August 2012 t a l b r a Zweimonatsschrift für … · Pfarrer Ralf Häußler, Leiter des Zentrums...

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4 August 2012 Hessisches Pfarrblatt Zweimonatsschrift für Pfarrerinnen und Pfarrer aus Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck D 1268 F Einladung zum 11. Emeritenkolleg vom 15. bis 18. Oktober in Arnoldshain 78 Hessischer Pfarrtag 2012 Hessen, Kirche und die „protestantische Dauerunruhe“ 79 Vor der Zwangsvereinigung 1933/1934 Theologische Prägungen in der Ausbildung der Pfarrerschaft in Nassau, Frankfurt und Hessen 81

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4August 2012

Hessisches Pfarrblatt

Zweimonatsschrift für Pfarrerinnen und Pfarreraus Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck

D 1268 F

Einladung zum 11. Emeritenkolleg

vom 15. bis 18. Oktober in Arnoldshain 78

Hessischer Pfarrtag 2012

Hessen, Kirche und die „protestantische Dauerunruhe“ 79

Vor der Zwangsvereinigung 1933/1934

Theologische Prägungen in der Ausbildung

der Pfarrerschaft in Nassau, Frankfurt und Hessen81

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nistin hatten den Termin vorgemerkt. Unddann, wenige Tage vorher, sagt der orthodoxePriester ab. Das junge Paar ist in Not. Die An-frage bei der Pfarrerin, ob sie denn einsprin-gen und die Trauung vornehmen könne, mussleider auch abschlägig beschieden werden:Das Kirchengesetz sieht vor, dass mindestenseine/r der beiden Brautleute evangelisch seinmuss. Aber die Pfarrerin fragt noch mal beimkatholischen Kollegen nach. Und tatsächlich:Es gibt zwischen der orthodoxen und der ka-tholischen Kirche eine Art Amtshilfeabkom-men, das die Trauung nun doch noch möglichmachte. Und da die Gäste ja schon lange ein-geladen waren, fand nun also in der evangeli-schen Kirche durch den katholischen Pfarrerdie Trauung eines orthodoxen Paares statt.Wenn das nicht gelebte Ökumene ist … !

Aber vielleicht ist es ja bei Ihnen zur Zeit garnicht kompliziert, sondern eher sehr ruhig amArbeitsplatz, bzw. in der Gemeinde, und esfindet sich Zeit zum „Chillen“ oder zum Lesen,für Sport oder vielleicht auch an einem freienTag für einen documenta-Besuch in Kasseloder einem anderen Standort.Empfehlenswert!

Mit vielen guten Wünschen für die rest-lichen Sommerferientage grüßen herzlich

Ihr Maik Dietrich-Gibhardtund Ihre Susanna Petig

in sommerlichen Tagen erreicht Sie das neueHeft des Hessischen Pfarrblattes – als Urlaubs-lektüre oder als unser Gruß in den Ferien, jenachdem. Es tut gut, den pastoralen Alltageinmal abzustreifen und ganz einfach Zeit zuhaben, mit dem Gefühl „dem Himmel ganznah“ zu sein. Manche haben diese Zeitspanneschon genießen können (oder genießen sie ge-rade!), andere blicken noch in Vorfreude da-rauf hin. Schließlich muss ja immer jemand dasein, der oder die für die kirchlichen und ge-meindlichen Belange zur Verfügung steht.

Dabei kann man manchmal den Eindruckgewinnen, dass die persönlichen Verhältnissebei Kasualien immer komplexer und kompli-zierter werden. Umso besser, wenn sich dabeierweist, dass man die Herausforderungen an-gemessen oder gar gut bewältigt hat und denZuspruch des Glaubens konkret werden lassenkonnte. Oder wenn sich gemeinschaftliche,ggf. auch ökumenische Lösungen finden las-sen. So kürzlich bei einem jungen orthodoxenPaar, das kirchlich heiraten wollte. Schon lan-ge war alles arrangiert, und weil es im länd-lichen Bereich bei ihnen keine orthodoxe Kir-che gibt, hatten sie sehr frühzeitig schon beider evangelischen Gemeinde angefragt, ob siederen Kirche nutzen dürften. Der Kirchenvor-stand war einverstanden, Küsterin und Orga-

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser,

Einladung zum 11. Emeritenkolleg vom 15. bis 18. Oktober 2012im Martin-Niemöller-Haus (Arnoldshain i.T.) unter dem Thema:

„Arme Kirche“ – Kirche der Zukunft – Zukunft der Kirche –Pfarrer Ralf Häußler, Leiter des Zentrums für Entwicklungsbezogene Bildung (ZEB) der Ev.Landeskirche in Württemberg, wird über eine Basisgemeinde in Guatemala berichten undProf. Dr. Erhard S. Gerstenberger, Marburg, eine Basisgemeinde in Brasilien im Lichte alt-testamentlicher Theologie betrachten. In einem nächsten Schritt stellt Pfarrer JohannesHerrmann eine Gemeinde im Frankfurter Bahnhofsviertel vor und Pfarrerin Dr. Leonor Ossa hält eine Bibelarbeit über Mt 6,11. In drei kontinuierlichen Arbeitsgruppen soll dieKirche der Zukunft thematisiert werden. Aber auch an Zeit für Erholung, Spaziergänge,Gymnastik, gemeinsames Singen und Gespräche wird es nicht fehlen. Einladungen mit detailliertem Programm werden noch an alle Ruheständler/Innen der EKHN versandt.

Anmeldung und Auskünfte: Initiativkreis Ruhestand für Pfarrerinnen und Pfarrer derEKHN, zu Hd. Pfr. Christian Wahner, Röderbergweg 110, 60385 Frankfurt /Main, Telefon/ Fax: 069 42 56 08 oder per E-Mail: [email protected]

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HESSISCHER PFARRTAG 2012

Hessen, Kirche und die „protestantische Dauerunruhe“Maik Dietrich-Gibhardt

Zum Nachdenken über die Auswirkungendes kirchlichen Reformprozesses auf die Arbeitim Pfarramt kamen am Mittwoch, 13. Juni2012 über 200 Mitglieder der Pfarrvereine inHessen und Nassau sowie Kurhessen-Waldeckzum Hessischen Pfarrtag nach Gießen zusam-men. Nach dem Willkommen durch Dr. MartinZentgraf wurden die Teilnehmerinnen undTeilnehmer in derPetruskirche (ausTermingründennoch vor dem Mor-genlob) gegrüßtvom hessischen Mi-nisterpräsidentenVolker Bouffier. Inseiner Ansprachezum Verhältnis desLandes zu den bei-den EvangelischenLandeskirchen prä-sentierte er sich hu-morvoll und enga-giert zugleich. Trotzder förmlichenTrennung von Staatund Kirche gebe esvielfache Verbin-dungen, die vongegenseitigem Res-pekt, Vertrauen und Augenhöhe geprägtseien. „Auch der säkulare Staat braucht einegeistliche Heimat“, so Bouffier.

Der Ministerpräsident verwies dankbar aufdas notwendige Engagement der Kirche inden Bereichen Kindertagesstätten, Kranken-häuser und Altenpflege. Darüber hinaus müss-ten aber Staat und Kirche einer GesellschaftAntworten geben, die nach Orientierung su-che. Als konkrete Herausforderung sprachBouffier etwa den Feiertagsschutz an und ver-wies auf das hessische Feiertagsgesetz, nachdem z.B. am Karfreitag keine Tanzveranstal-tungen stattfinden dürfen.

In einer von weitgehendem Unverständnisgeprägten öffentlichen Debatte müsse aberdie Kirche hier selbst ihre Stimme erheben undum gesellschaftliche Akzeptanz kämpfen:

„Das ist Ihre Aufgabe. Das kann nicht der Staatübernehmen.“ Im Hinblick auf die Auswirkun-gen der Schulpolitik auf den Konfirmanden-unterricht verwies er auf Änderungen durchdie Landesregierung zugunsten der kirch-lichen Arbeit. Man müsse die Aufgaben derPfarrerinnen und Pfarrer nicht noch zusätzlicherschweren. Weiter sprach der hessische Minis-

terpräsident die Frage des islamischen Reli-gionsunterrichtes an, dessen Vorbereitung vo-rangeschritten sei: „Wir hoffen, dass wir imSommer soweit sind und verlässliche Partnergefunden haben.“

Insgesamt sei es wichtig, so Bouffier, dassStaat und Kirche angesichts der vielfältigengesellschaftlichen Herausforderungen denMenschen kluge Antworten gäben. Dabei seidie Evangelische Kirche nicht nur immer nochda, sondern sie werde auch weiterhin ge-braucht.

Nach dem durch die Pröpste Bernd Böttner(Hanau) und Matthias Schmidt (Gießen) ge-stalteten Morgenlob versammelten sich dieTeilnehmerinnen und Teilnehmer zum Vortragvon Isolde Karle im großen Saal der Petrus-gemeinde.

Bei der Begrüßung in der ersten Reihe: Prof. Dr. Isolde Karle, Ministerpräsi-dent Volker Bouffier, Pfarrer Frank Illgen (v.l.n.r.)

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Deutlich hinterfragte die evangelische The-ologieprofessorin von der Ruhr-Universität Bo-chum die aktuellen Reformbestrebungen inder evangelischen Kirche. Diese sei geprägtvon “protestantischer Dauerunruhe”. Karleverwies darauf, dass es in der Geschichte derKirche schon viel größere Krisen gegeben ha-be. Durch den derzeitigen “Alarmismus” inder Kirche „gerät aus dem Blick, dass vieles ge-lingt.”

Karle stellte die Annahme infrage, dass der-zeit ein günstiger Markt für Kirchen besteht.In der Forschung sei umstritten, ob es tatsäch-lich einen “Religionsboom” gebe oder obnicht vielmehr die Säkularisierung weiter fort-schreite – das zumindest legten aktuelle Stu-dien nahe. Zudem gehe es bei dem angeb-lichen Religionsboom um eine Religion, dieweitgehend ohne Gott auskomme.

Aufgrund ihrer eigenen Finanzkrise – eineFolge der “immensen Ausweitung” von Stel-len und Gebäuden seit den 1970er Jahren – su-che die evangelische Kirche die Nähe zur Wirt-schaft, kritisierte Karle. Religion werde degra-diert zu einer “Dienstleistung auf dem Markt”.Doch für die meisten Mitglieder sei die Kirchekeine Organisation wie jede andere. Sie sollevielmehr ein Gegenüber bilden, eine Art“Kontrastprinzip” und das “Außer-Alltägli-che” repräsentieren.

Es sei paradox, dass die Kirche die Regelndes Marketings und der Mediengesellschaft

beherrschen müsse, gleichzeitig aber in eineGlaubwürdigkeitskrise gerate, wenn sie dieseübernehme. “Kirche ist für die Menschen dieKirche vor Ort”, sagte die Theologin. Für übersiebzig Prozent der Mitglieder sei es wichtig,dass der Pfarrer ein Vorbild ist – auch im Um-gang mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten.Ein Fazit Karles: Weil die Mitglieder Kirche vorallem über den Pfarrer oder die Pfarrerinwahrnähmen, seien der Umgang mit der eta-blierten Pfarrerschaft und die Nachwuchspoli-tik „ganz neuralgische Punkte für die künftigeEntwicklung der Kirche.“

Abschließend betonte die Theologin noch,dass Veränderungen und Selbstinfragestellun-gen keineswegs nur kritisch zu bewertenseien: „Die protestantische Dauerunruhe hatihre guten Seiten. Sie hält uns in Bewegungund bewahrt uns vor Selbstzufriedenheit.“Allerdings riet sie in Zeiten eines hektischenAktivismus und Alarmismus zur Gelassenheit,die selbst der Botschaft vertraut, die gepredigtwird: „Das Wort Gottes ist ein fahrender Platz-regen, so hat es Martin Luther einmal poetischgesagt. Manchmal ist er da, manchmal ist erdort. Bis er wieder zu uns kommt, sollten wirgelassen und fröhlich tun, was unseres Amtesist.“

Maik Dietrich-Gibhardt / epd

Lebendiger Austausch der Mitglieder im vollbesetzten Saal der Gießener Petrusgemeinde

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Für die Pfarrerschaft im Protestantismus istdas Theologiestudium zentral. Hier werdendie entscheidenden Erfahrungen mit dem the-ologischen Denken gemacht. Hier wird der Ge-brauch der theologischen Werkzeuge einge-übt und hier werden in den meisten Fällenwohl auch die Grundlagen für eine theologi-sche Position gelegt, die sich mehr oder weni-ger variiert ein Leben lang, insbesondere denBeruf prägend durchhält. Seit dem 19. Jahr-hundert kennt die Pfarrerausbildung inDeutschland zwei Phasen, das wissenschaftli-che Studium an der Universität oder Hochschu-le und – vom Pietismus einst angeregt – diepraktische Ausbildung in Predigerseminaren inder Regel verbunden mit einem Ausbildungs-platz im Berufsfeld. Prägend in beiden Ausbil-dungsphasen sind die Personen, die die Inhaltevermitteln, die Professoren und sonstigen Do-zenten.

Viele Theologinnen und Theologen verste-hen sich als Schülerinnen und Schüler einestheologischen Lehrmeisters oder als Angehöri-ge einer theologischen Richtung. Man fühltsich innerhalb solcher Kreise in besondererWeise miteinander verbunden. Eine weitereGemeinsamkeitserfahrung entsteht durch dieArt und Weise, wie die Landeskirchen die Aus-bildung organisieren. Wer in einer Landeskir-che eine Anstellung finden will, muss theologi-sche Examina abgelegt haben. Das erste Exa-men kann bei der Prüfungskommission dertheologischen Fakultät oder der Landeskir-chenverwaltung abgelegt werden. Das zweiteExamen nimmt allein die Landeskirche ab.Schon von dieser Zuständigkeitsverteilung herlegt es sich nahe, dass die Studierenden einenTeil ihres Studiums an einer Universität absol-vieren, die dann auch die Prüfenden stellt. Esscheint hilfreich zu sein, die Prüfenden vorabzu kennen.

In der Landeskirche des GroßherzogtumsHessen war es sogar bis 1918 Pflicht, einengroßen Teil des Studiums an der Landesuniver-sität Gießen zu verbringen. Das zugeordnetePredigerseminar war das 1837 gegründete inFriedberg.1 Durch diese Praxis ergibt es sich

von allein, dass die angehenden Pfarrerinnenund Pfarrer gewissermaßen jahrgangsweise ei-ne längere Zeit miteinander verbringen. ImPredigerseminar bzw. Theologischen Seminarwird diese Gemeinsamkeit auch durch gemein-sames Leben in der Einrichtung verstärkt. Spä-ter spricht man davon, dass man im selbenCoetus oder Rollkurs oder dergleichen gewe-sen sei. Die gemeinsam durchlebte Zeit wirktnach. Man trifft sich womöglich auch späternoch. Es können „Seilschaften“ entstehen.

In der hessischen Landeskirche gab es wiegesagt die Landesuniversität Gießen und dasPredigerseminar Friedberg. Die Heimatuniver-sität für die nassauische Landeskirche warnach 1866 Marburg. Bis 1811 war die HoheSchule in Herborn die Ausbildungsstätte fürdie Theologen. Die Hohe Schule wurde 1811aufgelöst. Ab 1817 trat Göttingen als Landes-universität an ihre Stelle. Das Wissen darum istaufbewahrt in der scherzhaften Redewendungvom „Nassauern“ der Göttinger Studenten,die nicht aus Nassau stammten. Gemeint mitdieser sprachlich widerlegten Wendung2 ist,dass andere den für die Nassauer bestimmtenFreitisch im hannoverschen Göttingen aus-nutzten. 1866 annektierte Preußen Nassau,Frankfurt und Kurhessen (Hessen-Kassel). Diedrei Gebiete wurden zur preußischen ProvinzHessen-Nassau vereint.

Die Landeskirche des Herzogtums Nassauwurde zum Konsistorialbezirk Wiesbaden. Inder neuen Provinz lag die Universität Mar-burg. Ihre theologische Fakultät wurde zurneuen Heimatfakultät der nassauischen Kir-che.3 Seit 1818 gab es in Herborn anstelle derHohen Schule das Theologische Seminar fürdie zweite Ausbildungsphase der Theologenaus dem Konsistorialbezirk Wiesbaden.4 DieFreie Stadt Frankfurt hatte keine eigene Uni-versität. Die Theologen studierten an verschie-denen Fakultäten.5 Für die Ausbildung in derzweiten Phase kam Herborn in Frage, späterauch Friedberg und in den dreißiger Jahrenauch das Predigerseminar der BekennendenKirche in Frankfurt. Im Übrigen konnten sichPfarrer aus ganz Deutschland nach Frankfurt

VOR DER ZWANGSVEREINIGUNG 1933/1934

Theologische Prägungen in der Ausbildung der Pfarrerschaftin Nassau, Frankfurt und HessenWolfgang Lück

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bewerben. Das war auch notwendig, da insbe-sondere im 20. Jahrhundert der Bedarf anPfarrern nicht allein aus dem Nachwuchs ausFrankfurt gedeckt werden konnte.6 Damit ent-fiel für Frankfurt aber weitgehend der Effekteiner Gruppenbildung durch gemeinsame Aus-bildungszeiten.

Im Rahmen einer Vorgeschichte der Evange-lischen Kirche in Hessen und Nassau könntezwar das theologische Ausbildungswesen bisin die Reformationszeit zurückverfolgt wer-den. Doch es soll um die Linien gehen, dieauch für die spätere EKHN von Belang gewe-sen sein dürften. Deshalb soll nur ein Blick aufdas Profil der theologischen Fakultäten undPredigerseminare geworfen werden, der denZeitraum umfasst, in dem maßgebliche Akteu-re, die die Landeskirchen nach 1918, also nachder Loslösung vom Staat, prägten, ihre Studienabsolvierten. Die These ist damit verbunden,dass ein guter Teil der Pfarrerschaft in diesenEinrichtungen ihre theologischen und kirchen-politischen Einstellungen gewonnen habenund damit möglicherweise zu einem spezifi-schen theologischen Klima ihrer Kirche beige-tragen haben. Auch wenn Karl Dienst skep-tisch ist, dass man die Identität einer Landes-kirche aus „reiner Theologie“ ableiten kann7,sind doch oft gemeinsame Sprachregelungenund so etwas wie eine Grundfarbe zu beob-achten.

Theologie in Gießen und MarburgKann man etwas über das theologische Pro-

fil der beiden Landesuniversitäten Gießen undMarburg für die Zeit des ausgehenden 19. unddes beginnenden 20. Jahrhunderts sagen? Anersterer studierte der spätere Prälat Diehl derhessischen Landeskirche, an letzterer der spä-tere Landesbischof Kortheuer der nassauischenLandeskirche.

Ein entscheidendes Datum in der Entwick-lung der theologischen Fakultät in Gießen ist,was als „Reorganisation der theologischen Fa-kultät“ durch Bernhard Stade bezeichnetwird.8 Steitz nennt diesen Vorgang sogar die„Schaffung einer Fakultät“. Im Zusammen-hang mit den ersten Verfassungen der Landes-kirchen – in Hessen 1874 – gewannen die Kir-chen eine gewisse Selbstständigkeit gegenü-ber dem Staat. Das führte dazu, dass sie ein ei-genes institutionelles Interesse an Theologiestärker artikulierten. Ab diesem Zeitpunktwuchs auch das Interesse der kirchenleitenden

Organe an den theologischen Fakultäten. Manfragte sich, was diese für die Kirche an Leistun-gen bringen könnten. Dieses neue Interesseder Landeskirche begünstigte – so Steitz – denjungen Professor für Altes Testament, Bern-hard Stade, bei den zu seiner Zeit notwendigwerdenden Neuberufungen in Gießen auf ei-nen Kirchenbezug der Kandidaten zu achten.Stade war 1875 im Alter von 27 Jahren vonLeipzig nach Gießen auf seine erste Professurgekommen und hatte „einen Kreis vornehmerGelehrter“ vorgefunden, die sich durchausnicht für die Kirche verantwortlich fühlten. Erkam in eine Situation, in der die meisten Lehr-stuhlinhaber alt oder krank waren. DurchEmeritierungen wurden Lehrstühle frei. 1878war Stade Dekan und musste sich mit den Be-rufungen beschäftigen. Nach seinen Vorstel-lungen sollten die neuen Professoren Fachwis-senschaftler sein, die nur ihr Fach vertretenkönnen sollten. Mit dieser Einstellung mussteStade sich gegenüber anderen Erwartungenverteidigen. Kirchenpolitische Gruppen melde-ten Ansprüche auf Professuren für einen derihren an. Stade wies solche Ansinnen zurücku.a. mit der Begründung, dass die evangeli-sche Theologie eine moderne Wissenschaftwerden müsse. Sie hätte nicht der Kirche zudienen und etwa die kirchlichen Lehren zu be-weisen. Es sei vielmehr umgekehrt: Die Kirchekönne bei der Theologie lernen, was sie lehrensollte. Die Theologie sei so etwas wie das Ge-wissen der Kirche. Das eben sei im Interesseder Kirche. Sie brauche eine Theologie, die ih-rem evangelischen Wesen gemäß sei.

Mit diesen selbst gewählten Vorgabenmachte sich Stade daran, die frei werdendenProfessuren mit Fachwissenschaftlern zu beset-zen. Für Systematische Theologie kam 1878Ferdinand Kattenbusch. Nach längeren Ver-handlungen konnte für das Neue TestamentEmil Schürer gewonnen werden. Ein Jahr spä-ter bekam Adolf Harnack den Lehrstuhl fürKirchengeschichte. Damit waren alle verfügba-ren Professuren besetzt. Aber im Interesse desDienstes an der Kirche fehlte noch ein prakti-scher Theologe. Er wurde 1879 beantragt. DieGenehmigung erfolgte 1882. Johannes Gott-schick wurde berufen. Alle Professoren warenzum Zeitpunkt ihrer Berufung zwischen 27und 34 Jahre alt.9

Aber nicht nur das junge Lebensalter führtespäter zu dem Vorwurf zu großer Einheitlich-keit. Es waren auch Leute berufen worden, die

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im wesentlichen einer theologischen Richtungzugeordnet werden. Ferdinand Kattenbuschwar einer der energischsten Verfechter derTheologie Albrecht Ritschls. Er verteidigte siegegen die Religionsgeschichtliche Schule, spä-ter auch gegen Annäherungen an liberale Po-sitionen, wie Wilhelm Herrmann oder Adolfvon Harnack sie vornahmen.10 Für Otto Merkwar Emil Schürer ein „gemäßigter, eigenstän-dig liberaler Theologe“, der mit seinem Lehr-buch der neutestamentlichen ZeitgeschichteHerausragendes leistete. Daneben ebensowichtig war die Begründung und Herausgabeder bis heute fortgeführten Theologischen Li-teraturzeitung zusammen mit Adolf von Har-nack.11 Schürer gehörte in seiner Leipziger Zeitzum Schüler- und Freundeskreis AlbrechtRitschls zusammen mit Adolf von Harnack,Friedrich Loofs, Martin Rade und William Wre-de.12 Als Harnack nach Gießen kam, hieß ernoch Adolf Harnack.

Erst 1914 wurde er geadelt. Er wandte sichvon Albrecht Ritschl beeinflusst ab vom luthe-rischen Konfessionalismus. Er war einer derhervorragendsten Wissenschaftsorganisato-ren. Sein Lehrbuch der Dogmengeschichte hatbis heute Gültigkeit. Kulturbewusste Kreiseschätzen bis heute sein „Wesen des Christen-tums“, eine Vorlesung zur Jahrhundertwende,die großes Aufsehen erregte.13 Johannes Gott-schick verteidigte 1890 die Kirchlichkeit derTheologie, auf die Albrecht Ritschl abgehobenhatte, gegenüber Angriffen von lutherischenTheologen in seiner Schrift „Die Kirchlichkeitder sog. kirchlichen Theologie, geprüft“. Er ar-gumentierte u.a., dass sich die Kirchlichkeitder Theologie daran erweise, ob man sie anKranken- und Sterbebetten oder bei ernstenFragen des Lebens gebrauchen könne.14 Stadehatte also faktisch die Gießener Fakultät zu ei-nem Zentrum der Ritschlschen Theologie ge-macht.

Die Betonung der Kirchlichkeit der Theolo-gie war wohl auch eine der Triebfedern, dieStade selbst bewegten. Er verteidigte sein Vor-gehen mit der Überlegung: „Meine Überzeu-gung war, dass die Königin der Wissenschaftendie geistige Führerin der Kirche sei, und dasssie an der Erfüllung der ihr von Gott gegebe-nen Aufgaben gehindert werde, wenn man siezur Magd der Parteien herabwürdigt“. Er habebeim Eintritt in die Gießener Fakultät nur eine„ungefähre Vorstellung von der Bedeutungder Arbeiten Albrecht Ritschls gehabt. „Wenn

ich für die Gießener Professur für systemati-sche Theologie Vertreter der TheologieRitschls vorgeschlagen habe, so wird davonwohl nicht eine Vorliebe für die RitschlscheTheologie die Ursache gewesen sein. DerGrund war, dass ich eine mir Vertrauen einflö-ßende Persönlichkeit unter den Schülern Ro-thes, Hofmanns, Lipsius nicht fand, wohl aberderen unter den Anhängern der GedankenRitschls.“15

Ritschls Theologie war attraktiv, weil sie sichkonsequent auf die biblischen Quellen bezogund alles andere als fremde Metaphysik aus-schloss. Quellenstudium wurde zur zentralenArbeit der Theologie, die damit streng wissen-schaftlich sein konnte. Die Wahrheitsfragewurde ausgeklammert mit dem Verweis aufden Konsens in der Gemeinde.16

Was macht einen Ritschl-Schüler aus? Ferdi-nand Kattenbusch meinte: „Ritschls Schülersind durchweg Männer, die nicht eigentlich inder Vorlesung zu seinen Füßen gesessen ha-ben, m.a.W. die nicht von ihm ihre ersten Ein-drücke geschöpft haben. Sie haben mit ande-ren Richtungen gebrochen gehabt, als sie sichihm zuwandten.“17 Das machte es auch mög-lich, dass etliche auch wieder andere Wegegingen. Für den Zusammenhang mit der Fragenach der Gießener Theologie ist deshalb auchnicht die Theologie Ritschls selbst interessant,sondern das, was sie bei den „Ritschlianern“bedeutet hat. Es soll uns nicht interessieren,inwieweit sich die jeweiligen Schüler zu Rechtoder Unrecht auf Ritschl berufen haben. DieSchüler selbst sind diejenigen, die weiterwirk-ten. „Die christliche Lehre von der Rechtferti-gung und Versöhnung“ war Ritschls Haupt-werk. Nach dem Erscheinen des dritten Bandes1874 bildete sich relativ schnell ein Kreis vonTheologen, auf den diese Theologie eine gro-ße Anziehungskraft ausübte. Sie behielt sie fürein Vierteljahrhundert. „Die Männer, die sichin den 70er und 80er Jahren um Ritschl schar-ten, stammten großenteils aus den Kreisen der konfessionellen oder Vermittlungstheolo-gie“.18 Weder Wilhelm Herrmann noch Adolfvon Harnack, Gottschick, Kattenbusch oderSchürer hatten bei Ritschl in Göttingen stu-diert. Sie kannten ihn im Wesentlichen nur ausseinen Schriften. Sie zeichneten sich durch dieHerausgabe wissenschaftlicher Publikationsor-gane aus, wodurch sie ihre Anschauungen ver-breiten konnten. Bereits erwähnt wurde dieTheologische Literaturzeitung. 1891 wurde die

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Zeitschrift für Theologie und Kirche gegrün-det, die Gottschick leitete. Seit 1887 erschiendie kirchliche Wochenschrift „ChristlicheWelt“, von Martin Rade betreut. Die Ritschl-Schüler zeichneten sich durch überzeugendewissenschaftliche Arbeit aus. Sie bekamen Pro-fessuren wie bereits geschildert in Gießen,aber auch in Berlin, Marburg, Tübingen, Leip-zig, Bonn und Jena.19 Attraktiv wirkte anRitschl offenbar, dass er so etwas wie einen„dritten Weg“ zwischen Konfessionalismus,meist lutherischer Prägung, und Liberalismuszu eröffnen schien, der integrierend wirkte.

Bernd Oberdorfer nennt sieben Punkte, dieden Ritschlianern gemeinsam waren.20 Dazugehören die christozentrische Offenbarungs-theologie und damit verbunden die anti-spe-kulative Betonung der Geschichtlichkeit Jesuund seines Gottesverständnisses. Scharf wurdeunterschieden zwischen einerseits christlich-religiösen bzw. christlich-theologischen Aussa-gen und andererseits metaphysischen Aussa-gen. Viertens wurde ein doktrinales Glaubens-verständnis abgelehnt. Das reformatorischeChristentum wurde nicht-doktrinal interpre-tiert, eher am jungen Luther als am altenorientiert. Stark akzentuiert wurde der Zu-sammenhang von Religion und Sittlichkeit.

Schließlich war man sich einig in einer prin-zipiellen Kirchlichkeit mit dem Aspekt desVolkskirchlichen. Ritschls Bibelorientierungwurde bei den Schülern weiterentwickelt imSinne der historisch-kritischen Forschung. We-niger aufgenommen wurde Ritschls Kritik amPietismus und an der Mystik zugunsten der Be-tonung eines aktiven Glaubens. Von Anfangan vorhandene Differenzen unter den Schü-lern Ritschls kamen bei verschiedenen Gele-genheiten wieder zum Tragen. So wurde Har-nack trotz seines Protests als Liberaler einge-stuft. Rade vollzog diese Annäherung be-wusst. Oberdorfer macht auf die Zuordnung,die später Karl Barth vornahm, aufmerksam. Er schreibt: „Ironischerweise subsumierte K. Barth die gesamte Ritschl-Schule samtRitschl selbst unter die von ihm abgelehnte liberale Theologie. Faktisch machte er freilichEinsichten des konservativen Ritschlianismusgegen dessen liberalisierte Gestalt geltend.“21

Auch für die praktische Theologie warRitschls Theologie motivierend. Gottschick er-lebte Ritschls Theologie als Anregung für dieVerkündigung. Die Verkündigung solle nichtin erster Linie Erkenntnis mitteilen und be-

gründen, sondern sie ist „die Begründung, Be-festigung, Ausbreitung der persönlichen Zu-versicht des Herzens zu Gott, in der die Erlö-sung aus der Not der Sünde, der Welt des To-des erlebt wird. ... Erst die sog. moderne Theo-logie (sc. die Ritschlsche) hat dem ganzen dog-matischen System die Abzweckung auf die Lö-sung der praktischen Grundfrage gegeben unddasselbe so angelegt, dass es direkt in prakti-sche Verkündigung umgesetzt werdenkann.“22

Der Gießener theologischen Fakultät brach-te die Reorganisation durch Stade einen unge-heuren Aufschwung. 1878 hatte sie nur 15 Stu-denten. 1885 wurde sie mit 105 Studenten zurstärksten Fakultät der Universität. Sogar Nicht-hessen studierten jetzt in Gießen Theologie.23

In der Folgezeit kam es zunächst zu keinemspektakulären Wechsel in der generellen Aus-richtung der Fakultät. Immer wieder begeg-nen unter den Professoren Namen mit hohemBekanntheitsgrad. Nachfolger von Stade wur-de Herrmann Gunkel (1907–1920). Er gehörtezur religionsgeschichtlichen Schule. Neues Tes-tament lehrte von 1916 bis 1920 WilhelmBousset. Auch er galt als liberaler Theologeund Vertreter der religionsgeschichtlichenRichtung.24 In der Kirchengeschichte finden wir1891 bis 1927 Gustav Krüger, den FriedrichWilhelm Graf einem „bildungsorientiertenKulturprotestantismus“ zurechnet.25 In derPraktischen Theologie wirkten Heinrich AdolfKöstlin (1895-1901), Paul Drews (1901-1908)und Martin Schian (1908–1924).26 Paul Drewswar, wie bereits erwähnt, Mitherausgeber der„Christlichen Welt“. Martin Schian gehörte mitOtto Baumgarten und Paul Drews zu den„Protagonisten einer ‚modernen’, empirie-und subjektbezogenen Praktischen Theolo-gie....Mit Emil Sulze akzentuierte er eine religi-ös wie diakonisch ‚selbsttätige’ Gemeinde, dieindividuelles, pastorales und gemeinschaftli-ches Handeln vermittelt“.27 Die Gießener Fa-kultät behielt einen gewissen liberalen Grund-zug. Das führte nach 1933 dazu, dass man ihreine „gewisse Nähe zu den ‚Deutschen Chris-ten’ zuschrieb“.28

Karl Dienst fragt, ob denn die TheologischeFakultät in Gießen ein „Hort des Nationalsozi-alismus“ gewesen sei.29 Hier muss zunächst ein-mal festgestellt werden, dass die Vertreter derliberalen Theologie nicht einfach den Befür-wortern des Nationalsozialismus zugerechnetwerden können. Auch sind sie nicht selbstver-

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ständlich Deutsche Christen gewesen. Die poli-tische Entwicklung in der Fakultät hat letztlichzu ihrem Ende geführt, nicht ihre theologischeRichtung. Was eigentlich in Gießen nach 1933passiert ist, ist keineswegs eindeutig und einli-nig klar. Dienst referiert die verschiedenen Ein-schätzungen. Rein zahlenmäßig ist die Ent-wicklung klar. 1933 gab es an die 50 Theolo-giestudenten. Die Zahl stieg noch einmal bisauf 100. Aber, so schreibt Dienst, schon imWintersemester 1938/39 habe nur ein einzigerTheologiestudent in Gießen neu angefangen.Daneben habe es noch einen Studenten im 3. Semester und 6 bis 8 Examenskandidatengegeben.

1943 gab es keinen Theologiestudenten inGießen mehr.30 In der Zeit nach 1933 scheint inGießen der Kirchenkampf gewütet zu haben,wobei die Fronten nie ganz klar waren. Es gibtdie Aussage, dass 1935/36 eine Mehrheit derStudenten bei der Bekennenden Kirche (BK)waren. Der Rektor Ernst Haenchen verzeichne-te eine kleine Gruppe von Deutschen Christen(DC). Aber die Spannungen seien vorüber.31

Daneben gab es das Phänomen, dass GießenerProfessoren in der Hessischen Landeskirche anverschiedenen Orten Im Sommer 1933 Vor-tragsreihen bestritten zum Thema „Volk-Staat-Kirche“, zu denen Fakultät, Kirchenregierungund Deutsche Christen eingeladen hatten. Be-teiligt waren hier aber auch Leute der BK wieLeopold Cordier, Edmund Schlink oder Wolf-gang Sucker.32 Dieselben Professoren, die dieVorträge gehalten hatten, Heinrich Bornkamm(Kirchengeschichte), Wilhelm Rudolph (AltesTestament), Georg Bertram (Neues Testament)und Ernst Haenchen (Systematik), fordertenEnde 1934 den Rücktritt des von DeutschenChristen und Nationalsozialisten aufgezwun-genen Landesbischofs Dietrich. Laut Dienst ur-teilte Martin Greschat über die TheologischeFakultät, dass sie national-konservativ gewe-sen sei und die Weimarer Republik nicht unter-stützt hätte. Dies sei auch eine Folge ihrer The-ologie gewesen, wie an vielen anderen deut-schen Universitäten auch. Andererseits ver-weist Dienst auf den Historiker Peter Moraw,der der Theologischen Fakultät einen eindeu-tigen Gruppenwiderstand bescheinigt.

In der Regel haben nur einzelne sich wehrenkönnen. Bei den Theologen aber habe es mehrgegeben. Dafür sei die Fakultät dann ausge-trocknet worden.33 Dienst benutzt ein anderesBild: „Die Fakultät blutete aus: 1935 ging

Heinrich Bornkamm nach Leipzig, 1939 starbCordier, Haenchen ging nach Münster, Vogel-sang wurde Soldat. Während des Krieges be-stand die Fakultät faktisch nur aus dem Alttes-tamentler Prof. Rudolph und dem Neutesta-mentler Georg Bertram. Studenten gab es ab1943, wie bereits gesagt, auch nicht mehr. Imübrigen waren Bornkamm und Haenchen Par-teigenossen. Cordier und die PrivatdozentenSchlink und Brunner gehörten der Bekennen-den Kirche an.34 Auf der anderen Seite warBertram im nationalsozialistischen Lehrer- undDozentenbund. Seit 1943 war er wissenschaft-licher Leiter des evangelischen Instituts zur Er-forschung und Beseitigung des jüdischen Ein-flusses auf das deutsche kirchliche Leben in Ei-senach. Auch nach 1945 wollte Bertram dieses„Entjudungsinstitut“ fortgeführt wissen, teiltErnst Klee mit.35 Politisch bietet die Fakultät inGießen im Dritten Reich kein einheitliches Bild.Es scheint wie im übrigen Kirchenkampf auchwechselnde Fronten gegeben zu haben. Dieeinzelnen änderten ihre Einstellung. Es istnicht auszumachen, inwieweit das alles mitden theologischen Positionen zu tun hatte.Nach 1945 wurde die Fakultät nicht wieder er-öffnet. Ein gewisser Ersatz als Landesuniver-sität entstand mit der Neugründung der Uni-versität in Mainz, in der es auch eine Fakultätfür evangelische Theologie gab. Insgesamtsollte man aber den Einfluss der Gießener Fa-kultät auf die Positionen der hessischen Pfar-rerschaft nicht unterschätzen.

Zur gleichen Zeit wie in Gießen die Fakultätmit Ritschl-Schülern besetzt wurde, lehrte Wil-helm Herrmann in Marburg (1879-1917).Weinhardt nennt ihn einen streitbaren Ritschl-Schüler.36 Wenn Marburg auch nicht als Hoch-burg der Ritschlianer bezeichnet werden kann,so war dennoch auch dort die TheologieRitschls vertreten. Kortheuer, der in Marburg1890 sein letztes Studiensemester verbrachte,bescheinigt, dass er Herrmann viel zu verdan-ken hatte.37 Hans Schneider schreibt einendeutlichen Aufstieg der theologischen Fakul-tät in der preußischen Zeit vor allem WilhelmHerrmann zu. Fragestellungen der religionsge-schichtlichen Forschung bestimmten die exe-getischen Fächer. „Den überwiegend ‚libera-len’, aber keineswegs homogenen Lehrkörperverband das wissenschaftliche Ethos der histo-risch-kritischen Forschung; viele Professorengehörten zu den Freunden der ‚ChristlichenWelt’ um Martin Rade. Auch nach dem

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1. Weltkrieg hielt die Blüte an.“38 Neben Herr-mann sind viele bekannte Namen zu nennen,so etwa Adolf Jülicher, Johannes Weiß, Adolfvon Harnack, Ernst Christian Achelis, RudolfOtto, Rudolf Bultmann, Friedrich Heiler. In dernationalsozialistischen Zeit ergriff das Reichs-erziehungsministerium Maßnahmen gegenMitglieder der Fakultät. Die anfänglich ge-schlossene Unterstützung der BekennendenKirche bröckelte ab in Folge der Ernennungvon Professoren, die dem NS-Regime nahestanden.39

In der preußischen Zeit blühte die Univer-sität und mit ihr auch die theologische Fakul-tät auf. Die Studentenzahlen stiegen von 77im Jahr 1866 auf 505 im Jahr 1932. Bedeuten-de Theologische Zeitschriften wurden in Mar-burg herausgegeben. Wilhelm Herrmann undMartin Rade gaben die „Zeitschrift für Theolo-gie und Kirche“ heraus. Rudolf Bultmann undHans von Soden redigierten die „TheologischeRundschau“, Martin Rade die „ChristlicheWelt“.40

Auch Heinz Liebing betont, dass die Mar-burger Fakultät nie einheitlich gewesen sei. Eshabe keine „Marburger Schule“ gegeben.Zwar hätten die Professoren ihre Schüler ge-habt, aber die seien nicht an einem Ort ver-sammelt gewesen. „Zu keinem Zeitpunkt wardie Marburger Fakultät theologisch homogen.Stattdessen verstand sie sich und wirkte sieauch tatsächlich als eine ‚Arbeitsgemein-schaft’.“41 Ob sich in diesem Charakter die bei-den Fakultäten in Marburg und Gießen we-sentlich unterschieden, sei dahingestellt. Beidejedenfalls sind von einem gewissen liberal-volkskirchlichen Geist beherrscht gewesen.42

Unterschiede wird es aber hinsichtlich derstaatlichen Trägerschaft gegeben haben. Mar-burg war preußisch und damit nach Berlinorientiert.

Gießen war hessisch und nach Darmstadtausgerichtet. Liebing berichtet von zwei Ereig-nissen, an denen deutlich wurde, dass sich dieMarburger Fakultät nicht wirklich frei gefühlt,sondern von Berlin gegängelt erfahren habe.In beiden Fällen seien es eher konservativeKräfte gewesen, die insbesondere bei Lehr-stuhlbesetzungen Einfluss nahmen.43 In Bezugauf die staatliche Zuordnung nach Darmstadtsind mir derlei Klagen im ausgehenden 19.und beginnenden 20. Jahrhundert nicht be-gegnet.

Predigerseminare in Friedberg undHerborn

Mit der Großherzoglichen Verordnung von1837 wurde das Predigerseminar in Gießen er-richtet. Es sollte der unmittelbaren Einführungin das praktische Berufsleben der angehendenPfarrer dienen. Alle Theologen, die eine An-stellung im Pfarramt der hessischen Landeskir-che anstrebten, mussten das Predigerseminarein Jahr lang besuchen.44 Es gab drei Professo-ren am Seminar, die zugleich Prediger undSeelsorger der Gemeinde Friedberg waren. Dadie Studenten der hessischen Kirche verpflich-tet waren, einen großen Teil ihres Studiums inGießen zu absolvieren, legte es sich nahe, dassdie Lehrpläne der Fakultät und des Seminarsaufeinander abgestimmt wurden. Ein erstesMal kam es hier zu Problemen, als BernhardStade – wie oben berichtet – 1878 die Reorga-nisation der Gießener Fakultät vornahm. Erlegte die neu berufenen Professoren stärkerals bis dahin üblich auf ihr jeweiliges Fachge-biet fest.

Dabei ergab es sich, dass alle Angebote derpraktischen Theologie zunächst entfielen. ErstJahre später wurde ein Lehrstuhl für prakti-sche Theologie eingerichtet und mit JohannesGottschick besetzt. Später lehrten Martin Schi-an und Leopold Cordier praktische Theologiein Gießen. Zunächst entstand jedoch eineempfindliche Lücke in der Ausbildung. DasPredigerseminar musste nun auch noch dietheoretischen Grundlagen zu den praktischenÜbungen vermitteln. Der seinerzeitige Direk-tor Wilhelm Weiffenbach beklagte sich überdie große Menge an Arbeit, die dadurch aufihn zugekommen war.45 Da es im Seminar auchum die Vermittlung von Kenntnissen über dieLandeskirche ging, gab es auch immer Profes-soren, deren spezielle Aufgabe die hessischeKirchengeschichte war. Von 1863 bis 1923 wa-ren dies die Professoren Köhler, Köstlin,Smend, Eger und Diehl.46

Eine zweite Neuorientierung musste das Se-minar 1918 vornehmen. Da entfiel die Rege-lung, dass die hessischen Theologiestudenteneinen großen Teil ihres Studiums in Gießen ab-solvieren mussten. Jetzt konnten die Lehrplä-ne von Gießen und Friedberg nicht mehr auf-einander abgestimmt werden. Die Studentendurften ihre Studienorte frei wählen. Damitkamen Studenten mit den verschiedenstenVoraussetzungen nach Friedberg. Sie brachtenfortan unterschiedliche theologische Positio-

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nen mit. Die Professoren mussten sich jeweilsneu auf diese Situation mit ihrem Lehrangeboteinstellen.47

Besonders prägend wirkte von 1858 an fürfast 40 Jahre Gustav Diegel. In einem Nachrufaus dem Jahre 1904 betont sein Schüler KarlLampas u.a.: „Wir gehen so weit zu behaup-ten, dass seine Wirksamkeit, die die Bahnenlauter Kirchenpolitik nicht ging, einen wesent-lichen Anteil daran hat, wenn bei uns in Hes-sen die theologischen und kirchlichen Kämpfenicht den Grad persönlicher Erbitterung zeig-ten wie anderswo.“48 Es ging Diegel nicht bloßum einen „inneren Frieden“, sondern auch um„sittliche Tatkraft“. Alles „Wahre, Schöne undGute der bisherigen menschlichen Entwick-lung“ sei zu dem „Gottesreiche in Beziehung“zu setzen.49 Diegel verstand sich als gemäßig-ter Lutheraner mit Sympathie für die Unionmit den Reformierten. In der Union sah er dieZukunft für das kirchliche Leben. In der Fest-ansprache zum 50jährigen Jubiläum des Semi-nars 1887 vertrat Diegel die Auffassung, dassdas Seminar offen sein müsse für alle theologi-schen Richtungen. Man müsse gemeinsam ar-beiten können, ohne einander die Berechti-gung zur Verschiedenheit abzusprechen. DasEinende sei hervorzuheben. Auch wenn dasSeminar einen positiven Charakter habe, müs-se es Verständnis für liberale Richtungen ha-ben. Diese Toleranz ergebe sich notwendig ausder Einsicht in die Beschränktheit allenmenschlichen Wissens selbst. Doch gehe es beidem Seminar auch nicht nur wie bei der Uni-versität um das theologische Wissen, sondernauch darum, dieses Wissen mit einer persön-lichen Frömmigkeit zu vermitteln.50

Von 1882 bis 1904 parallel mit Diegel wirkteWilhelm Weiffenbach im Friedberger Seminar.Weiffenbach hatte in Gießen und Utrecht stu-diert und sich für Neues Testament habilitiert.Obwohl er Ritschls Rechtfertigungslehre kriti-sierte, konnte er sagen, dass er von Ritschl vielgelernt habe. Wichtig war ihm das Zusammen-gehen von lutherischen und reformierten Tra-ditionen in der einen evangelischen Kirche, dieer ungern uniert nannte. Er legte Wert auf dieBezeichnung evangelisch. Ernst Gerstenmeierzitiert aus einer Rede Weiffenbachs vor demLandeskirchentag 1895: „Es war bisher derStolz und die Ehre der hessischen evangeli-schen Landeskirche, dass sie sich als die evan-gelisch weitherzigste, evangelisch freieste undvon konfessionellen Kämpfen verschonteste

deutsche Landeskirche gewusst hat und öf-fentlich so bezeichnen konnte.“51 Weiffenbachwehrte sich gegen jede neue Konfessionalisie-rung. Von 1893 bis 1901 lehrte Friedrich Flö-ring als dritter Professor in Friedberg. Er standder Ritschl-Schule durch sein Studium durch-aus nahe. Für ihn war der Rückgriff auf diehessische Kirchengeschichte eine wesentlicheQuelle kirchlicher Arbeit.52 Nicht erwähnt isteine Reihe von Professoren, die nicht so sehrprägend waren. Einige machten nach ihrerFriedberger Zeit als Universitätsprofessorensich einen Namen, so z.B. Heinrich Köstlin, Julius Smend oder Karl Eger.

Die theologische Ausrichtung des Friedber-ger Seminars machte keine großen Verände-rungen durch. 1913 wurde Wilhelm Diehl zumProfessor ernannt, der durch sein Studium inGießen und das Seminar unter Diegel undWeiffenbach geprägt war. Gerstenmeier be-scheinigt ihm eine praktische Ausrichtung aufdie Ritschlsche Theologie. „Diehls Frömmigkeitist eine solche, die durch den Filter einer Theo-logie, der Ritschlschen, hindurchgegangen ist.Man kann, was bei der der Ritschlschen Theo-logie innewohnenden Tendenz, unmittelbar inVerkündigung und damit in gelebtes Glau-bensleben überzugehen, nicht verwundernkann, auch sagen, bei Wilhelm Diehl seien sei-ne Theologie und seine Frömmigkeit eins ge-worden.“53 Gleichzeitig mit Diehl war JakobSchöll Professor am Seminar. Gerstenmeier be-zeichnet ihn als Ritschlianer und zitiert als ty-pisch für Schöll aus dessen Abschiedspredigt1918: „Nicht darum handelt es sich, dass wireinerlei Meinung von Christus haben. Das Maßder Erkenntnis ist verschieden. Und bloßerLehrstreit macht die Herzen ungerecht undbitter. Nicht einmal darauf kommt es an, dasswir alle dieselben Segenswirkungen des Evan-geliums verspüren. Die inneren Bedürfnissesind verschieden, und dem gemäß ist derselbeHerr den einen mehr der Lehrer, die Quelle derWahrheit, den anderen das Vorbild, die Kraftzum Guten und wieder anderen der Erlöservon seelischem Druck oder der Versöhner mitGott. Aber dabei soll es bleiben, dass uns allenChristus der Herr ist....“54 In einem Vortragüber das evangelische Frömmigkeitsideal for-mulierte er 1907: „Wir haben verschiedeneUnterarten von Frömmigkeit innerhalb dersel-ben evangelischen Art. Wir haben darum nichtbloß das sittliche Recht einander zu tragen,sondern können bei pflichtgemäßer möglich-

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ster Durchdringung der eigenen Art sogar da-für dankbar sein, dass sie an der Frömmigkeits-weise anderer Gegengewicht und Ergänzungfindet.“55 Schölls Nachfolger wurde der Darm-städter Pfarrer Velte. Gerstenmeier berichtet,dass er sich schon als Student in Gießen derTheologie Ritschls zugewandt und etwa die Li-nie Martin Rades in der „Christlichen Welt“vertreten habe.56 Dass es zu einer Auseinander-setzung mit Diehl kam, hat nichts mit unter-schiedlichen theologischen Richtungen zu tun,die die beiden vertreten hätten. Auch nachdiesen Professoren änderte sich die Grundliniein Friedberg nicht. Diehls Nachfolger wurdedessen Schüler Ernst Gerstenmeier. Der Prälathatte ihn und einen weiteren Schüler, OttoStroh, nach Friedberg geholt. Wir dürfen da-von ausgehen, dass die grundsätzliche theolo-gische Linie beibehalten wurde. Auseinander-setzungen mit dem Prälaten gab es lediglichüber die Frage des Sitzes des Seminars. In denzwanziger Jahren ging es vielen darum, denKandidaten mehr von der Wirklichkeit der mo-dernen Arbeitswelt vermitteln zu können. Fürdiese Zielsetzung aber schien Friedberg alsStandort nicht geeignet. Man verlangte eineVerlagerung nach Darmstadt. Dazu kam esdann nicht. Dennoch wurden auch in Fried-berg mehr Praxismöglichkeiten für die Kandi-daten geschaffen.57

Das Friedberger Seminar wurde auch in dieAuseinandersetzungen des Kirchenkampfshineingezogen. Im Frühjahr 1935 war in denRäumen der Französisch-reformierten Gemein-de in Frankfurt ein Predigerseminar der Be-kennenden Kirche eingerichtet worden. Diesesillegale Seminar wurde von den Pfarrern undspäteren Professoren Walter Kreck und KarlGerhard Steck geleitet. Zunehmende Repressa-lien führten 1938 zur Beendigung der Arbeit.58

Zunächst war versucht worden, die Spaltungder Seminarausbildung zu vermeiden. DerLandesbruderrat hatte nach Gesprächen mitden Professoren in Friedberg den Kandidaten,die der Bekennenden Kirche zuneigten, denRat gegeben, in ihren Seminaren zu bleiben.Kreck und Steck forderten dann jedoch denLandesbruderrat auf, die Kandidaten auf dasFrankfurter Seminar zu überweisen und Fried-berg und Herborn abzulehnen. Dennoch leg-ten viele Kandidaten in diesen Jahren ihr zwei-tes Examen in Friedberg ab.59

Auf diese Kontroversen geht Otto Stroh inder Festschrift zur Hundertjahrfeier des Predi-

gerseminars in Friedberg 1937 mit keinemWort ein. In seinen Überlegungen zur Ausbil-dung im Seminar spielt die Kandidatenvertei-lung unter einem anderen Gesichtspunkt eineRolle. Seit 1934 gab es eine Kirche Nassau-Hes-sen. Diese vereinigte Kirche hatte jetzt zweiPredigerseminare. Bisher, so meint Stroh, seidie Verteilung zwischen diesen beiden Semi-naren nach regionalen Gesichtspunkten er-folgt. Die Hessen seien nach Friedberg gegan-gen, die Nassauer nach Herborn und dieFrankfurter hätten sich das Seminar aussuchenkönnen.

Künftig sollte die Verteilung besser unter in-haltlichen Gesichtspunkten erfolgen. Die eherlutherisch gesinnten Kandidaten sollten nachFriedberg gehen, die eher reformiert einge-stellten nach Herborn. Die beiden Seminarehätten die entsprechenden Traditionen aufzu-weisen. Die vereinigte Landeskirche habe inihrem Gebiet eben auch reformierte, lutheri-sche und unierte Gemeinden bzw. Traditionen.Stroh betont, dass es ihm nicht um einen neu-en Konfessionalismus gehe. Bei Luthertumund Kalvinismus könne es sich nur um jeweilssolche der „hessischen Observanz“ bzw. „hes-sischen Prägung“ handeln. Es könne nicht umein Gegeneinander, sondern nur um ein Mit-einander gehen, in dem man aber sich seinerWurzeln bewusst sei. „Unsere Kirche ist vonder Reformation her eine Kirche des theologi-schen und kirchlichen Ausgleichs gewesen“,schreibt er.60 In diesem Sinne habe auch dieAusbildung mit dem Ziel einer „einheitlichenAusrichtung des Pfarrstandes“61 hinsichtlichder pfarramtlichen Praxis zu geschehen. Fried-berg war so nach eigenem Verständnis liberalund mild lutherisch orientiert.

Auch für Herborn sollen einige Linien aus-gezogen werden. Die Hohe Schule in Herbornwar bis 1817 die Landesuniversität für die Aus-bildung des Pfarrernachwuchses in Nassau. DieTheologische Fakultät wurde in ein Prediger-seminar umgewandelt. Es blieb aber zunächstnoch bei einem universitären Lehrplan mitpraktischem Schwerpunkt. Erst um 1840 – alsoum dieselbe Zeit wie in Friedberg das Predi-gerseminar gegründet wurde – wurde die Vor-bereitung auf das Pfarramt stärker betont.62

Entsprechend der hessischen Regelung fürFriedberg mussten alle Theologen, die in Nas-sau eine Anstellung finden wollten, ein Jahrlang das Seminar besuchen. 1878 wurde gere-gelt, dass die Universität alle theologisch wis-

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senschaftlichen Fächer zu lehren habe, wäh-rend das Seminar nur die praktischen Übun-gen anzubieten habe und die wissenschaft-lichen Fächer, die mit der Praxis zusammen-hängen oder sich auf die Landesordnungendes kirchlichen Lebens in Nassau bezogen. Da-zu gehörten jetzt auch pädagogische Kennt-nisse.63 Im ausgehenden 19. Jahrhundert ab1870 waren es zwei Professoren, die das Semi-nar prägten. Wie in Friedberg waren auch inHerborn die Professoren zugleich Pfarrer inder Gemeinde. Zu nennen sind Karl Ernst(1870-1882) und Heinrich Maurer (1879–1897).„In ihrer Arbeit verfolgten beide die gleichenZiele, so dass nicht nur das Theologische Semi-nar, sondern auch der Konsistorialbezirk alsganzer eine ‚Ära Ernst-Maurer’ erlebte, dievon dem Geist der Erweckungs- und Gemein-schaftsbewegung bestimmt war.“64 Ernst warmehr von der Erweckungsbewegung mit ih-rem Vereinschristentum bestimmt. Knodt stell-te fest: „Er ist damals und später der Führerder Rechten gewesen.“65

Ernst schätzte die Vertreter des Pietismuswie Spener oder Zinzendorf, hatte aber aucheine große Sympathie für den reformiertenProtestantismus.66 Er hatte im Pfarramt in Bar-men die Struktur des Synodalprinzips kennengelernt und setzte sich dafür ein, diese Ele-mente auch in die Verfassung des Konsistorial-bezirks Wiesbaden zu übernehmen. Damitscheiterte er jedoch genauso wie mit dem An-trag, das nassauische Kirchengebiet an diepreußischen Provinzialkirchen Rheinland undWestfalen anzugliedern.67 Maurer betätigtesich zwar auch im Vereinswesen, war jedochmehr von einem gewissen Neuluthertum ge-prägt. „Einst in Heidelberg von Richard Rothebeeindruckt, dessen liberalen Optimismus imBlick auf das Verhältnis von Staat und Kircheer freilich nicht teilte, war Maurer zum Vertre-ter konservativer Kirchlichkeit geworden.“68

Direktor zur Zeit von Professor Ernst war Ro-bert Kübel. Knodt charakterisiert ihn mit fol-gendem Zitat: „Ein unverblümtes Bekennenzum biblischen Standpunkt war den meistenJüngern der modernen Schule – und zwar so,dass sie gar nicht einmal sich die Mühe nah-men, diesen Standpunkt kennen zu lernen –ganz zuwider. Merkwürdig! Wir, die Bibelgläu-bigen, sollen ihre Leute, die der liberalenSchule, sehr studieren, uns aber, die zu ihrenKoryphäen Luther, Calvin, Bengel, Beck zäh-len, ignorieren sie.“69 Ernst wurde Generalsu-

perintendent in Wiesbaden. Maurer folgteihm auf diesem Posten nach. Auch die nachfol-genden Professoren Sachsse und Fischer pass-ten in die Tradition von Ernst und Fischer undpflegten eine erweckliche Vereinsarbeit.70 Frie-drich Zimmer war in Herborn Direktor 1890 bis1898, mit einem großen Engagement für dieDiakonie.71 Insgesamt stellt Benrath für Her-born und sein Seminar fest: „Hier spielte derkirchliche Liberalismus keine Rolle.“72 Dasscheint sich im 20. Jahrhundert etwas geän-dert zu haben. Jedenfalls schreibt Karl Dienstüber Professor August Dell (von 1925 bis 1959in wechselnden Rollen in Herborn), dass dieseraufgrund einer bewusst liberalen Grundhal-tung seinen Kandidaten kein Bekenntnis vor-schreiben wollte.73 Dell hatte u.a. in Gießenstudiert und das Seminar in Friedberg besucht.1927 bis 1942 war Prof. Heinrich Schlosser Di-rektor des Seminars. In seinen Dogmatik-Vor-lesungen setzte er sich mit Karl Barth ausei-nander.74

Wie die Zeit 1933/1934 erlebt wurde, schil-dert Hermann Gerber so: „Aufs Ganze gese-hen, lebten wir aber noch im April 33 abseitsder Politik und wunderten uns nur darüber,dass Paulus in Römer 13 offenbar ein akzepta-bles Verhältnis zu ihr gefunden hatte.“75 ImLaufe des Jahres jedoch wurde eifrig für dieDeutschen Christen geworben. Daneben beka-men die Ansichten der Bekennenden KircheRaum. Gerber: „Die Härte der Auseinanderset-zungen im Haus brachte jedoch keinen Bruchder Gemeinschaft mit sich.“ Eine Weihnachts-zeitung in Versen überbrückte die Gegensätze.Die Professoren wurden mit ihren markantenAussprüchen zitiert. Professor Schlosser: „Wirmüssen die Wirklichkeit sehen, wie sie ist“.Professor Dell: „Die Fragen sind die Schlüsselzu den Rätseln der Zeit“. Professor WilhelmNeuser, Professor für Katechetik 1931 bis 1936:„Es ist das wichtigste in der heutigen Zeit, im-mer den Scopus der Dinge zu erkennen.“76

Im Seminar erlebten die Kandidaten nochnicht die Härte der Auseinandersetzungen.Das kam erst nachher in den Gemeinden.

Karl Dienst charakterisiert die NassauischeLandeskirche nach dem Zweiten Weltkriegnoch so: „Die Nassauische Landeskirche ver-band ‚positive’ und ‚liberale’ Elemente, Tradi-tion und Gegenwart in guter Weise miteinan-der. Dahinter stand eine auf Ausgleich bedach-te Theologie, die das konfessionelle Erbe nichteinfach preisgab, wohl aber auf Gemeinsam-

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keiten hin befragte und vertiefte, und eine vorallem von den Lehrerseminaren Nassaus (zumBeispiel Usingen) her geprägte, eher bibel-orientierte Religionspädagogik. Neben demSchatz evangelischer Choräle und den im Reli-gions- und Konfirmandenunterricht auswen-dig gelernten Bibelsprüchen und Psalmenspielte die kirchliche Sitte, die das geistlicheLeben abstützte und vertiefte, eine wichtigeRolle.“77 Dienst sagt das nicht ausdrücklich aufdie Prägung durch das Seminar in Herborn hin.Aber dort wird auch nach seiner Auffassungeine der Quellen dieser Einstellung gewesensein. Hinsichtlich dieser Orientierung unter-schied sich das Seminar in Herborn erkennbarvon der liberalen Linie in Friedberg.

Was von diesen unterschiedlichen Prägun-gen der drei Landeskirchen Hessen-Darmstadt,Nassau und Frankfurt weitergewirkt hat überdie Zwangsvereinigung 1933/1934, den Kir-chenkampf und die neue Vereinigung 1947hinaus, wäre einer genauen Untersuchungwert. Mit der Bekennenden Kirche kam janoch eine ganz andere theologische Traditionzum Zuge, die man verkürzt auf den Nennervon Barth und Barmen bringen könnte.Schließlich scheint es auch eine Zeit gegebenzu haben, in der bewusst von kirchenleitenderSeite die Pfarrerschaft der drei Landeskirchenuntereinander ausgetauscht wurde. Ernst Ger-stenmeier meint, dass zum Zusammenwachsender verschiedenen Gebiete ein Verschwindender jeweiligen Traditionen notwendig gewe-sen sei. „Der von keiner bodenständigen Tradi-tion belastete erste Kirchenpräsident des neu-en Kirchengebildes nach dem zweiten Welt-krieg hat das u.a. dadurch bewerkstelligt, dasser in großem Stil einen Austausch nassauischerund hessischer Pfarrer vornahm.“78 Dabei istnoch nicht einmal der Einfluss derjenigen Pfar-rerinnen und Pfarrer eingerechnet, die alsFlüchtlinge und Vertriebene meist altpreußi-sche Traditionen mitbrachten. Es scheint auchspäter noch ein Wissen um den Einfluss derunterschiedlichen Traditionen gegeben zu ha-ben. Jedenfalls hat der längst pensionierteNiemöller seinem Nachnachfolger HelmutSpengler noch sehr zur Kandidatur geratenmit der Begründung, nun müsse einmal einHesse Kirchenpräsident werden. Niemöller warWestfale und kam aus Berlin, war somit Preu-ße norddeutscher Provenienz. Sein NachfolgerHelmut Hild war Nassauer und eine Zeit langauch Jugendpfarrer in Frankfurt gewesen.

Spengler kam aus Oberhessen. Mir als einem,der erst 1968 aus Westfalen in die EKHN ge-wechselt ist, will scheinen, dass sich tatsächlicheine gewisse Grundfarbe erhalten hat, ohnedass ich sie auf die verschiedenen Landesteilebeziehen könnte. Dazu gehört eine gewissevolkskirchliche Liberalität, ein Interesse anpraktischer Frömmigkeit, wenig Interesse ankonfessionellen und dogmatischen Aussagenund kaum etwas an liturgischer Strenge.

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Anmerkungen:

1 Rühl 1987, S. 302 Büchmann 1972, S. 7203 Braun 2000, S. 30 Anm. 1034 Knodt 19185 Dienst 2009, S. 396 Telschow 1985, S. XXI7 Dienst 2009, S. 98 Steitz 1977, S. 4049 a.a.O., S. 404-406

10 Weinhardt RGG 4. Aufl. 4, Sp. 905f.11 Merk RGG 4. Aufl. 7, Sp. 104112 Hauschild RGG 4. Aufl. 3, Sp. 145713 a.a.O., Sp. 1457ff14 Gerstenmeier 1971, S. 2015 Stade 1894, S. 52f16 Herms RGG 4. Aufl. 7, Sp. 53717 Kattenbusch 1903, S. 5718 Schott RGG 3. Aufl. V, Sp. 1117f. 19 a.a.O., Sp. 111820 Oberdorfer RGG 4. Aufl. 7, Sp. 538f. 21 a.a.O., Sp. 53922 Gerstenmeier 1971, S. 3523 Steitz 1977, S. 40624 Berger RGG 4. Aufl. 1, Sp. 171825 Graf RGG 4. Aufl. 4, Sp. 179126 Steitz 1977, S. 40627 Hermelink RGG 4. Aufl. 7, Sp. 88328 Dienst 2009, S. 4329 a.a.O., S. 5130 a.a.O.31 a.a.O.32 Steitz 1977, S. 525ff33 Dienst 2009, S. 52f.34 a.a.O., S. 5235 Klee 2011, S.4436 Weinhardt RGG 4. Aufl. 3, Sp. 168637 Braun 2000, S. 3138 Schneider RGG 4. Aufl. 5, Sp. 78139 a.a.O.40 Liebing 1977, S. 4441 a.a.O., S. 4542 Dienst 2009, S. 4643 a.a.O. passim44 Dienst 2009, S. 8345 Rühl 1987, S. 2746 Steitz 1977, S. 406

47 Rühl 1987, S. 3048 Gerstenmeier 1971, S. 4449 a.a.O., S. 4550 a.a.O. 51 Gerstenmeier 1971, S. 4252 a.a.O., S. 4853 a.a.O., S. 4154 Gerstenmeier 1972, S. 10055 a.a.O., S. 10156 a.a.O.57 Rühl 1987, S. 30f.58 Alles für Deutschland 1985, S. 10159 Dienst 2009, S. 8360 Stroh 1937, S. 102f.61 a.a.O., S. 10562 Dienst 2009, S. 9563 a.a.O., S. 9964 Braun 2000 S. 34f. 65 Knodt 1918, S. 5366 Benrath 1984, S. 10767 Benrath 1984, S. 11068 a.a.O., S. 110f.69 Knodt 1918, S. 6270 a.a.O., S. 11171 Götzelmann RGG 4. Aufl. 8, Sp. 186172 Benrath 1984, S. 12673 Dienst 1985, S. 2674 a.a.O., S. 3175 Gerber 1984, S. 14476 a.a.O., S. 14677 Dienst 2009 S. 1478 Gerstenmeier 1973, S. 178

Wolfgang Lück, Buchenhorst 8,64297 Darmstadt

BUCHHINWEISBernd Jaspert, Wege und Begegnungen.

Erinnerungen eines Theologen. Geleit-wort von Karl Kardinal Lehmann, EOS-Ver-lag St. Ottilien 2011, ISBN 978-3-8306-7518-1

Dr. Bernd Jaspert, Pfarrer i. R. der Evangeli-schen Kirche von Kurhessen-Waldeck, ehemali-ger Studienleiter und stellvertretender Direk-tor der Evangelischen Akademie Hofgeismarund langjähriger Lehrbeauftragter für Kir-chengeschichte an der Universität Marburg,hat mit diesem Buch auf über 450 Seiten seineAutobiographie vorgelegt. Im Klappentextheißt es mit Bezug zum Titel des Buches: „Vonder Kindheit in einem unkirchlichen Eltern-haus zum 35 Jahre langen Pfarrdienst in derevangelischen Kirche war es ein weiter Weg.Trotzdem lernte Bernd Jaspert schon beizei-ten, auf der Erde an den Himmel zu denken.Dazu halfen ihm zahlreiche Begegnungen miteindrucksvollen Menschen, darunter außer sei-nen Lehrern am Gymnasium so bekannte The-

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ologen wie Rudolf Bultmann, Werner GeorgKümmel, Carl Heinz Ratschow, Winfried Zeller,Paulus Gordan, Hans Küng, Paul F. Knitter.Auch die intensive Beschäftigung mit dem be-nediktinischen Mönchtum war wegweisendfür sein Leben. Die Begegnungen mit Mön-chen und Nonnen überzeugten den ökume-nisch engagierten evangelischen Mönchtums-forscher davon, „dass in allem Gott verherr-licht werden soll“ (Regula Benedicti 57, 9; vgl.1. Petr, 4,11).“

In seinem Geleitwort weist Karl KardinalLehmann denn auch darauf hin, dass JaspertsLebenswerk gerade in ökumenischer Hinsichtseine geistliche und theologische Fruchtbar-keit entfalte. Vor allem die Vermittlung zwi-schen Seelsorge und theologischer Wissen-schaft zeichne Jaspert aus, dessen vorgeleg-tem Lebensbericht mit den Worten von Kardi-nal Lehmann „nicht nur eine freundliche Auf-nahme, sondern auch eine ermutigende Wir-kung in unseren Kirchen und in der Theolo-gie“ zu wünschen ist.

Maik Dietrich-Gibhardt

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Wohmanns böser Blick: Spielart christ-licher Nächstenliebe

Georg Magirius hat Gabriele Wohmannsschönste Erzählungen zu ihrem 80. Geburtstagherausgegeben.

Der berühmt-berüchtigte böse Blick derSchriftstellerin Gabriele Wohmanns ist nichtsanderes als eine Form christlicher Nächstenlie-be. Das sagt der Frankfurter Theologe undSchriftsteller Georg Magirius, der Wohmannsschönste Erzählungen zu ihrem 80. Geburtstagam 21. Mai unter dem Titel „Eine souveräneFrau“ mit einem Nachwort im Berliner AufbauVerlag herausgegeben hat. Indem Wohmannsich mit scharfem und oft satirischem Blick umSchwächen, das Scheitern und die Niederlagenihrer Figuren kümmere, gebe sie Traurigen,Überforderten und Enttäuschten eine Stimme.

„Wohmann ist keine religiöse Autorin, dieKeimzelle ihres Schreibens aber liegt im Pfarr-haus“, sagt Magirius. Dank ihres zur Beken-nenden Kirche gehörigen Vaters habe sieSchutz vor dem Gemeinschaftszwang der Na-tionalsozialisten erfahren. Individualität sei fürsie eine Glaubenstugend. So begleitet sie mitihrem Schreiben kritisch auch politische Ereig-nisse, den 11. September etwa, die Reaktor-

katastrophe in Tschernobyl oder die DeutscheEinheit.

Erzählungen der in Darmstadt lebenden Au-torin werden in der Schule gelesen, Werke vonihr sind in 15 Sprachen übersetzt, viele Litera-turpreise und das Große Bundesverdienstkreuzhat sie erhalten. Magirius hat die schönsten Er-zählungen aus mehr als fünf Jahrzehnten undetwa 70 Erzählungsbänden ausgewählt.Gabriele Wohmann, Eine souveräne

Frau. Die schönsten Erzählungen, heraus-gegeben und mit einem Nachwort vonGeorg Magirius, Aufbau Berlin 2012.

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Dr. Gernot Gerlach, Kirchenkreis Wolf-hagen, „Komm mal rüber...!“ Tag der Kir-chen im Wolfhager Land, Wolfhagen, Mai2012.

Beispielhaft, zur Nachahmung empfohlen!Der Kirchenkreis Wolfhagen veranstaltet in

diesem Jahr am 8. + 9. September einen „Tagder Kirchen im Wolfhager Land“ mit einemvielfältigen Programm – das allein wäre schonbeispielhaft und zur Nachahmung zu empfeh-len. Aber aus diesem Anlass wurde ein 84seiti-ges Programmheft herausgegeben, das vielmehr ist als „nur“ ein Programmheft – unddiese Publikation halte ich für sehr beispiel-haft und zur Nachahmung andernorts erstrecht zu empfehlen: Neben den üblichenGrußworten von Dekan und Vorsitzendem derKreissynode, aus der ökumenischen Nachbar-schaft, der Geschichtswerkstatt und dem Re-gionalmuseum sowie kirchlicher Institutionenenthält das Heft in vier Nachbarschaftsberei-chen eine Beschreibung aller Kirchengebäudeim Kirchenkreis mit den Besonderheiten jedereinzelner Kirche und einem Schwarz-Weiß-Fo-to, eine Kontaktanschrift, das jeweilige Pro-gramm zum Tag der Kirchen und – damit auchder gesamte Nachbarschaftsbereich erkundetwerden kann – einen Hinweis auf die Nachbar-kirchen mit der Angabe der Entfernung in km,der Zeit zum Erwandern oder zum Radfahrenoder auch Erreichen mit dem Pkw. Eine he-rausnehmbare Wege- und Wanderkarte, in derdie Verbindungen zwischen den Kirchen im je-weiligen Nachbarschaftsbereich im WolfhagerLand besonders hervorgehoben sind, ergänztdiese tabellarische Übersicht. „Die Kirchensind Perlen im Evangelischen Kirchenkreis undim Wolfhager Land. Weithin sichtbar prägen

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FÜR SIE GELESEN

275 Jahre Lukaskirche Wörsdorf. Hrsg.vom Kirchenvorstand der Ev. KirchengemeindeWörsdorf. Druck und Satz: Großräschen 2011,176 S., zahlr. Abb.

Die aus zahlreichen themenbezogenen, na-mentlich gekennzeichneten Einzelbeiträgenvon Reinhard Battenfeld, Michael Burow undPfr. Ralf E. Wolter kundig redigierten und vonder Grafikerin Christiane Freitag professionellund kreativ gestaltete Festschrift zu dem (Idstein-) Wörsdorfer Kirchenjubiläum bestichtzunächst durch ihr Layout, das historische Ur-kunden, umfangreiche quellengestützte kir-chen- und ortsgeschichtliche Schilderungen,aktuelle und ein Einfühlen und Miterleben er-möglichende Aufnahmen der Gemeindeakti-vitäten von der Kindertagesstätte bis hin zu

sie unseren Lebensraum, verweisen auf das,was unserem Leben Halt und Weite gibt. Unse-re Kirchen sind Ausdruck des gelebten Glau-bens heute ebenso wie gestern und mor-gen...“ heißt es im Grußwort zu Beginn. Diesgilt es zu entdecken! Am Ende des Heftes sindzudem einige Lieder abgedruckt, die für denKirchentag Verwendung finden sollen, und er-gänzend ein Ortsverzeichnis und ein ausführli-ches Adressverzeichnis (5 Seiten) der Evang.Kirche im Wolfhager Land unter dem Motto„Wir sind für Sie da“.

Es hat in unserer Landeskirche immer wie-der mal eine Kirchenkreispublikation gege-ben, aber die Idee, die Kirchen miteinander zuvernetzen, sie kurz zu beschreiben, mit Kilo-meterangaben zu versehen und eine Wege-karte dazu zu liefern, das scheint mir erstmaliggemacht worden zu sein und könnte wirklichviele Nachahmer finden: das hilft, auf Entde-ckungsreise zu gehen, aber es fördert auch ein„Kirchenkreis“-Bewusstsein, das ja nicht über-all vorhanden ist. Insofern ist dieses Heft ausWolfhagen mehr als ein Begleitheft zum Wolf-hager „Tag der Kirchen“ und ich wünsche mir,dass es viele Nachahmer finden würde! Gegeneine Spende von 3,– € ist das Heft im Dekanatdes Evangelischen Kirchenkreises Wolfhagen,Kirchplatz 4, 34466 Wolfhagen (Tel. 05692-996630) erhältlich.

Lothar Grigat

den ausführlich dokumentierten Restaurierun-gen der Kirche und ihrer Ausmalung 1736/37durch den bekannten nassauischen „Hofma-ler“ Johann Rudolf Wächter mit den beidenPorträts von Martin Luther und Johannes Husszu einem eindrucksvollen Ganzen vereinigt.

Nicht nur theologisch interesseleitend ist da-bei das Plädoyer für die „Volkskirche“ (128) imWandel der Zeiten. Der kundige Umgang mitder Wörsdorfer Kirchen-, Gesellschafts- undKunstgeschichte erfordert auch nicht geringeKenntnisse der z. B. durch zahlreiche Herr-schaftsteilungen, Überlagerungen von Grund-rechten und Besitztiteln sowie territorialenund religionskulturellen Umgestaltungen ge-prägten nassauischen Geschichte. Auch dieKirchenzeitgeschichte erfordert jenseits vonSchwarz-Weiß-Malereien Aufmerksamkeit.

Dies gilt z. B. im Blick auf den 1951–1963 inWörsdorf (mit dem Filial Wallrabenstein) wir-kenden ehemaligen Jenenser Professor fürPraktische Theologie Dr. h.c. Wolf Meyer-Er-lach, der, als dortiger Rektor (1935–1937) vonden Nationalsozialisten ins Amt gebracht undspäter wieder abgesetzt und nach 1945 wegenseiner braunen politischen Vergangenheit vonden neuen Machthabern bedrängt wurde(100–111). Er tat Buße und wurde von dem imDritten Reich verfolgten Kirchenpräsident D.Martin Niemöller in den Pfarrdienst der EKHNaufgenommen.

Die vorliegende Fest- und Gedenkschrift istein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie auchin der Art und Weise der Darstellung mittelseiner „funktionalen“, d.h. aufgabenorientier-ten Sichtweise der Religionskultur Aspekte derAllgemein-, Kultur-, Sozial- und Kirchenge-schichte mit den jeweils subjektiven Wahrneh-mungen der Lebens- und Alltagswelt verbun-den werden können. Auch der nicht aus Wörs-dorf stammende Leser wird so an eigene Er-lebnis- und Familienbilder erinnert! Das Glo-ckenläuten und Balgtreten der Konfirmandenzum Beispiel, aber auch das Wörsdorfer Ger-mania-Denkmal, die Rüdesheim verbundenenPfarrersleute Johannes und Inge Hildebrandt(1963–1977): das erinnert den Rez. auch an sei-ne eigene Rheingauer Jugend- und Schulzeit!

Ein gutes Buch, dem ich zahlreiche Leser,aber auch nachahmende Jubiläumsgemeindenwünsche!

Karl Dienst

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Manfred Gerber / Friedrich Windolf, Ein‘ feste Burg ist unser Gott. Die Wiesba-dener Lutherkirche – Ein Juwel des Ju-gendstils. Hrsg. vom Kirchenvorstand der Lu-therkirchengemeinde Wiesbaden. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2011, 140 S., zahlr.Abb. ISBN 978-3-7973-1255-6.

Das von einem Pressefotografen (F. W.)künstlerisch und faszinierend gestaltete undvon einem Redakteur des „Wiesbadener Ku-riers“ (M. G.) einfühlsam und wohlwollendkommentierte, auch die zuweilen kompliziertetheologische und kirchenpolitische Breite derdort wirkenden Pfarrer und die weitgespann-ten Aktivitäten der Gemeinde in Geschichteund Gegenwart vor allem im Brennpunkt derBau-, Kunst- und Orgelbaugeschichte darstel-lende Geschichte der Lutherkirche in Wiesba-den besticht! Das in die Wiesbadener Kirchen-,Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte ein-gebettete, 1911 eingeweihte, von dem katho-lischen Darmstädter TH-Professor und Kirch-baumeister der evangelischen Landeskirchedes Großherzogtums Hessen Friedrich Pützer(1871–1922), dem Architekten auch der Darm-städter Paulus- und der Wormser Lutherkircheentworfene und von profilierten Vertreterndes Jugendstils Darmstädter Prägung (z. B. Au-gusto Varnesi, Ernst Riegel) mitgestaltete „Ju-wel des Jugendstils“ gilt, „von der großenForm bis ins kleinste Detail“, als ein „harmo-nisch durchkomponiertes Gesamtkunstwerkdes deutschen Kulturprotestantismus“ (13).

Mit ihm hat Pützer gezeigt, dass sich der Ju-gendstil mit dem geistig auf Dekan Emil Vee-senmeyer (Bergkirche Wiesbaden) zurückge-henden, dem „Historismus“ (neugotisch z.B.Marktkirche Wiesbaden 1862; spätromanisch-frühgotischer Übergangsstil: Ringkirche Wies-baden) abholden protestantischen, die Einheitvon Altar, Kanzel und Orgel betonenden, dieTeilung in Schiffe und die Trennung zwischenSchiff und Chor aufgebenden Kirchbauideal,dem sog. „Wiesbadener Programm“ (1891)hervorragend verbinden ließ. Während ander-wärts (z. B. in Worms und Darmstadt) schonfrüh größere und kleinere Eingriffe in die Sub-stanz der Innenausstattung eher aus Ge-schmacksgründen oder durch Kriegszerstörun-gen (Pauluskirche Darmstadt; MatthäuskircheFrankfurt/M.) erfolgten, war es dann der in-zwischen herrschende theologische und künst-lerische Zeitgeschmack, der dem Jugendstil ab-hold war. Manche Bauabteilung wurde eine

„Abrissabteilung“! Der Bogen spannt sich hiervon Auswirkungen einer sich antiliberal ge-benden frühbarthianischen, auch die „Beken-nende Kirche“ wesentlich mitbestimmendenDifferenztheologie des „Wortes Gottes“ mitihrer strengen Unterscheidung zwischen Gottund Welt bis hin zur „Berneuchener“ Symbol-theologie (Ev. Michaelsbruderschaft): Beidewaren, nach 1945 dann auch kirchenbehörd-lich gefördert, dem Jugendstil gegenüber ab-lehnend bis feindlich eingestellt! „Die BonnerRepublik [aber nicht nur sie! K.D.] wollte keineSchnörkel, und der Sinn für die Architektur derKaiserzeit war abhanden gekommen. Sie galtals Ästhetik des Überkommenen. Man verach-tete sie als ‚wilhelminischen Plunder‘ “ (106).Das bekam auch die Wiesbadener Lutherkir-che zu spüren. Die Folge dieser auch theologi-schen Engstirnigkeit: Die „Verwandlung zumschlichten Gewand“ 1956 war auch im Sinnedes prominenten Gemeindeglieds MartinNiemöller, der in dem vorliegenden Buch (ne-ben BK-Pfr. Rudolf Bars: 88ff.) eine besondereBeachtung findet (112ff.). Es grenzt an einWunder, dass sich der Lutherkirchenvorstandin den 1980er Jahren dazu durchrang, die alteBemalung der Gebrüder Linnemann aus demJahr 1911 wiederherzustellen!

Auch wenn es für Nichttheologen zuweilenschwer ist, die jeweiligen diffizilen theologi-schen Strukturen zu erkennen und darzustel-len, auch wenn heute eine eher an „Bildungs-wissen“ als an „Heilswissen“ interessierte, ei-ner theologienahen, selbstrechtfertigendenKirchenkampfforschung gegenüber kritischeingestellte Historikergeneration einen Fokus-wandel z. B. im Blick auf den vieldeutigen,auch moralisch-symbolisch hoch aufgeladenenKirchenkampfbegriff als Selbstbezeichnungseitens der historischen Akteure anstrebt: demvorliegenden Buch von Gerber und Windolfgebührt gerade auch wegen seines Über-schreitens angestammter Exklusivrechte derEinzeldisziplinen – auch aus der Sicht einesehemaligen Marktkirchenpfarrers – ein beson-deres Lob!

Karl Dienst

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Walter Mostert: Jesus Christus – wahrerGott und wahrer Mensch. (TheologischerVerlag Zürich, 2012)

Wer Freude hat, sich noch einmal in denHörsaal einer Universität zu begeben und auf-merksam zuzuhören, dem seien zwei Vorle-sungen (Wintersemester 1985/86 und Sommer-semester 1986) und ein Vortrag zur Christolo-gie von dem Züricher Theologen Walter Mos-tert empfohlen. Die Herausgeber Karl AdolfBauer, Uwe Mahlert, Christian Möller und Ha-rald Weinacht haben die Manuskripte des1995 im Alter von 58 Jahren Verstorbenen be-arbeitet und als Buch herausgegeben mit ei-nem Vorwort von Christian Möller und einemVortrag von Christof Gestrich: „Eine Einfüh-rung in die Theologie Walter Mosterts“. Ge-strich zeigt Mostert als Hermeneutiker, der dasStudium seiner Texte in Zusammenhang brin-gen will mit seiner eigenen Erfahrung undstreng darauf achtet, dass nicht eigene Wün-sche oder das, was das augenblicklich Zeitgül-tige verlangt, sein Bild von Jesus Christus prä-gen. Als Hermeneut hört Mostert zugleich aufdie Theologiegeschichte, in der ihm, so Ge-strich, die Rechtfertigungslehre Martin Luthershochbedeutsam geworden ist.

Die folgende Besprechung kann nur einenTeil der Gedanken Mosterts wiedergeben. Ichverzichte auf die Darstellung seiner Ausfüh-rungen zur christlichen Spiritualität. Es ist auchschwer zu vermitteln, wie viel gedanklicheMitarbeit Mostert seinen Studierenden abver-langt, wenn er etwa, wie selbstverständlich,Hinweise auf Kant, Hegel, David FriedrichStrauß u.a. gibt.

Als „Leitsatz“ für seine Christologie-Vorle-sungen zitiert Mostert einen seiner Lehrer,Ernst Fuchs: „Jesus ist nicht das Vorbild unseresHandelns, sondern das Vorbild für Gottes Han-deln an uns.“ Mostert versteht Christus nicht„als Protagonisten von Emanzipation, Befrei-ung, Selbstverwirklichung“ … „nicht als Brin-ger des Heils, sondern selbst als Heil der Weltdes Sünders“.

Hier einige Punkte aus seinenVorlesungen.

1. Auf dem Weg zur Christologie führt Mos-tert uns zunächst in die Evangelien, die vonWorten Jesu und seinem Leben und Sterbenberichten. Jesus ist der, der eine „überwälti-gende Erfahrung der Nähe Gottes“ gemachthat. Er hat „Gott Gott sein lassen“ und in al-

lem „konkret mit Gott gerechnet“. Nur ausdem Gottesverhältnis Jesu lässt sich seine Ver-kündigung verstehen, die Mostert erläutert anTeilen der Bergpredigt, besonders am Vaterun-ser, an Gleichnissen und an der Predigt von derGottesherrschaft (Basileia). „Selig sind, die dageistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmel-reich.“ (Matth 5, 3) Nach Mostert erscheint dasWesen der Basileia „an den Armen“. Bei die-sen ist aber nicht an eine unterprivilegierteGesellschaftsschicht gedacht. Die Armen sinddadurch gekennzeichnet, „dass sie nur gewin-nen können, sie sind der Großzügigkeit ausge-liefert“. Und diese Großzügigkeit, „die Abun-danz der Gaben“ ist das Wesen der Basileia.Das Himmelreich ist da für die „Empfäng-lichen, die nichts vorzuweisen haben, als ihreEmpfänglichkeit“. Auch die Reichen gehörenzu den Armen. „Wollte man hier die Ausle-gung ganz auf die soziale Problematik verle-gen, so würde man der Verkündigung Jesu ih-re Radikalität, ihre theologische Tragweitenehmen.“ Es geht um die „gegenwärtige undreale Herrschaft des Schöpfers“, die „ohne je-de Mitwirkung der Empfänger verwirklichtwird“.

„Angesichts der herrschenden Weltzuständeund der daraus folgenden Wünschbarkeit ei-ner besseren Zukunft“ entsteht aber der Ge-danke, die Gottesherrschaft sei erst zukünftig,sie sei gegenwärtig nur „als das menschlichesHandeln motivierende Ziel“. Dagegen betontMostert entschieden: „Jesus denkt nicht vonder Geschichte aus, sondern von Gott aus.“Gott ist jedem Geschöpf „in der ganzen Fülleseiner Schöpfermacht, seines Rechtes und sei-ner Liebe, in der abundanten Fülle seinerSeinsgewährung vorgegeben. Der Schöpfer istabsolut präsent, vor dem Schöpfer versagendie Zeitdifferenzierungen.“

Zum Nachdenken über die Gottesnähe ge-hört auch Jesu Erfahrung mit Sterben und Tod.Die Nähe Gottes zeigt sich „durchaus nicht nurin der Nähe des gütigen Schöpfers und Vaters,der alles gewährt und der Fülle darbietet, son-dern auch in der Nähe des verborgenen Got-tes, der nicht gewährt, sondern entzieht“. Je-sus hat den Tod genauso erlitten wie alle an-deren Menschen auch, „als sein Schicksal, sei-ne Angst, seine Gottverlassenheit“. „Wenn Je-sus in der Angst des Todes getröstet und ge-fasst war, so nicht deshalb, weil er seinem Todeinen heilsgeschichtlich-politisch-utopischenSinn gab, durch den man sich hätte getröstet

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fühlen können, sondern weil er sich demWillen Gottes ergab.“

2. Auch bei Paulus geht es um‘s Empfangen:„Was hast Du, das Du nicht empfangen hast?“(1. Kor 4, 7). Mosterts Auslegung des Christus-hymnus (Phil 2,5–11) zeigt, wie Paulus den TodJesu versteht als „Gottes Handeln“ für denMenschen. Besonders in Römer 7 wird deut-lich, dass das Verständnis des Sünders von„fundamentaler hermeneutischer Bedeutungim Neuen Testament“ ist. Dem Leser wird klar,dass Sünde hier tiefer verstanden wird als et-wa moralisches Verfehlen. Es geht hier darum,dass der Mensch Gott nicht Gott sein lassenwill, wie Jesus es tat. Der Sünder will im Blickauf die Gnade Gottes nicht auf sein eigenesTun verzichten; er nimmt die Gottesnähe nichtan, sondern verdrängt sie aus seinem Leben.

3. Um diese Wahrheit geht es auch im Jo-hannesevangelium. „Und das Licht scheint inder Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht er-griffen.“ (Joh 1, 5). Es ist oder bleibt finster,wenn das Licht nicht ergriffen wird. Der soge-nannte Johannesprolog (Joh 1,1-14) und die„Ich bin“-Worte Jesu werden von Mostert aus-führlich interpretiert. Licht, Leben und Wahr-heit – bei Paulus Gerechtigkeit, Friede undGnade – „bezeichnen alle menschliche Güter,auf deren Erreichung der Mensch seine ganzeKraft ausrichtet“. Aber das Entstehen derHeilswirklichkeit „aus der Anspannung desDenkens und Handelns wird bei Paulus undbei Johannes bestritten“. Auch Jesus hat vonder Gottesherrschaft so gesprochen, „dass nie-mand auf den Gedanken kommen sollte, siekönne anderswoher als von Gott selbst kom-men“. Das Heil, das allein von Gott kommt,wird bei Johannes in den Begriff „Logos“(„das Wort“) gefasst.

4. Stärker als im Johannesevangelium spie-len griechisch-philosophische Termini eine Rol-le, als in späterer Zeit die großen christlichenGlaubensbekenntnisse formuliert wurden: dasNicänum (325) und das Chalcedonense (451).Es entwickelt sich eine differenzierte Trinitäts-lehre, die sich zunächst um das Verhältnis zwi-schen Gott und Jesus bemüht, später aberauch den Heiligen Geist einbezieht. „JesusChristus – wahrer Gott und wahrer Mensch“:„Genau diese Einheit von Zweiheit ist nun dasThema des Dogmas von Chalcedon, nämlichdie Einheit zweier Naturen in der Person Chris-ti“. Die dogmatische Begrifflichkeit will sichnach Mostert nicht „an die Stelle der neutesta-

mentlichen Evangelien“ setzen. Es geht imDogma auch nicht um „eine abstrakte Kurz-formel“. Das Chalcedonense bedient sich zwarphilosophischer Begrifflichkeit, will aber deut-lich machen, und zwar „mit äußerster begriff-licher Schärfe“: Jesus war in seiner Person die„Präsenz Gottes selbst und nicht [die] einerpotenzierten Menschlichkeit“. Das Chalcedo-nense will vermitteln, dass „das Heil schonbeim Menschen“ ist. Will der Mensch dieseWahrheit nicht fahren lassen, „dann brauchter Jesus Christus als Person“.

Ich muss gestehen, dass ich während meinerStudienzeit nie so ausgiebig den Text und dieInterpretation des Chalcedonense wahrge-nommen habe, wie ich sie nun bei Mostertvorfinde.

5. Das besprochene Buch endet mit einemVortrag, den Mostert 1985 an der KirchlichenHochschule Berlin gehalten hat. Auch hiergeht es um das Chalcedonense. Mostert möch-te „den Text zum Sprechen bringen“ und ver-hindern, dass er „unter der eigenen methodi-schen Dreinrede zum Verstummen“ gebrachtwird. In dem Satz „Jesus Christus ist Gott undMensch zugleich“ geht es nicht darum, dass„ein scheinbar paranormaler Satz unter allenUmständen akzeptiert werden“ muss. Aber esgibt die Möglichkeit, solchem Satz zuzustim-men. Der Glaube, der denkt, weiß, dass er„dem Verdanken nachdenkt“. Der Glaubedenkt nicht anthropologisch und auch nichttheologisch-metaphysisch, sondern christolo-gisch. „Der Glaube kann gar nicht anders übersich nachdenken, als indem er Aussagen überChristus macht.“ Er muss immer an Jesus Chris-tus bleiben. Bei Jesus Christus in Person er-scheint „Gott als Gott, nicht für sich, sondernfür den Menschen, und der Mensch nicht fürsich, sondern für Gott“. Der Glaube steht zwarunentwegt unter der Anfechtung der Sünde.Aber die tentationes gehören zum Christsein,wie schon Luther gelehrt hatte.

6. Um etwas von dem engagierten Vorle-sungsstil Mosterts und von seiner Sorge um dieVerkündigung der Kirche zu zeigen, hier nocheinmal seine eigenen Worte: „Vertrauen, Hoff-nung, Liebe, Glaube können wir kaum nochmit Gott verbinden, das sind längst Bezeich-nungen psychischer Zustände geworden. DiePhrase, die man heute öfter hört, Gott habekeine anderen Hände als die unseren, ist janicht nur von einer traurigen theologischenGeschmacklosigkeit, sondern es ist im Grunde

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ein atheistischer Satz. Der Schöpfer der Weltaus dem Nichts, der Gott, der aus dem Sündereinen Gerechten macht, der die Toten aufer-weckt – was sollen solche Sätze noch im Glau-bensbewusstsein, das sich in einer so unsäg-lichen Phrase ausspricht. “ „Wir können uns inunserer religiösen und philosophischen Phan-tasielosigkeit gar nichts anderes vorstellen, alsdass man dem sozialen, politischen, religiösenDesaster eben mit sozialen, politischen, religi-ösen Reformen oder gar Revolutionen begeg-net. Ganz anders Jesus.“ Er hat „das ganzeElend auf die Sünde“ zurückgeführt, „also aufdie Abwendung vom Vertrauen auf Gott“.

Ich denke, wir können dankbar sein, in un-serer Kirche Lehrer wie Walter Mostert gehabtzu haben. Seine Vorlesungen bleiben für unswichtig zu lesen. Sie fragen uns, ob wir auchheute in Theologie und Kirche mit unseremBlick nicht allzu sehr fixiert sind auf geforder-tes und nötiges Handeln. Mostert weiß, dassder Mensch „handelnd und denkend“ für dieWelt Sorge zu tragen hat und zitiert das Lie-besgebot. Aber wir dürfen den Blick „von unsweg“ auf das Handeln Gottes nicht vergessen.Wir haben Jesus zu verkündigen als „reinenVerweis auf Gott“. Er ist – so Luther – „derSpiegel des väterlichen Herzens Gottes“.

Harald Goeze, Marburg

PERSÖNLICHE NACHRICHTEN

HESSEN-NASSAUOrdinationsjubiläen:Rebecca Maria Müller, 02.08.1972

Ringstr. 1 a, 61352 Bad HomburgWilfried Ritz, 02.08.1987

Rheinstraße 2, 65462 Ginsheim-GustavsburgClaudia Nill, 02.08.1987

Unterer Schoß 2 a, 65399 KiedrichThomas Sinning, 02.08.1987

Tucholskystr. 92, 60598 FrankfurtUwe Wießner, 09.08.1987

Gambacher Weg 13, 35519 RockenbergUlrike Schmidt, 09.08.1987

Johannstr. 2, 35683 DillenburgBernhard Neuschäfer, 09.08.1987

Burgweg 16, 61462 KönigsteinMoritz Mittag, 16.08.1987

Am Vogelsang 23, 65817 EppsteinMichael Solle, 16.08.1987

Kottenbachstr. 31, 35216 BiedenkopfJürgen Rink, 16.08.1987

Am Leiersberg 5, 69239 NeckarsteinachThomas Worch, 16.08.1987

Höchster Str. 2, 64395 Brensbach

Klaus Weißgerber, 23.08.1987Gustav-Stresemann-Ring 45, 35396 Gießen

Waldemar Tenne, 26.08.1962Attenbachstr. 4 A, 35619 Braunfels

Annegret Weber-Scholz, 06.09.1987Am Pfalzsprung 19, 55583 Bad Münster a.St.-Ebernburg

Gertrud Voelckel, 10.09.1972Am Wegweiser 5, 55232 Alzey

Wolfgang Achtner, 27.09.1987Steinkaute 15, 35396 Gießen

Geburtstage:Martin Ferel, 05.08.1937

Schlossallee 15, 65388 SchlangenbadDieter Ruhland, 05.08.1937

Soederweg 37A, 61231 Bad NauheimHans Herfel, 05.08.1952

Bornewasserstraße 50a, 54294 TrierSiegfried Hock, 12.08.1932

Hattsteinerstraße 2, 61389 Schmitten-Arnoldshain

Gisa Reuschenberg, 12.08.1952Brauhausstraße 72, 35452 Heuchelheim

Christian-Erdmann Schott, 13.08.1932Elsa-Brandström-Str. 21, 55124 Mainz-Gonsenheim

Friedrich Herrmann, 15.08.1927Ruhbanksweg 22, 35394 Gießen

Lisa Neuhaus, 15.08.1952Fürstenberger Str. 21, 60322 Frankfurt

Gudrun Hahn, 16.08.1937Jaspersstr. 2, 69126 Heidelberg

Gottfried Jentzsch, 20.08.1922Heinestr. 6, 36329 Romrod

Horst Seibert, 21.08.1942Am Sattelbach 1, 61276 Weilrod-Gemünden

Thomas Ortmüller, 24.08.1952Landwehrstr. 22, 64293 Darmstadt

Otto Dettmering, 29.08.1932Arthur-Weber-Weg 4, 61231 Bad Nauheim

Adolf Wengenroth, 29.08.1942Oberstr. 6, 56459 Willmenrod

Peter Koblischke, 06.09.1937Goethestr. 12, 67346 Speyer

Johannes Engel, 07.09.1937Enwuchstr. 19, 35080 Bad Endbach

Stephan Skroch, 13.09.1942Heinrichwingertsweg 15, 64285 Darmstadt

Rainer Schmidt, 18.09.1922Fichtestr. 30, 64285 Darmstadt

Martin Eckhardt, 18.09.1927Wilhelm-Leuschner-Str. 2, 65824 Schwalbach

Heinrich Alwin Tischner, 21.09.1942Fehlheimer Str. 63, 64625 Bensheim

Hartmut Clotz, 24.09.1932Lutheranlage 18, 61169 Friedberg

Hans-Horst Zeller, 24.09.1932Bahnhofstr. 26, 64668 Rimbach

Wilfried Ostheim, 24.09.1937Drususstr. 15, 64625 Bensheim

Wilfried Beck, 27.09.1937Waldstr. 43, 63695 Glauburg

Ralf Wolter, 30.09.1952Hauptstr. 18, 65510 Wörsdorf

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PERSÖNLICHE NACHRICHTEN

KURHESSEN-WALDECKOrdinationsjubiläen:Ernst-Bernd Klemm, 10.9.1972

Aukamp 69, 24161 AltenholzUlrike Börsch, 10.9.1972

Amönauer Straße 35, 35083 WetterIna Büchsel, 10.9.1972

Höristraße 21, 78315 RadolfzellAlfred Kany, 10.9.1972

Kloster St. Georg 20, 34576 HombergHeiner Wittekindt, 10.9.1972

Wiegand-Gerstenberg-Str. 106, 35066 Frankenberg

Eckard Staks, 10.9.1972Knüllweg 41, 34134 Kassel

Walter Mönner, 18.9.1962Haselstraße 127, 63619 Bad Orb

Reinhart Weinbrenner, 16.9.1962Am Gesänge 17, 34128 Kassel

Georg Richter, 16.9.1962Esmarchstraße 57, 34121 Kassel

Karl Hupfeld, 16.9.1962Am Langen Acker 18, 36043 Fulda

Heinrich Eckhardt, 16.9.1962Hoststraße 8, 34292 Ahnatal

Klaus Döll, 16.9.1962Auf dem Salzmannstale 22, 37282 Wehretal

Hermann Bothmann, 16.9.1962Sachsenring 2, 34246 Vellmar

Ottfried Koch, 17.8.1952Hintern Zaun 1, 76228 Karlsruhe

Geburtstage:Petra Hassiepen, 5.8.1942

Nordhäuser Str. 56, 34132 KasselIngrid Schaak, 9.8.1937

Altenhagener Str. 15, 34359 ReinhardshagenLina Seippel, 9.8.1911

Am Steinkamp 52, 49545 TecklenburgOtto Karl Engelbrecht, 13.8.1924

Panoramaweg 18, 34576 HombergDietgard Meyer, 14.8.1922

Vogelsbergstr. 5, 34131 KasselUrsula Gallenkamp, 16.8.1927

Untere Stiegel 16, 34549 EdertalNina Jung, 24.8.1937

An der Turnhalle 6, 34134 KasselKäthe Schreiber, 24.8.1914

Hackberg 4, 51429 Bergisch GladbachFrancine Weimann, 24.8.1937

Brandesstraße 2, 78464 KonstanzKatharina Adolph, 25.8.1914

Am Aehler Brunnen 3, 63654 Büdingen 7Dieter Keßler, 25.8.1937

An der Zeche Heinrich 9, 45277 Essen 14Erika Fiebig, 1.9.1919

Friedensstraße 8, 36043 FuldaElisabeth Fischer, 1.9.1942

Lüerweg 20, 34508 WillingenMarie Luise Klein, 14.9.1937

Zum Burgberg 4, 34393 GrebensteinLydia Gerlach, 16.9.1927

Albert-Schweitzer-Str. 6, 34454 Bad ArolsenElise Thorn, 19.9.1915

Rückertstraße 16, 63452 HanauDetlef Kellmereit, 20.9.1942

Udo-Müller-Ring 17, 63486 BruchköbelErnst Ritter, 22.9.1927

Teichgasse 14, 99423 WeimarMaria Barbara Schinzer, 23.9.1942

Terrasse 30, 34117 KasselGisela Bierwirth, 24.9.1915

Hopfenweg 92a, 95326 Kulmbach

Verstorben:Helmut Lessing, 30.4.12 (83 Jahre)

Im Storchenhain 18, 60435 FrankfurtTheo Hauf, 21.05.12 (86 Jahre)

Woldsenweg 11, 20249 Hamburg

Neue Mitglieder:Heiko Wojtkowiak

Bahnhofstr. 27 a, 64404 BickenbachErika Bahre

Berliner Ring 119, 64625 BensheimSilke Baumann

Linsenberg 26, 63065 OffenbachClaudia Biester

Starkenburgring 3, 63069 OffenbachChristian Hundt

Händelstr. 4, 65520 Bad CambergMarion Müller

Schlossgartenplatz 9, 64289 DarmstadtAnneke Peereboom

Marktplatz 10, 61440 OberurselPatrick Sperber

Pfeiferstr. 5, 60431 FrankfurtIngo Stegmüller

Zum Steiner Wald 5a, 68647 Biblis-NordheimMeike Steul

Langener Str. 29, 63303 DreieichChristian Helas

Saalpförtchen 1, 55283 NiersteinAnnika Fröhlich

Rabenhorstweg 19, 36320 KirtorfJohanna Breidenbach

Hügelstr. 30, 64569 Nauheim

Hinweis:Für den Fall, dass jemand mit der Veröffentli-chung seiner Daten nicht einverstanden ist, bit-ten wir um Mitteilung an folgende Adresse: Ev. Pfarrerinnen- und Pfarrerverein Hessen-Nas-sau, Geschäftsstelle: Melsunger Str. 8 A, 60389Frankfurt/Main.

Vielen Dank

99

Hinweis:Für den Fall, dass jemand mit der Veröffentli-chung seiner Daten nicht einverstanden ist, bit-ten wir um Mitteilung an folgende Adresse:Pfarrverein Kurhessen-Waldeck, Sekretariat,Heinrich-Wimmer-Str. 4, 34131 Kassel.

Vielen Dank

AUCH DAS NOCH …

Norbert Fehringer, 24.9.1947Stresemannstraße 25, 35037 Marburg

Ullrich Siebert, 26.9.1942Wilhelmsbader Allee 1, 63454 Hanau

Ilse Seiler, 29.9.1920Carlsdorfer Straße 9, 34128 Kassel

Edelgard Plitt, 30.9.1924Lindenstraße 15, 34131 Kassel

Frank Skora, 3.10.1942An den Höfen 4, 34277 Fuldabrück

Geburten:Frida Opfer, 15.4.2012

Eltern: Andrea Hose-Opfer und Lars OpferBreiter Hagen 10, 34537 Bad Wildungen

Mathilda Setzer, 13.5.2012Eltern: Kartini Setzer und Jan-Daniel SetzerAn der Kirche 12, 34277 Fuldabrück

Verstorben:Bernd Niemitz, 9.5.2012 (52 Jahre)

Breslauer Straße 41, 34613 SchwalmstadtGünter Fölsing, 17.5.2012 (84 Jahre)

Blumenstraße 88, 46045 Oberhausen/Rheinland

Isolde Hehn, 2012 (90 Jahre)Uhlenhorststraße 18, 34132 Kassel

Adressenänderungen:David Bienert

Nothfelder Straße 7, 34289 ZierenbergJens Haupt

Querallee 50, 34119 Kassel

Andreas HerrmannIm Weidengarten 8, 34130 Kassel

Daniel KallenBurgstraße 9, 34516 Vöhl

Thorsten-Marco KirschnerTheodor-Litt-Ring 23, 36093 Künzell

Janosz KönigHopfenberg 1, 36214 Nentershausen

Simon LeinweberWeihersgartenstraße 4, 36251 Bad Hersfeld

Susanne LeinweberWeihersgartenstraße 4, 36251 Bad Hersfeld

Tim MahleBiesentalerstraße 16, 13359 Berlin

Annette Peters-JakubczykLohbachsfeld 4, 34314 Espenau

Martin SchachtWartheburg 1, 36179 Bebra

Frank Michael SchützKurhausstraße 2, 34131 Kassel

Konrad SchullerusDorfstraße 9, 35099 Burgwald

Wolfgang Otto SchulteEisensteinstraße 17, 98596 Brotterode

Jan-Daniel SetzerKirchweg 56, 34119 Kassel

Alexander UlrichAuefeld 2, 34399 Oberweser

Karin WeigelKirchplatz 1, 34590 Wabern

Maike WesthelleKunoldstraße 74, 34131 Kassel

Eheschließung:Pfarrer Eric Weidner und Frau Claudia Weidner,geb. Schäufele30. Mai 2012 in MarburgAm Schwanhof 12, 35037 Marburg

Aus dem Gottesdienstablauf anlässlich einerAbiturfeier

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Inhalt:

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

Einladung zum 11. Emeritenkolleg –15. bis 18. Oktober in Arnoldshain . . . . . . . . . . . . 78

Hessischer Pfarrtag 2012Hessen, Kirche und die „protestantische Dauerunruhe“Maik Dietrich-Gibhardt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Vor der Zwangsvereinigung 1933/1934Theologische Prägungen in der Ausbildungder Pfarrerschaft in Nassau, Frankfurt und HessenWolfgang Lück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

Buchhinweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Für Sie gelesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Persönliche Nachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

Auch das noch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

Herausgeber und Verleger: Ev. Pfarrerinnen- und Pfarrerver-ein in Hessen und Nassau e.V., Geschäftsstelle: Melsunger Straße 8A, 60389 Frankfurt, Tel. (0 69) 47 18 20 / Fax (0 69) 47 94 87 sowie der Pfarrverein Kurhessen-Waldeck e.V., Geschäftsstelle Ev. Gemeindeamt, Barfüßertor 34, 35037 Mar-burg, www.ekkw.de/pfarrerverein.

Redakteure: Pfr. Maik Dietrich-Gibhardt, Rosenstr. 9, 35096Weimar, Tel. (0 64 21) 97 15 86; Pfrin. Susanna Petig, Karthäu-ser Str. 13, 34587 Felsberg-Gensungen, Tel. (0 56 62) 44 94 / Fax (0 56 62) 67 45.

Redaktionsanschrift: Pfr. M. Dietrich-Gibhardt, Haspelstr. 5,35037 Marburg, Tel. (0 64 21) 91 26 13 / Fax (0 64 21) 91 26 33,E-Mail: [email protected].

Redaktionskommission: Pfr. Frank Illgen, Heinrich-Wimmer-Str. 4, 34131 Kassel, Tel. (05 61) 400 79 89, [email protected];Pfr. Dr. Martin Zentgraf, Hess. Diakonieverein, Freiligrathstra-ße 8, 64285 Darmstadt, Tel. (0 61 51) 602-0, Fax (0 61 51)60 28 98; Pfr. Dierk Glitzenhirn, Walkmühlenweg 7, 34613Schwalmstadt-Treysa; Pfrin. Susanne Holz-Plodeck, Rheinstr. 3a,65597 Hünfelden, [email protected].

Druck: Plag, gemeinnützige Gesellschaft zur Entwicklungneuer Arbeitsplätze mbH, 34613 Schwalmstadt.

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliederbeitrag abgegolten.

ISSN – 0941 – 5475

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 2. 9. 2012

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Gebühr bezahlt beim Postamt Frankfurt 1

Abs.: Pfarrerverein, Melsunger Straße 8 A, 60389 Frankfurt

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