Ausgabe 3/2012 (Juli, August und September 2012) · „Jaco Pastorius’ Gang durch den Schnee von...

28
GÖSCHENHAUS-JOURNAL Ausgabe 3/2012 (Juli, August und September 2012) Informationen rund um das Göschenhaus Grimma-Hohnstädt, das Seume-Haus und den Internationalen Johann-Gottfried-Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma EDITORIAL Liebe Göschen- und Seume-Freunde, liebe Leser dieser Zeilen: Die zweite Hälfte des Jahres ist angebrochen ... und – kaum zu glauben – die Tage werden schon wieder kürzer. Damit nähert sich auch unaufhaltsam das nächste große Jubiläum: SEUME 2013. Die dritte Ausgabe des Göschenhaus-Journals möchte mit dem Abdruck eines Seume-Vortrags, den ich im Mai 2012 in Altenhain gehalten habe, bereits einen regionalen Akzent für dieses Jubiläum setzen. Manch ein Leser wird beim Durch- blättern des Textes dann vielleicht aufstöhnen: Immer diese Fußnoten! Die Welt könnte so schön sein ohne Fußnoten! Aber keine Angst: Fußnoten beißen nicht! Sie können sie gerne ignorieren, denn den Sinn des Textes verstehen Sie dann trotzdem. Fußnoten sind in Sachtexten, die einen wissenschaftlichen Anspruch haben, einfach nötig; man möchte ja nicht wie ein ehemaliger Verteidigungsminister enden ... Für die, die doch gerne in die Anmerkungen reinschauen möchten, finden die Fußnoten am Ende der jeweiligen Seite, damit ein hin- und herblättern nicht nötig ist. Das Journal bietet diesmal auch ein Interview mit dem Schriftsteller Jan Decker, der sich dem Werk Johann Gottfried Seumes nähert. Aber auch andere, kunterbunte Themen sind wieder zu finden. Ich wünsche Ihnen dazu viel Freude beim Lesen. Ihr Thorsten Bolte (Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma) 1 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012 KULTURBETRIEB GRIMMA Göschenhaus Grimma-Hohnstädt Seume-Gedenkstätte – Schillerstraße 25 • 04668 Grimma Tel. / Fax 0 34 37 - 91 11 18 www.goeschenhaus.de E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten : Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag jeweils 10-17 Uhr und jederzeit nach Vereinbarung Gruppen bitte nur nach Anmeldung Seume-Haus Markt 11 • 04668 Grimma Tel. 0 34 37 – 70 21 71 Öffnungszeiten : Dienstag bis Freitag jeweils 13-17 Uhr und jederzeit nach Vereinbarung Informationen unter www.goeschenhaus.de Internationaler Johann-Gottfried-Seume-Verein ARETHUSA“ e. V. Sitz: Göschenhaus Grimma-Hohnstädt

Transcript of Ausgabe 3/2012 (Juli, August und September 2012) · „Jaco Pastorius’ Gang durch den Schnee von...

GÖSCHENHAUS-JOURNALAusgabe 3/2012 (Juli, August und September 2012)

Informationen rund um das Göschenhaus Grimma-Hohnstädt, das Seume-Haus und den

Internationalen Johann-Gottfried-Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma

EDITORIAL

Liebe Göschen- und Seume-Freunde, liebeLeser dieser Zeilen:Die zweite Hälfte des Jahres ist angebrochen ... und – kaum zu glauben – die Tage werden schon wieder kürzer. Damit nähert sich auch unaufhaltsam das nächste große Jubiläum: SEUME 2013. Die dritte Ausgabe des Göschenhaus-Journals möchte mit dem Abdruck eines Seume-Vortrags, den ich im Mai 2012 in Altenhain gehalten habe, bereits einen regionalen Akzent für dieses Jubiläum setzen. Manch ein Leser wird beim Durch-blättern des Textes dann vielleicht aufstöhnen: Immer diese Fußnoten! Die Welt könnte so schön sein ohne Fußnoten! Aber keine Angst: Fußnoten beißen nicht! Sie können sie gerne ignorieren, denn den Sinn des Textes verstehen Sie dann trotzdem. Fußnoten sind in Sachtexten, die einen wissenschaftlichen Anspruch haben, einfach nötig; man möchte ja nicht wie ein ehemaliger Verteidigungsminister enden ... Für die, die doch gerne in die Anmerkungen reinschauen möchten, finden die Fußnoten am Ende der jeweiligen Seite, damit ein hin- und herblättern nicht nötig ist.Das Journal bietet diesmal auch ein Interview mit dem Schriftsteller Jan Decker, der sich dem Werk Johann Gottfried Seumes nähert. Aber auch andere, kunterbunte Themen sind wieder zu finden. Ich wünsche Ihnen dazu viel Freude beim Lesen.

Ihr

Thorsten Bolte (Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma)

1 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

KULTURBETRIEB GRIMMAGöschenhaus Grimma-Hohnstädt

– Seume-Gedenkstätte – Schillerstraße 25 • 04668 Grimma

Tel. / Fax 0 34 37 - 91 11 18www.goeschenhaus.de

E-Mail: [email protected]Öffnungszeiten:

Dienstag, Donnerstag,Samstag, Sonntag jeweils 10-17 Uhr

und jederzeit nach VereinbarungGruppen bitte nur nach Anmeldung

Seume-HausMarkt 11 • 04668 Grimma

Tel. 0 34 37 – 70 21 71Öffnungszeiten:

Dienstag bis Freitag jeweils 13-17 Uhrund jederzeit nach Vereinbarung

Informationen unter www.goeschenhaus.de

Internationaler Johann-Gottfried-Seume-Verein„ARETHUSA“ e. V.

Sitz: Göschenhaus Grimma-Hohnstädt

INHALT

Der Seume-Preisträger von 2011, Peter Winterhoff-Spurk, hat mir zwei Seume-Bilder aus Berlin geschickt. Seume ist eben überall anzutreffen …

Seite 1 → EDITORIAL

Seite 2 → INHALT

Seite 3 → KALENDER UND AUSBLICK

Seite 4 → JOHANN GOTTFRIED SEUME UND MEHR

Ein Gespräch in neun Fragen mit dem Schriftsteller

Jan Decker (Leipzig)

Seite 9 → ALTENHAIN WIRD (FAST) SEUME-STADT

Ein Rückblick von Volker Killisch

Seite 12 → EINE FREUNDSCHAFT. JOHANN GOTTFRIED SEUME

UND VEIT HANNS SCHNORR VON CAROLSFELD

IN ALTENHAIN. Ein Vortrag von Thorsten Bolte

Seite 26 → AUSSCHREIBUNG Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreis 2013

Seite 27 → Und damit Punktum Wörterprunk. Das Besondere zum Schluss

Seite 28 → IMPRESSUM

2 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Hätte Seume in seinen letzten Jahren gut gebrauchen können ...

KALENDER

Juli 2012

▪ Noch bis zum 30. September zeigt das Göschenhaus die Sonderausstellung Auch von Person war Göschen ein sehr einnehmender Mann. Buchhändler – Verleger – Drucker – Persönlichkeit. Sonderausstellung zum 260. Geburtstag von Georg Joachim Göschen. Die Ausstellung kann zu den üblichen Öffnungszeiten besucht werden, darüber hinaus sind auch spezielle Führungen möglich. Informationen erhalten Sie bei uns im Göschenhaus.

▪ Am 6. Juli (Freitag) um 19 Uhr findet im Seume-Haus ein weiterer Vortrag zum 260. Geburtstag Göschens statt. Unter dem Titel Göschens Illustrator. Der hannoversche Hofmaler Johann Heinrich Ramberg berichtet die Kunsthistorikerin Dr. Alheidis von Rohr (Hannover) über diese interessante Künstlerpersönlichkeit. Rambergs Zusammenarbeit mit Göschen schlägt sich besonders in der wegweisen-den Buchausgabe der Werke Wielands nieder. Hier hat sich nicht nur Göschen, sondern auch Ramberg einen bleibenden Ruhm in der deutschen Buchgeschichte erworben.Der Eintritt beträgt nur 2,- €.

August 2012

▪ Am 1. August 2012 (Mittwoch) findet im Göschenhaus um 10 Uhr eineFerienveranstaltung für Kinder statt.Undine Myja vom Kloster Buch hält dann „Eine runde Kräuterstunde“. Alle Kinder können einen Rundgang in die Kräuterwelt erleben und sich ihren eigenen Kräuteressig für die Zubereitung von Salaten, Gerichten und Saucen herstellen. Der Eintritt beträgt 4,- €.

▪ Am 8. August 2012 (Mittwoch) können Kinder ab vier Jahren im Rahmen

der Ferienveranstaltung im Göschenhausdas Puppenspiel Die Erbsenprobe oder

Die Prinzessin auf der Erbse erleben.Die Puppenbühne PAPPERLAPAPP

aus Leipzig spielt. Beginn ist 10 Uhr, Eintritt 4,-€

▪ Am 22. August 2012 (Mittwoch) um 10 Uhr lädt das Göschenhaus

zur Ferienveranstaltung für Kinder ein.Der Puppenspieler Falk Ulke und der

Liederschreiber und Sänger Wilfried Mengs lassen das berühmte Buch

„Der Struwwelpeter“ lebendig werden.Für nur 4,-€ Eintritt sind kleine und große Kinder

zwischen 4 und 104 Jahren eingeladen!

September 2012

▪ Hier wird Schulgeschichte zum Erlebnisheißt es am 1. September 2012 (Samstag)

zwischen 10 und 17 Uhr.Es werden im Göschenhaus speziell für

alle Schulanfänger und deren Gäste Sonderführungen zu dem Thema „Schule in alter Zeit" angeboten.

Vorbestellungen sind stets erwünscht und sinnvoll – und bei Gruppen unerlässlich.

Pauschal wird 4,-€ pro Person erhoben.

▪ Am 8. September (Samstag) findet ab 16 Uhr die

2. GRIMMAER MUSEUMSNACHTstatt. Das Göschenhaus und das

Seume-Haus sind geöffnet, ein Eintritt wird nicht erhoben.

▪ Am 9. September (Sonntag) von 10 bis 17 Uhr ist wieder der

traditionelle Tag des offenen Denkmals.Kostenfreie Sonderführungen imGöschenhaus und Seume-Haus

werden in der gesamten Zeit angeboten.

3 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Johann Gottfried Seume und mehrEin Gespräch in neun Fragen mit dem Schriftsteller Jan Decker (Leipzig)

Das Seume-Jahr 2013 rückt näher, Zeit also, einmal bei einem Schriftsteller nachzufragen, welche Bedeutung denn Seume heute noch haben kann. Die Fragen stellte Thorsten Bolte schriftlich. Geantwortet hat Herr Decker mit sehr klugen Bemerkungen über Seume und das eigene Schreiben, hier ungekürzt wiedergegeben.

1. Friedrich Nietzsche bezeichnete es als das beste deutsche Buch: „Die Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens“, geschrieben von Johann Peter Eckermann (1792-1854). Eckermann ist trotzdem eher als traurige Gestalt in die Literaturgeschichte eingegangen, als der „übertreue“ Goethe-Begleiter. Herr Decker, Sie haben ausgerechnet Eckermann zum Antihelden Ihres letzten Buchprojekts gemacht, dessen Titel lautet: „Eckermann oder die Geburt der Psychoanalyse aus dem Geist Goethes. Theatermonolog in drei Bildern“. Wie sind Sie auf das Thema gestoßen?

Jan Decker: Ich habe Eckermann wie Seume relativ früh kennengelernt, jedenfalls bevor ich mich dem Autorenberuf zuwandte. Es muss in den ersten Semestern meines Germanistikstudiums gewesen sein, um 1999 herum. Zu dieser Zeit war ich von der Universität reichlich ernüchtert, wie auch sonst? Ich wollte zum eigenen Schreiben finden, befand mich aber noch in der langen Zeit vor dem ersten Text, die für viele Autoren besonders qualvoll ist. Ich schwänzte die Seminare und hörte mir lieber im Radio Lesungen von Klassikern an. Heute kommt mir das lustig vor. Ich hätte ebenso gut in die Universität gehen können, um etwas über die Klassiker zu erfahren. In dieser Zeit verschlang ich die „Gespräche mit Goethe“, erst akustisch, dann auf gedrucktem Papier. Wenn ich mich heute Eckermann zuwende, dann geht es mir auch um diese Zeit. Der „übertreue“ Begleiter ist ein Nichtprivilegierten-Kind, das sich seinen Weg zu den Olympiern lang erarbeiten muss und dabei – siehe Eckermann –

charakterlich untergeht. Ersteres ist mir vertraut, letzteres soll mir nicht passieren.

2. Nun gehört Eckermann mit seinen Werken nicht unbedingt zu den bedeutendsten Literaten der deutschen Sprache, auch wenn einige seiner Gedichte zumindest über das Mittelmaß hinausgehen. Ganz anders ist das natürlich bei Goethes Werk. So schwierig oftmals Goethes Charakter – Göschen hat da auch seine Erfahrungen gemacht –, seine literarischen Leistungen sind überragend. Herr Decker: Welche Bedeutung hat der Dichterfürst aus Weimar für einen Schriftsteller von heute?

Jan Decker: Erst als ich anfing zu schreiben – und ich meine damit das kontinuierliche, tägliche Schreiben, das ich seit dem Beginn

4 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Jan Decker, geboren 1977 in Kassel, lebt als freier Autor in Leipzig. Er schrieb mehrere Theaterstücke mit Uraufführungen am StaatstheaterNürnberg und dem Theater Vorpommern. Zahlreiche Hörspiele und Features.Zuletzt: „Die große Weltreise“ (SWR 2011), „Jaco Pastorius’ Gang durchden Schnee von Rheidt nach Havona“ (D Kultur 2011). ZahlreicheAuszeichnungen, u.a. von der Filmstiftung NRW und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Sein Theatermonolog „Eckermann oder die Geburt derPsychoanalyse aus dem Geist Goethes“ erschien 2012 in bibliophilerAusstattung in der Edition Ornament.

Der Vertraute Goethes: Johann Peter Eckermann

(1792-1854)

meines Studiums am Deutschen Literaturinstitut 2004 ausübe, konnte ich Goethe wertschätzen. Goethe ruft den Autoren bis heute genau das zu, wenn ich ihn recht verstehe. Seine ständige Not, sich produktiv zur Welt zu stellen, weil sie ihm sonst in tausend Teile zerfällt, spürt ein junger Autor heute im Angesicht von Goethe. Und das weniger wegen seiner Werke, sondern weil der große Mensch Goethe in großen Verhältnissen lebte. Ich glaube, am Deutschen Literaturinstitut hatte ich erstmals das Gefühl, mich mit Goethe „messen“ zu können, mit der Literatur überhaupt. Vorher fehlten mir einfach die großen Verhältnisse, die pure Bekanntschaft mit anderen Autoren und Denkern. Das bedeutet mir Goethe heute, er hat mich ermutigt, mich produktiv zur Welt zu stellen. Und ich habe es nicht bereut.

3. Geboren sind Sie 1977 in Kassel, am „deutschesten“ Tag der Deutschen, am 9. November. Studiert haben Sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, einer Institution, die in der Welt der Literatur nicht nur Zustimmung findet. Können Sie uns schildern, was das Besondere an diesem Studium ist und ob Sie die Kritik gegen das Literaturinstitut verstehen können?

Jan Decker: Das Besondere an diesem Studium für meinen eigenen Werdegang klang bereits an. Generell ist besonders, dass es eine enorme Beschleunigung der eigenen Entwicklung ermöglicht. Sich Autoren wie Jens Sparschuh, Hans-Ulrich Treichel und Josef Haslinger als Dozenten zu stellen, und zwar mit den eigenen Texten, lässt den eigenen blinden Fleck beim Schreiben sehr schnell sichtbar werden. Und das ist meine

Erfahrung: Das Talent bringt man mit, aber den blinden Fleck wird manch einer in 30 Jahren nicht los. Dann die wunderbare Zeit zum Schreiben, denn es gibt keine „Theoriekurse“, ganz folgerichtig. Wer sich produktiv zur Welt stellt, erarbeitet sich die Theorie selbst, zwischen Zähneputzen und Mittagessen. Vorausgesetzt, er muss nicht Pizzas ausfahren. Das lässt die jungen Autoren aufgehen und erblühen, das kann man schon feststellen. Die Kritik verstehe ich, denn im Literaturbetrieb fokussiert man sich stark auf die Prosa-Autoren, die aus der Leipziger Schule hervorgehen und bei einem großen Publikumsverlag landen. Diese Auswahl sorgt von selbst für eine gewisse Gleichheit der literarischen Schreibweisen. Für mich ist diese Kritik eine Ermutigung, weiterhin eine eigenständige Handschrift auszubilden. Diese Handschrift wird am Literaturinstitut nicht sanktioniert, sondern ausdrücklich gefördert, wenn sie höchsten Qualitätsmaßstäben gerecht wird.

4. Als Juror des Seume-Literaturpreises 2011 bin ich erstmals mit einem Ihrer Texte, den Sie eingereicht hatten, vertraut geworden. Anfang 2012 konnte ich Sie dann persönlich bei Ihrem Besuch im Göschenhaus kennenlernen: Sie hatten ein Aufenthaltsstipendium der Denkmalschmiede in Höfgen und erwanderten sich – quasi auf den Spuren Johann Gottfried Seumes – das Muldental. Und wer Seume erleben möchte, kommt am Göschenhaus eben nicht vorbei! Zwar ist Seume als „Spaziergänger nach Syrakus“ durchaus ein Begriff einer immer größer werdenden Öffentlichkeit. Doch nur selten werden seine Texte auch tatsächlich gelesen. Sie dagegen haben recht früh Seumes Italienbericht gelesen. Wie kam es dazu?

5 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Der Schriftsteller Jan DeckerFoto: Christoph Busse

Jan Decker: Die Begegnung mit Seume fiel wie erwähnt in die gleiche Zeit wie die Begegnung mit Eckermann, und sie geschah auf die gleiche Weise. Erst hörte ich eine Radiolesung des „Spaziergang nach Syrakus“, dann kaufte ich mir das Buch und verschlang es. Ich bin daher manchmal geneigt, Eckermann und Seume in ein Doppelpack zu stecken, was völlig falsch wäre. Auch von außen wird das manchmal an mich herangetragen, mit der unverhohlenen Tendenz: Jetzt hat sich Decker mit Eckermann beschäftigt, nun wird er sich auch noch mit Seume beschäftigen, und dann ist er geheilt. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich gehöre zu den Autoren, die großen Wert auf die Feststellung legen, dass man ohne die genaue Kenntnis der Tradition nicht schreiben kann. Seume gehört zu dieser Tradition, und er ist mir schlichtweg zu einer lebendigen Figur geworden, wie manche Figuren der Vergangenheit – Lenz, Büchner, Eckermann, Goethe – aber nicht alle. Seume steht über den Stilen und Moden, vielleicht weil er selbst ein ausgezeichneter Kenner der Tradition war.

5. Die Literaturwissenschaft tut sich immer noch recht schwer mit Seume. Als Spätaufklärer war Seume in den Augen der „Klassiker“ und Romantiker längst ein „konservativer“ Schriftsteller, sein humanistischer Anspruch macht ihn dagegen zu einem modernen Denker – man könnte meinen, dass der Vormärz mit Seume einen frühen Vertreter besitzt. Was hat Sie an Seume am meisten fasziniert: die schriftstellerische Qualität oder die inhaltlich-politische Dimension der Texte Seumes?

Jan Decker: Ich bin ein vehementer Verfechter der These, dass Inhalt und Form nicht zu trennen sind. Wer politisch aus Kalkül schreibt, erlandet meistens eine Bauchlandung. Seume ist heute deshalb noch lebendig und neu zu entdecken, weil neben die inhaltlich-politische Dimension die schriftstellerische Qualität tritt. Oder besser: Sie sind ineinander verwoben, durch seinen Charakter zusammengeschnürt und deshalb inkommensurabel – ein Goethe-Eckermann-Begriff, den ich sehr liebe. Seume ist nur mit

Seume vergleichbar. Daraus folgt, was mich am meisten an ihm fasziniert: Dass er uns auf so hohem Niveau niemals langweilt – und natürlich auch aufklärt!

6. Für eine gemeinsame Publikation der Johann-Gottfried-Seume-Gesellschaft zu Leipzig e.V. und des Internationalen Johann-Gottfried-Seume-Vereins „ARETHUSA“ e.V. Grimma, die im Seume-Jahr 2013 erscheinen wird, konnte ich Sie gewinnen, einen Beitrag beizusteuern. Er trägt den Titel „Seume. Ein Anfang“. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Kann ein Schriftsteller überhaupt etwas aus Seumes Texten für die eigene Arbeit gewinnen? Bleibt „der Wanderer“ als einzige Bezugsebene für den Literaten von heute übrig, oder sind die Texte aktuell genug, auch hinsichtlich der ästhetischen Qualität, um noch zu inspirieren?

Jan Decker: Der Wanderer ist ein Einsamer. Der Autor auch. Das sind für mich die stärksten Anschlüsse an Seume, die es gibt. Für Autoren sind viele Kollegen aus der Vergangenheit ungleich vertrauter, als uns das Feuilleton einreden will – vielleicht weil Autoren dort so oft die Stilkarte zücken müssen und sich dann ein, zwei reife Früchtchen aus jeder Epoche ziehen. So viel hat sich nicht verändert: Der einsame Schreibtisch, das Schreibgerät, oftmals immer noch Stift und Papier, dazwischen das Herumstreunen in der Natur, um den Kopf frei zu bekommen. Mich reizt die Vorstellung, einmal wie

6 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Das Adjektiv „inkommensurabel“bedeutet soviel wie „unvergleichbar“ oder, etwas umgangsprachlicher,„nicht auf einen Nenner zu bringen“.

Seume für Monate den Schreibtisch zu verlassen und mir die Welt zu ergehen. Peter Handke macht das übrigens, in dieser Hinsicht ist er ein echter Seume-Nachfahre. Nein, Seume muss uns nicht mit unserem literarischen Anspruch der Gegenwart befriedigen, so wenig wie Johann Sebastian Bach für die E-Gitarre komponieren musste. Aber welches Werk führt so klar, schön und schnörkellos in eine Zeit wie seines? Und wer ist der Seume unserer Tage, der einmal zukünftige Generationen inspiriert, sich mit uns zu beschäftigen? Wer uns solche Fragen stellt, bleibt erhalten.

7. Das autobiografische Schreiben ist prägend für Seumes Texte: Kaum ein Text hat keinen autobiografischen Bezug, letztlich schreibt Seume über sich. Doch dies gilt nur für das äußere Leben, denn seine Ängste und seine Empfindungen werden tief vergraben hinter allzu großer Betonung von Wahrheit und männlicher Standhaftigkeit. Man nähert sich Seume also nur, indem man zwischen den Zeilen den eigentlichen Seume erst entdecken muss. Müsste es einen Schriftsteller nicht reizen, diese fast widersprüchliche Trennung von Oberfläche und Innerlichkeit mit den eigenen Mitteln darzustellen?

Jan Decker: Sicherlich reizt diese Konstellation sehr. Und ich gebe zu, mit Seume als literarischer Figur schon länger zu liebäugeln. Hier müssen wir aber klar sehen, dass der Wissenden sehr wenig sind. Und dass sich das breite Lesepublikum verwundert die Augen reiben würde, wer denn jetzt da auf die Bühne tritt. Das beträfe die meisten Großen der Vergangenheit. Dass also ein Text über Seume als Person und Charakter fast zwangsläufig die Übersetzung in eine zeitgemäße Figur machen und die Spuren am Ende auch noch verwischen müsste. Wer weiß, vielleicht gibt es in diesem Sinn schon viele Texte über Seume? Als Gegenargument könnte Daniel Kehlmanns erfolgreicher Roman „Die Vermessung der Welt“ über Humboldt und Gauß dienen. Das Schöne und Schwierige an Seume ist eben, dass wir ihn nicht leicht in eine solche Paarkonstellation setzen können. So wie Seume letztlich über sich selbst geschrieben hat, will er anscheinend, dass wir über ihn selbst schreiben. Das ist eine ziemlich große, aber doch auch reizvolle Herausforderung für jeden Autor.

8. Sie arbeiten viel fürs Theater und für den Hörfunk. Von Seume ist ein einziges Theaterstück überliefert, der Miltiades, von dem der begeisterte Christoph Martin Wieland prophezeite, es sei auf der Bühne nicht umsetzbar. Bis heute ist Seumes Drama unaufgeführt, Wieland sollte also recht behalten. Was haben Sie, was Seume nicht hatte? Wie unterscheidet sich das Schreiben für die „Bühne“ – gleich ob sichtbare oder „nur“ hörbare Bühne – mit dem Schreiben für den Leser, der ein Buch oder eine Zeitschrift in die Hand nimmt?

Jan Decker: Ich denke, da hat sich nicht viel geändert. Der Bühnenautor hat zu jeder Zeit sehr stark ein Publikum im Sinn. Er kennt es, er will es unterhalten, er steuert es. Zu Seumes Lebzeiten gab es solche glänzenden Bühnenautoren, deren Texte wir heute noch spielen. Der belletristische Autor geht ganz anders vor. Er betreibt in Ruhe und Abgeschiedenheit eine große Selbsterforschung. Wenn er einen Satz nach seiner Richtigkeit befragt, dient ihm die eigene Wahrnehmung als Kriterium. Der Bühnenautor denkt vielmehr an den armen Schauspieler, der sich einmal mit seinem Satz auf einer Bühne oder im Rundfunk behaupten muss. Autoren können in einer Sparte bedeutend sein, ohne auch nur das Geringste von der anderen zu verstehen. Seume verstand

7 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

sicherlich etwas vom Theater, aber am Ende wollte er einfach nicht für ein Bühnenpublikum schreiben, sondern vielmehr für sich selbst oder eben ein Lesepublikum. Das ist eine legitime Entscheidung.

9. Noch eine Abschlussfrage: Im nächsten Jahr wird im Göschenhaus nicht nur dem 250. Geburtstag von Johann Gottfried Seume gedacht, sondern auch dem 200. Todestag vom gerade genannten Christoph Martin Wieland. Wieland, einst als größter Dichter seiner Zeit bezeichnet, gehört zu den letzten noch zu entdeckenden „Klassikern“. Eine historisch-kritische Gesamtausgabe seiner Werke ist noch nicht abgeschlossen, damit ist Wieland der Letzte der Weimarer Literaturgrößen, dem dies noch nicht vergönnt ist. Mich interessiert natürlich: Verbindet Sie etwas mit Wieland? Und wenn ja: Was sollte man unbedingt gelesen haben?

Jan Decker: Für mich ist Goethes „Werther“ immer noch ein Meilenstein in der Lesbarkeit von Literatur aus der Vergangenheit. Vielleicht konnte man nach dem „Werther“ nicht mehr schreiben, ohne an das Publikum zu denken. Was ich damit scheinbar intendiere, stimmt natürlich nicht. Wieland dachte sehr wohl an ein Publikum, aber er dachte noch nicht an mich. Darf er ruhig, aber warum schaffte es Goethe mit dem „Werther“? Der ganze Mensch des Sturm und Drang, der sich im Hinblick auf sein glühendes Bedürfnis nach dem Hier und Jetzt entdeckt, das ist unserem Lebensgefühl stark vertraut. Eine Fackel dieser lodernden Flamme ist auch noch in Seumes Texten entzündet, obgleich er doch gar nicht zum Sturm und Drang gehörte. Warum ich Wieland bisher nicht richtig lesen konnte und immer nach kurzer Zeit abbreche, hat zwei weitere Gründe: Die individuelle Originalität der Figuren fehlt mir, und die Satzmelodie ist mir zu lang. Das sind zugegebenermaßen recht eigenwillige Kriterien, die in uns allen schlummern – und die ich im Fall von Wieland mit vielen Lesern teilen mag. Der Expertentipp Wieland ist, aus dieser Perspektive betrachtet, Teil der guten alten Zeit vor Goethe und Seume: Interessant, lesenswert – aber nicht so unwiderstehlich wie letztere. Was an Wieland spannend und immer wieder zu loben ist: Seine Mentorenrolle, vorbildlicher als er hat sie keiner gelebt. Vielleicht bis heute. Ohne Wielands Förderung hätten Goethe und Seume vielleicht nicht zu uns gefunden. Und das mit einer geradezu französischen, weitläufigen und englischen, pragmatischen Auffassung von Literatur. Niemand musste so wie Wieland schreiben, um von ihm geschätzt zu werden. So ein Wieland heute, das wäre nicht schlecht für uns Autoren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Eine abschließende Bemerkung des Fragestellers: Herr Decker nennt die Texte von Christoph Martin Wieland „Interessant, lesenswert – aber nicht so unwiderstehlich“ wie etwa die Texte Goethes und Seumes. Die Argumente von Herrn Decker „gegen“ die Prosa Wielands – Personenzeichnung und Sprachfluss – sind sicherlich nicht immer von der Hand zu weisen. Aber 2013 ist auch Wieland-Jahr, und ich werde in den kommenden Göschenhaus-Journalen versuchen, einige Wieland-Texte vorzustellen, die vielleicht doch „unwiderstehlich“ sein können. Meine These lautet nämlich: Wieland ist heute der noch zu entdeckende Autor, und das gerade für ein breites Publikum! Am Ende dieses Journals werden Sie bereits einen kleinen Text von Wieland finden ...

8 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Altenhain wird (fast) Seume-StadtEin Rückblick von Volker Killisch

Volker Killisch (Altenhain) hat für das Amtsblatt Trebsen den folgenden Text ver-fasst, der die spezielle Seume-Veranstaltung am 12. Mai 2012 in Altenhain beschreibt:

„Alleinstellungsmerkmale finden und damit werben!“, so lautete die Forderung eines Mitgliedes des Altenhainer Festkomitees, welches sich im Jahr 2007 zusammenfand um die 650 Jahrfeier für das Jahr 2008 vorzubereiten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir, die Aktiven der 2005 gegründeten Arbeitsgruppe Dorfgeschichte, schon einiges Bemerkenswerte aus der ereignisreichen Vergangenheit unseres Dorfes zusammengetragen und ausgewertet. Dabei fingen wir nicht bei Null an. Es gab schon eine ganze Reihe von Chronisten vor uns, die in dankenswerter Weise Altenhainer Geschichte erforschten und aufschrieben. So fand sich in den Aufzeichnungen des Lehrers Wilhelm Nolte ein Hinweis auf den Aufenthalt von Seume um 1800 in Altenhain sowie die Abschrift eines Gedichtes mit dem Titel: „Zum sechsten August 1800 in Altenhain. – Love is the soul of life“.

Viel wussten wir ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht über die Person Seumes und dessen Bedeutung. Doch die Tatsache, dass er hier in Altenhain war, war Grund genug sich näher mit ihm zu beschäftigen.Seume berühmt durch seine Wanderung nach Syrakus, war ein Vertreter der Zeit der „Aufklärung“, ein Zeitgenosse von Goethe, Schiller und Fichte. Einer Zeit, die Europa aus dem abergläubigen Denken des Mittelalters herausführte, die Menschen lehrte, sich als selbstbewusstes Individuum zu begreifen. Einer Zeit also, die bis heute auf unsere Weltanschauung und Bildung wirkt. Eine solche Persönlichkeit hat das kleine Dorf Altenhain besucht, das damals noch mitten im Wald lag. 1792 wird berichtet „Die Anzahl der Bewohner des Dorfes ist gegen 150, die auf 6 Hufe 7 Pferde und etliche 60 Kühe halten“- ob Seume davon etwas wahrnahm, wissen wir nicht, schließlich besuchte er hier seinen Freund Hans August von Bissing

auf dem Rittergut, das damals etwas abseits vom Hauptort lag. Jedoch bleibt die Tatsache – ein Mann, den das Schicksal schon nach Nordamerika, Polen und Russland sandte, kam hier in diesen Ort und wurde dadurch Teil von dessen Geschichte und das ist doch schon etwas Einzigartiges. (Ein Alleinstellungsmerkmal!)Und er kam nicht allein! Im „Der Rundblick – Heimatkalender 1963“ fanden wir einen Artikel der verdienstvollen Renate Sturm-Francke zu Seumes Aufenthalt im Grimmaer Land und darin den Hinweis, das zusammen mit Seume eine weitere Persönlichkeit dieser Zeit nach Altenhain gekommen war – der Leipziger Maler und Grafiker Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld, der spätere 3. Direktor der Leipziger Kunstakademie. Nun richtete sich unsere Aufmerksamkeit auch auf ihn und so erfuhren wir, das jener am Vorabend des Beginns der „Wanderung nach Syrakus“, die Nacht vom 5. zum 6. Dezember 1801 hier auf dem Rittergut Altenhain verbrachte. (Noch ein Alleinstellungsmerkmal!) Um dann am Morgen dieses Sonntages, von Altenhain aus nach Grimma zu laufen und ab hier gemeinsam mit Seume den Weg nach Syrakus in Angriff zu nehmen. Jedoch zwangen ihn die Umstände, in Wien seine Reise zu beenden und Seume allein weiterziehen zu lassen.Nicht allein die Tatsache, dass Seume und Schnorr in unserem Ort waren, sondern auch, dass

9 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Das Vereinshaus des Altenhainer Heimatvereins e.V. in der Dorfstraße 2 (Foto: Volker Killisch)

mit ihren Namen auch eine Verbindung zu positiven Werten wie das Streben nach Menschlichkeit, Bildung und Selbstbestimmung hergestellt werden kann, bewog uns die Idee, an den Aufenthalt von Johann Gottfried Seume und Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld in Altenhain um 1800 zu erinnern, in die Tat umzusetzen. So bot uns die 210jährige Wiederkehr der Wanderung nach Syrakus einen willkommenen Anlass am Sonnabend, den 12. Mai 2012 am Vereinshaus „Alte Schule“ in Altenhain eine Erinnerungstafel feierlich zu enthüllen. Dass das Thema dieser Veranstaltung weit über Altenhain hinaus interessierte, wurde dadurch deutlich, dass Altenhainer Besucher in der Minderzahl waren. Begonnen wurde mit der feierlichen Enthüllung der Tafel durch Volker Killisch. Als Initiator lag es an ihm, einige Worte zur Idee und deren Ausführung zu sagen. Zur Tafel hatte er selbst die Textvorlage beigesteuert, der Dank ging an Eckhard Klöthe, der die Porträts von Seume und Schnorr nach historischen Vorlagen entwarf und seinem Sohn Jan, der die grafische Gestaltung übernahm. Die Finanzierung erfolgte aus dem Erlös der Schrottsammlung des Heimatvereins sowie Spenden der Firmen SEG – Standortentwicklungsgesellschaft und dem Dentallabor Schlegel, auch dafür vielen Dank.

Natürlich lag es nah, auch das Gedicht zur Aufführung zu bringen, welches Seume mit „Zum sechsten August 1800 in Altenhain. - Love is the soul of life“ überschrieben hatte. Mit viel Charme wurde dieses gemeinsam von Maja Paola Kneschke und Friedericke Kamm vorgetragen.Für Seumes Verhältnisse ein kurzes Gedicht, da er gern sehr lange Werke schrieb. Aber auch dieses kurze Werk hat es in sich. Vor etwa 200 Jahren geschrieben, ist es für uns heute etwas schwer in Inhalt und Sprache zu verstehen. Doch mit eingehender Beschäftigung erkennt man, dass die Aussage des Gedichtes an Aktualität nichts verloren hat – „Die Liebe ist die Seele des Lebens“.Im Anschluss wurde von Thorsten Bolte, vom Seume-Verein „ARETHUSA“ e.V. Grimma und dem Göschenhaus Grimma-Hohnstädt, unter der Überschrift „Eine Freundschaft – Seume und Schnorr in Altenhain“, die Umstände, die die Beiden hierher führten näher erläutert. Wir konnten viel über Seumes Leben, seine Bekanntschaften und Zufälle erfahren, die auch mehrmals Altenhain berührten. So Seumes Beziehungen zur Familie von Hohenthal und dann die erste Begegnung Seumes mit von Bissing bei Göschen in Hohnstädt. Völlig unerwartet mussten die Altenhainer zwei Nachrichten verdauen – „eine Gute und eine weniger Gute“. Die Gute, aber leider bisher nicht nachgewiesen, auch der Verleger Georg Joachim Göschen wird Gast auf Rittergut Altenhain gewesen sein. Die weniger Gute: alles deutet darauf hin, dass das Gedicht nicht in Altenhain geschrieben wurde: 1. - die Länge des Gedichtes, weist auf eine Beilage eines Briefes, der wahrscheinlich aus Anlass eines Jubiläums innerhalb der Familie von Bissing geschrieben wurde, 2. - der 6. August war im Jahr 1800 ein Mittwoch, auch damals ein Arbeitstag für Seume - also kein Tag, an dem er einem Fest beiwohnen konnte. Und die Überschrift scheint beide Argumente zu bestätigen: „Zum sechsten August 1800 in Altenhain …“ – zugleich scheint es aber genau diesen Umständen zu verdanken sein, dass diese Formulierung in der Gesamtausgabe der Werke Seumes zu finden ist. Der Erstdruck des

10 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Die beiden Rezitatoren: Maja Paola Kneschke und Friedericke Kamm

vor der neuen Seume-Tafel (Fotos: Thea Haferkorn;

Bildmontage: Volker Killisch)

Gedichtes fand, 29 Jahre nach Seumes Tod, im Jahr 1839 in der vierten Gesamtausgabe der Seume - Werke im Verlag Joh. Friedr. Hartknoch / Leipzig statt und Vorlage dafür war wahrscheinlich die oben erwähnte Briefbeilage. So gelangt nun der Name unseres Ortes mit Seumes Gedichtsammlung in alle Welt. (Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal!) Und wieder bestätigt sich, Freud und Leid liegen eben oft beieinander.Herr Bolte konnte uns viele Antworten geben, aber aus diesen ergaben sich auch weitere Fragen. Diese zu beantworten, dazu forderte Herr Bolte uns freundlich auf. (Volker Killisch, Mai 2012)

Den Vortrag, den ich am besagten Tag hielt, soll nun wiedergegeben werden. Dies soll auch eine Anregung für emsige Heimatforscher sein, unsere Region nach weiteren spannenden Spuren zu Seume durchzuforsten. Denn zu finden ist in unserer geschichtsträchtigen Gegend genug … P.S.: Das Altenhain-Gedicht ist im Göschenhaus-Journal 2/2012 wiedergegeben.

11 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Die Seume-Schnorr-Tafel am Vereinshaus (© Altenhainer Heimatverein e.V.)

In der Mitte Volker Killisch,der Initiator der Seume-Schnorr-Tafel,

rechts Eckhard Klöthe, der die Porträts von Seume und Schnorr

nach historischen Vorlagen entwarf (Foto: Thea Haferkorn)

Eine Freundschaft.Johann Gottfried Seume und Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld

in AltenhainVortrag am 12. Mai 2012 um 14 Uhr in Altenhain von Thorsten Bolte

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Seume-Freunde!Vier Namen und ein Gedicht in einem sächsischen Dorf: darüber möchte ich heute reden.

1. HohenthalIn der Liste der ehemaligen Rittergutsbesitzer in Altenhain taucht ab 1742 der Name Theodor August Freiherr von Hohenthal (1705-1783) auf. So wenig vielleicht dieser Name in der breiten Öffentlichkeit etwas bedeutet, so hellhörig werden Seume-Freunde: ein Neffe dieses Hohenthals ist Friedrich Wilhelm von Hohenthal (1742-1819), der entscheidende Förderer des jungen Seume.1 Er finanzierte die Schulausbildung und auch den Universitätsbesuch – oder genauer die beiden Universitätsbesuche – des späteren Spaziergängers nach Syrakus. Eine erkennbare Beziehung des Seume-Förderers Friedrich Wilhelm von Hohenthal zu seinem Onkel Theodor August in Altenhain ist nicht zu erkennen. Auch Seume wird Altenhain nicht in Bezug zu seinem Gönner setzen. Doch auf Umwegen kommen wir dann doch wieder nach Altenhain. Theodor August, der vier Töchter hatte, übergibt seiner Tochter Gertraude Gräfin von Brühl 1777 das Altenhainer Rittergut als Erbteil. Die jüngste Schwester, Augusta Carolina Wilhelmina Freiin von Hohenthal (*1744) heiratet den preußischen Major Friedrich Leopold von Bissing (1723-1790). Als Gertraude Gräfin von Brühl 1783 stirbt, übernimmt der Vater Theodor August von Hohenthal wieder das Altenhainer Gut, doch er stirbt noch im selben Jahr. Handstreichartig übernimmt nun der Schwiegersohn Friedrich Leopold von Bissing das Gut in Altenhain und bis 1802 werden nun die von Bissings die Geschicke des Dorfes maßgeblich prägen. Als dann Friedrich Leopold 1790 stirbt, übernimmt sein Sohn, Hans August von Bissing das Gut, und nun sind wir wieder mitten drin in dem Beziehungsgeflecht Seume – Schnorr – Altenhain. Am Schluss dieses Abschnitts sei vermerkt: der 1771 geborene Hans August von Bissing war – ich hoffe ich habe richtig „gerechnet“ – der Großneffe des Seume-Förderers Friedrich Wilhelm von Hohenthal.

2. Hans August von BissingIm Gothaischen genealogischen Taschenbuch von 18632 heißt es über Hans August von Bissing: Hans August RFrhr von Bissing, geb. 5. Aug. 1771 (des 10. Dec. 1790 † RFrhrn Friedrich Leopold, k. Preuß. Majors im Leib-Cuir.-Reg., Sohn), Erbherr auf Altenhayn in Sachsen, Tümpling an der Saale, Braunsdorf und Langenau im Erzgebirge, desgleichen der Herrschaft Thomaswalde mit Lichtenau und Haidau, der Güter Ober- und Nieder-Berberg bei Marklissa, wie der Herrschaft Bielau mit Mohrau und Steinhübel in Schlesien, k. Preuß. Oberst und 1813-1816 Commandeur eines preuß. Cav.-Reg., verm. mit Auguste geb. von Gröna († 8. April 1841).

1 Der Vater Friedrich Wilhelm von Hohenthal war Carl Ludwig Freiherr von Hohenthal (1704-1748), ein frühverstorbener Bruder des Rittergutsbesitzers Theodor August von Hohenthal.2 Der Titel lautet genau: Gothaisches|genealogisches|Taschenbuch|der|freiherrlichen Häuser|auf das Jahr|1863.|Dreizehnter Jahrgang.|Gotha, bei Justus Perthes. Das folgende Zitat ist auf S. 63 zu finden.

12 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Dieser hatte also 1790 das Gut in Altenhain übernommen. Hans August pflegte einen intensiven Kontakt mit der umliegenden Region, natürlich auch ins benachbarte Grimma und Hohnstädt. Wann genau er Georg Joachim Göschen kennengelernt hat, wissen wir nicht. Auch die in der Forschung etwas leichtfertige Bemerkung, Bissing sei befreundet mit Göschen gewesen, ist aus den Quellen nicht so recht zu schließen. Man traf sich halt, sicherlich auch in geselliger Runde. So wird dann auch Seume zu diesem Kreis von angesehenen Bürgern gestoßen sein. Am 30. Januar 1797 hatte Hans August Auguste Friederike Albertine von Grönau geheiratet, eine uneheliche Tochter des regierenden Fürsten von Anhalt-Bernburg Friedrich Albrecht (1735-1796). In Altenhain wurden 1798 Gustav, 1799 Albertine, 1800 Adolph und schließlich 1802 Moritz3 geboren. Zu Beginn des Jahres 1802 wird das Rittergut in Altenhain verkauft und die Familie siedelt nach Nieder-Thomaswaldau bei Bunzlau (Schlesien) über. Damit enden dann auch die Beziehungen Göschens, Seumes und Schnorrs zu Altenhain, auch wenn der Kontakt zu von Bissings weitergeht, dazu später.Als Major kämpft Hans August während der Befreiungskriege gegen Napoleon in einem schlesischen Landwehr-Kavallerie-Regiment. Diese kriegerische Zeit holt auch den Privatmann Hans August ein: zweimal werden französische Truppen 1813 sein Gut und seine Ländereien in Nieder-Thomaswaldau besetzen, plündern und teilweise zerstören. Wenn das Gothaische genealogische Taschenbuch recht hat, stirbt Hans August von Bissing am 8. April 1841. Er überlebt somit Seume und Göschen, nur Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld wird den ehemaligen Altenhainer Rittergutsbesitzer um wenige Tage überleben; er stirbt erst am 30. April 1841.

3. Seume und Schnorr: zwei biografische SkizzenEin paar Anmerkungen zu Johann Gottfried Seume und zu Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld seien mir an dieser Stelle erlaubt:• Johann Gottfried Seume, 1763 bei Lützen in Poserna geboren und schon 1810 im damaligen Teplitz bzw. Töplitz, dem heutigen tschechischen Teplice gestorben, gehört sicherlich zu den originären Schriftstellern der deutschen Literatur. Zwar hat sein „Spaziergang nach Syrakus“ unser Seume-Bild maßgeblich geprägt – noch heute tragen unendlich viele Wandergruppen seinen Namen –, doch als Schriftsteller ist er immer noch zu entdecken. Seume war eben kein Wanderer, der auch schrieb, sondern er war ein Schriftsteller, der auch wanderte! Er wanderte letztlich aus zwei Gründen: es war preiswert und er konnte – wie er mehrfach bemerkt – seinen Kopf frei bekommen. Als Schriftsteller bewegten ihn die großen Ereignisse der Zeit, die er versuchte, im Rahmen eines biografischen Schreibens zu beschreiben und zu deuten. Er kommentierte seine Zeit wie kaum ein anderer. Nicht dem Wahren, Schönen, Guten war Seume auf der Spur, sondern der Realität des Menschen, in einer Welt, die immer komplizierter wurde. Übrigens auch komplizierter für Seume selbst, dessen Haltungen und Schreibpositionen längst von den neuen Literaturströmungen überrollt wurden. Seume saß zwischen den Stühlen, aber machen wir uns nichts vor: er mochte diese individuelle

3 Der Sohn von Moritz von Bissing, Moritz Ferdinand von Bissing (1844-1917) wurde später Generalsoberst im I. Weltkrieg und spielte keine ganz unproblematische Rolle innerhalb der sogenannten „Flamenpolitik“. Sein ältester Sohn, Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing (1873-1956) wird als Ägyptologe bekannt, allerdings auch fatalerweise als Freund von Rudolf Heß.

13 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Art der Auseinandersetzung auch. Irgendwelche modischen Richtungen einzuschlagen war sein Ding eben nicht.Für die Beziehung zwischen Seume und Altenhain ist es wichtig zu wissen, dass Seume von 1797 bis 1801 als Korrektor in Göschens Druckerei in Grimma arbeitete. Er hatte die Arbeit angenommen, da er endlich einmal versuchen wollte, eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Grund war eine unerfüllte Liebesgeschichte zu der Leipziger Kaufmannstochter Wilhelmine Röder, die Seume die Notwendigkeit erkennen ließ, dass man ohne geregeltes Einkommen kaum ein vernünftiges Familienleben hinbekommen kann. Göschens Verlegung der Druckerei von Leipzig nach Grimma kam da also zum richtigen Zeitpunkt, auch wenn der eigentliche Grund, die Liebesbeziehung, längst vonseiten der Frau beendet war.In Seumes Grimmaer Zeit wird auch der Plan gefasst, nach Italien zu wandern, und wäre nicht sein Arbeitskollege Christian Gottlob Lorent,4 wie Seume Korrektor bei Göschen, 1800 gestorben, hätte Seumes Reise sicherlich früher begonnen. So blieb er vorerst bei Göschen, letztlich aus dem Bewusstsein heraus, seinen Verleger und Freund nicht im Stich zu lassen. Doch am 6. Dezember 1801 half kein gutes Zureden mehr, kein Kopfschütteln der Freunde mehr, Seume machte seine Reise, die ihn dann bis heute bekannt gemacht hat.

• Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld ist sicherlich heute weniger bekannt, auch wenn er zu Lebzeiten eine anerkannte Größe war. Geboren wurde er 1764 in Schneeberg. Schon früh zeigte sich sein malerisches Talent, doch der Vater wollte einen „anständigen“ Beruf für seinen Sohn, und so immatrikulierte er sich 1784 an der juristischen Fakultät in Leipzig und absolvierte 1787 die Notariatsprüfung. Als Schnorrs Vater 1788 starb, war aber kein Halten mehr: nun wandte er sich ganz der Kunst zu. Nach einer kurzen Episode in Königsberg kehrte er 1790 nach Leipzig zurück und blieb dann auch bis zu seinem Lebensende in dieser Stadt. Nun wurde er Schüler von Adam Friedrich Oeser (1717-1799). Oeser, der der Nachwelt als Zeichenlehrer Goethes in Erinnerung geblieben ist, war 1764 der erste Direktor der neugegründeten Leipziger Zeichenakademie und vermittelte wesentliche Fähigkeiten an den jungen Schnorr, der ein viel beschäftigter Maler von Miniaturen und bei Buchhändlern ein gern gesehener Vorlagenzeichner für die Kupferstiche wurde. So kam dann auch der Kontakt zum Verleger Göschen zustande, mit dem er ein freundschaftliches Verhältnis verband. Als Oeser 1799 starb, fiel Schnorr die erste große Aufgabe zu, nämlich den Vorhang des Leipziger Theaters neu auszuarbeiten, eine Arbeit, die zumindest beim Publikum auf große Begeisterung stieß und Schnorr bekannt machte.1803 wird er Unterlehrer an der Zeichenakademie und schließlich 1814 – nach dem Tod vom Amtsvorgänger Joh. Friedr. Aug. Tischbein – Direktor der Leipziger Zeichenakademie in der Pleißenburg.Am 30. April 1841 stirbt schließlich Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld in Leipzig.

4. Seume und Schnorr: Das KennenlernenWir nähern uns nun dem Zeitabschnitt, in dem Altenhain eine wichtige Rolle in den Lebensläufen von Seume und Schnorr spielen wird. Doch erst einmal müssen sich beide

4 Lorent (auch Lorenz) war ein Privatgelehrter in Grimma. Er war am 25. Mai 1800 an der sogenannten Auszehrung gestorben.

14 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

kennenlernen. Schnorr schreibt dazu sehr anschaulich in seiner Lebensgeschichte:5

Bey solchem Stande des Lebensbarometers bald gutes, bald schlechtes Wetter verkündigend, brachte mir ein Bekannter unter anderen Zeitschriften auch einmal ein Stück von Schillers Horen.6 Kaum hatte ich dies Heft aufgeschlagen, als ich sogleich ein Gedicht mit der Uiberschrift: „Abschied an Münchhausen“ von Seume fand.Dieses Gedicht ergriff und bewegte meine Seele gewaltig. – Versetzt nach Amerika und Seume’s – obgleich mir jetzt noch dunkles Schicksal mir denkend, wurde meine Phantasie aufgeregt, und strebte von beiden Männern sich ein Bild zu machen. Und – was Seume sagte – schien mir so wahr aus einem von tiefen Empfindungen für Humanität und Menschenwerth erfüllten Herzen in großer Kraft hervorgegangen zu sein; an Gedicht und Kunst dachte ich gar nicht. Mit einem Worte, ich hatte von diesem Moment an keinen andern Wunsch als den Verfasser persönlich kennen zu lernen. – Aber niemand wußte, wo er leb’ und weile. – Und so verfloß die Zeit unter gewöhnlichem Thun und Treiben; kein Tag vermochte dem folgenden Erhebliches zu sagen. –Doch siehe! – jetzt – nach Verlauf eines Jahres – trat derselbe Bekannte, der mir jenes Heft der Horen überbrachte, mit den Worten in mein Zimmer: „Erinnerst Du Dich noch jenes Gedichtes in den Horen, des Abschieds an Münchhausen von Seume?“ – Ja, wohl auf das Lebendigste!, antwortete ich und begann sogleich die ersten Zeilen zu sprechen, denn ich hatte fast das ganze Gedicht noch im Gedächtniß. „Nun“, fuhr derselbe fort: „ich habe den Verfaßer gestern Abend im Theater gesehen, er soll Militair in Russischen Diensten sein, aber einige Zeit hier zu bleiben gedenken“. – Jetzt ließ ich mir des Mannes Gestalt und Kleidung möglichst deutlich beschreiben: denn mein fester Vorsatz war, ihn persönlich kennen zu lernen. Dies geschah eher als ich dachte.Ich erfuhr nämlich, daß Seume sehr oft gegen Abend baden gehe, und zwar in der Pleiße hinter Golis7 wo ich eben während dieses Sommers wohnte. – Nun mußte ich öfters nach der Stadt, theils wegen Geschäften, theils hörte ich bei Plattner so oft ich nur konnte Vorlesungen über Anthropologie. Als ich nun in den nächsten Tagen, nachdem mir jene Nachricht von Seume’s Anwesenheit mitgetheilt worden, aus der Stadt aufs Land zurück zu kehren im Begriff, so eben den Schlag des äüßeren Rosenthaler Thor’s passiert und in die Gegend des Lazarets gekommen war, sah ich eine mir fremde Mann’sgestalt entgegen kommen. In diesem Augenblick dachte ich an Seume und vermuthete auf der Stelle, dieser müßte jenes Abschiedsgedichtes Verfasser sein. Mit gehöriger Diskretion trat ich ihm entgegen mit der Anrede: „Vergeben Sie, mein Herr, habe ich die Ehre Herrn Lieutenant Seume vor mir zu sehen?“ – „So ist mein Name“, antwortete er in einem kräftigen Baßtone. – „Nun, so freue ich mich, ihre persönliche Bekanntschaft zu machen: - ich hatte im vergangenen Jahre zufälligerweise ihr Gedicht, >den Abschied an Münchhausen< gelesen, und seitdem war und blieb mein innigster Wunsch, sie persönlich kennen zu lernen“ u.s.w.Seume hörte mich mit ernster Miene, jedoch nicht ohne den Ausdruck eines angenehmen Gefühls an. – Jetzt fügte ich noch hinzu: „Man hat mir gesagt, daß Sie öfters den Weg durchs Rosenthal zu machen pflegten; ist dieß der Fall und Sie wollten bei dieser Gelegenheit – da ich in Gohlis

5 Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld: Meine Lebensgeschichte. Zugleich als ein Sonst und Jetzt in einem Zeitraum von 55 Jahren. Herausgegeben von Otto Werner Förster; Leipzig: Taurus Verlag 2000; Kapiteleinteilungen stammen von Förster; die der Ausgabe zugrunde liegende Handschrift ist die Urfassung von 1832, Sächsische Landes-bibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Mscr. Dresden., Inv.7.; hier S.209-211.6 Hier verwischen sich die Erinnerungen Schnorrs: Das Gedicht war nicht in den „Horen“ erschienen, sondern in der „Thalia“, 1792, bei Göschen erschienen.7 Gemeint ist der heutige nördliche Leipziger Stadtteil Gohlis, der um 1800 beliebt bei Ausflüglern und Erholungssuchenden war. Schiller und Göschen verbrachten hier - im heutigen Schillerhäuschen – dieSommermonate 1785.

15 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

wohne – mir die Ehre ihres Besuchs gönnen, so würden sie mir eine große Freude bereiten.“ Hierauf erwiederte Seume: „Das kann einmal geschehen“. – „Nun dann werde ich die Erfüllung dieses Wunsches zugleich als ein Zeichen ansehen, daß sie mein unerwartetes Anreden nicht als eine Zudringlichkeit genommen“. Und so schieden wir von einander. – Zurückgekehrt, erzählte ich meiner Frau, wie ich so eben Seume’s persönliche Bekanntschaft gemacht und seinen Besuch hoffen dürfe, u.s.w. – Und so geschah’ es denn auch; am dritten Tage darauf trat dieser mir unvergeßliche Mann mit den Worten ein: „Sie haben erlaubt, - hier bin ich“. – Diese schöne Abendstunde brachte uns Beide sehr bald einander näher: wir wurden Freunde und blieben uns unwandelbar in Freundschaft zu gethan.-Es war also ein Gedicht, das die beiden Männer Mitte 1793 Freunde werden ließ. Und hier ist der Begriff „Freund“ wirklich ernst zu nehmen. Vielleicht hatte der oft eher für sich lebende Seume nur wirklich einen Freund – lassen wir das spezielle Seume-Verhältnis zu Karl von Münchhausen (1759-1836) einmal außen vor – und das war eben jener Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld.

5. Seumes Beziehungen zu AltenhainDer entscheidende Abschnitt, was die Beziehungen Seumes zu Altenhain betrifft, umfasst die wenigen Jahre von Seumes Tätigkeit in Grimma, also 1797 bis 1801.Erstmals erscheint Hans August von Bissing in einem Seume-Brief Ende 1797, allerdings trifft Seume in dieser Zeit von Bissing in Grimma an. Seume schreibt an Göschen im Dezember 1797:8

(...) Es ist einen Monat oder etwas länger her, daß ich zu dem Hause ging, das meiner Unterkunft gegenüberliegt, wo der Oberst9 im zweiten Stockwerk wohnt und von dem man mir sagte, daß sie im Erdgeschoß ein Kaffeehaus oder Billard oder etwas Ähnliches unterhielten. Aber die Wirtin sagte mir, daß sie kein öffentliches Haus unterhalte, nur eine geschlossene Gesellschaft zu ihrem Wohnzimmer, und daß sie deshalb niemanden aufnehmen dürfte. Ich ging sehr verdrossen weg und segnete sie mit ihrer Gesellschaft. Einige Zeit darauf sandte mir die Gesellschaft, die aus fast allen Offizieren der Garnison und den Honoratioren des Fleckens besteht, eine sehr höfliche Entschuldigung und eine Einladung durch Herrn Heumann10. Da Höfflichkeit auf Gegenseitigkeit beruht, gehe ich zuweilen dorthin, um eine Flasche zu trinken und ihnen beim Spielen zuzusehen. Wenn ich dort eine halbe Stunde gesessen und meinen dürftigen Beitrag zur Unterhaltung geleistet, meine Witze gerissen und Gesichter geschnitten habe, kehre ich zu einem alten Griechen zurück. Da haben Sie meine Lebensweise, die in der Tat etwas absonderlich ist, aber immer noch das Beste, was ich daraus machen kann. Dort habe ich auch die Bekanntschaft einiger Herren vom Militär gemacht, die eine sehr gute Art von Sterblichen zu sein scheinen. Auch die jungen Bissings waren dort. Apropos Bissing! Sie haben mich zu Ihrem postillion d'amour gemacht; nun gut! In Wahrheit bin ich eine erbärmliche Art von Bote; doch ich werde es tun. Aber bislang haben Sie mir noch keine Botschaft aufgetragen. Sie sind ein fauler Liebhaber. Das ist böse. Der Bogen ist mit Nichtigkeiten gefüllt. (…)

8 Brief Seumes an Göschen, vor dem 5. Dezember 1797 mit Göschens Empfangsvermerk Grimma d|Seume|empf d. 5: Dec. / H1 Leipzig, DBSM: Göschen-Sammlung, Gruppe A, Kasten 13, Seume Nr. 11 / H2 Leipzig, DBSM: Göschen-Sammlung, Gruppe C, Kasten 2, Fahne Nr.10 [= Druckfahne]/ D1 Goschen, Life, Bd. 2, S.160f. [= Teilabdruck] / D2 Goschen, Leben, Bd. 2, S.140f. [= Teilabdruck] / A Seume-Briefe Nr. 77, S.128-130 [= englisch] und S.744-746 [= Übersetzung]; hier zitiert nach der Übersetzung, S.745f.9 Seume-Briefe, S.747: Vermutlich der Oberst Hans Gustav von Kirchbach, 1796-1799 Kommandeur einer seit 1782 in Grimma in Garnison liegenden Schwadron des 1734 errichteten Dragonerregimentes Herzog Carl.10 Seume-Briefe, S.747: Nicht ermittelt.

16 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Das Haus, in dem Seume verkehrte war das dem heutigen Seume-Haus gegenüberliegende Barockhaus am Grimmaer Markt (heute: Markt 23). Hier gab es somit ein geselliges Zusammentreffen von aktiven und ehemaligen Militärs, die ihre Freizeit zusammen mit Freunden und Ehefrauen im privaten Kreis verbrachten. Seume beschreibt sich selbst eher als Außenseiter, der nur kurz vorbeischaut, ein wenig an der Unterhaltung teilnimmt, um dann zurück in die Druckerei bzw. in sein Zimmer zu gehen. Ob er in diesem Umfeld das Ehepaar von Bissing kennengelernt hat? Wir wissen es nicht, doch er scheint spätestens ab Dezember 1797 näheren Umgang mit ihnen gehabt zu haben.Im gerade zitierten Brief ist der Schlussteil etwas seltsam. Zwar gehören Seumes Briefe zu den schönsten ihrer Art um 1800, aber leider sind manche Details darin sehr schwer zu deuten. Was für ein Liebesdienst Seume als postillion d'amour für Göschen erledigen sollte, ist nicht ganz verständlich. Eventuell bezieht sich dies auf geschäftliche Kontakte, die zwischen dem Landsitz Göschens in Hohnstädt und dem Rittergut in Altenhain bestanden. Ein Brief Seumes von April 1800 an Göschen beschreibt nämlich ein solches Geschäft:11

Hier schicken wir Ihnen Christianen12, den Schimmel und den Braunen mit etwas Packwerk. Lerchenbäume können nicht mit folgen, weil in Altenhayn keine Lerchenbäume zu haben sind. Weiß der Himmel wie Sie beyde auf die Idee der Lerchenbäume in Altenhayn gekommen sind. Mir wollte es gleich nicht einleuchten, so wie ich den Brief13 las, da ich doch dort Grund und Boden so ziemlich kenne. Weihmuthsfichten, sagte mir Herr Bißing, habe er wohl; die habe er auch einmahl in den Zeitungen avertieren laßen. Also diese Bothschaft war nichts. (...) Wir lernen: Lärchen gibt es nicht in Altenhain … Nein, Scherz beiseite! Göschen hat von den Ländereien der von Bissings Pflanzen für seinen eigenen Garten in Hohnstädt erworben. Dieser Garten, den wir heute Göschengarten nennen, hatte Göschen durch Grundstückszukäufe gerade in dieser Zeit vergrößert und er war eben auf der Suche nach neuem Pflanzenbestand. Von Bissing hatte – wie aus dem Brief Seumes hervorgeht – zwar schon einmal in einer Zeitung Pflanzen zum Kauf angeboten, Lärchen waren aber nicht darunter. Seume macht in diesem Brief aber eine interessante Bemerkung, versteckt in einem Nebensatz: (…) da ich doch dort Grund und Boden so ziemlich kenne. (…) Das spricht dafür, wie gut Seume Altenhain kannte, was auf mehrere Besuche schließen lässt, denn wer sonst hätte so genau sagen können, was auf dem Anwesen der von Bissings für Pflanzen wachsen?Einige der Briefe, in denen Seume dann konkret Altenhain erwähnt, drehen sich um den Nachwuchs bei Familie von Bissing. So schreibt Seume im März 1798 an Göschen:14

(...) Aus Altenhayn grüßt man Sie herzlich. (…) Madame Bissing ist mit ihrem kleinen Jungen wohlauf, der, wie Sie mir glauben können, der Liebling und das Hätschelkind seiner Mutter ist,

11 Brief Seumes an Göschen, vor dem 7. April 1800 mit Göschens Empfangsvermerk Grimma d. 1800|Seume|empf d. 7: April 1800 / H Lützen: Nr. 966; bis 1932 in der Sammlung Planer (S.126; lfd. Nr. 966) / D P/R, S.257f. / A Seume-Briefe Nr. 203, S.324; hier S. 324 (auch in P/R, S.257).12 Seume-Briefe, S.912: Der auf Göschens Hohenstädter Gut beschäftigte Knecht Christian Rösiger.13 Es wird sich um einen Brief oder eine Auftragsnotiz Göschens an Seume oder direkt an von Bissing gehandelthaben.14 Brief Seumes an Göschen, vor dem 31. März 1798 mit Göschens Empfangsvermerk Grimma d. 1798.|Seume.|empf d. 31. Marz / H1 Leipzig, DBSM: Göschen-Sammlung, Gruppe A, Kasten 13, Seume Nr. 12 / H2 Leipzig, DBSM: Göschen-Sammlung, Gruppe C, Kasten 2, Fahne Nr. 11-12 [= Druckfahne] / A Seume-Briefe Nr. 95, S.146f. [= englisch] und S.766f. [= Übersetzung]; hier zitiert nach der Übersetzung, S.767

17 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

vielleicht ein bißchen zu sehr in Hinsicht auf die Ruhe der Mutter und das Gedeihen des kleinen Geschöpfes. Aber so sind die Menschen, eine liebenswerte Schwäche. (...)Ein wenig hört man hier Erziehungskritik heraus: Seume sieht die Gefahr, dass der kleine Gustav zu verhätschelt wird. Für Seume, der Standfestigkeit als einen wichtigen Pfeiler für junge Männer ansah – so soll er auch mit Göschens Söhnen bei schlechtestem Wetter im Muldental unterwegs gewesen sein, damit sie abgehärtet werden sollten – ist die enge Bindung zur Mutter Auguste Friederike Albertine nicht wirklich wünschenswert.Und im Februar 1799 heißt es etwas launisch in einem Brief an Schnorr von Carolsfeld, der erneut Vater geworden war:15

(...) Von Altenhayn aus läßt man Sie grüßen. In Ansehnung der Multiplikation16 folgt man dort Ihrem Exempel; indem daselbst wohl bald wieder etwas zu Tage befördert werden dürfte. (...)Im Juni 1799 schreibt Seume wiederum Göschen:17

(...) In Altenhain läuft die Wöchnerin frisch auf und davon durch alle Zimmer und macht bey Tische nach ihrer Weise die ganze Gesellschaft heiter. Sie werden durch ihren Besuch viel Vergnügen machen. Der kleine Gustav wird gar ein trolliger Junge und fängt schon an Geniestreiche zu spielen. Aber genug des Rapports! (...) Oft bestellt Seume „Grüße aus Altenhain“ – gemeint sind damit natürlich immer Grüße von der Familie von Bissing –, wie schon in den Beispielen gezeigt, wobei nicht immer klar ist, ob Seume diese Grüße quasi vor Ort erhalten hat oder durch Briefe an Seume. Hier muss man die traurige Tatsache im Hinterkopf behalten, dass Seume Briefe, die er erhalten hat, nur sehr selten aufbewahrt hat. Dies macht natürlich auch die Chronologie möglicher Altenhain-Besuche Seumes fast unmöglich. Dies wird auch aus dem folgenden Brief deutlich. Seume schreibt am 8. März 1798 an Göschen:18

(...) Teuerster Herr, Sie werden mir verzeihen, hoffe ich, daß ich Ihnen nicht unverzüglich geantwortet habe, denn erst war ich beschäftigt, und dann sandten Sie mir eine Einladung für Sonntag in Altenhayn, wo die guten Leute nun eine kleine Einsiedelei sind, da Frau Seckendorf 19 nach Hause gegangen ist und sie selbst immer noch in Erwartung <eines Kindes> sind. (...) Diese Einladung wurde über Göschen an Seume ausgesprochen. Es muss also ein Brief an Seume aus Altenhain vorgelegen haben.20 Seume war somit zum Essen eingeladen. Es

15 Brief Seumes an Schnorr von Carolsfeld, 20. Februar 1799 / H Weißenfels: V-20-R; zuvor angeboten von Liepmannssohn im Katalog 16 (1896), S.52, lfd. Nr. 720 / D P/R, S.198f. [= unvollständig] / A Seume-Briefe Nr. 143, S.224f. [Datierung nach P/R]; hier S.225 (auch in P/R, S.199).16 Seume-Briefe, S.836: Scherzhafte Anspielung auf den Kinderreichtum der Familien Bissing und Schnorr von Carolsfeld.17 Brief Seumes an Göschen, vor dem 22. Juni 1799 mit Göschens Empfangsvermerk Grimma d. 1799|Seume|empf d. 22: Jun. / H Lützen: Nr. 957; bis 1932 in der Sammlung Planer (S.126; lfd. Nr. 957) / D P/R, S.220f. [= gekürzt] / A Seume-Briefe Nr. 163, S.277f.; hier S.278 (auch in P/R, S.221). 18 Brief Seumes an Göschen, 8. März 1798 mit Göschens Empfangsvermerk Grimma d. 8 März. 1798.|Seume|empf d. / H1 Leipzig, DBSM: Göschen-Sammlung, Gruppe A, Kasten 13, Seume Nr. 10 / H2 Leipzig, DBSM: Göschen-Sammlung, Gruppe C, Kasten 2, Fahne Nr. 9-10 [= Druckfahne] / D1 Goschen, Life, Bd. 2, S.158f. [= Auszug] / D2 Goschen, Leben, Bd. 2, S.138f. [= Auszug] / A Seume-Briefe Nr. 93, S.143-145 [= englisch] und S.761-764 [= Übersetzung]; hier zitiert nach der Übersetzung S.761f.19 Ich vermute, dass Frau von Seckendorff wegen der Hochschwangeren Auguste Friederike Albertine ein paar Tage in Altenhain verbracht hat. Zur Zuschreibung der „Frau von Seckendorff“ heißt es in Seume-Briefe, S.764: Vermutlich entweder die Frau von Wilhelm-Heinrich Freiherr von Seckendorff (1763-1817) oder von Veit-Ludwig Freiherr von Seckendorff (1763-1827), die beide auf Schloß Meuselwitz bei Colditz residierten. 20 Wahrscheinlicher Brief von Hans August von Bissing an Seume, geschrieben vor dem 4. März 1798, wie aus Seume-Briefe Nr. 93 hervorgeht [= Seume-Briefe Nr. *92, S.143].

18 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

ist übrigens bekannt, dass Seume, der gerne die Askese propagierte, ganz gerne solche Einladungen angenommen hat und sich auch dann beim Essen nicht zurückhielt …

Einen Brief vom Ende März 1800 zeigt dann einen eher nachdenklichen und ernsten Seume. Er schreibt an Göschen:21 Wanzels Vater müßte nicht Mensch seyn, wenn ihn so ein Schlag nicht bis ins Innerste rühren sollte. Man kann psychologisch oft bemerken, daß k<l>eine Unfälle eine kalte ziemlich egoistische Seele nichts anfechten, bis ein sehr großes erschütterndes Unglück kommt und die ganze Menschheit in ihnen mit Gewalt aufweckt. Der Vater kann bis zur Erschütterung seines ganzen Wesens getroffen seyn, alle Frankfurter können ihn enthusiastisch loben, und Sie haben Sich doch nicht in ihm geirrt. Denn Menschen trägt jeder immer noch im Busen.Da ich nicht weiß, was ich über den Vorfall denken soll, möchte ich mich lieber alles Denkens darüber enthalten, wenn ich nur nicht so oft unwillkührlich auf den Gedanken gebracht würde. Bißings glauben auch, er müßte leben, zumahl da alle die verschiedenen Gerüchte, er sey hier oder da gefunden worden, sich falsch zeigen.Der junge Arzt Johann Matthias Wantzel (1777-1800), eng verbunden mit der Familie Göschen – Georg Joachim Göschen hatte zudem geschäftliche Verbindungen zu dessen Vater Johann Bernhard, ein Kaufmann in Frankfurt – war plötzlich Mitte März 1800 spurlos verschwunden. Es wird vermutet, dass er wegen einer Erkrankung seinen eigenen, aber auch die Erwartungen seines Vaters nicht mehr gewachsen fühlte, weswegen er sich – was Seume und von Bissing zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen – am 16. März 1800 im Leipziger Rosental erschossen hatte. Erst nach gut zwei Wochen fand man seinen Leichnam.22

Was diesen Brief Seumes deutlich werden lässt: Es gab eben nicht nur einen oberflächigen Verkehr zwischen Seume und von Bissing, sondern einen wirklichen Gedankenaustausch über die Geschehnisse der Zeit, auch wenn dies heute nur noch fragmentarisch zu erahnen ist.

6. Schnorrs Beziehungen zu AltenhainUnd wie lernte Schnorr von Bissing kennen? Nach derzeitigem Stand der Quelleneinsicht ist das nicht zu sagen. Dass bereits vor dem berühmten Spaziergang nach Syrakus Kontakte zwischen dem Künstler und zwischen dem Rittergutsbesitzer vorgelegen haben müssen, wird allzu deutlich. Doch Schnorr von Carolsfeld erwähnt in seiner Lebensgeschichte gerade erst im Zusammenhang mit dieser Reise von Bissing und Altenhain. Hier müssten aber noch weitere Nachforschungen folgen und es ist zu hoffen, dass auch Historiker sich eines Tages dransetzen, um die bisher noch unentdeckten Schnorr-Quellen näher zu beleuchten.

7. Der Spaziergang nach SyrakusMit dem viel beachteten Start von Seumes Spaziergang nach Syrakus im Dezember

21 Brief Seumes an Göschen, vor dem 1. April 1800 mit Göschens Empfangsvermerk Grimma d. 1800|Seume|empf d. 1. April / H Lützen: Nr. 965; bis 1932 in der Sammlung Planer (S.126; lfd. Nr. 965) / D P/R, S.256f. [= Auszug] / A Seume-Briefe Nr. 201, S.321f.; hier 321f.22 Ich beziehe mich hier auf den Kommentarteil der Seume-Briefe, S.909f. Ein weiterer Brief Seumes an Gleim (Nr.202) und ein Brief Göschens an Wieland (vom 29.4.1800) thematisieren noch einmal dieses dramatische Geschehen. Vgl. auch den Nachruf in der Leipziger „Allgemeinen Litterarischen Anzeiger“ (Nr. 150, 2.10.1801, Sp. 1440).

19 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

1801 wird die Quellenlage erfreulich reichhaltiger. Hören wir uns an, was Schnorr in seiner Lebensgeschichte schreibt, beginnend allerdings mit einer kleinen Reise nach Weimar:23

Dieses eingetretene Jahr 1801 des neuen für uns alle geschichtlich höchst merkwürdig gewordenen Jahrhunderts24 war für mich folgenreich. Mein Vorsatz mit Seume nach Italien, ja so gar bis Sirakus zu wandern, war zum Entschluß einer Ausführung gereift! – Glücklicherweise waren mir mehrere eben so intereßante als einträgliche Aufgaben zu Theil geworden; und ich war bei dem Gedanken einer so schönen Perspective unserer Reise außerordentlich fleißig. Auch beschränkten wir uns im Häuslichen so viel als möglich. Auf diese Weise hatte ich mit dem, was von den früheren Arbeiten zurückgelegt werden konnte, einige hundert Thaler zusammengebracht. Leicht war mir das Bischen Reisegeld zu verdienen nicht geworden. –Der Herbst als Termin unsrer Abreise hatte begonnen. Seume hatte den Wunsch, vorher noch einmal die gefeierten Männer Weimars zu sehen; mein Freund lud mich dazu ein und wir traten im October unsre Wanderung dahin in Gesellschaft eines Engländers, Namens Robinson25 welcher einige Zeit in Grimma sich aufgehalten – wo er zugleich bei dem rühmlichst bekannten Mag. Töpfer Unterricht nahm – und dasselbst mit Seume genauer bekannt geworden war, gesund und heiter an. Wen wir auch besuchten, wir wurden von Ihm freundlich aufgenommen. Außer Wieland, Göthe, Schiller, Herder und Böttiger fanden wir auch den Herrn von Kotzebue26 – der sich nur eben zum dritten Male verheirathet hatte – desgleichen die beiden Brüder Genz.27 – Herr von Kotzebue war damals außerordentlich heiter. – Er tanzte fast – wie Seume meinte.Beim Eintritt in Göthes Zimmer – begegnete meinem Blick sogleich das „Salve!“ auf dem Fußboden. – Wieland unterhielt sich viel über Politik mit dem Engländer. – Robinson. (...) R. war geistreich und von großer Wahrheitsliebe. Bei allem dem konnte er aber gelegentlich sehr sarkastisch werden. – Seume erzählte mir, daß R. aber wegen seiner Sarkasmen über Parlamentsmänner, durch seinen Vater die Warnung erhalten, London auf einige Zeit zu verlassen. – (...)Noch ist mir jener Moment ganz gegenwärtig. Wie Robinson – als wir den Berg bei Weimar heraus auf dem Weg nach Jena zu wandeln im Begriff waren, – auf einmal , den Blick nach der Stadt wendend, stehen blieb, Seume mit der Hand auf die Schulter schlug und ausrief: „nun, so habe ich denn die großen Bestien auch gesehen!“ – Aber sogleich fügte er auch hinzu: „vor solchen Männern muß man wirklich allen Respect haben!“ – – Glücklich und vergnügt zurück gekehrt, wurde die kurze Zwischenzeit noch möglichst nach allen Richtungen hin angewendet, um dann menschlichen Ansichten nach, mit Ruhe unser Vaterland verlassen zu können. Und so wanderte ich denn nach Uibereinkunft am 5t. December auf einem gesunden Rücken im Seehundsfell die nöthige Wäsche und Kleidung, nebst meinem Miniaturkasten und einer Mappe (beides von mir selbst verfertigt), und auf gesunden Beinen, als ein leibhaftes omnia secum portans,28 begleitet von Weib und Kindern bis zum Weichbild, von

23 Schnorr, Lebensgeschichte, S.261-266.24 Anmerkung Schnorr (mit Sternchen versehen): Schiller sagt in einem Briefe – „das Jahrhundert 1799 ist im Sturm geschieden, und das neue öffnet sich mit Mord!“25 Henry Crabb Robinson (1775-1867), Student in Jena, später Jurist und Schriftsteller in London, der in seiner deutschen Zeit teilweise in Grimma lebte und so Kontakte zu Göschen und Seume aufbauen konnte.26 August Friedrich Ferdinand von Kotzebue (1761-1819).27 Friedrich von Gentz (1764-1832), Publizist und Politiker, und sein Bruder Heinrich.28 Nach dem lateinischen „Omnia mea mecum porto“, etwa zu Übersetzen mit „Alle mein Besitz trage ich bei mir“.

20 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Leipzig aus nach Grimma, um dort Freund Seume abzuholen. – Daß mich der Abschied von Weib und Kindern, wie von einigen bewährten Freunden nicht wenig Anstrengung kostete, wird man mir glauben. Schweigend verließ ich die Stadt; ein Paar Raben, dießmal Apollos heilige Trabanten, nicht Unglückspropheten, flogen mir zur Rechten und die glänzend aufgehende Sonne, die seit langer Zeit bewölkt gewesen war, strahlte Hoffnung in die bewegte Seele. Welches gläubige Gemüth nimmt nicht gerne jede neue Erscheinung bei seinem Unternehmen für ein gutes Omen! Voll Vertrauen auf die Vorsehung, gestützt auf meine gute Sache und begleitet mit Segenswünschen, schritt ich getrost vorwärts. – Mein Genius trieb mich hinaus ins Hellere; so Manches war mir noch dunkel; meine Knaben lagen mir am Herzen; die beiden ältesten zeichneten für ihre Jahre (im 17t. und 13t. schon ziemlich gut, und der jüngste zeigte ebenfalls die entschiedensten Talente. Ich wollte also meine Sache gewiß werden und sie richtig leiten; ihnen im Voraus einige Bekanntschaft machen; ihnen sagen, wie sie sich einst auf einer Reise einzurichten und was sie sonst zu beobachten hätten. –Mein Blick war zunächst nach Wien gerichtet. Füger lag mir schon längst im Sinne. – Die erste Nacht blieb ich in Altenhayn auf dem Guthe des Herrn von Bissing. Dieses verehrte Ehepaar hatte meine Tochter Ottilie innigst lieb gewonnen. Vertrauensvoll sprach ich jetzt die Bitte aus, im Fall meines Todes und der Noth sich dieses Kindes anzunehmen. Hierauf erhielt ich wie aus einem Munde die redliche Versicherung meine Bitte zu erfüllen. Ottilie war damals 8. Jahre. – Und so verließ ich glaubensvoll dieses Haus, um baldmöglichst das nahe Grimma zu erreichen. Nachdem nun auch Seume den Tornister aufgenommen, und jeder seinen Reisestock ergriffen hatte, zogen wir von hinnen. Muthig wanderten wir über Höhen und durch die Thäler der Sächsischen und der Böhmischen Gebirge, unverdrossen durch Novemberstürme29 und Windwehen dahin. In Birna30 besuchten wir noch einige Augenblicke den Dichter Seifried. Die so freundliche Aufnahme in Prag vermehrte unsere gute Stimmung und Wien war bald erreicht. (...) Mein erster Gang war nun zu Füger.31 – Ein unbekanntes Etwas zog mich zu diesem Manne; ich übergab ihm meinen Brief von einem seiner besten Jugendfreunde, dem verstorbenen redlichen Kupferstecher Geyßer32 in Leipzig. Füger aber widerrieth mir, – dem Mann’ und Vater von 6. Kindern und ohne alles Vermögen – bei den jetzigen so großen Unsicherheiten auf den Straßen, meinen Weg nach Italien fortzusetzen. Der Mann sprach so herzlich, so ernst, daß es mir zu Herzen ging. Was sollt’ ich thun? Wagen? – durft’ ich nicht! Ich entschloß mich endlich nach vielem Kampf in Wien zu bleiben. Seume selbst war bang’ um mich; denn ihm war Ähnliches von den Gefahren, Räubern in die Hände zu fallen, berichtet worden. „Weit ruhiger werd’ ich gehen ohne sie“, sagte er gerührt. Durch mich wird niemand unglücklich, fügte er hinzu, wenn ich ja umkomme, u.s.w. Vierzehn Tage blieb mein Freund noch in Wien, dann – ging er alleine weiter. – Wie schwer mir es wurde ihn allein gehen zu lassen, kann ich nicht beschreiben. Ich begleitete ihn zwei Stunden weit. Bei der Spinnerin am Kreuze33 trennten wir uns. Hier reichten wir einander die Hände und Seume sprach: „mon cher, wir wollen einander nicht weich machen“. – Hier endet also Schnorrs Spaziergang nach Syrakus – in Wien! Als am 26. Februar 2008 im Muldentalteil der Leipziger Volkszeitung ein Artikel erschien, wurde also leicht

29 Eine nicht ganz genaue Angabe Schnorrs: Die Reise begann natürlich im Dezember 1801.30 Eine „gesächselte“ Form der Stadt Pirna.31 Heinrich Friedrich Füger (1751-1818) war klassizistischer Porträt- und Historienmaler, und wie Schnorr auch Schüler Oesers gewesen; nach einem Italienaufenthalt wurde er ab 1795 Direktor der Kunstakademie in Wien.32 Christian Gottlieb Geyser (1743-1803).33 Hierzu Anmerkung Otto Werner Försters (Schnorr, Lebensgeschichte, S.533): Spinnerin am Kreuze – auch Crispinuskreuz, 1451 erbaute gotische Säule; altes Wahrzeichen Wiens in Inzersdorf am Wiener Berg.

21 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

übertrieben. Der Titel des Artikels lautete: Altenhainer schreiben Weltgeschichte: Syrakus-Spaziergang startete bei uns! Es war halt Seume, der den Spaziergang nach Syrakus absolvierte, eben nicht Schnorr. Es verwundert also nicht, wenn Seume selbst in seinem Reisebericht von 1803 mit keinem Wort Altenhain oder die Familie von Bissing erwähnt.Was richtig ist: Schnorr übernachtete in Altenhain, er wird sogar die Familie von Bissing bitten, seine Tochter Juliane Ottilie – später selbst Malerin – im Fall der Fälle zu sich zu nehmen.

Zusammenfassend könnte man es vielleicht so ausdrücken: • Schnorr beginnt seine Reise nach Wien am 5. Dezember 1801 (Samstag); von Leipzig ging es nach Altenhain zum Übernachten, dann am Folgetag nach Grimma. • Seume beginnt seine Reise nach Syrakus am Nikolaustag 1801 (Sonntag) von Grimma aus.

Ende August 1802 kehrt Seume zurück und Göschens Landsitz in Hohnstädt setzt quasi den Schlusspunkt des Spaziergangs nach Syrakus:34

Morgen gehe ich nach Grimme und Hohenstädt, und da will ich ausruhen trotz Epikurs Göttern. Mich däucht, daß ich nun einige Wochen ehrlich lungern kann. Wer in neun Monaten meistens zu Fuße eine solche Wanderung macht, schützt sich noch einige Jahre vor dem Podagra. Zum Lobe meines Schuhmachers, des mannhaften alten Heerdegen in Leipzig, muß ich dir noch sagen, daß ich in den nehmlichen Stiefeln ausgegangen und zurückgekommen bin, ohne neue Schuhe ansetzen zu lassen, und daß diese noch das Ansehen haben, in baulichem Wesen noch eine solche Wanderung mit zu machen. Bald bin ich bey Dir, und dann wollen wir plaudern; von manchen [gemeint: manchem] mehr als ich geschrieben habe, von manchem weniger.

8. Ein Gedicht für AltenhainDoch da war ja noch ein Gedicht Seumes mit dem Titel „Zum sechsten August 1800 in Altenhain“. Jetzt müssen Sie, liebe Altenhainer – zu Beginn zumindest – ein wenig tapfer sein. Einer der wichtigen Seume-Forscher der Zeit, Dirk Sangmeister, hat 2010 einen wichtigen Sammelband mit Beiträgen zu Seume veröffentlicht.35 Dieser enthält erstmals – nahezu vollständig – eine Übersicht aller von Seume geschriebenen Gedichte. Dirk Sangmeister bemerkt zum Altenhain-Gedicht:36

Daß der Titel von Seume stammt, scheint zweifelhaft. Geschrieben zum zweiten Geburtstag seiner Nichte Johanna Soiphia Oehme (1798-1876), die Seume als sein Patenkind betrachtete.Das ist natürlich nicht schön, an einem solchen Tag so etwas zu hören. Aber ich kann Sie beruhigen, denn Dirk Sangmeister ist allzu forsch in dieser Zuschreibung. Wo er wohl recht hat – und ich folge ihm da – ist, dass Seume das Gedicht nicht wirklich in Altenhain geschrieben hat. Der Hinweis in der ersten Strophe Die Presse preßt / Mir armen Wichte / Zwar glühend heiß / Schon vollen Schweiß / Zum Angesichte verweist auf Seumes Tätigkeit in Göschens Druckerei. Gedruckt wurde in dieser Zeit gerade Wielands großer

34 Zitiert nach der Erstausgabe, Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802, 1803. S. 490f.35 Sangmeister, Dirk: Seume und einige seiner Zeitgenossen. Beiträge zu Leben und Werk eines eigensinnigen Spätaufklärers [= Deutschlands Achtzehntes Jahrhundert. Hrsg. von Franz-Ulrich Jestädt. Studien, Band 2]; Erfurt, Waltershausen: Ulenspiegel Verlag 2010 [= Sangmeister 2010]36 Sangmeister 2010, S.497-553: Annotiertes Verzeichnis von Seumes Gedichten. Versuch einer Bestandsaufnahme,hier S.553 unter der Nummer 228.

22 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Roman Aristipp, wie die komplette Wieland-Ausgabe in vier verschiedenen Formaten, was eine absolute Auslastung der Druckerei bedeutete. Es ist nicht anzunehmen, dass hier Seume als Korrektor einfach fehlen durfte. Dazu kommt, dass etwa das Quartformat der Wieland-Ausgabe – die sogenannte Fürsten- oder Prachtausgabe – nur gedruckt wurde, wenn Göschen vor Ort war. Seume musste somit in der Druckerei bleiben. Es spricht eher dafür, dass es sich um ein Brief-Gedicht handelt. Seume hatte in vielen Briefen Gedichte beigefügt, die eher launisch auf konkrete Situationen des Adressaten zielten. Ohne das bisher eine umfassende wissenschaftliche Würdigung der Gedichte Seumes stattgefunden hat, kann man vorsichtig anmerken, dass die Gedichte Seumes in der Regel recht lang waren. Das hatte auch schon die zeitgenössische Kritik bemerkt, als Seume erstmals noch vor seinem Spaziergang nach Syrakus die erste Ausgabe seiner Gedichte veröffentlicht hatte. Dagegen sind die Gedichte, die in Briefen mitgeteilt wurden, deutlich kürzer. Leider ist ein diesbezüglicher Brief mit dem Altenhain-Gedicht heute nicht mehr vorhanden, um diese These belegen zu können. Denn erst 1839 innerhalb der vierten Gesamtausgabe der Werke Seumes erscheint das Altenhain-Gedicht, somit knapp 30 Jahre nach Seumes Tod. Dieser Erstdruck ist somit gleichzeitig einzige Quelle, was die Sache nicht leichter macht. Sangmeisters Bemerkung, das Gedicht sei für Seumes Nichte Johanna Sophie (auch Sophia) Oehme geschrieben worden, hat einen bestimmten Grund: die Nichte wurde am 6. August 1798 in Poserna geboren. Die Eltern waren Seumes Schwester Johanne Regine und Seumes Schwager Johann David Oehme.37 Doch die Altenhainer können ruhig bleiben: die Interpretation, das Altenhain-Gedicht sei für Seumes Nichte geschrieben, leuchtet gar nicht ein. Wieso sollte man zum zweijährigen Geburtstag eines Kindes eine Feier veranstalten? Das wäre für diese Zeit doch etwas ungewöhnlich. Und für ein Kind seltsam klingt auch die sehr ausgewählte Ansprache. Man kann diese Gedicht-Ansprache auf eine Festgesellschaft hin interpretieren oder die Ansprache richtet sich an eine hochgestellte Persönlichkeit: Zu Euerm Fest // In Euerm Leben // Sie sey [die Freundlichkeit] nun Eure Euch immer theure Begleiterin. Nein, das ganze Gedicht ist einfach zu untypisch für ein „Kindergedicht“. Es ist somit auszuschließen, dass Seume für ein zweijähriges Mädchen ein solches Altenhain-Gedicht verfasst hätte.

Wir kommen der Sache näher, wenn wir uns noch einmal an das Gothaische genealogische Taschenbuch von 186338 erinnern; dort heißt es über Hans August von Bissing, er sei geb. 5. Aug. 1771. Am 5. August 1771 wurde also Hans August von Bissing geboren. Wäre da eine Geburtstagsfeier zu seinen Ehren am 6. August 1800 nicht denkbar? Und noch näher heran kommen wir durch die große – allerdings nicht ganz fehlerfreie – Seume-Biografie von Planer und Reißmann. Darin heißt es: Hans August v. Bissing (...) war am 6. Aug. 1771 in Altenhain geboren.39

Es war mir in der Kürze der Zeit nicht möglich, den genauen Geburtstag Hans August von Bissing zu ermitteln. Fest steht: das Altenhain-Gedicht stimmt mit den Lebensdaten vom Altenhainer Rittergutsbesitzer auffallend überein. Eine Zuschreibung, dass das Gedicht „Zum sechsten August 1800 in Altenhain“ tatsächlich für Hans August von Bissing

37 Das Göschenhaus Grimma-Hohnstädt besitzt einen kleinen Brief Seumes an diese Nichte, Anfang August 1806 verfasst. Vgl. auch Sangmeister 2010, S.540 (Nr.153).38 Wie oben; das Geburtsdatum ist auf S.63 zu finden.39 P/R, S.176.

23 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

im Besonderen und die dortige Festgesellschaft im Allgemeinen von Seume verfasst wurde, ist für mich absolut plausibel. Der Hinweis auf die „Pressen“ im Gedicht macht auch die Zuschreibung an Seume und seiner Zeit bei Göschen eindeutig.Sofern nicht neue Quellen auftauchen, muss festgehalten werden: Es ist ein echtes Seume-Gedicht für eine konkrete Geburtstagsfeier, die am Mittwoch, den 6. August 1800 in Altenhain stattgefunden hat. Mir erscheint dann auch – anders als Dirk Sangmeister – der Titel des Gedichtes authentisch zu sein. Interessant wäre noch zu wissen – falls es sich tatsächlich um ein Brief-Gedicht handelt – wie das Gedicht in die Seume-Ausgabe von 1839 gekommen ist; Hans August von Bissing lebte ja damals noch! Das Altenhain-Gedicht müsste dann von der Familie frei-gegeben worden sein. Vielleicht hat aber zu der Zeit des Erstdrucks auch noch eine weitere Abschrift vorgelegen.

Das Gedicht ist inhaltlich klar gegliedert: • Die ersten beiden Strophen beschreiben Seume als jemanden, der trotz Zeitmangel ein paar Zeilen schreiben möchte, doch durch die zeitliche Begrenzung zur Kürze angehalten wird, was aber auch seine positiven Seiten hat: Auch so ists gut; / So sprech’ ich schlichter, / Und nicht als Dichter / In Geistesgluth, / Mit heiterm Muth / Nur kurz und schicklich: / Seyd froh und glücklich!• Die folgende Strophe ist zugleich Weisung und Warnung, denn der Wechsel der Jahreszeiten ist hier natürlich auch ein Sinnbild für das Leben: Das Leben bietet neben dem Sonnenschein eben auch Regen und im Jahresverlauf – wie auch im Lebenslauf – folgt auf die ersten drei Jahreszeiten der Winter, der aber auch seine Aufgabe erfüllt.• Die beiden letzten Strophen sind ein Loblied auf die Freundlichkeit: Sie sey nun Eure / Euch immer theure / Begleiterin. Durch die Freundlichkeit wird die diesseitige Welt schon zu einem Stück des Paradieses, des Himmels: Dann werden Euch / Der Unfall kleiner, / Die Freuden reiner, / Genüsse feiner, / Und Himmelreich / Auch mit Gefährde /Schon diese Erde.

9. In späteren ZeitenKontakte von Seume, Schnorr oder Göschen zu Altenhain nach 1802 sind nicht mehr zu erkennen. Mit dem Verkauf des Rittergutes durch Hans August von Bissing verliert Altenhain eine wichtige Bezugsperson. Seume und Schnorr haben zwar noch viele Male Hohnstädt und Grimma besucht, von einem erneuten Besuch in Altenhain ist nichts überliefert. Doch das bedeutet nicht, dass die Kontakte zur Familie von Bissing abreißen, auch wenn die Dokumentenlage von nun etwas „dünner“ wird.Die Seume-Biografie von Planer / Reißmann beschreibt einen Besuch Seumes bei der Familie von Bissing in Nieder-Thomaswaldau Anfang 1804; dort heißt es:40

In Seume war unterdessen die Wanderlust wieder rege geworden, der er wohl oder übel Tribut zollen mußte. Die freie Zeit während der Neujahrsmesse 1804 hatte er schon zu einer Reise nach Berlin benutzt, um dort Merkel und dessen Freundeskreis zu sehen, und nun, während der Osterferien, unternahm er einen Ausflug nach Nieder-Thomaswaldau zum Herrn von Bissing und von da ins Riesengebirge. Die Reise von Leipzig über Großenhain, Kamenz, Bautzen, Görlitz und Bunzlau bis Nieder-Thomaswaldau, etwa zweiunddreißig deutsche Meilen, machte er natürlich wieder zu Fuße und hielt darauf mehrere Tage behagliche Rast in Bissings Familie, die

40 P/R, S.440.

24 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

er seit seinem Gange nach Italien nicht wieder gesehen hatte. Dann wanderte er wohlgemut in das vom Bober durchflutete große, schöne Hirschberger Thal hinein, der blauen Wand des riesigen Hochgebirges entgegen, das um diese Jahreszeit auf allen seinen Zinnen und kannten noch den silbernene Schmuck des Winters trägt.Ganz sicher ist diese Begegnung nicht, da weitere Dokumente fehlen.

Erst wieder im Jahre 1808 sind dann dokumentierte Kontakte zu finden: Seume schreibt u.a. Anfang September 1808 an den großen Verleger – übrigens größter Konkurrent Göschens – Johann Friedrich Cotta:41

Mir gehts erbärmlich, denn es scheinen sich 36 000 Krankheiten verschworen zu haben, mich diesen Sommer nieder zu travaillieren42. Gelingts, nun so ist Feyerabend. Doch hat mich jetzt so vel quasi43 das Gros der Harpyen44 so ziemlich wiederverlassen, und ich denke Sie bono cum deo45, wie ein alter Schulmeister in Borna46 sagte, zu Anfange des Oktobers in Ihrem Tübingen wirklich einige Stunden heimzusuchen. Oder ich richte es so ein, daß ich eine Nacht dort bleiben kann. Bey Ihnen wohnen kann ich nicht, weil es meine Verhältnisse nicht erlauben; denn ich bringe für einen meiner Freunde47 einige ganz gut geartete junge Bären, in die Schweitz die bey Bern gehörig ausgelecht werden sollen. Erlaubt mirs die Zeit, so gebe ich bey Ihnen wohl einen Tag zu: denn meine Rücksicht hat wegen meiner hiesigen Siebensachen Eile. Seume sollte die drei ältesten Söhne der Familie von Bissings in die Schweiz begleiten. Die Söhne sollten in eine Einrichtung des Reformpädagogen Philipp Emanuel von Fellenburg in der Nähe von Bern (Hofwyl) gegeben werden. Der Schweizer Pädagoge von Fellenburg war mittlerweile mit seiner Erziehungsanstalt eine sehr geachtete Persönlichkeit, die später auch in der Literatur seinen Niederschlag fand, denn Goethe nutzte 1821 Fellenburgs Anstalt als Vorbild für seine berühmte „Pädagogische Provinz“ in „Wilhelm Meisters Wanderjahren“. Zurück zu Seume: so gerne er die Reise unternommen hätte, er konnte es bei seinem immer schlechter werdenden Gesundheitszustand nicht mehr. In einem heute leider

41 Brief Seumes an Johann Friedrich Cotta, erste Septemberwoche 1808 / H Marbach: Cotta-Archiv / D Maria Fehling (Hrsg.): Brief an Cotta. Das Zeitalter Goethes und Napoleons. 1794-1815; 2 Bände; Stuttgart und Berlin: Cotta 1925; hier Bd. 1, S.130-132 / A Seume-Briefe Nr. 382, S.567-569; hier S.568.42 Seume-Briefe, S.1113: "Quälen, plagen, niederwerfen" (lat.).43 Seume-Briefe, S.1113: vel quasie – "Oder gleichsam" (lat.).44 Seume-Briefe, S.716: Harpyie, d.i. ein Sturmdämon in der Gestalt eines Mädchens mit Vogelflügeln (griech. Mythologie).45 Seume-Briefe, S.1113: "Mit dem guten Gott" (lat.), d.h. mit Gottes Hilfe.46 Seume-Briefe, S.684: Seumes verehrter Lehrer Johann Friedrich Korbinsky († 1796), von 1754 bis zu seinem Tode Rektor der Stadtschule in Borna, die Seume von Ostern 1777 bis Juni 1779 besucht hatte. Bei Korbinsky gingen auch die (späteren) Schriftsteller Siegfried August Mahlmann (1771-1826) und Christian August Fischer (1771-1829) in die Schule. Siehe Seumes im ersten Band der "Obolen" (1796) veröffentlichtes Gedicht "Meinem theuren Lehrer, dem Rector Korbinsky inBorna" (wiederabgedruckt in PPW 5, S.76-79). Vgl. Josef Huerkamp und Georg Meyer-Thurow, "Die Einsamkeit, die Natur und meine Feder, dies ist mein einziger Genuß". Christian August Fischer (1771-1829) – Schriftsteller undUniversitätsprofessor, Bielefeld: Aisthesis 2001 (= Bielefelder Schriften zur Linguistik und Literaturwissenschaft 15), S.38-42.47 Seume-Briefe, S.1113f.: Seume hatte zugesagt, die drei ältesten Söhne von Hans August von Bissing, die auf dieErziehungsanstalt des Schweizer Pädagogen Philipp Emanuel von Fellenberg in Hofwyl bei Bern geschickt werden sollten, auf ihrer Reise in die Schweiz zu begleiten; vgl. Schnorrs "Lebensgeschichte", S.395-396, sowie Christoph August Tiedges Vorredezu Seumes "Morbona", S. 5. Zu Fellenberg, dessen Pädagogik sich eng an den Vorstellungen seines Landsmannes Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) orientierte, siehe den Bericht von Therese Huber im "Morgenblatt" Nr.47 vom 24.2.1808, S.185-186, Nr. 48 vom 25.2.1808, S.190-192, und Nr. 50 vom 27.2.1808, S.199-200, sowie Carl August Böttigers Artikel"Fellenberg's Experimental Farm in Hofwyl bei Bern" in der ZeW Nr. 41 vom11.3.1808, Sp.323-326, durch die Bissingmöglicherweise auf Fellenbergs Institut aufmerksam geworden war. Fellenbergs Erziehungsanstalt fungierte später als Vorbild für die "Pädagogische Provinz" in Goethes "Wilhelm Meisters Wanderjahren" (1821). Vgl. auch Brief Nr. *384.

25 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

nicht mehr erhaltenen Brief Seumes an Hans August von Bissing, wohl in der zweiten Septemberhälfte 1808 geschrieben, erklärte er dem ehemaligen Altenhainer-Rittergutsbesitzer, dass er die Reise unmöglich machen kann. Seume schlägt stattdessen seinen Freund Schnorr von Carolsfeld vor, der die Aufgabe übernehmen würde. Schnorr wird dann die Söhne von Bissings – quasi in Vertretung Seumes – tatsächlich in die Schweiz begleiten.Noch einmal taucht unser Wanderer nach Syrakus in einem Brief Hans August von Bissings auf. Am 1. Oktober 1809 schreibt von Bissing aus Nieder-Thomaswaldau an Göschen:48 Freund Seume scheint leider immer noch sehr krank zu sein, wie ich aus einem kürzlich von ihm erhaltenen Briefe schließe, der mich sehr erschüttert hat.Auch hier ist also ein Seume-Brief verloren gegangen.49 Aber es zeigt sich, quasi am Lebensende von Seume, wie besorgt viele Bekannte um Seumes Gesundheit waren, darunter eben auch Hans August von Bissing, der hier sogar die Wendung „Freund Seume“ verwendet.

10. Altenhain – Ein SchlusswortDer Kreis schließt sich also. Wenige Jahre, von 1797 bis 1801, als Seume im benachbarten Grimma als Korrektor arbeitete, war auch Altenhain vielfach Ziel von Johann Gottfried Seume gewesen. Bezugspunkt war hier die Familie von Bissing. Der Kontakt hierzu war wohl durch Göschen entstanden. Mit Seume – dies sei als vorsichtige Theorie zu verstehen – kam dann auch Seumes bester Freund Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld nach Altenhain. Also ein wenig hat Altenhain dann doch zur Geschichte beigetragen, wenngleich nicht zur Weltgeschichte, aber eben zur deutschen Kunst- und Literaturgeschichte!

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!

Bitte denken Sie an denJohann-Gottfried-Seume-Literaturpreis 2013!

2013 wird wieder der Seume-Literaturpreis vergeben. Diesmal werden Texte mit Seume-Bezug besonders berücksichtigt.

Falls Sie, lieber Leser, ein gutes Buch entdecken, dann schlagen Sie es doch vor. Der Seume-Verein „ARETHUSA“ freut sich auf Ihre Einsendungen!

Weitere Informationen erhalten Sie über den Verein (Sitz: Göschenhaus Grimma-Hohnstädt)

oder im Internet unter www.goeschenhaus.de in der Rubrik „Seume-Preis“.

48 VKG 3152; laut VKG ist dieser Brief in Leipzig, DBSM, laut Seume-Briefe, S.1135 in Lützen (Nr.76) aufbewahrt. Weitere Nachforschungen können aus Zeitmangel nicht unternommen werden.49 In der Briefausgabe als Seume-Briefe Nr. *407, S.194, bezeichnet.

26 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Und damit Punktum WörterprunkDas Besondere zum Schluss von Thorsten Bolte

Bereits 1775 veröffentlichte Christoph Martin Wieland den kleinen Aufsatz „Ueber die Kunst aufzuhören“ in seiner eigenen Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ (1. Vierteljahr 1775, S.170-172). Genau 23 Jahre später veröffentlicht Wieland den Aufsatz in der bei Göschen verlegten Gesamtausgabe erneut. Im 6. Band der „Supplemente“ von „C. M. Wielands Sämmtliche Werke“ erscheint der Aufsatz im Abschnitt „Litterarische Miscellaneen“ nun unter dem neuen Titel „Die Kunst aufzuhören“ (S.85-87). Die beiden letzten Abschnitte der Göschen-Ausgabe von 1798 werden im folgenden wiedergegeben:

(...) Die Kunst aufzuhören, zu fühlen was g e n u g ist, und nicht ein Wort m e h r zu sagen, nicht einen Strich m e h r zu thun, als nöthig ist damit die abgezielte Wirkung erfolge, — o meine jungen Freunde, ist für den Dichter wie für den Mahler (und warum nicht für j e d e n Schriftsteller?) eine große und schwere Kunst! Ein einziger Vers, ein einziges Wort z u v i e l ist schon genug, um zu machen daß eine naive, rührende, erhabene Stelle n i c h t naiv, n i c h t rührend, n i c h t erhaben ist.„Aber wie lernen wir diese Kunst? und wann können wir gewiß seyn sie ergriffen zu haben?“ — Ich glaube daß sich in den Schriften der Kunstlehrer und Kunstrichter, von Q u i n t i l i a n und L o n g i n bis zu D u b o s und von Dubos bis auf diesen Tag, viel wahres und brauchbares hierüber finden müße. Indessen scheint mir doch gerade diese Kunst zu wissen, oder vielmehr mit einem schnellen und sichern Sinn zu fühlen was g e n u g ist, und also was z u v i e l und was z u w e n i g wäre, das Geheimniß der großen Meister zu seyn. Ich meines Orts lerne schon funfzig Jahre daran, und sehe mit jedem Tage mehr, wie weit ich noch vom Ziele bin.

Anmerkung: Rechtschreibung, Kommasetzung und Speerung folgen dem Originaldruck der Klein-Oktav-Ausgabe im Göschen-Archiv des Göschenhauses. Die zeittypische Antiqua-Darstellung des Buchstabens „ſs“ wird durch seine heutige Form „ß“ ersetzt.

27 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012

Christoph Martin Wieland „Der größte Dichter seines Zeitalters“

→Seltene Beilage zu

„C.M.Wielands Leben.Neu bearbeitet von

G.J. Gruber“(Leipzig: Göschen 1828)

IMPRESSUM

Herausgegeben vomKULTURBETRIEB GRIMMA / Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und dem

Internationalen Johann-Gottfried-Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. GrimmaAusgabe 3/2012

Redaktion und Gestaltung:Thorsten Bolte (Grimma), im Auftrag des Göschenhauses und des Seume-Vereins „ARETHUSA“Redaktionsschluss der vierten Ausgabe des Göschenhaus-Journals ist Ende September 2012!

Kontakt: → Göschenhaus Grimma-Hohnstädt oder [email protected]

Rechte, wenn nicht anders angegeben:© Texte: Göschenhaus und Seume-Verein „ARETHUSA“ 3/2012

© Abbildungen: Göschenhaus und Seume-Verein „ARETHUSA“ 3/2012Auskunft erteilt das Göschenhaus Grimma-Hohnstädt

Die Arbeit des Göschenhauses Grimma-Hohnstädt und des Seume-Vereins „ARETHUSA“wird von folgenden Institutionen unterstützt,

denen wir besonders danken:Kulturbetrieb Grimma in der Stadtverwaltung Grimma

Landkreis LeipzigKulturraum Leipziger Raum

Kommunales Jobcenter Landkreis LeipzigSparkasse Muldental

Wer unsere Arbeit fördern möchte, kann sich gerne im Göschenhaus melden.

28 © Göschenhaus Grimma-Hohnstädt und Seume-Verein „ARETHUSA“ e. V. Grimma 2012