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Anthropomorphe GefaCe der TheiBkultur 15

oder auch plastischen Darstellungen von menschlichen oder tierischen FiiBen,die als GefaBuntersatze gedient haben. Das menschenforrnige GefaB vonKenezlo tragt zwar noch die Spuren feiner Technik: und die Verzierungsart derspaten Btikker Kultur, ist aber schon das Vorbild zu jenen menschenformigenGefaBen, die in Stationen der TheiBkultur bei Szentes (Kom. Csongrad),Kokenydomb bei Hodmezovasarhely (Kom. Csongrad), Csoka-Coka (Banat)gefunden sind".7

Es ware nicht uninteressant, sich mit jenen menschlichen und tierischenIdolen zu. beschaftigen, die damals, als Tonrpas Abhandlung veroffentlichfcwurde, noeh kaum in unseren mehr oder minder erschlossenen Fundstattenerschienen waren8.

Aus so wenigen Denkmalern — die sich auch seither kaum vermehrt haben —war es verfruht, Schlusse zu ziehen und zu schreiben: ,,Diese Idolplastik ist aberohne jedwede fremden Einniisse entstanden und bleibt in Ungarn . . ., d. h.dort, wo die TheiBkultur alleinherrschend geworden ist, unabhangig von dervom Siiden kommenden Inselidolplastik, die durch Riickbiegung des Kopfesund dreieckige Gesichtsbildung besonders gekennzeichnet ist".9 Die seitdemgeborgenen und veroffentlichten Exemplare — wenn auch nicht immer mitzuriickgebogenem Haupte und eckigem Antlitz, aber zumindest mit dreieckigerKopfgestaltung — weisen ausdriicklich auf siidliche Verbindungen bin10.

Mit diesen Einniissen miissen wir sowohl bei der Idolplastik als auch beiden anthropomorphen GefaBen rechnen. Wir stellten derartige Verbindungenbereits in unserem Artikel ,,BaLkanische Beziehungen der Venus von Kokeny-domb"11 - den wir fur die Kazarow Festschrift sehrieben und dessen Schicksaluns unbekannt blieb - heraus, indem wir nachwiesen, daB die sitzende Figur ausdem Siiden stammt. Unseren darnaligen Feststellungen gemaB erschien sie umjene Zeit auch in Vinca, als sich dort bereits der EinfluB der TheiBkultur be-merkbar machte. Den von dieser Zeit an nachweisbar lebhafter gewordenenHandelsverbindungen ist vermutlich das Erscheinen dieser Form in der TheiB-kultur zuzuschreiben12.

'• Tompa, 24./2S. Ber. RGK. a.a.O. 42.fi Ebda. 65. Mit Bezugnahme auf das in Homezovasarhely-Kisstanya geborgene, durobaus

nicht kennzeichnende Bruchstiick, das aller Wahrscheinlichkeit nach ein Kinderspielzcug war(Dolgozatok 9/10, 1933/34 Taf. 9, 4) und das in Bodrogkeresztur gefundene Bruchstuck vomunteren Teil eines GefaBes mit Untersatz (Arch. Hung. 5/6 [1929] Taf 39, 1) sowie auBerdem nochauf zwei verzierte aber nicht charakteristische Stiicke (ebda. Taf. 39, 8-9).

8 Tompa a.a.O. 42.10 Szakalhat (Dolgozatok 11,1935, 83 Abb. 4); Kokenydomb (Arch. £rt. 76, 1949 Taf. 15, 2);

Hortobagy-Zam (E. Zoltay, Hiigel, Berge und sonstige kiinstliche und naturh'che Anhohen beiDebrecen [1938] 19, nur ungarisch). Jiingst auch in Folia Arch. 7, 1955 Taf. 6, 2-3. - Es sei mirgestattet, in Erganzung dieser Zeilen zwei in Csoka gefundene Gefafibruehstucke mit dreieckigenGesichtsdarstellungen zu erwahnen, ohne vorlaufig von den gut und schlecht erhaltenen Idolenohne Kopf zu sprechen. Vgl. die druekfertige Publikation von J. Banner und I. Poltiny iiber,,Csoka-Kremenyak" Taf. 32; 33, 3. 5. 10. 11. 14 usw.

11 Csalog nimmt in seinem Aufsatz: Bruchstucke eines anthropomorphen GefaBes ausParadicsompuszta (Dolgozatok 19, 1943, 131) darauf Bezug.

12 Dariiber schrieben wir eingehend in dem in der 10. Pufinote erwahnten uud vor einigerZeit in Druck gegebenen aber noch nicht erschienenen Aufsatze.

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Anthropomorphe GcfiiBe der TheiBkultur 17

GefaBuntersatze dienenden menschlichen FiiBen, die einer figiirlichen Krgan-zung nicht bedtirferi, absekeii und ziehen nur die Plastikcn in Betracht, diewahrhaft menschliclic FtiBe darstellen. Darunter befindet sich ein GefalSbodenmit FiiBen und nicht eingebogenen Knien21. Die Reste schlieBen die Vorstellungeiner sitzenden Figur aus, gestatten aber den Gedanken an stehende Figuren,die uns von anderwarts bekannt sind. Die beiden anderen FiiBe aber - es han-delt sich wiederuni um Bruchstiicke22 — konnten in Verbindung mit sitzendenGestalten gebracht werden.

Um diesc Zeit wurde nun jenes Bruchsttick mit einer Gesichtsdarstellunggefunden, wobei die eingeritzten Augen, der Mund und die Nase durch Inkru-stierung betont waren. Das Bruchstiick gehorte, nach der Dicke der Wandungzu schlieBen, einem GefaB groBeren Umfanges an (Taj. 8,1). Wie seine urspriing-liche Form gewesen sein mochte, welche Form das Gesicht hatte und an welcherStelle es angebracht war, konnen wir nicht mit GewiBheit feststellen. Doch irrenwir uns kaum, wenn wir allein nach seiner ursprunghchen Lage bei der Ausgra-htmg23 auf ein weitbauchiges GcfaB mit zylindrischem Hals, einer Hohe von un-gefahr 100cm, einem Bodendurchmesser von 50cm und einem Miindungs-durchmesser von 33 cm schlieBen, wie wir es auch aus Vinca kennen24.

Wahrend der zweiten Grabung wurden keine GefaBbruchstiicke geborgen,bei denen mit Bestimmtheit die Darstellung eines Antlitzes oder Beines zuer-kennen gewesen ware. Es fand sich jedoch das Bruchstiick eines GefaBes, dasdem oben erwahnten ahnlich, aber plumper und im groBen undganzenerganz-bar war25. Da aber bei der Wiederherstellung die Stelle des GefiiBbodens aus denBruchstiicken nicht ersichtlich war, wird das GefaB wahrscheinlich holier undschlanker gewesen sein.

Bei neuerer Betrachtung26 glaubte ein Forscher bei einem aus Vinca vor-geftihrten GefaB und seinen Bruchstiicken eckige Einritzungen bemerkt zuhaben, obwohl bei der Wiederherstellung ,,anlaBlich der ubersturzten Ergan-zungsarbeiten das GefaB mit Gips iiberstrichen wurde". ,,Bei dem derzeiti-gen Zustand des GefaBes ist der ,,M"-formige Einschnitt nur nach sehr ein-gehender Beobachtung am Hals, zwischen den sich abschnittsweise wieder-holenden Verzierungen wahmehmbar". Tatsachlich sind ,,M"-f6rmige Vertie-fungen zwischen den Verzierungen des GefaBes vorhanden, doch kommen sienicht nur am Hals vor, sondern viel haufiger am miteren Teil des GefaBes, wo siemit Bestimmtheit erkennbar sind. Sie haben aber auch dann nichts mit derDarstellung des menschlichen Antlitzes gemein, wenn sie unabharigig von denLinienverzierungen, sozusagen selbstandig in ,,M"-Form erscheinen. Dies be-weist auch die kleine Kopie der - nach der rohen Zusammenfiigung der Bruch-stiicke in OriginalgroBe - abgerollt angefertigten Zeichnung27, auf der die Zeich-

sl Banner, Dolgozatok 6, 1930 Taf. 34, 6.23 Ebda. Taf. 34, o. 7.M Ebda. Abb. 20-21.» M. M. \asic, Preistoriska Vinca Bd. 2 (1936) Taf. 108-109, 69.25 Banner und Foltiny, Folia Arch. 5, 1945 Taf. 6, 8.» Csalog, Folia Arch. 7, 1955, 27.-7 Banner und Foltiny a.a.O. 13 Abb. 5.

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Anthropomorphe G-cfaGe der Theifikultur 19

schungsergebnisse vielfach beitmgen. Sie erleichtem eine der Wirklichkeit an-nabernd entsprechende Ei:ganzurig der anthropomorphen GefaBe. Ks kanicnzwei GefaBe auf einnial zum Vorschein, die sitzen.de Frauen nachahmen. Beach-tenswert ist die Tatsache, daB die GefaBe auf dcm Fufiboden eines verwiistetenHauses nebeii einer stark beschadigten, umrandeten Feuerstellc lagen. Das einebefand sich in eineni derart schlechten Zustand, daft seine Form und das Bestre-ben einer figiirlichen Darstellung erst nach der aus sich. selbst ergebendenWieder her stel lung auf Grand des anderen GefaBes, das trotz seiner Briichigkeitdie urspriingliche Form bewahrt hatte, festgestellt werden konnte.

Die Formgestaltung der beiden GefaBe (Taj. 5-7) war vermutlich ganzgleich. Beide bestehen aus zwei Teilen. Der untere Teil ist ein verhaltnismaBigbreiter Stuhl ohne Lehne mit zwei schemelartigen FiiBen. Zu beiden Seiten derLehne erscheint ein gegliederter Knotenhenkel35. Der obere Teil wird durch einanthropomorphes GefaB gebildet.

Das eine Stuck (Taf. 6-7) wurde in einem verhaltnismaBig gutem Zustandgeborgen. Es lag auf seiner rechten Seite36, doch muB es bereits damals bescha-digt gewesen sein, als das Haus - aller Wahrscheinlichkeit nach — gewaltsamvernichtet wurde. AVir fandeii weder ini Schutt, noch in der Nahe dazugehoren-de Bruchstiicke. Das 23 cm hohe GefaB stellt eine Fran dar, die auf eincm Stuhlsitzt. Ihre Brust und ihre Arme, der Oberteil ihres Riickens, die Unterschenkel,ein Tcil des GesaBes und die Partie zwischen den beiden GesaBbacken sind imver-ziert. Den iibrigen Korper zieren die wohlbekannten Motive aus dem Formen-schatz der TheiBkultur. Sie bedecken - einem Kleid gleich - den groBten Teil desKorpers. Roter Ocker fullt die eingetieften Vrerzierungen. Kr ist stellenweise auchauf den Sfcuhl herabgesickcrt. Das ist urn so auffallender, weil die unverziert ge-bliebenen Teile des GesaBes und das sich zwischen dem GesaB befmdliche undauf drei Seiten mit eingetieften Linien umgrenzte Viereck unbemalt blieben.'Dies sehcint nicht zufallig zu sein wie das Herabsickern der Far be auf den Stuhl37.

Die Bemalung - um nur ein naheliegendes Beispiel zu nennen - kennen wirauch sonst aus der Siedlung vom JCokenydomb. Auf GefaBen mit eingeritzterOrnamentik kommt — hiiufig dem breiten Band folgend38 ~ Malerei ebenso vorwie die Anwendung von rotem Ocker bei Hockerskeletten39. Da wir aber diese

35 Einon ahnlichen Hockcr (Stuhl) ohne Lehne veroffentlichte Csalog von der Paradicsom-Puszta, Koinitat Tolna (s. Anm. 11). Ahnliche Bruchstiicke, jedoeh nur von FiiOen, sind uns vonCsoka bekannt (Banner und Foltiny, Csoka-Kremenyak Taf. 32; 33, 19. 25). Wir konnten dieParallelen durch zahlfeiche, hauptsachlich aus Vinca stammende Beispicle vcrmehren, dochwollen wip vorlaufig das engerc Verbreitungsgebiet der TheiBkultur nicht iiberschreiten.

311 Arch. Ert. 78, 1949 Taf. 10, 7-8.37 Dieser Erscheinung begegnen wir bei <lem stehcnden GefaB von Kcnezlo rait Gesichts-

ttarstellung. Alierdings liandelt es sich dort um eingeritzte Verzierungcn und nicht um Bemalung(Tompa, Arch. Hung. 5/6 [1929] Taf. 41, la-b). Am Vorderteil dieses GefaBes erstreckt sich dieVerzierung vom Gesicht ausgehend abwarts bis zu den Sohlen; auf den beiden Seitenflachen be-findet sich eine ahnJicbe Verzierung, wahrend die, im grolien und ganzeii drcieckige untere Halfteder Riiekseite unverziert ist. An Hand der erhalten gebliebenen Nacllbildungen laBt sich dies un-bestreitbar feststellcn. Ob es sich allerdings bei <lem verlorengegangenen Original ebenso verhielt,wissen wir nicht bestimmt, da nicht einmal Lichtbilder vorhanden sind.

38 Banner, Dolgozatok 6, 1930 Taf. 30, 1.39 Ebda. 129 (3. Grab) und 130 (4. Grab mit Breier-Ring).

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Anthropomorphc Gefiifle der TheiBkultur 23

brachten, dreieckigen Versehlingung. Zickzacklinieii bedecken die Teile ober-halb des Schenkels auf dem besser erhaltenen GefaB (Abb.l), wahrend sichdiese Verzierung auf dem anderen GefiiB nur auf die Stelle oberhalb des Ge-schlechtsdreieckes beschrankt.

Auffallend ist, daB auf dem erstgcnannten GefaB (Abb. 1) das einander zu-gewandte Dreicckmuster sowohl auf dem Bauch als auch auf den beideu Seitenvorherrschend ist, wahrend es sich auf dem anderen (Abb. 2) nur auf dem Bauchbefindet. Demgegeniiber finden wir auf dem ersten uberhaupt keine maandri-schen Verzierungen, wahrend sie auf dem letzteien - mit Ausnahme des Bau-ches - liberal! vorhanden sind. Diese beiden zusammen geborgenen GefaBe be-weisen, daB sowohl das mit Strichlinien versehene Band als auch der Maandergleichzeitig gebrauchlich waren.

Auch die Umrandungen der Muster unterscheiden sich voneinander, ja, siesind nicht einmal auf ein und demselben GefaB folgerichtig iiberall gleich.

Am auffallendsten ist aber das auf der riickwartigen Seite des zweitenGefaBes symmetrisch angebrachte Kamm-Muster mit der daraufgestellten,stilisierten und ganz schematise!! dargestellten menschlichen Figur ohne untereGh'edmaBe (Abb. 2). Zwelfellos ist es sehr interessant, daB auf diesem im Dienstedes Fruchtbarkcitskultes stehenden oder jedenfalls zur Aufnahme des Trank-opfers dienenden GefaBes dieses unheilabwehrende, zauberische Symbol sonachdrucksvoll betont ist42.

Unweit dieses Motives befinden sich unter dem Rand des GefaBes zweiLocher. Sie waren wahrscheinlich auch bei dem gegeiiiiberliegenden Mustervorhanden, sind aber abgebrochen. Zum Aufhangen des GefaBes mochten sic -wie schon erwahnt - nicht gedient haben. Die Doppellocher schlieBen den sonstnatiirlich erscheinenden Gedanken aus, daB sie die Ohren des Gesichtes versinn-bildhchen sollten.

Unter den Bruchstiicken befand sich keln einziges Stiick, das als Anhalts-punkt einer Barstellung des Kopfes oder Gesichtes hatte dienen konnen. Aufdiese Frage wollen wir nach der vollstiindlgen Bekanntgabe des Fundmaterialsvom Kb'kenydomb zuriickkehren.

AuBer diesen beiden wichtigen Stiicken fanden wir dort bei dieser Gelegen-heit ebenfalls noch vielc verzierte, zu dickwandigen Gefafien groBeren Aus-maBes gehorendc Bruchstiicke, auch solche, auf denen die Darstellung einesmenschlichen Antlitzes deutlich zu sehen war (Taj. 8, 2). So 1st z. B. auf ehiemScherben auBer den Kennzeichen der Augen, des Mundes und der Nase auch dieeckige Einfassung des Gesichtes gut sichtbar, um so mehr, da die vertieftenLinien durch Inkrustierung noch mehr hervorgehoben worden sind.

Wahrend man bei der aus der ersten Ausgrabung stammenden Abbildungnicht mit GewiBheitfeststellenkonrite, auf welchemTeil des GefaBes das Gesichtwar, ist auf diescm Stiick deutlich sichtbar, daB es sich unmittelbar unterhalbdes Randcs an den zylindrischen Hals anschmiegte, ahnlich wie bei dem Fundaus Vinca43.

12 Uber die Bedeutung von Zauberei und Abwehr von Unhcil, vgl. G. Wilke, Die Hcilkundein der europaischcn Vorzeit (1936) 308if. - Ferner ders., Mannus 7, 1915, 24f.

43 Vasic a.a.O. 24 Anra. 28if.

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Anthropomorphe GefaBe der Theifikultur 25

lichen Vcrzierungen geschmiicktes Stiick handelt. Doch war das GefaB mut-maBlich kleiner als die frtiher genannten.

Auch jenes andere GefaB, bei dem der Winkel zwischen dem Unterschenkelund dem verzierten Oberschenkel unzweideutig auf eine sitzende Figur schlie-Ben laBt, war kleiner. Hier waren sogar die FuBknochel dargestellt (Taj. 9,3-4)45.

Eine ganz eigenartige Darstelhmgsform des Gesichtes fanden wir auf eineniRandscherben eines kleineren GefaBes (Taf. 9,1). Auf dem Bruchsttick deszylindrischen Halses sind unverkennbar Augen und Nase wiedergegeben. DieAugen sind denen auf dem groBen GefaB aus der ersten Grabung ahnlich. DieZeichnung des Mund^s unterblieb.

Auch das Kopfbmchstuck des bisher einzigen Idoles der Sietllung war zumVorschein gekommen46. Das dreieckige, doch nicht nach riickwarts gebogeneHaupt gehort keinem anthropomorphen GefaB an. Es handelt sich hier aus-gesprochen um ein Idol. Bedauerlicherweise ist eine Rekonstruktion der ganzenFigur nicht moglich47. Uns kann nur die durch ein Kliimpchen geformte Nase,die durch zwei Vertiefungen angedeuteten Augen und der durch einen kurzenwaagerechten Strich dargestellte Mund interessieren. Dies ist um so wichtiger,weil die anthropomorphen GefaBe der Koros-Kultur - wenigstens die, die alsVorlaufer jener zu betrachten sind48 - bezeugen, daB eine Einfassung des Ge-sichtes nicht unbedingt notig ist. Doch ist dies auch ein Beweis dafiir — erbrachtdurch die fiinf Ausgrabungen -, daB das Idol mit nach riickwarts gebogenemKopf und dem dreieckigen Gesicht in der Siedlung der TheiBkuItur am Kokeny-domb ebenso unbekannt war wie in Hodmezovasarhely-Szakalhat49.

Das Fundmaterial vom TCokenydomb und die damit kulturell und chrono-logisch in Beziehung stehenden bedeutsamen Fnnde bezeugen — da nicht einmaldas von hier stammende Idol mit einem zuriickgebogenen Kopf wiedergegeben

45 Die Darstellung des PuBkiiochels ist auf dem Stiick von Csoka vorhanden (Banner und.Foltiny a.a.O. Taf. 58, ID), doch kennen wir eine solche auch aus Kolena (S. H. Georgier, Lastation eneolithique pres de Kolena. Razkopkii ploucvanija 1, 1948, 50, s. auch Abb. 72).

46 Arch. firt. 77, 1949 Taf. 15, 2.47 Auf dem kleincn Idol von Kisstanya, wir erwahnten es bereits, ist keine (Tesichtsdarstel-

lung vorhanden (vgl, Anm. 8), sic fehlt ebenso auf einem Teil der in Csoka geborgenen Tdolcn(Banner und Folthiy a.a.O. Taf. 32; 33, 11. 12. 14. 15). Und wenn wir auch das cine mit denMotiven der TheiBkultur verzierte Idol von Csoka wegen seiner Almlichkeit mit dem von Podpo-rany (Garasanin, 33. Ber. EGK. a.a.O. Taf. 5, 2) nicht in die TheiBkultur einordnen konnen (vgl.a.a.O. 10), muBdoch festgestellt werden, daB sich weder auf diesem noch auf j'enem von Podporanyeine Gesichtsdarstellung befindet.

18 Kutzian a.a.O. Taf. 12, lOa-b. - Gy. Gazdapusztai, The Settlement of the Koros Cultureat Hodmezovasarhely-Gorzsa. Arch. Ert. 84, 1957, 12f. Taf. 1,3 und Taf. 2. Es ist dies nicht dasersfce Stuck, das wir beachten miissen. Kutzian fiihrt in ihrer Dissertation schone Bcispiele vonverwandten Erscheinungen zur Koros- und Theilikultur an. Da sich die Kulturen haufig in den-selben Gebieten folgtcn - was nicht wundernehmen kann - konnten unter ahnlichen Lebens-vcrhaltnissen und bei ahnlichen religiosen Vorstellungen auch ahnliche Grotterdai-stellungen undkultische GefaBe entstehen.

49 Wir besitzen allerdings zwei ahnliche Darstellnngen aus Csoka, doch la-fit sich aus denBruchstiicken nicht feststellen, ob sie von der Seite oder vom Rand des Gefafies atammen(Banner und Foltiny a.a.O. Taf. 32; 33, 3. 5. - J. Banner und A. Balint, Die prahistorischc Ansied-lung in Szakalhat, Dolgozatok 11, 1935, 83 Abb. 4).

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Antliropomorphc GefiiBe tier Theifikullur '11

Genauso wenig besagt die in Szegvar-Tiizkoves gefundene ,,25,6 cm hohe,auf einem Thronsessel sitzende und mit mehreren Attributen verseheneStatue"55, und zwar dcshalb, weil es eben eine Statue ist. Sie ist wesent-lichgroBer als die zahlreichen in Vinca gefundenen Figuren56, aber kleincr als jene48 cm hohc, sitzende Mannerfigur, die aus der Umgebung von Larissa stammt57.Die verschieden geformten, weder gut noch schlecht modellierten Kopfe sind einselbstverstandliches Attribut derselbcn. Ob die letztgcnannte Figur, deren Kor-per ganz unversehrt erhalten blieb, der von Tiizkoves almlich ist, bleibt dahin-gestellt. Doeh gibt es unter den Funden von Yinca viele, die imvendig hohl zu seinscheinen, wenn es nicht iiberhauptBruchstucke anthropomorpher GefaBe sind.

Allerdings kemien wir zahlreiche Beispiele dafiir, daB bei den primitiverenkleineren Figuren die Darstellung des Gesichtes, ja, sogar des Kopfes fehlte.Folglich ist nicht einmal bei den Idolen das Vorkommen des Hauptes eine Not-wendigkeit. Es eriibrigt sich vielleicht, das allgemein bekanute Material des sicherfreulich mehrenden balkanischen Fnndbestandes zu erwahnen. Es mag genii-gen, erneut die Beispiele von Csoka zu nennen58, deren Analogien - Darstellun-gen nur mit Kopf aber ohne Gesicht - wir reichlich von Mitteleuropa, Polen, derSowjetunion (Ukraine), dem Balkan und welter iiber die Agaischen Inselii bisnach Anatolicn verfolgen konnen.

Es handelt sich dabei aber um ausgesprochene Statuetten, wenn auch vonkleinerem Format. Was immer aucli ihre Bestimnmng gewesen sein mag, so istdoch die Feststelhmg iiber die Gesicht slosigkeit von Bedeutnng. Bezieht siesich auf die Statuetten, so kann sie aber auch auf die anthropomorphcn, ja,sogar zoomorphen GefaOe zutreffenr>9.

55 CsaJog, On the question of the Shape of our neolithic idol's Faces. Arch. Ert. 84, 1957, 210f.Vorlihifig verofFentlichte der gliickliche Finder nur die Zeichnnng des Kopfes. Wir wissen aber be-reits wie er gearbeitet war, deim Csalog sehrcibt: ,,T)er Kopf tier innwendig hohlen Gottergestaltist aus cincm einzigen, kompaktcn Tonstuck modelliert" (Ungarischer Text S. 207).

56 Vasic, Preistoriska Vinca Bd. 3 (1936) Taf. 109, 509; 113, 524. - Im Zusammenhang damitmussen wir zwei Bruchstiicke von ferneren, nordlich gelegenen (Tebieten erwahnen. Beide sindinrien hoiil und wareu als Teilc von anthropomorphen (JefaBen dcnkbar, wenn nicht der Aufbaudes Stiickes von Szegvar-Tiizkoves zur Vorsicht mahnen wiirde. "Das eine ist das in Boskovsteingeborgene iStiick (F. Vildomeo, Linearkeraruischc Idole. Sudeta 8, 1932, 72), das andere stammtaus Horodnycja (Xeustupny, Neoliticke anthropomorfni nadobky. Obzor Praehist. 9, 1930-1935[1936] 88 Abb. 2). Das Schenkelbruchstiiok ist bei beiden erhalten.

57 A. J. B. Wace und M. S. Thompson, Prehistoric Thessaly (1912) i>l Abb. 30. UngewisseFundumstande.

i8 Vgl. Aimi. 47.58 Docli miissen wir auch die aus vei-schicdcnen Zeiten stammeiiden Tierdarstellungen olme

Kopf erwahnen. Es seien hier nur einige genaimt: Tordos (Roska, Sammlung Zsofia von TormaTaf. 104,5) ;Kolena(Georgieva.a.O. Abb. 46) ;Gabarevo(J.H.(4aul, The neolithic Period in Bulgaria.Am. School of Prehist. Research 16,1948 Taf. 62, 4); Sultana (ebda. Taf. 62, 3. 5; a. ebda. die Exem-plare mit Kopf von Kodja Dennen, Taf. 62, 1-2, und Voina, Taf, 62, 6). Am Stuck von Vinca (Vasic,Prehistoriska Vinca Bd. 1 [1932] Taf. 25, 112) ist fast rundheruni am Hals ein Bruch sichtbar, derwicderum auch den wcitcrcn Gebrauch be?.eugt. Das unvei-schrt erhaltene Stiick von Vinca (ebda.Taf. 25,109; 26,113 und Bd. 2 Taf. 90, 347)-. SchlieBlich ist noch das Stiick von Luka Vrubleveckaja(S. N. Bibikov, Poselenie Luka Vrubleveckaja na Dnestre. Mat. i Issledovanija po Arch. SSSB.[Moskau] 38,1953 Abb. 40) zu ncnncn. - Scheinbar besitzt das in Kokenydomb gefundene Tieridol-Brnchstiiek (Tai.8,5) ebenfalls keinen Kopf, er kann mogu'chcrwcise aber auch abgebrochen sein.

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Anthropomorphe GefaBe der TheiBkultur 29

nnsereni Standpunkt am wichtigsten und wir wollen spater darauf zuriick-kommen. Obwohl in der Beschreibung nichts erwahnt wird, meinen wir eineGesichtsdarstellung auch auf einem Seitenstiick eines GefaBes zu erkennen66.

Ein anderes Stuck wurde in Szentes geborgen67, dann kennen wir noch einesaus Csoka-Kremcnyak68. Beide besitzen eckige Form, und stellen Bruchstiickeder so haufigen becherahnlichen GefaBe der Theilikultur dar. Beide Male be-fanden sich die Gesichter oberhalb des Streifens, der die Verzierung der GefaBein zwei Felder teilte, iinmittelbar unter dem Rand, dort, wo bei GefaBen ahn-licher Form die Saugwarzen zu sein pflegen.

Von dem dreicckigen Stiick von Vinca war bereits die Rede69. Hierbei warnicht die dreieckige Form das Wesentliche, derm iihnliche Formgebung kann -wie wir bereits sahen - auch ohne die Darstellung der verschiedenen Gesichts-teile Yorkommen, sondern die Zeichntmg des einen Augcs, das andere war ab-gebrochen, und der Nase.

In diesen Kreis gehoren auch nach GroBe und Ausfuhrung zu urteilen diebeiden Stiicke vom Kokenydomb, obwohl die Form des Gesichtes imr in techni-scher Hiusicht ahnlich ist. Vorausgesetzt natiirlich, daB der durch das ,,M"gebiklete Winkel tatsachlich den Rand des dreieckigen Antlitzes bezeichnet.

Diesc Darstellungsart des Gesichtes weist nach Kreta und Kleinasien, dochkennen wir auch aus Rumanien eine Gesichtsdarstellung, die an der Seitenwandeines GefaBes angebracht ist. Sie wurde in Ruginoasa geborgen70. Nach denBruchstiicken zu schlieBen stammt sie aber nicht von einem anthropomorphenGefaB. Die Aiisfuhrung ist sorgfaltiger als die der friiher erwahnten Stiicke undman konnte das Bruchstuck fast plastisch nennen.

Auf den GefaBhals-Bruchstiicken vonLasithi (Kreta), bei denen sich die Dar-stellung des Gesichtes auf der Mantelflache des zylindrischen Halses befmdet, er-folgte die Wiedergabe der beiden Attgen, der Nase und des Mundes mit kraftig ein-geritztcnLinien71. Das eine Bruchstuck zeigt ein entschieden viereckiges Gesicht.

Ein Gesicht in der gleichen Ausfiihrung und Anordnung befindet sich aufeinem in Ikiz Tepe gefundenem Bruchstuck72.

Obwohl die Darstellung des Gesichtes auf einem in Boghazko geborgenenBruchstuck dem Stil nach von den besprochenen Stiicken abweicht73, gemahntes dennoch an die aus Troja bekannten Darstellungen74.

M Ebda. Taf. 104, 4.*7 Tompa, Arch. Hung. 5/6 (1929) Taf. 40, 11. Vielleicht von Tiizkoves.68 Banner und Poltiny a.a.O. Taf. 21, 2. 5.89 Vgl. Anm. 24. 28-30.70 Dumitrescu, La station prehistorique de Bugiuoasa. Dacia 3/4, 1927-1932 Abb. 25.71 H. W. Pendlebury, I. D. S. Pendlebury und M. B. Money-Gouts, Excavations in the Plain

ofLasithil. Annual of the Brit. School at Athens 36, 1935/36 Abb. 6, 11-12. 14.72 C. A. Burney, Northern Anatolia before Classical Times, Anatolian Stud. 6, 1956 Abb. 14.?3 W. Lamb, Face-urns and kindered Types in Anatolia. Annual of the Brit. School at

Athens 46, 1951 Abb. 3.74 C. W. Blegen, J. S. Caskey und M. Rawson, General Introduction. The third, fourth and

fifth Settlements. Troy II2 (1951) Taf. 79; 168 usw. Wir konnten an Hand des Werkea ,,HeinrichSchliemann's Sammlung trojanischer Altertumer" von H. Schmidt (1902) noch eine Fulle vonBeispielen aufzahlen.

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Antliropomorpbe GefaBe der Theifikultnr

kaum von dem zylindrischen Bruchstiick des gleichzeitig geborgenen anthropo-morphen GefaBes abweicht (Taf. 9, 2). Leider passen die beidcn Stiicke nichtzusammen und so erwahneii wir nur nebenbei die Moglichkcit einer gegen-seitigen Erganzung. Die Wiederherstellungdes anthropomorphen GefaBes versuchteIstvan Bona in der vorliegenden Zeichnung(Abb. 3). Ist derVersuch richtig, ware die Er-ganzung nnseres fast unversehrt erhaltenenGefaBes rait diesem viereckigeii Gcsicbt kaumdenkbar. Die Zusaiiiinengehorigkeit derStiicke muBte sich - obwohl eben dieser Teilstark beschadigt ist - dennoch durch zusam-menpassende Linien, die von hier nach dortgehen, erweisen.

Wir mussen demnach fiir unser anthro-pomorphes GefaB (Taf. 6 u. 7) eine ganz an-dere Art der Krganzimg suchcn, wenn wir,trotz der angefiihrten Beispiele, bei der Wie-derherstellung des GefaBes, das auch ohneKopf gut denkbar ist, unserer Auffassung ge-maB und den angefiihrten Analogien entspre-chend beharren.

Wir suchen uns Vorbilder von zweiFund-orten. die einesteils mit demKarpatenbecken,anderenteils mit der Agais, dem Balkan undmit den davon nordlich liegenden Gebietennicht nur territorial, sondern auch kulturellin Verbindnng stehen.

Bereits seit langem kennen wir jenetrojanischen GefaBrandstiicke, auf denen ent-weder nur die beideii Augen oder dazwischengegebenenfalls noch die Nase dargestelltsind82. Diesc Formen wurden bei den letzteiiAusgrabungen inTrojafreigelegt83. Sie kameiiauchhiTermi zumVorschein84. Weder in demeinen noch in dem anderen Fall handelt essich um anthropomorphe GefaBe, sondernnur urn Bruchstucke von Schiisseln, auf dereiiInnenseite sich die in groBen Linien dargestellten Gesichter, und zwar auf demein wenig nach auswarts gebogenen Rand, befanden. In den meisten Fallen wa-ren sie an der Zuspitzuiig des Randes angebracht.

Abb. 3. Kokenydomb bei Hodmezo-vasarhely. - Rekonstruktionszeicb-nung cines aiithropomorphen Gefa-Bes aus ciner Siedlung der TheiJ3-kultur (fiinfte Grabung). Vgl. Taf. 9.

M. etwa 1:2.

82 M. Hoernes und O. Meiiglrin, Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa3 (1925) 361Abb. 3-4.

83 Blegcn u. a., General Introduction. The first and second Settlements. Troy I 2 (1050)Taf. 234, 4. 19; 238, 1. 3-4; 257, 1-8.

M Lamb a.a.O. Abb. 2, 6.

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Anthropomorphe GefaBe der TheiGkultur 33

lichung ini Reinen, daJB diese Art der Wiederherstellung eine Tauschung derwissenschaftlichen Welt vollkommen ausschlieBt.

Wenn die Notwendigkeit dieser Erganzung und dieser Gesichtsdarstellungtatsachlich vorliegt, kann uns hierbei das anthropomorphe GefaB aus Cunestibis zu einem gewissen Grade vorbildlich sein. Allerdings hat dieses GefaB keineFiiBe. Laut der Aussage des Finders war der Unterkorper mit einer ein Gewanddarstellenden Verzierung geschmuckt. Firr uns ist jenes Tongebilde das Wich-tigste, das flacli und von langlicher Gestalt ist. Es vertritt den Kopf und erhebtsich iiber den kreisformigen, etwas briichigen Rand des GefaBes. Zugleich wirddurch dieses Tongebilde das Gesicht grob umrissen, die Form des GefaBes abernicht verandert86.

Ursprunglich stammt die Form unserer sitzenden Figur nicht aus demGebiet der TheiBkultur. Sie gelangte vielmehr durch die Vermittlung Vincas87

unmittelbar vom Balkan hierher, und zwar, wie bereits erwahnt, um jene Zeit,als sich die Einflusse der TheiBkultur dort bereits stark fuhlbar machten. SeinerGestaltung nach ist es kein anthropomorphes GefaB, sondern ausgesprochen einsitzendes Idol. Wahrend aber bei jenen die Darstellung des Kopfes — und sei esauch nur durch eine eingeritzte oder etwas erhabene Wiedergabe des Gesichtes -nicht unumganglich notwendig ist, kann bei diesen eine Kopf- oder Gesichts-darstellung auch vorkommen. Es gibt darunter auch solche, bei denen die Ge-stalt und der Stuhl oder Schemel fur sich gearbeitet sind88. Es sind uns nichtwenige derartige schemelartige Sitze und Lehnsttihle bekannt89, aber auchsitzend dargestellte Gestalten ohne Sitzgelegenheit treten auf90 und solche, beidenen Gestalt und Stuhl nicht voneinander zu trennen sind91, wie schlieBlichauch andere, bei denen die beiden Beine der sitzenden Figur zugleich dem zwei-oder vierbeinigen Stuhl angehoren92.

86 D. Popescu, Les fouilles de Cunesti. Dacia 5/6, 1935/36 (1938) 119 Abb. 12. Hohe: 8 cm;Bodendurchmesser: 5,5 cm.

87 Vasic a.a.O. Bd. 3 (1936) Nr. 521. 524. 528-530. 535. 540-541. 543. 548. Die unter den obenerwahnten Nummern angefuhrten Exemplare - mit Ausnahme von zwei Stiicken - lagen in einerTiefe von iiber 4 m, doch ist der Tiefenunterschied der beiden anderen ganz unbetrachtlich.

88 Dumitrescu, PouiUes de Gumelnita. Dacia 2, 1925 Abb. 65. - V. Mikov, Les idoles pre-historiqucs en Bulgarie. Izvestija, Bull. Inst. Arch. Bulgare 8, 1934 Abb. 124, 2 (Kodja-Dermen). -R. Popov, Der Hugel Kodjadermen. Izvestija a.a.O. VI, 1916-1918 Abb. 143.

88 Dumitrescu a.a.O. Abb. 63, 17-18. - Popov a.a.O. Abb. 141. 145. 146.90 Mikov a.a.O. Abb. 131, 4-5 (lambol). Aus der Zeichnung ist ersichtlich, daB die Abb. 124,5

und 6 sitzende Figuren wiedergeben. - Hoernes und Menghin a.a.O. 309 Abb. 4 {Zerelia).st Mikov a.a.O. Abb. 124, 3 (Papazili). Bei der auf einem Stuhl mit Lehne sitzenden Eigur

(Abb. 124, 4, Nova Zagora) war - der Zeichnung gemaB - der Teil oberhalb der Schultern nie vor-handen. - Wilke, Mutter und Kind. Mannus 21, 1929, 27 Abb. 3 (Belo Brdo bei Vinca). Vgl. Pra-hist. Zeitschr. 2, 1910, 34 u. Abb. Seite 101. - Franz, Zu den Frauenidolen des vorderasiatischenKulturkreises. Mitt. d. Anthr. Ges. Wien 56, 1926 Abb. 14 (von unbekanntem thrakischen Fund-ort) und Abb. 15-16 (Assur). - Tsountas, Vorgeschichtliche Burgen von Dimini und Sesklo (1908)Taf. 31, 2 (Istar als Mutter). - Franz a.a.O. 405. - Hoernes und Menghin a.a.O. 309 Abb. 2 (Sesklo).Mikov, La station eneolithique de Krivodol. Razkopi i proucvanija 1, 1948 Abb. 38. - P. Detev, Letell Baniata pres de Kapitan Dimitrievo. Godisnik Plovdiv 2, 1950 Abb. 27. - Pendlebury u. a.,a a.O. Taf. 18.

82 Mikov, Trouvailles de 1'epoque prehistorique en Bulgarie. Izvestija a.a.O. 7, 1932/33Abb. 112 (Gorna-Kredmena).

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leicht der Deiitung sowohl der aiithropomorplien GefaBe als auch der gefaB-tragenden Figuren naher bringen. Es 1st wohl imsererseits kein Irrtum, wennwir die Idole fur Sinnbilder der Frachtbarkeit halten, die Bestimmxuag deranthroponiorplien GefaBe aber in der Aufnahine des Trankopfers sehen. DerVerfasser (K-. Tichy) erklart durch chronologisch spatere und aus entfeniterliegenden Fundorten stammcnde ,,GefaBtragende Figuren"100 die gedanklichenZusammenliange. Es vcrsteht sich von selbst, daB cr genetische Beziehungenganz aufier acht laBt.

Dm'ch die oben erwari7aten, im Dienste desselben Gedaiiktsns stehendenAnalogien fiible ich mich verpnichtet, ein Beispiel anzufiihren, das zeitliclijenen allerdings naher st-eht, bei clem aber an genetische Beziehungen ebenfallsnieht zu denken ist. Es sei mir gestattet, das Bruchstiick von Luka Vrublc-veckaja zu nennen. Diesc Figur wurde von ihrem Finder sehr richtig miterhobenen Arrnen, iiber dem Kopf eine Sehale haltend, erganzt101. Ihre Be-.stimmung kann, wie auch die der tibrigen, nnr eine kultische gewesen scin102.

100 Tichy a.a.O. Abb. 6-9 (Troja IV, Troja III, Kumasa EM III und das viel jungcre Jalys-sos).

101 Bibikov a.a.O. Taf. 46.loa AbschlieBend niochte ich an diescr Stelle nieinem Assistenten Istvan Bona Dank sagen.

Kr hat mich an Hand seiner Aufzeiclinungen auf mehrere beachtenswerte Funde aufmerksamgemacht.

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Germania 37/1959 Tafel 5

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Germania 37/1959 Tafel 9

Kokenydmnb bci H6dmez8vasdrhely. Bruchstiioke eines anthropomorphen OcfaBes auseiner Siedlung der TheiGkul tur (fiiiifte Grabnng). Vgl. dazu aneh die Rekonstruktions-

zeichnnng ^466. 3. M. et\va 1:2.