Autistische Menschen stützen - Autismus · PDF fileWie Oppenheim haben auch wir, bevor...

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  • Autistische Menschen sttzen(Kleine) Schritte zu einem aktiven Austausch mit der Umwelt

    InhaltsverzeichnisVorwort der VereinsvorsitzendenEditorial

    I. Aus der Geschichte des gesttzten Schreibens

    I.1 Gesttztes Schreiben mit der Hand nach Oppenheim eine Kommunikation ber das Schreiben war schon in den 60er Jahren bekannt.

    I.2 Marlies Zller, Ich arbeitete hnlich wie Oppenheim

    I.3 Gesttzte Kommunikation, wie sie Dr. Annegret Schubert in Deutschland vermittelte

    I.4 Rosemary Crossley

    II. Gesttztes Handeln und gesttztes Malen und Zeichnen

    II.1Sttzen bei vielen AktivittenII.2Denken und Handeln zusammenbringenII.3Beispiele fr gesttztes HandelnII.4Dietmar Zller, Gesttzt werden, damit

    Lernprozesse in Gang kommenII.5Marlies Zller, Gesttztes Malen und

    Zeichnen

    III. Vera Antons, Sttzen oder Fhren. Ein Abwechseln beider Techniken kann sinnvoll sein.

    IV. Bausteine zum besseren Verstndnis des gesttzten Schreibens

    4.1 Wie die Gesttzte Kommunikation (FC) seit 2005definiert wird

    4.2 Warum muss gesttzt werden?4.3 FC-Nutzer ber ihre Schwierigkeiten beim

    Schreiben4.4 FC in Italien4.5 Wie wird man ein guter Sttzer?4.6 Erfahrene FC-Nutzer wissen, worauf es beimSttzen ankommt:.4.7 FC-Nutzer mchten selbststndig werden4.8 Wie knnen wir Beeinflussung vermeiden?4.9 Wozu ist das gesttzte Schreiben gut?4.10 Marlies Zller, FC ist keine Wundermethode

    V. Dr. Vera Antons, Mssen nicht sprechendeAutisten ohne sprachliche Verstndigungbleiben? Schwierigkeiten und Chancen derGesttzten Kommunikation

    VI. Mit Hilfe von FC kommunizieren knnen -FC-Nutzer melden sich zu Wort.6.1 Dietmar Zller, FC aus der Nutzer-Perspektive

    6.2 Dietmar Zller, Beidhndiges Schreiben6.3 Lizza Roller, Was bedeutet FC fr mich?6.4 Sabine Hofmann, FC fr eine Spteinsteigerin6.5 Martin Ostertag, Ein Brief an das Jugendamt6.6 Lutz Bayer, FC aus der Erfahrung einesglcklichen FC-Schreibers6.7 Lutz Bayer, Erinnerung eines Autisten an die Zeitohne FC und mit FC6.8 Albrecht Leipert, Autismus und das Recht auf einselbstbestimmtes Leben6.9 Albrecht Leipert. FC hat mich verndert

    VII. Sttzen im Alltag 7.1 Rosemarie Scheidle, Durch das Sttzen im Alltag sind viele Dinge mglich geworden7.2 Mechthild Leipert, Selbststndigkeitstraining

    VIII. Sttzen in der Schule8.1 Aus der Schulkonzeption der Karl-Georg-Haldenwang-Schule Leonberg (Dez. 2001)8.2 Markus Scheidle, Wie ich zu FC kam, wie ich FC nutze und wie FC mein Leben beeinflusste8.3 Gudrun Richter, Gesttzte Kommunikation: Eine Hilfe zur Selbststndigkeit

    IX. Rdiger Zller, Gesttzte Kommunikation: Eine Kommunikationsmethode? Eine Lernmethode? Eine Therapie? Etwas ganz anderes? Versuch einer Einordnung aus Therapeutensicht

    X. Rdiger Zller, Fallstricke der Kommunikation zwischen autistischem Ich und normalem Du

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  • Liebe Leserin, lieber Leser,

    Autistische Menschen verstehen lernen, das ist seit vielen Jahren das Motto unseres Vereines. Damit wir das knnen, mssen autistische Menschen die Mglichkeit haben sich zu uern. Wenn das aus eigenem Antrieb, z.B. als Folge von Handlungsstrungen, nur schwer gelingt, knnen wir mit Hilfe von sttzenden Techniken das Ttigwerden erleichtern.Es macht den Umgang miteinander schon wesentlich leichter, wenn ein nicht sprechenderAutist durch das Zeigen auf ein Krtchen mit ja oder nein antworten kann, wenn er signalisieren kann, was er gerne essen mchte oder wo er Schmerzen empfindet.Von denjenigen autistischen Menschen, die gelernt haben gesttzt zu schreiben, haben wir sehr viel ber ihre vernderte Wahrnehmung erfahren knnen. Fr sie selbst bedeutetdas Schreiben eine Befreiung aus einer unverschuldeten Isolation und Inaktivitt ( Dietmar Zller), manche konnten die Kruste des Schweigenmssens durchbrechen ( Lutz Bayer) oder im Schulalltag ihr Wissen zeigen. ( Markus Scheidle).In dieser Broschre, die keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit oder Vollstndigkeit erhebt, haben wir Texte und Aussagen gesammelt, die dabei helfen sollen zu verstehen, wie sehr die richtige Sttze die Lebensqualitt autistischer Menschen verbessern kann. Wir Eltern, Lehrer, Betreuer usw. profitieren sehr von den Frchten der gesttzten Kommunikation.Wir haben gelernt, die autistischen Menschen besser zu verstehen.

    Helga Braun- Habscheid

    (Vorsitzende von autismus Stuttgart e.V., Regionalverband zur Frderung von autistischen Menschen)

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  • Editorial

    Nachdem sich die bersetzung Gesttzte Kommunikation fr FacilitatedCommunication (FC) in Deutschland durchgesetzt hatte (erleichterte Kommunikationwre als bersetzung auch mglich gewesen.), wurde das Wort sttzen meist mit demgesttzten Schreiben in Verbindung gebracht.Wir mchten den Begriff sttzen weiter fassen und das Sttzen beim Ttigwerden miteinbeziehen. Schon, bevor sich der Begriff sttzen durchsetzte, kannte man dieBedeutung einer physischen Untersttzung, um autistische Kinder aus ihrer Inaktivittherauszuholen. (z.B. Wahrnehmungsfrderung nach Affolter, Entwicklungsfrderung aufverhaltens-therapeutischer Basis) Man fhrte die Hand des Probanden, bis bei einerTtigkeit der motorische Ablauf und die damit verbundenen Sinnesempfindungenvertraut waren. (vgl. Kp.9) Oft verstanden die Kinder erst, was sie tun sollten, wenn manihre Hand gefhrt hatte. Beim bergang zum selbststndigen Tun beeinflusste derphysische Kontakt die Zielrichtung der Bewegung nicht mehr. Heute sagen wir: DerProband wird gesttzt. Handfhrung und Sttzen knnen in der therapeutischen Arbeitmit autistischen Kindern lange Zeit die einzige Mglichkeit sein, sie zum Mitmachen zubewegen. (Beitrag von V. Antons)Leider ging es in der Diskussion um die Gesttzte Kommunikation in Deutschland baldnur noch um die Frage, ob das, was autistische Menschen gesttzt uerten, echt sei.Eine sachliche Diskussion, die medizinische Gesichtspunkte mit einbezieht (vgl. FC inItalien) steht noch aus.Die Erfahrungsberichte (Scheidle, Richter) und das Schulkonzept der Haldenwangschulein Leonberg zeigen deutlich, dass es in Alltag und Schule bei der Anwendung von FCnicht nur um das Schreiben geht, sondern dass sttzende Techniken, ein Begriff, denAchim Perner (Perner, 1998) geprgt hat, in vielen anderen Bereichen Anwendungfinden. Wir selbst benutzen gern nebeneinander die Begriffe Gesttztes Schreiben undGesttztes Handeln.

    Wir propagieren eine erweiterte Gesttzte Kommunikation, die gleichermaen dieVerbesserung von Kommunikation, Interaktion, Handlungssteuerung und Sozialverhaltenbei Menschen aus dem Autismus-Spektrum anstrebt. Bevor das gesttzte Schreibenangeboten wird, sollten vor allem im Vorschulalter kommunikative Fhigkeitengefrdert werden, die auch in der gesunden Entwicklung dem Schreibenknnenvorausgehen. (s. Beitrag von D. Zller)Das gesttzte Schreiben, das Schreiben berhaupt, schafft fr manche autistischeMenschen, die nicht sprechen knnen, neue Mglichkeiten der Teilhabe am Leben undmehr Selbstbestimmung (Beitrge der FC-Nutzer), auch dann, wenn sie vielleicht einLeben lang darauf angewiesen sein werden, dass man sie sttzt. Es liegt in derVerantwortung der Sttzpersonen, dass sich durch den physischen Kontakt keineBeeinflussung einschleicht.Es gibt zahlreiche Beispiele dafr, dass das Schreiben die Lebenssituation einzelnerautistischer Menschen und ihrer Familien entscheidend verndern konnte. (Beitrge vonV. Antons, A. Leipert, L. Bayer, L. Roller, S. Hofmann)Auerdem haben die Autisten, die gelernt haben, sich ber ihre Probleme differenziert zuuern, unser Autismusbild beeinflusst. Wir wissen so viel mehr als vor 30 Jahren, alsunser Verein von Frau Dr. Antons gegrndet wurde.Darum mchten wir an dieser Stelle allen autistischen Menschen danken, die den Muthatten, ber ihre Probleme zu schreiben. Sie haben damit denen einen wichtigen Dienstgetan, die nicht in der Lage sind mitzuteilen, was sie plagt.

    Marlies Zller

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  • I. Aus der Geschichte des gesttzten Schreibens

    1.1 Gesttztes Schreiben mit der Hand nach Oppenheim eine Kommunikation ber das Schreiben war schon in den 60er Jahren bekannt.

    "Viele autistische Kinder haben groe Probleme, mitBleistiften, Kreiden oder Buntstiften kontrolliertumzugehen. Diese Behinderung scheint bei Kindern,die nicht sprechen knnen, strker ausgeprgt zusein. Aber das Ausma dieses Problems ist natrlichvon Kind zu Kind unterschiedlich. Individuell auf dasAusma der Beeintrchtigungen beim einzelnen Kindeingehend, bieten wir das Schreiben an, indem wirdie Hand des Kindes bewegen und es so mit denmotorischen Mustern vertraut machen.Vorausgegangen sind immer bungen wie Linien,Kreise, Kreuze und andere geometrischen Figurenzeichnen.Wir glauben, dass die Schwierigkeiten derautistischen Kinder beim Schreiben von einerApraxie kommen. Auch die Artikulationsprobleme,wenn sich Sprache endlich entwickelt, scheinen hierihre Ursache zu haben. Es scheint ein grundlegenderMangel in gewissen Bereichen des motorischenAusdrucks vorzuliegen.

    Wenn wir das Schreiben ben, halten wir esgewhnlich fr ntig, die Hand des Kindes fr einegewisse Zeit zu fhren. Allmhlich knnen wir jedochdie Hilfe reduzieren bis zu einer bloen Berhrungder Finger an der Schreibhand. Wir wissen nichtgenau, was wir mit dem Berhren der Fingerbewirken. Was wir aber wissen ist, dass sich dieSchrift, wenn wir die Berhrung weglassen, starkverschlechtert, obwohl die Schreibhand des Kindesin keiner Weise gefhrt wird."

    Oppenheim zitiert ein Kind: "I can t remember howto write without your finger touching my skin."

    Aus: Rosalind Oppenheim (1974), S. 84 ffbersetzung: Dietmar Zller

    "Wir alten Hasen auf dem Feld des Autismus habenseit den 60er Jah