AWO Profil 3/2013

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Nr. 54 | Oktober 2013 | K53172 ARBEITERWOHLFAHRT IN DORTMUND 02 GAD - Starthilfe in den Beruf: Traumjob Hochstapler 08 Hilfe für den Hausmeister 09 Persönlich- keitsentwicklung mit Pinsel 10 Teichdrachen und Tümpelforscher 13 Persebecker Chor - Schlager, Shanties & Country 15 Nachbarschaftshilfe - Unterstützung von nebenan

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AWO Profil Nr. 54 erschienen Die Sommerferien sind vorbei, das neue Ausbildungsjahr hat begonnen. Auch für zwei junge Erwachsene, denen die AWO-Tochter GAD zuvor eine Starthilfe in den Beruf gegeben hat. "Traumjob Hochstapler" ist der Titel des aktuellen Schwerpunkts. Doch die GAD und andere Träger stehen unter Druck und fordern, dass die Qualität ihrer Arbeit bei Ausschreibungen mehr Berücksichtigung findet. Der Beitrag "Hilfe für den Hausmeister" beschreibt einen ausgelagerten Arbeitsplatz der AWO-Werkstätten. Die AWO Kita DSW21-DEW21 ist nun Schwerpunkt-Kita für Kunst, Kultur und Bewegung (KuKuBe), dort findet zum Beispiel "Persönlichkeitsentwicklung mit Pinsel" statt. Das üppige Repertoire des Persebecker Chors wird im Artikel "Schlager, Shanties & Country" vorgestellt. Die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe, organisiert über die Seniorenzentren, wird im Beitrag "Unterstützung von nebenan" beschrieben. Viel Vergnügen beim Lesen!

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Nr. 54 | Oktober 2013 | K53172

ArbeiterwohlfAhrt in DortmunD

02 GAD - Starthilfe in den Beruf: Traumjob Hochstapler 08 Hilfe für den Hausmeister 09 Persönlich-keitsentwicklung mit Pinsel 10 Teichdrachen und Tümpelforscher 13 Persebecker Chor - Schlager, Shanties & Country 15 Nachbarschaftshilfe - Unterstützung von nebenan

Traumjob Hochstapler

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Liebe Leserin, Lieber Leser,

Gemeinsam können wir etwas bewirken. In Dortmund

protestierten im Frühjahr Schüler, Eltern, LehrerInnen,

SchulsozialarbeiterInnen und Träger gegen die Strei-

chung der Stellen von 81 SchulsozialarbeiterInnen.

Der Protest war erfolgreich: Die Stadt Dortmund hat

beschlossen, alle 81 Schulsozialarbeiterinnen und

Schulsozialarbeiter, die bisher durch den Bund finan-

ziert wurden, bis zum Ende des Schuljahres 2013/14

weiter zu beschäftigen. Damit sind die Stellen vorerst gerettet und die Schulso-

zialarbeit wird an den Dortmunder Schulen ohne Kürzungen fortgesetzt.

In Dortmund ist Schulsozialarbeit seit vielen Jahren ein unverzichtbares Hand-

lungsfeld in bewährter Kooperation von Land, Stadt und Freien Trägern. Aktuell

sind rund 160 SchulsozialarbeiterInnen in unterschiedlicher Trägerschaft an

92 Schulstandorten tätig. Die SozialarbeiterInnen helfen bei Problemen mit

LehrerInnen, MitschülerInnen oder auch Eltern - erklären, wie man zum Bei-

spiel an Zuschüsse für Nachhilfe oder Klassenfahrten kommt. Der Bund hatte

für drei Jahre befristet bis Ende 2013 jeweils rund fünf Millionen Euro jähr-

lich für Schulsozialarbeit in Dortmund zur Verfügung gestellt. Die Arbeit der

2011 neu eingestellten SchulsozialarbeiterInnen hat sich als so hilfreich und

wichtig erwiesen, dass sich ein breites Bündnis für den Erhalt dieser Stellen

eingesetzt hat. Auch der Zwischenbericht der Fachhochschule Dortmund zur

Qualität der Schulsozialarbeit stellt die große Bedeutung der Schulsozialarbeit

für die Zukunft unserer Schulen heraus. Die Weiterbeschäftigung der Schulso-

zialarbeiterInnen stemmt die Stadt Dortmund nun mit Geldern aus den noch

zur Verfügung stehenden Bundesmitteln für die Schulsozialarbeit, die die Stadt

nicht rückerstatten muss.

Mit dieser Zwischenlösung wurde Zeit gewonnen, eine bildungspolitische Lö-

sung auf Bundesebene zur langfristigen Absicherung der Schulsozialarbeit zu

finden. Seit einigen Monaten wird in der Politik auf Bundes- und Landesebene

intensiv über eine dauerhafte Finanzierung der Schulsozialarbeit diskutiert.

Der Bundesrat hat inzwischen eine eigene Gesetzesvorlage zur dauerhaften

Entfristung auf den Weg gebracht. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und

Landesarbeitsminister Guntram Schneider sind der Meinung, dass Schulsozi-

alarbeit ein Erfolgsmodell ist und vom Bund weiter finanziert werden muss.

Die AWO Dortmund unterstützt diese Forderung mit Nachdruck und setzt sich

weiterhin aktiv dafür ein, die Schulsozialarbeit dauerhaft zu etablieren.

Wir haben gesehen: Kämpfen lohnt sich! In diesem Sinne wünsche ich

Ihnen eine angenehme farbenfrohe Herbstzeit

Ihre

EDITORIAL

SPenDenKontoAWO Unterbezirk Dortmund

Konto 001 069 691

BLZ 440 501 99

Sparkasse Dortmund

Staplerfahren macht Spaß. Inzwischen

gehört es für Mitch Patterson zum Ar-

beitsalltag. Er hat die GAD als Sprung-

brett in eine betriebliche Ausbildung

bei einem großen Logistikdienstleister

genutzt. Auch Vera Nowacki hat ihre

Chance ergriffen und im September mit

einer Ausbildung zur Altenpflegerin be-

gonnen.

Beide waren vorher nach Vermittlung

durch die Agentur für Arbeit und das

Jobcenter bei der AWO-Tochter GAD Ge-

sellschaft für Arbeit und soziale Dienst-

leistungen mbH. Der 22-Jährige mit dem

schottischen Namen hat das erste Aus-

bildungsjahr zum Fachlageristen beim

Träger im internen Lager gemacht. Mor-

gens um sieben ging es im Übungslager

der GAD an der Lindenhorster Straße los,

zusätzlich hat er ein Praktikum bei einem

Logistiker gemacht, der mit der GAD ko-

operiert. Der war von Mitch Pattersons

Arbeit so überzeugt, dass er ihn mitten

aus der Maßnahme geholt hat und er das

zweite Ausbildungsjahr nun komplett im

Betrieb macht. Berufsschule gehört na-

türlich auch dazu, die GAD bietet zusätz-

lichen Stütz- und Förderunterricht, damit

die jungen Erwachsenen gut durch The-

orie und Praxis kommen. Das fand Mitch

selbst sehr wichtig, da er Schule früher

immer als Hürde wahrgenommen hat.

Einen Schottenrock wollte Mitch Patterson

für das Fotoshooting leider nicht anzie-

hen, aber er schwingt sich im Lager der

GAD noch einmal auf den Frontstapler.

Sein Ausbilder und Stützlehrer Tim Land-

wehr zeigt feixend auf zwei Macken in

Stapler und Regal: "Na, erinnerst du dich

noch daran?" Der Auszubildende grinst

etwas verlegen und betont: "Das Gaspedal

hat geklemmt, ich konnte nichts dazu."

Selbst wenn der Schneckengang eingelegt

ist, kann so ein Stapler schon mal durch-

gehen. Heute jedenfalls lenkt Mitch Pat-

terson das Gefährt ganz souverän. Foto

s: I

ris

Wol

f

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GAD: Starthilfe in den beruf

traumjob hochstapler

SChwerPunKt bildung & Arbeit

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Hängematte für die Katz

2009 war er mit der Schule fertig, begann mit einer berufsvorbereitenden Maßnahme und einer

Ausbildung zum Tischler. Zwar arbeitet er privat gern mit Holz und hat zum Beispiel für seine

Katze einen Luxuskratzbaum mit Hängematte gebaut, aber der Tischlerberuf lag ihm nicht. So

kam er zur GAD. Tim Landwehr ist stolz: "Er hat sich toll entwickelt, ist zuverlässig, pünktlich,

ein Idealfall." Mitch will die Ausbildung gut beenden, "damit ich was in der Hand habe", viel-

leicht schließt er dann noch ein drittes Ausbildungsjahr an zur Fachkraft für Lagerlogistik. Er ist

froh, durch eigenen Einsatz und mit Unterstützung der GAD einen regulären Ausbildungsplatz

gefunden zu haben. Jeden Morgen um vier Uhr aufstehen und um sechs mit der Arbeit anfan-

gen - für ihn kein Problem. In seiner Firma arbeitet er am liebsten als Hochstapler - mit dem

Gabelstapler am Hochregallager.

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SChwerPunKt bildung & Arbeit

GAD und andere träger wehren sich

Die Qualität muss zählenUm junge Menschen wie Mitch Patterson und Vera Nowacki auf ihrem Weg in den Arbeits-

markt zu unterstützen, braucht man gute Konzepte und verlässliche, erfahrene Sozialpäda-

gogen. Der Erfolg von Maßnahmen der beruflichen Bildung hängt von ihrer Qualität ab. Klar.

Klar? Für Träger wie die AWO-Tochter GAD ist die Arbeit in den letzten Jahren immer schwerer

geworden, weil es gerade nicht um Qualität, sondern vor allem um die Kosten geht. Der Preis

entscheidet. Dagegen setzen sich die Träger zur Wehr. Die Politik horcht auf.

Jobcenter und Arbeitsagentur machen beschäftigungspolitische Ausschreibungen, damit sie

zum Beispiel arbeitsuchenden Jugendlichen außerbetriebliche Ausbildungen oder berufsvorbe-

reitende Maßnahmen anbieten können. Mehrere Träger beteiligen sich an solchen Ausschrei-

bungen, nur einer bekommt jeweils den Zuschlag. Da für die Bundesagentur für Arbeit bei der

Vergabe vor allem der Preis zählt, gehen anerkannte lokale Träger häufig leer aus. Andreas Koch

von der Interessengemeinschaft Sozialgewerblicher Beschäftigungsinitiativen e.V. (ISB) in Dort-

mund beschreibt es so: "Bundesweit haben etablierte lokale Träger das Problem, dass sie bei den

Niedrigpreisen der überregionalen Billiganbieter nicht mithalten können." Die Dumpingpreise sind

möglich, da solche Anbieter ihre Mitarbeiter schlecht bezahlen und vor Ort keine Infrastruktur wie

Werkstätten unterhalten. Für die Mitglieder der ISB, zu denen neben GAD und dobeq auch GrünBau,

Vera Nowacki hat einige Monate mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Soziales an einer berufs-

vorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) der GAD teilgenommen. Dazu gehörte ein Praktikum,

das sie bei einem ambulanten Pflegedienst absolvierte. Das Unternehmen war mit ihrer Arbeit

so zufrieden, dass es Vera mitten aus der Maßnahme in eine dreijährige betriebliche Ausbil-

dung zur Altenpflegerin holte, am ersten September ging es los. Üblicherweise dauert eine BvB

zehn Monate. "Mir ist es wichtig, dass Menschen etwas von meiner Arbeit haben. Dann bin ich

zufrieden." Das frühe Aufstehen und die körperliche Belastung schrecken die Achtzehnjährige

nicht. Ulrike von Hören ist bei der GAD Lehrerin für Pflegeberufe. Für Veras Einsatz ist sie voll des

Lobes: "Weil sie so motiviert ist, ging es bei ihr mit dem Ausbildungsplatz besonders schnell."

In der BvB werden vor allem die Inhalte des ersten Ausbildungsjahres vermittelt, Stütz- und

Förderunterricht sorgt dafür, dass die Teilnehmer den Anschluss bekommen.

Erster Arbeitsmarkt als Ziel

Die GAD führt Maßnahmen zur beruflichen Bildung durch, die vor allem benachteiligte junge

Menschen fördern und ihnen helfen, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Neben Lager/

Handel und Gesundheit/Soziales bietet die GAD in der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme

auch die Schwerpunkte Hotel/Gaststätte/Ernährung und Kosmetik/Körperpflege an. Im Bereich

der Ausbildung werden Ausbildungsgänge zum Fachlageristen, Maler und Lackierer, Friseur und

Verkäufer angeboten. Mitch und Vera sind Beispiele dafür, wie wichtig solche Angebote sind,

um junge Erwachsene, die nicht im ersten Anlauf einen regulären Ausbildungsplatz bekommen

haben, dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden.

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Diakonie, Caritas und viele andere gehören, ist der jeweilige Tarifvertrag bindend die Untergren-

ze. Die meisten Träger zahlen deutlich höhere Gehälter als den Mindestlohn, sind aber dennoch

aufgrund des Wettbewerbs gezwungen, auf seinem Niveau zu kalkulieren. Der Mindestlohn ist

laut Koch "sehr dürftig" - aber dennoch oft nicht dürftig genug, um den Zuschlag der Arbeitsagentur

zu bekommen, da die ISB-Träger auch ihre Infrastrukturkosten mit in

den Preis einrechnen müssen.

Andreas Gora, AWO-Geschäftsführer, und Joachim Thiele, Geschäfts-

führer der GAD, reicht es nun, sie wollen die Preisdrückerei nicht

mehr mitmachen: "Wie weit sollen wir die Gehälter der Sozialpä-

dagogen denn senken, damit es der Arbeitsagentur billig genug ist?

Wenn wir wollen, dass sie gute Arbeit machen, müssen wir sie auch

angemessen bezahlen." Die anderen Dortmunder Träger sehen das

ähnlich, es regt sich Widerstand. Im Sommer hat die ISB zum arbeits-

marktpolitischen Dialog mit den im Bundestag vertretenen Parteien

eingeladen. Dort haben sich alle Parteien für eine Änderung der Aus-

schreibekriterien für die Vergabe von Fördermaßnahmen für Arbeitslose

ausgesprochen.

Gemeinsames Forderungspapier

Der Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow war einer der Diskussionsteil-

nehmer. Zusammen mit der ISB hat er ein Forderungspapier erstellt, das die SPD Dortmund

inzwischen als erste Partei unterschrieben hat. Der Unterbezirksvorstand ist einstimmig der

Auffassung, "dass bei der Vergabe von beschäftigungsrelevanten Maßnahmen durch die Ar-

beitsagentur nicht der Preis das entscheidende Kriterium sein soll, sondern die Qualität der

jeweiligen Maßnahme." Darüber hinaus fordert das Papier von ISB und Bülow, ein so genanntes

Präqualifikationsverfahren ähnlich wie bei Bauunternehmen in die Vergabepraxis einzuführen.

Dabei handelt es sich um eine vorgelagerte, auftragsunabhängige Prüfung der Eignungsnach-

weise von Bietern bei öffentlichen Aufträgen. "Dann fließen zum Beispiel Erfahrung und Quali-

tät des Trägers mit ein", so Koch. Diese Forderung erhebt auch Utz Ingo Küpper. Der langjährige

Chef der Dortmunder Wirtschaftsförderung ist heute Vorsitzender des Jugendwerks Köln, das Projekte

für benachteiligte Jugendliche anbietet. Aufgrund des hohen Preisdrucks musste das Jugend-

werk inzwischen zwei von vier Werkstätten schließen. "Die Zustände sind dramatisch, anderen

Trägern in Köln ergeht es ähnlich", kritisiert Küpper. Auch er fordert, dass Qualitätsstandards

deutlich stärker Einzug in die Ausschreibungskriterien halten.

Marco Bülow hofft, dass die Kandidaten der anderen Parteien nun folgen und ihre Äußerungen

nicht nur Lippenbekenntnisse waren. Bülow weiter: "Ich setze mich auch in Zukunft dafür ein,

dass die Vergabe von Fördermaßnahmen an das wirtschaftlichste - gekoppelt an bestimmte Güte-

kriterien - und nicht an das preisgünstigste Angebot erteilt wird. Mittlerweile habe ich auch Kontakt

zu anderen Städten und Abgeordneten hergestellt, damit ein mögliches überparteiliches Dortmun-

der Bündnis weiter Unterstützung bekommt.“ Für Andreas Koch sind dies Schritte in die richtige

Richtung: "Prüfungen bei den Billiganbietern haben gezeigt,

dass sie die versprochenen und angebotenen Vorgaben

der Arbeitsagentur nicht immer einhalten. Diese Träger

bekommen dann Probleme."

Foto: spdfraktion.de

Info

Joachim Thiele

Tel. 0231.99 34 301

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wAD gibt Vollwert-Kochbuch heraus

Die WAD ist nun stolze Besitzerin von zwei

BVB-Fan-Rollatoren, die sie von der Stiftung

"leuchte auf", der offiziellen gemeinnützigen

Stiftung von Borussia Dortmund, erhalten hat.

Die besonderen Fan-Artikel kommen vor Ort

unter anderem beim Gehtraining zum Einsatz.

Der BVB, der Rollatorenhersteller Topro aus

Fürstenfeldbruck in Bayern und das Sani-

tätshaus Rehatech Aravantinos aus Waltrop

haben unter dem Namen "Fan-Reha" einen

Rollator speziell für Fans von Borussia Dort-

mund auf den Markt gebracht. Schwarz und

gelb ist das Gestell, am Rahmen und auf der

Front prangt das BVB-Logo. Das Sanitätshaus

hat sechs der Rollatoren an die BVB-Stiftung

gespendet, die diese wiederum drei gemein-

nützigen Einrichtungen, eine davon die WAD,

überlassen hat.

einfach selber kochen

eingliederung

bVb-rollatoren

Schwarz-gelb und mobil

Stefan Pöschel von der Firma Rehatech, Heidi Gischarowski, Jörg Grzondziel und Cansu Saksak von der WAD, Birgit Blanck vom Sozialen Dienst der WAD und Marco Rühmann, Projektleiter der Stiftung "leuchte auf" (v.l.n.r.)

Dinkelbrot selbst gemacht. Schritt für Schritt erklärt eine Stimme, welche Zutaten in welcher

Menge benötigt und wie sie dann verarbeitet werden. Am unteren Rand erscheinen diese

Angaben gleichzeitig als Text. Nach gut vier Minuten ist das virtuelle Brot fertig. Die DVD mit

vollwertigen Rezepten liegt einem neuen Kochbuch bei, das die WAD herausgegeben hat.

"Gesunde Vollwertkost einfach zubereiten" lautet der Titel des Buchs, das nicht nur Mittagsge-

richte, sondern auch Frühstück, Abendbrot und Frischkostrezepte enthält. Von selbst gemachter

Nougatcreme über Wirsingsalat bis zum Spitzkohlauflauf ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Das Buch beschreibt die Arbeitsschritte zu allen Rezepten leicht verständlich, jeder Schritt bis

zum Ausschalten des Herdes wird durch ein Foto dokumentiert.

"Meine Erfahrungen zeigen, dass viele Menschen wenig über gesunde Ernährung wissen und

es für sie schwierig ist, sich im Alltag richtig zu ernähren", erklärt Stephanie Kappenhagen, Ge-

sundheitsberaterin und Autorin des Kochbuchs. Da es für Menschen mit Behinderung oft noch

schwerer ist, dieses Wissens zu erlangen, entstand die Idee, ein leicht verständliches Kochbuch

mit leckeren und gesunden Rezepten zu entwickeln. Das Buch enthält neben 25 Rezepten auch

Materialien, um mit Schülern das Thema gesunde Ernährung zu erarbeiten sowie Tipps für den

täglichen Speiseplan und die Ernährung unterwegs. Die Zubereitung einiger Rezepte, die etwas

umfangreicher ist, können auf der DVD angeschaut werden. Guten Appetit.

"Gesunde Vollwertkost einfach zubereiten" von Stephanie Kappenhagen

Hrsg. Werkstätten der Arbeiterwohlfahrt Dortmund

71 Seiten, DIN A4, inkl. DVD, 29,90 Euro

ISBN: 978-3-403-23319-0, Persen Verlag, www.persen.de

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Er pflegt die gesamte Außenanlage der Rheinisch-Westfälischen Realschule, einer Förderschule des Landschaftsverbandes

Westfalen-Lippe. Dazu gehören der Schulhof, die Grünflächen und der Sportplatz. Der WAD-Mitarbeiter sammelt Scherben

ein, entfernt Kaugummis, füttert die Fische und bringt zum Schuljahresbeginn neue Schilder an den Klassenräumen an.

Auch ein Wasserbett hat er schon zusammengebaut. Die Schule in der Dortmunder Nordstadt hat immer mal wieder mit

Vandalismus zu kämpfen. "Fenster werden eingeworfen, zerbrochene Flaschen liegen herum", erzählt Hausmeister Frank

Lerche, der sich bis vor Kurzem um alles alleine kümmern musste. Nun ist er froh über die tatkräftige Hilfe, zu zweit lassen

sich die nächtlichen Spuren natürlich schneller beseitigen.

Seit vier Monaten ist Michael Funken inzwischen an der Schule, nach drei Monaten Praktikum bekam er gerade einen

richtigen Vertrag für ein Jahr. Mit Lehrern und Schülern kommt er gut klar. "Die haben mich ganz schnell als Inventar

betrachtet", freut sich der 31-Jährige. In den

Werkstätten hat er im Lager gearbeitet, aber

er wünschte sich mehr Abwechslung. Nach

einigen gescheiterten Versuchen auf anderen

ausgelagerten Arbeitsplätzen hat er nun den

Job gefunden, mit dem er zufrieden ist. "Vor-

her hat die Chemie einfach nicht gestimmt.

Hier passt es prima", berichtet Funken.

Hausmeister unter sich

Dass er heute hier arbeiten kann, verdankt er

einem Gespräch unter Hausmeistern. An ei-

ner LWL-Schule in Aplerbeck unterstützt schon

länger ein WAD-Mitarbeiter den Hausmeister.

Dieser erzählte Frank Lerche ganz begeistert

von der Hilfe, die er hat. Das fand der Kolle-

ge so nachahmenswert, dass er sofort Kontakt

zur WAD aufnahm. Innerhalb weniger Wochen

wurde alles organisiert, Lerche und Funken

arbeiten seitdem Hand in Hand.

Insgesamt arbeiten zurzeit achtzehn WAD-

Mitarbeiter auf ausgelagerten Arbeitsplätzen.

Sie sind weiter bei der WAD angestellt, über

die Werkstatt unfallversichert und erhalten

den gleichen Werkstattlohn wie zuvor. Wenn

Schwierigkeiten auftauchen, kümmert sich

die WAD darum, so dass die Mitarbeiter auf

den Außenarbeitsplätzen nicht ganz allein auf

sich gestellt sind. Bei Michael Funken läuft es

jetzt rund, jeden Morgen um acht fährt er mit

der knatternden Kehrmaschine über den Hof

und alle freuen sich, dass er da ist.

Ausgelagerter Arbeitsplatz

hilfe für den hausmeisterMit der motorisierten Kehrmaschine ist er am liebsten unterwegs. Seit Michael Funken den Hausmeister unterstützt, ist das große Schulge-

lände blitzblank. Die Arbeit in den AWO-Werkstätten war ihm zu eintönig, auf dem ausgelagerten Arbeitsplatz als Hausmeisterhelfer fühlt

sich Michael Funken genau richtig gefordert.

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Kinder, Jugend & familie

hilfe für den hausmeisterAwo/DSw21-Kita KuKube

Persönlichkeitsentwicklung mit PinselTabea haut mit dem Pinsel aufs nasse Papier und staunt über das bunte Bild, das entsteht. Die Vierjährige malt ein

Aquarell. Tim und Jores wollen ein Skateboard zu Papier bringen. Die drei erleben gerade den Start ihrer Kita in eine

ganz neue Phase. Die AWO/DSW21-Kita hat sich zur Schwerpunkt-Kita für Kunst, Kultur und Bewegung entwickelt. Das

Auftaktprojekt im September widmete sich den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft.

Die drei Schwerpunkte sol-

len die Persönlichkeits-

entwicklung der Kinder

durch eigenständiges

Denken fördern. Kunst

regt dabei an, das ei-

gene Erleben vielfältig

auszudrücken, kulturelle

Bildung hilft, das Urteils-

vermögen der Kinder zu

stärken, und die Bewegung

ist das ursprünglichste Aus-

drucksmittel von Kindern.

Alle fünfzehn Mitarbeite-

rinnen und Mitarbeiter der

Kita haben in der ersten

Jahreshälfte an der Fortbil-

dung "Fachkraft kulturelle

Frühförderung" teilge-

nommen. Das ist einma-

lig in Dortmund und zeigt,

dass die Qualität der Kin-

derbetreuung für die AWO

ganz oben steht. "Dazu

gehört natürlich auch, die

Kinder nicht zu überfordern, sondern an ihren jeweiligen Entwicklungsstand und ihre Interes-

sen anzuknüpfen", berichtet Einrichtungsleiter Christian Schäfer.

Kunst, Kultur, Bewegung

Die Eltern wurden bei der Entwicklung des Schwerpunkts von Anfang an einbezogen und un-

terstützen sie tatkräftig. So kam der Titel "KuKuBe" durch einen Namenswettbewerb unter den

Eltern zustande. Das Kita-Team hat sich bewusst für einen eigenen Weg und ein eigenes Kon-

zept entschieden. "Wichtig ist, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das mittragen und

sich aktiv einbringen", so Schäfer. Sogar das Logo des tanzenden Pinsels hat die Kita selbst

entwickelt. Der Aufwand war hoch, hat sich aber gelohnt. Nach einem Jahr Vorarbeit geht der

Schwerpunkt nun offiziell an den Start.

Ende September wird der KuKuBe-Schwerpunkt mit einem großen Fest der Öffentlichkeit vor-

gestellt, ab Oktober gibt es den Donnerstag als festen KuKuBe-Tag mit gruppenübergreifenden

Angeboten. Im Kita-Café entsteht eine eigene

Präsentationsfläche mit einem großen tan-

zenden Pinsel, wo Eltern und Besucher lau-

fend über die KuKuBe-Projekte informiert

werden. Die Kinder gestalten den Eingangs-

bereich gemeinsam mit einer Künstlerin neu,

damit jeder auf den ersten Blick sieht, was

ihn in dieser besonderen Kita erwartet. Dass

es auch einen FC KuKuBe gibt, der bereits er-

folgreich an der Kita-Stadtmeisterschaft teil-

genommen hat, versteht sich von selbst.

Auch Mitarbeiterin Sonja Friebel freut sich

über die Werke von Tabea, Tim und Jores:

"Es geht nicht darum, dass man am Ende ein

Skateboard-Aquarell vor sich sieht, sondern

darum, dass die Kinder sich selbst und ver-

schiedene künstlerische Mittel ausprobieren

und neue Welten entdecken."

Info

Christian Schäfer

Tel. 0231.553 253

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Dreißig Kinder haben beim Walderlebnis-

tag der AWO mitgemacht und manches ge-

sehen, was sie zuvor nur aus Büchern oder

dem Fernsehen kannten. Der Ausflug in den

Grävingholzwald war Teil der Ferienspiele des

Netzwerks INFamilie, an dem sich die AWO be-

teiligt. Das Netzwerk ist Bestandteil des Prä-

ventionsprojektes des Landes NRW "Kein Kind

zurücklassen".

Die Geologin Marianne Degwer brachte den

Kindern Kaulquappen, Libellen und sogar

eine amerikanische Wasserschildkröte, die

vermutlich jemand ausgesetzt hat, näher.

Teichdrachen, Waldpiraten und die ande-

ren Abenteurer beobachteten den rätselhaf-

ten Alltag in der Natur und begannen, diese

neue Welt zu begreifen. Der erste Schritt, sie

zu respektieren und zu bewahren - ein Ziel

der Ferienaktion. "Viele Kinder, die mit ihren

Familien nicht verreisen können und deren

Zusammen mit Waldpiraten und Walddetektiven gingen sie auf eine sommerliche Aben-

teuertour. Die Grundschulkinder aus dem Brunnenstraßenviertel erkundeten das Leben in

einem Tümpel, gingen auf Bodensafari und beobachteten Flora und Fauna.

im wald mit teichdrachen und tümpelforschernnordstadtkinder im Grävingholz

Freunde im Urlaub sind, langweilen sich in den Ferien und freuen sich über solche Aktionen",

erzählt Ute Labs, Leiterin des Betriebes „Angebote an Schulen“ der dobeq, die den Ausflug in

die Natur organisiert hat. Die Kinder jedenfalls hatten sichtlich Spaß an der der Froschforschung

vor Ort.

Fotos: Oliver Schaper

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Kinder, Jugend & familie

Unter dem Motto „ganz! stark.“ fand anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Ganztagsschule

im Juni in den Zentralhallen in Hamm die Messe für den Offenen Ganztag im Primar- und Se-

kundarbereich statt. Es ist die größte Fachveranstaltung zum Thema Ganztag in Deutschland.

Die dobeq präsentierte sich dort mit einem eigenen Stand. Der Geschäftsführer der dobeq für

den Bereich Angebote an Schulen Rainer Goepfert, die Betriebsleitung Ute Labs, Sigrid Rah-

mann-Peters vom Familienprojekt der Stadt Dortmund, die Schulleitung Mechthild Hoffmann

sowie weitere Fachkräfte der dobeq waren vor Ort, um allen Vertretern aus dem schulischen

Bereich, aber auch außerschulischen Partnern, Fragen zu beantworten und Informationen zu

vermitteln.

Auch Schulministerin Sylvia Löhrmann und Familienministerin Ute Schäfer besuchten den do-

beq-Stand und informierten sich über die Entwicklungen im Bereich des offenen Ganztags an

den sechzehn Schulstandorten der dobeq. Den Politikerinnen wurden Erinnerungssteine über-

reicht, da der qualitative Ausbau des Ganztags nur weiter gefördert werden kann, wenn ausrei-

chende finanzielle und somit auch zeitliche Ressourcen für die Mitarbeiter vorhanden sind.

ganz! stark.messe offener Ganztag in hamm

Kultur- & Kletterfest

Der vierjährige Ziad war einer von tausend

Besucherinnen und Besuchern des 13. Kul-

tur- und Kletterfests im Blücherpark in der

Nordstadt. Mit 140 singenden Kindern aus

dem Offenen Ganztag der dobeq wurde das

Fest eröffnet. Anschließend ließen die Kinder

bunte Ballons in die Luft steigen. "Das war die

schönste Eröffnung, die wir bisher hatten",

strahlt Tobias Petschke. Die Veranstaltung des

Bereichs Kinder, Jugend und Familie war dank

zahlreicher ehrenamtlicher Helferinnen und

Helfer und der professionellen Organisation

durch Wilhelm Hoffstiepel und Tobias Petsch-

ke aus der AWO-Jugendarbeit wieder ein vol-

ler Erfolg.

Foto: Mirza Demirovic

´

Die Ministerinnen Sylvia Löhrmann und Ute Schäfer am dobeq-Stand

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Senioren

Die Menschen werden immer älter, aber auch reifer und weiser. Die Vorstellung von Alten-

pflege muss sich ändern, um diesem Reifungsprozess der Menschen gerecht zu werden. Wir

brauchen neue Ideen und Kreativität, um diese neuen Anforderungen der Altenpflege anzu-

gehen. Daher hat die AWO eine Partnerschaft mit AgeSong auf den Weg gebracht.

AgeSong , eine Organisation im kalifornischen San Francisco, hat ein innovatives Konzept der

Altenpflege entwickelt. AgeSong versteht Älterwerden als Chance für den einzelnen Menschen

und für die Gesellschaft, mehr Verständnis und Harmonie mit sich selbst und der Welt zu erlan-

gen. Durch die Partnerschaft werden AWO und AgeSong Trainingsprogramme, Erfahrungen und

Ideen für die Pflege und die Pflegeleitung austauschen und vergleichen können.

Dr. Robert Nader Shabahangi ist Autor, Psychotherapeut und Manager von drei Seniorenre-

sidenzen, die zu AgeSong gehören. Im Juni hielt er in der Seniorenwohnstätte Eving einen

Vortrag zum Thema "Unterschiedliche Sichtweisen im Umgang mit Demenz" und im Eugen-

Krautscheid-Haus zum Thema "Alter(n) als positive Herausforderung". In seiner Arbeit kon-

zentriert sich Shabahangi auf eine ganz andere Betrachtungsweise von Demenz und auf eine

gesellschaftliche Neubewertung des Alterns.

Das Pflege- und Leitungspersonal aus der Seniorenwohnstätte und den Tagespflegen der AWO

Dortmund wird Ende 2013 einige Wochen in die USA reisen, um mehr darüber zu erfahren und

sich mit den amerikanischen Kollegen auszutauschen. Auch ein Gegenbesuch der Amerikaner

in Dortmund ist geplant.

Austausch mit AgeSong aus den uSAÄlterwerden als Chance

Info

www.agesong.com

pacificinstitute. org

Fotos: Günther Hüggenberg

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mitglieder & ehrenamt

Persebecker Chor

Schlager, Shanties & Countryelse Cramer

einhundert JahreSouverän hält Trudi Gau das Mikrofon, schwingt im Takt der Musik hin und her. Sie ist gerade

achtzig geworden und steht weiterhin fröhlich auf der Bühne. Trudi Gau ist Teil des Persebe-

cker Chors und bewältigt mit ihren drei Musikerkollegen ein üppiges Repertoire.

Das aktuelle Programm heißt Ruhrpott-Träume, aber die vier Persebecker beherrschen auch all

ihre alten Programme aus dem Effeff. Sie spielen Shanties, Schlager aus der ersten Hälfte des

zwanzigsten Jahrhunderts. "Und deutsche Countrymusik. Die finde ich besonders schön, woll",

begeistert sich Friedhelm Lorenz. Der Vorsitzende des Ortsvereins Persebeck singt nicht nur,

sondern recherchiert auch im Netz für die neuen Programme, moderiert die Auftritte des Chors

und erzählt auf der Bühne Anekdoten. Manchmal wird sogar selbst neu getextet, damit das

Programm richtig rund wird.

Die vier kennen sich schon viele Jahre aus der Begegnungsstätte.

2008 waren sie auf der Suche nach einem Highlight für ihren Ortsver-

ein. Da alle vier gern Musik machen, war die Idee einer eigenen Band

bald geboren. Schnell folgte ein Auftritt im Rathaus. "Beim dritten

Lied fingen alle an zu schunkeln. Da wussten wir, wir sind auf dem

richtigen Weg", erzählt Lorenz. Manfred Herr, gerade siebzig geworden, spielt schon viele Jahre

Akkordeon und ergänzt: "Am liebsten sind wir mittendrin, nah am Publikum." Gitarrist Thomas

Kiesow, der in den Werkstätten der AWO arbeitet, senkt den Altersschnitt des Persebecker Chors

und steht privat eher auf andere Musik: "Aber mir macht es sehr viel Spaß mit der Gitarre auf-

zutreten und die Band ist wirklich toll."

Bei ihren Auftritten nehmen sie statt Gage Spenden für den Ortsverein entgegen. In den letzten

fünf Jahren haben sie schon viele schöne Er-

fahrungen gemacht. So weckt das Programm

des Chors nicht nur die eigenen Erinnerun-

gen, sondern auch die des Publikums. Bei ei-

nem Konzert saß einmal ein Mann ganz starr

dabei, er war dement und schon sehr ein-

geschränkt. "Nach einiger Zeit löste sich die

Starre, er hat mitgesungen und konnte den

gesamten Text auswendig. Solche Erlebnisse

sind wunderbar", freut sich Friedhelm Lorenz.

Und das Publikum freut sich, wenn Trudi Gau

bald wieder als fesche Lola auftritt, natürlich

im passenden Kostüm.

Lange schon ist sie der AWO verbunden

und vor Kurzem konnte sie einen ganz

besonderen Geburtstag feiern. Else Cra-

mer wurde am 8. August 1913 in Dort-

mund geboren. Ihre Kindheit verbrachte

sie überwiegend in einem Kinderheim,

mit zwanzig Jahren heiratete sie in Dort-

mund-Berghofen Hermann Cramer. Sie

erzählt heute noch gern, unter welch

schwierigen Bedingungen die Ehe ge-

schlossen wurde. Ihr Mann war arbeitslos

und bekam nur wenig Arbeitslosengeld,

sie selbst hatte eine halbe Stelle als Haus-

haltshilfe. Else Cramer beschreibt die Si-

tuation so: „Mein Mann hatte nix und ich

hatte nix und das haben wir zusammen

geworfen." Aus der Ehe sind zwei Söhne

hervorgegangen, von denen der jüngere

bereits verstorben ist. Gemeinsam lebte

das Paar in Berghofen, dort gingen beide

in den Chor Silberklang. Bis heute kennt

sie fast alle Lieder, die im AWO-Treff ge-

sungen werden, auswendig. Mit ihrem

Mann konnte Else Cramer diamantene

Hochzeit feiern. Hermann Cramer er-

krankte an Alzheimer, seine Frau pfleg-

te ihn Zuhause. Seit der Eröffnung 1996

besucht Else Cramer den Berghofer Treff

des Ortsvereins Berghofen regelmäßig.

Sie hat die Arbeit des Ortsvereins immer

unterstützt, seit 2007 ist sie AWO-Mitglied.

Der Ortsverein hat zu ihren Ehren eine gro-

ße Feier im Berghofer Treff veranstaltet. Die

AWO gratuliert zu hundert erfüllten Lebens-

jahren.

Info & Buchung

Friedhelm Lorenz

Tel. 0231.770 610

[email protected]

Fotos: Peter Tomczyk

Foto: Lore Struck

Page 14: AWO Profil 3/2013

14

»es war immer ein erlebnis«ortsverein wickede

"Es ging mir immer um die Menschen", sagt Gretel Hagt. Nach 24 Jahren gab sie vor einigen Monaten den Vorsitz des

Ortsvereins Wickede ab, Jenny Woop hat übernommen. Jahrzehntelang prägte Gretel Hagt den Ortsverein und in ver-

schiedenen Funktionen die Dortmunder AWO. Im letzten Jahr wurde ihr für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz

verliehen.

Seit 1977 ist sie AWO-Mitglied. "Ich wollte hier und jetzt etwas bewegen. In der AWO ging

das", erzählt sie. Die Wickeder Begegnungsstätte ist in einer Schule untergebracht, der Orts-

verein hat in Eigenleistung den ehemaligen Fahrradkeller umgebaut und eingerichtet. Das

Verhältnis zur Schule ist gut. "Kinder lagen uns immer am Herzen. Die AWO ist nicht nur für

alte Leute da." In der Schule gab es Kinder, die keine Schuhe und keine passende Kleidung

hatten. So rief Gretel Hagt 1987 die Kleiderkammer ins Leben. Die Kleiderkammer wuchs über

die Jahre immer weiter, mit ihr die Arbeit. In den letzten Jahren sank allerdings die Nachfra-

ge, vor einiger Zeit wurde sie geschlossen.

Seit fast zwanzig Jahren organisiert der Ortsverein auf dem Schulhof eine Kinderferienwoche

für Kinder aus ganz Dortmund. Um sie zu finanzieren, verkauft der Ortsverein stadtweit seine

sehr beliebten Reibekuchen. "Auch Oberbürgermeister Samtlebe musste sich in die Schlange stel-

len, natürlich. Die Arbeit war anstrengend, aber es war auch immer ein Erlebnis", resümiert Gretel

Über eine Spende von 2.175 Euro freut sich das AWO-Projekt "Tischlein deck dich". Die IG

Metall hat eine bundesweite Befragung der Mitarbeiter in der Metall- und Elektroindustrie

vorgenommen. Mehr als eine halbe Million Beschäftigte haben sich daran beteiligt, 2.175

allein in Dortmund. Da die Gewerkschaft für jeden ausgefüllten Fragebogen einen Euro spen-

det, konnte Arnold Pankratow den Scheck entgegennehmen. Das tat er gemeinsam mit Rolf

Wiegand, der sowohl in der AWO als stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins Kirchderne

als auch in der IG Metall ehrenamtlich engagiert ist. Rolf Wiegand hatte sich dafür eingesetzt,

dass die Spende dem AWO-Projekt zugutekommt.

Spendenkonten

iG metall spendet für »tischlein deck dich«

Rolf Wiegand und Arnold Pankratow mit Ulrike Kletezka und Hans Jürgen Meier von der IG Metall

Hagt. Den Vorsitz abzugeben ist der 78-Jäh-

rigen nicht leicht gefallen, aber es musste

sein, da sie und ihr Mann gesundheitlich

angeschlagen sind.

Gretel Hagt übergibt an Jenny Woop einen

Ortsverein, dessen Mitgliederzahl sie über

die Jahre mehr als verzehnfacht hat. Als

Hagt anfing, waren es gerade einmal 24

Mitglieder, heute sind es 272. Woop und

ihre Stellvertreterin Erika Lagemann wollen

das Werk von Gretel Hagt weiterführen. Die

Begegnungsstätte ist ein wichtiger Treff-

punkt im Stadtteil. Im nächsten Jahr gibt es

eine Reise nach Norderney. Früher ist der

Ortsverein sogar bis Norwegen gefahren.

"Aber die Mitglieder sind älter geworden

und möchten nicht mehr so weit reisen. So

manchen fehlt auch das Geld dafür", erzählt

Jenny Woop. Die Frauen stellen gemeinsam

fest, dass das Geld knapp geworden ist:

"Heute gehen viele Leute wieder stoppeln,

also Kartoffeln vom Feld aufsammeln."

Umso wichtiger, dass die Begegnungsstätte

als Ort des Austauschs erhalten bleibt. Dafür

setzen sie sich weiter ein.

Jenny Woop, Gretel Hagt und Erika Lagemann

Foto: privat

Sparkasse Dortmund

Stichwort: Tischlein deck dich

Konto 001 069 691 BLZ 440 501 99

Bank für Sozialwirtschaft (BfS)

Stichwort: Tischlein deck dich

Konto 603 82 02 BLZ 370 205 00

Page 15: AWO Profil 3/2013

Tages in eine seniorengerechte Wohnung oder

in ein Pflegeheim umzieht.

Das Projekt „Nachbarschaftshelfer“ im Stadt-

bezirk Innenstadt-West ging Anfang 2010

an den Start. Zurzeit gibt es vierzehn aktive

Nachbarschaftshelferinnen zwischen 26 und 78

Jahren, deren Engagement vom Seniorenbüro

Innenstadt-West koordiniert wird. So kommen

im Monat insgesamt hundert ehrenamtliche

Einsatzstunden zusammen. Das Seniorenbüro

unterstützt die Helferinnen und Helfer, mehr-

mals im Jahr finden Treffen statt, bei denen

sich die Ehrenamtlichen austauschen.

Das Projekt Nachbarschaftshilfe ist ein über-

greifendes Projekt aller Dortmunder Senioren-

büros und wird bereits in zehn Stadtbezirken

angeboten. Schon das Abgeben der Tageszei-

tung an der Wohnungstür in der zweiten Etage

kann für Menschen, die alleine leben und den

Briefkasten nicht mehr so gut erreichen, eine

wertvolle Hilfe sein.

15

Gisela Hagenbach ist ehrenamtlich als Nach-

barschaftshelferin engagiert und kümmert

sich um Lieselotte Weißenberg: "Die kurze

Verbindung macht es möglich, dass ich auch

auf die Schnelle etwas erledigen kann. Ein

kurzer Anruf von Frau Weißenberg und dann

gehe ich eben noch einkaufen und bringe es

ihr vorbei.“ Die praktische Unterstützung im

Alltag ist das eine, mindestens ebenso wich-

tig ist der zwischenmenschliche Kontakt. „Ich

habe Frau Weißenberg zu meinem Geburtstag

eingeladen. Das war sehr schön", berichtet

die 63-Jährige. Von dem Nachbarschafts-

hilfe-Projekt erfuhr sie im letzten Jahr beim

Westparkfest und ist seitdem selbst dabei.

Gemeinsame Einkäufe mit einem Tässchen

Kaffee außer Haus, ein gemeinsamer Markt-

besuch oder der Gang zum Arzt gehören ne-

ben den vielen Gesprächen auch zur Nach-

barschaftshilfe.

Andere Nachbarschaftshelferinnen gehen mit

dem Hund Gassi, wenn der Besitzer nicht

mehr so gut zu Fuß ist, springen wie zum Bei-

spiel Karin Remmert ein, wenn spontane Hilfe

gebraucht wird, und haben immer ein offenes

Ohr. Dadurch ist es nicht selten möglich, dass

auch betagte Menschen länger in den eigenen

vier Wänden bleiben können als dies ohne die

ehrenamtlichen Helferinnen möglich wäre.

Oft entwickeln sich herzliche Beziehungen

zwischen den Beteiligten, die auch dann er-

halten bleiben, wenn der alte Mensch eines

nachbarschaftshilfe

unterstützung von nebenanLieselotte Weißenberg wird im November 94 Jahre alt. Sie freut sich immer sehr, wenn Gisela Hagenbach sie besucht.

„Die Zuwendung und dass man gemeinsam sprechen kann, ist wichtiger als alles andere“, erklärt die alte Dame.

Info

Seniorenbüro Innenstadt-West

Christine Gilbert

Lange Str. 42, 44137 Dortmund

Tel. 395 72 25

mitglieder & ehrenamt

Auf Initiative türkischer AWO-Mitglieder

wurde am 10. Juni der Ortsverein Eving -

Brücke der Kulturen gegründet. Den Vor-

sitz hat Hadi Kamisli übernommen. In der

nächsten Ausgabe der AWO Profil berichten

wir ausführlicher über die Neugründung.

neuer ortsverein gegründet

oV eving - brücke der Kulturen

Fotos: Christine Gilbert

Page 16: AWO Profil 3/2013

16

Ende Juni veranstaltete die Integrationsagen-

tur der AWO Dortmund eine Fachveranstaltung

zum Thema „Armutszuwanderung aus Süd-

osteuropa“ im StadtZentrum der AWO Dort-

mund, die 75 Teilnehmerinnen und Teilneh-

mer besuchten. Mit dieser Veranstaltung sollte

insbesondere über die in der öffentlichen Dis-

kussion derzeit im Fokus stehende Gruppe der

Armutszuwanderer aus Osteuropa, die viel-

mals der Ethnie der Roma zugehörig sind, in-

formiert werden. Es referierten Roman Franz,

Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher

Sinti und Roma NRW, Christiane Certa, Mitar-

beiterin des Dezernates für Arbeit, Gesundheit

und Soziales und Frank Merkel von der Integ-

rationsagentur der Caritas Dortmund. Die Mo-

deration der Veranstaltung erfolgte durch die

Vorsitzende der AWO Dortmund, Gerda Kienin-

ger, die einen weiteren Workshop zum Thema

für den Herbst dieses Jahres ankündigte.

Armutszuwanderung aus Südosteuropa

Großer erfolg und wichtige erkenntnisse

Frank Merkel, Christiane Certa, Gerda Kieninger und Roman Franz (v.l.n.r.)

menSChen in Der Awo

Heribert Wegge hat als Diplom-Sozialarbeiter 1978 seine Tätigkeit

beim Unterbezirk Dortmund im sozialen Brennpunkt in Dortmund-

Huckarde aufgenommen. Nach dieser Tätigkeit wechselte er 1989

in die Seniorenwohnstätte Eving und leitet dort den Sozialen

Dienst. Auch im ehrenamtlichen Bereich der Arbeiterwohlfahrt ist

Heribert Wegge überaus aktiv. Seit vielen Jahren engagiert er sich

im AWO Ortsverein Lindenhorst und ist Kassierer des Fördervereins

der Seniorenwohnstätte Eving. Für sein 35-jähriges Engagement

sagen wir an dieser Stelle herzlichen Dank und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg.

Margrit Rankert gestorben Nach schwerer Krankheit verstarb am 18. August die Vorsitzende

des Ortsvereines Hostedde/Grevel im Alter von 83 Jahren. Wir trauern um eine herzensgute

und fürsorgliche Freundin. Ihr Name ist mit engagierter ehrenamtlicher Arbeit in unserem

Verband verbunden. Viele Jahre war sie für die Arbeiterwohlfahrt Dortmund ehrenamtlich

aktiv. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen. Wir werden Margrit Rankert stets in dankbarer

Erinnerung behalten.

Guido Engbersen gestorben Der langjährige Mitarbeiter der WAD starb am 30. Juni im Alter

von 46 Jahren. Guido Engbersen war seit 1995 als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförde-

rung für Menschen mit Behinderungen in den Werkstätten tätig. Wir verlieren mit ihm einen

engagierten Mitarbeiter und liebenswerten Kollegen, dessen Tod eine schmerzliche Lücke

hinterlässt. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen.

Auf Einladung des AWO-Stadtbezirks Dort-

mund-Aplerbeck diskutierten Sabine Posch-

mann von der SPD und AWO-Geschäftsführer

Andreas Gora darüber, welche Förderung

Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen

brauchen. In der Kita Heliosweg ging es un-

ter anderem um die kritische Betrachtung von

Lebenslagen und Zukunftschancen von (ar-

men) Kindern und Jugendlichen in Deutsch-

land, um die Vereinbarkeit von Familie und

Beruf, hier insbesondere die Benachteiligung

der Mütter, und um die Wirkung heutiger Fa-

milienförderleistungen.

familien in not?

Foto: AWO Dortmund

Foto: Gabriele Staake

Page 17: AWO Profil 3/2013

17

Awo DortmunD

Info

Reinhard Kleibrink

Tel. 0231.99 34 108

Für ein Sozialunternehmen wie die Arbeiterwohlfahrt gehört es selbstverständlich dazu, für

die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die Ver-

einbarkeit von Familie und Beruf steht dabei ganz oben. Daher beteiligt sich die AWO Dort-

mund an "FamUnDo". Dies steht für „Familienbewusste Unternehmen in Dortmund“. In der

ersten Jahreshälfte hat die AWO alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt um heraus-

zufinden, wo der größte Unterstützungsbedarf liegt. Der nächste praktische Schritt ist, die

Angebote für die Beschäftigten noch transparenter zu machen. Im Herbst erscheint ein ent-

sprechender Infoflyer.

Dieser bietet eine Übersicht über die Angebote der AWO an die eigenen Beschäftigten, die

kleine Kinder haben oder Angehörige pflegen. So können zum Beispiel Kinder von AWO-Be-

schäftigten an den Ferienfreizeiten und -spielen der AWO teilnehmen. In den Sommerferien

nach Südfrankreich oder auf den Reiterhof - es gibt eine bunte Palette von Angeboten. Ferien

sind der Ausnahmezustand, im Alltag kommt es auf eine gute Kinderbetreuung an. Die AWO

vermittelt daher Tagespflegepersonen und bietet Unterstützung bei der Suche nach einem

Platz in einer AWO-Kita. Darüber hinaus haben AWO-Mitarbeiterinnen auch die Möglichkeit,

zur Vorsorge und Rehabilitation Mütter- und Mutter-Kind-Kuren zu machen.

Pflegende Angehörige können sich beraten lassen und Unterstützung holen. Annette Sieberg,

zuständig für den Bereich Senioren, berät und organisiert Vorträge zur Information pflegen-

beschäftigt bei der Awo

familie im mittelpunkt

der Angehöriger von Menschen mit Demenz.

AWO-Beschäftigte können die unterschied-

lichsten Angebote in Anspruch nehmen:

Kurzzeitpflege, Tagespflege, Betreutes Woh-

nen und der häusliche Entlastungsdienst

stehen für die pflegenden Angehörigen zur

Verfügung.

Weitere Informationen über die Angebote

für Eltern und pflegende Angehörige gibt es

im AWO-Wiki.

Wer Kinder hat oder Angehörige pflegt, braucht verlässliche Unterstützung, um Familie und Beruf gut abstimmen zu können.

Die AWO Dortmund bietet zahlreiche Möglichkeiten für Eltern und pflegende Angehörige.

Foto: Iris Wolf

Page 18: AWO Profil 3/2013

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Mittlerweile ist das Lucy-Romberg-Haus mit sieben Fachseminaren für Altenpflege in Marl,

Gelsenkirchen, Bochum, Kamen, Gevelsberg, Münster und Dortmund sowie dem Lotte-Lemke-

Bildungswerk als Ausbildungs- und Weiterbildungszentrum des AWO Bezirks Westliches Westfa-

len eine Institution. Der sechzigste Geburtstag im Sommer wurde mit zahlreichen Gratulanten

entsprechend gefeiert, darunter auch Schülerinnen der ersten Stunde.

Die traditionsreiche Krankenpflegeschule, gegründet 1953, und das Fachseminar für Altenpfle-

ge, gegründet 1958, waren bislang Unterrichtsstätte für 800 angehende Krankenschwestern

und -pfleger, 4.000 Altenpflegefachkräfte und seit 2006 auch für 800 Altenpflegehilfskräfte.

Zurzeit befinden sich weitere 550 Schülerinnen und Schüler in der Ausbildung. Im Bereich des

Lotte-Lemke-Bildungswerks werden jährlich vierzig Leitungskräfte für die Pflege ausgebildet.

Es finden außerdem 3.000 Fortbildungsstunden für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen

statt.

Michael Scheffler, Vorsitzender des AWO Bezirks Westliches Westfalen, betonte in seiner Anspra-

che zum Jubiläum die Bedeutung dieser Arbeit für die zukünftige Versorgung pflegebedürftiger

Menschen in unserem Land. Auch Marls Bürgermeister Werner Arndt und Markus Leßmann, als

Abteilungsleiter im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter zuständig

Vierte Awo-Sozialkonferenz in der Dortmunder westfalenhalle

60 Jahre lucy-romberg-haus

inklusion beginnt im KopfAls eine Querschnittsaufgabe, die alle Arbeitsbereiche der AWO betrifft, bezeichnet Michael Scheffler, Vorsit-

zender des bezirks westliches westfalen, das thema inklusion. Auf der vierten Sozialkonferenz des bundes-

verbandes, die in Kooperation mit dem bezirk ww in der Dortmunder westfalenhalle durchgeführt wurde,

forderte er, alle Angebote des wohlfahrtsverbandes inklusiv auszurichten - von der Kita bis hin zum Seni-

orenzentrum. „es ist eine herausforderung für uns, die Strukturen so zu gestalten, dass inklusion gelingen

kann.“ und: „Das alles ist neu und muss gelernt werden. inklusion beginnt im Kopf.“

Zum Jubiläum kamen auch Schwesternschülerinnen der ersten Stunde

für Pflegeausbildungen, hoben in ihren Gruß-

worten die wichtige Rolle hervor, die das Lu-

cy-Romberg-Haus bei der gesellschaftlichen

Herausforderung spielt, dem Fachkräfteman-

gel in der Pflege entgegenzuwirken.

Von Beginn an stellte Lucy Romberg die indi-

viduelle Pflege und Betreuung hilfebedürfti-

ger kranker und alter Menschen in den Mittel-

punkt ihrer Arbeit, die sie in einem ständigen

Weiterentwicklungsprozess professionalisier-

te. Dabei setzte sie neben der Vermittlung

von Fachwissen auch auf die Förderung der

persönlichen Entwicklung ihrer Schülerinnen

und Schüler. Diesem Wirken und diesen Ide-

alen fühlt sich das Lucy-Romberg-Haus bis

heute verpflichtet. Gleichzeitig gilt es, aktu-

elle Entwicklungen stets im Auge zu behalten

und in die Ausbildung zu integrieren. „Der

Bereich der Altenpflege ist sehr dynamisch

- ständig kommen neues Wissen und neue

Erfahrungen hinzu“, betont die Leiterin des

Lucy-Romberg-Hauses, Claudia Bertels-Til-

mann. Qualitätsmanagement spiele deshalb

auch vor diesem Hintergrund eine besondere

Rolle. „Jeden Monat trifft sich ein Qualitäts-

zirkel, dessen Mitglieder die Ausbildungsin-

halte kritisch überprüfen.“

Wichtig ist für Claudia Bertels-Tilmann auch

der regelmäßige Austausch mit den Pflege-

einrichtungen, um Theorie und Praxis best-

möglich zu verzahnen. Dabei profitiert sie

von einem großen Vorteil des Lucy-Romberg-

Hauses: Die Hälfte aller Pflegeeinrichtungen

im Bereich des Bezirks Westliches Westfalen

wird ebenfalls von der AWO getragen.

Sechs Jahrzehnte ist es her, dass die ersten Schwesternschülerinnen in Marl ihre Ausbildung

begannen. Lucy Romberg, die Gründerin der AWO-Schwesternschaft, hatte den damals als

besonders fortschrittlich geltenden dreijährigen Lehrgang initiiert.

Das sechzigjährige Bestehen des Lucy-Romberg-Hauses wurde mit vielen Gästen groß gefeiert: (hintere Reihe v.l.n.r.) Wolfgang Altenbernd, Geschäftsführer des Bezirks Westliches Westfalen, Marls Bürgermeister Werner Arndt, Michael Scheffler, Vorsitzender des Bezirks Westliches Westfalen und Markus Lessmann vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter; davor die Leiterin des Lucy-Romberg-Hauses Claudia Bertels-Tillmann mit Doris Tachojianni und Britta Mahlzahn, Schwesternschülerinnen der ersten Stunde.

Page 19: AWO Profil 3/2013

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beZirK weStliCheS weStfAlen

Über 6.000 Mitarbeiter aus den Bereichen Pflege, Hauswirtschaft, Service, Haustechnik und Betreuung

in den rund sechzig Seniorenzentren im Awo bezirk westliches westfalen erkennen besucher der ein-

richtungen künftig auf den ersten blick. Sie alle erhalten zurzeit eine neue Dienstkleidung - je nach

Aufgabenfeld in unterschiedlicher farbgebung.

In Deutschland leben zehn Millionen Menschen mit Behinderung. Das sind etwa 12,2 Pro-

zent der Gesamtbevölkerung. Es gibt zwar Regelungen, Gesetze und Projekte zur Inklusion

von Menschen mit Behinderung, aber es muss sich noch vieles in den Köpfen ändern, damit

eine gleichberechtigte Gesellschaft Wirklichkeit wird. Auch heute noch haben viele Men-

schen keine konkrete Vorstellung über die Lebenswelten von Menschen mit Behinderungen.

Entsprechend ihrem ganzheitlichen Menschenbild setzt sich die AWO seit vielen Jahren da-

für ein, dass jeder Mensch die gleichen Chancen hat, am Leben in unserer Gesellschaft

teilzuhaben - sei es im Bereich Arbeit oder im Bereich Wohnen, sei es im Freizeitbereich

oder bei der Teilhabe an Kunst und Kultur. Zum vierten Mal gibt die Westfalenfleiß GmbH

in Münster nun zwölf Menschen mit Behinderung die Chance sich „anders als normal“ zu

präsentieren. Sie arbeiten in einer Westfalenfleiß-Werkstatt für Menschen mit Behinderung

oder an einem externen Arbeitsplatz. Sie wohnen bei ihren Eltern, in ihren eigenen Woh-

nungen oder in betreuten Wohnformen der Westfalenfleiß GmbH.

Mit diesem Kalender geht Westfalenfleiß ungewöhnliche Wege und zeigt andere Facetten

von Menschen mit Behinderung. Die Models sind in Wunschrollen als „Stars“ geschlüpft

und haben sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Im Sinne des Inklusionsgedankens ist

dieser Kalender ein Beitrag, die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behin-

derungen in die Realität umzusetzen - eben „anders als normal“. Die Fotografin Dania

Frönd arbeitet seit vielen Jahren als Erzieherin im Wohnverbund der Westfalenfleiß GmbH.

Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit der Porträtfotografie. Mit viel Herz und Gefühl für

Menschen mit Behinderung setzt sie dabei die Models ins rechte Licht.

Die Ausstellung mit den Motiven des Kalenders war bisher in Münster, anschließend bei der

vierten AWO-Sozialkonferenz im Goldsaal der Westfalenhallen und ist aktuell in der AWO-

Bezirksgeschäftsstelle in Dortmund zu sehen.

Awo-Kalender 2014 - »Stars«

Vierte Awo-Sozialkonferenz in der Dortmunder westfalenhalle

„Inklusion – Auch bei uns“, war die Veran-

staltung am 28. Juni überschrieben, zu der

mehrere hundert Teilnehmer gekommen wa-

ren. In seiner Eröffnungsrede nannte Wilhelm

Schmidt, Präsident des AWO-Bundesverban-

des, Inklusion „Leitprinzip und Forderung

zugleich“. Während Integration Menschen,

„die anders sind“, in das bestehende Sys-

tem eingliedern wolle, verlange Inklusion die

„Anpassung des Systems an die Bedürfnisse

der Menschen“. Und damit, so Schmidt, sei

Inklusion auch ein Auftrag, der sich aus den

Grundwerten der AWO wie Gleichheit, Soli-

darität und Gerechtigkeit ergebe. Er mahn-

te: „Wir müssen uns in einen breiten gesell-

schaftlichen Dialog darüber begeben, ob sich

unsere etablierten Strukturen eignen, um den

Bedürfnissen der Menschen gerecht zu wer-

den, denen bisher die umfassende Teilhabe

am gesellschaftlichen Leben verweigert wur-

de.“

Dass die Forderung nach Inklusion eine ganz

neue Blickrichtung verlangt, betonte auch

Guntram Schneider, Minister für Arbeit, Integ-

ration und Soziales in NRW: „Nicht der Mensch

ist behindert, sondern er wird behindert ge-

macht - und zwar durch Defizite in unserem

gesellschaftlichen Leben, die es abzustellen

gilt.“ Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich

Sierau formulierte in einem Grußwort: „Wir

haben das Thema in der Vergangenheit falsch

angepackt und nur auf die Schwächen der

Menschen, nicht auf ihre Stärken geschaut.“

Dass Inklusion nicht zum Nulltarif zu haben

ist, betonten sowohl Michael Scheffler als

auch Wilhelm Schmidt und der AWO-Bundes-

vorsitzende Wolfgang Stadtler. Inklusion sei

kein Sparmodell. Es müssten von Bund, Län-

dern und Kommunen ausreichend Mittel zur

Verfügung gestellt werden, um die richtigen

Rahmenbedingungen zu schaffen. AWO-Prä-

sident Schmidt: „Die AWO fordert eine ein-

deutige Orientierung der Politik zur Inklusion

und damit eine sichere materielle Grundlage,

damit Inklusion als gesamtgesellschaftliche

Aufgabe gelingen kann.“

Info

Der Kalender ist ein Schwarz-Weiß-Druck

und in zwei Größen erhältlich:

DIN A2 / 10 Euro und DIN A3 / 7 Euro zzgl.

Versandkosten.

Bestellungen

AWO Bezirksverband Westliches Westfalen e.V.

0231.54 83-0 oder [email protected]

Page 20: AWO Profil 3/2013

AWO Profil ist die Zeitung des

AWO Unterbezirks Dortmund

Klosterstraße 8-10, 44135 Dortmund,

Tel. 0231.99 34-0

www.awo-dortmund.de, [email protected]

Herausgeberin: Gerda Kieninger, Vorsitzende

Verantwortlich: Andreas Gora, Geschäftsführer

Redaktion AWO: Anja Butschkau,

Tel. 0231.99 34 310

[email protected]

Die letZte Seite

imPreSSum

Kontakt

Tel. 0231.56 78 58 466

[email protected]

Montag bis Donnerstag 8 bis 15.30 Uhr

Freitag 8 bis 14 Uhr

Die Werke der Künstlerinnen und Künstler des Kunstateliers der

AWO-Werkstätten Dortmund können käuflich erworben werden.

über eine verrückte Welt

Verrückte

Ansi

chte

n WERKstattARBEIT, Yvonne Keidies

Soziale Akkordarbeit

Ihre AWO Tagespflegeeinrichtungen – Jetzt 4x in Dortmund:Tagespflege im Eugen Krautscheid Haus · Tagespflege MöllershofTagespflege Westhoffstrasse · Tagespflege Wickede

Leistungen• Angehörigenarbeit (Angehörigenabende, Erfahrungsaustausch)• Spezielle Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz • Bewegungstraining (Spaziergänge, Bewegungsübungen)• Betreuungszeiten bis 19.00 Uhr und am Wochenende• Fahrdienst (Hin- und Rückfahrt)• Gedächtnistraining

Ihre AnsprechpartnerMirko Pelzer

Tel.: (0231) 3 95 72 15Mobil: (0162) 1 06 79 94

Email: [email protected]

Einmal pro Jahr wird eine Urlaubsfahrt angeboten.Während dieser Zeit werden unsere Gäste 24 Std. am Urlaubsort (Winterberg) betreut.

Redaktion, Produktion, Texte, Fotos (soweit nicht

anders angegeben): Barbara Underberg

Foto Titelseite: Iris Wolf

Gestaltung: Iris Wolf

Entgelt für die AWO Profil im Mitgliedsbeitrag

enthalten

Druck: Lensing Druck GmbH & Co KG, Dortmund

AWO Profil erscheint vier Mal im Jahr,

Auflage: 13.000

2.000 Exemplare der AWO Profil

liegen dem Straßenmagazin "bodo" bei.