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Westfälische Wilhelms-Universität Münster Institut für Geographie Erstgutachter: Prof. Dr. Gerald Wood Zweitgutachter: Dr. Petra Lütke Sommersemester 2016 Bachelorarbeit: Raumbezogene Identität von Studierenden in München in Bezug auf das Raumobjekt „Bayern“ Bearbeitet von: Susanne Schröder-Bergen B. Sc. Geographie (2013) Matr. Nr. 405 007 Bismarckallee 47a 48151 Münster [email protected]

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Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Institut für Geographie

Erstgutachter: Prof. Dr. Gerald Wood

Zweitgutachter: Dr. Petra Lütke

Sommersemester 2016

Bachelorarbeit: Raumbezogene Identität von Studierenden in München in Bezug auf das Raumobjekt

„Bayern“

Bearbeitet von:

Susanne Schröder-Bergen

B. Sc. Geographie (2013)

Matr. Nr. 405 007

Bismarckallee 47a

48151 Münster

[email protected]

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Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ................................................................................................ III

Tabellenverzeichnis .................................................................................................... III

Anlagen im Anhang ..................................................................................................... IV

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................... IV

1. Einleitung .............................................................................................................. 1

2. Theoretische und konzeptionelle Herleitung ........................................................ 2

2.1 Regionalbewusstseinsforschung und ihre Kritik ................................................ 2

2.2 Wichtige Konzepte ............................................................................................. 4

2.2.1 Raum ........................................................................................................... 4

2.2.2 Regionalbewusstsein, raumbezogene und regionale Identität und Heimat 6

2.2.3 Gemeinsamkeit, Gemeinsamkeitsglauben und Gemeinschaft................... 6

2.2.4 Identität ........................................................................................................ 8

2.2.5 GRAUMANNs Identitätskonzept ..................................................................... 9

3. Der Kontext ‚Bayern‘ ........................................................................................... 10

3.1 Territorialgeschichte, Ökonomie und Politik .................................................... 10

3.2 Kulturelle Identität ............................................................................................. 11

3.3 Stereotype und Gegensatzdiskurse ................................................................. 13

3.4 Gemeindestruktur in Bayern und Nordrhein-Westfalen................................... 14

4. Empirie ................................................................................................................ 14

5. Methodik.............................................................................................................. 15

5.1 Verwendete Methoden ................................................................................ 15

5.2 Auswahl der Zielgruppe............................................................................... 18

5.3 Konzeption des Fragebogens ..................................................................... 19

5.4 Inhaltliche Kritik am Fragebogen ................................................................ 22

5.5 Ablauf der empirischen Phase .................................................................... 25

6. Ergebnisse .......................................................................................................... 26

6.1 Stichprobe.................................................................................................... 26

6.2 Analyse des Indikators ‚raumbezogene Identität‘ bei bayerischen

Probanden .............................................................................................................. 32

6.3 Vergleich der Raumvorstellung der Region ‚Bayern................................... 37

6.4 Analyse des Fremdbildes auf ‚Bayern‘........................................................ 49

6.5 Resümee ..................................................................................................... 54

7. Schluss................................................................................................................ 56

8. Literatur ............................................................................................................... 57

9. Anhänge .............................................................................................................. 63

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III

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Semantisches Differential der bayerischen Probanden über

Assoziationen zu ‚Bayern‘ mit Mittelwert und Standardabweichung ............. 40

Abbildung 2: Semantisches Differential der bayerischen Probanden über

Assoziationen zu ‚Bayern‘ mit Median und Modalwert .................................. 41

Abbildung 3: Semantisches Differential der Probanden aus NRW über

Assoziationen zu ‚Bayern‘ mit Mittelwert und Standardabweichung ............. 42

Abbildung 4: Semantisches Differential der Probanden aus NRW über

Assoziationen zu ‚Bayern‘ mit Median und Modalwert .................................. 43

Abbildung 5: Semantisches Differential der Probanden aus NRW, die noch nie in

Bayern waren, über Assoziationen zu ‚Bayern‘ ............................................. 45

Abbildung 6: Semantisches Differential der Probanden aus NRW, die schon mal in

Bayern waren, über Assoziationen zu ‚Bayern‘ ............................................. 46

Abbildung 7: Semantisches Differential der regionalbewussten bayerischen

Probanden über Assoziationen zu ‚Bayern‘ ................................................... 47

Abbildung 8: Semantisches Differential der nicht-regionalbewussten bayerischen

Probanden über Assoziationen zu ‚Bayern‘ ................................................... 48

Abbildung 9: Semantisches Differential über Eigenschaften eines ‚Bayern‘ mit

Mittelwert und Standardabweichung .............................................................. 51

Abbildung 10: Semantisches Differential über Eigenschaften eines ‚Bayern‘ mit

Median und Modalwert ................................................................................... 51

Abbildung 11: Semantisches Differential über Eigenschaften eines ‚Bayern‘ von der

Gruppe, die noch nie in Bayern war .............................................................. 52

Abbildung 12: Semantisches Differential über Eigenschaften eines ‚Bayern‘ von der

Gruppe, die schon mal in Bayern war ............................................................ 53

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Alter der Probanden .................................................................................. 26

Tabelle 2: Herkunftsbezirk der Probanden ................................................................ 27

Tabelle 3: Herkunft der Eltern .................................................................................... 27

Tabelle 4: Arten der Herkunftsorte der Probanden ................................................... 28

Tabelle 5: Vorstellbarkeit eines Umzugs von bzw. nach Bayern .............................. 28

Tabelle 6: Gründe für bzw. gegen einen Umzug aus Bayern ................................... 29

Tabelle 7: Gründe für bzw. gegen einen Umzug nach Bayern ................................. 31

Tabelle 8: Zustimmung zu den Aussagen über ‚raumbezogene Identität‘................ 33

Tabelle 9: Korrelationen der fünf Aussagen .............................................................. 34

Tabelle 10: Attribute in Bezug zur ‚raumbezogenen Identität‘ .................................. 36

Tabelle 11: Genannte Eigenschaften von Probanden aus NRW .............................. 38

Tabelle 12: Genannte Eigenschaften von Probanden aus Bayern ........................... 39

Tabelle 13: Herkunft des Wissen über ‚Bayern‘ der Probanden aus NRW .............. 44

Tabelle 14: Das Inkontakttreten der Probanden aus NRW mit ‚Bayern‘ ................... 44

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IV

Tabelle 15: Ergebnisse der Attribuierung eines ‚Bayern‘ .......................................... 50

Anlagen im Anhang Anlage 1: Fragebogen

Anlage 2: Berechnete Korrelationen

Anlage 3: Kategorien der Identifikation

Anlage 4: Zustimmung zu Maßstabstabsebenen der verschiedenen Untergruppen

Abkürzungsverzeichnis Art. Artikel

BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

bzw. beziehungsweise

CSU Christlich-Soziale Union

d.h. das heißt

ebd. ebendieser

et al. et aliae (und andere)

etc. et cetera

f./ff. folgende Seite/n

GG Grundgesetz

NGOs Non-Governmental Organizations

NRW Nordrhein-Westfalen

o.J. ohne Jahresangabe

PHP PHP Hypertext Preprocessor

S. Seite

u. und

u.U. unter Umständen

usw. und so weiter

v.a. vor allem

vgl. vergleiche

z.B. zum Beispiel

z.T. zum Teil

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1. Einleitung

In der deutschsprachigen Sozialgeographie gab es in den 1980er und 1990er Jahren

ein neues Interesse am Regionalen. Die Neuordnung der Administrativräume in den

1970er Jahren führte zu Protesten der Bevölkerung, die Angst vor einer Fremdbestim-

mung hatte, wenn Entscheidungen, die ihre Region betraf, von Personen aus einem

anderen Erlebnisumfeld getroffen wurden (vgl. POHL 1993, S. 19). Begriffe wie

‚raumbezogene Identität‘ und ‚kollektive Betroffenheit‘ kamen auch im Zusammen-

hang mit einer Ablehnung von „sperriger Infrastruktur“ (ebd., S. 19) im „Geborgen-

heitsraum“ (ebd., S. 20) auf. Es kam zur Formation von Bündnissen und einer Mobili-

sierung ganzer Regionen. Regionalismus war auch politische Strategie, als zu Beginn

der 1980er in Westeuropa und Anfang der 1990er mit dem Zerfall der Sowjetunion

regionalistische Bewegungen die Bildung neuer Nationalstaaten auslösten (vgl. ebd.,

S. 21 ff.). POHL spricht vom Regionalismus „als ein Mittel zur Reduktion der aus den

Fugen geratenen […] Komplexität des Sozialgeschehens“ (1993, S. 22).

Regionalität hat auch im Zuge der Postmoderne-Debatte an Aktualität gewonnen (vgl.

ebd., S. 24 ff.). Im Paradigma der Postmoderne gilt nicht mehr, dass es individuelle

Lebenspraxis innerhalb verallgemeinerbarer Lebensformen geben kann. Stattdessen

existieren eine uneingeschränkte Pluralität und die absolute Nichtverallgemeiner-

barkeit divergierender Lebensformen (vgl. SCHERR 1990, S.6). Die Postmoderne

beschreibt aber auch die Auflösung des sozialintegrativen Zusammenhangs, was zu

einer Partikularisierung der Zivilisation führt. Dies spricht eher gegen eine ‚raumbezo-

gene Identität‘ (vgl. POHL 1993, S. 25). Die zunehmende Differenzierung, Plurali-

sierung und Relativierung von weltanschaulichen Orientierungen, Einstellungen und

Lebensstilen eröffnen dennoch einen Freiraum für Regionalismus (vgl. ebd., S. 26 u.

WOLKERSDORFER 2001, S. 47).

Diese Arbeit wird mit einer empirischen Untersuchung am Beispiel der ‚raumbezoge-

nen Identität‘ in Bayern im Bereich der humangeographischen Regionalbewusst-

seinsforschung anknüpfen. Die Relevanz des Themas lässt sich mit dem als

‚Glokalisierung‘ beschriebenen Konzept bestimmen, das seit der Jahrtausendwende

zunehmend häufiger verwendet wird. ‚Glokalisierung‘ beschreibt, dass es im Zeitalter

der Globalisierung, die mit der Abgabe nationalstaatlicher Kompetenzen an suprana-

tionale Einheiten verbunden ist, zu einer Renaissance regionaler und lokaler Identitä-

ten kommt (vgl. SCHNUR 2010, S. 43).

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Das Raumbeispiel ‚Bayern‘ wurde aufgrund der großen alltäglichen Resonanz des

Themas gewählt. Es soll untersucht werden, wie sich die Raumvorstellungen von

‚Bayern‘ zwischen Studierenden, die innerhalb und außerhalb von Bayern aufge-

wachsen sind, unterscheiden. Ein weiterer Fokus liegt in den Fragestellungen, ob von

der Region ‚Bayern‘ ein einheitliches Fremdbild existiert und ob sich die bayerischen

Studierenden mit ihrer Region identifizieren.

Im folgenden Kapitel wird erst ein grober Überblick über die Regionalbewusstseins-

forschung und ihre teils tiefgreifende Kritik gegeben. Anschließend werden für die

Methodik und Analyse wichtige fachliche Konzepte dargestellt.

In Kapitel 3 werden kurz der Kontext ‚Bayern‘, seine Bedeutung und sein Bild im

Wandel dargelegt. Exkursartig wird dort auch die Gemeindestruktur in Bayern mit der

in Nordrhein-Westfalen verglichen, da dies für die Fragebogenkonzeption von Bedeu-

tung ist. Darauf folgend werden die Forschungsfragen entwickelt.

Im fünften Kapitel wird die methodische Vorgehensweise erörtert. Zuerst werden die

verwendeten Methoden beleuchtet, danach die Zielgruppe eingegrenzt. Die Kapitel

5.3 und 5.4 befassen sich mit der Konzeption des Fragebogens und inhaltlichen

Problematiken. Am Ende dieses Themenblocks wird der Ablauf der empirischen

Phase skizziert.

Im Anschluss daran werden die Rohdaten aus der durchgeführten standardisierten

Befragung interpretiert. Dazu wird erst ein Blick auf die Stichprobe geworfen und

schließlich eine Analyse der Ergebnisse durchgeführt, um die einzelnen Forschungs-

fragen zu beantworten. Es folgen ein Resümee der Ergebnisse und ein Schlussteil.

2. Theoretische und konzeptionelle Herleitung

2.1 Regionalbewusstseinsforschung und ihre Kritik

In den letzten Jahrzehnten ist eine mehrdimensionale Bedeutungssteigerung des

Regionalen zu beobachten, was hauptsächlich an einer Konjunktur des Regions-

begriffs spätestens seit den 1970er Jahren zu erkennen ist (vgl. Einleitung u. BLOTE-

VOGEL 1996, S. 45).

Es kommt in diesem Kontext zu einem Paradoxon: Trotz der Nivellierung von

regionalen Besonderheiten und einer überregionalen Gleichförmigkeit von Lebens-

stilen, Wertesystemen, Konsumartikeln usw. durch die Globalisierung (vgl. WEICH-

HART ET AL. 2006, S. 25), die zu einer räumlichen Entankerung des Individuums (vgl.

WERLEN 1993, S. 250) führen, gibt es eine Renaissance kleinräumiger territorialer

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Bindungen. Es bleibt das Bedürfnis nach überschaubaren, identifikationsfähigen

Regionen (vgl. WEICHHART ET AL. 2006, S. 25).

Gleichzeitig wurde und wird der Bedeutungsgewinn des Regionalen kontrovers

diskutiert. Beispielsweise warnte FÜRST 1993 (S. 306 ff.) vor einer Überschätzung der

Region als gesellschaftliches Strukturprinzip und politische Handlungsebene.

Seit geraumer Zeit werden im Zuge der Bedeutungssteigerung des Regionalen auch

Fragen der ‚raumbezogene Identität‘ in der Humangeographie untersucht. Die

Geographie hat sich mit Verspätung und zögernd dem Arbeitsfeld genähert, das

bereits in der Ethnologie, Kulturanthropologie, Soziologie, Politologie, Psychologie

und in den Kommunikations- und Sprachwissenschaften bearbeitet wurde. Es gelang

ihr dabei bisher aber nicht, eine theoretische Konzeption der Person-Gesellschaft-

Raum-Interaktionen zu erarbeiten, die von den Nachbardisziplinen aufgegriffen

werden könnte. Es kam zu einem Herantasten der Geographie an ‚raumbezogene

Identität‘ „weitgehend im theoriefreien Raum“ (WEICHHART 1990, S. 13). Jedoch

wurde von verschiedenen Geographen (z.B. WEICHHART 1990 und POHL 1993)

versucht, die verschiedenen Konzepte, Grundlagen und Erkenntnisse der sozialwis-

senschaftlichen Forschung zum Thema aufzugreifen und miteinander zu verknüpfen.

Die geographische Regionalbewusstseinsforschung differenziert so das Thema in

kognitive und auf das Selbstkonzept bezogene Aspekte:

Mit ‚kognitiv‘ ist der Inhalt von Raumvorstellungen, d.h. das konstruierte

Wissen über die Eigenschaften und Besonderheiten einer bestimmten Region

(vgl. ebd., S. 15) gemeint.

Selbstkonzeptbezogene Aspekte sollen das Bewusstsein der Zugehörigkeit

zu einem bestimmtem Raum oder die emotionale Bindung bzw. personale

Identifikation untersuchen (vgl. ebd., S. 14).

Die Forschungsinhalte der Regionalbewusstseinsforschung im Speziellen und damit

verbunden der Sozial- und Regionalgeographie im Allgemeinen wurden daraufhin

tiefgreifend in Frage gestellt. Alle sich damit befassenden Geographen (z.B. BLOTE-

VOGEL ET AL. 1989, WEICHHART 1990, aber auch POHL 1993) mussten sich mit der

doppelten Kritik (v.a. von HARD und BAHRENBERG) auseinandersetzen, dass sie

einerseits über soziale, also unräumliche Sachverhalte in einer räumlichen Sprache

sprechen (vgl. HARD 1987a, S. 128). Andererseits sei der verwendete Raumbegriff

die Folge eines charakteristischen Denkfehlers der Geographen, da „unangemesse-

nerweise räumliche Kodes zur Darstellung sozialer Phänomene herangezogen

werden“ (WEICHHART 1990, S. 7).

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Mit der Kritik hat man sich daraufhin ausführlich auseinandergesetzt. HARD zitiert zum

ersten Kritikpunkt LUHMANN und behauptet, Phänomene der sozialen Welt hätten

keine räumliche Existenz (vgl. HARD 1987a, S. 128). Dieser Schluss ist von LUHMANN

aber nicht gedeckt, da in LUHMANNS systemtheoretischen Theoriegebäude die gesell-

schaftliche Realität so konstruiert wird, dass ein Fokus auf die Identifikation von

funktionalen Elementen und Prozessen gelegt wird, und aus Sicht derer die räumliche

Komponente nicht relevant ist (vgl. WEICHHART 1990, S. 11 f.). Dies bedeutet jedoch

nicht, dass der ‚Raum‘ keine Rolle mehr spielt, nur nicht primär (vgl. LUHMANN 1986,

S. 85).

Zum zweiten Kritikpunkt ist zu betonen, dass es zweifellos in der Geographie die von

HARD kritisierten „naiven Raumkonzepte [gibt], die für eine ernsthaft sozialwissen-

schaftliche Verwertung gewiß ungeeignet sind“ (WEICHHART 1990, S. 12). Hier gilt es,

wachsam zu bleiben, allerdings bedeutet dies auch nicht, dass die Problemstellun-

gen, an denen Lösungsversuche durch ungeeignete Raumkonzepte scheiterten, gar

nicht existieren (vgl. ebd., S. 12). Der Raumbegriff wird im Kapitel 2.2.1 thematisiert.

HARDS Kritik geht sogar so weit, dass er meint, die Sozialgeographie soll sich nicht

mit der physischen Welt befassen, weil jede Beschreibung derselben ein kultur-

spezifisches Deutungsmuster ist (vgl. HARD 1987b, S. 27). WEICHHART hält eine

Befassung mit der physischen Umwelt jedoch für sinnvoll, weil der Mensch durch

seinen Körper in Raum und Zeit verwurzelt und kein geistiges Wesen ist (1990, S.

83). Es sei gerade deswegen angebracht, sich mit Sinnzuschreibungen auf materielle

Dinge zu befassen, weil dies in den lebensweltlichen Handlungen menschlicher

Individuen geschieht. Es existiert aber kein Anspruch auf eine ausreichende Erfas-

sung der relevanten Systemzusammenhänge (vgl. ebd., S. 85 f.).

Aus den Nachbarwissenschaften, die sich auch mit dem Themenbereich beschäf-

tigen, ist erkennbar, dass es sich beim Erkennen der räumlichen Komponente von

Identität wahrscheinlich doch nicht nur um eine unangemessene Raumabstraktion

handelt, die durch die „fachspezifische Legasthenie beim ‚Lesen‘ der Wirklichkeit“

durch Geographen entstand (WEICHHART 1990, S. 11).

2.2 Wichtige Konzepte

2.2.1 Raum

Die Frage der Bedeutung des Wortes ‚Raum‘ ist die zentrale Frage der Geographie,

die daher häufig thematisiert wurde. Hier werden die sieben Bedeutungsvarianten,

die von WEICHHART 2008 inventarisiert wurden, knapp vorgestellt.

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Der Raum1 ist das Konzept, in dem ‚Raum‘ als häufig unscharfe Adressangabe

verwendet wird (z.B. Alpenraum). Nur wenn es sich um staatsrechtlich definierte

Territorien handelt, die aber keine zeitlich unendliche Gültigkeit haben (vgl. ebd. S.

90 f.), gibt es klare Grenzen. In diesem Zusammenhang wird auch in dieser Arbeit der

Raum1 Bayern ohne Anführungszeichen als die Verwaltungseinheit angesehen.

Raum2 ist das Konzept, das unter dem Begriff ‚Container-Raum‘ bekannt ist. Hierbei

ist ‚Raum‘ eine physische Hülle, die “unabhängig von ihrer dinglich-materiellen Erfüllt-

heit existiert“ (ebd., S. 77, Hervorhebung im Original). Raum3 gilt als „Mutter aller

Räume“ (ebd., S. 91), als abstraktes Konzept, das gegebene Elemente verortet und

einsortiert. Raum3 hat keine eigene Gegenständlichkeit (vgl. ebd., S. 78). Bei Raum4,

der eine Teilkategorie von Raum3 ist, handelt es sich um die Relationalität der phy-

sisch-materiellen Dinge zueinander, in der ‚Raum‘ streng genommen nicht als ‚Ding‘

gesehen wird, sondern als Eigenschaft von Dingen. Man spricht deshalb besser von

‚Räumlichkeit‘. KANTS Raumbegriff wurde der Vollständigkeit halber als fünfte Bedeu-

tung aufgenommen, er wird aber in der Geographie nur selten verwendet: Raum5 ist

wie Zeit eine Bedingung, mit deren Hilfe das erkennende Subjekt Wahrnehmungs-

inhalte organisiert (vgl. ebd., S. 84).

Eine wichtige weitere Verwendungsvariante des Raumbegriffs ist die des erlebten

Raumes1e. Diese ist für die Sozialgeographie und auch für diese Arbeit von besond-

erer Bedeutung. Es handelt sich um den subjektiv wahrgenommen ‚Raum‘, um den

„Inbegriff faktischer Realität, er repräsentiert gleichsam die integrale ‚Wirklichkeit’ der

Außenwelt“ (ebd., S. 82). Der erlebte Raum1e ist als kognitives Konstrukt wichtig,

wenn es um die Untersuchung von ‚Raum‘ geht, der mit Bedeutungs- und Sinneszu-

schreibungen von Individuen oder Gruppen aufgeladen ist. Immer wenn hier ‚Bayern‘

in Hochkommata geschrieben wird, ist das Raumbild, also die Vorstellung vom

Raum1e gemeint.

Mit Benno WERLEN entstand 1997 mit der handlungszentrierten Sozialgeographie ein

weiteres Konzept zu den altbekannten Raumdefinitionen. So rückt in der handlungs-

zentrierten Sozialgeographie der ‚Raum‘ zwar nicht in den Hintergrund. Der Raum6S

als sozial konstituierter und konstruierter ‚Raum‘ ist nun eine Komponente, die durch

das menschliche Handeln des Subjekts produziert und verändert wird (vgl. ebd., S.

66). Daneben ist aber besonders der sozio-kulturelle und subjektive Kontext des

Handelns wichtig. Stellt man das Subjekt ins Zentrum, so wird schnell klar, dass

‚Räume‘ alle das Ergebnis intersubjektiv akzeptierter Interpretationsprozesse, also

Konstrukte sind (vgl. WERLEN 2007, S. 67).

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Die verschiedenen Raumkonzepte lassen sich aufeinander beziehen. Dabei kann es

aber leicht zu problematischen Verwendungen kommen, auf die hier nicht komplett

eingegangen werden. Die unfreiwillige Hypostasierung, also das fälschliche

Übernehmen alltagsweltlicher erlebter ‚Räume‘ (Raum1e) in wissenschaftliche Zu-

gangsweisen ist nur eine davon (vgl. HARD 1987 u. Kapitel 2.1).

2.2.2 Regionalbewusstsein, raumbezogene und regionale Identität und

Heimat

Auch die Konzepte ‚Regionalbewusstsein‘, ‚regionale Identität‘ oder ‚raumbezogene

Identität‘ und der Heimatbegriff müssen für diese Arbeit näher betrachtet werden. Der

Heimatbegriff erscheint unpassend, da er historisch belastet (u. a. durch den Natio-

nalsozialismus) und zu umfassend erscheint (vgl. POHL 1993, S. 29).

POHL (1993) bevorzugt die Verwendung des Konzeptes ‚Regionalbewusstsein‘, wo-

hingegen WEICHHART (1990) die Begrifflichkeit ‚raumbezogene Identität‘ verwendet.

POHLs Ablehnung des Begriffs der Identität lässt sich auch damit begründen, dass er

ihn als Modebegriff sieht und dass er seiner Ansicht nach „das Individuum sowie die

prinzipielle Unfertigkeit (Identität als permanenter Balanceakt)“ (POHL 1993, S. 33,

Fußnote 7) betont. Hier ist darauf hinzuweisen, dass dieser Sachverhalt unter dem

postmodernen Paradigma durchaus unter diesen Voraussetzungen untersucht wer-

den kann.

Beim Konzept der ‚regionalen Identität‘ ist zu beachten, dass ihm eine Doppel-

deutigkeit zu Grunde liegt. Einerseits wird mit ihm die ‚Identität der Region‘, d.h. ihre

sachliche Differenz zu anderen Regionen und andererseits das ‚Regionalbewusst-

sein‘ im Sinne der regionalen Identität der Bevölkerung angesprochen (vgl. PAASI

1986, S. 62). Da es hier ausschließlich um Letzteres geht, wird das Konzept nicht

weiter verfolgt.

In dieser Arbeit wird im Folgenden daher wie bei WEICHHART (1990, 1996, 1999) der

Begriff ‚raumbezogene Identität‘ verwendet.

2.2.3 Gemeinsamkeit, Gemeinsamkeitsglauben und Gemeinschaft

In diesem Zusammenhang kann nach WEBER zwischen ‚Gemeinsamkeit‘,

‚Gemeinsamkeitsglauben‘ und ‚Gemeinschaft‘ unterschieden werden (vgl. WEBER

1985). Der ‚Gemeinsamkeitsglauben‘ ist anstelle der ‚Gemeinsamkeit‘ etwas sozial

Gemachtes, das zentral für eine ‚Gemeinschaft‘ ist (vgl. ebd., S. 528 f.) und auf dem

die Gruppensolidarität fußt (vgl. POHL 1993, S. 62). Die ‚raumbezogene Identität‘ ist

dann ein ‚Gemeinsamkeitsglauben‘ auf territorialer Grundlage und eine räumlich

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orientierte Variante des Ethnienbewusstseins (vgl. HOFFMAN 1991, S. 193). Daraus

folgend machen regionsbezogene Deutungsmuster ‚raumbezogene Identität‘ aus

(vgl. Pohl 1993, S. 96). Es ist also nicht relevant, wie genau die Inhalte der Raum-

vorstellungen, um die es geht, aussehen, nur ob Personen an sie glauben und es ein

Vertrauen in die Menschen der ‚Gemeinschaft‘ gibt, sodass eine Verbundenheit mit

anderen Mitgliedern der ‚Gemeinschaft‘ entstehen kann (vgl. ebd., S. 170). Aus einer

erkenntnistheoretischen Sichtweise sind außerdem alle konstatierten

‚Gemeinsamkeiten‘ subjektiv, da Erkenntnis immer partiell und in ihrem sozialen,

historischen und kulturellen Kontext situiert und jede Form von Wissen sozial

konstruiert ist (vgl. WOLKERSDORFER 2001, S. 52).

Allgemein kann eine Einbindung in eine Gruppe auf zweierlei Arten geschehen.

Erstens durch Interaktion zwischen den Gruppenmitgliedern, was zu einer hohen

Solidaritätswirkung und Verbindlichkeit für die Mitglieder führt (vgl. WEICHHART 1990,

S. 68). Zweitens ist eine Einbindung aber auch durch die individuelle Internalisierung

von spezifischen Wertvorstellungen und Symbolen des betreffenden Sozialsystems

möglich, das so gar nicht (mehr) existieren muss (vgl. ebd., S. 68 f.). Hierbei kommt

es zu wenig bzw. keiner Interaktion und es entsteht nur eine Art von „latenter Soli-

darität“ (ebd., S. 69), die trotzdem zu einer „emotionale[n] Geborgenheit der Zugehö-

rigkeit zu einem größeren sozialen Ganzen“ (ebd., S. 73) führt. WEICHHART nennt

diese Gruppen „symbolische Gruppen und symbolische Gemeinschaften“ (ebd., S.

70, Hervorhebungen im Original).

Der Reiz der ‚Gemeinschaft‘ liegt in ihrer Geschlossenheit (vgl. ANDERSON 1988, S.

145). Dies kann zu einem Selbstbewusstsein führen. Am Beispiel ‚Bayern‘ kann man

dieses Geschlossenheitsgefühl exemplarisch an Artikel 6 der Bayerischen Verfas-

sung sehen: ‚Bayerischer Staatsbürger‘ kann man nur durch Geburt, Ehe,

Legitimation und Ernennung werden (Art. 6 VERFASSUNG DES FREISTAATES BAYERN).

Dieser Artikel hat zwar nur symbolische Wirkung, da gilt: „Jeder Deutsche hat in

jedem Lande die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten“ (Art. 33 GG)‚ aber

er zeigt den geschlossenen Charakter der bayerischen ‚Gemeinschaft‘.

Eine Schließung kann auch durch kulturelle Symbole entstehen (vgl. POHL 1993, S.

83). Symbole können neben dem Namen, der sich auf eine Gruppe oder eine Region

bezieht, verortete „Objektivationen der Kultur“ sein (vgl. ebd. S. 148). Sie formen das

kollektive Gedächtnis einer Region. Zu ihnen gehören „Gebäude und bauliche

Wahrzeichen von besonderer historischer oder architektonischer Bedeutung, […] re-

gionalspezifische Gegenstände des täglichen Gebrauchs, regionale Naturprodukte,

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ja sogar ortstypische Getränke und Speisen […] sowie landschaftliche Beson-

derheiten (Flüsse, Berge, spezifische Vegetationsformen)“ (WEICHHART 1990, S. 71).

Dazu kommen spezifische Persönlichkeiten, Verhaltensweisen, die Sprache oder

regional typische Kleidungsstücke (vgl. ebd., S. 71 f.).

Mit einer Inklusion ist zwangsläufig eine Exklusion verbunden. Diese kann, muss aber

nicht räumlich stattfinden (vgl. POHL 1993, S.78). Für die Grenzziehung sind dabei

nicht objektive ‚Gemeinsamkeiten‘ wichtig, es ist der ‚Gemeinsamkeitsglauben‘, der

zur Trennung bzw. Herstellung von Solidarität führt (vgl. ebd., S. 79). Es geschieht

das sogenannte Othering, bei dem eine Gruppe als ‚anders‘ konstruiert wird, um die

Identität einer Wir-Gruppe davon abzugrenzen (vgl. HOFFMANN 1991, S. 195). ‚Raum‘

ist hier sowohl indirekt, weil er Träger von Merkmalen ist (z.B. Dialekt), als auch direkt

in Form von administrativen Grenzen von Bedeutung (vgl. POHL 1993, S. 80 f.).

2.2.4 Identität

Dem Konzept der ‚Identität‘ kann sich hier nur in den relevanten Punkten genähert

werden. Der Fokus liegt auf der Ich-, der Wir- und der Sie-Identität.

Die permanente Suche nach der Antwort auf die Frage ‚Wer bin ich?‘, also die Suche

nach der Ich-Identität, kann in verschiedene Dimensionen wie Alter, Geschlecht,

Lebensgeschichte, Kulturkreis usw. aufgeschlüsselt werden. Aber auch Merkmale,

die sich auf die Position im physischen Raum beziehen (z.B. die Gebürtigkeit), spielen

eine Rolle (WEICHHART ET AL. 2006, S. 24).

In der Postmoderne spricht HALL auch von einem zersplitterten Subjekt, dessen

‚Identität‘ nicht von Geburt an existiert, immer unvollständig bleibt, und durch einen

„Mangel an Ganzheit, der in den Formen, in denen wir uns vorstellen, wie wir von

anderen gesehen werden, von Außen erfüllt wird“ (HALL 1994, S. 196, Hervorhe-

bungen im Original). Wir „konstruieren Biographien, die die verschiedenen Teile

unseres gespaltenen Ichs zu einer Einheit verknüpfen, um die Freude an diesem

phantasierten Reichtum, dieser Fülle wieder einzufangen“ (ebd., S. 196). Das Subjekt

ist daher nicht autonom, sondern wird durch das ‚Andere‘ geformt, durch Werte, Be-

deutungen, Symbole, die die Kultur, in der das Wesen lebt, vermittelt hat (vgl. ebd.

1994, S. 182). Die ‚Identität‘ entsteht in der Interaktion mit und im Spiegel der

Gesellschaft. Ein Subjekt kann also Werte des ‚Außen‘ internalisieren, sodass es

durch das ‚Außen‘ eine bestimmte Identität, wie z.B. die des ‚Berliners‘ oder ‚Dörflers‘,

annimmt.

Jedoch ist das Subjekt aus postmoderner Sicht nicht eins, sondern fragmentiert, da

es sich aus mehreren, sich manchmal widersprechenden ungelösten ‚Identitäten‘

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zusammensetzt (vgl. ebd., S. 182 f.). Das können nicht nur die Identitäten als

‚Schwarzer‘ oder als ‚Frau‘ sein, sondern auch die des ‘Westfalen‘ oder des ‚CSU-

Wählers‘. Es kann also auch auf verschiedenen räumlichen Maßstabsebenen zu

widersprüchlichen ‚Identitäten‘ kommen, die sich im Verlaufe der Persönlichkeitsent-

wicklung fundamental ändern (vgl. WEICHHART ET AL. 2006, S. 24).

Wie von HALL beschrieben, steht die Ich-Identität immer auch im Zusammenhang mit

Gruppen, entweder identifiziert sie sich mit diesen oder sie wird von Außenstehenden

einer Gruppe zugeordnet. Bei Gruppen, denen man eine Gruppenidentität oder ein

‚Wir-Bewusstsein‘ zuschreiben kann (vgl. ebd., S. 35), kommt es auch zu raum-

bezogenen Definitions- und Abgrenzungskriterien. Territoriale Ansprüche können

z.B. auf Gebäude oder Siedlungen erhoben werden (vgl. ebd., S. 35 f.). Die

Verknüpfung von Ich- und Wir-Identität führt zu einer Loyalität des Subjekts oder der

betreffenden Gruppe gegenüber ihres jeweiligen Raumobjekts. Sie fühlen sich ihm

emotional verbunden oder zugehörig (vgl. ebd., S. 36). Gruppenidentitäten werden

oft einheitlich präsentiert, jedoch bestehen die Gruppen aus einzelnen Individuen, die

unterschiedliche Ich-Identitäten haben. Als Struktur kultureller Macht werden also

bestimmte Identitätseigenschaften unterdrückt und andere „Tugenden“ erst im

Vergleich zu anderen Gruppen hervorgehoben (ebd., S. 205).

Als Kontrast zur Wir-Identität kann es auch zur Konstitution von Sie-Identitäten

kommen, denen spezifische Fremdgruppenidentitäten oder Raumausschnitte zuge-

wiesen werden (vgl. WEICHHART ET AL. 2006., S. 36).

2.2.5 GRAUMANNs Identitätskonzept

WEICHHART bezieht sich in mehreren Veröffentlichungen (1990, S. 16 f. oder auch

1999) auf GRAUMANNs Identitätskonzept (vgl. GRAUMANN 1983, S. 309-321), das

Identifikation in die drei Stufen Identification of, Being identified und Identification

with aufspaltet, um es operationalisierbar zu machen. Die Ebene Identification of

beinhaltet die Identifizierung der Umgebung und das Erkennen von ‚Gleichem‘ und

‚Differenz‘ (WEICHHART 1990, S. 16f.). Being identified ist die reflexive Variante zu

Identification of und beschreibt die Erkenntnis des Subjekts, dass es selbst

Gegenstand eines Identifikationsprozesses ist und dass damit Erwartungshaltungen,

Attribuierungen und Zuschreibungen verknüpft sind (vgl. ebd., S.17). Identification

with ist schließlich die „aktive Auseinandersetzung des Individuums mit seiner

sozialen und physischen Umwelt im Prozess der Ausdifferenzierung und Ausgestal-

tung der eigenen Persönlichkeit“ (ebd., S. 17).

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Auch POHL knüpft hier indirekt bei seiner Operationalisierung an. Er verwendet

Symbole, um das Vorhandensein einer dauerhaften kollektiven Identität zu prüfen

(Identification of, vgl. POHL 1993, S. 146). Die Stufe Identification with untersucht

er differenzierter als Weichhart, indem er sie in ein alltagsweltliches (vgl. ebd., S. 174

ff.) und ein politisches (vgl. ebd., S. 190 ff.) ‚Regionalbewusstsein‘ aufteilt (vgl. ebd.,

S. 203 ff.). Diese Bachelorarbeit bleibt hauptsächlich bei der Untersuchung des all-

tagsweltlichen ‚Regionalbewusstseins‘, also bei der Erforschung von einem „dumpfen

Zugehörigkeitsgefühl“ (ebd., S. 196), statt den „prospektiven oder gar progressiven

Charakter“ von ‚Regionalbewusstsein‘ als „Mittel zur Befriedigung von bestimmten

Bedürfnissen wie Geborgenheit, Selbstverwirklichung, Wohlstand“ (ebd., S. 190) nä-

her zu analysieren. Die Stufe Being identified wird bei POHL nicht untersucht, da

keine Gruppen außerhalb der Untersuchungsregion befragt wurden. Stattdessen wird

hier außerdem ein Fokus auf die Maßstabszugehörigkeit gelegt (vgl. ebd., S. 197 ff.

u. oben).

3. Der Kontext ‚Bayern‘

Um konkreter zu werden, muss aber auch ein ausführlicher Blick auf die historische,

politische und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und Bayerns geworfen

werden. Ein Fokus liegt auf der Dynamik der Vorstellungsbilder.

Da die räumliche Abgrenzung in dieser Bachelorarbeit nicht behandelt wird, wird die

Ausdehnung des Territoriums Bayern hier nicht behandelt.

3.1 Territorialgeschichte, Ökonomie und Politik

Die Territorialgeschichte Bayerns ist eng mit dessen ökonomischer und politischer

Entwicklung verflochten. Sie wird hier nur unvollständig mit Punkten, die als relevant

erachtet wurden, dargestellt.

Bayern war als Kurfürstentum Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation

(vgl. BOSL 1982, S. 147). 1806 konnte durch den Austritt aus diesem und Eintritt in

den Rheinbund, der eine auf Napoleons Initiative hin gebildete Konföderation

deutscher Staaten war, der Status eines Königreichs erreicht werden. Bayern wurde

nun zu einer souveränen, „führenden deutschen Mittelmacht“ und hatte den gleichen

Rang wie Preußen (ebd., S. 258). Jedoch wechselte Bayern aus dem Rheinbund

wieder zu den Gegnern Napoleons, wurde 1815 Mitglied im neuen staatenbündischen

System des Deutschen Bundes und verlor „das Recht eigener Außenpolitik“ (ebd., S.

260). Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Monarchie abgesetzt und in Folge dessen

rief am 8. November 1918 Kurt Eisner den ‚Freien Volksstaat Bayern‘ aus. Bayern

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wurde Teil der Weimarer Republik (vgl. ebd., S. 329 ff.). Nach dem zweiten Weltkrieg

leiteten die Besatzungsmächte Vertriebene aus Schlesien und dem Sudetenland

gezielt in das dünn besiedelte Bayern (vgl. ZIEGLER 2016).

Die neue Verfassung des Freistaates Bayern wurde 1946 durch das Volk angenom-

men (vgl. VERFASSUNG DES FREISTAATES BAYERN, S. 5). 1949 wurde Bayern als Bun-

desland Teil der Bundesrepublik Deutschland (vgl. BOSL 1982, S. 137). Da die baye-

rische Verfassung älter als das Grundgesetz ist, findet sich dort kein Bekenntnis zur

Bundesrepublik Deutschland. Zudem war Bayern das einzige Bundesland, das dem

Grundgesetz nicht zustimmte, gleichwohl bejahten sie dessen Rechtsverbindlichkeit

(vgl. KOCK 2016). Die 1945 gegründete Christlich-Soziale Union (CSU) regierte bzw.

regiert von 1962 bis 2008 sowie ab 2013 mit absoluter Mehrheit (vgl. ebd.).

Die bayerische Wirtschaftsstruktur war bis 1945 von Landwirtschaft geprägt (vgl.

BOSL 1985, S. 262). In der Nachkriegszeit kam es zu einem langanhaltenden Wirt-

schaftsaufschwung, der im damaligen Agrarland Bayern zur Ansiedlung vieler

Industriebetriebe führte (vgl. GÖTSCHMANN 2015). Ein Beispiel für die Entwicklung ist

die Ansiedlung der High-Tech-Branchen in München (vgl. GLASER ET AL. 2007, S. 80).

Seit den 1990er Jahren kam es zunehmend zu einer Tertiärisierung, sodass der Anteil

des produzierenden Gewerbes zurückging (vgl. GÖTSCHMANN 2015). Die wirtschaft-

liche Entwicklung im Vergleich zu Deutschlands ‚Rest‘ ist symptomatisch am Länder-

finanzausgleich zu erkennen: Bis zur Wiedervereinigung war Bayern Empfängerland,

seitdem ist es Zahler. Anders sieht es beispielsweise in Nordrhein-Westfalen aus, das

bis in die 1980er Jahre und von 1995 bis 2008 Zahler war, und seitdem Empfänger-

land ist (vgl. RENZSCH 2015).

3.2 Kulturelle Identität

Die ‚kulturelle Identität‘ von ‚Bayern‘ ist ein Diskurs, d.h. hat einen konstruktivistischen

Charakter bzw. nur partiellen Wirklichkeitsanspruch. „Bayerische Identität“ wird von

BOSL in einem dreifachen Sinngehalt gesehen (BOSL 1988, S. 69): dem „gesamt-

bayerisch-zentralistisch-überstämmischen“ Staatsbayerischen, das individuelle

„Stammes- oder Altbayerische“ und das urbane „Stadtbayerische, dessen Modell

München ist“ (ebd., S. 69). Auf konkrete Symbole des Bayerischen wird wegen ihres

nicht zu beurteilenden Wahrheitsgehalts hier nicht eingegangen, BOSL spricht in

seinen Vorträgen, zwar unkonkret, die vermeintlichen Eigenarten des Bayerischen

an:

„Der politische Eigenwille des bayerischen Staatvolkes war und ist

begründet in seiner kulturellen Eigenart, die sich in Sprache,

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Brauchtum, Kunst, Literatur, Musik, in Mentalität, Lebensformen,

Weltauffassung, Religiosität, Kirchlichkeit in ganz spezifischer und

vielfältiger Weise lebendig kundtut. Eine in eigener Geschichte,

Staatlichkeit, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur begründete baye-

rische Sonderart kennzeichnet exzeptionell aber die Altbayern und

unterscheidet sie auch von den anderen staatsbayerischen und

deutschen Stämmen, wirft aber zugleich die Frage nach der inneren

Struktur der heute ‚bayerisch‘ genannten Gesellschaft und Kultur

auf, die weder einheitlich noch eine Staatskultur ist, sondern sich

selbst […] als regional und herkunftsbezogen erkennen läßt.“ (BOSL

1982, S. 137)

Dabei merkt er auch an, dass sich diese kulturellen und sprachlichen Eigenarten nicht

nur auf das bayerische Staatsgebiet beschränken, sondern über ihre Kerngebiete

hinauswirken (vgl. BOSL 1980, S. 100).

Auch ein Gründungsmythos des ‚Altbayerischen‘ wird bei BOSL aufgegriffen:

„‘Bayern‘ – ich meine das alte Bayern – war schon im 16. Jahrhun-

dert ein geschlossener Landesstaat, Volkstum und Staatsreligion

war gleichermaßen einheitlich. Am Ende des 18. Jahrhunderts war

zwar auch der geschlossene bayerische Kurstaat (= Ober-, Nieder-

bayern, Oberpfalz) seiner inneren Struktur nach […] unterbrochen

von zahlreichen Hofmarken, Herrschaften und Sitzen des Adels,

der Kirche […]. Ein Vergleich mit Franken aber zeigt, daß dieses

bayerische Bild gar nicht so uneinheitlich und bunt wie in Franken

war […].“ (ebd., S.100f.)

Selbst in der bayerischen Verfassung wird an die 1000-jährige staatliche Vergangen-

heit Bayerns erinnert (vgl. Präambel VERFASSUNG DES FREISTAATES BAYERN), die sich

eigentlich nur auf das bayerische Herzogtum, also die ‚Altbayern‘ bezieht (vgl. BOSL,

S. 101). Neben der Gruppe der Altbayern werden hier noch, die in Anführungszeichen

geführten, „Stämme“ der Franken, der Schwaben und auch der „Einsprengsel der

Sudetendeutschen“ aufgeführt (ebd., S. 100). Alle diese Gruppen, die aus Untergrup-

pen bestehen oder bestanden, besäßen eigene kulturelle Identitäten (vgl. REIGL ET

AL. 1978, S. 1).

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Anknüpfend an die in Kapitel 2.2 vorgestellten Konzepte ‚Identität‘ und ‚Gemeinsam-

keitsglaube‘ ist zu bezweifeln oder zu hinterfragen, ob hier wirklich ‚Gemeinsam-

keiten‘ bzw. Eigenarten vorliegen, oder es nur einen Glauben an sie gibt, und ob tat-

sächlich eine (starke) ‚bayerische Identität‘ besteht.

3.3 Stereotype und Gegensatzdiskurse

Der Diskurs der Differenzen zwischen dem ‚Norden‘ und dem ‚Süden‘ der

deutschsprachigen Regionen reicht bis in die deutsche Kaiserreichszeit zurück. Das

Kaiserreich präsentierte sich modernistisch im Sinne des preußisch-protestantischen

Nordens, was zu einer Desintegration des katholischen Südens führte (vgl. GLASER

ET AL. 2007, S. 79). Dadurch kam es zu einer Abwertung des Südens. Der als

zurückgeblieben geltende Süden sollte vom Norden aufgeklärt werden (vgl. ebd., S.

80). Bis zum ersten Weltkrieg wurden die Kontraste über Religion definiert, sodass

dem mehrheitlich protestantischen, als aufgeklärt, wohlhabend und wirtschaftstüchtig

geltenden Norden der überwiegend katholische Süden gegenüberstand, der als

finster, arm und bildungsfeindlich galt (vgl. ebd., S. 80). Wirtschaftliche Zentren lagen

in Mitteldeutschland sowie im Westen; der Süden war Abwanderungsgebiet (vgl.

ebd., S. 80).

Nach dem zweiten Weltkrieg nahm die Bevölkerung dort zu und es kam zu

Betriebsverlagerungen aus der sowjetischen Besatzungszone. Ab den 1980er-

Jahren kam es so zu einer Umkehrung der Entwicklung und es entstand der Diskurs

eines neuen ‚Süd-Nord-Gefälles‘, der von einer zunehmenden Wirtschaftskraft und

Lebensqualität in den südlichen Bundesländern handelte. Die Wirtschaftsdaten im

‚Süden‘ und in ‚Norden‘ klafften zwar nicht auseinander, der Süden hatte lediglich

aufgeholt (vgl. ebd., S. 80). Seit der Wiedervereinigung ist neben diesem

Antagonismus zwar auf großflächiger Ebene in Deutschland der Diskurs um ‚Ost- und

Westdeutschland‘ hinzugekommen (vgl. ebd., S. 79). Dieser überdeckt die wahrge-

nommenen Nord-Süd-Gegensätze aber nicht.

Diese Entwicklung sagt aber nichts über das Bild aus, das der ‚Süden‘ aktuell in den

Köpfen der Menschen im ‚Nicht-Süden‘ hat. Denkbar wäre, und das soll im weiteren

Verlauf dieser Arbeit untersucht werden, dass weiterhin negative Konnotationen mit

dem ‚Süden‘ verbunden sind, entweder als Relikte aus dem alten Diskurs oder neue

Ablehnungen in Form von z.B. Neid (vgl. WEICHHART ET AL. 1988, S. 306).

Des Weiteren soll untersucht werden, ob das alltagsweltliche Bild von ‚Bayern‘ immer

noch ‚besonders‘ und ‚stärker‘ ist als das von anderen (westlichen) Bundesländern.

Dies könnte zum Hervorrufen von stärkeren Emotionen ‚Bayern‘ gegenüber führen,

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die in Form von Ablehnung oder Nachahmung (vgl. Dirndl als Modekleidungsstück)

zum Ausdruck kommen können.

3.4 Gemeindestruktur in Bayern und Nordrhein-Westfalen

Am Beispiel der Gemeinden soll erläutert werden, wie sich die Siedlungsstruktur in

Nordrhein-Westfalen und Bayern quantitativ unterscheidet. In Bayern haben laut

BBSR (2013) Gemeinden eine Durchschnittseinwohnerzahl von 6.005 Einwohnern,

in Nordrhein-Westfalen sind es durchschnittlich 44.373. Die kommunale Neuglie-

derung in Bayern, die von 1971 bis 1978 stattfand, sollte durch die Zusammenlegung

von Gemeinden und die Neuaufteilung von Landkreisen zu einer Stärkung der

kommunalen Selbstverwaltung führen (vgl. REIGL ET AL., S. 16). Am Beispiel der

Kreisreform lässt sich die Größenordnung der Neuordnungen gut vergleichen. Durch

die relativ geringe Bevölkerungsdichte, damals wie heute, und eine von Gegensätzen

geprägte Siedlungsstruktur (Großstadtregion München und dörfliche Siedlungen

beispielsweise in Franken) wurde, um überschaubare Verwaltungseinheiten zu

behalten, eine Richtzahl für Kreisgrößen von 80.000 Einwohner festgesetzt (vgl. ebd.,

S. 33 f.). In Nordrhein-Westfalen, das eine fast dreimal so hohe Bevölkerungsdichte

hat (vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT 2015), wurde eine Größe von 300.000 bis

365.000 festgesetzt. Im Zuge der kommunalen Gebietsreform 1967 bis 1975 in

Nordrhein-Westfalen kam es auch zu Kreis- und Gemeindezusammenlegungen, um

die Lebensverhältnisse innerhalb Nordrhein-Westfalens anzugleichen (vgl. DICKE

2013, S. 40). Bereits vor der Reform gab es in Nordrhein-Westfalen nur 2371

Gemeinden (in Bayern waren es 7116). Dieser Kontrast wurde durch die Reformen

zwar verkleinert, besteht aber immer noch weiter: NRW hat nun 396 Gemeinden und

Bayern 2052 (vgl. ebd., S. 42). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ge-

meinden in Nordrhein-Westfalen höhere Einwohnerzahlen haben und es im Umkehr-

schluss mehr Eingemeindungen gab, d.h. weniger kleine selbstständige Ortschaften.

4. Empirie

WEICHHART identifiziert 1990 vier Fragestellungen, nach denen das Thema ‚raum-

bezogene Identität‘ untersucht werden kann (S. 18). Sein zweiter Ansatz wurde in

Kombination mit GRAUMANNs Identitätskonzept (vgl. Kapitel 2.2.5) ausgewählt, um

das Thema dieser Bachelorarbeit (Raumbezogene Identität von Studierenden in Mün-

chen in Bezug auf das Raumobjekt „Bayern“) einzukreisen und Forschungsfragen zu

entwickeln. Auf die Einschränkungen der Zielgruppe wird im Kapitel 5.2 eingegangen.

WEICHHARTS zweiter Frageansatz (1990, S. 18 f.) sieht als Objekt der Analyse eine

Gruppe, die mit einem Raumausschnitt verbunden wird. Im vorliegenden Fall ist dies

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die Gruppe der ‚Bayern‘ und das Raumobjekt ‚Bayern‘. Es soll die soziale Identität

von sozialen Gruppen, sowohl in der Außen- als auch in der Innenperspektive erfasst

werden.

In einem ersten Schritt wird die Gruppenidentität der vorliegenden Gruppe untersucht.

Die Untersuchungen, ob es ein Wir-Gefühl gibt, entsprechen in GRAUMANNS Identi-

tätskonzept der Kategorie Identification with. Dies führt zur ersten Forschungsfrage:

Kann bei zumindest einem Teil der bayerischen Probanden eine ‚raum-

bezogene Identität‘ vermutet werden?

Interessant ist auch der Vergleich, ‚was Bayern denn nun ist‘, aus Sicht der Innen-

und Außenperspektive. Dies betrifft die Stufe Identification of und wird mit folgender

Frage erforscht:

Wie unterscheiden sich die Raumvorstellungen der Region ‚Bayern‘ zwischen

Studierenden, die nicht in Bayern aufgewachsen sind, und denen, die dort

aufgewachsen sind?

Um ein Blick auf die Außenperspektive zu werfen, also auf die Frage ‚Wer sind die

Bayern?‘, werden in einem zweiten Schritt GRAUMANNs Stufen Identification of und

Being identified mit folgender Frage untersucht:

Gibt es ein relativ einheitliches Fremdbild der Bewohner der Region ‚Bayern‘

und wie hat sich dieses gegebenenfalls gewandelt?

Die Fragen sollen hauptsächlich mit Hilfe eines Fragenbogens beantwortet werden.

Für die letzte Forschungsfrage ist zusätzlich der historische, politische und kulturelle

Kontext wichtig, der im vorigen Kapitel dargelegt wurde.

5. Methodik

5.1 Verwendete Methoden

Um einen maximalen Erkenntnisgewinn zu erzielen, wird als Methode der empi-

rischen Sozialforschung eine quantitative Untersuchung mittels eines standardisier-

ten Fragebogens durchgeführt. Der Fragebogen enthält Teile, die an alle Teilnehmer

gerichtet sind (vgl. Anlage 1 Block 1 und 2) und Teile, die an nur an die jeweiligen

Untergruppen gerichtet sind (vgl. Kapitel 5.2 und Anlage 1 Block 3 und 4). Er enthält

sowohl zwei offene Fragen, als auch die größtenteils vorkommenden geschlossenen

Multiple-Choice-Fragen, bei denen mehrmalig Mehrfachnennungen erlaubt sind. An

allen Stellen wurde auf die Möglichkeit einer Enthaltung durch eine ‚keine Angabe‘-,

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‚Sonstiges‘- oder ‚Anderes‘-Kategorie geachtet. Durch die Einführung dieser

Kategorie wurde das Überspringen einer Frage ausgeschlossen. Des Weiteren wurde

sich an die Regeln der Frageformulierung in Anlehnung an PAYNE (1951) gehalten:

Die Fragen wurden möglichst einfach, kurz und konkret formuliert. Hypothetische und

mehrdimensionale Fragen wurden vermieden. Trotz des wertebeladenen Frage-

kontexts wurde zudem versucht, Suggestivfragen zu vermeiden und eine neutrale

Frageformulierung zu verwenden, um die Probanden nicht zu beeinflussen. Dazu

müssen die Fragen zumindest formal ausbalanciert sein, d.h. alle negativen und posi-

tiven Antwortmöglichkeiten enthalten sein (vgl. dazu auch SCHNELL ET AL. 2013, S.

326 ff.).

Bei der Fragebogenkonzeption muss beachtet werden, dass zum Erzielen verschie-

dener Arten von Information unterschiedliche Fragetypen verwendet werden müssen.

Hier wurden sowohl Fragen nach Befragteneigenschaften, als auch Einstellungs-,

Überzeugungs- und Verhaltensfragen an die Befragten gerichtet (vgl. SCHNELL ET AL.

2013, S. 318 f.). Beim Zusammenstellen des Fragebogens wurde zudem auf eine

sinnvolle Reihenfolge geachtet. Das bedeutet, dass die sozioökonomischen Angaben

am Anfang abgefragt werden, damit unpassende Probanden den Fragebogen nicht

unnötigerweise ausfüllen müssen. Außerdem wurden offene Fragen vor entspre-

chenden geschlossenen Fragen auf eine separate Seite gestellt, sodass Antwort-

möglichkeiten noch nicht sichtbar waren. Dabei ist ein gewisser Halo-Effekt nicht zu

vermeiden, d.h. die Antworten einer Frage können von den vorherigen beeinflusst

werden. Da es aber um die Auswahl relevanter Merkmale geht, kann dieser Aspekt

bereits in der vorherigen Frage aufgeworfen worden sein.

Weitere methodische Probleme der Methode können sein, dass es durch die Abgabe

sozial erwünschter Antworten oder einer Zustimmung zu Fragen unabhängig vom

Inhalt der Fragen zu Antwortverzerrungen kommen kann (vgl. SCHNELL ET AL. 2013,

S. 345 f.) Die Abgabe sozial erwünschter Antworten kann möglicherweise vermieden

werden, indem den Probanden eine hohe Vertraulichkeit und eine geringe

Überprüfbarkeit der Angaben kommuniziert wird (vgl. ebd., S. 347 f.). Das Problem

der Zustimmungstendenz zeigt sich, wenn Personen auch zwei semantisch

gegensätzliche Fragen bejahen und wird einerseits als Persönlichkeitsmerkmal von

Befragten mit geringer Ich-Stärke angesehen und andererseits als eine im Alltag

erlernte Behauptungsstrategie unterprivilegierter Gruppen gesehen (vgl. BASS 1956).

Ein weiteres Problem dieser Form des schriftlichen Fragebogens kann sein, dass die

Ernsthaftigkeit des Probanden beim Ausfüllen des Fragebogens nicht überprüft

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werden kann, jedoch kann durch die Absenz eines Interviewers auch die Glaub-

würdigkeit der Antworten gesteigert werden (vgl. SCHNELL et al. 2013, S. 350 f.)

Die Fragebögen wurden mithilfe des Softwarepakets SoSci Survey erstellt, das die

Möglichkeit bietet, wissenschaftliche Befragungen ohne kommerziellen Hintergrund

kostenlos durchzuführen (vgl. SOSCI SURVEY GMBH 2015). Alle gebräuchlichen Fra-

getypen sind dort verfügbar, sowie sogenannte Filterfragen, die mit der Program-

miersprache PHP umgesetzt werden müssen und durch die der Fragebogenverlauf

abhängig von gegebenen Antworten individuell angepasst werden kann, indem z.B.

Fragen übersprungen werden. Das Tool erlaubt das anschließende Herunterladen

der Daten für das Softwarepaket SPSS.

Im Fragebogen wird als besondere Methode außerdem das semantische Differential

verwendet. Diese wurde von OSGOOD/SUCI/TANNENBAUM 1957 vorgeschlagen. Damit

soll die Bedeutung von Konzepten erfasst werden. Auf einer Ordinalskala, die meist

aus den Werten 1 bis 7 besteht und an dessen Endpunkten jeweils zueinander anto-

nyme Adjektive stehen, soll der Befragte diejenigen Punkte der Skala ankreuzen, die

das zu bewertende Objekt seiner Meinung am besten beschreiben (vgl. SCHNELL ET

AL. 2013, S. 164ff.). In der Umsetzung des semantischen Differentials mit SoSci

Survey konnte die Skala aus technischen Gründen nur nummeriert, der mittlere Wert

(4) mit „weder noch“ etikettiert, und anders als bei WEICHHART ET AL. (1988, S. 297

ff.) nicht die gesamte Skala beschriftet werden. Jedoch ist auch so von einer einfa-

chen Bewertung der zu bewertenden Konzepte durch die bipolaren Adjektive auszu-

gehen, was auch die Ergebnisse des Pretests ergaben.

In WEICHHART ET AL. (1988, S. 296) und auch ECK (1982, S. 63) werden die Adjektive

gemischt abgebildet, d.h. nicht immer stehen die negativen Adjektive links und die

positiven rechts. Dies würde zu Verzerrungen bei der Durchführung der Umfrage

führen, da Probanden durch die einheitliche Ausrichtung irritiert würden (vgl. ECK

1982, S. 63). Auch im vorliegenden Fall wurde also eine gemischte Darstellung

gewählt, auch weil einige wenige Adjektivpaare wie städtisch-ländlich nicht klar

wertend sind und so schon beeinflussend angeordnet würden (vgl. Anlage 1 Block 2

und 3). Intern wurden die Adjektive aber sortiert abgespeichert, um später eine bes-

sere graphische Auswertung zu garantieren.

Probleme der Methode des semantischen Differentials können zum einen sein, dass

die Befragten die verwendeten Adjektive unterschiedlich interpretieren (vgl. SCHNELL

ET AL. 2013, S. 166). Auch die Auswertung kann fragwürdig werden, wenn sich auf

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Operationen wie der arithmetische Mittelwert oder die Standardabweichung gestützt

wird, die streng genommen für Intervallskalen nicht zulässig sind.

5.2 Auswahl der Zielgruppe

Die Umfrage richtet sich an Studierende mit einem Mindestalter von 18 Jahren, die

hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen oder in Bayern aufgewachsen sind. Im ersten

Fall müssen die Probanden in Münster studieren, im zweiten in München. Die unter-

schiedlichen Gruppen erhalten teilweise andere Fragen. Jede Vergleichsgruppe sollte

optimalerweise aus mindestens 60 Studierenden bestehen.

Der Fokus liegt hier aus pragmatischen Gründen hauptsächlich auf Studierenden, da

diese eine gute Erreichbarkeit für die Umfrage haben. Es kann zusätzlich u.U. auch

das inhaltliche Argument einer möglichen Multiplikatorfunktion der Studierenden

angeführt werden. Diese haben in bestimmten Fällen durch ihre künftige Berufsaus-

übung (z.B. in den Medien oder als Lehrer) eine gewisse Strahlkraft auf andere Bevöl-

kerungsteile, sodass ihre Vorstellungen andere beeinflussen könnten.

Des Weiteren wurde aus pragmatischen Gründen neben dem zu untersuchenden

Bundesland Bayern Nordrhein-Westfalen als mögliches Herkunftsbundesland aus-

gewählt. Andere Bundesländer wurden unter der Annahme vorhandener unter-

schiedlicher Vorstellungen in Bezug auf die Forschungsfragen ausgeklammert. Es

wurden zudem nur Probanden zugelassen, die maximal zwei Jahre außerhalb ihrer

jeweiligen Herkunftsbundesländer verbracht haben, um nur den ‚einfachen‘ Fall und

keine differenzierteren Ansichten auf ‚Bayern‘ zu untersuchen.

In vorliegendem Fall wäre die Durchführung einer geschichteten Zufallsstichprobe

sinnvoll. Hierbei würden Elemente der Grundgesamtheit in Gruppen eingeteilt

(Bayern-Aufgewachsene und Nordrhein-Westfalen-Aufgewachsene). Da die Fall-

zahlen der Zufallsstichprobe nicht den Anteilen der Schichten in der Grundgesamtheit

entsprechen (es sind mehr Studierende in Nordrhein-Westfalen als in Bayern

aufgewachsen), handelt es sich um eine disproportional geschichtete Stichprobe (vgl.

SCHNELL ET AL. 2013, S. 269). Durch die Durchführung einer Onlinebefragung kann

jedoch keine Zufallsstichprobe erreicht werden.

Bei Onlinebefragungen wie dieser existiert keine vollständige Liste der Elemente der

Grundgesamtheit vor der Durchführung der Auswahl, da es unmöglich ist, alle

Studierende in Münster und München zu erfassen. Bei der Befragung handelt es sich

um ein Convenience-Sample, dessen Ergebnis prinzipiell nicht verallgemeinerbar ist

(vgl. SCHNELL ET AL. 2013, S. 369). Die Auswahl der Probanden ist willkürlich, da die

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Auswahlwahrscheinlichkeit einer Person nicht bestimmt werden kann (vgl. ebd., S.

370). Außerdem kann es sein, dass eher Menschen, die an dem Thema interessiert

sind, die Umfrage ausfüllen. Dies kann nicht verhindert werden, muss aber bei der

Auswertung beachtet werden.

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass nicht sichergestellt wird, dass eine Person den

Fragebogen nur einmal ausfüllt (vgl. ebd., S. 375 f.). Dazu müsste man beispielsweise

mit Hilfe eines Passwortes wiederholte Beantwortungen technisch ausschließen.

Außerdem können Websurveys bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht erreichen

(vgl. ebd., S. 379). Dieses Problem beschränkt sich hier auf eine Teilgruppe

behinderter Studierender, da der Fragebogen nicht barrierefrei aufgebaut ist.

Die Durchführung einer Onlinebefragung hat aber viele Vorteile: Sie ist „schneller

durchführbar, man benötigt keine Interviewer, die erhobenen Daten müssen nicht

erfasst werden, man kann graphische Vorlagen hoher Komplexität oder Audio- und

Videosequenzen verwenden“ und es gibt v.a. geringere Erhebungskosten (ebd. 2013,

S. 368).

Eine geschichtete Zufallsstichprobe wäre wünschenswert, aber ist hier nicht möglich.

Dieses von SCHNELL ET AL. (2013, S. 368 ff.) angepriesene hohe Ideal ist neben der

physischen Unmöglichkeit auch pragmatisch im Rahmen einer Bachelorarbeit unrea-

listisch. Das Ergebnis ist also aufgrund der räumlichen und methodischen Einschrän-

kungen nicht verallgemeinerbar.

5.3 Konzeption des Fragebogens

Im Anhang befindet sich der Fragebogen, so wie er mit dem Programmpaket SoSci

Survey umgesetzt wurde (vgl. Anlage 1). Seine Konzeption orientiert sich an der Stu-

die von WEICHHART ET AL. (1988), die das Viertelsbewusstsein für das Stadtviertel

Lehen in Salzburg untersuchten, das als stigmatisiert gelten kann (vgl. ebd., S. 271

ff.). Sie führten eine quantitative Innenanalyse der Wahrnehmung des Viertelsbe-

wusstseins, der Lebensqualität und der emotionalen Viertelsbewertung durch. Die

Herangehensweise kann in Teilen auch auf die Regionsebene übertragen werden,

weil „die auf der lokalen Ebene raumbezogener Identität gewonnenen subjektiven Er-

fahrungen vom Individuum durch Abstraktions- und Generalisierungsprozesse auf hö-

herrangige Bezugsobjekte übertragen werden können“ (WEICHHART 1990, S. 77, Her-

vorhebungen im Original). Damit sei keine Erklärung der Entstehung ‚raumbezogener

Identität‘ gegeben (vgl. ebd., S. 79), jedoch erlaubt es die Anwendung der Methodik

auf einen regionalen Maßstab. Die Methodik ist aber weiter zu diskutieren, da zu

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20

Recht angemerkt werden kann, dass die regionale Ebene zur Identifikation von Indi-

viduen meist eine geringere Bedeutung als die lokale Ebene hat (vgl. POHL 1993, S.

93).

Bevor die Probanden inhaltliche Einstellungs- und Werturteilsfragen erhielten, musste

mit einigen Faktfragen zur demographischen und sozioökonomischen Situation

sichergestellt werden, dass diese Probanden zur Zielgruppe der Fragebögen ge-

hören. Die Methodik ist hier vergleichbar mit WEICHHART et al. (1988, S. 277). Hier

sollen Schlüsse auf die gewünschte Altersgruppe, das Ausbildungsniveau und auf die

Herkunft gezogen werden (vgl. Anlage 1 Block 1).

Des Weiteren sollte mit einer Frage nach der subjektiven Einschätzung der Sied-

lungsart die Grundlage für eine spätere Analyse der Herkunft der Probanden geschaf-

fen werden. Der subjektive Fragecharakter wurde hier wegen der unterschiedlichen

Gemeindestruktur einer Frage nach der konkreten Einwohnerzahl des Herkunftsortes

vorgezogen (vgl. Kapitel 3.4).

Die weiteren Fragen orientieren sich im Wesentlichen an dem in Kapitel 2.2.5

vorgestellten Identitätskonzept von GRAUMANN (1983, S. 309 ff.). Dabei wird das Kon-

zept ‚Identität‘ in die drei Stufen Identification of, Being identified und Identi-

fication with aufgespalten.

WEICHHART untersucht die erste Stufe (WEICHHART et al. 1988, S. 277 ff. u.

WEICHHART 1999, S. 3 ff.) zunächst durch die Methode der ‚Mental Maps‘, um eine

subjektive Abgrenzung der Region durch die Probanden abzufragen. Dies wird hier

sowohl aus methodischen Gründen (zu hoher Aufwand), als auch aus theoretischen

Gründen (vgl. WERLENS Regionsbegriff im Kapitel 2.2.1) nicht durchgeführt.

Die erste Ebene, und so auch die erste Forschungsfrage kann aber auch, wie dies

sowohl bei WEICHHART 1999 (S. 10 ff.), bei WEICHHART ET AL.1988 (S. 277 ff.) als

auch bei POHL (1983, S. 147 ff.) geschieht, durch die Frage nach Symbolen der Re-

gion untersucht werden. Um hier dem Aufwand der Auswertung einer Bachelorarbeit

gerecht zu werden, wird das Werkzeug des semantischen Differentials gewählt. Vor

der Konfrontation mit dem semantischen Differential werden die Probanden mit einer

offenen Frage zum Thema geführt: Sie sollen drei Assoziationen zum Raum ‚Bayern‘

niederschreiben. In einer weiteren Frage sollen die Befragten aus einer Liste von

Begriffen (z.B. ‚Bier‘, ‚Berge‘, ‚Oktoberfest‘), die sechs für sie relevantesten auswäh-

len. Mit diesem Teil der Befragung sollen die Assoziationen der Studierenden in

Münster und in München verglichen werden (vgl. Anlage 1 Block 2).

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21

Auch die zweite Stufe (Welche Eigenschaften werden Einwohnern einer Region

zugeschrieben?) kann mit einem semantischen Differential untersucht werden (vgl.

Anlage 1 Block 3). Hier ist es aber auch interessant, ein erstes unvoreingenommenes

Bild der Probanden zu erhalten, was mit dem zu vervollständigenden Satz: „Ein/e

Bayer/in ist __________“ gelingen soll. Diesen Teil des Fragebogens erhalten nur die

Studierenden in Münster.

Für die semantischen Differentiale wurden teilweise Adjektivpaare aus der Studie von

WEICHHART ET AL. (1988, S. 297 ff.) übernommen, teilweise eigene hinzugezogen.

Manche Adjektive von WEICHHART ET AL. sind nicht übertragbar, weil sie eher auf der

Stadtteilebene operieren. Um das Problem irrelevanter Adjektivpaare zu umgehen,

wurde kein allgemeiner Skalensatz übernommen (vgl. SCHNELL ET AL. 2013, S. 166).

Die Fragen für die dritte Stufe (Identification with) richten sich ausschließlich an die

Studierenden in München. Sie dienen der Beantwortung der dritten Forschungsfrage.

Hier soll analog zu dem bei WEICHHART ET AL. (1988, S. 282 ff.) untersuchten

„Viertelsbewußtsein“ (ebd., S. 282) die ‚raumbezogene Identität‘ der bayerischen

Studierenden untersucht werden. Bei der Erfassung von Phänomenen wie ‚raum-

bezogener Identität‘ gibt es eine Reihe methodischer Probleme (vgl. ebd., S. 282). Es

ist eine hypothetische Annahme, dass es tatsächlich Bewusstseinsinhalte über die

Region gibt. Von vornherein steht nicht fest, ob sie als kognitive Strukturen in der

Gedankenwelt der Probanden tatsächlich existieren (vgl. dazu Kapitel 5.4). Eine

direkte Befragung birgt die Gefahr, dass sie durch den Akt der Befragung als

Denkinhalte erst produziert werden (vgl. WIRTH 1981, S. 173 ff.). Deshalb wird hier,

wie bei WEICHHART ET AL. (1988, S. 282 ff.), eine indirekte Erhebungsform gewählt,

bei der die Probanden mit einer Serie von Aussagen konfrontiert werden, zu der sie

auf einer fünfteiligen Notenskala ihre Zustimmung und Ablehnung zum Ausdruck

bringen sollen (vgl. ebd., S. 282). Hierbei ist es eine Herausforderung Aussagen zu

finden, die in einem plausiblen Zusammenhang zu jenen Phänomenen stehen, die

sie repräsentieren sollen. Dies ist besonders schwer bei mehrdimensionalen

Konzepten wie ‚raumbezogener Identität‘ (vgl. ebd., S. 282). Mit dieser Methodik kann

keinesfalls die Zieldimension ‚raumbezogene Identität‘ eindeutig bestimmt, sondern

nur angenähert werden. Diese quantitative Herangehensweise ersetzt qualitative

Befragungen nicht. Die Aussagen sollen Aspekte des Zugehörigkeitsbewusstseins

(1), das eher passiv, emotional und heimatbezogen ist, und aktive, politische,

regionalistische Facetten (2) enthalten (vgl. POHL 1993, S. 99 ff.). „Man wird

zumindest in zwei Richtungen denken müssen: Zum einen Regionalbewußtsein als

gelebte, unreflektierte Lebenswelt und zum anderen Regionalbewußtsein als stärker

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kognitive, rationale Haltung“ (POHL 1993, S. 99). Folgt man WEICHHART (1990, S. 77

oder 1988, S. 282 f.) und auch WERLEN (1993, S. 16 f. vgl. auch POHL 1993, S. 89 f.),

spielt die Interaktion eine große Rolle (ebd. WEICHHART 1990, S. 68 f.). Soziale

Interaktion kann mit einem weiteren Satz abgefragt werden (3). Anders als

WEICHHART ET AL. (1988, S. 283), die die Reflexion des Fremdbildes und die soziale

Integration stärker in den Fokus rücken, wird hier ein weiterer Schwerpunkt auf den

Reiz der ‚Gemeinschaft‘ mit ihrem Ausschlusscharakter und einem damit verbunde-

nen regionalen Selbstbewusstsein (4) (vgl. ANDERSON 1988, S. 145) gesetzt. Die

Aussagen lauten wie folgt (vgl. Anlage 1 Block 4):

1. „Ich wohne sehr gerne in Bayern.“ (1)

2. „Ich fühle mich hier heimisch.“ (1)

3. „Wir Bayern müssen zusammenhalten, unsere Kultur pflegen und unsere

Interessen gemeinsam vertreten.“ (2)

4. „Ich engagiere mich in Vereinen oder ähnlichem, auch weil mir die

bayerischen Traditionen wichtig sind.“ (3)

5. „Ich bin stolz ein Bayer/eine Bayerin zu sein.“ (4)

Anschließend werden das Mobilitätsverhalten und Informationen zur Sozialisation

abgefragt. So wird beispielsweise die Herkunft der Eltern und ein möglicher Umzug

nach bzw. weg von Bayern thematisiert. Diese Fragen, die sich geringfügig für die

Probanden aus Bayern und Nordrhein-Westfalen unterscheiden (vgl. Anlage 1 Block

3 und 4), können bei der Analyse weitere Erklärungsansätze liefern.

Die letzte Frage bezieht sich auf die Maßstabszugehörigkeit der Probanden. Diese

Einstellungsfrage kann, wie auch POHL (1993, S. 197 ff.) schreibt, Aufschlüsse über

die subjektive Einschätzung der Wichtigkeit der regionalen Ebene geben. Dabei muss

keine ausschließliche Zugehörigkeit zu einer Ebene angegeben, sondern es kann auf

einer fünfteiligen Skala die Intensität der gefühlten Zugehörigkeit mit den verschie-

denen Ebenen ausgewählt werden (vgl. Anlage 1, letzte Frage Block 3 oder 4).

5.4 Inhaltliche Kritik am Fragebogen

In der Phase der Fragebogenkonzeption mussten viele Entscheidungen getroffen

werden, die selbstverständlich Kritik nach sich ziehen können. Darauf soll im

Folgenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit eingegangen werden.

Es lässt sich kritisieren, dass die Adjektive der semantischen Differentiale und

vorgeschlagene Symbole subjektiv ausgewählt sind. POHL (1993, S. 160), bei dessen

Untersuchung es ähnlich ist, betont für diesen Fall, dass die Liste der Symbole oder

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der Adjektive immer nur begrenzt korrekt und unvollständig sein kann. „Entscheidend

ist, daß die Objekte die Kriterien prinzipielle Bekanntheit, Verfügbarkeit und Spezifität

erfüllen“ (POHL 1993, S. 160).

Auch die geforderte subjektive Zuordnung zu Maßstabsebenen gestaltet sich für den

Probanden als schwierig, denn es hängt von der Perspektive ab, mit welcher Ebene

sich ein Individuum zu einem Zeitpunkt am stärksten identifiziert. Hier ist auf das

postmoderne fragmentierte Subjekt zu verweisen (vgl. 2.2.4). „Niemand wird von sich

behaupten, er sei ausschließlich Münchner oder Bayer oder Deutscher“, erkennt auch

POHL (ebd., S.198, Hervorhebung im Original). Es soll hier aber nicht um die Hierar-

chisierung der Ebenen, sondern um Besonderheiten der Hierarchisierung der Raum-

ebenen gehen (vgl. ebd., S. 198).

Die Autorin ist sich bewusst, dass die Frage nach der Kategorie des Herkunftsorts

sehr subjektiv ist. In Kapitel 3.4 wird auf die Gemeindestruktur in Bayern und Nord-

rhein-Westfalen eingegangen. Die Unterschiede dieser machen eine solche Überzeu-

gungsfrage notwendig, weil sich dadurch eine größere Aussagekraft erhofft wird - mit

dem Wissen, dass die Einschätzung der Probanden subjektiv ist. Um Aufschlüsse

über die Ländlichkeit oder ‚gefühlte‘ Stadtnähe zu bekommen, würde die Einwohner-

zahl eines Ortes wenig aussagen.

Kritisiert werden könnte zudem, dass anteilsmäßig wenig allgemeine personale und

demographische Fragen gestellt werden. So wird weder das Geschlecht, der

Studiengang noch ein Migrationshintergrund abgefragt. Besonders letzterer könnte

Auswirkungen auf die Identifikation mit verschiedenen Maßstabsebenen haben. Aller-

dings muss im Zuge dieser Bachelorarbeit die sozioökonomische Breite der Stich-

probe eingeschränkt werden. Das Geschlecht beispielsweise hat nach POHL keine

Auswirkung auf Ergebnisse (vgl. ebd., S. 181). Der Fragebogen wurde letztendlich so

konzipiert, dass es keine Altersobergrenze gibt, um möglichst einfach viele Frage-

bogenteilnehmer zu erreichen. In diesem Fall wäre es auch sinnvoll gewesen, die

Umfrage für Studierende im Zweitstudium zu öffnen.

Unter Umständen wäre es auch besser gewesen, mehr oder ausschließlich offene

Fragen zu verwenden. Auch hier war es eine bewusste Entscheidung, sich auf zwei

offene Fragen zu beschränken. Diese sind so platziert, dass die Probanden mit Über-

zeugungsfragen zunächst unvoreingenommen ihr ‚Wissen‘ artikulieren können, bevor

ihnen Begriffe vorlegt werden. Die Verwendung von ausschließlich offenen Fragen

würde ein unzumutbarer Mehraufwand bei der Auswertung darstellen.

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Bei der Fragebogenkonzeption besteht zudem das Problem, dass Probanden vom

Halo-Effekt beeinflusst werden könnten. Beispielsweise besteht die Gefahr, dass die

Probanden durch den bekannten Titel der Umfrage bereits gewisse Erwartung an

diese haben. Dies lässt sich nicht vermeiden.

Auch ist durch die Befragung Münchner Studierender davon auszugehen, dass die

produzierten Ergebnisse fast ausschließlich von Personen aus Oberbayern stammen,

da keine Befragung in Schwaben oder Franken durchgeführt wurde. Dies muss bei

der Auswertung berücksichtigt werden.

Weitergehend stellt die Festlegung der Herkunftsländer Bayern und Nordrhein-

Westfalen eine sinnvolle, weil auf administrative Grenzen beschränkte, Nutzung des

Regionsbegriffs dar. Nach Kapitel 2.2.4 ist dies jedoch problematisch, da damit

fälschlicherweise davon ausgegangen wird, dass es ‚den‘ Nordrhein-Westfalen oder

‚den’ Bayern gibt. Diese Konstruktionen können trotz oder gerade wegen des Wis-

sens ihres Konstruktcharakters bewusst mit dem Prinzip des strategic essentialism

für eine Erkenntnisgewinnung im zu untersuchenden Sachverhalt verwendet werden

(vgl. SPIVAK 1988, S. 202).

Des Weiteren kann ein schwerwiegender Kritikpunkt sein, dass durch den Ausschluss

von Menschen aus anderen Bundesländern oder mit Wohnsitz länger als zwei Jahre

außerhalb Bayerns oder Nordrhein-Westfalens ein Rückgriff auf die Länderkunde

durchgeführt wird. Demgegenüber ist eine gewisse Begrenzung nötig, um den

Rahmen nicht zu sprengen. Eine Integration sämtlicher Personen (nicht nur von

allerorts, sondern auch aller Altersgruppen, aller Bildungsniveaus, aller Lebensstile

usw.) wäre theoretisch nötig, um nicht in dieses traditionelle geographische Denk-

schema zu verfallen. Dies ist wahrscheinlich ein Dilemma der postmodernen Wissen-

schaft. Der Ausschluss oben genannter Personen geschieht bewusst, da diese u.U.

einen differenzierteren Blick auf die Situation haben. Diesen könnte eine eigene

Studie gewidmet werden, in der untersucht wird, wie sie durch ihren Aufenthalt in

anderen Bundesländern ihre Einstellungen geändert haben oder ihre Herkunft gege-

benenfalls internalisieren.

Schlussendlich könnte der Hauptvorwurf bestehen, dass der Fragebogen nur der

Bestätigung von Vorurteilen dient, da es zu wenig offene Fragen gibt und die

Probanden durch die Vorgabe von z.T. sehr wertenden Symbolen und Adjektiven so

manipuliert würden, dass Artefakte produziert werden. Auch die Wahl des Themas

generell kann letztlich als Bestätigung des Vorwurfs der Produktion von ‚Differenzen‘

gesehen werden. An dieser Stelle soll noch mal auf das Kapitel 5.3 der Konzeption

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des Fragebogens verwiesen werden, in dem versucht wurde, genau dies zu

vermeiden. Zu einem gewissen Teil kann es aber auch darum gehen,

Heterostereotype, also Fremdzuschreibungen, auf ihre Existenz und Ausprägung zu

untersuchen, da zumindest nach POHL „Klischees einen realen Hintergrund haben“

(1993, S. 185). Die Autorin sieht in dieser Aussage aber eine gewisse Gefahr, denn

Stereotype bilden zwar eine partielle Wahrheit ab, aber nun einmal nicht mehr.

5.5 Ablauf der empirischen Phase

Nach einer Einarbeitung in das Softwarepaket Sosci Survey konnte mit diesem Tool

der vorher mit Microsoft Word konzipierte Fragebogen erstellt werden. Am 7. und 8.

Juni wurde dann ein Pretest durchgeführt. Auch dieser wurde durch das Tool unter-

stützt. Sechs Personen kommentierten den Fragebogen, die Kritik wurde eingebun-

den und Fragen überarbeitet. Am 8. Juni wurde dann die Durchführung der Umfrage

gestartet, deren Dauer auf einen Monat festgesetzt wurde. Das Erreichen von rele-

vanten Personen geschah hauptsächlich durch das Schneeball-Verfahren. Auf die

daraus formal entstehende „willkürliche Auswahl“ (SCHNELL ET AL. 2013, S. 370) wur-

de bereits im Kapitel 5.2 eingegangen. Durch das Verbreiten der Umfrage durch Per-

sonen, die von der Autorin direkt angesprochen wurden, konnte schon nach circa

zwei Wochen eine ausreichende Zahl an Probanden gefunden werden (79 in

Münster, 57 in München). Das Schneeball-Verfahren führte jedoch auch dazu, dass

es über 40 Teilnahmen gab, die nicht den Auswahlkriterien entsprachen. Bis auf eine

Ausnahme konnten alle irrelevanten oder fehlerhaften Teilnahmen durch Filterfragen

(vgl. Kapitel 5.3) bereits während der Durchführung aussortiert werden. Für die

Auswertung wurden die Rohdaten für das Programm SPSS heruntergeladen, mit dem

dann die Datenanalyse stattfand.

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6. Ergebnisse

6.1 Stichprobe

Tabelle 1: Alter der Probanden

Alter

Bayerische Probanden Probanden aus NRW

Anzahl 57 82

Altersdurchschnitt 22,61 23,02

Median 22 22

Standardabweichung 2,801 2,722

Minimum 18 19

Maximum 37 33

<=25 Jahre 51 (89,5%) 71 (86,6%)

> 25 Jahre 6 (10,5%) 11 (13,4%)

Die Stichprobe, die zweifelsohne eher Probanden beinhaltet, die ein Interesse am

Thema haben, besteht aus 57 Personen, die in Bayern aufgewachsen sind, und 82,

die in NRW aufgewachsen sind. Das Alter reicht von 18 bis 37 bzw. 19 bis 33, wobei

der Median mit 22 in beiden Fällen relativ niedrig ist (vgl. Tabelle 1).

In der Stichprobe kommt es nicht vor, dass Probanden in mehreren Bundesländern

aufgewachsen sind. Dies ist der Fall, weil Studierende, die für mehr als zwei Jahre in

anderen Bundesländern gelebt haben, aus der Umfrage ausgeschlossen wurden.

Des Weiteren kommen 84,2% der bayerischen Probanden aus Oberbayern, sodass

keine Aussagen über andere Regierungsbezirke gemacht werden können (vgl.

Tabelle 2).

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Tabelle 2: Herkunftsbezirk der Probanden

Herkunftsregierungsbezirk

Probanden Prozent

Mittelfranken 1 1,8

Niederbayern 3 5,3

Oberbayern 48 84,2

Oberpfalz 1 1,8

Schwaben 2 3,5

Unterfranken 2 3,5

Die bayerische Stichprobe beinhaltet größtenteils Probanden deren Eltern auch aus

Bayern stammen, jedoch stammt von mehr als einem Drittel mindestens ein Elternteil

nicht aus Bayern. Die nordrhein-westfälischen Probanden haben hier deutlich weni-

ger Verbindungen zu Bayern: Bei lediglich 3 Probanden stammt ein Elternteil aus

Bayern (vgl. Tabelle 3).

Tabelle 3: Herkunft der Eltern

Eltern aus Bayern

Bayerische Probanden Probanden aus NRW

Beide 35 (61,4%) 0

Ein Elternteil 9 (15,8%) 3 (3,7%)

Nein 13 (22,8%) 79 (96,3%)

Um in einer Analyse Aussagen bewerten zu können, ist eine persönliche Einschät-

zung der Art des Herkunftsortes sinnvoll. Im Vergleich zwischen Probanden aus NRW

und Bayern fällt auf, dass verhältnismäßig mehr Probanden aus NRW in Klein- und

Mittelstädten aufgewachsen sind, in Bayern dagegen sind deutlich mehr Probanden

vorstädtisch, d.h. außerhalb einer Stadt, aber großstadtnah aufgewachsen (vgl.

Tabelle 4). Dies ist durch die Dominanz von München als einige der wenigen Groß-

städte im bayerischen Städtenetz mit einem großen Umland zu erklären.

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Tabelle 4: Arten der Herkunftsorte der Probanden

Typ des Herkunftsortes

Bayerische Probanden Probanden aus NRW

Großstadt 8 (14,0%) 12 (14,6%)

Klein- oder Mittelstadt 9 (15,8%) 30 (36,6%)

ländlich & großstadtnah 11 (19,3%) 17 (20,7%)

ländlich & großstadtfern 16 (28,1%) 19 (23,2%)

vorstädtisch & großstadtnah 13 (22,8%) 4 (4,9%)

Die Probanden werden im Laufe des Fragebogens mit der Überzeugungsfrage kon-

frontiert, ob sie aus Bayern wegziehen bzw. dort hinzuziehen würden. Anschließend

wird nach Gründen für ihre Überzeugung gefragt. Fast zwei Drittel der bayerischen

Probanden können sich ein Umzug aus Bayern vorstellen, umgekehrt sind es fast

zwei Drittel der Probanden Nordrhein-Westfalen, die sich ein Umzug nach Bayern

nicht vorstellen können (vgl. Tabelle 5). Obwohl sich anteilig nur weniger Probanden

vorstellen können nach Bayern zu ziehen, hat dies nicht zu große Bedeutung, denn

nach Bayern zu ziehen, bezieht sich auf einen kleineren Raum als von Bayern weg.

Die Stichprobe bestätigt aber nicht das Stereotyp, dass ‚Bayern‘ derart heimat-

verbunden seien, dass sie Bayern nicht verlassen würden (vgl. Kapitel 6.3).

Umgekehrt bedeutet es aber auch nicht, dass alle der umziehfreudigen bayerischen

Probanden bereit wären, z.B. nach NRW zu ziehen.

Tabelle 5: Vorstellbarkeit eines Umzugs von bzw. nach Bayern

Wegzug aus Bayern vorstellbar? Umzug nach Bayern vorstellbar?

Bayerische Probanden Probanden aus NRW

Ja 35 (61,4%) 30 (36,6%)

Nein 22 (38,6%) 52 (63,4%)

Die Gründe für bzw. gegen einen Umzug sind differenziert zu betrachten. So betreffen

Gründe, wie ‚Arbeit‘, ‚Familie‘ oder ‚Freunde‘ das persönliche Umfeld der Probanden

und sind wenig von Überzeugungen beeinflusst. Dagegen können die Kategorien

‚Mentalität‘, ‚Dialekt‘ oder ‚Kultur‘ schon Aussagen über die subjektive Abgrenzung

des Konstrukts ‚Bayerns‘ oder über die ‚raumbezogene Identität‘ geben (vgl. auch

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POHL 1993, S. 207 f.). Die Dimension ‚Landschaft‘ beschreibt einen Raumbezug und

hat überraschenderweise keine komplett nachrangige Bedeutung (Rang 3 bei der

Ablehnung eines Wegzugs und Rang 3 als Grund für einen möglichen Umzug).

Die emotionalen Kategorien ‚Angst‘ oder ‚Ausgeschlossenheitsgefühl‘ wurden gar

nicht bzw. sehr selten ausgewählt, was aber auch daran liegen kann, dass man sich

diese Gefühle nicht eingestehen will. Der Begriff ‚Zuhause‘, der hier anstelle des

vorbelasteten Heimatbegriffs verwendet wird, wurde jedoch häufiger gewählt.

Tabelle 6: Gründe für bzw. gegen einen Umzug aus Bayern

Gründe für einen Wegzug aus Bayern

Nennungen Prozent der

Nennungen Rang

Prozent der

Probanden

Arbeit 34 43,6 1 97,1

Familie/ Partner/in 30 38,5 2 85,7

Mentalität 5 6,4 3 14,3

CSU 2 2,6 4 5,7

Kultur 2 2,6 4 5,7

Ausgeschlossenheitsgefühl 1 1,3 5 2,9

Freizeitaktivitäten 1 1,3 5 2,9

Freunde 1 1,3 5 2,9

Neues Entdecken 1 1,3 5 2,9

Wetter 1 1,3 5 2,9

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Gründe, für die Ablehnung des Wegzugs aus Bayern

Nennungen Prozent der

Nennungen Rang

Prozent der

Probanden

Familie/ Partner/in 14 21,2 1 63,6

Freunde 13 19,7 2 59,1

Zuhause 11 16,7 3 50,0

Landschaft 10 15,2 4 45,5

Freizeitaktivitäten 6 9,1 5 27,3

Arbeit 4 6,1 6 18,2

Kultur 2 3,0 7 9,1

Dialekt 1 1,5 8 4,5

Wetter 1 1,5 8 4,5

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gründe für einen Wegzug aus Bayern

zu über 80% pragmatischen Ursprungs sind (vgl. Tabelle 6). Kategorien wie

‚Landschaft‘ oder ‚Dialekt‘ wurden nicht gewählt. Aber auch die Gründe für die

Ablehnung eines Wegzugs liegen größtenteils in diesen Kategorien, wesentliche

Faktoren sind hier aber auch die ‚Landschaft‘ und das Zuhause-Gefühl.

Die Gründe für einen möglichen Umzug nach Bayern sind neben pragmatischen, die

ca. 60% der Nennungen ausmachen, auch zu knapp einem Drittel die Landschaft. Bei

der Gruppe, die einem Umzug ablehnend entgegen stehen, nennen knapp die Hälfte

‚Mentalität‘ als Grund. Neben einem ‚anderen Zuhause‘ oder der anderorts lebenden

Familie werden relativ häufig auch die Kategorien ‚Dialekt‘ und ‚Kultur‘ genannt (vgl.

Tabelle 7).

Die Antworten geben für das Fremdbild, was in den Kapiteln 6.3 und 6.4 genauer

behandelt wird, schon Aufschlüsse, dass die Dimensionen ‚Landschaft‘, ‚Mentalität‘

und ‚Kultur‘ eine Rolle bei der subjektiven Wahrnehmung ‚Bayerns‘ spielen. Die

Landschaft ist auch bei der Selbstsicht bedeutend (vgl. Kapitel 6.3).

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Tabelle 7: Gründe für bzw. gegen einen Umzug nach Bayern

Gründe für einen möglichen Umzug nach Bayern

Nennungen Prozent der

Nennungen Rang

Prozent der

Probanden

Arbeit 24 31,2 1 80,0

Familie/ Partner/in 19 24,7 2 63,3

Landschaft 17 22,1 3 56,7

Freunde 3 3,9 4 10,0

Kultur 3 3,9 4 10,0

Mentalität 3 3,9 4 10,0

Wetter 3 3,9 4 10,0

Studium 2 2,6 5 6,7

geringere Bevölkerungsdichte 1 1,3 6 3,3

Immobilienpreise 1 1,3 6 3,3

Freizeitaktivitäten 1 1,3 6 3,3

Gründe für die Ablehnung eines Umzugs nach Bayern

Nennungen Prozent der

Nennungen Rang

Prozent der

Probanden

Familie/ Partner/in 31 21,2 1 59,6

Mentalität 23 15,8 2 44,2

Freunde 21 14,4 3 40,4

Anderes Zuhause 21 14,4 3 40,4

Dialekt 16 11,0 4 30,8

Kultur 13 8,9 5 25,0

Arbeit 10 6,8 6 19,2

Ausgeschlossenheitsgefühl 5 3,4 7 9,6

CSU 1 0,7 8 1,9

Entfernung 1 0,7 8 1,9

Freizeitaktivitäten 1 0,7 8 1,9

Fußball 1 0,7 8 1,9

Ländlichkeit 1 0,7 8 1,9

Landschaft 1 0,7 8 1,9

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6.2 Analyse des Indikators ‚raumbezogene Identität‘ bei bayerischen

Probanden

Bei der ersten Forschungsfrage geht es darum, zu untersuchen, ob bei den (oder

zumindest einem Teil der) bayerischen Probanden eine ‚raumbezogene Identität‘

festzustellen ist. Die Autorin ist sich im Klaren, dass mit der verwendeten Methode

der Zustimmung bzw. Ablehnung von Aussagen höchstens eine grobe Annäherung

an das Konstrukt ‚raumbezogene Identität‘ gemacht werden kann. Genauere

Aussagen könnten nur mithilfe von qualitativen Erhebungen gemacht werden.

Da die Gruppe relativ homogen ist, können keine Aussagen über die Auswirkungen

von Alter, Bildungsniveau und Wohndauer auf die ‚Identität‘ gemacht werden. WEICH-

HART ET AL. (2006 S.58 f.) und auch LALLI (1989) stellen heraus, dass bei Älteren,

länger an einem Ort Lebenden bzw. Gebürtigen und Personen mit einem geringen

Bildungsgrad die Identifikation meist höher ist. Trotzdem wird aus Tabelle 8

ersichtlich, dass ein Großteil der Probanden zustimmend auf die Aussagen 1, 2 und

5 reagiert. Damit sind ein Zugehörigkeitsbewusstsein, das eher passiv, emotional und

heimatbezogen ist, und ein regionales Selbstbewusstsein festzustellen.

Allein die Aussage der aktiven Teilnahme in Vereinen wird meist abgelehnt. Die Rolle

der Interaktion, d.h. der progressive Charakter der ‚raumbezogenen Identität‘, den

POHL mit „politisches Regionalbewußtsein“ beschreibt (vgl. Pohl 1993, S. 190 u. Ka-

pitel 2.2.5), kann hier also vernachlässigt werden, sodass ein Fokus auf das, um bei

POHL zu bleiben, „alltagsweltliche Regionalbewußtsein“ gelegt werden kann (1993,

S. 174). In weiteren Untersuchungen müsste festgestellt werden, ob die z.B. von

WEICHHART (1990, S. 77) so als wichtig erachtete Interaktion bei bayerischen Studie-

renden keine große Rolle spielt oder es sich nur um ein stichprobenspezifisches

Ergebnis handelt.

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33

Tabelle 8: Zustimmung zu den Aussagen über ‚raumbezogene Identität‘

Streng genommen ist es aufgrund der Verwendung einer Intervallskala nicht erlaubt,

Aussagen über Mittelwert und die Standardabweichung zu machen. Dies ist auch bei

semantischen Differentialen zu beachten (vgl. 6.3 und 6.4). Des Weiteren ist eine

Voraussetzung für die Berechnung des Korrelationskoeffizienten eine Normal-

verteilung. Eine Durchführung dieser Berechnungen mit einer vorsichtigen Interpre-

tation kann aber möglich sein, wenn die Ergebnisse sich plausibel erklären lassen.

Es gilt aber diese Einschränkungen im Folgenden weiter zu beachten.

Aussagen zur Untersuchung der ‚raumbezogenen Identität‘

Aussage 1

„Ich wohne

sehr gerne

in Bayern.“

Aussage 2

„Ich fühle

mich hier

heimisch.“

Aussage 3

Zusammen-

halt, Kultur

pflegen

Aussage 4

Engagement

in Vereinen,

Tradition

Aussage 5

Stolz auf

Bayerisch-

sein“

Stimme überhaupt

nicht zu [1] 4 (7,0%) 5 (8,8%) 7 (12,3%) 24 (42,1%) 8 (14,0%)

Stimme eher nicht zu

[2] 2 (3,5%) 1 (1,8%) 9 (15,8%) 8 (14,0%) 6 (10,5%)

Neutral [3] 0 6 (10,5%) 15 (26,3%) 9 (15,8%) 6 (10,5%)

Stimme eher zu [4] 11 (19,3%) 6 (10,5%) 13 (22,8%) 6 (10,5%) 10 (17,5%)

Stimme voll und

ganz zu [5] 40 (70,2%) 39 (68,4%) 12 (21,1%) 6 (10,5%) 25 (43,9%)

Kein Urteil möglich 0 0 1 (1,8%) 4 (7,0%) 2 (3,5%)

Arithmetischer

Mittelwert 4,42 4,28 3,18 2,05 3,53

Median 5 5 3 2 4

Standardabweichung 1,149 1,264 1,416 1,619 1,712

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34

Tabelle 9: Korrelationen der fünf Aussagen

Korrelationen der Aussagen

Aussage 1 Aussage 2 Aussage 3 Aussage 4 Aussage 5

Aussage 1

Korrelation nach Pearson 1

Signifikanz (2-seitig)

Aussage 2

Korrelation nach Pearson 0,778** 1

Signifikanz (2-seitig) 0,000

Aussage 3

Korrelation nach Pearson 0,437** 0,461** 1

Signifikanz (2-seitig) 0,001 0,000

Aussage 4

Korrelation nach Pearson - 0,280* 0,455** 1

Signifikanz (2-seitig) 0,035 0,000

Aussage5

Korrelation nach Pearson 0,412** 0,401** 0,528** 0,441** 1

Signifikanz (2-seitig) 0,001 0,002 0,000 0,001

**. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.

*. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.

-. Die Korrelation ist nicht signifikant.

Der Korrelationskoeffizient wurde nach dem Pearson-Verfahren paarweise zwischen

den Aussagen berechnet (vgl. UNIVERSITÄT ZÜRICH 2016). Ist er kleiner als Null, so

besteht ein negativer linearer Zusammenhang. Bei einem Wert größer als Null ist er

positiv und bei einem Wert von Null besteht kein Zusammenhang zwischen den Varia-

blen. Die Korrelation muss auch auf Signifikanz geprüft werden. Es wurde jeweils ein

zweiseitiger Signifikanztest durchgeführt, da ein ungerichteter Zusammenhang ange-

nommen wird (vgl. ebd.). Zwischen fast allen Aussagen liegt eine signifikante Korre-

lation mindestens auf dem Niveau von 0,05 vor.

Korrelationen mit anderen Variablen wurden auch berechnet (vgl. Anlage 2). Sowohl

die Aussage 3 ‚Zusammenhalt/Kulturpflege‘ als auch die Aussage 5 ‚Stolz‘ stehen mit

der Ablehnung einer Umzugsentscheidung in einem positiven Zusammenhang: Je

mehr ein Proband der Aussage 3 oder Aussage 5 zustimmt, d.h. je mehr er auf den

bayerischen Zusammenhalt pocht bzw. je stolzer der Proband ist ein ‚Bayer‘ zu sein,

desto mehr lehnt er einen Umzug aus Bayern ab.

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35

Wie in Tabelle 9 ersichtlich, stehen alle Stimuli zueinander in signifikanten Zusam-

menhängen, besonders hoch sind diese zwischen den Aussagen 1, 2, 3 und 5. Daher

werden diese vier Variablen verwendet, um den kombinierten Indikator ‚raumbe-

zogene Identität‘ zu kreieren. Allen Probanden, die auf die Aussagen 1, 2, 3, 5

zustimmend reagierten, wird in diesem Sinne das Attribut ‚regionalbewusst‘ zu-

geschrieben. Die Aussage 4, die nach Engagement in Vereinen fragte, wurde

größtenteils ablehnend beantwortet. Dies kann daran liegen, dass in studentischen

Kreisen wenig Zeit für traditionelles Engagement vorhanden ist. Es ist aber auch mög-

lich, dass kein Interesse an diesen ‚altmodischen Bräuchen‘ vorhanden ist. Hier

könnte eine weitere Untersuchung ansetzen.

Zählt man die Probanden nach diesem Indikator aus, ergibt sich, dass 23 (40,4%) der

Probanden regionalbewusst und 34 (59,6%) es nicht sind. Die Analyse der Gruppe

der ‚Regional- und Nichtregionalbewussten‘ ergibt ein deutlicheres Bild: Von den

‚Regionalbewussten‘ können sich nur knapp 40% einen Umzug aus Bayern vorstel-

len, bei den Nichtregionalbewussten sind es über drei Viertel (vgl. Tabelle 10). Hier

ist auch eine gut abgesicherte Korrelation festzustellen. Die ‚Regionalbewussten‘ sind

zudem meist nicht in Städten aufgewachsen, nicht mal 20% gaben an, in einer Stadt

groß geworden zu sein. Bei den ‚Nichtregionalbewussten‘ waren es immerhin knapp

40%.

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36

Tabelle 10: Attribute in Bezug zur ‚raumbezogenen Identität‘

Eigenschaften der Untergruppen

Raumbezogene

Identität vorhanden

Raumbezogene Identität

nicht vorhanden

Gesamt 23 34

Alter <=25 20 (87,0%) 31 (91,2%)

Alter >25 3 (13,0%) 3 (8,8%)

Eltern

Beide 14 (60,9%) 21 (61,8%)

Teils 4 (17,4%) 5 (14,7%)

Nein 5 (21,7%) 8 (23,5%)

Wegzug

Ja 9 (39,1%) 26 (76,5%)

Nein 14 (60,9%) 8 (23,5%)

Siedlungsart

Großstadt 2 (8,7%) 6 (17,6%)

Klein-/Mittelstadt 2 (8,7%) 7 (20,6%)

ländlich u. großstadtnah 5 (21,7%) 6 (17,6%)

ländlich u. großstadtfern 7 (30,4%) 9 (26,5%)

vorstädtisch u. großstadtnah 7(30,4%) 6 (17,6%)

Es kann also bei Teilen der bayerischen Probanden eine alltagsweltliche ‚raumbezo-

gene Identität‘ vermutet werden, die Bedeutung ‚raumbezogener Identität‘ ist zumin-

dest bei der untersuchten Stichprobe durchaus vorhanden. Viele der ‚Regionalbe-

wussten‘ kommen (laut ihrer Selbsteinschätzung) eher aus dem städtischen Umland

oder dem ländlichen Raum. Der Einfluss der Eltern kann vernachlässigt werden, da

nicht überproportional viele Eltern der Regionalbewussten aus Bayern kommen.

Nun gilt es mit Beantwortung der weiteren Forschungsfragen herauszufinden, wie das

Raumobjekt, auf das sich diese ‚raumbezogene Identität‘ bezieht, wahrgenommen

wird. Denn WEICHHART ET AL. stellen 2006 fest: „Je ausgeprägter die erlebbare

‚Gestaltqualität‘ eines alltagsweltlichen Raumobjekts, desto höher sind seine Bin-

dungspotenziale“ (S. 60, Hervorhebung im Original). Es ist also möglich, dass sich

manche Raumobjekte für eine Identifikation besser eignen als andere.

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37

6.3 Vergleich der Raumvorstellung der Region ‚Bayern

Zunächst werden die Freitextassoziationen, woran bei ‚Bayern‘ zuerst gedacht wird,

kategorisiert und verglichen. Meist wurde die maximale Zahl an Begriffe genannt,

sodass von vielen kognitiven Symbolen ‚Bayerns’ ausgegangen werden kann. Von

Probanden aus NRW und Bayern werden die ‚Berge‘ und das ‚Bier‘ am meisten

genannt. Bei den bayerischen Probanden liegt auf Rang 3 die ‚Landschaft‘, bei den

Probanden aus NRW auf Rang 4 ‚München‘. Auch das verortete Oktoberfest wird

relativ häufig genannt.

Betrachtet man alle Symbole, die von mindestens 10% der Probanden der jeweiligen

Gruppe genannt werden, fallen für die NRW-Gruppe darunter drei landschaftliche und

vier folkloristische Symbole (‚Bier‘, ‚Oktoberfest‘, ‚Tracht‘ und ‚Essen‘), die ‚Politik‘, der

‚Fußball‘ und der ‚Dialekt‘. Bei den bayerischen Probanden sind dieselben landschaft-

lichen und ähnliche folkloristische Symbole (‚Bier‘, ‚Tracht‘, ‚Feste/Vereine/Blasmusik)

vorhanden. Daneben werden (kulturelle) Werte, die ‚Bayern‘ zugeschrieben werden,

genannt: ‚Heimat‘, ‚Blau-Weiß‘, ‚Gemütlichkeit‘, ‚Tradition‘ und ‚Wirtschaftsstärke‘. Die

‚Politik‘ scheint eine eher untergeordnete Rolle zu spielen (vgl. Tabelle 11 u. 12). An-

lage 3 enthält die Auswahl von Symbole nach dem Beispielsymbole vorgegeben wur-

den. Die Ergebnisse decken sich größtenteils mit den hier erläuterten. Einzig der

‚Dialekt‘ erscheint auch bei den bayerischen Probanden wichtiger zu sein, er ist

sowohl bei den bayerischen als auch bei den nordrhein-westfälischen Probanden der

am häufigsten ausgewählte Begriff.

In beiden Fällen sind also sowohl räumliche, als auch kulturelle und folkloristische

Symbole vorhanden, die zur Identifikation verwendet werden. Die Symbole, die hier

im ‚Gemeinsamkeitsglauben‘ in den Köpfen existieren, zielen aber nicht vorrangig auf

das Territorium ab. Der ‚Raum‘ spielt hier nach WERLEN kontinuierlich die Rolle des

Trägers von sozialen Praktiken (vgl. Kapitel 2.2.1). Unterschiede im ‚Gemeinsam-

keitsglauben‘ gibt es aber dennoch, wenn bei der bayerischen Versuchsgruppe, die

Symbole mit großer Außenwirkung (‚Politik‘ und ‚Dialekt‘) als nicht ganz so wichtig

erachtet werden und stattdessen kulturelle Werte einen höheren Stellenwert

einnehmen. Die Gruppen stellen aber ähnliche kulturelle und folkloristische Symbole

in den Vordergrund, sodass von einem eindeutigen gemeinsamen Glauben an eine

gemeinsame Kultur ausgegangen werden kann.

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38

Tabelle 11: Genannte Eigenschaften von Probanden aus NRW

Assoziationen der Probanden aus NRW

Absolut Prozent der

Nennungen Rang

Prozent der

Probanden

Berge 33 13,5 1 40,2

Bier 33 13,5 1 40,2

Politik/ CSU 30 12,2 2 36,6

Oktoberfest 21 8,6 3 25,6

München 18 7,3 4 22,0

Tracht 17 6,9 5 20,7

Landschaft 16 6,5 7 19,5

Fußball 14 5,7 8 17,1

Bayerisches Essen 9 3,7 9 11,0

Dialekt 9 3,7 9 11,0

Sonstiges 9 3,7 9 11,0

Blau-Weiß 5 2,0 10 6,1

Konservativ 5 2,0 10 6,1

Tradition 5 2,0 10 6,1

Sonne 4 1,6 11 4,9

Landwirtschaft/

ländlicher Raum 3 1,2 12 3,7

Wirtschaftsstark 3 1,2 12 3,7

Arrogant 2 0,8 13 2,4

Patriotismus 2 0,8 13 2,4

Schnee 2 0,8 13 2,4

Teuer 2 0,8 13 2,4

Bildung 1 0,4 14 1,2

Die "stereotypen"

Deutschen 1 0,4 14 1,2

Mentalität 1 0,4 14 1,2

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39

Tabelle 12: Genannte Eigenschaften von Probanden aus Bayern

Assoziationen der Probanden aus Bayern

Absolut Prozent der

Nennungen Rang

Prozent der

Beteiligten

Berge 23 13,9 1 44,2

Bier 20 12,0 2 38,5

Landschaft 19 11,4 3 36,5

Heimat 15 9,0 4 28,8

Sonstiges 13 7,8 5 25,0

Tracht 9 5,4 6 17,3

Feste/ Vereine/

Blasmusik 8 4,8 7 15,4

München 8 4,8 7 15,4

Blau-Weiß 7 4,2 8 13,5

Gemütlichkeit 6 3,6 9 11,5

Tradition 6 3,6 9 11,5

Wirtschaftsstark 6 3,6 9 11,5

Politik/ CSU 4 2,4 10 7,7

Bayerisches Essen 3 1,8 11 5,8

Dialekt 3 1,8 11 5,8

Landwirtschaft/

ländlicher Raum 3 1,8 11 5,8

Mentalität 3 1,8 11 5,8

Oktoberfest 3 1,8 11 5,8

Kühe 2 1,2 3,8

Schlösser 2 1,2 12 3,8

Die "stereotypen"

Deutschen 1 0,6 13 1,9

Fußball 1 0,6 13 1,9

Sonne 1 0,6 13 1,9

Im zweiten Teil dieses Abschnitts ging es um die Zuschreibung von Adjektiven über

das Raumobjekt ‚Bayern‘. Dies geschah in Form von semantischen Differentialen. Die

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40

bayerischen Probanden sehen das Raumobjekt ‚Bayern‘ positiv, was an der

Rechtslastigkeit des semantischen Differentials ersichtlich wird. Sie schreiben ihm

Vertrautheit, Wichtigkeit, Lebenslustigkeit, Vielfalt, Schönheit usw. zu. Einzig ein Kon-

servatismus wird konnotiert. Dies sind alles Adjektive, bei denen die Mittelwerte der

Einzelskalen um mindestens 1 vom Neutralwert abweichen (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Semantisches Differential der bayerischen Probanden über Assoziationen zu ‚Bayern‘ mit

Mittelwert und Standardabweichung

Berechnet man die Gesamtabweichung vom Neutralwert, die maximal 69 wäre, ergibt

sich eine Abweichung von 51,3% des möglichen Maximums, was relativ viel ist. Die

arithmetischen Mittel sind aber nur eine Möglichkeit zur Charakterisierung der Ver-

teilungen. Nachteilig bei ihnen ist auch, dass sie keine Aussage über bimodale

Verteilungen machen können. Eine bimodale Verteilung liegt dann vor, wenn ein Teil

Rückständig

Kalt

Dunkel

Konservativ

Unvorbildlich

Einfallslos

Ungemütlich

Unscheinbar

Ärmlich

Unfreundlich

Hässlich

Verbaut

Eigensinnig

Eintönig

Abstoßend

Verachtet

Ländlich

Verschlafen

Unbedeutend

Unrealistisch

Altbacken

Angespannt

Fremd

Fortschrittlich

Warm

Sonnig

Liberal

Vorbildlich

Innovativ

Gemütlich

Eindrucksvoll

Reich

Freundlich

Schön

Naturnah

Kooperativ

Vielfältig

Anziehend

Angesehen

Städtisch

Lebenslustig

Wichtig

Vernünftig

Modern

Gelassen

Vertraut

1 2 3 4 5 6 7

arithmetischer Mittelwert Standardabweichung

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41

der Befragten zu einem Adjektiv und der andere zum Antonym tendiert. Aufgrund

dieser Möglichkeit wurde das semantische Differential auch auf Modalwerte und Ne-

bengipfel untersucht (vgl. Abbildung 2). Es existieren bei fast bei jedem Adjektivpaar

Nebengipfel. Bei den Adjektivpaaren ‚altbacken-modern‘ und ‚städtisch-ländlich‘‘ liegt

eine bimodale Verteilung vor. Im Großen und Ganzen kann aber von Einigkeit

gesprochen werden.

Abbildung 2: Semantisches Differential der bayerischen Probanden über Assoziationen zu ‚Bayern‘ mit

Median und Modalwert

Die nordrhein-westfälischen Probanden haben kein solch markantes Bild. Nur bei

einigen Adjektivpaaren liegt eine Abweichung des Mittelwerts der Einzelskalen von

mindestens 1 vor: ‚Bayern‘ wird als ländlich, eigensinnig, naturnah, schön, reich,

gemütlich und konservativ gesehen (vgl. Abbildung 3). Die Gesamtabweichung vom

Rückständig

Kalt

Dunkel

Konservativ

Unvorbildlich

Einfallslos

Ungemütlich

Unscheinbar

Ärmlich

Unfreundlich

Hässlich

Verbaut

Eigensinnig

Eintönig

Abstoßend

Verachtet

Ländlich

Verschlafen

Unbedeutend

Unrealistisch

Altbacken

Angespannt

Fremd

Fortschrittlich

Warm

Sonnig

Liberal

Vorbildlich

Innovativ

Gemütlich

Eindrucksvoll

Reich

Freundlich

Schön

Naturnah

Kooperativ

Vielfältig

Anziehend

Angesehen

Städtisch

Lebenslustig

Wichtig

Vernünftig

Modern

Gelassen

Vertraut

1 2 3 4 5 6 7

Median Modalwert

Nebengipfel (≥80% des Modalwerts) Nebengipfel (40-80% des Modalwerts)

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42

Neutralwert erreicht nur 18,1% des maximal Möglichen. Wie in Abbildung 4 ersicht-

lich, liegt in acht Fällen eine bimodale Verteilung vor, da viele Nebengipfel auftreten.

Hierdurch erkennt man nochmal das etwas uneindeutige Bild, das eher neutral

ausfällt. In zehn Fällen ist der Modalwert gleichzeitig der Neutralwert.

Abbildung 3: Semantisches Differential der Probanden aus NRW über Assoziationen zu ‚Bayern‘ mit

Mittelwert und Standardabweichung

Rückständig

Kalt

Dunkel

Konservativ

Unvorbildlich

Einfallslos

Ungemütlich

Unscheinbar

Ärmlich

Unfreundlich

Hässlich

Verbaut

Eigensinnig

Eintönig

Abstoßend

Verachtet

Ländlich

Verschlafen

Unbedeutend

Unrealistisch

Altbacken

Angespannt

Fremd

Fortschrittlich

Warm

Sonnig

Liberal

Vorbildlich

Innovativ

Gemütlich

Eindrucksvoll

Reich

Freundlich

Schön

Naturnah

Kooperativ

Vielfältig

Anziehend

Angesehen

Städtisch

Lebenslustig

Wichtig

Vernünftig

Modern

Gelassen

Vertraut

1 2 3 4 5 6 7

arithmetischer Mittelwert Standardabweichung

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43

Abbildung 4: Semantisches Differential der Probanden aus NRW über Assoziationen zu ‚Bayern‘ mit

Median und Modalwert

Interessant ist nun die Frage, ob das Bild sich verändert, wenn die Gruppe der Nord-

rhein-Westfalen in zwei Untergruppen unterteilt wird. Im Zuge dessen wurde gefragt,

woher die Probanden meinen, ihr Wissen erlangt zu haben (vgl. Tabelle 13). Auf den

Rängen 1, 2, und 4 befinden sich indirekte Medien der Wissensverbreitung. Die

direkte Meinungsbildung vor Ort wurde von 56,1 Prozent der Probanden genannt.

Unwichtiger zur Meinungsbildung sind Mitmenschen, die über ‚Bayern‘ Wissen ver-

breitet haben. Die Frage nach der Herkunft des Wissens ist eine reine Überzeugungs-

frage, der Ursprung des Wissens kann nicht klar erkannt werden, sodass aufgrund

dieses Kriteriums keine weitere Gruppierung vorgenommen werden kann.

Rückständig

Kalt

Dunkel

Konservativ

Unvorbildlich

Einfallslos

Ungemütlich

Unscheinbar

Ärmlich

Unfreundlich

Hässlich

Verbaut

Eigensinnig

Eintönig

Abstoßend

Verachtet

Ländlich

Verschlafen

Unbedeutend

Unrealistisch

Altbacken

Angespannt

Fremd

Fortschrittlich

Warm

Sonnig

Liberal

Vorbildlich

Innovativ

Gemütlich

Eindrucksvoll

Reich

Freundlich

Schön

Naturnah

Kooperativ

Vielfältig

Anziehend

Angesehen

Städtisch

Lebenslustig

Wichtig

Vernünftig

Modern

Gelassen

Vertraut

1 2 3 4 5 6 7

Median Modalwert

Nebengipfel (≥80% des Modalwerts) Nebengipfel (40-80% des Modalwerts)

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44

Tabelle 13: Herkunft des Wissen über ‚Bayern‘ der Probanden aus NRW

Herkunft des Wissens

Absolut Prozent aller

Nennungen Rangplatz

Prozent aller

Probanden

Medien 64 22,6 1 78,0

„Gesellschaft“ 62 21,9 2 75,6

Aufenthalt in Bayern 46 16,3 3 56,1

Politik 43 15,2 4 52,4

Freunde 27 9,5 5 32,9

Eltern 19 6,7 6 23,2

Schule 12 4,2 7 14,6

Partner/in 6 2,1 8 7,3

Verwandte 2 0,7 9 2,4

Fußball 2 0,7 9 2,4

Deswegen wurde hierzu der Indikator ‚Aufenthalt in Bayern‘ gewählt. Alle Probanden,

die noch nie oder nur auf Durchreise in Bayern waren, werden zusammengefasst.

Diese Gruppe beschränkt sich auf 16 Probanden, sodass es dafür nur eine geringe

Aussagefähigkeit gibt. Die Mehrzahl war schon mal in Bayern (66 Probanden).

Tabelle 14: Das Inkontakttreten der Probanden aus NRW mit ‚Bayern‘

Aufenthalt in Bayern

Absolut Prozent aller

Nennungen Rangplatz

Prozent aller

Probanden

Urlaub 56 38,9 1 68,3

Durchgefahren 36 25,0 2 43,9

Besuch bei Verwandten/

Bekannten/ Freunden 30 20,8 3 36,6

Nein 8 5,6 4 9,8

Praktikum/ Arbeit/

Wohnen 7 4,9 5 8,5

Fußball 6 4,2 6 7,3

Oktoberfest 1 0,7 7 1,2

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45

Für die Gruppe der Nordrhein-Westfalen, die noch nie in Bayern waren und die, die

schon mal dort waren, wurde jeweils ein semantisches Differential erstellt. Die

Probanden, die noch nie in Bayern waren, haben ein ähnliches neutrales Bild wie

die Gesamtgruppe der Nordrhein-Westfalen und wie die Gruppe derjenigen, die

schon mal in Bayern waren (vgl. Abbildung 5 und 6). Die Gesamtabweichung vom

Neutralwert erreicht nur 29,0% des maximal Möglichen. Das semantische

Differential der Probanden, die schon mal in Bayern waren, erreicht nur 16,7% des

Möglichen, sodass eine leichte Nivellierung der Vorstellungen nach einem

Aufenthalt festgestellt werde kann. Es werden aber immer noch ähnliche Adjektive

assoziiert (z.B. reich, schön, naturnah, eigensinnig).

Abbildung 5: Semantisches Differential der Probanden aus NRW, die noch nie in Bayern waren, über

Assoziationen zu ‚Bayern‘

Rückständig

Kalt

Dunkel

Konservativ

Unvorbildlich

Einfallslos

Ungemütlich

Unscheinbar

Ärmlich

Unfreundlich

Hässlich

Verbaut

Eigensinnig

Eintönig

Abstoßend

Verachtet

Ländlich

Verschlafen

Unbedeutend

Unrealistisch

Altbacken

Angespannt

Fremd

Fortschrittlich

Warm

Sonnig

Liberal

Vorbildlich

Innovativ

Gemütlich

Eindrucksvoll

Reich

Freundlich

Schön

Naturnah

Kooperativ

Vielfältig

Anziehend

Angesehen

Städtisch

Lebenslustig

Wichtig

Vernünftig

Modern

Gelassen

Vertraut

1 2 3 4 5 6 7

Median arithmetisches Mittelwert Modalwert Standardabweichung

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46

Abbildung 6: Semantisches Differential der Probanden aus NRW, die schon mal in Bayern waren, über

Assoziationen zu ‚Bayern‘

Unterteilt man auch die bayerischen Probanden in die Untergruppen der ‚Regional-

und Nichtregionalbewussten‘, so ergibt sich das Bild, dass bei den ‚Regional-

bewussten‘ bis auf beim Adjektivpaar ‚altbacken-modern‘ der arithmetische Mittelwert

der Einzelskalen immer mindestens 1 vom Neutralwert abweicht. Das semantische

Differential ist stark rechtslastig, die einzigen gewählten linksstehenden Adjektive sind

eigensinnig, konservativ und ländlich, wobei ‚konservativ‘ und ‚ländlich‘ wertneutral

sind (vgl. Abbildung 7). Die Gesamtabweichung ist mit 60,5% daher auch sehr hoch.

Der Modus ist nie der Neutralwert.

Rückständig

Kalt

Dunkel

Konservativ

Unvorbildlich

Einfallslos

Ungemütlich

Unscheinbar

Ärmlich

Unfreundlich

Hässlich

Verbaut

Eigensinnig

Eintönig

Abstoßend

Verachtet

Ländlich

Verschlafen

Unbedeutend

Unrealistisch

Altbacken

Angespannt

Fremd

Fortschrittlich

Warm

Sonnig

Liberal

Vorbildlich

Innovativ

Gemütlich

Eindrucksvoll

Reich

Freundlich

Schön

Naturnah

Kooperativ

Vielfältig

Anziehend

Angesehen

Städtisch

Lebenslustig

Wichtig

Vernünftig

Modern

Gelassen

Vertraut

1 2 3 4 5 6 7

Median arithmetischer Mittelwert Modalwert Standardabweichung

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47

Abbildung 7: Semantisches Differential der regionalbewussten bayerischen Probanden über

Assoziationen zu ‚Bayern‘

Auch bei der Gruppe der ‚Nichtregionalbewussten‘ zeigt sich ein rechtslastiges Bild,

d.h. positive Adjektive dominieren, jedoch ist dieses nicht ganz so stark ausgeprägt

(vgl. Abbildung 8). Die Abweichung vom Mittelwert beträgt insgesamt nur 22,4% und

der Neutralwert ist auch in einigen Fällen gleichzeitig der Modus.

Vergleicht man nun die semantischen Differentiale von bayerischen mit nordrhein-

westfälischen Probanden, ergibt sich, dass das Selbstbild naturgemäß differenzierter

ist, als das Fremdbild auf ‚Bayern‘. In einigen Punkten ähneln sich die Attribute, die

dem Raum ‚Bayern‘ zugeschrieben werden. Im Vergleich zur Nennung von Symbo-

len, wie es im Schritt davor geschah, sind aber Unterschiede in der Vorstellung sicht-

bar, die durch einen Aufenthalt in Bayern jedoch erst einmal nicht verkleinert werden.

Rückständig

Kalt

Dunkel

Konservativ

Unvorbildlich

Einfallslos

Ungemütlich

Unscheinbar

Ärmlich

Unfreundlich

Hässlich

Verbaut

Eigensinnig

Eintönig

Abstoßend

Verachtet

Ländlich

Verschlafen

Unbedeutend

Unrealistisch

Altbacken

Angespannt

Fremd

Fortschrittlich

Warm

Sonnig

Liberal

Vorbildlich

Innovativ

Gemütlich

Eindrucksvoll

Reich

Freundlich

Schön

Naturnah

Kooperativ

Vielfältig

Anziehend

Angesehen

Städtisch

Lebenslustig

Wichtig

Vernünftig

Modern

Gelassen

Vertraut

1 2 3 4 5 6 7

Median arithmetischer Mittelwert Modalwert Standardabweichung

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48

Erst die Probanden, die in Bayern leben, sei es mit oder ohne ‚raumbezogener

Identität‘, schreiben ihrem Wohnort deutlich positivere Eigenschaften zu.

Abbildung 8: Semantisches Differential der nicht-regionalbewussten bayerischen Probanden über

Assoziationen zu ‚Bayern‘

Im Fragebogen wurde auch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Maßstabsebenen

(von lokal bis global) abgefragt. Interessant ist hier, welche Bedeutung die lokale, die

regionale und die nationale Ebene haben. Auf die transnationale und globale Ebene,

genau wie die Korrelationen zwischen Maßstabsebenen und anderen Variablen (vgl.

Anhang) kann hier nicht eingegangen werden.

Die meisten bayerischen Probanden identifizieren sich mit der lokalen, regionalen und

nationalen Ebene, jedoch am stärksten mit der lokalen. Laut WEICHHART wird das

Rückständig

Kalt

Dunkel

Konservativ

Unvorbildlich

Einfallslos

Ungemütlich

Unscheinbar

Ärmlich

Unfreundlich

Hässlich

Verbaut

Eigensinnig

Eintönig

Abstoßend

Verachtet

Ländlich

Verschlafen

Unbedeutend

Unrealistisch

Altbacken

Angespannt

Fremd

Fortschrittlich

Warm

Sonnig

Liberal

Vorbildlich

Innovativ

Gemütlich

Eindrucksvoll

Reich

Freundlich

Schön

Naturnah

Kooperativ

Vielfältig

Anziehend

Angesehen

Städtisch

Lebenslustig

Wichtig

Vernünftig

Modern

Gelassen

Vertraut

1 2 3 4 5 6 7

Median arithmetischer Mittelwert Modalwert Standardabweichung

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49

lokale Element meist bevorzugt, da dies der „Kernbereich der subjektiven Lebens-

welt“ ist (1990, S. 77). Auch die nordrhein-westfälischen Probanden zeigen eine gro-

ße Affinität zur lokalen Ebene. Interessant ist bei ihnen aber, dass die regionale

Ebene eine leicht untergeordnete Rolle hinter der lokalen und nationalen Ebene zu

haben scheint (vgl. Anlage 4). Mögliche Gründe dafür können hier aus Aufwands-

gründen nicht beleuchtet werden.

Anhand dieser einfachen Untersuchung ist es nicht möglich zu behaupten, die regio-

nale Ebene wäre unwichtiger als die lokale, da regionale Elemente wie Dialekt auch

in lokalen lebenspraktischen Zusammenhängen erscheinen. Sie können so auch der

lokalen Ebene zugerechnet werden und es kann von einer Verschränkung von lokaler

und regionaler Ebene gesprochen werden (vgl. POHL 1993, S. 200).

6.4 Analyse des Fremdbildes auf ‚Bayern‘

Im Folgenden soll untersucht werden, ob ein relativ einheitliches Fremdbild der

Bewohner der Region ‚Bayern‘ vorhanden ist. Zuerst wird GRAUMANNS Being

identified-Stufe betrachtet.

Die Vervollständigung des Satzes „Ein/e Bayer/in ist“ wurde kategorisiert und ergab

die Verteilung, wie sie in Tabelle 15 zu sehen ist. Jeder Proband musste genau eine

Antwort geben. Festzustellen ist, dass am meisten eher neutrale Antworten gegeben

wurden, so rangieren die Werte ‚Tradition‘, ‚Stolz‘ und ‚Heimatverbundenheit‘ weit

oben, wobei ‚Traditionsbewusstsein‘ von mehr als 20 Prozent der Probanden genannt

wurde. Diese Assoziationen können auch eine negative Konnotation haben. Dies

kann hier aber nicht beantwortet werden. Auf Rang 2 liegt die komplett wertfreie

Kategorie ‚Mensch (aus Süddeutschland)‘, die komplett deskriptiv ist und sich dem

‚Schubladendenken‘ widersetzt. Es folgen einige eher negativ und eher positiv

bewertende Adjektive, es ist jedoch kein klares Übergewicht von positiven oder

negativen Attribuierungen festzustellen. Interessant ist, dass sowohl die negative

Assoziation ‚Arroganz‘ häufig genannt wird, aber auch die eher neutrale bzw. positive

Assoziation ‚Selbstbewusstsein‘. Diese wurden hier bewusst getrennt, obwohl sie auf

ähnliche Eigenschaften zielen.

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50

Tabelle 15: Ergebnisse der Attribuierung eines ‚Bayern‘

Klassifizierte Attribute eines ‚Bayern‘

Häufigkeit Prozent Rang

Traditionell /

traditionsbewusst 17 20,7 1

Ein Mensch (aus

Süddeutschland) 8 9,8 2

Nett/ freundlich/

lebensfroh + 7 8,5 3

Arrogant - 7 8,5 3

Stolz 6 7,3 4

Konservativ 5 6,1 5

Heimatverbunden 5 6,1 5

Selbstbewusst + 3 3,7 6

Eigensinnig - 3 3,7 6

Engstirnig /stur - 3 3,7 6

Patriotisch 3 3,7 6

Anderes 15 18,0

+. Eher positiv konnotiert

-. Eher negativ konnotiert

Vergleicht man diese Ergebnisse mit denen des semantischen Differentials, erreichen

auch dort die Adjektive ‚traditionsbewusst‘, ‚selbstbewusst‘, ‚stur‘ und ‚heimatliebend‘

eine klare Zustimmung durch die Probanden. Hier weichen die Mittelwerte der Einzel-

skalen um mindestens 1 vom Neutralwert ab (vgl. Abbildung 9). Das semantische

Differential deckt also gut die Ergebnisse der Freitextfrage ab. Berechnet man die

Gesamtabweichung vom Neutralwert, ergibt sich nur eine Abweichung von 27,4% des

möglichen Maximums.

Das semantische Differential wurde auch auf Modalwerte und Nebengipfel untersucht

(vgl. Abbildung 10). Bei der Betrachtung dieser Darstellung fällt auf, dass fast bei

jedem Adjektivpaar Nebengipfel existieren. Dennoch ist in acht Fällen der Neutralwert

gleichzeitig Modalwert. Blickt man vom Neutralwert aus, ist nur in zwei Fällen eine

bimodale Verteilung zu beobachten (bei ‚ungehobelt-gesittet‘ und ‚hinterwäldlerisch-

kultiviert‘). Es liegt also größtenteils eine einhellige Vorstellung vor.

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51

Abbildung 9: Semantisches Differential über Eigenschaften eines ‚Bayern‘ mit Mittelwert und

Standardabweichung

Abbildung 10: Semantisches Differential über Eigenschaften eines ‚Bayern‘ mit Median und Modalwert

Interessant ist nun die Frage, ob das Bild vereinheitlicht werden kann, wenn man die

Probanden aus NRW in diejenigen unterteilt, die schon mal in Bayern waren, und die,

Hinterwälderlich

Unsicher

Selbstbezogen

Traditionsbewusst

Dumm

Arrogant

Nüchtern

Rüpelhaft

Faul

Stur

Spießig

Heimatliebend

Rückständig

Ausweichend

Ungehobelt

Kultiviert

Selbstbewusst

Selbstlos

Unkonventionell

Schlau

Bescheiden

Emotional

Feinfühlig

Fleißig

Umgänglich

Locker

Weltoffen

Fortschrittlich

Direkt

Gesittet

1 2 3 4 5 6 7

arithmetischer Mittelwert Standardabweichung

Hinterwälderlich

Unsicher

Selbstbezogen

Traditionsbewusst

Dumm

Arrogant

Nüchtern

Rüpelhaft

Faul

Stur

Spießig

Heimatliebend

Rückständig

Ausweichend

Ungehobelt

Kultiviert

Selbstbewusst

Selbstlos

Unkonventionell

Schlau

Bescheiden

Emotional

Feinfühlig

Fleißig

Umgänglich

Locker

Weltoffen

Fortschrittlich

Direkt

Gesittet

1 2 3 4 5 6 7

Median Modalwert

Nebengipfel (≥80% des Modalwerts) Nebengipfel (40-80% des Modalwerts)

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52

die noch nie dort waren. Für die beiden Untergruppen wurden jeweils semantische

Differentiale erstellt (vgl. Abbildungen 11 und 12).

Im Vergleich ergibt sich, dass beide Gruppen die ‚Bayern‘ für ‚heimatliebend‘, ‚tradi-

tionsbewusst‘ und ‚selbstbewusst‘ halten, denn weicht das arithmetische Mittel um

mindestens 1 vom Neutralwert ab. Auch die Gruppe der noch nicht mit ‚Bayern‘ aktiv

in Kontakt getretenen statuiert den ‚Bayern‘ einen gesitteten und fleißigen Charakter.

Die Probanden, die schon in Bayern waren, identifizieren dessen Bewohner dazu mit

dem Attribut ‚stur‘. Die Gesamtabweichung vom Neutralwert beträgt bei der Gruppe

der Besucher 28,4% des Möglichen und bei der anderen 23,3%. Die Probanden, die

schon mal in Bayern waren, haben also ein etwas extremeres Bild der Bewohner.

Auch hier sind viele Nebengipfel in beiden Gruppen festzustellen. Bei der Gruppe, die

noch nie in Bayern war, liegt sechsmal eine bimodale Verteilung vor, bei der anderen

Gruppe wieder wie bei der Gesamtgruppe zweimal. Die Gruppe der noch nicht mit

‚Bayern‘ aktiv in Kontakt getretenen (die zwar relativ klein ist) hat also kein allzu festes

Bild, für einen Teil trifft beispielsweise eher das Adjektiv ‚spießig‘, für einen anderen

‚locker‘ zu. Es ist jedoch allgemein ein relativ einheitliches Bild festzustellen, was an

den wenigen bimodalen Verteilungen zu erkennen ist.

Abbildung 11: Semantisches Differential über Eigenschaften eines ‚Bayern‘ von der Gruppe, die noch

nie in Bayern war

Hinterwäldlerisch

Unsicher

Selbstbezogen

Traditionsbewusst

Dumm

Arrogant

Nüchtern

Rüpelhaft

Faul

Stur

Spießig

Heimatliebend

Rückständig

Ausweichend

Ungehobelt

Kultiviert

Selbstbewusst

Selbstlos

Unkonventionell

Schlau

Bescheiden

Emotional

Feinfühlig

Fleißig

Umgänglich

Locker

Weltoffen

Fortschrittlich

Direkt

Gesittet

1 2 3 4 5 6 7

Median arithmetischer Mittelwert

Modalwert Nebengipfel (≥80% des Modalwerts)

Nebengipfel (40-80% des Modalwerts) Standardabweichung

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53

Abbildung 12: Semantisches Differential über Eigenschaften eines ‚Bayern‘ von der Gruppe, die schon

mal in Bayern war

In einem weiteren Schritt werden nun noch die Ergebnisse der nordrhein-westfäli-

schen Probanden für die Stufe Identification of ergänzend hinzugezogen. Bei der

Identifikation des Raumobjekts ‚Bayern‘ beziehen sich die Probanden bereits auf die

Bewohner Bayerns. Der Dialekt nimmt eine sehr große Rolle bei der Vorstellung von

‚Bayern‘ ein. Auch die Mentalität, die ‚Mia san mia‘-Einstellung, wird nach außen hin

von 13,4% der Probanden aus NRW als Assoziation gewählt (vgl. Anlage 3).

Eigensinnigkeit, Reichtum und Konservatismus sind weitere Eigenschaften, die im

semantischen Differential zur Identifikation des Raumobjekts ‚Bayerns‘ ausgewählt

wurden und die sich auf die Bewohner beziehen.

Obwohl kein Vergleich mit dem Bild eines anderen Bundeslandes durchgeführt

wurde, kann festgestellt werden, dass die Probanden ein festes Bild von ‚Bayern‘ und

dessen Bewohnern haben. Es liegt selten einer bimodale Verteilung vor. Gewisse

Charaktereigenschaften werden durchgehend erwähnt. Zu nennen sind die eher nach

innen gerichtete Heimatliebe, das Traditionsbewusstsein und der Konservatismus.

Diese stammen vermutlich noch aus der Zeit, als der ‚Süden Deutschlands‘ eher als

bildungsfeindlich und katholisch galt. Es mischen sich aber auch die nach außen

wirkenden Attribute ‚selbstbewusst‘, ‚fleißig‘ und ‚reich‘ in den Diskurs. Hier wird die

Hinterwäldlerisch

Unsicher

Selbstbezogen

Traditionsbewusst

Dumm

Arrogant

Nüchtern

Rüpelhaft

Faul

Stur

Spießig

Heimatliebend

Rückständig

Ausweichend

Ungehobelt

Kultiviert

Selbstbewusst

Selbstlos

Unkonventionell

Schlau

Bescheiden

Emotional

Feinfühlig

Fleißig

Umgänglich

Locker

Weltoffen

Fortschrittlich

Direkt

Gesittet

1 2 3 4 5 6 7

Median arithmetischer Mittelwert

Modalwert Nebengipfel (≥80% des Modalwerts)

Nebengipfel (40-80% des Modalwerts) Standardabweichung

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54

neuere Entwicklung ersichtlich, in der ‚Bayern‘ zunehmend wirtschaftsstärker wurde.

Dem Selbstbewusstsein und der ‚Mia san mia‘-Einstellung folgen die Arroganz und

die Eigensinnigkeit als zugeschriebenen Merkmale.

Dies lässt sich u.U. auch durch die politische Situation erklären, die vom Auftreten der

CSU mit ihren Führungspersonen dominiert wird. Eine wichtige Rolle spielen zudem

die Medien, die ein Bild von ‚Bayern‘ und dessen Bewohnern präsentieren, das den

Stereotypen entspricht. Hier wird z.B. der Dialekt sehr betont. Die Probanden haben

dies zumindest insoweit internalisiert, als dass dies die ersten Assoziationen sind, die

ihnen einfallen. Es ist nicht möglich, zu sagen, ob vielleicht noch andere Vorstellungen

vorhanden sind. Die Beurteilung, ob hier nur die Vorurteile wiederholt werden, oder

ob die genannten Assoziationen durch eigene Erfahrungen entstanden sind, ist also

nicht möglich. Die Ergebnisse sind deswegen mit Vorbehalt zu betrachten, da keine

Artefakte produziert werden sollen.

Die Vorstellungen bleiben also weder tradiert, noch haben sie sich komplett geändert,

es ist eine Mischung festzustellen (Heimatverbundenheit und Selbstbewusstsein).

Das Fremdbild, das stets im Wandel begriffen ist, ist relativ eindeutig. ‚Bayern‘ als

Raumobjekt oder als Bevölkerungsgruppe wird aber nicht verachtet oder ausschließ-

lich negativ bewertet. Die Stichprobe kann zudem ein relativ einheitliches Bild zeich-

nen. Es gibt eine große gruppenspezifische Einhelligkeit, die Unterschiede zwischen

der Gruppe, die noch nie in Bayern waren und der Gruppe, die schon mal dort waren,

sind nicht allzu groß. WEICHHART ET AL. weisen darauf hin, dass es diese Denkmuster,

also diese „Stereotype einer Identifikation von Menschen auf Basis ihrer Zugehörig-

keit zu bestimmten Raumobjekten als gängige Denkroutine unseres Alltagslebens“,

wirklich gibt (2006, S. 56).

Das Bewerten der Gruppe nach guten und schlechten Eigenschaften ist im Grunde

unnötig. Es reicht die Feststellung, dass eine Differenz zu anderen raumbezogenen

Kollektiven gesehen wird (vgl. POHL 1993, S. 186). Trotzdem ist aus obigen Ergeb-

nissen ersichtlich, dass eine ‚bayerische Mentalität‘ und im weiteren Sinne ‚bayeri-

sche Traditionen‘ erkannt werden.

6.5 Resümee

Um bei der Dreiteilung von GRAUMANN zu bleiben, ist zuerst die Frage nach der Identi-

fikation mit dem Raumobjekt ‚Bayern‘ zu beantworten. Dies war die zweite For-

schungsfrage: Wie unterscheiden sich die Raumvorstellungen der Region ‚Bayern‘

zwischen Studierenden, die nicht in Bayern aufgewachsen sind, und denen, die dort

aufgewachsen sind?

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55

Die bayerischen Probanden haben ein differenzierteres Bild als die nordrhein-west-

fälischen. Dabei gibt es wenig Unterschiede zwischen Probanden mit und ohne

‚raumbezogener Identität‘ und Probanden aus NRW, die schon mal in Bayern waren

und solchen, die dort noch nicht waren. Es werden ähnliche landschaftliche und folklo-

ristische Symbole genannt. Besonders der Umstand, dass räumlich verortbare As-

pekte nicht unwichtig erscheinen, ist anders als in so manch anderer Region, da sich

manche Regionen dafür mehr als andere eignen.

Von bayerischen Probanden werden auch Werte wie Gemütlichkeit identifiziert, in

NRW haben Aspekte mit Außenwirkung wie Politik eine größere Bedeutung. Es

wären weitere Untersuchungen nötig, um die Entstehung der Fremdzuschreibung

(z.B. durch die Medien) zu untersuchen. Schlussendlich stehen Auto- und Hetero-

stereotype zueinander in einer Wechselbeziehung, indem Fremdzuschreibungen zu

Selbstzuschreibungen werden oder umgekehrt. Dabei kommt es zu einem ‚Gemein-

samkeitsglauben‘, dessen Inhalte bei verschiedenen Probandengruppen unter-

schiedlich sein können.

Die zweite Stufe wurde mit der letzten Forschungsfrage untersucht: Gibt es ein relativ

einheitliches Fremdbild der Bewohner der Region ‚Bayern‘ und wie hat sich dieses

gegebenenfalls gewandelt?

Das Fremdbild, das mithilfe des Fragebogens untersucht wurde, variiert zwischen tra-

ditionellen und modernen Werten. Folgend aus letzteren wird eine Arroganz kons-

tatiert. Eine mögliche Ursache für abwertende Bewertungen könnten Neidgefühle

sein. Da das Bild allerdings nicht eindeutig negativ ist, kann davon nicht gesprochen

werden. Überraschend ist aber die Einigkeit mit der das Bild einen Zuspruch erhält,

das mit der von Roman HERZOG 1998 geprägten Metapher „Laptop und Lederhose“

umschrieben werden kann.

Abschließend wurde die ‚raumbezogene Identität‘ der bayerischen Probanden bezo-

gen auf das Raumobjekt ‚Bayern‘ mit der Forschungsfrage untersucht: Kann bei zu-

mindest einem Teil der bayerischen Probanden eine ‚raumbezogene Identität‘ vermu-

tet werden?

Bei einer Teilgruppe kann eine alltagsweltliche ‚raumbezogene Identität‘ und ein

regionales Selbstbewusstsein erkannt werden. Diese Probanden sind eher ländlich

oder vorstädtisch aufgewachsen. Die Herkunft der Eltern dagegen spielt keine Rolle.

Bei allen bayerischen Probanden ist nur ein sehr geringes Engagement in Vereinen

festzustellen. Interaktion ist in der Zielgruppe der Umfrage hier augenscheinlich nicht

so wichtig.

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56

7. Schluss

Die Identifikation des Raumobjekts ‚Bayern‘ erfolgt gemäß HERZOGS Metapher „Lap-

top und Lederhosen“ (1998). Diese trifft in ihrem scheinbaren Paradoxon den Kern

der Regionalbewusstseinsforschung der 1980er und 1990er Jahre, den BAHRENBERG

in folgendem Zitat illustriert:

„Und man kann tagsüber um die Welt jetten, Software für PCs verkaufen, neue

gentechnische Produkte anpreisen, mit potentiellen Abnehmern von Kernkraft-

werken verhandeln und abends zu Hause (in der Heimat) Plattler tanzen, in einer

Bürgerinitiative zum Schutz der Frösche oder gegen den Bau eines AKW’s auf

dem Gemeindegebiet arbeiten, sich für Erhalt der Dorfschule einsetzen, kurz

seine regionale Identität ‚ausleben‘, die die Geographen dann erfassen und

räumlich lokalisieren.“ (BAHRENBERG 1987, S.151)

Die Relevanz dessen, was heute unter dem Begriff ‚Glokalisierung‘ diskutiert wird, ist

seitdem noch gestiegen. In einer Zeit, in der es durch den technologischen Fortschritt

zu einer räumlichen und zeitlichen Entankerung kommt, wächst die Bedeutung der

lokalen und regionalen Ebene weiter (vgl. WERLEN 1993, S. 250). Auch von Teilen

der bayerischen Probanden wird die hier untersuchte regionale Ebene zur

Identifikation genutzt.

Weitere Untersuchungen könnten hier ansetzen und beleuchten, welche Raum-

objekte sich besser für eine Identifikation eignen oder welche Bevölkerungsgruppen

eher zu raumbezogene Identität neigen. Hierbei kann es sinnvoll sein, zwischen

aktiven politischen und passiven Formen des „dumpfen Zugehörigkeitsgefühl[s]“ zu

unterscheiden (POHL 1993, S. 196). Allerdings darf nie vergessen werden, dass die

vorliegenden Ergebnisse und auch andere Untersuchungen meist nicht die Voraus-

setzungen für Verallgemeinerungen erfüllen.

Trotzdem hat diese Arbeit mit ihrem Thema der Untersuchung von raumbezogener

Identität von Studierenden in München in Bezug auf das Raumobjekt „Bayern“ in der

aktuellen Sozial- und Regionalgeographie eine Existenzberechtigung. Sie untersucht,

welche Auswirkungen die vielfältigen Formen der Pluralisierung der Welt auf die

Identität von Menschen haben können.

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9. Anhänge

Anlage 1: Fragebogen

Block 1: Sozioökonomischer Status

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65

Block 2: Identifikation von

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Block 3: nur für Studierende in Münster: Identifiziert werden

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67

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68

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69

Oder:

Block 4: nur für Studierende in München: Identifikation mit

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70

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71

Oder:

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72

① Wenn jünger als 18, Fragebogen beenden

② Fragebogen beenden

③ Wenn einzige Antwort, Fragebogen beenden ④ Bei Mehrfachauswahl mit Bayern

⑤ Bei Mehrfachauswahl mit Nordrhein-Westfalen

⑥ Bei Mehrfachauswahl mit Ausland

Anlage 2: Berechnete Korrelationen

Korrelationen bezüglich ‚raumbezogener Identität‘

Raumbezogene

Identität

Siedlungsart Korrelation nach Pearson -

Signifikanz (2-seitig)

Lokale Ebene Korrelation nach Pearson 0,309*

Signifikanz (2-seitig) 0,019

Regionale Ebene Korrelation nach Pearson 0,294*

Signifikanz (2-seitig) 0,027

Nationale Ebene Korrelation nach Pearson -

Signifikanz (2-seitig)

Europa-Ebene Korrelation nach Pearson -0,265*

Signifikanz (2-seitig) 0,047

Welt-Ebene Korrelation nach Pearson -

Signifikanz (2-seitig)

Eltern aus Bayern Korrelation nach Pearson -

Signifikanz (2-seitig)

Regierungsbezirk Korrelation nach Pearson -

Signifikanz (2-seitig)

Umzug Korrelation nach Pearson 0,376**

Signifikanz (2-seitig) 0,004

*. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant.

**. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.

-. Die Korrelation ist nicht signifikant.

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Korrelationen zwischen den Aussagen bezüglich ‚raumbezogener Identität‘

„Ich wohne

sehr gerne in Bayern.“

„Ich fühle mich hier heimisch.“

Zusammen-halt, Kultur

pflegen

Engagement in Vereinen,

Tradition

„Ich bin stolz ein/e

Bayer/in zu sein.“

Siedlungsart Korrelation

nach Pearson

- - - 0,276* -

Signifikanz (2-seitig) 0,038

Lokale Ebene Korrelation

nach Pearson

- - 0,330* 0,366** 0,583**

Signifikanz (2-seitig)

0,012 0,005 0

Regionale Ebene

Korrelation nach

Pearson - - 0,279* 0,296* 0,515**

Signifikanz (2-seitig)

0,036 0,025 0

Nationale Ebene

Korrelation nach

Pearson - - - - -

Signifikanz (2-seitig)

Europäische Ebene

Korrelation nach

Pearson - - - - -

Signifikanz (2-seitig)

Welt-Ebene Korrelation

nach Pearson

- - -0,398** - -

Signifikanz (2-seitig)

0,002

Eltern Korrelation

nach Pearson

- - - - -

Signifikanz (2-seitig)

Regierungs-bezirk

Korrelation nach

Pearson - - - - -

Signifikanz (2-seitig)

Wegzug Ja/Nein

Korrelation nach

Pearson - - 0,337* - 0,349**

Signifikanz (2-seitig)

0,01 0,008

**. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 (2-seitig) signifikant.

*. Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 (2-seitig) signifikant. -. Die Korrelation ist nicht signifikant

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74

Anlage 3: Kategorien der Identifikation

Bayerische Probanden

Absolut In % der

Nennungen Rang

In % der Probanden

Dialekt 33 10,3 1 57,9

Berge 31 9,7 2 54,4

Heimat 28 8,7 3 49,1

Biergarten 25 7,8 4 43,9

Schöne Landschaft 23 7,2 5 40,4

Bier 20 6,2 6 35,1

München 18 5,6 7 31,6

Leberkäs/Brezn/Weißwürste 18 5,6 7 31,6

Seen 17 5,3 8 29,8

Tradition 17 5,3 8 29,8

Oktoberfest/Wiesn 13 4,0 9 22,8

Tracht 12 3,7 10 21,1

Kultur 11 3,4 11 19,3

CSU 9 2,8 12 15,8

Gutes Essen 8 2,5 13 14,0

„Mia san Mia“-Einstellung 8 2,5 13 14,0

Landwirtschaft 7 2,2 14 12,3

Technik 6 1,9 15 10,5

Volksfeste/Kirmes 5 1,6 16 8,8

Schnee 4 1,2 17 7,0

FC Bayern München 3 0,9 18 5,3

Feiertage 3 0,9 18 5,3

Schickeria 1 0,3 19 1,8

Urlaub 1 0,3 19 1,8

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75

Probanden aus NRW

Absolut In % der

Nennungen Rang

In % der Probanden

Dialekt 44 9,9 1 53,7

Oktoberfest/Wiesn 41 9,3 2 50,0

Berge 39 8,8 3 47,6

CSU 39 8,8 3 47,6

Bier 39 8,8 3 47,6

München 36 8,1 4 43,9

FC Bayern München 33 7,4 5 40,2

Tracht 26 5,9 6 31,7

Schöne Landschaft 23 5,2 7 28,0

Biergarten 18 4,1 8 22,0

Tradition 18 4,1 8 22,0

Leberkäs/Brezn/Weißwürste 12 2,7 9 14,6

„Mia san Mia“-Einstellung 11 2,5 10 13,4

Volksfeste/Kirmes 9 2,0 11 11,0

Tourismus 7 1,6 12 8,5

Schickeria 7 1,6 12 8,5

Schnee 7 1,6 12 8,5

Kultur 6 1,4 13 7,3

Gutes Essen 6 1,4 13 7,3

Urlaub 6 1,4 13 7,3

Heimat 4 0,9 14 4,9

Landwirtschaft 3 0,7 15 3,7

Heimatfilme 3 0,7 15 3,7

Seen 2 0,5 16 2,4

Feiertage 2 0,5 16 2,4

Religion 1 0,2 17 1,2

Konservative Sturköpfigkeit 1 0,2 17 1,2

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76

Regionalbewusste Bayern

Absolut In % der

Nennungen Rang

In % der Probanden

Dialekt 16 12,8 1 69,6

Heimat 14 11,2 2 60,9

Berge 12 9,6 3 52,2

Tradition 12 9,6 3 52,2

Bier 8 6,4 4 34,8

Biergarten 7 5,6 5 30,4

Seen 7 5,6 5 30,4

Schöne Landschaft 7 5,6 5 30,4

Kultur 5 4,0 6 21,7

Gutes Essen 5 4,0 6 21,7

München 4 3,2 7 17,4

Tracht 4 3,2 7 17,4

Leberkäs/Brezn/Weißwürste 4 3,2 7 17,4

CSU 4 3,2 7 17,4

Technik 3 2,4 8 13,0

Schnee 3 2,4 8 13,0

„Mia san Mia“-Einstellung 3 2,4 8 13,0

Volksfeste/Kirmes 2 1,6 9 8,7

Oktoberfest/Wiesn 2 1,6 9 8,7

Landwirtschaft 2 1,6 9 8,7

FC Bayern München 1 0,8 10 4,3

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77

Nichtregionalbewusste Bayern

Absolut In % der

Nennungen Rang

In % der Probanden

Berge 19 9,7 1 55,9

Biergarten 18 9,2 2 52,9

Dialekt 17 8,7 3 50,0

Schöne Landschaft 16 8,2 4 47,1

München 14 7,1 5 41,2

Heimat 14 7,1 5 41,2

Leberkäs/Brezn/Weißwürste 14 7,1 5 41,2

Bier 12 6,1 6 35,3

Oktoberfest/Wiesn 11 5,6 7 32,4

Seen 10 5,1 8 29,4

Tracht 8 4,1 9 23,5

Kultur 6 3,1 10 17,6

CSU 5 2,6 11 14,7

Tradition 5 2,6 11 14,7

Landwirtschaft 5 2,6 11 14,7

„Mia san Mia“-Einstellung 5 2,6 11 14,7

Volksfeste/Kirmes 3 1,5 12 8,8

Technik 3 1,5 12 8,8

Gutes Essen 3 1,5 12 8,8

Feiertage 3 1,5 12 8,8

FC Bayern München 2 1,0 13 5,9

Schickeria 1 0,5 14 2,9

Schnee 1 0,5 14 2,9

Urlaub 1 0,5 14 2,9

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78

Gruppe der Nordrhein-Westfalen, die schon mal in Bayern waren

Absolut In % der

Nennungen Rang

In % der Probanden

Dialekt 33 9,5 1 50,0

CSU 33 9,5 1 50,0

Oktoberfest/Wiesn 31 8,9 2 47,0

München 30 8,6 3 45,5

Bier 30 8,6 3 45,5

Berge 28 8,0 4 42,4

FC Bayern München 26 7,5 5 39,4

Tracht 21 6,0 6 31,8

Schöne Landschaft 17 4,9 7 25,8

Biergarten 15 4,3 8 22,7

Tradition 13 3,7 9 19,7

Leberkäs/Brezn/Weißwürste 10 2,9 10 15,2

„Mia san Mia“-Einstellung 9 2,6 11 13,6

Volksfeste/Kirmes 8 2,3 12 12,1

Schickeria 7 2,0 13 10,6

Urlaub 6 1,7 14 9,1

Tourismus 5 1,4 15 7,6

Schnee 5 1,4 15 7,6

Heimat 4 1,1 16 6,1

Kultur 4 1,1 16 6,1

Gutes Essen 4 1,1 16 6,1

Seen 2 0,6 17 3,0

Heimatfilme 2 0,6 17 3,0

Feiertage 2 0,6 17 3,0

Landwirtschaft 1 0,3 18 1,5

Religion 1 0,3 18 1,5

Konservative Sturköpfigkeit 1 0,3 18 1,5

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79

Gruppe, der Nordrhein-Westfalen, die noch nie in Bayern war

Absolut In % der

Nennungen Rang

In % der Probanden

Dialekt 11 11,6 1 68,8

Berge 11 11,6 1 68,8

Oktoberfest/Wiesn 10 10,5 2 62,5

Bier 9 9,5 3 56,3

FC Bayern München 7 7,4 4 43,8

München 6 6,3 5 37,5

CSU 6 6,3 5 37,5

Schöne Landschaft 6 6,3 5 37,5

Tracht 5 5,3 6 31,3

Tradition 5 5,3 6 31,3

Biergarten 3 3,2 7 18,8

Kultur 2 2,1 8 12,5

Tourismus 2 2,1 8 12,5

Leberkäs/Brezn/Weißwürste 2 2,1 8 12,5

Landwirtschaft 2 2,1 8 12,5

Schnee 2 2,1 8 12,5

Gutes Essen 2 2,1 8 12,5

„Mia san Mia“-Einstellung 2 2,1 8 12,5

Volksfeste/Kirmes 1 1,1 9 6,3

Heimatfilme 1 1,1 9 6,3

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80

Anlage 4: Zustimmung zu Maßstabstabsebenen der verschiedenen

Untergruppen

Zustimmung zu Maßstabsebene von 1 (gar nicht) bis 5 (sehr)

lokale Ebene

regionale Ebene

nationale Ebene

europäische Ebene

globale Ebene

Bayerische Probanden

Modus

- gesamt 4, 5 4 4 3 2

- mit Regionalbewusstsein 5 4 5 3 2, 3

- ohne Regionalbewusstsein 4 4 4 3, 4 5

Nordrhein-westfälische Probanden

Modus

- gesamt 4 3 4 3 4

- noch nie in Bayern 4 3, 4 4 3, 4, 5 3

- schon mal in Bayern 4 4 4 3 4

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81

Plagiatserklärung der / des Studierenden

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit über „Raumbezogene Identität

von Studierenden in München in Bezug auf das Raumobjekt „Bayern“

selbstständig verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die

angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen

Werken – auch elektronischen Medien – dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen

wurden, auf jeden Fall unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht

worden sind.

_____________________________________

(Datum, Unterschrift)

Ich erkläre mich mit einem Abgleich der Arbeit mit anderen Texten zwecks

Auffindung von Übereinstimmungen sowie mit einer zu diesem Zweck

vorzunehmenden Speicherung der Arbeit in eine Datenbank einverstanden.

_____________________________________

(Datum, Unterschrift)