»Belo Monte« Staudamm Projekt · Welche Pro- oder Contra-Argumente sind den SchülerInnen am...

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»Belo Monte« Staudamm Projekt Bildungsmaterial für Sozialwissenschaften|Gesellschaftslehre (Kl. 10 + 11)

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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Belo Monte«

»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Impressum

Wie grün ist Wasserkraft?

Das Bildungsmaterial »Belo Monte Staudamm-Projekt in Amazonien – Wie grün ist Wasserkraft?« wurden im Rahmen des Projektes »Modellschulen für Globales Lernen« 2011– 2013 (www.modellschulen-globales-lernen.de) für einen Kurs in Sozialwissenschaften des Max-Planck-Gymnasiums Bielefeld entwickelt.

Bei Fragen zu den Hintergründen oder der praktischen Umsetzung des Materials wenden Sie sich an:

Welthaus Bielefeld Bereich BildungAugust-Bebel-Straße 62, 33602 Bielefeld

Telefon (0521) 98648-0 [email protected]

Impressum

Herausgeber: Welthaus Bielefeld, August-Bebel-Straße 62, D-33602 Bielefeldwww.welthaus.de | [email protected]

Redaktion: Frauke Hahn

Satz & Layout: Sven Zähle, [email protected]

© Welthaus Bielefeld e.V., Bielefeld 2013

Titelfoto: fotolia 2515201, Kopffoto: istockphoto 3529201

Wir danken Engagement Global (BMZ), der Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) und dem eed für die finanzielle Förderung dieses Bildungsmaterials.

Mit finanzieller Unterstützung des

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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Belo Monte«

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»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Ablauf

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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Belo Monte«

»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Einheiten

Das Thema Green Economy soll am Beispiel der Wasserkraft in Brasilien kritisch beleuchtet wer-den. In Brasilien streiten BefürworterInnen und GegnerInnen über den Bau von neuen (Groß-)Kraftwerken im Amazonasraum.

Die SchülerInnen lernen, wie der Staudamm-bau und die damit verbundenen sozialen und ökologischen Folgen mit unserer Lebensweise und unseren Konsumgewohnheiten verknüpft sind.

Auf der UN-Konferenz von Rio im Juni 2012 wurden u.a. nachhaltige Entwicklungen und Green Economy als Lösungsmodelle disku-tiert. Da dieses internationale Treffen in Brasi-lien stattfand und von der brasilianischen Politik Wasserkraft als saubere Energieform dargestellt wurde, stellen wir die Frage: Wie grün ist die Wasserkraft in Amazonien? Um die unterschied-lichen Argumente kennenzulernen, stellen vier Jugendliche aus Brasilien und zwei aus Deutsch-land in Portraits ihren persönlichen Bezug zum Thema vor.

1. Vorstellung 20 Min.

Kontakt aufbauen und Atmosphäre auflockern:■■ MultiplikatorInnen stellen sich und ihre

Arbeit vor ■■ Film vom Welthaus Bielefeld wird gezeigt

und die Bildungsarbeit vorgestellt ■■ Einstiegsmethode: Alle stehen im Kreis.

Jede/r stellt seine/n bzw. ihre/n NachbarIn links von sich mit Vornamen und einem Wort zur Beschreibung vor, was mit demselben Buchstaben beginnt wie der Name. Die MultiplikatorInnen beginnen, werfen dann einen Ball herum.

■■ kurze Vorstellung des Ablaufs der Unterrichtseinheit

Material:■➤ Ball■➤ Film vom Welthaus Bielefeld (zu beziehen über das Welthaus Bielefeld)

2. Einstieg + Sensibilisierung Kurzfilm: »Countdown am Xingu« 25 Min.

Der Kurzfilm »Countdown am Xingu« wird ange-sehen. Anschließend werden die SchülerInnen aufgerufen, erste Eindrücke zum Film mit der Gruppe zu teilen. Diese Informationen können in einer Mindmap an der Tafel oder auf einer Flip-chart festgehalten werden. Offene Fragen wer-den gesammelt und ggf. geklärt. Somit wird das Vorwissen und die Berührungspunkte der Schü-lerInnen zum Thema Brasilien, Regenwald, Was-serkraft, Aluminium gebündelt. Durch Landkar-ten und Bilder in der Powerpoint-Präsentation »Staudamm« erfolgt eine Veranschaulichung.

Themen-Impulse: ■■ Folgen für Natur und Umwelt; ■■ Kritik an Politik und Wirtschaft; ■■ Reaktion des Energieministers auf Protest

von Indios; ■■ Was haben deutsche und österreichische

Turbinen-Unternehmen damit zu tun?

Anschließend werden für die Gruppenar-beit sechs Kleingruppen gebildet: Auf sechs Tischen werden sechs laminierte Portraitkarten von Jugendlichen aus Brasilien & Deutschland sowie Landschaftsbilder verteilt. Jede/r Schüle-rIn nimmt sich ein Puzzleteil und sucht den Tisch mit dem Portrait und dem Städtefoto zu dem das Puzzleteil gehört.

Material:■➤ Kurzvideo »Countdown am Xingu« (10 Minuten, 2011), von Martin Keßler (zu beziehen über das Welthaus Bielefeld)

■➤ Landkarten von Brasilien, Deutschland und dem Amazonasgebiet

■➤ Powerpoint-Präsentation »Staudamm« (Anlage 1)

■➤ 6 laminierte Personenportraits von Jugendlichen in Brasilien und Deutschland (Anlage 2 A – F)

■➤ 6 laminierte Fotos von Orten in Brasilien und Deutschland (Anlage 3 A – F)

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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Belo Monte«

»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Einheiten

Die SchülerInnen lesen jeweils ihren Portraittext durch und arbeiten Argumente und Informati-onen zum Staudamm-Projekt heraus. Anschlie-ßend bilden die TeilnehmerInnen aus den einzel-nen Kleingruppen sechs ExpertInnengruppen, in denen jede Figur durch eine/n ExpertIn vertre-ten ist. Handzettel mit Arbeitsaufträgen werden verteilt. Sie stellen sich anhand der zuvor heraus-gearbeiteten Punkte gegenseitig die verschie-denen Charaktere vor und erstellen ein Schau-bild (Beziehungsnetz), in dem deutlich wird, wie die sechs Jugendlichen aus Brasilien und Deutschland miteinander in Beziehung stehen. Mit Pfeilen können Gemeinsamkeiten (z.B.: vom Regenwald leben), Gegensätze (z.B.: Nachhaltig-keitsverständnisse, Angstmotive) oder Abhän-gigkeiten (z.B.: Herstellung und Einsatz von Aluminium) dargestellt werden. Die SchülerIn-nen tragen die Vor- und Nachteile für das Stau-damm-Projekt in einer gemeinsamen Auflistung zusammen. Sie lesen das Infoblatt zu RIO+20 und Green Economy und nehmen zu den auf-geführten Punkten mithilfe von Beispielen aus ihrer Pro- und Contra-Liste Stellung. Dazu wer-den kurze Notizen gemacht.

Material:■➤ 6 laminierte Personenportraits von Jugendlichen in Brasilien und Deutschland (Anlage 2 A – F)

■➤ 6 laminierte Fotos von Orten in Brasilien und Deutschland (Anlage 3 A – F)

■➤ 1 laminierte Übersicht der geplanten Wasserkraftwerke in Brasilien (Anlage 4)

■➤ Powerpoint-Präsentation »Staudamm« (Anlage 1)

■➤ Infoblatt Rio +20 und Green Economy (Anlage 5)

■➤ Handzettel für MultiplikatorInnen: Belo-Monte-Brasilien-Factsheet der Sternsinger (Anlage 6)

■➤ Handzettel Arbeitsaufträgen für die ExpertInnengruppen (Anlage 7)

■➤ Plakate, (Bunt-) Stifte & Klebeband für die Schaubilder

■➤ Portraits und Städtebilder als Puzzleteile zerschnitten (Anlagen 2 und 3)

■➤ Beamer und Laptop■➤ Flipchart■➤ …

3. Informieren, Er- und Bearbeiten Kleingruppenarbeit: unterschiedliche Perspektiven 65 Min.

Das Staudamm-Projekt Belo Monte ist ein Ent-wicklungsmodell der brasilianischen Regierung. Zentrale Argumente für bzw. gegen das Wasser-kraftwerk und die brasilianischen Entwicklungs-strategien werden auf Portraitkarten von vier fik-tiven Jugendlichen aus Brasilien und zwei aus Deutschland vorgestellt. Alle Charaktere haben einen persönlichen Bezug zum Thema – vielleicht sogar, ohne dies zu wissen. Durch diese fiktiven Personen mit realen Argumenten nimmt die Staudamm-Problematik Gestalt an.

Green Economy wird am Beispiel der Wasser-kraft in Brasilien aus verschiedenen Positionen betrachtet und aus der Betroffenenperspektive kritisch in den Blick genommen.

Portraits der Jugendlichen:1) Marta aus Altamira, Brasilien2) Paula aus São Paulo, Brasilien3) Tiago aus Rio de Janeiro, Brasilien4) Irêo Kayapó vom Rio Xingu, Brasilien5) Kathi aus Heidenheim, Deutschland6) Alex aus Frankfurt am Main, Deutschland

Bilder der Orte und Städte:1) Altamira, Kleinstadt am Rio Xingu,

Brasilien, Tropischer Regenwald2) São Paulo, moderne brasilianische Großstadt3) Rio de Janeiro, Favela Rocinha und

Panoramaansicht; 4) Kayapó, traditionelle Hütte, Leben zwischen

Tradition und Moderne5) Heidenheim, Deutschland; Kleinstadt und

Sitz des Turbinenlieferanten Voith Hydro6) Frankfurt am Main mit Flughafen

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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Belo Monte«

»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Einheiten

Material:■➤ Powerpoint-Präsentation »Staudamm« (Anlage 1)

■➤ Laptop und Beamer■➤ Flipcharts

5. Transfer + Abschluss 10 Min.

Um das Gelernte zu reflektieren, kann jede/r ein Statement zum Gelernten abgeben. Zudem wer-den offene Fragen geklärt. Für ein Feedback über den persönlichen Gehalt der Stunde wird die »Rucksack und Abfalleimer-Methode« verwen-det: Anmerkung werden auf einen kleinen Zet-tel geschrieben und kommentiert in den Ruck-sack (»Das nehme ich mit, war interessant«) oder Abfalleimer (»Das kann fort, war uninteressant, kann ich nichts mit anfangen«) geworfen.

Material:■➤ Schreibpapier■➤ Koffer oder Rucksack, Mülleimer

4. Diskussion im Plenum: ExpertInnengruppen und Handlungsmöglichkeiten 50 Min.

Die TeilnehemerInnen tauschen sich über Ihre Arbeitsergebnisse aus und bewerten gemeinsam die herausgearbeiteten Argumente. Dazu hän-gen die ExpertInnengruppen Schaubilder in der Klasse auf, stellen sie der Großgruppe kurz vor und sagen, was die Beziehungsnetze mit Globa-lisierung zu tun haben (Dabei können die Schau-bilder der jeweils anderen Gruppen kommentiert werden bzw. mit dem eigenen verglichen wer-den):■■ Geraten Pro- oder Contra-Argumente

miteinander in Konflikt (Dilemma)?■■ Welche Pro- oder Contra-Argumente sind

den SchülerInnen am wichtigsten? ■■ Was halten die SchülerInnen von Paulas

Vorschlag, die Minderheit zum Wohle der Mehrheit umzusiedeln?«

■■ Überwiegen die Vor- oder die Nachteile für eine Green Economy und Energie aus Wasserkraft?

■■ Ist Wasserkraft eine saubere Energiequelle?

Die SchülerInnen werden dazu angeregt über praktische Konsequenzen der Betroffenen und von ihnen selbst nachzudenken und Handlungs-möglichkeiten zu entwickeln. An der Tafel oder auf der Flipchart werden die Handlungsspiel-räume der Jugendlichen aus den Portraits in dem Entwicklungsvorhaben sowie Argumente zum Ressourcenkonflikt gesammelt. Es wird mit der Perspektive brasilianischer Jugendlicher begonnen, anschließend wird die, der deutschen Jugendlichen betrachtet.

Ergänzend werden mit der Powerpoint-Prä-sentation »Staudamm« ein Protestbrief an politi-sche Entscheidungsträger/Wirtschaftsunterneh-men sowie die Avaaz-Kampagne vorgestellt.

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»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Infoblatt

Auf Grundlage des »Unterrichtsmaterial RIO 20+« von KoBra e.V. erstellt von Jan Soukup & Andreas Salaske für Welthaus Bielefeld e.V.

Der UN-Gipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 hat die sogenannte Agenda 21 berühmt gemacht und den Begriff der »nachhaltigen Entwicklung« geprägt. Seit-dem besteht Übereinstimmung, dass für gesell-schaftliche Entwicklung stets Umwelt, Soziales und Wirtschaft zusammengedacht werden müs-sen. Zwanzig Jahre später, im Juni 2012, fand erneut eine UN-Konferenz in Brasilien statt. Es sollte Bilanz gezogen werden. Hauptsächlich ging es bei der Folgekonferenz jedoch um das Leitthema »Green Economy«. Green Economy soll ein nachhaltiges Wachstum und damit Umwelt-schutz und Wohlstand für alle ermöglichen. Die Green Economy (Grüne Wirtschaftsweise oder New Green Deal) will Lösungsansätze für den Klimawandel, die Ernährungs- und Finanzkrise bieten:■■ Dekarbonisierung: Verringerung des Koh-

lendioxidausstoßes. Man will internationale Umweltstandards einführen und die Kapital-ströme des globalen Handels in Sektoren mit geringem Kohlendioxidausstoß lenken.

■■ Effizienzrevolution: Technologische Innovati-onen. Diese sollen die Ressourcen effizienter nutzen und die Umwelt weniger verschmut-zen, ohne dass der Lebensstandard sinkt.

■■ Armutsbekämpfung: Weiterhin steigendes Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig will man Umweltrisiken verringern. Beides zusammen soll das Armutsproblem lösen.

Parallel zum UN-Gipfel Rio+20 bereitete ein Komitee, zu dem sich viele brasilianische sozi-ale Bewegungen zusammengeschlossen haben, einen Gipfel der Zivilgesellschaft »Cúpula dos Povos« (»Gipfel der Völker«) vor. Sie kritisierten, dass die Konferenz auf den ökologischen Aspekt der Nachhaltigkeit eingeengt ist. Auch Themen wie Ernährungssicherung und soziale Entwick-lung sowie die Wahrung der Menschenrechte

müssen bei der Entwicklung einer ökologische-ren Welt berücksichtigt werden. Eine der vorbe-reitenden Organisationen, die NRO FASE kriti-siert den Green New Deal:■■ Dieser setzt weiter auf Wachstum, also auch

auf Ressourcenverbrauch. Dabei ist offen-sichtlich, dass die weltweite Überproduktion zu Klimaveränderungen führt.

■■ Die internationalen Handelsströme wer-den nicht in Frage gestellt. So wird bspw. ein Hemd heutzutage nicht mehr an einem Ort hergestellt, sondern reist durch verschiedene Länder, bevor es fertig ist. Dies verursacht einen ernormen Energieverbrauch.

■■ Strukturelle Ursachen der Armut bleiben ausgeblendet: Die Konzentration von Reichtümern, der ungleiche Zugang zu den Ressourcen, spielen auf der Tagesordnung der Konferenz keine Rolle.

■■ Die Rechte der Völker stehen nicht im Mittelpunkt der Diskussionen. Gerade die-jenigen traditionellen Gemeinschaften, die nachhaltig wirtschaften, werden durch den Green New Deal bedroht.

Beispiel für Green Economy in Brasilien: Energie aus WasserkraftEine wichtige Säule auf dem Weg nach Rio+20 ist der weitere Ausbau der Energie aus Wasser-kraft: Das Credo der Regierung lautet: »Wir brau-chen Energie, um zu wachsen. Strom aus Wasser-kraft ist Grüne Energie und damit nachhaltig.« Brasilien bezieht 75 % seiner Energie aus Was-serkraft. Das Land liegt damit vermeintlich an der Spitze der Industrienationen in Sachen Nach-haltigkeit. Für den weltweit wachsenden Ener-giebedarf baut und plant die Regierung daher etliche neue Wasserkraftwerke. Im Amazonasge-biet sollen 45.000 Megawatt durch Wasserkraft-werke erzeugt werden. Der Strom beliefert unter anderem energieintensive Industriezweige wie die Aluminium-, Zellulose- und Stahlproduktion. Deren Zwischenprodukte werden nach Nord-amerika, Europa und Asien geliefert.

RIO+20 | Green Economy – Eine marktwirtschaftliche Ökoillusion?

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»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Infoblatt

■■ Unterstützung lokaler und regionaler Wirt-schaftskreisläufe. So werden die Wege zwi-schen ProduzentInnen und AbnehmerInnen/VerbraucherInnen kürzer und dabei viel Energie eingespart.

■■ Förderung der ökologischen Landwirtschaft. Die vorherrschende industrielle Landwirt-schaft trägt stark zum Treibhauseffekt bei. Sie zerstört Ökosysteme und biologische Vielfalt und vergiftet Wasser, Böden und Menschen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die ökologische Landwirtschaft die Menschheit sehr gut ernähren könnte.

Alternativen

Alternative Produktionsweisen müssen aus Sicht der sozialen Bewegungen in Brasilien die gren-zenlose Wachstumslogik in Frage stellen, kür-zere Wege zwischen Produktion und Konsum ermöglichen und zugleich die Rechte ins Abseits gedrängter Gruppen stärken. Hierbei zeigen sie Alternativen auf:■■ das Allgemeinwohl soll im Mittelpunkt des

Wirtschaftens stehen und nicht der Gewinn. Um dies zu erreichen, könnten Erfahrungen aus der Solidarwirtschaft (kollektiv geführte Organisationen wie bspw. selbstverwaltete Betriebe) ausgewertet werden. Brasilien ist das einzige Land weltweit, in dem die Soli-darwirtschaft staatlich gefördert wird.

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»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Handzettel

Auf Grundlage des »Unterrichtsmaterial RIO 20+« von KoBra e.V. erstellt von Jan Soukup & Andreas Salaske für Welthaus Bielefeld e.V.

Filme zu Belo Monte ■■ Belo Monte – Anouncement of War■➤ Ende 2011: Baustopp wieder erneut aufgehoben

■➤ Portugiesisch mit engl. Untertiteln, 11:00 min

■➤ Trailer für einen investigativen, unabhängi-gen Dokumentationsfilm. Enthält Spenden-aufruf für Fertigstellung des Films. Politische Aktion und Appell kann auch als Beispiel für Handlungsalternativen herangezogen werden

■➤ hauptsächlich Interviews mit Beteiligten aus verschiedensten Kreisen, mit Insiderwis-sen und teils entgegengesetzten Meinungen (Pro- und Kontra) zum Staudamm

■➤ bedarf teilweise gewisse Vorkenntnisse (z.B.: brasilianische Abkürzungen; Informationen zur Zugehörigkeit der Interviewten, werden nicht aus dem Portugiesischen übersetzt, Einordnung des Kommentars somit ggf. schwierig)

■➤ Berührende, eindrucksvolle Aufnahmen und Stimmung, erreicht auf emotionaler Ebene

■■ Globale Protestwelle gegen Staudamm projekte im Amazonas

■➤ März 2011: Präsidentin Dilma Roussef, Bauvorhaben zwischenzeitlich gestoppt, wieder aufgehoben, partielle Baugenehmi-gung erteilt

■➤ Deutsch; 04:35 min■➤ Deutsche-Welle Bericht■➤ Proteste in England bei der brasilianischen Entwicklungsbank als Hauptsgeldgeber, Gespräche mit brittischen Abgeordneten

■➤ Kurze aber anschauliche und animierte Darstellung des Projekts mit seinen wahr-scheinlichen Konsequenzen

■➤ Unterstützung durch James Camaron

■➤ Brasilianischer Botschafter argumentiert Pro: Energiesicherheit wird gebraucht, ohne Ener-gie keine Entwicklung, Entwicklungsschub in die Region, mit Indigenen verhandelt, Regie-rung hält alle Standards ein

■➤ Weniger kritischer Film; stellt die Frage: »Wohlstand für viele legitim auf Kosten einiger weniger«?

■■ Count Down am Xingu■➤ März 2011: Präsidentin Dilma, Bauvorhaben zwischenzeitig gestoppt, wieder aufgehoben, partielle Baugenehmigung erteilt

■➤ Deutsch ■➤ Bericht von Martin Keßler■➤ Interviewte überwiegend VertreterInnen kirchlicher Organisationen in Altamira am Xingu

■➤ Wirkung von Prozessionen und Glaubens-motive müssen bedacht werden;

■➤ Kritik an Politik und Wirtschaft wegen Rücksichtslosigkeit gegen die AnwohnerIn-nen, Betroffene und Advokaten erläutern Konsequenzen,

■➤ Bilder von den Demos Indigener in Brasilia im Januar 2011

■➤ Energieminister: Rechtfertigung, ■➤ aktuelles Regierungshandeln Lulas als ver-fassungswidrig kritisiert: Entlassung des Prä-sidenten der Umweltbehörde, um partielle Baugenehmigung durchzusetzen,

■➤ Kritik an und Proteste gegen ein deutsches und ein österreichisches Turbinen-Unternehmen

■➤ Dankbarkeit für Unterstützung von Betroffenen, Kampf beginnt.

■■ Das Belo Monte-Staudammprojekt■➤ Ende 2010: Lula hat Bauvorhaben unter-schrieben, Kontext Präsidentschaftswahl

■➤ Deutsch (übersetzt aus dem Englischen); 10:37 min

Handzettel für MultiplikatorInnen

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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Belo Monte«

»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Handzettel

■➤ Animierte Bilder vom Staudamm dienen sehr der Anschauung

■➤ Konflikt: Wasserkraftwerk für mehr Wachs-tum vs. Existenz der lokalen Bevölkerung

■➤ Weniger kritischer Film: Arbeitsplätze werden einseitig als Pro-Argument gesehen

■■ Der Xingu – unsere Lebensader■➤ September 2010; Lula hat Bauvorhaben unterschrieben, vor der Präsidentschaftswahl

■➤ Portugiesisch mit deutschen Untertiteln; 9:04 min

■➤ Geschichte wird erzählt, Interviewte von Vorort kommen zu Wort, Indigene lehnen Staudamm ab und wollen gegen Schicksal kämpfen

■➤ Kontra-Argumente stehen im Fokus■➤ Berührende, eindrucksvolle Aufnahmen und Stimmung, mach betroffen und erreicht auf emotionaler Ebene

■■ Gegeninformation zur irreführenden Werbung von Norte Energia

■➤ Portugiesiche Schrift ins deutsche übersetzt, kein Ton

■➤ Werbefilm von »Xingu Vivo para sempre« gegen Energiekonzern

■➤ 00:59 min■➤ etwas drastisch und auf soziale Folgen verkürzt

■■ Xingú – Stop Belo Monte■➤ Nur Bilder und Musik vom Staudamm■➤ Gut für Hintergrunduntermalung während einer Gruppenarbeitszeit

■➤ Produktion von »Amazon Watch«, »International rivers«, »Xingu Vivo para sempre« und Google

■➤ Anschauliche und verständliche Anima-tion mittels Google-Earth-Aufnahmen, um Projektvorhaben konkret und wahrschein-liche Konsequenzen (für indigene Bevölke-rung, Flora- und Fauna mit Animationen und Bildern) darzustellen;

■➤ ausführliche Hintergrundinfos zum Xingú-Amazonas-Gebiet und Geschichte des Projekts

■➤ Sehr inhaltsreich, bringt keine Pro- aber äußerst viele Kontra-Argumente, mag des-wegen evtl. sogar erschlagend wirken

■➤ Fokus nicht auf politischen und wirtschaftli-chen Kontext Brasiliens, Kritik ausschließlich am Vorhaben

■➤ Alternativen (Windkraft, etc.)■➤ Abschließender Appell, aktiv zu werden, BotschafterInnen anzurufen, etc.

■➤ Deutsche Übersetzung etwas monoton, Tonspur hakt an manchen Stellen

■■ Megaprojekt mit Protest – Wasserwerk Belo Monte in Brasilien

■➤ Mitte 2010: Lula hat Bauvorhaben unter-schrieben, vor der Präsidentschaftswahl

■➤ Deutsch; 05:25 min■➤ 3sat-Bericht■➤ Brasilianischer Kontext: anhaltender wirt-schaftlicher Aufschwung (São Paulo, Welt-meisterschaft, Olympiade, Lula da Silvas Entwicklungsdevise, Stromausfall als Natio-nalschock und Schande dargestellt, seitdem Devise: Elektrizitätssicherheit schaffen auch für Export, regenerative Energien ausbauen (Amazonas als Energiequelle)

■➤ Zunächst neutrale, dann Pro-Darstellung (saubere Energie, Armuts- und Infrastruktur-defizitsbekämpfung in der Region), dann erst Kontra-Argumente (Straßen, Starkstromlei-tung, Auswirkung für Mensch und Umwelt, Widerstand, Einfluss der Bauunternehmer)

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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Belo Monte«

»Belo Monte« Staudamm-Projekt | Arbeitsaufträge

Hrsg. Welthaus Bielefeld e.V., Modellschulen für Globales Lernen, 2013Auf Grundlage des »Unterrichtsmaterial RIO 20+« von KoBra e.V. erstellt von Jan Soukup & Andreas Salaske für Welthaus Bielefeld e.V.

1. Stellt euch die Charaktere anhand der zuvor in den Kleingruppen herausgearbeiteten Punkte gegenseitig vor.

2. Erstellt ein Schaubild (Beziehungsnetz) in dem deutlich wird, wie die sechs Jugendlichen aus Brasilien und Deutschland miteinander in Beziehung stehen. Mit Pfeilen könnt ihr Gemeinsamkeiten (z.B.: vom Regenwald leben, etc.), Gegensätze (z.B.: Nachhaltigkeitsverständnisse, Ursachen für Angst, etc. ) oder Abhängigkeiten (z.B.: Herstellung & Einsatz von Aluminium) darstellen.

3. Tragt die in den Portraits auftauchenden Vor- und Nachteile für das Staudamm-Projekt in einer gemeinsamen Auflistung zusammen.

4. Lest das Infoblatt zu RIO+20 und Green Economy und nehmt zu den aufgeführten Punkten mithilfe von Beispielen aus eurer Pro- und Contra-Liste Stellung. Dazu macht euch kurze Notizen.

Arbeitsaufträge für die ExpertInnengruppen