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Auswirkungen

Kraftstoffe

Treibhausgasemissionen, Umwelt

sozioökonomische Effekte

Auswirkungen fossiler

Kraftstoffe

Treibhausgasemissionen, Umweltfolgen und

sozioökonomische Effekte

Endbericht

November 2009

1

fossiler

und

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era – energy research architecture

Verfasser:

Björn Pieprzyk

Norbert Kortlüke

Paula Rojas Hilje

Grafiken:

Max Gunter Guendel Marín

Erstellt im Auftrag von:

Verband der Deutschen

Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB)

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Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung ............................................................................................................................... 9

2 Prognose der Erdölförderung bis 2030 .................................................................................. 9

2.1 Entwicklung der Erdölproduktion bis 2008 ............................................................................ 9

2.2 Entwicklung des Förderrückgangs der heutigen Erdölfelder ............................................... 10

2.3 Prognose der zukünftigen Erdölförderung .......................................................................... 13

2.4 Entwicklung der Nachfrage nach Kraftstoffen ..................................................................... 20

3 Unkonventionelle fossile Kraftstoffe ................................................................................... 21

3.1 Definition von unkonventionellen fossilen Kraftstoffen ...................................................... 21

3.2 Rohstoffvorkommen für unkonventionelle fossile Kraftstoffe ............................................ 21

3.2.1 Unkonventionelles Erdöl ...................................................................................................... 21

3.2.2 CTL und GTL (CTL-Coal to Liquid, GTL-Gas to Liquid) ........................................................... 23

3.3 Heutige Produktion von unkonventionellen fossilen Kraftstoffen ...................................... 24

3.4 Unkonventionelle fossile Kraftstoffe - Beschreibung der Technologien .............................. 24

3.4.1 Gewinnung von Kraftstoffen aus Teersand .......................................................................... 25

3.4.2 Gewinnung von Kraftstoff aus Schwerstöl ........................................................................... 34

3.4.3 Gewinnung von Kraftstoffen aus Ölschiefer ........................................................................ 35

3.4.4 Gewinnung von Kraftstoffen aus Kohle und Erdgas ............................................................. 35

4 Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe ....................................................................... 38

4.1 Treibhausgasemissionen unkonventioneller fossiler Kraftstoffe ......................................... 38

4.2 Treibhausgasemissionen konventioneller fossiler Kraftstoffe ............................................. 41

4.2.1 Tiefe der Erdölfelder und Wasser-Erdölverhältnis ............................................................... 41

4.2.2 Einsatz von verbesserten Fördertechnologien..................................................................... 44

4.2.3 Abfackeln von Erdölbegleitgas -Abblasen von unverbranntem Erdölbegleitgas ................. 46

4.2.4 Viskosität und Schwefelgehalt des Erdöls ............................................................................ 48

4.2.5 Auswirkungen der Ergebnisse auf den deutschen Referenzwert und die Emissionen der

globalen Erdölförderung ...................................................................................................... 49

5 Produktionskosten fossiler Kraftstoffe ................................................................................ 50

6 Vergleich der Treibhausgasemissionen und Produktionskosten fossiler Kraftstoffe .......... 55

7 Analyse der Umweltauswirkungen und der sozioökonomischen Effekte von

konventionellem und unkonventionellen fossilen Kraftstoffen .......................................... 58

7.1 Untersuchungsmethodik ...................................................................................................... 58

7.2 Auswertung von Untersuchungen zu den sozioökonomischen Effekten von

konventionellem Erdöl ......................................................................................................... 59

7.2.1 Dutch Disease (Holländische Krankheit): ............................................................................. 61

7.2.2 Rentenstaaten-Effekt ........................................................................................................... 62

7.2.3 Off –Budget- Öleinnahmen .................................................................................................. 62

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7.2.4 Auslandsverschuldung ......................................................................................................... 63

7.2.5 Militärische Konflikte/Bürgerkrieg ....................................................................................... 64

7.3 Auswertung von Untersuchungen zu den Umweltauswirkungen von konventionellem und

unkonventionellem Erdöl ..................................................................................................... 64

7.3.1 Beschreibung der Abbaugebiete .......................................................................................... 64

7.3.2 Umweltauswirkungen: Luft / Atmosphäre ........................................................................... 65

7.3.3 Umweltauswirkung: Zerstörung des Waldes ....................................................................... 66

7.3.4 Umweltauswirkung: Wasser / Grundwasser........................................................................ 67

7.3.5 Umweltauswirkung: Boden .................................................................................................. 69

7.3.6 Umweltauswirkung: Erhöhtes Risiko von Krankheiten-Ecuador .......................................... 71

7.4 Abschließende Bewertung der Umweltauswirkungen und sozioökonomischen Effekte der

Erdölproduktion ................................................................................................................... 72

8 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse und Handlungsempfehlungen ................. 73

8.1 Auswirkung der Gewinnung von unkonventionellem Erdöl auf die langfristige Entwicklung

der Treibhausgasemissionen ................................................................................................ 73

8.1.1 Szenario: Wachsende Nachfrage ......................................................................................... 77

8.1.2 Szenario: Konstante Nachfrage ............................................................................................ 80

8.2 Substitutionseffekte von Marginal Oil durch Biokraftstoffe ................................................ 82

8.3 Bewertung der politischen Rahmenbedingungen für die Begrenzung von

Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe ....................................................................... 85

8.4 Handlungsempfehlungen: Sozial- und Umweltstandards für fossiles Öl ............................. 87

9 Quellenverzeichnis ............................................................................................................... 89

10 Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... 99

11 Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ 100

12 Anhang ............................................................................................................................... 101

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Zusammenfassung

Die vorliegende Studie untersucht die Treibhausgasemissionen, Umweltauswirkungen und

sozioökonomischen Effekte der Produktion von konventionellen und unkonventionellen

Kraftstoffen und formuliert Handlungsempfehlungen für Klimaschutzmaßnahmen im

Verkehrssektor und für Sozial- und Umweltstandards fossiler Kraftstoffe.

Grundlage für die Bewertung der Treibhausgasemissionen, Umweltauswirkungen und

sozioökonomischen Effekte ist die Auswertung von Prognosen der zukünftigen Erdölförderung.

Der Vergleich zeigt eine große Bandbreite von Prognosen bis 2030. So erwartet die

Internationale Energie Agentur (IEA) trotz des starken Förderrückgangs der heute

existierenden Felder in den nächsten zwei Jahrzehnten keine Abnahme der gesamten

Ölproduktion, da nach ihren Berechnungen noch geprüfte Erdölreserven von ca. 1,2 bis 1,3

Billionen Barrel vorhanden sind. Andere Peak- Oil Experten gehen dagegen davon aus, dass die

leicht zu fördernden Erdölreserven bald ausgebeutet sind und die Nutzung der schwer

zugänglichen Ölvorkommen und der unkonventionellen fossilen Kraftstoffe durch

technologische Probleme begrenzt ist. Daher wird von ihnen eine Abnahme der Weltförderung

von über 80 auf40 bis 76 Mio. Barrel Erdöl täglich bis 2030 prognostiziert.

Es gibt keine einheitliche Definition von unkonventionellem Erdöl. Diese Studie bezeichnet als

unkonventionelle Erdöle die Vorkommen, die aufwendig aufzubereiten sind, um die

Eigenschaften von Rohöl zu erreichen. Danach sind unkonventionelle Erdöle Bitumen oder

Rohöl aus Teersand, Schwerstöl und Schwelöl oder Rohöl aus Ölschiefer. Zudem werden die

synthetischen Kraftstoffe aus Erdgas (GTL) und Kohle (CTL) als unkonventionelle Kraftstoffe

hinzugenommen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass zur Zeit unkonventionelle

fossile Kraftstoffe ca. 5 % der gesamten Weltölproduktion ausmachen.

Es ist jedoch von einem starken Anstieg der Produktion unkonventionellen Kraftstoffs

auszugehen, da insbesondere in den Entwicklungs- und Schwellenländern mit einem starken

Anstieg der Mobilität bis zu einer Verdreifachung gerechnet wird und folglich die Nachfrage

steigen wird. Der Anteil des Verkehrs am gesamten Erdölverbrauch wird von jetzt 52 % auf 57

% bis 2030 ansteigen.

Bei den Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe ist festzuhalten, dass die CO2-Emissionen

unkonventioneller Kraftstoffe bis zu zweieinhalb Mal so hoch sind wie Kraftstoffe aus

konventionellem Öl. Am schlechtesten schneiden dabei Kraftstoffe aus Kohle und Ölschiefer

ab. Aber auch die Emissionen von konventionellem Erdöl können um bis zu 50 % steigen durch

immer aufwendigere Fördertechnologien und Verarbeitung, immer tiefere Vorkommen, hohe

Abfackelungsmengen und strengere Kraftstoffnormen.

Die Bandbreite der Treibhausgasemissionen konventioneller fossiler Kraftstoffe zeigt, dass der

EU-Referenzwert für Diesel- und Ottokraftstoffe mit 302 g CO2eq/kWh und Dieselreferenzwert

von GEMIS 4.5 mit 313 g CO2eq/kWh zu niedrig angesetzt sind. Der heutige deutsche

Durchschnittswert für Dieselkraftstoff müßte zwischen 335 und 360 g CO2eq/kWh liegen.

Für die globale Erdölproduktion und -verwendung ergeben sich durch die Bandbreite

Treibhausgasemissionen in 2008 von 13,5 bis 15 Mrd. t CO2eq. Die Emissionen von Erdöl liegen

damit ungefähr in der Größenordnung der globalen Treibhausgasemissionen der Kohlenutzung

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von 14 bis 15 Mrd. t CO2. Der Vergleich der reinen Verbrennungsemissionen von 10,8 Mrd. t

bei Erdöl und 12,6 Mrd. t bei Kohle führt dagegen zu einer Unterschätzung der Klimabilanz des

Erdölsektors.

Der Vergleich der Treibhausgasbilanzen verschiedener fossiler Kraftstoffe mit den

Produktionskosten zeigt keine direkte Korrelation zwischen der Höhe der Treibhausgase und

den Produktionskosten. Die teuersten Kraftstoffe sind Ölschiefer, CTL und GTL, deren

Treibhausgasbilanzen sich aber sehr stark unterscheiden. Underground Coal Gasification, einer

der emissionsstärksten Kraftstoffe, weist wesentlich geringere Produktionskosten auf.

Die Analyse der sozioökonomischen Effekte zeigt, dass insbesondere Staaten, die reich an

Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder

Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und ökonomischen Auswirkungen

unterliegen. Bei der Auswertung von Untersuchungen zu den Umweltauswirkungen ist

festzustellen, dass alle Ölförderarten massive negative Umwelteffekte auf den Menschen und

die natürlichen Güter, Luft, Boden, Wasser usw. haben.

In den zwei beispielhaften Szenarien „Konstante Nachfrage nach Kraftstoffen“ und

„Wachsende Nachfrage nach Kraftstoffen“ wird deutlich, dass selbst bei konstanter Nachfrage

mit einem erheblichen Anstieg der Treibhausgasemissionen von 8 auf 10 Mrd. t/CO2 im

Verkehrsektor zu rechnen ist. Die wachsende Kraftstoffnachfrage würde zu einer Erhöhung der

Emissionen von etwa 5 Mrd. t CO2 führen, 60 % mehr als heute. Diese Verschlechterung ist

besonders auf die zunehmenden unkonventionellen Kraftstoffe zurückzuführen. Aber auch die

CO2-Emissionen von konventionellen Kraftstoffen steigen, obwohl deren Produktion in beiden

Szenarien von heute 79 auf 71 Mio. Barrel/Tag in 2030 sinkt.

Erfolgsversprechende politische Rahmenbedingungen für den Klimaschutz im Verkehrssektor

existieren nicht. Ein Kyoto-Nachfolgeabkommen und die teilweise nur national oder regional

getroffenen Maßnahmen zur CO2-Reduzierung werden bei weitem nicht ausreichen, den

Treibhausgasanstieg der fossilen Kraftstoffe aufzuhalten. Nur der massive Ausbau im Bereich

nachhaltiger Biokraftstoffe, eine möglichst schnelle Einführung Erneuerbarer Elektromobilität,

Effizienzsteigerungen der Motorentechnik und der Ausbau des ÖPNV und des

Schienenverkehrs können zu einer CO2 -Reduktion beitragen.

Die Potenzialberechnungen der Studie zeigen, dass die Hälfte des heutigen globalen

Kraftstoffverbrauchs mit Biokraftstoffen gedeckt werden könnte, wenn ein Viertel der

weltweiten degradierten Flächen genutzt würde. Selbst bei steigender Nachfrage reicht diese

Biokraftstoffmenge aus, um die wachsende Menge unkonventioneller Kraftstoffe vollständig

zu substituieren.

Aufgrund der massiven negativen sozioökonomischen und Umwelteffekte empfiehlt die Studie

Sozial- und Umweltstandards nicht nur auf Basis von Selbstverpflichtungen der Erdölindustrie

zu verankern, sondern auch der Erdölindustrie weltweit verbindliche, nachprüfbare Standards

aufzuerlegen.

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Abkürzungsverzeichnis:

API: American Petroleum Institute= Spezifisches Volumen des Rohöls

ASPO: Association for the Study of Peak Oil & Gas

BGR: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

CBM: Coal-Bed-Methane- Kohleflözgas

CDM: Clean Development Mechanism

CHOPS: Cold Heavy Oil Production with Sand

CTL: Coal- to-Liquid-Verfahren zur Herstellung von flüssigem Kraftstoff aus Kohle

CSS Verfahren: Cyclic Steam Stimulation

EIA: Energy Information Administration der US-Regierung

EID: Erdöl-/Energie-Informationsdienst

EPA: Environmental Protection Agency der US-Regierung

EOR: Enhanced oil recovery: Verbesserte Entölungstechnologien

EUROPIA: European Petroleum Industry Association

EWG: Energy Watch Group

GTL: Gas – to-Liquid-Verfahren zur Herstellung von flüssigem Kraftstoff aus Erdgas oder

anderen Gasen

JI: Joint Implementation

IEA: International Energy Agency

LNG: Liquid Natural Gas – Verflüssigtes Erdgas

NETL: National Energy Technology Laboratory

NGL: Natural Gas Liquids-Flüssige Kohlenwasserstoffe aus der Erdgasproduktion

OECD: Organisation for Economic Co-operation and Development

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OPEC: Organization of Petroleum Exporting Countries

PAH: polyaromatischen Kohlenwasserstoffen

SAGD Verfahren: Steam Assisted Gravity Drainage

TEOR: Thermal Enhanced Recovery – Verbesserte Fördermethoden mit Dampfinjektion

THAI Verfahren: Toe – to – Heel – Air-Injektion

UCG: Underground-Coal-Gasification: Untertage-Vergasung von Kohle

Vapex Verfahren: Vapor extraction

WBGU: Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen

WEO: World Energy Outlook

WEC: World Energy Council

WOR: Water to oil ratio – Verhältnis des Wasserverbrauchs zur Erdölförderung

WTW-Emissionen: Well to Wheel-Emissionen: Treibhausgasbilanz, die alle Prozesschritte und

die Kraftstoffverbrennung umfasst

WTT-Emissionen: Well to Tank-Emissionen: Treibhausgasbilanz, die alle Prozesschritte bis zum

Kraftstofftank umfasst

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1 Einleitung

In den kommenden Jahren wird die Produktion so genannter unkonventioneller Kraftstoffe,

zum Beispiel aus Teersanden und Schwerstöl, weltweit an Bedeutung gewinnen. Deren

Förderung wird in der öffentlichen Diskussion wegen der vermuteten hohen

Treibhausgasemissionen vielfach sehr kritisch bewertet. Dabei werden in der Öffentlichkeit

bisher zwei wichtige Aspekte außer Acht gelassen:

Schon jetzt hat die Produktion konventioneller Kraftstoffe häufig eine drastische Erhöhung der

Emissionen von Treibhausgasen sowie verheerende Umweltauswirkungen zu Folge. Daneben

sind schwerwiegende soziale Folgen in den Förderländern zu beobachten, die betroffene

Staaten vor kaum lösbare Probleme stellen.

Auch bei der Förderung von unkonventionellen Kraftstoffen entstehen stark erhöhte

Treibhausgasemissionen sowie Umweltschäden, die gravierende Folgen für die jeweiligen

Ökosysteme haben.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) und der Verband der Deutschen

Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB) nehmen dies zum Anlass, mit einer Studie

„Treibhausgasemissionen, Umweltauswirkungen und sozioökonomische Effekte von

konventionellen und unkonventionellen Kraftstoffen“ auf die Probleme der fossilen

Kraftstoffherstellung aufmerksam zu machen.

Dabei wird in der Studie zuerst sowohl die in der Wissenschaft diskutierte Frage des Peak Oil

als auch die zukünftige Produktion von Kraftstoffen aus unkonventioneller Ölgewinnung in den

Blick genommen. In einem zweiten Schritt vergleicht die Studie die Treibhausgasemissionen

und die Produktionskosten fossiler Kraftstoffe. Im dritten Schritt werden die

sozioökonomischen Effekte und die Umweltauswirkungen von unkonventionellem und

konventionellem Kraftstoff dargelegt. Im letzten Kapitel bewertet die Studie die Auswirkungen

von unkonventionellen Kraftstoffen auf die langfristige Entwicklung der

Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor und mögliche Substitutionseffekte durch

Biokraftstoffe . Abschließend werden Handlungsempfehlungen für die Begrenzung von

Treibhausgasemissionen und für Sozial- und Umweltstandards fossiler Kraftstoffe gegeben.

2 Prognose der Erdölförderung bis 2030

2.1 Entwicklung der Erdölproduktion bis 2008

Die Welterdölproduktion hat sich in den letzten 60 Jahren verzehnfacht (siehe Abbildung 1

Entwicklung der Erdölproduktion 1925-2005). Zwischen 2005 und 2008 ist die Erdölproduktion

nur noch leicht um 1 % gestiegen1.

1 EIA 2009

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Zur Zeit werden ca. 70 Mio. Barrel konventionelles Erdöl/Tag gefördert2. Hinzu kommen ca. 10

Mio. Barrel flüssige Kohlenwasserstoffe aus der Erdgasproduktion (NGL) und ca. 1,7 Mio.

Barrel unkonventionelle Kraftstoffe aus Teersanden, Erdgas (GTL) und Kohle (CTL) und

chemische Additive3 (siehe Abbildung 14). Die folgende Abbildung zeigt den hohen Anteil der

sehr großen Erdölfelder an der Gesamtproduktion.

Abbildung 1 Entwicklung der Erdölproduktion 1925-20054

2.2 Entwicklung des Förderrückgangs der heutigen Erdölfelder

Es gibt weltweit zunehmend Hinweise, dass die Produktion von konventionellem Erdöl bald

ihren Höhepunkt erreicht hat. Auch die IEA warnt vor zukünftigen Versorgungsengpässen, da

die Produktion der Erdölfelder, die bereits ihren Produktionshöhepunkt überschritten haben

(Post-Peak-Felder), stark abnimmt5. Nach den Analysen der IEA beträgt der durchschnittliche

weltweite jährliche Förderrückgang der Post-Peak-Felder 6,7%6.

Die Förderrückgangsrate ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, da die Förderung von

jüngeren Post-Peak-Feldern viel schneller als die von älteren Vorkommen sinkt: Post-Peak-

Felder, die vor 1970 ihre Produktion begonnen haben, weisen nach den Analysen der IEA eine

Förderrückgangsrate von unter 4 %/a auf, 2.000-Felder dagegen eine mehr als dreimal so hohe

Rückgangsrate.

2 incl. Schwerstöle. Definition Schwerstöl Tabelle 2. Eigene Abschätzung nach IEA 2008a und EIA 2009.

3 z.B. MTBE

4 Höök, Hirsch und Aleklett 2009 5 IEA 2008a, Connor 2009, Birol 2009.

6 IEA 2008a.

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Diese Entwicklung ist auf mehrere Faktoren zurückführen:

Technologische Entwicklung: Es werden verstärkt Technologien angewendet, um den

Entölungsgrad, d.h. die Ausbeute der Felder zu erhöhen. Je intensiver Entölungstechnologien

eingesetzt werden, desto stärker sinkt die Produktion nach dem Förderhöhepunkt ab7. Zu den

verbesserten Entölungstechnologien (Enhanced oil recovery-EOR) gehören thermische

Verfahren wie z.B. die Dampfinjektion, das Einpressen von Gasen (Stickstoff, CO2) und die

Verwendung von Chemikalien, um die Viskosität des Erdöls zu senken8. Weltweit werden

zwischen 3 und 4 % des gesamten Erdöls mit EOR-Technologien gefördert9.

Entölungstechnologien werden besonders stark in Offshore-Feldern eingesetzt, um sehr

schnell einen hohen Entölungsgrad zu erreichen (bis zu 66 %), damit sich die hohen Offshore-

Investionen in kurzer Zeit amortisieren. Ein Beispiel für die extreme Ausbeutung ist das

Canterell Offshore-Feld in Mexiko. Die intensive Anwendung von verschiedenen

Entölungstechnologien hat dazu geführt, dass seit der höchsten Produktion in 2003 die

Förderung innerhalb von 5 Jahren um 20 % abgenommen hat10. Der Anteil der Offshore-

Ölproduktion weltweit hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen11.

Wachsende Bedeutung von kleinen Feldern: Der Anteil von sehr großen Feldern (Super-Giant

und Giant12) an der Gesamtölproduktion ist in den letzten 30 Jahren von über 70 % auf unter

60 % gesunken13. Das liegt daran, dass seit den 60er Jahren die Anzahl neuer Giant- Erdölfelder

stark rückläufig ist. Z.B. beträgt die Erdölmenge von sehr großen Erdölfeldern, die in den 90er

Jahren gefunden wurden, nur 1/10 des Volumens der sehr großen Neufunde der 60er Jahre14

(siehe Abbildung 2). Die Weltproduktion hängt daher sehr stark von den alten Giant- und

Super-Giant-Feldern ab, die vor 1970 gefunden wurden und noch immer zu über einem Drittel

der Gesamtproduktion beitragen15 (s. Abbildung 1 und Abbildung 3). Die wenigen Giant-Felder,

die in diesem Jahrzehnt ihre Produktion begonnen haben, erzeugen dagegen nur ungefähr ein

Prozent der Weltölproduktion. Der Förderrückgang von kleinen Post-Peak-Feldern ist höher als

von großen Vorkommen, weil kleine Felder schneller als größere ausgebeutet werden können,

da weniger Bohrungen erforderlich sind16. Wie stark sich die Größe auf den jährlichen

Förderrückgang auswirkt, zeigt die Auswertung der IEA der Post-Peak-Felder: der

durchschnittliche jährliche Rückgang der Super-Giants beträgt 3,4 %, der Rückgang der großen

Felder 10,4 %. Nach Schätzungen der IEA ist die Rückgangsrate der 70.000 kleinen weltweiten

Felder noch höher als die der großen Felder.

7 Höök, Hirsch und Aleklett 2009, IEA 2008a, Schindler und Zittel 2008, Campell 2009

8 IEA 2008a.

9 BGR 2009.

10 Höök, Hirsch und Aleklett 2009, IEA 2008a,

11 IEA 2008a. 12 Nach der Klassifizierung der IEA hat ein Super-Giant Feld mehr als 5 Mrd. Barrel Ölreserven, ein Giant über 500

Mio. bis 5 Mrd., ein großes Feld über 100 Mio. Barrel und ein kleines Feld unter 100 Mio. Barrel 13 Eigene Berechnung nach Höök, Hirsch und Aleklett 2009, IEA 2008a.

14 Höök, Hirsch und Aleklett 2009 15 Eigene Berechnung nach IEA 2008a.

16 Höök, Hirsch und Aleklett 2009

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Abbildung 2: Entwicklung sehr großer Ölfunde17

Abbildung 3: Entwicklung der Erdölproduktion sehr großer Erdölfelder18

Die Entwicklung der Förderrückgangsrate ist von großer Bedeutung für die zukünftige

Erdölgewinnung. Heute kommen bereits über 60 % der Giant-Ölproduktion von Vorkommen,

die ihren Förderhöhepunkt bereits überschritten haben. Eine Fortsetzung dieses Trends ergibt

einen Anteil von 80 % an der Gesamtproduktion der Giants (siehe Abbildung 4). Zukünftig wird

es daher immer mehr sehr große Ölfelder geben, deren Ausbeutung rückläufig ist. Diese

Entwicklung ist sehr wahrscheinlich, da heute 20 % der Weltölproduktion von Giants kommt,

17 Höök, Hirsch und Aleklett 2009, IEA 2008a,

18 IEA 2008a.

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die über 50 Jahre alt sind, und sehr große Neufunde immer seltener werden19. Wegen der

verstärkten Anwendung von Entölungstechniken erwarten Höök, Hirsch und Aleklett eine

stärkere Produktionsabnahme der Giants, die in der Zukunft in die Post-Peak-Phase kommen20.

Die IEA sieht ebenfalls eine Zunahme der zukünftigen Produktionsrückgangsrate21.

Abbildung 4: Anteil abnehmender Erdölfelder an der gesamtem Giant-Erdölförderung22

2.3 Prognose der zukünftigen Erdölförderung

Die IEA erwartet aufgrund der Entwicklung der Förderrückgangsrate eine starke Abnahme der

Produktion aller heutigen Erdölfelder von 70 Mio. Barrel/Tag in 2007 auf 27,1 Mio. Barrel in

2030 (siehe Abbildung 5).

19 Eigene Berechnung nach IEA 2008a.

20 Höök, Hirsch und Aleklett 2009 21 IEA 2008a.

22 Höök, Hirsch und Aleklett 2009

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Abbildung 5: Entwicklung der Erdölproduktion der heutigen Felder23

Trotz des starken Förderrückgangs der heute existierenden Felder erwartet die IEA in den

nächsten zwei Jahrzehnten keine Abnahme der gesamten Ölproduktion, da nach ihren

Berechnungen noch geprüfte Erdölreserven von ca. 1,2 bis 1,3 Billionen Barrel vorhanden sind.

Die Abnahme der heutigen Felder kann nach den Berechnungen der IEA durch folgende

Entwicklungen ausgeglichen und eine Steigerung der gesamten fossilen Kraftstoffe um ein

Viertel auf 103,8 Mio. Barrel/Tag in 2030 erreicht werden24 (siehe Abbildung 6):

Erschließung bereits entdeckter Felder: Die Produktion neuer Felder, die schon entdeckt, aber

noch nicht erschlossen worden sind, steigt bis 2020 auf 29 Mio. Barrel und sinkt dann bis 2030

auf 23 Mio. Barrel/Tag ab. OPEC-Onshore-Vorkommen und Nicht-OPEC-Offshore leisten dabei

mit maximal 20 Mio. Barrel/Tag den größten Beitrag.

Neufunde: Die Produktion neuer Felder, die noch entdeckt werden, steigt bis 2030 auf 19 Mio.

Barrel. OPEC-Onshore-Vorkommen und Nicht OPEC-Offshore leisten dabei ebenfalls mit

maximal 15 Mio. Barrel/Tag den größten Beitrag.

Flüssige Kohlenwasserstoffe aus der Erdgasproduktion (NGL): Die NGL-Produktion verdoppelt

sich bis 2030 auf 20 Mio. Barrel (15 Mio. Barrel Erdölaquivalente)25. 80 % dieses Zuwachses

kommt von den OPEC-Staaten, v.a. aus dem Mittleren Osten. Die OPEC – NGL-Produktion

verdreifacht sich bis 2030.

Verbesserte Entölungstechnologien (Enhanced oil recovery): Die Förderung mit EOR-

Technologien wird von heute 2,5 Mio. Barrel/Tag auf 6,4 Mio. Barrel/Tag in 2030 steigen. Die

CO2-Injektion wird davon den größten Anteil ausmachen. In 2030 wird 70 % der EOR-

Produktion in vier Staaten stattfinden: USA, Saudi-Arabien, China und Kuwait.

23 IEA 2008a. 24 IEA 2008a.

25 Aleklett 2009.

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Unkonventionelle fossile Kraftstoffe: Die Produktion von unkonventionellen Kraftstoffen wird

sich bis 2030 auf fast 9 Mio. Barrel/Tag verfünffachen. Kraftstoffe aus Teersanden in Kanada

werden in 2030 mit fast 6 Mio. Barrel/Tag den größten Beitrag leisten.

Abbildung 6: Welterdölproduktion im Referenzszenario des WEO 200826

Der Anstieg auf über 100 Mio. Barrel/Tag bis 2030 kann nur mit Investitionen von über 8

Billionen Dollar realisiert werden. Die IEA sieht aber große Risiken, dass die OPEC-Staaten nicht

genug investieren, um den Rückgang der heutigen Felder auszugleichen. Die Organisation

warnt daher vor Versorgungsengpässen innerhalb der nächsten Jahre, wenn die notwendigen

Investitionen zum Aufbau neuer Kapazitäten nicht getätigt werden27.

Peak-Oil Experten sehen im Gegensatz zur IEA nicht die Möglichkeit, den zukünftigen

Produktionsrückgang der heutigen Felder durch hohe Investitionen in neue Förderkapazitäten

auszugleichen28. Nach ihren Berechnungen sind die leicht zu fördernden Erdölreserven bald

ausgebeutet. Die Nutzung der schwer zugänglichen Ölvorkommen und der unkonventionellen

fossilen Kraftstoffe wird durch technologische Probleme begrenzt. Daher prognostizieren sie

eine Abnahme der Weltförderung auf 39 bis 76 Mio. Barrel fossile Kraftstoffe bis 203029.

Dadurch ergibt sich gegenüber der IEA eine Differenz von bis zu 60 Mio. Barrel. Nach den

Untersuchungen der Peak-Oil-Experten sind die Potenziale von noch nicht erschlossenen oder

gefundenen Erdölfeldern, NGL, EOR und unkonventionellen Kraftstoffen wesentlich geringer

als die Prognosen der IEA und anderen Institutionen wie z.B. der EIA oder der BGR.

Erschließung bereits entdeckter Felder: Die Peak-Oil-Experten schätzen die weltweiten

Erdölreserven wesentlich geringer als die IEA und andere Institutionen wie die OPEC, BGR und

26 IEA 2008a.

27 IEA 2008a, Connor 2009 28 Aleklett 2009, Schindler und Zittel 2008, Campell 2009, Höök, Hirsch und Aleklett 2009

29 Aleklett 2009, Schindler und Zittel 2008, Campell 2009,

Page 16: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

16

WEC ein30. Der wichtigste Grund dafür ist die unterschiedliche Bewertung der OPEC-Reserven.

Zwischen 1985 und 1990 haben die wichtigsten OPEC-Staaten ihre Reserveangaben ungefähr

verdoppelt, ohne Neufunde in diesem Zeitraum gemeldet zu haben. Der wichtigste Grund für

die Aufwertung der Reserven war wahrscheinlich der Anreiz für die OPEC-Mitglieder, durch die

Angabe höherer Reserven höhere Förderquoten durchsetzen zu können31 (siehe Abbildung 7

und Tabelle 1).

Nach Campell und Bakhtiari sind daher die tatsächlichen Reserven der OPEC nur ungefähr halb

so groß wie die offizielle Statistik. Diese Ergebnisse werden durch Untersuchungen von

Simmons in Saudi Arabien und Kommentare von Mitarbeitern der staatlichen Ölfirmen in

Kuwait und Saudi Arabien gestützt32.

Abbildung 7: Entwicklung nachgewiesener Ölreserven in OPEC-Ländern33

30 Schindler und Zittel 2008, BGR 2009, IEA 2008a.

31 Schindler und Zittel 2008, Campell 2009 32 ASPO 2006 a,b., Schindler und Zittel 2008, Campell 2009.

33 Schindler und Zittel 2008

Page 17: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

17

Mrd. Barrel Abu Dhabi Iran Irak Kuwait Saudi

Arabien

Venezuela

1970 12 70 32 67 129 14

1980 28 58 31 65 163 18

1984 30 51 43 64 166 25

1985 31 49 45 90 169 26

1987 31 49 47 92 167 25

1988 92 93 100 92 167 56

1990 92 93 100 92 258 59

2008 92 136 115 102 264 99

Tabelle 1: Entwicklung der OPEC-Erdölreserven34

Neufunde: Die weltweiten Neufunde sind seit den 60er Jahren stark zurückgegangen. Da

weltweit die meisten Regionen mit Ölvorkommen sehr gut untersucht sind, ist eine

Trendfortsetzung sehr realistisch und sehr große Neufunde nicht wahrscheinlich (siehe

Abbildung 8)

Abbildung 8: Entwicklung und Prognose von Erdölfunden35

34 Campell 2009.

35 Aleklett 2009.

Page 18: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

18

Flüssige Kohlenwasserstoffe aus der Erdgasproduktion (NGL): Nach Likvern ist die NGL-

Prognose der IEA unrealistisch, da die IEA-Annahmen zum NGL-Anteil an der gesamten

Erdgasmenge viel zu hoch sind36.

Verbesserte Entölungstechnologien (Enhanced oil recovery): Nach Schindler und Zittel

können verbesserte Entölungstechnologien den weltweiten Förderrückgang nicht aufhalten.

EOR-Technologien konnten trotz jahrzehntelangen Einsatzes den Förderrückgang in den USA

und den Nordsee-Feldern nicht verhindern. Verbesserte Entölungstechnologien können zwar,

wie oben bereits dargelegt, die Ausbeutungsrate auf über 60 % erhöhen. Danach fällt die

Förderung aber umso steiler ab37.

Im Webburn-Feld wird erwartet, dass mit CO2-Injektion die kumulierte Fördermenge bis 2030

um ein Drittel gesteigert werden kann38. Die aktuellen Produktionsdaten legen aber offen, dass

bereits seit 2006 die Erdölproduktion wieder stark rückläufig ist (s. Abbildung 9).

Der Einsatz von EOR im Yates-Feld zeigt, dass durch den Einsatz von heißem Dampf und

Chemikalien der Förderrückgang nur kurzzeitig aufgehalten werden konnte (s. Abbildung 10).

In den USA ist trotz steigender Verwendung von CO2 -EOR die gesamte EOR-Produktion seit

2000 rückläufig, weil der Einsatz von thermischen Verfahren sehr stark abnimmt (s. Abbildung

11)39.

Abbildung 9: Entwicklung der Erdölproduktion des Weyburn Feldes in Kanada40

36 Likvern 2008.

37 Schindler und Zittel 2008.

38 IEA 2009.

39 Demchuk 2009.

40 Demchuk 2008.

Page 19: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

19

Abbildung 10: Entwicklung der Erdölförderung des Yates-Feldes in den USA41

Abbildung 11: Entwicklung der EOR-Produktion in den USA42

41 Schindler und Zittel 2008

42 Demchuk 2009

Page 20: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

20

Die IEA erwartet, dass die Injektion von CO2 den größten Beitrag zur gesamten EOR-Produktion

von 6,4 Mio. Barrel/Tag in 2030 leisten wird. Dafür sind aber sehr große Mengen CO2

notwendig. Für die Förderung von 3 Mio. Barrel/Tag durch CO 2-EOR müssten z.B. über 400

Mio. t CO2 produziert werden, dass entspricht der CO2 -Abscheidung von über 50 1.000 MW

CCS-Kraftwerken. Es ist sehr unsicher, ob in den nächsten Jahren CCS-Kraftwerke in dieser

Anzahl und Größe gebaut werden. Außerdem ist die sichere Einlagerung von CO2 in

Erdölvorkommen noch nicht wissenschaftlich bewiesen. Die Kosten für die CO2-EOR-Verfahren

(CO2 -Abscheidung, Transport und Injektion) stellen eine große Hürde für den weiteren Ausbau

dieser Technologien dar43.

2.4 Entwicklung der Nachfrage nach Kraftstoffen

Weltweit wird, besonders in den Entwicklungs- und Schwellenländern, mit einem starken

Anstieg der Mobilität gerechnet. Nach Angaben des World Business Council for Sustainable

Development wird sich bis 2050 der Mobilitätsbedarf weltweit verdreifachen44.

Heute wird bereits 52 % der gesamten Erdölproduktion im Verkehr eingesetzt. Bis 2030 wird

ein Anstieg des Anteils auf 57 % erwartet45.

43 Cohen 2006, Statoil Hydro 2008. Demchuk 2009. 44 World Business Council for Sustainable Development 2004

45 IEA 2008a.

Page 21: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

21

3 Unkonventionelle fossile Kraftstoffe

3.1 Definition von unkonventionellen fossilen Kraftstoffen

Es gibt keine einheitliche Definition für unkonventionelles Erdöl als Rohstoff. Eine weite

Auslegung des Begriffes unkonventioneller Erdöle umfasst alle Vorkommen, die nur mit

besonderem Aufwand gefördert werden können. Neben Teersanden, Schwerstöl und

Ölschiefer gehören zu dieser Defintion auch Erdölvorkommen der Tiefsee und der Arktis. Diese

Studie verwendet wie die BGR und Meyer-Renschhausen eine engere Definition und

bezeichnet als unkonventionelles Erdöl nur die Vorkommen, die aufwendig aufzubereiten sind,

um die Eigenschaften von Rohöl zu erreichen. Nach dieser Definition gehören zu

unkonventionellem Erdöl Bitumen oder Rohöl aus Teersand, Schwerstöl und Schwelöl oder

Rohöl aus Ölschiefer. Schwerstöl hat eine Dichte von über 1 g/cm³ (oder weniger als 10° API)46.

Diese Studie bezeichnet außerdem synthetische Kraftstoffe aus Erdgas (GTL) und Kohle (CTL)

als unkonventionelle fossile Kraftstoffe. Im Kapitel 3.4 werden die Gewinnungstechnologien

der verschiedenen unkonventionellen fossilen Kraftstoffe erläutert.

3.2 Rohstoffvorkommen für unkonventionelle fossile Kraftstoffe

Im folgenden Kapitel werden die Rohstoffquellen für unkonventionelle fossile Kraftsstoffe

beschrieben.

3.2.1 Unkonventionelles Erdöl

Die gesamte Erdölmenge der Teersand-, Schwerstöl und Ölschieferlagerstätten (In-Place-

Menge) beträgt nach Schätzungen zwischen 6,6 und 9 Bill. Barrel (siehe Abbildung 12). Davon

kann ein Viertel technisch gewonnen werden47. Die zukünftig gewinnbaren unkonventionellen

Erdölressourcen sind mehr als doppelt so hoch wie die konventionellen Erdölreserven.

Die maximalen Schätzwerte der In-Place-Mengen der Teersand-, Schwerstöl- und

Ölschiefervorkommen sind mit jeweils ca. 3 Bill. Barrel ungefähr gleich groß48. Die

gewinnbaren Mengen sind aber wegen der unterschiedlich hohen Ausbeutefaktoren sehr

verschieden. Mit 400 Mrd. Barrel kann nur halb so viel Schwerstöl wie Teersand gefördert

werden.

Mehr als 60 % der weltweiten Vorkommen an unkonventionellem Erdöl befinden sich in Nord-

und Südamerika: Teersand in Kanada, Schwerstöl in Venezuela und Ölschiefer in den USA.

Weitere sehr große Vorkommen befinden sich in Russland (Ölsande und Ölschiefer),

Kasachstan (Ölschiefer) und im Mittleren Osten (Schwerstöl). Einige große

46 Meyer-Renschausen 2007, BGR 2009. 47 IEA 2008a.

48 IEA 2008a, BGR 2009, Meyer-Renschhausen 2007. Die Angaben zu der Verteilung der globalen Ölsandvorkommen schwanken sehr stark. Meyer und Attanasi bewerten die In-Place-Ölsandmengen in Nigeria mit

über 400 Mrd. Barrel fast um den Faktor 100 höher als die BGR. Zitiert in Meyer-Renschhausen.

Page 22: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

Ölschieferlagerstätten gibt es außerdem n

Marokko, Jordanien, Australien, Estland, China, Israel, Thailand und Kanada

Abbildung 12: Weltweite Vorkommen unkonventioneller Erdöle

49 BGR 2009.

50 Eigene Berechnung nach IEA 2008a, BGR 2009, Meyer

Ölschieferlagerstätten gibt es außerdem noch in der Republik Kongo, in Brasilien, Italien,

Marokko, Jordanien, Australien, Estland, China, Israel, Thailand und Kanada49.

: Weltweite Vorkommen unkonventioneller Erdöle50

Eigene Berechnung nach IEA 2008a, BGR 2009, Meyer-Renschhausen 2007

22

och in der Republik Kongo, in Brasilien, Italien,

Page 23: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

3.2.2 CTL und GTL (CTL-Coal to Liquid,

Neben Ölsanden, Schwerstölen und Ölschiefer sind Kohle und Erdgas weitere wichtige

Rohstoffe für die Produktion fossiler Kraftstoffe.

Kohle hat einen Anteil von über 75 % an den globalen fossilen

schätzt die Gesamtkohleressourcen auf rund 21 Bill. t, davon 16,4 Bill. t Hartkohle und 4,4 Bill.

t Weichbraunkohle51.

Erdgas hat einen Anteil von über 20 % an den globalen fossilen Vorkommen. An den gesamten

Erdgasressourcen von 3.000 Bill. m³ hat konventionelles Erdgas aber nur einen Anteil von 8 %

(siehe Abbildung 13). Die größten unkonventionellen Ergasmengen stellen Gashydrat mit 1.000

Bill. m³52 und Erdgas in Aquiferen mit 800 Bill. m³ da

ungewiss ist53. Die Förderung von Erdgas aus

weltweit immer bedeutender und ist in den USA bereits stark verbreitet. Der Anteil von

unkonventionellem Erdgas an der gesamten Förderung in den USA ist in den letzten 10 Jahren

von 28% auf 46% gestiegen54. Die Gewi

hat sich in diesem Zeitraum sogar verdreifacht.

Abbildung 13: Weltweite konventionelle und unkonventionelle Erdgasvorkommen

51 BGR 2009.

52 Die weltweiten Angaben zu gespeicherten Erdgasmengen in Gashydraten weisen mit Schätzungen zwischen

1.000 und 120.000 Bill. m³ eine sehr große Bandbreite auf. BGR 2009.

53 BGR 2009.

54 Davon sind 68 % Tight Gas (Gas aus Sandstein), 21 % Coal Bed Methan und 11 % Shale Gas (Gas aus

Tongesteinen) NCI 2008.

55 BGR 2009

Coal to Liquid, GTL-Gas to Liquid)

Neben Ölsanden, Schwerstölen und Ölschiefer sind Kohle und Erdgas weitere wichtige

Rohstoffe für die Produktion fossiler Kraftstoffe.

Kohle hat einen Anteil von über 75 % an den globalen fossilen Energievorkommen. Die BGR

samtkohleressourcen auf rund 21 Bill. t, davon 16,4 Bill. t Hartkohle und 4,4 Bill.

Erdgas hat einen Anteil von über 20 % an den globalen fossilen Vorkommen. An den gesamten

Erdgasressourcen von 3.000 Bill. m³ hat konventionelles Erdgas aber nur einen Anteil von 8 %

). Die größten unkonventionellen Ergasmengen stellen Gashydrat mit 1.000

und Erdgas in Aquiferen mit 800 Bill. m³ dar, deren Gewinnung aber noch sehr

Die Förderung von Erdgas aus dichten Speichern und Kohlevorkommen wird

weltweit immer bedeutender und ist in den USA bereits stark verbreitet. Der Anteil von

Erdgas an der gesamten Förderung in den USA ist in den letzten 10 Jahren

. Die Gewinnung von Erdgas in Tonsteinen (Shale Gas) in den USA

hat sich in diesem Zeitraum sogar verdreifacht.

: Weltweite konventionelle und unkonventionelle Erdgasvorkommen55

Die weltweiten Angaben zu gespeicherten Erdgasmengen in Gashydraten weisen mit Schätzungen zwischen

m³ eine sehr große Bandbreite auf. BGR 2009.

Davon sind 68 % Tight Gas (Gas aus Sandstein), 21 % Coal Bed Methan und 11 % Shale Gas (Gas aus

23

Neben Ölsanden, Schwerstölen und Ölschiefer sind Kohle und Erdgas weitere wichtige

orkommen. Die BGR

samtkohleressourcen auf rund 21 Bill. t, davon 16,4 Bill. t Hartkohle und 4,4 Bill.

Erdgas hat einen Anteil von über 20 % an den globalen fossilen Vorkommen. An den gesamten

Erdgasressourcen von 3.000 Bill. m³ hat konventionelles Erdgas aber nur einen Anteil von 8 %

). Die größten unkonventionellen Ergasmengen stellen Gashydrat mit 1.000

, deren Gewinnung aber noch sehr

dichten Speichern und Kohlevorkommen wird

weltweit immer bedeutender und ist in den USA bereits stark verbreitet. Der Anteil von

Erdgas an der gesamten Förderung in den USA ist in den letzten 10 Jahren

) in den USA

55

Die weltweiten Angaben zu gespeicherten Erdgasmengen in Gashydraten weisen mit Schätzungen zwischen

Davon sind 68 % Tight Gas (Gas aus Sandstein), 21 % Coal Bed Methan und 11 % Shale Gas (Gas aus

Page 24: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

3.3 Heutige Produktion von unkonventionellen fossi

Unkonventionelle fossile Kraftstoffe tragen zur Zeit zu ca. 5 % der gesamten

Weltkraftstoffproduktion bei. Die g

betrug 2007 182,5 Mio. t, davon hatte die Kraftstoffproduktion von 93

und 77 Mio. t von Bitumen aus Teersand den größten Anteil (siehe

Jahresproduktion von CTL mit 8,7

0,9 Mio. t sind bisher wesentlich geringer

unkonventioneller fossiler Kraftstoffe verdreifacht

in Kanada, die Schwerstölgewinnung vor allem in Venezuela, Großbritannien und

Aserbaidschan statt58. CTL wurde außerhalb Deutschlands bisher nur in Südafrika produziert

GTL wird zur Zeit in Südafrika, Malaysia und Quatar erzeugt

und Brasilien zu Kraftstoffen verarbeitet

Abbildung 14: Produktion unkonventioneller fossiler

3.4 Unkonventionelle fossile Kraftstoffe

Im folgenden Kapitel werden die verschiedenen Technologien zur Gewinnung von

unkonventionellen Kraftstoffen beschrieben. Die Produktion von Teersanden wird dabei

ausführlicher als die anderen Kraftstoffsparten erläutert, weil

zur Zeit und auch in Zukunft die wichtigsten unkonventionellen Kraftstoffe darstellen. Die

56 Bitumen, Schwerstöle, CTL und Ölschiefer nach BGR 2009, GTL nach

57 Eigene Berechnung nach BGR 2009.

58 BGR 2009.

59 BGR 2009.

60 IEA 2008a.

61 BGR 2009.

Gesamte Produktion in 2007: 182,5 Mio. t

Heutige Produktion von unkonventionellen fossilen Kraftstoffen

Unkonventionelle fossile Kraftstoffe tragen zur Zeit zu ca. 5 % der gesamten

produktion bei. Die gesamte Produktion unkonventioneller fossiler Kraftstoffe

davon hatte die Kraftstoffproduktion von 93 Mio. t aus Schwerstöle

und 77 Mio. t von Bitumen aus Teersand den größten Anteil (siehe Abbildung 14). Die

mit 8,7 Mio. t, GTL mit 2,9 Mio. t und Kraftstoff aus Ölschiefer mit

wesentlich geringer56. Gegenüber 2000 hat sich die Produktion

unkonventioneller fossiler Kraftstoffe verdreifacht57. Der Teersandabbau findet ausschließlich

winnung vor allem in Venezuela, Großbritannien und

wurde außerhalb Deutschlands bisher nur in Südafrika produziert

wird zur Zeit in Südafrika, Malaysia und Quatar erzeugt59. Ölschiefer wird in Estland, China

Kraftstoffen verarbeitet60.

Produktion unkonventioneller fossiler Kraftstoffe in Mio. t in 200761

Unkonventionelle fossile Kraftstoffe - Beschreibung der Technologien

Im folgenden Kapitel werden die verschiedenen Technologien zur Gewinnung von

unkonventionellen Kraftstoffen beschrieben. Die Produktion von Teersanden wird dabei

ausführlicher als die anderen Kraftstoffsparten erläutert, weil sie zusammen mit Schwerstöl

zur Zeit und auch in Zukunft die wichtigsten unkonventionellen Kraftstoffe darstellen. Die

Bitumen, Schwerstöle, CTL und Ölschiefer nach BGR 2009, GTL nach IEA 2008a.

Gesamte Produktion in 2007: 182,5 Mio. t

24

unkonventioneller fossiler Kraftstoffe

Mio. t aus Schwerstölen

Die

und Kraftstoff aus Ölschiefer mit

. Gegenüber 2000 hat sich die Produktion

. Der Teersandabbau findet ausschließlich

wurde außerhalb Deutschlands bisher nur in Südafrika produziert.

. Ölschiefer wird in Estland, China

n

unkonventionellen Kraftstoffen beschrieben. Die Produktion von Teersanden wird dabei

sie zusammen mit Schwerstöl

zur Zeit und auch in Zukunft die wichtigsten unkonventionellen Kraftstoffe darstellen. Die

Page 25: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

25

Verfahren der Teersandgewinnung haben sich mittlerweile auch bei der Schwerstölförderung

durchgesetzt. Die Beschreibung der Teersandtechnologien basiert auf den Ausführungen von

Meyer-Renschhausen und dem Rohstoffbericht der BGR62.

3.4.1 Gewinnung von Kraftstoffen aus Teersand

3.4.1.1 Eigenschaften von Teersand

Ölsande sind Gemische aus Bitumen63, Wasser, Sand und Ton. Der Gewichtsanteil des

Bitumens im Ölsand schwankt zwischen 1 und 18 %, der Durchschnitt beträgt 12 %.

Bitumen ist eine hochviskose Form des Erdöls mit einem API64 von unter 10° (siehe Tabelle 2).

Bitumen ist wie Schwerst- und Schweröl eine degradierte Ölform. Bei Bitumen ist der

Degradierungsgrad, d.h. die Verringerung der flüchtigen Bestandteile, sehr weit

fortgeschritten65.

Leichtöl 30°-40° API

Mittelschweres Öl 20°-30° API

Schweröl 10°-20° API

Extra-Schweröl (Schwerstöl) und natürliches

Bitumen (Teersand)

unter 10° API

Tabelle 2: Klassifizierung nach Schwere des Rohöls66

3.4.1.2 Teersandförderung im Tagebau

Die Gewinnung von Kraftstoffen aus Teersand findet derzeit nur in Kanada statt. In der

kanadischen Provinz Alberta befinden sich etwa 60 % der weltweiten Teersandressourcen

(siehe Abbildung 15). Zur Zeit überwiegt die Förderung des Teersandes im Tagebau, der bis zu

75 m Tiefe möglich ist. In der Zukunft wird aber der Anteil der In-situ-Verfahren zunehmen, da

93 % der Teersandreserven Kanadas tiefer als 75 m liegen67.

62 Meyer-Renschhausen 2007, BGR 2009

63 Bitumen besteht hauptsächlich aus langkettigen Kohlenwasserstoffen. Bitumen gehört zu den thermoplastischen Stoffen, das heißt, seine Viskosität ist temperaturabhängig: Bei Abkühlung wird es spröde, bei Erwärmung

durchläuft es stufenlos alle Zustände von fest (glasartig) über zähflüssig bis dünnflüssig. 64 API: American Petroleum Institute= Spezifisches Volumen des Rohöls

65 Meyer-Renschhausen 2007, BGR 2009. 66 API American Petroleum Institute= Spezifisches Volumen des Rohöls

67 Woynillowicz et al. 2005 und Greenpeace 2008.

Page 26: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

26

Abbildung 15: Lage der Teersandvorkommen in Kanada. Eigene Darstellung, Quelle: The

University of British Columbia.68

Verfahrensschritte des Tagebauverfahrens:

Die Gewinnung von Teersand im Tagebau besteht aus den folgenden Prozessschritten (siehe

Abbildung 16):

• Der Mutterboden wird abgetragen und auf Halden gelagert.

• Eine 40 - 60 m dicke Teersandschicht wird mit Hilfe von Schaufelbaggern abgebaut und

per Kipplastwagen zur Brechanlage transportiert.

• In der Brechanlage wird das Material zerkleinert und für den Weitertransport zur

Extraktionsanlage konditioniert.

68

www.forestry.ubc.ca

Page 27: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

27

• Die Teersande werden in heißem Wasser gewaschen. Daraus resultiert eine schaumige

Mischung aus Wasser, Bitumen und Feinstoffen. Es werden verstärkt

Kaltwasserverfahren eingesetzt, um die Betriebskosten zu senken.

• Ein Lösungsmittel wird hinzugefügt, um die Trennung des Bitumens zu fördern.

• Die Abfallmischung aus Wasser und Sand wird zu Absetzteichen geleitet.

• Das Klärwasser wird recycled, und der abgetrennte Sand wird benutzt, um die

Abbaugrube am Ende des Abbauprozesses - manchmal 30 Jahre nach Beginn der

Produktion - wieder zu füllen.

• Der gelagerte Mutterboden wird am Ende des Abbauprozesses wieder aufgetragen

und bepflanzt.

Abbildung 16: Schema der Teersandgewinnung im Tagebau. Eigene Darstellung, Quelle:

Total.69

Vorteile des Tagebauverfahrens:

• Hoher Entölungsgrad (91%)

• Niedriger Energieverbrauch

Nachteile des Tagebauverfahrens:

• Intensiver Landschaftseingriff

69

Total 2007.

Page 28: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

28

• Große boreale Nadelwaldflächen werden gerodet und große Erdmassen bewegt. Da

sich in borealem Nadelwald Kanadas 22 % des weltweit gespeicherten Kohlenstoffs in

Landökosystemen befindet (borealer Nadelwald speichert doppelt so viel Kohlenstoff

wie Regenwald), können durch den Teersandabbau große Mengen Kohlenstoff

freigesetzt werden70.

• Methanemissionen können in den Schlammabsetzbecken der Teersandverarbeitung

entstehen.

• Für die Herstellung eines Liter Kraftstoffs aus Teersand werden bis zu 4,5 Liter Wasser

verbraucht, und es entstehen bis zu 6 Liter giftige Schlämme, die in Absetzbecken

gelagert werden. Die Gesamtfläche der Absetzbecken des heutigen Teersandabbaus in

Kanada beträgt ca. 50 km2. Alle Prozessschritte der Teersandverarbeitung verursachen

schwere Eingriffe und Umweltverschmutzungen der Gewässer (Flüsse, Grundwasser,

Seen und Moore).71

• Neben den CO2-Emisionen werden noch große Mengen anderer Luftschadstoffe durch

die vielen Prozessschritte der Teersandherstellung emittiert.

3.4.1.3 In-situ-Teersandgewinnung

Ca. 90% der Teersandabkommen liegen deutlich tiefer als 75 m und müssen deswegen durch

In-situ Verfahren abgebaut werden72. Es gibt thermische, nichtthermische, chemische und

physikalische In-situ-Verfahren (siehe Tabelle 3)

Thermische In-situ-

Verfahren

Nichthermische, chemische und physikalische

Verfahren

CSS VAPEX

SAGD CHOPS

THAI

Tabelle 3: Übersicht der In-situ-Verfahren der Teersandförderung

70 International Boreal Conservation Campaign 2008 und 2009. Woods Hole Research Center, 2007. 71 Pembina Institute 2009

72 Woynillowicz et al. 2005 und Greenpeace 2008.

Page 29: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

29

3.4.1.3.1 CSS Verfahren (Cyclic Steam Stimulation

Mit dem CCS-Verfahren (Cyclic Steam Stimulation) kann tief liegender Teersand gefördert

werden. Das Verfahren vermindert durch das Einpressen von heißen Dampf (300°C) die

Viskosität des Bitumens. Durch wochenlangen hohen Dampfdruck von bis zu 11.000 Kilopascal

werden störende Gesteinsschichten zerbrochen, so dass ein ungehinderter Fluss des Bitumens

erreicht wird. Das verflüssigte Bitumen wird zusammen mit Wasser nach oben gepumpt.

Vorteile des CSS-Verfahrens:

• Gewinnung tief liegender Teersandvorkommen

• Aufbrechen störender Gesteinsschichten

• Geringere Rodung von Waldflächen und Landschaftsbelastung als beim Tagebau

Nachteile des CSS-Verfahrens:

• Geringer Entölungsgrad: bis 40%

• Dampfinjektion mit hohem Druck und hohe Temperatur bedeuten einen hohen

Energie- und Wasserverbrauch.

• SOR (Steam–to-oil Ratio), wie viele Barrel Wasser zur Produktion eines Barrels Bitumen

aufgewendet werden, je höher der SOR desto höher der Verbrauch) eines typischen

CSS-Projekts: 3,5 (3,5 l Wasser für 1 l Öl).

• Hohe CO2-Emissionen wegen großem Erdgasverbrauch

3.4.1.3.2 SAGD-Verfahren (Steam Assisted Gravity Drainage)

Das SAGD-Verfahren (Steam Assisted Gravity Drainage) ermöglicht eine kontinuierliche In-situ

Bitumenförderung. Es werden zwei horizontale parallele Rohre verwendet (siehe Abbildung

17). Das obere Rohr führt Dampf in die Teersandschicht und löst das Bitumen vom

umgebenden Sand. Der Bitumen fließt wegen seines höheren spezifischen Gewichts nach

unten und wird durch das Produktionsrohr abgepumpt.

Page 30: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

30

Abbildung 17: Schema des SAGD-Verfahrens. Eigene Darstellung, Quelle: National Energy

Board Canada.73

Vorteile des SAGD-Verfahrens:

• Gewinnung tief liegender Teersandvorkommen

• Kontinuierliche Bitumenförderung

• Geringere Rodung von Waldflächen und geringere Landschaftsbelastung als beim

Tagebau.

Nachteile des SAGD-Verfahrens:

• Da der Dampf mit geringerem Druck eingebracht wird, reicht er nicht aus, um

überdeckende Gesteinformationen zu brechen. Bestimmte Ölvorkommen werden

daher nicht erreicht.

• Der Entölungsgrad ist mit 40-60% geringer als im Tagebau.

• Der Wasserverbrauch ist sehr hoch (SOR: 3-8).

• Hohe CO2-Emissionen wegen großen Erdgasverbrauchs

73 www.neb.gc.ca.

Page 31: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

31

• Erdgas kann zwar durch MSAR (Multiphase Superfine Atomized residue) zu einem

niedrig-kalorigen Heizgas des Upgrading-Prozesses substituiert werden. Der

Primärenergieeinsatz verringert sich aber nicht, da für die MSAR-Produktion 15 - 18%

des gewonnenen Bitumens verbraucht werden. Die MSAR-Verbrennung ist mit hohen

Schadstoffemissionen (Schwefelverbindungen, Partikel und Stickoxide) verbunden.

3.4.1.3.3 THAI-Verfahren (Toe-to-Heel-Air-Injektion)

Beim THAI-Verfahren (Toe-to-Heel-Air-Injektion) wird ein Teil des Teersandes unterirdisch

verbrannt, um das Bitumen zu verflüssigen. Die THAI-Technologie befindet sich noch in der

Erprobungsphase. Durch ein vertikales Injektionsrohr wird Luft in die Teersandlagerstätte

eingeblasen und eine Verbrennungsfront geschaffen, bei der ein Teil des Bitumens verkokt

wird. Der Verkokungsprozess bildet Gase mit einer Temperatur von 300-600°C, die die

Viskosität des Bitumens verringern. Durch die Schwerkraft fließt das Bitumen zum

Produktionsrohr, das unter der Verbrennungsfront liegt, und wird zusammen mit den

anfallenden Gasen an die Oberfläche gepumpt.

Abbildung 18: Schema des THAI-Verfahrens. Eigene Darstellung, Quelle: Greaves74.

Vorteile des THAI-Verfahrens:

• Der Entölungsgrad ist mit ca. 80% deutlich höher als andere In-situ-Verfahren.

74

Greaves 2006.

Page 32: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

32

• Geringerer Wasser- und Erdgaseinsatz.

• Die Verkokung schafft ein partielles Upgrading des Bitumens, da schwere Bestandteile

in der Lagerstätte verbleiben.

• Höhere Wirtschaftlichkeit durch den verminderten Erdgaseinsatz.

Nachteile des THAI-Verfahrens:

Vergleichsweise hohe CO2 -Emissionen durch die partielle Verbrennung des Bitumens in

der Lagerstätte

3.4.1.3.4 Vapex-Verfahren

Das Vapex-Verfahren (Vapor extraction) verwendet wie die SAGD-Technologie zwei parallele

horizontale Rohre, pumpt aber anstelle von heißem Dampf gasförmige Lösungsmittel (Propan,

Äthan oder Buthan) in die Teersandlagerstätte. Das Bitumen wird durch die Lösungsmittel

ohne Wärmezufuhr flüssig. Das Verfahren befindet sich noch im Entwicklungsstadium.

Vorteile des Vapex-Verfahrens:

• Durch Substitution des heißen Dampfes durch Lösungsmittel können Energieeinsatz

und Abhängigkeit von Erdgaspreisen deutlich reduziert werden

• Die Kapitalkosten sind niedriger als bei thermischen In-situ Verfahren, da keine

Dampferzeugungs- und Wasseraufbereitungsanlagen notwendig sind.

• Durch den verminderten Energie- und Wassereinsatz sind die Betriebskosten nur halb

so hoch wie die des SAGD Verfahrens

• Die leichten Kohlenwasserstoffverbindungen werden durch den Einsatz der

Lösungsmittel erhöht. Dadurch findet ein Upgrading75 des Bitumens bereits in der

Lagerstätte statt.

• Das Verfahren kann auch für gering-mächtige Ölsandvorkommen sowie andere

Vorkommen, die für thermische Verfahren nicht geeignet sind, genutzt werden76.

75 „Upgrading“ ist der Prozess, um Bitumen zu synthetischem Rohöl umzuwandeln. Dabei werden langkettige

Kohlenwasserstoffe durch Temperatur, Katalysatoren und Wasserstoff-Zugabe (zur Erhöhung des Wasserstoff-zu-Kohlenstoff-Verhältnisses) aufgespalten. Das Bitumen wird während des „Upgrading“ außerdem vom Schwefel

befreit. 76 Ölsandvorkommen können z.B. aufgrund der hohen Wassersättigung, geringer Porosität oder geringer

thermischer Leitfähigkeit nicht für thermische Verfahren geeignet sein.

Page 33: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

33

Nachteile des Vapex-Verfahrens:

• Der Entölungsgrad ist im Vergleich zum thermischen In-situ-Verfahren geringer

• Der Ertrag pro Produktionsanlage ist geringer als bei dem thermischen In-situ-

Verfahren

• Das Verfahren ist noch nicht technisch ausgereift

3.4.1.3.5 CHOPS-Verfahren (Cold Heavy Oil Production with Sand)

Teersandvorkommen mit geringerer Viskosität können auch mit dem CHOPS-Verfahren

gefördert werden. Bei dieser Technologie wird ohne Wärmezufuhr das Öl zusammen mit dem

Sand gefördert und erst oberirdisch vom Sand gelöst.

Vorteile des CHOPS-Verfahrens:

• Geringerer Energieeinsatz, dadurch geringere Förderkosten und CO2 -Emissionen

• Der Untergrund wird durch die Sand-Ölförderung durchlässiger und damit der Ertrag

anschließender thermischer Entölungsverfahren erhöht.

Nachteile des CHOPS-Verfahrens:

• Kann nur bei Teersandvorkommen mit geringerer Viskosität und nicht bei reinen

Bitumenvorkommen angewendet werden

• Der geförderte Sand muss zusammen mit den anfallenden Schadstoffen

umweltfreundlich entsorgt werden

3.4.1.4 Abschließende Bewertung aller In-situ Verfahren im Vergleich zum Tagebau

Die Flächenzerstörung durch In-situ ist geringer als durch den Tagebau. Für die Infrastruktur

der Bohrarbeiten, des Öltransport und –weiterverarbeitung werden aber ebenfalls große

boreale Nadelwaldflächen gerodet. Konservative Schätzungen erwarten eine Abholzung von

ca. 10 % der Teersandfläche durch den zukünftigen In-situ-Abbau77.

3.4.1.5 Upgrading des Bitumens (Veredelung)

Aus dem Bitumen werden zwei dem konventionellen Erdöl ähnliche Produkte hergestellt

1. Verdünntes natürliches Bitumen („blended bitumen“):

77 Schneider & Dyer 2006.

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34

Das Bitumen wird mit leichten Kohlenwasserstoffverbindungen verdünnt. Das

Endprodukt hat aber einen verringerten Marktwert, da nur wenige Raffinerien

es weiterverarbeiten können.

2. Synthetisches Bitumen

Die im Bitumen enthaltenen Schwefelverbindungen, Schwermetalle und die

schweren kohlenstoffreichen Verbindungen werden abgeschieden. Ein

Hydrotreating-Verfahren reichert das Öl mit Wasserstoff an. Das Endprodukt

hat einen höheren Marktwert, weil es für Raffinerien besser geeignet ist. Für

den Veredelungsprozess, vor allem die Erzeugung des Wasserstoffs, wird aber

viel Energie benötigt.

3.4.2 Gewinnung von Kraftstoff aus Schwerstöl

Für die Gewinnung von Schwerstöl78werden mittlerweile dieselben In-situ-Verfahren wie im

Teersandabbau angewendet. Schwerstöl weist gegenüber Bitumen eine geringere Viskosität

auf und ist daher leichter zu fördern79. In Venezuela, dem Land mit den größten

Schwerstölvorkommen weltweit (ca. 50 %), erhöhen außerdem die höheren Reservoir-

Temperaturen (Durchschnitt 50°C) die Fließfähigkeit des Schwerstöls. In Venezuela werden

deswegen auch Verfahren der sogenannten kalten Produktion verwendet. Die

Ausbeutungsrate der kalten Produktion ist mit ca. 8 - 12% aber sehr gering.

Die heutige Schwerstölproduktion Venezuelas von ca. 0,6 Mio Barrel pro Tag (220 Mio. Barrel

Jährlich) ist im Vergleich zu den insgesamt förderbaren Erdölresourcen des Landes von über

300 Mrd. Barrel sehr klein80. In den nächsten 10 Jahren wird die Schwerstölförderung

Venezuelas aber stark ausgeweitet werden. Durch chinesische und russische Investitionen wird

die Förderung bis 2012 um 0,9 Mio. Barrel/Tag gesteigert81. Außerdem hat die venezulanische

Regierung drei Projekte im Carabobo-Feld mit je 0,4 Mio. Barrel pro Tag ausgeschrieben, die

nach Schätzungen von Analysten in 5 Jahren mit der Produktion beginnen82. Durch die

geplanten Projekte wird sich die Schwerstölproduktion Venzuelas auf 2,7 Mio. Barrel

vervierfachen. Diese Entwicklung steht im starken Gegensatz zu der Prognose der EWG, dass

die Schwerstölproduktion Venezuelas bis 2030 nicht ausgeweitet wird83.

78 Definition von Schwerstöl sieheTabelle 2

79 BGR 2009. 80 Technisch förderbare Erdölmenge der gesamten Schwerstölressourcen (ca. 20 % der In-Place-Menge)

81 AFP 2009a. 82 Reuters 2009.

83 Vgl. Schindler und Zittel 2008.

Page 35: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

35

3.4.3 Gewinnung von Kraftstoffen aus Ölschiefer

Ölschiefer ist ein unreifes Erdölmuttergestein, das noch nicht die geologische Entwicklung

durchlaufen hat, um Erdöl zu bilden. Das im Ölschiefer enthaltene organische Material, so

genanntes Kerogen, unterscheidet sich von konventionellem Erdöl durch den höheren Gehalt

an Sauerstoffverbindungen84.

Die Gewinnung von Kraftstoffen aus Ölschiefer ist sehr aufwendig, da das organische Material

in fein verteilter Form in Poren des Gesteins eingeschlossen ist und nur durch thermische

Behandlung extrahiert werden kann. Ölschiefer wird zwar seit mehr als 160 Jahren abgebaut

und verarbeitet. Die wirtschaftliche Nutzung war aber nur durch finanzielle und politische

Unterstützung möglich85. Heute wird nur noch in Estland, im Leningrader Becken, in Südchina

und Brasilien Ölschiefer in größeren Mengen gefördert. Kraftstoffe aus Ölschiefer werden in

diesen Ländern aber nur in geringen Mengen produziert86. Experten erwarten, dass mehr als

10 Jahre Entwicklungszeit bis zur ersten großindustriellen Kraftstoffproduktion aus Ölschiefer

notwendig sind87. Ölschiefer wird bislang nur im Tage- und Untertagebau abgebaut. In-situ-

Verfahren befinden sich noch in der Forschungs- und Pilotphase.

Bei den Bergbauverfahren wird das ölschieferhaltige Gestein gesprengt, abgetragen und

zerkleinert. Danach kann das Material entweder direkt, wie in Estland, zur Stromerzeugung

verbrannt oder durch Verkokung oder Verschwelung zu höherwertigen Kohlenwasserstoffen

weiterverarbeitet werden. Dafür werden Schwelreaktoren, sogenannte Retorten, mit

nachgeschalteten Destillationsanlagen eingesetzt. Durch die Verschwelung wird der Ölschiefer

auf 300 bis 500 °C erhitzt und das Kerogen in ein Gasgemisch umgewandelt, das durch

Abkühlung zu einem Schwelöl kondensiert88.

Bei den In-Situ-Verfahren werden der Ölschiefer in der Lagerstätte verschwelt und die

Schwelgase abgepumpt. Es gibt verschiedene Verfahren zur In-Situ-Verschwelung, u.a.

Versuche in den USA mit der elektrischen Aufheizung des Gesteins.

3.4.4 Gewinnung von Kraftstoffen aus Kohle und Erdgas (CTL-Coal to Liquid, GTL-Gas to Liquid)

Kohle kann genauso wie Teersand und Ölschiefer mit Bergbau- und In-situ -Verfahren

abgebaut und zu Kraftstoffen verarbeitet werden. Bei den Bergbauverfahren wird Kohle im

Tage- oder Untertagebau abgebaut und dann in mehreren Verfahrensschritten zu flüssigen

Kraftstoffen umgewandelt. Bereits seit mehr als 80 Jahren wird die Vergasung von Kohle und

die Verflüssigung mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren (FT-Verfahren) angewendet.

84 BGR 2009. 85 Porath 1999.

86 BGR 2009. 87 Bartis 2006.

88 BGR 2009.

Page 36: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

36

Die CTL-Technologie wurde vor allem in Südafrika weiterentwickelt, und 1955 wurde die

Kraftstofferzeugung aus Kohle begonnen. Die heutige Produktion beträgt 150.000 Barrel/Tag89.

Eine weitere Möglichkeit, aus Kohle Kraftstoffe herzustellen, ist die Direktverflüssigung. Ein

Beispiel dafür ist das Bergius-Pier-Verfahren. Nach diesem Verfahren wird Kohle mit hohem

Druck und Katalysatoren zu Kraftstoffen hydriert90. Die Treibhausgasemissionen der gesamten

Verfahrenskette der Direktverflüssigung entsprechen ungefähr der Bilanz der Vergasungs- und

Fischer-Tropsch-Verfahren91.

In China wurde Ende 2008 die weltweit erste nach dem 2. Weltkrieg gebaute

Direktverflüssigungsanlage eingeweiht92.

Kohle kann auch ohne Bergbauverfahren abgebaut werden, indem die Kohle In-situ, d.h. in der

Lagerstätte vergast wird (Underground-Coal-Gasification-UCG). Das UCG-Verfahren

funktioniert ähnlich wie das THAI-In-situ-Verfahren zur Produktion von Teersand. Die Kohle

wird durch ein Gemisch aus Sauerstoff und Wasserdampf entzündet, das in den Kohleflöz

durch Bohrungen gepumpt wird (siehe Abbildung 19 und Abbildung 20). Durch das mit 80 bar

einströmende Gemisch wird eine kontrollierte Vergasung der Kohle in dem Flöz erreicht. Das

unter Tage entstehende Gas wird durch eine vertikale Bohrung an die Erdoberfläche

transportiert. Das Gas mit einem Heizwert von ungefähr 3 kWh/m³ enthält ca. 32 %

Wasserstoff, 17 % Methan, 16 % Kohlenmonoxid und 35 % Kohlendioxid93.

Das UCG-Verfahren ist keine neue Technologie, sondern wurde in der ehemaligen Sowjetunion

über 50 Jahre lang angewendet94. Eine Anlage ist immer noch in Betrieb. In den letzten Jahren

hat das Interesse am UCG-Verfahren weltweit zugenommen95. Mehrere Pilotprojekte gibt es in

Australien, China, Südafrika, Russland und Kanada. In Indien, USA, Vietnam und Neuseeland

sind weitere Projekte geplant96. Die Projekte sind vor allem für die Stromerzeugung

vorgesehen. Pläne für die Kraftstofferzeugung aus UCG-Gas gibt es bisher nur von Linc Energy

in Australien (GTL) und der Hebei Xin’ao Group in China (Methanol)97. In Deutschland hat die

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen 2008 ein UCG-Forschungsprojekt

begonnen, um geologische und technologische Aspekte des Verfahrens und die CO2-

Speicherfähigkeit der ausgebrannten Flöze zu untersuchen98.

89

BGR 2009.

90 Behrendt, F. et al. 2006

91 America's Energy Future Panel on Alternative Liquid Transportation Fuels, National Academy of Sciences,

National Academy of Engineering und National Research Council 2009.

92 IEA 2008a. 93 Courtney 2008.

94 Shafirovich et al. 2008. Kempka et al. 2009. 95 Lawrence Livermore National Laboratory 2007.

96 Shafirovich et al. 2008. UCG Partnership 2009. http://www.ucgp.com/ 97 Linc Energy 2009. Shafirovich et al. 2008

98 Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen 2008.

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37

Abbildung 19: Prozessschema der In-situ-Kohlevergasung. Eigene Darstellung nach Kempka et

al. 200999.

Abbildung 20: Verlauf der Injektions- und Produktionsbohrungen der In-situ-Kohlevergasung.

Eigene Darstellung nach Kempka et al. 2009100

99

Kempka et al. 2009. 100

Kempka et al. 2009.

Page 38: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

38

Die In–Situ-Verfahren wie UCG profitieren von der Weiterentwicklung der Bohrtechnologie für

die Gewinnung von unkonventionellem Erdgas, die vor allem in den USA stattfindet101 (siehe

Kapitel 3.2.2). Durch diese Erfahrungen und technologischen Fortschritte kann die Untertage-

Vergasung von Kohle verbessert und Kohle in Tiefen von über 1000 m erreicht werden102.

Auch für die Verflüssigung von Erdgas wird das Fischer-Tropsch-Verfahren (FT-Verfahren)

angewendet. Die Welt-GTL-Produktion von 50.000 Barrel/Tag findet vor allen in drei Anlagen

statt: Sasol in Südafrika, Shell in Malaysia und Oryx in Qatar103.

4 Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe

4.1 Treibhausgasemissionen unkonventioneller fossiler Kraftstoffe

Der Vergleich der Treibhausgasbilanzen verschiedener fossiler Kraftstoffe zeigt, dass die

Emissionen unkonventioneller Kraftstoffe bis zu zweieinhalb Mal so hoch wie konventionelle

Kraftstoffe sind (s. Abbildung 21 und Tabelle 4)104. Am schlechtesten schneiden Kraftstoffe aus

Kohle ab. GTL aus Synthesegas der Untertage-Kohlevergasung (Underground Coal Gasification)

hat die schlechteste Klimabilanz mit fast 830 g CO2eq/kWh.

Die Produktion von Kraftstoffen aus Ölschiefer führt im Vergleich zu konventionellen

Kraftstoffen zu Treibhausgasemissionen, die um 30 bis 75 % höher liegen105. Die

Treibhausbilanz von In-situ-Verfahren, die mit geringen Temperaturen Kraftstoffe aus

Ölschiefer erzeugen, ist mit der Teersandgewinnung vergleichbar. Wegen der fehlenden

großtechnischen Anwendung ist die Datenverfügbarkeit für die Berechnung der

Treibhausgasbilanzen der Ölschieferverarbeitung aber noch schlecht. Die Emissionen werden

sehr stark vom Ölgehalt des Sedimentgesteins abhängen, der weltweit zwischen 2,5 und 41 %

schwankt106. Außerdem beeinflußt die Zusammensetzung der Carbonate des Begleitgesteins

die CO2 -Emissionen107. Nach einer Untersuchung von Sundquist und Miller können

Prozesstemperaturen bei der Kraftstoffherstellung aus Ölschiefer zwischen 700 und 1.100

Grad das carbonatische Begleitgestein komplett zersetzen und zu sehr hohen CO2-

Emissionswerten zwischen 880 und 1.400 g CO2eq/kWh Kraftstoff führen108.

Die Ölschiefernutzung zur Stromerzeugung in Estland belegt die Probleme des hohen

Carbonatabbaus. Im Vergleich mit Strom aus Kohle führt die heutige Schieferverbrennung in

Estland zu 60 % höheren CO2-Emissionen (1.600 g CO2eq/kWh)109. Die Ölschieferverarbeitung

führt aber auch mit modernsten Technologien zu Emissionen, die bis zu 75 % höher als bei

konventionellem Erdöl sind.

101

vgl. BGR 2009. 102

Nucoal 2009 http://www.nucoalenergy.ca/news/109/ 103

IEA 2008a. 104

Als Vergleichswert dient der deutsche Dieselreferenzwert von GEMIS 4.5. 105

Brandt 2007a,b,c. 106

Porath 1999. 107 Sato & Enomoto 1998. 108

Sundquist & Miller 1980. Das Begleitgestein ist reich an kohlenstoffhaltigen Mineralien wie Calciumcarbonat. 109

European Academies Science Advisory Council 2007.

Page 39: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

Der Vergleich des GTL-Kraftstoffs aus konventionellem Erdgas mit

zeigt, wie stark die Treibhausgasbilanz von

Anteil von unkonventionellem Erdgas in den USA (Tight Gas, Shale Gas, Coal Bed Methane)

verschlechtert sich die Treibhausgasbilanz um 33 % gegenüber konventionellem Erdöl.

Kraftstoff aus konventionellem Erdgas führt dagegen nur zu 13

Abbildung 21: Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe (WTW)

Diesel Deutscher Importmix

Onshore 6000 m Tiefe

Offshore 6000 m Tiefe

Erdöl Malaysia

Erdöl Mexico

GTL Erdgas konventionell Europa

Erdöl Nigeria

Enhanced oil recovery

Schwerstöl

GTL Erdgasmix USA 2002

Teersand

Ölschiefer Shell In

Ölschiefer (Tagebau Green River USA)

Coal-to-Liquid (CTL)

GTL Underground Coal Gasification UCG

Kraftstoff aus:

Kraftstoffs aus konventionellem Erdgas mit GTL aus Erdgas in den USA

zeigt, wie stark die Treibhausgasbilanz von GTL von den Vorketten abhängt. Durch den hohen

Anteil von unkonventionellem Erdgas in den USA (Tight Gas, Shale Gas, Coal Bed Methane)

verschlechtert sich die Treibhausgasbilanz um 33 % gegenüber konventionellem Erdöl.

Kraftstoff aus konventionellem Erdgas führt dagegen nur zu 13 % höheren Emissionen.

emissionen fossiler Kraftstoffe (WTW). Quelle: Eigene Berechnung.

0 200 400 600

Diesel Deutscher Importmix

Onshore 6000 m Tiefe

Offshore 6000 m Tiefe

Erdöl Malaysia

Erdöl Mexico

GTL Erdgas konventionell Europa

Erdöl Nigeria

Enhanced oil recovery

Schwerstöl

GTL Erdgasmix USA 2002

Teersand

Ölschiefer Shell In-Situ

Ölschiefer (Tagebau Green River USA)

Liquid (CTL)

GTL Underground Coal Gasification UCG

CO2eq

Dieselreferenzwert Deutschland

39

aus Erdgas in den USA

. Durch den hohen

Anteil von unkonventionellem Erdgas in den USA (Tight Gas, Shale Gas, Coal Bed Methane)

verschlechtert sich die Treibhausgasbilanz um 33 % gegenüber konventionellem Erdöl. GTL–

% höheren Emissionen.

. Quelle: Eigene Berechnung.

800

Bandbreite

2eq/kWh

Page 40: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

40

(g CO2eq/kWh)

Differenz zu

Dieselreferenzwert

Deutschland (GEMIS 4.5)

Kraftstoffe aus: min. max. min. max.

GTL Underground Coal

Gasification UCG110 775 827 +132% +164%

Coal-to-Liquid (CTL)111 734 802 +134% +156%

Ölschiefer (Tagebau Green

River USA)112 449 554 +43% +77%

Ölschiefer Shell In-situ113 404 488 +29% +56%

Teersand114 388 428 +24% +37%

GTL Erdgasmix USA 2002115 405 421 +29% +34%

Schwerstöl116 371 411 +18% +31%

Enhanced oil recovery117 346 405 +11% +29%

GTL Erdgas konventionell

Europa118

346

358 +11% +14%

Erdöl Nigeria119 367 383 +17% 22 %

Erdöl Mexiko120 348 368 +11% +14%

Erdöl Malaysia121 328 465 +5% +49%

Onshore 6.000 m Tiefe122 332 424 +6 % +345%

Offshore 6.000 m Tiefe123 374 449 +20% +43%

Vergleichswert: Diesel

deutscher Importmix 124 313

Tabelle 4: Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe (Well to Wheel – WTW-Emissionen).

Quelle: Eigene Berechnung.

110 Eigene Berechnung nach CONCAWE, EUCAR und European Commission Joint Research Centre 2008, Courtney

2008, Armendariz 2009.

111 CONCAWE, EUCAR und European Commission Joint Research Centre 2008

112 Brandt 2007b,c.

113 Brandt 2007a,b 2008c.

114 Farrel & Brandt 2006.

115 Eigene Berechnung nach CONCAWE, EUCAR und European Commission Joint Research Centre 2008, NETL 2008.

116 NETL 2009b.

117 Farrel & Brandt 2006.

118 CONCAWE, EUCAR und European Commission Joint Research Centre 2008

119 NETL 2009b

120 NETL 2009b 121 Eigene Berechnung nach Talisman 2008 und NETL-Baseline. Die Treibhausgasemissionen der Erdölförderung

von Talisman in Malaysia sind durch den hohen Anteil von CO2 im Erdölbegleitgas mit 159 g CO2eq/kWh mehr als fünfmal so hoch wie die UK-Emissionen von Talisman.

122 Keesom et al. 2009. Annahme Wasser-Erdölverhältnis (Water to oil ratio-WOR) 25:1. 123 Keesom et al. 2009. Annahme WOR 25:1.

124 GEMIS 4.5

Page 41: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

41

4.2 Treibhausgasemissionen konventioneller fossiler Kraftstoffe

Der Vergleich der verschiedenen Bilanzen zeigt, dass die Bandbreite der Treibhausgasbilanzen

konventioneller Kraftstoffe sehr groß ist und von folgenden Parametern beeinflußt wird:

• Tiefe der Erdölfelder

• Wasser-Erdölverhältnis (Water-to-oil-ratio-WOR): Wasseranteil im geförderten Erdöl

• Einsatz von verbesserten Fördertechnologien

• Abfackeln von Erdölbegleitgas (Flaring)

• Abblasen von unverbrannten Erdölbegleitgas (Venting)

• Viskosität des Erdöls

• Schwefelgehalt des Erdöls

4.2.1 Tiefe der Erdölfelder und Wasser-Erdölverhältnis

Mit zunehmender Tiefe der Erdölfelder und größerem Wasser-Erdölverhältnis steigen die

Treibhausgasemissionen der Erdölförderung. Jacobs Consultancy hat in einer 2009

veröffentlichten Studie die Auswirkungen verschiedener Parameter der Erdölförderung auf die

Emissionsbilanz untersucht125. Die Ergebnisse der Analyse der Parameter Tiefe und Wasser-

Erdölverhältnis sind in Abbildung 22 und Abbildung 23 dargestellt. Abbildung 22 zeigt, dass bei

einem Wassergehalt von 0 % (WOR 0:1) sich die größere Tiefe der Erdölvorkommen noch nicht

sehr stark auf die Emissionen auswirkt. Mit steigendem Wassergehalt des geförderten Erdöls

zeigen sich aber deutliche Unterschiede. Bei einem Wasser-Erdölverhältnis von 10:1 sind die

Treibhausgasemissionen der Erdölförderung eines 6.000 m tiefen Feldes zum Beispiel fast

doppelt so hoch wie die eines 1.500 m tiefen Feldes. Im gleichen Verhältnis wirkt sich der

WOR-Anstieg aus:

• Bei dem 1.500 m tiefen Feld verdoppeln sich die Emissionen durch einen Anstieg des

Wasser-Erdölverhältnis von 0:1 zu 10:1.

• Bei dem 6.000 m tiefen Feld vervierfachen sich die Emissionen bei der gleichen

Verschlechterung des Wasser-Erdölverhältnisses.

Abbildung 23 zeigt, wie sich die Emissionen der Pumparbeit, der Wasserinjektion, der

Wasseraufbereitung und des sonstigen Energieverbrauchs durch die steigende Tiefe und das

steigende Wasser-Erdölverhältnis erhöhen.

Für den Vergleich der Treibhausgasbilanzen verschiedener fossiler Kraftstoffe (Abbildung 21

und Tabelle 4) ist ein Onshore- und ein Offshorefeld mit einer Tiefe von 6.000 m und einem

125Keesom et al. 2009

Page 42: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

42

Wasser-Erdölverhältnis von 25:1 dargestellt. Die Emissionen der beiden Beispiele sind bis zu 34

% bzw. 42 % höher als der deutsche Dieselreferenzwert von GEMIS.

Die Treibhausgasemissionen von Onshore- und Offshorefeldern können aber noch höher

steigen, da die Beispielfelder nicht die extremsten Parameter aufweisen. Das Tahiti-Feld von

Chevron im Golf vom Mexiko ist mit über 10.000 m Tiefe das zur Zeit am tiefsten erschlossene

Offshorevorkommen. Der neueste Fund von BP im Golf von Mexiko, das Tiber-Feld, ist sogar

10.700 m tief126. Das Tupi-Feld vor der Küste Brasiliens befindet sich in 7.000 m Tiefe.

Das Wasser-Erdölverhältnis kann bis zu 50:1 steigen.127 Viele ältere Erdölfelder können einen

WOR größer als 20:1 aufweisen128. Bei der Berechnung der beiden Beispielfelder berücksichtigt

diese Studie außerdem nicht die Veränderung weiterer Parameter, wie z.B. den Anstieg der

Erdölbegleitgasmenge und den Anteil von CO2 im Erdölbegleitgas129.

Abbildung 22: Auswirkungen des Wasser-Erdölverhältnisses und der Tiefe des Erdölfeldes auf

die CO2-Intensität der Erdölförderung. Eigene Berechnung nach Keesom et al.130

126 BP 2009c.

127 Maersk Oil 2008. 128 Keesom et al. 2008

129 Ebd. 2008, Talisman 2008. Die Treibhausgasemissionen der Erdölförderung von Talisman in Malaysia sind durch den Anteil von CO2 im Erdölbegleitgas mit 159 g CO2eq/kWh mehr als fünfmal so hoch wie ihre UK-Emissionen.

130 Keesom et al. 2008

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213141516171819202122232425

9.000 m

6.000 m

3.000 m

1.500 m

g CO2eq/kWh

Wasser-Erdöl-Verhältnis

Barrel Wasser/Barrel Erdöl

Page 43: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

43

Abbildung 23: Spezifische Treibhausgasemissionen der Erdölförderung bei unterschiedlichen

Wasser-Erdölverhältnissen und Tiefen der Erdölfelder. Eigene Darstellung nach Keesom et

al.131.

Zukünftig werden Tiefseevorkommen an Bedeutung gewinnen, wie die jüngsten Erdölfunde im

Golf von Mexiko und vor den Küsten Brasiliens und Afrikas zeigen. Offshoreerdölfelder tragen

bereits zu einem Drittel zur Weltölproduktion bei132. Nach Llewelyn sind davon 15 %

Tiefseevorkommen133. Mit der Ausbeutung der Tiefseefelder sind sehr große technische

Herausforderungen verbunden, wie z.B. die Durchdringung einer fast 2.000 m dicken

Salzschicht beim Tupi-Feld.

Aber auch Onshore wird immer tiefer gebohrt. In Russland hat sich z.B. die durchschnittliche

Bohrtiefe seit 1960 auf heute 3.000 bis 4.000 m verdoppelt. Zukünftig werden Tiefen von 5.000

bis 6000 m erwartet134. Nach IHS und Credit Suisse liegen etwa 30 % der weltweiten

verbleibenden Erdölreserven tiefer als 3.000 m135.

Auch das Wasser-Erdölverhältnis wird sich weltweit weiter verschlechtern, weil mit

zunehmendem Alter der Felder der Erdölanteil der Fördermenge abnimmt und der

Wasseranteil steigt136. In Kanada ist z.B. der WOR der Erdölproduktion in der Provinz Alberta in

den letzten Jahren stark gestiegen und alleine zwischen 2000 und 2003 von 11,6 auf 14,8

gewachsen137.

131 Keesom et al. 2008. 132 IEA 2008a.

133 Llewelyn zitiert in Chang 2007. David Llewelyn ist Ölexperte von Crondall Energy Consultants 134 Matveichuk 2005.

135 Sandrea & Sandrea 2007 136 Maersk Oil 2008.

137 Hawkins und Singhal 2004.

Page 44: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

44

4.2.2 Einsatz von verbesserten Fördertechnologien

Wie bereits im Kapitel 2.2 beschrieben, werden verbesserte Fördermethoden (Enhanced oil

recovery –EOR) eingesetzt, um die Ausbeutungsrate der Erdölfelder zu erhöhen. Die folgende

Tabelle zeigt, dass sich durch Wasser- und Gasinjektion die Emissionen der Erdölförderung

verdreifachen und durch Dampfinjektion sogar mehr als vervierfachen. Auf die WTW-

Emissionen bezogen ergibt nach den Werten von Farrel & Brandt 2006 eine Steigerung um bis

30 % gegenüber dem deutschen Dieselreferenzwert (s. Abbildung 21 und Tabelle 4138).

Treibhaus-

gasemissionen

Primäre

Fördermethoden

Wasser-

injektion Gasinjektion Dampfinjektion (TEOR)

g CO2eq/kWh 15,52 20,45 46,3 68,00

Tabelle 5: Vergleich der Treibhausgasemissonen verschiedener Fördermethoden. Eigene

Berechnung nach CARB 139

Zukünftig wird die Bedeutung von verbesserten Fördertechnologien zunehmen, weil der Anteil

abnehmender Erdölfelder an der Gesamtproduktion weiter steigen wird (s. Kapitel 2.3). Damit

wird auch der Energiebedarf für die Erdölförderung weiter wachsen. CERA (Cambridge Energy

Research Associates) nennt daher die Erdölförderung von Feldern, die bereits ihren

Förderhöhepunkt überschritten haben, ein „Energy Intensity Dilemma“140. Ein Beispiel, wie sich

die spezifischen Treibhausgasemissionen der Erdölförderung von abnehmenden Feldern

zukünftig entwickeln, ist die Prognose der Universität von Calgary für Kanada. Die

Energieexperten der Universität erwarten bis 2020 eine Verdreifachung der

Kohlenstoffintensität der Förderung leichter und mittelschwerer Erdölsorten in Kanada

gegenüber dem durchschnittlichen Emissionswert von 2000141.

Der Anstieg der Treibhausgasintensität alter Erdölfelder ist bereits sehr deutlich in der Nordsee

zu beobachten. Die Treibhausgasemissionen der Talisman-Erdölförderung in Großbritannien

sind in den letzten 5 Jahren um 60 % auf 30 g CO2eq/kWh gestiegen142. Die Entwicklung bei BP

in der Nordsee ist sehr ähnlich: Die Treibhausgasintensität der BP-Nordseefelder hat von 2004

bis 2008 ebenfalls um fast 60 % zugenommen (Abbildung 24 und Abbildung 25)143.

Werden zusätzlich indirekte Effekte berücksichtigt, ist sogar ein Anstieg der spezifischen

Emissionen von Nordseeerdöl von 80 % in den letzten 4-5 Jahren festzustellen144: Mit der

Annahme, dass ein Großteil der Treibhausgasemissionen auf die Nutzung von Erdgas zur

Energieversorgung der Erdölplattformen zurückzuführen ist, müssen Substitutionseffekte in

die Berechnung einfließen. Das auf den Plattformen verbrauchte Erdgas kann nämlich nicht

mehr in das britische Erdgasnetz einfließen und muss durch importiertes verflüssigtes Erdgas

(LNG) ersetzt werden. Dadurch müssen bei der Treibhausgasberechnung von Erdöl nicht nur

138 Farrel & Brandt 2006. Zum Energieverbrauch von EOR siehe auch Petroleum Economist 2009, IEA 2008a. BGR

2009. 139 CARB 2009.

140 Markwell 2009. 141 Timilsina 2006.

142 Talisman 2009. 143Eigene Berechnung nach BP North Sea 2009, BP 2009b und European Comission 2009.

144 Eigene Berechnung nach BP North Sea 2009,BP 2009b und European Commission 2009.

Page 45: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

die reinen Verbrennungsemissionen von Erdgas, sondern auch die Vorkettenemissionen der

LNG-Nutzung berücksichtigt werden.

Abbildung 24: Entwicklung der Erdölproduktion und der Treibhausgasemissionen der BP

Erdölproduktion in der Nordsee145

Abbildung 25: Entwicklung der CO

145 Eigene Berechnung nach BP North Sea 2009, BP 2009b und European Comission 2009.

146 Eigene Berechnung nach BP North Sea 2009, BP 2009b und European Comission 2009.

die reinen Verbrennungsemissionen von Erdgas, sondern auch die Vorkettenemissionen der

Nutzung berücksichtigt werden.

: Entwicklung der Erdölproduktion und der Treibhausgasemissionen der BP145

: Entwicklung der CO2-Intensität der BP-Erdölproduktion in der Nordsee

Eigene Berechnung nach BP North Sea 2009, BP 2009b und European Comission 2009.

Eigene Berechnung nach BP North Sea 2009, BP 2009b und European Comission 2009.

45

die reinen Verbrennungsemissionen von Erdgas, sondern auch die Vorkettenemissionen der

: Entwicklung der Erdölproduktion und der Treibhausgasemissionen der BP-

Erdölproduktion in der Nordsee146

Page 46: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

46

4.2.3 Abfackeln von Erdölbegleitgas (Flaring)-Abblasen von unverbranntem Erdölbegleitgas (Venting)

Das Abfackeln von Erdölbegleitgas (Flaring) und das Abblasen von unverbranntem

Erdölbegleitgas (Venting) führt global zu sehr hohen Treibhausgasemissionen. Weltweit

werden nach einer Studie der Weltbank etwa 150 Mrd. m³ Erdölbegleitgas verbrannt, die zu

400 Mio. t CO2-Emissionen führen147. Die globalen Abfackelungsmengen haben sich nach

Angaben der Weltbank in den letzten 15 Jahren kaum verändert148. Es wurden zwar in einigen

Ländern Fortschritte erzielt, in anderen Ländern wie Russland sind aber die Flaring-Mengen

stark gewachsen. Auch in anderen Regionen sind Zuwächse zu beobachten. So haben z.B. die

spezifischen Abfackelungsmengen von BP in den letzten 4 Jahren in der Nordsee um etwa 70 %

zugenommen149. Weltweit sind die gesamten BP-Abfackelungsmengen in den letzten 4 Jahren

um 25 % gestiegen150.

Nigeria fackelt mit 16,8 Mrd. m³ die zweitgrößte Menge an Erdölbegleitgas nach Russland

ab151. Die Menge entspricht 15% des jährlichen Erdgasverbrauchs Deutschlands. Die

Abfackelungsmengen in Nigeria führen zu 20 % höheren Emissionen im Vergleich zum

deutschen Dieselreferenzwert (s. Abbildung 21 und Tabelle 4).

Zu den Abfackelungsmengen kommen noch weltweit große Mengen unverbrannt

abgeblasenes Erdgas, die nach Schätzungen der EPA globale Treibhausgasemissionen von etwa

60 Mio. t CO2eq verursachen152. Nach BGR und Jacobs Consultancy sind die weltweiten Venting-

Mengen aber kaum erfasst. Beim Erdölbegleitgas muss zum Beispiel die unterschiedliche

Zusammensetzung berücksichtig werden153. So führt der hohe Anteil von CO2 im

Erdölbegleitgas zu sehr hohen Emissionen, wie z.B. bei dem Talisman-Erdölfeld in Malaysia, das

eine noch schlechtere Treibhausgasbilanz als Teersand aufweist (s. Abbildung 21 und Tabelle 4) 154. Neben Malaysia haben auch Erdölvorkommen in Thailand, Indonesien, Vietnam and China

hohe CO2-Mengen, die normalerweise abgeblasen werden155.

Außerdem müssen bei der Berechnung der Methanemissionen die Vorketten des Erdgases

berücksichtigt werden, das für die Erdölförderung und –verarbeitung eingesetzt wird. Dadurch

ergeben sich mit dem CH4-Baselinewert der USA für Dieselkraftstoff auf die globale

Erdölproduktion hochgerechnet jährliche Treibhausgasemissionen von etwa 400 Mio. t

CO2eq156.

Die folgende Tabelle zeigt, wie sich unterschiedliche Venting-Annahmen und

Berechnungmethodiken (NETL-Baseline und Jacobs Consultancy) auf die Bilanz von Diesel aus

Russland im Vergleich zu verschiedenen Referenzwerten in Deutschland, der EU und der USA

auswirken.

147 BGR 2009.

148 Elvidge et al. 2007.

149 BP North Sea 2009.

150 BP 2009e. 151 BGR 2009.

152 EPA 2006. 153 Keesom et al. 2008

154 Talisman 2009 155 Ebd. 2009

156 NETL 2009b.

Page 47: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

47

Quelle

WTW-

Treibhausgasemissionen

g CO2eq/kWh Kraftstoff

EU Default-Wert Diesel-/Otto-

kraftstoff EU-Kommission-EU-EE-Richtlinie 301,68

Deutschland

Dieselkraftstoff GEMIS 4.5 313,02

USA Baseline

Dieselkraftstoff NETL 328,44

Russland

Dieselkraftstoff:

Mittlere Venting-

Mengen

Eigene Berechnung nach NETL-Baseline,

Weltbank (Flaring), Öko-Institut (Venting) 347,63

Russland

Dieselkraftstoff:

Hohe Venting-Mengen

Eigene Berechnung nach NETL-Baseline, Weltbank (Flaring), NETL (Venting) 363,39

Russland Diesel

kraftstoff: Mittlere

Venting-Mengen

Eigene Berechnung nach Jacobs (Arab

Medium), Weltbank (Flaring), Ökoinstitut

(Venting) 375,95

Russland

Dieselkraftstoff:

Hohe Venting-

Mengen

Eigene Berechnung nach Jacobs (Arab

Medium), Weltbank (Flaring), NETL

(Venting) 391,71

Tabelle 6: Vergleich der Treibhausgasemissionen von Dieselkraftstoff aus Russland mit

unterschiedlichen Referenzwerten157

157 GEMIS 4.5,UBA 2009, NETL 2009b. Keesom et al. 2009. Methodik für die Berechnung der WTW-Emissionen von

Diesel aus Russland: Für die Berechnung aller WTW-Emissionen ohne Flaring und Venting wurden die Werte des US-

Referenzwertes von NETL und die Werte für Arab Medium von Jacobs Consultancy verwendet. Die API- und

Schwefelwerte des durchschnittlichen Rohölinputs der USA-Raffinerien und von Arab Medium stimmen ungefähr

mit den Eigenschaften von REBCO-Erdöl (Russian Export Blend Crude Oil) überein. USA-Durchschnitt: 30,2 API, 1,5 % Schwefel, Arab Medium: 31,1 API, 2,6 % Schwefel, REBCO: 31-32 API, 1,2 % Schwefel. Für die Flaring-Mengen

werden die Werte von der Weltbank 2007 verwendet. Die Rechnungsgrundlage für die mittleren Venting-Mengen (CH4-Verluste durch Leckagen und Abfackeln) sind die Annahmen des Öko-Instituts mit einem Verhältnis der

Venting- zur Flaring-Menge von etwa 1:30. Die Rechnungsgrundlage für die hohen Venting-Mengen sind die Annahmen von NETL für Nigeria mit einem Verhältnis der Venting- zur Flaring-Menge von etwa 1:10.

Page 48: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

48

4.2.4 Viskosität und Schwefelgehalt des Erdöls

Die folgende Abbildung zeigt, wie stark sich die Treibhausgasemessionen durch zunehmende

Schwere (d.h. abnehmender API-Werte siehe Kapitel 3.4.1.1) und steigendem Schwefelgehalt

erhöhen.

Abbildung 26: Auswirkungen der Schwere und des Schwefelgehaltes von Erdöl: Prozentuale

Abweichung von den durchschnittlichen Treibhausgasemissionen von Dieselkraftstoff in den

USA. 158

Die Treibhausgasbilanz von Erdöl aus Mexiko zeigt, dass die Schwerölförderung und –

verarbeitung zu Emissionssteigerungen von bis zu 16 % im Vergleich zum deutschen

Dieselreferenzwert führt (s. Abbildung 21 und Tabelle 4). Die Treibhausgasemissionen durch

die Förderung und Verarbeitung von schweren Ölen wird in Zukunft weiter steigen:

• An der Weltölförderung wächst der Anteil schwerer, schwefelhaltiger Rohöle und sinkt

der leichter schwefelarmer Sorten159, die schon jetzt nur noch 20 % der

Welterdölproduktion ausmachen160.

• Durch höhere globale Anforderungen an die Kraftstoffqualität (z.B. Reduktion von

Schwefel und polyaromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK)) steigen Energieaufwand

und die CO2 -Emissionen für die Raffinierung des Erdöls161. Nach EUROPIA wird der CO2

-Ausstoß der europäischen Raffinerien um 50 % steigen, um den Schwefel-Gehalt von

Diesel zu reduzieren und die wachsende europäische Nachfrage nach Diesel zu

decken.162 Auch in anderen Regionen führen strengere Kraftstoffrichtlinien zu

erhöhten Treibhausgasemissionen. Szklo und Schaeffer163 erwarten z.B. einen 30 %

Anstieg des CO2-Ausstoßes der brasilianischen Raffinerien, um die neuen

Schwefelgrenzwerte einzuhalten.

158 Keesom et al. 2009. WT: Schwefelgehalt.

159 EID 2006, Greaves 2006. 160 Wood 2007

161 Szklo und Schaeffer 2006. 162 Euractiv 2008.

163 Szklo und Schaeffer2006.

Page 49: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

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• Der wachsende Anteil schwerer und schwefelhaltiger Rohöle wird die steigende

Tendenz des Wasserstoffverbrauchs zur Erdölverarbeitung weiter erhöhen. Der

weltweit größte Anteil des Wasserstoffs wird derzeit durch Reformierung von

Kohlenwasserstoffen, insbesondere aus Erdgas, hergestellt. Eine höhere

Erdgasnachfrage durch den Erdölsektor wird die Treibhausgasemissionen der

Erdgasproduktion erhöhen:

o Die Produktion von unkonventionellem Erdgas wird sich verstärken.

o Die Produktion von LNG bekommt weitere Anreize. Durch die Verflüssigung, den

Transport und Wiederverdampfung steigen die CO2-Emissionen von LNG von 220

auf bis zu 340 CO2eq/kWh164.

o Die Methan-Leckagen der Erdgasproduktion werden durch die steigende

Erdgasproduktion weiter zunehmen. Nach Schätzungen der EPA führt der

Erdgassektor bereits heute zu Methanemissionen von fast einer Milliarde Tonnen

CO2eq. Durch die steigende Erdgasnachfrage erwartet EPA bis 2020 einen Anstieg

der jährlichen Emissionen um 54 % auf 1,5 Mrd. t CO2eq165.

• Die Substitution von schwefelreichem Schweröl zur Stromerzeugung durch andere

Energieträger wie Erdgas oder Erneuerbare Energien wird das Angebot der schweren und

sauren Erdöle für den Gebrauch im Verkehrssektor weiter steigern166.

4.2.5 Auswirkungen der Ergebnisse auf den deutschen Referenzwert und die Emissionen der globalen Erdölförderung

Die Bandbreite der Treibhausgasemissionen konventioneller fossiler Kraftstoffe im Kapitel 4.2

zeigt, dass der EU-Referenzwert für Diesel- und Ottokraftstoff mit 302 g CO2eq/kWh und der

Dieselreferenzwert von GEMIS 4.5 mit 313 g CO2eq/kWh zu niedrig angesetzt sind. In

Deutschland kommen fast 50 % der Erdölmengen aus Ländern mit den weltweit höchsten

Abfackelungsmengen wie Russland, Kachsachstan, Nigeria und Angola. Außerdem kommen 25

% aus der Nordsee mit kontinuierlich steigenden Treibhausgasemissionen. Daher müßte der

heutige deutsche Durchschnittswert für Dieselkraftstoff zwischen 335 und 360 g CO2eq/kWh

liegen167.

Für die globale Erdölproduktion und -verwendung ergeben sich durch die in Kapitel 4.2

dargestellte Bandbreite Treibhausgasemissionen in 2008 von 13,5 bis 15 Mrd. t CO2eq168. Die

Emissionen von Erdöl liegen damit ungefähr in der Größenordnung der globalen

Treibhausgasemissionen der Kohlenutzung von 14 bis 15 Mrd. t CO2169. Der Vergleich der

164 Bezogen auf den gesamten Lebenszyklus der Gasnutzung von der Förderung bis hin zu Verbrennung.

165 EPA 2006. 166 Gtai 2009

167 Unterer Wert mit NETL-Angaben und obererer Wert mit Jacobs Consultancy-Ergebnissen gerechnet. GEMIS 4.5,UBA 2009, NETL 2009b. Keesom et al. 2009.

168 Unterer Wert mit NETL-Angaben und obererer Wert mit Jacobs Consultancy-Ergebnissen gerechnet. GEMIS 4.5,UBA 2009, NETL 2009b. Keesom et al. 2009

169 Eigene Berechnung nach Ökoinstitut 2007 und IEA 2008b

Page 50: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

50

reinen Verbrennungsemissionen von 10,8 Mrd. t bei Erdöl und 12,6 Mrd. t bei Kohle führt

dagegen zu einer Unterschätzung der Klimabilanz des Erdölsektors170.

5 Produktionskosten fossiler Kraftstoffe

Die Produktionskosten fossiler Kraftstoffe sind in den letzten 10 Jahren sehr stark gestiegen.

Im 2008-Bericht der IEA haben sich gegenüber dem World Energy Outlook von 1998 z.B. die

Kosten für Erdöl aus Teersand mehr als vervierfacht und für Tiefseeöl mehr als

versiebenfacht171. Die EIA (Energy Information Administration) der USA hat in ihrem

International Energy Outlook von 1998 einen Ölpreis von 30 Dollar/Barrel als ausreichend

angesehen, um in 2020 2 Billionen Barrel unkonventionelles Erdöl wirtschaftlich zu fördern172.

Die IEA gibt dagegen in 2008 Produktionskosten von bis zu 120 Dollar/Barrel für

unkonventionelles Erdöl an173.

Die Bandbreite der Produktionskosten konventioneller und unkonventioneller fossiler

Kraftstoffe ist sehr groß. Die Abbildung 27 zeigt, dass CTL, GTL aus Erdgas und Kraftstoffe aus

Ölschiefer mit Produktionskosten von bis zu 120 Dollar/Barrel die teuersten fossilen Kraftstoffe

sind. Kraftstoff aus Teersand, Bitumen aus Venezuela und GTL aus UCG-Synthesegas haben

dagegen geringere maximale Produktionskosten von bis zu 70 Dollar/Barrel. Die Produktion

dieser unkonventionellen Kraftstoffe liegen unterhalb der höchsten Kosten für die verbesserte

Ölausbeute bestehender Ölfelder (Enhanced Oil Recovery) und für Öl aus der Arktis. Die

maximalen Produktionskosten von Tiefseeöl sind ungefähr so hoch wie die von GTL aus UCG-

Synthesegas.

170

IEA 2009. BP 2009f.

171 IEA 1998, IEA 2008a 172 EIA 1998

173 IEA 2008a

Page 51: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

Abbildung 27: Produktionskosten fossiler Kraftstoffe

174 Quellen: IEA 2008a, Bartis et al. 2008,

Courtney 2008, Rahman 2008, Linc Energy 2009, BGR 2009.

Produktionskosten fossiler Kraftstoffe174

Bartis et al. 2008, Department of the Interior 2008, FEV & WI 2008,

, Linc Energy 2009, BGR 2009.

51

WI 2008,

Page 52: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

52

Die folgenden Faktoren verursachen den starken Anstieg der Produktionskosten in den letzten

10 Jahren und die große Bandbreite:

• Die geologischen, geographischen und chemischen Eigenschaften der

Ressourcenvorkommen beeinflussen in hohem Maße den Material- und

Energieaufwand für die Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe:

o die Tiefe und Lage der Ressourcen (Off- oder Onshore, Infrastruktur: Verkehrs-

und Pipelinenetze)

o der geologische Aufbau der Rohstofflagerstätten

o die Eigenschaften des Begleitgesteins

o die chemische Struktur der Kohlenwasserstoffe

• Die Höhe der angenommenen Rendite beeinflußt sehr stark die gesamten

Investitionskosten. Nach einer Studie von RAND ist z.B. CTL mit einem internen

Zinssatz von 10 % schon ab 55 Dollar/Barrel wirtschaftlich, mit einem internen Zinssatz

von 14 % aber erst ab 70 Dollar/Barrel175.

• Die Produktionskosten erhöhen sich stetig176:

o Die Anzahl der Bohrtürme pro Erdölmenge ist in den letzten Jahrzehnten stark

gestiegen177

o Es muss immer tiefer gebohrt werden

o Die durchschnittliche Erdölmenge pro Feld sinkt. Daher müssen immer mehr

Felder für die gleiche Rohstoffmenge erschlossen werden

o Für die Herstellung von unkonventionellen fossilen Kraftstoffen sind

aufwendige Technologien notwendig. Der Aufwand für die Verarbeitung von

Kohle und Ölschiefer zu Kraftstoffen ist noch größer als die Ölgewinnung aus

Teersanden178.

• Die Materialkosten sind in den letzten 10 Jahren rapide gestiegen. Die Kosten pro

Bohrturm sind zum Beispiel zwischen 2000 und 2008 um 120% gestiegen179.

175 Bartis et al. 2008: Reference-case CTL plant costs. High CTL plant cost case: 10 % interner Zinssatz: 65

Dollar/Barrel. 14 % interner Zinssatz: 90 Dollar/Barrel

176 Vgl. IEA 2008a 177 IEA 2008a

178 CONCAWE, EUCAR und European Commission Joint Research Centre 2008, Brandt 2007b, Meyer-Renschhausen 2007. Teersande enthalten Bitumen, das ein degradiertes Erdöl ist. Der in Ölschiefern enthaltene flüssige

Kohlenwasserstoff, sogenanntes Kerogen, ist eine Vorstufe des Erdöls. Daher ist der Aufwand, aus Kerogen Kraftstoffe herzustellen, höher als aus Bitumen.

179 IEA 2008a.

Page 53: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

53

• Die Energiekosten beeinflussen vor allem die Kosten bei Kraftstoffen mit großem

Energieinput für die Konversionsprozesse wie CTL, GTL und Kraftstoffe aus

Ölschiefer und Teersand. Die folgenden Faktoren müssen dabei berücksichtigt

werden:

o Die Gewinnungs- und Abbaukosten des Rohstoffs variieren sehr stark : Die

Gewinnung von Sweet Gas in Abu Dhabi kostet z.B. zwischen 0,3 und 0,5

$ct/kWh, die von Sour Gas dagegen 1,7 $ct/kWh. Die durchschnittlichen

Gasgewinnungskosten in den USA betragen 1 $ct/kWh180, die Shale

Gasproduktion kostet zwischen 1,4 und 1,7 $ct/kWh.

o Der Marktpreis des Rohstoffs: Wenn die Energierohstoffe für die

Kraftstofferzeugung auch in anderen Sektoren (Strom- und Wärmeerzeugung,

chemische Industrie) eingesetzt werden können, muss neben den

Rohstoffgewinnungskosten auch der Marktpreis des Rohstoffs berücksichtigt

werden. Am Beispiel von GTL und CTL wird besonders deutlich, wie sich der

Marktpreis des Energieträgers auf die Gesamtkosten auswirkt.

o GTL: Mit den reinen Produktionskosten berechnet kostet GTL z.B. in Abu Dhabi

nur 30 Dollar/Barrel181. Mit den durchschnittlichen Importkosten182 für Gas in

Deutschland in 2008 sind dagegen die GTL-Produktionskosten mehr als

dreimal so hoch (95 Dollar/Barrel).

o Im Erdgasmarkt erschwert die wachsende Bedeutung von verflüssigtem Erdgas

(LNG) die Realiserung von GTL-Projekten. Die LNG-Kapazität hat sich zwischen

2003 und 2009 auf über 300 Mrd. m³ versechsfacht183. Die Kapazität der

Anladeterminals beträgt sogar fast das doppelte der Verflüssigungsanlagen184.

o Weltweit ist bereits ein Viertel des grenzüberschreitend gehandelten Erdgases

LNG185. Die IEA erwartet bis 2013 einen weiteren Zuwachs der weltweiten

LNG-Kapazität um 50 %186. Im Gegensatz zu LNG ist die heutige GTL-Produktion

sehr gering. Nur ca. 5 Mrd. m³ Erdgas wurden 2008 zu GTL verarbeitet, das

sind weniger als 2 % der heutigen LNG-Menge187. Bis 2030 wird sich zwar die

Erdgasmenge für GTL nach Schätzungen der IEA verzehnfachen. Die Menge

bleibt aber im Vergleich zu LNG weiterhin sehr gering. Als Gründe nennt die

IEA den höheren Investitionsbedarf, den größeren technologischen Aufwand

und den größeren Energieinput188 im Vergleich zu LNG189.

180 CERA 2004

181 Eigene Berechnung nach CONCAWE, EUCAR und European Commission Joint Research Centre 2008 und FEV &

WI 2008.

182 Grenzübergangskosten

183 Eigene Berechnung nach BGR 2009, IEA 2008a, IEA 2003 184 Platts 2008

185 BGR 2009 186 IEA 2009

187 IEA 2008a 188 GTL: 1,4-1,7:1; LNG: 1,25:1

189 Vgl. Rahman 2008.

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GTL aus UCG-Synthesegas (Underground Coal Gasification-Untertage-

Vergasung) ist der günstigste unkonventionelle Kraftstoff, wenn nur die

Gewinnungskosten in die Berechnung einfließen (vgl. Abbildung 2). 190

CTL: Die Rohstoffkosten für CTL liegen z.B. mit dem durchschnittlichen

Kohlepreis der USA von 26 Dollar/Tonne in 2007 bei 12 Dollar/Barrel und mit

dem durchschnittlichen deutschen Importpreis von 150 Dollar/Tonne in 2008

bei 60 Dollar/Barrel. Mit den hohen Rohstoffkosten in Deutschland würden die

CTL-Kosten auf über 115 Dollar/Barrel steigen191.

Der Marktpreis hängt neben den alternativen Nutzungsmöglichkeiten auch

stark von der Transportfähigkeit des Rohstoffs ab. Nur Anthrazit, die

Kohleform mit dem höchsten Kohlenstoffgehalt, und bituminöse Kohle werden

über längere Strecken transportiert. Der Transport von Braunkohle und

subbituminöser Kohle ist dagegen wegen des geringen Energiegehaltes dieser

Kohlearten nicht wirtschaftlich192.

o Die Verwendung großer Mengen extern erzeugter Energie: Zum Beispiel

verteuern sich In-situ-Verfahren, die mit heißem Dampf das Bitumen der

Teersände gewinnen, um 50 %, wenn der Gaspreis sich verdreifacht193.

(Annahme: US-Gaspreis steigt vom heutigen Niveau - Sommer 2009: 1,37

$ct/kWh - wieder auf das Niveau vom Sommer 2008, 4,8 $ct/kWh).

Die Kosten von energieintensiven Konversionsprozessen können durch

Verfahren reduziert werden, die mit interner Wärmezufuhr arbeiten, d.h. die

Energie desselben Rohstoffs nutzen. Ein Beispiel dafür ist das Toe-to- Heel- Air

–Injection-Verfahren (THAI), das einen Teil des Teersandes unterirdisch

verbrennt, um das Bitumen zu verflüssigen194 (siehe Kapitel 3.4.1.3).

190

Eigentlich müßte auch der Marktpreis des wasserstoffreichen Synthesegases (über 30 % Wasserstoff, über 15 %

Methan) berücksichtigt werden, da es auch zur Strom- und Wärmeerzeugung und für die Herstellung chemischer

Produkte (z.B. Dünger) verwendet werden kann. 191

Eigene Berechnung nach Bartis et al. 2008 - bei einem internen Zinssatz von 10 % 192

Nach der International Classification of in-Seam Coals (UN-ECE 1998) wird Kohle in die folgenden Kategorien

eingeteilt: Weichbraunkohlen, Subbituminöse Kohlen, Bituminöse Kohlen, Anthrazit. Quelle: BGR 2009. Der Inkohlungsgrad nimmt von den Weichbraunkohlen bis zum Anthrazit zu. Der Inkohlungsgrad ist der Grad der

Umwandlung von pflanzlichen Stoffen in Kohle. Mit zunehmender Inkohlung wird die Kohle reicher an Kohlenstoff und ärmer an flüchtigen Bestandteilen. Der Inkohlungsgrad hängt ab vom Alter der Kohle und den äußeren

Entstehungsbedingungen (Druck, Temperatur). Quelle: http://www.steinkohle-portal.de. 193

Eigene Berechnung nach Bartis et al. 2008. 194

Meyer-Renschhausen 2007.

Page 55: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

55

6 Vergleich der Treibhausgasemissionen und Produktionskosten

fossiler Kraftstoffe

Der Vergleich der Treibhausgasbilanzen verschiedener fossiler Kraftstoffe mit den

Produktionskosten zeigt, dass es keine direkte Korrelation zwischen der Höhe der

Treibhausgaseemissionen und den Produktionskosten gibt. Zu den teuersten

unkonventionellen Kraftstoffen gehören zwar Kraftstoffe aus Kohle und Ölschiefer, die auch

über die höchsten Emissionen verfügen. Die maximalen Produktionskosten von GTL, dem

unkonventionellen Kraftstoff mit der besten Klimabilanz, liegen aber in der gleichen

Größenordnung. GTL aus Synthesegas der Untertage-Vergasung hat dagegen fast die höchsten

Emissionen, ist aber der unkonventionelle Kraftstoff mit den geringsten Produktionskosten.

Das UCG-GTL-Verfahren hat zwar wie CTL und GTL den höchsten Energieinput der

unkonventionellen Kraftstoffe. Seine Rohstoff- und Investitionskosten sind aber geringer:

• Der Marktpreis des Synthesegases aus der Untertage-Vergasung ist in abgelegenen

Regionen ohne alternative Nutzungsmöglichkeiten im Strom-, Wärme- und

Chemiesektor gering. Für den Transport per Pipeline oder Schiff müßte das

Synthesegas erst zu Methan umgewandelt werden, um die bestehende Infrastruktur

nutzen zu können, oder eine neue Pipelineinfrastruktur für den Wasserstofftransport

geschaffen werden. Ohne alternative Nutzungsmöglichkeiten können daher für das

UCG-GTL-Verfahren als Rohstoffkosten die Produktionskosten des Synthesegases von

0,6 bis 1,5 ct/kWh angenommen werden195.

• Die Investitionskosten des UCG-GTL-Verfahren sind wesentlich geringer als von CTL, da

die Vergasung untertage stattfindet und daher keine aufwendige

Kohlevergasungsanlagen gebaut werden müssen. Nach Angaben der australischen

Firma Linc Energy betragen die Investitionskosten für eine UCG – GTL-Anlage pro

Barrel/Tag weniger als 25.000 Dollar und damit nur ein Drittel einer CTL-Anlage196.

Auch bei Teersand könnte die Reduktion der Energiekosten zu höheren

Treibhausgasemissionen führen:

• Reduktion von extern erzeugter Wärme mit Erdgas durch das Toe-to-Heel-Air-

Injection-Verfahren (THAI), in dem einen Teil des Teersandes unterirdisch verbrennt,

um das Bitumen zu verflüssigen197.

• Substitution des Erdgases für die Strom-, Dampf- und Wasserstofferzeugung durch

Bitumen, das in ein niedrig-kalorisches synthetisches Heizgas umgewandelt wird.

(Upgrading mit integrierter Heizgaserzeugung von Nexen und Opti)198.

195 Courtney 2008

196 Linc Energy 2008. www.lincenergy.com.au/pdf/analyst-10.pdf. CTL-Kosten: IEA 2008a. 197 Meyer-Renschhausen 2007

198 Meyer-Renschhausen 2007.

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• Substitution des Erdgases für die Strom-, Dampf- und Wasserstofferzeugung durch

unkonventionelle Erdgase oder Synthesegas. Die Firma Ergo Exergy plant zum Beispiel

ein Untertage-Vergasungsprojekt in Kanada, um die Teersandgewinnung und -

verarbeitung mit Strom, Dampf und Wasserstoff zu versorgen199. Die Verwendung von

USG-Synthesegas statt Erdgas würde die WTW-Emissionen von Kraftstoff aus Teersand

um 20 % erhöhen200.

Für die nächsten Jahre wird mit einer Verlangsamung der Entwicklung des Teersandabbaus

gerechnet wegen gestiegener Rohstoff- und Investionskosten und anderer hemmender

Faktoren. Im Folgenden wird die Entwicklung der verschiedenen Verfahren unkonventioneller

Kraftstoffe abgeschätzt:

• Teersande: Die Energie-, Material- und Personalkosten für den Teersandabbau sind in

den letzten Jahren sehr stark gestiegen. Die Teersandgewinnung und –verarbeitung in

Kanada verbrauchte 2007 ca. 10 Mrd. m³ Erdgas. Der Erdgasbedarf wird bis 2017

voraussichtlich auf 26 Mrd. m³ steigen201. In – Situ-Verfahren werden für die

Teersandgewinnung an Bedeutung gewinnen, da das Potenzial für die bergbauliche

Gewinnung begrenzt ist. In-situ ist aber mit einem höheren Energieinput verbunden202.

Um den Erdgasverbrauch zu senken, ist daher der Einsatz von Verfahren wie der THAI-

Technologie notwendig.

Wegen der gestiegenen Kosten, des niedrigen Ölpreises und wachsenden Widerstands

in der Bevölkerung wird bis 2015 eine etwas geringere Steigerung der kanadischen

Teersandproduktion als bislang prognostiziert erwartet (80 % statt 110 % Zuwachs

gegenüber 2007). Andere Staaten mit großen Teersandvorkommen wie Russland,

Kasachstan und die USA haben bislang nur Pilotprojekte realisiert und haben keine

konkreten großindustriellen Abbaupläne. In der Republik Kongo hat sich die

italienische Firma ENI Abbaurechte gesichert, aber noch nicht mit der Produktion

begonnen203.

• Schwerstöl: Venezuela verfügt über ca. 240 Mrd. t Schwerstöl und damit über

unkonventionelle Ölvorkommen in einer vergleichbaren Größenordnung wie Kanada.

Dennoch erwarten Experten wegen staatlicher Restriktionen nur einen langsamen

Ausbau der Schwerstölförderung in Venezuela204. Die EIA sieht z.B. nur eine Steigerung

der venezolanischen Schwerstölförderung von heute 25 Mio. t (0,6 Mio. Barrel/Tag)

auf 50 Mio. t (1,2 Mio. Barrel/Tag) in 2030205.

199 http://www.cigionline.org/articles/2009/05/clean-coal-go-underground-alberta

200 Eigene Berechnung nach Meyer-Renschhausen 2007, CONCAWE, EUCAR und European Commission Joint Research Centre 2008, Courtney 2008, Armendariz 2009.

201 BGR 2009. 202 Meyer-Renschhausen 2007.

203 BGR 2009. 204 EWG 2008. EIA 2009.

205 EIA 2009.

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57

• GTL- und CTL: Die GTL- und CTL- Erzeugung ist zwar technologisch nahezu ausgreift, ihr

Ausbau wird aber durch die hohen Rohstoffkosten erschwert. Bei CTL kommen

außerdem noch die wesentlich höheren Investionskosten im Vergleich zu GTL hinzu.

• Ölschiefer: Die Gewinnung von Kraftstoffen aus Ölschiefer ist wie in Kapitel 3.4.3

beschrieben sehr aufwendig. Experten erwarten daher, dass mehr als 10 Jahre

Entwicklungszeit bis zur ersten großindustriellen Kraftstoffproduktion aus Ölschiefer

notwendig sind206. In- Situ-Verfahren sind für den Ölschieferabbau wegen der hohen

Investitions- und Energiekosten und der geringen Ausbeute sehr teuer. Brandt sieht

daher den Tagebau für großtechnische Ölschieferprojekte als wahrscheinlicher207. Die

Tagebauverfahren werden zu höheren Treibhausgasemissionen als In-situ-

Technologien führen208.

• GTL aus UCG-Synthesegas: GTL aus Synthesegas der Untertage-Vergasung (UCG) von

Kohle hat die niedrigsten Produktionskosten der unkonventionellen Kraftstoffe wegen

geringerer Rohstoff- und Investionskosten. Wenn die großtechnische Produktion von

GTL aus UCG-Gas gelingt, steht eine Technologie zur Verfügung, die zusammen mit der

Nutzung von Teersand die Produktion großer Mengen unkonventioneller fossiler

Kraftstoffe mit geringeren Kosten als EOR, Tiefsee- und Arktis-Öl ermöglicht. Die WTW-

Emissionen werden dadurch aber immens steigen. Die UCG-Produzenten werben zwar

mit der CCS-Option. In wieweit aber die sichere Sequestrierung sehr großer Mengen

CO2 möglich ist, ist noch nicht bewiesen. Ohne CCS führt GTL aus UCG zu 2,5 fach so

hohen Emissionen wie konventioneller fossiler Kraftstoff.

Die Untergrundvergasung wird in den nächsten Jahren vor allem für die

Stromerzeugung genutzt. Aufgrund der großen Kohlevorkommen weltweit, die sich für

UCG eignen, sind aber keine Rohstoffengpässe zu erwarten, die zu einer

Nutzungskonkurrenz zwischen Strom-, Wärme- und Kraftstofferzeugung wie bei der

Erdgasproduktion führen könnten.

• Coal-Bed Methane (CBM) ist auch ein alternatives Gas für den GTL-Prozess. Mit dem

UCG-Verfahren kann aber 300 bis 400-mal soviel Energie aus einer Tonne Kohle mittels

CBM gewonnen werden, da der Methangehalt pro kg Kohle sehr gering ist209.

Aufgrund der wesentlich geringen Gasausbeute im Vergleich zum UCG-Verfahren wird

erwartet, dass CBM in Zukunft weiterhin vor allem im Strom- und Wärmemarkt und

nicht zur GTL-Erzeugung verwendet wird.

Der Vergleich der Treibhausgasemissionen und der Produktionskosten zeigt damit auch, dass

der Zeitpunkt des Peak-Oil für die Entwicklung der unkonventionellen Kraftstoffe nur bedingt

eine Rolle spielt. Sehr wichtig ist dagegen die Einschätzung der IEA im aktuellsten World

Energy Outlook, dass die Zeit des billigen Öls endgültig vorbei ist. Um den rasanten

Förderrückgang der Post-Peak-Felder aufzufangen, müssen sehr großen Summen investiert

206 Bartis 2006.

207 Brandt 2007b. NCI 2008 208 Brandt 2007b,c. vgl. Abbildung und Tabelle 1.

209 Homer-Dixon & Friedmann 2009. Methan ist in sehr geringen Konzentrationen in Kohlevorkommen enthalten.

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werden, damit neue Felder gefunden und die Ausbeute der alten erhöht werden. Der jüngste

Ölpreissturz zeigt, dass unterhalb von 80-100 Dollar/Barrel viele Projekte im Erdölsektor

wieder gestoppt worden sind210. Durch die technologischen Fortschritte der unkonventionellen

fossilen Kraftstoffe wird es daher mittelfristig günstiger sein, Kraftstoffe aus Teersand, Kohle

oder Ölschiefer zu produzieren, als Öl aus 8.000 m Tiefe oder der Arktis zu fördern oder mit

sehr aufwendigen Methoden die Ausbeutungsrate der alten Felder zu erhöhen.

7 Analyse der Umweltauswirkungen und der sozioökonomischen

Effekte von konventionellem und unkonventionellen fossilen

Kraftstoffen

7.1 Untersuchungsmethodik

Im Gegensatz zu den Treibhausgasemissionen gibt es wenige Studien mit wissenschaftlichem

Anspruch, die die Umweltauswirkungen und sozioökonomischen Effekte von konventionellen

und unkonventionellen fossilen Kraftstoffen analysieren. Vor allem

Nichtregierungsorganisationen haben Untersuchungen zu regionalen Konflikten durchgeführt.

Berichte, die die Auswirkungen auf globaler Ebene erfassen, gibt es dagegen kaum. Diese

Studie kann daher nur selektiv die Umweltauswirkungen und sozioökonomischen Effekte mit

Hilfe einzelner Länderbeispiele beschreiben. Die Auswahl der Länder erfolgt anhand folgender

Kriterien:

• Verfügbarkeit von Informationen

• Folgen der beschriebenen Auswirkungen und Effekte

• Zukünftige Bedeutung der Länder für die Produktion fossiler Kraftstoffe

Aufgrund der Kriterien werden schwerpunktmäßig die Auswirkungen der Produktion fossiler

Kraftstoffe in Nigeria, Angola, Ecuador und Kanada dargestellt. Dadurch werden die

Umweltauswirkungen und sozioökonomischen Effekte der Erdölindustrie in drei sehr wichtigen

Regionen abgebildet:

• Afrika: Die Erdölförderung ist auf dem afrikanischen Kontinent besonders konfliktreich.

Für die weltweite Erdölversorgung ist Afrika in den letzten 10 Jahren immer wichtiger

geworden. Das derzeitige große Interesse vieler Länder und internationaler Konzerne

zeigt die wachsende Bedeutung Afrikas im globalen Erdölmarkt.

• Amazonas: Die Erdölförderung im Amazonasbecken ist aufgrund der hohen

Biodiversität und der Konflikte mit der indigenen Bevölkerung besonders

problematisch. Durch die immer knapper werdenden weltweiten Erdölvorkommen

steigt der Druck, die Erdölfelder im Amazonas weiter auszubeuten.

210 Petroleum Economist 2008.

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• Kanada: Die Auswirkungen des Teersandabbaus in Kanada zeigen exemplarisch die

Folgen der Produktion unkonventioneller Kraftstoffe.

• Die beschriebenen Effekte und Auswirkungen gelten nicht nur in den hier

betrachteten Ländern, sondern zeigen beispielhaft, welche Folgen die Förderung

von fossilem Öl auf die Entwicklung von Staaten hat.

Aufgrund der Komplexität können die Umweltauswirkungen und sozioökonomischen Effekte in

vielen anderen Regionen weltweit im Rahmen dieser Studie nicht bearbeitet werden, wie z.B.

Russland und Alaska. Auch die Arktis wird nicht betrachtet, obwohl die Umweltgefährdungen

durch die zukünftige Erdölförderung in dieser Region besonders groß sind. Außerdem werden

die Umweltauswirkungen der Erdölproduktion von vielen Einzelemittenten wie z.B.

Erdölplattformen und Erdölraffinerien oder katastrophaler Ereignisse, wie z.B. Tankerunfälle

nicht erfasst.

Die komplexen Auswirkungen der Erdölförderung auf militärische Konflikte können im Rahmen

dieser Studie ebenfalls nur sehr kurz dargestellt werden.

Die Auflistung der nicht analysierten Folgen zeigt den großen Untersuchungsbedarf für

Folgeprojekte.

7.2 Auswertung von Untersuchungen zu den sozioökonomischen Effekten von

konventionellem Erdöl

Staaten, die reich an natürlichen Ressourcen sind, gelten oft als auch finanziell reiche Staaten.

So auch die Länder, die vom Erdölexport profitieren. Bewertet man diese Länder aber nach

bestimmten Indikatoren, so sind negative soziale und ökonomische Auswirkungen der

Erdölproduktion in vielen der Länder unverkennbar. In der Wissenschaft wird dafür oft der

Begriff resource curse (Ressourcenfluch - Fluch der Ressourcen),211 oder Ölfluch212 verwendet.

Untersuchungen haben ergeben, dass ölreiche Länder langsamer wachsen im Vergleich zu

nicht-Öl produzierenden Ländern, autoritärer und konfliktreicher sind und dass sie die

untersten Plätze des Korruptions-Index von Transparency International belegen213. Länder, die

abhängig von Ölexporten sind, gehören heute zu den Staaten, die ökonomisch die meisten

Probleme haben214.

Der Ölboom der 70er Jahre hat den Öl produzierenden Entwicklungsländern viel Reichtum und

schnelles ökonomische Wachstum gebracht, trotzdem haben viele dieser Länder in den

folgenden 30 Jahren unter riesiger Auslandsverschuldung, hoher Arbeitslosigkeit und

stagnierender oder rückgängiger Wirtschaft gelitten. Mindestens die Hälfte der OPEC-

Mitglieder waren 2005 ärmer, als sie es vor 30 Jahren waren215.Tabelle 7 bewertet Öl

exportierende Entwicklungsländer nach den Indikatoren des Human-Development-Index (HDI)

211 Sachs und Warner 1995 212 Ross 2008

213 Shaxson 2007, Karl 2007 214 Catholic Relief Services 2003

215 Ross 2008

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60

der UNO, dem Korruptions-Index von Transparency International, nach der Kindersterblichkeit

je Tausend Geburten, der Lebenserwartung sowie dem Anteil der Bevölkerung mit weniger als

1 USD pro Tag Einkommen.

Es ist unschwer zu erkennen, dass viele der Staaten sehr negativ in der Bewertung

abschneiden.

Zwei Beispiele:

Angola: Obwohl Angola das zweitgrößte Ölförderland südlich der Sahara ist, wird die

Kindersterblichkeit in diesem Land weltweit nur noch von Sierra Leone übertroffen216.

Äquatorial Guinea: Trotz einer täglichen Produktion von 420.000 Barrel Öl und einem

durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 8 .510 USD befindet sich das Land im

HDI Ranking im unteren Drittel. Zwischen 1990 und 2000 ist das Land sogar um 10 Stufen im

Index gefallen217. Es gilt als eines der korruptesten Länder der Welt und hat eine der höchsten

Kindersterblichkeitsraten.

Land Ölförderung

(in Barrel je

Tag) 2008 218

HDI

Entwicklungs-

Index (von

177 Ländern)

2007 219

Korruptions-

Index (von

180

Ländern)

2008 220

Kinder-

Sterblichkeit

(je T.

Lebend-

Geburten)

2006 221

Lebens-

Erwartung

in Jahren

2006 222

Prozentsatz

Bevölkerung

mit weniger

als 1 USD

pro Tag 223

Russland 9.886.000 67 147 16 66 unter 2 224

Iran 4.325.000 94 141 34 71 unter 2

Nigeria 2.170.000 158 121 191 47 70,8225

Angola 1.875.000 162 158 260 42 54,3226

Kasachstan 1.554.000 73 145 29 66 3,1227

Aserbaidschan 914.000 98 158 88 72 3,7 228

Kolumbien 618.000 75 70 21 73 7 229

Ecuador 514.000 89 151 24 75 17,7 230

Sudan 480.000 147 175 89 58 90

216 Fischer Almanach 2009.

217 Shaxson 2007

218 BP 2009a

219 Fischer Weltalmanach 2009

220 Transparency International 2008

221 Fischer Weltalmanach 2009

222 Fischer Weltalmanach 2009

223 UNDP 2009

224 mit weniger als 2 USD pro Tag= 12,1 %, weniger als 4 USD = 56,7 % 225 mit weniger als 2 USD pro Tag= 92.4 %

226 mit weniger als 2 USD pro Tag= 70,2 % 227 mit weniger als 2 USD pro Tag= 16,%, weniger als 4 USD = 56,7 %

228 mit weniger als 2 USD pro Tag= 33,4 %, weniger als 4 USD = 85,9 % 229 mit weniger als 2 USD pro Tag = 17,8 %. Prozentsatz unter nationalen Armutsgrenze = 64 %

230 mit weniger als 2 USD pro Tag = 40,8 %

Page 61: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

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Land Ölförderung

(in Barrel je

Tag) 2008 218

HDI

Entwicklungs-

Index (von

177 Ländern)

2007 219

Korruptions-

Index (von

180

Ländern)

2008 220

Kinder-

Sterblichkeit

(je T.

Lebend-

Geburten)

2006 221

Lebens-

Erwartung

in Jahren

2006 222

Prozentsatz

Bevölkerung

mit weniger

als 1 USD

pro Tag 223

Äquatorial

Guinea

361.000 127 171 206 51 k.A.

Kongo Rep. 249.000 139 158 126 55 54,1

Gabun 235.000 119 96 91 57 4,8 231

Turkmenistan 205.000 109 166 51 63 24,8 232

Zum

Vergleich:

USA 7.760.000 12 20 8 78

Deutschland 75.000 22 14 4 79

Tabelle 7: Entwicklungsindikatoren von erdölexportierenden Entwicklungsländern

Doch was sind die Ursachen dieses Paradoxon, einerseits riesige Einnahmen durch die

Ölexporte, andererseits ein sozialer und ökonomischer Niedergang? Mehrere Effekte spielen

eine Rolle:

7.2.1 Dutch Disease (Holländische Krankheit)233:

Das als Dutch Disease benannte ökonomische Syndrom wurde in den 60er Jahren offenbar, als

in den Niederlanden große Gasvorkommen in der Nordsee entdeckt wurden. Es handelt sich

dabei um einen Effekt, in dem erfolgreich Rohstoff exportierende Volkswirtschaften durch

Wechselkursentwicklungen zu einem ökonomischen Niedergang kommen können. Die

Handlungskette folgt folgendem Verlauf: Durch die Erdölexporte fließt viel Geld in die

Volkswirtschaft, die Währung wird überbewertet, die Preise steigen. Lokale Produkte wie

Landwirtschafts- und Industriegüter werden teurer und damit weniger konkurrenzfähig im

Vergleich zu importierten Gütern. Die lokale Produktion dieser Güter ist nicht mehr

wirtschaftlich. Die Exportzahlen der Produkte gehen zurück, dem Land wird die

landwirtschaftliche und industrielle Grundlage entzogen. Es wird abhängig vom Erdölsektor

und ist so den Preisschwankungen der internationalen Märkte ausgesetzt. Folge dieses

Prozesses ist es, dass eine kleine Gruppe von Menschen reich wird, die Mehrheit aber von

Arbeitslosigkeit und Armut betroffen ist234.

231 mit weniger als 2 USD pro Tag= 19,6 %

232 mit weniger als 4 USD pro Tag= 79,4 % 233 Dichtl und Issing 1993

234 Shaxson 2007

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62

Beispiel:

Nigeria: Vor dem Ölboom der 70 er Jahre war Nigeria der zweitgrößte Kakaoproduzent der

Welt, die Landwirtschaft machte ca. 75 % der Exporte aus. Allein in den Jahren 1975-1978

verringerte sich die bearbeitete landwirtschaftliche Fläche um 60 %. Millionen Nigerianer

verloren ihre Existenzgrundlage. 1970 lebten 19 Millionen Nigerianer unterhalb der

Armutsgrenze. Heute macht Erdöl 97 % der Exporte Nigerias aus. Trotz bisher ca. 400 Mrd.

USD Öleinnahmen leben 90 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze235. Die Anzahl der

Armen ist in den letzten drei Jahrzehnten fast doppelt so schnell wie die Bevölkerung

gewachsen. Die Armut in Nigeria resultiert vor allem aus der Abkoppelung der Erdölindustrie

von der lokalen Wirtschaft. 95 % der staatlichen Eröleinnahmen fließen in die Kassen der

nigerianischen Regierung, während die lokale Bevölkerung in der Erdölförderregion an den

Einnahmen nicht partizipiert. Die Erdölindustrie schafft kaum Arbeitsplätze, die wenigen

entstehenden Arbeitsplätze werden durch hoch qualifizierte Ausländer besetzt236.

7.2.2 Rentenstaaten-Effekt

Staaten, deren Einnahmen zum größten Teil auf Grundlage vorhandener Rohstoffe von außen

einfließen, ohne dass ihnen einen nennenswerte Produktions- und Investitionstätigkeit im

Inneren gegenübersteht, werden als Rentenstaaten bezeichnet. Sie sind weitgehend

unabhängig von inländischen Steuereinnahmen.

Beispiele:

Während in Deutschland Steuern und Abgaben 36,4 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP)

ausmachen (OECD Staaten 37,4 %), sind es in Kuwait nur 3,4 % des BIP, in den Vereinigten

Arabischen Emiraten nur 1,8 %. In arabischen Staaten ohne Ölvorkommen lag 2002 der

durchschnittliche Steuersatz bei 17 %, in arabischen Öl-Förderländern bei 5 %. Seifert und

Werner führen in ihrem „Schwarzbuch Öl“ aus, dass „die geringen Steuersätze den arabischen

Bürgern keinen Anreiz geben zu hinterfragen, was ihre Regierungen mit ihrem Geld anstellen“.

Gleichzeitig wird durch die Verteilung der Gelder Patronage und Klientelismus gefördert und

damit der Zwang verringert, den Staatsbürgern demokratische Rechte einzuräumen237.

7.2.3 Off –Budget- Öleinnahmen

Gleichzeitig fließen diese Renten oftmals nicht in den staatlichen Haushalt ein, sondern sind

Off-Budget-Einnahmen, die über illegale Konten parallel in das Land fließen. Die Kontrolle der

Finanzströme durch den zentralen Staatshaushalt wird erschwert und die Möglichkeiten für

Korruption erhöht238.

235 Sala-i-Martin und Subramanian 2003

236 Adams, Osho u. Coleman 2008 237 Seifert und Werner 2007, Karl 2007

238 Heilbrunn 2004

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Beispiel:

Das U.S. State Department schreibt, dass der Reichtum Angolas in den Händen einer kleinen

Elite ist, die Staatsposten oft ausnutzt, um sich selber zu bereichern, und dass Korruption auf

allen Ebenen stattfindet239. Laut einem Bericht von Human Rights Watch sind allein im

Zeitraum 1997 bis 2002 umgerechnet 4,2 Mrd. USD der Öleinnahmen verschwunden240. Da

zudem keine Daten über die staatlichen Öleinnahmen veröffentlicht werden, gibt es keine

Informationsgrundlage für die angolanische Bevölkerung, die Verwendung der Mittel nach zu

verfolgen und eine Erklärung über den Missbrauch der Mittel einzufordern. Als BP im Jahr

2001 dem Anspruch einer transparenten Unternehmenspolitik folgen und die Zahlungen an die

Regierung veröffentlichen wollte, drohte Angola dem Erdölkonzern mit einem Landesverweis.

BP unterließ daraufhin die Offenlegung der Zahlen241.

Viele Erdölförderländer insbesondere Afrikas sind zudem Diktaturen. Unter den in den letzten

Jahren erfolgreich in eine Demokratie transformierten Ländern befindet sich kein einziges

Ölexportland242.

7.2.4 Auslandsverschuldung

Trotz der Einnahmen aus den Ölexporten sind viele der Länder hoch verschuldet. Einer der

Gründe sind die volatilen Ölpreise. In Zeiten hoher Ölpreise wurden die Öl produzierenden

Länder kreditwürdig, sie nahmen Geld auf und finanzierten daraus oft Prestigeobjekte, anstatt

die Gelder in Bildung und Gesundheit zu investieren.

Beispiel:

Ecuador: Seit dem Jahr 1967 wird in Ecuador Erdöl gefördert. Schon 1981 erreichte die

Auslandsverschuldung den 22-fachen Wert der Auslandsverschuldung des Jahres 1971. In

Zahlen waren dies 5.870 Mio. USD bzw. 42 % des Bruttoinlandsproduktes243. Der

Schuldendienst war erstmals höher als die Exporterlöse. In den 90er Jahren erreichte der

Schuldenberg die Höhe des Bruttosozialproduktes. Gleichzeitig sank aber in der Zeit von 1986

bis 1996 der Anteil der Ausgaben für Bildung im Staatshaushalt von 21,3 % auf 13 %, während

im gleichen Zeitraum der Index der Militärausgaben um ein Drittel stieg. 1999 erklärte der

Internationale Währungsfond Ecuador für kreditunwürdig244. Gegenwärtig beträgt der

Schuldendienst fast die Hälfte der Staatseinnahmen und damit mehr als die Erlöse aus dem

Export von Erdöl245.

239 Catholic Relief Services 2003 240 Human Rights Watch 2004

241 Misereor 2006 242 Heilbrunn 2004

243 Acosta 2003 244 Acosta 2003

245 Mierkes

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7.2.5 Militärische Konflikte/Bürgerkrieg

Collier und Hoeffler stellen in einer Studie246 aus dem Jahr 2000 fest, dass von Öl- und

Rohstoffexporten abhängige Staaten eine viel höhere Wahrscheinlichkeit (23 %) des

Ausbruches eines Bürgerkrieges haben als Staaten, die keine Rohstoffe exportieren (0,5 %

Wahrscheinlichkeit). Die Zahlen beziehen sich auf eine 5-Jahresperiode.

Dieselben Autoren stellten zudem fest, dass in einem durchschnittlichen Entwicklungsland das

Risiko eines Bürgerkrieges bei 14 % liegt. Hat ein Entwicklungsland einen hohen Anteil an

Rohstoffexporten (über 30 %), erhöht sich das Bürgerkriegsrisiko auf 22 %. Wenn Öl das

Hauptexportgut ist, steigt das Bürgerkriegsrisiko um 40 %247.

7.3 Auswertung von Untersuchungen zu den Umweltauswirkungen von

konventionellem und unkonventionellem Erdöl

Die Umweltauswirkungen von konventionellem und unkonventionellem Erdöl werden in dieser

Studie am Beispiel der Erdölförderung in Ecuador und Nigeria und des Teersandabbaus in

Kanada dargestellt.

7.3.1 Beschreibung der Abbaugebiete

Ecuador: Im Amazonasgebiet von Ecuador werden täglich mehr als 300.000 Barrel aus über

300 Bohrungen gefördert. Gleichzeitig zählt das Gebiet zu den artenreichsten Regionen der

Welt. Der Gesamtumfang der Konzessionsgebiete umfasst 10 Millionen Hektar, direkt oder

indirekt ist der überwiegende Teil des ecuadorianischen Amazonas von Erdölförderaktivitäten

betroffen. Die Aktivitäten von Erdölunternehmen betreffen hauptsächlich indianisches

Territorium, da sich dort 90 Prozent der erteilten Konzessionen befinden. Die dort lebende

indianische Bevölkerung wird unmittelbar mit einer hochtechnologischen Industrialisierung

konfrontiert, die für sie ein radikaler Bruch mit den traditionellen Lebens- und

Wirtschaftsweisen darstellt248.

Nigeria: Wie das Amazonasgebiet in Ecuador ist das Niger-Delta ein einzigartiges Ökosystem:

es ist eines der größten Feuchtgebiete der Welt, mit einer Fläche von 26.000 km2, einem

Wassereinzugsgebiet von 2,23 Mio. km2 und einem jährlichen Abfluss von 180 Milliarden m3

.

Hauptmerkmal des Niger-Delta-Ökosystem ist das dynamische Gleichgewicht zwischen

Hochwasser, Erosion und Sedimentierungsablagerungen, welches das Delta während seiner

Existenz gebildet und umgebildet und es mit fruchtbarem Boden für die landwirtschaftliche

Produktion versorgt hat. Das Delta besteht aus küstenparallelen Sandinseln, Mangroven,

Frischwasser-Sumpfwäldern und Tiefland-Regenwäldern249.

246 Collier und Hoeffler 2000

247 Seifert und Werner 2008 248 Feldt 2001

249 Steyn 2003

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65

Kanada

Die Teersandvorkommen Kanadas liegen unter einer Fläche von 15 Mio. ha borealem

Nadelwald. Der boreale Nadelwald ist ein Ökosystem von großer globaler Bedeutung:

22 % des weltweit gespeicherten Kohlenstoffs in Landökosystemen befindet sich im borealen

Nadelwald250. Pro Hektar enthält borealer Nadelwald mit bis zu 460 t doppelt soviel

Kohlenstoff wie tropischer Regenwald251. Davon ist 84 % im Boden gespeichert252. Die Wald-

und Bodenfläche über den Teersandvorkommen in Kanada speichert bis zu 7 Mrd. t

Kohlenstoff253. Kanadas borealer Nadelwald ist außerdem eines der größten noch

zusammenhängenden Waldgebiete weltweit und wichtiger Lebensraum für viele bedrohte

Tierarten254. Alleine im borealen Nadelwald der Teersandvorkommen brüten jährlich zwischen

20 und 170 Millionen Vögel255.

7.3.2 Umweltauswirkungen: Luft / Atmosphäre

Ecuador: Eines der großen Probleme ist die Gas-Abfacklung von nicht kommerziell genutztem

Erdölbegleitgas, das meist an Ort und Stelle verbrannt wird. Lediglich 12 bis 15% der

anfallenden Gasmenge wird in der Pipeline von Shushufindi nach Quito geleitet, der Rest wird

verbrannt. Bei der Verbrennung werden CO2, Stickstoff- und Schwefelverbindungen sowie

Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe und Ruß freigesetzt. Nach vorsichtigen Schätzungen

werden täglich 2 Mio. m3 Gas verbrannt256. Von Biologen wird immer wieder darauf

hingewiesen, dass diese Gasverbrennung außer der Verschmutzung der Luft und des

Regenwassers die Vernichtung von unzähligen seltenen Insekten zur Folge hat.

Nigeria: Nigeria fackelt mit 16,8 Mrd. m³ die weltweit zweitgrößte Menge an Erdölbegleitgas

nach Russland ab257. Die Menge entspricht 15 % des jährlichen Erdgasverbrauchs

Deutschlands. Obwohl Ölfirmen in Nigeria das Erdgas auch für kommerzielle Zwecke nutzen,

ziehen sie die Erdgasextraktion von Lagerstätten, wo es sich isoliert befindet, vor. Der Grund

dafür sind die hohen Kosten für Aufbereitung und Transport des Erdölbegleitgases. Die

Gasabfackelung in Nigeria ist außerdem extrem unvollständig und emittiert große Mengen

Methan258.

Kanada: Der Teersandabbau ist die am schnellsten wachsende Quelle von Treibhausgasen in

Kanada. Die Emissionen des Abbaus und der Verarbeitung werden auf ca. 40 Mio. Tonnen für

2007 geschätzt. Diese Emissionen sind vor allem auf den hohen Erdgasverbrauch für die

250 International Boreal Conservation Campaign 2008 und 2009.

251 Woods Hole Research Center 2007.

252 Greenpeace 2008

253 Eigene Berechnung nach Woods Hole Research Center 2007, International Boreal Conservation Campaign 2008.

254 International Boreal Conservation Campaign 2008 255 Wells et al. 2008.

256 Feldt 2001 257 BGR 2009

258 NETL 2009b

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Förderung und -verarbeitung zurückzuführen. Es wird geschätzt, dass für 2012 die

Teersandindustrie so viel Erdgas wie alle kanadischen Haushalte verbrauchen wird. Für den

zusätzlichen Gasbedarf sind neue Pipelines und Bohrungen in Naturschutzgebieten, wie dem

Mackenzie Tal notwendig259.

Der Teersandabbau hat auch Einfluss auf die Politik Kanadas, eine nationale Begrenzung der

Treibhausgasemissionen zu beschließen. Da die Regierung keine reale Obergrenze für

Treibhausgase aus dem Teersandabbau festlegt, fällt es ihr schwer, dies bei dem Rest der

kanadischen Industrie durchzusetzen.

Neben den Treibhausgasemissionen gibt es weitere gravierende Luftschadstoffemissionen. Das

kanadische Umweltministerium schätzt, dass die Teersandproduktion jährlich 158.000 t

Schwefeloxide und 76.000 t Stickstoffoxide emittiert260. Eigene Studien der Teersandindustrie

zeigen, dass die Emissionsverschmutzungsrichtlinien der kanadischen Bundesländer nicht

eingehalten werden261. Die Luftschadstoffemissionen der Teersandverarbeitung verursachen

überregionale Schäden, da sie bis zu mehrere tausend Kilometer weit verbreitet werden

können. In einem Ort in Saskatchewan, 200 Kilometer von den Teersandprojekten entfernt, ist

zum Beispiel der Niederschlag in den letzten 12 Jahren deutlich sauerer geworden: von einem

pH-Wert 5.3 zu einem Wert von 4.1. Normaler Niederschlag hat einen pH-Wert von 5,6. Die

Umweltbehörde der Provinz Saskatchewan hat 2005 ein Netz von 10 Monitoring-Stationen im

Nordwesten des Bundeslandes angrenzend an das Teersandabbaugebiet installiert und eine

Stickstofferhöhung der Luft durch die Teersandproduktion festgestellt. Der saure Regen

betrifft alle Ökosysteme und die menschliche Gesundheit. In Flüssen und Seen fördert die

Versauerung die Umwandlung von Quecksilber zu der gefährlicheren Form von Methyl-

Quecksilber, die von Fischen aufgenommen werden kann und dadurch in die Nahrungskette

gelangt262.

Außerdem werden durch die Teersandindustrie, wie z.B. durch die Suncor Energy Raffinerie,

große Mengen von Schadstoffen emittiert, die Reproduktions- und Entwicklungstoxizität

verursachen263.

7.3.3 Umweltauswirkung: Zerstörung des Waldes

Ecuador: Die Erschließung der Fördergebiete für die Versorgung und den Transport schwerer

Maschinen führt zu großen Waldrodungen. Der Neubau und Ausbau der Straßen hat dabei die

größten negativen Auswirkungen. Der Streckenverlauf muss entwaldet sowie zusätzliches Holz

zur Befestigung der Straßen geschlagen werden. Aber auch der Aufbau der Camps, die

Plattformen der Probebohrungen, die Bohrtürme und Pipelines sowie die neu angelegten

Landeplätze für Hubschrauber führen zu zusätzlichen Flächenverbrauch zu Lasten des Waldes.

259 Canadian National Energy Board 2007 260 Wilderness Committee 2008

261 ebd. 2008. 262 Maqsood et al, 2008

263 Ecojustice 2007

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Gleichzeitig führt die Erschließung des Fördergebietes dazu, dass als indirekte Folge eine

Besiedlung des Gebietes erfolgt. Seit 1972, dem Beginn des Erdölbooms in Ecuador, sind über

1. Mio. Bauern aus dem Hochland in die Tieflandregionen eingewandert. Dies führt zu

zusätzlichem Holzeinschlag und Inanspruchnahme von Fläche264.

Auch Unterschutzstellungen führen nicht unbedingt zum Stopp der Abholzungen. Trotz des

Eingreifens des Umweltministeriums in Ecuador sind große Teile des Nationalparks Yasuni

sowie des Reservates Cuyabeno für die Erdölförderung freigegeben.

Kanada: Die Entwicklung beim Teersandabbau in Kanada hat einen verheerenden Einfluss auf

Albertas borealen Nadelwald, einen der größten Kohlenstoffspeicher der Welt und Habitat des

kanadischen Karibu, des Luchs und von Milliarden von Singvögel. Das kanadische Karibu, eine

bedrohte Tierart, ist ein Hauptindikator der Gesundheit borealer Ökosysteme, da es sehr große

Flächen unberührten Waldes zum Überleben braucht. Im Gebiet „East Side Athabasca Range“,

das über 3,6 Mio. ha Waldfläche umfasst, ist der Karibubestand durch den Teersandabbau und

andere industrielle Aktivitäten in den letzten 10 Jahren um 50% zurückgegangen265.

Regierungs- und Industriestudien erwarten, dass das Vorkommen der Karibu bei einem

Business-as-usual Szenario des Teersandabbaus weiter zurückgehen wird. Ohne Maßnahmen,

die den borealen Nadelwald schützen, wird das kanadische Karibu im Gebiet komplett

aussterben266. Vögel, Marder und Luchs sind auch negativ vom Teersandabbau beeinflusst. Die

Population einiger Vogelarten ist schon um 80% in bestimmten Gebieten zurückgegangen.

Außerdem können Vogelarten, die auf ältere Wälder angewiesen sind, wie der

Grünwaldsänger, in den kommenden Jahren um 60% zurückgehen267.

Obwohl beim In-situ Abbau der Wald nicht in dem Maßstab wie beim offenen Tagebergbau

kahlgeschlagen wird, fragmentiert das Netz von Wegen, Bohrungen und Pipelines die

natürlichen Habitate und schädigt die Wasserökosysteme268.

7.3.4 Umweltauswirkung: Wasser / Grundwasser

Ecuador: Zusammen mit Öl und Gas kommt bei der Erdölförderung auch sogenanntes

Formationswasser zu Tage, das Schwermetalle und giftige Salze enthält. Eine

umweltschonende Entsorgung würde bedeuten, dieses Wasser zurück in das Bohrloch zu

pumpen. Aus Kostengründen wird das oftmals nicht praktiziert, sondern das Formationswasser

in Auffangbecken gelagert.

Die Firma Texaco wird zum Beispiel beschuldigt, zwischen 1964 und 1990 rund 70 Millionen m³

toxische Abwässer unbehandelt in über 900 Auffangbecken eingeleitet und dadurch die

264 Feldt 2001 265 Athabasca Landscape Team 2008.

266 Schneider & Dyer 2006 267 Wilderness Committee 2008

268 Schneider & Dyer 2006

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Verschmutzung von Flüssen und Grundwasser verursacht zu haben269. Eine bei einem US-

Gericht in New York seit 1993 anhängige Klage von Siedlern und Angehörigen indianischer

Gemeinschaften auf Kompensations- und Reparationszahlungen ist bis heute nicht

entschieden. Grund ist der immer wieder durch Texaco erfolgte Versuch durch

außergerichtliche Absprachen und Zahlungen dem Gerichtsverfahren zu entgehen270. Texaco

behauptet, die Umweltschäden beseitigt zu haben. Unabhängige Untersuchungen im Auftrag

des New Yorker Gerichts von 45 angeblich sanierten Flächen haben aber ergeben, dass alle

diese Flächen mehrere tausendfach höhere Werte von TPHs (Total Petroleum Hydrocarbons)

als normalerweise üblich aufweisen271. Experten schätzen, dass die Firma Chevron, die 2001

Texaco übernommen hat, für Umwelt- und Gesundheitsschäden von bis zu 27 Milliarden

verantwortlich gemacht werden könnte. Diese Summe wäre dann um ein vielfaches höher als

die Entschädigungszahlung von Exxon Mobil von 4 Milliarden Dollar für den Tankerunfall in

Alaska im Jahr 1989272.

Kanada: Zwei Drittel des aus dem Athabasca Fluss entnommenen Wassers wird für den

Teersandabbau genutzt. Die heutigen Projekte haben Lizenzen, um mehr als 550 Mio. m3

Frischwasser des Athabascabeckens jährlich zu nutzen. Das ist genug Wasser, um eine 3

Millionen-Stadt für ein Jahr zu versorgen. Im Jahr 2007 hat die Ölsandindustrie in Kanada 129

Mio. m3 Wasser benutzt273.

Da es keine Begrenzung für die Wassernutzung des Lower Athabasca Flusses gibt, führt der

Teersandabbau im Sommer zu sehr niedrigen Pegeln sowie zu zurückgehenden

Fischpopulationen274.

Teersand Bergbau-Verfahren: Während des Teersandabbaus verschmutzen toxische

Abwässer, die in offenen Teichen oder tiefe Brunnen gelassen werden, das Oberflächen- und

Grundwasser. Es wurden hohe Konzentrationen von Arsen und anderen Metallen im Delta des

Athabasca Flusses gefunden. Das Delta gehört zum Wood Buffalo Nationalpark und zu den

wichtigsten Feuchtgebieten der Welt. Ca. 1,8 Mio. m3 toxische Schlämme fallen täglich an. Im

Juni 2008 waren 720 Mio. m3 Schlämme in Auffangbecken (tailing ponds) enthalten275.

Die Abwasserauffangbecken des Teersandabbaus bedecken bereits eine Fläche von mehr als

130 km2. Die toxischen Inhalte der Becken sind eine ständige Gefahr für die Einwohner in den

Gebieten und für Flora und Fauna. Vögel müssen ständig mit Abschreckvorrichtungen und

Vogelscheuchen vor den Auffangbecken ferngehalten werden, da sie sonst in den Becken

verenden würden276.

Nach einer neuen Untersuchung treten 11 Mio. Liter verseuchtes Wasser jeden Tag aus den

Auffangbecken aus. Zudem sind viele Auffangbecken direkt neben dem Athabasca Fluss

gebaut. Ein Wandbruch der Auffangbecken würde eine noch größere Auswirkung auf das

269 Smith und Gullo 2008. Palmer 2009.

270 Feldt 2001 271

Palmer 2009. 272

AFP 2009b; Smith und Gullo 2008. Palmer 2009. 273 Pembina Institute 2009

274 ebd. 275 ebd.

276 ebd.

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Ökosystem haben als die Exxon Valdez Katastrophe in 1989, in der 40,9 Mio. Liter Öl vor den

Küsten Alaskas ausgelaufen sind, 1.100 Kilometer Küstenlinie verseucht und 36.000 Zugvögel

getötet wurden277.

Durch das Bergbau -Verfahren bei der Ölsandgewinnung werden 2 - 4,5 Liter Wasser

gebraucht, um einen Liter Öl zu produzieren.

Der Teersandtagebau schädigt nicht nur die Feuchtgebiete des Abbaugebietes, sondern auch

die umliegenden Ökosysteme sehr stark, da das Grundwasser in einer großen Umgebung

abgesenkt wird. Feuchtgebiete spielen eine zentrale ökologische Rolle im borealen Nadelwald,

sowohl als Wasserfiltrationssystem als auch als Kohlenstoffspeicher278. Die Wiederherstellung

dieser Ökosysteme ist unmöglich. Ein großer Teil der unberührten Landschaft im

Teersandgebiet von Alberta ist von Feuchtgebieten bedeckt.

Teersand In-situ-Verfahren: Die meisten In-situ-Projekte im Athabasca Fluss Becken nutzen

Grundwasser. Einige Projekte recyceln bis zu 90% des Wassers. Wenn recyceltes oder

Salzwasser (aus tieferen Aquiferen) benutzt wird, muss es entsalzt werden, bevor es für die

Dampferzeugung verwendet werden kann. Die Abfälle der Entsalzung und anderer

Behandlungsprozesse dürfen in Versenkbohrungen in tiefe Formationen oder in den Boden

gepumpt werden279. Salze und andere Abfälle können in die umgebenden Aquiferen gelangen.

Außerdem erhöhen Stickstoffoxid- und Schwefeldioxidemissionen den Säuregrad von Boden

und Wasser im Teersandabbaugebiet und den umliegenden Regionen280.

Für das Ende der Ölsandprojekte planen die Ölsandunternehmen den Bau von Endlagerseen

(end pit lakes), um die Reste der Abwässer zu deponieren. Endlagerseen sind bis jetzt nicht als

Langzeitlagerstätten für Teersandabwässer getestet. Es gibt keine Beweise dafür, dass diese

Seen geeignet sein werden, die Ökosysteme dauerhaft vor Schadstoffeinträgen zu schützen281.

7.3.5 Umweltauswirkung: Boden

Ecuador: 97 % des ecuadorianischen Öls stammt aus dem Amazonasgebiet und wird über eine

500 km lange Pipeline, der SOTE zum Pazifikhafen Esmeraldas gepumpt. Die SOTE, die von der

Firma Texaco gebaut worden ist, überwindet auf ihrem Weg zum Pazifik die beiden Bergketten

der Kordilleren. Aufgrund aktiver Vulkane, bis zu 4000 m hohen Steilhängen und starken

Niederschlägen sind die Kordilleren sehr stark erosionsgefährdet. Die SOTE wird ständig durch

Erdrutsche beschädigt und muss permanent repariert werden. Durch die häufigen Lecks

gelangen bis zu 160.000 Liter Öl monatlich in die Oberflächengewässer und versickern. Der

277 ebd. 278 ebd.

279 Pembina 2006.,S. 104 280 Pembina 2009. S. 25

281 Pembina 2009. S. 41

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Grund ist die ungenügende Kontrolle der Pipelines. Daher werden Lecks oft erst sehr spät

erkannt282.

Eine neue Pipeline, die vom Amazonas zur Pazifiküste gebaut wurde, ist die OCP (Oleoducto de

crudos pesados, Pipeline für Schweröle), die in Ecuador von Umweltschützern auch Oleoducto

de Contaminación y Pobreza, Pipeline für Verschmutzung und Armut, genannt wird. Die OCP

wird von einem Konsortium internationaler Erdölfirmen betrieben, zu den EnCana (Kanada)

Repsol-YPF (Spanien), Pecom Energia (Argentien), Occidental Petroleum (USA), ENI-AGIP

(Italien), Techint (Argentinien) und Perenco (Großbritanien) gehören. Kreditgeber der Pipeline

sind 16 europäische und US-amerikanische Finanzinstitutionen, darunter die Westdeutsche

Landesbank283.

Die OCP, die zu einer Verdoppelung der Ölförderung im Amazonas führen soll und von der sich

der Staat Ecuador einen Anstieg der Öleinnahmen und einen Abbau seiner Schulden erhofft,

führt wie die SOTE zu erheblichen Umweltschäden284. Die OCP wurde sehr schnell in nur 2

Jahren gebaut und ist seit 2003 in Betrieb. Sie erstreckt sich über eine Länge von 500 km

zwischen Lago Agrio (Amazonien) und dem Hafen Esmeralda im Pazifik und muss deswegen die

Anden-Bergkette überqueren. Die OCP läuft über 94 tektonische Gräben und instabile

Paramos, entlang 6 aktiver Vulkane und durch Regenwälder und 11 Naturschutzgebiete,

Wälder und Nationalparks. 2008 sind 2.500 Barrel Rohöl der OCP im National Park Yasuní

ausgelaufen. Am 25.02.2009 gab es eine neue Leckage - diesmal von 14.000 Barrel Rohöl - in

Naturschutzgebiet Cayambe-Coca, dem größten Schutzgebiet (400.000 ha) mit der größten

Biodiversität des Landes (über 1.300 Tierarten)285. Die Ölleckage hat zur Verschmutzung

mehrer Flüsse auf über 500 km Länge und den angrenzenden Wäldern geführt und außerdem

die Wasserquellen der 30.000 Einwohner-Stadt Coca verseucht286. Das ecuadorianische

Umweltministerium (MAE) berichtet von Umweltschäden in vier Naturschutzgebieten,

darunter der Nationalpark Sumaco-Napo-Galeras und das Naturreservat Cayambe-Coca. Nach

Angaben der Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador (Conaie) wurden sogar in

Aguarico in der Provinz Orellana, 500 km von der Leckage entfernt, tote Fische und Schlangen

gefunden. Das ecuadorianische Umweltministerium hat die OCP Ecuador S.A., Betreiber der

OCP-Pipeline, wegen vorsätzlich oder fahrlässig begangener Straftaten angezeigt287. Das

Ministerium wirft den Betreibern u.a. vor, dass der Kontrollmechanismus der Pipeline erst 7

Minuten nach der Leckage reagiert hat und die Mitarbeiter nur unzureichend über

Notfallmaßnahmen informiert waren. Außerdem gibt es nach Ansicht des Ministeriums zu

wenig Rückhaltesperren. Die Anklage vom 28.02.2009, die zusammen mit dem Umweltamt des

Erdöl- und Bergbauministeriums eingereicht wurde, hat die Abgabe von Notfallplänen für die

sofortige Rohölrückgewinnung, die gesamte Säuberung des betroffenen Gebietes und die

Entschädigung der betroffenen Einwohner gefordert. Trotzdem hatte die OCP Ecuador zwei

Wochen nach dem Unfall noch keine Notfallpläne vorgelegt.

282 Mirkes 2003.

283 Kneidinger 2003. 284 Acción Ecológica 2003

285 Prensa Indígena 22.03.2009 286 El Comercio.2009

287 El Universario 2009.

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71

7.3.6 Umweltauswirkung: Erhöhtes Risiko von Krankheiten-Ecuador

In der Nähe der heute durch die staatliche Gesellschaft Petroecuador weitergeführten und

früher von Texcao betriebenen Ölfeldern wurde festgestellt, dass die dort ansässige

Bevölkerung einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt ist. So hat eine Erhebung des „Centro

de Derechos Económicos y Sociales“ ergeben, dass sich die Gefahr von Krebs, einer Schädigung

des Nervensystems als auch Beeinträchtigungen bei den Geburten erhöht hat288 Das Instituto

de Epidemiología y Salud Comunitaria “Manuel Amunarriz” hat zusammen mit anderen

internationalen Instituten in mehreren Studien ein starkes Risiko von Krebserkrankungen,

darunter Kinder-Leukämie, Gebärmutter- und Brustkrebs bei Frauen, Magen-, Haut-,

Lymphknoten-, Prostatakrebs bei Männern sowie von spontanen Fehlgeburten und

Kindesmissbildungen festgestellt289. Es wird geschätzt, dass wegen unsachgemäßer

Handhabung pro Bohrloch ca. 4.200 m³ Schlamm, Spülwasser usw. anfallen. Genaue Daten

über die chemische Zusammensetzung dieser Bohrabfälle liegen für Ecuador nicht vor. Sie

variieren auch von Bohrloch zu Bohrloch, enthalten aber fast immer toxische Verbindungen

aus Aluminium, Antimon, Nickel, Zink, Benzol, Naphthalin, Phenathren sowie Natrium- und

Chlorsalze. Diese Abfallprodukte werden in Auffangbecken zwischengelagert. Werden diese

nicht wirksam vor Niederschlägen geschützt, laufen sie nach tropischen Regenfällen über, wie

es in der Vergangenheit häufig passiert ist und tragen maßgeblich zur Verseuchung von Grund-

und Oberflächenwasser sowie der Böden bei.

Nigeria: Die Gasabfackelung findet oft sehr nah zur lokalen Bevölkerung statt, häufig fehlt es

an geeigneter Einzäunung zum Schutz der Einwohner, die ständig der hohen Hitze ausgesetzt

sind, wenn sie ihren normalen Aktivitäten nachgehen.290

Durch die Abfackelung wird eine große Menge giftiger Chemikalien freigesetzt, u.a.

Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid, flüchtige organische Verbindungen wie Benzol, Toluol, Xylol

und Hydrogensulfid sowie krebserregende Substanzen wie Benzo[a]pyren und Dioxin.

Menschen, die solchen Substanzen ausgesetzt sind, können unter einer Vielzahl von

Atembeschwerden leiden, die bei vielen Kindern im Niger-Delta vorkommen, ohne dass es

Untersuchungen darüber gegeben hat. Diese Chemikalien können Asthma verschärfen,

Atmungsschwierigkeiten, Schmerzen und chronische Bronchitis verursachen. Speziell ist

Benzen zu nennen, das Leukämie und Blutkrankheiten hervorruft291.

Kanada: Die Teersandnutzung führt zu erhöhten Raten von seltenen Krebsarten sowie

Schilddrüsenprobleme und Immunkrankheiten bei der lokalen Bevölkerung in den

Abbaugebieten. Toxische Stoffe wurden im Wasser der naheliegenden Flüsse und Seen

gefunden: hohe Konzentrationen von Arsen, Quecksilber und polyzyklischen aromatischen

Kohlenstoffenwasserstoffen (PAKs)292.

288 IESR 1994, zitiert in Feldt, 2001

289 Instituto de Epidemiología y Salud Comunitaria “Manuel Amunarriz” 2000, 2002; Hurtig u. San Sebastián; San Sebastián, Armstrong u. Stephens 2001

290 FOE 2004. 291 Environmental Rights Action, Friends of the Earth Nigeria, 2005, S. 24

292 Timoney 2007

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Außerdem gefährden die plötzlichen Dampffreisetzungen von In-situ Projekten, sogenannte

Blowouts, die Gesundheit der Bevölkerung. Im Fall eines Blowout-Unfalls müssen die

Bewohner der betroffenen Gebiete evakuiert werden oder sich in Räumen aufhalten, deren

Türen und Fenster abgeklebt sind oder mit feuchten Tüchern abgedichtet werden, bis die

Chemikalien sich in der Luft auflösen293.

7.4 Abschließende Bewertung der Umweltauswirkungen und sozioökonomischen

Effekte der Erdölproduktion

In Kapitel 7.2 und 7.3 wurden die Umweltauswirkungen und sozioökonomischen Effekte der

Erdölproduktion schwerpunktmäßig anhand von Länderbeispielen dargestellt. Es stellt sich die

Frage, ob die Ergebnisse dieser Länderanalyse repräsentativ für die gesamte Erdölproduktion

sind. Die im Rahmen dieser Studie untersuchten Länder haben einen nur relativ geringen

Anteil an der weltweiten Erdölförderung. Die Auflistung der nicht analysierten Auswirkungen

zeigt außerdem, dass die Folgen der Erdölförderung weit über die Ergebnisse dieser Studie

hinausgehen. Es ist zudem zu erwarten, dass die negativen Umweltauswirkungen und

sozioökonomischen Effekte der konventionellen und unkonventionellen fossilen Kraftstoffe in

Zukunft weiter zunehmen werden:

• Die Bedeutung Afrikas für die weltweite Erdölförderung steigt, während die Probleme

der bestehenden Erdöl produzierenden Länder nicht gelöst sind und weitere politisch

instabile Erdölförderländer hinzukommen.

• Der Teersandabbau und die Förderung von Schwerstöl werden weiter steigen. Ohne

die Schaffung von Alternativen werden Kraftstoffe aus Ölschiefer und Kohle mit

erheblichen Umwelteffekten hinzukommen.

• Die Erdölförderung wird immer schwieriger: Immer tiefere Vorkommen und

Erdölfelder in abgelegenen Regionen wie der Arktis müssen erschlossen werden. Mit

höherem technischen Aufwand steigen auch die Umweltrisiken, wie der jüngste

Vorfall, ein Leck einer Tiefseebohrung vor der Küste Australiens, zeigt294. Ein Tanker

oder Pipelineunfall in der ökologisch sehr empfindlichen Arktis würde zu einer

Umweltkatastrophe mit irreparablen Schäden führen.

Eine im Juni 2009 veröffentlichte Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

PricewaterhouseCoopers und der oekom research AG295, einer der führenden Rating

Agenturen im Bereich von nachhaltigem Investment, belegt, dass die Ergebnisse der

Länderanalyse dieser Studie keine Einzelbeispiele sind, sondern auf die globale Situation der

Öl- und Gaswirtschaft übertragbar sind. PricewaterhouseCoopers und die oekom research AG

haben in ihrer Studie die Berücksichtigung sozialer und umweltbezogener Aspekte in

293 Wilderness Committee 2008

294 The Australian 2009. Bislang ist sind, 2 Monate nach dem Unfall, alle Versuche gescheitert, das Leck

abzudichten.

295 oekom research AG, PricewaterHouseCooper, 2009

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Unternehmen untersucht. Dabei wurde analysiert, ob Unternehmen entsprechende Standards

formuliert und Maßnahmen zur Umsetzung dieser Standards implementiert haben. Zudem

wurde die tatsächliche Einhaltung der Standards überprüft. Grundlage der Analyse waren 825

Unternehmen aus 38 Staaten, dabei wurden die weltweit wichtigsten Aktienindizes komplett

oder zu großen Teilen abgedeckt, so z.B. 100 % der DAX 30 Unternehmen oder 75 % der im

MSCI World gelisteten Unternehmen. Dabei wurden u.a. die Themenblöcke Menschenrechte,

Umweltstandards sowie Transparenz und Korruption betrachtet.

So wurde im Bereich Menschenrechte festgestellt, dass die von Unternehmen formulierte

Menschenrechtspolitik und die tatsächliche Umsetzung voneinander abweichen. Zwei

Branchen fallen als besonders problematisch auf: die Öl- und Gaswirtschaft, aber auch der

Bergbau. So wurde die formulierte Menschenrechtspolitik der Öl- und Gasbranche am besten

bewertet, gleichzeitig sind 21,1 % der Unternehmen durch Verstöße im Bereich der

Menschenrechte aufgefallen. Dabei ging es häufig um Landnutzungskonflikte wie Vertreibung

und Enteignung sowie um Gewaltanwendung des Sicherheitspersonals.

Auch bei der Kategorie Umweltstandards wurden massive Umweltverstöße durch Öl- und

Gasunternehmen festgestellt, z.B. im Bereich der Ölförderung und des Öltransports durch

Pipelines und Schiffe. Dabei werden die Leckagen der von Shell betriebenen Pipelines im Niger-

Delta als Beispiel benannt.

Im Bereich Transparenz und Korruption wurde die allgemeine Transparenz über Zahlungen an

Regierungen bewertet. Auf einer Skala von 0 (sehr geringe Transparenz) bis 100 (sehr hohe

Transparenz) schnitt die Öl- und Gasbranche zwar am besten ab, mit einem Wert von 34,33 %

aber sehr bescheiden. Im Bereich Korruption wurde bei den von oekom research analysierten

Unternehmen der Ölbranche in 18,2 % eine weite Verbreitung von Korruption festgestellt.

Die von PricewaterhouseCoopers und der oekom research AG belegten

Untersuchungsergebnisse dieser Studie zeigen den sehr großen Handlungsbedarf, der im

Kapitel 8.4 näher erläutert wird.

8 Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse und

Handlungsempfehlungen

8.1 Auswirkung der Gewinnung von unkonventionellem Erdöl auf die langfristige

Entwicklung der Treibhausgasemissionen

Voraussagen für die Entwicklung der Treibhausgasemissionen von unkonventionellen fossilen

Kraftstoffen sind auf Grund der Komplexität der technischen Probleme, der Umweltprobleme

als auch der beschriebenen sozioökonomischen Effekte nur schwer zu treffen (siehe Kapitel 6

und 7)296. Um aber eine Tendenz darstellen zu können, beschreiben wir zwei

Entwicklungsszenarien. Die Ergebnisse dienen uns dabei als Voraussage, wie sich die CO2-

296 Die Umweltauswirkungen des Teersandabbaus können z.B. die Konflikte mit der lokalen Bevölkerung und

Umweltgruppen weiter verschärfen und dadurch die weitere Nutzung des Teersandes erschweren.

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Emissionen entwickeln können, wenn der Rückgang der konventionellen Kraftstoffe durch

unkonventionelle fossile Kraftstoffe ausgeglichen wird. Wir berücksichtigen hier nur die

Emissionen des Erdöls, das im Verkehrssektor verbraucht wird und etwa die Hälfte des

Gesamtölverbrauchs ausmacht297. Für die weitere Verkehrsentwicklung übernehmen wir die

Schätzung der IEA, dass der Anteil des Erdöls im Verkehrssektor auf 60 % des

Gesamtverbrauchs im Jahr 2030 ansteigt298.

Nicht nur Prognosen der Entwicklung unkonventioneller Kraftstoffe sind sehr schwierig. Auch

die Abschätzung der zukünftigen Produktion konventionellen Erdöls ist mit großen

Unsicherheiten verbunden. Kapitel 2.3 zeigt, wie unterschiedlich die Prognosen der

verschiedenen Institutionen sind. Die unterschiedlichen Schätzungen für die Ölproduktion im

Jahr 2030 weichen um mehr als 30 Mio. Barrel/Tag voneinander ab299. Die Prognose der

Treibhausgasbilanzen der verschiedenen Kraftstoffarten ist ebenfalls schwierig, da die

Bandbreite der Bilanzen sehr groß ist (siehe Tabelle 8). Die zukünftigen CO2-Emissionen

konventioneller fossiler Kraftstoffe werden durch viele Faktoren beeinflusst wie z.B. den

Förderaufwand, die Tiefe der Vorkommen, den Anteil des Schweröls, den Schwefelgehalt, die

Abfackelung von Erdölbegleitgas, die EOR-Technologien und die Entwicklung der

Kraftstoffgrenzwerte für Schwefel und andere Schadstoffe. Die Szenarien sind daher eine

theoretische Betrachtung, die aber dazu dient, die sich verschärfende CO2-Problematik im

Verkehrssektor zu verdeutlichen.

Folgende Annahmen liegen den Szenarien zu Grunde:

• In beiden Szenarien wird die Gesamtproduktion konventioneller Kraftstoffe von 79

Mio. Barrel / Tag im Jahr 2007 auf 71 Mio. Barrel / Tag 2030 zurückgehen300. Diese

Werte basieren auf der Prognose der Universität von Uppsala (siehe Tabelle 10 und

Tabelle 11 im Anhang). Die Zahlen von Uppsala stellen ein mittleres Szenario der

zukünftigen Ölproduktion dar und sind um mehr als 30 Mio. Barrel/Tag höher als die

EWG-Prognose301.

• In dem Szenario „Konstante Nachfrage“ gehen wir davon aus, dass die

Gesamtproduktion bis 2030 gleich bleibt.

• Im Szenario „Wachsende Nachfrage“ wird dagegen die Gesamtproduktion von 84,4

Mio. Barrel / Tag auf eine Gesamtproduktion von 105 Mio. Barrel / Tag ansteigen302.

Grundlage dieser Zahlen sind Angaben der IEA 2008a sowie neue Schätzungen der IEA

für 2009/2010.303

297 IEA 2008a

298 IEA 2008a

299 Prognose für konventionelles Erdöl in 2030: EWG: ca. 34 Mio. Barrel/Tag. Uppsala World Energy Outlook 2008:

66,7 Mio. Barrel/Tag. EWG 2008, Aleklett 2009 300 Aleklett 2009 inkl. NGL. NGL-Menge wird wie IEA 2008a berechnet, d.h. das Volumen und nicht den

Energiegehalt wie bei Aleklett berücksichtigt. NGL hat einen etwa 75 % geringeren Energiegehalt pro Volumen als Erdöl.

301 Sorell et al. 2009. 302 Inkl. NGL und Produktionsgewinne.

303 IEA 2008a, IEA 2009

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75

• In beiden Szenarien wird der Rückgang der konventionellen durch unkonventionelle

fossile Kraftstoffe ausgeglichen (siehe Abbildung 28 und Abbildung 30). Bei den

unkonventionellen Ölen beruhen unsere Zahlen auf eigenen Schätzungen, die

Ressourcenmengen und die Technologieentwicklung berücksichtigen und davon

ausgehen, dass es große staatliche Förder- und Forschungsprogramme gibt. Für die

Szenarien nehmen wir an, dass durch technologischen Fortschritt hemmende

Faktoren, wie z.B. hohe Energiekosten, abgebaut werden. Insbesondere die

Weiterentwicklung der In-situ-Verfahren, wie z.B. das Thai-Verfahren für den

Teersandabbau und die Untergrundvergasung für die CTL-Produktion, werden

zukünftig die Produktion sehr großer Mengen unkonventioneller Kraftstoffe

ermöglichen. Von der In-situ-Entwicklung wird auch die Ölschiefergewinnung

profitieren.

• Bei den unkonventionellen Kraftstoffen wachsen Teersande aus Kanada und

Schwerstöl aus Venezuela am stärksten, weil dafür die technischen Verfahren bereits

ausgereift sind. Die jüngsten Investitionen Chinas und Russland in die venezolanische

Schwerstölproduktion zeigen, wie schnell die Förderung in Venezuela ausgeweitet

werden kann.

• Für die Entwicklung der Treibhausgasbilanzen unkonventioneller fossiler Kraftstoffe

nehmen wir mittlere Emissionswerte an (siehe Tabelle 8). Sehr optimistische Werte

verwenden wir für den Abbau und die Verarbeitung von Ölschiefer. Die Emissionen

durch die Kraftstofferzeugung aus Ölschiefer können viel höher ausfallen, wenn hohe

Prozesstemperaturen das carbonatische Begleitgestein zersetzen (siehe Kapitel 4). Die

Teersandbilanzwerte enthalten keine Treibhausgasemissionen durch indirekte

Landnutzungseffekte.

• Wir nehmen an, dass die Treibhausgasbilanzen konventioneller fossiler Kraftstoffe sich

zunehmend verschlechtern, da der Förderaufwand und die Verarbeitung durch

folgende Faktoren wie in Kapitel 4 beschrieben steigt (siehe Tabelle 8):

o die zunehmende Tiefe der Vorkommen

o den zunehmenden Anteil von Schweröl bzw. abnehmendem

durchschnittlichen API-Wert

o den zunehmenden Schwefelgehalt

o die strengeren Kraftstoffgrenzwerte für Schwefel und andere Schadstoffe und

den dadurch entstehenden höheren Aufwand bei der Raffination

o die zunehmende Anwendung von EOR-Technologien, um die Ausbeute der

Erdölfelder zu erhöhen

Wir erwarten, dass zukünftige Effizienzsteigerungen durch die strengeren

Kraftstoffgrenzwerte für Schwefel und andere Schadstoffe kompensiert werden.

Außerdem werden zukünftige geringere Flaringraten durch Vorkettenemissionen des

steigenden Erdgasverbrauchs (Methanleckagen) im Erdölsektor ausgeglichen.

Page 76: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

76

Wir verwenden für die THG-Emissionen konventioneller fossiler Kraftstoffe wie bei den

unkonventionellen Kraftstoffen die gemittelten Werte der Tabelle 4 (siehe Tabelle 4

und Tabelle 8).

Emissionen g CO2eq

/kWh

2007 2020 2030

Teersande 408 408 408

Schwerstöl 391 391 391

CTL 802 802 802

GTL 358 358 358

Kraftstoff aus

Ölschiefer 877 521 521

Alte Ölfelder 329 350 370

Onshore Entwicklung 350 370

Offshore Entwicklung 360 380

Onshore Neufunde 360 380

Offshore Neufunde 370 390

EOR 375 375

NGL 325 333 341

Tabelle 8: Entwicklung der spezifischen Treibhausgasemissionen konventioneller und

unkonventioneller Kraftstoffe bis 2030 (Eigene Berechnung)

Page 77: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

77

8.1.1 Szenario: Wachsende Nachfrage

Abbildung 28: Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Wachsende Nachfrage" vgl.

Tabelle 10 im Anhang.

In Abbildung 28 stellen wir die Entwicklung der Kraftstoffproduktion anhand der von uns

getroffenen Annahmen dar. Die Abbildung 29 macht deutlich, wie sich in einem „worst-case-

Szenario“ die Anteile konventioneller und unkonventioneller Kraftstoffe in den nächsten

Jahren verschieben können. Für die CO2-Bilanzierung von Kraftstoffen hat das erhebliche

Auswirkungen. Der gesamte CO2 -Ausstoss wächst im Verkehrssektor von 8 Mrd. t CO2 im Jahr

2007 auf 13,2 Mrd. t CO2 im Jahr 2030 an. Dieser enorme Anstieg von mehr als 5 Mrd. t CO2 ist

fast komplett auf das Wachstum der unkonventionellen Kraftstoffe zurückzuführen. Am

meisten daran beteiligt sind CTL und der Abbau von Teersanden. Aber auch GTL, Schwerstöl

und Kraftstoffe aus Ölschiefer haben einen erheblichen Anteil an den CO2-Emissionen.

Trotz des Produktionsrückgangs nehmen auch die Treibhausgasemissionen konventioneller

Kraftstoffe von 7,6 auf 8,2 Mrd. t CO2 bis 2030 zu. Die durchschnittlichen WTW-(Well to

Wheel)-Emissionen (inkl. Verbrennung im Fahrzeug) konventioneller Kraftstoffe steigen um 12

% von 328 auf 368 g CO2eq/kWh aufgrund der oben genannten Faktoren. Die WTT-(Well to

Tank)-Emissionen (ohne Verbrenunng im Fahrzeug) erhöhen sich um 64 % auf 103 g

CO2eq/kWh.

0

20

40

60

80

100

120

2007 2020 2030

Teersande

Schwerstöl

CTL

GTL

Ölschiefer

NGL

EOR

Offshore Neufunde

Onshore Neufunde

Offshore Entwicklung

Onshore Entwicklung

Alte Ölfelder

Mio. Barrel

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Die durchschnittlichen WTW-Emissionen aller fossilen Kraftstoffe steigen im Szenario

„Wachsende Nachfrage“ um 23 % auf 407 g CO2/kWh. Dadurch erhöhen sich die WTT-

Emissionen um 100 % auf 142 g CO2eq/kWh.

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Abbildung 29: Entwicklung der Treibhausgasemissionen aller konventionellen und

unkonventionellen Kraftstoffe im Szenario "Wachsende Nachfrage"

-

50

100

150

200

250

300

350

400

450

0

2

4

6

8

10

12

14

2007 2020 2030

Teersande

Schwerstöl

CTL

GTL

Ölschiefer

NGL

EOR

Offshore Neufunde

Onshore Neufunde

Offshore Entwicklung

Onshore Entwicklung

Alte Ölfelder

Durchschnittliche WTW-

Emissionen aller

Kraftstoffe g CO2eq/kWh

Durchschnittliche WTW-

Emissionen

konventioneller

Kraftstoffe g CO2eq/kWh

Mrd. Tonnen CO2eq g CO2eq/kWh

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8.1.2 Szenario: Konstante Nachfrage

Abbildung 30: Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Konstante Nachfrage" vgl.

Tabelle 11 im Anhang

Das Szenario „Konstante Nachfrage“ wird in Abbildung 30 und Abbildung 31 dargestellt. Auch

in diesem Szenario kommt es zu einem Anstieg der CO2-Emissionen um 2 Mrd. t CO2 durch die

verstärkte Nutzung unkonventioneller Kraftsstoffe, vor allem durch den Teersandabbau, die

CTL- und Schwerstölproduktion (siehe Abbildung 31). Die Treibhausgasemissionen

konventioneller Kraftstoffe entwickeln sich wie im Szenario „Wachsende Nachfrage“, da wir

bei beiden Szenarien von der gleichgroßen Produktion konventioneller Kraftstoffe ausgehen.

Die durchschnittlichen WTW-Emissionen aller fossilen Kraftstoffe steigen im Szenario

„Konstante Nachfrage“ um 16 % auf 384 g CO2/kWh. Dadurch erhöhen sich die WTT-

Emissionen um 80 % auf 119 g CO2/kWh.

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

2007 2020 2030

Teersande

Schwerstöl

CTL

GTL

Ölschiefer

NGL

EOR

Offshore Neufunde

Onshore Neufunde

Offshore Entwicklung

Onshore Entwicklung

Alte Ölfelder

Mio. Barrel/Tag

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Abbildung 31: Entwicklung der Treibhausgasemissionen aller konventionellen und

unkonventionellen Kraftstoffe im Szenario "Konstante Nachfrage"

-

50

100

150

200

250

300

350

400

450

0

2

4

6

8

10

12

2007 2020 2030

Teersande

Schwerstöl

CTL

GTL

Ölschiefer

NGL

EOR

Offshore Neufunde

Onshore Neufunde

Offshore Entwicklung

Onshore Entwicklung

Alte Ölfelder

Durchschnittliche WTW-

Emissionen aller

Kraftstoffe g CO2eq/kWh

Durchschnittliche WTW-

Emissionen

konventioneller

Kraftstoffe g CO2eq/kWh

Mrd. t CO2eq g CO2eq/kWh

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8.2 Substitutionseffekte von Marginal Oil durch Biokraftstoffe

Im folgenden Kapitel wird beschrieben, welche Biokraftstoffpotenziale es weltweit gibt, um

fossile Kraftstoffe zu ersetzen.

Weltweit gibt es sehr große Potenziale für die Biokraftstofferzeugung auf degradierten

Flächen. Nach Erhebungen der FAO sind über 3,5 Mrd. ha weltweit degradiert Fläche304. Das

sind 40 % der weltweiten Acker-, Weide und Waldfläche (vgl. Abbildung 32).

Abbildung 32: Weltweite Landnutzung in Mrd. ha305

Ein Großteil der degradierten Flächen könnte für die Biokraftstoffproduktion genutzt werden,

da die weltweiten Ertragssteigerungspotenziale zeigen, dass eine zusätzliche Ausweitung der

landwirtschaftlichen Flächen nicht erforderlich ist, um den zukünftigen weltweiten Bedarf an

Nahrungsmitteln zu decken:

• Die Steigerung der Getreideproduktion um 50 % bis 100 % bis 2030 auf der

bestehenden Agrarfläche ist realistisch, da der heutige globale Durchschnittsertrag mit

3 t/ha weniger als die Hälfte des Ertrages in Deutschland und anderen europäischen

Ländern beträgt306. Forschungsprojekte wie z.B. das SAFE-World Research Project

zeigen, dass in den Tropen durch verbesserte und nachhaltige Anbaumethoden ohne

den intensiven Einsatz von synthetischen Düngern und Pestiziden große

Ertragszuwächse möglich sind307.

304 Zitiert in: Metzger & Hüttermann 2008.

305 Metzger & Hüttermann 2008 306 Heutige Getreideerträge nach USDA 2008.

307 Pretty und Hine 2001

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• Die Ertragssteigerungspotenziale sind besonders in den Tropen sehr hoch. Die

durchschnittliche landwirtschaftliche Produktion pro Hektar beträgt z.B. in Afrika nur

ein Drittel des durchschnittlichen Weltniveaus308.

Forschungsprojekte zeigen, dass insbesondere durch Steigerung des Kohlenstoffanteils im

Boden (durch Humus oder Holzkohle) die Erträge stark gesteigert werden können309. Diese

Ergebnisse widerlegen die Befürchtung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung

Globale Umweltveränderungen (WBGU), dass eine Steigerung der landwirtschaftlichen

Produktion immer zu erhöhten Treibhausgasemissionen und negativen Umwelteffekten führt.

Das folgende Rechenbeispiel zeigt, dass Bioenergie einen sehr großen Beitrag zur weltweiten

Energieversorgung leisten kann, wenn die Hälfte der degradierten Böden (1,75 Mrd. ha) für

den Energiepflanzenanbau genutzt würde:

• Auf einem Viertel der Fläche (0,9 Mrd. ha) könnte mit einem durchschnittlichen

Pflanzenöl- bzw. Ethanolertrag von 1,2 t Rohöläquivalent/ha die Hälfte des heutigen

globalen Kraftstoffverbrauchs gedeckt werden.

• Auf dem anderen Viertel könnte mit schnell wachsenden Baumarten mit einem

durchschnittlichen Zuwachs von 10 t Trockenmasse mehr als ein Drittel des heutigen

Primärenergieverbrauchs für Strom- und Wärmeproduktion gedeckt werden.

Diese Berechnung stellt eine sehr konservative Abschätzung der Biomasseerträge dar, da die

heutigen maximalen Pflanzenölerträge über 5 t Rohöläquivalent (s. Tabelle 9), die

Ethanolerträge über 4 t Rohöläquivalent und die Zuwachsraten von schnellwüchsigen

Baumarten in den gemäßigten Breiten bis zu 20 t Trockenmasse und in tropischen

Trockenwäldern bis über 30 t Trockenmasse/ha betragen310. Auch Forschungsarbeiten in

Mexiko zeigen, dass sehr hohe Bioenergieträge nicht auf die feuchten Tropen begrenzt sind.

Anbauversuche mit Agaven mit sehr hohem Zuckergehalt haben unter semiariden

Bedingungen Ethanolerträge von über 7.000 Liter/ha (d.h. über 3,5 t Rohöläquivalent)

ergeben311.

308 Lahl 2008. vgl. USDA 2008.

309 Lal 2001, 2006, 2009. Woolf 2008. Lehmann et al. 2003, 2006, Lehmann 2006. Der Forschungsbedarf für die

Nutzung von Holzkohle (Biochar) ist noch sehr groß. Es gibt aber bereits weltweit viele Forschungs- und Pilotprojekte, um die Erträge mit Biochar und anderen Techniken zu erhöhen. Bislang ist es aber noch nicht

gelungen, mit diesen Maßnahmen die Eigenschaften der Terra Preta-Böden im Amazonasgebiet zu erreichen, die seit mehreren tausend Jahren trotz der intensiven Auswaschungsprozesse in den Tropen eine sehr hohe

Fruchtbarkeit behalten haben und ein intensive landwirtschaftliche Nutzung mit hohen Erträgen ermöglichen. 310 Worldwatch Institute 2006. Metzger & Hüttermann 2008.

311 Vélez 2008, Burger 2008.

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Ölpflanze/Ölsaat Ertrag t Rohöläquivalent /ha/a

Leindotter (in Mischanbau mit Getreide) 0,4

Soja 0,4

Haselnuss 0,4

Senf 0,4

Sesam 0,5

Öldistel 0,6

Tungölbaum 0,7

Kakaobaum 0,8

Erdnuss 0,8

Olivenbaum 0,9

Moringa-Baum 0,9

Piassava-Palme 1

Wolfsmilchpflanze 1

Rhizinus 1,1

Bacuri-Baum 1,1

Raps 1,2

Pekannussbaum 1,3

Babassu-Palme 1,4

Jatropha 1,4

Sonnenblumen 1,6

Jojoba-Baum 1,8

Paranussbaum 1,8

Avocado 2

Oiticia-Baum 2,2

Buriti-Palme 2,4

Pequi-Baum 2,8

Macauba-Palme 3,4

Pongamia-Baum 3,7

Ölpalme 4,4

Kokusnuss 5,3

Tabelle 9: Ölpflanzenerträge312.

Außerdem gilt es noch, große Potenziale salzhaltiger Flächen mit salztoleranten Pflanzen

(Halophyten) für die Bioenergieerzeugung zu nutzen. Nach Lahl eignen sich etwa 50 Mio. ha

Küstengebiete für die saline Landwirtschaft mit Meerwasserbewässerung313.

312 NCAT (National Center for Appropriate Technology) 2002, Pingel 2008, Bundesverband Pflanzenöle 2009. Die Werte stellen die Erträge auf guten Standorten dar

313 Lahl 2008

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85

8.3 Bewertung der politischen Rahmenbedingungen für die Begrenzung von

Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe

Wie im Kapitel 8.1.2 aufgezeigt, wird auch bei einer konstanten Nachfrage nach Kraftstoffen in

einem „business as usual“ Szenario ein Anstieg der Treibhausgase fossiler Kraftstoffe

stattfinden. Allein um den Anstieg von 8 auf 10 Mrd t/CO2 bis 2030 zu vermeiden, müsste

massiv umgesteuert werden.

Die politischen Randbedingungen dafür gestalten sich schwierig:

Auf der internationalen Ebene im Rahmen der internationalen Klimakonferenzen ist derzeit

Stillstand eingekehrt. Die Verhandlungen um ein Post-Kyoto-Protokoll sind ins Stocken

geraten. Eine Einigung zwischen den Industrieländern und den Schwellen- und

Entwicklungsländern über CO2-Reduktionsziele und deren Verteilung ist noch nicht erzielt. In

einer Pressemitteilung von Germanwatch vom 14.08.09314 wird daher von einer gefährlichen

Situation für ein ambitioniertes Klimaabkommen gesprochen. Laut Germanwatch sind es

insbesondere die erdölexportierenden Länder, die versuchen, den gesamten

Verhandlungsprozess zu untergraben.

Aber auch unter den derzeit gültigen Reduktionszielen des Kyoto-Protokolls spielt der

Verkehrssektor kaum eine Rolle. So wird im EU-Emissionshandelssystem der Verkehrssektor

nicht erfasst, erst ab 2012 ist nach neuer EU-Emissionshandelsrichtlinie vorgesehen, den

Flugverkehr mit einzubeziehen. Dies bezieht sich aber nur auf die Betreiber, deren

Luftfahrzeuge in der Europäischen Union starten und landen.

Die Einführung einer Steuer auf den Kerosinverbrauch wird zwar immer wieder in der

politischen Diskussion befürwortet, ist aber derzeit nicht in Sicht.

Eine Ausweitung des Emissionshandels auf den Schiffsverkehr wird bisher ohne Ergebnis

diskutiert. Erschwerend kommt im Schiffsverkehr hinzu, dass der im April 2008 von der

International Maritime Organisation (IMO) gefasste Beschluss, Schwefel aus dem

Schiffsverkehr zu verbannen, zu einer erheblichen Erhöhung des CO2 -Ausstosses führen wird.

Hindergrund: Die Umwandlung von bisher genutztem schwefelhaltigem Schweröl in

Raffinerien in leichtere Fraktionen benötigt sehr viel Energie. Das Forschungszentrum der

europäischen Mineralölindustrie Concawe315 geht davon aus, dass sich der

Treibhausgasausstoß der Raffinerien dadurch um ein Drittel erhöhen wird.

Im Rahmen der flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls, Clean Development Mechanism

(CDM) und Joint Implementation (JI), sind Projekte im Verkehrssektor stark

unterrepräsentiert316. Grund sind die sehr große Komplexität, die hohen Kosten und die lange

Implementierungsphase solcher Projekte. Besondere Schwierigkeiten treten in der Berechnung

der CO2-Reduktion auf.

314 Germanwatch, 14.08.2009 315 Schlandt 2009

316 Grütter 2008

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Im EU-Energiepaket vom Frühjahr 2007 wird neben den 20 % Zielen für Erneuerbare Energien

und Energieeffizienz auch ein separates Ausbauziel von 10 % Erneuerbarer Energien im

Transportsektor vorgesehen.

Die durch die EU-Kommission ursprünglich vorgesehenen Pläne der Einführung eines

Flottengrenzwertes für Neufahrzeuge von 120/130 g bis 2012 sind inzwischen auf eine

schrittweise Einführung bis 2015 abgeschwächt worden, noch wird aber daran festgehalten,

bis 2020 ein Ziel von 95 g CO2 zu erreichen zu wollen.

Eine CO2-basierte Kraftfahrzeugsteuer wird auf der EU-Ebene diskutiert und von den EU -

Umweltministern befürwortet, die schwedische derzeitige EU-Ratspräsidentschaft hat sich für

eine Einführung ausgesprochen und möchte dies in ihrer Ratsperiode umsetzen.

Auf nationaler Ebene in Deutschland gibt es seit dem 01. Juli 2009 eine CO2-basierte

Kraftfahrzeugsteuer für Neufahrzeuge. Danach sind bis 2011 Autos bis 120g, ab 2014 bis 95 g

CO2 Emissionen pro km steuerbefreit.

Im Juni 2009 wurde in Deutschland ein neues Gesetz zur Änderung der Förderung von

Biokraftstoffen erlassen. Danach sinkt der Anteil von Biokraftstoffen am gesamten

Kraftstoffmarkt rückwirkend zum 1. Januar 2009 von 6,25% auf 5,25% und wird von 2010 bis

2014 auf 6,25% eingefroren. Das ursprüngliche Gesetz hatte vorgesehen, die einzuhaltende

Quote jährlich zu steigern und 2015 einen Wert von 8 Prozent zu erreichen. Durch die

Änderung werden die ursprünglich gesetzten Klimaschutzziele im Kraftstoffbereich stark

abgeschwächt.

Mit dem Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität möchte die Bundesregierung das

Thema Elektromobilität stärker anstoßen. Doch befindet sich hier die politische Diskussion

noch in der Anfangsphase. Ziel ist es, bis 2020 eine Millionen Elektroautos auf dem deutschen

Markt zu haben. Auch in Japan oder den USA wird das Thema Elektromobilität immer stärker

diskutiert.

Bei den Autobauern sind die japanischen Hersteller am weitesten bei der Entwicklung von

Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb fortgeschritten, aber auch deutsche Unternehmen

(BMW, Daimler) haben angekündigt, elektrisch betriebene Stadtfahrzeuge auf den Markt zu

bringen.

Fazit:

Eine auf internationaler Ebene abgesprochene Strategie, CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu

reduzieren, ist nicht zu erkennen. Einzelne Maßnahmen, wie sie auf der europäischen Ebene

angestoßen und in einigen Nationalstaaten eingeführt werden, sind vollkommen

unzureichend, eine effektive CO2-Minderung bei fossilen Kraftstoffen zu erreichen. Zudem

besteht die Gefahr, dass national oder europäisch getroffene Maßnahmen nicht die Menge

des CO2-Ausstoßes weltweit verringern, sondern nur zu Verdrängungseffekten führen, indem

dann in Europa CO2 – ärmere, leichtere Kraftstoffe eingesetzt werden und in den anderen

Ländern die Kraftstoffe aus Schweröl, Ölschiefer, Teersand und Kohle genutzt werden

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87

müssen317. Daher müssen weltweite internationale CO2-Minderungsziele im Verkehrssektor

analog der CO2_Minderungsziele im Strom- oder Wärmebereich implementiert werden.

8.4 Handlungsempfehlungen: Sozial- und Umweltstandards für fossiles Öl

Seit einigen Wochen liegt der Entwurf einer Biokraftstoff -Nachhaltigkeitsverordnung vor, die

zum 01. Januar 2010 in Kraft treten soll. Hindergrund ist die nationale Umsetzung der

europäischen Nachhaltigkeitsanforderungen, wie sie in den Richtlinien zur Förderung der

Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (RED) und der Einführung von

Nachhaltigkeitskriterien für die Produktion und den Einsatz von Biomasse definiert werden.

Bemühungen, gesetzliche Nachhaltigkeitskriterien für die Produktion von fossilen Kraftstoffen

zu formulieren, existieren nicht. Alles, was bisher in diesem Bereich vorliegt, sind freiwillige

Prinzipien oder freiwillige Initiativen ohne rechtsverbindlichen Charakter. Beispielhaft seien

hier vier Initiativen318 vorgestellt:

Voluntary Principles on Security and Human Rights: Diese freiwilligen Prinzipien wurden im

Jahr 2000 nach einem Treffen von Repräsentanten der Außenministerien der USA und

Großbritannien, Erdöl-, Bergbau- und Energieunternehmen sowie verschiedener

Nichtregierungsorganisationen aufgestellt, als Exxon und BP wegen

Menschenrechtsverletzungen durch ihre Sicherheitskräfte in Kolumbien und Indonesien

angeklagt wurden. Die Prinzipien sollen Sicherheit und Schutz beim Abbau von Rohstoffen

garantieren und dafür sorgen, dass die Menschenrechte und die Freiheitsrechte respektiert

werden. Laut Memorandum der Heinrich Böll Stiftung gibt es kaum Informationen darüber,

wie wirksam die Initiative ist, da es keine Kriterien für eine Mitgliedschaft und kein Verfahren

gibt, wie überprüft werden kann, ob die Prinzipien auch eingehalten werden. Inzwischen

haben mehrere NGOs angedroht, diese Initiative wieder zu verlassen.

UN Global Compact: Der Global Compact geht auf eine Initiative des ehemaligen

Generalsekretärs der UN, Kofi Annan, aus dem Jahr 1999 zurück. Grundbestandteil sind zehn

Grundsätze aus dem Bereich der Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und

Korruptionsbekämpfung. Der Global Compact bietet Unternehmen eine Lernplattform,

Beispiele optimaler Verhaltensweisen kennen zu lernen und anzuwenden. Er versagt aber,

wenn sich Unternehmen nicht an die 10 Prinzipien halten, da es keine Verbindlichkeit gibt.

OECD Leitsätze für multinationale Unternehmen: Diese Leitsätze enthalten Prinzipien zu Sozial-

und Umweltstandards, zur Einhaltung von Gesetzen und Steuerbestimmungen des

Gastgeberlandes sowie zu Maßnahmen der Korruptionsbekämpfung. Diese Leitsätze sind

freiwillig, beinhalten aber formal eine Beschwerdemöglichkeit. Zudem verpflichten sich die

Mitglieder der OECD, Anlaufstellen einzurichten, wo Klagen vorgebracht werden können. So

hat z.B. das UN-Expertengremium zur „illegalen Ausbeutung natürlicher Ressourcen und

anderer Vermögensarten der DR Kongo“ diese Leitsätze zur Grundlage ihres Berichtes

gemacht, um in der Öffentlichkeit zu publizieren, wenn Unternehmen internationales Recht

317 vgl. Reilly 2007.

318 Heinrich Böll Stiftung 2007

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verletzen und sich nicht an die OECD Leitsätze halten. Der Bericht wurde sehr kontrovers

diskutiert, weil er keinen klaren Beweis für die Beteiligung der Unternehmen an den Verstößen

gegen die Leitsätze enthielt. Dies zeigte, dass die Indikatoren und Verfahren der OECD-

Leitsätze nicht klar genug sind, um die Teilnahme an Unternehmen, die an den Konflikten

beteiligt sind, eindeutig nachzuweisen.

Extractive Industries Transparency Initiative (EITI): Ziel der Initiative ist die Transparenz der

Einnahmen aus der Rohstoffindustrie. EITI ist eine rein freiwillige Selbstverpflichtung.

Weitergehend ist die von internationalen NGOs getragene Kampagne „Publish What You Pay“,

die die Initiative EITI zwar unterstützt, aber darüber hinaus fordert, dass es eine verpflichtende

Offenlegung der Steuern, Abgaben, Lizenzgebühren und anderer Zahlungen geben muss. Diese

Initiativen müssen in den nächsten Jahren erst noch zeigen, ob sie zum Erfolg führen.

Auch die Studie von PricewaterhouseCoopers und der oekom research AG zeigt (s. Kapitel 7.4),

dass die von Unternehmen formulierten Standards und die tatsächliche Umsetzung von

einander abweichen, wie z.B. in den Bereichen Menschenrechtspolitik und

Umweltauswirkungen.

Fazit: Nachhaltigkeitsstandards sollten auch für fossile Kraftstoffe implementiert werden. So

gibt es erste Initiativen des Europäischen Parlaments, Unternehmen, deren Aktivitäten im

Ausland zu Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen führen, stärker in die Haftung zu

nehmen. Ein möglicher Bündnispartner könnte die European Coalition of Corporate Justice

(ECCJ) sein, ein Netzwerk von 250 europäischen NGOs, die die Einführung der Direkthaftung

von Unternehmen fordern.

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89

9 Quellenverzeichnis

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10 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Entwicklung der Erdölproduktion 1925-2005 ......................................................... 10

Abbildung 2: Entwicklung sehr großer Ölfunde .......................................................................... 12

Abbildung 3: Entwicklung der Erdölproduktion sehr großer Erdölfelder .................................... 12

Abbildung 4: Anteil abnehmender Erdölfelder an der gesamtem Giant-Erdölförderung ........... 13

Abbildung 5: Entwicklung der Erdölproduktion der heutigen Felder .......................................... 14

Abbildung 6: Welterdölproduktion im Referenzszenario des WEO 2008 ................................... 15

Abbildung 7: Entwicklung nachgewiesener Ölreserven in OPEC-Ländern .................................. 16

Abbildung 8: Entwicklung und Prognose von Erdölfunden ......................................................... 17

Abbildung 9: Entwicklung der Erdölproduktion des Weyburn Feldes in Kanada ........................ 18

Abbildung 10: Entwicklung der Erdölförderung des Yates-Feldes in den USA ............................ 19

Abbildung 11: Entwicklung der EOR-Produktion in den USA ...................................................... 19

Abbildung 12: Weltweite Vorkommen unkonventioneller Erdöle .............................................. 22

Abbildung 13: Weltweite konventionelle und unkonventionelle Erdgasvorkommen ................ 23

Abbildung 14: Produktion unkonventioneller fossiler Kraftstoffe in Mio. t in 2007 ................... 24

Abbildung 15: Lage der Teersandvorkommen in Kanada. Eigene Darstellung,. ......................... 26

Abbildung 16: Schema der Teersandgewinnung im Tagebau ..................................................... 27

Abbildung 17: Schema des SAGD-Verfahrens. ............................................................................ 30

Abbildung 18: Schema des THAI-Verfahrens.. ............................................................................. 31

Abbildung 19: Prozessschema der In-situ-Kohlevergasung......................................................... 37

Abbildung 20: Verlauf der Injektions- und Produktionsbohrungen der In-situ-Kohlevergasung.

Eigene Darstellung nach Kempka et al. 2009 .............................................................................. 37

Abbildung 21: Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe (WTW). .......................................... 39

Abbildung 22: Auswirkungen des Wasser-Erdölverhältnisses und der Tiefe des Erdölfeldes auf

die CO2-Intensität der Erdölförderung. ....................................................................................... 42

Abbildung 23: Spezifische Treibhausgasemissionen der Erdölförderung bei unterschiedlichen

Wasser-Erdölverhältnissen und Tiefen der Erdölfelder... ........................................................... 43

Abbildung 24: Entwicklung der Erdölproduktion und der Treibhausgasemissionen der BP-

Erdölproduktion in der Nordsee .................................................................................................. 45

Abbildung 25: Entwicklung der CO2-Intensität der BP-Erdölproduktion in der Nordsee ............ 45

Abbildung 26: Auswirkungen der Schwere und des Schwefelgehaltes von Erdöl: Prozentuale

Abweichung von den durchschnittlichen Treibhausgasemissionen von Dieselkraftstoff in den

USA. ............................................................................................................................................ 48

Abbildung 27: Produktionskosten fossiler Kraftstoffe ................................................................ 51

Page 100: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

100

Abbildung 28: Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Wachsende Nachfrage" . ... 77

Abbildung 29: Entwicklung der Treibhausgasemissionen aller konventionellen und

unkonventionellen Kraftstoffe im Szenario "Wachsende Nachfrage" ........................................ 79

Abbildung 30: Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Konstante Nachfrage" ....... 80

Abbildung 31: Entwicklung der Treibhausgasemissionen aller konventionellen und

unkonventionellen Kraftstoffe im Szenario "Konstante Nachfrage" ........................................... 81

Abbildung 32: Weltweite Landnutzung in Mrd. ha ..................................................................... 82

11 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Entwicklung der OPEC-Erdölreserven ......................................................................... 17

Tabelle 2: Klassifizierung nach Schwere des Rohöls .................................................................... 25

Tabelle 3: Übersicht der In-situ-Verfahren der Teersandförderung ........................................... 28

Tabelle 4: Treibhausgasemissionen fossiler Kraftstoffe (Well to Wheel – WTW-Emissionen).

Quelle: Eigene Berechnung. ........................................................................................................ 40

Tabelle 5: Vergleich der Treibhausgasemissonen verschiedener Fördermethoden. .................. 44

Tabelle 6: Vergleich der Treibhausgasemissionen von Dieselkraftstoff aus Russland mit

unterschiedlichen Referenzwerten ............................................................................................. 47

Tabelle 7: Entwicklungsindikatoren von erdölexportierenden Entwicklungsländern ................. 61

Tabelle 8: Entwicklung der spezifischen Treibhausgasemissionen konventioneller und

unkonventioneller Kraftstoffe bis 2030 ....................................................................................... 76

Tabelle 9: Ölpflanzenerträge. ...................................................................................................... 84

Tabelle 10: Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Wachsende Nachfrage" ........ 101

Tabelle 11: Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Konstante Nachfrage" .......... 102

Page 101: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

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12 Anhang

Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Wachsende Nachfrage"

Millionen Barrel/Tag

2007 2020 2030

Teersande 1,20 6,00 9,50

Schwerstöl 1,46 6 9,5

CTL 0,14 3 6

GTL 0,05 2 2

Ölschiefer 0,01 1 4

Unkonventionell Gesamt 2,85 18,00 31,00

Alte Ölfelder 69,448 40,00 27,1

Onshore Entwicklung 8,50 6,8

Offshore Entwicklung 8,50 6,8

Onshore Neufunde 1,00 4,35

Offshore Neufunde 1,00 4,35

EOR 1,00 6,40

NGL 10,00 13,5 15,33

Gesamte Förderung 82,30 91,50 102,13

Produktionsgewinne 2,1 2,4 2,6

Gesamte Produktion 84,40 94 105

Tabelle 10: Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Wachsende Nachfrage"

Page 102: Auswirkungen fossiler Kraftstoffe...Ressourcen sind, bezogen auf Indikatoren wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung oder Durchschnittseinkommen, sehr starken negativen sozialen und

102

Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Konstante Nachfrage"

Millionen Barrel/Tag

2007 2020 2030

Teersande 1,2 3,50 4,00

Schwerstöl 1,46 3,3 4

CTL 0,14 1 1,7

GTL 0,05 0,5 0,8

Ölschiefer 0,01 0,5 0,7

Unkonventionelle Gesamt 2,85 8,80 11,20

Alte Ölfelder 69,45 40,00 27,1

Onshore

Entwicklung 8,50 6,8

Offshore

Entwicklung 8,50 6,8

Onshore Neufunde 1,00 4,35

Offshore Neufunde 1,00 4,35

EOR 1 6,4

NGL 10 13,5 15,33

Gesamte Förderung 82,3 82,30 82,33

Produktionsgewinne 2,1 2,1 2,1

Gesamte Produktion 84,40 84,40 84,43

Gesamt

Konventionell 79 74 71

Tabelle 11: Entwicklung der Kraftstoffproduktion im Szenario "Konstante Nachfrage"