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Ausgewählte Beispiele empirischer Untersuchungen Praktische Durchführung von Experimenten am Beispiel von Gedächtnis- und Wahrnehmungsleistungen Dietmar Gude Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund

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Ausgewählte Beispieleempirischer Untersuchungen

Praktische Durchführung von Experimentenam Beispiel von Gedächtnis- und Wahrnehmungsleistungen

Dietmar Gude

Institut für Arbeitsphysiologiean der Universität Dortmund

Page 2: Ausgewählte Beispiele empirischer Untersuchungen Praktische Durchführung von Experimenten am Beispiel von Gedächtnis- und Wahrnehmungsleistungen Dietmar.

Übersicht

• Wahrnehmung:Stroop-Effekt

• Gedächtnis:StrukturundFunktion

gelb gelb blau blau gelb

grün grün grün rot gelb

grün weiß gelb blau rot

schwarz rot rot  gelb blau

rot blau rot grün rot

grün grün blau rot grün

weiß gelb gelb blau blau

rot gelb grün grün gelb

blau rot rot  gelb grün

rot blau blau grün rot

Page 3: Ausgewählte Beispiele empirischer Untersuchungen Praktische Durchführung von Experimenten am Beispiel von Gedächtnis- und Wahrnehmungsleistungen Dietmar.

Stroop-Effekt: Einführung

• Gehört zu Klassikernder experimentellen Psychologie

• Auch heute nochhochaktuelles Forschungsthema

• 1935 zum ersten mal beschrieben,von U.S.-amerikanischem PsychologenJ. Ridley Stroop

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Stroop-Effekt: Demonstration

• Instruktion: Gehen Sie die Tabelle spaltenweise durchund nennen Sie dabei laut die Farben der „X-Reihen“ - so schnell wie möglich!(Sie beginnen also links oben mit „blau“, „rot“, „gelb“....)

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

XXXX XXXX XXXX XXXX XXXX

Page 5: Ausgewählte Beispiele empirischer Untersuchungen Praktische Durchführung von Experimenten am Beispiel von Gedächtnis- und Wahrnehmungsleistungen Dietmar.

Stroop-Effekt: Demonstration

• Instruktion: Gehen Sie die Tabelle spaltenweise durchund nennen Sie dabei so schnell wie möglich die Farben der Wörter(Sie beginnen also links oben mit „grün“, „blau“, „gelb“....)

gelb gelb blau blau gelb

grün grün grün rot gelb

grün weiß gelb blau rot

schwarz rot rot  gelb blau

rot blau rot grün rot

grün grün blau rot grün

weiß gelb gelb blau blau

rot gelb grün grün gelb

blau rot rot  gelb grün

rot blau blau grün rot

Page 6: Ausgewählte Beispiele empirischer Untersuchungen Praktische Durchführung von Experimenten am Beispiel von Gedächtnis- und Wahrnehmungsleistungen Dietmar.

Stroop-Effekt: Demonstration

• Instruktion: Gehen Sie die Tabelle spaltenweise durchund nennen Sie dabei so schnell wie möglich die Wörter(Sie beginnen also links oben mit „gelb“, „grün“, „grün“....)

gelb gelb blau blau gelb

grün grün grün rot gelb

grün weiß gelb blau rot

schwarz rot rot  gelb blau

rot blau rot grün rot

grün grün blau rot grün

weiß gelb gelb blau blau

rot gelb grün grün gelb

blau rot rot  gelb grün

rot blau blau grün rot

Page 7: Ausgewählte Beispiele empirischer Untersuchungen Praktische Durchführung von Experimenten am Beispiel von Gedächtnis- und Wahrnehmungsleistungen Dietmar.

Stroop-Effekt: Interpretation

• Bedingungen:- Text = XXXX, Buchstabenfarbe nennen:

Kontrollbedingung, leicht- Text = Farbwort, Buchstabenfarbe nennen:

Stroop-Effekt, schwer, Stottern, Lachen, Fehler- Text = Farbwort, Farbwort nennen:

Inverser Stroop-Effekt, etwas erschwert• Erklärung:

Interferenz von automatischem Lesen des Textesund kontrollierter Wahrnehmung der Zeichenfarbe

• Quantifizierung:Leistung (Zeit und Fehler!)

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Gedächtnis: Einführung

• Unerlässliche Vorraussetzungfür alle kognitiven Leistung des Menschen

• Zentrales Phänomen: Vergessen, siehe Vergessenskurve von Ebbinghaus (1885)

• Hier: DurchelementareVersucheHinweise aufStrukturund Funktiongewinnen

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Gedächtnis: Demonstration

• Instruktion: Vier Punkte in der Mitte für längere Zeitfixieren, dann auf neutralen Hintergrund sehen

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Gedächtnis: Interpretation

• Sensorisches Gedächtnis• Repräsentation der physikalischen Eigenschaften

von Reizen durch Rezeptoren für kurze Zeit• Formen

- Ikonisches Gedächtnis = Sehen- Echoisches Gedächtnis = Hören

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Gedächtnis: Demonstration

• Instruktion:- Vorgelesene Liste behalten- Eine Minute Pause- Aufschreiben (drei Minuten Zeit)

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Gedächtnis: Auswertung

0

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Hund

Fuchs Bus

Faust

Schro

tt

Haus

KleeM

und

Busch Zug Eis

Fax

Zwerg

Glut Lot

Gramm

Bild

Raum

Herd

Kind

Wort

ufi

gk

eit

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Gedächtnis: Interpretation

• Positionseffekt beim freien Reproduzieren,erwartetes Ergebnis siehe Abbildung

• Primacy undRecency Effect

• Spiegelt imWesentlichenLangzeit-gedächtniswider,„unbegrenzte“Kapazität

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Gedächtnis: Demonstration

• Instruktion:- Vorgelesene Liste behalten- Eine Minute Pause,

dabei von 257 in 3er-Schitt rückwärts zählen- Aufschreiben (drei Minuten Zeit)

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Gedächtnis: Auswertung

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

TorArm

Keks

Wur

mW

ert

Reis

Diens

t

Herbs

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zBal

l

Nacht

Strand Heu Uhr

Luft

Bier

Kost

Schnu

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Chef

Wort

ufi

gk

eit

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Gedächtnis: Interpretation

• Positionseffekt beim freien Reproduzieren mit Zwischenaufgabe

• Differenzierung von Arbeits- und Langzeitgedächtnis• Arbeitsgedächtnis:

Bewusst und expliziterinnerteInformationen,begrenzte Kapazität(7 +/-2 Items),Tricks gegenVergessen:Wiederholen,Chunking,Elaborieren

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Gedächtnis: Struktur und Funktion

• Sensorisches Gedächtnis:Repräsentation der physikalischen Eigenschaften von Reizen für sehr kurze Zeit

• Arbeitsgedächtnis:Bewusst und explizit erinnerte Informationen,begrenzte Kapazität (7 +/-2 Items)

• Langzeitgedächtnis: Alle prinzipiell abrufbaren Informationen, „unbegrenzte“ Kapazität

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Gedächtnis: Phänomene und Anwendungen

Phänomene Anwendungen

Serialer Positionseffekt(Primacy Effect, Recency Effect)

Vokabeln, Kino-Filme, Vorträge

Sensorisches Gedächtnis Kurzzeit-Einblendungenin der Werbung

Freies Reproduzieren vs. Wiedererkennen, Wiedererkennen ist besser

Syntax einer Funktion kann nicht reproduziert werden, wird aber im Handbuch sofort wiedererkannt

Treffer vs. falsche Alarme, „laxes“ Reaktionskriterium steigert Treffer, aber auch falsche Alarme

Antwortverhalten in Prüfungen, besser „Halbwissen“ anbietenals gar keine Antwort geben

Ähnlichkeit von Lernsituation und Abrufsituation verbessert Behaltensleistung

Theoretische Fahrprüfung, Simulation der Prüfungssituationmit Zeitdruck bereits in Lernphase