Badische Neueste Nachrichten Feb 2009

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  • 8/8/2019 Badische Neueste Nachrichten Feb 2009

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    Farbige Leuchtraketen ent-znden sich am Himmel, alsdie Maschine der Air Malta amspten Sonntagabend ihrenHeimatflughafen erreicht hat.Feuerwerke gibts hier jedes

    Wochenende, denn irgendein Schutz-atron ist bei uns immer zu feiern,rklrt der Taxifahrer. In acht Ortenerehren die Leute sogar zwei Heilige. In

    meinem Heimatort Qormi sind es derHeilige Sebastian und der Heilige Georg.Zum Glck sind die Zeiten vorbei, alsich Anhnger des einen und die desnderen Heiligen nicht grn waren.

    Heute sind wir alle stolz auf unsere 365Kirchen, eine fr jeden Tag im Jahr,acht er. Im Dunkel zeichnet sich die

    mchtige Kuppel des Doms von Mostab, mit 52 Metern Durchmesser und 60

    Metern Hhe die drittgrte Kuppelkir-he der Welt. Seit hier am 9. April 1942

    whrend des Gottesdiensts eine deutscheliegerbombe einschlug, ohne zu de-

    onieren und Menschen zu verletzen,ind die Malteser durch dieses Wundermso fester im Glauben verankert.

    Noch immer tost der Verkehr, sehr zumUnmut von Tony, dem Taxifahrer. Bei

    ur 400 000 Einwohnern sind auf Malta80 000 Fahrzeuge registriert, rechnet eror. Und 353 000 Mobilfunkvertrge,rgnzt er, als sein Handy klingelt. Docha haben wir auch schon Valletta er-eicht. An den Kalksteinwnden dertadtmauer fhrt eine schmale Straeinab zur Bucht von Floriana zum Hotel

    Excelsior. Ein spektakulrer Blick auf Manoel Island und den Marsamxett-Hafen sowie der grozgige Konferenz-

    ereich bescheren dem im Herbst 2007rffneten Haus gute Buchungszahlen.

    Stattliche 14 Hotels im Fnf-Sterne-egment hat die 316 Quadratkilometerroe Insel, die sich als kleinster unddlichster EU-Mitgliedsstaat anschickt,

    Europas wichtigste IT-Drehscheibe zuwerden. Lngst vorbei sind die Zeiten, als

    irmen wie Playmobil oder LufthansaTechnik hier vor allem wegen geringerLohnkosten eine Niederlassung erff-

    eten. Heute kommt auch die FluglinieEmirates nach Malta, an Bord Delegatio-

    en der Tecom Dubai. Sie erbaut gerader 300 Millionen US-Dollar im Ort Rica-ola die Smart-City, Europas knftigeT-Drehscheibe, wo auf 10 000 Quadrat-

    metern Broflche bald mehr als 5600T-Spezialisten beschftigt sein werden.

    Einen Job-Boom erlebt Malta, das alsinziges EU-Land freie Lizenzvergabe fr

    Casinos und Online-Wetten hat, heuteereits im Sektor iGaming. Mehr als 250

    Anbieter des Online-Glcksspiels lieenich hier nieder und ziehen Arbeits-uchende aus ganz Europa an. Zustzli-hen Anreiz erhalten Unternehmens-nsiedlungen durch den seit der Euro-

    Einfhrung im vergangenen Jahr flankie-enden Investment Promotion Act.

    Ungeachtet der Preistransparenz, dieer Euro Malta im internationalen Ge-chftsverkehr bringt, gab es jedoch aucheutliche Vorbehalte gegenber dereuen Whrung. Viele Malteser erinner-

    ten sich an die Klagen ber drastischeTeuerungen ihrer italienischen Nach-barn, die sie kurz nach Italiens Euro-Einfhrung im Fernsehen gesehen hat-ten. Derlei Unmut verstand Maltas Re-gierung zu vermeiden. Die Umstellung verlief absolut glatt. Durch die Imple-mentierung unseres Komitees im Mai2005 waren Maltas 400000 Brger sehrgut vorbereitet. Wir haben die Fair Ini-tiative und 17 Preisstabilitts-Regeln frImporte ins Leben gerufen, sodass Teue-rungen vorgebeugt ist, erklrt MelvynMangion vom National Euro ChangeoverCommittee. 60 freiwillige Helfer, ber- wiegend pensionierte Lehrer, besuchten jedes Dorf Maltas zwecks flchendecken-der Aufklrung, vom Kindergarten biszum Altenheim. Einzelhandel undGastronomie verpflichten sich im Sinne

    der Fair Initiative zur strikten Einhaltung des Wechselkurses, so Mangion.

    Eine Folge sind skurrile Preise. DasOmelette zu 3,14 Euro und den PottKaffee fr 93 Cent findet der Gast in derLa Valletta Bar and Restaurant, demStammlokal der Societ FilarmonicaNazionale La Valletta, dessen ehrwrdigeHalle hinter einem unscheinbaren Ein-gang an der belebten Republic Streetliegt. Alte Mnner spielen Snooker undtrinken Bier, die Frauen zeigen sich ihreEinkufe bei einem Glas Kinnie. Die 1952auf Malta kreierte Limonade ist bis heuteebenso fester Bestandteil der Alltags-kultur wie die Vereinslokale der rtlichenMusikkapellen, wo seit Generationenalles unverndert zu sein scheint bis auf die Euro-Preise auf Tafeln an der Wand.

    Wer ein Stck weiter die belebte Repu-blic Street hinab luft, vorbei an winzigenGeschften, runden Blumenkiosken undroten Telefonzellen, gelangt zum CaffCordina. In den einst von den Ordens-rittern von St. John genutzten Gewlbe-rumen serviert das 1837 gegrndeteCaf unter Kronleuchtern Spezialitten wie Honigringe, die mit Spinat oderRicotta gefllten Bltterteig-Pastizi oderdas Dattelgebck Imqaret. Genau wie diemaltesische Sprache mit italienischen,franzsischen und arabischen Anklngenhat auch die Kche die Einflsse allerBesatzungsmchte aufgenommen. Sieinspirierte den deutschen FernsehkochRainer Mitze zu Koch-Colleges in derehemaligen Mhle im Ort Hal-Qormi.Die Produkte hier sind extrem aroma-tisch. Eine neue Kreation sind Salate mitKeimsprossen der berhmten maltesi-schen Kapern, so Mitze bei der Prsen-tation seines Kochbuchs.

    In welchem Rahmen Ordensritter zuspeisen pflegten, zeigt sich bei einemBesuch der Casa Rocca Piccola in einerParallelstrae der Republic Street. Das Wohnhaus des 9. Marquis de Piro undseiner Frau, jetzt auch ein Museummaltesischer Kulturgeschichte, vermittelteinen Eindruck von dem bis heute ak-tiven Netzwerk der Ordensritter. Ihrbedeutendster Bau ist die wenige Schritteentfernte Sacra Inferma, im 16. Jahr-hundert als Hospital erbaut und nun

    Kongresszentrum 2005 fand hier derCommonwealth-Gipfel in Anwesenheitvon Queen Elizabeth II. stattfand.

    Dass man die Ritter von St. John undihre glorreiche Inselverteidigung 1565heute hautnah erleben kann, ermglichteMaltas erfolgreichstes BauunternehmenPolidano mit dem Bau des MontekristoStates in Hal Farrug. Hier entstand einEvent-Komplex in typischem Baustil, woimmer donnerstags 55 Schauspieler undacht Pferde die groe Belagerung in einerturbulenten Show auferstehen lassen.

    Whrend die Reisegruppen begeistertsind, finden junge Malteser ganz andereDinge aufregend. Zum Beispiel einenParkplatz nahe Hal Farrug, der exakt inder Einflugschneise des Flughafens liegtund besonders zu Ankunftszeiten derEmirates zum Hot Spot wird. Das ist wirklich ein Platz fr Einheimische,erzhlt die junge Deutsch-MalteserinTania. Ihre Altersgenossen, die in denFliegern anreisen, wird man hier nichtfinden. Sie haben ihr Revier in der St.Julians Bay, die mit ber 350 Bars, Clubsund Kneipen abends zur Party-Zone wird. Stammgste im Axis, Ryansund Perppermint Park sind meistensTeilnehmer von Englisch-Sprachkursen,ein wichtiger Ertragstrger der maltesi-schen Wirtschaft, die komplett ohneBodeschtze auskommen muss. Englischist Amtssprache, seit die Br iten von 1800bis 1964 Kolonialmacht waren. Sobald esemotional wird, spricht man aber lieberin der Muttersprache.

    Mit 320 goldfarbenen, geschichtstrch-tigen Baudenkmlern allein in Vallettalockt Malta nicht nur Touristen, sondernauch internationale Filmproduktionen.Seitdem zwei einen natrlichen Horizonthervorrufende Tanks installiert wurden, war die Kulisse perfekt fr Hollywood-produktionen la Gladiator, Swept Away und Troja. Welche Filmstars was wo gedreht haben, verzeichnet die MaltaMovie Map. So knnen Fans auf denSpuren von Madonna, Russell Crowe undBrad Pitt durch Maltas Kneipen ziehen.Besonderen Kultstatus hat Ollies Pubin der Archbishops Street, wo im Mai1999 der britische Schauspieler OliverReed tot vom Barhocker fiel. Dass sich

    oberhalb der Fassaden in den engenGassen Vallettas oft Terrassen mit ber- wltigend schnem Panoramablick auf-tun, beweist das Restaurant Carriage,in dem auch der bekannte maltesischePhilosoph Edward de Bono Stammgastist. Der fnffach promovierte Papst deskreativen Denkens grndete auf Maltadas World Centre for New Thinking undleitet jedes Jahr im Juni einen von Per-sonaltrainern aus ganz Europa besuchten Workshop. Analysen allein bringen unsnicht weiter. Wir mssen unserem Den-ken ein neues Design verpassen, dasauch kreative und emotionale Aspekteeinschliet, so seine Botschaft.

    Inspiration bietet das mit 1298 Ein- wohnern pro Quadratkilometer amdichtesten besiedelte Land Europas jedenfalls in Hlle und Flle. Wer genug hat von den vollen Straen Vallettas, derkann mit einem der urigen gelben Ley-land-Busse nach Marsaxlokk tuckern undsich dort am pittoresken Bild des Hafensmit seinen bunt angestrichenen Luzzu-Fischerbooten erfreuen. Auf dem tglichstattfindenden Markt verkaufen dieFrauen ihre handgestickten Tischdeckenund Glser mit eingelegten Tomaten undKapern inzwischen auch in exakt umge-rechneten Euro-Preisen, die sie so man-ches Mal zum Wechselgeld-Wechseln ineins der vielen Fisch-Restaurants laufenlassen. Fangfrische Meeresfrchte ser-viert Godfrey Zammit in Rons Restau-rant, wo es sich auch schon Steven Spiel-berg schmecken lie.

    Klein, aber fein

    Die FerieninselMalta ist ein Teilvon Europa und dochirgendwie anders

    R EISE & F REIZEITTraditionsreich: Travemndest eine vertrumte Stadt

    Wochenend-RtselEine Legende im Schnee:der Engadiner Skimarathon

    ReiseAirboard, Snowkite, Skifox:Abwechslung im Ski-Alltag

    WinterspaSamstag, 14. Februar 2009 Nr. 37 . 65. Jahr/ BS

    Bild:

    VON KATHARINA BRAUER

    Die Blaue Grotte, eine Hhle auf Malta,st nur mit Hilfe eines Kapitns erreichbar.

    Sightseeing beim Lernen: Malta ist ein beliebtes Ziel fr Englisch-Kurse historische Sehenswr-digkeiten, hier in Mdina, gibt es gratis dazu.

    Rund 316 Quadratkilometer voller Inspiration: Europas kleinster Staat Malta hat jede Menge Sehenswrdigkeiten zu bieten. B I L D E R : B R A U E R ( 2 ) , M TA ( 1 )

    Allgemeines: Die Republik Malta ist einsdeuropischer Inselstaat im Mittelmeer.Der maltesische Archipel verteilt sich auf diedrei bewohnten Inseln Malta, Gozo undComino sowie auf vier unbewohnte Inseln.Malta wurde 1964 vom Vereinigten Knig-reich unabhngig, 2004 wurde das LandMitglied der Europischen Union, derenkleinster Staat es seitdem ist.Sprache: Maltesisch und EnglischBeste Reisezeit: Anfang April bis EndeOktoberHotels und Komplett-Angebote: MaltaDirekt Reisen, Internet: www.maltadirekt.deInformationen: FremdenverkehrsamtMalta, Schillerstrae 30-40, 60313 Frankfurtam Main, Telefon: 069/ 28 58 90,Internet: www.urlaubmalta.comBuch-Tipp: Michael Bussmann: Malta,Gozo, Comino. Verlag Michael Mller,ISBN: 978-3-8995-3296-8, 15,90 Euro

    Informationen

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