Auf welche Qualitätsmerkmale müssen Sie achten?

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103 MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 1 / 2013 (155. Jg.) PHARMAFORUM Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe Auf welche Qualitätsmerkmale müssen Sie achten? _ Um eine optimale physikalische Wir- kung zu erzielen, müssen bei der Entwick- lung, Herstellung, Anwendung und Aufbe- reitung Medizinischer Thromboseprophy- laxestrümpfe (MTPS) eine Reihe von Vor- schriften erfüllt werden. MTPS erhöhen den Blutfluss zum Her- zen, indem sie Druck auf die oberfläch- lichen und tiefen Beinvenen ausüben. Der venöse Rückfluss wird darüber hinaus durch einen graduiert abfallenden Druck- verlauf gefördert, der durch die Dehnung des elastischen Gestricks entsteht. Der An- druck des Strumpfes im Fesselbereich sollte nach den derzeitigen Empfehlungen rund 18 mmHg betragen und auf etwa 8 mmHg am Oberschenkel abfallen. Aller- dings gibt es erhebliche Unterschiede be- züglich der Qualität der am Markt verfüg- baren MTPS, nur wenige weisen den ge- forderten graduierten Druckverlauf auf. Die optimale physikalische Wirkung des MTPS kann nur erreicht werden, wenn der Strumpf am entstauten Bein angemessen und das Bein faltenfrei bestrumpft wird. Ebenso erfordert die hygienische Aufberei- tung der Strümpfe ein hohes Maß an Sorg- falt, betonte Gabriele Manzke, Lünen. Nicht nur beim Waschen, auch bei der an- schließenden Trocknung sei das Fehlerpo- tenzial groß, da eine falsche Temperatur- wahl die Hightech-Fasern des Strumpfes beschädige. Da die medikamentöse Thromboembo- lieprophylaxe heute Therapiestandard ist, wird der zusätzliche Einsatz von MTPS zu- nehmend in Frage gestellt. Auch die aktu- elle S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“ benennt keine klare und zwingende Indikation zur An- wendung von MTPS zusätzlich zur medika- mentösen Prophylaxe. Die Unschärfe in der Formulierung der Leitlinie bezüglich des MTPS-Einsatzes dient dem Schutz der Anwender vor möglichen haftungsrecht- lichen Konsequenzen, so Dr. Colin M. Krüger, Berlin. Es sei nicht beabsichtigt ge- wesen, die bewährte Wirkung von MTPS in Frage zu stellen, sie hätten nach wie vor eine große Bedeutung im Rahmen eines ausgewogenen Thrombosemanagements. Da die Datenlage derzeit nicht ausrei- chend ist und um eine seriöse Neubewer- tung des Nutzens von MTPS in der Throm- boseprophylaxe zu ermöglichen, forderte Krüger die rasche Initiierung von kli- nischen Studien mit biomechanisch exakt charakterisierten Strümpfen. Gudrun Girrbach Quelle: Satellitensymposium III anlässlich des Interdisziplinären WundCongresses (IWC), Köln, November 2012 (Veranstalter: medi GmbH) Entzündliche Atemwegsinfekte Mukoziliäre Clearance von zentraler Bedeutung _ Bei einem Gesunden werden etwa 90% der inhalierten Fremdkörper über das Se- kret des respiratorischen Epithels aus den Atemwegen befördert, erklärte Prof. Rainer Willy Hauck, Bad Reichenhall. Ist diese mu- koziliäre Clearance (MCC) zum Abtransport von Krankheitserregern oder Schadstoffen eingeschränkt, staut sich der Schleim, und in den Bronchien setzt der sekundäre Rei- nigungsmechanismus Husten ein. Kommt es dann zu einem In-out-Mismatch, d. h. wird mehr Schleim produziert als abtrans- portiert, ist laut Hauck der Boden für eine Infektion bereitet. Häufig sind rezidivie- rende Sinusitiden und Bronchitiden die Folge einer nicht funktionsfähigen MCC. Die MCC zu aktivieren, ist daher eine wichtige Therapiestrategie bei Atemwegs- erkrankungen. Neben Histamin oder Medi- kamenten wie Beta-Agonisten gehört auch Myrtol® (Destillat aus Eukalyptus-, Süßoran- gen-, Myrten- und Zitronenöl) zu den sti- mulierenden Faktoren. Neue Studienergeb- nisse belegen, dass das Phytotherapeuti- kum die Zilienschlagfrequenz dosisabhän- gig steigert (Begrow F et al. Adv Ther 2012; 29 (4): 350–8) (s. Abb. 1). In einer aktuellen, doppelblinden, placebokontrollierten Mul- ticenterstudie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Myrtol® (in GeloMyrtol® forte) bei Patienten mit akuter Bronchitis (n = 413) untersucht (Gillissen A et al. Arz- neim-Forsch/Drug Res 2012; accepted for pu- blication). Verum ver- ringerte die täglichen Hustenattacken nach sieben bis neun Tagen mit ca. 61% signifikant stärker als Placebo mit ca. 49% (relative Re- duktion). Zudem ver- besserte sich der mittlere Bronchitis Severi- ty Score (BSS), der u. a. Husten, Brust- schmerz und Atemnot erfasst, deutlicher. Dr. Claudia Mäck Quelle: Presseveranstaltung „Mukoziliäre Clearance als Essential der Therapie von Atem- wegserkrankungen“, Sylt, November 2012 (Veranstalter: Pohl-Boskamp) 25 20 15 10 5 0 Zilienschlagfrequenz % Änderung gg. Ausgangswert Salbutamol 0,3 μg/ml Dosisabhängige Steigerung der Zilienschlagfrequenz Myrtol 0,01 % ** ** * * Myrtol 0,05 % Myrtol 0,1 % *p<0,05 **p<0,01 Abbildung 1 Stimulation der mukuziliären Clea- rance durch Myrtol. © Begrow et al. Adv Ther 2012; 29: 350–8

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103MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 1 / 2013 (155. Jg.)

PHARMAFORUM

Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe

Auf welche Qualitätsmerkmale müssen Sie achten?_ Um eine optimale physikalische Wir-kung zu erzielen, müssen bei der Entwick-lung, Herstellung, Anwendung und Aufbe-reitung Medizinischer Thromboseprophy-laxestrümpfe (MTPS) eine Reihe von Vor-schriften erfüllt werden.

MTPS erhöhen den Blutfluss zum Her-zen, indem sie Druck auf die oberfläch-lichen und tiefen Beinvenen ausüben. Der venöse Rückfluss wird darüber hinaus durch einen graduiert abfallenden Druck-verlauf gefördert, der durch die Dehnung des elastischen Gestricks entsteht. Der An-druck des Strumpfes im Fesselbereich sollte nach den derzeitigen Empfehlungen rund 18 mmHg betragen und auf etwa 8 mmHg am Oberschenkel abfallen. Aller-dings gibt es erhebliche Unterschiede be-züglich der Qualität der am Markt verfüg-baren MTPS, nur wenige weisen den ge-forderten graduierten Druckverlauf auf.

Die optimale physikalische Wirkung des MTPS kann nur erreicht werden, wenn der Strumpf am entstauten Bein angemessen und das Bein faltenfrei bestrumpft wird. Ebenso erfordert die hygienische Aufberei-tung der Strümpfe ein hohes Maß an Sorg-falt, betonte Gabriele Manzke, Lünen. Nicht nur beim Waschen, auch bei der an-schließenden Trocknung sei das Fehlerpo-tenzial groß, da eine falsche Temperatur-wahl die Hightech-Fasern des Strumpfes beschädige.

Da die medikamentöse Thromboembo-lieprophylaxe heute Therapiestandard ist, wird der zusätzliche Einsatz von MTPS zu-nehmend in Frage gestellt. Auch die aktu-elle S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“ benennt keine klare und zwingende Indikation zur An-wendung von MTPS zusätzlich zur medika-mentösen Prophylaxe. Die Unschärfe in der

Formulierung der Leitlinie bezüglich des MTPS-Einsatzes dient dem Schutz der Anwender vor möglichen haftungsrecht-lichen Konsequenzen, so Dr. Colin M. Krüger, Berlin. Es sei nicht beabsichtigt ge-wesen, die bewährte Wirkung von MTPS in Frage zu stellen, sie hätten nach wie vor eine große Bedeutung im Rahmen eines ausgewogenen Thrombosemanagements.

Da die Datenlage derzeit nicht ausrei-chend ist und um eine seriöse Neubewer-tung des Nutzens von MTPS in der Throm-boseprophylaxe zu ermöglichen, forderte Krüger die rasche Initiierung von kli-nischen Studien mit biomechanisch exakt charakterisierten Strümpfen.

■ Gudrun GirrbachQuelle: Satellitensymposium III anlässlich des Interdisziplinären WundCongresses (IWC), Köln, November 2012 (Veranstalter: medi GmbH)

Entzündliche Atemwegsinfekte

Mukoziliäre Clearance von zentraler Bedeutung _ Bei einem Gesunden werden etwa 90% der inhalierten Fremdkörper über das Se-kret des respiratorischen Epithels aus den Atemwegen befördert, erklärte Prof. Rainer Willy Hauck, Bad Reichenhall. Ist diese mu-koziliäre Clearance (MCC) zum Abtransport von Krankheitserregern oder Schadstoffen eingeschränkt, staut sich der Schleim, und in den Bronchien setzt der sekundäre Rei-nigungsmechanismus Husten ein. Kommt es dann zu einem In-out-Mismatch, d. h. wird mehr Schleim produziert als abtrans-portiert, ist laut Hauck der Boden für eine Infektion bereitet. Häufig sind rezidivie-rende Sinusitiden und Bronchitiden die Folge einer nicht funktionsfähigen MCC.

Die MCC zu aktivieren, ist daher eine wichtige Therapiestrategie bei Atemwegs-erkrankungen. Neben Histamin oder Medi-kamenten wie Beta-Agonisten gehört auch Myrtol® (Destillat aus Eukalyptus-, Süßoran-gen-, Myrten- und Zitronenöl) zu den sti-mulierenden Faktoren. Neue Studienergeb-

nisse belegen, dass das Phytotherapeuti-kum die Zilienschlagfrequenz dosisabhän-gig steigert (Begrow F et al. Adv Ther 2012; 29 (4): 350–8) (s. Abb. 1). In einer aktuellen, doppelblinden, placebokontrollierten Mul-ticenterstudie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Myrtol® (in GeloMyrtol® forte) bei Patienten mit akuter Bronchitis (n = 413) untersucht (Gillissen A et al. Arz-

neim-Forsch/Drug Res 2012; accepted for pu-blication). Verum ver-ringerte die täglichen Hustenattacken nach sieben bis neun Tagen mit ca. 61% signifikant stärker als Placebo mit ca. 49% (relative Re-duktion). Zudem ver-

besserte sich der mittlere Bronchitis Severi-ty Score (BSS), der u. a. Husten, Brust-schmerz und Atemnot erfasst, deutlicher.

■ Dr. Claudia MäckQuelle: Presseveranstaltung „Mukoziliäre Clearance als Essential der Therapie von Atem-wegserkrankungen“, Sylt, November 2012 (Veranstalter: Pohl-Boskamp)

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Abbildung 1 Stimulation der mukuziliären Clea-rance durch Myrtol.

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