Baselland tut angeblich nichts zur Bekämpfung der Neobiota

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19 www.bzbasel.ch www.basellandschaftlichezeitung.ch MONTAG, 28. DEZEMBER 2015 REGION BASEL-STADT, BASELLAND, SCHWARZBUBENLAND 2009 hat Basel-Stadt den Massnahmen- plan Neobiota 2010 bis 2015 beschlos- sen. Die Kosten für die Bekämpfung in- vasiver, gebietsfremder Tiere und Pflanzen auf Kantonsgebiet wurde dar- in mit jährlich 100 000 Franken bezif- fert. Im neuen Massnahmenplan, der ab 2016 gültig ist, sind jährliche Kosten 960 000 Franken ausgewiesen. Dies entspricht einer Verzehnfachung der Mittel innert fünf Jahren. «Beim Erstellen des Massnahmen- plans 2010 bis 2015 handelte es sich um eine grobe Abschätzung der Kosten, es lagen keinerlei Zahlen vor», begründet Dirk Hamburger vom zuständigen Kan- tonslaboratorium die massive Kostener- höhung. Deshalb handle es sich in der Realität um keine echten Mehrkosten gegenüber den Abschätzungen aus dem Jahr 2009, erklärt Hamburger. Aktuell investiere der Kanton jährlich rund eine halbe Million Franken in die Bekämpfung fremder Tier- und Pflan- zenarten, dazu kämen 200 000 Fran- ken von nicht staatlichen Organisatio- nen. «Mit der Erhöhung des Aufwands könnte mehr erreicht werden: Anstatt nur ein Halten der Situation sogar eine Verbesserung bei einigen sensiblen Standorten», sagt Hamburger. Zudem sei es jederzeit möglich, dass neue in- vasive Neobiota auftreten, die einge- dämmt werden müssten. «In diesem Fall muss schlagartig mit höheren Kos- ten gerechnet werden.» Sieben Problempflanzen Aktuell bereiten den Basler Behörden sieben fremde Pflanzenarten Kopfzer- brechen. Das grösste Problem stellt der Götterbaum dar. Dieser grundsätzlich sehr anspruchslose Baum stammt ur- sprünglich aus China, breitet sich aber in Basel über Samen und Wurzelausläu- fer stark aus. Betroffen sind nebst Pri- vatgärten die Böschungen entlang dem Rhein und der Zuggeleise. Ebenfalls zu- nehmend anzutreffen auf Stadtboden sind die Neophyten Sommerflieder, Ja- panischer Staudenknöterich, Garten- Brombeere, Schmalblättriges Greis- kraut sowie die Kanadische und die Spätblühende Goldrute. Ab 2016 plant der Kanton zusätzliche Massnahmen. So wolle man die Erfolgs- kontrollen intensivieren, erläutert Hamburger. «In einer Pilotphase wird versucht, vor Bekämpfungseinsätzen gegen invasive Neophyten deren Be- stand abzuschätzen. So können wir die Entwicklung des Bestandes über die nächsten Jahre verfolgen.» Ebenfalls ausgebaut werden sollen Kampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung. «Ziel der Kampagnen ist es, die Garten- besitzer zu überzeugen, dass sie invasi- ve Neophyten aus ihrem Garten beseiti- gen», sagt Hamburger. Der Handlungs- bedarf sei gegeben, da in vielen Gärten invasive Neophyten vorkämen. «Bei un- sachgemässem Umgang mit diesen Pflanzen ist eine Ausbreitung ausser- halb der Gärten sehr wahrscheinlich.» Dass die Gartenbesitzer künftig auch zum Handeln gezwungen werden könnten, ist laut Hamburger nicht vor- gesehen. «Die Rechtsgrundlage, um im privaten Bereich Bekämpfungsmass- nahmen anzuordnen, ist momentan nicht gegeben.» Baselbiet erspart sich den Kampf Der Kanton Baselland ist flächenmäs- sig 14-mal grösser als Basel-Stadt und liess sich die Neophyten-Bekämpfung bisher jährlich 300 000 Franken kos- ten. Mit dem Geld wird die Ausbreitung der drei Neophyten-Arten Japanischer Knöterich, Goldrute und Drüsiges Springkraut entlang von Gewässern, in Wäldern und in Naturschutzgebieten bekämpft. Ab nächstem Jahr steht im Landkanton aber wegen der Sparmass- nahmen überhaupt kein Geld mehr für die Neophyten-Bekämpfung zur Verfü- gung. Ein Antrag von SP-Landrätin Mir- jam Würth zur Beibehaltung der Mittel wurde im Rahmen der Budgetdebatte vom 17. Dezember abgelehnt. Nationale Strategie geplant Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) arbeitet derzeit an einer nationalen Strategie zur Bekämpfung invasiver, gebietsfremder Arten. Im ersten Ent- wurf werden die Kantone in die Pflicht genommen. Die zusätzlichen Kosten belaufen sich für alle Kantone zusam- men auf 6,5 Millionen Franken. «Eines der Ziele der Strategie ist eine bessere Koordination der bestehenden Be- kämpfungs-Massnahmen in den einzel- nen Kantonen, um damit die Effizienz zu steigern», sagt Sarah Pearson, Leite- rin der Sektion Arten und Lebensräu- me beim Bafu. Im Moment liege die Zuständigkeit bei den Kantonen. «Eine Gesetzesände- rung würde die Verantwortlichkeiten der verschiedenen Akteure regeln, was eine wichtige Voraussetzung für die Neobiota-Bekämpfung ist.» Ob diese Gesetzesänderung im Rahmen der Stra- tegie komme, werde derzeit noch abge- klärt, heisst es beim Bundesamt. VON SAMUEL HUFSCHMID Basel gibt mehr aus – Baselland gar nichts Neophyten Die Stadt intensiviert den Kampf gegen invasive Pflanzenarten, ganz im Gegensatz zum Landkanton Probleme verursachen auch die Kanadische Goldrute . . . . . . sowie der Japanische Stauden-Knöterich. Der ursprünglich aus China stammende Götterbaum breitet sich in Basel rasch aus – beispielsweise entlang dem Rhein.

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19www.bzbasel.chwww.basellandschaftlichezeitung.ch

MONTAG, 28. DEZEMBER 2015

REGIONBASEL-STADT, BASELLAND, SCHWARZBUBENLAND

Wäre es nach dem Willen der Baselbie-ter Regierung gegangen, wären die Pen-sionsguthaben der Kantonsangestelltensowie der Primar- und Musikschullehr-kräfte im laufenden Jahr nicht verzinstworden. Dies monieren die Gewerk-schaft VPOD sowie der Lehrerinnen-und Lehrerverein Baselland (LVB).

In den paritätisch zusammengesetz-ten Vorsorgekommissionen andererstaatsnaher Betriebe habe man sich da-gegen auf eine Verzinsung in der Grös-senordnung von 1,25 Prozent einigenkönnen. Dagegen habe sich die Arbeit-geberseite des kantonalen Vorsorge-werks «unter mehr als offensichtlichemDruck von oben» geweigert, über dieNulllösung hinauszugehen.

Da eine Einigung innerhalb der Vor-sorgekommission des Kantons nicht zu-stande gekommen sei, lag der Ent-scheid über die Verzinsung nun bei derGeschäftsleitung der Basellandschaftli-chen Pensionskasse (BLPK). Diese habe

salomonisch eine Verzinsung von0,875 Prozent festgelegt und sich damitfür den Mittelwert innerhalb der regle-mentarisch möglichen Bandbreite von0 bis 1,75 Prozent entschieden.

Für die Versicherten bedeute dieserAbschluss, dass zum verlorenen Lohn-prozent – Verlust ab kommendem Jahrjährlich 6 Millionen Franken – schon indiesem Jahr noch eine Renteneinbussevon rund 9,5 Millionen Franken hinzu-komme. VPOD und LVB betonen, derRegierungsrat habe in der vom Volk an-genommenen Vorlage zur Reform derBLPK noch darauf hingewiesen, «dassdie Versicherten ein schützenswertes In-teresse an einer guten Verzinsung ihrerSparkapitalien haben». Nun zeige sich,dass dies damals ein taktisches Lippen-bekenntnis gewesen sei. «Die angebliche«Bentley-Lösung», wie die BLPK-Reformim Vorfeld der Abstimmung teilweisebezeichnet wurde, entpuppt sich bes-tenfalls als Rollator.» (BZ)

Staatsangestellte klagen über9,5-Millionen-Einbusse bei Renten

Baselland

2009 hat Basel-Stadt den Massnahmen-plan Neobiota 2010 bis 2015 beschlos-sen. Die Kosten für die Bekämpfung in-vasiver, gebietsfremder Tiere undPflanzen auf Kantonsgebiet wurde dar-in mit jährlich 100 000 Franken bezif-fert. Im neuen Massnahmenplan, derab 2016 gültig ist, sind jährliche Kosten960 000 Franken ausgewiesen. Diesentspricht einer Verzehnfachung derMittel innert fünf Jahren.

«Beim Erstellen des Massnahmen-plans 2010 bis 2015 handelte es sich umeine grobe Abschätzung der Kosten, eslagen keinerlei Zahlen vor», begründetDirk Hamburger vom zuständigen Kan-tonslaboratorium die massive Kostener-höhung. Deshalb handle es sich in derRealität um keine echten Mehrkostengegenüber den Abschätzungen aus demJahr 2009, erklärt Hamburger.

Aktuell investiere der Kanton jährlichrund eine halbe Million Franken in dieBekämpfung fremder Tier- und Pflan-zenarten, dazu kämen 200 000 Fran-ken von nicht staatlichen Organisatio-nen. «Mit der Erhöhung des Aufwandskönnte mehr erreicht werden: Anstattnur ein Halten der Situation sogar eineVerbesserung bei einigen sensiblenStandorten», sagt Hamburger. Zudemsei es jederzeit möglich, dass neue in-vasive Neobiota auftreten, die einge-dämmt werden müssten. «In diesemFall muss schlagartig mit höheren Kos-ten gerechnet werden.»

Sieben ProblempflanzenAktuell bereiten den Basler Behörden

sieben fremde Pflanzenarten Kopfzer-brechen. Das grösste Problem stellt derGötterbaum dar. Dieser grundsätzlichsehr anspruchslose Baum stammt ur-sprünglich aus China, breitet sich aberin Basel über Samen und Wurzelausläu-fer stark aus. Betroffen sind nebst Pri-vatgärten die Böschungen entlang demRhein und der Zuggeleise. Ebenfalls zu-nehmend anzutreffen auf Stadtbodensind die Neophyten Sommerflieder, Ja-panischer Staudenknöterich, Garten-Brombeere, Schmalblättriges Greis-kraut sowie die Kanadische und dieSpätblühende Goldrute.

Ab 2016 plant der Kanton zusätzlicheMassnahmen. So wolle man die Erfolgs-

kontrollen intensivieren, erläutertHamburger. «In einer Pilotphase wirdversucht, vor Bekämpfungseinsätzengegen invasive Neophyten deren Be-

stand abzuschätzen. So können wir dieEntwicklung des Bestandes über dienächsten Jahre verfolgen.» Ebenfallsausgebaut werden sollen Kampagnen

zur Sensibilisierung der Bevölkerung.«Ziel der Kampagnen ist es, die Garten-besitzer zu überzeugen, dass sie invasi-ve Neophyten aus ihrem Garten beseiti-

gen», sagt Hamburger. Der Handlungs-bedarf sei gegeben, da in vielen Gärteninvasive Neophyten vorkämen. «Bei un-sachgemässem Umgang mit diesenPflanzen ist eine Ausbreitung ausser-halb der Gärten sehr wahrscheinlich.»

Dass die Gartenbesitzer künftig auchzum Handeln gezwungen werdenkönnten, ist laut Hamburger nicht vor-gesehen. «Die Rechtsgrundlage, um imprivaten Bereich Bekämpfungsmass-nahmen anzuordnen, ist momentannicht gegeben.»

Baselbiet erspart sich den KampfDer Kanton Baselland ist flächenmäs-

sig 14-mal grösser als Basel-Stadt undliess sich die Neophyten-Bekämpfungbisher jährlich 300 000 Franken kos-ten. Mit dem Geld wird die Ausbreitungder drei Neophyten-Arten JapanischerKnöterich, Goldrute und DrüsigesSpringkraut entlang von Gewässern, inWäldern und in Naturschutzgebietenbekämpft. Ab nächstem Jahr steht imLandkanton aber wegen der Sparmass-nahmen überhaupt kein Geld mehr fürdie Neophyten-Bekämpfung zur Verfü-gung. Ein Antrag von SP-Landrätin Mir-jam Würth zur Beibehaltung der Mittelwurde im Rahmen der Budgetdebattevom 17. Dezember abgelehnt.

Nationale Strategie geplantDas Bundesamt für Umwelt (Bafu)

arbeitet derzeit an einer nationalenStrategie zur Bekämpfung invasiver,gebietsfremder Arten. Im ersten Ent-wurf werden die Kantone in die Pflichtgenommen. Die zusätzlichen Kostenbelaufen sich für alle Kantone zusam-men auf 6,5 Millionen Franken. «Einesder Ziele der Strategie ist eine bessereKoordination der bestehenden Be-kämpfungs-Massnahmen in den einzel-nen Kantonen, um damit die Effizienzzu steigern», sagt Sarah Pearson, Leite-rin der Sektion Arten und Lebensräu-me beim Bafu.

Im Moment liege die Zuständigkeitbei den Kantonen. «Eine Gesetzesände-rung würde die Verantwortlichkeitender verschiedenen Akteure regeln, waseine wichtige Voraussetzung für dieNeobiota-Bekämpfung ist.» Ob dieseGesetzesänderung im Rahmen der Stra-tegie komme, werde derzeit noch abge-klärt, heisst es beim Bundesamt.

VON SAMUEL HUFSCHMID

Basel gibt mehr aus – Baselland gar nichtsNeophyten Die Stadt intensiviert den Kampf gegen invasive Pflanzenarten, ganz im Gegensatz zum Landkanton

Probleme verursachen auch die Kanadische Goldrute . . . . . . sowie der Japanische Stauden-Knöterich.

Der ursprünglich aus China stammende Götterbaum breitet sich in Basel rasch aus – beispielsweise entlang dem Rhein.

AUTOBAHN 5Illegales Rennen zwischenBasel und Bad KrozingenAuf der deutschen Autobahn 5 ist es amWeihnachtsfeiertag offenbar zu einem il-legalen Autorennen gekommen: Gegen23 Uhr meldete ein Verkehrsteilnehmer,dass von Basel kommend mehrere Fahr-zeuge mit Schweizer Nummernschildernin Richtung Norden fuhren. Dabei lenk-ten mindestens zwei Fahrer ihre Wagenauf den beiden Fahrstreifen nebeneinan-der und verringerten ihre Geschwindig-keit auf bis zu 40 Stundenkilometer undbremsten so den nachfolgenden Verkehraus. Vor diesen Wagen fahrende Autos,die offensichtlich zur selben Gruppe ge-hörten, fuhren daraufhin Beschleuni-gungsrennen mit hoher Geschwindig-keit. Die nachfolgenden Fahrzeugeschlossen anschliessend auf die sichdas Rennen liefernden Fahrzeuge aufund wiederholten ihre Manöver mehr-fach. Nachdem die Fahrzeuge die Auto-bahn bei Bad Krozingen verlassen hat-ten, dürften sich die Vorfälle anschlies-send in Richtung Basel wiederholt ha-

ben, teilt die baden-württembergischePolizei mit und sucht Zeugen. (BZ)

KLEINBASELGesetze im Rotlichtviertelstrikt durchsetzenDas Quartiersekretariat Kleinbasel wehrtsich mit einer Petition gegen die Lageim Rotlichtviertel. Dort werde «auf äus-serst aggressive Art – bis hin zu körperli-chen Belästigungen – angeworben»,wie die rund 350 Petenten bemängeln.Gespräche hätten nichts gebracht, dieBelastung dauere bereits vier Jahre an.Nun müssten die geltenden Regeln undGesetze strikt durchgesetzt werden.Ähnliche Vorstösse im Grossen Rat hat-te das Justiz- und Sicherheitsdeparte-ment bis anhin damit beantwortet, dieZahl der Prostituierten sei stabil. (BZ)

FÜR ASYLSUCHENDEBaselbieter Katholikenspenden 20 000 FrankenDer Landeskirchenrat der römisch-ka-tholischen Landeskirche Baselland hat

Spenden im Umfang von 20 000 Fran-ken beschlossen. Ein Beitrag von10 000 Franken geht an die Aktion «EineMillion Sterne» von Caritas beider Basel.Mit dieser setze sich Caritas beider Ba-sel in den Kantonen Baselland und Ba-sel-Stadt gegen Armut ein und biete nie-derschwellige Sozialberatung an, teiltdie Kirchenverwaltung mit. Mit denSpenden könnten zusätzlich Projektezur Verbesserung der Lebenssituationvon Armutsbetroffenen in der Schweizfortgesetzt und Direkthilfe geleistet wer-den. Ebenfalls 10 000 Franken gehen anden Ökumenischen Seelsorgedienst fürAsylsuchende der Region Basel (Oesa).Die stark zunehmende Anzahl vonFlüchtlingen im Empfangs- und Verfah-renszentrum des Kantons Baselland(EVZ) mit den Aussenstellen in Allschwilund Arlesheim würden zusätzliche seel-sorgerliche Begleitung durch den Oesaerfordern. Zurzeit befinde sich eine ho-he Anzahl von kriegstraumatisiertenFlüchtlingen aus Syrien und Irak im EVZ.Mit den Spenden solle die zusätzlicheseelsorgerliche Betreuung sicherge-stellt werden. (BZ)

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