Bedarfe türkeistämmiger Berliner innen im Verbraucher ... · ERGEBNISSE DER BEFRAGUNGEN 19 5.1....
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Bedarfe türkeistämmiger Berliner_innen im
Verbraucher_innenschutz
Studie des Türkischen Bundes in Berlin-Brandenburg e.V. im Auftrag der
Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz Berlin, 31.12.2014
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
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Kontakt: Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e.V. Oranienstraße 53 10969 Berlin www.tbb-berlin.de Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz Salzburger Straße 21-25 10825 Berlin www.berlin.de/sen/justiz. Text, Layout und wissenschaftliche Umsetzung: Dipl. Soz.päd. Ayşe Demir Dipl. Soz.päd. Mustafa Doğanay M.A. Soz. Bastian Rast Dipl.-Pol. Tobias Johst
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
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ZUSAMMENFASSUNG 4
1. EINFÜHRUNG 5
2. DER TÜRKISCHE BUND IN BERLIN-BRANDENBURG 6
3. METHODISCHES VORGEHEN 8
3.1. Fragestellung(en) und Zielgruppen 8
3.2. Erläuterungen zur Fragenauswahl und Befragung 9
4. VERBRAUCHER_INNENSCHUTZARTEN 11
4.1. Wirtschaftlicher Verbraucher_innenschutz - Rahmenbedingungen 11
4.2. Internetgestützte Beratung des Verbraucher_innenschutzes 12
4.3. Aufsuchender Verbraucher_innenschutz und Qualifizierungsmaßnahmen 16
5. ERGEBNISSE DER BEFRAGUNGEN 19
5.1. Spezifizierungen der erreichten Personen und Fragenschwerpunkte 19
5.2. Jugendliche und junge Erwachsene 21
5.3. Eltern 26
5.4. Senior_innen 29
6. HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN 33
6.1. Zusammenfassung 33
6.1. Schulische Vermittlung von Medienkompetenzen 34
6.2. Beratungsbedarfe von Eltern: Türkisch, persönlich, konkret 36
6.3. Wohnortnahe kultursensible Beratungen für Senior_innen 36
7. ANHANG 38
7.1. Verwendete Quellen 38
7.2. Internetadressen 40
7.3. Fragebögen 41
7.4. Übersicht der Antworten 55
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
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Zusammenfassung Im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz hat der
Berliner Migrant_innendachverband, der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg e.V.
(TBB) von September bis Dezember 2014 eine Studie zur Identifizierung häufig
auftretender Fragen bei türkeistämmigen Verbraucherinnen und Verbrauchern in
Berlin durchgeführt. Die Daten wurden anhand von Befragungen mittels
standardisierter Fragebögen ermittelt. Untersucht wurden drei Kohorten: Jugendliche
bzw. junge Erwachsene bis 27 Jahre, Eltern sowie Senior_innen. Schwerpunkt der
Befragungen lag bei den Zielgruppen mit vor allem türkischer familiärer
Migrationsgeschichte. Im Befragungszeitraum Mitte Oktober bis Mitte Dezember
wurden 204 Datensätze zusammengetragen. Hiervon waren 55 Prozent1 der
Befragten weiblich, 42 Prozent männlich, 3 Prozent machten hierzu keine Angabe.
80 Prozent der Befragten gaben an, eine eigene oder familiäre Migrationsgeschichte
aufzuweisen. Zu den Themen Energieversorgung und Betriebskosten wünschen die
meisten der Befragten beraten werden (21%; Mehrfachnennung von Themen war
möglich).2 Befragt nach der Art der Beratung, wünschen sich 65 Prozent Angebote
in türkischer Sprache gefolgt von 64 Prozent, die eine persönliche Beratung (42%
face-to-face und 22% telefonisch) in Anspruch nehmen möchten.
Den Ergebnissen unserer Studie folgend empfehlen wir, Beratungsangebote sowohl
für die persönliche als auch Onlineberatung in türkischer Sprache anzubieten.
Gleichzeitig ist es notwendig, die Verbraucher_innenschutzberatung kostenlos
anzubieten und eine Kombination von jenen der Zielgruppe bereits bekannten
Anlaufstellen, Online-Beratung, aufsuchender Beratung sowie
Informationsveranstaltungen anzubieten. Dabei stellt die Beratung im Umkreis der
bereits seitens der Zielgruppen bekannten Anlaufstellen die nachhaltigste Form der
Verbraucher_innenschutzberatung für türkeistämmige Menschen in Berlin dar.
1 Alle Prozentangaben wurden auf Ganze Zahlen auf- bzw. abgerundet.
2 Für jede Kohorte wurde ein individueller Fragebogen entwickelt, der die thematische
Schwerpunktsetzung an einer anderen Stelle vornahm. Gleichzeitig wurden einige Frage allen Befragten gestellt.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
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1. Einführung
Aktuell verfügt ein Viertel der Berliner_innen über einen Migrationshintergrund. Ein
Dittel dieser Berliner_innen ist in der Bundesrepublik geboren; der weit größere Teil
ist selbst nach Deutschland immigriert. Mit 169.000 Personen ist der Anteil der
türkeistämmigen Menschen der größte innerhalb der Gruppe von Berliner_innen mit
(familiärer) Zuwanderungsgeschichte. Der Migrant_innenanteil in einzelnen Bezirken
wie Mitte mit 44,8%, Neukölln mit etwa 40% und Friedrichshain-Kreuzberg mit rund
38% zeigt, dass Ansätze zur Schaffung stärkerer Partizipationsmöglichkeiten für
Migrant_innen längst keine Minderheitenpolitik mehr darstellen.3
Die Mitglieder dieser Bevölkerungsgruppen nehmen aktiv als Konsument_innen auch
an der Berliner Binnenökonomie teil – sei es im Bereich der auch von anderen
Bevölkerungsgruppen genutzten Angebote wie aber auch in kulturspezifischen und
kultursensiblen Ökonomien (z.B. in Supermärkten mit aus der Türkei bekanntem
Sortiment wie auch Helal-Angebot sowie deutsch-türkischsprachigen
Mitarbeitenden, aber auch bei speziellen Telefonieangeboten).
Der Kauf wie auch der Verkauf von Waren fußt dabei stets auf vertraglicher
Grundlage – dies kann in mündlichem Einverständnis wie auch auf schriftlicher Basis
erfolgen. Eine einseitige Verletzung eines solchen Vertrags, bei dem i.d.R. Ware
gegen Geld eingetauscht wird, wird im Allgemeinen als Betrugsfall gewertet und
reduziert das Vertrauen einer der Vertragsparteien in das spezifische Geschäft, die
jeweils andere Vertragspartei oder gar in das ökonomische System im Ganzen.
Konsument_innen haben bei Verstößen stets die Möglichkeit, das jeweilige Geschäft
zu widerrufen bzw. im Schadensfall entsprechende Regressforderungen zu stellen –
wenn sie die Möglichkeiten kennen und über die Ressourcen zur
Rechtsdurchsetzung verfügen.
Auf der anderen Seite sind einseitige Rechtsverletzungen nur prüfbar, wenn die dem
Geschäft zugrunde liegenden Vereinbarungen bekannt sind; in einzelnen Fällen
werden bereits Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) seitens der
Verkaufsparteien so angelegt, dass die Kosten für den Erwerb einzelner Produkte
3 Vgl.: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2011): Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 10 -
Melderechtlich registrierte Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2010; URL: [https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/Publikationen/Stat_Berichte/2011/SB_A1-5_hj02-10_BE.pdf] (20.10.2014).
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entweder durch unbeabsichtigte Folgekosten oder einen unbekannten Warenmangel
unverhältnismäßig steigen – oft zu Lasten des Verbrauchers/der Verbraucherin.
Die Verbraucherzentralen – unter dem Dach des Verbraucherzentrale
Bundesverband e. V. (vzbv) vereint - haben den Auftrag, Verbraucher_innen zu
informieren, zu beraten und ggf. rechtlichen Beistand zu leisten.
Die Verbraucherzentralen haben jedoch erkannt, dass ihre Angebote durch die
wachsenden Zielgruppen der Personen mit Migrationshintergrund vergleichsweise
selten genutzt werden und bereits in einzelnen Fällen Untersuchungen bzw.
Angebote unterstützt, welche spezifische Fragen und Probleme der
Verbraucher_innen mit (familiärer) Migrationsgeschichte4 in den Fokus nehmen.
Eine flächendeckende, gleichwertige Nutzung vor allem der präventiven Angebote
der Verbraucherzentralen seitens vor allem türkeistämmiger Personen ist dennoch
nicht erreicht.
Aus diesem Grunde wurde der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) seitens
der Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz beauftragt,
spezifische Bedürfnisse sowohl zu inhaltlichen Fragen wie auch in Bezug auf die
Beratungspraxis zu ermitteln.
2. Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg
Der Grund für die Auswahl des TBB als in Berlin verankerter Migrantenorganisation
lag in dessen jahrelanger Beratungspraxis zu allgemeinen rechtlichen wie auch
spezifisch Migrant_innen bezogenen Fragestellung und in dessen enger Nähe zur
Zielgruppe der türkeistämmigen Berliner_innen.
Migrant(_innen)organisationen werden als Vereine verstanden, „[...] die überwiegend
von Zugewanderten gegründet wurden und deren Mitglieder überwiegend
Migrantinnen und Migranten sind. Dabei umfasst der Begriff Migrantenorganisation
eine äußerst heterogene Vereinslandschaft im Hinblick auf Aufgaben und Ziele, die
Zusammensetzung der Vereinsmitglieder und den Organisationsgrad: Neben 4 Im Folgenden wird der Terminus „(familiäre) Migrationsgeschichte‘ äquivalent zum Begriff
‚Migrationshintergrund‘ verwendet. Aus unserer Sicht ist der Begriff ‚Migrationshintergrund‘ oft ungeeignet, um sowohl von Personen mit eigener Migrationserfahrung wie auch Personen, die in der Bundesrepublik geboren und sozialisiert wurden, ein und derselben merkmalstragenden Gruppe zuzuordnen.
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religiösen, kulturellen oder politischen Vereinen, gibt es Vereine bestimmter
Zuwanderergruppen, Vertriebenenverbände, Studierendenvereinigungen,
Fachverbände, Sportvereine, Unternehmerverbände oder Bildungsträger.
Migrantenorganisationen können in ihrer Zusammensetzung auch Vereine
ausschließlich von Frauen, Müttern, Männern, Vätern, Eltern, Senioren oder
Jugendlichen sein“.“5
Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg ist eine politische Interessenvertretung
türkeistämmiger Migrantinnen und Migranten in Berlin und Brandenburg, organisiert
als Landesverband unter der föderalen Struktur der Türkischen Gemeinde in
Deutschland e.V. (TGD). Der TBB fungiert selbst als Dachorganisation Berliner und
Brandenburger Migrant_innenvereine. Die Mitgliedsorganisationen sind allesamt
eigenständige Vereine. Inhaltliche Schwerpunkte sind Sport, Kultur, Elternarbeit,
Senior_innenarbeit, oder der Austausch unter Akademiker_innen türkischer Herkunft.
An den TBB sind aktuell 30 Organisationen sowie rund 75 Einzelmitglieder
angeschlossen.
Als Migrant_innenorganisation vornehmlich türkeistämmiger Menschen setzt sich der
TBB gemeinsam mit Berlin-Brandenburgischen Verwaltungsinstitutionen und
anderen Organisationen für die rechtliche, soziale und politische Gleichstellung und -
behandlung von Menschen mit Migrationshintergrund, sowie für das friedliche
Zusammenleben und solidarische Zusammenwirken aller Menschen in Berlin und
Brandenburg ein. Gegenseitige Wertschätzung und Respekt sind Grundlage des
Handelns des TBB.6
Der TBB sieht sich primär als Interessenvertretung, ist aber zugleich sozialer Träger,
mit spezifischen Beratungs- und Qualifizierungsangeboten. Beratungs- und
Empowermentangebote bietet der TBB seit seiner Gründung vor 23 Jahren im
Rahmen öffentlich geförderter Projekte an. Darunter offene Beratungsangebote u.a.
zu rechtlichen Belangen des Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsrechtes, der
Familienzusammenführung, aber auch des Straf- und des Türkischen Rechts,
ebenso wie zu Fragen der Sozialgesetzgebung. Diese Beratungen werden zweimal
wöchentlich kostenlos angeboten. Jährlich werden mehr als 1.000 Beratungen durch
den TBB durchgeführt. 5 Hunger, U. u. Metzger, S. [Hrsg.] unter Mitarbeit von Bostancı, S.: „Kooperation mit
Migrantenorganisationen“ – Studie im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, S. 4, 2011. 6 Vgl. Satzung des TBB unter URL: [http://tbb-berlin.de/Über%20den%20TBB/satzung] .
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
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Des Weiteren werden Maßnahmen zur individuellen Beratung und Begleitung zur
Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen bereitgestellt. Mit
dem Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin-Brandenburg des TBB (ADNB) wird die
Förderung von Gleichbehandlung, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die
Beratung der von Diskriminierung Betroffenen und deren Unterstützung ermöglicht.
Als eine der ersten Migrant_innenorganisationen hat der TBB die Anerkennung als
Träger des Freiwilligen Soziales Jahres (FSJ) erhalten. Im Herbst 2014 waren rund
100 junge Menschen unter der Trägerschaft TBB in einem sozialen Freiwilligendienst
tätig. Junge Menschen zu mehr sozialem Engagement für die Gesellschaft zu
motivieren und zu aktivieren und diesem mehr Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit zu
verleihen gehört zu den weiteren Zielstellungen des Verbandes.
3. Methodisches Vorgehen
3.1. Fragestellung(en) und Zielgruppen
Anliegen der vorliegenden empirischen Untersuchung war die Beantwortung der
Frage, wie Angebote des Berliner Verbraucher_innenschutzes generiert werden
müssen, damit sie von türkeitstämmigen Berliner_innen (auch präventiv) in Anspruch
genommen werden.
Durch Auswertung themenrelevanter Studien aus dem gesamten Bundesgebiet,
Expert_inneninterviews im Vorfeld sowie eine Erhebung der im Themenfeld
Verbraucher_innenschutz am häufigsten gestellten Fragen innerhalb der Beratungen
des TBB wurden Fragebögen erstellt. Diese Bögen erhoben neben allgemeinen
statistischen Angaben zur Prüfung der Zielgruppenerreichung auch Kenntnisstände
der für die einzelnen Kohorten häufigsten Fragen wie auch nach Bedürfnissen in
bezug auf die methodische Beratungspraxis.
Die quantitative, standardisierte Befragung der drei Kohorten Jugendliche bzw. junge
Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren, Eltern – definiert durch die persönliche
Elternschaft -, sowie Senior_innen ab 65 Jahren wurde auf das Land Berlin
beschränkt.
Numerisches Ziel war es, durch die Befragung im Zeitraum Oktober bis Dezember
2014, jeweils mindestens 50 Mitglieder der o.g. drei Gruppen zu befragen. Nach
Auszählung der vollständig ausgefüllten und eingereichten Fragebögen wurden 66
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
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junge Erwachsene, 64 Eltern und 74 Senior_innen durch die Befragung erreicht,
deren Ergebnisse in die Gesamterhebung eingeflossen sind.
3.2. Erläuterungen zur Fragenauswahl und Befragung
In den Ausgangsüberlegungen zur Ermittlung des Beratungsbedarfes und der häufig
auftretenden Problemstellungen von türkeistämmigen Verbraucherinnen und
Verbrauchern im Land Berlin wurde davon ausgegangen, dass türkeistämmige
Verbraucher_innen keine homogene Gruppe darstellen und in unterschiedlichen
Bereichen diverse Problemstellungen vorliegen können. Zur Erfassung der
Problemlagen wurden die o.g. drei Untersuchungsgruppen gebildet. Für alle drei
Gruppen sind standardisierte Fragebögen entwickelt worden, die unterschiedliche
inhaltliche Schwerpunkte aufwiesen.
Bei der Gruppe der 14-27jährigen (Jugendliche) konzentrierte sich die Befragung auf
Bereiche der Internetnutzung und des eCommerce. Eltern sind vorrangig Fragen zur
Telekommunikationsnutzung des Haushaltes sowie zur Energieversorgung gestellt
worden. Die Gruppe der Senior_innen ist auch zur Telekommunikationsnutzung
sowie zu Versorgungsleistungen befragt worden. Für eine ggf. spätere genauere
Auswertung der Antworten innerhalb dieser weiterhin noch inhomogenen Gruppen
sowie zur Prüfung der Zielgruppenerreichung wurden Fragen zu Geschlecht, Alter,
Berufstätigkeit sowie Migrationshintergrund gestellt.
Weitere Themen konnten nicht aufgenommen werden, da der zeitliche Umfang der
Befragung mit maximal 15 Minuten gering gehalten werden sollte und den aus der
Evaluation der Beratungspraxis und Expert_innengespräche relevantesten
Fragestellungen Priorität eingeräumt wurde. Weitere Fragen zu z.B. privater
Vorsorge, Pflege, Urherberrecht u. A. könnten in späteren Befragungen
Berücksichtigung finden.
Die Fragebögen sind mit Angehörigen aller drei Zielgruppen in persönlichen
Gesprächen erstellt, getestet, korrigiert, erneut in einem Testverfahren auf ihre
Schlüssigkeit hin überprüft worden und anschließend ausgegeben worden.
Ziel und Methodik der Fragebögen wurden hierbei den Befragten gegenüber bei
Bedarf auch in türkischer Sprache erläutert; die Befragung selbst wurde nicht durch
Dritte begleitet. Dies könnte zu vereinzelten Fehlantworten zu den Variablen
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‚Migrationshintergrund‘ wie auch ‚Geschlecht‘ geführt haben. Die klare Tendenz der
Ergebnisse wird jedoch dadurch nicht signifikant beeinflusst.
Zugänge zu den drei Gruppen des Befragungsinteresses konnten durch
Mitgliedschaften im TBB selbst sowie durch bestehende Netzwerke des TBB
generiert werden. Befragt wurden unter anderem Angehörige des Hilfs- und
Solidaritätsvereins für Rentner, Behinderte und Senioren (EMDER), des Türkischen
Behinderten, -Alten und Rentnervereins (TÖYED), des Çorum-Der e.V. - Kultur und
Bildungszentrum e.V., einer Senior_innenengruppe der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in
Berlin, des Türkischen Elternvereins in Berlin-Brandenburg (TEVBB), des Bundes der
Türkischen Lehrervereine in Deutschland e.V. - ATÖF, des Jugendverbands der
Dachorganisation des TBB, der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) - Young
Voice TGD e.V. sowie Freiwilligendienstleistende, die unter der Trägerschaft des
TBB ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) ableisten.
Im Hinblick auf den kurzen Befragungszeitraum ist die schriftliche Befragung auf
Deutsch vorgenommen worden. Die Fragebögen waren ebenfalls auf der Webseite
des TBB abrufbar. Auf der Homepage des TBB sowie im Verbandsnewsletter wurde
auf die Umfrage im Auftrag der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz
aufmerksam gemacht. Des Weiteren sind elektronische Mailings an bereits vorher
zur Umfrage angesprochenen Mitglieder der Zielgruppen verschickt worden.
Postalisch und telefonisch sind alle Mitgliedsorganisationen des Türkischen Bundes
informiert worden. Eine persönliche Ansprache wurde ebenso vorgenommen.
Persönlich aufgesucht wurden verschiedene Senior_innentreffs. Hier erfolgte die
Befragung in persönlichen Gesprächen teilweise auf Türkisch.
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4. Verbraucher_innenschutzarten
4.1. Wirtschaftlicher Verbraucher_innenschutz - Rahmenbedingungen
Auf die Umbenennung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten zu Beginn des Jahres 2001 in Bundesministerium für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft, folgte 2003 der ‚Aktionsplan Verbraucherschutz‘.
Darin heißt es, dass sich die zukünftige Verbraucherpolitik „[...] an den Grundsätzen
des Vorsorgeprinzips beim Schutz von Gesundheit und Sicherheit, dem
vorsorgenden Schutz der wirtschaftlichen Interessen der Verbraucher und der
Stärkung der Eigenverantwortung [...]“7 orientiert. Seither veröffentlicht die
Bundesregierung in regelmäßigen Abständen themenspezifische Aktionspläne des
wirtschaftlichen Verbraucherschutzes -zuletzt im Mai 2014 den „Aktionsplan der
Bundesregierung zum Verbraucherschutz im Finanzmarkt“. Zuvor standen unseriöse
Geschäftspraktiken und missbräuchliches Verhalten von Unternehmen im Blick. Ein
Aspekt hierbei galt und gilt der Minimierung von unerwünschten Telefonanrufen von
Vertreter_innen oder Gewinnspielanbieter_innen. Inwieweit dieses Phänomen auch
bei türkeistämmigen Verbraucherinnen und Verbrauchern relevant ist, wurde in der
hier vorliegenden Untersuchung mit erhoben.
Der konkrete politische Auftrag für die Verwaltungen und Verbraucherzentralen, die
sich aus den Aktionsplänen ergeben, bringt die Senatsverwaltung für Justiz und
Verbraucherschutz in Berlin auf den Punkt: Wirtschaftlicher Verbraucherschutz
bedeutet, „[...] die Verbraucher da zu stärken, wo ein Ungleichgewicht zu ihren
Ungunsten besteht. Das geschieht natürlich durch entsprechende Gesetze. Genauso
wichtig ist aber, dass Verbraucher auch wissen, welche Rechte sie haben und wo sie
im Zweifelsfall Unterstützung bekommen.“8
Für die Zukunft schließen wir uns den Hinweisen u.a. des Zentrums für Europäischen
Verbraucherschutz e.V. an und bestätigen einen wachsenden Aufklärungs- und
Beratungsbedarf im Handlungsfeld eCommerce. Hierunter vereinen sich sämtliche
Geschäftsbeziehungen im Internet. Die gesetzliche Einführung des sogenannten
„Kauf-Buttons“, der klar und eindeutig darauf hinweist, dass eine kostenpflichtige
7 Stellungnahme der Aktionsgemeinschaft Wirtschaftlicher Mittelstand e.V. (AWM) vom 23.10.2013;
URL: [http://www.awmev.de/23-oktober-2003.php] abgerufen am 10.12.2014. 8 Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz [Hrsg.]; URL:
[http://www.berlin.de/sen/verbraucherschutz/wirtschaftlich/index.html], Abruf am 10.12.2014.
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Bestellung vorgenommen wird, ist ein populäres Beispiel für
Verbraucher_innenschutz beim Onlinehandel. Weitere Beispiele sind die
ausgeweiteten Impressumspflichten, die Webseiten-Betreiber_innen zu beachten
haben und Telemediengesetzgebungen, die sich gegen nicht sofort als kommerzielle
Werbung erkenntliche elektronische Post wenden.
Ebenfalls im Segment des eCommerce sind datenschutzrechtliche Belange von
höchster Bedeutung für den modernen Verbraucher_innenschutzes. Trotz breiter
öffentlicher Diskussionen um Datensicherheit scheint bei vielen Privathaushalten
eine umfassende Sensibilisierung bzgl. der Preisgabe eigener personenbezogener
Daten noch auszustehen. Laut „SWOT-Analyse: Verbraucherschutz für
türkischsprachige Berliner“ des Verbrauchermonitor 2013 der Gesellschaft für
Konsumforschung e.V. (GfK) „[...] achten [die Befragten, Anm. d. Aut.] im Vergleich
zu 2011 weniger auf Datensicherheit und Datenschutz.“9 Eine Entwicklung, die sich,
wie weiter unten dargestellt, mit unseren Umfrageergebnissen deckt, wonach nur 18
Prozent der Befragten10 angaben, Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB), die
auch die Nutzung der erfassten personalisierten Daten regelt, regelmäßig zu lesen.
Wir fassen dieses und weitere Themen unter dem Begriff der Medienkompetenz
zusammen und sehen bei allen von uns Befragten Verbraucher_innen einen
erhöhten Aufklärungs- und Beratungsbedarf.
4.2. Internetgestützte Beratung des Verbraucher_innenschutzes
Das internetgestützte Informations-, Unterhaltungs- und eCommerce-Angebot ist in
den vergangenen 5 Jahren spunghaft angestiegen. Allein in der Zeit von Juni 2013
bis Juni 2014 stieg die Anzahl der abrufbaren Webdomains von rund 670 Millionen
auf über eine Milliarde.11 Im Gegenzug lässt sich zwar eine erhöhte technische
Medienkompetenz vermuten – nicht jedoch ein vergleichbarer Anstieg der rechtlichen
Medienkompetenz der Verbraucher_innen. Entsprechend wichtig sind unabhängige,
transparente, verlässliche und vertrauensvolle Angebote, die keine wirtschaftlichen
9 Gesellschaft für Konsumforschung e.V. [Hrsg.]: Verbrauchermonitor 2013, S. 29.
10 Befragt wurden Jugendliche/junge, Eltern sowie Senior_innen. Für jede Gruppe wurde ein eigener
Fragebogen entwickelt. Ob die AGB gelesen werden, wurde nur bei der jüngsten Gruppe erhoben. 11
Anzahl der Webseiten weltweit in den Jahren 1992 bis 2014; URL: [http://de.statista.com/statistik/daten/studie/290274/umfrage/anzahl-der-webseiten-weltweit/], Abruf am 17.12.2014.
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Interessen verfolgen, sondern den Schutz, die Aufklärung und Unterstützung von
Verbraucherinnen und Verbrauchern in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen.
Eine herausgehobene Stellung nimmt hierbei das Feld des eCommerce ein, wie auch
eine Studie der Zeppelin Universität Friedrichshafen im Auftrag des
Bundesverbandes Verbraucherzentrale belegt. Hierin mahnt Prof. Peter Kenning vom
Lehrstuhl für Marketing an, „[...] unsere Untersuchung zeigt erstmals, wie es um das
minimale digitale Wirtschaftswissen in Deutschland steht. Wie auch bei Studien zu
allgemeinen ökonomischen Kenntnissen zeichnen sich deutliche Wissenslücken
ab“12. Die im Mai 2013 veröffentlichte Studie „Minimales Wirtschaftswissen auf
digitalen Märkten“ hat den Kenntnisstand von Verbraucherinnen und Verbrauchern in
Deutschland zu Sicherheit und Rechten beim Online-Shopping abgefragt.
Expert_innen haben einen Fragenkatalog (Konzept-, Fakten- sowie
Zusammenhangsfragen) entwickelt, der das Wirtschaftswissen in digitalen Märkten
erfassen sollte. Die durchschnittlich erreichte Quote richtiger Antworten lag bei allen
Befragten nur bei 67,2 Prozent (Männer konnten durchschnittlich etwas mehr Fragen
korrekt beantworten als Frauen, 70,3 gegenüber 64,0%)13. Trotz des lückenhaften
Wissens um Sicherheit und Rechte beim Einkaufen im Internet, gaben 85,6 Prozent
der über 1.000 Befragten an, bereits mindestens einmal im Internet kostenpflichtige
Bestellungen vorgenommen zu haben.14 Die Studie spricht sich abschließend
eindeutig für mehr Aufklärungsarbeit zum Thema aus.
Zu ähnlichen Befunden kommt die Studie „Praxisorientierte Bedarfsanalyse zur
Verbraucherbildung“ des Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft e.V. (imug) im
Auftrag der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz e.V. aus dem März 2013. Hierbei
wurden Expert_innen aus Politik, Verwaltung und Wrtschaft sowie Lehrer_innen
unterschiedlicher Schultypen und außerschulischen Praktiker_innen befragt. Sie
beurteilen die Situation der schulischen Verbraucher_innenbildung „[...] insgesamt als
12
„Studie: Deutschen fehlt Wissen für Online-Shopping; URL: [http://www.vzbv.de/11550.htm], Abruf am 03.12.2014. 13
Prof. Dr. P. Kenning, Lehrstuhl für Marketing, Zeppelin Universität Friedrichshafen im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands e. V. (vzbv), Hrsg.: Minimales Wirtschaftswissen auf digitalen Märkten, S. 5, 2013. 14
Ebd., S.2 .
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
14
„eher schlecht [...]“15. Insbesondere in den Handlungsfeldern Medienkompetenz
werden Defizite bei den Befragten gesehen.16
Die Webseiten der Verbraucherzentrale Bundesverband sowie die der
Landesverbraucherzentralen bieten in den übergeordneten Kategorien bzw.
Themenfeldern Digitale Welt, Energie, Gesundheit, Finanzen, Mobilität, Recht und
Wirtschaft ausführlich und anschaulich Informationen für Verbraucherinnen und
Verbraucher in Deutschland. An unterschiedliche Verhaltensweisen der Nutzung von
Informationsangeboten, insbesondere jüngerer Nutzer_innen angepasst ist eine
wachsende Anzahl aufbereiteten Informationen nicht nur zum Nachlesen, sondern
auch als podcast oder über youtube als Clip abzurufen.
Obgleich das Angebot der Informationsbeschaffung und Bereitstellung in Deutsch auf
den Webseiten der Verbraucherzentralen ausgereift ist, so ist dieses für mobile
Anwendungen, d.h. Abrufe durch mobile internetfähige Geräte wie Smartphones,
noch wenig entwickelt. Es gibt von zahlreichen privaten Anbietern zu einzelnen
Themen und Bereichen, wie z.B.. zu aktuellen Benzinpreisen oder zu Inhaltsstoffen
in Lebensmitteln, so genannte Apps17. Parallel dazu wird die Applikation
„Süssmacher18“ von der Verbraucherzentrale des Landes Bayern betrieben und die
Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen hat die Anwendung „appetitlich19“
herausgegeben. Bemerkenswerterweise aber gibt es keine allgemeine App der
Verbraucherzentrale(n) für die mobilen Betriebssysteme Android und iOS oder
Windows basierte Smartphonebetriebssysteme. Das Nutzungsverhalten, vorrangig
junger Verbraucher_innen, orientiert sich hingegen zunehmend an mobilen
Angeboten, sodass aus unserer Sicht ein Nachholbedarf in diesem Segment der
Verbraucher_innenschutzinformation vorliegt. Zumal - wie das Statistische
Bundesamt in einer Pressemitteilung vom 17. Dezember dieses Jahres bekannt gab
15
Imug im Auftrag Deutsche Stiftung Verbraucherschutz e.V.: Praxisorientierte Bedarfsanalyse zur Verbraucherbildung, S. 4, 2013. 16
Ebd., S. 4. 17
Mobile Applikationen, d.h. Anwendungssoftware für die Nutzung durch mobile Betriebssysteme – verwendet vor allem in Smartphones. 18
Die App „Süssmacher“ unterstützt Verbraucher_innen bei der Frage, `wie viel Zucken steckt in einem Produkt?`. Die Anwendung wurde im Februar 2014 durch die Verbraucherzentrale Bayern veröffentlicht. 19
„appetitlich“ ist laut Beschreibung der herausgebenden Verbraucherzentrale des Landes Nordrhein-Westfalen ein Gastro-Barometer, welches Daten zu Sauberkeit und bereitgestellten Kundeninformationen an seine Nutzer_innen zur Verfügung stellt. Die Anwendung ist begrenzt auf die Städte Duisburg du Bielefeld.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
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-, 2014 37 Millionen Menschen in Deutschland im ersten Quartal mobil im Internet
waren.20 Das entspricht einem Zuwachs von 7,3 (+ 25%) Millionen Menschen zum
Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor.21 Die verstärkte Hinwendung zum mobilen
Gebrauch des Internets, im Durschnitt um 12 Prozent, vollzieht sich durch alle
Altersgruppen im Vergleich zu 2013.22
Eingeschränkt sind die Informationen zum Verbraucher_innenschutz auf den
Webseiten auch in Englisch abrufbar. Andere Sprachangebote stehen jedoch nicht
zur Verfügung. Insbesondere auf die in dieser Studie ausgerichteten Zielgruppen der
türkeistämmigen Verbraucher_innen ist ein derartiges Angebot zu berücksichtigen -
vor allem für ältere Verbraucher_innen, deren Medienkompetenz und Internetnutzung
in den letzten Jahren stetig zugenommen hat. Beispielhaft sei an dieser Stelle auf ein
ebenso umfassendes wie anschauliches Informations- und Orientierungsangebot für
ältere Menschen der Bundesarbeitsgemeinschaft einzelner
Senior_innenenorganisationen (BAGSO) verwiesen. Im April 2014 erschien die
Broschüre „Wegweiser durch die digitale Welt“ für ältere Bürgerinnen und Bürger“23
bereits in siebter Auflage. Dies zudem erstmalig auch in Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und der Deutschen
Blindenstudienanstalt (blista) als Hörfassung. Im Anschluss an eine Einführung
„Abenteuer Internet“ folgen die Kapitel „Computer mit Internet-Verbindung – für die
Reise in die weite Welt; Virenschutz – so schieben Sie ungebetenen Gästen einen
Riegel vor; E-Mails – halten Sie sekundenschnell Kontakt zu nah und fern; Soziale
Netzwerke – finden Sie neue Freunde und alte Bekannte; Freundschaftsbörsen –
Begegnungen in der digitalen Welt; Suchmaschinen und Lexika – erst recherchieren,
dann profitieren; Gesundheit – Medizin-Portale im Netz; Reisen – Urlaubsziele online
suchen und buchen; Bestellen und bezahlen – Ihr Internet-Kaufhaus hat immer
geöffnet; Bankgeschäfte – das Wohnzimmer wird zur Filiale; Fernsehen und Radio –
so gestalten Sie Ihr eigenes Programm; und Smartphone und Tablet PC – unterwegs 20
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): „63% der Internetnutzer/-innen surfen auch mobil“, Pressemitteilung Nr. 457 vom 17.12.2014, [https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2014/12/PD14_457_63931.html], Abruf am 17.12.2014. 21
Vgl. ebd.. 22
Ebd.. 23
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (Die BAGSO) (Hrsg.): Wegweiser durch die digitale Welt – für ältere Bürgerinnen und Bürger, 7. Aufl. 2014, gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Abrufbar als Broschüre sowie Hörfassung unter URL: [http://www.bagso.de/aktuelle-projekte/aktivitaeten-wegweiser.html]. Unter selbiger Adresse auch als gedruckte Version kostenlos bestellbar.
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stets auf Empfang“. Die bereitgestellte internetgestützte Beratung durch die BAGSO
ist in ihrer Informationsbreite und ihrem inklusivem Charakter (Hörfassung)
beispielgebend. Anzumerken bleiben fehlende Sprachangebote für Menschen nicht-
Deutscher-Sprachherkunft sowie der grundsätzliche mangelnde Bekanntheitsgrad
der BAGSO in den türkeistämmigen Communities.
Durch den TBB Befragte aller genannten drei Gruppen haben bezugnehmend auf
das Angebot der Verbraucherzentrale Berlin in einzelnen von uns geführten
Gesprächen nach der Befragung wiederholt kritisiert, dass die angebotene Beratung
(persönlich, telefonisch oder per E-Mail) kostenpflicht sei. Eine allgemeine
telefonische Beratung oder spezifische bspw. zu den Themen Miete oder
Versicherungen ist ausschließlich unter 0900-Nummern zu erhalten. Die Kosten
belaufen sich hierbei auf 1,86 € pro Minute24. Für die Beantwortung einer E-Mail
berechnet die Verbraucherzentrale Berlin pauschal 15 Euro25. Persönliche
Beratungen zu Betriebskostenabrechnungen oder zur individuellen Vorsorge, deren
hoher Bedarf vorliegt, wie unsere Umfrage zeigt, werden mit 40 Euro pro 30
Minuten26 veranschlagt. Einkommensschwächere Verbraucherinnen und
Verbraucher sowie diejenigen, die sich in der eigenständigen
Informationsgenerierung selbst unsicher fühlen, werden durch die vorliegende
Preisgestaltung benachteiligt.
Dies hat zur Folge, dass sich oftmals gerade die Bürger_innen von
Unterstützungsangeboten ausgeschlossen fühlen, die aufgrund begrenzter
sprachlicher oder rechtlicher Vorerfahrungen vorrangig Opfer von nicht seriösen
Geschäftspraktiken und angebotenen Dienstleistungen werden. Dieses widerspricht
den grundsätzlichen Intentionen des Verbraucher_innenschutzes.
4.3. Aufsuchender Verbraucher_innenschutz und Qualifizierungsmaßnahmen
Neben finanziellen Apekten existiert jedoch eine Vielzahl anderer Gründe, welche für
die Erklärung der vergleichsweise geringen Inanspruchnahme von
24
Vgl.: URL: [http://www.vz-berlin.de/telefonberatung-3], Abruf am 17.12.2014. 25
URL: [http://www.meine-verbraucherzentrale.de/DE-BE/emailberatung], Abruf am 17.12.2014. 26
URL: [http://www.vz-berlin.de/beratung-vor-ort], Abruf am 17.12.2014.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
17
Verbraucher_innenberatungsangeboten seiten der Personengruppen der
Migrant_innen vermutet wird:
Zunächst existieren – zumindest für ältere Migrant_innen bzw. erst vor kurzem in die
Bundesrepublik eingereisten Konsument_innen sprachliche Barrieren, vor Allem bei
komplexen rechtlichen Sachverhalten.
Weiterhin wird in einer Studie der Fachhochschule Münster aus dem Jahr 2009
aufgeführt, dass Personen mit unsicherem Aufenthaltstitel davor zurückschrecken,
Behörden oder in ihrer Wahrnehmung behördenähnliche Institutionen aufzusuchen.27
Als zentrales Hindernis wird dargestellt, dass für die Zielgruppe niedrigschwellig
zugängliche Migrant_innenorganisationen wie auch die Zielgruppe selbst noch immer
unzureichend über Themen und Unterstützungsangebote in
Verbraucher_innenfragen informiert sind. Entsprechend empfielt die Studie eine
stärkere Einbeziehung entsprechender Migrant_innenorganisationen mit hohem
Publikumsverkehr sowohl in der Beratung wie auch bei gemeinsamen
Veranstaltungen. Ausgebaut werden sollten weiterhin herkunftshomogene und
themenspezifische Veranstaltungen und Angebote.28
In verschiedenen Bundesländern wurde in Bezug auf eine stärkere Öffnung des
Verbraucher_innenschutzes mit Modellprojekten sowohl zur Erprobung aufsuchender
Ansätze wie auch die Schulung von Multiplikator_innen aus den Peergroups reagiert.
Die Verbraucherzentrale Berlin hatte 2010 das Projekt „Aufsuchender
Verbraucherschutz“ gestartet, um den Gruppen der Migrant_innen mehr
Unterstützungsangebote zugänglich zu machen.
Im Rahmen von Kooperationen mit Kiez- bzw. Stadtteilzentren wurden vor Ort
kostenfreie und mehrsprachige (Deutsch, Russisch, z.T. Türkisch) Beratungen
angeboten. Trotz großer Nachfrage bei v. A. russischsprachigen Verbraucher_innen
gibt die VZ an, dass entsprechende Angebote jedoch aus Mangel an Ressourcen
nicht umfassend und präventiv tätig sein könnten, sondern vorrangig zur Lösung
bereits bestehender Probleme in Anspruch genommen würden.29
Um präventiv zielgruppenspefzifische Themen gemeinsam mit den Betroffenen zur
Sprache zu bringen, wurde in Kooperation mit Migrant_innenorganisationen die 27
Fachhochschule Münster [Hrsg.] (2009): Verbraucherberatung für Migrantinnen und Migranten, exemplarisch dargestellt am Beispiel der Stadt Münster”, S. 23ff. 28
Ebd. S. 27. 29
Schriftliches Interview mit der VZ Berlin vom 04.12.2014.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
18
Vortragsreihe „Fit für den Alltag“ konzipiert und umgesetzt. Die Vorträge sind
niedrigschwellig angelegt; aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen wird jedoch
einen Teilnehmendenbeitrag i. H.v. 100,00 Euro erhoben – der viele (potentiell)
Betroffene trotz Interesses an einer Teilnahme hindert.
Im Rahmen des Projekts „Zielgruppenorientierter Verbraucherschutz“ des Türkische
Unternehmer und Handwerker e.V. schulen Mitarbeitende der Verbraucherzentrale
Berlin Mitglieder von Migrant_innenorganisationen zu verschiedenen
verbraucher_innenrelevanten Themen – wie etwa „Wohnen im Alter“,
Versicherungen und Altersvorsorge, Internetgeschäfte und Allgemeines
Vertragsrecht. Ziel ist, dass die Teilnehmenden als Multiplikator_innen das
erworbene Wissen an ihre Vereinsmitglieder weitergeben.30
Aufsuchende Methoden wie oben dargestellt, werden bundesweit zunehmend in den
Fokus genommen, um neue Zielgruppen bzw. bestehende Zielgruppen neu
anzusprechen. Insbesondere sollten bereits vorhandene zielgruppennahe
Beratungsangebote unterstützt werden, die angebotenen Themenfelder stärker auf
Verbraucher_innenschutzfragen auszuweiten.
30
Vgl.: Verbraucherzentrale Berlin (2014): Tätigkeitsbericht 2013, Berlin, S. 7; URL: [http://www.vz-berlin.de/mediabig/227989A.pdf], Abruf am 11.12.2014.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
19
5. Ergebnisse der Befragungen
5.1. Spezifizierungen der erreichten Personen und Fragenschwerpunkte
Das methodische Vorgehen der angestellten Untersuchung wurde weiter oben
beschrieben. Im Folgenden wird näher auf die Befragungsschwerpunkte für die
einzelnen Gruppen (Jugendliche, Eltern und Senior_innen) sowie auf die Ergebnisse
der Umfrage eingegangen. Die vollständigen Fragebögen und tabellarischen
Darstellungen aller erhaltenen Antworten können weiter unten im Anhang
eingesehen werden.
In der Summe sind 204 Personen befragt worden. 112 (55%) von ihnen sind weiblich
und 85 (42%) männlich. Sieben (3%) Personen machten hierzu keine Angabe.
Eine eigene oder familiäre Migrationsgeschichte weisen nach eigenen Angaben 80
Prozent der Befragten auf.31
N (gesamt) 204 (100%)
Mit eigener oder familiärer
Migrationsgeschichte
164 (80%)
Ohne eigener oder familiärer
Migrationsgeschichte
40 (20%)
31
Auf eine Befragung des Migrationshintergrunds in Bezug auf einzelne Herkunftsländer wurde verzichtet, um die Beantwortungszeit und damit die Schwelle zur Beantwortung zu reduzieren. Aufgrund der Befragung in Vereinen bzw. Projekten, die vorrangig türkeistämmige Personen ansprechen, kann der Großteil der Befragten als türkeistämmig betrachtet werden.
N (gesamt) 204 (100%)
Davon weiblich 112 (55%)
Davon männlich 85 (42%)
Keine Angabe 7 (3%)
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
20
Eine professionelle Verbraucher_innenschutzberatung (entweder bei der
Verbraucherzentrale oder einer anderen Organisation) nahmen bislang 23 Prozent in
Anspruch.
N (gesamt) 204 (100%)
Verbraucherschutzberatung in
Anspruch genommen
46 (23%)
Verbraucherschutzberatung
noch nicht in Anspruch
genommen
155 (76%)
Keine Angabe 3 (1%)
Wie eingangs erwähnt stellen türkeistämmige Verbraucherinnen und Verbraucher in
Berlin keine homogene Gruppe dar. Um ein möglichst realitätsnahes Bild
vorliegender Problemstellungen und Herausforderungen dieser Konsument_innen zu
erhalten, wurden drei Kohorten gebildet – die in sich jedoch ebenfalls als heterogen
zu betrachten sind. Hierdurch konnten dennoch unterschiedliche soziale und
Lebenslagen und Altersgruppen bei den Befragten abgebildet werden.
Die Gruppe der jugendlichen Verbraucher_innen „[...] zeichnet sich zwar durch
technische beziehungsweise Handhabungskompetenzen aus. Ihre Fähigkeit
und/oder Motivation, das eigene Medienhandeln und Medieninhalte kritisch zu
hinterfragen, ist hingegen oftmals weniger stark ausgeprägt.“.32 Zur Überprüfung
dieser Annahme, ist vorrangig das digitale Nutzungsverhalten der jungen
Erwachsenen abgefragt worden.
Eltern sind der Einteilung nach, die am wenigsten spezifizierte Gruppe der Umfrage.
Sie stellen aber aus unserer Sicht eine der wichtigsten Verbraucher_innengruppe
dar. Das Gros der Befragten ist zwischen 35 und 54 Jahren alt und gehört zur
Kohorte mit dem vergleichsweise höchsten Einkommen. Gleichzeitig sind sie
verantwortlich für ihre Familien, sowohl ihre Kinder als auch teilweise ihre Eltern und
die Haushaltsführung. Sie treffen die meisten Kaufentscheidungen, haben dabei aber 32
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland Pfalz (Hrsg.): Richtlinie Verbraucherbildung, S. 24, 2010.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
21
aufgrund der in der Regel vorliegenden Berufstätigkeit sowie der genannten
Verantwortlichkeiten wenig Zeit zur Verfügung, Konsumentscheidungen zu
reflektieren. Die Umfrage konzentrierte sich auf Telekommunikations- und
Energieversorgungsaspekte.
Unseriöse Geschäftspraktiken, Gewinnversprechen, unerwünschte Werbeanrufe
sowie einseitig mit manipulativen Methoden zu Ungunsten der Verbraucher_innen
geschlossene Verträge mit versteckten Kostenfallen, haben den Gesetzgeber am 01.
Oktober 2013 veranlasst, eine rechtliche Regelung in Kraft zu setzen, die
insbesondere ältere Menschen, welche vorrangig am „[...] Telefon immer wieder zu
Vertragsabschlüssen gedrängt wurden.“33, vor unseriösen Geschäftspraktiken
schützen soll. Die Gruppe der Senior_innen wurde zu ihren Erfahrungen mit diesen
Phänomenen befragt. Aufgegriffen wurde aber auch das Thema Rente, da aus der
Beratungserfahrung des TBB heraus angenommen wurde, dass an vielen Stellen
Unkenntnis zu diesem Thema der Befragten vorliegt.
5.2. Jugendliche und junge Erwachsene
Es wurden Datensätze von 66 jungen Erwachsenen erhoben. Davon waren 62
Prozent im Alter zwischen 14 und 18, 21 Prozent zwischen 19 und 24 sowie sechs
Prozent zwischen 25 und 27 Jahren. 11 Prozent machten hierzu keine Angabe. 38
beantwortete Fragebögen (58%) gingen von weiblichen Befragten ein, 25 (38%) von
männlichen. Drei Personen (5%) machten keine Angabe zu ihrem Geschlecht. 71
Prozent der Befragten dieser Gruppe sind Schüler_innen, befinden sich in
Ausbildung oder absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr. Eine eigene oder
familiäre Migrationsgeschichte weisen nach eigenen Angaben 74 Prozent von ihnen
auf.
Zur Ermittlung der Medienkompetenz und der in diesem Zusammenhang
vorliegenden Herausforderungen für junge Verbraucherinnen und Verbraucher ist die
Gruppe zunächst befragt worden, welche Endgeräte genutzt werden
(Mehrfachantworten waren möglich).
33
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland Pfalz (Hrsg.): Verbraucherschutz und Demografie, 29.10.2013; URL: [http://www.mjv.rlp.de/icc/justiz/nav/a0b/broker.jsp?uMen=a0bc3768-b0b2-11d4-a737-0050045687ab&uCon=4bd59c9e-b020-2419-e92b-ce6077fe9e30&uTem=aaaaaaaa-aaaa-aaaa-aaaa-000000000042], Abruf am 18.12.2014.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
22
Hervorsticht, dass fast alle (94%) Befragten angaben, Geräte zu nutzen, mit denen
ein mobiler Internetzugang möglich ist. Kombiniert mit der Frage wie viel Zeit täglich
im Internet verbracht wird, lässt sich daraus schlussfolgern, dass die mobile
Internetnutzung zu einem integralen Bestandteil junger Alltagskultur geworden ist.
Auch die Frage, wofür das Internet genutzt wird, zeigt auf, dass nahezu alle zentralen
Lebensbereiche von Jugendlichen betroffen sind - wobei eine Abschwächung von
Unterhaltung zu Kommunikation über Informationsgenerierung hin zu Bereichen des
eCommerce stattfindet.
Bei der Abwicklung von Geschäften über das Internet ist davon auszugehen, dass
mit zunehmendem Alter und ökonomischer Verantwortung durch eigene Wohnung,
Arbeit etc. auch die Intensität in diesem Bereich zunimmt.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
23
Zur sicheren und nicht selbstschädigenden Abwicklung von Online-
Vertragsbeziehungen ergibt sich, wie die Folgenden zwei dargestellten Fragen
zeigen, ein konkreter Handlungsbedarf der Verbraucher_innensensibilisierung und –
bildung: Denn nur 18 Prozent der Befragten gaben an, Allgemeine
Geschäftsbedingungen regelmäßig zu lesen. 44 Prozent tun dieses überhaupt nicht.
Ähnlich verhält es sich bei der Kenntnis über das Widerrufs- und Rückgaberecht:
Hierbei gaben 58 Prozent der Befragten an, es gar nicht oder nur teilweise zu
kennen.
Der folgende Fragenkomplex zum Persönlichkeitsrecht war durch den hohen
vermuteten Bedarf seitens des BMFSFJ motiviert:
„Aufgrund der technologischen, jugend-, arbeitsmarkt-, gesellschafts- und
bildungspolitischen Veränderungen kommt der Förderung von Medien-, Informations-
, Kommunikations- und Datenschutzkompetenz eine entscheidende Bedeutung zu. In
diesem Zusammenhang spielen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, die
Verantwortung im Umgang mit persönlichen Daten [...] eine entscheidende Rolle.“34
34
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland Pfalz (Hrsg.): Richtlinie Verbraucherbildung, S. 24, 2010.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
24
Dieses gilt auch und gerade im Hinblick auf den eigenen digitalen Fingerabdruck,
den Internetnutzerinnen und Nutzer täglich bei ihren Aktivitäten hinterlassen.
Die Antworten, wonach von mehr als der Hälfte der Befragten (52%) durch Dritte
Foto- oder Videomaterial für Andere zugänglich im Internet verbreitet wurde und
nahezu der Hälfte (48%), die selbst Fotos oder Videos anderer Personen verbreitet
hatten, zeigen, dass Persönlichkeitsrechte in hohem Maße unterschätzt werden –
auch wenn dies nicht stets Ausmaße des sogenannten Cyber-Mobbings annimmt.
Die Antworten zeigen auf, dass das Selbstverständnis, mit dem sich junge Menschen
dem Internet nähern, oft von zum Teil gravierender Unkenntnis begleitet wird. Wir
schließen uns hier der Forderung Gerd Billens, Vorstand des vzbv. an: „Jeder, der im
Internet auf Einkaufstour geht, muss Risiken und Rechte kennen. Wir brauchen
bessere Informationsangebote und mehr Aufklärung.[...] Wirtschaft, Politik und
Verbraucherschutz seien gemeinsam gefragt, das digitale Wirtschaftswissen zu
stärken – und das von Anfang an. In den Schulen müsse Verbraucherbildung
etabliert werden, um Schlüsselkompetenzen für den Konsumalltag zu vermitteln.“35.
35
Zeppelin Universität Friedrichshafen (Hrsg.): , Studie “Minimales Wirtschaftswissen auf digitalen
Märkten”, 2013.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
25
Die Themen Urheberrecht und Datenschutz sowie Möglichkeiten und Risiken der
Internutzung und des Widerrufs- und Rückgaberechts gehören bei der Gruppe der
Jugendlichen zu den meist genannten Beratungswünschen. Gefolgt von den Themen
Energieversorgung / Betriebskosten und Versicherungen und Vorsorge.
Mehrfachantworten bei den Beratungswünschen waren möglich.
Die gegebenen Antworten zum Nutzungsverhalten decken sich mit den Angaben
nach den Wünschen, wie die Befragten beraten werden möchten. Mit 56 Prozent der
Befragten präferieren die Meisten Angebote der Onlineberatung auf Webseiten,
Apps, Beratung via E-Mail, oder auch per Skype, d.h. mobiler Telefonberatung.
Vergleichbar stark nachgefragt ist trotz der Favourisierung mobiler Angebote jedoch
auch das persönliche Gespräch. Entgegen der Antworten der Gruppe der Eltern und
Senioren (s.u.) wird die Beratung in Deutsch bevorzugt, wenngleich gut ein Fünftel
(21%) auch türkischsprachige Angebote wünschen.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
26
5.3. Eltern
Insgesamt 64 Eltern haben den Fragebogen beantwortet. Jeweils 31 Prozent gaben
an, zwischen 34 und 44 bzw. 45 und 54 Jahren alt zu sein. Die übrigen Befragten
verteilten sich relativ gleichmäßig auf die Altersgruppen 24 oder jünger, 25-34, 55-64
und 65 Jahre und älter. Das Geschlechterverhältnis ist mit 50 Prozent weiblich zu 48
Prozent männlich ausgeglichen (eine Person machte keine Angabe). Knapp die
Hälfte der Befragten (45%) ist in einem angestellten Beschäftigungsverhältnis
beruflich tätig. Des Weiteren sind Student_innen/Auszubildende, freiberufliche
Tätige, nicht Erwerbstätige und Rentner_innen unter den Befragten. Eine eigene
oder familiäre Migrationsgeschichte weisen nach eigenen Angaben 70 Prozent der
Befragten auf.
Aufgrund der Vorüberlegungen bzgl. des Medienkonsums der Gruppe der
Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen - kombiniert mit dem gegebenen
Verantwortlichkeiten des Eltern, ist auch die Gruppe der Eltern zu
telekommunikationsrelevanten Aspekten befragt worden. Hierbei gaben 92 Prozent
unter anderem an, dass in ihren Haushalten Smartphones verwendet werden. Die
grundsätzliche Kenntnis darüber das kleine Programme / Applikationen (Apps) zur
Nutzung eines modernen Mobiltelefons notwendig sind, liegt bei 83 Prozent vor.
Dass innerhalb von Apps (bspw. bei Spielen) aber auch Kaufoptionen vorliegen
können, wusste mehr als die Hälfte der Befragten nicht. Dies ist insofern
problematisch, als dass bei In-App-Käufen in der Regel nur einmalig zu Beginn der
Installation ein Hinweis dazu gegeben wird, dass innerhalb des Programmes
Kaufoptionen bestehen. Im weiteren Verlauf der Anwendung werden die
kostenpflichtigen Zusätze zumeist derart in die Anwendungsoberfläche integriert,
dass vorrangig junge Nutzer_innen die Konsequenzen des spontanen
Anwendungszukaufs, kostenpflichtiger Bestellungen oder anderen entsprechenden
‚Klicks‘ nicht absehen können. Da der Anwendungsfluss auch nicht unterbrochen
werden soll, sind die Berechnungsvorgänge automatisiert und die App greift von sich
aus auf die hinterlegten Zahlungsmodalitäten (Kreditkarte, Pre-Paid-Karten, über die
Mobilfunkrechnung, etc.) zu und wickelt den Prozess ab. Dies ergibt aus unserer
Sicht ein erhöhter Aufklärungsbedarf bei der Gruppe der Eltern zu
Geschäftsabwicklungen über das Smartphone.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
27
Das konkrete Wissen um das Nutzungsverhalten des jeweiligen Kindes fällt bei der
befragten Gruppe sehr unterschiedlich aus. Immerhin gaben 64 Prozent an,
zumindest teilweise das Nutzungsverhalten der Kinder auf dem Smartphone zu
kennen.
Kinder und Jugendliche wenden sich bei Fragen zunächst an ihr nächstes soziales
Umfeld, sodass es auch für die Gruppe Eltern relevant ist, die eigene
Medienkompetenz zu erhöhen um Hilfestellungen geben zu können. Beispielhaft ist
hierfür oben die Problematik der In-App-Käufe genannt worden. Ebenso wichtig ist
aus o.g. Erfahrung der Antworten der Jugendlichen, Aufklärungs- und
Beratungsarbeit zum Thema Datenschutz im Internet vorzunehmen - vorrangig für
die Nutzung sozialer Medien wie facebook, aber auch Chatdiensten wie Whatsapp.
Neben den Herausforderungen zu einer verantwortungsbewussten Handhabung von
Telekommunkationsdienstleistungen sind Eltern zu einem weiteren Themenkomplex
der Haushaltsführung befragt worden: Den eigenen Betriebskosten (Strom, Gas
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
28
u.Ä.). In Anbetracht der erhaltenen Antworten erscheint es bedenklich, dass lediglich
64 Prozent der Befragten ihre Betriebskostenabrechnung lesen.
Aus Verbraucherschutzsicht nimmt der Beratungs- und Informationswunsch zu, da
gerade einmal die Hälfte der Befragten weiß, wie sich die private
Betriebskostenabrechnung zusammensetzt.
Für uns ein wenig überraschend, aber dafür umso prägnanter, ist der
Themenkomplex Energieversorgung / Betriebskosten der meist genannte bei den
Beratungswünschen. Nur geringfügig weniger nachgefragt sind Beratungen zu
Versicherung und Vorsorge, Themenkomplexe, die ebenso die ganze Familie und
den Verantwortungsbereich von Eltern abdecken. Dabei ist gerade bei dieser
Generation, die Verantwortung für Kinder, Eltern und für sich übernehmen muss,
auffällig, dass nur 47% Beratungswünsche zum Thema Versicherungen und
Vorsorge hat – möglicherweise ist mangelnde Kenntnis zum Themenfeld
verantwortlich für das nur mäßige Interesse. In dieser Gruppe sind jedoch auch
Beratungsbedarfe zu Möglichkeiten und Risiken der Internetnutzung nachgefragt.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
29
Nach Art der Beratung befragt, liegt das persönliche Gespräch sowie der Wunsch
nach Beratung in Türkisch mit deutlichem Abstand gleichauf an der Spitze.
5.4. Senior_innen
Aus der Gruppe der Senior_innen sind 74 Datensätze ermittelt worden. 84 Prozent
von ihnen sind Rentner_innen. Rückläufe wurden von 42 (57%) Frauen und 29 (39%)
Männer erhalten. Drei Personen (4%) machten hierzu keine Angabe. Eine eigene
oder familiäre Migrationsgeschichte weisen nach eigenen Angaben 95 Prozent von
ihnen auf.
Wie eingangs erwähnt, hat der Gesetzgeber im Herbst 2013 ein Gesetz zur
Eindämmung unerlaubter und unlauterer Geschäftspraktiken über das Telefon
verabschiedet. Geprüft werden sollte unter Anderem, ob auch die Gruppe der
türkeistämmigen Senior_innen in Berlin mit diesem Problem konfrontiert ist, was
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
30
anhand der Befragungsergebnisse bestätigt werden kann. Revidiert werden muss
jedoch die Vorannahme, wonach die Häufigkeit unerwünschter Anrufe von
Vertreter_innen, o.Ä. in Abhängigkeit zur Teilnahme an Gewinnspiele steht. Ende
des ersten und Anfang des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts sind im Zuge
der Datenerhebung bei Gewinnspielteilnahmen häufig persönliche Daten der
Teilnehmenden an Dritte zu u.a. Werbezwecken über das Telefon, per SMS oder E-
Mail weitergereicht bzw. weiter verkauft worden. Eine Einwilligung der Personen, mit
deren Daten Handel betrieben wurde, lag in der Regel nicht vor, sodass Verstöße
gegen das Datenschutz- und Wettbewerbsrecht vorlagen.36 In unserer Umfrage
konnten wir keine signifikante Korrelation zwischen der Teilnahme an Gewinnspielen
und dem Erhalt von unerwünschten Telefonanrufen feststellen. Unerwünschte Anrufe
erhalten trotzdem sehr viele der Befragten. 88 Prozent gaben an zumindest „selten“
derartige Telefonanrufe zu erhalten.
Der Türkische Bund berät in Berlin seit über 20 Jahren Menschen zu
sozialrechtlichen Fragestellungen. In diesem Zeitraum haben Fragen zur
Altersvorsorge, zur Rente und deren Bezug stark zugenommen. Vor gut 53 Jahren ist
das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik
Türkei geschlossen worden37. Viele der ehemaligen Gastarbeiter_innen fühlen sich
der Bundesrepublik gegenüber inzwischen so verbunden, dass sie auch den
Lebensabschnitt nach ihrer Erwerbstätigkeit in Deutschland verbringen wollen. 80
Prozent der Befragten lag (wissentlich) ein Rentenbescheid vor. Aber - und hierin
sehen wir großen Handlungsbedarf und werden in unserer Vorannahme, die sich auf
die Beratungspraxis stützte, bestätigt - nur 39 Prozent der Befragten weiß, wie die
36
Vgl. URL: [https://www.datenschutzbeauftragter-info.de/datenschutz-bei-gewinnspielkarten-einwilligung-vorausgesetzt/], Abruf am 23.12.2014. 37
Geschlossen am 30. Oktober 1961.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
31
Rentenberechnung erfolgt ist. Es fehlt zwar an dieser Stelle eine Vergleichsgruppe
zu Senior_innen ohne eigene Migrationsgeschichte. Der Aufklärungsbedarf für diese
Gruppe bleibt jedoch in jedem Fall bestehen.
Bedenklich sind auch die Angaben zum reibungslosen Bezug der Rente. Hier gaben
immerhin 23 Prozent an, dass teilweise oder öfter Unregelmäßigkeiten auftreten
würden.
Neben den gelisteten Themen, die allen Befragungsgruppe vorgelegt wurden, zu
denen Beratungswünsche geäußert werden konnten, ist die Gruppe der Seniorinnen
und Senioren zusätzlich explizit danach befragt worden, ob Beratungsbedarf zum
Thema Rente besteht. Den vorliegenden Wissenslücken entsprechend, sprachen
sich 80 Prozent der Befragten für eine gezielte Beratung zu den Themen Rente,
Rentenberechnung und Rentenbezug aus.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
32
Weiterhin möchte die Gruppe der Senior_innen vorrangig zu Fragen der
Energieversorgung/Betriebskosten, Wiederrufs- und Rückgaberecht sowie zu
Mobilfunk/Festnetz und Bezahl-Fernsehen informiert und beraten werden.
Nach Art der Beratung befragt, zeigt sich ein starker Bedarf nach Aufklärung in der
(türkischen) Herkunftssprache. Spielte die Beratung auf Türkisch für die jüngste
befragte Gruppe kaum eine Rolle, so ist sie bei der Ältesten das wichtigste Kriterium.
Begleitet wird der herkunftssensible Sprachgebrauch vom expliziten Wunsch nach
persönlicher Ansprache/dem persönlichen Gespräch. Moderat ist die Nachfrage nach
Beratung über das Telefon, auf Informationsveranstaltungen und im nahen
Wohnumfeld. Für die Gruppe der türkeistämmigen Senior_innen ist eine Beratung
über das Internet sowie auf Deutsch zu vernachlässigen.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
33
6. Handlungsempfehlungen
6.1. Zusammenfassung Die Auswertung der Umfrage weist neben Unterschieden aller drei
Befragungskohorten auch Überschneidungen auf. So ist z.B. das persönliche
Beratungsgespräch allen Befragten sehr wichtig. Auch die Beratung in Türkisch in
Anspruch nehmen zu können, ist für zwei von drei Gruppen von sehr hoher
Bedeutung. Ebenso äußerten Mitglieder aller Gruppen in Anschlussgesprächen den
Wunsch nach kostenloser Beratung. Die oben kurz genannten Beispiele
kostenpflichtiger Beratung durch die Verbraucherzentrale Berlin hemmen viele
Verbraucherinnen und Verbraucher und erschweren den Zugang zu verlässlichen
Informationen.
Festzuhalten bleibt, dass mit Zunahme des Alters bei türkeistämmigen
Verbraucherinnen und Verbrauchern in Berlin im Vergleich zu
Onlineberatungsmöglichkeiten der Wunsch nach persönlicher Beratung von
Angesicht zu Angesicht in türkischer Sprache steigt. Ebenso verhält es sich mit der
Wohnumfeld nahen Beratung. Je älter die Befragten, desto größer die Nachfrage
nach kurzen Wegen.
Neben der Art der gewünschten Beratung, gibt es auch thematische
Überscheidungen bei den drei Befragten Gruppen. In Kumulation sind die Kategorien
Energieversorgung/Betriebskosten, Widerrufs- und Rückgaberecht sowie die
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
34
Möglichkeiten und Risiken der Internetnutzung die am stärksten nachgefragten
Beratungsthemen.
6.1. Schulische Vermittlung von Medienkompetenzen
Ein zusammenfassender Blick auf die einzelnen Gruppen verdeutlicht, dass der
Gruppe der Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen die Beratung bzw.
Informationsbeschaffung über das Internet am Wichtigsten ist. Etwas geringer ist der
Wunsch nach persönlicher Beratung. Zur Onlineberatung sollte im Zuge einer stetig
steigenden mobilen Nutzung des Internets neben der klassischen Webseite auch
eine kostenfreie App zu relevanten Verbraucher_innenschutzthemen angeboten
werden. Gleichfalls denkbar sind Beratungen via Skype (internetbasierte Video-
Telefonie, offenes System) und FaceTime (internetbasierte Video-Telefonie,
geschlossenes Apple Produkt). Auch themenspezifische Mailings oder Newsletter zu
aktuellen Verbraucherschutzthemen sind relevante Werkzeuge im Baukastensystem
einer benutzer_innenfreundlichen Onlineberatung.
Parallel zur internetgestützten Verbraucher_innenschutzberatung jungendlicher
türkeistämmiger Verbraucherinnen und Verbraucher ist grundsätzlich die
Medienkompetenzförderung zu betreiben. Hier sind in erster Linie schulische
Einrichtungen gefragt, Handhabung und kritisch-reflexiven Gebrauch des Internets
sowie mobiler Anwendungen sind in die allgemeinen Lehrinhalte mitaufzunehmen.
Möglich ist auch die Ausbildung von „Internetlots_innen“. Diese Schülerinen und
Schüler könnten als Ansprechpersonen mit Multiplikationsfunktion für ihre
Mitschüler_innen dienen. Schulen oder ökonomisch unabhängige außerschulische
Einrichtungen könnten Workshops und Seminare anbieten, etwa einmal pro
Schulhalbjahr, in denen Kompetenzen für einen sicheren und reflexiven
Mediennutzungsalltag vermittelt werden. Die „Internetlots_innen“ könnte die
erworbenen Kompetenzen direkt innerhalb ihrer Peer-Groups weitervermitteln,
sodass eine niedrigschwellige und vertrauensvolle Informationsweitergabe ermöglicht
wird. Dieser Ansatz deckt sich mit Forderungen der Studie Praxisorientierte
Bedarfsanalyse zur Verbraucherbildung von Imug im Auftrag Deutsche Stiftung
Verbraucherschutz e.V.. Darin heißt es unter Anderem: „Die komplexer werdende
Konsumwelt, das Internet und die globale Wirtschaft verstärken die Notwendigkeit
einer systematischen schulischen Verbraucherbildung. Das ist das einhellige Urteil
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
35
der befragten Experten.“38. Die befragten Expert_innen schlagen eine Verankerung
der Verbraucher_innenbildung in den Lehrplänen der Schulen vor und verweisen auf
die Notwendigkeit bundesweit einheitlicher Bildungsstandards,39 die sowohl die Aus-
und Weiterbildung der Pädagog_innen als auch das Curriculum der Schüler_innen
berücksichtigen. Neben den Expert_innen befürworten die befragten Lehrkräfte eine
Ausweitung der Verbraucher_innenschutzbildung in der Schule und 86 Prozent von
ihnen wünschen sich direkte Ansprechpersonen von Verbraucherschutzzentralen.40
Diese Forderungen fanden auch Eingang in die Empfehlung der
Kultusminsterkonferenz vom 12.09.2013. Beispiel gebend hierfür ist die Umsetzung
durch das hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz. So schreibt das Ministerium auf seiner Webseite, dass
Verbraucherbildung in sowohl in den Bildungsstandards für den Mittleren
Schulabschluss als auch in der gymnasialen Oberstufe in besonderer Weise
Berücksichtigung findet. Im Unterricht werden Inhalte vermittelt, die die
Schüler_innen zu kritischen Verbraucher_innen erziehen. „Die Inhalte konzentrieren
sich auf die drei Kernbereiche der Verbraucherbildung „Ökonomische Bildung“,
„Medienkompetenz“ und „Gesunde Ernährung/Nachhaltigkeit“. Die Schüler sollen
durch den Unterricht befähigt werden, Konsumentenentscheidungen als kritische
Verbraucher [...] begründet zu treffen. [...] Auch außerschulische Lernorte werden
einbezogen, beispielsweise der Hessische Rundfunk oder das Deutsche
Filmmuseum.“41 Neben den Zielformulierungen spricht das Ministerium die Lehrkräfte
des Landes Hessen konkret an und unterstützt sie: „Um die Lehrer der
verschiedenen Fächer, die Bezüge zur Verbraucherbildung aufweisen, auf den
aktuellsten inhaltlichen, aber auch methodisch-didaktischen Stand zu bringen,
existiert ein internetgestütztes Angebotsportal der Lehrerfortbildung“42. Das
‚Schulportal für Verbraucherbildung‘43 stellt Pädagog_innen das Lehrmaterial zur
Verfügung. Ergänzend dazu bietet die Internetseite www.lehrer.verbraucher.de
weiterführende Informationen zu vielfältigen Themen für Lehrer_innen an. Ebenso
38
Imug im Auftrag Deutsche Stiftung Verbraucherschutz e.V.: Praxisorientierte Bedarfsanalyse zur Verbraucherbildung, S. 6, 2013. 39
Vgl. ebd. S. 7. 40
Vgl. ebd. S. 8. 41
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz; URL: [https://umweltministerium.hessen.de/verbraucher/verbraucherbildung/verbraucherbildung-im-schulischen-bereich], Abruf am 03.12.2014. 42
Ebd. 43
URL: [http://www.verbraucherbildung.de], Abruf am 03.12.2014.
Studie Bedarfe Verbraucher_innenschutz
36
bietet die Stiftung Warentest auf seiner Webseite www.test.de/schule
Verbraucher_inneninformationen für Schüler_innen und Lehrkräfte an.
6.2. Beratungsbedarfe von Eltern: Türkisch, persönlich, konkret
Die „Sandwich-Situation“ von Eltern im Hinblick auf Verantwortlichkeiten und
Aufgaben der Haushaltsführung sind bereits angesprochen worden. Dieser Gruppe
sind daher besonders Beratungen zu den Themenkomplexen
Energieversorgung/Betriebskosten, Versicherungen und Vorsorge sowie
Informationen zum Widerrufs- und Rückgaberecht wichtig. Das persönliche Gespräch
in türkischer Sprache ist die präferierte Beratungsart. Die Umfrage zeigt aber auch,
dass diese Gruppe, aufgrund der geringen zeitlichen Ressourcen, allen
Beratungswegen – persönlich, telefonisch, über das Internet und auf
Informationsveranstaltungen – gegenüber offen eingestellt ist.
6.3. Wohnortnahe kultursensible Beratungen für Senior_innen
Grundsätzliche Aufklärungsarbeit über die Institution Verbraucherschutzzentrale
sowie die damit einhergehenden Intentionen sind vor allem für die Gruppe der
Senior_innen relevant. In persönlichen Gesprächen bei verschiedenen
Senior_innenentreffs in Berlin konnten die Befragten häufig mit der Frage „Haben Sie
schon einmal eine Verbraucherschutzberatung in Anspruch genommen?“ nichts
anfangen, da sie die Verbraucherzentrale als öffentliche Einrichtung schlicht nicht
kannten. Aus unserer Sicht sind grundlegende Informationen zum
Verbraucher_innenschutz und zu den regionalen Anlaufstellen in mehreren Sprachen
altersgerecht aufzubereiten und in persönlichen Gesprächen zu vermitteln. Diese
sollte vorrangig durch aufsuchende Verbraucher_inennschutzberatung erfolgen -
oder in den der Zielgruppe besser bekannten Beratungsstellen von
Migrant_innencommunities. Für die aufsuchende Aufklärungsarbeit empfiehlt sich
eine Kooperation zwischen einer Landesverbraucherzentrale und einem
Migrant_innendachverband. Zugangsbarrieren würden von Anfang an minimiert und
möglicherweise bestehende Vorurteile und fehlende Vertrauensverhältnisse durch
die Zusammenarbeit mit einer Migrant_inneorganisation ausgeräumt.
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Den Umfrageergebnissen zufolge schätzt die Gruppe der Seniorinnen und Senioren
die persönliche Interaktion sehr. Diese Gespräche in türkischer Sprache führen zu
können war bei dieser Befragungskohorte ein dringendes Bedürnis. Abnehmende
persönliche Mobilität verstärkt auch die Nachfrage nach Beratungs- und
Informationsmöglichkeiten im nahen Wohnumfeld. Thematisch sind die befragten
Senior_innen vor allem an Energieversorgung/Betriebskosten, Widerrufs- und
Rückgaberecht sowie Mobilfunk/Festnetz und Bezahlfernsehen interessiert. Der
letztgenannte Themenkomplex lässt sich darauf zurückführen, dass sie die Gruppe
ist, die am häufigsten ins Ausland telefoniert und dabei 91 Prozent der Befragten das
Gefühl haben, dass ihre Telefonrechnung zumindest teilweise überhöht ist.
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7. Anhang
7.1. Verwendete Quellen
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (2011): Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 10 -
Melderechtlich registrierte Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2010; URL:
[https://www.statistik-berlin-
brandenburg.de/Publikationen/Stat_Berichte/2011/SB_A1-5_hj02-10_BE.pdf]
(20.10.2014).
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. [Hrsg.] (2014):
Wegweiser durch die digitale Welt für ältere Bürgerinnen und Bürger, Publikation Nr.
33, 7. Auflage.
Camino – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im
sozialen Bereich gGmbh [Hrsg.] (2013: im Auftrag die Beauftragte des Senats von
berlin für Integration und Migration: Gutachten zu Bedarfen im Bereich der
interkulturellen Altenpflege auf Basis einer empirischen Untersuchung.
Demir, Ayşe (2006): Zur Lebenssituation der ehemaligen Anwerbekräfte – am
Beispiel der ArbeitsmigrantInnen aus der Türkei in Berlin.
Deutsches Rotes Kreuz e.V. und Türkische Gemeinde in Deutschland [Hrsg.]
(2010): Alter und Migration – Yaşlılık ve Göç.
Fachhochschule Münster [Hrsg.] (2009): Verbraucherberatung für Migrantinnen
und Migranten, exemplarisch dargestellt am Beispiel der Stadt Münster”.
Gesellschaft für Konsumforschung e.V. [GfK, Hrsg.] (2013): Verbrauchermonitor
2013.
Hunger, Uwe, Metzger, Stefan unter Mitarbeit von Bostancı [Hrsg.] (2011):
Kooperation mit Migrantenorganisationen.
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imug – Institut für Markt-Umwelt-Geselschaft e.V. [Hrsg.]v(2013):
Praxisorientierte Bedarfsanalyse zur Verbraucherbildung.
Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz und
Verbraucherzentrale Rheinland Pfalz e.V. [Hrsg.] (2014): Silver Surfer – Sicher
Online im Alter.
Lima Curvello, Tatiana [Hrsg.] (2007): Verbraucherschutz in der
Einwanderungsgesellschaft.
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland Pfalz
[Hrsg.] (2010): Richtlinie Verbraucherbildung an allgemeinbildenden Schulen in
Rheinland-Pfalz.
Verbraucherzentrale Berlin e.V. [Hrsg.] (2014): Ergebnisse des Workshops “Ja
zum Datenschutz” – “Migranten und Verbraucherschutz in digitalen Märkten”..
Verbraucherzentrale Berlin e.V. [Hrsg.] (2014): Verbraucherzentralen Berlin,
Bremen und Hamburg decken Verstöße bei Ethno-Handytarifen in die Türkei und
nach Russland; URL: [http://www.vz-berlin.de/mediabig/231222A.pdf] (16.10.2014).
Verbraucherzentrale Bremen e.V. [Hrsg.] (2014): Die VerbraucherZeitung,
Nummer 3, 8. Jahrgang, Sonderausgabe, Juli-Dezember 2014.
Zeppelin Universität Friedrichshafen [Hrsg.] (2013): Studie “Minimales
Wirtschaftswissen auf digitalen Märkten”.
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7.2. Internetadressen
Aktionsgemeinschaft Wirtschaftlicher Mittelstand e.V. (AWM): www.awmev.de
Deutsche Stiftung Verbraucherschutz e.V.: www.verbraucherstiftung.de
Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Rheinland-Pflaz (MJV):
www.mjv.rlp.de
Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz: www.berlin.de/sen/justiz/
Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e.V.: www.tbb-berlin.de
Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e. V.: www.vz-bw.de
Verbraucherzentrale Bayern e.V.: www.verbraucherzentrale-bayern.de
Verbraucherzentrale Berlin e.V.: www.vz-berlin.de
Verbraucherzentrale Brandenburg e.V.: www.vzb.de
Verbraucherzentrale Bremen e.V.: www.verbraucherzentrale-bremen.de
Verbraucherzentrale Hamburg e.V.: www.vzhh.de
Verbraucherzentrale Hessen e.V: www.verbraucher.de
Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern e. V.: www.nvzmv.de
Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.: www.vzniedersachsen.de
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V.: www.vz-nrw.de
Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V.: www.vz-rlp.de
Verbraucherzentrale des Saarlandes e.V.: www.vz-saar.de
Verbraucherzentrale Sachsen e.V.: www.vzs.de
Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt e.V.: www.vzsa.de
Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein e.V.: www.vzsh.de
Verbraucherzentrale Thüringen e.V.: www.vzth.de
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7.3. Fragebögen
7.3.1. Fragebogen Jugendliche und junge Erwachsene
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7.3.2. Fragebogen Eltern
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7.3.3. Fragebogen Senior_innen
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7.4. Übersicht der Antworten
7.4.1. Übersicht Antworten Jugendliche und junge Erwachsene
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7.4.2. Übersicht Antworten Eltern
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7.4.3. Übersicht Antworten Senior_innen
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