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Unser Prominenteninterview Rainer Friedemann, Intendant am Theater Hagen Jung und Alt FÜMI-Projekt Erinnerungen an das Jahr 1945 Vor 60 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Da kom- men Erinnerungen hoch unges ltes Ausgabe 2/2005 Kostenlose Zeitung von Senioren (nicht nur) für Senioren

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UnserProminenteninterview

Rainer Friedemann,Intendant am Theater Hagen

Jung und AltFÜMI-Projekt

Erinnerungen an das Jahr 1945

Vor 60 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Da kom-men Erinnerungen hoch

unges

ltes

Ausgabe 2/2005

Kostenlose Zeitung von Senioren (nicht nur) für Senioren

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Inhaltsverzeichnis Seniorenzeitung

Guten Tag Grußwort des Redaktionsteams 4

Unser ProminenteninterviewRainer Friedemann, Intendant am Theater Hagen 5-6

Aus dem TheaterspielplanAuszug aus dem Spielplan 7

Ohne Bus kein Kunstgenuss! 7

Nachgeguckt Neues aus Absurdistan 10

Nachgefragt Was heißt SUSI? 10

Soziales Rentner hört die Signale und Hagens neuer Seniorenbeirat 11

Erinnerungen an das Jahr 1945 14-15

Jung und Alt FÜMI-Projekt und Oldtimer-Tour für Oldtimer 16

Hagener Stadtteile stellen sich vorEmst und Haspe 17

Wohnen im Alter Großes Interese an neuen Wohnformen 18

Gesundheit und Fitness u.a.u. a. Bericht über die Alzheimer-Selbsthilfegruppe 19

Reisen und HobbiesBetreutes Reisen und Garten im Sommer 22

Gedichte und Dönekes 23Zum Schillerjahr und Erinnerungen an die alte Stadthalle

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ImpressumJunges Altes HagenHerausgeber: Seniorenbüro der Stadt Hagen (Rathaus II, Berliner Platz 22, 58095 Hagen)Inhalt: V.i.S.d.P.

Das Senioren-Redaktionsteam, stellv. Ruth Sauerwein(Boeler Str. 39, 58097 Hagen)

Fotos: Presseamt der Stadt Hagen,Stadtarchiv, Marco Siekmann, Redaktionsteam,project photos, privat

Verlag und Anzeigen:ideen.manufaktur, DortmundNächster Erscheinungstermin: Nov. 2005 Redaktionsschluss: Ende September 2005

BriefkastenIhre Leserbriefe, Anregungen und Meinungen schicken Sie bitte an:Redaktion Hagener Seniorenzeitung, Boeler Straße 39, 58097 Hagen

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JUNGES ALTES HAGEN

Guten Tag…

....willkommen zur zweiten Ausgabe unsererSeniorenzeitung JUNGES ALTES HAGEN. Wir hatten ja versprochen, dass wir wiederkommen – und da sind wir.

Es war ein nasskalter Dezembertag, als wir mit derersten Ausgabe in der Fußgängerzone standen undum Ihre Aufmerksamkeit warben. Doch Sie habenuns warm aufgenommen. Wir haben viel Lob undErmutigung erfahren. Und eine kleine Spende warauch dabei. Unser Foto zeigt den ersten Spender an unserem Stand, Anton Tau.Wir haben unser erstes Produkt intensiv ausgewertet. Diese Ausgabe wird einige Veränderungen brin-gen. Das Titelblatt wird umgestaltet, die Überschriften werden größer, und wir arbeiten inzwischenbesser zusammen. Aber die Grundkonzeption unserer Zeitung bleibt: Von Senioren für Senioren und:Dialog zwischen den Generationen, eben Jung und Alt.Für unserer Prominenten-Interview haben wir diesmal den Theaterintendanten Rainer Friedemann ge-winnen können – auch ein eifriger Leser unserer Zeitung. Es war ein intensives Gespräch, dass allenBeteiligten viel gebracht hat. Wir hoffen, dieser Funke springt beim Lesen über.Wir haben ermutigendes Echo erfahren – aber nur einen Leserbrief bekommen. Von der Jungen Union.Vielen Dank! In dem Brief heißt es unter anderem: „Ich halte es für außerordentlich begrüßenswert,dass Sie sich mit einem eigenen Magazin an die Großeltern- und Enkelgeneration Hagens wenden.Denn die demographische Entwicklung, sprich die Überalterung der Gesellschaft, macht auch vor un-serer Heimatstadt Hagen keinen Halt. Wir können – davon sind wir als Junge Union überzeugt – dieZukunft nur gewinnen, wenn die alte und die junge Generation zusammenarbeiten. Denn Jung undAlt sind natürliche Verbündete.“

Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Weiterhin gilt: Wir treffen uns jeden zweiten Mittwoch ab 10 Uhr in unserem Redaktionsraum in der alten Knappschule, Boeler Straße 39.

Das Team: Edith Brechtefeld, Gerd Eichborn, Hans Klapper, Helmut Korte, Barbara Lazaris,Rosmarie Melchert, Peter Nöldner, Ruth Sauerwein, Ruth Schlüter, Cornelia Sülberg,Hans-Jürgen Warda, Horst Wisotzki

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Wir trafen Herrn Friedemann inseinem gemütlichen Büro imStadttheater. In wohltemperier-ter Atmosphäre beantworteteer unsere Fragen. Wir bringenhier die interessantesten Ant-worten.

JAH: Herr Friedemann, könnenSie uns zunächst etwas überIhre Person sagen?

„Sie sehen mich. Sie erlebenmich, was soll ich noch weitersagen. Vater von zwei Kindern.Glücklich verheiratet. Theaterbegeistert. Natur begeistert. Pro-testant. Seit fünf Jahren Inten-dant am Hagener Theater.“

JAH: Welches waren Ihre künst-lerischen Stationen, bevor Sienach Hagen kamen?

Lacht: „Da wollen Sie mein gan-zes Leben wissen? Geboren binich in Halle/Saale, der Geburts-stadt von Händel. Ich war Mit-glied im Dresdener Kreuzchor,der Stadt Johann SebastianBachs. Ich war und bin als Regis-seur tätig und seit dem Jahr2000 Intendant am TheaterHagen.

JAH: Wie sieht der Berufsalltageines Intendanten aus? Wasgehört alles zu Ihren Aufgaben?

„Als Intendant hat man eigent-lich keine freien Tage. Mein Ar-

beitstag beginnt so gegen 9.00Uhr. Neben der Bearbeitung dertäglichen Papierflut – das sindAnträge, Bewerbungen, Stel-lungnahmen usw., warten zahl-reiche innerbetriebliche Entschei-dungen. So ein Theater ist sehrpersonalintensiv. Wir haben So-listen, Chor, Orchester, das Bal-lett, Mitarbeiter in den verschie-densten Werkstätten und derVerwaltung, denn viele Men-schen sind notwendig, um einTheater mit Leben zu erfüllen.Sie müssen unter einen Hut ge-bracht werden. Das Wichtigstefür uns ist, dass am Abend derVorhang aufgeht.”

JAH: Hört man Hagenern zu,entsteht der Eindruck, dass derKulturbetrieb sich etwas schwertut in dieser Stadt. Was ist IhreMeinung?

„Das Theater Hagen wurde1911 erbaut. Es war und ist vonden Bürgern gewollt und getra-gen, es ist ein Bürgertheater.Die wirtschaftliche Lage hat sichallgemein verschlechtert. Damitlebt die Stadt schon seit Jahr-zehnten. Deshalb hat man eine– wie ich finde – richtige Ent-scheidung getroffen. Man hatdas Schauspiel gestrichen undsich auf das Musiktheater spe-zialisiert. Das ist die Domänedes Theaters Hagen. Wir bietenOpern, Operetten und Musicals

an und ein Schauspiel pro Spiel-plan. Aber Theater ist persona-lintensiv, und wir müssen überSteuermittel subventioniert wer-den. Subventionen bedeutenaber auch, dass wir die Ak-zeptanz der Bürger dieser Stadtbrauchen. Die haben wir in denletzten Jahren häufig erfahrendürfen, was auch die Spenden-bereitschaft der Bürger zeigt.Andererseits muss ich aber auchsagen, dass viele Hagener nichtwissen, welchen nationalen undinternationalen Ruf das TheaterHagen hat. Wir fühlen uns mit-verantwortlich für das Lebens-niveau der Menschen, die hierin Hagen leben – für die jungewie ältere Bevölkerung.”

JAH: Sie sind also auf ein treuesPublikum angewiesen.Wie schaf-fen Sie den Spagat zwischen äl-terem Stammpublikum und derGewinnung von jungen Men-schen als Abonnenten?

„Wir wollen als Theater derStadt, der Region und darüberhinaus ein Angebot für alle Ge-nerationen machen. Neben demklassischen Repertoire – Oper,Operette, Musical – nehmenwir jedes Jahr eine europäischeErstaufführung in den Spielplan

Halle, Händel, Hagen: Die 3 großen H’s in seinem Leben

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UNSER PROMINENTEN-INTERVIEW MIT RAINER FRIEDEMANN INTENDANT AM THEATER HAGEN

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auf. Das ist unser Kulturauftrag,uns an dem zeitgenössischenWerk zu beteiligen, damit mandie Menschen heran führt andas, was in der Gegenwart ge-schaffen wird. Daneben haben wir den Auftrag einer ,Wieder-ausgrabung’, Werke, die mannicht so oft spielt. Neben derVerantwortung für die Altgene-ration ist es wichtig, für die ganzJungen da zu sein Wie Sie wis-sen, haben wir neben dem altenTheater einen Neubau, wo dasKinder- und Jugendtheater LUTZseine Wirkungsstätte hat. Dazuschrieb die FAZ: `Die Theater bau-en bundesweit ab, und Hagenbaut ein Jugendtheater auf – er-staunlich, unfassbar, toll´. In die-sem Zusammenhang erinnereich an die legendäre Stuhlspen-deaktion, die der Oberbürgermei-ster Horn ins Leben gerufenhatte, damit das LUTZ möbliertwerden konnte. In dem Neubauhaben wir übrigens noch eineProbebühne `Opus junge büh-ne hagen` für zusätzliche Ope-retten-Aufführungen.“

JAH: Sie haben in „Zimmerfrei“ die Rolle des Opa Müllermit dem bekannten Schauspieler

Friedrich Schoenfelder besetzt.Ist es schwieriger mit einem Pro-minenten zu arbeiten, weilsich das Team anders verhält?

„Seine Lebens- und Berufser-fahrung sind ein großes Kapital.Er hat soviel Erfahrung, dass je-der davon profitieren kann. Sei-ne Partnerin war eine junge Ab-solventin aus Köln. Sie konntehier wunderbare Erfahrungensammeln. So eine Arbeit ist einGeben und Nehmen. Ich glau-be, nur ein Mann mit Lebens-erfahrung kann sich in den Sarglegen und sagen: Nun ist es gut.Wir haben viel von ihm gelernt,es war ein Geschenk.”

JAH: Nach welchen Kriterienwählen Sie bzw. das künstleri-sche Leitungsteam die Stückefür den jeweiligen Spielplan aus?

„Wenn wir uns zusammen set-zen, gibt es viele Aspekte zubedenken. Wir arbeiten an mit-telfristigen und langfristigenSpielplänen. Ausschlaggebendist für uns die Pflege des klassi-schen Opern-, Operetten- undMusicalrepertoires. Das TheaterHagen hat ein Ensemble vonhoher Qualität. An unserem

Haus haben junge Stimmen gro-ße Chancen. Wir sind verant-wortlich für ihre stimmliche Ent-wicklung durch gute Partien.Das Theater Hagen ist zu einemKarriere-Sprungbrett geworden.Es gibt sogenannte Renner, die das Publikum anziehen:´ La Bo-heme`,` Die Zauberflöte`, `DieFledermaus` usw., die kann manaber nicht jedes Jahr spielen,etwa zehn Jahre sollten vergan-gen sein. Dann ist uns die klas-sische Moderne sehr wichtig,wie die beiden Stücke dieserSpielzeit: Strawinskis `The Rake`sProgress` und Zemlinskys `Klei-der machen Leute`. Die großenOpern, die wir aufgeführt ha-ben, wie `Der fliegende Hollän-der`, `Lohengrin`, `Faust `, sindnur durch Förderung durch un-seren Förderverein oder durchSponsoren möglich..

JAH: Herr Friedemann, letzteFrage: Wie sehen Ihre Pläne fürdie Zukunft aus? Welche Oper würden Sie gern am HagenerTheater inszenieren?

Lächelt verschmitzt: „Wir feiernnächstes Jahr Mozarts 250. Ge-burtstag. Da haben wir uns fürunser Publikum etwas ganz Be-sonderes vorgenommen. EineOper, die ein Renner ist.”

JAH: Herr Friedemann, wir dan-ken Ihnen für das Gespräch.

Das Gespräch führte Rosmarie Melchert.Fotos: Helmut Korte

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UNSER PROMINENTEN-INTERVIEW MIT RAINER FRIEDEMANN INTENDANT AM THEATER HAGEN

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Aus dem Theater-Spielplan

17. September 2005Premiere• Wo die wilden

Kerle wohnenOper in einem Akt von Oliver Knussen

25. September 2005Wiederaufnahme• Anatevka

Musical von Jerry Bock

2. Oktober 2005Wiederaufnahme• Die Macht des Schicksals

Melodramma von Giuseppe Verdi

15. Oktober 2005 Premiere• Gräfin Mariza

Operette von Emmerich Kálmán

23. Oktober 2005 Wiederaufnahme• Der Nussknacker

Ballett von TschaikowskiChoreografie von Ricardo Fernandez

12. November 2005 Premiere• Die Zauberflöte

Große Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

26. November 2005 Premiere• Des Kaisers neue Kleider

Weihnachtsmärchen von Werner Hahn nach Hans Christian Andersen

5. Januar 2006Wiederaufnahme• Der Vetter aus Dingsda

Operette von Eduard Künneke

28. Januar 2006Premiere• Elektra

Oper von Richard Strauß

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NACHGEHAKT

Ohne Bus kein KunstgenussJunges Altes Hagen nennen wirunsere neue Zeitung, sie er-scheint zum zweiten Mal. Folg-lich ist sie jung und hat dies At-tribut verdient. Schauen wir ein-mal, wie sie von den Jungenangenommen wird. Altes Hagen– da wird es schon kritischer.Ich beginne meine Kritik mit derHagener Straßenbahn. Was hatdie mit dem Interview mit HerrnFriedemann zu tun? Sehr viel!Ja, die Besucher, die über einAuto verfügen, können in denGenuss der Theateraufführun-gen kommen. Die Älteren, dienicht in der Stadt und nichtstadtnah wohnen, können oderwollen nicht mehr. Das Theaterwird viele Abonnenten aus demVorort Helfe verlieren, Namensind bekannt. Die Busse der Ha-gener Straßenbahn fahren sonn-tags stündlich. Also müssen dieBesucher eine Stunde vor Beginnund eine Stunde nach demSchluss der Vorstellung auf ih-ren Bus warten. Bei der Stadt-halle das gleiche böse Spiel: Vondort kommt der Besucher gar

nicht fort. Kommt nach der Vor-stellung endlich ein Bus, derstadteinwärts fährt, ist der An-schluss nach Helfe gerade fort,und auch da muss dann wiedereine Stunde gewartet werden.Es wurde ein Forum der Hage-ner Straßenbahn angeboten.Viele waren gekommen. Allehaben Lob und Kritik geäußert.Es gab einen Imbiss und Geträn-ke. Ich hörte voller Erstaunen,dass dieses Forum jetzt das sieb-te Mal stattgefunden hat. Ja,was hat es mir gebracht? Ichhabe vorgetragen, was mir aufden Nägeln brennt. Einer vonden Herren vom Vorstand sagtelapidar: „Es ist kein Geld da!“Tja, liebe ältere Mitbewohneraus den Stadtteilen Helfe, Ho-henlimburg, Emst und so wei-ter – bleibt schön zu Hause inEuren vier Wänden. Braucht Ihrauch kein Geld auszugeben.Wie heißt der Werbeslogandoch so schlimm-schaurig: Geiz ist geil!

Ruth Schlüter

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JUNGES ALTES HAGEN

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NACHGEGUCKT NACHGEFRAGT

Neues aus Absurdistan

Wenn ich durch die Stadt gehe,entdecke ich oft Absurdes undhalte es mit der Kamera fest.Hier ein Beispiel aus meinerSammlung: An der HaltestelleRathausstraße sind die Fahr-gäste ohne jeden Schutz demRegen ausgeliefert, wenn sieauf den Bus warten. Die einzigeMöglichkeit sich unterzustellenliegt auf der anderen Straßen-seite. Aber wer will riskieren,den Bus zu verpassen, weil manihn nicht rechtzeitig sieht? Oderweil der Busfahrer davon aus-geht: Da steht niemand, damuss ich nicht halten.

Dafür steht an der HaltestelleMarkt ein komfortables Warte-häuschen, obwohl die Kolon-naden doch genug Unterstandbieten! Verkehrte Welt!

Helmut Korte

Was heißt SUSI?Es ist die Abkürzung für „Senio-ren und Sicherheit“. Es handeltsich um ein Projekt, das sich mitSicherheitsbedürfnissen der Be-sucherinnen und Besucher in denBegegnungsstätten auseinander-setzt. Es soll eine Kombinationaus Aktion, Informationspro-gramm und praktischer Selbst-erfahrung sein. Wir schildernhier die Erfahrungen aus Haspe.

Welche Organisationen habensich zusammen geschlossen?Es ist ein Gemeinschaftsprojektvom Diakoniezentrum Haspee.V. und der ArbeiterwohlfahrtHagen-Märkischer Kreis in Ko-operation mit dem Polizeipräsi-dium Hagen – KommissariatVorbeugung und der Stadt Ha-gen, Fachbereich Jugend undSoziales, und dem Seniorenbüro.

Wer sind die Ansprechpartner?Diakoniezentrum Haspe e.V.Büddinghardt 12 a, 58135 Hagen.Frau Eck, Telefon: 0 23 31-4 76 30 05,und Frau Ebeling, Telefon: 0 23 31-4 14 77.

Was macht SUSI?SUSI möchte Brennpunkte inHaspe entschärfen, die man beieiner Begehung im September2004 festgestellt hat: am Bahn-hof Heubing, am Alten Kirmes-platz und am Hüttenplatz. Diebeiden Fotos auf dieser Seitezeigen, wie unübersichtlich dieAnlagenfläche war und wie dieSträucher nach der Begehungzurück geschnitten wurden, sodass alles viel übersichtlicher ist.Geplant sind Info-Veranstaltun-gen und Beratungen, mit denenÄngste vor Überfällen abgebautwerden sollen, ebenso Ängste

beim Spazierengehen und beimEinkauf. Die Beratungen sind fürSenioren, aber nicht nur für sie.

Welche Aktionen werden vonSUSI angeboten?Veranstaltungen finden in derAWO-Begegnungsstätte, Haspe-Hüttenplatz 3, und in der Be-gegnungsstätte des Diakonie-zentrums statt zu den ThemenSelbstbehauptung, Verkehrs-sicherheit, Brandschutz, Opfer-schutz. Am 27. Juni beginnt um15 Uhr eine Veranstaltung zumThema „Sicherheit in der Woh-nung: Unfallverhütung“. Fürdie Teilnehmerinnen und Teil-nehmer entstehen keine Kosten.Unsere Meinung: Diese Ideesollte man in allen Stadtteilenübernehmen. Für eine Beratungstehen Frau Eck und Frau Ebe-ling zur Verfügung.

Die Fragen stellte Peter Nöldner.

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SUSI stellt sich vor

vorher

nachher

… am alten Kirmesplatz

… am alten Kirmesplatz

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Die Rentnersind in denletzten Jah-ren stark ge-schröpft wor-den.Ob Schwarz-Gelb oderRot-Grün: Injeder Legisla-

turperiode traten Neuregelun-gen in Kraft, die das Rentenni-veau gesenkt haben. Das Jahr2005 ist da keine Ausnahme:

Beispiel: AlterseinkünftegesetzAb 2005 werden die gesetzli-chen Renten schrittweise stär-ker besteuert. Das ist der Ein-stieg in die „nachgelagerteBesteuerung“. Bisher zahltenArbeitnehmer ihre Beiträge vomversteuerten Einkommen. Künf-tig sollen die Beiträge vom zuversteuernden Einkommen ab-gezogen werden – die Arbeit-nehmer bekommen künftig net-to mehr auf die Hand. Dassollen sie – meinen die Gesetz-

geber – für die private Alters-vorsorge anlegen. Nun, wir wer-den sehen.Für diejenigen von uns, dieschon Rentner sind, heißt das,dass wir schrittweise mehr in dieSteuermangel genommen wer-den. Bisher fielen für Rentnernur Steuern auf den Ertragsanteilder Rente an – das heißt, dassdie meisten verschont blieben.Ab 2005 steigt der steuerpflich-tige Anteil auf 50 Prozent derRente und wird jährlich erhöht– bis dann 2040 die volle „nach-gelagerte Besteuerung“ erreichtist. Das werden die meisten vonuns nicht mehr erleben. Aberwas ist in diesem Jahr?

Für die meisten Rentner ändertsich in diesem Jahr noch nichtviel, weil die Freibeträge dazuführen werden, dass die Rentenweitgehend steuerfrei bleiben.Es müssen nur die Rentner mitSteuerzahlung rechnen, die einegesetzliche Rente von mehr als18.893 Euro im Jahr haben.

In den kommenden Jahren wirdsich das aber schrittweise än-dern. Rentner mit Zusatzein-künften müssen allerdings schonin diesem Jahr mit einer stärke-ren Besteuerung rechnen.

Beiträge für`s KrankengeldDas ist ein besonderer Klops. Indiesem Jahr tritt die Regelungin Kraft, dass Arbeitnehmer al-lein die Beiträge zur Absiche-rung des Krankengelds tragenmüssen. Die paritätische Finan-zierung wird hier ausgehebelt.Egal, wie man dazu steht, völligunverständlich ist, dass auchRentner zu dieser Leistung her-angezogen werden sollen! Nur:Seit wann bekommen RentnerKrankengeld?! Sollen sie für ei-ne Leistung zur Kasse gebetenwerden, die sie gar nicht in An-spruch nehmen können? Sozial-verbände haben bereits Klagenvor dem Bundesverfassungs-gericht angekündigt. Bleibt zuhoffen, dass die Gesetzgeberzur Besinnung kommen!

Im Februar hat sich der neue Se-niorenbeirat der Stadt Hagenkonstituiert. Die Mitglieder wähl-ten Ruth Sauerwein (Bündnis90/DIE GRÜNEN) zur Vorsit-zenden und Manfred Göcke(AWO) zum stellvertretendenVorsitzenden. Der Beirat grün-dete zwei Arbeitsgruppen – einezum Thema DemographischerWandel und eine für Öffent-lichkeitsarbeit. Außerdem un-terstützt er die Forderungen derMitgliederversammlung der

Landesseniorenvertretungen(zum Beispiel zum Thema Ein-Euro-Kräfte). In einem weite-ren Beschluss wird die Lan-desseniorenvertretung aufge-fordert, sich zum Sprachrohrder Rentnerinnen und Rentnergegen Einkommensminderun-gen zu machen.Eine ausführliche Darstellungder Geschichte und der Aufga-ben des Seniorenbeirats in Ha-gen veröffentlichen wir in dernächsten Ausgabe.

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SOZIALESMEINE MEINUNG - HORST WISOTZKI

Rentner, hört die Signale…

Hagen hat neuen Seniorenbeirat

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JUNGES ALTES HAGEN

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Es mögen 600 oder 800 gewe-sen sein; die Aula der Ricarda-Huch-Schule war jedenfalls bisauf den letzten Platz gefüllt –mit sehr interessierten Schü-lerinnen und Schülern aus ver-schiedenen Hagener Schulenab etwa der 8. Klasse. Stunden-lang hielten sie gebannt auf ih-ren Stühlen aus, geboten wurdeihnen indes kein Pop-Konzert,sondern schwere Kost: Das Ha-gener Friedenszeichen und derJugendring Hagen hatten zu ei-ner Informations- und Diskus-sionsveranstaltung zum Kriegs-ende vor 60 Jahren eingeladen.Moderator Frank Fischer vomJugendring und der JournalistMartin Krehl entführten die Ju-gendlichen in die Welt vor über60 Jahren. Anschauliche, jaspannende Hilfe leisteten dabeidie Zeitzeugen: Herbert Söhn-chen war 12 Jahre alt, als Hagenund sein Heimatstadtteil Ecke-sey in Trümmern versank nachden alliierten Bombenangriffen.Werner Faeskorn sah seinenVater über elf Jahre nicht, der

engagierte Kommunist wurdevon den Nazis im KZ Mauthau-sen gefoltert und erst von denAmerikanern befreit. Befreit,und zwar aus einem brutal ge-führten SS-Arbeitslager an derHasper Hütte, das sogar im amt-lichen Telefonbuch für Jeder-mann zu finden war, wurde auchFritz Hirschfeld. Sein Verbrech-en: Der Vater war Jude. UndHerbert Shenkman, der seinendeutschen Namen Schenkmannin den USA ändern ließ, um nichtso zu heißen wie die NS-Ver-brecher. Shenkman, auch ge-bürtiger Hagener, lebt heute inBerlin, lehrte 40 Jahre lang anUS-Universitäten zum ThemaHolocaust. Mit auf dem Podium

saßen noch vier Schülerinnenund Schüler, die die Zeitzeugensozusagen im Auftrag des ju-gendlichen Plenums interview-ten. Fazit: Von nichts gewusstzu haben – das zumindest kön-nen die 600 oder 800 Jungenund Mädchen nach diesemaußergewöhnlichen Schul-Vor-mittag nicht mehr behaupten.Im Gegenteil: Sie wissen es nunbesser, werden neonazistischerPropaganda nicht mehr auf denLeim gehen. Das wünschten sichauch die vier Zeitzeugen ab-schließend von ihrem Publikum.

Martin Krehl

ERINNERUNGEN AN DAS JAHR 1945

Vor 60 Jahren endete der Zweite Welt-

krieg. Da kommen Erinnerungen hoch:

An Bombennächte, an die Flucht, an Tod

und Zerstörung, an das Gefühl: Der Krieg

ist aus! Auch in unserem Zeitungsteam

haben wir lange und intensiv über diese

Zeit diskutiert. Niemanden ließ dieser

Jahrestag unberührt. Wir versuchen, in

drei Beiträgen auf diesen Seiten etwas

von unseren Gedanken einzufangen.

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Schüler begegnen Zeitzeugen

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ERINNERUNGEN AN DAS JAHR 1945

Lore Schmidt, lange Jahre Vor-sitzende des Seniorenbeirats inHagen, war zum Kriegsende 15Jahre alt. Sie erinnert sich: „Wirwohnten damals in der Prent-zelstraße. Ich sehe noch vormir, wie am 14. April 1945 dieAmerikaner über die Mauer derPolizeiwache sprangen und diePolizisten verhafteten. Der ChefVetter war schon abgehauen.

Die Zeit der schrecklichen Bom-benangriffe war vorbei. An et-was anderes erinnere ich michauch noch genau: Als ein Nach-bar über die Zerstörungen jam-merte, sagte ihm meine Muttereinmal: `Ich habe Ihnen dochschon 1933 gesagt: Wer Hitlerwählt, wählt den Krieg!` Das wardamals ganz schön gefährlichund konnte Zuchthaus, wenn

nicht den Tod bedeuten. Dassder Krieg wirklich zu Ende war,habe ich eigentlich so richtig am1. Mai 1945 empfunden. Viele Menschen trafen sich spontanvor dem zerstörten Rathaus mitdem Gefühl: Endlich Frieden! Esmuss ein schöner Tag gewesensein – ich hatte jedenfalls einschönes Kleid an aus Stoffenvon Elbers zur Feier des Tages!“

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Der 15. März 1945 Erinnerungen von Edith Brechtefeld

„Wer Hitler wählt, wählt den Krieg“

Es war ein Tag wie jeder ande-re: Sirenengeheul, Bombenan-griffe, Zerstörung und die Angstals stetiger Begleiter. Schon beimersten Ton hastete man in denKeller. An Schlaf war kaum zudenken. So kam der Abend desschwersten Bombenangriffs aufHagen, der 15. März 1945.

Es war etwa 20.25 Uhr, wiedermeldeten die Sirenen akute Ge-fahr. „Feindliche Kampfverbän-de befinden sich im Anflug aufHagen“ – so klang es aus demRadio. Meine Eltern und ichsuchten sofort den Luftschutz-raum auf. Der Himmel war hellerleuchtet von den Orientie-rungslampen, die von den Flug-zeugen abgesetzt wurden. Wirnannten sie Christbäume. Dawussten wir: Jetzt ist Hagen dasZiel.

Dann ging es auch schon los.Schlag auf Schlag prasselten dieBombenteppiche herab. Eskrachte und zischte, dumpfe Ein-schläge und Detonationen der

Sprengbomben ließen das Hauserbeben. Wir duckten uns undhielten Mutters Hände, die sosehr zitterten. Zwischendurchhörte man das dumpfe Brum-men der Maschinen. Nach derersten Welle folgte die zweite,es war, als wollte die Nacht keinEnde nehmen. Endlich Entwar-nung. Wir lebten noch.

Durch das Flurfenster sahen wir:Hagen brannte. Ein glutroterFeuerschein lag über der Stadt,ein grauenhaftes Schauspiel.Am nächsten Morgen ging ichmit meinem Vater die Remberg-straße hinunter, stiegen überSchuttberge und Steine, ausden Ruinen schlugen die Flam-men, über allem lag ein beißen-der Brandgeruch, Gliedmaßensah man zwischen den Trüm-mern, aus den Bombentrichternragten verbogene Straßenbahn-schienen empor.

Wir waren erschüttert. Plötzlichkamen Tiefflieger aus dem Nichtsund schossen auf alles, was sich

bewegte. Wir suchten Schutz ineiner Nische. Als sie fort waren,erreichten wir das Haus Rem-bergstraße 56, in dem ich auf-gewachsen war. Beim Angriffam 2. Dezember 1944 war esdurch Sprengbomben zerstörtworden, dabei wurden mehrereBewohnerinnen und Bewohner,darunter meine Mutter, von ein-stürzenden Steinen verschüt-tet... Sogleich grub man sie mitden Händen aus, auch mein Va-ter hatte meine Mutter bald be-freit. Nun raubten die Flammenauch noch den letzten Rest ausder Ruine. Wir hatten alles ver-loren.

Während der Zeit war ich beimReichsarbeitsdienst und kamerst am 28. Februar 1945 nachHagen zurück. Hier erlebte ichgleich den Tagesangriff am 28.Februar auf Eckesey, kein schö-ner Empfang. Meine Eltern hat-ten auf der Emster Straße einekleine Wohnung bekommen; eswar nur eine Bleibe auf Zeit.

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In unserer ersten Ausgabe be-richteten wir über „FÜMI“.Wir versprachen, die Entwick-lung des Projekts weiter zu be-gleiten.„Füreinander – Miteinander“,eine Begegnung von jungenMenschen mit älteren Bürgernund Bürgerinnen des StadtteilsAltenhagen, ist inzwischen an-gelaufen. „Junges Altes Hagen“(JAH) traf im Januar in der AWO– Begegnungsstätte die Projekt-leiterin Frau Szonneck und dreifünfzehnjährige Mädchen, Schü-lerinnen der 9. Klasse der Luise-Rehling-Realschule, die sich undihr Anliegen nochmals der gro-ßen Runde der Besucher an die-sem Nachmittag vorstellten.

„JAH“ wollte etwas über dieMädchen und ihre Motivation,bei „FÜMI“ mitzumachen, er-fahren.Tanja umschreibt es so, sie wollealten Menschen helfen und zuihnen Kontakt aufbauen. Simo-ne möchte ältere Menschen bes-ser verstehen lernen, etwas vonihrem Leben erfahren, weil Ju-gendliche in der Regel wenigKontakt zu der Altgenerationhaben. Sie hat sich bereits mitFrau P. verabredet, einer gehbe-hinderten älteren Dame, die aufeinen Rollator (Gehwagen) an-gewiesen ist und sich nicht zu-traut, damit und ohne Begleitungim Bus in die Stadt zu fahren.

Und aus welchen Gründenmacht Sara bei „FÜMI“ mit?„Ich höre gern älteren Men-schen zu, wenn sie von frühererzählen, was sie erlebt haben,als sie noch jung waren. Auchfinde ich es wichtig, dass auchdie Alten etwas über die Jugend-lichen erfahren. Dadurch ent-steht Verständnis füreinander.“Sara´s Großeltern wohnen inItalien und sie sieht sie nur sel-ten, was sie bedauert.

Im Laufe des Nachmittags be-obachten wir, wie die anfängli-che Scheu, aufeinander zuzu-gehen, allmählich weicht. Aufbeiden Seiten tut man sich et-was schwer. Aber dann entstehtein Gespräch zwischen Tanja,Simone und Frau Erdmann.Sara hat sich zu einer Rommé-Runde gesetzt und hält baldselber Karten in der Hand.

Rosmarie Melchert

Am 28./29. Mai 2005 fand inHagen das 18. InternationaleOldtimer-/Youngtimer-Treffenstatt. Junge und nicht mehr ganzso junge Oldtimer-Fans führenihre Schätze vor, tauschen Ersatz-teile und verleben geselligeStunden. Im letz-ten Jahr hattenMartina Ilgenstein– Sie arbeitet imPflegeheim HausWohlbehagen –und ihr Lebens -gefährte Thomas Danzeine Idee: Wie wäre es, alteMenschen mit den Oldtimern,mit denen sie oft noch vieleErinnerungen verbinden, durchdie Stadt zu fahren? So könntensie auch sehen, wie sich die Stadtverändert hat. Und so setztensich im letzten Jahr ein Oldtimer-Bus und sechs alte Fords inBewegung. Frieda Piepenstock war damalsund diesmal dabei. „Schön war`s,nur ging alles etwas schnell“,meint die 82-jährige resolut. Sieerinnert sich auch noch gut aneine kleine Panne: In „ihrem“Auto musste noch der Vordersitzeingebaut werden – eben ein al-tes Auto. „Vielleicht können wirja auch mal um Hagen herumfahren, durch die schöne Umge-bung“, schlägt sie vor. Bei Redak-tionsschluss stand noch nichtfest, wie die Tour diesmal gelau-fen ist. Wir werden darauf zu-rück kommen.

Ruth Sauerwein16

JUNG UND ALT

VorsichtigeAnnäherung

Frau Erdmann im Gespräch mit Tanja und Simone

Sara

Von links: Sara, Simone, Tanja

Oldtimer rollen inOldtimern durchHagen

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Emst –

Kunst in Nöten

Seit Jahren steht in der Grünflä-che vor der Emster Grundschuleauf einem Sokkel ein für Unein-geweihte nicht zu identifizieren-des Fragment. Es ist der nochortsfeste Rest einer Statue, inStein gegossen, eine Sitzende,vom Bildhauer Heinrich Holthausgestaltet und 1959 hier aufge-stellt.Zweifellos hat ein Fehler bei derHerstellung und nicht Vandalis-mus zu ihrer ersten Zerstörunggeführt. Danach wurde sie aberso dilettantisch repariert, dasseine noch gründlichere Zerstö-rung die Folge war. Diese Ruinescheint niemanden der Kunst-verantwortlichen zu berühren.Das, was damals in verschiedengroße Teile zerbröselt ist, liegtjetzt in einem dunklen städti-schen Bauhofschuppen. Mit derKordel um den Hals wurde dasarme Mädchen aber nicht etwastranguliert. In dem daran befe-stigten Beutel befinden sich of-fensichtlich weitere Reste die-ser Statue, die nur eine kurzeLebenszeitund, wenndie Verant-wortungund derRespektvor demKunstwerksich nichtschärft,wohl keineZukunftmehr hat.

JürgenThormälen

JAH: Der Verein Corbacher 20führt hier vor Ort viele sozialeProjekte durch. Welche sinddas konkret?Birgit Kleine: Wir kümmern unsum die sozialen Lebensverhält-nisse im Stadtbezirk. Dabei ha-ben wir zuerst eine Analyse ge-macht und den Bedarf für dieBenachteiligten unserer Gesell-schaft festgestellt. Es finden re-gelmäßige Treffs für Jugendliche,Senioren und alleinstehendeLangzeitarbeitslose statt. Außer-dem betreuen wir noch eineKleinkindergruppe. Für dieseGruppen machen wir Beratun-gen in sozialen Angelegenhei-ten, zum Beispiel für Hartz IV.Dann versorgen wir noch dieganz Bedürftigen mit Lebens-mitteln.JAH: Sie haben auch ein Pro-jekt für Senioren. Worin be-steht das?Birgit Kleine: Wir haben einenregelmäßigen Treff an jedemDienstag von 14.30 bis 16.30Uhr eingerichtet, das ist unserSenioren-Café. Dabei werdenerst einmal Kontakte unterein-ander gepflegt; zusätzlich findenBeratungen statt – so Hilfe beimSchriftverkehr, beim Ausfüllenvon Formularen, beim Kopieren

von Dokumenten. Wenn jemandfeststellt, dass offenbar zu we-nig Geld gezahlt wurde, gebenwir Hilfestellung, wenn nötig,beraten wir mit einem Rechts-anwalt. Bei Rentnern kann esvorkommen, dass die Grundsi-cherung nicht erreicht wird. Indiesem Fall beraten wir die Leu-te, wie und wo sie die Grund-sicherung beantragen können.JAH: Es werden auch Fahrtenfür Senioren angeboten?Birgit Kleine: Ja, aber das machenwir nur für unsere regelmäßigenBesucher des Senioren-Cafés.JAH: In der Corbacher 20 läuftein Jugendprojekt unter derBezeichnung AK 90. Was ver-birgt sich hinter diesem Kürzel?Roland Kunigk: Der Arbeitskreis90 wurde gegründet, weil dieJugend in Haspe keine Lobbyhatte. Darum haben wir sie aneinen Tisch gebracht. Beim AK90 können die Jugendlichen ih-re Probleme ansprechen.

Die Ansprechpartner des Ver-eins für christliche SozialarbeitCorbacher 20 sind: Birgit Klei-ne, Sozialarbeiterin, und RolandKunigk, Sozialpädagoge.

Text/Fotos: Hans-Jürgen Warda

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HAGENER STADTTEILE STELLEN SICH VOR

Haspe – Einsatz für Benachteiligte

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WOHNEN IM ALTER GESUNDHEIT UND FITNESS

Das Interesse anneuen Wohnformenist groß

Im März feierte die Wohnbe-ratungsstelle der Stadt Hagenihr zehnjähriges Bestehen miteiner Podiumsdiskussion.Thema: „Neue Wohnformenim Alter“. Die Veranstaltungmachte eins ganz deutlich: DerWunsch nach Wohnformen,die ein selbst bestimmtes Lebenin Gemeinschaft mit anderenermöglichen, ist groß. Formenvon Hausgemeinschaftswoh-nen, Wohngruppen oder Be-ginenhöfe stießen auf Interesse.

Und: Jetzt soll etwas gesche-hen. So war die Stimmung. Wiezu hören war, haben denn auchnach der Veranstaltung mehre-re Teilnehmerinnen und Teil-nehmer Wohnungsgesellschaf-ten angesprochen und nachge-fragt, ob sie bereit sind, solcheWohnformen zu unterstützen.Wohnberatung, Seniorenbeiratund Sozialausschuss werdenebenfalls am Thema dran blei-ben. Übrigens sind inzwischenbei einigen Wohnungsgesell-schaften interessante Angeboteangelaufen. Kooperationen mitHausnotrufbetreibern, Mittags-tische usw. werden angeboten.Wir werden in der nächstenAusgabe mehr darüber berich-ten.

Ruth Sauerwein

Als ich den Raum im Gemeinde-haus der Pauluskirche betrete,stehen alle im Kreis und schwin-gen ein buntes Tuch aus Fall-schirmseide. Auf und Ab. Balan-cieren einen Ball dabei. DieStimmung ist fröhlich und ent-spannt. Vorher haben sie ge-meinsam Kaffee getrunken. Esist einer der beiden Nachmittageim Monat, die die Interessenge-meinschaft der Angehörigenvon Alzheimer-Kranken anbietet.Und das seit nunmehr elf Jahren.Ein rascher Wechsel. Ute Schmikowski, Kranken-schwester am Allgemeinen Kran-kenhaus, steht in der Mitte,hält einen Eimer in der Handund verteilt Ringe. Es geht da-rum, sie in den Eimer zu wer-fen. Alle machen mit – Alzhei-mer-Kranke, ihre Angehörigen,ehrenamtliche Helferinnen undHelfer und eine ganze Reihevon Auszubildenden vom AKH,die hier wichtige Erfahrungenjenseits des Krankenhausalltagsbekommen. Dann wird ein Mär-chen erzählt. Und zum Schlusssingen alle altvertraute Volks-lieder. Ganz schnell werden dieTische zum Abendbrot gedeckt.Ein Gebet – dann greifen allekräftig zu. Drei erfüllte Stundengehen dem Ende zu.Den Anstoß zur Gründung derSelbsthilfegruppe gab vor elfJahren ein Referat von Professor

Scholten in der Paulus-Gemein-de zum Thema Alzheimer undalterswirrte Menschen. Der Be-troffenheit folgte der Wunsch,konkret etwas zu tun. Viele imAbendkreis der Gemeinde kann-ten das Problem aus eigenemErleben. Andere konnten ihrberufliches Fachwissen einbrin-gen, andere ganz einfach ihrEngagement.Einmal im Monat bietet dieGruppe einen Angehörigen-Treffan – zum Austausch und zurInformation. Dabei hilft Dr.Kutta vom Johannis-Hospital.Zweimal im Monat findet einNachmittag für die Alzheimer-Kranken statt. Ursprünglich warer gedacht, um den Familienan-gehörigen einen freien Nachmit-tag zu schenken. Aber die mei-sten bleiben inzwischen da, umeinen entspannten Nachmittagin Gemeinschaft zu verleben –und gleichzeitig mit der Betreu-ung nicht allein zu sein.Die Gruppe finanziert sich ausdem Mitgliedsbeitrag von 25Euro im Jahr; die Teilnahme anden Nachmittagen kostet 5Euro. Der Kreis ist offen für In-teressierte. Anfragen könnengerichtet werden an: Horst Schmikowski, Telefon: 204 67 58 eMail: [email protected]

Ruth Sauerwein

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Engagement bringt Freude

Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sorgen für einen fröhlichen Nach-mittag. Auch das Verteilen von leckeren Plätzchen trägt dazu bei.

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Seniorensporthält fitSeniorenbeirat und Senioren-büro führen zur Zeit eine Ver-anstaltungsreihe zum Thema„Sport und Gesundheit für Senioren“ durch. In den Ha-

gener Stadtteilen konnten sichSeniorinnen und Senioren in-formieren über Themen wieGesundheit im Alter, Sturz-prävention oder ganzheitlichesGedächtnistraining. Sie konn-ten auch verschiedene Fitness-geräte ausprobieren.

Netzwerk fürDemenzkrankeDie Zahl der Demenzkranken in Hagen wird auf 4 000 ge-schätzt. Niederschwellige An-gebote wie die auf diesen Seitegeschilderte, gewinnen an Be-deutung neben ambulantenAngeboten, Tagespflege undstationären Einrichtungen. Seit2004 besteht in Hagen das Pro-jekt „Netzwerk Demenz“ unterFederführung der Pflegebera-tungsstelle im Sozialen Rathaus.Hier sollen neue Formen derBetreuung entwickelt bzw. be-stehende besser miteinandervernetzt werden. Für den Herbstsind mehrere Informationsver-anstaltungen geplant, unter an-derem am 17. September einInformationsstand der Alzhei-mer Selbsthilfegruppe in derVolmegalerie, am 22. Oktoberein Aktionstag der Caritas undam 9. November eine Fortbil-dung für Hausärzte im Arcadeon.

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GESUNDHEIT UND FITNESS

13 Regeln zum Älterwerden

1. Seien Sie in allen Lebensaltern körperlich,

geistig und sozial aktiv

2. Nutzen Sie Vorsorgemaßnahmen

3. Es ist nie zu spät, den eigenen Lebensstil positiv zu verändern

4. Bereiten Sie sich auf Ihr Alter vor

5. Nutzen Sie freie Zeit, um Neues zu lernen

6. Begreifen Sie das Alter als Chance

7. Pflegen Sie auch im Alter Kontakte

8. Geben Sie der Zärtlichkeit eine Chance

9. Trauen Sie Ihrem Körper etwas zu

10. Gesundheit ist keine Frage des Alters

11. Nehmen Sie Krankheiten nicht einfach hin

12. Suchen Sie nach guter Hilfe und Pflege

13. Haben Sie Mut zur Selbständigkeit

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JUNGES ALTES HAGEN

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REISEN UND HOBBIES

Reisen ist für viele Menschen einBedürfnis geworden. Und dasbleibt auch im Alter so. Wennnur die Anreise nicht wäre! DasKofferschleppen, die Aufregungbeim Umsteigen oder Einsche-cken am Flughafen... Seit achtJahren gibt es beim DeutschenRoten Kreuz (DRK) das Konzeptdes begleiteten Reisens unterdem Motto: Urlaub von Anfangan.Rüdiger Ludwig erinnert sich:„Wir hatten gemerkt, dass esspezielle Angebote für Seniorin-nen und Senioren geben muss –besonders, wenn sie mit einemoder mehreren Handicaps be-haftet sind. Das Gefühl vonSicherheit ist in dieser Situationganz wichtig. So entstandenunsere Gruppenreisen.“Günstig war, dass damals einHotelier auf Mallorca bereitwar, seine Ferienanlage senio-rengerecht umzubauen: barrie-refrei, mit Handläufen, eben-erdigen Duschen usw. DiesesHotel auf Mallorca ist heutenoch das Reiseziel schlechthin.Urlaub von Anfang an, dasheißt: Die Reise fängt in derWohnung an. Der Transfer vonder Wohnung zum Flughafenist ebenso durchorganisiert wiedas Einchecken am Flughafen.Jede Gruppe besteht aus zehnReisenden, die jeweils von einerBetreuerin bzw. einem Betreuerbegleitet wird. Dabei handeltsich um eine Altenpflegerinoder um jemanden, der oderdie lange in einem Altenheim

gearbeitet hat, auch ehrenamt-lich. Während der gesamten Rei-se gibt es damit einen festenAnsprechpartner, der die Ge-währ dafür bietet, sich im frem-den Land sicher bewegen zukönnen. Auch ein Rücktransportim Krankheitsfall ist möglich.„Das Durchschnittsalter derReisenden liegt bei 70 Jahren“,fährt Rüdiger Ludwig fort. „Wirsind auf viele Handicaps einge-stellt. Zum Beispiel ist es auchproblemlos, einen Elektro-Roll-stuhl mitzuführen.“Die Idee des begleiteten Reisensist inzwischen EU-weit aufge-griffen worden, so dass sich indem Hotel auf Mallorca interna-tionale Gruppen finden. Auchandere Wohlfahrtsverbände ha-ben entsprechende Angeboteim Programm. Das DRK in Ha-gen hat sein Angebot inzwi-schen ausgeweitet: Für reise-freudige und noch ausreichendmobile Seniorinnen und Senio-ren gibt es einwöchige Städte-touren. Da gibt es ein umfas-senderes Programm. Aber dasEntscheidende ist die Beglei-tung. Diese Reisen laufen zwei-bis dreimal im Jahr.Wer nähere Informationen ha-ben will, wendet sich direkt ansDRK, Tel: 5 50 65. Auch wer alsBegleiterin oder Begleiter mit-reisen möchte, kann sich überdiese Nummer melden.

Ruth Sauerwein

Der Garten im Sommer

Im Kleingarten ist es wie im übri-gen Leben: Ohne Fleiß – keinPreis. Wenn im Frühjahr keinegute Vorbereitung stattgefun-den hat, wird man in der übri-gen Jahreszeit nicht viel Freudehaben. Ratsam ist es, wenn dieGiftspritze nicht in Tätigkeit ge-setzt wird, denn damit werdendie natürlichen Helfer mit be-seitigt. Ich denke hier an denMarienkäfer und an die Florfliege,die sich über die Läuse an denPflanzen hermachen. Soll Gemü-se angepflanzt werden, dann isteiniges zu berücksichtigen: Esgibt Pflanzen, die sich gegensei-tig schützen. Zum Beispiel Zwie-beln und Möhren. Aber einigePflanzen mögen sich gegensei-tig gar nicht. Das führt dann zumangelhaftem Wachstum. Hier-zu gibt es Tabellen, die man beimir, aber auch den übrigen Klein-gartenvereinen erhalten kann.Zu unterscheiden sind bei denGemüsepflanzen die Stark- undSchwachzehrer. Salate brauchenweniger Dünger, Kohlpflanzendagegen mehr. Ausgesiebte Kom-posterde kann hierbei helfen.Wenn man damit nicht aus-kommt, hilft organischer Dünger.Er schont die Bodenlebewesen.Der Kohlweißling wird späterden Kohlpflanzen einen Besuchabstatten und seine Eier ablegen.Dieser Schmetterling – bzw. seineRaupen – lebt von den Pflanzen.Ein biologisches Raupenspritz-mittel von der Firma Neudorffkann Abhilfe schaffen.Man achte auch auf den Apfel-und Pflaumenwickler. Die Madengelangen später in die Früchte.Lockfallen mit einem Duftstoffund einer Klebefalle, die in denBäumen angebracht werden,können hier helfen. Allen eingutes Gartenjahr 2005 !

Hans-Jürgen Warda 22

Urlaub von Anfang an

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Das Lied von derGlocke

Im diesjährigen Schillerjahr, daszum 200. Todestag des berühm-ten Dichters ( 10.11.1759- 9.5.1805 ) begangen wird, möchtedie JAH-Redaktion mit einemseiner bekanntesten Gedichtean ihn erinnern:

„Das Lied von der Glocke“.Wie kein anderer Dichter musstees sich Schiller schon zu Lebzei-ten gefallen lassen, dass seineWerke – wegen des Über-schwangs der gewählten Wor-te – oft in ironisierter Form inder Bevölkerung für Heiterkeitsorgten.Wir stellen der Originalfassung,die wir wegen der Länge nur imAuszug wiedergeben können,eine Parodie eines anonymenVerfassers gegenüber, die man-chem Leser bekannt vorkommenwird. Kursierte doch der Vier-zeiler bei uns Schülern, wennwir zu faul waren, das Gedichtin seiner epischen Breite sorg-fältig zu lernen.Schiller konnten und könnendiese Spottvarianten nichts an-haben. Im Gegenteil. Er ist bisheute lebendig geblieben, trotzoder gerade wegen der Paro-dien.

Rosmarie Melchert

Das Lied von der Glocke(Originalfassung)

Fest gemauert in der ErdenSteht die Form, aus Lehm gebrannt,Heute muß die Glocke werden!Frisch Gesellen, seid zur Hand!

Von der Stirne heißRinnen muß der Schweiß,Soll das Werk den Meister loben;Doch der Segen kommt von oben.

Was in des Dammes tiefer GrubeZum Werke, das wir einst bereiten,Hoch auf des Turmes Glockenstube, Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;Wenn gute Reden sie begleiten,Dann fließt die Arbeit munter fort.

So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,Was durch die

schwache Kraft entspringt:Den schlechten Mann

muß man verachten,Der nie bedacht, was er vollbringt.

Das ists ja, was den Menschen zieret,Und dazu ward ihm der Verstand,Daß er im innern Herzen spüret,Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,Doch recht trocken laßt es sein,Daß die eingepreßte FlammeSchlage zu dem Schwalch hinein!

Kocht des Kupfers Brei,Schnell das Zinn herbei!Daß die zähe GlockenspeiseFließe nach der rechten Weise.

Von hier ab müssen Sie das Gedichtselber auswendig aufsagen Der Ab-druck der weiteren Strophen würdeden Rahmen dieser Ausgabe sprengen.

Hier ist nun die Kurzform:Loch in die Erde,Bronze rin,Glocke fertig,Bimm, Bimm, Bimm.

*Die Glocke im Hintergrund ist diegrößte Glocke der Welt und steht imKreml in Moskau/Russland

Foto: Helmut Korte

Die alte Stadthalle

Unsere alte Stadthalle – ja, siewar schon etwas Besonderes,ein imposanter Bau, mit ihrergewaltigen Kuppel ein Wahr-zeichen der Stadt Hagen.Den großzügigen Haupteingangzierten sechs Figuren, und dar-über wachten sechs Löwen – inzwei Dreiergruppen aufgeteilt.An der rechten Seite befandsich das Restaurant „Stadt-

schmiede“. Über die große Frei-treppe gelangte man in denKuppelsaal, wo diverse Veran-staltungen und Konzerte darge-boten wurden. Etwa 2000Plätze warteten auf die Besucher.Die Akustik war hervorragend.Vielleicht erinnern sich mancheLeserinnen und Leser, die mitmir zusammen im StädtischenJugendchor waren, an unsereKonzerte. Wenn wir auf der rie-sigen Bühne standen und unsere

Lieder dem Publikum vortragendurften, dann war das immerein großes Erlebnis. Geprobtwurde im Kammermusiksaalunter der Leitung von General-musikdirektor Hans Herwig, derauch den Hagener Volkschorund das Städtische Orchesterleitete. Leider wurde auch dieStadthalle im Krieg vom Bom-benhagel zerstört.

Edith Brechtefeld

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GEDICHTE UND DÖNEKES

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