AWO Profil 3/2013
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Nr. 54 | Oktober 2013 | K53172
ArbeiterwohlfAhrt in DortmunD
02 GAD - Starthilfe in den Beruf: Traumjob Hochstapler 08 Hilfe für den Hausmeister 09 Persönlich-keitsentwicklung mit Pinsel 10 Teichdrachen und Tümpelforscher 13 Persebecker Chor - Schlager, Shanties & Country 15 Nachbarschaftshilfe - Unterstützung von nebenan
Traumjob Hochstapler
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Liebe Leserin, Lieber Leser,
Gemeinsam können wir etwas bewirken. In Dortmund
protestierten im Frühjahr Schüler, Eltern, LehrerInnen,
SchulsozialarbeiterInnen und Träger gegen die Strei-
chung der Stellen von 81 SchulsozialarbeiterInnen.
Der Protest war erfolgreich: Die Stadt Dortmund hat
beschlossen, alle 81 Schulsozialarbeiterinnen und
Schulsozialarbeiter, die bisher durch den Bund finan-
ziert wurden, bis zum Ende des Schuljahres 2013/14
weiter zu beschäftigen. Damit sind die Stellen vorerst gerettet und die Schulso-
zialarbeit wird an den Dortmunder Schulen ohne Kürzungen fortgesetzt.
In Dortmund ist Schulsozialarbeit seit vielen Jahren ein unverzichtbares Hand-
lungsfeld in bewährter Kooperation von Land, Stadt und Freien Trägern. Aktuell
sind rund 160 SchulsozialarbeiterInnen in unterschiedlicher Trägerschaft an
92 Schulstandorten tätig. Die SozialarbeiterInnen helfen bei Problemen mit
LehrerInnen, MitschülerInnen oder auch Eltern - erklären, wie man zum Bei-
spiel an Zuschüsse für Nachhilfe oder Klassenfahrten kommt. Der Bund hatte
für drei Jahre befristet bis Ende 2013 jeweils rund fünf Millionen Euro jähr-
lich für Schulsozialarbeit in Dortmund zur Verfügung gestellt. Die Arbeit der
2011 neu eingestellten SchulsozialarbeiterInnen hat sich als so hilfreich und
wichtig erwiesen, dass sich ein breites Bündnis für den Erhalt dieser Stellen
eingesetzt hat. Auch der Zwischenbericht der Fachhochschule Dortmund zur
Qualität der Schulsozialarbeit stellt die große Bedeutung der Schulsozialarbeit
für die Zukunft unserer Schulen heraus. Die Weiterbeschäftigung der Schulso-
zialarbeiterInnen stemmt die Stadt Dortmund nun mit Geldern aus den noch
zur Verfügung stehenden Bundesmitteln für die Schulsozialarbeit, die die Stadt
nicht rückerstatten muss.
Mit dieser Zwischenlösung wurde Zeit gewonnen, eine bildungspolitische Lö-
sung auf Bundesebene zur langfristigen Absicherung der Schulsozialarbeit zu
finden. Seit einigen Monaten wird in der Politik auf Bundes- und Landesebene
intensiv über eine dauerhafte Finanzierung der Schulsozialarbeit diskutiert.
Der Bundesrat hat inzwischen eine eigene Gesetzesvorlage zur dauerhaften
Entfristung auf den Weg gebracht. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und
Landesarbeitsminister Guntram Schneider sind der Meinung, dass Schulsozi-
alarbeit ein Erfolgsmodell ist und vom Bund weiter finanziert werden muss.
Die AWO Dortmund unterstützt diese Forderung mit Nachdruck und setzt sich
weiterhin aktiv dafür ein, die Schulsozialarbeit dauerhaft zu etablieren.
Wir haben gesehen: Kämpfen lohnt sich! In diesem Sinne wünsche ich
Ihnen eine angenehme farbenfrohe Herbstzeit
Ihre
EDITORIAL
SPenDenKontoAWO Unterbezirk Dortmund
Konto 001 069 691
BLZ 440 501 99
Sparkasse Dortmund
Staplerfahren macht Spaß. Inzwischen
gehört es für Mitch Patterson zum Ar-
beitsalltag. Er hat die GAD als Sprung-
brett in eine betriebliche Ausbildung
bei einem großen Logistikdienstleister
genutzt. Auch Vera Nowacki hat ihre
Chance ergriffen und im September mit
einer Ausbildung zur Altenpflegerin be-
gonnen.
Beide waren vorher nach Vermittlung
durch die Agentur für Arbeit und das
Jobcenter bei der AWO-Tochter GAD Ge-
sellschaft für Arbeit und soziale Dienst-
leistungen mbH. Der 22-Jährige mit dem
schottischen Namen hat das erste Aus-
bildungsjahr zum Fachlageristen beim
Träger im internen Lager gemacht. Mor-
gens um sieben ging es im Übungslager
der GAD an der Lindenhorster Straße los,
zusätzlich hat er ein Praktikum bei einem
Logistiker gemacht, der mit der GAD ko-
operiert. Der war von Mitch Pattersons
Arbeit so überzeugt, dass er ihn mitten
aus der Maßnahme geholt hat und er das
zweite Ausbildungsjahr nun komplett im
Betrieb macht. Berufsschule gehört na-
türlich auch dazu, die GAD bietet zusätz-
lichen Stütz- und Förderunterricht, damit
die jungen Erwachsenen gut durch The-
orie und Praxis kommen. Das fand Mitch
selbst sehr wichtig, da er Schule früher
immer als Hürde wahrgenommen hat.
Einen Schottenrock wollte Mitch Patterson
für das Fotoshooting leider nicht anzie-
hen, aber er schwingt sich im Lager der
GAD noch einmal auf den Frontstapler.
Sein Ausbilder und Stützlehrer Tim Land-
wehr zeigt feixend auf zwei Macken in
Stapler und Regal: "Na, erinnerst du dich
noch daran?" Der Auszubildende grinst
etwas verlegen und betont: "Das Gaspedal
hat geklemmt, ich konnte nichts dazu."
Selbst wenn der Schneckengang eingelegt
ist, kann so ein Stapler schon mal durch-
gehen. Heute jedenfalls lenkt Mitch Pat-
terson das Gefährt ganz souverän. Foto
s: I
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Wol
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GAD: Starthilfe in den beruf
traumjob hochstapler
SChwerPunKt bildung & Arbeit
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Hängematte für die Katz
2009 war er mit der Schule fertig, begann mit einer berufsvorbereitenden Maßnahme und einer
Ausbildung zum Tischler. Zwar arbeitet er privat gern mit Holz und hat zum Beispiel für seine
Katze einen Luxuskratzbaum mit Hängematte gebaut, aber der Tischlerberuf lag ihm nicht. So
kam er zur GAD. Tim Landwehr ist stolz: "Er hat sich toll entwickelt, ist zuverlässig, pünktlich,
ein Idealfall." Mitch will die Ausbildung gut beenden, "damit ich was in der Hand habe", viel-
leicht schließt er dann noch ein drittes Ausbildungsjahr an zur Fachkraft für Lagerlogistik. Er ist
froh, durch eigenen Einsatz und mit Unterstützung der GAD einen regulären Ausbildungsplatz
gefunden zu haben. Jeden Morgen um vier Uhr aufstehen und um sechs mit der Arbeit anfan-
gen - für ihn kein Problem. In seiner Firma arbeitet er am liebsten als Hochstapler - mit dem
Gabelstapler am Hochregallager.
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SChwerPunKt bildung & Arbeit
GAD und andere träger wehren sich
Die Qualität muss zählenUm junge Menschen wie Mitch Patterson und Vera Nowacki auf ihrem Weg in den Arbeits-
markt zu unterstützen, braucht man gute Konzepte und verlässliche, erfahrene Sozialpäda-
gogen. Der Erfolg von Maßnahmen der beruflichen Bildung hängt von ihrer Qualität ab. Klar.
Klar? Für Träger wie die AWO-Tochter GAD ist die Arbeit in den letzten Jahren immer schwerer
geworden, weil es gerade nicht um Qualität, sondern vor allem um die Kosten geht. Der Preis
entscheidet. Dagegen setzen sich die Träger zur Wehr. Die Politik horcht auf.
Jobcenter und Arbeitsagentur machen beschäftigungspolitische Ausschreibungen, damit sie
zum Beispiel arbeitsuchenden Jugendlichen außerbetriebliche Ausbildungen oder berufsvorbe-
reitende Maßnahmen anbieten können. Mehrere Träger beteiligen sich an solchen Ausschrei-
bungen, nur einer bekommt jeweils den Zuschlag. Da für die Bundesagentur für Arbeit bei der
Vergabe vor allem der Preis zählt, gehen anerkannte lokale Träger häufig leer aus. Andreas Koch
von der Interessengemeinschaft Sozialgewerblicher Beschäftigungsinitiativen e.V. (ISB) in Dort-
mund beschreibt es so: "Bundesweit haben etablierte lokale Träger das Problem, dass sie bei den
Niedrigpreisen der überregionalen Billiganbieter nicht mithalten können." Die Dumpingpreise sind
möglich, da solche Anbieter ihre Mitarbeiter schlecht bezahlen und vor Ort keine Infrastruktur wie
Werkstätten unterhalten. Für die Mitglieder der ISB, zu denen neben GAD und dobeq auch GrünBau,
Vera Nowacki hat einige Monate mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Soziales an einer berufs-
vorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) der GAD teilgenommen. Dazu gehörte ein Praktikum,
das sie bei einem ambulanten Pflegedienst absolvierte. Das Unternehmen war mit ihrer Arbeit
so zufrieden, dass es Vera mitten aus der Maßnahme in eine dreijährige betriebliche Ausbil-
dung zur Altenpflegerin holte, am ersten September ging es los. Üblicherweise dauert eine BvB
zehn Monate. "Mir ist es wichtig, dass Menschen etwas von meiner Arbeit haben. Dann bin ich
zufrieden." Das frühe Aufstehen und die körperliche Belastung schrecken die Achtzehnjährige
nicht. Ulrike von Hören ist bei der GAD Lehrerin für Pflegeberufe. Für Veras Einsatz ist sie voll des
Lobes: "Weil sie so motiviert ist, ging es bei ihr mit dem Ausbildungsplatz besonders schnell."
In der BvB werden vor allem die Inhalte des ersten Ausbildungsjahres vermittelt, Stütz- und
Förderunterricht sorgt dafür, dass die Teilnehmer den Anschluss bekommen.
Erster Arbeitsmarkt als Ziel
Die GAD führt Maßnahmen zur beruflichen Bildung durch, die vor allem benachteiligte junge
Menschen fördern und ihnen helfen, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Neben Lager/
Handel und Gesundheit/Soziales bietet die GAD in der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme
auch die Schwerpunkte Hotel/Gaststätte/Ernährung und Kosmetik/Körperpflege an. Im Bereich
der Ausbildung werden Ausbildungsgänge zum Fachlageristen, Maler und Lackierer, Friseur und
Verkäufer angeboten. Mitch und Vera sind Beispiele dafür, wie wichtig solche Angebote sind,
um junge Erwachsene, die nicht im ersten Anlauf einen regulären Ausbildungsplatz bekommen
haben, dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden.
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Diakonie, Caritas und viele andere gehören, ist der jeweilige Tarifvertrag bindend die Untergren-
ze. Die meisten Träger zahlen deutlich höhere Gehälter als den Mindestlohn, sind aber dennoch
aufgrund des Wettbewerbs gezwungen, auf seinem Niveau zu kalkulieren. Der Mindestlohn ist
laut Koch "sehr dürftig" - aber dennoch oft nicht dürftig genug, um den Zuschlag der Arbeitsagentur
zu bekommen, da die ISB-Träger auch ihre Infrastrukturkosten mit in
den Preis einrechnen müssen.
Andreas Gora, AWO-Geschäftsführer, und Joachim Thiele, Geschäfts-
führer der GAD, reicht es nun, sie wollen die Preisdrückerei nicht
mehr mitmachen: "Wie weit sollen wir die Gehälter der Sozialpä-
dagogen denn senken, damit es der Arbeitsagentur billig genug ist?
Wenn wir wollen, dass sie gute Arbeit machen, müssen wir sie auch
angemessen bezahlen." Die anderen Dortmunder Träger sehen das
ähnlich, es regt sich Widerstand. Im Sommer hat die ISB zum arbeits-
marktpolitischen Dialog mit den im Bundestag vertretenen Parteien
eingeladen. Dort haben sich alle Parteien für eine Änderung der Aus-
schreibekriterien für die Vergabe von Fördermaßnahmen für Arbeitslose
ausgesprochen.
Gemeinsames Forderungspapier
Der Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow war einer der Diskussionsteil-
nehmer. Zusammen mit der ISB hat er ein Forderungspapier erstellt, das die SPD Dortmund
inzwischen als erste Partei unterschrieben hat. Der Unterbezirksvorstand ist einstimmig der
Auffassung, "dass bei der Vergabe von beschäftigungsrelevanten Maßnahmen durch die Ar-
beitsagentur nicht der Preis das entscheidende Kriterium sein soll, sondern die Qualität der
jeweiligen Maßnahme." Darüber hinaus fordert das Papier von ISB und Bülow, ein so genanntes
Präqualifikationsverfahren ähnlich wie bei Bauunternehmen in die Vergabepraxis einzuführen.
Dabei handelt es sich um eine vorgelagerte, auftragsunabhängige Prüfung der Eignungsnach-
weise von Bietern bei öffentlichen Aufträgen. "Dann fließen zum Beispiel Erfahrung und Quali-
tät des Trägers mit ein", so Koch. Diese Forderung erhebt auch Utz Ingo Küpper. Der langjährige
Chef der Dortmunder Wirtschaftsförderung ist heute Vorsitzender des Jugendwerks Köln, das Projekte
für benachteiligte Jugendliche anbietet. Aufgrund des hohen Preisdrucks musste das Jugend-
werk inzwischen zwei von vier Werkstätten schließen. "Die Zustände sind dramatisch, anderen
Trägern in Köln ergeht es ähnlich", kritisiert Küpper. Auch er fordert, dass Qualitätsstandards
deutlich stärker Einzug in die Ausschreibungskriterien halten.
Marco Bülow hofft, dass die Kandidaten der anderen Parteien nun folgen und ihre Äußerungen
nicht nur Lippenbekenntnisse waren. Bülow weiter: "Ich setze mich auch in Zukunft dafür ein,
dass die Vergabe von Fördermaßnahmen an das wirtschaftlichste - gekoppelt an bestimmte Güte-
kriterien - und nicht an das preisgünstigste Angebot erteilt wird. Mittlerweile habe ich auch Kontakt
zu anderen Städten und Abgeordneten hergestellt, damit ein mögliches überparteiliches Dortmun-
der Bündnis weiter Unterstützung bekommt.“ Für Andreas Koch sind dies Schritte in die richtige
Richtung: "Prüfungen bei den Billiganbietern haben gezeigt,
dass sie die versprochenen und angebotenen Vorgaben
der Arbeitsagentur nicht immer einhalten. Diese Träger
bekommen dann Probleme."
Foto: spdfraktion.de
Info
Joachim Thiele
Tel. 0231.99 34 301
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wAD gibt Vollwert-Kochbuch heraus
Die WAD ist nun stolze Besitzerin von zwei
BVB-Fan-Rollatoren, die sie von der Stiftung
"leuchte auf", der offiziellen gemeinnützigen
Stiftung von Borussia Dortmund, erhalten hat.
Die besonderen Fan-Artikel kommen vor Ort
unter anderem beim Gehtraining zum Einsatz.
Der BVB, der Rollatorenhersteller Topro aus
Fürstenfeldbruck in Bayern und das Sani-
tätshaus Rehatech Aravantinos aus Waltrop
haben unter dem Namen "Fan-Reha" einen
Rollator speziell für Fans von Borussia Dort-
mund auf den Markt gebracht. Schwarz und
gelb ist das Gestell, am Rahmen und auf der
Front prangt das BVB-Logo. Das Sanitätshaus
hat sechs der Rollatoren an die BVB-Stiftung
gespendet, die diese wiederum drei gemein-
nützigen Einrichtungen, eine davon die WAD,
überlassen hat.
einfach selber kochen
eingliederung
bVb-rollatoren
Schwarz-gelb und mobil
Stefan Pöschel von der Firma Rehatech, Heidi Gischarowski, Jörg Grzondziel und Cansu Saksak von der WAD, Birgit Blanck vom Sozialen Dienst der WAD und Marco Rühmann, Projektleiter der Stiftung "leuchte auf" (v.l.n.r.)
Dinkelbrot selbst gemacht. Schritt für Schritt erklärt eine Stimme, welche Zutaten in welcher
Menge benötigt und wie sie dann verarbeitet werden. Am unteren Rand erscheinen diese
Angaben gleichzeitig als Text. Nach gut vier Minuten ist das virtuelle Brot fertig. Die DVD mit
vollwertigen Rezepten liegt einem neuen Kochbuch bei, das die WAD herausgegeben hat.
"Gesunde Vollwertkost einfach zubereiten" lautet der Titel des Buchs, das nicht nur Mittagsge-
richte, sondern auch Frühstück, Abendbrot und Frischkostrezepte enthält. Von selbst gemachter
Nougatcreme über Wirsingsalat bis zum Spitzkohlauflauf ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Das Buch beschreibt die Arbeitsschritte zu allen Rezepten leicht verständlich, jeder Schritt bis
zum Ausschalten des Herdes wird durch ein Foto dokumentiert.
"Meine Erfahrungen zeigen, dass viele Menschen wenig über gesunde Ernährung wissen und
es für sie schwierig ist, sich im Alltag richtig zu ernähren", erklärt Stephanie Kappenhagen, Ge-
sundheitsberaterin und Autorin des Kochbuchs. Da es für Menschen mit Behinderung oft noch
schwerer ist, dieses Wissens zu erlangen, entstand die Idee, ein leicht verständliches Kochbuch
mit leckeren und gesunden Rezepten zu entwickeln. Das Buch enthält neben 25 Rezepten auch
Materialien, um mit Schülern das Thema gesunde Ernährung zu erarbeiten sowie Tipps für den
täglichen Speiseplan und die Ernährung unterwegs. Die Zubereitung einiger Rezepte, die etwas
umfangreicher ist, können auf der DVD angeschaut werden. Guten Appetit.
"Gesunde Vollwertkost einfach zubereiten" von Stephanie Kappenhagen
Hrsg. Werkstätten der Arbeiterwohlfahrt Dortmund
71 Seiten, DIN A4, inkl. DVD, 29,90 Euro
ISBN: 978-3-403-23319-0, Persen Verlag, www.persen.de
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Er pflegt die gesamte Außenanlage der Rheinisch-Westfälischen Realschule, einer Förderschule des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe. Dazu gehören der Schulhof, die Grünflächen und der Sportplatz. Der WAD-Mitarbeiter sammelt Scherben
ein, entfernt Kaugummis, füttert die Fische und bringt zum Schuljahresbeginn neue Schilder an den Klassenräumen an.
Auch ein Wasserbett hat er schon zusammengebaut. Die Schule in der Dortmunder Nordstadt hat immer mal wieder mit
Vandalismus zu kämpfen. "Fenster werden eingeworfen, zerbrochene Flaschen liegen herum", erzählt Hausmeister Frank
Lerche, der sich bis vor Kurzem um alles alleine kümmern musste. Nun ist er froh über die tatkräftige Hilfe, zu zweit lassen
sich die nächtlichen Spuren natürlich schneller beseitigen.
Seit vier Monaten ist Michael Funken inzwischen an der Schule, nach drei Monaten Praktikum bekam er gerade einen
richtigen Vertrag für ein Jahr. Mit Lehrern und Schülern kommt er gut klar. "Die haben mich ganz schnell als Inventar
betrachtet", freut sich der 31-Jährige. In den
Werkstätten hat er im Lager gearbeitet, aber
er wünschte sich mehr Abwechslung. Nach
einigen gescheiterten Versuchen auf anderen
ausgelagerten Arbeitsplätzen hat er nun den
Job gefunden, mit dem er zufrieden ist. "Vor-
her hat die Chemie einfach nicht gestimmt.
Hier passt es prima", berichtet Funken.
Hausmeister unter sich
Dass er heute hier arbeiten kann, verdankt er
einem Gespräch unter Hausmeistern. An ei-
ner LWL-Schule in Aplerbeck unterstützt schon
länger ein WAD-Mitarbeiter den Hausmeister.
Dieser erzählte Frank Lerche ganz begeistert
von der Hilfe, die er hat. Das fand der Kolle-
ge so nachahmenswert, dass er sofort Kontakt
zur WAD aufnahm. Innerhalb weniger Wochen
wurde alles organisiert, Lerche und Funken
arbeiten seitdem Hand in Hand.
Insgesamt arbeiten zurzeit achtzehn WAD-
Mitarbeiter auf ausgelagerten Arbeitsplätzen.
Sie sind weiter bei der WAD angestellt, über
die Werkstatt unfallversichert und erhalten
den gleichen Werkstattlohn wie zuvor. Wenn
Schwierigkeiten auftauchen, kümmert sich
die WAD darum, so dass die Mitarbeiter auf
den Außenarbeitsplätzen nicht ganz allein auf
sich gestellt sind. Bei Michael Funken läuft es
jetzt rund, jeden Morgen um acht fährt er mit
der knatternden Kehrmaschine über den Hof
und alle freuen sich, dass er da ist.
Ausgelagerter Arbeitsplatz
hilfe für den hausmeisterMit der motorisierten Kehrmaschine ist er am liebsten unterwegs. Seit Michael Funken den Hausmeister unterstützt, ist das große Schulge-
lände blitzblank. Die Arbeit in den AWO-Werkstätten war ihm zu eintönig, auf dem ausgelagerten Arbeitsplatz als Hausmeisterhelfer fühlt
sich Michael Funken genau richtig gefordert.
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Kinder, Jugend & familie
hilfe für den hausmeisterAwo/DSw21-Kita KuKube
Persönlichkeitsentwicklung mit PinselTabea haut mit dem Pinsel aufs nasse Papier und staunt über das bunte Bild, das entsteht. Die Vierjährige malt ein
Aquarell. Tim und Jores wollen ein Skateboard zu Papier bringen. Die drei erleben gerade den Start ihrer Kita in eine
ganz neue Phase. Die AWO/DSW21-Kita hat sich zur Schwerpunkt-Kita für Kunst, Kultur und Bewegung entwickelt. Das
Auftaktprojekt im September widmete sich den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft.
Die drei Schwerpunkte sol-
len die Persönlichkeits-
entwicklung der Kinder
durch eigenständiges
Denken fördern. Kunst
regt dabei an, das ei-
gene Erleben vielfältig
auszudrücken, kulturelle
Bildung hilft, das Urteils-
vermögen der Kinder zu
stärken, und die Bewegung
ist das ursprünglichste Aus-
drucksmittel von Kindern.
Alle fünfzehn Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter der
Kita haben in der ersten
Jahreshälfte an der Fortbil-
dung "Fachkraft kulturelle
Frühförderung" teilge-
nommen. Das ist einma-
lig in Dortmund und zeigt,
dass die Qualität der Kin-
derbetreuung für die AWO
ganz oben steht. "Dazu
gehört natürlich auch, die
Kinder nicht zu überfordern, sondern an ihren jeweiligen Entwicklungsstand und ihre Interes-
sen anzuknüpfen", berichtet Einrichtungsleiter Christian Schäfer.
Kunst, Kultur, Bewegung
Die Eltern wurden bei der Entwicklung des Schwerpunkts von Anfang an einbezogen und un-
terstützen sie tatkräftig. So kam der Titel "KuKuBe" durch einen Namenswettbewerb unter den
Eltern zustande. Das Kita-Team hat sich bewusst für einen eigenen Weg und ein eigenes Kon-
zept entschieden. "Wichtig ist, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das mittragen und
sich aktiv einbringen", so Schäfer. Sogar das Logo des tanzenden Pinsels hat die Kita selbst
entwickelt. Der Aufwand war hoch, hat sich aber gelohnt. Nach einem Jahr Vorarbeit geht der
Schwerpunkt nun offiziell an den Start.
Ende September wird der KuKuBe-Schwerpunkt mit einem großen Fest der Öffentlichkeit vor-
gestellt, ab Oktober gibt es den Donnerstag als festen KuKuBe-Tag mit gruppenübergreifenden
Angeboten. Im Kita-Café entsteht eine eigene
Präsentationsfläche mit einem großen tan-
zenden Pinsel, wo Eltern und Besucher lau-
fend über die KuKuBe-Projekte informiert
werden. Die Kinder gestalten den Eingangs-
bereich gemeinsam mit einer Künstlerin neu,
damit jeder auf den ersten Blick sieht, was
ihn in dieser besonderen Kita erwartet. Dass
es auch einen FC KuKuBe gibt, der bereits er-
folgreich an der Kita-Stadtmeisterschaft teil-
genommen hat, versteht sich von selbst.
Auch Mitarbeiterin Sonja Friebel freut sich
über die Werke von Tabea, Tim und Jores:
"Es geht nicht darum, dass man am Ende ein
Skateboard-Aquarell vor sich sieht, sondern
darum, dass die Kinder sich selbst und ver-
schiedene künstlerische Mittel ausprobieren
und neue Welten entdecken."
Info
Christian Schäfer
Tel. 0231.553 253
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Dreißig Kinder haben beim Walderlebnis-
tag der AWO mitgemacht und manches ge-
sehen, was sie zuvor nur aus Büchern oder
dem Fernsehen kannten. Der Ausflug in den
Grävingholzwald war Teil der Ferienspiele des
Netzwerks INFamilie, an dem sich die AWO be-
teiligt. Das Netzwerk ist Bestandteil des Prä-
ventionsprojektes des Landes NRW "Kein Kind
zurücklassen".
Die Geologin Marianne Degwer brachte den
Kindern Kaulquappen, Libellen und sogar
eine amerikanische Wasserschildkröte, die
vermutlich jemand ausgesetzt hat, näher.
Teichdrachen, Waldpiraten und die ande-
ren Abenteurer beobachteten den rätselhaf-
ten Alltag in der Natur und begannen, diese
neue Welt zu begreifen. Der erste Schritt, sie
zu respektieren und zu bewahren - ein Ziel
der Ferienaktion. "Viele Kinder, die mit ihren
Familien nicht verreisen können und deren
Zusammen mit Waldpiraten und Walddetektiven gingen sie auf eine sommerliche Aben-
teuertour. Die Grundschulkinder aus dem Brunnenstraßenviertel erkundeten das Leben in
einem Tümpel, gingen auf Bodensafari und beobachteten Flora und Fauna.
im wald mit teichdrachen und tümpelforschernnordstadtkinder im Grävingholz
Freunde im Urlaub sind, langweilen sich in den Ferien und freuen sich über solche Aktionen",
erzählt Ute Labs, Leiterin des Betriebes „Angebote an Schulen“ der dobeq, die den Ausflug in
die Natur organisiert hat. Die Kinder jedenfalls hatten sichtlich Spaß an der der Froschforschung
vor Ort.
Fotos: Oliver Schaper
11
Kinder, Jugend & familie
Unter dem Motto „ganz! stark.“ fand anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Ganztagsschule
im Juni in den Zentralhallen in Hamm die Messe für den Offenen Ganztag im Primar- und Se-
kundarbereich statt. Es ist die größte Fachveranstaltung zum Thema Ganztag in Deutschland.
Die dobeq präsentierte sich dort mit einem eigenen Stand. Der Geschäftsführer der dobeq für
den Bereich Angebote an Schulen Rainer Goepfert, die Betriebsleitung Ute Labs, Sigrid Rah-
mann-Peters vom Familienprojekt der Stadt Dortmund, die Schulleitung Mechthild Hoffmann
sowie weitere Fachkräfte der dobeq waren vor Ort, um allen Vertretern aus dem schulischen
Bereich, aber auch außerschulischen Partnern, Fragen zu beantworten und Informationen zu
vermitteln.
Auch Schulministerin Sylvia Löhrmann und Familienministerin Ute Schäfer besuchten den do-
beq-Stand und informierten sich über die Entwicklungen im Bereich des offenen Ganztags an
den sechzehn Schulstandorten der dobeq. Den Politikerinnen wurden Erinnerungssteine über-
reicht, da der qualitative Ausbau des Ganztags nur weiter gefördert werden kann, wenn ausrei-
chende finanzielle und somit auch zeitliche Ressourcen für die Mitarbeiter vorhanden sind.
ganz! stark.messe offener Ganztag in hamm
Kultur- & Kletterfest
Der vierjährige Ziad war einer von tausend
Besucherinnen und Besuchern des 13. Kul-
tur- und Kletterfests im Blücherpark in der
Nordstadt. Mit 140 singenden Kindern aus
dem Offenen Ganztag der dobeq wurde das
Fest eröffnet. Anschließend ließen die Kinder
bunte Ballons in die Luft steigen. "Das war die
schönste Eröffnung, die wir bisher hatten",
strahlt Tobias Petschke. Die Veranstaltung des
Bereichs Kinder, Jugend und Familie war dank
zahlreicher ehrenamtlicher Helferinnen und
Helfer und der professionellen Organisation
durch Wilhelm Hoffstiepel und Tobias Petsch-
ke aus der AWO-Jugendarbeit wieder ein vol-
ler Erfolg.
Foto: Mirza Demirovic
´
Die Ministerinnen Sylvia Löhrmann und Ute Schäfer am dobeq-Stand
12
Senioren
Die Menschen werden immer älter, aber auch reifer und weiser. Die Vorstellung von Alten-
pflege muss sich ändern, um diesem Reifungsprozess der Menschen gerecht zu werden. Wir
brauchen neue Ideen und Kreativität, um diese neuen Anforderungen der Altenpflege anzu-
gehen. Daher hat die AWO eine Partnerschaft mit AgeSong auf den Weg gebracht.
AgeSong , eine Organisation im kalifornischen San Francisco, hat ein innovatives Konzept der
Altenpflege entwickelt. AgeSong versteht Älterwerden als Chance für den einzelnen Menschen
und für die Gesellschaft, mehr Verständnis und Harmonie mit sich selbst und der Welt zu erlan-
gen. Durch die Partnerschaft werden AWO und AgeSong Trainingsprogramme, Erfahrungen und
Ideen für die Pflege und die Pflegeleitung austauschen und vergleichen können.
Dr. Robert Nader Shabahangi ist Autor, Psychotherapeut und Manager von drei Seniorenre-
sidenzen, die zu AgeSong gehören. Im Juni hielt er in der Seniorenwohnstätte Eving einen
Vortrag zum Thema "Unterschiedliche Sichtweisen im Umgang mit Demenz" und im Eugen-
Krautscheid-Haus zum Thema "Alter(n) als positive Herausforderung". In seiner Arbeit kon-
zentriert sich Shabahangi auf eine ganz andere Betrachtungsweise von Demenz und auf eine
gesellschaftliche Neubewertung des Alterns.
Das Pflege- und Leitungspersonal aus der Seniorenwohnstätte und den Tagespflegen der AWO
Dortmund wird Ende 2013 einige Wochen in die USA reisen, um mehr darüber zu erfahren und
sich mit den amerikanischen Kollegen auszutauschen. Auch ein Gegenbesuch der Amerikaner
in Dortmund ist geplant.
Austausch mit AgeSong aus den uSAÄlterwerden als Chance
Info
www.agesong.com
pacificinstitute. org
Fotos: Günther Hüggenberg
13
mitglieder & ehrenamt
Persebecker Chor
Schlager, Shanties & Countryelse Cramer
einhundert JahreSouverän hält Trudi Gau das Mikrofon, schwingt im Takt der Musik hin und her. Sie ist gerade
achtzig geworden und steht weiterhin fröhlich auf der Bühne. Trudi Gau ist Teil des Persebe-
cker Chors und bewältigt mit ihren drei Musikerkollegen ein üppiges Repertoire.
Das aktuelle Programm heißt Ruhrpott-Träume, aber die vier Persebecker beherrschen auch all
ihre alten Programme aus dem Effeff. Sie spielen Shanties, Schlager aus der ersten Hälfte des
zwanzigsten Jahrhunderts. "Und deutsche Countrymusik. Die finde ich besonders schön, woll",
begeistert sich Friedhelm Lorenz. Der Vorsitzende des Ortsvereins Persebeck singt nicht nur,
sondern recherchiert auch im Netz für die neuen Programme, moderiert die Auftritte des Chors
und erzählt auf der Bühne Anekdoten. Manchmal wird sogar selbst neu getextet, damit das
Programm richtig rund wird.
Die vier kennen sich schon viele Jahre aus der Begegnungsstätte.
2008 waren sie auf der Suche nach einem Highlight für ihren Ortsver-
ein. Da alle vier gern Musik machen, war die Idee einer eigenen Band
bald geboren. Schnell folgte ein Auftritt im Rathaus. "Beim dritten
Lied fingen alle an zu schunkeln. Da wussten wir, wir sind auf dem
richtigen Weg", erzählt Lorenz. Manfred Herr, gerade siebzig geworden, spielt schon viele Jahre
Akkordeon und ergänzt: "Am liebsten sind wir mittendrin, nah am Publikum." Gitarrist Thomas
Kiesow, der in den Werkstätten der AWO arbeitet, senkt den Altersschnitt des Persebecker Chors
und steht privat eher auf andere Musik: "Aber mir macht es sehr viel Spaß mit der Gitarre auf-
zutreten und die Band ist wirklich toll."
Bei ihren Auftritten nehmen sie statt Gage Spenden für den Ortsverein entgegen. In den letzten
fünf Jahren haben sie schon viele schöne Er-
fahrungen gemacht. So weckt das Programm
des Chors nicht nur die eigenen Erinnerun-
gen, sondern auch die des Publikums. Bei ei-
nem Konzert saß einmal ein Mann ganz starr
dabei, er war dement und schon sehr ein-
geschränkt. "Nach einiger Zeit löste sich die
Starre, er hat mitgesungen und konnte den
gesamten Text auswendig. Solche Erlebnisse
sind wunderbar", freut sich Friedhelm Lorenz.
Und das Publikum freut sich, wenn Trudi Gau
bald wieder als fesche Lola auftritt, natürlich
im passenden Kostüm.
Lange schon ist sie der AWO verbunden
und vor Kurzem konnte sie einen ganz
besonderen Geburtstag feiern. Else Cra-
mer wurde am 8. August 1913 in Dort-
mund geboren. Ihre Kindheit verbrachte
sie überwiegend in einem Kinderheim,
mit zwanzig Jahren heiratete sie in Dort-
mund-Berghofen Hermann Cramer. Sie
erzählt heute noch gern, unter welch
schwierigen Bedingungen die Ehe ge-
schlossen wurde. Ihr Mann war arbeitslos
und bekam nur wenig Arbeitslosengeld,
sie selbst hatte eine halbe Stelle als Haus-
haltshilfe. Else Cramer beschreibt die Si-
tuation so: „Mein Mann hatte nix und ich
hatte nix und das haben wir zusammen
geworfen." Aus der Ehe sind zwei Söhne
hervorgegangen, von denen der jüngere
bereits verstorben ist. Gemeinsam lebte
das Paar in Berghofen, dort gingen beide
in den Chor Silberklang. Bis heute kennt
sie fast alle Lieder, die im AWO-Treff ge-
sungen werden, auswendig. Mit ihrem
Mann konnte Else Cramer diamantene
Hochzeit feiern. Hermann Cramer er-
krankte an Alzheimer, seine Frau pfleg-
te ihn Zuhause. Seit der Eröffnung 1996
besucht Else Cramer den Berghofer Treff
des Ortsvereins Berghofen regelmäßig.
Sie hat die Arbeit des Ortsvereins immer
unterstützt, seit 2007 ist sie AWO-Mitglied.
Der Ortsverein hat zu ihren Ehren eine gro-
ße Feier im Berghofer Treff veranstaltet. Die
AWO gratuliert zu hundert erfüllten Lebens-
jahren.
Info & Buchung
Friedhelm Lorenz
Tel. 0231.770 610
Fotos: Peter Tomczyk
Foto: Lore Struck
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»es war immer ein erlebnis«ortsverein wickede
"Es ging mir immer um die Menschen", sagt Gretel Hagt. Nach 24 Jahren gab sie vor einigen Monaten den Vorsitz des
Ortsvereins Wickede ab, Jenny Woop hat übernommen. Jahrzehntelang prägte Gretel Hagt den Ortsverein und in ver-
schiedenen Funktionen die Dortmunder AWO. Im letzten Jahr wurde ihr für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz
verliehen.
Seit 1977 ist sie AWO-Mitglied. "Ich wollte hier und jetzt etwas bewegen. In der AWO ging
das", erzählt sie. Die Wickeder Begegnungsstätte ist in einer Schule untergebracht, der Orts-
verein hat in Eigenleistung den ehemaligen Fahrradkeller umgebaut und eingerichtet. Das
Verhältnis zur Schule ist gut. "Kinder lagen uns immer am Herzen. Die AWO ist nicht nur für
alte Leute da." In der Schule gab es Kinder, die keine Schuhe und keine passende Kleidung
hatten. So rief Gretel Hagt 1987 die Kleiderkammer ins Leben. Die Kleiderkammer wuchs über
die Jahre immer weiter, mit ihr die Arbeit. In den letzten Jahren sank allerdings die Nachfra-
ge, vor einiger Zeit wurde sie geschlossen.
Seit fast zwanzig Jahren organisiert der Ortsverein auf dem Schulhof eine Kinderferienwoche
für Kinder aus ganz Dortmund. Um sie zu finanzieren, verkauft der Ortsverein stadtweit seine
sehr beliebten Reibekuchen. "Auch Oberbürgermeister Samtlebe musste sich in die Schlange stel-
len, natürlich. Die Arbeit war anstrengend, aber es war auch immer ein Erlebnis", resümiert Gretel
Über eine Spende von 2.175 Euro freut sich das AWO-Projekt "Tischlein deck dich". Die IG
Metall hat eine bundesweite Befragung der Mitarbeiter in der Metall- und Elektroindustrie
vorgenommen. Mehr als eine halbe Million Beschäftigte haben sich daran beteiligt, 2.175
allein in Dortmund. Da die Gewerkschaft für jeden ausgefüllten Fragebogen einen Euro spen-
det, konnte Arnold Pankratow den Scheck entgegennehmen. Das tat er gemeinsam mit Rolf
Wiegand, der sowohl in der AWO als stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins Kirchderne
als auch in der IG Metall ehrenamtlich engagiert ist. Rolf Wiegand hatte sich dafür eingesetzt,
dass die Spende dem AWO-Projekt zugutekommt.
Spendenkonten
iG metall spendet für »tischlein deck dich«
Rolf Wiegand und Arnold Pankratow mit Ulrike Kletezka und Hans Jürgen Meier von der IG Metall
Hagt. Den Vorsitz abzugeben ist der 78-Jäh-
rigen nicht leicht gefallen, aber es musste
sein, da sie und ihr Mann gesundheitlich
angeschlagen sind.
Gretel Hagt übergibt an Jenny Woop einen
Ortsverein, dessen Mitgliederzahl sie über
die Jahre mehr als verzehnfacht hat. Als
Hagt anfing, waren es gerade einmal 24
Mitglieder, heute sind es 272. Woop und
ihre Stellvertreterin Erika Lagemann wollen
das Werk von Gretel Hagt weiterführen. Die
Begegnungsstätte ist ein wichtiger Treff-
punkt im Stadtteil. Im nächsten Jahr gibt es
eine Reise nach Norderney. Früher ist der
Ortsverein sogar bis Norwegen gefahren.
"Aber die Mitglieder sind älter geworden
und möchten nicht mehr so weit reisen. So
manchen fehlt auch das Geld dafür", erzählt
Jenny Woop. Die Frauen stellen gemeinsam
fest, dass das Geld knapp geworden ist:
"Heute gehen viele Leute wieder stoppeln,
also Kartoffeln vom Feld aufsammeln."
Umso wichtiger, dass die Begegnungsstätte
als Ort des Austauschs erhalten bleibt. Dafür
setzen sie sich weiter ein.
Jenny Woop, Gretel Hagt und Erika Lagemann
Foto: privat
Sparkasse Dortmund
Stichwort: Tischlein deck dich
Konto 001 069 691 BLZ 440 501 99
Bank für Sozialwirtschaft (BfS)
Stichwort: Tischlein deck dich
Konto 603 82 02 BLZ 370 205 00
Tages in eine seniorengerechte Wohnung oder
in ein Pflegeheim umzieht.
Das Projekt „Nachbarschaftshelfer“ im Stadt-
bezirk Innenstadt-West ging Anfang 2010
an den Start. Zurzeit gibt es vierzehn aktive
Nachbarschaftshelferinnen zwischen 26 und 78
Jahren, deren Engagement vom Seniorenbüro
Innenstadt-West koordiniert wird. So kommen
im Monat insgesamt hundert ehrenamtliche
Einsatzstunden zusammen. Das Seniorenbüro
unterstützt die Helferinnen und Helfer, mehr-
mals im Jahr finden Treffen statt, bei denen
sich die Ehrenamtlichen austauschen.
Das Projekt Nachbarschaftshilfe ist ein über-
greifendes Projekt aller Dortmunder Senioren-
büros und wird bereits in zehn Stadtbezirken
angeboten. Schon das Abgeben der Tageszei-
tung an der Wohnungstür in der zweiten Etage
kann für Menschen, die alleine leben und den
Briefkasten nicht mehr so gut erreichen, eine
wertvolle Hilfe sein.
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Gisela Hagenbach ist ehrenamtlich als Nach-
barschaftshelferin engagiert und kümmert
sich um Lieselotte Weißenberg: "Die kurze
Verbindung macht es möglich, dass ich auch
auf die Schnelle etwas erledigen kann. Ein
kurzer Anruf von Frau Weißenberg und dann
gehe ich eben noch einkaufen und bringe es
ihr vorbei.“ Die praktische Unterstützung im
Alltag ist das eine, mindestens ebenso wich-
tig ist der zwischenmenschliche Kontakt. „Ich
habe Frau Weißenberg zu meinem Geburtstag
eingeladen. Das war sehr schön", berichtet
die 63-Jährige. Von dem Nachbarschafts-
hilfe-Projekt erfuhr sie im letzten Jahr beim
Westparkfest und ist seitdem selbst dabei.
Gemeinsame Einkäufe mit einem Tässchen
Kaffee außer Haus, ein gemeinsamer Markt-
besuch oder der Gang zum Arzt gehören ne-
ben den vielen Gesprächen auch zur Nach-
barschaftshilfe.
Andere Nachbarschaftshelferinnen gehen mit
dem Hund Gassi, wenn der Besitzer nicht
mehr so gut zu Fuß ist, springen wie zum Bei-
spiel Karin Remmert ein, wenn spontane Hilfe
gebraucht wird, und haben immer ein offenes
Ohr. Dadurch ist es nicht selten möglich, dass
auch betagte Menschen länger in den eigenen
vier Wänden bleiben können als dies ohne die
ehrenamtlichen Helferinnen möglich wäre.
Oft entwickeln sich herzliche Beziehungen
zwischen den Beteiligten, die auch dann er-
halten bleiben, wenn der alte Mensch eines
nachbarschaftshilfe
unterstützung von nebenanLieselotte Weißenberg wird im November 94 Jahre alt. Sie freut sich immer sehr, wenn Gisela Hagenbach sie besucht.
„Die Zuwendung und dass man gemeinsam sprechen kann, ist wichtiger als alles andere“, erklärt die alte Dame.
Info
Seniorenbüro Innenstadt-West
Christine Gilbert
Lange Str. 42, 44137 Dortmund
Tel. 395 72 25
mitglieder & ehrenamt
Auf Initiative türkischer AWO-Mitglieder
wurde am 10. Juni der Ortsverein Eving -
Brücke der Kulturen gegründet. Den Vor-
sitz hat Hadi Kamisli übernommen. In der
nächsten Ausgabe der AWO Profil berichten
wir ausführlicher über die Neugründung.
neuer ortsverein gegründet
oV eving - brücke der Kulturen
Fotos: Christine Gilbert
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Ende Juni veranstaltete die Integrationsagen-
tur der AWO Dortmund eine Fachveranstaltung
zum Thema „Armutszuwanderung aus Süd-
osteuropa“ im StadtZentrum der AWO Dort-
mund, die 75 Teilnehmerinnen und Teilneh-
mer besuchten. Mit dieser Veranstaltung sollte
insbesondere über die in der öffentlichen Dis-
kussion derzeit im Fokus stehende Gruppe der
Armutszuwanderer aus Osteuropa, die viel-
mals der Ethnie der Roma zugehörig sind, in-
formiert werden. Es referierten Roman Franz,
Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher
Sinti und Roma NRW, Christiane Certa, Mitar-
beiterin des Dezernates für Arbeit, Gesundheit
und Soziales und Frank Merkel von der Integ-
rationsagentur der Caritas Dortmund. Die Mo-
deration der Veranstaltung erfolgte durch die
Vorsitzende der AWO Dortmund, Gerda Kienin-
ger, die einen weiteren Workshop zum Thema
für den Herbst dieses Jahres ankündigte.
Armutszuwanderung aus Südosteuropa
Großer erfolg und wichtige erkenntnisse
Frank Merkel, Christiane Certa, Gerda Kieninger und Roman Franz (v.l.n.r.)
menSChen in Der Awo
Heribert Wegge hat als Diplom-Sozialarbeiter 1978 seine Tätigkeit
beim Unterbezirk Dortmund im sozialen Brennpunkt in Dortmund-
Huckarde aufgenommen. Nach dieser Tätigkeit wechselte er 1989
in die Seniorenwohnstätte Eving und leitet dort den Sozialen
Dienst. Auch im ehrenamtlichen Bereich der Arbeiterwohlfahrt ist
Heribert Wegge überaus aktiv. Seit vielen Jahren engagiert er sich
im AWO Ortsverein Lindenhorst und ist Kassierer des Fördervereins
der Seniorenwohnstätte Eving. Für sein 35-jähriges Engagement
sagen wir an dieser Stelle herzlichen Dank und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg.
Margrit Rankert gestorben Nach schwerer Krankheit verstarb am 18. August die Vorsitzende
des Ortsvereines Hostedde/Grevel im Alter von 83 Jahren. Wir trauern um eine herzensgute
und fürsorgliche Freundin. Ihr Name ist mit engagierter ehrenamtlicher Arbeit in unserem
Verband verbunden. Viele Jahre war sie für die Arbeiterwohlfahrt Dortmund ehrenamtlich
aktiv. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen. Wir werden Margrit Rankert stets in dankbarer
Erinnerung behalten.
Guido Engbersen gestorben Der langjährige Mitarbeiter der WAD starb am 30. Juni im Alter
von 46 Jahren. Guido Engbersen war seit 1995 als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförde-
rung für Menschen mit Behinderungen in den Werkstätten tätig. Wir verlieren mit ihm einen
engagierten Mitarbeiter und liebenswerten Kollegen, dessen Tod eine schmerzliche Lücke
hinterlässt. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen.
Auf Einladung des AWO-Stadtbezirks Dort-
mund-Aplerbeck diskutierten Sabine Posch-
mann von der SPD und AWO-Geschäftsführer
Andreas Gora darüber, welche Förderung
Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen
brauchen. In der Kita Heliosweg ging es un-
ter anderem um die kritische Betrachtung von
Lebenslagen und Zukunftschancen von (ar-
men) Kindern und Jugendlichen in Deutsch-
land, um die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf, hier insbesondere die Benachteiligung
der Mütter, und um die Wirkung heutiger Fa-
milienförderleistungen.
familien in not?
Foto: AWO Dortmund
Foto: Gabriele Staake
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Awo DortmunD
Info
Reinhard Kleibrink
Tel. 0231.99 34 108
Für ein Sozialunternehmen wie die Arbeiterwohlfahrt gehört es selbstverständlich dazu, für
die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf steht dabei ganz oben. Daher beteiligt sich die AWO Dort-
mund an "FamUnDo". Dies steht für „Familienbewusste Unternehmen in Dortmund“. In der
ersten Jahreshälfte hat die AWO alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt um heraus-
zufinden, wo der größte Unterstützungsbedarf liegt. Der nächste praktische Schritt ist, die
Angebote für die Beschäftigten noch transparenter zu machen. Im Herbst erscheint ein ent-
sprechender Infoflyer.
Dieser bietet eine Übersicht über die Angebote der AWO an die eigenen Beschäftigten, die
kleine Kinder haben oder Angehörige pflegen. So können zum Beispiel Kinder von AWO-Be-
schäftigten an den Ferienfreizeiten und -spielen der AWO teilnehmen. In den Sommerferien
nach Südfrankreich oder auf den Reiterhof - es gibt eine bunte Palette von Angeboten. Ferien
sind der Ausnahmezustand, im Alltag kommt es auf eine gute Kinderbetreuung an. Die AWO
vermittelt daher Tagespflegepersonen und bietet Unterstützung bei der Suche nach einem
Platz in einer AWO-Kita. Darüber hinaus haben AWO-Mitarbeiterinnen auch die Möglichkeit,
zur Vorsorge und Rehabilitation Mütter- und Mutter-Kind-Kuren zu machen.
Pflegende Angehörige können sich beraten lassen und Unterstützung holen. Annette Sieberg,
zuständig für den Bereich Senioren, berät und organisiert Vorträge zur Information pflegen-
beschäftigt bei der Awo
familie im mittelpunkt
der Angehöriger von Menschen mit Demenz.
AWO-Beschäftigte können die unterschied-
lichsten Angebote in Anspruch nehmen:
Kurzzeitpflege, Tagespflege, Betreutes Woh-
nen und der häusliche Entlastungsdienst
stehen für die pflegenden Angehörigen zur
Verfügung.
Weitere Informationen über die Angebote
für Eltern und pflegende Angehörige gibt es
im AWO-Wiki.
Wer Kinder hat oder Angehörige pflegt, braucht verlässliche Unterstützung, um Familie und Beruf gut abstimmen zu können.
Die AWO Dortmund bietet zahlreiche Möglichkeiten für Eltern und pflegende Angehörige.
Foto: Iris Wolf
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Mittlerweile ist das Lucy-Romberg-Haus mit sieben Fachseminaren für Altenpflege in Marl,
Gelsenkirchen, Bochum, Kamen, Gevelsberg, Münster und Dortmund sowie dem Lotte-Lemke-
Bildungswerk als Ausbildungs- und Weiterbildungszentrum des AWO Bezirks Westliches Westfa-
len eine Institution. Der sechzigste Geburtstag im Sommer wurde mit zahlreichen Gratulanten
entsprechend gefeiert, darunter auch Schülerinnen der ersten Stunde.
Die traditionsreiche Krankenpflegeschule, gegründet 1953, und das Fachseminar für Altenpfle-
ge, gegründet 1958, waren bislang Unterrichtsstätte für 800 angehende Krankenschwestern
und -pfleger, 4.000 Altenpflegefachkräfte und seit 2006 auch für 800 Altenpflegehilfskräfte.
Zurzeit befinden sich weitere 550 Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung. Im Bereich des
Lotte-Lemke-Bildungswerks werden jährlich vierzig Leitungskräfte für die Pflege ausgebildet.
Es finden außerdem 3.000 Fortbildungsstunden für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen
statt.
Michael Scheffler, Vorsitzender des AWO Bezirks Westliches Westfalen, betonte in seiner Anspra-
che zum Jubiläum die Bedeutung dieser Arbeit für die zukünftige Versorgung pflegebedürftiger
Menschen in unserem Land. Auch Marls Bürgermeister Werner Arndt und Markus Leßmann, als
Abteilungsleiter im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter zuständig
Vierte Awo-Sozialkonferenz in der Dortmunder westfalenhalle
60 Jahre lucy-romberg-haus
inklusion beginnt im KopfAls eine Querschnittsaufgabe, die alle Arbeitsbereiche der AWO betrifft, bezeichnet Michael Scheffler, Vorsit-
zender des bezirks westliches westfalen, das thema inklusion. Auf der vierten Sozialkonferenz des bundes-
verbandes, die in Kooperation mit dem bezirk ww in der Dortmunder westfalenhalle durchgeführt wurde,
forderte er, alle Angebote des wohlfahrtsverbandes inklusiv auszurichten - von der Kita bis hin zum Seni-
orenzentrum. „es ist eine herausforderung für uns, die Strukturen so zu gestalten, dass inklusion gelingen
kann.“ und: „Das alles ist neu und muss gelernt werden. inklusion beginnt im Kopf.“
Zum Jubiläum kamen auch Schwesternschülerinnen der ersten Stunde
für Pflegeausbildungen, hoben in ihren Gruß-
worten die wichtige Rolle hervor, die das Lu-
cy-Romberg-Haus bei der gesellschaftlichen
Herausforderung spielt, dem Fachkräfteman-
gel in der Pflege entgegenzuwirken.
Von Beginn an stellte Lucy Romberg die indi-
viduelle Pflege und Betreuung hilfebedürfti-
ger kranker und alter Menschen in den Mittel-
punkt ihrer Arbeit, die sie in einem ständigen
Weiterentwicklungsprozess professionalisier-
te. Dabei setzte sie neben der Vermittlung
von Fachwissen auch auf die Förderung der
persönlichen Entwicklung ihrer Schülerinnen
und Schüler. Diesem Wirken und diesen Ide-
alen fühlt sich das Lucy-Romberg-Haus bis
heute verpflichtet. Gleichzeitig gilt es, aktu-
elle Entwicklungen stets im Auge zu behalten
und in die Ausbildung zu integrieren. „Der
Bereich der Altenpflege ist sehr dynamisch
- ständig kommen neues Wissen und neue
Erfahrungen hinzu“, betont die Leiterin des
Lucy-Romberg-Hauses, Claudia Bertels-Til-
mann. Qualitätsmanagement spiele deshalb
auch vor diesem Hintergrund eine besondere
Rolle. „Jeden Monat trifft sich ein Qualitäts-
zirkel, dessen Mitglieder die Ausbildungsin-
halte kritisch überprüfen.“
Wichtig ist für Claudia Bertels-Tilmann auch
der regelmäßige Austausch mit den Pflege-
einrichtungen, um Theorie und Praxis best-
möglich zu verzahnen. Dabei profitiert sie
von einem großen Vorteil des Lucy-Romberg-
Hauses: Die Hälfte aller Pflegeeinrichtungen
im Bereich des Bezirks Westliches Westfalen
wird ebenfalls von der AWO getragen.
Sechs Jahrzehnte ist es her, dass die ersten Schwesternschülerinnen in Marl ihre Ausbildung
begannen. Lucy Romberg, die Gründerin der AWO-Schwesternschaft, hatte den damals als
besonders fortschrittlich geltenden dreijährigen Lehrgang initiiert.
Das sechzigjährige Bestehen des Lucy-Romberg-Hauses wurde mit vielen Gästen groß gefeiert: (hintere Reihe v.l.n.r.) Wolfgang Altenbernd, Geschäftsführer des Bezirks Westliches Westfalen, Marls Bürgermeister Werner Arndt, Michael Scheffler, Vorsitzender des Bezirks Westliches Westfalen und Markus Lessmann vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter; davor die Leiterin des Lucy-Romberg-Hauses Claudia Bertels-Tillmann mit Doris Tachojianni und Britta Mahlzahn, Schwesternschülerinnen der ersten Stunde.
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beZirK weStliCheS weStfAlen
Über 6.000 Mitarbeiter aus den Bereichen Pflege, Hauswirtschaft, Service, Haustechnik und Betreuung
in den rund sechzig Seniorenzentren im Awo bezirk westliches westfalen erkennen besucher der ein-
richtungen künftig auf den ersten blick. Sie alle erhalten zurzeit eine neue Dienstkleidung - je nach
Aufgabenfeld in unterschiedlicher farbgebung.
In Deutschland leben zehn Millionen Menschen mit Behinderung. Das sind etwa 12,2 Pro-
zent der Gesamtbevölkerung. Es gibt zwar Regelungen, Gesetze und Projekte zur Inklusion
von Menschen mit Behinderung, aber es muss sich noch vieles in den Köpfen ändern, damit
eine gleichberechtigte Gesellschaft Wirklichkeit wird. Auch heute noch haben viele Men-
schen keine konkrete Vorstellung über die Lebenswelten von Menschen mit Behinderungen.
Entsprechend ihrem ganzheitlichen Menschenbild setzt sich die AWO seit vielen Jahren da-
für ein, dass jeder Mensch die gleichen Chancen hat, am Leben in unserer Gesellschaft
teilzuhaben - sei es im Bereich Arbeit oder im Bereich Wohnen, sei es im Freizeitbereich
oder bei der Teilhabe an Kunst und Kultur. Zum vierten Mal gibt die Westfalenfleiß GmbH
in Münster nun zwölf Menschen mit Behinderung die Chance sich „anders als normal“ zu
präsentieren. Sie arbeiten in einer Westfalenfleiß-Werkstatt für Menschen mit Behinderung
oder an einem externen Arbeitsplatz. Sie wohnen bei ihren Eltern, in ihren eigenen Woh-
nungen oder in betreuten Wohnformen der Westfalenfleiß GmbH.
Mit diesem Kalender geht Westfalenfleiß ungewöhnliche Wege und zeigt andere Facetten
von Menschen mit Behinderung. Die Models sind in Wunschrollen als „Stars“ geschlüpft
und haben sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Im Sinne des Inklusionsgedankens ist
dieser Kalender ein Beitrag, die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behin-
derungen in die Realität umzusetzen - eben „anders als normal“. Die Fotografin Dania
Frönd arbeitet seit vielen Jahren als Erzieherin im Wohnverbund der Westfalenfleiß GmbH.
Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit der Porträtfotografie. Mit viel Herz und Gefühl für
Menschen mit Behinderung setzt sie dabei die Models ins rechte Licht.
Die Ausstellung mit den Motiven des Kalenders war bisher in Münster, anschließend bei der
vierten AWO-Sozialkonferenz im Goldsaal der Westfalenhallen und ist aktuell in der AWO-
Bezirksgeschäftsstelle in Dortmund zu sehen.
Awo-Kalender 2014 - »Stars«
Vierte Awo-Sozialkonferenz in der Dortmunder westfalenhalle
„Inklusion – Auch bei uns“, war die Veran-
staltung am 28. Juni überschrieben, zu der
mehrere hundert Teilnehmer gekommen wa-
ren. In seiner Eröffnungsrede nannte Wilhelm
Schmidt, Präsident des AWO-Bundesverban-
des, Inklusion „Leitprinzip und Forderung
zugleich“. Während Integration Menschen,
„die anders sind“, in das bestehende Sys-
tem eingliedern wolle, verlange Inklusion die
„Anpassung des Systems an die Bedürfnisse
der Menschen“. Und damit, so Schmidt, sei
Inklusion auch ein Auftrag, der sich aus den
Grundwerten der AWO wie Gleichheit, Soli-
darität und Gerechtigkeit ergebe. Er mahn-
te: „Wir müssen uns in einen breiten gesell-
schaftlichen Dialog darüber begeben, ob sich
unsere etablierten Strukturen eignen, um den
Bedürfnissen der Menschen gerecht zu wer-
den, denen bisher die umfassende Teilhabe
am gesellschaftlichen Leben verweigert wur-
de.“
Dass die Forderung nach Inklusion eine ganz
neue Blickrichtung verlangt, betonte auch
Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Integ-
ration und Soziales in NRW: „Nicht der Mensch
ist behindert, sondern er wird behindert ge-
macht - und zwar durch Defizite in unserem
gesellschaftlichen Leben, die es abzustellen
gilt.“ Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich
Sierau formulierte in einem Grußwort: „Wir
haben das Thema in der Vergangenheit falsch
angepackt und nur auf die Schwächen der
Menschen, nicht auf ihre Stärken geschaut.“
Dass Inklusion nicht zum Nulltarif zu haben
ist, betonten sowohl Michael Scheffler als
auch Wilhelm Schmidt und der AWO-Bundes-
vorsitzende Wolfgang Stadtler. Inklusion sei
kein Sparmodell. Es müssten von Bund, Län-
dern und Kommunen ausreichend Mittel zur
Verfügung gestellt werden, um die richtigen
Rahmenbedingungen zu schaffen. AWO-Prä-
sident Schmidt: „Die AWO fordert eine ein-
deutige Orientierung der Politik zur Inklusion
und damit eine sichere materielle Grundlage,
damit Inklusion als gesamtgesellschaftliche
Aufgabe gelingen kann.“
Info
Der Kalender ist ein Schwarz-Weiß-Druck
und in zwei Größen erhältlich:
DIN A2 / 10 Euro und DIN A3 / 7 Euro zzgl.
Versandkosten.
Bestellungen
AWO Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.
0231.54 83-0 oder [email protected]
AWO Profil ist die Zeitung des
AWO Unterbezirks Dortmund
Klosterstraße 8-10, 44135 Dortmund,
Tel. 0231.99 34-0
www.awo-dortmund.de, [email protected]
Herausgeberin: Gerda Kieninger, Vorsitzende
Verantwortlich: Andreas Gora, Geschäftsführer
Redaktion AWO: Anja Butschkau,
Tel. 0231.99 34 310
Die letZte Seite
imPreSSum
Kontakt
Tel. 0231.56 78 58 466
Montag bis Donnerstag 8 bis 15.30 Uhr
Freitag 8 bis 14 Uhr
Die Werke der Künstlerinnen und Künstler des Kunstateliers der
AWO-Werkstätten Dortmund können käuflich erworben werden.
über eine verrückte Welt
Verrückte
Ansi
chte
n WERKstattARBEIT, Yvonne Keidies
Soziale Akkordarbeit
Ihre AWO Tagespflegeeinrichtungen – Jetzt 4x in Dortmund:Tagespflege im Eugen Krautscheid Haus · Tagespflege MöllershofTagespflege Westhoffstrasse · Tagespflege Wickede
Leistungen• Angehörigenarbeit (Angehörigenabende, Erfahrungsaustausch)• Spezielle Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz • Bewegungstraining (Spaziergänge, Bewegungsübungen)• Betreuungszeiten bis 19.00 Uhr und am Wochenende• Fahrdienst (Hin- und Rückfahrt)• Gedächtnistraining
Ihre AnsprechpartnerMirko Pelzer
Tel.: (0231) 3 95 72 15Mobil: (0162) 1 06 79 94
Email: [email protected]
Einmal pro Jahr wird eine Urlaubsfahrt angeboten.Während dieser Zeit werden unsere Gäste 24 Std. am Urlaubsort (Winterberg) betreut.
Redaktion, Produktion, Texte, Fotos (soweit nicht
anders angegeben): Barbara Underberg
Foto Titelseite: Iris Wolf
Gestaltung: Iris Wolf
Entgelt für die AWO Profil im Mitgliedsbeitrag
enthalten
Druck: Lensing Druck GmbH & Co KG, Dortmund
AWO Profil erscheint vier Mal im Jahr,
Auflage: 13.000
2.000 Exemplare der AWO Profil
liegen dem Straßenmagazin "bodo" bei.