Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

27
Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca Author(s): Hermann Müller Source: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 21. Jahrg. (1866), pp. 405-430 Published by: J.D. Sauerländers Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41251123 . Accessed: 20/05/2014 03:20 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . J.D. Sauerländers Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Rheinisches Museum für Philologie. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Transcript of Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Page 1: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Beiträge zur Kritik des Rhetor's SenecaAuthor(s): Hermann MüllerSource: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 21. Jahrg. (1866), pp. 405-430Published by: J.D. Sauerländers VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/41251123 .

Accessed: 20/05/2014 03:20

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

J.D. Sauerländers Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to RheinischesMuseum für Philologie.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 2: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Beitriige zur Kritit des Rhetor's Seneca.

Das Verdienst sowohl als die Schwachen der Vursian'schen Textesausgabe der Suasorien und Controversy des Seneca patsr find durch die wiederholten Besprechungen der Gelehrten ^) nachgerade so festgestellt, dah es daruber einer ausdrucklichen vorgangigen Verstandi- gung nicht erst bedarf. Wir wissen jetzt alle, dah uns Bursians Buch zum ersten Male die historische Grundlage der Textesuberlieferung offengelegt und durch seinen apparatus oritions uberhaupt die Mog- lichkeit einer methodischen Kritik gewahrt hat. Wir haben es aber eben so zu bedauern, dah er diese Mittel weder selbst zur Gewinnung po- fitiver Resultate hinlanglich verwerthet, vielmehr den besten Theil des aus ihnen zu ziehenden Nutzens Andern uberlassen, noch sie in der wilnschenswerthen, obgleich ihm erreichbaren Vollstandigkeit, die einen Abschluh gegeben hatte, vorgelegt hat. Weder hat er den Urhebern der Vulgate und den gelehrten Bemerkungen von Schulting, N. Faber, Schott u. A., namentlich aber I. F. Gronov, die erforderliche Auf- merksamkeit gewidmet, noch die in dem Codex von Montpellier ent- haltenen Excerpted gebuhrend berucksichtigt, noch endlich den Werth

1) L. Spengel. gelehrte Anz. d. bayer. Acad. der Wisfensch. 1858, N.I. 2. 3, Bd.XXXXVII p. 1-30. I. Bah ten, Rh. Mus. XIII p.546ff. A. Kiehling, Rh. Mus.XVl, p.50ff. Derselbe, Beitr. zur Texteslritik des Seneca Rhetor, Basel und Genf. 1864, A. G. Ho fig, 6s ?axirii ?»blHui pMogoplii vita goriptisquo. Diss. von Breslau 1852. Derselbe, clo 8onsclao rdotoris yuattuor oo<1. lugg. Iodottianig. Progr. von Gorlitz ^l858. Cl- Konitzer, ^u»03ti0QS8 in Zsnooani patroiu oritioas, Diss. von Breslau 1864- Korber, iiber den Rhetor Seneca u. s. w. Progr. von Eassel 1864. Letzterer liiht sich jedoch auf Kritik nicht em.

2) 3m S5ovbetgehcn bcmerfe td), baft p. 203, 24 nact) p. 414, 11 ju fd)ieiben if!: Porci Latronis. ter causam dixi; adcessitf ad haec suppli- cia mea venenum: teneo hoc, si tibi satis non est, bibara. Der (Sjritotnatov Ueg teneo tt>eg mtb jog hoc in ben SBebingwtgsfafc. p. 210, 8 Uegt eine fchnjcve Souruptel bes B t)or, bic aber nadj p. 416, 1 fo ju Hcilen ifl: quid enim videt? catenas suas et caedes et vulnera et cruces eorum, qui non redimuntur. p. 213, 9 t(! 0U« p. 416, 19 fo &u tJervoU*' ftSifbigcn (vg(. Spengel a. a. £). p. 28): communis paries perfossus. placuit proptngut8 quaeri a filio qutnquenni, qui una dormierat, quern percussorem cognoscerel ; ille . . . ^Lnberer jeit« tft p. 439, 25 &lt (djret*

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 3: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

406 Beitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca.

bes codex Aut^erpiensig , als einer mit bem VrnxelleusiZ ganz parallel stchenben, vielleicht sogar noch vorzuglichern3) Textesquelle, nach Verbienst gewurbigt.

Das Gesagte zu bestdtigen, will ich. im Folgenben einige Ver- besserungsvorschldge, hie unb ba mit anbern mir bei ber Lecture ge- kommenen Gebanken untermischt, mit bem Wunsche mittheilen, bah sie einigen Neifall finben mochten. Ich gebe zuerst einige Beispiele ber allerhdufigsten unb allergewohnlichsten Abschreibersunbe, ber Ditto- graphie.

p. 105, 3 heiht es: volui eNcere, ut et denperarent illuiu rediini et propter hoc nnpervacuuni et numptrli iiituruui di» mittereut. Ein Sohn hat seine beiben Bruber, von benen ber eine Tyrann gewesen, ber anbere beim Ehebruch ertappt war, trotz ber Bitten bes Vaters urn's Leben gebracht. Als er barauf von See- rdubern gefangen genommen wegen Losegelb an seinen Vater schreibt,

ben: idem cum reus rogaret, ut in lautumias transferretur, non eat, inquid, quod quemquam vestrum decipiat nomen ipsum lautumiae: ilia enim minime lauta res est. t>g(. p. 274, 14. p. 266, 9. Auf ljanbfd)rift* lidjer ©runbfage (arcersit B) unb mit Den ©yccrpten p. 438, 4 &u fcfjretben: tyrannus patrem in arcem cum duobus filiis accersiit. §bdjfi waljr* fd)dnUa^ tfiaurf), bag p. 420, 7 gefdjrteben stand : quaeritis quem dixerit? yidete oui nihil dixerit. 2)afur f^ua^t 1) da« tm M. m. pr. erhaitcne duxerit, 2) btc SBortc in ber (£ontrotoerfe p. 232,10. 3) bic ?autanglei> a^ung dixerit-dixerit. 4) Me fjciujtge SScrl^rcibung, tndcm dixit mit 93ev* gcffung ber virgula (htt dixrt gefc^rteben tuirb. AeHnltrf) p. 323, 27 dixit fur dixerit. 189, 29 licuit f . licuerit (f. ̂ omfcer ©iff. p. 8). Auf Stabere* fomme td^ wetter unten.

3) Ktegling (Beitrage p. 32) fagt: <ob es daher nicht geratheuer gewefen ware, itberhaupt diefe zweite Haudfchrift (A) der Receustou zu Grunde zu legen, konnen wir bei der sporadifcheu Mittheiluug der Variauteu im Bursian'fchen Apparat nicht entscheiden'; ganz recht, unter alleu Um- standen aber hatten die Variauten angcfuhrt werden muffen. Konttzer zum Beifpiel, welcher Haafe's Collation des A in Handen hatte, fagt a. a. O. p. 4 : lparem auotoritatem utrique oodloi vindioandam esse et ex utro- que »imilitudinem eiug elLngendam, ex quo uterque oonguxit' und be« weist dies u. a. durch einige Emendationen, die sich wefeutlich aus der Ueberlieferuug des A ergeben. - In meiner mit der Konitzer's fast an demfelben Tage erfchienenen Differtation (de generibug verbi, Greifsw. 1864), wo in den sententiae oontrovergae eine Anzahl Emendationeu zum 3eneoa rnetor verofftntlicht wurden, habe tch zu meiner Freude mit jenent Gelehrten an mehreren Punkten denfelben Gedanken gehabt. Auger der uns gemeinfchaftlichen Ansicht itbcr p. 66, 31, worauf ich zuritckkomme und uber p. 102, 19, es fet Bursian's '/oT't. so?-H. dixerunt' ganz falfch, vtelmehr anzunehmen, dag der Name eines Rhetor ausgefallen, bin ich mir von jeher daritber klar gewefen, dag p. 172,18 im Argument der oontr. XV unmit- telbar aus p. 357, 5 zu corrigierm sei. An einzelnen im Vorbetgehen be- ruhrten Punkten (wie p. 247, 4 auf S. 32 und p. 280, 24 auf S. 28) hat Konitzer keinen Anstog genommen, ich werde diefelben unten in Ordnung bringen.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 4: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Beitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca. 407

antwortet biefer, er werbe bie boppelte Summe Gelbes zahlen, wenn bie Piraten feinem Sohne bie Hdnbe abhackten 4). Hierauf geben biefe ihrem Gefangenen bie Freiheit, ber feinerfeits nun fin ben inzwischen in Noth gerathenen Vater nicht forgt. Zur Entfchulbigung bes Vaters fpricht nun Cestius Pius obige Worte : ber Vater wollte ben Piraten alle Hoffnung auf Lofegelb nehmen unb baburch bewirken, bah sie ihren uberfluffig unb gar koftfpielig werbenben Gefangenen entliehen. Der Sinn hat an sich nichts Anstohiges, boch stehen bie Worte et sumptui nicht in ben Hanbfchriften. Der Bruxellensis hat supervacuum et cum luturum, was Bursian in ber angegebenen Weife corrigiert. Man erkennt aber leicht, bah nur ber Ausgang bes Wortes super- vacuum wieoerholt ^supervacuu ercii^, ̂ et sumptui' alfo zu tilgen ift. Inbem ich auherbem bas hanbfchriftlicke n ilium (Bursian: /'o/'i. so/', iam ilium) in Klium dnbere (vergl. p. 154, 22 nullus l. 21ius), lefe ich: volui ekiicere ut et desperarent lilium redimi et propter hoc supervacuum tuturum dimitterent. Bursian halt uber- haupt bei ber Kritik nicht bas richtige Maah inne; balb stutzt er bie Ueberlieferung bes Brusseler Cobex, von bem er fagt, bah er quam- vis corruptissimus ubique tamen veri vestigia nulla inter- polatione obscurata nobis o6ert (prael. p. XI), gewaltig zu, balb zeigt er wieberum eine ubertriebene Vorsicht ^).

So p. 180, 10 nihil putabat esse quod dici in declama- tione non posset. Im B fteht aber dici indici in, woraus Bursian dici iudici in zu machen geneigt ist; allein ber iudex hat hier nichts zu thun, es liegt bie einfachfte Doppelfchreibung zu Tage: dici in dici in. Ebenso ift p. 121, 15 ein ullam (von Bursian in ullum gednbert) uberstussig, es ergibt sich leicht: ut neque adversus ignem praesidium nee ex ruinis ullam in par tern eitugium sit. Nnb p. 206, 24 in ben Worten primum ad I^aberium transisse hoc studium imitandi, deinde inde ad Oiceronem ift bas zweite inde ohne Frage zu streichen, dhnlich wie Arnobius VII, 39 ludis

4) Man w5re wohl gmeigt p. 98, 6 aus p. 346, 7 psounlam einzu- fchieben, allein die Sache ist durchaus zweifelhaft, da in dieser Controverfe nicht nur 6up1a poouuia vorkdmntt (9. 99, 7.6. 14. 26. 101,1), fondern auch das blohe 6up1a (p. 99, 31. 100,18. 28. 103,4. 105,19. 106,7), einmal 6upwm (p. 100, 5). Daher kann auch der Epitomator xoouuiaiu binzuaesetzt baben.

5) Wer wollte z. B. daran zweifeln , dah sich p. 360, 8 nicht in Ordnung befindet. Nicht fortasss, sondern osrtissiiuG ist dort zn fchreiben: dsiuds ipsa quay diosbat inoliora srant, quam quas soribsbat, was sich aus bem Folgenden, wie aus dem Vorhergehenden (p. 359, 20. 22) er- gibt. So hatte Bursian p. 291, 8 nothwenbig aus bem kl ̂ diosbat' auf- nehmen musfen, ebenso bas. 11 antiaum (wie p. 94,16. 261,9 asouiu p. 179, 22 iuioum), am allerwenigsten hatte p. 298, 14 die Lesart magi- stratus in die Anmerkung, das finnlofe magis iratus in den Text gefetzt werdeu sollen.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 5: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

408 Beitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca.

dein^de injterminatis , mo Kluhmann (Progr. von Rubolst. 1863) bie eingeklammerten Worte fortldht unb baburch mefentlich ber Erkld- rung unter bie Arme greift. Ein recht fchlagenbes Beifpiel ber Wort- mieberholung bietet Sen. p. 340, 25. Es mirb hier vom Alsius Fla- VUs gefagt: semper autem commendabat eloquentiam eius aliqua res extra eloquentiam; in puero eloquenti lenocinium er at in- genii aetas. Diefe Worte sinb, mie ber Asteriscus zeigt, von Bursian felbft in biefer Weife hergeftellt: nach meiner Ansicht ganz verfehlt. Im Nontepessulanus steht : aliqua res extra eloquentiam in puero eloquentia inp lenotiniu (ebenso ber I>) ; nehmen mir an, bah vor inp bas m am Ausgang bes Wortes eloquentia verloren gegangen, fo liegt bie Doppelfchreibung klar vor Augen, bie noch bazu vom trdumenben librarius rechtzeitig erkannt murbe. Daher fchrieb er auch inpuero nicht aus. Er macht feinen Fehler mieder gut, aber nur halb, benn inp tilgt er, aber nicht eloquentia. Inbem bies nun von Bur- sian corrigirt mirb, haben mir bas unsinnige eloquenti im Text stehen. Es ift auszuftreichen, mie es auch in ber Controverfe felbft fehlt; f. p. 66, 4. Ganz dhnlich ging es bem Abfchreiber p. 197, 8 wo es in ber Hbschr. heiht: adulescentia turpis est infamis pueritia turp- sesti; er erkannte feinen Irrthum, als er bas Wort infamis zu fchrei- ben begann, lieh aber bie Worte im Text.

p. 127, 10 (Callus Vibius fuit tarn magnae olim eloquentiae quam postea insaniae, cui noc accidisse uni scio , ut ^ insa- niam non casu incideret, sed iudicio perveniret: nam dum in- sanos imitatur, dum lenocinium ingeni furorem putat, quod- quod simulabat ad verum redegit. So Bursian aus eigener Conjectur. Der Sinn ber Stelle kann nur einzig ber fein: Gallus Vibius murbe fo zu fagen planmdhig mahnstnnig, benn er ahmte in feinen Reben bie insania unb ben furor fo lange nach, bis er bas, mas er nur erheuchelte, an sich felber zur Wirklichkeit brachte, bis er felbft total mahnsinnig murbe ; bies kann aber aus bem quodquod simulabat nicht herausinterpretiert merben. Bursian fcheint anzunehmen, Gallus Vibius habe fo tdufchenb nachgeahmt, bah man ben Wahnsinn nicht fur Verstellung ertannt. Davon ift jeboch nicht bie Rebe. Ich fchreibe quod simulabat, ad verum redegit, vgl. p. 350, 1. Dies quod murbe zmeimal gefchrieben und burch feine Verbinbung mit bem Anfang von simulabat bie Lesart getrubt.

Ich mill bei biefer Gelegenheit eine Tacitus-Stelle befprechen, bie bis jetzt keinem ber Ebitoren bis zum neusten hin Anstoh gewcchrt hat. Dies muh mich allerbings mankenb machen, ich mill inbeh ab- marten, ob ich Mihbilligung finbe. Ich habe bie Anfangsmorte ber Historien im Sinne: nam post conditam urbem octingentos et viginti prioris aevi annos multi auctores rettulerunt. Eine alte Ueberfetzung (Mainz 1535) gibt: ^ban bie gefchicht fo innerthalb

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 6: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Beitrdge zur Kritik beg Rhetor'g Seneca. 409

stbenhunbert unb zweyntztg jaren, nach bem bte ftatt Rom gebawen morbe, sich verloffen haben, feinb von vilen ber vorigen zeit geschicht- fchretbern befchriben morben'. Ick fuhre bieg an, meil ber Ueberfeher offenbar multi prioris aevi auctores zufammennahm. Dieg gibt einen ertrdglichen Gebanken, benn neben post conditam urbem mdre prioris aevi nicht von Nothen unb gdbe zu multi auctores gezogen ben Sinn: Gefchichtfchreiber fruherer Zeit, b. h. solche, bie alg Augenzeugen schrieben unb barum mehr Glaubmurbigkeit besitzen alg meine Alterg- genossen, melche auf Quellen angemiefen ben Stanb beg Staateg nicht richtig zu murbigen verstehen unb sich bie Uebel zu Schulben kommen lassen, melche im erften Capitel gefchilbert merben. Da aber bie Stel- lung nothmenbig bie Verbinbung mit annos erheifcht, fo fragt es sich : besinbet stch nicht etmas Ueberflussigeg, bie Worte fchleppenb Machen- beg im Satze ? Mir tft eg immer fo erfchienen, f o oft ich bie Historien zu lefen begann. Cntmeber post conditam urbem octingentos et viginti annos ober octingentos et viginti prioris aevi annos mdre volltg augreichenb, benn bet letzterem meih boch ein jeber, bah bie Iahre von ber Erbauung Romg gezdhlt murben. Eing fkr ein Glossem beg anbern zu halten, baran kann nicht gebacht merben. Vielmehr baben mir, mie ich benke, eine Dittograpbie im Text. Ritfchl ^Porcii I^icini de vita Lerentii versus integritati restituti, Progr. von Bonn 1859 p. VIII, vgl. in vitam I'erentii ̂. Ritscnelii commen- tarius (in 8ueton. rell. Neiilerscn. p. 479 ff.) p. 519.^ brachte auf hochst fcharfsinnige Weife aug ber vita lerenti bei Sueton (p. 294^ 9 Roth, p. 32, 14 Reiff.) bie Zahl 108 heraug alg Wieberholung ber Prdposition cum sH. 0osconius redeuntem e Araecia perisse in mari dicit cum cvm labulis conversis e Nenandro^, fo auch bier6). Der Abfchreiber fchrieb bie Zahl 800 boppelt, ndmlich VO00I)0«0XX unb nun murbe bag erste 1)000 in P000 b. i. P. 0. II. verlefen. Ich fchreibe also: nam octingentos et viginti prioris aevi annos multi auctores rettulerunt. Ich bachte mohl baran, ein grammaticus hdtte zur Erkldrung ber 820 Iahre jeneg bcigefchrieben, er hdtte aber u. A. mohl bie gebrduchlichere Stellung post urbem conditam angewenbet; prioris aevi enblich von annos logzureihen ober gar zu tilgen, mage ich nicht, meil eg mir mehr alg mahrfcheinlich ift, bah Tacitug hier ben Begriff prior anmanbte^).

6) SlehnUd) anbeitSR. bet Sen. rh. p. 11,26 DE in DC unb fdjreibt : sexoentis operibus caelum merito.

7) Aehnlich Gellius I, 6, 6 de molestla igitur ounotis kominibus notissima oonfessus eaque oonfessione Kdem sedulitatis veritatisque oommeritlis, turn denique faoile et prooliviter, quod fuit rerum omnium vaiidissimum et verissimum persuasit, oivitatem autem saivam esse sine matrimoniorum frequentia non posse- M. Hertz (vind. Gell. p. 17) vertheidigt dies autem nach meinem Urtheil vergebens gegen Klotz, ich streiche es als Dittographie einfach meg, mie schon Kretzschmar gethan de A. Gellii font, grammatiols Dissertat. von Grcifswald 1860. tlies. 4.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 7: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

410 Bettrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca.

Fur btefe Vermechfelung von v unb P ift ein klares Neifpiel bet Sen. rn. p. 181, 23 iura, sed ego ius iurandum dabo. Gronov mollte dictabo, bekanntermahen ift aber^ bas Gebrduchliche in solcken Wenbungen praeire, alfo praeibo. PIBO murbe zu VABO. So emenbirt ben Ort H. Ufener.

Sine mirkliche Interpolation haben mir beim Seneca p. 86, 31 fs. Burstan gibt: Fuscus Arellius 1° iniusse nuntiae frigidius dixit contrariam illi sententiam. An biefer Stelle haben sich viele Ge- lehrte verfucht, meift ohne Erfolg, benn id) halte heute noch an meiner vor Iahren aufgeftellten Verbesserung (Dissert, tnes. 4) fest. I. Vahlen zuerft (Rh. M. XIII, 550) verbesserte ben Anfang Fuscus Arellius illius sententiae ^m^a^o/' frigidius dixit contrariam illi sen- tentiam. Dah bies nicht ginge, erkannte A. Kiehling (Rh. M. XVI, 55), er mar aber fehr unglilcklich barin, bah er bie Interpolation fuchte, mo sie am allerwenigften zu fuchen stnb, in ben corrumpierten Worten. Er fchreibt: F. A. frigidius dixit contrariam illi sententiam, Vahlen's illius sententiae ausmerzenb, mas alfo nicht zu gebrauchen ift. Das Richtige erkannte mit mir zu gleicher Zeit, unb ich kann fagen, bah mir bas bei biefer Stelle bie grohte Freube verurfacht hat, Konitzer a. a. O. p. 22 , melcher folgenbe Schreibung anrdth : F. A. illius sententiae frigidius dixit contrarielm, unb zugleich erkldrt, mie bie hinausgemorfenen Worte in ben Text geriethen. Ich jhat ehemals noch einen Schritt meiter unb dnberte contrariam in contrarium, was sich von felbft ergibt, menn mir uns bas oben ge- offnet gefchriebene unb in Folge bessen fo oft mit u vermechfelte a ins Gebdchtnih rufen ^). Ich halte an biefer meiner Emenbation fest, meil sie ben Sinn mobificiert; benn Fuscus Arellius that nicht einen bem Ausfpruch bes Latro entgegengefetzten, fonbern er kehrte Latro's Ausfpruch ^adulteros meos tantum excitavi' einfach ins Gegentheil um ̂ adulteros meos . . . ne excitavi o^uidem'. Alfo F. A. illius sententiae frigidius dixit contrarium^).

Ich lasse nun anbere Stellen folgen, mo bas Richtige burch Vertaufchung von Buchftaben, burch Weglassungen u. bgl. mehr ver- mifcht ift.

8) vgl. Curtius 111141,21 ma^na ̂ ul66iu matsrui doiorig golatia (fo A. Hug, Mittheilungen aus der Berner-Handschr. des Curtius u. krit. Bemerkungen, Basel u. Genf. 1864, p. 19) der Lsru. A hat muwi d. i. IN u 5"iu.

9) Darum trage td) auch kem Bebenken, zwet anbere Steuen zu corrigieren, niimlich p. 228, 14 redde ratiouem, quemadniodum redierls, seuex, solus ourn auro, oum etiam imperatores oapiautur (vgl. 419,12) unbp 230, 14 expeota dum legati mittantur (vgl. 419, 27). So glaube ich auck, bah sich M. Hertz zu sehr an ben Ausgang bes Wortes avaritia halt, um bm Ausfall zu erkla'ren, wenn er Gell. 1111,9 aTl/^am statt a7tzm«m schreibt. ebbs. XIIII 5, 3 me eniiu pudor et re- vereutia teuent, pronuutiare oa seoundain tuaiu deliQitioQeiu ift wohl nur ein Dructfehler.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 8: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Beitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca. 411

p. 208, 1 7 Narcelli Aesernini. 8i perseveras , me quoque ad piratas trahe: impetrabo ab illis alimenta; et virum meum alunt. So Bursian aus ber Ueberlieferung bes B laciunt. Dem Sinne nach ift sowohl alunt als bas jedesfalls probablere satiant richtig, es ift aber zu dnbern pas cunt. Abgesehen bavon, bah basselbe Wort mehrmals an biesem Orte gebraucht wirb (f. Z. 15. 19. 20) liegen FAOIV^I unb PA80V^l1 nahe zufammen. Fur bie Ver- wechfelung von (> unb 8 folgen unten Belege, fur P unb F f. p. 86, 11. 222, 14. patebor f. katebor. 88, 10 porcior f. tortior (vgl. 344, 16). 104,20 passus f. lassus. 111,4 aspectus f. adkectus. 120, 28 kestis f. pestis. 158, 24 Pabiani f. Fabiani. 188,22. patris f. fratris. So toirb in ben Hanbschriften ber Name Flavius in Plautus verborben, tooruber zu vgl. Hofig, de Papirii Fabiani vita scriptisque, Breslauer Diss. 1852. p. 7. n. 29.

p. 80, 12. Pompei 8ilonis narratio. tzuod ad rerum expo- sitionem pertinet, indices, non committam, ut ultionem deorum immortalium moremur. Die Ueberlieferung fur moremur ift morebus B morib; A, woraus sich jene, nicht einmal paffenbe Aen- berung Bursian's fehr fchwer herleiten ldht. Sehr leicht aber ldht sich bas Richtige sinben. Im Archetypus stanb NOIiER, bies wurbe ver- lefen in N0REB ^vgl. p. 234, 21. delicebat f. deliber at. b siel aus vor r Tac. Agr. 46, 4. ei. ann. XII 6, 9. arripi f. abripl. ann. XVI 22, 11 tenebo f. te Nero^j unb bann von ben Abfchreibern zu moreb; unb morib; b. i. morebus unb moribus corrumpiert. Ganz dhnlich ift es p. 209, 29, wo auch Bursian gefehen hat, bah aus p. 415, 20 bas Ricktige herzuftellen ift: communio wurbe zu com- munib; burch fdlfchlich hinzugefetzte Abkurzungszeichen. Diefe werben naturlich ebenfo oft ausgelassen, toie p. 133, 15 amantibideo f. amantib; ideo. 155; 1 dieb illis f. dieb; illis, toie A hat.

Die Enbung ibus tourbe ubrigens unenblich hdusig in is zu« fammengefchrieben , uberhaupt tourben is unb ibus ganz getoohnlich mit einanber verwechfelt. Hierftir gibt eine leicht zu vervielfachenbe Anzahl Betfpiele Th. Hug, Vettrdge zur Texteskritik bes Arnobius, Bafel unb Genf, 1864. p. 29. Deshalb fchlage ich vor, bei Tacitus hist. I 20, 9 (Halm) zu lesen: exaction ibus triginta equites No- mani praepositi . . ., ber Ned. hat exactionis, was Halm mit feinen Vorgdngern in exactioni dnberte. Aebnlich Curtius III 24, 11, too ber Bern. A unb Flor. B venientis haben, welches ber I^eid. in venientes corrigiert, unb boch ift hier venientibus einzig richtig; f. A. Hug, a. a. O. p. 10. vgl. Tac. h. I 77, 13 honoris Hlsci. ho- noribus Herdus I 72, 18 seditionibus a b seditiosis sci^. Sicher ift bie Sache aber beshalb nicht, toeil unzdhlige Male ein s uberflussig hinzugefetzt war, z. B. Tac. ann. I 51, 20 primis f. primi. XIII 32, 1l h.III 67, 3. 75, 15. V 16, 5 unb fonft.

p. 231, 9 hoc erat itaque praeceptum eius, quaedam

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 9: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

412 Beitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca.

dedamatorem tamquam praetorem tacere debere minnendae litis causa. Dah bas Wort itaque nicht am Plahe ift, ergibt sich unmit- telbar aus bem vorhergehenben locos quos occupaverat, non diu dicebat, sed vaienter; benn hieraus folgt nicht jene Selbftvor- fchrift, fonbern hierfur liegt in jener bie Begrunbung. O. Iahn nimmt offenbar benfelben Anstoh, inbem er utique vorfchldgt, mas an sich nicht vermerstich mdre ̂). Aus bem hanbfchriftlichen itaque entmickelt sich aber, menn mir ben m-Strich uber bem a vergeffen benken, fehr leicht namque: naq; iiaq; Diefelbe Aus- laffung ber lineoia haben mir p. 359, 7, mo ebenfalls zu fchreiben ift: memini namque me a 8evero Oassio quaerere, quid esset cur in dedamationibus eloquentia iiii sua non responderet. Seneca gebraucht bies namque auch fonft, z. V. suas p. 26, 21. 26. Es pslegt zmar an ber Spitze bes Satzes zu ftehen, man vgl. inbeh Suet. (^alb. 6, 29 k. Tac. ann. I, 5, 14. Halm. ©ell. VI, 3, 18. XIII, 8, 2. H.

p. 360, 25. Ex tempore coactus dicere inkinito se an- tecedebat, Worte, bie unter alien Umstdnben abfolut keinen Sinn geben. Wenn man aber ben Anfang ber epistuia lieft unb bebenkt, melch ein Lob Seneca bem Severus Cassius fpenbet, mie er feinen Sohnen ein Mai uber bas anbere versichert, fie konnten ihn aus bem, mas er veroffentlicht, nicht hinreichenb murbigen unb fchdtzen, fie muhten feine oratio valens et cuita (fo dnberte fchon I. Fr. ©ronov) ho'ren, um ben Auspruch bes ©allio 'cum diceret, rerum potiebatur' als richtig anzuerkennen, fo kann ber Sinn obiger Worte nur few: menn er aus bem Stegreif fprechen muhte, fo ubertraf er sich felbst an -

ja moran? Es ergibt sich, menn mir uns erinnern, bah in ber Mi« nuskelfchrift r unb s kaum zu unterfcheiben sinb, aus ben brei letzten bem antecedebat vorhergehenben Silben unmittelbar nitore, bas ich beibehalte, obmohl ich lange schmankte, ob nicht viZore vorzuziehen fei. Um aber bie ubrigbleibenben Buchstaben infi zu vermerthen, milssen mir bie Lesart bes ?arisinus 'dicere se infinito se a', zu Hulfe nehmen unb fchreiben nun: ex tempore coactus dicere se- met nitore antecedebat. Aus se infi ergibt sich sem von selbst, bei fi erinnere ich an bie leichte Vermechfelung ber Majuskeln, mie sie zufdllig einmal bei unferm Seneca felbst vorliegt, ndmlich suas. p. 49, 11. Firatis K f. Erratis, vergl. p. 197, 12 eulvi f. Fulvi. unb suas. p. 32, 26, mo 'per Oiceronem' in ̂ perficerene' nur ver- schrieben merben konnte, inbem 0 fur ̂ gelefen unb bies mil F ver- mechselt murbe; man fehe auch ©ran. Licin. p. 4^2. 22^21, mo aller- bings bie Aenberung fehr fraglich ift unb Fr. Ritter, Ausg. b. Tacitus, prael. p. XXX. Dah antecedo ubrigens bem Seneca in biefer Con- struction gebrduchlich ift, bemeist u. A. p. 87, 22.

10) Konnte vielleicht bas von Hertz gestrichene itagno im Gell. XI18, 6 in uti^uo geiindert merben? Den Sinn wurde es nicht beeintrachtigm.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 10: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Neitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca. 413

suas. p. 5, 13 regenda esse et disponenda, quae in transits vicisset: consulendum militi totiens victoriis lasso; de matre illi cogitandum: et alias causas complures subiecit. Obgleich auch Kiehling biefe von Nurftan erbachte Emenbation bes totius B in totiens fur richtig zu halten fcheint (Nh. M. XVI, 59), fo ift' boch nicht klar, mie totiens in totius leicht verberbt merben konnte. Der Sinn ift auherbem mohl ber: man musse fur ben burch fo viele Siege nunmehr erfchlafften (nicht : f o oft burch Siege erfchlafften) Krieger Sorge tragen. Es ift zu fchreiben: consulendum militi tot victo- riis lasso. Die Enbung ias ift nichts meiter als ber Anfang bes Wortes victoriis, nur mussen mir uns erinnern, bah in ben Hanb- fchriften keine Vermechfelung gemohnlicher ift als bie ber Vuchstaben 0, G unb 8. Man vgl. fur 0 unb 8 ©ran. Lie. p. 22^17. Sen. p. 51,9 indulcit ̂ f. indulsit. 51, 11 consitaverat /^ f. conci- taverat. 54, 6 censuit M^ sensuit /3 f. recensuit. 62, 27 adiestus ^3. m. ^. f. adlectus. 63, 10- 64, 14. 52, 15. 87, 25. 120, 6. 127, 14. 128,22. 163, 19. 203, 6. 244, 13 u. f. m. Auf biefer Vemechfelung beruht auch ©ell. V, 12, l, .mo bas Richtige Kretzfchmar (in fewer Dissert, tnes. II) erkannte: c mar in s verlefen, momtt denn auch ber Oberftrich megsiel ; naturlich ift mie XIII 23, 1 zu lefen: in antiquis conprecationibus nomina naec deorum inesse ani» madvertimus . . . . f. Liv. 39, 15. G murbe vermechfelt mit 8 z. B. Sen. rnet. p. 127, 21 isnoti f. ignoti. 99,21 mo Nurftan nachtrdglich bie richtige Lesart erkannte : die : ego rogare siiam F^o adultero soleo. Der B hat dices erogare, alfo ese f. ego. p. 158, 10 siel zmifchen ben Worten kagellis sxustum aus isne - igne (vgl. p. 354, 22). 129,15 quosere, corrigiert in quocere fur cogere. Filr 0 unb G enblich ftnb bie Beifpiele unzdhlig : p. 57, 5 more- scentem f. mors egentem. 60, 16 necasti f. negasti (bies mirb fast immer fo gefchrieben im B). 66, 19 rocare f. rogare. 52, 10. 20. 23. 89, 16. 92, 6 (fo gemohnlich) 100, 26. 121, 24. 141, 19. 146, 14. 153, 14. 154, 26. 155, 19. 156, 26 u. f. m. vgl. Hofig, de quattuor cod. 8cnott. p. 20. Fr. Ritter a. a. O. p. XXX. Wenn mir alfo conftatieren, bah p. 5, 13 totius keine Corruptel von totiens ift, fo kann Kiehling (Rh. M. XVI, 59) bamit auch feine Emenbation von 199, 24 nicht fchtltzen. Da ftch auherbem bas totiens reus auf p. 321, 19 mohl etmas anbers verhdlt, bin ich geneigt 199, 24 zu fchreiben: itaque nolo per illos reum gradus ducere quos potest tot us evadere. Fkr Verfchreibung von totus in totius ftnb Bei- fpiele unnothig; tius, tus unb tis ftnb ganz gemohnlich vermechfelt. So dnbert Stephanus im ©ell. XVIIII 12, 3 beibe Male totis in totus, Hertz mirb ftch aber mohl auf bie besserett Hanbfchriften stuhen, iiber die mir bet Gronov nicht hinreichenb unterrichtet ftnb. Hertzen's Veroffentltchungen ber Lesarten bes vorzitgltchsten cod. palimps. habe ich noch nicht habhaft merben konnen. Ich mochte aber an eben er-

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 11: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

414 Beitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca.

wdhnter ©telle nicht mit Hertz nach ex re ein /o^e einfchieben, fon- bern unmittelbar bas uberfluffige EXRE in FORE dnbern. Von ber Vertauschung bes F mit E habe ich fchon gefprochen.

0 ift mit 6 auch p. 156,22 verwechselt. Es heiht: Oesti ?ii. 8ubito inlelicis nuptias t^rannus oppressit. I'rahebantur matro- nae, rapiebantur (bies unb bas Folgenbe bis Z. 20 hat fchon ©pengel mit. Rucksicht auf bie Excerpte a. a. O. p. 28 in's Reine ge- bracht) virgines; nihil tutum erat; nullae leliciores tune vide> bantur quam quae liberos non habebant. quaedam itaque eli- sere conceptos, quaedam tecunditatem suam moratae sunt. Huod ad hanc pertinet, agat sane Fortunae gratias, quod illo tern- pore nihil peperit. Im B steht ac sine, was Bursian zu agat sane macht: ziemlich gewaltfam. Drehen wir aber ben Anfang bes Wortes sine urn ^s. Ritter a. a. O. p. XXX^ unb verdnbern wir o in g, fo erhalten wir bas unzweifelhaft richtige agisne. ^agisns Fortunae gratias, quod illo tempore nihil peperit'? Es ift Vom maritus bie Rebe, also bie zweite Person burchaus gerechtfertigt, wie auch Z. 26.

p. 178, 5ff. ift fo zu emenbiren: instatis mihi cotidie ds ^.Ibucio: non ultra vos diOeram, quamvis non audierim lre» quenter s^m cum per totum annum quiquiens sexiensve populo diceret et (mit Kiehling, Rh. M. XVI, 57) ad secretas exercita- tiones non multi irrumperent, quos tamen gratiae suae paeni- tebat. ^.lius erat cum turbae se committebat, alius cum pan- citate contentus erat. So habe ich ben Ort fchon in meiner Difs. thes. 7 corrigiert, nicht im Stanbe zu erbenken, wie Nursian fein cum paucitatem contempserat vernunftig erkldren konne. Wie leicht eum vor cum ausfallen konnte, fpringt in bie Augen, pauci- tate hat ber N ausbrucklich unb bas Wort contentus wirb in ber Corruptel contemptus ganz gewohnlich gefunben, z. B. p. 54, 12 Hs. 241,17 5. 233,24 5. 265,20 5. Es ift hier ber Gegenfatz der secretae ober domesticae exercitationes unb ber declamationes in loro ober coram populo ausgebruckt, wie p. 292, 2. 359, 4. 241, 18 ff. unb fonft.

p. 241, 10. Obgleich bie burch ben B uberlieferten Worte einen ©inn geben, fo glaube ich boch burch eine fehr leichte Aenberung einen bessern zu erzielen unb zugleich Seneca's Worte zu restituiren. Ich fchreibe: Nontanus Votienus adeo numquam ostentationis dedamavit causa, ut ne exercitationis quidem deciamaverit. Dah Seneca fo fchrieb ergibt sich aus bem Folgenben, in welchem bie Worte biefes Rhetors wiebergegeben werben. Er feht erst auseinanber, welchen Nachtheil bas Deklamiren intra parietes ostentationis causa habe unb fuhrt als Beifpiel ben Porcius Latro an, ber, im Deklamiren wahrhaft bewunberungswurbig, boch beim offenilichen Auf- treten ganzlich confus geworben fei. Darauf geht er von 242, 20 zu ben

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 12: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Beitrdge zur Kritik beg Rhetor's ©eneca. 415

©chattenfeiten beg Deklamireng exercitationis causa uber, wofur er ben Lepibug als Beifpiel anfuhrt. Wie ich nachtrdglich fehe, hat N. Faber fchon benfelben Gebanken gehabt. Gronov billigt bieg, er meint aber, es musse entweber causa hinzugesugt ober declamaverit getilgt werben. causa laht ftch aber aug bem Vorhergehenben ergdnzen ; vgl. p. 232, 21 itaque petii et reipublicae causae si fili mei quern idoneum ad tantum sustinendum onus non putabam.

Eine ganz dhnliche 'Aenberung glaube ich p. 93, 97 vornehmen zu ntussen. Diefe Stelle ift zwar von Kiehling (Rh. M. XVI, 53) fchon befprochen, aber wie ich glaube noch nicht vollftdnbig emenbiert worben. Eg heiht hier: quis kuit Narius, si ilium suis inspexeri- mus moribus? inmitis. Oonsularis nihil habet clarius quam ss auctorem. Kiehling dnbert moribus mit ben dlteren Ebitoren in maioribus: naturlich unzweifelhaft richtig, benn bavon ift bie Rebe. vgl. Tac. ann. 112, 16. maioribus ̂ sck. moribus Muretug; ebenfo h. IIII39, 14. Auch bag folgenbe in septem consulatibus erkenne ich an, obgleich ich immer in multis consulatibus im ©inne hatte in Hinblick auf p. 345, 20 verglichen mit p. 105, 14 unb 347, 12. Dazu tame auch noch Curtiug V 13, 2, eine ©telle bie A. Hug a. a. O. p. 15 fo verbeff ert: sed quid turn praedicere Aristander cui multo plurimum credebat ex vatibus, poterat. Der Lern. A hat cumitu, alfo offenbar eine ganz gleiche Verberbnih: mitu f. multo wie mitig f. multis. Obwohl mir bieg alfo zweifelhaft ift, will ich bag in sep- tern nicht verwerfen, aber ben folgenben Worten nihil habet clarius quam se auctorem weih ich keinen Sinn zu entlocken. Wei feinen sieben Confulaten hat er nichtg Veruhmtereg, alg bah er felbft ber Urheber ift ̂ - naturlich feiner Beruhmtheit^ unb nicht feine Ahnen'. ^Dah er felbft ber Urheber feiner Consulate iff, ber Gebanke ware f chief. Ich fchreibe alfo: in septem consulatibus nihil habet cl»» ritatis quam se auctorem b. h. er verbankt feinen Ruhm nur ftch, nicht feinen Vorfahren. Davon fpricht ja Iuliug Basing an biefer ©telle.

p. 360, 5. ?assienus noster cum coepit dicere, secnndnm principium statim luga fit, ad epilogum omnes revertimur, media tantum quibus necesse est audiunt. Ich glaube, eg ift bag in ben Hanbfchriften hdusig zur Bezeichnung ber Enbftlbe -ur angewen- bete Hdkchen vergessen unb zu fchreiben audiuntur ^von bem in ber Mitte Gefagten wurbe nur bag Nothwenbige angehSrt'. Dag einfache audiunt ware hart. Diefeg Hdkchen finbet ftch auch in unfern Cobiceg, z. B. p. 140. 1. 12. 149, 20. 157, 9. 159, 27. 173, 13 unb fonst. Vergessen ift eg p. 125, 14 swo Burftan es moglicher Weife uberfehen hat) 135, 9. Z. 360, 14. merebat id numquam M/^ me» rebatur id H, Gran. Licin. p. 24 "18: ONINKI 8USHW NNNI' YU08 fur 8IIFM9NNN?'; uberflussig ift eg ©en. p. 272, 29 vi- Heret ̂t, videret' ̂ 3. 93,26 mittit' F, 137, 16 honorabit' H.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 13: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

416 Veitra'ge gur Kritit bes Rhetor's Seneca.

An folgenber Stelle hat sich Vursian nicht orbentlich vorgefehen. p. 174, 10 heiht es von einer lemina pudica: kerat iacentis in terram oculos ; adversus oliiciosum salutatorem inbumana potius quam inverecunda sit ; etiam in necessaria resalutandi vice multo rubore conlusa, sic se in verecundiam pigneret n< longe ante inpudicitiam neget ore quam verbo. In ben Excerpten fteht gang bafseloe, nur bah Vursian hier in ben Text fetzt: longe ante pudicitiam suam ore quam verbo neget. Nnmoglich kann ber Epitomator biese bumme Aenberung vorgenommen haben. Auherbem fteht im ? klar unb beutlich bie richtige Lesart suam inpudici- tiam. Wenn wir annehmen, bah ber scriptor Nontepessulani bie- felbe Stellung vorfanb, fo konnte, bevor er bie Worte umstellte, bas in burch ben Ausgang von suam fehr leicht abforbiert werben: suain pudicitiam, ahnlich p. 207,25 multum interest. 216,4. reorum iwirent. 98, 22 nostem inexorabilem. 36, 2 numquam vi (bies gu tilgen) deserendas (Kiehling, Rh. M. XVI, 52). 105,14 quanta enim m opus est (vgl. 347, 13). Ferner p. 184,15 wo im B gu lefen ift: adminiculum in spe inuiium, wo naturlich bloh in nach m gu ftreichen ift: adminiculum spei nullum (vgl. auch Kiehling Veitr. p. 38). So fchreibt enblich A. Hug a. a. O. p. 17 fehr fchon bei Curtius X 18, 31 sollertia, odium immodicarum cupidita- turn, wo bie Ueberlieferung gibt sollertiam modum: ein Irrthum folgte bem anbern "). Um aber auf unfere Stelle guruckgukommen, fo mochte ich bie Stellung besN ^pudicitiam suam ore boch beibe- halten wegen ber anbererseits auch aus ben Excerpten gu emenbieren- ben Worte in ber Controversy Hier (174, 10) fteht im B: alte in- pudicitiam estamore. Dies ift gwar giemlich corrupt, ich benke aber, bah bas in ben Excerpten gu lesenbe suam vor ore sich auch hier aus stam eruieren lasse; neget ift verwifcht, inbem g mit s verwechselt unb nun eset suam (bas n wurbe vom vorhergehenben m verfchluckt) gu estam warb. Also p. 174, 13 ift gu fchreiben longe ante inpu- dicitiam neget suam ore quam verbo, unb p. 357, 15 longe ante inpudicitiam suam ore quam verbo neget. Das neget fetzte ber Epitomator ans Enoe, weil es ihm ftorenb fchien gwifchen. inpu- dicitiam unb suam.

p. 156, 5. Ich wurbe auf biefe Stelle nicht guruckkommen, hatte sich nicht Kiehling (Veitr. p. 39) eine kleine Ungenauigkeit gu Schulben kommen lassen. Dah Vursian's Einfchiebung falfch ift, liegt auf ber Hanb; fein Irrthum entfpringt aus ber falfchen Erklarung bes hanb- fchriftlichen est ingratia. B giebt parient est ingratia.;. actio .;.,

11) ©o trage id) aud) tent 23ebcn?en, mtt Halm £ae. h. 141,9 &u fdjiettmt: alii suppliciter interrogasse , quid raali meruisaet et paucos dies exsolvendo donativo deprecatum. Si* Hcitte eg in htn 5£e£t fe^en foHcn, tutc $eva'us that.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 14: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Beitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca. 417

bies ift aber parientsm. (em tourbe e gefchrieben unb nun fur bas geldufige Compenbium von est gehalten) Ingrati actio est. Dah biefe Wortftellung zu wdhlen ift, bezeugt nicht allein ingratia, wo noch ber Anfangsbuchftabe bes folgenben Wortes actio erhalten ift, fonbern auch Haafe's Collation toenigstens bes A. Uebrigens ift biefe Stelle in folcher Weife fchon emenbiert von Spengel a. a. O. p. 27 unb Reifferfcheib Rh. M. XV p. 483.

p. 363, 12. ?ueri fere aut iuvenes scolas frequentant: hi non tantum dissertissimis viris quos paulo ante retuli, Oestium suum praeferunt, ssei e<iam t/ioss'emi FT'as/e/'T'ewi, nisi lapides timerent. tzuo tamen uno modo possunt, praeferunt. Von irgenb einer einzigen Art unb Weife tann nicht bie Rebe fein, ich dnbere bemnach - unb paldographifch fteht bem nichts im Wege - quo tamen ullo modo possunt, praeferunt. Das unius auf p. 48, 28 fcheint ertrdglich.

suas. p. 53, 17. Video vos, iuvenes mei, plus iusto ad hanc eius virtutem obstupescere ; alia vos mirari in illo volo; hoc quod tantum vobis videtur, non operosa arte tradi potest. Zu ben Lesarten ber codices : tantum K tantum a Hl5 bemerlt Bursian /o/-i. s^ib. tantum thauma (s- ^«,"^«) vobis. Nein! Burstan hdngt sich viel zu dngftlich an bie uberlieferten Buchftaben, bas tantum ift ja ganz uberslussig. Ich fchreibe: hoc quod thauma vobis videtur . . . Das unbekannte thauma wurbe mit Verfehung ber Afpiration unb fdlschlicher Vokalenthese tauhuma gefchrieben unb bies bann zu tantum a gemacht ^). Die uns fast auf jeber Seite begegnenben eingeklammerten Worte zeigen beutlich, wie luckenhaft bie Brusseler Hanbschrift ift. Bei ben nothwenbig werbenben Einfchiebungen u. f. to. macht Burstan verschiebentlich Mihgriffe.

p. 157, 14. Arelli I'usci. Vxplicantur crudelitatis adversus infelicem feminam adparatus et ilia instrumenta virorum quo» que ipsos visus frangentia, ad excutiendam muliebris pectoris conscientiam proponuntur. Dah bie Worte virorum quoque ipsos visus falfch find, bezweifelt ficherlich keiner; es kann auf bem visus

12) (Ss fei mir geftottet, cin recht fdjtagmbes SBetfptcI dafiir anju* fiiljren, zu toelchen 3urtf)umern man gelangen fcmn, wetm man am SBuch* ftabeu flebt. sohol. Aesch. Prom. i:*4 tyeigt es: tepegwrnv] &£Qf*tjv. ix 6k tovtov Triv.xaXUGTTjv (prjat 2)iitt>or{ faflt fttcrzu: 'sic (itamltd) depegamv) M in textu, sed adsoripto a manu rec. q quo significatur &(Qix£Q<omv9 eoque fortasse spectat scholiastae explicatio d-SQpriv'. ©8tte aber ̂ €^- ftSQdimv ciflcirt toevben foflen, banu tttirbe q nicht con fpfitercr Hand ̂in* ^ugeftigt worben fein. ®as &€Q/ui}v nabe auhcrbcm gar feme paffenoe @r* flfinmg, c« ift in tms ben Slbfchretbern unbcfanntc SSort depegriv zu corri- gierett, wctdics DteUdcht fonft auch oon ben £raa,tfern ongenjcnbct wurbc, roemgftens cvHart c« €)c(t)d)iu« al« ©loffc mit fiefiaCa, oepvri, Bvaxadys, und dad pagr fiiv die Soite '>t$ Sdjoliumd.

mil f- WtoX. 91. 8r. xxi. 27

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 15: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

418 Veitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca.

kein Nachbruck liegen, es muhte alfo heihen: virorum quoque visus ober ipsorum virorum visus. Ich fann uberhaupt nicht ergrunben, was mit btefem 'bie Werkzeuge brechen auch ber Manner Blicke' ge- meint fein tonne. Es kann meines Erachtens nur von einem Brechen bes ntdnnlichen Gemuths, ber mdnnlichen constantia bie Rebe fein; unb toann? nun, beim blohen Anblick ber fchauerlichen Marterinftru- mente. Also nicht virorum visus, fonbern bie Manner selbst ober ihre animi toerben gebrochen. Es ift zu fchreiben : et ilia instrumenta virorum quoque amimos ipso visu frangentia proponuntur, toie zum Ueberfluh ber N p. 354, 17 ausbrucklich bietet. vgl. p. 232, 23 I'uscus Arellius dixit in hoc se competisse, ut hostium animi frangerentur cum audissent . . . . suas. p. 26, 28 si quis umquam illinc venturus hostis esset, ut conspectu tro- paeorum animi militum accenderentur, hostium frangeren- tur. p. 24, 23. animus . . . adversis frangitur. ipsos visus hat Z unb ̂ p. 354, 17, was wohl Correctur ift, obgleich toir auch fonft in ben Cobices ein s eingefugt ober angehangt finben, von bem man nicht weih, wo es herkommt; fo p. 132, 19 illos dicentes f. illo dicente. 92, 3 impleris f. impleri. 118, 6 versus f. verus. 16 imperas f. impera. 125, 22. 127, 22. 146, 4 unb fonft oft. Letzteres ingenuas ift dhnlich roie N Tac. h. I, 50, 4. Ill 25, 2 Halm, also ingenuas zu benken, dhnlich Tac. h. 1 64, 20. 84,13. 85,8. 1153,5. 55,9.70,7. 101,4.11167,3. 75,15. 44,5. 13,20. V 16,5 ann. 144, 21 u. f. to.

p. 89, 66. 8i iste is rapuisset et nuptias optasses, inter- posito deinde tempore, antequam nuberes, hanc vitiasset, nega- res ilium debere mori rapta iubente? Diefe Worte hat O. Iahn fo corrigiert. Das Pronomen konnte nicht entbehrt toerben, tote fchon Gronov bemerkte (notae in 8enecas, p. 333). Wenn toir aber zu ber Ueberlieferung bes L si is te bas was imA steht: si is ante rapuisset unb im N (p. 344,21) si te ante rapuisset verglei- chen, fo fehen toir, bah jeber biefer brei Cobices ein Stuck ber rich- tigen Lesart eingebuht hat. Mathematifch verfahrenb kommen wir burch einfache Abbition zu: si iste ante te rapuisset, Worte wie ge- macht zur Verirrung ber Abfchreiber. llebrigens kann bas ante un- moglich fehlen.

p. 62, 4. Burftan fchreibt fo: I^atro duas quaestiones fecit: divisit in ius et aequitatem, an abdicari possit an debeat abdi- cari. ^4n ̂ossi^ abeiica/'i sic quaesiit. Dah berartige Worte zu ergdnzen stnb, folgt ganz klar aus Z. 13, wo ber zweite Theil ber divisio folgt. Hier hanbelt es stch um bie aequitas, wdhrenb Z. 6 um bas ius. Aber bie Worte 'an abdicari possit an debeat ab» dicari' stnb langtoeilig. Seneca fchrieb: divisit in ius et aequi- tatem , an abdicari possit an debeat. ^4n P0ss«'< abdicari sic quaesiit. Schon Gronov (notae in 8. p. 325) erkannte, bah vor

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 16: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

NeitrHge zur Kritif bes Rhetor's Seneca. 419

810 qtiaskliit eine lacuna anzunehmen fei, feine Ergctnzung aber ift ebenfo menig treffenb als Nursian's.

Ganz shnlich verhalt es ftch mit einer anbern ©telle, mo aber durch bie falfche Stellung zugleich ber ©inn verbreht mirb. ̂p. 276, 13 heiht es : Vrras et vehementer erras : filios quos perdidisti non quaeris, Hnem K«me/-is non perdidisti. Burftan scheint biefe Stel« lung zu mahlen, urn ben Ausfall ber Worte quem quaeris zu er- flsren, ber Zufammenhang erforbert aber: filios quos perdidisti non quaeris, K^as/'is Kitem non perdidisti. Dies mirb nicht allein burch bie Exc. p. 440, 10 beftatigt (non quaeris filios quos perdidisti; quem non perdidisti quaeris), fonbern auch burch p. 280, 24, mo ebenfalls zu fchreiben ift: quos perdidisti non quaeris, quaeris quem non perdidisti. Es ift zu bebauern, bah biefe Worte im A feblen, boch ergibt ftch bas Richtige auch aus bem B. Dieser hat queq ; iuru perdidisti, bas ift unmittelbar que quem no perdidisti. quaeris aber marb zu que mie p. 294, 16 quaere zu q ; b. i. qus.

p. 247, 4. Da bie ©telle zu viel Raum einnehmen murbe, gebe ich furz ihren ©inn. Latro mackt folgenbe Frage : ob nicht jeber, mel- cher ftch nicht banfbar bemies, obmobl er es fonnte, ber Unbankbarfeit angeflagt merben folle. Vieles, fagt er, fann binbernb bazmifchen treten, megen beffen ich nicht Zratiam referre debeam, menn ich es auch fann. Wenn demnach nicht unbedingt jeber angeflagt merben barf, ber ftch banfbar zu bemeifen unterlieh, ob benn bieser angeflagt merben folle? (offenbar meint er 'nein'). Dies theilt er mieber in brei Theile : - fann er megen deff en angeklagt merben, mas er in Ueberein- ftimmung mit bem Gefetze that? hat er es benn uberhaupt thun mussen? fann es ihm enblich nicht (namlich 'falls ihr in meine Ant- wort ,,nein" nicht mit einstimmt') verziehen merben, menn er ftch uber- eilte unb fein Naturell nicht beherrfchte? Dies ift ber einzig mogliche ©inn, ber burch Burftan's Conjectur Z. 9 non fur id getrilbt mird. non ift einfach zu streichen, unb ID entftanb vielleicht zmifchen A^ I'OZgl'r.

Ganz berfelbe Fehler fteckt p. 247, 31 fs. Brutus Bruttedius illas praeterea quaestiones fecit: an si sua causa fecit hoc Callias, ut redimeret Cimonem, non sit beneficium. Das heiht: 'ob es nicht eine Wohlthat fei (fur men?), menn Callias es aus eigenem Interesse gethan, ben Cimon loszufaufen'. Wenn bies nicht etwa Ironie fein foll, ift es ftnnlos; ber Rhetor fann nur fagen: 'fur ben Cimon mar es feine Wohlthat, menn Callias ihn aus Eigennutz losfaufte'. Das non auf p. 248, 1 ift zubem nur Conjectur Nursian's, der Eobex hat bafur nur ein alleinftehenbes a. Es ift zu jchreiben: an, si sua causa fecit hoc Callias ut redimeret^ Cimoni sit beneficium. Es ift jebenfalls probabler, ein uberflussiges a zu tilgen, als Cimonia in Cimonem non zu anbern.

p. 361, 16. Burftan's eigene Emenbation lautet: orationvs

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 17: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

420 Beitrdge zur Kritil bes Rhetor's Seneca.

8allustii in honorem historiarum leguntur; eloquentissimi viri Platonis oratio quoque pro 8oerate seripta nee patrono nee reo digna est. Abgefehen bavon, bah man nothwenbig an ber Stellung bes quoque Anftoh nimmt, fucht man es auch vergebens in ben Hanbschriften, wo Hf queque, b. i. quaeque, I' quae hat. Wer wurbe quoque uberhaupt vermissen, wenn es fehlte? Ich fchreibe: eloquentissimi viri Platonis oratio quae pro 8ocrate es5 scripta nee patrono nee reo digna est. Das est (e) konnte an biefer Stelle leicht ubersehen werben, im N haben wir eine Dittographie.

p. 107, 7. Eusci patris. Ohe, filio pugnante iam lassns sum. L hat o me, was Bursian ziemlich kuhn in ohe dnbert. Es ift aber unmittelbar in Ans'chluh an p. 347, 19 o me filio pugnante

t8VN iam las sum zu fchreiben. Im Archetypus war I^^.88V8, unb auf biese Weise kam bas lassus sum in ben Text, wdhrenb nur bas lassus in lassum corrigiert werben sollte.

Eine wiltturliche Aenberung bes klugen librarius liegt wohl p. 109, 3 zu Grunbe, wo burchaus eine Temporalbestimmung erforbert wirb: numquam pugnavi nisi coactus. Der Abschreiber dnberte bas hanbschriftliche debet minum quam in debet minus quam, inbem er feiner Klugheit traut, bie wohl minus, aber nicht minum kannte, es kann auch bas s fdlschlich hinzugekommen sein, wofur ich oben Belege gab, also gleich nusquam. Uebrigens werben beibe Worte nicht selten verwechselt, p. 52, 5 nusquam ̂? nunquam /3 numquam H. 360, 19 bas richtige nusquam H nuquam ^3 nunquam ?.

p. 89, 1. toto die pereat, qui tota nocte peccavit. Bursian bemerkt, bie Worte bes V. totus hodie seien vielleicht in toto hoe die zu dnbern. Wie bies demonstrativum aber bem tota nocte gegeniiber unertrdglich ift, so kann biese Lesart nicht wohl aus ber Ueberlieserung hergeholt werben. Mit Weglassung ber tausenbmal fdlschlich hinzugefugten Aspiration haben wir tot' odie, wovon wir nach Tilgung bes Hdkchens bas ursprimgliche TOTO DIN ubrig be- halten. Ich' sehe, bah Vahlen Rh. M. XIII, 561 Bursian's Vermu- thung ebenfalls zuruckweist, bie hanbfchristliche Lesart aber' fo erkldrt,

o bah ber Abf chreiber bas o bes Correctors in ben Text nahm : T0TV8 DIN.

p. 56, 7. 8chema negabat decoris causa inventum, sed subsidii, ut quod palam aures oOsnsurum esset, si palam di» eeretur; id oblique et turtim sarreperet. Das zum Gegenfah von turtim beigefchriebene palam ift auszustreichen. Vgl. Gronov notae in 8. p. 323.

'p. 48, 9. lacitis autem, iuvenes mei, rem necessariam et utilem , quod non content! exemplis saeculi vestri, pr lores quoque vultis cognoscere. Ich glaube, Nursian thut Unrecht, an

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 18: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Neitrdge zur Kritil bes Rhetor's Seneca. 421

priorss feftguhalten, benn nichts ift gewohnlicher, als bah bie librarii bie Enbung is bes ace. plur. in es dnbern, auch wenn es wirklich nicht bie Enbung biefes Casus ift, wie 113, 17 exercentes f. exer- oentis. 51, 16 agrestes ̂ ?H f. agrestis. Tac. b. Ill 67,7 legiones Hl f. legionis. ©rammatifch geht priores nicht, barum mochte ich, zumal ber 8orbonnensis es bat, prior is fchreiben. ©ronov (not. p. 319) vertbeibigt priores als von einer res intellecta, ben decla- matores gesagt. Moglick !

p. 52, 26. Nemoria et natura quidem lelix, plurimum tamen arte adiuta. Was sick Vursian unter biesen Morten gebacht, ift mir vollig bunkel, vollig klar aber, bah Iabn's Emenbation ohne Weiteres in ben Text aufzunehmen war: memoria erat natura quidem lelix, pl. t. a. a. Die Worte finb ja gang, auch bem Sinne nach, conftruirt wie p. 52, 7 corpus illi erat et natura solidum et multa exercihatione duratum. vgl. 53, 8 in illo non tarn na» turalis memoriae lelicitas erat, sed ars summa et ad conpre- bendenda quae tenere debebat et ad custodienda.

p. 435, 23. litus I^ivius de oratoribus qui verba antiqua ei sordida consectantur et obscuritatem oratoris severitatem pu- tant: tamen in bis etiamsi minus est insaniae, minus spei est. 6pei? fragt man fich verwunbert unb weih keine Erkldrung. Nun hat aber p. 259, 13 ausbrucklich bas hier einzig richtige speciei. Es ift nicht abgufehen, weshalb Bursian bies spei ungednbert lieh, ffir richtig tann er es nickt gehalten haben. Es ift bloh bie virgula fiber spei ver-

gessen : spei. So hat gum Beispiel ein fchlechter Cobex bes Tacitus (bist. I, 30) bei Waltber unb fo fchreibt bies Wort burchgdngig ein Stralfunber Cobex bes Priscianus aus bem Anfang bes gwolften Iahrhunberts (Manufcripte ber Bibliothek ber Nicolai-Kirche Nr. 31 auf der Rath- Haus-Bibliothek), aus b?m ich mir ehemals einige Bucher collationierte. Alfo: tamen in bis etiamsi minus est insaniae, minus speciei est. Im Curtius IIII 55, 25 ift mit A. Hug, a. a. O. p. 16 gu fchreiben: ite alacres et spiritus pleni. spiritus wurbe in ben

Hanbfchriften gefchrieben sps, bie Ueberlieferung bes Vern. ̂ ift aber sps. Hieraus macht bie Vulgata spo (von Zumpt aufgenommen unb als Genetiv erkldrt) bie Florentiner v^ft lefen ebenfo, nur bah sie bie virgula baruber fetzen (spe) unb nun plecie pleni geben. An eine willkurliche Verwdsserung feitens bes Epitomator's ift in ber Se- neca-Stelle unmoglich gu benken.

p. 124, 28 hat fich Vursian potest in posset unb possit in potest gu dnbern erlaubt, wofur einem bie Anhaltspunkte fehlen unb wogegen mit Recht Protest erhoben ift von Konitzer in ber ©ratula- tionsfchrift ber soc. lat. an Haafe, Vreslau 1863, p. 43 unb in fewer Dissertation p. 5 ff. Gang dhnlich verfdhrt unfer Ebitor p. 321,23: an in expositis laedi possit respublica. non potest, inquid ; res-

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 19: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

422 Beitrdge gur Kritik bes Rhetor's Seneca.

publica laedi potest (possit I) in aliqua sui parte; have nulla reipublicae pars est; non in censu illos invenies, non in testamentis. 3ch gweifle keinen Augenblick, bah nur ein an ausge- f alien ift: an ... laedi possit respublica. non potest inquid ; an respublica laedi possit in a. s. parte; haec nulla reipubli- cae p. est.

Hier ift Bursian gu kuhn, ein anber Mat wieber gu enghergig in ber Kritik. p. 270, 7 bait er fich an bie Ueberlieferung unb bringt in bem ut quis qui eine wenig fchone Ausbrucksweise gu Platz. 3<b fchreibe solgenbermahen: si efncio, ut quis quis (vgl. p. 269, 27. 270, 9 u. f. w.) cecidit patrem, possit absolvi, pro hoc animo- sius agam, ut dignus sit supplicio nisi praemio fuerit. 8i quis- quis patrem pulsavit, non (bier gebo'rt bie Negation wobl bin, pulsavit unb non wurben umgestellt) puniri debet, a>t Hio eisbeat. (Diefe Einschiebung mit Konitzer Diss. p. 31).

Fur folche Auslaffungen, baburch herbeigefuhrt, bah bas Auge bes Abfchreibers von einem Worte gum anbern hinubereilte, wobei fehr bdufig gwei Worte in eins gufammengefchrieben werben, ift ein ferneres Beifpiel Gell. II 14, 2. Hertz fchreibt: Kecte quidem ille sti- tisses scripsit: sed falsa e5 aurax eme^eiaiio .... emendatores ^s' scripto et per libros ^stetisses' fecerunt, tamquam stitisses vanum et nihili verbum esset. 36) mochte fo vorgieben: sed falsa et auda ci emendaiwne sMores ^e' scripto et per libros ^ste- tisses' fecerunt. emendatione unb editores wurben in emenda- tores gufammengefchrieben.

p. 306, 28 fcheint Bursian in ber Lesart bes A ein Gloffem angunebmen wie p. 296, 16. Er chut aber jebenfalls Unrecht baran, es ift gu fchreiben: Arelli Fusci patris, benn bies meift p. gesckrie- bene patris konnte wabchaftig leicbter im V verloren gchen, als im A gugefetzt werben, unb beim Fuscus Arellius ift ber Zufah pater gewbbnlich, wie beim Umbldttern jebe Seite geigt; vgl. p. 228, 24. 243, 25. 328, 6. 336, 24 u. f. w.

p. 168, 11. Aemo, puto, vitia qui odit imitatur. tzuis imperator ob hoc ipse de proelio fugit, ut bene pugnaret exercitus? So Bursian mit ben Hanbfchriften, es foil inbeh in kraffer Weise angegeben werben, bah Niemanb Febler nachabmt, weil er fie baht, wie nicht allein bie folgenben Worte, fonbern auch bie Excerpte p. 356, 13 beweifen. Letztere sinb aber von Kiehling (Beitr. p. 40) unglucklich benutzt, wenn er fchreibt: nemo puto vitia qui odit Lnia oM imitatur, es ift gu fckreiben: nemo puto vitia quia odit imitatur. ^vgl. p. 163,15. u. 176, 10, wo qui fur quia.1 a fiel aus vor o, gwei Buchftaben, bie fonst auch verwechfelt wurben. ^Tac. ann. I 13 rogori fur rogari. I 68 roro f. raro^ Uebrigens wirb bies quia komifcher Weife gemihbilligt von Hofig, de ?apiri Fabiani vita scriptisque, p. 55.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 20: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Neitrdge zur Kritik beg Rhetor'g Seneca. 42s

a unb o sinb vermechfelt Suet. Aug. 40. p. 56, 37 Roth, no- gotium aedilihus dedit, ne quern posthac paterentur in foro circave nisi positis lacernis togatum consistere. Zu fchreiben ift aber in foro circove, benn biese Verbinbung von forum unb circus ift eine fehr gemohnliche, mofur Klotz in feinem Wb. unter circus Neispiele gibt. Roth schrieb circave, obgleich circove gefchicht mar vom Parisin, 6116. Ned. 2. Erid. Basil, alii, auch I. Lybus p. 287, 14 l Roth. praef. p.XXXVIIIl), nachtrdglich hat Roth (praef. p. XXVIIE) circove alg richtig allerkannt.

p. 49, 21 sententias a disertissimis viris factas facile in tanta hominum desidia pro suis dicunt et sacerrimam eloquen- tiam quam praestare non possunt, violare non desinunt. Hier ift zundchft factas in iactas (vgl. Meb. tac. ann. XI 9, 10) unb hominum in omnium zu dnbern ̂); keine Wortie sinb hdufiger vermechselt morben als bie Cafug von homo, omnis unb omen : man fehe p. 54, 16 H. 87, 10 H. 102, 18 H. 102, 20 S. 142, 12. (f. Kiehl. Neitr. p. 44) 198, 11. 246, 12 F. Tac. h. V, 13, 13 Hl. dial. 21, 9. p. h. II, 78, 11. 80, 9 omnia Zl. omnina ̂ .oieialius si ^e/lam^s. 74, 3. IEI 24, 14. ann. HE 64, 3. V 4, 10. VI 43, 11. XV 8, 1. Eg ift an biefer Stelle mirklich von einer desidia omnium bie Rebe "). Sobann ift eg mir unzmeifelhaft , bah violare nicht richtig ift. Die Cobiceg geben vorher si acerrimam Hs^3 sic acer- rimam ̂ ll mam. H Letztereg Wort kann Conjectur beg Abschreibers fein, vielleicht ift eg aber auch Correctur auf Grunblage einer alten Hanbfchrift. Nehmen mir bieg an, fo machen mir aug si - cacerri- mam ein si - sacerrimam (vgl. p. 87, 25 sic f. sis) unb behalten nun ein in allen Cobices alleinftehenbeg si iibrig. Ich meine, bieg si gehort in bie folgenbe Zeile unb kam fdlfchlich in bie vorhergehenbe, meil eg vom Schreiber beg bie Quelle fur ben B bilbenben Cobex, vielleicht beg Archetypug felber vergessen unb nackher ubergeschrieben murbe :

DIOVNI' N^r 8A0NRRMAN 31

I>O88VN1 VIOI.ANNNON So mirb einleuchtenb, dah bag unpassenbe violare in siviolare b. i. simolare ober simulare zu emenbieren ift. Also: sententias a disertissimis viris iactas facile in tanta omnium desidia pro suis dicunt et sacerrimam eloquentiam quam praestare non possunt simulare non desinunt. ̂Sie lassen nicht ab bie Berebtfamkeit zu

13) Beides emendiert von H. Usener. 14) @omochte id) p. 51, 15finbent, obmoljl omnes galtbar erfdjetnt:

cum vero se silvis montibusque tradiderat, in silvis ac montihus na- tO8 homines i 11 e solus agrestis lab or is patientia et venandi sollertia piroyooabat. Juefe ̂enberung ift mir aber ntcht ganj flcher.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 21: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

424 Beitrdge zur Kritit bes Rhetor's Seneca.

erheucheln, bie fie felbft nicht prdstieren kbnnen'. Durch bie Ausfprache herbeigefithrte Verdnberung von V in 0 sinbet sich nicht felten, z. B. p, 133, 9 murmoraverit H. f. murmuraverit. 142, 4 nundum f. nondum (fo fast immer), 151, 13 nustis f. nostis. 160, 29 H. M. H?^. 168, 19 H. 170, 25. 231, 17. 232, 19 ^4. m. F7. 267, 29 H. 260, 6. Tac. h. II 59, 19. ann. Ill 61, 3. IIII 62, 4. unb fonft. Dah Worte aus ber folgenben Zeile in bie vorhergehenbe gerathen, bafur sinb Beifpiele p. 196, 19 wo im L steht: malo more ten' recisum. Albuci . . ., bies ̂ tenus recisum' steht aber erst in ber folgenben Zeile: ebenfo p. 61, 1 (Kiehl. Beitr. p. 37). 119, 26 (berfelbe p. 39), vgl. Bursian zu p. 257, 8.

Fur letzteres ift ein Analogon Tac. hist. I, 43 Insignem ilia die virum 8empronium Densum aetas nostra vidit. centui'io is praetoriae cohortis a 6a!ba custodiae Pisoni additus . . . Die Corruptel bes Meb. custodiaet a Pisonis hat ben Gelehrten viel zu fchaffen gemacht, Acibalius fckrieb: ad custodiam Pisoni, Dober- lein: custodiae turn Pisonis, Weissenborn: custodiae causa Pisoni. Lipsius bagegen unb bie folgenben wie Walther, Bach, Better, Haafe, Herdus lefen einfach custodiae Pisonis additus, nach meiner Ein- sicht vollig unb einzig richtig. Wie Halm zu feiner Aenberung cu- stodiae Pisoni additus kommt, ift mir unklar, ba es boch ganz eiU- fprechenb heiht ann. II 68, 8 : mox liemmius evocatus , priori custodiae regis adpositus, quasi per iram gladio eum transigit. Noch wunberbarer Ritter: centurio is praetoriae cohor- tis ac 6albae custodiae ̂et a Pisonis^ additus . . . Wie biefe corrumpierten Worte in ben Text tamen, ift nicht zu erkennen. Fragen wir aber nach ber Entstehung ber Ueberlieferung im Meb., fo ift bie Beantwortung fehr leicht: es tarn bem Abfchreiber aus ber vorherge- henben Zeite bas Wort aetas in bie Feber unb verurfachte jenes custodi a e t a.

Ein Beifpiel ber kurz vorher erwdhnten Verwechfelung ber Cafus von homo unb omnis liefert vielleicht auch Gell. XVI 19, 3 ^vetus', inquit, ̂et nobilis Arion cantator Ldibus tuit. Is loco et oppido Neth^mnaeus, terra atque insula omni I^esbius kuit'. 3<b weih bas omni nicht vernimstig zu erkldren unb bin geneigt, ba I^esbiu» gewohnlich Abjectivum ift, es in homo zu dnbern. Nach Wegfall ber Afpirata haben wir omo, omni wurbe aber gefchrieben oni.

p. 159, 5. tzuid est quare uxorem dimiseris? numquit premit censum onerosa sumptibus et ut seculi mos est, at de» terius luxu ^uente, muliebris ambitio certamine mutuo in» que publica damna privatis insanit? Wie ber in inque offenbar fteckenbe Fehler zu heilen fei, roar mir lange zweifelhaft- 3<b bachte nach p. 123, 20 ein inusque zu restituieren, bas ift jeboch fehr un- stcher, weil mir bei Seneca tein zweites Neifpiel begegnet ift. Daher schreibe ich mit p. 353, 2 usque in publica damna . . insanit,

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 22: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Beitrdge zur Kritit beg Rhetor'g Seneca. 425

was Hosig de ?ap. Fab.' p. 54 im Anschluh an bie dlteren Ebi« toren ohne Weitereg aufgenommen hat. Die Umftellung erfolgte Diel- leicht, inbem ber Abfchreiber ein Wortchen fuchte, an welcheg er usqus b. i. 'que anlehnte; ich meine fo : in'que, wonach bag Hdkchen auggelaffen wurbe unb inque entftanb; Dielleicht wurbe auch bas Hdkchen hinter mutuo Dergessen unb bag alleinstehenbe que an bag folgenbe Wort geknupft. Dag ift ungewih. Uebrigeng sinb Wortum« ftellungen nicht felten: p. 8, 29 steht que ad S f. adque unb p. 138, 12 werben bie Worte ad conpescendam prdchtiger Weife ge- fchrieben pescen ad <sdam b. i. pescen ad condam. Mehr bei Fr. Ritter a. a. O. p. XXX.

p. 63, 11. Oestius audacius ; non suit contentus dicere : putavi velle te; adiecit : voluisti et hodieque vis. So Bursian, ber B hat odie quis. Ich mochte fchreiben voluisti et hodie quo- que vis. Die dhnlichbn Sckriftzuge haben auch fonft bie Verwechfe- lung beiber Worte herbeigefuhrt. quoque wirb gefchrieben quoque

o 0 0 0

quoq; qque qq; qq q; Eg blieb bag blohe q ubrig nack Wegfall ber bazugehorigen Adbitamente. p. 197, 24 wirb quoque gefchrieben qs. Dgl. Tac. ann. IIII74, 18 Hlm. donee id quoque vetitum , too ber Meb. hat: idque. hist. Ill 48, 14 Hlm. urbem quoque Hl: urbemque. Agr. 17, 10 locorumque H: locorum quoque. dial. 22, 6 locos quo- que, aber locosque F. ann. I 43, 12 vos quoque Hl vosque M^H). XI 8, 12 sui quoque Zt suique Wurm. (^erm. 7, 15 cibosque p oibos quoque Rubolphi. I'orcell. 'plerumque miscentur in codd. /weiisgns et ^oeiis g«og«e'. Die Verwechfelung Don quoque unb que erscheint hiernach alg anerkannt unb moglich. Da auherdem bie Don Roth zu Tac. Agr. p. 251 fs. angefuhrten Beifpiele in ben neuften Auggaben fast alle ein anberes Ausfehn erhalten haben, bah alfo nicht beweifen konnen, was sie beweifen follen, ba ferner fur et ho- dieque fich nur ganz auherorbentlich wenige Belege finben lassen, fo fcheint eg mir gerathener, bei ber Emenbation bag Gewohnlichere zu wdhlen.

p. 320, 7 dnbert Bursian tune in hunc (wiberlegt Don Koniher Diss. p. 9), ebenfo p. 164, 14 tune in turn, mid) bunkt ohne Grunb.

Bursian hat p. 259, 22 circuitus eingefchoben, man weih aber nicht, woher biefeg kommt. Z. 25 unb 436, 8 (p. 436, 6 ift auch zu emenbiren: ut expleretur numerus) geben aber bag hier einzu- fchiebenbe numerus, eg ift ja Don ber Zahl 4 bie Rebe, benn et in tricolis et in omnibus huius generis sententiis curamus ut numerus constet, non curamus an sensus. Wenn bieg an auch im B steht, fo fcheint es mir boch gerathen, eg in u^zu Derwanbeln, Dgl. p. 436, 9.

p. 421, 1. Der Cobex 1 hat bag auch in ber ControDerfe er- fcheinenbe perductus sf. p. 235, 23), wag ich urn fo weniger zu resti-

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 23: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

426 Beitrdge zur Kritik bed Rhetor'd Seneca.

tuieren zaubere, weil hier auch richtig in bane perturbation«n be- wahrt ift, wad ber scriptor Nontepessulani Derbreht hat. Nlfo: In bane perturbation em perductus sum, ut ignorarem quid tv- cissem. Der cod. I' ift zwar bem saec. XIIII zuzufchreiben (Nursian praek. p. XVIIII), er ift inbeh aud einem alten guten liber abge- fchrieben unb mit Benutzung anberer Cobiced Derbessert, Darum ift fein Werth nicht zu gering anzufchlagen. Er hat z. V. bad Richtige bewahrt p. 115, 12. 364,1. 366,11. 371,22. 372,23. 375,22. 376, 15. 29. 378,4. 7. 384, 14 unb an ungefdhr 20 anberen Stellen. Man kann bei ber fpdrlichen Ansuhrung ber Ledarten uber feinen Werth nicht urtheilen, bie gute Quelle erkennt man aber felbft an biefen wenigen Beispielen.

p. 73, 17. sed bie non repugnare controversially buio su> spicioni: non enim ponitut adbuc virginem et multa sunt propter quae credibile sit non esse. Filr ponit ut hat V po» nitur, also Obiged ift nur Conjectur. Aud welchem Grunbe wollen wir benn aber bie Don dicebat ̂ pollodorus abhdngige Rebe unter- brechen? 3ch fchreibe - unb auf biefe Weife kommen beibe 3nfini- tiDe zu einem Subject - : non earn poni ut adbuc virginem, et m. s. p. q. c. s. n. e.

p. 103, 21. coeperat boc tractare, non debere ali tyranni patrem; omnibus laventibus ilium lame necandum; et cum diu pressisset ilium tyranni patrem esse adiecit:- aude postulars velle ut tibi prosit quod tyrannicidae pater es. Die Theorie bed pleonaftifchen Gebrauchd Don velle, welched ohne MobificaUon bed Gebankend beigefugt werden soll, ift betannt. Ed wurbe bied zuerft Don 3. Broukhusiud zu Tib. I 5, 50 ed. 1708. p. 108 audgefpro- chen ̂eleganter verbum velle abundat apud optimos scriptores' unb mit Beispielen belegt , bann Don Heyne zu Tib. I 2, 92 p. 22 ed. 3 unb Don Doring zu Catull. 93 wieberholt. Viele ber ange- zogenen Stellen beweifen aber bie Sache, urn bie ed sich hanbelt, gar nicht, ed behdlt bort dad Verbum velle feine Bebeutung, anberen ift burch Emendation Heilung zu bringen. So eine Stelle ift z. B. Catull. 93:

nil nimium studeo, Caesar, tibi velle placere nee scire utrum sis albus an ater bomo.

Mit leichter Aenberung ftellt aber H. Ufener her: nil nimium studeo Caesar tibi belle placere nee scire utrum sis albus an ater bomo.

Mr bie Vebeutung Don bellus Dergl. Cat. 22, 8. 78, 3. 4. 81, 2 unb Pompejanische Wanbinschrift, Don Bucheler Rhein. Muf. XII p. 260 befprochen :

Nemo est bellus nisi qui amavit mulierem adules(c6utulus), fur bie Trennung ber VoeatiDe refp. bie Nachstellung bed AbjectiDd Cat. 30, 1. 3. Omb. epp. ex ?onto INI zu, Anfang u. A. So ift

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 24: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

Neitrdge zur Krltil bes Rhetor's Seneca. 427

auch an unferer Seneca-Stelle bas velle unertrdglich; ich fchreibe fur bas hanbschr. vellet - unb bie Aenberung ift nicht ubermdhig tuhn - ut illut: aude postulare ut illut tibi prosit quod tyrannicidas pater es. Der Rhetor fagt: als Vater bes Tyrannen musse er bem Hungertobe preisgegeben merben, aber er folle fich barauf berufen, bas er ber Vater bes Tyrannenmorbers fei, vielleicht niche ihm bas. Diefer Gebanke mirb bann vom Blandus ins Ldcherliche gezogen.

p. 376, 26. declamavit Asinius Pollio intra quartum diem quam filium amiserat : praeconium illud ingentis animi luit malis suis insultantis. At contra tz. llaterium scio tarn imbecillo animo mortis (mortes M m. H) sex lilioru m tulisse, nt non tantum recenti dolori cederet, sed veteris quoque et oblit- terati memoriam sustinere non posset. Haterius murbe vom Schmerz uber ben Tob von fechs Sohnen gebeugt, mdhrenb Asinius Pollio beim Verlufte eines feine Fassung behdlt. Dah bies eine unglaubliche Zufammenftellung fei, bemerkt mit Recht Kiehling (Beitr. p. 47), ich habe menigftens iMmer an ben sex filii Anftoh genommen, fo oft ich bie Stelle uberlas. Kiehling fucht Heilung zu bringen unb emenbiert: mortem Sexti filii ; es ift bies moglich, obmohl man nicht steht, mie bie Enbung orum entstanb. Ohne Anfpruch auf Richtigkeit zu erheben, mill ich einen mir jungft gekommenen Einfall, ber, menn er auch gewaltfam erfcheint, boch nicht ohne Wahrfcheinlichteit ift, proponieren: (H. Haterium scio tarn inbecillo animo mortem sui lili tzuinti tulisse ut . . . Ich benke mir, bah im Archetypus mar : N0RINSVI V'lI.IY. Dies murde gelefen N0RINS VI I'll.ly. »gl. Tac. n. II 76, 26 unb viele dhnliche Beifpiele bei Fr. Ritter a. a. O. p. XXVIIII^, unb indem bas tz fur bas gemohnliche Com- penbium ber Enbung -orum angefehen wurbc, mortes sex filiorum gefchrieben. Eine Moglichkeit ware aud), bah bas in ber vorhergehen- ben Zeile ftehenbe tz. Anlah zu dieser Snbung -orum gab, bann mare orum einfach zu ftrsichen, aber Sexti lili zu fchreiben. Uebri- gens verfchwanb in ben Hanbfchriften ahnlich ein Name p. 43, 30, mo Oestium ptorem sb. i. praetorem) F. Seneca fchrieb aber, mie Bursian erkannte, apud Oestium Pium rnetorem, indem P. rneto- rem zu prnetorem zufammengelesen ptorem geschrieben murbe.

p. 361, 26. Auf Seneca's Frage, wie es komme, bah ihn feine fo ausgezeichnete Berebtfamkeit beim Declamieren im Stiche lasse, fagt Severus Cassius: ^magna ingenia raro plus quam in uno emi» nuerunt opere' unb fuhrt hierfur viele Beispiele an. Z. 26 fdhrt er fort: ut ad meum te morbum vocem, P^lades in comoedia, LatnMus in tragoedia multum a se aberrant: Numenio cum velocitas pedum non concedatur tantum, sed obiciatur, lentiores manus sunt; quidam cum boplomacnis, quidam cum 1brecibu8 optims pugnant et quidam sic in s cen a conponi cupiunt qno»

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 25: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

428 Neitrdge zur Kritik bes Rhetor's Seneca.

modo aliti sunt. In ipsa oratione quamvis una matbria sit, tamen ille, qui optime argumentatur , neglegentius narrat; bah bie Worte et quidam sic u. f. m. heillos verborben sinb, hat Gronov (not. i. 8. p. 411) hinreichenb bargethan; mie er aber bie fruheren Verfuche ummirft, fo verzmeifelt er baran, felbst eine sichere Emenbation aufzustellen. Selbft aliti est in aliti sunt zu vermanbeln, ift mihlich, ba bie Correctur im 8orbonnensis auch nur ben Werth einer Cenjectur besitzt. Die hanbfchr. Ueberlieferung sic cum scaeua Hs sic cum scena ^ verbessert Bursian in sic in scena, er hdtte we- nigftens scaena fchreiben musfen; menn mir aber bebenken, bah sie nicht mirklich auf ber Nuhne zufammengestellt merben, fo ergibt siH unmittelbar sicut in scaena aus siccu m scaeva. S. p. 136, 5 audit cii multas f. audiit ut multas (bas m in cum entftanb vor multas), vgl. Meb. Ta<5. n. IIII 22, 5. In aliti est habe ich immer etmas gefucht , mie atkletae ober milites , bin inbeh zu ber Ueber- zeugung gekommen, bah irgenb ein ungemohnliches Wort ausgefallen ift. Unb zmar glaube ich, bah in biefen Worten, bie offenbar einen Gegenfatz zu ben tuchtigen Glabiatorenkdmpfern enthalten, an bie auf ber Buhne vorkommenben Tdnzer zu benken ift. Ich ergdnze ungefdhr fo: et quidam sicut in scaena conponi cupiunt quomodo 0Mas» eiioi. ^em a liter est in ipsa oratione: quamvis una . . . 'cinaedici n' (f. Plaut. 3ticn. 769, Varro bei Ron. p. 176, 19 mofur auch cinaedi gefchrieben merben kann) konnte ausfallen vor aliti e, melches diti e gelefen murbe. Die Endungen ti unb ter murben aber vermechfelt, mie p. 171, 8. Manche sinb ausgezeichnet im Kampf mit ben Glabiatoren, manche mieberum munfchen mie bie Tdnzer auf ber Buhne in Paaren (gleichfam zum Kampse) zufammen geftellt zu merben'. 'Ebenso', fdhrt nun Severus Cassius nach biefen Neifpielen fort, ̂ist es beim Reben, jeber ift nicht nach alien Seiten vollkommen'. Vielleicht hilft meine Aenberung einem anbern auf bie richtige Fahrte.

Gell. VI 9, 3 fchreibt Hertz: Item I^aberius in 6allis

de integro patrimonio Neo -j- centum milia nummum memordi.

Ebenfo bei Non. p. 140, 24. Die crux hat ihre Berechtigung, ba memordi an biefer Stelle nicht richtig few kann. Ueberhaupt mogen mir ein plus einfugen ober Etmas nach memordi ausgefallen benken, immer bleibt jenes Wort unfugfam. Mit Senaren geht es nicht, mit Oktonaren aber gluckt es :

iam de integro patrimonio meo centum milia nummnm memordi .... XVI 19, 9. sed eo Oorintnios nomine accepto navique in

aitum provecta praedae pecuniaeque cupidos cepisse consiiium

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 26: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

NeitrHge zur Kritit bes Rhetor's Seneca. 429

de necando Arione. Ich benle, bah uberfiussige unb zugleich storenbe eo ist zu streichen als entstanben vor Oorinthios: eo corinthios").

Ill 1, 13. Xam si avaritia sola summa omnes hominiy partesque affectionesque occupet et si ad incuriam usque cor- poris grassetur ut per illam unam neque virtutis neque viriuin neque corporis neque animi cura adsit, turn denique id vere dici potest effeminando esse et animo et corpori qui neque sese neque aliud curent nisi pecuniam. Der Schluhsatz bietet barin Auffdlliges, bah man lateinifch wohl nicht gut fagt: ego sum effemi- nando corpori 'ich verweichliche meinen Korper' ; benn Gronov's An- sicht, bei biefer Schreibung intellegendum esse 'animo et corpori e i u s qui . . . curet' (ben Sing, hat er auch im Text) halte ich fur nicht richtig. Der Sprecher fommt nach ber langen Auseinanberfehung, welche Uebel bie avaritia nach sich ziehe (incuria virtutis, virium u. f. w.) zu bem Sah, urn welchen bie ganze Discussion stch breht, inwiefern Sallustius fagen fonne 'avaritia . . . corpus animumque virilem effeminat'. Inbem bies ber Sprecher in ben vorhergehenben Worten beweist, fommt er schliehlich zur Beantwortung bes fraglichen Punftes mit ben beftimmten Worten 'turn dsnique id vere dici po- test effeminando esse et animo et corpori s6 qui neque sese neque aliud curent nisi pecuniam'. Durch biese leickte Aenberung wirb eine fchwierige Erfldrung vermieben. Fovorinus erfennt jene Argumentation an unb fagt 'aut hoc, quod dixisti, probabile est, aut 8allustius odio avaritiae plus quam potuit (vielleicht debuit?) earn criminatus est'.

XVIIII10, 1. Hertz giebt ein fehr hartes Afynbeton in ben Worten : atque ibi introducti sumus offendimus eum cubantem u. f. w. Gronov unb Thysius fchreiben: atque ibi zm introducti sumus offendimus ... Ich dnbere ibi in ubi. vgl. Tac. dial. 3, 1.

XVIIII10, 12. Gellius uberliefert eine Stelle aus ber Iphi- genia bes Ennius, welche noch ber Heilung bebarf, wie Hertz mit feiner crux anbeutet. Die corrumpierten Worte in Orbnung zu britt- gen, fommt mir nicht in ben Sinn, ich mochte aber bie erften beiben Zeilen, wo 'Muhe' unb Michtmuhe' sich einanber gegenilbergeftellt werben, fo fchreiben:

otio qui nescit uti plus negoti habet quam cum est negotium in nec6tio.

Auf biefe Aenberung bringt mich ber Bembinus in I'erent. Adelph. 20 quorum opera in hello in otio in necotio

Ueber necotium f. tzchomann Rebeth. p. 154, ganz verfehlt M. Crain, Progr. bes Wilhelm-Gymnaf. zu Berlin 1864 p. 20.

XIII 8, 1. Das fehlenbe Verbum finitum wirb fehr leicht fo

15) 3f! XII 3,1 nicht ju fdjretben: quod. .. orura eius et manus ligari vincirique a yiatore solita sint isque qui . . . ., ttrie ©ronot) hat?

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 27: Beiträge zur Kritik des Rhetor's Seneca

430 Beitrage zur Kritik bes Rhetor's Seneca.

hergestellt : eximie hoc atque verisgime Alrauius de gigueuda coQ» paraudaque gapieutia opiuatu8^ quod earn 61iam Vsu8 et Ne» moriae dixit.

XII 7, 3 eadem mulier virum et Nium eodem tempore veuenig clam dati8 vita iuterlecerat. So Hertz, wie auch Gronov unb Thysius mit Anfuhrung von Plaut. Iruc. II 6, 37. Wenn Plautus sich aber einmal solche Verbinbung erlaubt, fo wirb sie baburch bei Gellius noch nicht gerechtfertigt. Ich schreibe fur vita einfach uua s. v. a. ^an einem Orte'. Die Haufung ber Ausbrucke fur bas ^Zu- gleich' hebt bas Schauerliche ber That hervor.

Charlottenburq. Hermann Muller.

This content downloaded from 195.78.109.11 on Tue, 20 May 2014 03:20:51 AMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions