AUTOMATION 5 September 2007 ... AUTOMATION 5/September 2007 87 Echte Siegertypen Im Weltcup und in...

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    Echte Siegertypen

    Im Weltcup und in anderen Serien haben sie das Rennen gemacht. Sie sind unter härtesten Konditionen getestet worden. Auch im Verkauf erweisen sie sich als echte Siegertypen: die Race-Modelle der Schweizer Skiherstellers Stöckli. In ihnen steckt das gesamte Know-how aus jahrelanger Rennerfahrung. Mit der digitalen Produktentwicklungssoftware Solid Edge von Siemens UGS PLM Software generiert Stöckli bei der Kreation innovativer Ski-Modelle ein Maximum an Qualität bei minimalem Zeitaufwand. Luzia Haunschmidt erhielt in der Stöckli-Produktionsstätte in Malters, Kanton Luzern, Einblick in die faszinierende Welt der Ski-Erzeugung.

    Autorin: Luzia Haunschmidt / x-technik

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    Vor über 70 Jahren begann Josef Stöckli Holzskier für den Eigenbedarf zu bauen. 1986 wurde die Produktionsstätte in Mal-ters, im Kanton Luzern, gegründet. Durch den Ausbau 2002 wurde die gesamte Ent-wicklung zentralisiert, um der Schnelllebig-keit der Produktlebenszyklen entgegenzu-wirken und die Innovationskraft zusätzlich zu erhöhen. Binnen 20 Jahren wurde die jährliche Produktion von 10.000 auf ca. 45.000 Paar Skier gut vervierfacht. 45.000 Paar Skier klingen im Verhältnis zu Produk-tionszahlen von Skiherstellern wie Atomic- oder Fischer-Ski nicht gerade fulminant. Allerdings setzt Stöckli-Ski nicht auf Skier-zeugung für die breite Masse, sondern auf „Maßanfertigung“, abgestimmt auf persön-liche Maße und fahrerisches Können, für höchste Ski-Performance.

    Der Rennsport spielt bei Stöckli seit jeher eine wichtige Rolle. Zu Beginn beschränkte sich das Engagement hauptsächlich auf die Schweizer Rennszene. Durch die regiona-len Erfolge bestätigt, wurde Stöckli 1994 in den Swiss Ski Pool aufgenommen. Heute betreut und sponsert Stöckli u. a. Rennfah-rer wie Tobias Grünenfelder, Rok Perko, Andrej Jerman und Fabienne Sutter. Von den Innovationen aus dem Weltcup profi-tieren auch Hobby-Skifahrer, die in den Ver-kaufsstellen 1:1 jene Rennskier vorfinden,

    welche von den Profis gefahren werden. Apropos Verkaufsstellen, Stöckli vertreibt sehr exklusiv über acht eigene Schweizer Filialen sowie bei 27 renommierten Sport- händlern in den wichtigsten Skistationen der Schweiz. Auch international verfolgt Stöckli die Strategie des selektiven Ver-triebs: in mittlerweile 30 Länder, darunter auch Österreich, wird rund ein Drittel der Jahresproduktion exportiert.

    Fertigung im Sandwichbau

    Heute arbeiten in der Produktion 43 Mitar-beiter plus 10 Mitarbeiter für den Rennsport das ganze Jahr im Zweischichtbetrieb. Übrigens, Stöckli bildet auch als einziger Schweizer Ski-Hersteller Skibauer aus.Produziert werden die Stöckli-Skier aus-schließlich im Sandwichbau, welcher we-sentlich aufwendiger als der üblich bevor-zugte Schalenbau für Publikumsskier ist. „Das gesamte verwendete Material ist an der Ski-Seitenansicht erkennbar. Man sieht die Stahlkante, ein 0,2 mm dickes Gummi-flies, die weiße Venolseitenwange — das ist das sogenannte Herzstück, der Kern, der die gesamte Flexibilität und Vorspannung birgt — Fieberglasgurte, Aluminiumgurte und eine PA-Oberfläche. In Summe sind mindestens sieben Schichten zu leimen und zu pressen. Allein für die Kernherstel-

    lung sind vier bis fünf Arbeitsgänge nötig“, erklärt Herr Guido Steffen von der Stöckli-Entwicklungsabteilung anschaulich.

    Produktentwicklung digital

    Dank modernster Technologie, fundier-ten Tests, dem Know-how von 65 Jahren Skibau und der langjährigen Erfahrung im Weltcup können Skier täglich speziell für jede Bestellung optimiert werden. Die di-gitale Produktentwicklungssoftware Solid Edge macht es möglich die Skier flexibel und rasch den individuellen Anforderungen anzupassen. Auch in der täglichen Produk-tion kommt ebenfalls die CAD-Software Solid Edge V19 zum Einsatz. „Seit 1999 haben wir Solid Edge in Verwendung. Bis dahin vermerkten wir alle Eckdaten zeitauf-wendig in einer Excel-Tabelle. In Solid Edge habe ich definierte Zonen am Ski und dazu variable Makros. D. h. ein parametrisches Modell mit Randbedingungen; einige Para-meter werden geändert und der Rest passt sich dann automatisch an“, zeigt sich Herr Steffen begeistert.

    Erstellung einer Prototype

    In der Entwicklungsabteilung kann sich Herr Steffen die Erstellung eines Prototyps ohne Solid Edge nur mehr schwer vorstellen. Alle

    1 Skigeometrien verschiedener Sandwich-Schichten.

    2 Skispitze VTS2.

    3 Skispitze.

    4 Ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Der Belag.

    5 Guido Steffen (links) von der Stöckli-Entwicklungs-abteilung und Herr DI (FH) Gerhard Eimer, GF der Firma Quadrix AG.

    6 Die kommenden Stöckli-Skier der Saison 2007/2008.

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    Geometrien, wie Höhenzug und Seiten-geometrie vom Ski werden in Solid Edge gezeichnet. Dazu Herr Steffen: „Der große Vorteil ist die exakte Darstellungsmöglich-keit. Mit dem Excel File-System schafften wir es gerade die Parameter einigermaßen tangential zu durchfahren, aber auf Zehntel Millimeter genau war dies nicht möglich. Im CAD gibt man beispielsweise die Radien ein, und jeder Radius wird dann exakt tan-gential durchfahren. Wir arbeiten vorwie-gend mit Drahtgeometrien im 3D-Raum, für die Konstruktion der Spitze eines Skis, in der Radgeometrie verwenden wir 3D-Vo-lumenmodelle. Der Ski selbst wird nicht als Volumenmodell erstellt. Wir arbeiten zwar permanent im 3D-Bereich, erarbeiten aber kein Volumen mehr aufgrund unserer spe-ziellen Fertigung.“ „Die Umstellung von der Excel-Tabelle auf Solid Edge war unproble-matisch, da diese Software als einzige eine Import-Funktion besitzt, mit der die Infos von der Excel-Tabelle direkt übernommen werden konnten“, begründet Herr Steffen die Entscheidung für Solid Edge. Ein weite-res Plus sind Betreuung und Service durch die Firma Quadrix AG, die CAD/CAM/CAE/PDM-Technologien des Herstellers Sie-mens UGS PLM Software in der Schweiz und auch in Österreich, ausgehend vom Standort Salzburg, vertreibt und entspre-chende Schulungen bietet.

    Produktionsweg und Design

    Die gesamte Produktionsdauer eines Skis ist variabel. Für einen Abfahrtsski braucht man ca. zwei bis drei Stunden, für einen Slalomski – der in großer Serie hergestellt wird – benötigt man unter zwei Stunden. Das ist reine Fertigungszeit, ausgenommen davon sind Programmierzeiten der Maschi-nen. Ein Großteil der Ski-Fertigung findet in Handarbeit statt. Die schnellstmögliche Herstellung eines Rennsportskis benötigt mindestens drei Tage. Aber da müssen schon das Rohmaterial vorhanden und die Oberflächen bedruckt sein. Die Ober-flächenfolien werden im Hause Stöckli er-stellt. Das dazugehörige Design wird von der Entwicklungsabteilung gemeinsam mit einem Vorarlberger Grafiker, erstellt. Klarer-weise spielen Modetrends dabei eine große Rolle.

    Skiherstellung persönlichkeitsgerecht

    In den letzten Jahren ging Stöckli im Hobby-Ski-Bereich einen publikumstauglicheren Weg. Mittlerweile wird in der Ski-Herstel-lung zweigleisig gefahren – beispielswei-se erhält man den Riesenslalom-Ski GSR und eine etwas (davon) abgespeckte Ver-sion, den GS, der unter anderem taillierter ist und sich somit den Bedürfnissen des

    durchschnittlichen Skifahrers anpasst. Die Individualität steht jedoch nach wie vor im Zentrum: „Kauft jemand einen Ski von z. B. 1,66 m Länge, für eine Körpergröße von 1,71 m, bei 60 kg Gewicht mit mittlerem Fahrkönnen, darf der Ski nicht zu viel Vor-spannung haben und muss eher eine wei-che Flex-Performance bieten, damit er die ganze Kante schnell im Schnee hat“, bringt Herr Steffen die Vorzüge von Stöckli-Skiern auf den Punkt.

    Skifabrik Stöckli AGEistraße 14CH-6102 MaltersTel. +41-41-4999163www.stoeckli.ch

    ANWENDER

    Quadrix PLM Solutions GmbHRosa-Hofmann-Straße 33 A-5020 Salzburg Tel. +43-800-212146 www.quadrix.at

    KONTAKT

    Siemens UGS PLM Solutions (Austria) GmbHFranzosenhausweg 53A-4030 LinzTel. +43-732-37755-0www.ugs.at

    KONTAKT

    7 Die verschiedenen Schichten des Ski-Schalenbaus.

    8 Ski-Schleif-prozess.

    9 Applizierung der Kleb-stoffmasse auf die einzelnen Ski-Schichten.

    10, 11 Einer der vielen Handarbeits-schritte: Die Ski-Schichten werden aufeinander gelegt – danach geht es zur Presse.

    12 Endfertigung eines Stöckli-Skis.

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