Bericht Zentralschweiz am Sonntag
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SSoonnnnttaagg,, 1144.. AAuugguusstt 22001111 // NNrr.. 3333 Zentralschweiz am Sonntag
Obwalden/Nidwalden
Sondersteuer frs Spital ist vom Tisch
Die Steuereinnahmen
haben sich rascher als
erwartet erholt.
HANS WALL IMANN,
F INANZD IREKTOR
OBWALDEN Nach mehreren
Steuersenkungen sollten die
Steuern fr einen neuen Spital-
bettentrakt vorbergehend
steigen. Die Idee gibt man nun
auf und greift zu einem Trick.
MARKUS VON ROTZ
Das wre schon etwas widersinnig
gewesen, sagt FDP-Kantonalprsident
Boris Camenzind: Ursprnglich htte
das Obwaldner Volk im Herbst glei-
chentags ber Steuererleichterungen
fr untere und mittlere Einkommen
und eine befristete Steuererhhung fr
den Bettentrakt am Spital in Sarnen
entschieden. Das htte es wohl nicht
verstanden, sagt Camenzind.
Dazu wird es nun auch nicht kom-
men, wie Recherchen unserer Zeitung
ergeben haben. Bereits am letzten FDP-
Parteitag hatte Fraktionschef Martin
Ming gesagt: Die Sondersteuer ist of-
fenbar schon zur Hlfte vom Tisch.
Genaueres wusste er damals allerdings
nicht. Finanzdirektor Hans Wallimann
besttigt jetzt auf Anfrage: Im Moment
ist vorgesehen, dass auf die Sonder-
finanzierung ber eine zustzliche
Steuer verzichtet wird. Die Regierung
wird an ihrer Klausursitzung Ende Au-
gust einen definitiven Entscheid fllen.
Schuldenbremse steht im Weg
Einer Finanzierung des Bettentrakts, ei-
ne Investition von 35 Millionen Franken,
aus der Staatskasse steht aber die Schul-
denbremse im Weg: Der Kanton Obwal-
den hat diese 2006 eingefhrt und muss
deshalb seine Ausgaben ber fnf Jahre
im Durchschnitt zu 100 Prozent selber
finanzieren. Das gelang ihm in den
ersten fnf Jahren. Nun schlgt das
Finanzdepartement vor, fr den Betten-
trakt erstmals eine Ausnahme zu ma-
chen: Wir mchten dessen Finanzie-
rung ausserhalb der Schuldenbremse
organisieren, was eine kleine Gesetzes-
anpassung erfordert, sagt Hans Walli-
mann. Ausnahmen sind von Anfang an
schon im Gesetz vorgesehen, insbeson-
dere beispielsweise die Bewltigung der
Schden aus dem Hochwasser 2005.
Konsens in der Regierung
Auch wenn der Entscheid der Regie-
rung noch aussteht, ist Wallimann zu-
versichtlich: In einer offenen Ausspra-
che habe ich herausgesprt, dass meine
Regierungskollegen das untersttzen
werden. Daran habe sich auch nach
der Beratung des Budgets 2012 in den
Departementen nichts gendert. Der
Kantonsrat wird Anfang Dezember
ber den Neubau, dessen Finanzierung
und das Kantonsbudget entscheiden.
Das Volk wird dann voraussichtlich am
11. Mrz 2012 ber den Neubau des
Bettentrakts abstimmen.
Spital ist keine Katastrophe
Mit ihrem neuen Vorschlag kommt die
Regierung dem Kantonsrat entgegen:
Als es vergangenen Dezember um den
Planungskredit von 2,5 Millionen Fran-
ken ging, kritisierten praktisch alle
Fraktionen die Sondersteuer. Ein Spital
zu fhren, ist eine Kernaufgabe wie eine
Autobahn. Das darf nicht ber eine
Sonderfinanzierung laufen, sagte da-
mals Boris Camenzind. Sonst greife
man bei jedem grsseren Vorhaben zu
diesem Mittel.
SP-Kantonalprsident Beat von Wyl
formulierte es noch krasser: Ein Spital-
bau ist ja keine Katastrophe, die berra-
schend kommt. Dass sich die CVP als
einzige Fraktion dazu noch keine Mei-
nung gebildet hatte, liege daran, dass es
noch kein Beschluss, sondern erst ein
Vorschlag der Regierung war, begrndet
Parteiprsident Patrick Imfeld heute.
CSP-Kantonsrat und -Prsident Walter
Wyrsch ist sich sicher: Im Kantonsrat
htte die Sondersteuer keine Chance
gehabt.
Heute viel bessere Situation
Hans Wallimann hatte die Sondersteu-
er im Dezember noch vehement ver-
teidigt und die Kantonsrte aufgefor-
dert, ihm zu sagen, auf welche Ausga-
ben sie denn verzichten mchten,
wenn der Bettentrakt ohne diese Mass-
nahme finanziert werden solle. Die
Kantonsrte hielten ihm entgegen, gu-
te Rechnungsabschlsse, hohe Reser-
ven und ein sattes Eigenkapital des
Kantons wrden eine Sondersteuer
verbieten. Dass Wallimann heute ein-
lenkt, begrndet er so: Die Situation
war damals, als die Idee einer Sonder-
finanzierung eingebracht wurde, eine
andere. Doch die Steuereinnahmen
haben sich viel rascher als erwartet
erholt. Auch fr das laufende Jahr sieht
es trotz der vielen Unsicherheiten auf
den Finanzmrkten noch sehr erfreu-
lich gut aus.
KOMMENTAR
Geschickter Schachzug
Markus von Rotz ber die Wende in der
Diskussion um eine Spital-Sondersteuer
D
ie Idee von einer befriste-
ten Steuererhhung fr
den Spital-Bettentrakt
drohte im Parlament zu schei-
tern. Das zeigten die heftigen
Reaktionen an der Sitzung des
Kantonsrats Ende Dezember ver-
gangenen Jahres. Gute Finanzla-
ge, steigende Steuereinnahmen,
ein Paket fr Steuererleichterun-
gen ab 2012 und gleichzeitig
eine Sondersteuer: Diese Mi-
schung provozierte Kritik und
Unverstndnis.
Die Lsung wre zwar transpa-
rent und fr den einzelnen Steu-
erzahler tragbar gewesen. Aber
sie steht schrg in der politi-
schen Landschaft. Als Ausweg ist
nun geplant, erstmals seit Ein-
fhrung der Schuldenbremse im
Jahr 2006 an dieser zu schrau-
ben. So wird die Steuererhhung
unntig, ohne dass auf der an-
deren Seite andere wichtige Vor-
haben verhindert werden. Dass
der Finanzdirektor die Idee ins
Gesprch brachte, ist richtig.
Laut zu denken, soll Politikern
nie verboten sein. Der aufgezeig-
te neue Weg hat im Parlament
aber sicher bessere Chancen.
Nebst dem
Besinnlichen kommt
der gemeinsame
Spass nicht zu kurz.
ANNI ODERMATT,
TE ILNEHMERIN
WELTJUGENDTAG
Nach dem Surfen zum Gebet mit dem Papst
MADRID Rund zwei Millio-
nen Jugendliche werden am
Weltjugendtag in Madrid er-
wartet. Eine davon ist Anni
Odermatt aus Wiesenberg.
Rund zwei Millionen junge Erwach-
sene aus 200 verschiedenen Nationen
haben in diesen Tagen nur ein Ziel: Die
Teilnahme am katholischen Weltju-
gendtag vom 16. bis 21. August in
Madrid. Sie erwartet ein Kulturpro-
gramm mit Konzerten, Festivals, Got-
tesdiensten, Austauschforen und weite-
ren Inhalten. Am Dienstagabend findet
auf dem Madrider Cibelesplatz der
Erffnungsgottesdienst statt, gefeiert
durch den Erzbischof von Madrid und
einer Vielzahl von anderen Bischfen
und Priestern. Hhepunkt dieses Mega-
Events ist die heilige Messe am nchs-
ten Sonntag. Der Papst wird zusammen
mit vielen Bischfen und Priestern
diesen Gottesdienst feiern. Aus der
Schweiz haben sich rund 1200 Jugendli-
che auf den Weg in die spanische
Hauptstadt gemacht.
Surfen an der franzsischen Kste
Eine davon ist Anni Odermatt aus
Wiesenberg. Sie reist mit anderen jun-
gen Menschen aus der Deutschschweiz
mit dem Car an. Mitte Woche machte
die Gruppe gerade einen Zwischen-
stopp an der franzsischen Kste und
vergngte sich bei einer sportlichen
Freizeitaktivitt. Surfen stand auf dem
Programm. Das ist das Tolle an sol-
chen Weltjugendtagen. Nebst dem Be-
sinnlichen kommt auch der gemeinsa-
me Spass nicht zu kurz, schwrmt die
20-jhrige Nidwaldnerin. Sie vergleicht
den Event ein bisschen mit einem
Open-Air-Festival. Junge Menschen
kommen zusammen und sind in frhli-
cher und ausgelassener Stimmung.
Zusammen mit anderen 400 Jugend-
lichen aus der Deutschschweiz reist sie
nach Madrid mit verschiedenen Etap-
penzielen wie Lourdes, dem Basken-
land und dem spanischen Santander.
Organisiert wird die Pilgerfahrt von der
Arge Weltjugendtag. Die Arge ist ein der
Schweizer Bischofskonferenz direkt un-
terstellter Verein, der jedes Jahr einen
lokalen Weltjugendtag sowie alle drei
Jahre eine Reise zum internationalen
Treffen organisiert. Der Weltjugendtag
wurde 1986 von Papst Johannes Paul II.
ins Leben gerufen.
Es ist Anni Odermatts erste Teilnah-
me an einem internationalen Weltju-
gendtag. Angetan haben es ihr die
nationalen Weltjugendtage in Gren-
chen, Gossau und Brig, an denen sie
teilnahm. Auch bei der Seligsprechung
von Papst Johannes Paul II. am 1. Mai in
Rom war sie dabei. Das Gemeinschafts-
gefhl an solchen Ereignissen beein-
druckt sie. Man sprt, dass man mit
seinem Glauben nicht alleine ist,
kommt mit vielen Jugendlichen zusam-
men, bei denen der Glaube auch eine
wichtige Rolle im Leben spielt. Wir
feiern, beten, singen und haben zusam-
men Spass. Ich bin gespannt, wie so ein
internationaler Weltjugendtag abluft,
und freue mich darauf.
Glaube als wichtiger Lebensinhalt
Sie selber bezeichnet sich als glubige
Katholikin, besucht jeden Sonntag den
Gottesdienst, ist Mitglied der charisma-
tischen Erneuerung, einer christlichen
Bewegung, bei der sie auch Sommerla-
ger leitet. Der Glaube ist fr mich
wichtig, und ich versuche, ihn im Alltag
auch bewusst zu leben, versuche mit
den Mitmenschen freundlich zu sein,
vergeben zu knnen, ihnen zu vertrau-
en. Nicht immer reagiere ihr Umfeld
verstndnisvoll auf ihre Einstellung.
Nicht alle Kollegen knnen mein
kirchliches Engagement gleich gut
nachvollziehen. In ihrem Umfeld grei-
fe sie zwar ihre Einstellung zum Glau-
ben nicht von sich aus auf, aber wenn
es darauf ankommt, beziehe ich schon
ganz klar Stellung und lasse mich auf
Diskussionen ein. Die gelernte Detail-
handelsfachfrau meint zu ihrer Zu-
kunft: Ich knnte mir gut vorstellen,
kleinen Kindern Religionsunterricht zu
erteilen.
Nach dem Treffen mit Jugendlichen
aus der ganzen Welt und dem Papst
wird die Gruppe noch einige Tag an der
spanischen Ostkste verbringen, wo
auch ein Stdtebesuch in Barcelona auf
dem Programm steht, ehe es wieder
zurck in die Schweiz geht.
MATTHIAS PIAZZA
Spass beim Surfen (von links): Laura Toggenburger, Anni Odermatt,
Pradeep Kalambaden, Johanna Lauber.
PD
Zentralschweiz
ist gut vertreten
WELTJUGENDTAG map. Mit der Ar-
ge Weltjugendtag reisen rund 400
junge Erwachsene aus der
Schweiz nach Madrid, davon 115
aus der Zentralschweiz. 27 kom-
men aus dem Kanton Luzern, 36
aus dem Kanton Schwyz, 29 aus
dem Kanton Zug. Der Kanton
Nidwalden ist mit 19, Obwalden
mit 4 Jugendlichen vertreten.
AmTreffen inMadridwerden rund
zwei Millionen Jugendliche erwar-
tet. Der Papst ldt alle zwei, drei
Jahre zu einem internationalen
Treffen ein. Der letzte internatio-
nale Weltjugendtag fand 2008 in
Sydney statt.