AUSWIRKUNGEN AUF DIE ERZIEHUNGSFÄHIGKEIT DER ELTERN … · traumaplastische Struktur des Gehirns...

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AUSWIRKUNGEN AUF DIE ERZIEHUNGSFÄHIGKEIT DER ELTERN UND DIE BINDUNGSENTWICKLUNG DER KINDER ©HIPP Psychische Erkrankungen

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A U S W I R K U N G E N A U F D I E E R Z I E H U N G S F Ä H I G K E I T D E R E L T E R N U N D D I E B I N D U N G S E N T W I C K L U N G D E R K I N D E R

© H I P P

Psychische Erkrankungen

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Prekäre Familiensysteme

Dysfunktionaler , evtl. psychisch kranker (Stief-)Vater : Unberechenbarkeit, Promiskuität, Gewalt (gegenüber Kind, auch zwischen den Eltern), sexueller Missbrauch, Sucht, Delinquenz etc. („Täter“: negatives Vorbild, Trauma)

Abwesender Vater: Desinteresse; umstrittene Umgangsregelungen (Loyalitätskonflikte)

Instabile Patchworkstrukturen: Wechselnde Partnerschaften der Mutter (emotionale Vernachlässigung des Kindes)

Allein erziehende, psychisch belastete Mutter: Überforderung, inkonsistenter Erziehungsstil Symbiose mit Kind (Verwöhnung, Partnerersatz, Co-Abhängigkeit) Gefährdung der Bindungsentwicklung des Kindes: Vernachlässigung, Gewalt etc.

Multiproblemkonstellation: Arbeitslosigkeit, Armut, Überschuldung, Konflikte mit den Behörden, soziale Isolation, Haushaltsdesorganisation, Wohnungslosigkeit etc.

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Transgenerationale Übertragung der psychischen Erkrankungen

Erbliche Disposition (Funktionsstörungen, medikamentöser Behandlung) Schizophrenie (z.B. auch Wochenbettpsychose) manisch-depressive Erkrankung (z.B. auch Wochenbettdepression) Suchterkrankungen (?)

Störung der Bindungsentwicklung des Kindes: Traumatisierungen wie z.B. durch Vernachlässigung, unverarbeitete Beziehungsabbrüche (Bindungsverluste) , emotionale Misshandlung, Gewalt, sexueller Missbrauch (Strukturstörungen, Psychotherapie) Angststörungen Depressionen Persönlichkeitsstörungen Psychosomatische Störungen Suchterkrankungen

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Erfahrungsabhängige Anteile des Gehirns

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Limbisches System: „emotionales Gehirn“

Integrationsfunktion durch enge Verbindung zu allen Hirnstrukturen

Zentrales Bewertungssystem des Menschen (Vergleich des aktuellen Erlebens mit Vorerfahrung)

Amygdala (älteste Struktur): implizites bildhaftes („heißes“) Gedächtnis, „Feuermelder“ , Zentrum der furcht- und angstgeleiteten Verhaltensbewertung / Teil des Bindungssystems (Gefahrenabwehr, Hemmung des Broca-Sprachzentrums, Hirnstamm-Hotline, Aktivierung des autonomen Nervensystems)

Hippocampus („Bibliothekar“): explizites, sprachgebundenes („kaltes“) Gedächtnis, Kontextualisierung (Verortung in Zeit und Raum) durch Vernetzung mit Kortex (biografisches Gedächtnis)

Nucleus accumbens: Belohnungssystem nach positiver Beziehungserfahrung, erfolgreichem Problemlösen (Dopaminschwemme mit nachfolgeder Endorphinfreisetzung), Teil des Explorationssystem, Neugier

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Präfrontale Großhirnrinde sprachdominiertes „Ich-Bewusstsein“

Steuerungsfunktionen: Selbstkontrolle (Frustrationstoleranz), Realitätsprüfung

Problemlösungskompetenz (Antizipation, Umgang mit hoher Komplexität)

Mentalisierung (soziale Kompetenz): Selbstreflexion/Empathie

Motivation, Konzentrationsfähigkeit

Gewissen (Moralische Instanz)

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Einteilung der Traumata

Existenztrauma: Todesnäherfahrung z.B. Unfall, Naturereignis, Überfall, Vergewaltigung, Folter etc.

Verlusttrauma: Tod des Kindes, Partner etc.

Symbiosetrauma (Bindungsstörung, Entwicklungstrauma): Vernachlässigung, emotionale Misshandlung, Lieblosigkeit

Bindungssystemtrauma: Familiensystem (oder gesamte Gesellschaft) werden von Trauma dominiert (z.B. Kriegsfolge) mit Täter-Opfer-Reinszenierungen

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Traumatische Zange

(Michaela Huber)

Diskrepanz: Bedrohliche Situationsfaktoren (Vernachlässigung, emotionale Misshandlung, Gewalt, sexueller Missbrauch etc.)/Ressourcen

Überflutende Angst (Schock, Todesnähe-Erleben) → Furcht-

Kognitions-Sympathikussystem (Adrenalin-Cortisolausschüttung)

Ohnmacht (kein Kampf möglich), Hilflosigkeit (keine Flucht)

Notabschaltung des Furcht-Sympathikussystems →

Aktivierung des Panik-Bindungs-Parasympathikussystems: Hilfeschrei, → Panikattacke (Herzrasen, Zittern, weiche Knie, Stuhl-Harndrang) → „Totstellreflex“(energiesparendes

Überlebensprogramm, sensomotorische nonverbale Speicherung):

Paradoxe Ausschüttung von Glückshormonen (Endorphine)

Unterwerfung, Erstarrung („Freezing“)

Bewusstseinsveränderung (Trance), Lustgefühl, Gedächtnisstörung

No Fight, No Flight, Freeze, Fragment- Konstellation

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27/09/2014 TIKONDANE – Katrin vom Hoff

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Biopsychosoziale Traumafolgen

Fehlprägung des autonomen Nervensystems (Schädigung der Stressbewältigungssysteme nach toxischer Cortisol-Einwirkung) mit übererregbarem Bedrohungszentrums (Amygdala) und den entsprechenden Notfallreflexen (Selbstkontrollverluste)

Mentalisierungsdefizite (Präfrontalkortex!) mit Einschränkungen von Selbstreflexionsfähigkeit, Feinfühligkeit und Responsivität: Krankheitseinsicht (Therapiemotivation) Problemkongruenz (Hilfeakzeptanz)

desorganisierte Bindungsmuster mit den ihnen inhärenten Annäherungs-Vermeidungs-Konflikten: intensive/instabile Beziehungsmuster, Gut-Böse-Spaltungen (Täter-Opfer-Reinszenierungen), „Hopping-Verhalten“

Identitätsfragmentierung mit der ständigen Bedrohung des Ich-Bewusstseins durch trauma-assoziierte Persönlichkeitsanteile (Erlebnisdiskontinuität, psychosoziale Desorganisation, eingeschränkte Lernfähigkeit)

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Fehleinstellung der autonomen Stressbewältigungssysteme traumaplastische Struktur des Gehirns (Notfallbereitschaft)

Übererregtes Panik-Bindungs-System: hohes Stress-Anspannungsniveau, Angst vor Verlassen-Werden (Allein-Sein), psychomotorische Unruhe, Hilflosigkeit, Schlafstörungen (Hypervigilanz, Hyperarousal)

„Fehlalarmierung“ des Bedrohungssystems (Amygdala) bei Überforderung, Frustration, Triggerreizen oder Aktivierung des Annäherungs-Vermeidungs-Konfliktes (z.B. kindliches Bindungsverhalten) →

Orientierungsverlust (Rückkehr des Traumas) → Todesangst Unkontrollierte Überlebensreaktionen mit katastrophischen

Reflexmustern (Notfallprogramme, Defensivreaktionen): Furcht-Sympathikus-System: Kampf (Wut) – Flucht (Angst)→ Panik-Bindungs-Parasympathikus-System: Unterwerfung (Hilfeschrei) Notabschaltung („Totstellreflex“): Dissoziation/Erstarrung (Freezing)

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Mentalisierung (Präfrontalhirnfunktion) reflexiver Modus, Metakognition

Metaperspektive („innerer Beobachter“): Fähigkeit sich selbst von außen (Selbstreflexion) und andere von innen zu sehen (Empathie)

Wissen um die geistigen Prozesse hinter dem Verhalten anderer Menschen (Gedanken, Gefühle, Überzeugungen, Wünsche etc.)

Mind reading: Verständnis (Interpretation) der psychischen Zustände hinter den Handlungen anderer Menschen (Vorhersehbarkeit)

Meta-korrektives Gegenmittel bei psychischen Stress („innerer Dialog“)

„Playing with reality“: Spielerische Interpretation der Realität (Fähigkeit zum Perspektivwechsel, Humor)

Basis der moralischen Urteilsfähigkeit (Gewissen)

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Vormentale Zustände: Kinder bis zum 5. Lebensjahr, traumatisierte, schizophrene oder demente Menschen

Äquivalenzmodus: (Symbiose; Grenzstörung zwischen Selbst und Objekt; Gemeinschaft durch Gleichheit!): kein Unterschied zwischen mentaler und äußerer Realität Intoleranz gegenüber abweichenden Perspektiven Erschreckende innere Bilder bekommen Realitätscharakter (Flashback,

Paranoia)

Als-Ob-Modus (Spaltung, Schutz durch Desintegration): Innere Welt ist von äußerer Realität entkoppelt (Gedanken

bilden keine Brücke) z.B. Pseudologia phantastica, Flucht in Illusionswelten (Kindernamen!), Zweitidentität in der virtuellen Internetwelt

Gefühle von Leere und Bedeutungslosigkeit (Dissoziation, Entfremdung von sich selbst und der Welt)

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Vormentale Zustände

Teleologischer Modus (Schutz durch Abhängigkeit) Nur das Ergebnis zählt (Absicht ist von beobachtbarer

Handlung abhängig) Die Umwelt muss funktionieren, um eigene innerer Spannung

zu mindern (Bezugspersonen als Hilfsobjekte, Angst vor Verlassen-Werden) → manipulative Strategien (auch Gewalt)

Innere Zustände können nur durch real befriedigende Handlungen oder körperliche Eingriffe beeinflusst → Ausagieren (Konflikte/Wohnungswechsel, innerer Schmerz/Selbstverletzung; Liebe/Sex; Suchtmittelkonsum)

Magisches Denken: Korrelation wird als Ursache fehlgedeutet (paranormale Ursachenattribuierung: Anwendung von Formeln, Ritualen, Sprüche, „Naturheilmittel etc.)

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Spaltung: Der Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt

Phobien gegenüber Bindung und Bindungsverlust (Kognitive Blockade), „Gut-Böse-Dichotomie“: Retterübertragung: Idealisierte Bezugsperson (nährender,

fürsorglicher Elternteil) wird im Rahmen einer Symbiose Beschützer und Versorger (Ausschaltung des Bedrohungssystems) → Konflikt mit dem Kinderschutzauftrag

Täterübertragung: Nach Frustration oder zu großer Nähe Entwertung und Trennung (Aktivierung des Bedrohungssystems) mit projektiver Identifizierung, „Hopping-Verhalten“ oder rascher Wechsel von Nähe und Distanz („Ich hasse Dich, verlass mich nicht!“)

Spaltung des Helferfeldes in Retter (Verstrickung, Symbiose) und Täter (Kontrolle, Feindseligkeit)

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Beurteilung der Erziehungsfähigkeit bei Persönlichkeitsstörungen

Traumatisierungen in der Vorgeschichte: Vernachlässigung, Bindungsabbrüche (z.B. Heimaufenthalte, Pflegefamilie, Tod eines Elternteils etc.), Gewalt, sexueller Missbrauch etc.

Beziehungsverläufe: Partner, Helfer, Arbeit etc.

Aktuelle Symptomatik: Coping-Strategien (Selbstverletzung, Alkohol, Drogen, Essstörungen, Internetmissbrauch etc.)

Mentalisierungsniveau: Problemkongruenz (Krankheitseinsicht) und Hilfeakzeptanz (Therapiemotivation)

Fremdanamnese wichtiger als aktueller Untersuchungsbefund! (Täuschung als Überlebensstrategie!) → Kooperationsproblematik (Spaltung)

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Seelische Spaltungen nach Trauma-Erfahrungen ( modifiziert nach Franz Ruppert)

Traumatisierte „kindliche“ Anteile

Überlebens-Anteile (Coping-Strategien)

Gesunder Anteil (Alltags- persönlichkeit)

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„ängstliches, einsames Kind“ (Panik-Bindungssystem,

symbiotische Abhängigkeit, Depressivität):

Prämentale Zustände: teleologischer und Äquivalenz-Modi

Panikartige Angst vor dem Verlassen werden(Alleinsein)

Scham- Schuldgefühle (Täterintrojekt: „Bin schlechter Mensch!“)

Hilflosigkeit, Ohnmacht, Antriebslosigkeit (Verwahrlosung)

Hypervigilanz / Hyperarousal (Schlafstörungen, Licht!)

Gefühl der Fremdheit in der Welt („Heimweh“)

Kinder und Tiere (Oxytocin) als Hilfsobjekte (Schlafen im gleichen Bett, kein Kindergarten- Schulbesuch etc.)

Opferidentität: Toleranz von destruktiven Beziehungsmustern (Unterwerfung, Beschwichtigung)

Suizidalität

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Ärgerliches impulsives Kind: Furcht-Sympathikussystem („pubertierender Jugendlicher“)

Äquivalenzmodus: Paranoide Fremdattribuierung von Fehlern (Misstrauen, Eifersucht, die Welt ist „böse“!)

Täteridentität: „teleologischer“ Kampfmodus zur Unterwerfung der Hilfsobjekte (Erzwingen von Zuwendung, Abwehr der Selbstentwertung)

Unkontrollierbare Wut (keine Selbstberuhigung möglich), Rache, Hassgefühle, unerträgliche innere Anspannung

Antizipierte Bedrohung berechtigt Misshandlung anderer (Jugendbanden, Delinquenz?)

trotzige Verweigerung (keine Akzeptanz von Hilfen) Beziehungsabbruch

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„distanzierender Beschützer“ (Notabschaltung): Als-Ob-Modus der Mentalisierung (Desintegration)

Veränderte Bewusstseinszustände mit Entfremdung von Selbst- und Umwelterfahrung (Verlust des Wirklichkeitsgefühls unter Endorphineinwirkung):

• Depersonalisation, Derealisation

• Konversionssymptome (Anästhesie → Schwangerschaft!)

• Abgleiten in Fantasiewelt → Pseudologia phantastica

• Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit (Wegdämmern, Trance, Tunnelblick), Unterwerfung

• Amnesien (Gedächtnisstörungen), Fugue (Flucht)

• „Freezing“ (Bewegungsstarre), Unterwerfung

• Psychogene Krampfanfälle

Psychosomatische Beschwerden

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Dissoziationen (2)

Ungewolltes Wiedererleben traumatischer Ereignisse (Flashbacks, Intrusionen, Schlafstörungen): DD Psychose

• Halluzinatorische Überflutung mit traumaassoziierten Bildern, Geräuschen, Gerüchen etc.

• Ich-Fragmentierung, Angst vor dem „Verrücktwerden“

• Absoluter Kontrollverlust, Orientierungslosigkeit

• Katastrophische Schmerzen

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Bewältigungsstrategien (Coping) 1. Vermeidung (Überlastungsschutz)

Triggergeneralisierung: Ausweitung der „Gefahrenzonen“ bis zur Handlungsunfähigkeit (Verstecken in der Wohnung, kein Öffnen der Post, keine Behördenkontakte)

Soziophobie (Schamgefühl, Mentalisierungsdefizit, Misstrauen): Schulabsentismus, Abbruch von Ausbildungen → „Langeweile“, Überforderung, Außenseiterrolle, „Mobbing“, Ungerechtigkeit (Bestrafung von Kontrollverlusten)

Bindungsphobie (Nähe zum Kind): wenig Haut- und Blickkontakt (kein Spiegeln), wenig Ansprache, kein Stillen (Oxytozinmangel!)

Konfliktvermeidung: Erfüllung der Erwartungen anderer (falsches Selbst), Überlastung mit Pflichten und Aufgaben, kein „Nein-Sagen“(zwanghafte Gefügigkeit),, wenig Selbstfürsorge (Workaholismus , „Burn Out“)

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2. Kontrolle /Illusion

Kontrolle: Andere Menschen: Manipulation, Beherrschung, Gewalt ( bei

eigener Gewalterfahrung!)

Zwänge

Definition von Tabuzonen (Verleugnung von Trauma und psychischer Störung)

Hilfe-Kontroll-Dilemma

Illusionen Traumbilder: Idealer Partner, ewige Liebe, heile Familie,

grandioser beruflicher Erfolg, berühmte Kinder, Autarkie etc.

Esoterik

Internetmissbrauch (Flucht in Parallelwelt)

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Pathologische Internetnutzung

Multimediageräte (Smartphone): Telefonieren, SMS, Chatten (Pseudokontakte) → Lösung des Annäherungs-Vermeidungs-Konfliktes Anxiolyse (z.B. beim Allein-Sein) Stimulation (bei dissoziativen Zuständen) Partnersuche (idealisierende Projektionen, Rettungsübertragung)

Multiplayer-Online-Rollenspiele (z.B. WOW, Second Life): klare Strukturen und Regeln (Sicherheit, Orientierung,

Gerechtigkeit) Erfahrungen der Zugehörigkeit („Gilde“) Selbstwirksamkeit mit unmittelbarer Stimulation des

Belohnungssystems (Dopamin) Transzentales Selbsterleben als Avatar in einer Märchenwelt

(Omnipotenz bei ausgeschaltetem Körpererleben)

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3. Kompensation und Symptombekämpfung

Hilfsobjekte: Tiere, Partner, Kinder

Selbstverletzung: Affektregulation (Spannungsabbau, Rückgewinnung der Kontrolle); Abwehr von Dissoziationen und Flashbacks; Selbstbestrafung; soziale Funktionen (Aufmerksamkeit, Provokation, sekundärer Krankheitsgewinn)

Essstörungen (Adipositas, Bulimie, Anorexie): affektive Regulation

Alkohol, Drogen (Cannabis, Amphetamine) zur Selbstmedikation

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Familienstrukturen im Traumakontext

Primärfamilie: Ambivalenzkonflikt zwischen Abhängigkeit und Autonomie → Wechsel

Hoffnung/Verzweiflung

Vorwurfshaltung gegenüber der Mutter: Vernachlässigung, Unverständnis, Desinteresse, Ignoranz, kein Schutz (Warum nicht geglaubt?)

Sehnsucht nach „heiler“ Familie mit Versorgung und Ungeschehenmachen des Traumas (Täterkontakt); Kind als „Versöhnungsgabe“

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Komplementäre Partnerwahl

Versorgungsgemeinschaft: Co-abhängiger Partner („Retter“) mit Parentifizierungsvorgeschichte →

Überwindung der inneren Einsamkeit durch Verantwortungsübernahme für Partner (Kontrolle) Aufmerksamkeitsfokus liegt auf dem kranken Partner

(Versorgung)

Angst vor Konflikten (Harmoniegebot!), Beschwichtigung

Schutz der Bindung um jeden Preis („falsches Selbst“)

Loyalitätskonflikt zwischen Partner und Kindern

Bagatellisierung der Übergriffe auf das Kind

Verantwortungsdelegation auf das Kind (Schuldzuweisung)

Vermeidung: Rückzug auf Arbeitsplatz oder Internet

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Komplementäre Partnerwahl

Täter-Opfer-Reinszenierung (Patholgische Arbeitsmodelle von Bindung, Selbstverifikation) Männer mit einer Täter-Retter-Verfolger-Identität suchen „Weibchen“

statt Partnerin Frauen mit Opfer-Helfer-Identität suchen „männlichen“ Mann als Täter-

Retter (Aggressivität als Schutzsignal; Eifersucht wird ignoriert) Idealisierung mit Symbiose der Trauma-Anteile (Retter-Übertragung,

Erlösungsfantasien) Enttäuschung und Verzweiflung (Täterübertragung, Selbst/Fremdhass,

Flashbacks) Gewalt als Abwehr von Ohnmacht und Selbstentwertung

(Externalisierung des Täterintrojekts) Wechsel von Unterwerfung (Phobie vor Bindungsverlust) und

Distanzierung (Phobie vor Bindung / Flucht)

Opfer-Opfer-Symbiose: Hilflosigkeit, Ohnmacht, Verwahrlosung, Geschwisterneid (Untereinander / mit Kind)

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Entwicklung des menschlichen Gehirns

Überfluss an unreifen, undifferenzierten Nervenzellen beim Neugeborenen (Entwicklungspotential)

Reifung d.h. Spezialisierung der Nervenzellen erfolgt durch Vernetzung und synaptischer Verschaltung in Abhängigkeit von den (optionalen) Nutzungsbedingungen (Interaktionserfahrungen mit der Umwelt, Lernen → Kulturanpassung, Mehrgenerationenperspektive, Koevolution)

Abbau der nicht gebrauchten Nervenzellen bis zum 12. Lebensjahr (Wegfall der Reservekapazität)

Später Anpassungsprozesse durch Umbau der bereits bestehenden ausgereiften Zellstrukturen, adulte Neurogenese (Neuroplastizität, Gehirn als Baustelle)

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Die Nervenzellen bilden ein gleichmäßiges dichtes Netz, das Impulse in alle Richtungen weiterleitet.

Durch Lernen verstärken sich einige Bahnen, andere verkümmern. Vielfältige Anregungen führen zu komplexen Strukturen.

Zum Lernen steht weitgehend das bis dahin gebildete Netz zur Verfügung. Neue Verbindungen entstehen schwerer.

„Cells that fire together, wire together, survive together.“ Alan Schore

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Das Neugeborene

Angeborene, fixierte Wahrnehmungs-Handlungs-Muster (Hirnstamm: Automatismen, Impulsivität)

Erleben der Affekte als katastrophische Emotionen (Wut, Furcht, Hunger, Schmerzen, intensive Bedürftigkeit) →

Erregung des Panik-Bindungssystems (Amygdala, Parasympathikus, Stress-Hormon-Achse)

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Kontaktgestaltung der Kleinkinder mit der Außenwelt

Bindungsverhalten (Sicherheitssystem, Selbstschutz): Abhängigkeit von physischer Nähe der Bindungspersonen: Protest

bei Trennung

Suche der Nähe zu den Bindungspersonen zur Herstellung von Sicherheit und Versorgung bei Angst, Schmerz, Hunger etc.

Explorationsverhalten (Neugiersystem) Distanzierung von Bindungspersonen zur Erkundung der Außenwelt

mit Annäherung an attraktive Ziele

Selbstwirksamkeitserfahrungen, Kompetenzerwerb beim Problemlösen (Dopamin / Endorphine → neuronale Vernetzung)

Anstrengung mit Frustrationstoleranz

Autonomieentwicklung eingebettet in Beziehung, „bezogene“ Individuation (Zugehörigkeit/Individualität), Mentalisierung

Gehirnwachstum → Erwachsenwerden

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Bindung und Exploration nach Grossmann & Grossmann

Bindungs-system aktiv

Explorations-system

aktiv

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Bindung und Exploration Nach Grossmann & Grossmann

Bindungs-system aktiv

Explorations-system

aktiv

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Voraussetzung für gelingende Entwicklungsprozesse: Mutter bildet

„sichere Basis“ (Intuition, Mentalisierung: „inneres Radarsystems“ für kindliche Signale, Beruhigung des Panik-Bindungssystems)

Wahrnehmung der nonverbalen kindlichen Signale und Entwicklungsinitiativen (Mimik, Blicke, Zielbewegungen, Lautäußerungen)

Richtige Interpretation der Signale in Abgrenzung von den eigenen Bedürfnissen (Einfühlungsvermögen, Selbstreflexion, Realitätsprüfung)

Zeitnahe und angemessene Reaktion (Responsivität, Kontingenz)

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Entwicklung einer gegenseitigen Einstimmung (Synchronizität der psychophysiologischen Rhythmen;

„Mutualität“, „sozialer Tanz“)

„Freie Situation“: Wechsel von Kontakt (Blickkontakt, Mimik, Spiegelgeräusche) - und

Folgemomenten

Teilen und Trainieren von Aufmerksamkeit

Markiertes Spiegeln (Wahrnehmen, Benennen des Explorationszieles, Bestätigen) der Affekte → Aufbau von Spiegelneuronen, Selbstrepräsentanzen, Objektrepräsentanzen, Affektdifferenzierung und -regulierung, Sprachförderung

Leitungsmomente: Essen, Körperhygiene, Einschlafen Kontext: Sicherheit, Klarheit

Einleitung mit Kontaktaufnahme (Anschluss, Markiertes Spiegeln, Benennen)

Angebot von Ritualen, Struktur, Orientierung (Benennen des Kooperationszieles, Bestätigen der gewünschten Aktion, Abschlussmarkierung, Lernen durch Wiederholung nicht allein durch Einsicht: „Mutter als Schallplatte“)

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Ausdruck

„Verdauung“

Resonanz

Repräsentation des eigenen Zustandes

Zustand innerer

Erregung

Psychisches Selbst Sekundäre Repräsentation

Körperliches Selbst Primäre Repräsentation

Kind Bindungsperson

Entwicklung der Affektregulation (Fonagy & Bateman 2006)

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Sichere Bindung ab 12. bis 18. Lebensmonat (50% bis 60 %)

Ausgeglichene Bindungs-Explorationsbalance (Fremde-Situation-Test nach Mary Ainsworth)

positives Selbstbild: Urvertrauen (Vorbildakzeptanz), Kohärenzgefühl (Verstehen, Selbstwirksamkeit, Sinn)

Beruhigende Objektbilder: Stabile präverbale Repräsentanzen der primären Bezugspersonen

Gute Mentalisierungsfähigkeit: soziale Kompetenz mit guter Kooperationsfähigkeit; sichere Abgrenzungen Selbst/Objekt; Fantasie/Wirklichkeit; Gegenwart/Vergangenheit

Resilienz: Schutz gegenüber kritischen Lebensereignissen

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Mentalisierungsdefizit der Mutter: keine sichere Basis (Intuition, Feinfühligkeit, Responsivität)

Hohe Wahrnehmungsschwelle für kindliche Signale: High-Tension-State → Interaktion auf extremem Affektniveau (Stress!)

Kein Spiegeln:

Vermeidungsverhalten (von „Triggerreizen“): Sprachlosigkeit, wenig Haut-Blickkontakt

Dissoziation: Trance, Freezing

Antriebsstörung (z.B. Depression, Schizophrenie)

Unmarkiertes (unreflektiertes) Spiegeln:

Infektion: Kindliche Angst wird unverändert oder verstärkt als eigene Emotion (Ansteckung mit Hilflosigkeit, Panik) gespiegelt

Inkontingenz (Unberechenbarkeit, Zeitverzögerung)

Bestrafung der kindlichen Bindungssignale oder Explorationsaktivitäten (evtl. Ablenkung durch Verwöhnung)

Invalidierung der kindlichen Emotionen

Umkehr von Folgen und Leiten ohne Kontaktmomente

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Misslingende Verdauung

Folgen desorganisierter Bindung (Bateman & Fogaty)

Fremdes Selbst / eigener Körper als Objekt

Psychisches Selbst Sekundäre Repräsentation

Körper-Selbst Primäre Repräsentation

Bindungsperson Kind

Resonanz

Ausdruck

Nicht

kontingente

Repräsentation

Innere Erregung

bleibt oder steigt an

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Aufhebung der Generationsgrenzen: Das Kind als kleiner Erwachsener

Funktionalisierung des Kindes :

„guter Elternteil“: Symbiose (ungefährliche Nähe als Teil des Selbst) zur Überwindung von Einsamkeit und Allein-Sein

Hilfsobjekt zur externen Affektregulierung

Bedeutungserhöhung: Soziale Aufwertung als Mutter, narzisstische Projektion (zukünftiger „Glamour“)

Vermeidung von Ausbildung und Beruf

Stabilisierung der Beziehung zum Partner

Symbol für „heile“ Familie (Ungeschehenmachen des Traumas)

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Aufhebung der Generationsgrenzen

Das „böse Kind“ (Gefährdung!):

Nach Ende der Symbiose-Illusion (6.Lebensmonat?) Interpretation des kindlichen Bindungsverhaltens als Bedrängung und des Explorationsverhaltens als Abwendung (Liebesentzug)

Täterübertragung („böser Elternteil“): Enttäuschung, aggressive Ablehnung, emotionale Misshandlung

Sündenbockfunktion: Externalisierung des „fremden Selbst“ oder des „Täterintrojekts“ (später Gefahr co-traumatischer Prozesse)

Geschwisterrivalität (evtl. Neid auf die Lebensfreude des Kindes)

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Aufhebung der Generationsgrenzen

Das „gute“ Kind: Die Parentifizierung (Rollenumkehr, Überforderung, gute Mentalisierung) Retterübertragung („guter Elternteil“)

Symbiose durch Verzicht des Kindes auf Autonomie

Entwicklung eines „falschen Selbst“: Ängstlicher Gehorsam (Unterwerfung), Beschwichtigung (Fassadenhaftigkeit), Überfürsorglichkeit (Kontrolle), Überanpassung an die Erwartungen anderer, Abspaltung eigener Bedürfnisse

Helferidentität (Überwindung der Einsamkeit durch Verantwortungsübernahme für andere)

Wechsel Gut/Böse: „Ich hasse Dich, verlass mich nicht!“

Verzicht auf Versorgungs- und Leitungsfunktion (Grenzsetzung)

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Unsichere Bindungsmuster (30% bis 35% der Kinder im zweiten Lebensjahr)

Unsichere ambivalente Bindung: affektive Selbstschutzstrategie, Dominanz des Bindungssystems (Angst, Ärger, Trostsuche)

Unsicher vermeidende Bindung: kognitive Selbstschutzstrategie (Antizipation negativer Konsequenzen); Exploration mit Hemmung negativer Affektäußerungen (Bindungsbedürfnisse)

→ Risikofaktoren mit erhöhter Vulnerabilität

gegenüber psychosozialer Belastung

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Bindungsstörungen(Traumatisierung): kontextunabhängige, rigide Selbstschutzstrategien

Externalisierte Störungen: gestörte Aufmerksamkeits- Affekt- und Impulsregulation (z.B. ADHS, Störung des Sozialverhaltens) →

Notfallreflexe unter Stress (Fight, Flight, Freeze), beeinträchtigte Kooperationsfähigkeit

Unreife Mentalisierungsmodi (Äquivalenzmodus/Symbiose): von der Grenzdurchlässigkeit zur Grenzüberschreitung

Annäherungs-Vermeidungskonflikt gegenüber Bindungspersonen:

kein Vertrauen, kein Selbstvertrauen

Ablehnung von Hilfe und Nähe (um Zurückweisung zuvorzukommen)

Reinszenierung des Opferstatus durch Stören, Provozieren (negative Kontaktgestaltung, keine Kooperationsfähigkeit)

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Bindungsstörungen

Internalisierte Störungen (Überanpassung): Zwanghafte Fürsorglichkeit (Parentifizierung)

Unterwerfung („falsches Selbst“)

Sozial promiske Annäherung an fremde Erwachsene

kein Bindungsverhalten

• Entwicklungsverzögerungen (Sprache, Motorik); Autonomiedefizite

• Lernstörungen (LRS, Dyskalkulie, ADS etc.)

Regression in bereits verlassene Entwicklungsphasen (Einkoten, Einnässen)

Schlafstörungen, Albträume