

maximal 30 Stundenkilometer.

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36 Prozent des in Deutschland verbrauchten Öls kommen aus Russland, auch aus der Komi-Republik. Wir sind Russlands größter Ölpartner – eine verhängnisvolle Affäre?

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In riesigen Tanklagern und Anlagen wird das Öl für den Weitertransport aufbereitet.

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In riesigen Tanklagern und Anlagen wird das Öl für den Weitertransport aufbereitet.

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Ölbedeckte Flüsse, künstliche Ölseen und massive technische Anlagen – die Ölbranche hinterlässt

ihre dreckigen Spuren in der Landschaft.

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Ölbedeckte Flüsse, künstliche Ölseen und massive technische Anlagen – die Ölbranche hinterlässt

ihre dreckigen Spuren in der Landschaft.

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Mein russischer Kollege erzählt mir, dass

Russland bei der Abfackelung von Gas, das

bei der Förderung von Öl anfällt, absoluter

Spitzenreiter ist. Ich hatte bisher angenom-

men, dass Länder wie Nigeria oder die Golf-

staaten diese Position innehaben. 7 Prozent

der russischen Emissionen, die durch die

Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen,

stammen allein aus dieser Quelle. Statt das

Gas aufzufangen und für die Wärmeproduk-

tion zu nutzen, wird es sinnlos und klima-

schädigend einfach abgefackelt.

Prozent kann der Anteil an abgefackeltem Gas betragen, das bei der Ölförderung in Russland anfällt – eine Verschwendung!

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Zeugnis aBlegen

rückblick

kaum ein Ölunfall in der komi-republik hat bisher die Öffentlichkeit erreicht. Deshalb ist Greenpeace vor ort: bei den großen unfällen, aber auch bei der alltäglichen Ölpest.

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Im Jahr 1994 kommt es zu einem der größten Ölun-

fälle in der russischen Geschichte: in der Nähe von

Usinsk bricht die Voyez-Golovneye-Pipeline. Massen an

schwarzem Öl verseuchen die Tundra. Das Öl gelangt

über Flüsse bis in die Barentssee. Verantwortlich ist der

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Jahre alt war die Pipeline, die im Jahr 1994 die bisher größte Ölpest in der Region verursachte. Sie hätte bereits nach sieben Jahren ausgetauscht werden müssen.

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Ölkonzern Komineft, der erst Monate später auf die

eskalierende Ölpest reagiert. Experten schätzen das

Ausmaß viel größer ein als das Öltankerunglück der

Exxon Valdez in Alaska 1989. Greenpeace ist vor Ort

und dokumentiert das Ausmaß.

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Kaum ein Konzern macht Angaben zu seiner Unfallstatistik. Deshalb sieht Greenpeace Russland von Beginn an der

Ölindustrie im ganzen Land genau auf die Finger und untersucht die Auswirkungen der Ölunfälle vor Ort.

Pipelinebrüche im Jahr 2010 gibt der Ölkonzern Rosneft auf Anfrage von Greenpeace Russland an. Damit ist er einer von zwei Ölkonzernen, die unter 14 angefragten überhaupt geantwortet haben.

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Kaum ein Konzern macht Angaben zu seiner Unfallstatistik. Deshalb sieht Greenpeace Russland von Beginn an der

Ölindustrie im ganzen Land genau auf die Finger und untersucht die Auswirkungen der Ölunfälle vor Ort.

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Die ausgaben

Von wegen schwarzes Gold – zu häufig verlieren Ölkonzerne bei ihrem dreckigen Geschäft die kon-trolle. nach kurzer medienaufmerksamkeit sind die Ölkatastrophen vergessen. Greenpeace geht auf Spurensuche und deckt die folgen auf.

ausgaBe 1Ein Jahr nach Deepwater Horizon

780 millionen liter Ölflossen beim unglückder Deepwater horizon in den Golf von mexiko. Das Öl kann nicht einfach verschwunden sein.

ausgaBe 2In der Komi-Republik Wo Russland im Öl versinkt

Seit mehr als vierzigJahren zerstörenÖlkonzerne die komi-region an der Grenzezur Arktis.

ausgaBe 3In der Komi-Republik Leben mit der Ölpest

mit dem run auf ihr Öländerte sich für die menschen in der komi-republik alles – und nicht zum Guten.

Ausgabe geplant für Ende November

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ein Jahr nachDeepwater horizon

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Leben mit der Ölpest

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Textredaktion: michelle bayona

Fotoredaktion: conny böttger

V.i.S.d.P.: Jörg feddern

Konzept und Gestaltung: plan p. Gmbh, hamburg

Stand: november 2011

Bildnachweis:

Alle fotos außer im folgenden angegeben

von Daniel müller/Greenpeace, 2011

S. 32-35: Warford/Greenpeace, 1994

S. 36: christian bussau/Greenpeace, 2000

illustrationen: bernadette Weikl/Greenpeace, 2011

impRessum

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Greenpeace ist eine internationale Umweltorganisation, die mit gewaltfreien Aktionen für den Schutz der Lebensgrundlagen kämpft. Unser Ziel ist es, Umweltzerstörung zu verhindern, Verhaltensweisen zu ändern und Lösungen durchzusetzen. Greenpeace ist überparteilich und völlig unabhängig von Politik, Parteien und Industrie. Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland spenden an Greenpeace und gewährleisten damit unsere tägliche Arbeit zum Schutz der Umwelt.

Greenpeace e.V., Große Elbstraße 39, D-22767 Hamburg

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