aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion...

12
Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher

Transcript of aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion...

Page 1: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Marion und Werner Tiki Küstenmacher

aus aller Welt

Texte: Marion KüstenmacherZeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:45 Uhr Seite 1

Page 2: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

InhaltVorwort 3

Einführung 4

Mandalas als Weg zur Mitte 4

Mandalas als Symbole des Selbst 4

Warum farbig ausmalen? 5

Wie ausmalen? 5

Farbe als Kunstwerk von Auge undGehirn 6

Farbe als Energieträger 7

Farben und ihre Wirkungauf die Psyche 7

Christliche Farben-sprache 9

Die Verwendung derFarben in den indiani-

schen Kulturen 9

Die Farben in der jüdi-schen Mystik 10

Die Farbsymbolik des alten China 11

Farben und Chakren 12

Die Farben der sieben Chakren imEinzelnen 13

Astrologie, Planeten und Farben 13

Farbtherapien 14

Goethes Farbenlehre 15

Die Farbenkugel von Philipp Otto Runge 16

So weit die Theorie 16

Mandalas zum Selbstausmalen 17

Register 156

Mandalas nach Motiven 156

Mandals nach Epo-chen und Kultur-kreisen 157

Titel der Man-dalas 159

Impressum/Autoren 160

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:45 Uhr Seite 2

Page 3: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Vorwort

Als vor 15 Jahren unser erstes Mandalabuch mithistorischen Motiven aus sechs Jahrtausenden er-schien, hatten wir doppelten Anlass zur Freude. Un-sere jüngste Tochter wurde am selben Tag geboren.Die intensive Beschäftigung mit den Mandalas hatteeinen außerordentlich positiven Einfluss auf diesenicht so einfache Schwangerschaft gehabt. Das mo-natelange Mandalamalen hatte sich als die idealeBegleitung erwiesen. Es hat für die Ruhe und Hin-wendung nach innen gesorgt, die einer Schwange-ren und ihrem Ungeborenen so gut tun. Mandalas,das wissen wir seitdem, haben eine besondere Kraft,uns auf stille und heilsame Weise in den umfassen-den Rhythmus des Lebens einzubeziehen. Viele Leserinnen und Leser haben uns durch Mails,Briefe und in persönlichen Gesprächen berichtet, dassdas Ausmalen von Mandalas keineswegs nur etwasfür Kinder ist. Eine Kulturpädagogin konzipierteVolkshochschulkurse auf der Basis unseres Buchesund konnte den Teilnehmern das Gefühl vermitteln,»einen einfachen Weg zu haben, um zu sich selbstzu kommen«. Ein Exerzitienbegleiter berichtete, welche kostbarenGesprächsansätze sich für ihn und die von ihm be-gleiteten Menschen aus der gemeinsamen Betrach-tung eines von ihnen ausgemalten Mandalas ergaben. Ein Werkstattleiter in einer der größten deutschenStrafvollzugsanstalten schenkte uns ein gotischesMandala aus unserem Buch, das seine Häftlinge alsaufwendige Laubsägearbeit hergestellt hatten. Erschrieb uns dazu: »Vielen hier öffnete sich damitzum ersten Mal der innere Blick für etwas Schönesund Ganzes.«

Außerordentlich bewegend war der Anruf einer anBrustkrebs erkrankten Frau. Sie berichtete, dass siedank der Beschäftigung mit den Mandalas wenigerSchmerzmittel brauche, um mit den Belastungenihrer Chemotherapie fertig zu werden. Eine ganz besondere Erwähnung und großen Dankverdient unser Sohn Lukas. Er hat uns sowohl beider Motivauswahl und Textrecherche fachkundigunterstützt wie auch über Monate hinweg mehr alsdie Hälfte der hier vorgestellten Mandalas gezeich-net. Mit wachsender Begeisterung für die Schönheitder alten Kreisbilder stieg auch sein Respekt vor der Weisheit, die sich in ihnen verbirgt, aber jeder-zeit zu sprechen beginnen kann.So hoffen wir, dass auch dieser zweite Band mitzahlreichen neuen Mandalas aus vielen Epochenund Kulturen unseren Leserinnen und Lesern dasvermittelt, was das Ziel aller Mandalas ist: ein dich-tes Gefühl für die eigene Mitte und die Schönheitdes Selbst, das sich in immer neuen Bildern undFarben auszudrücken versteht.

Marion und Werner Tiki Küstenmacher

Detail aus einem Entwurf für die Gartenanlagen von Schloss Schwetzingen, um 1770

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:45 Uhr Seite 3

Page 4: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

4

EinführungMandalas als Weg zur Mitte

Das Wort Mandala stammt aus dem altindischenSanskrit und bedeutet »Kreis«. Es bezeichnet einSymbol, das sich in allen Kulturen und in der Naturbei Tieren und Pflanzen findet. Die ältesten Man-dalabilder der Welt stammen aus der Alt-Steinzeit,sind in Felsen geritzt und mindestens 25 000 Jahrealt. Seitdem begleitet es als Urbild die Menschheit.Es verbindet uns mit den tiefsten Schichten unseresUnbewussten. Die Anziehungskraft der Mandalabil-der ist darum für moderne Menschen genauso großwie für Menschen der Antike oder des Mittelalters.Immer bildet der Mandalakreis eine Halt gebende

Grenze für die vielen Elemente in uns, die auseinan-derstreben oder sich gegenseitig ins Chaos stürzenkönnten. Das funktioniert bei allen Menschen, un-abhängig von ihrer Herkunft oder Kultur. Im Symboldes Mandalas lässt sich etwas ganz Elementareserleben: Geborgenheit finden zu können in einerMitte. Das Mandala hält das Ganze zusammen undist darum selbst ein Symbol für das Ganze.

Mandalas als Symbole des SelbstDer berühmte Schweizer Arzt und Begründer derTiefenpsychologie, C. G. Jung, führte seine bahn-brechende Entdeckung des Selbst zurück auf seinepersönliche Beschäftigung mit Mandalas. Monate-lang skizzierte er täglich ein Mandala und lernteanhand dieser Bilder seine eigenen »psychischenWandlungen« zu beobachten und zu deuten. Jungschreibt:»Nur allmählich kam ich darauf, was das Mandalaeigentlich ist: ›Gestaltung – Umgestaltung, des ewi-gen Sinnes ewige Unterhaltung‹. Und das ist dasSelbst, die Ganzheit der Persönlichkeit. Meine Man-dalabilder waren Kryptogramme über den Zustandmeines Selbst, die mir täglich zugestellt wurden. Ichsah, wie das Selbst, das heißt meine Ganzheit, amWerke war. Ich hatte das deutliche Gefühl von etwasZentralem, und mit der Zeit gewann ich eine leben-dige Vorstellung des Selbst.« Jung nannte das Mandala einen »Ausdruck für alleWege. Es ist der Weg zur Mitte«. Die Mitte zu er-reichen, so Jung, ist das Ziel unserer innerseelischenBemühungen zur Selbstwerdung. Und das Mandala-malen ist eine der besten Unterstützungsmöglich-keiten, die wir dafür haben. Die kontemplativenSchulen der verschiedensten Religionen haben da-rum immer wieder Mandalabilder als Mittel zurVersenkung genutzt.

Lotusförmig behauene Fußbodenplatte, Palast des Königs Assur-banipal, Mosul, Irak, um 670 vor Christus

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:45 Uhr Seite 4

Page 5: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Warum farbig ausmalen?

Alle in diesem Buch abgebildeten Motive habenhistorische oder aus der Natur stammende Vorbilderund wurden von uns ausschließlich mit der Handgezeichnet. Computergenerierte Mandalavorlagenwirken oft steril, weil ihnen die lebendige Liniefehlt, die Kunst und Natur auszeichnet. Es ist ein-fach etwas anderes, ob ein Stein von einem Stein-metz handwerklich bearbeitet wurde (und darumden Geist einer bestimmten Persönlichkeit undEpoche atmet) oder ob er das Produkt einer com-putergesteuerten Fräse ist.Beim Ausmalen werden Sie darum immer wiederfeine Unterschiede in den sich wiederholendenStrukturen entdecken. Sie bringen eine eigeneRhythmik ins Bild. Gerade diese kleinen »Fehler«,Unregelmäßigkeiten oder Abweichungen machenden Reiz originärer Mandalas aus. Aus einerschwarz-weißen Mandalazeichnung ergibt sich da-

rum für Sie beim Kolorieren die persönliche Er-fahrung eines natürlichen und lebendigen Gestal-tungsprozesses, der Ihre Kräfte in Richtung Mittelenkt.

Wie ausmalen?Der zweite Aspekt beim Kolorieren betrifft Ihre be-wussten oder unbewussten Entscheidungen beimAuswählen der Farben. Beobachten Sie sich einmalselbst beim Ausmalen eines Mandalas: Wer ent-scheidet darüber, welche Farbe wo die richtige ist?Ihre Stimmung? Ihr Bauchgefühl? Ihre Phantasie?Ihr Verstand? Ihr Kunstsinn? Achten Sie auch da-rauf, welchen Spielraum Ihnen die Farben selbstgeben. Mit Buntstiften können Sie die Farbintensitätvariieren und die Farben zart oder dick auftragen.Sie können die Flächen gleichmäßig einfärben oderschattieren. Sie können mehrere Farbtöne innerhalb

Wie ausmalen?

5

Johann Conrad Barchusen, Elementa Chemiae, Leiden, 1718,Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen, Schweiz

Detail eines Holzstuhls mit Drahtdekor, Volkskunst aus Malindi,Kenia, 20. Jahrhundert

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:45 Uhr Seite 5

Page 6: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Einführung

6

einer Fläche mischen. Und Sie können durch einesymmetrische Wiederholung bestimmter Farben einezusätzliche ordnende Kraft in Ihr Mandala bringen. Scheuen Sie sich nicht, Ihren inneren Impulsen zufolgen, wenn es darum geht, ob Sie ein Mandalalieber von außen nach innen oder in einer ganzanderen Reihenfolge kolorieren möchten. Es gibtkeine Regel. Entscheidend ist, dass Sie – einer in-neren Bewegung folgend – sich dem Prozess derFarbwerdung anvertrauen.

Farbe als Kunstwerk von Auge und Gehirn

Das Geheimnis der Farben lässt sich nicht aus-schließlich physikalisch erklären, denn Farbe wirderst in unserem Auge und im Gehirn erzeugt. Mit Hilfe von 120 Millionen Sinneszellen für Hell-

Dunkel-Sehen (Stäbchen) und Farben-Sehen (Zap-fen) empfängt die Netzhaut Lichtreize und schicktsie über Nervenbahnen ins Gehirn, wo sie in Farb-empfindungen verwandelt werden. Welche Farben Sie sehen, hängt davon ab, mit wel-cher Wellenlänge die Dinge der Außenwelt das Son-nenlicht zurückstrahlen. Reflektiert eine Oberflächenur kurze Wellen, sehen Sie Blau. Bei mittelwelligenLichtstrahlen erkennen Sie Grün, bei langwelligenRot. Mischfarben wie Orange, Rosa, Braun, Violettoder Türkis sehen Sie, sobald eine Oberfläche aufzwei verschiedenen Wellenlängen Licht zu den Zap-fen der Netzhaut sendet. Empfangen alle drei Zapfentypen gleichzeitig Wel-lensignale, hat Ihr Gehirn den Eindruck, dass allesweiß ist. Wird von den Zapfen überhaupt kein Lichtempfangen, erscheint die Welt schwarz. Von Farben-blindheit spricht man, wenn eine der drei Zapfen-sorten ausfällt. Bis heute weiß man jedoch nochnicht, ob zwei Menschen, die den gleichen Gegen-

Die Vielfalt der Ausmalmöglichkeiten zeigt dieses Deckenmosaik aus Schloss Neuburg an der Donau (ausführliche Legende Seite 112)

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:45 Uhr Seite 6

Page 7: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Farben und ihre Wirkung auf d ie Psyche

7

stand sehen, auch die gleiche Farbe dazu im Gehirnwahrnehmen. Farbempfinden ist immer subjektivund wird auch von der Persönlichkeit mitbestimmt.Mit dieser Thematik befassen sich die verschie-densten Farbtheorien in Kunst, Philosophie undPsychologie.

Farbe als Energieträger»Farben sind Strahlungskräfte, Energien, die aufuns in positiver oder negativer Weise einwirken, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht.« Soschreibt der Kunstpädagoge Johannes Itten in sei-nem Standardwerk »Kunst der Farbe«. Die wech-selnden Farben in der Natur, die Farben unsererKleidung, unserer Häuser, Räume, Möbel undGebrauchsgegenstände, sie alle beeinflussen diemenschliche Psyche, heben oder dämpfen unsereStimmung, regen an oder schrecken ab, moti-vieren oder blockieren. Für Farbforscher sind die Grundmuster allgemein-gültig, auch wenn die emotionale Wahrnehmungeiner Farbe jeweils vom individuellen Gemüts-zustand und von der Gesamtpersönlichkeit einesMenschen abhängt. Ein Optimist wird auch dunk-lere Farben positiver wahrnehmen als ein Pessi-mist oder gar ein Depressiver.

Farben und ihre Wirkung auf die Psyche

Die Psychologie hat erforscht, welchen Einfluss Far-ben auf unsere Gefühle haben. Dabei konnte einnatürliches, allgemeines Farbempfinden ausgemachtwerden, das jeder Farbe einen emotionalen »Haupt-akzent« zuspricht.

Die Verwandtschaftsbeziehungen der Farben:Das Zentrum des Farbkreises bilden die drei Primär-farben Rot, Blau und Gelb, also reine, ungemischteFarben. Darum gruppieren sich die Sekundärfarben Orange,Grün und Violett, die sich jeweils aus einem PaarPrimärfarben mischen lassen. Braun entsteht erstaus weiteren Mischungen. Weiß und Schwarz bildendie äußeren Grenzwerte der Farbskala.Die Grundfarben Gelb, Blau und Rot sind polarangeordnet, das heißt, als Farben mit gegensätz-licher Wirkung stehen sie sich im inneren Farb-kreis gegenüber.

Die moderne Interpretation der wichtigsten Farben:

Gelb: hell, leicht, offen, großzügig, frei, informativund kommunikativ. Gelb bringt Bewegung in eineSache, schafft Ideen und Geistesblitze.

Der Farbkreis von Johannes Itten

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:45 Uhr Seite 7

Page 8: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Einführung

8

Blau: tief, weit, tatsachenorientiert, rational, logisch,vergeistigt, beständig, ruhig, besonnen.

Rot: zielgerichtet, aktiv, handlungsbereit, tatkräftig,bewusst gestaltend, dynamisch.

Grün: natürlich, gesund, wohltuend, zulassend, imHintergrund wirkend, eher passiv, ruhig, im Un-bewussten wirkend.

Orange: anregendste Farbe, vermittelt zwischenfreiem, kreativem Geist (Gelb) und zielgerichteter,realer Umsetzung (Rot). Kann aber auch laut,schreiend und unruhig wirken.

Violett: schöpferische Spannung, Vereinigung derGegensätze, mystisch.

Braun: widerstandsfähig, passiv, aufnehmend,irdisch-vital, behaglich, dämpfend.

Insgesamt ergibt sich in der Wahrnehmung vonFarben eine deutliche Beziehung zu älteren Farb-symboliken der verschiedensten Epochen undKulturen. Als Europäer dürfen Sie darum davonausgehen, dass Ihre emotionale Farbwahrnehmungmitgeprägt ist von der abendländisch-christlichenDeutung der Farben, wie sie über Jahrhunderte in der bildenden Kunst und im kirchlichen KultusEuropas ihren Niederschlag fand. Das gilt selbstdann, wenn Sie sich als eher kirchenfern oderkunsthistorisch uninformiert bezeichnen würden. Sie können selbst ohne farbpsychologisches Vor-wissen die Probe aufs Exempel machen und anhandeines Kunstwerks Ihre persönlichen Assoziationenüber die Wirkung einer Farbe auf Ihr Gemüt auf-schreiben. Ihre Seele wird sich intuitiv die symbo-lische Wirkung dieser Farbe erschließen und sienachvollziehen können.

Romanisches Scheibenkreuz (Flabellum), Dom MuseumHildesheim, Deutschland, 2. Drittel 12. Jahrhundert

Bemalte Tonschale der Pueblo, New Mexico, USA, 20. Jh.

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:45 Uhr Seite 8

Page 9: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Christliche FarbenspracheEine herausragende heilige Farbe gibt es im Chris-tentum nicht. Allerdings bildete sich ein gewisserFarbkanon heraus, der seitdem die jahreszeitlicheKirchenraumgestaltung, die Gewänder und diechristliche Ikonographie prägt. Diese sogenanntenliturgischen Farben wurden um 1200 herum fest-gelegt bzw. seit der Reformationszeit auf protes-tantischer Seite verifiziert. Die vier liturgischenHauptfarben im Gottesdienst sind Weiß, Violett,Grün und Rot.

Im Einzelnen werden die Farben so gedeutet:

Purpur – Farbe Gottes, als Kardinalsrot bis heuteWürdenfarbe.

Rot – Blut, Feuer, Heiliger Geist. Pfingsten (beideKirchen). Karfreitag, Märtyrertage, Firmung (Katho-liken), Gedenktage für vorbildliche Christen undReformationstag (Protestanten).

Violett – Übergang und Verwandlung, Buße. Fasten-zeiten wie Passionszeit und Advent. Zusätzlich Buß-und Bettag (Protestanten).

Grün – Wachstum und Hoffnung. In beiden christlichen Kirchen die Farbe für festfreie Sonn-tage.

Weiß – Licht, Unschuld, Freude, Reinheit, Glanz. Anallen hohen Christusfesten, besonders Weihnachtenund Ostern bis Pfingsten (Protestanten). Festtage zurEhre Gottes und Mariens, Fronleichnam, Christkönig(Katholiken).

Gold und Silber – besonders festliche Form vonWeiß (Katholiken).

Schwarz – Karfreitag (Protestanten), Karsamstag,Trauertage sowie bei Totenmessen. Die Farbe sym-bolisiert auch Demut und Bescheidenheit.

Grau und Braun – freiwillige Erniedrigung, Weltentsagung, Buße. Gewänder vieler Mönchs-orden.

Blau – keine liturgische Farbe, wird aber Mariazugeordnet und teilweise bei Marienfesten ver-wendet.

Gelb – Keine liturgische Farbe, sondern Farbe derAusgestoßenen (Dirnen, Verräter, Ketzer).

Rot und Grün – Gott, der Vater und Schöpfer.

Grün und Blau – Christus, der Sohn und Erlöser.

Rot, Grün und Blau – die Dreieinigkeit von Vater,Sohn und Heiligem Geist.

Die Verwendung der Farben in denindianischen Kulturen

Die beliebtesten Farben der Indianer waren Rot undSchwarz, weil sie am einfachsten herzustellenwaren: Schwarz aus Kohle oder verkohlten Knochenund Rot aus Eisenoxid. Weitere Farbtöne wurdenaus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen.Im Medizinrad der Cherokee-Indianer Nordamerikasgibt es vier heilige Farben, um die vier Himmels-richtungen zu repräsentieren.

Blau für Norden (kalte Winde), Niederlage und Ent-täuschung.

Die Verwendung der Farben in den indianischen Kulturen

9

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:46 Uhr Seite 9

Page 10: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Einführung

10

Rot für Osten (Sonnenaufgang), Erfolg, Leben, heili-ges Feuer, Sieg und Macht.

Weiß für Süden, Glück und Frieden.

Schwarz für Westen (Sonnenuntergang), Schwierig-keiten, Krieg, Trauer und Tod.

Die Prärie-Indianer Nordamerikas bedienten sicheines ausgefeilten Farbcodes bei ihren Malereien. So wählte ein indianischer Maler der überliefertenTradition gemäß oft »unrealistische« Farben, um mitHilfe einer bestimmten Farbe Informationen anStammesmitglieder weiterzugeben. Beim Stammeder Fox bedeutete das zum Beispiel, dass ein Motiv,das eine Szene im Frühling zeigte, grün gemaltwurde, während dieselbe Szene gelb gestaltet wurde,wenn sie im Sommer spielte. Die Farbe des Herbsteswar Rot, die des Winters Schwarz.

Die Farben in der jüdischen Mystik

Eine weitere vorpsychologische Farbsymbolik fin-det sich im Zusammenhang mit der Kabbala(»Überlieferung«). Diese Lehre basiert auf mittel-alterlichen Texten der jüdischen Mystik (vor allemauf dem Sefer Sohar, »Buch des Glanzes«, Anfangdes 13. Jahrhunderts). Kabbalistisches Gedanken-gut ist aber auch in die christliche Mystik undAstrologie eingeflossen.Die Grafik zeigt das zentrale Symbol der Kabbala,den Sefiroth-Baum des Lebens, hebräisch Ots Chaim. Er umfasst Mikro- und Makrokosmos undstellt das Prinzip des Universums ebenso dar wie das des inneren Menschen. Der Ursprung liegt oben und weckt in immer neuen Emanationen

weitere Sphären. Von oben nach unten werden sozehn Sphären erschlossen, die einen pulsieren-den Gesamtorganismus bilden. Zusammen mit einer elften Nicht-Sphäre (dem »bloßen Wissen«)werden sie mit verschiedenen Farben markiert und reichen vom rein Geistigen bis hinab ins kon-kret Irdische.

Das zentrale Symbol der Kabbala, der Sefiroth-Baum des Lebens

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 12:22 Uhr Seite 10

Page 11: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

Die Farbsymbol ik des a l ten China

11

1. Weiß: Kether, die Krone, der Ursprung

2. Grau: Chokmah, die Weisheit, der Same allerDinge

3. Schwarz: Binah, das Verstehen, die Einsicht

Hellblau: Daáth, die Nicht-Sphäre, das bloße Wissenohne Verstehen und ohne Verantwortung

4. Blau: Chesed, die Barmherzigkeit, Gnade, Güte(transpersonale Liebe)

5. Rot: Geburah, die Stärke, Strenge, Gerechtigkeit

6. Gelb/Gold: Tifereth, die Schönheit, Pracht

7. Grün: Netsach, der Sieg, die Dauerhaftigkeit

8. Orange: Hod, die Herrlichkeit, Majestät

9. Violett: Jessod, das Fundament, der Grund allerzeugenden Kräfte

10. Dunkelgrün: Malkuth, die reale Welt, das Ein-wohnen Gottes in der Schöpfung

Die Farbsymbolik des alten ChinaIn der chinesischen Farbsymbolik verkörpern fünfFarben das sich ewig wandelnde Wesen der Welt. Siewerden mit den Himmelsrichtungen, Jahreszeitenund Elementen verbunden und oft auf einem Kreisdargestellt: Grün, Rot, Weiß, Schwarz und Gelb.Diese sogenannte Fünf-Elemente-Lehre stammt ausdem Daosimus und findet sich auch im »I Ging«(Buch der Wandlungen), einem Orakelbuch aus dem7. oder 6. Jahrhundert vor Christus.

Grün: Element Holz, Tageszeit Vormittag, JahreszeitFrühling, Himmelsrichtung Osten. Grün steht fürAnstoß und Neubeginn, stürmische Energien wieZorn und Wind, Geburt, Wachstum.

Rot: Element Feuer, Tageszeit Mittag, JahreszeitSommer, Himmelsrichtung Süden (der in China oben liegt). Rot bedeutet Energie, Entwicklung, Wärme, Kraft, gutes Gelingen. In China die Glücks-farbe schlechthin.

Gelb: Element Erde, Tageszeit Nachmittag, Jahres-zeit Spätsommer, Himmelsrichtung Mitte. Gelb ver-körpert Konstanz, gesammelte Kraft, das (Macht-)Zentrum, Zusammenhalt, aber auch die Sorgen, diejeder Prozess des Übergangs mit sich bringt (bei man-chen Darstellungen befindet sich Gelb nicht in derMitte des Kreises, sondern zwischen Rot und Weiß).

Naturbeobachtungen führten in China zu der Farbenlehre, die auf der Fünf-Elemente-Lehre beruht.

1031_Mandalas_001-016.qxd 25.05.2012 11:46 Uhr Seite 11

Page 12: aus aller Welt · 2018-10-03 · Marion und Werner Tiki Küstenmacher aus aller Welt Texte: Marion Küstenmacher Zeichnungen: Lukas und Werner Tiki Küstenmacher 1031_Mandalas_001-016.qxd

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Marion Küstenmacher, Werner Tiki Küstenmacher

Mandalas aus aller Welt

Sonderausgabe, Broschur, 160 Seiten, 21,8x24,0ISBN: 978-3-8094-3001-8

Bassermann

Erscheinungstermin: Juli 2012

Das bekannte Autorenduo Küstenmacher gibt in diesem faszinierenden Werke einen Einblickin die universelle Form und die Farbsymbolik der Mandalas. Die 70 handgezeichnetenMandalas, die durch ihre lebendigen Linien bestechen, sind kreisförmigen Ornamenten ausunterschiedlichen Epochen und Kulturen nachempfunden. Sie werden von meditativen Textenund geschichtlichen Erläuterungen begleitet, die ebenso wie beispielhafte kolorierte MandalasInspiration beim Ausmalen bieten.