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02/17 Juni 2017 Bekennende Lutherische Kirche Kirchenblatt der Freien Evang.-Luth. Synode in Südafrika

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02/17 Juni 2017

Bekennende Lutherische Kirche Kirchenblatt der Freien Evang.-Luth. Synode in Südafrika

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Inhaltsübersicht

Wort zur Kirchenjahreszeit…...……..………………………….

Frauentreffen der FELSISA 2017……………………………...

Einführungsgottesdienst von Dr. Karl Böhmer……………….

Wir glauben, lehren und bekennen — Teil 12

Was lehren die Lutherischen Bekenntnisschriften

über den Freien Willen…………………………………...

Studentenmission in Pretoria…………………………………..

Student der Theologie – Werner Straeuli……………………..

Ein Missionsabenteuer – um des Evangeliums Willen……...

Interview mit Dr. Karl Böhmer………………………………….

Aus der Predigtwerkstatt von Pastor Louis Harms…………..

Amtliche Bekanntmachungen………………………………….

Bitte schicken Sie Ihre Leserbriefe, Kommentare und Fragen an die Redaktion. Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 31. Juli 2017

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Bekennende Lutherische Kirche

Herausgegeben im Auftrag vom Synodalausschuss der FELSISA

Redaktion: Pastor Rüdiger Gevers Assistenten: 209 Heeren Street Pastor Tobias Ahlers Vryheid 3100 Pastor Roland Johannes [email protected]

Titelseite: Die neue Orgel der Christusgemeinde Kirchdorf. Foto: Michael Ahlers

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Wort zur Kirchenjahreszeit

„Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und

sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und

gebe dir Frieden.“ 4. Mose 6,24-26

Ich erinnere mich noch gut an das Wochenende. Da waren wir, einige Theologiestudenten, übers Wochenen-de zu Besuch bei einer Familie in Balhorn, Deutschland. Es waren wunderbare Tage. Wir haben zusam-men gegessen, haben einen kleinen Ausflug gemacht, sind spazieren gegangen und saßen abends in einer fröhlichen Runde zusammen. Am Sonntag nach dem Gottesdienst gab es noch ein herrliches Mittagessen und dann mussten wir aufbrechen. Vor uns: ein weiter Weg, zusammenge-quetschtes Sitzen im kleinen Auto, höchstwahrscheinlich Stau auf der Autobahn, ein leeres, kaltes Zimmer in der Studentenwohnung. Doch dann kam unsere Gastgeberin noch mit einem vollgepackten, über den Rand gefüllten Korb: Saft und belegte Brötchen, Schokoladen und andere Leckereien. Der Aufbruch war gerettet! Das ist mir seit langer Zeit ein Bild für den Segen am Ende eines jeden Gottesdienstes. Ein Über-den-Rand-gefüllter Korb wird uns in die Hand gedrückt. Ja, da winkt der Pastor nicht einfach zum Schluss der Gemeinde zu:

„Danke, dass ihr da gewesen seid! Auf Wiedersehen! Bis zum nächsten Mal!“ Auch ist der Segen nicht ein Signal, wie eine grüne Ampel, die meldet: „Nun ist der Gottesdienst zu Ende, ihr könnt gehen!“ Nein, der Segen ist Gottes Zusage an uns! Er gibt uns noch etwas zum Mitnehmen. Er legt seinen Segen und Frieden in unsere Hände. Er sagt: „Nimm diese mit!“ Vielfach ist es ja so im Gottesdienst, da atmen wir auf, da singen wir die vertrauten Lieder, erfahren Gemein-schaft mit Gott. Doch irgendwann ist der Gottesdienst zu Ende und vielfach fragen wir uns bereits im Gottes-dienst: Welche Angst wird mich in der neuen Woche wieder bedrücken? Welcher Unfriede wird mich belasten? Welche Zweifel werden an mir nagen? Wie werde ich es schaffen? Tagelang hatte das Volk Israel Gottes Nähe beim Berg Sinai erfahren können. Er war ihnen durch die Worte des Mose nahe. Seine Gegenwart in der Stiftshütte, in der Feuers- und Wolkensäule konnten sie erkennen. Ihnen war dieser Ort inzwischen wohlvertraut. Hier hatten sie genug zum Essen, lebten dank Wachteln und Manna direkt aus der Hand Gottes. Gott gab ihnen Schutz gegen die Feinde. Hier an diesem Ort hatten die Israeliten es gut. Doch nun mussten sie aufbrechen: Ein weiter Weg durch die Wüste. Dort waren sie vielen Gefahren ausgesetzt. Es warteten Kämpfe auf sie. Sie mussten das verheißene Land einnehmen. Angst, Unsicherheit, Unruhe, Zweifel mag sie wohl begleitet haben. ‚Ihr sollt meinen

Wort zur Jahreszeit

Pastor Helmut Paul, Wittenberg

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Frauentreffen der FELSISA 2017

Frauentreffen der FELSISA 2017

Prof. Dr. Werner Klän, Oberursel

Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne‘. Die Priester sollten Gottes Namen auf das Volk legen; seine begleitende Wirkung dem Volk zusprechen; es für den Aufbruch vorbereiten. Uns mag der Gottesdienst wohl tun. In der Kirche fühlen wir uns zuhause. Von Gott umgeben, von seiner Gnade erfüllt, mit seiner Liebe beschenkt, mit seiner Gemeinschaft umhüllt. Segensreich mag dieser Ort uns sein, Schutz und Schirm vor allem Bösen! Gottes Angesicht in seinem Sohn Jesus Christus leuchtet uns wärmer als die Sonne. Hier spüren wir Frieden. Aber bald müssen wir diesen Raum verlassen! Bald wartet die Woche auf uns, warten Aufgaben und Verantwor-tungen auf uns. Stress. Unruhe. Zank. Leid. Not. Mangel. Enttäuschung. Die

Woche scheint einer Wüste zu gleichen. Gottes Segen jedoch soll uns begleiten. Er selbst soll uns auch im Alltag nahe sein. Daher gibt er uns seinen Schutz, seine Gnade, seinen Frieden. Wir verlassen diesen Raum Gottes nicht allein. Der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, geht den Weg mit uns in die Woche hinein. Daran erinnere dich am Ende des Gottesdienstes, wenn deine Gedanken vielleicht schon beim Aufschlagen des letzten Gesanges oder bereits beim Mittagsessen sind oder wenn andere Sorgen dich geradezu überfluten. Hör nochmal genau hin. Erkenne das Zeichen des Kreuzes. Hier wird dir zum Abschied noch was in die Hand gedrückt. Nimm es mit! ■

Am 20. und 21. März fand auf dem Gelände des „FELS Retreat“ in der Nähe von Paulpietersburg das diesjäh-rige Frauentreffen der FELSISA statt. Das Thema lautete: „Wir sind Bettler. Das ist wahr“. Eingeladen war Prof. Dr. Werner Klän von der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel (Deutschland), um eine Einführung zu Martin Luther und der Reformation zu geben. Etwa vierzig Frauen und einige wenige Män-ner waren zusammengekommen, um Luther-Texte zu lesen, sich darüber auszutauschen und Bezüge zu Glauben

und Kirche in unsere Zeit zu entde-cken. Es ging darum, Einsichten aus der Reformation Luthers für unsere Gegenwart fruchtbar zu machen. Der Luther-Film aus dem Jahr 2003 diente der Veranschaulichung des Besproche-nen. Insgesamt gab es Arbeitsgruppen zu folgenden Themen: 1. Luthers Kind-heit und Umwelt; 2. Papst, Ablass, Worms und Bildersturm; 3. Glaube aus dem Wort; 4. Leben aus der Taufe, Die Beichte; 5. Leben aus dem Abend-mahl; 6. Leben in der Welt als Christi Werkzeug. Dazu lieferte Prof. Dr. Klän

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Frauentreffen der FELSISA 2017

SYNODALER TERMINKALENDER 2017

1. Juli Jugendtag in Wittenberg 2. Juli Posaunenfest in Wittenberg 11.-14. Juli Lutheran Winter Youth Camp bei Die Hoekie 27. August All Lutheran Reformation Festival in Pretoria 8. Oktober Sängerfest und 125. Jubiläum der FELSISA in Pretoria 3.-4. November Kirchenvorstehertagung bei FELS-Retreat 12.-17. Dezember Jugendrüstwoche in Hermannsburg 14.-17. Dezember Teenagerlager 14.-17. Dezember Kinderlager in Lüneburg

jeweils Hintergrundinformationen. Das wichtigste aber war die Arbeit der Teilnehmerinnen an ausgewählte Lu-ther-Texten zum jeweiligen Thema; sie wurde mit Hilfe von Leitfragen bespro-chen und die Ergebnisse im Plenum ausgetauscht. Außerdem referierte Pastor Helmut Straeuli aus Durban über die Gesänge Martin Luthers, und Pastor Matthias Albers aus Panbult hielt einen Vortrag über Luther als Ausleger der Psalmen. Angeregte Aus-sprachen folgten jedes Mal. Am Mon-

tagabend trug Ruth Beneke die gesam-te Bergpredigt auswendig vor. Die Tage waren gerahmt von Andach-ten, die alle einen bestimmten inhaltli-chen Akzent trugen: 1. Die Gnade al-lein; 2. Glaube allein; 3. Allein das Wort; 4. Christus allein. So stand die gesamte Tagung auch unter der Jah-reslosung aus Hesekiel 36,26: „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ ■

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Einführungsgottesdienst von Dr. Karl Böhmer

Am 4. Sonntag nach Epiphanias durfte unsere Gemeinde, die Evangelisch-Lutherische Paulusgemeinde Pretoria, einen gemeinsamen Gottesdienst mit der Evangelical Lutheran Congregati-on (ELC) feiern. Dabei fand auch die Einführung von Dr. Karl Böhmer ins Lehramt am Lutheran Theological Seminary (LTS) in Tshwane statt. Für meine Frau und mich war es schön, die vielen Bekannten aus der ELC vor dem Gottesdienst wieder zu sehen und zu begrüßen und ein paar Nettigkeiten miteinander teilen zu können. Für uns und die anderen Glieder unserer Gemeinde war es wieder eine Gelegenheit, das gemein-same christliche Bekenntnis, die Einheit in der Wahrheit, zu erleben und auszuleben. Es war einfach schön! Es war wahre, gelebte Ökumene! In festlichen Gewändern zogen zehn Pastoren aus der FELSISA und der LCSA und zwei Glieder des Synodal-ausschuss in die Kirche ein. Missions-repräsentant Christoph Weber wies in seiner Ansprache auf den Sinn des Theologiestudiums und des Unterrich-tens an einem Seminar hin. Von Anfang an gab es Menschen, die die Schrift anders auslegten als die Christliche Kirche es tat. Das Theolo-giestudium solle Treue zum Text der Schrift bewirken. Und Gottes Wort gehöre in die Kirche hinein, die es wiederum nicht für sich behalten, sondern in die Welt hinaus tragen und

verkündigen solle, in der Form der rechten, reinen Lehre, damit es Menschen rette. Die Einführung von Dr. Böhmer geschah durch den Bischof der FELSISA, Dr. Dieter Reinstorf und den Bischof der LCSA, Modise Maragelo. In seiner Predigt über 2 Mose 3, 1-15, ging Dr. Karl Böhmer auf die Sendung des Mose durch Gott, Jahwe, ein. Mose hatte „auf eigener Faust“ versucht, seinem Volk zu helfen und es aus der Unterdrückung durch die Ägypter zu befreien. Er war in diesem so eigenmächtigen Unternehmen jämmerlich gescheitert und musste in die Wüste flüchten. Dann, in dieser hilflosen und machtlosen Situation, erschien ihm der lebendige Gott in dem brennenden Busch am Berge Sinai, berief ihn und sandte ihn aus als seinen Botschafter zu seinem Volk Israel. Gott fragte dabei nicht nach den Fähigkeiten des Mose, oder was er schon alles geleistet hatte. Er hatte ja wirklich nicht nur nichts geleistet, sondern alles verbaut mit seinen „Fähigkeiten“. Nein, Gott, Jahwe selbst, sein Name, „ICH BIN DER ICH BIN“, ist der Grund seiner Aussen-dung. Gott selbst gibt die Gaben und rüstet aus zu dem Werk, zu dem er seinen Diener aussendet. ER treibt sein Werk selbst durch seinen Boten. Und das, trotz allen Versagens, trotz aller Sünde des Berufenen!!

Einführungsgottesdienst von Dr. Karl Böhmer

Günther & Hanna Hohls, Pretoria

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Einführungsgottesdienst von Dr. Karl Böhmer

Dr. Martin Luther wurde als Vorbild erwähnt. Luther habe auch, wie Mose, seine eigene Unfähigkeit und Sündhaf-tigkeit erkannt, und eben gerade deswegen Gott ernsthaft angefleht, er möge ihn gebrauchen und nur nie verlassen!! Das gilt auch für jeden Christen: Gott lehnt uns nicht wegen unsere Unfähig-keiten, Versagen, Sünde und derglei-chen ab. Nein, wir dürfen wissen, dass Gott „mit“ uns (V. 12) sein wird. „What’s in the name?“ fragte der Prediger wiederholt. Alles! „Sage Israel: ‚ICH BIN‘. Ich werde euch tragen! Mit meiner Liebe, mit meiner Leidenschaft, mit meiner Fürsorge…

ICH werde euch tragen.“ „What’s in the name?“ Auch dein und mein Name hat eine große Bedeutung. Seit unserer Taufe bedeutet er etwas Neues, das Gott in uns neu geschaffen hat. Er bedeutet Vergebung, neues Leben, ewiges Leben bei und mit Gott. Der Gottesdienst war reichlich ausgeschmückt mit Chor- und Bläsermusik. Besonders gut hat uns der Choral von Stepen P. Starke nach der Melodie von Gustav Holst, „We Praise You and Acknowledge You, O God“ gefallen. Mit dem Blasen und danach noch dem gemeinsamen Essen und Trinken schloss ein sehr reicher und bereichernder Festtag ab. ■

Hinten: Pastoren Klaus-Eckart Damaske, Martin Paul, Dr. Wilhelm Weber, Dr. Jacob Corzine.

Mitte : Missionar Christoph Weber. Vorne: Pastoren Nathan Mntambo, Bischof Modise Maragelo, Dr. Karl Böhmer,

Bischof Dr. Dieter Reinstorf, Dean Mandla Thwala.

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Wir glauben, lehren und bekennen… Teil 12

Zwei Personen hören dieselbe Predigt - die eine glaubt, die andere nicht. Warum? Wie kann der Unterschied erklärt werden? Mit dieser Frage ist man bei dem bedrängendsten theologischen Rätsel angekommen, nämlich bei der Angelegenheit vom „Freien Willen“, die wiederum eng verbunden ist mit der Thematik von der Erwählung. Eine Möglichkeit, die obige Frage zu beantworten, ist um zu sagen, dass es Gott gefallen hat, der einen Person den rettenden Glauben zu schenken, während er der anderen Person keinen Glauben geben wollte. Diese Sicht nennt man die ‚doppelte Prädestinati-on‘, weil von Gott gesagt wird, dass er vorherbestimmt, wer als Glaubender in den Himmel und wer als Ungläubi-ger in die Hölle kommt. Dies wurde von Johannes Calvin gelehrt und ist bis heute die offizielle Stellung der Reformierten Kirche. In der Zeit der Reformation hat Luther ebenfalls mit dem damals berühmtesten Gelehrten Erasmus von Rotterdam bitter über diese Sache gestritten. Luther begriff schnell, dass dies eine zentrale Angelegenheit des Evangeliums ist und nicht nur eine unbedeutende Sache. Er hat später gesagt, dass sein Buch „Vom geknechteten Willen“, das er über diese Thematik geschrieben hat, eine seiner wichtigsten Schriften sei, und - falls alle seine Bücher

verbrannt würden - er zufrieden sei, wenn nur dieses Buch und der Kleine Katechismus übrig blieben. Aber warum sollte Gott wollen, dass Menschen zur Hölle gehen? Das wäre doch völlig unnatürlich. Und so ist es auch. Offensichtlich muss der Unter-schied darum bei den Menschen liegen - die eine Person muss Jesus als ihren Erlöser angenommen haben während die andere ihn verworfen hat. Das wird allgemein als ‚Entscheidungstheologie‘ bezeichnet, da die Entscheidung der Person ausschlaggebend ist. Dies wird von Arminius gelehrt und heutzutage von vielen Kirchen vertreten mit ihren charakteristischen Altaraufrufen („Komm nach vorn und nimm Jesus an“). Aber dabei wird die Rettung letztlich abhängig gemacht von einer menschlichen Tat - und dann ist man eben nicht mehr gerettet allein aus Gnade, sondern aufgrund seiner eigenen Entscheidung. ----------------------------------------------

Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich

nicht jemand rühme. Epheser 2, 8-10

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Wir glauben, lehren und bekennen… Was lehren die Lutherischen Bekenntnisschriften über den Freien Willen?

Pastor Tobias Ahlers, Randburg, JHB (Übersetzung: Präses em. Peter Ahlers, Hillcrest)

„Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch

Kraft an Jesus Christus, meinen HERRN, glauben oder

zu ihm kommen kann…

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Wir glauben, lehren und bekennen… Teil 12

Wie beantworten nun die Lutheraner diese Frage warum die eine Person glaubt und die andere nicht? Sie beantworten diese Frage damit, dass sie sagen: ‚Wir wissen es nicht!‘ Es ist ein Geheimnis, das man nicht verstehen kann. Denn einerseits lehrt die Bibel eindeutig, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (1. Timotheus 2, 4; 2. Petrus 3, 9), während sie andererseits der Person, die das Evangelium verwirft, die Schuld dafür gibt (Jesaja 5, 24; Jeremia 8, 9; Johannes 1,11; Johannes 12, 48). So stehen wir vor einem Paradox: Wir haben nicht die Freiheit, Christus anzunehmen, aber wir haben die Freiheit, ihn abzulehnen! Das ist ebensowenig logisch wie die Dreieinig-keit Gottes (1+1+1=1), oder die wirkliche Gegenwart Christi im heiligen Abendmahl, oder dass Gott in Jesus Mensch wurde, oder dass wir Sünder und Gerechte zugleich sind. Das ist der Grund warum Paulus von den Geheimnissen des Glaubens spricht (1. Timotheus 3, 9). Sie sind Geheimnisse im wahrsten Sinn des Wortes, nämlich unlösbar. Darum konnte die alte Frage warum Abel von Gott gnädig angesehen wurde aber Kain nicht (siehe 1. Mose 4, 3-5) von Anfang an nicht beantwortet werden.

Die Versuchung ist groß, um nach einer Lösung von diesem Paradox zu suchen, aber die einfache Wahrheit ist, dass Gott die Antwort auf diese Frage nicht offenbart hat. So unbefriedigend es auch für uns ist, die Antwort heißt: ‚Ich weiß es nicht.‘ ----------------------------------------------

Er machte uns selig – nicht um der Werke willen, die wir in Gerechtigkeit

getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im

Heiligen Geist. Titus 3, 5

---------------------------------------------- Bis jetzt ging es bei der Angelegenheit vom freien Willen um unser Verhältnis zu Gott in geistlichen Dingen. Wir haben aber in Bezug auf weltliche Dinge einen freien Willen - wir sind schließlich keine Roboter! Wir haben die Freiheit zu wählen, was wir früh-stücken, welche Kleider wir anziehen und welches Auto wir fahren. Gott hat allen Menschen die Freiheit der eigenen Wahl gegeben. Aber diese Freiheit gilt nur in Bezug auf die ‚Dinge von unten‘, nicht aber für die geistlichen Angelegenheiten. Was alles noch verwirrender macht ist, dass die Schrift auch davon spricht, dass man fähig ist mit dem Heiligen Geist ‚zusammen zu arbeiten‘ oder Gott ‚gehorsam‘ zu sein (Epheser 4, 22-24; Philemon 1, 21). Aber das gilt immer nur für solche Personen, denen der Glaube bereits geschenkt wurde. Vorher waren sie blind und in Finsternis, nun aber leben sie in dem herrlichen Licht Gottes (Epheser 5, 8-10; vergl. auch Epheser 2, 1-22). Nach der Wiedergeburt kann man aktiv als Christ leben. Jetzt wird auch die

...sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben

erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.

Erklärungen zum Dritten Artikel - Apostolisches Glaubensbekenntnis.

Luthers Kleiner Katechismus.

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Wir glauben, lehren und bekennen… Teil 12

christliche Disziplin wichtig: Man kann sich entscheiden, am Sonntag-morgen zum Gottesdienst zu gehen anstatt zum Einkaufen. Man kann sich entscheiden, die Bibel und die tägliche Andacht zu lesen oder es nicht zu tun. Deshalb konnte auch Mose die Israeliten (die bereits glaubten) dazu aufrufen sich zu entscheiden, ob sie weiterhin Gott folgen oder sich von ihm abwenden wollten (5. Mose 30, 15-20; vergl. ebenso die Konkordienfor-mel, Solida Declaratio, Artikel II Freier Wille und menschliche Mächte, besonders Paragraphen 61-66). Cur alii, alii non? (Latein für „Warum der eine und nicht der andere?“) Dies ist die harte Nuss der Theologen, das unlösbare Geheimnis Gottes, der will, dass alle Menschen gerettet werden - obwohl manche es nicht werden - und dass das ihre Schuld ist, und nicht Gottes. Aber wenn jemand gerettet wird, ist es allein Gottes Tat!

---------------------------------------------- Wenn eine Person gerettet wird,

ist es ganz das Werk Gottes. Wenn eine Person nicht gerettet wird,

ist es ganz die Schuld der Person. ---------------------------------------------- Dies soll uns trösten! Meine Erlösung hängt nicht von mir ab, von meinen Werken oder von meiner Entscheidung, sondern ich bin gerettet weil Gott mich erwählt hat! Gott hat mich adoptiert; Gott hat mich in der Taufe zu seinem Kind gemacht. Allein aus seiner Gnade bin ich gerettet - Gott sei Dank! (Römer 7, 25; Epheser 5, 20) Wir können unseres Heils ganz gewiss sein, weil unsere Erlösung in Gottes Hand liegt und eben nicht in unserer. „Wie weiß ich gewiss, dass ich gerettet bin?“ Weil Jesus Christus für meine Sünden gestorben und zu meiner Rechtfertigung auferstanden ist! (Römer 4, 25). ■

DIE KONKORDIENFORMEL, EPITOME, ARTIKEL II: VOM FREIEN WILLEN Der unwiedergeborne Wille des Menschen ist nicht allein von Gott abgewendet, sondern auch ein Feind Gottes geworden, so dass er nur Lust und Willen hat zum Bösen und was Gott zuwider ist, wie geschrieben steht: „Das Dichten des Menschenherzens ist böse von Jugend auf“, Genesis 8. Ja, sowenig ein toter Leib sich selbst lebendig machen kann zum leiblichen, irdischen Leben, so wenig kann der Mensch, so durch die Sünde geistlich tot ist, sich selbst zum geistlichen Leben aufrichten; wie geschrieben steht: „Da wir tot waren in Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht“, Epheser 2. Darum wir auch: „aus uns selbst, als aus uns, nicht tüchtig sind, etwas Gutes zu gedenken, son-dern das wir tüchtig sind, das ist von Gott“, 2 Korinther 3! Die Bekehrung aber wirkt Gott der Heilige Geist nicht ohne Mittel, sondern ge-braucht dazu die Predigt und das Gehör Gottes Worts, wie geschrieben steht: „Das Evan-gelium ist eine Kraft Gottes, selig zu machen“, Römer 1. Auch: „Der Glaube kommt aus dem Gehör Gottes Worts“, Römer 10. Und ist Gottes Wille, dass man sein Wort hören und nicht die Ohren verstopfen solle. Bei solchem Wort ist der Heilige Geist gegenwärtig und tut auf die Herzen, dass sie daraus merken und also bekehrt werden allein durch die Gnade und Kraft des Heiligen Geistes, dessen Werk allein ist die Bekehrung des Men-schen. Denn ohne seine Gnade ist unser Wollen und Laufen, unser Pflanzen, Säen und Begießen alles nichts, wenn er nicht das Gedeihen dazu verleiht, wie Christus sagt: „ohne mich vermögt ihr nichts.“ Mit welchen kurzen Worten er dem freien Willen seine Kräfte abspricht und alles der Gnade Gottes zuschreibt, damit sich nicht jemand vor Gott rüh-men möchte. (Paragraphen 3-6)

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Studentenmission in Pretoria

Studentenmission in Pretoria

Pastor Dr. Jacob Corzine, Pretoria

Mir scheint es zu diesem letzten Be-richt über die „Student Ministry“ zu passen, dass ich meine Dankbarkeit an die FELSISA, ihre Pastoren und sehr viele Gemeindeglieder zum Ausdruck bringe. Die herzliche Aufnahme, die ich vor drei Jahren und in der Zeit da-nach immer wieder genossen habe, wird mir in Erinnerung bleiben. Es war in vielen Hinsichten eine gute Er-fahrung und in jeder Hinsicht eine Erfahrung, die sich gelohnt hat, unter euch im Dienst der Verkündigung des Evangeliums in Südafrika zu sein. Häufig war es eine Herausforderung, sodass ich oft zugeben musste, dass Erfolge in der Arbeit allein von Gottes Gnade abhingen, und auch danken musste, dass Er die Folgen meiner Fehler gering gehalten hat. Das ge-schah viel. Dankbar bin ich auch ganz besonders für jeden der vielen Studen-ten, mit denen ich gearbeitet habe.

Ich denke, dass diese Arbeit mit den Studenten auch geholfen hat, dass ich für meine nächste Aufgabe vorbereitet wurde. Ich habe nämlich eine Beru-fung angenommen als Professor für Systematische Theologie an der Con-cordia University - Chicago. Das freut mich besonders nicht nur deshalb, weil ich weiterhin mit Studenten arbei-ten und unterrichten darf, sondern gerade auch weil Chicago so nah an meiner Heimat liegt. Von den letzten 12 Jahren verbrachte ich 10 Jahre im Ausland und von daher freue ich mich sehr darauf, meine Familie regelmäßig sehen zu können. Sie sind alle mit dem Auto in wenigen Stunden zu erreichen! Ich beginne am 1. August in Chicago. Viele von euch werden mittlerweile gehört haben, dass ich mich verlobt habe. Tiia kommt aus Finland und da-hin verschlägt es mich erst einmal,

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Student der Theologie

Student der Theologie – Werner Straeuli

Oberursel, Deutschland

Hallo ihr Lieben, Ich bin Werner Wilhelm Straeuli. Meine Frau und ich sind jetzt schon etwas länger als ein Jahr in Deutsch-land und ich befinde mich gerade in meinem dritten Semester im Theolo-giestudium an der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberur-sel (LThH). Der Weg war nicht von Anfang an so geplant, zumindest nicht von mir. Geboren bin ich 1992 in Pretoria, Südafrika. Meine Eltern, Hans und Renate, gaben mir eine sehr christliche Erziehung. Ich war Teil der St. Paulus-Gemeinde in Pretoria. Diese war mit all ihrem Drum und Dran ein wesentli-cher Bestandteil meines Lebens, sei es Sontags im Gottesdienst, beim Blasen

am Donnerstag, im Kinderlager (oder später im Teenagelager und bei der Rüstwoche), am Posaunentag, oder beim Jugendtag. Als ich 2010 meine Schullaufbahn an der Deutschen Schule in Pretoria (DSP) beendete, nahm ich ein „Gap-Year“ in Deutschland und beschloss in der Zeit, ab 2012 Chemische Ingeni-eurswissenschaft an der Universität von Pretoria zu studieren. Obwohl mich dieses Studienfach interessierte, wusste ich spätestens im September 2012, dass dieses nichts für mich war. Deshalb beschloss ich Ende des Jahres 2012 meiner wahren Berufung nicht mehr zu entlaufen, und beendete das Ingenieurstudium. Ich beschäftigte mich dann in den Jahren 2013 bis 2015 mit den biblischen

wenn ich Pretoria verlasse. Wir heira-ten am 16. Juni (ja, die Hochzeitsver-doppelung ist mir klar…) [Pastor Mar-tin Paul heiratet ebenfalls an dem Tag – Hrsg.] und ich werde bis Juli dort bleiben. Danach wird Tiia einige Mo-nate warten müssen, ehe ihr Visuman-trag für die USA fertig bearbeitet ist. Auf diese Zeit auseinander freuen wir uns natürlich nicht, aber sie scheint unvermeidlich zu sein. Läuft alles nach Plan, sollten wir in März oder April 2018 gemeinsam in Chicago sein. Während ich gerade versuche, alles in Pretoria abzuhandeln, ist die Zukunft der „Student Ministry“ ständig in mei-

nen Gedanken. Sie und die FELSISA werde ich in meinen Gebeten tragen, ebenso wie ich euch nun bitten möch-te, in euren Gebeten an mich und Tiia zu denken. Das gleiche gilt für die Stu-denten und die „Student Ministry“. Möge Gott einen treuen Pastor als meinen Nachfolger berufen, möge Er diejenigen stärken, die diese Arbeit nach meinem Weggang erst einmal tragen werden und möge er nicht nur die Student Ministry, sondern alle Ver-kündigung des Heils in Jesus Christus in der FELSISA segnen. Euer Studentenmissionar, Jacob Corzine ■

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Sprachen (Griechisch, Hebräisch, Latein) und lernte zusätzlich auch viel über antike Kulturen, andere Religio-nen und Philosophie. Im November 2015 bekam ich meinen Bachelorab-schluss von der Universität in Pretoria. Da mein Studium in Deutschland aber erst im April 2016 beginnen würde, beschloss ich in dieser Zeit etwas zu machen, was meinem späteren Dienst als Pastor dienen könnte. Ich nahm teil an einem „Crash Course“ in Psychologie. Dieses Praktikum dauerte 6 Wochen und gab mir so einen guten Einblick in die Seelsorge. Bevor mein Studium weiter erklärt werden kann, muss ich erst etwas über meine Frau sagen! Ich lernte Nadia (geb. van Ryneveld) 2012 kennen. Da sie aus einem afrikaansen Haushalt kommt, und mein Afrikaans zu der Zeit nicht sehr gut war, sprachen wir am Anfang unserer Beziehung nur Englisch miteinander. Es gab zum Glück am Seminar in Pretoria einen englischen Gottesdienst, den wir gemeinsam besuchten. Nadia studierte Financial Management und nahm 2014 an einem Deutschkurs teil, um besser mit meiner Familie kommuni-zieren zu können. 2015 sammelte ich endlich genügend Mut um meiner (noch nicht) Frau einen Ring anzubieten, den sie glücklicherweise annahm. Am 8. Januar 2016 heirateten wir in Centurion/Pretoria. Wir zogen am 14. April 2016 nach Oberursel in Deutschland. Dank der Hilfe der Studenten dort - zuallererst von meinem Bruder Christian, wurden

alle Formalitäten bald abgehandelt, und wir konnten uns schnell einleben. Das Studium an der Hochschule in Oberursel war etwas anders als in Pretoria, doch dank der Freundlichkeit aller meiner Kommilitonen und Professoren wurden alle Fragen schnell geklärt. Ich befinde mich jetzt im Grundstudium und plane die Zwischenprüfung 2018 abzulegen. Obwohl meine Frau ziemlich gut Deutsch versteht, war der Umzug nach Deutsch-land für sie ein etwas ärgerer Kultur-schock, als es für mich der Fall war. Sie hat sich aber schon eingelebt und versteht sich mit den Mitbewohnern auf dem Oberurseler Campus sehr gut und hat auch schon eine Arbeit in der Nähe der Hochschule gefunden. Alles in allem haben wir uns hier sehr gut eingelebt und nutzen die Möglichkeit hier in Europa zu wohnen sehr gerne. Das Studium läuft gut und wir haben viel Spaß in Deutschland. Trotzdem freuen wir uns wieder auf Südafrika, wo unsere Herzen immer noch sind. Mit freundlichen Grüßen, Werner Straeuli ■

Student der Theologie

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Ein Missionsabenteuer – um des Evangeliums Willen

Pastor Walter Winterle, Kapstadt (Übersetzung: Pastor Roland Johannes, Wartburg)

Pastor Mateus Sifa, Präses der Con-cordia Lutheran Church in Mozam-bique (ILCM), zog im September 2016 mit seiner Familie in die Stadt Beira um. Sie wohnen nun im Manga Township. Er ist der erste Pastor der ILCM, der in einem Stadtgebiet arbei-tet, ca. 500km vom Hauptsitz der Kir-che in Sena entfernt. Eine kleine Grup-pe lutherischer Christen hatte sich hier im Township niedergelassen. Sie tra-fen sich unter der Leitung eines jungen Studenten namens Antonio Quembo. Sie waren auf der Suche nach seelsor-gerlicher Betreuung, und so kam Pas-tor Mateus um die junge Gemeinde zu unterstützen und als Hirte vorzu-stehen. Durch die Leitung des Pastors und die Predigt des Evangeliums ist die Gruppe inzwischen gewachsen: zurzeit hat die Gemeinde bereits 42 Mitglieder.

Einige der neuen Gemeindeglieder erzählten in der Heimat von ihrem Glauben. So wurde Pastor Mateus ein-geladen, mehrere Dörfer zu besuchen. Inzwischen predigt Pastor Mateus an acht Orten: Manga, Nhamatanda, Manguiba B, Nhamatanda Manguiba A, Nhachirindi, Marringuí, Gumbasa-lai, Mambalo und Inhaminga. Nhamatanda ist eine besonders auf-strebende Gemeinschaft. Leider erlit-ten sie nach der verheerenden Dürre im vergangenen Jahr nun auch noch Fluten aufgrund der schweren Regen-fälle. Sie verloren ihre gesamte Ernte sowie Ziegen und Hühner. Daraufhin tat sich die kleine Gemeinde in Beira zusammen und beschloss, die Glau-bensgeschwister in Nhamatanda zu unterstützen. Sie sammelten 100kg Mais, Öl, Seife, Kerzen und Streichhöl-

Ein Missionsabenteuer – um des Evangeliums Willen

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zer. Der Einzige aus der Gemeinde, der ein Auto besitzt, hat dieses ausgelie-hen, damit die Hilfsgüter nach Nha-matanda gebracht werden konnten. Am 19. Januar fuhren Pastor Mateus und der junge Antonio früh morgens los. Aufgrund der Fluten konnten sie die Fahrt nicht per Auto fortsetzen. Sie mieteten kurzerhand zwei Fahrräder, packten die Hilfsgüter drauf und fuh-ren so durch Matsch und Wassermas-sen weiter. Als sie in Nhamatanda an-kamen, verteilten sie die mitgebrach-ten Gaben und predigten das Evangeli-um. Die Menschen waren froh über die Gaben und über die Tatsache, dass sie Pastorenbesuch bekommen hatten! Es wurde ihnen berichtet, dass ein weiterer Ort (Nhachirindi) den Wu-nsch geäußert hatte, das Evangelium zu hören. Pastor Mateus und Antonio fassten den Beschluss, sich diese Gele-genheit nicht entgehen zu lassen. Es war ein beschwerlicher Weg bis Nhachirindi. Sie hielten nicht einmal zum Essen an und irgendwann war auch das Trinkwasser alle. Pastor Ma-teus schreibt: „Ich nutzte die Gelegen-heit, um über das Lebende Wasser zu predigen – so wie Jesus das tat am Brunnen in Samaria (Johannes 4). Der einzige Brunnen, der nie aus-trocknet, ist Jesus Christus, das Was-ser des Lebens. Es war eine große Herausforderung für mich, mit viel unerwartetem Lei-den, den ganzen Tag ohne Essen, nur schmutziges Wasser zum Trinken, den Fluss im kleinen Boot zu überqueren, die Straßen voller Matsch... Aber Gott sei Dank sind wir sicher angekom-

men. Die Menschen warteten bereits auf uns und wir teilten mit ihnen das Evangelium von Jesus.“ Sie kehrten am gleichen Tag nach Bei-ra zurück und kamen müde und er-schöpft um 23 Uhr an. Sie waren aber froh, dass sie die Gelegenheit bekom-men hatten, das Evangelium zu predi-gen, und sowohl die Liebe Christi als auch Essen und Hilfsgüter verteilen zu können. Die Kirche in Beira begann als eine Hausgemeinde im Hause von Antonio. Als für die Kirche ein Grundstück er-worben werden konnte, wurde ein Zimmer als Gottesdienstraum einge-richtet. Bald war es zu klein. Die Mit-glieder nahmen es auf sich, eine Kirche auf dem Grundstück neben dem Haus von Pastor Mateus zu bauen. Jeder kaufte ein Stück Holz für die Baustruk-tur, und man sammelte Pappe und Plastik für die Wände. Einige Studen-ten vom Theological Education Pro-gram (TEP) befestigten ein schwarzes Segel als Dach. Der nächste Schritt wird sein, Stühle zu besorgen. Auch hofft man ein Key-board kaufen zu können, um die Ge-sänge zu begleiten. Zurzeit gibt es nur Trommeln. Auch werden sie bald eine permanente Kirche aus Backsteinen bauen müssen. Ihr seid herzlich einge-laden, dieses Projekt zu unterstützen! Dank: Wir danken herzlich für alle Unterstützung und Gebete. Vergesst diese junge Kirche nicht, die eifrig ist, die Liebe Christi mit Menschen aus ganz Mosambik (bis an die Grenze zu Malawi) zu teilen. ■

Ein Missionsabenteuer – um des Evangeliums Willen

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Interview mit Dr. Karl Böhmer

Pastor Roland Johannes, Wartburg

2016 veröffentlichte Dr. Karl Böhmer die Ergebnisse seiner Forschung im Bereich der südafrikanischen Missi-onsgeschichte. Wir stellten ihm einige Fragen zu seiner Forschung sowie zum Werdegang seines Buches.

Was hat dich dazu bewegt, eine

Dissertation zu verfassen? Ich wollte schon sehr lange promovie-ren. Ich bin damals mit sehr jungen Jahren ins Amt gekommen und hatte ursprünglich vor, weiter zu studieren. Das war damals nicht möglich, wurde aber später dadurch möglich, dass ich in den USA eine Gemeinde betreuen durfte, die mir die Freiheit erlaubte nebenbei zu studieren.

Was sind die genauen Schritte auf dem Wege zum Dr. der

Theologie? Von Land zu Land ist das unterschied-lich. In den USA ist es so, dass zu dem Dissertationsverfahren an sich auch intensive Vorlesungen dazugehören – quasi ein ganzes Studium, welches et-wa zwei Jahre dauert. Nach den Ab-schlussprüfungen ist der Weg frei, sich für die Dissertation zu melden.

Warum August Hardeland? Ich wollte gern über unsere eigene Kir-chen- und Missionsgeschichte hier in Südafrika arbeiten und wandte mich an einen Experten für dieses Gebiet aus der SELK – Dr. Hartwig Harms, der lange in Äthiopien Missionar war. Er schlug das Thema „August Harde-land“ vor – der erste Superintendent

der Hermannsburger Mission. Nach Meinung von Dr. Harms war das ein unzureichend bearbeitetes Feld und meine Arbeit hat das tatsächlich auch so bestätigt. Im nachhinein war dieses Thema also äußerst sinnvoll.

Hattest du vorher schon von August Hardeland gehört?

Nein.

Worum geht es in deiner Untersuchung?

Es stellt sich folgende Frage: Wenn die Kolonisten (d.h. die Laien, die von der Mission mitausgesandt wurden, um der Mission als Handwerker zu dienen – unsere Vorfahren also) Louis Harms vor dem Altar in Hermannsburg (Deutschland) einen Eid leisten, le-benslänglich der Mission zu dienen, nach Südafrika kommen, jedoch da-nach nach etwa 15 Jahren nicht mehr im Dienst der Mission sind – wie er-klärt sich das?

Und was war das Ergebnis dieser Untersuchung?

Dass die herkömmlichen Erklärungen für diese Tatsachen längst nicht aus-reichen, um den Werdegang zu erklä-ren, und dass viele Konflikte in dieser Zeit stattfanden, infolgedessen die Ko-lonisten sozusagen „rausgeekelt“ wur-den (wobei August Hardeland eine große Rolle spielte); das Modell von Louis Harms erwies sich als unrenta-bel – aber eben auch der Konflikte we-gen! Daher ging es mit den Kolonisten leider frühzeitig zu Ende.

Interview mit Dr. Karl Böhmer

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Welche Auswirkungen hatten diese Konflikte auf den weiteren

Verlauf der Geschichte? Es sind sehr viele! Die wichtigste Aus-wirkung ist meiner Meinung nach die-se: Die Kolonisten verließen im Zuge dieser Konflikte die Mission und wa-ren daher nicht mehr Teil von ihr. Nun gründeten sie selbständige, deutsche, weiße Gemeinden in Afrika (bis dahin waren sie Mitglieder der Mission und feierten in den Missionskirchen ihre Gottesdienste). Es fand also in ihren Köpfen – sozusagen mentalitätsge-schichtlich – eine Trennung statt zwi-schen „Kirche“ und „Mission“; wir sind die Kirche und da drüben ist die Missi-on... Doch unter Louis Harms bildeten Kirche und Mission immer eine Ein-heit. Selbstverständlich unterstützten die ehemaligen Kolonisten nach Kräf-ten weiterhin die Mission, aber für sich führten sie nun ein eigenes Dasein. Beim Lesen deines Buches wurde

mir klar, wie leidenschaftlich du zur Sache gehst! Was

bedeutet diese Untersuchung für dich persönlich?

Es ist schlicht und einfach eine Exis-tenzfrage! Nicht nur persönlich, son-dern auch was meine Kirche betrifft. Denn es ist immer noch einzigartig, dass es hier im südlichen Afrika diese kleine Kirche gibt, die bislang überwie-gend deutsch geblieben ist (und das schon über 150 Jahre), im Gegensatz zu den Entwicklungen in Australien und Nord-Amerika und Brasilien. Es war ja nicht die Absicht von Louis Harms, der Immigration zu dienen. Südafrika war nicht das große Ein- bzw. Auswanderungsland (wie die USA zum Beispiel). Das bedeutet, dass mei-

ne Vorfahren hierher gekommen sind eben weil sie der Mission dienen woll-ten – das trifft tatsächlich auf die meisten Väter und Mütter der FELSI-SA zu! Ich denke, wir haben das leider ein bisschen aus den Augen verloren. Mission ist das Leben der Kirche, die „Kirche in ihrer Bewegung“ wie Wil-helm Löhe das so schön sagt. Es ist mir eine leidenschaftliche Sache, dass wir die Distanz, die wir teilweise zur Missi-on haben, wieder aufheben.

Was bedeutet diese Untersu-chung für die FELSISA heute?

Was können wir daraus lernen? Dass es geschichtliche Gründe gibt für die Trennung zwischen uns und der LCSA; das Gleiche trifft auch auf die ELKSA-NT zu und ihr Verhältnis zu den schwarzen ELCSA Gemeinden. Wir sollten uns diese Entwicklung ver-gegenwärtigen, aber auch neu danach gucken wie wir heute darangehen. Wir müssen neu denken über unsere Exis-tenz hier: welche Gaben haben wir von Gott empfangen und wozu sollen wir sie einsetzen? Warum sind wir hier in Südafrika? Welche Aufgaben haben wir? Wie haben die Gemeindeglieder der FELSISA bislang auf deine

Ergebnisse reagiert? Im allgemeinen bin ich auf Empfangs-bereitschaft gestoßen, auf eine sehr freundliche und fröhliche Aufnahme der Ergebnisse, auch auf Schock und Trauer – man wurde erinnert an die Versprechen, die die Alten gemacht haben, die dazu führten, dass unsere Familien hier sind. Ich denke es ist eine Bereitwilligkeit da, die eigene Ge-schichte neu aufzuarbeiten. Darüber

Interview mit Dr. Karl Böhmer

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freu ich mich sehr! Es sind auch eini-ge, die eher skeptisch sind, was ich auch verstehen kann.

Fakten ändern das Verständnis der Vergangenheit.

Hab ich recht? Auf jeden Fall! Hier sind es eben Tat-sachen, die unter den Teppich gekehrt wurden. Aber wenn man sich die Tat-sachen neu angucken kann und man sich bewusst wird, was da vor sich ge-gangen ist, dann wird einem einerseits die Tragik der Geschichte sehr be-wusst, andererseits weckt es aber auch Verständnis für unsere Lage heute und lädt dazu ein, neu über diese Sachen nachzudenken.

Warum ist es deiner Meinung nach wichtig, dass wir als

Bekenntnislutheraner dieses schwierige Thema der

Rassentrennung ansprechen und nicht davor weglaufen?

Als Bekenntnislutheraner sind wir im Bekenntnis der Kirche verwurzelt. Was ist dieses Bekenntnis? Es ist das Be-kenntnis von Jesus Christus, der in der Geschichte wirkt und in der Kirche aktiv ist – auch bis heute. Wir denken von der Buße und von der Vergebung Jesu her. Gerade wir Bekenntnis-lutheraner haben die besten „Werkzeuge“, die beste Theologie um von Vergebung und Versöhnung zu reden! Hier stellt sich die Herausfor-derung, dass wir das auch tatsächlich tun und umsetzen! Dass wir den schmerzlichen Ereignissen der Ver-gangenheit fest ins Auge sehen, aber dann eben auch mit unseren schwar-zen „Bekenntnisgeschwistern“ neu das

Verhältnis aufbauen, dass wir auch wirklich das sind, was wir vorgeben.

Welche Aspekte der Geschichte der FELSISA (und der Mission) sollten deiner Meinung nach in

Zukunft noch bearbeitet werden? Hast du weitere Forschungs-

projekte im Blick? Das kommt drauf an, ob ich die Er-laubnis meiner Frau bekomme (lacht!). Es sind auf jeden Fall mindes-tens zwei große Punkte aus der Ge-schichte der FELSISA, die aufgearbei-tet werden müssen: einmal die Tren-nung von den Hermannsburgern (heute ELKSA-NT) vor 125 Jahren, und dann zweitens die gescheiterten Wiedervereinigungsversuche in den 1920gern. Gerade hier wäre es wichtig, Fakten zu schaffen, um Missverständ-nissen vorzubeugen, von denen es lei-der mehr als genug gibt, und um uns mit dem auseinanderzusetzen, was den Weg unserer bekenntnislutheri-schen Kirche geprägt hat. Herzlichen Dank fürs Gespräch und Gottes Segen weiterhin für alle Forschungsarbeit! (Das Buch, erschienen in der Reihe „Oberurseler Hefte Ergän-zungsbände“ bei Edition Ruprecht, ist bei Dr. Böh-mer direkt erhältlich.) ■

Interview mit Dr. Karl Böhmer

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Neuerscheinung

Aus der Predigtwerkstatt von Pastor Louis Harms

79 unveröffentlichte Predigten aus den 1834-1861

Hrsg. Hartwig F. Harms 734 Seiten, Hardcover

R450 978-3-937301-86-0 Das Buch ist über die Büchertische der Gemeinden Lüneburg, Wittenberg und Pretoria und auf Wunsch in Kirchdorf er-hältlich.

Mit dieser Sammlung bisher unbekannter Predigten schauen wir in die Studierstube des Hermannsburger Erweckungspredi-gers Ludwig/ Louis Harms (1808–1865):

Es sind Konzepte, wie er sie bei seinen Vorbereitungen niederschrieb - we-der von ihm selbst noch von einem späteren Herausgeber für den Druck überarbeitet. So sehen wir, was ihn jeweils besonders bewegte und was er seinen Hörern mitgeben wollte.

Diese Predigten zeigen vor allem den Erweckungsprediger in sei-nen ersten Jahren in Hermannsburg – mit einem warmen Herzen für seine Gemeinde, aber auch für die Mission.

Chronologisch angeordnet, in originaler Orthographie und Zeichen-setzung, mit Anmerkungen und Bibelstellennachweis, sind sie ein Gewinn für Leser, die sich historisch mit L. Harms befassen, aber auch für alle Freunde seiner Predigten.

Der Herausgeber, Dr. Hartwig F. Harms (geb. 1939), war 20 Jahre als theologischer Lehrer in Äthiopien tätig. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland 1993 war die Geschichte der Hermannsburger Mission und ihres Gründers ein Schwerpunkt seiner Interessen. Als Autor oder Herausgeber verschiedener Publikationen belegt er sei-ne tiefen Kenntnisse der Materie. Das Arbeiten über die Hermanns-burger Mission ist zugleich ein Erforschen der eigenen Wurzeln. Der Herausgeber selbst ist ein Nachkomme von Theodor Harms, dem Bruder, Mitarbeiter und Nachfolger L. Harms.

Verlag Ludwig-Harms-Haus – Missionshandlung –

Harmsstraße 2, 29320 Hermannsburg, Tel. 05052 69 400, Fax 05052 69 405,

www.ludwig-harms-haus.de, [email protected]

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Dieser Fonds soll der Ausbreitung der FELSISA dienen. Dazu gehören Missionsinitiativen, Leihen

an Gemeinden für die Anschaffung und Renovierung kirchlicher Gebäude, Ausbildung

von Theologiestudenten, Fortbildungskurse für Pastoren, wie auch Autoleihen an sie.

Bank: First National Bank | Swift code: FNBJNB01 | Name: FELSISA | Vermerk: „Assistance Fund“ | Bankleitzahl: 252145 (Hatfield) | Kontonummer: 51060018955 (Cheque)

Die FELSISA hat einen

Unterstützungsfond

AMTLICHE BEKANNTMACHUNGEN

Am 31. Mai 2017 wird Pastor Jacob Corzine in die USA zurückkehren, um in der LCMS zu dienen. Das bedeutet, dass die Amtszeit von Pastor

Corzine als Campusmissionar in Pretoria zu Ende ist. Der Synodalausschuss der FELSISA sowie die MLC und ALM werden über den weiteren Weg für

dieses Projekt beraten. Wir sind Pastor Corzine sehr dankbar für die Arbeit, die er in Pretoria geleistet hat und wünschen ihm für seinen weiteren Dienst

Gottes reichen Segen und Geleit.

Am 19. Mai 2017 wird Dr. Walter Winterle einen (weiteren) Ehrendoktortitel vom Seminar in St. Louis (USA) empfangen. Der Präses des Seminars,

Dale Meyer, schreibt dazu: „Die Fakultät des Concordia Seminars verleiht diesen Titel in Anerkennung für deine langjährige und treue Arbeit im Dienste der Mission unseres Herrn Jesu Christi.“ Dr. Winterle wird voraussichtlich zur

Verleihung des Titels nach St. Louis reisen.

Der Synodalausschuss hat Missionsdirektor Roger Zieger von der Bleckmarer Mission sowie Christoph Weber von der MLC zum

Pastorenkonvent der FELSISA im Mai 2017 eingeladen. Folglich wird sich der Konvent mit dem Thema „Mission“ befassen.

Beide Gäste werden zu diesem Thema Vorträge halten.

Der Synodalausschuss hat die Mitglieder der Theologischen Kommission der FELSISA ernannt. Es sind: Dr. Heinz Hiestermann (als Vorsitzender), Dr. Karl Böhmer, sowie ex officio als Mitglieder des Synodalausschusses

Pastor Kurt Schnackenberg und Bischof Dr. Dieter Reinstorf. Die erste Aufgabe wird sein, ein Hermeneutikpapier zu verfassen, welches als

Grundlage für die Gespräche mit der ELKSA (N-T) dienen soll.

Der Synodalausschuss bittet darum, dass nur Bekanntmachungen, die kirchliche Angelegenheiten betreffen (z.B. Danksagungen nach einem

Todesfall), in der BLK veröffentlicht werden sollen. Falls der Wunsch besteht, Anzeigen und Annoncen nicht-kirchlicher Art veröffentlichen zu wollen (z.B. Jobangebote), können diese per E-Mail an die Pastoren geschickt werden.

Die Pastoren können die Informationen dann nach eigenem Gutdünken an die Gemeindeglieder weiterleiten.