Auswertung DVFA Blitzumfrage: Trennbanken

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Auswertung Blitzumfrage Trennbanken   2013 DVFA Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management  Blitzumfrage: Trennbanken  Frage:  Anfang Februar hat das Bundeskabinett einen Gesetzesentwurf mit Ansätzen zur Einführung eines Trennbankensystems in Deutschland vorgestellt. Damit könnte das klassische KundenBankgeschäft vom Investmentbanking getrennt werden. Das Kabinett greift damit der EU vor, deren Entwurf unter der Leitung des finnischen Notenbankpräsidenten Erkkii Liikanen noch in der Erarbeitungsphase ist. Wie bewerten Sie die geplante gesetzgeberische Initiative im Hinblick auf die Zukunft der Bankenlandschaft in Deutschland? (Einfachauswahl)  Antworten: Prozent: A. Die Einführung eines Trennbankensystems ist überfällig. Das risikoreiche Investmentbanking muss vom Retailgeschäft getrennt werden, um Ausfallrisiken zu minimieren und zu verhindern, dass weitere Milliardenbeträge zur Stützung der Banken aufgewendet werden. In diesem Zusammenhang ist es auch sinnvoll, dass Deutschland mit einer Initiative vorprescht. 26 % B. Diese Gesetzesinitiative ist ein Placebo im Wahlkampfjahr, die nur an der Oberfläche kratzt und stark nachbesserungswürdig ist, nicht zuletzt da die Abgrenzung zwischen echtem Eigenhandel und Geschäften im Kundenauftrag zu weich ist und damit die Aushebelung der Zielstellung des Gesetzes ermöglicht. 26 % C. Die deutschen Pläne sind kontraproduktiv und die Einführung eines Trennbankensystems ist abzulehnen. Der deutsche Finanzsektor verliert gegenüber nicht regulierten Mitbewerbern aus z.B. USA und dem asiatischen Raum, aber auch Großbritannien an Wettbewerbsfähigkeit. Zukünftige Crashs werden nicht durch Regulierung von außen, sondern durch Eigenkontrolle und Risikomanagement vermieden werden können. 37 % D. Weder A, B noch C, sondern (eigene Antwort ‐ nachfolgend) 11 % Andere Maßnahmen wären deutlich wirksamer, sind aber unpopulär (z.B. Stärkung des Bankensektors durch Bürokratieabbau und Abbau von Überkapazitäten durch Rückzug des Staates (Landesbanken, Commerzbank)).  B und C  Das abgeschwächte Trennbankensystem (“ring fencing“, d.h. Trennung unter einer gemeinsamen Holding) ist zu begrüßen, damit die potenziell durch den Staat zu stützenden Banken auch ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden und die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen.  Das Universalbankensystem in Deutschland hat sich grundsätzlich bewährt. Es müssten andere Stellschrauben justiert werden: z.B. Eigenkapitalunterlegung auch für Staatsanleihen aus Risikoländern wie Griechenland, Portugal, Irland etc. Rekapitalisierung der Banken zunächst auf freiwilliger Basis. Falls dies nicht freiwillig gelingt, dann per Zwangsrekapitalisierung durch den Staat.  Das Universalbanksystem hat sich als risikoausgleichendes System in der Vergangenheit bewährt. Allenfalls einige Modifikationen sind sinnvoll, damit nicht zu hohe Risiken eingegangen werden. Dies kann aber durch eine bessere Aufsicht auch erreicht werden.  Der Eigenhandel sollte inkl. der individuellen Verdienstmöglichkeiten massiv eingeschränkt werden, das Thema Trennbankeneinführung kann nur über internationale Absprachen erfolgen, an denen alle wichtigen Akteure teilnehmen und unterschreiben müssen.  Die Einführung eines Trennbankensystems ist logisch konsistent mit den anderen ergriffenen Maßnahmen (Transaktionssteuer und Besicherungsanforderungen) und wird das politische Ziel erreichen, Kapitalmarktaktivität innerhalb Europas auf ein Minimum zu reduzieren, entsprechende Arbeitsplätze und Wertschöpfung außerhalb Europas zu verlagern und die 

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Auswertung Blitzumfrage Trennbanken     2013 DVFA 

Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management  Blitzumfrage: Trennbanken  Frage:  Anfang Februar hat das Bundeskabinett einen Gesetzesentwurf mit Ansätzen zur Einführung eines Trennbankensystems in Deutschland vorgestellt. Damit könnte das klassische Kunden‐Bankgeschäft vom Investmentbanking getrennt werden. Das Kabinett greift damit der EU vor, deren Entwurf unter der Leitung des finnischen Notenbankpräsidenten Erkkii Liikanen noch in der Erarbeitungsphase ist. Wie bewerten Sie die geplante gesetzgeberische Initiative im Hinblick auf die Zukunft der Bankenlandschaft in Deutschland? (Einfachauswahl)  Antworten:  Prozent:A. Die Einführung eines Trennbankensystems ist überfällig. Das risikoreiche Investmentbanking muss vom Retailgeschäft getrennt werden, um Ausfallrisiken zu minimieren und zu verhindern, dass weitere Milliardenbeträge zur Stützung der Banken aufgewendet werden. In diesem Zusammenhang ist es auch sinnvoll, dass Deutschland mit einer Initiative vorprescht. 

26 %

B. Diese Gesetzesinitiative ist ein Placebo im Wahlkampfjahr, die nur an der Oberfläche kratzt und stark nachbesserungswürdig ist, nicht zuletzt da die Abgrenzung zwischen echtem Eigenhandel und Geschäften im Kundenauftrag zu weich ist und damit die Aushebelung der Zielstellung des Gesetzes ermöglicht. 

26 %

C. Die deutschen Pläne sind kontraproduktiv und die Einführung eines Trennbankensystems ist abzulehnen. Der deutsche Finanzsektor verliert gegenüber nicht regulierten Mitbewerbern aus z.B. USA und dem asiatischen Raum, aber auch Großbritannien an Wettbewerbsfähigkeit. Zukünftige Crashs werden nicht durch Regulierung von außen, sondern durch Eigenkontrolle und Risikomanagement vermieden werden können. 

37 %

D. Weder A, B noch C, sondern (eigene Antwort ‐ nachfolgend)  11 %

Andere Maßnahmen wären deutlich wirksamer, sind aber unpopulär (z.B. Stärkung des Bankensektors durch Bürokratieabbau und Abbau von Überkapazitäten durch Rückzug des Staates (Landesbanken, Commerzbank)). 

B und C  Das abgeschwächte Trennbankensystem (“ring fencing“, d.h. Trennung unter einer gemeinsamen 

Holding) ist zu begrüßen, damit die potenziell durch den Staat zu stützenden Banken auch ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden und die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. 

Das Universalbankensystem in Deutschland hat sich grundsätzlich bewährt. Es müssten andere Stellschrauben justiert werden: z.B. Eigenkapitalunterlegung auch für Staatsanleihen aus Risikoländern wie Griechenland, Portugal, Irland etc. Rekapitalisierung der Banken zunächst auf freiwilliger Basis. Falls dies nicht freiwillig gelingt, dann per Zwangsrekapitalisierung durch den Staat. 

Das Universalbanksystem hat sich als risikoausgleichendes System in der Vergangenheit bewährt. Allenfalls einige Modifikationen sind sinnvoll, damit nicht zu hohe Risiken eingegangen werden. Dies kann aber durch eine bessere Aufsicht auch erreicht werden. 

Der Eigenhandel sollte inkl. der individuellen Verdienstmöglichkeiten massiv eingeschränkt werden, das Thema Trennbankeneinführung kann nur über internationale Absprachen erfolgen, an denen alle wichtigen Akteure teilnehmen und unterschreiben müssen. 

Die Einführung eines Trennbankensystems ist logisch konsistent mit den anderen ergriffenen Maßnahmen (Transaktionssteuer und Besicherungsanforderungen) und wird das politische Ziel erreichen, Kapitalmarktaktivität innerhalb Europas auf ein Minimum zu reduzieren, entsprechende Arbeitsplätze und Wertschöpfung außerhalb Europas zu verlagern und die 

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Wirtschaft (Finanz‐ aber auch andere Unternehmen) im internationalen Wettbewerbsumfeld zu schwächen. 

Eine clevere Regulierung ist wichtig. Dieser Gesetzentwurf wird aber deutsche Banken gegenüber anderen schwächen. 

Eine solche Trennung ist nicht zielführend, wird den einführenden Ländern schaden, aber der Gesetzesentwurf ist in der vorliegenden Variante hinreichend abgeschwächt, so dass er wenig Schaden anrichtet und gleichzeitig der politischen Opposition das Wasser abgräbt. 

Es gibt Gründe dafür und welche dagegen.  Es wäre sinnvoller die Finalisierung des Entwurfs der Liikanen‐Arbeitsgruppe abzuwarten und zu 

analysieren, um ein möglichst einheitliches Vorgehen in der EU/Europa zu erreichen. Dabei sollten die Abgrenzungskriterien sorgfältig analysiert werden, um (weitere) Wettbewerbsnachteile für deutsche Kreditinstitute zu vermeiden. 

Ich stimme zu dem Gesetzesentwurf zur Einführung eines Trennbankensystems in Deutschland.  Ich weiß wirklich nicht, was besser ist. Wie immer kommt es auf die Umsetzung an. Die Menschen 

finden immer Auswege. Wenn kriminelle Energie da ist, gute Gesetze nutzen nicht viel. Ja, bisheriges System hat nicht funktioniert! 

Elemente aus A, B, C  Solange sich am Geldsystem nichts ändert, ist es vollkommen egal was die Politik hier veranstaltet 

‐ alles nur Placebo.  Universalbanken ja, aber nur bei streng regulierten, kontrollierten Märkten und international 

gültigen Regeln. Die Finanzkrise ist weitgehend durch unkontrollierte Produkte und Märkte und den Missbrauch angelsächsischer Freiheit der Marktteilnehmer entstanden. 

Vollkommen kontraproduktiv, da es nicht Risiken reduziert, sondern erhöht. Das Bankgeschäft kann in Summe nicht mehr diversifiziert werden. Wenn das die einzige Lehre aus der Finanzkrise ist, dann kommt schon die nächste. 

Vorpreschen nicht nötig, sondern weltweite Einführung eines Trennbankensystems wünschenswert! 

Weltweit wollen Politiker die Trennung, auch in GB und den USA. Diese Trennung führt aber nirgendwo zu einer Verbesserung. 

 

Ich bin ... (freiwillige Angabe) (Einfachauswahl)  Prozent:

    

1. Finanzanalyst sell‐side  17 %

2. Finanzanalyst buy‐side  4 %

3. Fundsmanager  16 %

4. Assetmanager  20 %

5. Investmentbanker  8 %

6. Banker  11 % 

7. Berater  7 %

8. Anderes  13 %

9. Keine Angabe  4 %

   

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Allgemeine Kommentare zum Thema:   Trennbankensystem wäre ok, aber der Rest müsste weltweit mitmachen. Ansonsten 

Wettbewerbsnachteile, wobei die deutsche Bankenlandschaft schon so am Ende ist, dass es keine Rolle mehr spielt. Betroffen ist hier nur die Deutsche Bank, die anderen Banken haben kein Investmentbanking, das den Namen verdient! 2) Stimme zu, dass die Gesetzesinitiative zumindest verbesserungsbedürftig ist ‐ Definition und Abgrenzung Eigenhandel 3) Trennbankensystem löst nicht alle Probleme, da Institute wie IKB, AHB und auch Commerzbank ihre Verluste nicht als Investmentbank gemacht haben, sondern weil sie von Investmentbanken wie Goldman und Deutscher Bank schlechte Anlageprodukte (Hypothekenanleihen) gekauft haben, die sie nicht verstanden haben bzw. in die Irre geführt worden sind. 4) Allein Eigenkontrolle und internes Risikomanagement wird nicht ausreichen, sondern die Aufsicht muss genau hinschauen und die Mittel und Expertise haben, um mögliche Finanzkrisen durch Frühwarnsysteme und aktive Verfolgung der Finanzmärkte und möglicher schädlicher Entwicklungen im Keim zu ersticken. 

Auswahl (A) mit einer Einschränkung: Es sind die Menschen ‐ und damit die Anreizsysteme ‐ die die Entscheidungen treffen und schlussendlich umsetzen. Das Trennbankensystem per se führt zu einer Risikoreduzierung für das Retailgeschäft, könnte aber ‐ ohne entsprechende "Schere im Kopf" ‐ zu einer Risikoerhöhung im IB führen. Ohne Mentalitätsänderung, "prudent man" vs "cash as cash can", ist eine Trennbankenlösung nicht alleine zielführend und schreit nach stärkerer (globaler) Regulierung. 

Banken‐Bashing ist nicht erst seit gestern in. Mittlerweile wird eine ganze Industrie kriminalisiert. Und das nur, damit die Staaten ungehindert ihre Anleihen absetzen können, um ihre Verschuldung zu refinanzieren. Das ist der Skandal. 

Das trifft aber nur zu, wenn hier sauber abgegrenzt wird. Extrem risikoreiches Geschäft sollte nur mit den Eigenmittel der Banken umgesetzt werden. 

Der Ansatz ist richtig, wenn auch verbesserungswürdig. Zeitpunkt ist dem Wahlkampf geschuldet und sollte möglichst mit einer großen Zahl anderer EU‐Staaten abgestimmt werden. Auf England zu warten hätte allerdings kaum Sinn, da die sich wahrscheinlich eh verweigern würden 

Die grundsätzliche Thematik wird uns weiter beschäftigen und bleibt politisch auch nach dem Wahlkampfjahr auf der Agenda der öffentlichen Meinung. 

Die Krise verdanken wir den staatlichen Verschuldungsorgien, und das könnten diese Herrschaften endlich auch einmal zugeben, anstatt anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Es gibt weniger Universalbanken die Pleite gegangen sind, als Staatsfinanzierer (die waren allerdings wirklich zu blöd, vielleicht sollte man Staatsfinanzierung durch Banken verbieten, aber dann fehlt ja das Spielgeld für diese Bagage, die diese schwachsinnigen Gesetze macht anstatt für ihren Mist selbst zu haften, kein bisschen besser als "Skandalbanker"). 

Dies schadet langfristig der dt. Wirtschaft … zielt alles auf die Deutsche Bank ab, die nachweislich keine Staatshilfe in Anspruch genommen hat ... 80% der Erfolge der Deutschen Bank seit 2000 kommen aus dem Investment Banking … ohne Investmentbanking der Deutschen Bank hätte der deutsche Staat ca. 20 Mrd. € weniger seit 2000 an Steuern eingenommen und weniger an Spenden und Stiftungsgeldern ausgeben können. 

Eigenhandel wird dann in "Hedge Fonds" oder anderweitige Vehikel ausgelagert, die vermutlich viel schwerer zu kontrollieren bzw. zu regulieren sind 

Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings fehlen UK und Luxemburg an Bord, um die Gefahr der Arbitrage auszuhebeln. Mir fehlt ein Gegenstück, mit dem ein Incentive gesetzt wird, das insbesondere Privatanleger und die werktätigen Generationen zu einer wertpapier‐ oder fondsgebundenen Altersvorsorge hinführt. 

In jedem Fall sorgt dieser Gesetzentwurf aufgrund vielfacher Unwägbarkeiten bei den betroffenen Instituten für erheblichen Aufwand und Kapazitätsbindung, was die Erfüllung anderer wichtiger, insb. ertragsgenerierender Funktionen nach hinten rückt. Gleichwohl könnte durch EU‐ und SPD‐geführter Bundesregierung ein noch schlimmerer Impact erfolgen. 

Lehman und andere reine Investmentbanken waren an der Entstehung der letzten Finanzmarktkrise ebenso beteiligt wie die Universalbanken Citibank oder Royal Bank of Scotland. 

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Der wahre Grund für die Krisen ist zu weit getriebene Spekulation und falsches Vertrauen in finanzmathematisch getriebene Produkte oder last but not least: Eine riesige Immobilienblase in den USA (also reines Commercial‐Banking!). Lösung: Verbot mancher Finanzprodukte und verbesserte Kontrolle spekulativer Märkte. 

Leider hat das Verhalten der Vergangenheit gezeigt, dass ein regulatorischer Rahmen notwendig ist. Allerdings reduziert das Trennbankensystem nicht das Risiko, sondern es erhöht das systemische Ausfallrisiko. 

Placebo im Wahlkampfjahr ist ebenfalls zutreffend.