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Auslandsrundbrief 2011/2012 Aus der internationalen Arbeit des NABU und der NABU International Naturschutzstiftung

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Auslandsrundbrief 2011/2012

Aus der internationalen Arbeit des NABU und

der NABU International Naturschutzstiftung

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NABU International Naturschutzstiftungwww.NABU-International.de

Charitéstraße 310117 Berlin

Tel. 030 . 28 49 84 - 17 20Fax 030 . 28 49 84 - 37 20 [email protected]

IMPRESSUM

2013, NABU-Bundesverband

Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. www.NABU.de

Charitéstraße 310117 Berlin

Tel. 030 . 28 49 84 - 0Fax 030 . 28 49 84 - 20 00 [email protected]

RedaktionBritta Hennigs, Miriam Bittar, Pia Wiesner

Gestaltungwww.buchstabenschubser.de, Miriam Bittar

DruckDruckhaus Schöneweide GmbH; gedruckt auf 100 % Recyclingpapier,1. Auflage 01/2013

BildnachweisTitel: B. D’Amicis; Impressum: T. Sauer; Vorwort: S. Trepet; Danksagung: B. D’Amicis;Rückseite: NABU/S. Bender-Kaphengst

BezugDen Auslandsrundbrief erhalten Sie beim NABU-Natur-Shop, Gutenbergstraße 12, 30966 Hemmingen, Tel. 05 11.2 15 71 11, Fax 05 11.1 23 83 14, [email protected] oder unter www.NABU.de/shop (auch zum Download). Versandkosten werden Ihnen in Rechnung gestellt.

Art.-Nr. 9034

NABU International

Naturschutzstiftung

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INHALT

VORWORT 5

AFRIKA Wildkaffee-Heimat Kafa eingeweiht und ausgezeichnet 6Ungewöhnliche Entdeckung im Kafa-Biosphärenreservat 6Halbzeit im Klimaprojekt in Äthiopien 7Schutz für einen einzigartigen See in Äthiopien 8Zitronenpieper in Kenia akut vom Aussterben bedroht 8Wasser für die Elefanten 9Elefantenschutz in Kenia 10Partnerschaften im internatio nalen Naturschutz 10Mediale Aufmerksamkeit für Umweltbildungsprojekt 11Rettung für die Löwen im Vulkankrater 12Keine Schnellstraße durch die Serengeti 13

ASIEN Halbzeit im „Harapan Rainforest“ 13Leiser Jäger im Unterholz 14Saigaschutz in Kasachstan und Usbekistan 15Schneeleopardenschutz weitere zehn Jahre gesichert 16Zu Besuch bei den NABU-Schnee leoparden 17Besondere Auszeichnung für die Lena-Felsen 20Die NAJU unter Palmen 20

EUROPA Eine Heimat für den Kranich 21Moorschutz im russischen Wolgabecken 22Strommasten in Südrussland sollen vogelsicher werden 23Schutz des Östlichen Kaiseradlers an der Wolga 23Traurige Bilanz: Die Jagd nimmt deutlich zu 24NABU im Einsatz gegen Vogeljagd auf Zypern 25Naturschutz in Zeiten knapper Kassen 25Aktuelles aus der internationalen Naturschutzpolitik 26

KAUKASUS Volkszählung unter Schwergewichten zeigt Erfolge beim Artenschutz 27Eine Pufferzone für das Welt naturerbe Westkaukasus 28Kaukasus beherbergt viele unbekannte Arten 29Die Jahresvogelkampagne in Aserbaidschan 30Ein Buch für den Vogelschutz 30„Unternehmerinitiative Süd russland“ gegründet 31

WELTWEIT NAJU-Jugenddelegation bei UN-Naturschutzkonferenz 31Lauschangriff auf Heringshaie 32Kubanische Vogelberingung des NABU Großfahner ausgeweitet 33Kleinster Meeresdelfin der Welt akut vom Aussterben bedroht 34

DANKSAGUNG 35

HERAUSNEHMBARE ÜBERSICHTSKARTE IM INNENTEIL

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in den letzten Jahren ist offensichtlich geworden: Sofortiges Handeln käme für die biologische Vielfalt wesentlich kosten-günstiger als Nichtstun. Dennoch leidet der Naturschutz weltweit an chronischer Unterfinanzierung. Der NABU setzt sich auf allen Ebenen dafür ein, dass Naturschutzmittel aufgestockt werden: Wir begleiten die Kampagne für eine Stärkung des EU-Umwelt-programms LIFE, kämpften in Deutschland und Brüssel dafür, dass die Agrarsubventionen umweltfreundlicher eingesetzt werden und setzten uns in der elften Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konventionen über die biologische Vielfalt 2012 im indischen Hyderabad gemeinsam mit anderen Verbänden erfolg-reich für die Verdopplung der internationalen Naturschutzmittel bis 2015 ein.

Im Rahmen seiner internationalen Projekte hat der NABU in den vergangenen zwei Jahren einen Schwerpunkt im Klimaschutz durch Waldschutz gesetzt. Gemeinsam mit Part-nern setzen wir mittlerweile drei im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesumweltministeriums geförderte Projekte um. Im Fokus dieser Projekte steht neben dem Wald- und Klimaschutz immer auch die Verbesserung der Lebenssituation der lokalen Bevölkerung.

Der weitere Aufbau der 2009 vom NABU gegründeten NABU International Naturschutzstiftung ging ebenfalls erfolgreich voran. Die Stiftung dient dazu, die internationalen Projekte des Verbandes langfristig finanziell zu sichern. NABU Inter national fördert einerseits Projekte des NABU und hat andererseits eigene Projekte ins Leben gerufen und umgesetzt. So hat sich die Stif-tung gegen den Bau der geplanten Schnellstraße durch die Seren-geti eingesetzt und politische Lobbyarbeit sowie Öffentlichkeits-arbeit zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Hector- und Maui-Delfine in Neuseeland durchgeführt. Ein Tigerschutz-projekt im indischen Valmiki ergänzt das bereits bestehende langjährige NABU-Engagement in Indien mit TeeGeschwender.

Besonders traditionsreich ist das Schneeleopardenprojekt, das der NABU seit nunmehr fünfzehn Jahren in Kirgistan umsetzt. Aufgrund politischer Unruhen und häufiger Regierungs-wechsel ist die dortige Arbeit nicht immer ohne Widerstände.

Gemeinsam mit dem kirgisischen Umweltminister Bijmyrsa Toktoraliev unterzeichneten wir im Mai 2011 die Verlänger ung der Verträge um weitere zehn Jahre und konnten so die Zukunft des Projektes sicherstellen. Die Treffen mit der kirgisischen Staatspräsidentin Rosa Otunbajewa und ihrem Nachfolger Almasbek Atambajew festigten die enge Zusammen arbeit und legten den Grundstein für das geplante globale Schneeleoparden-forum mit den Staatspräsidenten der Verbreitungsstaaten 2013 in Bischkek.

Ein ebenso wichtiger Baustein wie die hauptamtlichen Projekte des NABU-Bundesverbandes sind die viel fältigen ehrenamt-lichen Projekte, die NABU-Aktive in den Schwerpunktregionen Afrika, Kaukasus und Mittelasien durchführen. Jahr für Jahr arbeiten NABU-Mitglieder der fünf internationalen Bundes-arbeitsgruppen engagiert ehrenamtlich für den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume. Ob für den Saigaschutz in Kasachstan, den Zitronenpieper in Afrika, den Zugvogelschutz auf Zypern oder die Heringshaie in deutschen Gewässern.

Allen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitstreitern möchte ich an dieser Stelle für ihr Engagement danken. Ich wünsche Euch auch weiterhin viel Erfolg und Freude bei euren inter-nationalen Projekten. Außerdem danke ich allen Förderern und Spendern, insbesondere den 150 NABU-Gruppen, die die inter-nationale Arbeit des NABU in den letzten zwei Jahren finanziell unterstützten.

Viel Spaß beim Lesen und Weitergeben wünscht Ihr

Thomas Tennhardt

NABU-VizepräsidentLeiter Fachbereich Internationales und Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung

VORWORT

Liebe Freunde und Unterstützer der internationalen Arbeit, liebe NABU-Aktive,

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anlässlich des 40-jährigen Bestehens des UNESCO- Programms „Der Mensch und die Biosphäre“ (MAB) in Dresden bekannt gegeben. Dort zeigte sich auch der äthio pische Minister für Wissenschaft und Technologie Dessie Dalkie Dukamo sehr zufrieden und lobte die Zusammenarbeit mit dem NABU für Biosphärenreservate und Klimaschutz in Äthiopien.

Anlässlich des Internationalen Jahres des Waldes wurde die Kafa-Region außerdem durch die Food and Agriculture Orga-nization (FAO) und die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) als Fallbeispiel für Waldschutz im Band „Mountain Forests in a Changing World” vorgestellt.

Weitere Informationen unterwww.kafa-biosphere.com

Text: Svane Bender-Kaphengst NABU-Leiterin AfrikaprogrammKontakt: [email protected]

AFRIKA

Ungewöhnliche Entdeckung im Kafa-BiosphärenreservatWildlife-Fotograf Bruno D’Amicis foto-grafiert erstmals Löwin in BergnebelwaldEin besonderer Nachweis gelang Wildtier-Fotograf Bruno D’Amicis Anfang 2012 in Äthiopien. Als er im Auftrag des NABU in das Kafa-Biosphärenreservat reiste, beobachtete und fotografierte er dort ein Löwen-Weibchen. Bisher konnte der laut Roter Liste der IUCN als gefährdet eingestufte Afrikanische Löwe nur außerhalb von Regenwäldern, meist in der Savanne, dokumentiert werden.

Das Kafa-Biosphärenreservat zeichnet sich durch seine afromontanen Regen- und Bergnebelwälder aus, die als Ursprungsregion für Arabica-Kaffee gelten und neben dem wilden Kaffee zahlreiche seltene Tier- und Pflanzen arten bergen.

Wildkaffee-Heimat Kafa eingeweiht und ausgezeichnet Erfolgreiches Jahr für eines der ersten Biosphärenreservate Äthiopiens

Nach rund drei Jahren Vorbereitung war es im Juni 2010 endlich soweit: Die UNESCO nahm das Kafa-Biosphären-reservat in Südwest-Äthiopien in das weltweite Biosphären-reservats-Netzwerk auf. Der NABU hatte sich gemeinsam mit Partnern wie der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammen-arbeit (GIZ), GEO schützt den Regenwald e.V. und Original Food über Jahre dafür eingesetzt, eines der ersten UNESCO- Biosphärenreservate in Äthiopien aufzubauen.

Kafa ist mit rund 760.000 Hektar etwa halb so groß wie Schleswig-Holstein und gilt als die Ursprungsregion des Arabica-Kaffees. Seine majestätischen Bergnebelwälder beher-bergen viele seltene Tier- und Pflanzenarten, darunter auch den wildwachsenden Arabica-Kaffee.

Im März 2011 lud der NABU gemeinsam mit dem zustän-digen Ministerium und der Regionalregierung zur offiziellen Eröffnungsfeier in die immergrüne Bergnebelwaldregion ein. Neben zahlreichen Staatsministern, internationalen Partner-organisationen, den Mitgliedern der NABU-Unternehmer-initiative sowie 7.000 Anwohnern und Vertretern der Gemeinden folgte auch Äthiopiens Staatspräsident Girma Wolde Giorgis der Einladung.

Das Programm bot einen Mix aus feierlichen Festreden, Ehrung der aktiven Unterstützer der Biosphärenreservats- Initiative sowie Tanz und Theater.

Weltweit gibt es 598 Biosphärenreservate in 117 Staaten (Stand: Juli 2012). Dass Kafa etwas Besonderes ist, zeigte sich besonders im Laufe des Jahres 2011. So wurde das Gebiet als eines der erfolgversprechendsten UNESCO-Biosphären reservate für Klimaschutz gewürdigt. Diese Auszeichnung wurde

Mehrere Tausend Menschen feierten mit dem äthiopischen

Präsidenten und dem NABU die Eröffnung des Kafa-Biosphären-

reservates. © NABU /S. Bender-Kaphengst

Diese Afrikanische Löwin wurde im Bergnebelwald Kafa in

Äthiopien fotografiert. © B. D’Amicis

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Ein weiterer Beitrag zum Erhalt der Wälder ist die Über-führung einzelner Waldgebiete in eine nachhaltige Wald-bewirtschaftung (Participatory Forest Management). Für 8.000 der geplanten 10.000 Hektar Wald haben die anliegenden Gemeinden bereits die Waldnutzungsrechte von der Lokal-regierung übertragen bekommen und nutzen den Wald nachhaltig, zum Beispiel durch die Ernte und den Verkauf von Wildkaffee, Waldhonig und Gewürzen.

Um das Bewusstsein für Wald-und Klimaschutz in der Bevölkerung zu stärken, arbeiten seit über einem Jahr 30 Ranger im Rahmen des Projekts. Sie erhielten ein speziell ausgerichtetes Training und unterstützen das äthiopische NABU-Team in den verschiedenen Projektaktivitäten, zum Beispiel bei Wiederaufforstungen und Waldmonitoring.

Die regionale Entwicklung zu fördern ist ein weiteres Projektziel. Hierfür wurde ein Tourismuskonzept für Kafa entwickelt, das nun vom äthiopischen BirdLife Partner Ethio-pian Wildlife and Natural History Society (EWNHS) in die Tat umgesetzt wird. Momentan werden alle Vorbereitungen für den Ausbau eines Wanderwegenetzes und die Konstruktion von Aussichtstürmen, Picknickstellen und Campingplätzen getroffen. Begleitend werden Trainingsmodule für verschiedene Hotels, Restaurants, Cafés und Touristenführer angeboten, um so die Region besser auf internationale Besucher vorzubereiten und den touristischen Standard vor Ort zu erhöhen.

Weitere Informationen unterwww.kafa-climate-forest.com

Text: Daniela TungerNABU-Projektreferentin Klima/Wald ÄthiopienKontakt: [email protected]

nur die vom Projekt benötigten Öfen, sondern konnten sich in der Region als Ofenproduzenten etablieren. Mittlerweile verdienen sie mit dem Verkauf weiterer Öfen ihren Lebens-unterhalt, denn die Nachfrage in der Bevölkerung ist groß.

AFRIKA

Das Vorkommen von Löwen im Kafa-Biosphärenreservat im Süd westen Äthiopiens konnte immer wieder von der dort lebenden Bevölkerung beobachtet, bisher jedoch noch nicht fotografisch nachgewiesen werden. Da der Süden Äthiopiens als wichtige Migrationsroute für Löwen zwischen Ost- und Zentralafrika gilt, wird angenommen, dass die Tiere die Region in der Trockenzeit durchziehen.

In ganz Afrika gibt es nach Experten-Schätzungen nur etwa 23.000 bis 39.000 Löwen, in Äthiopien nur noch 1.000 bis knapp 1.500 Tiere. Ihre Verbreitung und ihr Bestand sind in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Gründe dafür sind der Verlust und die Verkleinerung ihres Lebensraums durch die zunehmende Bevölkerung und die Abnahme wilder Beute-tiere. Der NABU plant nun, einen Fonds zum Schutz der in Kafa lebenden Löwen einzurichten, der die lokale Bevölkerung im Fall von Übergriffen auf Haustiere unterstützt und entschädigt.

Mehr zu Wildlife-Fotograf Bruno D’Amicis unterwww.brunodamicis.com

Text: Svane Bender-KaphengstNABU-Leiterin Afrika-Programm,Britta HennigsNABU-Referentin internationale Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitKontakt: [email protected]

Halbzeit im Klimaprojekt in ÄthiopienFortschritte beim Schutz der BergnebelwälderIm Kafa-Biosphärenreservat im Südwesten Äthiopiens setzt der NABU ein Klimaprojekt zum Schutz und Erhalt der letzten Bergnebelwälder um. Das Projekt läuft von 2009 bis 2013 und wird im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesumweltministerium gefördert. Zweieinhalb Jahre nach Projektstart kann von vielen Fortschritten berichtet werden:

In 53 Baumschulen, die von Gemeindemitgliedern gepflegt und gemanagt werden, wachsen die Setzlinge für die Wieder-aufforstung und die Gemeindeplantagen in den Pufferzonen heran. Die zu bepflanzenden Gebiete wurden im Rahmen einer Gemeinde- und Waldanalyse identifiziert und werden nun Schritt für Schritt bepflanzt. Mittlerweile sind es 150 Hektar, die mit einheimischen Naturarten und Nutzbäumen aufgeforstet wurden. Auch die Bepflanzung der 1.500 Hektar Gemeinde-plantagen, die als alternative Holzquelle dienen sollen, schreitet voran. Um den Druck auf den Wald weiter zu reduzieren, verteilte der NABU insgesamt 11.200 energiesparende Öfen an Haushalte mit hohem Holzverbrauch im Kafa-Biosphären-reservat. Für die Herstellung dieser Öfen wurden 50 arbeitslose junge Männer und Frauen ausgebildet. Sie produzierten nicht

© B. D’Amicis

NABU-Ranger unterstützen die Gemeinden bei der Arbeit

in den Baumschulen.

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AFRIKA

Zitronenpieper in Kenia akut vom Aussterben bedroht Strukturwandel und Intensivierung der Land-wirtschaft verdrängen artenreiches Grünland Die NABU-Partnerorganisation Nature Kenya hat in Kenia 18 sogenannte Site Support Groups (Umweltgruppen an Orten hoher biologischer Vielfalt) gegründet. Eine von ihnen ist die „Friends of Kinangop Plateau“–Gruppe, die sich unter anderem für den Erhalt und Schutz von etwa 77.000 Hektar Grünland im kenianischen Hochland einsetzt. Es ist Lebensraum vieler bedrohter Pflanzen- und Vogelarten und darüber hinaus der Weltverbreitungsschwerpunkt für den in Kenia endemischen Zitronenpieper (Hemimacronyx sharpie).

Dem quittegelben Pieper wird der grüne Lebensraum sprichwörtlich unter dem Nest umgebrochen. Die traditionelle Landnutzung durch Weidevieh wie Kühe oder Schafe wird immer seltener praktiziert, weil sie gegen die hohen Erlöse aus dem Gemüseanbau und Ackerbau nicht konkurrieren kann. Die Einheimischen nennen den Zitronenpieper in Kikuju „gathonjo ka werũ-ini“, was so viel heißt wie „der webervogel-artige Vogel, der nur im Grasland lebt“. Er kommt ausschließ-lich an einigen wenigen Stellen im Hochland von Kenia vor und ist aufgrund der dramatischen Veränderungen in der Land-nutzung hochgradig vom Aussterben bedroht.

Das Verbreitungsgebiet des endemischen Zitronenpiepers

Schutz für einen einzigartigen See in ÄthiopienNABU startet weiteres Projekt zur Einrichtung eines Biosphärenreservates

Der Tanasee im Nordwesten Äthiopiens ist einer der größten Seen Afrikas und Quellgebiet des Blauen Nils. Seine Wasser-ressourcen sind Lebensgrundlage für die lokale Bevölkerung und nähren die größten Feuchtgebiete Äthiopiens. Diese zählen zu den bedeutendsten Brut- und Überwinterungsräumen für mittel- und nordeuropäische Wasser- und Singvögel. Auch der europäische Kranich findet hier in den Monaten November bis Februar ideale Überwinterungsmöglichkeiten nach seiner langen Reise. Rund 22.000 der 450.000 Kraniche wurden am Tanasee gezählt. Auch Nilpferde, Krokodile, Warane und seltene Fischarten bevölkern den See und seine Umgebung. Besucher des Gebiets sind fasziniert von der außergewöhnlichen Vogel-welt, idyllischen Bootsfahrten zu Klosterinseln und den beein-druckenden Wasserfällen des Blauen Nil.

Gemeinsam mit der Michael-Succow-Stiftung hat der NABU Anfang des Jahres 2012 ein Projekt zur Einrichtung eines UNESCO-Biosphärenreservats gestartet. Mit Unter-stützung der Regierung und der Bevölkerung vor Ort soll das wertvolle Naturgebiet des Tanasees langfristig geschützt und die Entwicklung der Region nachhaltig gestaltet werden.

Denn obwohl Äthiopien den Tourismus am Tanasee ausbauen möchte, ist die Region als Wachstumskorridor vorgesehen; der Tanasee und die Nilfälle sind von einem Wasserkraftwerk bedroht. Großflächige Agrarinvestitionen verwandeln die lebendige Gegend in monotone Landschaften und ziehen Migranten an. Durch den mit dem Bevölkerungs-wachstum einhergehenden hohen Ressourcendruck werden die Ökosysteme in und um den See zunehmend übernutzt. Viele Tier- und Pflanzenarten verschwinden, die sensiblen Feucht-

gebiete und Waldreste um Kirchen und Kloster werden immer kleiner. Mit dieser Entwicklung ist auch die Lebensgrundlage der Bevölkerung bedroht.

Im Rahmen des erfolgreichen Aufbaus des Kafa-Biosphären reservates im Südwesten Äthiopiens schloss der NABU mit dem zuständigen Ministerium und der UNESCO 2009 ein Abkommen, um weitere Biosphärenreservate im Land einzurichten. Dieser Vereinbarung folgend wurde Anfang des Jahres 2012 nun ein Projektbüro in Bahir Dar am Tanasee eröffnet und ein Projektteam aus sechs Äthiopiern und zwei Deutschen zusammengestellt. Nun soll der Zonierungsprozess starten, um die verschiedenen Zonen des Biosphärenreservates mit den betroffenen Gemeinden festzulegen und auszuweisen. Parallel dazu soll eine funktionierende Schutzgebiets verwaltung aufgebaut und der Status des Gebietes bei der UNESCO bean-tragt werden. Um der starken Übernutzung der Landschaft entgegenzuwirken, sollen bodenschonende Landwirtschaft und alternative Formen des Wald- und Feucht gebietsmanagements erarbeitet werden. Neben Ökotourismus als neuer Einkommens-quelle ist auch die Vermarktung regionaler Produkte durch ein äthiopisch-deutsches Unternehmen geplant.

Text: Svane Bender-KaphengstNABU-Leiterin AfrikaprogrammKontakt: [email protected]

Der 3.156 km² große Tanasee gilt als der Wasserturm Afrikas.

© NABU /S. Bender-Kaphengst

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BAG Afrika verstärkt nach Wegen suchen, wie der verblie-bene Lebensraum des Zitronenpiepers geschützt und der Art geholfen werden kann.

Text: Werner SchröderSprecher der NABU-Bundesarbeitsgruppe AfrikaKontakt: [email protected]

AFRIKA

konzentriert sich im Wesentlichen auf drei Standorte: Das Kinangop Plateau, das Mau Narok Gebiet und das Grasland an der nordöstlichen Seite des Mount Kenya. Winzige Rest-popula tionen existieren noch an den östlichen Hängen des Mount Elgon und der Aberdare Berge. Der Bestand wurde von BirdLife International bisher auf 10.000 bis 20.000 Vögel geschätzt. Neuere Untersuchungen von D. Kimani (2009, in litt.) gehen von weniger als 2.000 Individuen aus.

Die im Juni bis August 2012 von den Friends of Kinangop und Mitgliedern der NABU-Bundesarbeitsgruppe Afrika (BAG Afrika) durchgeführte Bestandserhebung des Zitronenpiepers im Kinangop Hochland ist mehr als ernüchternd. Über drei Wochen wurden mit GPS-Geräten das verbliebene Grasland vermessen und die dort noch vorkommenden Individuen gezählt. Circa 2.200 Hektar, weniger als drei Prozent der 77.000 Hektar des Hochlandes, sind nach der Untersuchung noch nennenswerte Lebensräume für den Zitronenpieper. Vor Kurzem noch als intaktes Grasland bezeichnete Flächen waren umgebrochen. Das Ausmaß an Fragmentierung führt zur Zerschneidung des Grünlandes, das den Lebensraum-ansprüchen des Zitronenpiepers nicht mehr entspricht. Insgesamt wurden nur noch 322 Zitronenpieper erfasst, ein dramatischer Rückgang.

Das verbliebene Grünland im Kinangop Hochland ist in den letzten Jahren um mehr als 60 Prozent zurückgegangen, beziehungsweise in einem so schlechten Zustand, dass es vom Zitronenpieper nicht mehr als Lebensraum genutzt werden kann. Ähnlich wie in Deutschland steht der Naturschutz in harter Konkurrenz mit der Landwirtschaft und Investoren, die das Land für Plantagenwirtschaft oder Schnittblumenanbau zu einem extrem hohen Preis kaufen. Der Trend ist nur durch Landkauf für den Naturschutz aufzuhalten und das so gerettete Grünland muss nachhaltig durch Schafbeweidung bewirtschaftet werden.

Gemeinsam mit den lokalen Partnern, der BirdLife International Partnerschaft, der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld und der Universität Bielefeld wird die

Wasser für die ElefantenDickhäuter dursten im kenianischen Arabuko-Sokoke Wald

Mit nur noch 322 Exemplaren gehört der Zitronenpieper zu einer

stark bedrohten Vogelart. © NABU/W. Schröder

Bleibt der Regen lange aus, gibt es im Arabuko-Wald keine natür-

liche Wasserstelle mehr. © NABU/W. Schröder

Durch die sehr geringen Niederschläge in den letzten beiden Jahren an der Nordküste Kenias fiel auch im Arabuko-Wald zu wenig Regen. Von den etwa 40 Wasserlöchern war Anfang August 2011 nur noch der Arabuko-Sumpf übrig, der wenig später ebenfalls austrocknete. Die gleiche Situation erlebten wir im Jahr 2012. Waldantilopen und andere Kleinsäuger können damit gut umgehen, die im Wald lebenden Elefanten jedoch nicht. Der Arabuko-Wald ist – bis auf ein 15 Kilometer breites Stück – mit einem elektrischen Elefantenzaun umgeben. Dieser wurde errichtet, um Konflikte zwischen den Elefanten und den lokalen Bauern zu verhindern. Wenn der Regen jedoch lange ausbleibt, gibt es keine natürliche Wasserstelle mehr im Wald. Im Juli und August wurden die Elefanten mehrmals täglich im Arabuko-Sumpf gesehen, wo sie verzweifelt nach Wasser gruben. Gemeinsam mit dem Kenya Wildlife Service lieferten Tierschützer aus Malindi und Watamu daraufhin mit Tank-wagen Trinkwasser für die Elefanten. Eine dauerhafte Lösung kann das jedoch nicht sein.

Das Problem ist nicht neu. Bereits 2006 versuchten der NABU und sein Partner Nature Kenya eine dauerhafte Lösung zu finden, jedoch ohne Erfolg. Fünf Jahre später versuchte Nature Kenya erneut alle Gesprächspartner im Rahmen eines Elefanten-Workshops an einen Tisch zu bringen, was jedoch an nicht vorhandenen Mitteln scheiterte.

Für die Lösung des Wasserproblems stünden das Fördern

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Text: Britta HennigsNABU-Referentin internationale Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitKontakt: [email protected]

Elefantenschutz in KeniaNABU International hilft den Elefanten der Maasai Mara

Für die Tiere in der Maasai Mara, einem nördlichen Ausläufer der Serengeti, stellt die größte Bedrohung die Wilderei dar. Während riesige Herden Gnus, Zebras und Antilopen das Gebiet Jahr für Jahr auf der Suche nach Wasser und frischem Weideland durchziehen, töten Wilderer Tausende Tiere, darunter auch Elefanten. Die NABU International Naturschutz-stiftung unterstützt ein Projekt des Anne Kent-Taylor Funds zum Schutz von Elefanten und anderen Wildtieren in Kenias Maasai Mara. Dabei hilft NABU International beim Aufbau einheimischer Anti-Wilderer-Einheiten. Außer Kontrollfahrten durch das Gebiet leisten sie wichtige Aufklärungsarbeit in den Schulen und Dörfern ihrer Heimat. Damit machen sie die Menschen um das Gebiet der Maasai Mara auf Erhaltungs-probleme aufmerksam, schaffen Toleranz und können sie so für den Schutz der Wildtiere sensibilisieren.

In und um das Gebiet der Maasai Mara leben heute mehr als zwei Millionen Menschen. Die stetig wachsende Bevöl-kerung, der Wandel vom Nomadentum zur landwirtschaftlichen Lebensform und immer größeren Haustierherden belasten das Ökosystem des sensiblen Gebietes. Der steigende Bevölkerungs-druck hat auch einen Anstieg der Wilderei zur Folge.

Wilderer jagen meist in der Nacht, um Patrouillen zu entgehen. Sie setzen Hunde, starke Scheinwerfer und Auto-hupen ein, um die Tiere von ihren Wegen abzulenken. Dann töten sie sie mit Macheten und Pfeilen. In der Maasai Mara nutzen Wilderer meist Drahtschlingen zur Jagd. Sie basteln die Fallen aus allem was sie finden können, zum Beispiel Telefon- oder Zaundrähten, und legen sie entlang der Wander-

AFRIKA

von oberflächennahem Wasser, das Anzapfen des Grund-wassers für eine Tränke oder die Wasserversorgung durch eine Wasserleitung zur Auswahl. Alternativ werden das Öffnen eines Korridors oder die Umsiedlung aller Elefanten in andere Schutzgebiete diskutiert. Letzteres hätte möglicherweise auch positive Auswirkungen auf die übrige biologische Vielfalt im Wald, denn die Schädigungen der Bäume nehmen mit der wachsenden Elefanten-Population dramatisch zu.

Der NABU stellt für 2013 Mittel für die Durchführung eines Elefanten-Workshops bereit. Dieser soll alle zivil-gesellschaftlichen und behördlichen Partner an einen Tisch holen, um Lösungen zu finden, die sowohl den Menschen und Elefanten als auch dem Wald gerecht werden.

Für die Elefanten hoffen wir nun, dass vor der nächsten Trockenperiode 2013 eine nachhaltige Lösung gefunden wird.

Text: Werner SchröderSprecher der NABU-Bundesarbeitsgruppe AfrikaKontakt: [email protected]

routen und in der Nähe von Wasserlöchern aus. Obwohl die Drahtschlingen billig und einfach herzustellen sind, sind sie besonders gefährlich. Neben Elefanten geraten auch Löwen, Leoparden, Hyänen, Antilopen und Zebras hinein. Elefanten können sich dank ihrer Kraft oft aus den Fallen befreien, erleiden dabei jedoch meist qualvolle Verletzungen, die oft zu dem Verlust eines Beines oder ihres Rüssels und letztendlich zum Tod führen können.

Die Anti-Wilderer-Einheiten benutzen für die Patrouillen ein eigenes Fahrzeug, das ihnen NABU International zur Verfügung gestellt hat. Sie sammeln die Schlingen ein und vernichten sie, damit sie nicht wiederverwendet werden können. So konnten sie bereits Tausende Wildtiere vor dem Tod retten. Verletzte Tiere pflegen Veterinäre des kenianischen Wildlife Service gesund und entlassen sie nach Möglichkeit zurück in die Freiheit.

Anti-Wilderer-Einheiten sammeln von Wilderern ausgelegte Draht-

schlingen und vernichten sie. © A. K. Taylor

Partnerschaften im internatio-nalen NaturschutzSamuel Bakari von „Friends of Kinangop Plateau“ besucht DeutschlandIm Rahmen seiner internationalen Naturschutzarbeit hat der NABU eine Partnerschaft mit der Umweltgruppe „Friends of Kinangop Plateau“ (FoKP) ins Leben gerufen. Gemeinsames Ziel ist die Intensivierung der Zusammenarbeit sowie der Schutz und Erhalt von Grünland im Hochland des Kinangop Plateaus. Zudem verfolgen beide Partner im gleichen Maße die vier Hauptziele von BirdLife International: den Erhalt von Arten und Orten, den Schutz von Lebensräumen sowie die Verbesserung der

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die großartige Unterstützung von Werner Schröder von der NABU-Bundesarbeitsgruppe Afrika, Bernhard Walter, dem Direktor der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld und Dr. Wolfgand Beisenherz vom NABU Bielefeld wäre mein Deutschlandbesuch nicht so erfolgreich verlaufen. Außerdem danke ich dem NABU-Kreisverband Gütersloh, der mir für unsere Arbeit in Kinangop ein Fernglas überreicht hat, das wir für Vogelmonitoring und Führungen nutzen können.

Lebensgrundlage der Menschen. Der NABU unterstützt die FoKP vor allem bei der Förderung nachhaltiger Landnutzung, der erfolgreicheren Vermarktung von Produkten des „Njabini Wool Spinning Workshop“, Umweltbildungsmaßnahmen sowie dem Ausbau des Ökotourismus. Dabei profitieren beide Partner von den Erfahrungen und Fertigkeiten des jeweils anderen.

Das Kinangop Grünland beheimatet eine ganz besondere Tier- und Pflanzenwelt und wurde zum „Important Bird Area“-Gebiet deklariert. Doch der endemische Zitronenpieper (Hemima-cronyx sharpie), dessen Lebensraum sich durch intensive Land-nutzung und Fragmentierung drastisch verkleinert und qualitativ verschlechtert hat, ist heute vom Aussterben bedroht. Ebenso ergeht es weiteren Vogelarten wie dem Aberdare Zistensänger (Cisticola aberdare) oder der Leierschwanzwidah (Euplectes jacksoni).

Mein Name ist Samuel Bakari und ich bin Koordinator

des „Njabini Wool Spinning Workshop“, eines Gemeinschafts-projektes der FoKP. Die FoKP setzten sich für den Schutz des Kinangop Graslandes ein, indem sie Landwirten und Vieh-haltern nachhaltige Alternativen zum Erhalt ihrer herkömm-lichen Arbeitsmethoden bietet. Denn immer mehr Viehalter und Besitzer von Grünland verkaufen ihr Land an Investoren, die daraus Ackerland machen. Die Änderung der Land-nutzung wirkt sich oft zerstörerisch auf das Kinangop Plateau als Lebensraum aus.

Im Frühsommer 2012 lud mich die NABU-Bundesarbeits-gruppe Afrika für drei Wochen nach Deutschland ein. Ich suchte nach Möglichkeiten, meine Fähigkeiten im Wollefärben und in der Anlage von Färbergärten für die Herstellung ökolo-gischer Farben auszubauen und diese an die Mitglieder der FoKP weiterzugeben.

In Essen nahm ich an einem Färberworkshop der NGO Sevengardens teil. Hier lernte ich, wie man Farbe aus Pflanzen gewinnt und diese nutzen kann. Es ist eine umweltfreundlichere Methode als die, die im Workshop praktiziert wird, und in Kenia fast in Vergessenheit geraten.

In der zweiten Woche besuchte ich die Peter August Gesamtschule in Werther, die Partnerschule einer kenianischen Sekundarschule. Hier konnte ich durch Umweltbildung das Bewusstsein der Schüler für den Naturschutz schärfen und neue Kontakte knüpfen. Es entstand der Plan, im nächsten Jahr wieder einen Schüleraustausch durchzuführen. In der Stadt Werther nahm ich am Umwelttag teil und berichtete über unsere Arbeit in Kinangop.

Während eines Praktikums in der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld lernte ich viel über die Bewirtschaftung von Grünland und Umweltbildung, was mir sowohl für mein Studium als auch meine Arbeit im praktischen Naturschutz von Nutzen ist. Ich lernte, wie man Vögel beringt, ihnen Blutproben entnimmt und den Umgang mit Kamerafallen für das Monitoring.

Insgesamt war meine Zeit in Deutschland sehr interessant. Ich lernte unterschiedliche Leute und Organisationen kennen und erfuhr viel über die deutsche Kultur. Über meinen Besuch wurde sogar umfassend in den lokalen Medien berichtet. Ohne

AFRIKA

Während seines Deutschlandaufenthaltes konnte Bakari sein

Wissen über das Wollefärben erweitern. © BAG Afrika

Mediale Aufmerksamkeit fürUmweltbildungsprojektFilm dokumentiert NABU-Arbeit in DschibutiDer Zoo und die Zooschule Landau realisieren seit 2002 ein langfristig angelegtes Kooperationsprojekt. Ziel ist es, die Voraussetzungen für schulische Umwelterziehung in der nord-ostafrikanischen Republik Dschibuti zu schaffen, diese in Gang zu bringen und dauerhaft zu unterstützen. Für die Umwelt-bildung in Dschibuti wurden eigens Unterrichts einheiten und -materialien entwickelt, die auch maßgeblich durch die finan-zielle Unterstützung des NABU möglich wurden. Im Rahmen des Projektes besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem dschibutischen Ökologen Houssein A. Rayaleh von der lokalen Naturschutzgesellschaft Djibouti Nature – dem BirdLife-Partner in Dschibuti.

Text: Samuel BakariFriends of Kinangop PlateauKontakt: [email protected]

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Mitte April 2011 reisten der Landauer Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel und die Grundschullehrerin Nadine Ziellenbach im Auftrag des NABU erneut nach Dschibuti. Ziellenbach war mehrere Jahre als Zoopädagogin tätig und hatte im Rahmen einer Examensarbeit französischsprachige Unterrichts materialien zur Umweltbildung erstellt.

In Dschibuti wurden Fortbildungsworkshops für dschi-butische Grundschullehrer durchgeführt, um einen lang-fristigen und effektiven Einsatz der Unterrichtsmaterialien gewährleisten zu können. Dr. Heckel koordinierte gemeinsam mit Kollegen von Djibouti Nature weitere Maßnahmen zum Schutz des kritisch bedrohten, endemischen Dschibuti-Frankolin (Francolinus ochropectus). Mit dabei war außerdem ein Filmteam der Mannheimer Firma TeVau Filmproduktion unter der Regie von Dr. Paul Schwarz. Es dokumentierte die Workshops sowie unterschiedliche Naturschutzarbeit vor Ort. Der gut 30-minütige Film zeigt neben eindrucksvollen Naturaufnahmen auch die Arbeit von Nature Djibouti, die Zusammen arbeit mit dem NABU und die Schutzbemühungen für den Forêt du Day im Goda Bergmassiv. Dort ist eins von zwei Vorkommen des Dschibuti-Frankolin zu finden, dessen Lebensraum dramatisch verändert wird.

Der entstandene Film wurde bereits auf einigen internationalen Tagungen präsentiert und wurde Anfang September 2012 während des IUCN World Conservation Congress in Jeju (Korea) gezeigt.

AFRIKA

Rettung für die Löwen im Vulkankrater Erster Löwe erhält Satellitenhalsband

Filmarbeiten während des Fortbildungsworkshops für

dschibutische Grundschullehrer. © Dr. J.-O. Heckel

Eine DVD des deutsch- oder englischsprachigen Dschibuti-Films ist für 9,50 Euro zzgl. Versandkosten im Zoo Landau in der Pfalz erhältlich ([email protected]).

Text: Dr. Jens-Ove HeckelNABU-Bundesarbeitsgruppe Afrika undDirektor des Zoo Landau in der PfalzKontakt: [email protected]

Der Ngorongoro-Krater mit seiner fruchtbaren Ebene liegt in Tansania am Rande der Serengeti. In der Sprache der Massai bedeutet Ngorongoro „Das große Loch“. Und dieser Name ist bezeichnend. Vor zwei Millionen Jahren brach der Kegel eines massiven Vulkans zusammen und schuf den von steil abfal-lenden Wänden umgebenen 20 Kilometer breiten Kessel. Sein Kraterrand erhebt sich bis zu 2.440 Meter über den Meeres-spiegel und umringt vulkanische, wasserreiche Böden, die einer einzigartigen Vielzahl von Wildtieren wie Löwen, aber auch Spitzmaulnashörnern, Leoparden, Elefanten, Büffeln, Nilpferden, Gnus und Zebras einen idealen Lebensraum bieten.

Aufgrund der steilen Wände des Ngorongoro sind die Löwen wie eingekesselt. Zwischen dem Ngorongoro-Krater und der benachbarten weitläufigen Serengeti gibt es nur wenige Verbindungswege. Im Umland des Krater-Schutzgebietes haben sich die Massai mit ihren Kuh- und Ziegenherden ausgebreitet und stellen eine Barriere für den lebenswichtigen genetischen Austausch der Löwen dar. Massai-Krieger verfolgen und töten zu- und ab wandernde Löwen als Tapferkeitsritual mit Speeren und um sich für gerissene Herdentiere zu rächen. Die Folge dieser genetischen Isolation ist eine durch Inzucht verursachte erhöhte Anfälligkeit für tödliche Infektionskrankheiten, Zeugungs-unfähigkeit und eine hohe Sterblichkeitsrate der Jungtiere. Heute leben nur noch 46 Löwen in dem ehemaligen Vulkankrater – weniger als die Hälfte der ursprünglichen Population.

Professor Craig Packer erforscht seit mehr als 30 Jahren die Löwen der Serengeti. Gemeinsam mit ihm und der Unterstüt-zung von National Geographic hat die NABU International Naturschutzstiftung ein Projekt zum Schutz der aussterbenden Löwen gestartet. Ziel ist es, einen sicheren Korridor zwischen der Serengeti und dem Ngorongoro-Krater zu schaffen. Im Oktober 2012 wurde dafür der Löwe „Young Tom“ mit einem GPS-Sender ausgestattet. Das Halsband stört Tom nicht und verrät uns durch regelmäßige Signale, wo sich das Tier genau aufhält und welche Routen es derzeit aus dem 8.300 Quadrat-kilometer großen Krater heraus begeht. Insgesamt sollen im

Die genetische Isolation der im Ngorongoro-Krater lebenden Löwen

wirkt sich auf die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Tiere aus.

© I. Jansson

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Text: Dr. Barbara MaasLeiterin internationaler Artenschutz der NABU International Naturschutzstiftung,Britta Hennigs NABU-Referentin internationale Presse-und Öffentlichkeitsarbeit Kontakt: [email protected]

UNESCO-Konferenz schließlich gegen den Bau einer asphal-tierten Straße durch die Serengeti aus und zog die südliche Umgehungsstraße zum ersten Mal ernsthaft in Betracht. Die bestehende unbefestigte Straße soll für Touristen und die Park-verwaltung im Norden der Serengeti belassen werden. Straßen, die außerhalb des Parks zu isolierten Bezirkshauptstädten führen, sollen dagegen ausgebaut werden. NABU Inter national gratu-lierte dem tansanischen Präsidenten und der deutschen Bundes-regierung zu dieser Entscheidung. Wir werden dieses Thema weiter verfolgen, falls Tansania seine Position erneut ändert.

AFRIKA / ASIEN

Rahmen des Projektes sechs Löwen mit Satellitenhalsbändern ausgestattet werden. Darüber hinaus sollen die Massai in das Projekt mit eingebunden werden. Ihre Aufgabe ist es zukünftig die Löwen zu beschützen und Aufklärungsarbeit für sie zu betreiben. So entwickeln die Massai ein Verantwortungs-gefühl für „ihre“ Löwen und sorgen selbst für ein friedliches Mit einander zwischen Tier und Mensch. Dieses Modell hat sich andernorts bereits bewährt.

Text: Dr. Barbara MaasLeiterin internationaler Artenschutz der NABU International Naturschutzstiftung,Britta HennigsNABU-Referentin internationale Presse-und Öffentlichkeitsarbeit Kontakt: [email protected]

Keine Schnellstraße durch die SerengetiNABU International setzt sich für südliche Umgehungsroute einDer Serengeti-Nationalpark ist das größte geschützte Grasland- und Savannenökosystem der Welt und Schauplatz alljährlich stattfindender, riesiger Massentierwanderungen. Neben zwei Millionen Huftieren beherbergt das Gebiet das größte Raubtiervorkommen der Erde und mehr als 450 Vogelarten. Eine 55 Kilometer lange asphaltierte Straße mitten durch das UNESCO-Weltnaturerbegebiet, wie von der tansanischen Regierung geplant, hätte fatale und irreversible Folgen für die Massentierwanderungen, ohne die das jahrtausendealte Öko system zusammenbrechen würde.

Auf die Pläne Tansanias hin bot die Weltbank an, eine alter-native Route auszuarbeiten. Eine südliche Umgehungsstraße sollte den Serengeti-Nationalpark verschonen und zudem mehr als zwei Millionen Tansaniern von Nutzen sein, denn die Straße würde viel mehr Menschen in dicht bewohnten Randgebieten der Serengeti an Handelsorte und Straßennetze anbinden. Der tansanische Präsident Jakaya Kikwete lehnte diesen Vorschlag ab und bestand darauf, dass das 480 Millionen teure Straßen-bauprojekt den Nationalpark nicht zerstören würde.

Danach schaltete sich auch die deutsche Regierung ein und bot an, eine Machbarkeitsstudie für eine alter native Süd -umgehung des Serengeti-Nationalparks sowie die Anknüpf ung abgelegener Dörfer im Osten des Nationalparks mitzufinan-zieren. Gemeinsam mit BirdLife und der ZGF setzte sich die NABU International Naturschutzstiftung mit Lobbyarbeit gegen den Schnellstraßenbau ein und unterstützte die Pläne der alternativen südlichen Umgehungsroute. Dazu startete NABU International eine Online-Petition und verhandelte mit politischen Entscheidern in Tansania.

Im Juni 2011 sprach sich die tansanische Regierung auf der

Mit dieser E-Card rief NABU International zum Protest gegen die

geplante Serengeti-Schnellstraße auf. © NABU International/J. Brett

Halbzeit im „Harapan Rainforest“Erfolge und Herausforderungen eines Pilotprojektes

Der „Harapan Rainforest“ umfasst rund 100.000 Hektar Tief-landregenwald auf Sumatra – eines der artenreichsten, aber auch am stärksten bedrohten Ökosysteme der Welt. Gemeinsam mit dem indonesischen BirdLife-Partner Burung Indonesia, RSPB und BirdLife International setzt sich der NABU seit 2009 für den Schutz und die Wiederherstellung dieses Gebietes ein.

Die größten Gefahren für den Harapan-Wald gehen von illegalen, großflächig organisierten Abholzungen sowie dem Handel mit gefälschten Landbesitzurkunden aus. Vor allem im Nordosten Harapans hat die Entwaldung durch unerlaubten Holzeinschlag stark zugenommen. Hier werden gezielt die großen, wertvollen Bäume für die industrielle Vermarktung gefällt und die Gebiete danach brandgerodet, um Ölpalm-

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plantagen anzupflanzen. Die Ranger des Harapan-Teams arbeiten kontinuierlich daran illegale Holzfäller zu stoppen und mit lokalen Siedlern Lösungen bei Landnutzungkonflikten zu erarbeiten. Dabei werden sie von regionalen Behörden unter-stützt. Die Projektmitarbeiter führen zudem Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung durch, stellen Schilder auf und beschlag-nahmen Kettensägen. Zur besseren Überwachung des Waldes aus der Luft wurde ein Ultraleichtflugzeug angeschafft.

Auch die Wiederaufforstungsmaßnahmen gehen voran. Nachdem im ersten Jahr der Projektlaufzeit Testgebiete bepflanzt und Baumschulen aufgebaut wurden, konnte 2011 mit der großflächigen Wiederaufforstung begonnen werden. Insgesamt wurden in Harapan über 1.700 Hektar degradierter Regenwald mit rund einer halben Million Setzlingen wieder-bewaldet. Bis zum Ende der Projektlaufzeit sollen es insgesamt 4.000 Hektar sein.

Neben drei vom Projekt betriebenen Baumschulen gibt es fünf Gemeindebaumschulen der indigenen Batin Sembilan. Das Harapan-Team steht ihnen bei Aufbau und Pflege mit technischer Beratung zur Seite, stellt Pumpen, Wassertanks und anderes Equipment zur Verfügung und kauft ihnen die Setzlinge für die Wiederaufforstungsmaßnahmen im Projekt ab. Auf diese Weise konnte eine alternative Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung erschlossen werden.

Insgesamt wurden im Harapan-Projekt knapp 300 Arbeits-stellen geschaffen, mehr als 80 Prozent der Mitarbeiter stammen aus den umliegenden Gemeinden. Das Projekt hat vier Lehrer eingestellt, die in der neuen „Harapan Rainforest School“ unterrichten. Diese Bildungsmaßnahmen sind Teil der Vereinbarungen zwischen dem Projekt und der indigenen Bevölkerung. Zu diesen zählt auch eine kostenlose medi-zinische Versorgung. Dafür wurde ein Krankenwagen ange-schafft und eine Ambulanz gebaut. So gewährleistet das Projekt in vielerlei Hinsicht die Einbindung der lokalen Bevölkerung.

Die Erforschung der biologischen Vielfalt ist ebenfalls ein wesentlicher Teil der Projektarbeit. Bislang stehen über 55 Arten auf der Liste der Säugetiere, die im „Harapan Rain-forest“ leben, wie der stark bedrohte Sumatra-Tiger. Die Anzahl der Vogelarten hat sich mittlerweile auf 304 erhöht,

ASIEN

Leiser Jäger im UnterholzNABU International im indischen Valmiki-Tigerreservat

Der Valmiki-Nationalpark ist eines der bedeutendsten Tiger- Refugien der Welt. Das 800 Quadratkilometer große Reservat liegt am Fuße des Himalajas in der Tiefebene des Ganges. Die Lebensräume in Valmiki reichen von fruchtbaren Auen und subtropischen Laubwäldern bis hin zu Sümpfen und Gebirgsformationen. Neben Tigern leben hier auch andere bedrohte Tierarten wie Leopard, Bengal- und Fischkatze, Lippenbär und Rhesusaffe. Außerdem gilt Valmiki als wichtiges Vogelschutzgebiet.

Doch der Nationalpark findet nur allmählich zu seiner einstigen Blüte zurück. Bevor das Gebiet vor zwölf Jahren unter Schutz gestellt wurde, wurde es fast drei Jahrzehnte lang für die Produktion hochwertiger Hölzer genutzt. Wiesen und Mischwälder wurden großflächig zerstört und mit handels-üblichen Edelholzarten wie Teak bepflanzt. Das machte Weideland für große pflanzenfressende Huftiere wie Hirsche, die Hauptbeutetiere der Tiger, knapp.

Die einzelgängerisch lebenden Großkatzen sind auf ausgedehnte und ungestörte Rückzugsgebiete mit einem hohen Beutetiervorkommen angewiesen. Ihre Reviere können eine Größe von bis zu 450 Quadratkilometern erreichen. Lebens-raumverlust und das damit einhergehende Verschwinden der Beutetiere ist eine der Hauptgefährdungsursachen des Tigers und führte in Valmiki zwischenzeitlich zum Zusammenbruch

darunter neun verschiedene Nashornvogelarten, die das Wahr-zeichen des Projektes darstellen.

„Harapan Rainforest – Pilothafte Restauration eines degradierten Waldökosystems auf Sumatra“ ist das erste Projekt zur sogenannten Ökosystemwiederherstellung durch eine neuartige Wald nutzungslizenz. Diese erlaubt es, ehema-lige Holz konzessionsgebiete für bis zu 100 Jahren vor der Zerstörung zu bewahren. Dem zuständigen indonesischen Forst ministerium liegen bereits zahlreiche Anträge für solche Lizenzen vor – zusammen belaufen sich die Anträge auf fast vier Millionen Hektar Waldfläche. Weitere 20 Millionen Hektar indonesischer Regenwald warten darauf geschützt zu werden. Das Konzept birgt auch über die nationalen Grenzen hinaus ein enormes Potenzial. Daher gilt „Harapan Rainforest“ als Leuchtturmvorhaben für den weltweiten Tropenwaldschutz.

Weitere Informationen unterwww.harapanrainforest.org

Text: Katjuscha DörfelNABU-Referentin für Internationale Projektentwicklung, Klimaschutz und BiodiversitätKontakt: [email protected]

Das Harapan-Projekt unterstützt die lokale Bevölkerung, indem es

alternative Einkommensmöglichkeiten, zum Beispiel durch Arbeit in

Baumschulen, bietet. © Harapan Rainforest

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des Bestandes. Gemeinsam mit dem vor Ort agierenden Wildlife Trust of India (WTI) arbeitet die NABU International Naturschutzstiftung daran, die natürlichen Bedingungen im Nationalpark wiederherzustellen und das Gebiet wieder zu einem sicheren, lebenswerten Rückzugsort für Tiger und andere Tiere zu machen.

Das in einem fruchtbaren Teil Indiens liegende Reservat ist von 142 Dörfern mit insgesamt 80.000 Einwohnern umgeben. Die Menschen sind in vielerlei Hinsicht vom Wald abhängig, leben gleichermaßen von und in ihm. Sie roden den Wald, um Brennholz, Baumaterial und Weideflächen zu gewinnen. Das bringt Probleme mit sich: Die Viehherden verdrängen die Wildtiere und infizieren sie zudem mit an steckenden Krankheiten. Durch die Brandrodung haben sich für Pflanzenfresser ungenießbare feuerresistente Pflanzen wie Phoenix-Palmen ausgebreitet, die die natürliche Regener-ation des Waldes behindern.

Um die Lebensgrundlage nicht nur des Tigers sondern auch der Menschen zu sichern, haben der WTI und NABU International gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung und der Nationalparkleitung einen nachhaltigen Management-plan erstellt. Indem die Lebensbedingungen für die Menschen

ASIEN

Saigaschutz in Kasachstan und Usbekistan Der NABU auf Fact-Finding-Mission im UstjurtDie Saiga-Antilope (Saiga tatarica tatarica) ist eine in der asiatischen Steppe lebende, stark gefährdete Huftierart. Die Hauptgefährdungsursache ist die illegale, nicht nachhaltige Jagd auf ihr Fleisch und das Horn der Männchen.

In Kasachstan kommt die Saiga-Antilope in drei Populationen vor, von denen die Ustjurt-Population die am stärksten gefähr-dete ist. Während im Ustjurt im Jahr 2012 lediglich 6.500 Saigas gezählt wurden, konnten in der kasachischen Betpak-Dala rund 110.000 und am Ural in Kasachstan 21.000 Tiere gesichtet werden (Grachev, Yu. A., 2012: The results of the 2012 saiga aerial surveys in Kazakhstan. Saiga News 15, summer: 3). Der Schutz der Ustjurt-Saigapopulation wurde bisher von nationalen wie auch internationalen Organisationen und Behörden stark vernachlässigt. Aus diesem Grund bereisten im Sommer 2011 Til Dieterich und Jan Dierks der NABU-Bundesarbeitsgruppe Eurasien (BAG Eurasien) vier Wochen lang Kasachstan und Usbekistan. Die Reiseroute führte von

Tiger benötigen ausgedehnte Reviere mit einer hohen Nahrungsdichte.

© iStockphoto.com/D. Freder

in Valmiki verbessert werden, verringert das Modell den Bevölkerungs druck auf das Reservat und unterstützt die Vegetation dabei sich zu regenerieren – die Basis für eine überlebens fähige Tigerpopulation.

Die Dorfbewohner haben ein großes Interesse daran, kostengünstige Alternativen zum Abholzen des Waldes zu finden. Zu diesen zählen mit Kuhdung betriebene Biogas-anlagen, Kocher, die mit Reisspelzen statt mit Holz befeuert werden, und holzsparende Öfen. Zusammengenommen senken diese Maßnahmen den Brennholzverbrauch um 77 Prozent.

Begleitet werden diese Bemühungen durch Wiederauf-forstung auf privaten wie öffentlichen Grundstücken, um alternative Nahrungs- und Brennholzquellen zu erschließen. Zugleich stärken Workshops und Filmvorführungen das Bewusstsein für Naturschutz in der Bevölkerung des Valmiki-Reservates und tragen nachhaltig zum Schutz der Biodiversität und damit auch der letzten freilebenden Tiger bei.

Dass die bisher ergriffenen Schutzmaßnahmen ein guter Anfang sind, zeigen die jüngsten Zahlen: In den letzten fünf Jahren hat die Zahl der Tiger in Indien erstmals wieder zuge-nommen. Zwischen 2006 und 2011 gab es einen Anstieg von etwa 20 Prozent von 1.411 auf 1.706 Tiere. Die indische Regie-rung plant nun, das Tigerschutz-Projekt in Valmiki dank seines Erfolges auch auf andere Gebiete und Dörfer auszuweiten.

Text: Dr. Barbara MaasLeiterin internationaler Artenschutz der NABU International NaturschutzstiftungKontakt: [email protected]

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Sachen Saigaschutz in zwei Schritten vor: Zum Einen sollen die teilweise schlecht ausgerüsteten kasachischen und usbekischen Antiwilderei-Brigaden so schnell wie möglich mit neuem Equipment ausgestattet werden, damit sie ihrer Arbeit effektiver nachgehen können. Zum Anderen wird weiterhin, wenn auch nicht kurzfristig, daran gearbeitet, ein größeres Saigaschutz-projekt für den Ustjurt zu skizzieren und auszuformulieren. Dieses soll im Anschluss vor Ort auf Machbarkeit überprüft und mit Partnern besprochen werden, um Fördergelder zu akquirieren. Dies ist im Rahmen der rein ehrenamtlichen Tätig-keit der BAG Eurasien-Mitglieder allerdings nicht zu leisten.

Text: Til Dieterich und Jan DierksNABU-Bundesarbeitsgruppe EurasienKontakt: [email protected], [email protected]

Als wesentliches Ergebnis ist festzuhalten, dass kein mono-fokussierter Projektansatz alleine Aussicht auf Erfolg haben dürfte. So wurde beispielsweise die Möglichkeit, Schutzgebiete für Saigas aufzubauen, als „tendenziell eher unrealistisch“ verworfen. Der Aufbau und die Unterstützung von Gefangen-schaftszuchtmaßnahmen in Usbekistan erwiesen sich ebenfalls als komplizierter und vielschichtiger als zunächst erwartet. Ein unvorhersehbares Problem trat zudem durch einen kasachisch-usbekischen Grenzzaun auf, der die Migrationswege der Ustjurt-Saigapopulation zerschneidet, und mit dessen Bau bereits begonnen wurde. Hierdurch erhielten Pläne hinsicht-lich eines grenzüberschreitenden Saiga-Schutzgebietsaufbaues einen herben Rückschlag. Die Idee der Umwandlung von Wilderern zu Saiga-Rangern wurde ebenfalls verworfen.

Ungeachtet dieser Schwierigkeiten geht die BAG Eurasien in

Schneeleopardenschutz weitere zehn Jahre gesichert NABU und kirgisische Regierung bringen internationalen Artenschutz voran Seit über zehn Jahren betreibt der NABU Projekte zum Schutz von Schneeleoparden und anderen bedrohten Wildtieren in Kirgistan. Zusammen mit dem Umwelt- und dem Innen-ministerium Kirgistans gründete der NABU die Anti-Wilderer-Einheit „Gruppa Bars“, die bereits einen Rückgang der Wilderei erzielen konnte. Seit ihrer Gründung nahm sie mehr als 200 Wilderer und Händler fest und konfiszierte Dutzende Pelze, Hunderte Fallen und illegale Waffen sowie fünf lebende Schnee-leoparden. Seit 2010 war die „Gruppa Bars“ aufgrund politischer Unruhen nicht mehr aktiv. Es schien, dass das weitere Bestehen des gesamten Teams gefährdet war, denn die Unruhen beein-flussten auch die Verhandlungen um die Verläng erung der kirgisischen Regierung maßgeblich. Im Mai 2011 konnte dann der Durchbruch verkündet werden: Gemeinsam mit dem kirgi-sischen Umweltminister Bijmyrsa Toktoraliev unterzeichneten NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller und NABU-Vize-präsident Thomas Tennhardt die Verläng erung der Verträge um weitere zehn Jahre. Damit sicherten sie nicht nur das Bestehen der „Gruppa Bars“, sondern auch den Fortgang weiterer Projekte wie das Rehabilitationszentrum „Schneeleopard“, die Umwelt-bildung in den Schulen des Landes sowie das Monitoring seltener Tierarten im Projekt gebiet.

Im Zuge der neuen Verträge wurde die „Gruppa Bars“ anders organisiert und personell neu aufgestellt. Die vier neuen Mitar-beiter sind jetzt offiziell beim Umweltministerium angestellt und mit allen erforderlichen polizeilichen Befugnissen ausgestattet.

Ein weiterer Höhepunkt der deutsch-kirgisischen Zusammen arbeit stellte das Treffen der NABU-Spitze mit der damaligen kirgisischen Präsidentin Rosa Otunbajewa dar. Thema war vor allem die gemeinsame Vorbereitung eines vom NABU initiierten Internationalen Forums zum Schnee-

Astana über Almaty, Schymkent, Taschkent, Buchara, Nukus, den Aral-See, Bejneu und Aktöbe.

Während ihrer Reise trafen sich Dieterich und Dierks mit staatlichen Natur- und Ressourcenschutzbehörden, Natur-schutzorganisationen und Entwicklungsorganisationen. Im Ustjurt begleitete das Team eine staatliche Saigaschutzbrigade im Feld und führte Gespräche mit der lokalen Bevölkerung sowie staatlichen Saiga-Rangern. In ausgewählten Dorfschulen fanden Informations- und Aufklärungsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer statt. Dafür nutzten die BAGler NABU-Umwelt-bildungsmaterialien wie das Saigaschulbuch, Saigatrickfilme und das Saigaposter und verteilten diese als Unterrichtsmaterialien.

Ziel der Reise war auch die Erfassung der für die Saiga wichtigen Futter- und Wasserverfügbarkeit im Ustjurt. Hierfür untersuchte das Team die Quantität und Qualität potenzieller Futterpflanzen und deren Verbiss durch domesti-zierte Tiere sowie die Wassermenge und -qualität bestehender Brunnen in der Region.

ASIEN

Das Team mit einem Saiga-Wilderhütertrupp im kasachischen

Ustjurt. Til Dieterich und Jan Dierks konnten sehen, wie Saiga-

Schutz im Feld derzeit realisiert wird und wo Verbesserungen

möglich wären. © T. Dieterich

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Zu Besuch bei den NABU- Schnee leopardenWolfgang Semle über seinen zweiten Besuch in Kirgistan

ASIEN

Schneeleoparden sind akut vom Aussterben bedroht. Weltweit

leben nur noch etwa 3.500 dieser Tiere in freier Wildbahn.

© Christian Martischius & Sara Sun Hee Schuh

leopardenschutz, bei dem die Präsidentin ihre Unterstützung zusagte. An dem Forum sollen Vertreter aller Staaten, die zum Verbreitungsgebiet des Schneeleoparden gehören, teilnehmen. Ziel ist es, eine Reihe internationaler Projekte zum Schneele-opardenschutz anzustoßen und damit einen weiteren Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten zu können. Nach dem Treffen besuchte Otunbajewa gemeinsam mit dem kirgi-sischen Umweltminister das Schneeleopardenprojekt des NABU am Issyuk-See in Kirgistan und besichtigte das NABU-Rehabilitationszentrum.

Neuigkeiten gibt es auch von den beiden augenkranken Schneeleoparden Pirat und Leader. Da die nötige Augen operation in Kirgistan nicht möglich war, wurden die Tiere nach Kasachstan gebracht, wo sie erfolgreich von Spezialisten operiert wurden. Die beiden Großkatzen werden im Zoo in Almaty bleiben und wurden in das europäische Zuchtprogramm aufgenommen.

Über Neuigkeiten aus dem Schneeleopardenprojekt berichtet die Facebookseitewww.facebook.com/Schneeleoparden

Text: Britta HennigsNABU-Referentin internationale Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitKontakt: [email protected]

Wolfgang Semle (3. v. l.) mit Mitarbeitern der kirgisischen NABU-

Filiale. © A. V. W. Aslbek

Voller Freude kehrte ich zu meinen kirgisischen Freunden und natürlich zu den Schneeleoparden zurück. Einen Monat lang habe ich unter einfachsten Lebensbedingungen die Tiere beobachtet und dabei ihr Verhalten dokumentiert. Natürlich war ich sehr aufgeregt Alcu, Kunak und Bagira wiederzusehen. Auch war ich gespannt darauf, wie sich die Jungtiere Leader, Pirat, Vialka und Kalutschka seit meinem letzten Besuch vor zweieinhalb Jahren entwickelt hatten. Ich bekam eine Gänse-haut und ein Kribbeln im Bauch, als ich morgens bei frischen Temperaturen das große Gehege erreichte und Kunak, Alcu und Bagira entdeckte. Ihre intensiven Blicke gingen mir durch Mark und Bein! Leader und Pirat sind sehr neugierige Tiere und nach kurzer Zeit haben sie mich wieder als Freund akzeptiert. Vialka und Kalutschka sind dagegen sehr schüchtern. Sie beobachteten mich während meines gesamten Aufenthaltes nur aus sicherer Entfernung. Victor Kulagin, Leiter des Rehabilitations zentrums, benannte die Tiere nach ihrer Wesensart: „Leader“ ist der Führende, „Pirat“ der Seeräuber, „Vialka“ das Veilchen und „Kalutschka“ der Stachel. Voller Entsetzen bemerkte ich, dass Leader nur noch einen Stummelschwanz hatte. Victor klärte mich auf: Beim Umhertollen im Winter war Leader an seinem Gehege hochgeklettert und hatte dabei seinen Schwanz in das angrenzende Gehege von Vialka und Kalutschka gestreckt. Wegen seiner Augenkrankheit sah er nicht, dass sich die beiden heimlich anpirschten. Plötzlich schnappten sie nach Leader und bissen in seinen Schwanz, der dabei brach. Durch die Kälte entzündete sich die Wunde und eine Amputation war unum-gänglich. Wie ich jedoch erkennen konnte, bereitet ihm sein Handicap keine Probleme mehr. Er jagte, frech und blitzschnell wie immer, mit seinem Bruder Pirat durch das Revier.

Ein tolles Erlebnis war auch die Fütterung der Tiere. Alle sieben Raubkatzen nahmen schon aus großer Entfernung den feinen Geruch von frisch geschlachtetem Eselfleisch wahr und wurden plötzlich sehr unruhig. Gierig fixierten sie die

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DIE INTERNATIONALE ARBEIT DES NABU IM ÜBERBLICK

Russland

Indien

Kirgistan

Tadschikistan

Indonesien

Kenia

Kuba

Tansania

Äthiopien

Dschibuti

Liberia

Kasachstan

ArmenienAserbaidschan

Malta Zypern

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ASIENIndien TigerschutzIndonesien Regenwaldschutz TigerschutzKasachstan Ökotourismus Saigaschutz SchutzgebietsaufbauKirgistan NABU-Projektbüro NABU-Artenschutzzentrum NGO-Aufbau Schneeleopardenschutz UmweltbildungTadschikistan NGO-Aufbau

EUROPAMalta ZugvogelschutzRussland Moorschutz Umweltbildung VogelschutzZypern Zugvogelschutz

KAUKASUSArmenien NABU-Projektbüro Mufflonschutz NGO-Aufbau Ökotourismus Steppenseenschutz Vogelschutz Aserbaidschan Amphibienschutz NGO-Aufbau Schutzgebietsaufbau VogelschutzRussland NABU-Projektbüro Ökotourismus Schutzgebietsaufbau Waldschutz WisentschutzWELTWEITKuba Krabbenschutz VogelschutzNeuseeland Delfinschutz Meeresschutz

Indonesien

Neuseeland

AFRIKAÄthiopien NABU-Projektbüros Ökotourismus Regenwaldschutz SchutzgebietsaufbauDschibuti UmweltbildungKenia Armutsbekämpfung Elefantenschutz Ökotourismus Vogelschutz WaldschutzLiberia Monitoring NGO-Aufbau Umweltbildung ZugvogelschutzTansania Löwenschutz

Projektregion

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Ranger und warteten darauf, dass ihnen das Fleisch ins Gehege geworfen wurde. Lautes Gebrüll, ein Riesensatz, und das Fleisch war gefressen. Ich studierte die Schneeleoparden und ihr Verhalten sehr intensiv und saß täglich, bei jedem Wetter, von früh morgens bis spät abends vor ihren Volieren. Die Zeit verging leider viel zu schnell und der Abschied war schwer, auch für meine Freunde Victor Kulagin und die Ranger Aslbek, Alexej, Maxim und Sergej. Sie machen einen tollen Job und kümmern sich aufopferungsvoll um ihre Schneeleoparden. Die tägliche Arbeit mit den Tieren macht ihnen viel Spaß, auch wenn sie vor Sonnenaufgang beginnt und oftmals erst bei Nacht endet. Ich weiß, dass die Tiere bei ihnen in sehr guten Händen sind und gut gepflegt werden. Danke für die erneute Einladung, Jungs, ich komme bald wieder!

Text: Wolfgang SemleSchneeleopardenpateKontakt: [email protected]

ASIEN

Die NAJU unter Palmen Deutsch-Israelischer Fachkräfte austauschBegonnen hat alles mit einem Praktikum: dem Praktikum des jungen Israeli Ray Schrire in der Bundesgeschäftsstelle der Naturschutzjugend (NAJU) im NABU im Sommer 2010. Mit seinen spannenden Erzählungen über sein Heimatland und „seine“ Naturschutzorganisation SPNI machte er Lust auf mehr. Viel mehr!

SPNI steht für „The Society for the Protection of Nature in Israel“, die Gesellschaft für den Naturschutz in Israel, ein Partner von BirdLife International.

Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Jugend-abteilung entstand die Idee für einen Deutsch-Israelischen Fachkräfteaustausch - eine Begegnung von NAJU und SPNI, um sich im Bereich Umweltbildung auszutauschen und gemeinsam zukünftige Kooperationsprojekte anzudenken.

Als Auftakt fuhren im November 2011 zehn haupt- und ehrenamtliche Fachkräfte der NAJU, des NABU, des LBV und des Jugendumweltnetzwerkes Niedersachsen nach Israel.

Unsere Kolleginnen und Kollegen von SPNI empfingen uns über alle Maßen gastfreundlich und zeigten uns innerhalb nur einer Woche ihr ganzes Land. Zumindest fühlte es sich so an.

Besondere Auszeichnung für die Lena-FelsenNationalpark im sibirischen Jakutien wird UNESCO-Weltnaturerbe

bedrohte Gebiet eine gute Chance, als Naturwunder erhalten zu bleiben.

Jakutien erstreckt sich zwischen dem nördlichen Eismeer und dem Baikalsee sowie der Taimyr-Halbinsel und dem Ochotskischem Meer und ist mit über 35 Millionen Quadrat-kilometern so groß wie Westeuropa. Geprägt von Dauer-frostboden mit dünnbesiedelten weiten Taiga- und Tundra-Landschaften bietet es neben dem Delta der Lena, dem größten weitgehend unbeeinflusst gebliebenen Flussdelta des nördlichen Eismeeres, auch eine der ältesten geologischen Formationen der Erde: Die 530 Millionen Jahre alte Lenski Stolby - die Felsen der Lena. Es sind steile, vertikal abfallende Felsen aus Kalkstein, die sich mit bis zu 200 Metern Höhe mehr als 40 Kilometer am Lena-Ufer entlang ziehen. Niederschlag, Flusswasser und der Wind haben den Fels in wundersame Formationen verwandelt.

Herausragende Besonderheit des Gebietes ist die jahr-millionenalte Geschichte, die das Gestein erzählt. Der gefrorene Karst birgt unzählige Fossilien, darunter Mammut- und Bison-fossilien sowie drei Millionen Jahre alte Siedlungen, in denen Steinäxte gefunden wurden, einige der ältesten Arbeitsgeräte der Welt. Ihre Entdeckung stellt sogar die Vorstellung von Afrika als die „Wiege der Menschheit“ infrage.

Text: Britta HennigsNABU-Referentin internationale Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitKontakt: Th [email protected]

Im Rahmen seines UNESCO-Welterbeprogramms für Russ-land setzt sich der NABU seit über zehn Jahren dafür ein, den im sibirischen Jakutien gelegenen Nationalpark Lena-Felsen zum UNESCO-Weltnaturerbegebiet zu ernennen. Nun trägt der beharrliche Einsatz endlich Früchte: Auf der 36. Sitzung im russischen Sankt Petersburg 2012 hat die UNESCO die Lena-Felsen in die Liste der Weltnaturerbegebiete aufge-nommen. Ein großer Erfolg für die Arbeit des NABU und ein besonders wichtiger für den russischen Naturschutz. Mit dem jetzigen Status hat das zeitweise vom wirtschaftlichen Raubbau

Die 530 Millionen Jahre alten „Lena-Felsen“ gehören zu den

ältesten geologischen Formationen der Erde. © NABU/T. Tennhardt

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Mehr zur NAJU unterwww.naju.de

Text: Juliane RosinNAJU-Referentin Internationales Kontakt: [email protected]

ASIEN / EUROPA

Die NAJU unter Palmen vor der Ein Gedi Field School.

© NAJU/J. Rosin

Wir hatten die Möglichkeit, Umweltbildungsprojekte in unter-schiedlichen Regionen, mit unterschiedlichen Zielgruppen und Schwerpunkten zu besuchen: begonnen am Mittelmeer, südlich der Grenze zum Libanon, bis hinunter zum Roten Meer, mit Halt in den Metropolen Haifa, Tel Aviv und Jerusalem, der Wüste Negev und am Toten Meer.

Wir halfen Schulgärten umzugraben (genauer gesagt haben wir Felsen mit der Spitzhacke bearbeitet), erfuhren mit Blick auf den See Genezareth von den Gefahren, die von fremden Arten und Waldbränden ausgehen, hörten von Umwelt-bildungsprojekten mit Beduinen und besuchten jüdische und arabische Schulen. Dabei sind uns viele, viele Ideen für zukünftige Projekte gekommen.

Im Frühling 2012 fand die Fortsetzung des Austausches in Deutschland statt, um das Kennenlernen zu vertiefen, den Kolleginnen und Kollegen von SPNI Umweltbildungsprojekte der NAJU vorzustellen und konkrete gemeinsame Projekte anzugehen.

Eine Heimat für den Kranich NABU International schützt Moore in Russland

Moore bedecken gerade mal drei Prozent der gesamten Landfläche der Erde, speichern aber über 30 Prozent des gesamten terrestrischen Kohlenstoffs – weit mehr als zum Beispiel Wälder. Allein im europäischen Teil Russlands lagern 20 Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Torf der Moorböden. Werden Moore trockengelegt und somit zerstört, stoßen sie große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid aus und verschärfen so den weltweiten Klimawandel. Zudem steigt die Gefahr von sich schnell ausbreitenden Torfbränden, bei denen nicht nur Kohlendioxid, sondern auch schädliche Rußpartikel freigesetzt werden – eine extreme Gesundheits-gefährdung für die Bevölkerung. Im Jahr 2010 wurden allein durch verheerende Brände in russischen Mooren bis zu 100 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten des Moores haben auf diese Weise ihren Lebensraum verloren.

Jahr für Jahr werden dennoch weltweit riesige Moore trockengelegt, um Flächen für die Industrie und Landwirt-schaft zu schaffen und um Torf zu gewinnen. Dabei wächst die Torfschicht nur etwa einen Millimeter pro Jahr. Es dauert also tausend Jahre, bis ein einziger Meter Torf entstanden ist.

In der Region Taldom, rund 80 Kilometer nördlich von Moskau, liegen einige der größten Moorflächen Russlands. Sie sind wichtige Brutgebiete von Kranich und Schelladler. Auch in den Moorlandschaften Taldoms wurden bereits tiefe Gräben und Drainagen gelegt, die das Wasser aus dem Moor leiten. Der Grundwasserspiegel in der Region sinkt dadurch immer weiter ab. Die trockengelegten Moorflächen können immer weniger Wasser speichern und setzen in hohem Maß Kohlendioxid frei.

Gemeinsam mit der Manfred-Hermsen-Stiftung und Birds Russia setzt die NABU International Naturschutz stiftung in Taldom das Wiedervernässungsprojekt „Boblik“ um. Die Moorfläche, die nach ihrer Zerstörung wiedervernässt wird, liegt am Rand des Naturschutzgebietes „Mutterland des

Moore gehören zu den wichtigsten Kohlenstoffspeichern der Welt.

© NABU/A. Täuber

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EUROPA

Torfbrände sind nicht nur ein Klimaschutzproblem, sie vernichten auch Primärlebensräume. Auch wenn die russische Regierung inzwischen die Dimension des Problems erkannt hat und Wissenschaftler des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) die Klimarelevanz russischer Moore bestätigen, so tut sich die internationale Staaten gemeinschaft nach wie vor schwer, einen dringend benötigten Finanzierungs-mechanismus für Moorschutz in der Klimarahmenkonvention zu verankern. Nach wie vor gibt es für Moorschutzaktivitäten keine staatliche Unterstützung. Umso wichtiger ist es, dass sich große Unternehmen ihrer Verantwortung bewusst werden. Der VW-Konzern ist seit kurzem in der Bezirkshauptstadt Nizhnij Novgorod aktiv. Seit 2009 kooperieren der NABU und VW Leasing im Moorschutz in Deutschland, drei Projekte wurden seitdem begonnen und teilweise bereits umgesetzt: Theiken-meer, Großes Moor und Teile des Lichtenmoors. Zur finanzi-ellen Absicherung dieser Projekte haben der NABU und VW Leasing 2012 den Deutschen Moorschutzfonds gegründet. Aus den gemeinsamen Moorschutz-Aktivitäten in Deutschland und der Standort entscheidung von VW für Nizhnij Novgorod entstand die Idee eines gemeinsamen Moorschutzprojektes im Nizhegorodskoj Oblast. Im Rahmen der deutsch-russischen Regierungs konsultationen wurde im Juni 2011 zur Verhütung von Moorbränden und zur Revitalisierung degradierter Moore ein zwischen staatliches Abkommen geschlossen. Im Sommer 2012 begannen NABU und VW Leasing mit den Projekt-vorbereitungen. Ziel ist die Wiedervernässung von 10.000 Hektar trockengelegter Moorfläche. Dafür wird zunächst eine Machbarkeitsstudie das konkrete Potenzial und die Flächen-verfügbarkeit primär im Kama-Bakaldino-Moor und auf weiteren Flächen im Nizhegorodskoj Oblast prüfen. Parallel wird die Errichtung eines Internationalen Moorschutzfonds im Rahmen der NABU-VW-Kooperation geprüft.

Text: Thomas Tennhardt und Tom KirscheyNABU Fachbereich Internationales und NABU International NaturschutzstiftungKontakt: [email protected]

Moorschutz im russischen WolgabeckenNABU und VW Leasing starten gemein-same Initiative in Nizhnij NovgorodVon einer krüppligen, kaum vier Meter hohen Kiefer über-blickt der Birkhahn sein weites Revier: eine weite, feuchte, mit Torfmoosen und Moosbeerenzwergsträuchern ausgekleidete Landschaft, hier und da Gruppen von Birken, Tannen, Lärchen und Kiefern. Ganz in der Nähe liegt der Balzplatz der Moor-schneehühner. Auch Kranichpaare brüten hier, außerdem Kampfläufer, Große Brachvögel und Bruchwasserläufer. Unter den hochgeklappten Wurzeltellern umgestürzter Bäume brüten Uhus, am Himmel ziehen Stein-, Fisch- und Schelladler ihre Kreise. Im harten Winter gehen Luchse und Wölfe auf die Jagd nach durchziehenden Rentieren.

Wir befinden uns am östlichen Rand Europas, im Kama-Bakaldino-Moor im Nizhegorodskoj Oblast in Russland. Mit 226.500 Hektar ist das Moorgebiet das größte Schutzgebiet der Mittleren Wolgaregion und nach der Ramsar-Konvention eines von 35 russischen Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung. Doch die Idylle trügt. Obwohl mittlerweile große Teile des Moores unter strengem Schutz stehen, ist es akut bedroht. Großflächige Entwässerungen zur Sowjetzeit haben Teile des Moores von den Rändern her ausbluten lassen. Über Jahrtausende gewachsene Torfschichten wurden der Mineralisierung und Austrocknung preisgegeben. Heute reicht in heißen, trockenen Sommern ein kleiner Funke, um ver heerende, über Monate unlöschbare Torfbrände zu ver ursachen. Im Kama-Bakaldino-Moor brannten 1972 erst-mals 150.000 Hektar, nach dem trocken-heißen Sommer 2010 sogar 200.000 Hektar Moorfläche. Eine typische Situation in vielen Mooren im europäischen Teil Russlands und damit ein relevanter Faktor für den globalen Klimaschutz.

Kranichs“. Das Areal umfasst mehr als 30 Hektar und soll gefährdeten Tier- und Pflanzenarten als natürlicher Lebens-raum erhalten bleiben. Dazu hat das Team vor Ort Holztore an die Rohrsysteme angebracht. Wenn der Wasserstand im Moor zu tief sinkt, schließen sich die Tore und das Wasser kann nicht weiter entweichen.

Eine weitere Maßnahme zum Schutz des Lebensraumes Moor ist die Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung. Weil sich viele Menschen der wichtigen Bedeutung von Mooren nicht bewusst sind, und sie ihnen im Gegenteil eher unheimlich und gefährlich erscheinen, unterstützt NABU International den Bau eines kleinen Umweltbildungszentrums in Taldom.

Text: Britta HennigsNABU-Referentin internationale Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitKontakt: [email protected]

Die Bekassine ist ein Vogel der Feuchtgebiete und wie viele andere

Arten Leidtragende von Moorzerstörungen. © NABU/W. Rolfes

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Strommasten in Südrussland sollen vogelsicher werdenNABU für den Vogelschutz in Kalmykien aktivGemeinsam mit der ornithologischen Abteilung des russischen Umweltverbandes Dront und der russischen Naturschutz-organisation NABU-Kavkaz führt der NABU in Süd russland Projekte zum Vogelschutz an Stromleitungen durch. Zu den Projektgebieten zählt neben der Republik Adygea und den Regionen Krasnodar und Uljanowsk auch die Republik Kalmykien. Hier untersuchten Mitarbeiter 2011 und 2012 62 Stromleitungsabschnitte auf insgesamt etwa 250 Kilometern Länge. Dabei dokumentierten sie 543 Vogelkadaver, von denen die Hälfte gefährdeten Arten wie Adlerbussard, Steppen- und Kaiseradler, Mönchsgeier und Sakerfalke angehörte. Die Zahlen, die vermutlich weitaus höher sind, da viele tote Vögel von Wildtieren aufgefressen und nicht gefunden werden, zeigen die schwerwiegenden Verluste, die die Natur in dieser Region erleidet. Die erhobenen Daten dienen dem NABU als Grundlage für die Entschärfung von Mittelspannungsmasten in Kalmykien, die 2013 starten soll.

Kalmykien verfügt über ein Stromnetz von insgesamt 14.000 Kilometern Länge und ist zugleich Kreuzungspunkt wichtiger Zugwege von Vögeln, die in anderen Gebieten Russlands sowie in Ländern Mittelasiens und Europas nisten oder überwintern. In den weitläufigen südrussischen Steppenebenen sind die Masten der Stromleitungen meist die einzigen Stellen, die den Vögeln eine Hochsitzgelegenheit als Jagdposten oder Nist- und Raststätte bieten. Der Grund für die hohe Vogelsterblichkeit an den oberirdischen Stromleitungen Kalmykiens liegt in der fatalen Konstruktion der tragenden Freileitungsmasten. Als besonders gefährlich erweisen sich die Mittelspannungsnetze mit einer Spannung von 10 bis 60 Kilovolt. Sie zeichnen sich durch nicht isolierte Leitungen aus, die auf kurzen Mast-auslegern befestigt werden. Berühren die auf den Auslegern ruhenden Vögel mit einem Körperteil die Leitungen, erleiden sie einen Stromschlag, der sie tödlich verletzt. Oft erliegen die Vögel ihren Verletzungen erst nach qualvollen Stunden.

Die Stromnetzbetreiber in Kalmykien kennen dieses

Problem, das sich in den letzten zwei Jahrzehnten verschärft hat, und versuchten bereits Maßnahmen gegen den Vogel-stromtod zu ergreifen. An den untersuchten Stromleitungs-abschnitten stellten die Experten eine Vielzahl unterschied-licher Schutzmaßnahmen fest. Meistens handelte es sich um einfache Vergrämungseinrichtungen, die sich als wenig effektiv erwiesen. Die russische Gesetzgebung und der heutige Stand der Technik ermöglichen inzwischen viel effektivere Schutz-maßnahmen für Vögel. Die Kosten dafür wären zudem um ein Vielfaches geringer als die Kosten, die der Natur und den Netzwerkbetreibern durch den Vogelstromtod und die damit verbundenen Kurzschlüsse entstehen.

Text: Vitalij KovalevNABU-Leiter KaukasusprogrammKontakt: [email protected]

Nicht isolierte

Leitungen auf

Strommasten

können für

Steppenadler zur

Todesfalle werden.

© NABU / M. Pestov

EUROPA

Schutz des Östlichen Kaiseradlers an der Wolga NABU unterstützt staatliche Naturschutz-behörden in Russland

Mehr als die Hälfte der in Europa lebenden Kaiseradler brütet im

europäischen Russland. © M. Korepov

Im Mai 2012 startete der NABU ein Projekt zum Schutz des Östlichen Kaiseradlers in der russischen Region Uljanowsk, einem der Hauptverbreitungsgebiete dieser Adlerart in Russ-land. Zusammen mit den regionalen Naturschutzbehörden und russischen Naturschutzverbänden will der NABU neue Schutz-gebiete für den Kaiseradler und seine Beutetiere ausweisen, den Greifvogel vor dem Tod durch ungesicherte Stromleitungen schützen sowie Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit in der Region betreiben.

Der Östliche Kaiseradler (Aquila heliaca) ist ein Bewohner halboffener Landschaften, Steppen, Waldsteppen, Wiesen und Weiden, der in einem riesigen Verbreitungsgebiet zwischen Ostösterreich und Nordwestchina brütet. Obwohl die Art geografisch weit verbreitet ist, gilt sie laut IUCN-Liste als global gefährdet. Die weltweite Population des Östlichen

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EUROPA

Demnach hat der Umfang der illegalen Jagd auf geschützte Arten auf Malta wieder merkbar zugenommen. Seit Beginn der offiziellen Jagdsaison am 1. September hat BirdLife Malta 40 Prozent mehr angeschossene geschützte Vogelarten in Pflege nehmen müssen als im vergangenen Jahr. Während des Camps haben die Freiwilligen 119 Fälle des illegalen Abschusses geschützter Arten registriert und zusätzlich 76 geschützte Vögel mit sichtbaren Schussverletzungen beobachtet. Wie bisher waren Rohrweihen, Wespenbussarde und Turmfalken die häufigsten Opfer der Wilderer. Außerdem wurden 469 weitere Verstöße gegen das maltesische Jagdrecht dokumentiert.

Nicholas Barbara, Naturschutzdirektor von BirdLife Malta, kritisiert insbesondere die zuständigen Polizei behörden seines Landes, zu wenig für die Durchsetzung des inzwischen ver besserten maltesischen Jagdrechts zu tun. Vier Fahr-zeuge waren im Einsatz, um die 10.000 Jäger des Landes zu kontrollieren. Das sei einfach zu wenig. „Statt eine speziali-sierte Polizeieinheit für Jagdvergehen einzurichten, macht die Regierung den Jägern Versprechungen, die Jagd- und Fallen-saison in kommenden Jahren wieder zu verlängern. Auf diese Weise wird Malta sehr bald wieder wegen Nicht-Einhaltung der europäischen Vogelschutzrichtlinie vor dem Europäischen Gerichtshof landen“, so Barbara.

Um unzähligen Wespenbussarden, aber auch anderen Greifvögeln sowie Störchen, Wachteln, Bienenfressern und anderen Vögeln das Leben zu retten, führen der NABU und sein BirdLife-Partner auf Malta seit über zehn Jahren zur Zugvögel-Saison im Frühjahr und Herbst die internationalen Raptor-Camps durch.

Kaiser adlers wird auf 5.200 bis 16.800 Individuen geschätzt. Die große Diskrepanz in den Schätzungen ergibt sich aus fehlenden verlässlichen Zahlen aus mehreren Ländern des Verbreitungsgebietes.

Mit etwa 1.000 Paaren brütet mehr als die Hälfte der in Europa lebenden Kaiseradler im europäischen Russland. Damit kommt Russland eine besondere Verantwortung für den Schutz des Kaiseradlers zu. Dennoch lassen sich aktuelle Zustände beobachten, die die Kaiseradlerpopulation in den russischen Brutgebieten gefährden. Öffentliches Bewusstsein über den Gefährdungsgrad der Art und den fatalen Einfluss, den menschliches Handeln auf die Kaiseradlerpopulation hat, ist noch nicht vorhanden. Darüber hinaus wirken sich der Ausbau von Stromleitungen mittlerer Spannung, die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft und die zum Teil damit verbundene Futterverknappung für den Adler negativ auf dessen Population aus. Diese Entwicklungen will der NABU gemeinsam mit seinen russischen Partnern bremsen, um den Östlichen Kaiseradler in Russland vor dem Aussterben zu bewahren. Eine Grundlage für die Aufgabe ist der Kooperations vertrag mit dem Uljanowsker Ministerium für Wald wirtschaft, Umwelt und Naturschutz.

Text: Vitalij KovalevNABU-Leiter KaukasusprogrammKontakt: [email protected]

Traurige Bilanz: Die Jagd nimmt deutlich zu Abschluss des „Raptor-Camps“ auf Malta Am 30. September 2012 ging auf Malta das vom NABU unter-stützte „Raptor-Camp“ zu Ende. Zwei Wochen lang haben rund 70 internationale Freiwillige – und damit so viele wie noch nie zuvor – unter der Leitung der NABU-Partnerorganisation BirdLife Malta die illegale Jagd auf Greifvögel und andere Vogelarten auf den Inseln bekämpft.

Malta gilt als einer der wichtigsten Zugvogelrastplätze auf der so genannten Mittleren Zugschiene, die über Italien bis zur nordafrikanischen Küste verläuft. Manche Vogelarten konzentrieren ihre Zugroute sehr stark auf diese Strecke, wie etwa der Wespenbussard. Es sind vor allem die jungen Wespenbussarde, die hier noch ein letztes Mal rasten, bevor sie die kräftezehrende, letzte Etappe über das Meer antreten. Ihre Einflüge auf Malta führen zu regelrechten Exzessen unter Maltas Vogel jägern – und dies, obwohl Wespenbussarde dort nicht geschossen werden dürfen. Doch es ranken sich bis heute irrsinnig und unzeitgemäß erscheinende Mythen um die Wespenbussarde: So soll jeder junge Mann auf Malta mindestens einen Wespenbussard erlegt haben, bevor er heiraten darf.

Kurz vor Ende des Camps zog BirdLife Malta eine bedrückende vorläufige Bilanz der diesjährigen Jagdsaison.

Seit über zehn Jahren führen der NABU und BirdLife Malta die

internationalen Vogelschutzcamps durch. © BirdLife Malta

Text: Lars LachmannNABU-Referent für Vogelschutz und OrnithologieKontakt: [email protected]

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NABU im Einsatz gegen Vogel-jagd auf ZypernAktionsradius auf die ganze Insel ausgeweitet

Während der Kontrolle in den heißen Tagesstunden sind die

Fangnetze noch abgesenkt. © NABU/C. Hein

Die strukturierte Kulturlandschaft Zyperns mit ihren Hecken und Brachen bietet Kleinvögeln während ihres Vogelzuges geradezu ideale Bedingungen für eine Rast. Doch fast überall dort, wo es diese Bedingungen gibt, darf auf Zypern auch gejagt werden. Jedes Jahr, wenn die Jagdsaison beginnt, strömen 70.000 registrierte Jäger aus den umliegenden Ortschaften in das freie Feld. Doch die Popularität des Jagdsports ist nicht das Einzige, was den Naturschützern Sorge bereitet. In erster Linie verfolgt die NABU-Bundesarbeitsarbeitsgruppe „migration-unlimited“ illegalen, mit Netzen und Leimruten ausgeübten Vogelfang. Laut Schätzung von BirdLife Zypern stellen sich den Zugvögeln Jahr für Jahr etwa 15 Kilometer Netze und tausende Leimruten als tödliche Fallen entgegen. Durch diese grausamen Methoden sterben jährlich hunderttausende Sing-vögel bei ihrer Rast.

Die in den vergangenen fünf Jahren gewonnenen Erkenntnisse zur Vogeljagdsituation auf Zypern veranlasste die Arbeitsgruppe, ihren Aktionsradius auch auf den griechischen Teil der Insel auszuweiten. Während „migration-unlimited“ im Norden eng mit der Partnerorganisation KUSKOR zusammen-arbeitet, kooperiert die Arbeitsgruppe im Süden mit einer regionalen Partnergruppe von BirdLife Zypern. Beide Partner-organisationen werden vom NABU auf unterschiedlichen Ebenen unterstützt. So finanziert die BAG beispielsweise Autos und Ausrüstungsgegenstände wie Spektive und Ferngläser, aber auch GPS-Geräte. Vor Ort hilft „migration-unlimited“ bei fortlaufend stattfindenden Geländekontrollen, um illegale Leimruten und Netze aufzuspüren. Darüber hinaus leistet sie Hilfestellung bei der Sensibilisierung der Öffentlichkeit und politischer Lobbyarbeit bei der EU oder den landeseigenen Ministerien und Parteien.

Bei der Bekämpfung des illegalen Vogelfangs auf Zypern unterscheidet sich nicht nur die Arbeitsweise der Partner-organisationen voneinander, sondern auch die weiterer beteiligter Instanzen. So besteht im Norden der Insel eine aus

EUROPA

Naturschutz in Zeiten knapper KassenDie haushaltspolitische Arbeit des NABU in Brüssel und weltweit In den letzten Jahren haben sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse verdichtet, dass sofortiges Handeln für die biologische Vielfalt weitaus kostengünstiger käme als Nichtstun. In Europa schätzt man die Kosten für ausreichenden Schutz und Management des Natura 2000-Schutzgebietsnetz-werkes auf etwa sechs Milliarden Euro jährlich. Umgekehrt fallen nach Schätzungen bereits jetzt volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von 50 Milliarden Euro pro Jahr an, weil Natura 2000 und andere EU-Umweltvorgaben von den Mitgliedstaaten nicht ausreichend umgesetzt werden.

Auf globaler Ebene sieht es ähnlich aus: Die renommierte Studie „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“ (www.teebweb.org) vermutet, dass der fortschreitende Arten-verlust bis 2050 die Weltwirtschaft mindestens sieben Prozent ihres gesamten Bruttoinlandsproduktes kosten würde – sicher weit mehr als effektiver Naturschutz heute erfordern würde. Trotzdem leidet der Naturschutz weltweit an chronischer Unterfinanzierung.

Der Schutz von Natur und Ökosystemen wird in der Krise verstärkt als Luxusthema betrachtet oder gar als Verhinderer von Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig beharrt auch die Bundes-regierung bisher darauf, weiterhin viele milliardenschwere

Mitgliedern des größten lokalen Jagdverbandes zusammen-gesetzte Jagdaufsehergruppe, die im Herbst 2011 vom Umwelt-ministerium finanziert und von KUSKOR geschult wurde. Außerdem existiert eine Telefonnummer, die Bürger bei beobachteten Jagdverstößen anrufen können. Allein im ersten Jahr wurden auf diese Weise etwa 500 Hinweise zur Wilderei erbracht, die weiterverfolgt werden konnten. Im Süden der Insel fungiert die dem Innenministerium angegliederte Rangergruppe „Game Fund“ als Ansprechpartner. Die Gruppe hat den zuständigen Gerichten in der letzten Zugsaison 200 Fälle der Wilderei gemeldet.

Auf Seiten von „migration-unlimited“ soll es nicht bei einer Überwachung der Jagd bleiben. Gemeinsam mit KUSKOR will die BAG zusammenhängende Flächen auf Zypern erwerben. Denn nur auf der eigenen Fläche kann die Jagd dauerhaft unterbunden werden.

Weitere Informationen unterwww.migration-unlimited.org

Text: Christoph HeinNABU-Bundesfachausschuss migration-unlimited (Zugvogelschutz)Kontakt: [email protected]

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EUROPA

Aktuelles aus der internationalen NaturschutzpolitikDer NABU als Partner der Vereinten Nationen Im Internationalen Jahr der Biologischen Vielfalt 2011 war der NABU offizieller Partner der Vereinten Nationen. Unter dem Dach „Internationales Jahr der biologischen Vielfalt“ wurden viele NABU-Aktivitäten integriert, die dazu beitragen, vor Ort die Vielfalt an Arten und Lebensräumen zu erleben, zu erforschen und zu erhalten. Auch der NABU-Bundesverband hat viele seiner Aktivitäten im Jahr 2011 unter das Logo des Internationalen Jahres der biologischen Vielfalt gestellt.

Nachdem das von den Staats- und Regierungschefs auf dem EU-Gipfel in Göteborg 2001 beschlossene Ziel, das Artensterben bis zum Jahr 2010 zu stoppen („2010-Ziel“), gescheitert ist, hatten die EU-Umweltminister und die Staats-chefs im März 2010 ein neues Ziel zum Schutz der bio logischen Vielfalt bis zum Jahr 2020 sowie eine Vision bis zum Jahr 2050 beschlossen. Auf der 10. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über biologische Vielfalt (CBD) in Nagoya im Oktober 2010 wurden ähnlich ambitionierte Ziele und ein sogenannter „strategischer Plan“ zur Erreichung dieser Ziele auf internationaler Ebene beschlossen, mit dem sich auch die EU-Mitgliedstaaten unter anderem verpflichtet haben, die Fläche der Schutzgebiete an Land und auf See zu erhöhen sowie

Bis 2010 sollte der weltweite Rückgang der Artenvielfalt gestoppt

werden – doch bislang nimmt das Artensterben immer weiter zu.

© Frank Derer

Die Weichen für eine moderne und zukunftsfähige Naturschutz-,

Umwelt- und Agrarpolitik werden zunehmend in Brüssel gestellt.

© Fotalia.com/ S. Hoppe

umweltschädliche Subventionen aus Steuergeldern, zum Beispiel für die europäische Landwirtschaft, zu bezahlen – deren Folge-kosten dann wieder die öffentliche Hand tragen muss.

Der NABU setzt sich direkt und indirekt durch seinen Dachverband BirdLife International auf allen Ebenen dafür ein, dass umweltschädliche Subventionen abgeschafft und dafür die Naturschutzmittel massiv aufgestockt werden – im Sinne einer echten Investition in die Zukunft: So koordiniert der NABU europaweit die Kampagne der Umweltverbände für eine Stärkung des EU-Umweltprogramms LIFE. Durch LIFE konnte bereits eine Vielzahl effektiver Naturschutzmaßnahmen durchgeführt werden – mit weniger als einem Viertelprozent des EU-Haushaltes.

Der NABU setzt sich auch dafür ein, dass das Schutz-gebietsnetzwerk Natura 2000 in Deutschland und europaweit systematisch auch aus anderen EU-Fonds finanziert wird.

So werden 2013 die Weichen für die EU-Agrarpolitik von 2014 bis 2020 neu gestellt. Der NABU kämpft in Deutschland und Brüssel dafür, dass die jährlich über 50 Milliarden Euro an Agrarsubventionen gerechter, zielgerichteter und vor allem umweltfreundlicher eingesetzt werden. Direktzahlungen an Landwirte müssen an ein Mindestmaß an ökologischen Gegen-leistungen gekoppelt werden; außerdem muss die Arbeit der -j enigen Bauern belohnt werden, die sich aktiv um den Erhalt von Natur und Landschaft kümmern.

Die Verabschiedung einer neuen globalen Strategie für die biologische Vielfalt war ein großer Erfolg der zehnten Vertragsstaatenkonferenz der UN Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) im japanischen Nagoya 2010. Zwei Jahre später, im indischen Hyderabad, konnte der NABU mit seinen Partner verbänden entscheidend dazu beitragen, dass die Naturschutzhilfen für die ärmsten Länder bis 2015 auf zehn Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro) verdoppelt werden. Der NABU begrüßte diese nach sehr schwierigen Verhand-lungen erzielte deutliche, wenn auch nicht ausreichende Aufstockung. „Dies wird den in Nagoya vereinbarten Natur-

schutzzielen die nötige Anschubfinanzierung geben“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Text: Konstantin KreiserNABU-Referent für Internationale BiodiversitätspolitikKontakt: [email protected]

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umweltschädliche Subventionen abzubauen. Darauf aufbauend legte die Europäische Kommission nach einer Internet-Konsultation sowie fast eineinhalbjährigen Diskussionen zwischen den Kommissionsdienststellen, den Mitgliedstaaten, Industrie, Nutzer- und Umweltverbänden am 3. Mai 2011 endlich die langerwartete neue Strategie zur Rettung der biologischen Vielfalt vor. Sie nennt sechs prioritäre Ziele und Handlungsfelder, darunter die vollständige Um setzung der Vogelschutz- und Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie, die Verbesserung der Öko systemdienstleistungen, Maßnahmen, um Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei ökologisch nachhaltiger zu machen und Maßnahmen zur Zurück drängung invasiver Arten. Die sechs Ziele werden in einem Anhang durch 20 Handlungsempfehlungen weiter konkretisiert. Die neue EU- Biodiversitätsstrategie und zahlreiche Hinter-grundinformationen sind auf der Webseite der Kommission unter http://ec.europa.eu/environment/nature/biodiversity/ comm2006/2020.htm abrufbar.

Arbeit in den Expertengruppen der EU-KommissionDie Europäische Kommission hat als Antwort auf den Druck von Nutzerverbänden und Industrie auf die Naturschutz-richtlinien und das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 im Jahr 2009 eine Koordinationsgruppe für Biologische Vielfalt und Natur (Coordination Group for Biodiversity and Nature - CGBN) eingerichtet. In zwei bis drei Tagungen pro Jahr soll die Akzeptanz für Natura 2000 bei diesen gesellschaftlichen Gruppen erhöht werden. In Unter-Arbeitsgruppen werden dazu Leitfäden für die Anwendung der Richtlinien in den jeweiligen Bereichen erarbeitet. BirdLife International und der NABU sind mit ihren Fachleuten sowohl in der CGBN als auch in vielen dieser Unter-Arbeitsgruppen unter anderem zu den Themen Wolf, zum Ausbau von Binnenwasserstraßen, zur Windenergie, zum Rohstoffabbau in Natura-2000-Gebieten sowie zur Managementplanung in Natura-2000-Gebieten vertreten, um eine Aufweichung der Naturschutzrichtlinien zu verhindern. Im Herbst 2010 wurden bereits die ersten Leitfäden zur Anwendung der Naturschutzrichtlinien beim Hafenausbau, bei der Anlage von Windkraftanlagen sowie beim Rohstoffabbau veröffentlicht. Die Leitfäden sind auf der Webseite der Kommission zum Management von Natura-2000-Gebieten abrufbar: http://ec.europa.eu/environment/nature/ natura2000/management/guidance_en.htm

Europäische FischereipolitikDie Arbeit des NABU zur Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) der EU im Rahmen des BirdLife-Netzwerkes wird von Dr. Kim Detloff koordiniert. Der Reformvorschlag der Europäischen Kommission für die GFP liegt seit dem 13. Juli 2011 auf dem Tisch. In vielen Punkten wird er der notwen-digen radikalen Neuordnung noch nicht gerecht. Zusammen mit seinem Dachverband BirdLife International und auch im

EUROPA / KAUKASUS

Im Frühjahr 2011 startete der NABU das Umweltprojekt „Fishing for

litter“ an der Ostsee. Seitdem helfen Fischer, Abfälle aus dem Meer

zu entfernen und im Hafen zu entsorgen. Auch an der Nordsee wird

das Projekt mittlerweile durchgeführt. © A. Hentschel

Rahmen der Allianz Ocean 2012 kämpft der NABU weiter für eine nachhaltige Fischerei und effektive Maßnahmen gegen den massenhaften Beifang von Seevögeln und Meeressäugern in der Stellnetzfischerei. Der NABU ist regelmäßiger Teilnehmer am „Runden Tisch Fischerei“ im Bundeslandwirtschafts-ministerium, lobbyiert auf nationaler und europäischer Ebene und hat mit BirdLife International im Juni 2011 eine Veranstal-tung zum Seevogel-Beifang im Europaparlament durchgeführt. Neben dem 2011 gestarteten nationalen NABU-Projekt „Fishing for litter“ vertritt der NABU sich und BirdLife International auch in einer EU-Arbeitsgruppe zum Thema Müll im Meer.

Texte: Claus MayrNABU-Direktor EuropapolitikKontakt: [email protected]

Volkszählung unter Schwergewich-ten zeigt Erfolge beim ArtenschutzBergwisent-Bestände im Westkaukasus um 15 Prozent gewachsenDie jährliche Wachstumsrate der vom NABU und seinen Partnern geschützten Bergwisent-Bestände im Weltnaturerbe-gebiet Westkaukasus erreichte 2012 eine Rekordmarke von 15 Prozent. Der Bestand zählt jetzt insgesamt 610 Tiere. An den jährlichen Zählungen nehmen rund 50 Wissenschaftler und Ranger des kaukasischen Biosphärenreservates Zapovednik und des Naturparks Bolschoj Tchatsch teil. Die im Jahr 1999 von der UNESCO als Weltnaturerbegebiet anerkannte Berg-region stellt die letzte Zuflucht der einst in Freiheit ausgestor-benen Großsäugetierart dar. Die günstigste Zeit zur Bestands-aufnahme der Bergwisent-Population ist der Monat August, wenn sich die Tiere zur Paarung in großen Herden oberhalb

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Text: Vitalij KovalevNABU-Leiter KaukasusprogrammKontakt: [email protected]

KAUKASUS

Schon einmal galt das Wisent im Kaukasus als ausgestorben.

© S. Trepet

Das rund 3.000 Quadratkilometer große Weltnaturerbegebiet Westkaukasus ist ein einzigartiges Beispiel einer großflächigen, vom Menschen weitestgehend unberührten Hochgebirgs-landschaft in Europa. Die riesigen Wälder binden bedeutende Mengen Kohlenstoffdioxid, mehr als 10.000 Tier- und 4.000 Pflanzenarten finden hier einen geeigneten Lebensraum, darunter Luchs, Wolf, Braunbär und sogar Endemiten, wie der kaukasische Bergwisent. Im Jahr 1999 hat die UNESCO das Gebiet als Weltnaturerbe anerkannt. Dennoch sind die Wälder in der unmittelbaren Umgebung und teilweise sogar im Welt erbegebiet selbst von Rodungen bedroht. Die Anwohner nutzen das Holz vor allem als Baumaterial und verkaufen Jung-tannen als Weihnachtsbäume.

Neben gravierenden Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzen welt des Westkaukasus hat die Zerstörung der Tannen- und Buchenwälder auch klimarelevante Folgen, denn erhebliche Mengen Kohlenstoffdioxid werden freigesetzt. Die Veränderungen des Klimas, des Wasserhaushaltes und die mit der Entwaldung einhergehenden Bodenerosionen gefährden die Sicherheit und die wirtschaftliche Existenzgrundlage der regionalen Bevölkerung.

Mit Hilfe des Projektes „Weltnaturerbe Westkaukasus – Klimaschutz durch nachhaltige Waldbewirtschaftung und dezentrale Nutzung erneuerbarer Energieressourcen in der neu zu schaffenden Pufferzone“ setzt sich der NABU mit den russischen Partnern COMMIT JUG und NABU-Kavkaz für den Waldschutz, eine verbesserte Lebenssituation der Bevölkerung sowie den einmaligen Artenreichtum im Weltnaturerbe und in den umlie-genden Gebieten ein. Die wichtigste Maßnahme ist die Einrich-tung einer Pufferzone um das Weltnaturerbegebiet, die nachhaltig bewirtschaftet werden soll. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative.

Die ersten Unterauftragsarbeiten, wie die Durchführung von Waldzustandsanalysen und Machbarkeitsstudien, sind im Rahmen der ersten Projektphase bereits abgeschlossen. Weitere

der Waldgrenze versammeln.Anfang der 90er Jahre gab es im westlichen, zur Russischen

Föderation gehörenden Teil des Kaukasus nur etwa 200 wiederangesiedelte Bergwisente. Seit dieser Zeit setzt sich der NABU mit seinen Projektpartnern in einem Schutzprojekt für den „König der Wälder“ und seine Heimat, die kaukasischen Nordmanntannenwälder, ein. Zu den Projektmaßnahmen gehören die Ausbildung der Ranger, Wildereibekämpfung, der Aufbau der Naturparkverwaltung sowie des Fördervereines, die Entwicklung des Ökotourismus und die alljährlich statt-findenden Wisentzählungen. Ihre Ergebnisse bestätigen den positiven Trend in der Entwicklung der Tierbestände in den letzten Jahren, was als eindeutiger Erfolg für die Artenschutz-arbeit des NABU im Westkaukasus gewertet werden kann.

Der Wisent besiedelte einst einen großen Teil des euro-päischen Kontinentes und wurde in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgerottet. Der letzte freilebende Bergwisent wurde 1927 im Kaukasus geschossen. Nach jahrzehntelangen Rückzüchtungen aus weltweit nur 48 verbliebenen Wisenten gelang es, die Tierart vor dem Aussterben zu bewahren. Heute gilt die niedrige genetische Variabilität als eine der wesentlichen Gefahren für das Überleben des „Königs der Wälder“.

Eine Pufferzone für das Welt-naturerbe Westkaukasus Waldzerstörung im größten Gebirgs-urwald Europas

Das Weltnaturerbe Westkaukasus repräsentiert fast alle Öko-

systemtypen des Großen Kaukasus und gehört zu den 34 Hotspots

für Biodiversität der Welt. © NABU/V. Kovalev

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Das Projekt steht im ständigen Austausch mit Wissen-schaftlern in Russland, der Ukraine, Deutschland, Österreich und der Schweiz, um deren Untersuchungen an einzelnen Arten zu unterstützen. Dabei zeichnet sich ab, dass die Kaukasus region als „Biodiversitäts-Hotspot“ noch viele unbekannte, evolutionsgeschichtlich eigenständige Tier- und Pflanzenarten beherbergt, wie die Beschreibung einer im Talysh-Gebirge lebenden Unterart der Wiesen-Felseneidechse zeigt.

Arbeiten, wie die Auswahl geeigneter Flächen für Renaturierungs- und Wiederaufforstungsmaßnahmen, die Erstellung von Forst-einrichtungsplänen für die nachhaltige Waldbewirtschaftung, die Einrichtung von Plantagen und Baumschulen sowie die Durch-führung von Trainings und Seminaren zur nachhaltigen Wald-bewirtschaftung und Plantagenpflege, stehen nun an.

Im März 2012 verständigten sich der NABU, das Tourismus-ministerium der Krasnodarer Region und das russische Unter-nehmen „Kurorte des Nordkaukasus AG“ darauf, den Naturpark „Mezmaj“ zu gründen. Er schließt eine Lücke zwischen dem Welterbegebiet und dem östlich davon gelegenen Schutzgebiet „Kamyshanova Polyana“. Neben uralten Eiben- und Buchsbaum-wäldern finden sich im Mezmaj-Gebiet viele reliktische Pflanzen-arten aus dem Tertiär. Ebenso wie drei weitere Naturschutzgebiete wird auch der geplante Naturpark Teil der Pufferzone werden.

Im Juli 2012 unterschrieben NABU-Präsident Olaf Tschimpke und der Premierminister der russischen Republik Adygea, Murat Kumpilov, eine Absichtserklärung zur Ausweisung der Puffer-zone für das Weltnaturerbegebiet und besiegelten damit einen wichtigen Schritt zum Ende der ersten Phase des auf vier Jahre angelegten Projektes.

Text: Britta HennigsNABU-Referentin für internationale Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitKontakt: [email protected]

Die Armenische Felseneidechse (Darevskia armeniaca) vermehrt

sich durch Parthenogenese, also eingeschlechtliche Fortpflanzung.

Dabei entstehen die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen.

Von dieser Art gibt es folglich nur Weibchen. © NABU/T. Kirschey

KAUKASUS

Kaukasus beherbergt viele unbekannte ArtenBAG Kaukasus erfasst und schützt Amphibien und Reptilien in AserbaidschanSeit nunmehr vier Jahren führt die NABU-Bundesarbeitsgruppe Kaukasus (BAG Kaukasus) im Ostkaukasusstaat Aserbaidschan ein Projekt zur Erfassung und zum Schutz von Amphibien und Reptilien durch. Projektpartner sind die NGO „Center of Bio diversity“ und die Herpetologische Abteilung des Zoologischen Instituts der Aserbaidschanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften. Systematische faunistische Arbeiten hatten zuvor seit den 1970er Jahren nicht mehr statt-gefunden, sodass über die aktuelle Bestandssituation und deren Entwicklung kaum Aussagen getroffen werden können. Dieses Datendefizit wird einerseits durch die rasante wirtschaftliche Entwicklung Aserbaidschans, andererseits durch die Entdeckung immer neuer endemischer Arten und Unterarten überlagert.

Das Projekt soll dabei helfen das Datendefizit zu über-winden und mehr Aserbaidschaner für den Schutz ihrer Amphibien und Reptilien zu begeistern. Dies wird unter anderem durch den Aufbau einer Datenbank, die nach Projektabschluss selbstständig von den aserbaidschanischen Kollegen verwaltet wird, und die Erstellung eines illustrierten Bestimmungs schlüssels unterstützt.

Im Rahmen des Projektes ist im Jahr 2012 unter anderem ein Wiederfund des Lantz-Teichmolches in der Region Lerik gelungen, während die Wiesenotternvorkommen im Südosten des Großen Kaukasus nicht bestätigt werden konnten. Auch die Bestätigung der Transkaukasus-Hornotter steht noch aus. Für eine Reihe mittelhäufiger Arten wurden empfindliche Bestandsrückgänge festgestellt, zum Beispiel für den Viel-farbigen Steppenrenner und die Grünbäuchige Felseneidechse.

Erste Ergebnisse des Projektes wurden bereits der Öffentlich keit vorgestellt. Zudem flossen Daten aus dem Projekt in einen englischsprachigen Übersichtsbeitrag zur Würfelnatter. Mitarbeiter des Zoologischen Instituts streben nun eine noch engere Zusammenarbeit mit dem NABU an, um das Projektbudget erweitern und die Bearbeitung bislang unerforschter Regionen intensivieren zu können.

Text: Tom Kirschey und André PippigNABU-Bundesarbeitsgruppe KaukasusKontakt: [email protected]

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Ein Buch für den Vogelschutz Zweiter Teil zu „Important Bird Areas in Aserbaidschan“ veröffentlichtAnfang 2012 veröffentlichten die „Aserbaidschanische Orni-thologische Gesellschaft“ (AOS) und der NABU den zweiten Band über die IBA-Gebiete, die sogenannten „Important Bird Areas“, in Aserbaidschan. Wie im ersten Band, der 2010 publiziert wurde, stellen die Autoren darin die ornitholo-gisch wertvollsten Gebiete Aserbaidschans vor. Diese 53 IBAs wurden im gesamten Land lokalisiert und repräsen-tieren sämtliche Landschaftsarten, vom Hochgebirge bis zum Meer, von Sumpfgebieten bis zu Halbwüsten. An der west-kaspischen Migrationsflugroute zwischen dem Kaukasus und dem Kaspischen Meer gelegen, ist Aserbaidschan eines der wichtigsten Länder für den Vogelzug und bietet Millionen durch ziehenden Vögeln wertvolle Rastgebiete.

Die Bücher „Important Bird Areas in Aserbaidschan“ präsentieren die in den vergangenen Jahren erarbeiteten Ergebnisse der AOS sehr anschaulich. Die Autoren geben Hinweise darauf, wie die Vogelfauna in den IBA-Gebieten zusammengesetzt ist, in welchem Zustand sich die Gebiete befinden und unterbreiten Vorschläge, wie sie zukünftig verwaltet werden könnten. Vorerst sind beide Bände lediglich auf Aserbaidschanisch zu erhalten. Um die Ergebnisse auch international zugänglich zu machen, werden sie Ende 2012 als Sammelband auf Englisch erscheinen.

© E.Sultanov/AOS

Der zweite Band

über die „Important

Bird Areas in Aser-

baidschan“ wurde

von der Aser-

baidschanischen

Ornithologischen

Gesellschaft und

dem NABU veröf-

fentlicht.

KAUKASUS

Die Jahresvogelkampagne in AserbaidschanBegeisterung für Höckerschwan und Schneekranich am Kaspischen MeerDie Aserbaidschanische Ornithologische Gesellschaft (AOS), BirdLife-Partnerorganisation des NABU in Aserbaidschan, wählte den Höckerschwan zum „Vogel des Jahres 2011“. Der Schneekranich wurde zum „Vogel des Jahres 2012“ gekürt. Nach dem Vorbild der über 30 Jahre alten NABU-Kampagne führt die AOS die Wahl seit 2004 alljährlich durch und wird dabei vom NABU unterstützt. Vor dem Höckerschwan wurden bereits das Kaukasus-Birkhuhn, die Weißkopfruderente, der Steppenkiebitz, Weiß- und Schwarzstorch, der Rötelfalke sowie der Uhu mit dem Titel geehrt.

Der Höckerschwan war Vogel des Jahres 2011 in Aserbaidschan.

© NABU/ T. Dove

Mit ihrer Informationskampagne zum Höckerschwan versuchte die AOS vor allem junge Menschen über die Artenvielfalt in ihrem Land zu informieren. So gab es Bestimmung shinweise, um den Höckerschwan von seinen beiden verwandten Arten Singschwan und Zwergschwan unterscheiden zu können, Informationsplakate, die landesweit in Schulen aufgehängt wurden, sowie Pressearbeit. Schließlich wurden kleine Wissenswettbewerbe für Schüler organisiert, die von lokalen Fernsehsendern begleitet wurden. Die AOS nutzte die allgemeine Begeisterung für den Höckerschwan, um Interessierte über ihre Arbeit zu informieren und zum aktiven Naturschutz zu animieren.

Die Kampagne zum „Vogel des Jahres 2012“ war ähnlich aufgebaut wie die Aktion im Vorjahr. Der Schutzstatus des Schneekranichs unterscheidet sich allerdings stark von dem des Höckerschwans. Während Letzterer zu den häufigsten Vogel-arten in Aserbaidschan zählt, handelt es sich beim Schnee-kranich um eine vom Aussterben bedrohte Vogelart. Nur wenige Menschen in Aserbaidschan konnten ihn in den letzten Jahren auf ihrer Zugroute entlang der westkaspischen Küste beobachten. Mit der Wahl des Schneekranichs soll auf das Artensterben aufmerksam gemacht werden. Zudem steht die

Aktion in Verbindung mit einem aktuellen Projekt der AOS, das zum Schutz kritisch bedrohter Vogelarten beitragen soll.

Text: Dominik SopartNABU-Artenschutzreferent KaukasusKontakt: [email protected]

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NABU-Vizepräsident Thomas Tennhardt (links), NABU-Bundes-

geschäftsführer Leif Miller (Mitte) und Sergey Chernin, Vorstands-

vorsitzender von Biogazenergostroy, bei der Vertragsunterzeichnung

in Berlin.

in dem Gebiet. „Wir freuen uns darüber, dass die langjährige Zusammenarbeit des NABU mit Viessmann nun auch auf den internationalen Bereich ausgeweitet wird. Um unsere Projekte in Südrussland umzusetzen und finanziell zu sichern, sind starke Partner unerlässlich“, sagte Thomas Tennhardt, Vor sitzender der NABU International Naturschutzstiftung.

Der NABU half der AOS, Fördermittel für die Herausgabe des Buches zu akquirieren, unterstützte die AOS-Mitarbeiter bei Expeditionen und ließ das Kartenmaterial für das Buch produzieren. Die Ursula Merz-Stiftung unterstützte das Projekt zwei Jahre lang finanziell.

Weitere Informationen unterwww.aos.az

Text: Dominik SopartNABU-Referent für AserbaidschanKontakt: [email protected]

„Unternehmerinitiative Süd-russland“ gegründetEin internationales Netzwerk für Natur und Nachhaltigkeit Der NABU setzt sich seit Anfang der 1990er Jahre für Mensch und Natur in Südrussland ein. Das Engagement führte bereits zu Erfolgen für den Erhalt der Artenvielfalt im Großen Kaukasus. Um die Natur- und Umweltschutzprojekte langfristig zu sichern und eine Plattform zum branchenüber-greifenden Austausch zu schaffen, hat die NABU International Naturschutzstiftung die „Unternehmerinitiative Südrussland“ gegründet und im September 2011 der Öffentlichkeit vorge-stellt. Sie ist ein Netzwerk mittelständischer Unternehmen und Organisationen der deutschen sowie russischen Wirtschaft.

Ihren ersten Unterstützer gewann die Initiative im Januar 2012 mit dem russischen Unternehmen Biogazenergostroy. Vorstandsvorsitzender Sergey Chernin sagte anlässlich der feierlichen Vertragsunterzeichnung in Berlin: „In Südrussland gibt es für zahlreiche Umwelt-probleme keine adäquaten Lösungen. Hierzu erhoffe ich die Unterstützung des NABU, zumal der Verband auch Mitglied und fachlicher Berater der Russischen Vereinigung für Bio energie, Erneuer bare Energien und Ökologie wird“. Biogazenergostroy setzt sich in Russland vor allem für den Ausbau erneuerbarer Energien ein und hat sich auf den Bau und Betrieb von Biogasanlagen spezialisiert.

Im Mai desselben Jahres gewann die Unternehmer-initiative die Viessmann Group als Unterstützer, eine der international führenden Hersteller von Heiztechnik-Systemen. Der NABU berät und unterstützt die Viessmann Group seit 2007 in den Bereichen Klimaschutz und Biomasse unter anderem zu Anbaumethoden von Biomasse. Ein Thema, das auch Schwerpunkt der NABU-Arbeit im südrussischen „Weltnaturerbe Westkaukasus“ ist. Um den Bedarf der dortigen Bevölkerung an fossilen Brennstoffen zu reduzieren und regional verfügbare Ressourcen zu schützen, plant der NABU mit vorhandener Biomasse und dem Bau eines Wasserkraftwerkes den Ausbau erneuerbarer Energien

KAUKASUS / WELTWEIT

© NABU/E. Neuling

NAJU-Jugenddelegation bei UN-NaturschutzkonferenzNaturschützer aus aller Welt gründen das „Global Youth Biodiversity Network“Vom 8. bis zum 19. Oktober 2012 fand die CBD COP 11, die elfte Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen über die Biologische Vielfalt, statt. An der Konferenz im südindischen Hyderabad nahmen 10.000 Delegierte aus 193 Ländern teil. Mit dabei war erstmals eine von der NAJU organisierte, sieben-köpfige Jugenddelegation.

Das exotische Indien mit seinen vielen Gewürzen, Saris, bunten Farben und abenteuerlichen Rikschas bildete eine wunderschöne Kulisse für zwei sehr arbeitsintensive Wochen. „Jugenddelegierte mag langweilig klingen, aber wir sind hier Lobbyisten, Botschafter und Networker in einem. Du erlebst mehr als du begreifen kannst“, fasste Julia Hennlein vom NAJU-Vorstand ihre Eindrücke zusammen.

Bereits im Juni 2012 begann die Vorbereitungsphase, die unter anderem zwei Wochenendseminare umfasste. Zusätz-lich veranstaltete die NAJU im August eine einwöchige inter nationale Jugendkonferenz. Insgesamt kamen 35 junge Naturschützerinnen und Naturschützer aus aller Welt in Berlin

Text: Britta HennigsNABU-Referentin für internationale Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitKontakt: [email protected]

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Aufgrund seiner geringen Fortpflanzungsrate und der gezielten

Jagd auf trächtige Weibchen ist auch der Dornhai (Squalus acanthi-

as) besonders sensibel gegenüber Überfischung. © S. Gust

Die nächste Konferenz, die CBD COP 12, findet 2014 in Südkorea statt. Planungen für eine weitere Jugendbeteiligung sind bereits in vollem Gange.

Die Jugenddelegation sowie die internationale Jugend-konferenz wurden vom Bundesumweltministerium mit Mitteln des Bundesamtes für Naturschutz gefördert.

Weitere Informa tionen zum GYBN sind zu finden unter www.GYBN.org

Text: Juliane RosinNAJU-Referentin Internationales Kontakt: [email protected]

zusammen und gründeten das Global Youth Biodiversity Network (GYBN). Um dabei mehr engagierte junge Menschen einzubeziehen, wurde die Konferenz live übertragen und hatte weitere 150 Online-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer, die mit den Anwesenden rege über eine Netzwerksatzung und die Positionen für die kommende Vertragsstaatenkonferenz diskutierten.

Lauschangriff auf Heringshaie NABU unterstützt Heringshai-Projekt im Nordostatlantik

Pro Jahr werden weltweit mehr als 100 Millionen Haie gefangen – vielen Arten droht durch diese massive Über fischung das Aus. Dazu zählen auch in Deutschland be heimatete Arten wie der Dorn- und der Heringshai. Die große Hai-Nachfrage in Europa kurbelt international den kommerziellen Fischfang an und lässt die Bestände dieser beiden Arten gefährlich schrumpfen.

Deutschland hat im Namen der EU bereits zwei Mal versucht, Dorn- und Heringshai im Rahmen der CITES-Konferenz (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) auf Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens listen zu lassen. So könnten ein weltweit nachhaltiges Management der Bestände endlich durchgesetzt und diese Haiarten vor dem Aussterben bewahrt werden. Japan und andere Fischereinationen haben diese Bemühungen bisher erfolgreich unterbunden. Ein Argument, das sie immer wieder ins Feld führen: Es liegen zu wenige Daten über diese Haiarten vor.

WELTWEIT

Die siebenköpfige Jugenddelegation der NAJU im CBD-Konferenz-

zentrum im südindischen Hyderabad. © NAJU

Auf dieser Grundlage konnte zusammen mit anderen jungen Naturschützerinnen und Naturschützern des GYBN in Indien viel auf die Beine gestellt werden: Eigene Presse-konferenzen, Veranstaltungen im Rahmenprogramm, Aktionen, tägliche Arbeitstreffen mit internationalen Jugend-lichen vor Ort, ein einstündiges Treffen mit dem Executive Director Braulio Dias und Treffen mit der deutschen Delega-tion sowie Vertreterinnen und Vertretern der EU-Kommission.

Als weiterer Erfolg kann verzeichnet werden, dass die Wortmeldung zur stärkeren Einbindung junger Menschen wortwörtlich in den Verhandlungstext aufgenommen und sogar genauso verabschiedet wurde:

„B. Children and youth The Conference of the Parties, Acknowledging the importance of youth participation in decision-making processes at all levels, 1. Encourages Parties and other governments to include youth fully in all relevant processes, and specifically in the implemen-tation of the Strategic Plan for Biodiversity 2011-2020 and in national biodiversity strategies and action plans, as activities under the United Nations Decade for Biodiversity; 2. Invites Parties to continue to provide support for youth initia-tives and other networks that support the three objectives of the Convention, such as the Global Youth Biodiversity Network, the Young Naturalist Network, the “GO4BIODIV”;“(Decision XI/8: Engagement of other Stakeholders, Major Groups and Subnational Authorities)

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WELTWEIT

Grund genug für die NABU-Bundesarbeitsgruppe Inter-nationaler Artenschutz, sich an einem Projekt zu beteiligen, das mit Hilfe von Satellitensendern, sogenannten „Tags“, Daten über den seltenen wie scheuen Heringshai (Lamna nasus) gewinnen will.

Das Marine Institute im irischen Galway hat eine Studie initiiert, die das Verbreitungsgebiet und die Wanderrouten von Heringshaien im Nordostatlantik untersuchen soll. Heringshaie sind ein wichtiger Teil des nordostatlantischen Ökosystems. Allerdings macht sie ihr langsames Wachstum und eine niedrige Reproduktionsrate extrem sensibel gegenüber Überfischung. Bislang gibt es in der Region noch keine Management- oder Schutzstrategien für diese gefährdete Haiart. Einer der Gründe ist ein Mangel an Daten, insbesondere zu Verbreitung und Wanderrouten.

Mit der aktuellen Studie will das Marine Institute dieses Defizit beseitigen und so für einen besseren Schutz des Herings-hais sorgen. Identifiziert werden sollen unter anderem Wander-routen, Verbreitungsgebiet und Kinderstuben. Die Tiere werden dazu mit Tags ausgestattet. Diese bleiben neun bis zwölf Monate an den Haien und lösen sich zu einem vorprogrammierten Zeit-punkt ab. Die gesammelten Daten werden dann via Satellit an das Marine Institute gesendet und dort ausgewertet. Im Idealfall gelingt es den Forschern, trächtige Weibchen zu besendern. Auf diese Weise können sie herausfinden, wo diese ihre Jungen zur Welt bringen und besonders geschützt werden müssen. Erste Ergebnisse der Studie sind im Sommer 2013 zu erwarten.

Unter www.irishelasmobranchgroup.org kann man schon heute die Wanderroute von zwei besenderten Heringshaien verfolgen.

Text: Claudia PraxmayerNABU-Bundesarbeitsgruppe Internationaler ArtenschutzKontakt: [email protected]

Kubanische Vogelberingung des NABU Großfahner ausgeweitetDie Beringungsstation „Johann Christoph Gundlach“ leistet ganze ArbeitKuba ist nicht nur die größte karibische Insel, sondern beher-bergt auch 50 Prozent aller „Important Bird Areas“ (IBA) der Karibik. Neben den einheimischen und endemischen Arten kommen alljährlich zahllose Zugvögel auf der Durchreise oder zum Überwintern auf die Insel. Grund genug für die NABU-Ortsgruppe Großfahner, BIOECO (vergleichbar mit der Oberen Naturschutzbehörde) sowie die Universität von Santiago de Cuba auf Kuba bei unterschiedlichen Vogelschutzprojekten zu unterstützen.

Seit dem Jahr 2010 arbeitet die erste nationale Beringungs-station „Johann Christoph Gundlach“ in Siboney-Juticij an drei Tagen im Monat. Diese Kontinuität ist für den kubanischen

Arbeitsalltag keine Selbstverständlichkeit und zeugt von der hohen Motivation und Einsatzbereitschaft der beteiligten Mitarbeiter. Im Februar 2011 beschaffte der NABU Großfahner weitere 26.000 Ringe in neuen Größen, so dass die Vogel-beringung von diesem Zeitpunkt an auf weitere 15 Arten ausge-weitet werden konnte. Mit durchschnittlich 170 neu beringten Vögeln im Monat werden die Erwartungen vollauf erfüllt.

Vom NABU beringter Rostscheitel-Waldsänger (Dendroica discolor)

auf Kuba. © Tino Sauer

Mit dem BUND Hannover, der die Feldarbeit zu Fleder-mäusen und kubanischen Polymita-Schnecken aktiv unterstützt, schickte der NABU Großfahner einen Container Ausrüstung, Material und Gerätschaft nach Santiago de Cuba. Auch eine Drei-Kilowatt-Solaranlage, die auf dem Dach des Küchen-bungalows installiert wurde und seitdem die Energie versorgung der Station weitgehend sicherstellt, war mit dabei. Überschüssige Energie wird ins örtliche Stromnetz von Siboney eingespeist. Ein weiterer Bungalow für Labor, Besprechungsraum und Lager befindet sich derzeit im Bau und wird die Nutzbarkeit der gesamten Station, etwa durch die Einsatz möglichkeit studen-tischer Hilfskräfte, beträchtlich erhöhen.

Im März 2012 besuchten Andre Hölzer und Tino Sauer der NABU-Ortsgruppe Großfahner die Station. Sie können berichten, dass neben den bereits seit 2009 stattfindenden Farbberingungen für den Pechero nun auch die Individual-markierung der beiden Kolibriarten Vielfarbentody und Sinson-tillo möglich sind. Diese sogenannten Artprogramme sind im Rahmen von Master- und Doktorarbeiten an der Universität von Santiago de Cuba entstanden. Da zwischen Kuba und Deutsch-land derzeit kein Kulturabkommen besteht, gestaltet sich die Durchführung aller bilateralen Aktivitäten als schwierig. Beson-ders für Aufenthalte von deutschen Praktikanten oder Helfern sind Arbeitsvisa nur sehr ein geschränkt zu erhalten. Die direkte Ablehnung finan zieller Projektmittel des Bundes von kuba-nischer Seite, wie etwa durch die Internationale Klimaschutz-initiative, engt mögliche Projektvolumen und –laufzeiten auch für den NABU extrem ein. Dennoch zeigen besonders die kubanischen Ornithologen immer wieder unkonventionelle Lösungsmöglichkeiten auf und machen somit eine Fortsetzung der Zusammenarbeit möglich. Mittelfristig erhoffen wir für beide Seiten planungs sichere bilaterale Entwicklungen.

Seit September 2012 verstärkt eine Diplomandin der Uni Kiel für ein halbes Jahr das Team der Station. Die Aufnahme weiterer

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Schlepp- und Kiemennetzen für die empfindlichen Öko systeme im Meer und die des Beifanges.

Aufgrund dieses Widerstandes hat die neuseeländische Regierung trotz wiederholter Mahnungen von Wissenschaft-lern und Naturschützern, wie zum Beispiel der Inter nationalen Walfangkommission (IWC) und des Weltnaturschutz kongresses IUCN, das Problem weitgehend ignoriert. Sie reagierte zwar mit einer Ausweitung des Schutzgebietes für Maui-Delfine, doch gilt diese Maßnahme nur für wenige Monate und nicht für die Schleppnetzfischerei. Damit verstößt Neuseeland gegen die für die Periode von 2011 bis 2020 vereinbarten strategischen Ziele der inter nationalen Biodiversitäts-Konventionen (CBD). Demnach muss jeder Mitgliedsstaat sicherstellen, dass das Aussterben einer bekannten gefährdeten Art verhindert wird und dass sich die Nutzung natürlicher Ressourcen immer im Einklang mit den ökologischen Gegebenheiten befindet.

NABU International versucht Einfluss auf Politik und Fischereiindustrie zu nehmen und die Öffentlichkeit über die Problematik aufzuklären. Die Stiftung organisierte eine Petition, durch die mehr als 18.000 Unterschriften gesammelt wurden. Mit der Kampagne drängt NABU International, die für Delfine und andere Meeressäuger besonders gefährliche Kiemen- und Schleppnetzfischerei im gesamten Lebensraum der Delfine zu verbieten und die Gebiete unter Schutz zu stellen. Im Mai 2012 wurden die Unterschriften hoch rangigen Politikern übergeben, die das Thema anschließend dem Parlament vorlegten. „Die öffentliche Aufmerksamkeit, die die Unterschriftenkampagne in Neuseeland bewirkt hat, und die Tatsache, dass sich die Oppo-sitionspartei erstmalig für den umfassenden Schutz der Tiere ausgesprochen hat, könnte den Durchbruch für die Rettung der Delfine bedeuten“, sagte Thomas Tennhardt, Vorsitzender der NABU International Naturschutzstiftung.

Auch die IWC und die IUCN erhöhten durch Abmahnung und erneuten Aufruf, die Tiere endlich konsequent gegen die Fischerei zu schützen, den Druck auf die neuseeländische Regierung. Infolgedessen schrieb diese im Oktober 2012 eine öffentliche Konsultation zum Schutz der Maui-Delfine aus. Hierfür forderte NABU International im Rahmen einer Online-Petition dazu auf, eine E-Mail an die verantwortlichen Ministerien zu senden. Die Petition endete Mitte November mit überraschendem Erfolg: 10.000 Teilnehmer hatte NABU International erwartet, 14.880 Eingänge wurden erreicht. Dieses erfolgreiche Ergebnis liegt sicherlich auch darin begründet, dass sich die NABU International Naturschutz stiftung dem inter-nationalen Bündnis „Save the Whales: Reloaded” anschloss. Das Bündnis, zu dem 75 führende Umweltverbände und Tourismus-unternehmen zählen, hat die Küstengewässer Neuseelands als einer der wesentlichen Gebiete, in denen Wale und Delfine gefährdet sind, identifiziert.

Text: Miriam BittarNABU-Trainee internationale Öffentlichkeitsarbeit und FundraisingKontakt: [email protected]

WELTWEIT

Vogelarten in die Beringungsaktion und Projekte zum Schutz endemischer Arten auf Kuba sollen hieraus erwachsen. Auch eine verbesserte kontinuierliche Einbindung von kubanischen Biologiestudenten in die Beringungsaktionen und daraus resul-tierende Arbeiten soll getestet und, wenn erfolgreich, dauerhaft etabliert werden.

Auf Kuba sind bisher nur wenige Biologen und Ornithologen tätig. Die Beringung in „Important Bird Areas“ leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der kubanischen Vogelwelt. Dazu bieten sich auch mittelfristige Monitoring-Maßnahmen an. Gern würden die kubanischen Ornithologen eine deutsche Universität für eine Zusammenarbeit gewinnen. Interessierte können sich beim NABU Großfahner melden.

Weiterführende Informationen unterwww.nabu-grossfahner.de

Text: Tino SauerVorsitzender NABU GroßfahnerKontakt: [email protected]

Kleinster Meeresdelfin der Welt akut vom Aussterben bedrohtNABU International engagiert sich für den Schutz der Hector- und Maui-Delfine

Fischerei und Meeresverschmutzung gefährden den Hector-Delfin.

© A. Mäcker

In Neuseelands Küstengewässern leben die kleinsten und seltensten Meeresdelfine der Welt: Die Hector-Delfine und ihre nahen Verwandten, die Maui-Delfine. Vor allem durch die Einführung der Kiemen- und Schleppnetz fischerei sind die Meeressäuger akut vom Aussterben bedroht. So ist die Zahl der Hector-Delfine von rund 29.000 auf weniger als 7.000 gefallen. Um die Maui-Delfine steht es noch schlechter: Mit einem Verlust von über 90 Prozent gibt es heute nur noch 55 erwachsene Tiere. Für die Regenerierung der Population stehen aktuell nur 0,3 Prozent der Küstengewässer Neuseelands als geschützte Reservate zur Verfügung. Schuld daran trägt vor allem die Fischereiindustrie. Ihre Vertreter spielen die Gefähr-dung der marinen Lebewesen durch Überfischung herunter und dementieren die zerstörerischen Folgen von Fang methoden mit

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Wir danken folgenden Stiftungen, öffentlichen Institutionen und Unternehmen für ihre U nterstützung:

Stiftungen• Heidehof-Stiftung• Manfred-Hermsen-Stiftung• Stiftung Ursula Merz

Öffentliche Institutionen• Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-

sicherheit • Bundesamt für Naturschutz • Umweltbundesamt• Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung• Europäische Kommission

Unternehmen• Grundig Intermedia GmbH • Oetinger Media GmbH

Mitglieder der NABU-Unternehmerinitiative und der Unter-nehmerinitiative Südrussland der NABU International Natur-schutzstiftung• AURO Pflanzenchemie AG• B5 Solar GmbH• BioGazEnergoStroy Deutschland GmbH • Naturstrom AG• Original Food GmbH• saferay GmbH• TeeGschwendner GmbH• travel-to-nature GmbH• TRUST Versicherungsmakler AG• Viessmann Werke GmbH & Co. KG• Wesser GmbH

Unser besonderer Dank gilt allen Einzelspendern, Förderern und NABU-Gruppen, die die internationale Arbeit des NABU finanziell unterstützen, sowie allen Personen, die uns in ihren Erbschaften und Vermächtnissen bedacht haben.

DANKSAGUNG

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Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V.

Der NABU setzt sich seit mehr als 110 Jahren mit überzeugen-dem Engagement, fachlichem Know-how und mehr als 500.000 Mit gliedern und Förderern dafür ein, Menschen für gemeinschaft-liches Handeln für die Natur zu begeistern.

International setzt der NABU seine geografischen Schwerpunkte in Afrika, Mittelasien und dem Kaukasus. Das inhaltliche Spektrum der internationalen Arbeit reicht vom Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, Klimaschutz, Ökotourismus und Umweltbildung bis hin zu Capacity Building, Armutsbekämpfung und Stärkung der Zivilgesellschaft.

NABU International Naturschutzstiftung

Im Jahr 2009 gründete der NABU die NABU International Naturschutzstiftung. Der Schwerpunkt ihrer internationalen Projektförderung liegt in den beiden zentralen Handlungsfeldern Klimaschutz und Erhalt der biologischen Vielfalt. NABU Inter-national engagiert sich vor allem in den Regionen der Erde, in denen ursprüngliche Natur- und Kulturräume noch erhalten sind, diese aber zunehmend unter Druck geraten.

Die Stiftung führt eigene Projekte in enger Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort durch und fördert die internationalen Natur-schutzprojekte des NABU.