Beitrag der Geriatriestrategie zur Steigerung der ... · • 55000 Patienten mit hüftgelenksnahen...
Transcript of Beitrag der Geriatriestrategie zur Steigerung der ... · • 55000 Patienten mit hüftgelenksnahen...
Beitrag der Geriatriestrategie zur Steigerung der Lebensqualität von älteren Menschen
Ao. Univ.-Prof.i.R. Dr. Herbert Janig &
Prim. Dr. Georg Pinter
Geriatriestrategie Kärnten
Ao. Univ.-Prof.i.R. Dr. Herbert Janig
3
M.T. CICERO „Cato maior de senectute“
Vorwürfe gegen das Alter…
hält den Menschen vom Tätigsein ab, zwingt zur Untätigkeit –
große Zahl von politischen, häuslichen, künstlerischen, erzieherische philosophische Wirkungsmöglichkeiten
Körperkräfte schwinden –
steigende Bedeutung der geistigen gegenüber körperlichen Kräften Verlust der Lust und des Genusses -
wesentlichere Genüsse des Geistes und des Ansehens früherer Leistungen
Alter wird durch nahen Tod belastet -
Tod kann Menschen in jedem Alter treffen, für Ältere im Gegensatz zu Jüngeren ein natürliches Ende
4
5
Folgen der Stigmatisierung durch negative Altersstereotype (Ageism):
- Chronischer Stress- Kognitive Leistungsverminderung- Verschlechterung des körperlichen Zustandes- Schnellere Zellalterung- Chronische und kardiovaskuläre Erkrankungen- Ungünstigere Gehirnentwicklung- Mehr Biomarker für Alzheimer-Erkrankung- Hohe Kosten im Gesundheitssystem
(Allen 2016, Levy et al. 2017, 2018, Pietrzak et al. 2016)
6
„Neue Alternspsychologie“
Veränderte Sichtweise gegenüber Alter und Altern:Orientierung an der gesamten Lebensspanne, Entwicklung und Plastizität bis ins höchste Lebensalter, die Möglichkeit der eigenen Gestaltbarkeit des Alterns, Gerotranszendenz, …
Drittes Alter: viele Potentiale und Möglichkeitsräume
Viertes Alter: Einschränkungen durch Funktionsverluste und schwere Erkrankungen -> gut handhaben und erfolgreich altern
Fünftes Alter: der näher rückende Tod bestimmt die Entwicklung, die geistigen Leistungen und das Wohlbefinden
„The medical care of theaged in the public
institutions should receivethe same attention as in
the public hospitals“
(Nascher 1914, p. 488)
7
Aging friendly health systems(Sanford AM et al. 2019)
Quality of life
Recognition of geriatric syndromes
Enhancing functional ability
Maintenance of activities of daily living
Reducing hospitalization readmissions
Maintaining healthy caregivers
Developing a patient centered plan
8
Gesund leben und
altern
Qualitativ
hochwertige
Langzeitpflege
Unterstützung
bei (komplexen)
Morbiditäten und
Frailty
Hochwertige
Akutversorgung
und Nachsorge
Mobile PalliativteamsHospiz
SelbsthilfegruppenUrlaub pfleg. Angehörige
Gesunde Gemeinde
Polypharmazie-board, EthikboardMultidimensionale Schmerztherapie
HealthNetPatientenfallkonferenz
Geriatr. TagesklinikGEKO
AlterstraumazentrumGEDI
8 AG/R
mobile geriatrische
RemobilisationKurzzeitpflege
SmartVitAAlityDemenz-Validation
Kärntner Geriatriestrategie –Aktuelle Projekte/Regelbetrieb
Laufendes ProjektRegelbetrieb
Regelbetrieb – nicht nur Geriatrie
Alter(n)sfreundlichesKrankenhaus
Klinikum am WS
Unterstützung
zu Lebensende
9
10
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Die geriatrische Intervention als Weg zu einer besseren Lebensqualität bei älteren Menschen
Prim. Dr. Georg Pinter
65 Jahre – einst und jetzt
50. Geburtstag von Immanuel Kant: „Sehr geehrter Greis!“(1724 – 1804)
Altersmedizin…ab wann?
Fried LP, Hall WJ. J Am Geriatr Soc 2008,56:1791-1795
Geriatrische Strukturen in Kärnten
AG/R
geriatrischeTagesklinik
mobile geriatrische
RemobilisationAlterstraumazentrum KKW
Palliativteam, Palliativstation
GEKO - TransPro
geriatrischeTagesklinik
geriatrische Patientenfallkonferenz
Geriatrie = Umgang
mit Komplexizität
psychologisch
physisch
funktionell
sozialkrank
bio-psycho-sozial
Immobility
Instability
Intelectual disturbance
Inkontinence
Bernard Isaacs, 1924 – 1995)
four Giants
Multimorbidität
unabhängige Vielfältigkeit Komorbidität ohne direkte
Verbindung
z.B.: Gallensteine – KHK -Arthrose
abhängige Vielfältgkeit kausal verbundene
Erkrankungen
z.B.: Diabetes mellitus – KHK – Insult – NINS
Höheres biologisches Alter
Multimorbidität
Unspezifische Symptomatik
Atypischer Krankheitsverlauf
Veränderte Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Instabilität, Inkontinenz, Immobilität, Intellektueller Abbau...
Protrahierter Krankheitsverlauf
Verzögerte Rekonvaleszenz
Risiko für psychische Störungen und psychiatrische Erkrankungen
Risiko von Pflegebedürftigkeit
Gefährdung der Selbständigkeit und/oder Autonomie
19
Merkmale geriatrischer PatientInnen
… Behinderung im Alltagsleben
… verminderte Lebensqualität
… Hospitalisierung
… höhere Komplikationsraten bei Behandlungen oder Eingriffen
… Tod
Multimorbidität vergesellschaftet mit…
Wunsch des Patienten
Leitlinien hinterfragen
Prognose
Klinische Durchführbarkeit
Therapieoptimierung
Ickowicz, Elvy. Guiding principles for the care of older adults with multimorbidity:
An approach for clinicians.
Journal of the American Geriatrics Society 60.10 (2012): E1-E25.
Was vermag die Geriatrie?
Verminderter Verlust an Funktion
Verminderte Einschränkungen in den Verrichtungen des täglichen
Lebens
Weniger Hauskrankenhilfe
Geringere Rate an Depressionen
Verbesserter Gesundheitszustand der Pflegenden
Verbesserte Medikamenteneinnahme
Weniger Akutaufnahmen ins Krankenhaus
weniger stationäre Wiederaufnahmen
kürzerer Krankenhausaufenthalt
verzögerte und verminderte Pflegeheimeinweisung
Verbesserte Ergebnisse bei gleichen Kosten
v. a. bei Hüftfrakturen, aber auch anderen Frakturen
Interdisciplinary care for older adults with complex needs: American Geriatrics Society position statement
JAGS 2006; 54: 849 ff
1. Anamnese
2. Spezielle geriatrische Anamnese
3. Geriatrische Sozialanamnese
4. Klinischer Status und Basisdiagnostik
5. Geriatrisches Assessment
6. Weiterführende Diagnostik
7. Therapie
Geriatrische Leistungen
Fremdanamnese
Ernährungsanamnese
Sturzanamnese
Medikamentenanamnese
Kontinenzanamnese
Selbsthilfeanamnese
weiters ...
Das österreichische
geriatrische Basisassessment
www.geriatrie-online.at
Das geriatrische Assessment ist ein multidimensionaler, interdisziplinärer Prozess mit
dem Ziel, die medizinischen, psychosozialen und funktionalen Probleme und Defizite,
sowie die bestehenden Kapazitäten zu erkennen und einen umfassenden Therapie-,
Rehabilitations- und Betreuungsplan zu entwickeln.
Österreichisches geriatrisches
Basisassessment
„Das multidimensionale, funktionale geriatrische
Assessment stellt jene spezielle diagnostische Methode
dar, welche die Geriatrie charakterisiert, so wie die
Koronarangiographie die Kardiologie, oder die
Endoskopie die Gastroenterologie (Schlierf und Oster,
1995).
Das geriatrische Assessment stellt die einzige
„Technologie“ dar, die die Geriatrie je besitzen wird
(Burns, 1994).
Moderation
Kommunikation
Assessment
Hierarchisierung
Interdisziplinarität
Disziplinarität
Geriatrisches Team
Alterstraumazentrum am Klinikum
Klagenfurt
der lange Weg zur integrierten Versorgung
Prim. Univ.-Prof. Dr. Ernst Müller
Prim. Dr. Georg Pinter
Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar
Univ.-Prof. Dr. Herbert Janig
Dr. Karl Cernic
Esparanza A et al: Evaluation of functional improvement in older patients with cognitive impairment, depression and/or delirium admitted to a
geriatric reconvalescence hospitalization unit
Arch. Gerontol. Ger. Suppl, 2004; 9: 149 -153
Saltvedt, Ingvild et al: reduced Mortality in Treating Acutely Sick, Frail Older Patients in a Geriatric Evaluation and Management Unit.
A Prospective Randomized Trial.
JAGS 2002; 50: 792-798
Parker MJ et al: 11 – year results in 2846 patients of the Peterborough Hip Fracture Project: Reduced mortality, morbidity and hospital stay
Acta Orthop Scan, 2000; 71: 34 - 38
82 % der > 65 a haben ein oder mehrere, 43% haben 3 oder
mehr chron. Erkrankungen
Ab 50. Lj verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit einer
Behinderung alle 5 bis 7 Jahre
Multimorbidität erfordert einen interdisziplinären Zugang
Daten zu:
Stürzen, Delir
Knie TEP, Hüftfrakturen
Notfallaufnahmestationen
Interdisziplinäre Fürsorge wird den
komplexen Komorbiditäten des älteren
Menschen gerecht
Patientenpfad hüftnahe
Fraktur
ZNA OP AWZ UCH AG/R
fast track - ZNA TEAM
CMZ 1. (ev. 2) Tag
Auf-
nahmeEnt-
lassung
Behandlungsführung UCH /
Anästhesie Tag 1 (ev. 2) - 1 - (ev. 3)
Tag Behandlungsführung
AG/R Tag 20-Akutversorgung
ISAR Score
Mini Cog
Schmerzerfassung
Infektscreening
MUST
Geriatrisches Konsil
Osteoporosetherapie
- Unfallchir.
Versorgung - Postoperative
Nachsorge
Delirscreening-
CAM
Schmerz-
erfassung
- Postoperative Med. und pflegerische akutstationäre Versorgung
- Früh-rehabilitation
CAMSchmerzerfassung(mini Cog)
- Remobilisation
- Entlassungs-
management
- geriatr.
Assessment
- Jones
Behandlungsführ
ung UCH Tag 10
Funktionalität
Die Abnahme der Timed up and Go (TUG) - Zeiten im Therapie-
Verlauf ist hochsignifikant: im Mittel um 6.4 sec!Gesamtergebnis AG/R KKW 3,4 sec
Die Zunahme des Barthelindex ist hochsignifikant von 40 auf 65 PunkteGesamtergebnis AG/R KKW von 48 auf 56 Punkte
Bei der Esslinger Transferskala (Werte 0-4) beobachtet man im
Therapieverlauf eine Abnahme um ca. einen Punkt, die hochsignifikant
gesichert ist
TUG, Barthelindex und Esslinger Transferskala korrelieren signifikant mit
Mini-Cog-Test und ISAR-Score
Die CAM-Werte nehmen im Therapieverlauf hochsignifikant ab
• 55000 Patienten mit hüftgelenksnahen Fraktur aus 841 Zentren , Zeitraum 2014-2016• Mindestalter 80 Jahre , medianes Alter 87 Jahre• Ergebnis:
• Unfallchirurgisches-geriatrisches Co Management senkt die 30 Tages Mortalität um 20 %
• Die Differenz der Sterblichkeit blieb unverändert über das erste halbe Jahr nach Fraktur• Die Reduktion der Mortalität war in der Hochrisikogruppe ( Männer, hohes Alter,
große Pflegebedürftigkeit) am stärksten• Deutliche Verbesserung im EQ5d ( Mobilität, Selbstversorgung, alltägliche Tätigkeiten)
PROFinD2 Studie
WHO 2015
• Veränderung der
Wahrnehmung von
Gesundheit und Alter
• Altern, Gesundheit und
Funktionalität
• Public health
Rahmenbedingungen für
gesundes Alteren
a public health framework for Healthy
Ageing
Förderung der funktionellen
Fähigkeiten
• Ausrichtung des
Gesundheitssystems auf ältere
Bevölkerung
• Weiterentwicklung der
Langzeitbetreuung
• Schaffung altenfreundlicher
(Lebens) Umwelten
• Verbesserung der
Messparameter, des Monitorings
und des Verstehens
World report in ageing and health 2015
altenfreundliches Krankenhaus
Wie kann ein solches erreicht werden?
Grundüberlegungen
Positionierung des Klinikum Klagenfurt am WS als
ALTER(N)SFREUNDLICHES KRANKENHAUS
• Werte– Humanität, Menschenrechte, Toleranz, Gesundheit, soziale Teilhabe,
Autonomie, Integrität
• Zielvorstellung– Kulturwandel hinsichtlich der Wahrnehmung und Unterstützung der
Bedürfnisse von älteren Menschen (PatientInnen und MitarbeiterInnen)
– Zertifizierung des Klinikums Klagenfurt am WS als alter(n)sfreundliches
Krankenhaus
• Vision– Wir wollen eine medizinische Versorgungseinrichtung sein, die
Gesundheit, Würde und Teilhabe für ältere Menschen (PatientInnen und
MitarbeiterInnen) fördert
• Mission
– Eine freundliche, unterstützende, respektvolle und zugängliche Umgebung für die medizinische
Betreuung und Arbeitsumgebung schaffen, die auf die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen
zugeschnitten ist.
– Auf geplante Weise eine sichere, gesundheitsfördernde, effektive, patientenzentrierte und
koordinierte medizinische Betreuung für ältere Menschen ermöglichen.
– Älteren Menschen und ihren Familien soll ermöglicht werden, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit,
Pflege, soziale Integration und Betreuung auszuüben.
– Freundlich unterstützender, respektvoller Umgang mit älteren MitarbeiterInnen und Anpassung der
Arbeitsplätze auf ihre besonderen Bedürfnisse.
Positionierung des Klinikum Klagenfurt am WS als
ALTER(N)SFREUNDLICHES KRANKENHAUS
Danke für Ihre Aufmerksamkeit