Ausgabe04‐April2013 katharina livevon Erfahrung, Schmerz, Trauer und Hoffnung. Anders als es...

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ökumenische gemeinschaft mit interreligiöser ausrichtung katharina live W enn wir in diesem Jahr 100 Jahre Katharina-Werk feiern, feiern wir auch die Entwicklun- gen innerhalb der Gemeinschaft und im gesellschaftlichen Zusammenleben. Ne- ben dem Dank an unsere „Vormütter“ gilt es zu fragen: was brauchen wir, unsere Gesellschaft, die Welt - aber auch jeder einzelne Mensch heute für unseren Weg in die Zukunft? Für Mädchen und Frauen 1913 standen für unsere Gründerin, Frie- da Albiez, junge Frauen im Focus, die keine Chance für eine Ausbildung und ein geordnetes Leben hatten. Aus einem tiefen religiösen Drängen heraus ermög- lichte sie es, vielen dieser Jugendlichen eine Berufsausbildung und eine Zukunft zu schaffen. Sie und ihre Gefährtinnen der ersten Stunde haben die jungen Frauen auch in ihrer menschlichen Ent- wicklung gefördert, bald schon in einem Haus, in dem sie zusammen lebten und arbeiteten. Frieda Albiez´ Nachfolgerin, Marie-Elisa- beth Feigenwinter, legte weitere Grundla- gen, um jungen Frauen mit besonderen Schwierigkeiten in verschiedenen neuen Einrichtungen Leitplanken fürs Leben zu geben. Sie schuf Ausbildungsmöglichkei- ten für die Mitglieder der jungen Gemein- schaft, damit sie sich professionell engagieren konnten. Dies war, noch vor der Gründung der ersten Schule für Sozialarbeit, eine Pioniertat, für die die Schwestern in Zeiten der damaligen Wirt- schaftskrise regelmässig in der Stadt betteln mussten. Eine Weiterentwicklung erfolgte Mitte der 70er Jahre durch das von Pia Gyger er- arbeitete Konzept für das Therapieheim Sonnenblick in Kastanienbaum und durch die von ihr eingeleitete grundle- gende spirituelle Erneuerung unserer Gemeinschaft. In beidem entstand eine verdichtete neue Antwort auf die verän- derte Situation unserer Zeit und Welt. Versöhnungs- und Friedensarbeit Die Herz-Jesu-Verehrung und der Süh- negedanke der Anfänge hatten schon im- mer die Kraft in sich, die eigenen Grenzen zu übersteigen. Mit andern und mit Gott verbunden auf dem Weg zu sein, gibt unserem Engagement bis heute eine nachhaltige Tiefendimension. Der Uni- versale Christus als das Herz der Schöp- fung und die Mitte unseres Lebens in der dreifaltigen Gottheit öffnete ein neues Bewusstsein für unseren Auftrag für Ver- söhnung und Frieden. In ihm sind wir selbst zur radikalen Wandlung heraus- gefordert, zum Heilwerden im Miteinan- der. So sprengte die aus unseren Wurzeln gewachsene neue Ausweitung alle bisher gesetzten Grenzen zwischen den Konfessionen, Kulturen und Religio- nen. Sie führt uns in ungeahnte spirituelle Erfahrungsräume: Gott neigt sich allen Menschen zu, die ihn suchen,– in wel- cher Religion und Kultur auch immer. Er ist immer grösser, als wir ihn uns vorstel- len können! Die Quellen unserer Versöhnungs- und Friedensarbeit wirken weiter in unseren interreligiösen Engagements und unse- ren Versöhnungsprojekten, z.B. in TRA- FO, einem Angebot für Menschen mit tiefen inneren und äusseren Verletzun- gen, mit Rissen in ihrer Lebensbiografie. Der Frieden in der Welt braucht Frieden und Versöhnung auf der persönlichen Ebene: offen sprechen und in der Tiefe neue Erfahrungen machen können, so dass das Leben heiler und ganzheitlicher werden kann. Unsere Kontakte mit bosnischen Musli- men sind der Versuch eines Heilungspro- zesses von Kriegs- und Gewalt- erfahrungen in der innerchristlichen und in der interkulturellen und interreligiösen Begegnung. Die Sehnsucht nach Frieden und unser Einsatz für Versöhnung ver- binden uns als Christen und Muslime. Gemeinsam entdecken wir den spirituel- len Schatz unserer Religionen und bre- chen auf in ein neues Land. Heidi Rudolf ktw Mehr als nur Leben 100 Jahre für und mit Menschen auf dem Weg Bild: Ludwig Tent Ausgabe 04 ‐ April 2013

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ökumenische gemeinschaft mit interreligiöser ausrichtung

katharina live

Wenn wir in diesem Jahr 100Jahre Katharina-Werk feiern,feiern wir auch die Entwicklun-

gen innerhalb der Gemeinschaft und imgesellschaftlichen Zusammenleben. Ne-ben dem Dank an unsere „Vormütter“ giltes zu fragen: was brauchen wir, unsereGesellschaft, die Welt - aber auch jedereinzelne Mensch heute für unseren Wegin die Zukunft?

Für Mädchen und Frauen1913 standen für unsere Gründerin, Frie-da Albiez, junge Frauen im Focus, diekeine Chance für eine Ausbildung undein geordnetes Leben hatten. Aus einemtiefen religiösen Drängen heraus ermög-lichte sie es, vielen dieser Jugendlicheneine Berufsausbildung und eine Zukunftzu schaffen. Sie und ihre Gefährtinnender ersten Stunde haben die jungenFrauen auch in ihrer menschlichen Ent-wicklung gefördert, bald schon in einemHaus, in dem sie zusammen lebten undarbeiteten.

Frieda Albiez´ Nachfolgerin, Marie-Elisa-beth Feigenwinter, legte weitere Grundla-gen, um jungen Frauen mit besonderenSchwierigkeiten in verschiedenen neuenEinrichtungen Leitplanken fürs Leben zugeben. Sie schuf Ausbildungsmöglichkei-ten für die Mitglieder der jungen Gemein-schaft, damit sie sich professionellengagieren konnten. Dies war, noch vorder Gründung der ersten Schule fürSozialarbeit, eine Pioniertat, für die dieSchwestern in Zeiten der damaligen Wirt-schaftskrise regelmässig in der Stadtbetteln mussten.

Eine Weiterentwicklung erfolgte Mitte der70er Jahre durch das von Pia Gyger er-arbeitete Konzept für das TherapieheimSonnenblick in Kastanienbaum unddurch die von ihr eingeleitete grundle-gende spirituelle Erneuerung unserer

Gemeinschaft. In beidem entstand eineverdichtete neue Antwort auf die verän-derte Situation unserer Zeit und Welt.

Versöhnungs- und FriedensarbeitDie Herz-Jesu-Verehrung und der Süh-negedanke der Anfänge hatten schon im-mer die Kraft in sich, die eigenenGrenzen zu übersteigen. Mit andern undmit Gott verbunden auf dem Weg zu sein,gibt unserem Engagement bis heute einenachhaltige Tiefendimension. Der Uni-versale Christus als das Herz der Schöp-fung und die Mitte unseres Lebens in derdreifaltigen Gottheit öffnete ein neuesBewusstsein für unseren Auftrag für Ver-söhnung und Frieden. In ihm sind wirselbst zur radikalen Wandlung heraus-gefordert, zum Heilwerden im Miteinan-der. So sprengte die aus unserenWurzeln gewachsene neue Ausweitungalle bisher gesetzten Grenzen zwischenden Konfessionen, Kulturen und Religio-nen. Sie führt uns in ungeahnte spirituelleErfahrungsräume: Gott neigt sich allenMenschen zu, die ihn suchen,– in wel-cher Religion und Kultur auch immer. Erist immer grösser, als wir ihn uns vorstel-len können!

Die Quellen unserer Versöhnungs- undFriedensarbeit wirken weiter in unsereninterreligiösen Engagements und unse-ren Versöhnungsprojekten, z.B. in TRA-FO, einem Angebot für Menschen mittiefen inneren und äusseren Verletzun-gen, mit Rissen in ihrer Lebensbiografie.Der Frieden in der Welt braucht Friedenund Versöhnung auf der persönlichenEbene: offen sprechen und in der Tiefeneue Erfahrungen machen können, sodass das Leben heiler und ganzheitlicherwerden kann.

Unsere Kontakte mit bosnischen Musli-men sind der Versuch eines Heilungspro-zesses von Kriegs- und Gewalt-erfahrungen in der innerchristlichen undin der interkulturellen und interreligiösenBegegnung. Die Sehnsucht nach Friedenund unser Einsatz für Versöhnung ver-binden uns als Christen und Muslime.Gemeinsam entdecken wir den spirituel-len Schatz unserer Religionen und bre-chen auf in ein neues Land.

Heidi Rudolf ktw

Mehr als nur Leben100 Jahre für und mit Menschen auf dem Weg

Bild: Ludwig Tent

Ausgabe 04 ‐ April 2013

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Trafo - Trauma und TransformationEine nachhaltige Woche geht weiter

Bild: Margrit Eden

Das Leben ist stärker!

Wo Menschen sich begegnen,die sich mit dem Thema Trau-ma aktiv auseinander setzen

wollen, da entsteht Hoffnung, und da ge-schieht ein Stück Heilung. Da werdenMenschen gesehen, gehört und wahrge-nommen, da ist tiefes Verständnis für dasErlebte, Erfahrene. Da ist grosse Ehr-furcht vor der immensen tiefen Wandlungeines jeden Menschen, der sich auf sei-nem langen Leidensweg allmählich ausder Traumatisierung (er)lösen und da-durch wieder in Verbindung und Berüh-rung mit seinem göttlichen Kern tretendarf. Die betroffene Person befindet sichauf ihrer HeldInnenreise zurück ins Le-ben. Zurück in ihr Leben, das schon im-mer in ihr angelegt ist und (endlich)gelebt werden will. Das Leben ist stärker!

Die Projektentwicklerin und -leiterinAnna Kuwertz

Mich erfüllt ein grosser Respekt gegen-über der Traumaexpertin Anna Kuwertz,die seit mehreren Jahren in unseremHaus als Kursleiterin tätig ist. Sie leitetdie Oasenzeiten und begleitet die Teil-nehmenden therapeutisch. Diese Begeg-nungen offenbarten einen hohen Anteilan traumatisierten Menschen und regtenAnna Kuwertz zur Entwicklung des TRA-FO-Projekts an. Damit möchte sie einenkreativen Beitrag zur Bewältigung undHeilung von traumatischen Erfahrungenleisten. Im vergangenen Oktober zeigtesie sich und ihre Arbeit in Form des Pro-jekts erstmals öffentlich. In Zusammenar-beit mit Gerd Jassmann,Ausstellungsberater und -gestalter, liessdie traumaerfahrene Frau Ausschnitteaus ihrem persönlichen Prozess der Aus-einandersetzung mit Trauma und Heilung

anhand persönlicher Zeichnungen, Noti-zen und Installationen aufscheinen. Beiihren persönlichen Führungen durch dieAusstellung wird die HeldInnenreiseemotional spürbar. Tiefe Verletztheit undVerwundung, Wut, Trauer, Verzweiflungund Ohnmacht zeigen sich ebenso wieein schwaches Licht am Ende des Tun-nels, der Kampf ums Überleben, Hoff-nung, Kraft und Freude, Durchbruch undErleichterung, Neuland betreten, Heilung,sprudelnde Lebendigkeit, Zerbrechlich-keit, stetes Wachsam und Achtsam sein.

Das Programm der Projektwoche

Alle Veranstaltungen begannen und en-deten mit Musik. John Dowlands Kompo-sition „Flow my tears“ (1600) war dasmusikalische Leitmotiv, das im Laufe derProjektwoche eine Transformation erfah-ren hat. Da erklingen auch nach Monatendie wunderschönen Flötentöne, die Kla-viermusik und die gesprochenen Texte inmeinem inneren Ohr wieder, wenn ich andiese grossartigen hochprofessionellenDarbietungen denke. Hildrun Wunsch,Zwingenberg D (Blockflöten), Judith Hei-nemann, Freiburg D (Stimme und Spre-chen) und Anna Kuwertz, Freiburg D(Klavier) gehörten zur Gruppe der Künst-lerinnen.

Frauen und Männer haben sich an bei-den Wochenenden auf Vorträge undWorkshops eingelassen. Anna Kuwertzund ihr Team von kompetenten ExpertIn-nen gestalteten einen behutsamen Rah-men. Zum Team gehören: Frau MichaelaLutz, dipl. Psychotherapeutin, WürzburgD; Hildegard Schmittfull kath. Theologin,therapeutische und spirituelle Begleitungvon Menschen in Übergangs- und Krisen-situationen, Team Fernblick; Prof. Dr.Thomas Seedorf, Professor für Musik-wissenschaft, Freiburg D; Dr. StephanMarks, Sozialwissenschaftler, Freiburg D.Es fand ein Filmabend zum Thema „Se-xuelle Grenzverletzung im öffentlichenund privaten Raum“ unter der Moderationvon Theres Bleisch, Team Fernblickstatt. Auch wurden Märchen und HeldIn-nengeschichten mit Texten von traumaer-fahrenen Frauen und Männern vor-getragen. Tägliche Heilmeditationen so-wie ein Heilungsgottesdienst, geleitetdurch das Fernblick-Team, rundeten dasProgramm ab.

Das liebe Geld – Sinnvoll eingesetzt

Das Projekt ist auf finanzielle Hilfe ange-wiesen, damit es einerseits vermehrt andie Öffentlichkeit gelangen und seinenAuftrag wahrnehmen kann: informieren,aufklären, Tabuzonen abbauen. Anderer-seits brauchen wir einen Solidaritätsfondfür traumaerfahrene Frauen und Männer,die oft nur ein kleines Budget zur Verfü-gung haben. Ihnen soll ermöglicht wer-den, am Projekt teilnehmen zu können.Mit dem Projekt wollen wir Raum schaf-fen für Betroffene, die Resonanz brau-chen für ihr eigenes Erleben. Es will inder Verschränkung von Trauma und Res-source einen organischen Heilungswegaufzeigen, der von der Ohnmachtserfah-rung in die Ermächtigung führt und erleb-bar werden lässt: Das Leben ist stärker!

Wir danken Ihnen herzlich für jede finan-zielle Unterstützung.

Anna Regula Maurer ktwLeiterin Fernblick

Das nächste Wochenende:

Trafo - Trauma und Transformation25. bis 27.10.2013Trafo-Wochenende mit Anna Kuwertzim Fernblick

Was vorüber istist nicht vorüberEs wächst weiter inunseren ZellenEin Baum der Tränenund des Glücks.

Rose Ausländer

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Engagiert für Frieden und Versöhnung

Von und mit Muslimen lernen

Mut zum Wandel100 Jahre Katharina-Werk

80 Seiten, CHF 12.– / € 10.–Versandkosten: CHF 2.– / € 1.50

Anfang Aprilerscheint die 80-seitige Fest-schrift des Ka-tharina-Werks.Sie kann mit derbeiliegendenBestell-Karteoder direkt perE-Mail im Sekre-tariat angefor-dert werden.

32 reich bebilderte Beiträge nehmenSie mit auf eine Reise zu unserenWurzeln und lassen Sie teilhaben anEntwicklungen, aktuellen Engage-ments und Zukunftsperspektiven un-serer Gemeinschaft:Katharina-Werk, Erde, Menschheit -wohin des Wegs?

E-Mail:[email protected]

Spendenkonten

CHF: PostcheckkontoKatharina-Werk Basel,PC 40-714142-2

EUR: Katharina-Werk Deutschland e.V.Bank für Sozialwirtschaft, KarlsruheBLZ 66020500,Konto 1708503

Aus ersten Begegnungen währenddes Balkankrieges ist eine inter-religiöse Weggemeinschaft für

Frieden und Versöhnung entstanden. ImAugust 2012 haben wir darüber berichtet.Nun waren wir zum Treffen unserer neugegründeten interreligiösen Kerngruppein Bosnien.

Tief berührt hat mich die Schönheit undKultur des Landes. Schnell offenbartensich aber auch die noch ungelösten The-men, die desolate Wirtschaftslage unddas erschütterte Grundvertrauen derMenschen. Christen und Muslime, dieeinst friedlich zusammen lebten, tun sichheute schwer miteinander. Tief wirken dieWunden des Krieges nach und schnellwird pauschal geurteilt: über eine Ethnie,über eine ganze Religion.

Nur Annäherung und neue Begegnungschaffen tragfähige Fundamente für das,wonach sich alle sehnen: Frieden! DieseSehnsucht gilt es freizulegen, um innereund äussere Grenzen auszuweiten undsich gegenseitig in unseren positiven Po-tenzialen als Teil der Menschheitsfamilieanzuerkennen, die die Erde gemeinsambewohnt und auch nur gemeinsam heilenkann.

Für solche Prozesse setzen sich weltweitviele Initiativen ein. Interreligiöse Ansätzescheinen besonders wirksam, weil hierzur Brücke wird, was zuvor für Abgren-zung und Feindschaft herhalten musste:die Religion. Auch mit unseren unter-schiedlichen Sprachen und Ausdrucks-formen können wir ein gemeinsamesspirituelles Kraftfeld schaffen - in der Be-gegnung von Herz zu Herz, im Teilenvon Erfahrung, Schmerz, Trauer undHoffnung.

Anders als es Medienberichte oft nahelegen, regt die persönlich gelebte Praxisaller Religionen viel weniger zu Fanatis-mus und Gewalt als zu Mitmenschlichkeitund Versöhnung an. Das jedenfalls istunsere Erfahrung, auch mit unseren bos-nischen WeggefährtInnen und mit derenZielgruppen vor Ort. In der Kerngruppemachen wir uns gegenseitig mit unserenchristlichen, jüdischen und muslimischenWurzeln vertraut und mit den spirituellenQuellen, die uns zur gemeinsamen Frie-densarbeit stärken und beflügeln.

Unterschiedlichkeit kann zur kreativenChance werden und schenkt uns genauwie die Gemeinsamkeit Anlass zu Dank-barkeit und Freude. So bestärken wiruns, das auszuhalten, was noch nicht ge-löst ist und unsere Potenziale ernst zunehmen, um uns gegenseitig und vieleandere anzustecken zum Frieden.

Sibylle Ratsch ktw

Bild: ktw

Treffen der interreligiösen Kerngruppe imOktober 2012 in Sanski Most.

Bild: ktw

Wir danken Ihnen für jede Unterstützungunserer interreligiösen Friedensarbeit mitund für unsere bosnischen Weggefähr-tInnen. Jeder Beitrag hilft, vor allem, umdie Unterbringungs- und Reisekosten fürunsere Begegnungen zu decken undmultiplikatorische Projekte vor Ort zurealisieren.

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ImpressumHerausgeber:Katharina-WerkHoleestr. 123, CH-4015 BaselTelefon: +41 (0)61 307 23 [email protected]:Heidi RudolfLayout:Achim RuhnauDruck:CCS VON DER OSTEN GmbHSchwarzwaldstr. 67D-79539 Lörrach

Ich bin (wie) Du

In diesem Jahr wird das Katharina-Werk hundert Jahre alt. Ein guter An-lass zu fragen: Was ist eigentlich der

Kern des geistlichen Weges dieser Ge-meinschaft?

Ich meine, es ist vor allem der Weg derErkenntnis des „Ich bin Du“. Die erstenKatharina-Schwestern waren bewegt vonder Herz-Jesu-Frömmigkeit. Im Bild desHerzens Jesu wird der göttliche Urgrund„verstanden“ als der, der sich nicht zu-rückhält, der sein Innerstes nach aussenkehrt, sich preis gibt: das Herz, das inLiebe brennt, das verletzliche und ge-brochene Herz, die berührbare Mitte desgöttlichen Geheimnisses.Im Philipperhymnus heisst es: ER hieltsein Gottsein nicht fest, er gab es preisfür uns, wurde ein Mensch wie wir, ja wieein Mensch "ganz unten", einer der sichknechten lässt für uns. (Phil 2).

Weil dieser Jesus von Nazareth selbstein "Heruntergekommener" war, darumhatte er diese für die "Guten" provozie-rende Affinität zu den "schrägen Vögeln",zu den Heruntergekommenen, zu denausgegrenzten Anderen. Er hat sich mitihnen identifiziert: Ich bin Du. Und in die-ser Identifikation hat der heruntergekom-mene Gott ihnen An-Sehen gegeben,das Wissen, dass sie Geliebte sind, dasssie göttlich sind: Ich bin wie Du.

Aus der Identifikation der ersten Kathari-na-Schwestern mit diesem Jesus wuchsihre praktische Spiritualität in der Hin-wendung zu den jungen Menschen mitLebensbrüchen und "schwieriger Her-kunft". Ihr alltägliches Bemühen war es,diesen Menschen ein An-Sehen zu ge-ben, ein Gefühl für ihre Würde: Ich binwie Du.Es war dann fast folgerichtig, dass sichseit den achtziger Jahrendie Gemein-schaft auf den Weg des kontemplativenGebets und der Meditation machte alsWeg zur Erfahrung der essentiellen Ein-heit. Aus der Erfahrung der Einheit mitdem göttlichen Urgrund wächst das Wis-sen um die essentielle Einheit mit demAnderen und eine entsprechende Praxis:Ich bin wie Du.Und das ist der Weg, lieben zu lernen.

Hans-Jakob Weinz ktw

live Impuls VeranstaltungenBild: flickr.com/mrfink

Bild: Carola Nadler

Jetzt ist die Zeit,das Fenster zu öffnen

Sie leben allein, in Partnerschaft oderhaben eine Familie, engagieren sich eh-renamtlich und freiwillig für Menschen inNot und spüren, dass Sie jetzt eine Ver-schnaufpause brauchen. Oder Sie habeneine Arbeit, die Sie über alle Massen for-dert. Vielleicht fragen Sie sich, wo Sie inIhrem Leben eigentlich gerade stehenund ob Sie so weiter machen wollen wiebisher. Oder eine Krankheit belastet Sieund stellt vieles in Frage. Der Fernblickbietet Ihnen zwei Möglichkeiten des Inne-haltens an: die Oasenzeiten und eineSabbatzeit.

OasenzeitenDiese Angebote schenken Ihnen Zeit fürsich selbst, und Sie dürfen sich in einertherapeutisch begleiteten Gruppe aufge-hoben fühlen. Sie dürfen da sein mit al-lem was Sie belastet, bewegt, umtreibt.Sie können Ihrer Lebensgeschichtenachspüren und erfahren, dass Brüchig-keit und Unversehrtheit zu jedem Men-schen gehören. Sie treten in Kontakt mitIhrer inneren Quelle und ihrer heilendenund schöpferischen Kraft. Krisen könnenals Chance erfahren werden. Sie lassenverlockende Zukunftsbilder entstehen,richten Ihre Kräfte für den Alltag neu aus.Elemente sind: Impulse, Austausch inGruppen, spirituelle und therapeutischeBegleitung, praktische Mitarbeit in Hausund Garten, Mitleben in der Hausge-meinschaft.

SabbatzeitZur Gestaltung von Übergangssituatio-nen und Phasen der Neuorientierung be-steht die Möglichkeit, im Fernblick eineSabbatzeit zu machen. In diesen 3-6 Mo-naten nehmen Sie am Leben der Haus-gemeinschaft teil und arbeiten halb-zeitlich in Haus und Garten.

Kontakt und Vorgespräche für beideAngebote:Mona Lutz, [email protected]

Mehr Infos unter www.fernblick.ch

Bild: Carola Nadler

Nächste Daten sind:

14. - 26. April 20134. - 16. August 20131. - 6. Dezember 2013