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Rhetorik/Präsentationstechnik HTA > HOCHSCHULE FÜR TECHNIK+ARCHITEKTUR LUZERN Fachgruppe Humanwissenschaften Kommunikation Deutsch – Lic. phil. Urs Grüter FHZ —> FACHHOCHSCHULE ZENTRALSCHWEIZ

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Rhetorik/Präsentationstechnik

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Inhaltsverzeichnis

1 Was ist Rhetorik ____________________________________________________________4

2 Redeanlass – Redeform ______________________________________________________4

2.1 Redeformen ___________________________________________________________5 2.1.1 Es darf gelacht werden _______________________________________________6

2.2 Die Gelegenheitsrede____________________________________________________7 2.2.1 Rahmenrede________________________________________________________7 2.2.2 Festrede ___________________________________________________________8 2.2.3 Die grosse Festrede __________________________________________________8 2.2.4 Die Stegreifrede_____________________________________________________9 2.2.5 Trauerrede _________________________________________________________9

2.3 Produktpräsentation ____________________________________________________9

2.4 Rede als Fachvortrag oder Referat _______________________________________10 2.4.1 Lehrvortrag/Fachreferat _____________________________________________10

3 Stimme und Sprechtechnik __________________________________________________11

4 Dreissig Leitsätze für die rhetorische Praxis ____________________________________12

5 Manuskriptformen _________________________________________________________16

5.1 Vor- und Nachteile der verschiedenen Manuskriptformen ___________________16 5.1.1 Ausgeschriebenes Manuskript ________________________________________16 5.1.2 Stichworte- oder Überschriftenmanuskript _______________________________17

6 Stilistik des Sprechens ______________________________________________________18

6.1 Grundsätzliche Unterscheidung zwischen Rede und Schreibe _________________18 6.1.1 Die Vorbereitungsphase (Abfassen des Rede-Textes) ______________________18 6.1.2 Verständlichmacher_________________________________________________18 6.1.3 Pausen ___________________________________________________________21 6.1.4 Redefiguren als rhetorisches Stilmittel __________________________________22

7 Anrede – Vortragseröffnung – Hauptteil – Vortragsschluss ________________________28

7.1 Anrede ______________________________________________________________28

7.2 Vortragseröffnung_____________________________________________________29

7.3 Hauptteil oder die Informationsphase ____________________________________30

7.4 Vortragsschluss _______________________________________________________30

8 Rezepte für den rednerischen Selbstmord_______________________________________32

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9 Die kritischen Minuten _____________________________________________________32

10 Die Körpersprache _______________________________________________________33

10.1 Reize und Reaktionen __________________________________________________33

10.2 Was ein Referent vermeiden muss________________________________________37

11 Rhetorik-Hilfen für den Redner ____________________________________________38

11.1 Ausbleiben des treffenden Ausdrucks_____________________________________38

11.2 Verunglückte Satzformulierungen _______________________________________38

11.3 Das Steckenbleiben ____________________________________________________38

12 Anhang ________________________________________________________________39

12.1 Ge-/Verbote __________________________________________________________39

12.2 Redeangst und ihre Überwindung________________________________________40

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1 Was ist Rhetorik

Das folgende Schema veranschaulicht die wesentlichen Faktoren, die bei Reden bzw. beim Sprechen vor andern zwangsläufig einen Einfluss haben und aufeinander wirken. Verbale Nonverbale Kommmunikation Rhetorik Kommunikation (Sprache) (Körper) - Wortwahl - Mimik - Stil - Gestik - Redefiguren - Haltung - Tempo - Aussehen - Verständlichkeit - Ausstrahlung - Sprechpausen - Kleidung - Qualität des Inhalts Publikum - Augenkontakt--- etc. Zuhörerschaft - etc.

2 Redeanlass – Redeform In jeder Kommunikationssituation haben Sie zu bedenken: • Wie sorge ich für meine Interesssen (bzw. die Interessen meines Bereichs)? • Wie erhalte ich mir Anerkennung und Sympathie wichtiger Partner? • Wie verschaffe ich mir Respekt? • Wie motiviere ich meine Mitarbeiter? • Wie arbeite ich am klügsten mit andern zusammen? • Wie setze ich am besten meine Ziele durch?

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2.1 Redeformen Die rhetorische Kommunikation unterscheidet verschiedene Formen des Gesprächs und verschiedene Formen der freien Rede.

- Demo - Bericht - politische Rede - Festrede - Produktvorstellung - Fachvortrag - Plädoyer - Gedenkrede - Projektpräsentation - Referat - Predigt - Rahmenrede - ... - Vorlesung - Werberede - ... - ... - ...

Egal, um welche der hier genannten Beispiele es geht, die Frage ist immer: Mit welchen Worten und in welchem Ton sage ich es? Ausserdem: Mit wem kann ich worüber bis in welche Details reden? Abhängig vom Redeanlass, vom Thema und von den Erwartungen der Zuhörer sollten Sie jeweils die entsprechende Redeform wählen. Dabei geht es um Stimmungen, Betonungen und die Art der Formulierungen. Präsentation: Bei einer Präsentation stellen Sie zum Beispiel Ihre Ergebnisse oder die Ih-rer Mitarbeiter vor. Sie präsentieren neue oder verbesserte Produkte, erklären Verfah-rensweisen etc. Bei einer Präsentation machen Sie Ihren Zuhörern und Zuschauern neue Sachverhalte bekannt. In den meisten Fällen haben Präsentationen auch innerhalb des Unternehmens einen gewissen „verkäuferischen“ Aspekt. Auch wenn Sie Ihre Projekter-gebnisse präsentieren, geht es Ihnen nicht nur um die wertfreie Darstellung von Leistung und aktuellem Arbeitsstand. Sie wollen auch für Ihr Projekt werben, Ihr Image verbessern und Zustimmung finden. In einer Präsentation muss ausserdem immer etwas visuell prä-sentiert werden. Sie bringen Folien, Modelle, Poster oder andere Dinge zum Anschauen, Berühren oder Ausprobieren mit. Sachrede: Bei einer Sachrede geht es häufig um das Informieren und Belehren der Zuhö-rer. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Inhalte verständlich und einprägsam dargestellt werden. Persönliche Meinungen, Überzeugungen und Absichten treten in den Hinter-grund. Wichtig ist, dass die Zusammenhänge klar werden. Das Wissen des Redners soll sich auf die Zuhörer übertragen. Die Sachrede richtet sich an den Verstand der Zuhörer. Dabei dürfen natürlich unterhaltsame Passagen helfen, die Inhalte interessant zu „verpa-cken“ ...

Formen der Rede

Präsentation Sachrede Überzeugungsrede Gelegenheitsrede

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Überzeugungsrede: Die Überzeugungsrede will Denken und Handeln der Zuhörer beein-flussen. Politiker wollen Wähler gewinnen, Verkäufer wollen potenzielle Kunden zum Kau-fen anregen, Prediger wollen bekehren, Anwälte wollen für ihre Mandanten ein möglichst gutes Urteil erreichen ... Überzeugungsreden sind meistens sehr viel weniger inhaltlich tief gehend als Sachreden. Stattdessen sind die Methoden der Überzeugung, der Suggestion, der Manipulation und der Motivation, der Verlockung und der Drohung, der Schmeichelei und der Häme wichtig. Die Überzeugungsrede richtet sich meistens nur scheinbar an den Verstand. Tatsächlich versucht der Redner, bei seinen Zuhörern die Gefühle und das Un-terbewusstsein anzusprechen. Gelegenheitsrede: Die Gelegenheitsrede soll Stimmungen produzieren oder widerspie-geln. Zum Tode des Firmengründers wird eine ernste Gedenkrede gehalten, zum Karneval wird der Vorstand durch den Kakao gezogen. Bei der Verabschiedung des Rentners kommt Wehmut auf, bei erfolgreichem Projektabschluss wird zufriedene Selbstbeweihräu-cherung betrieben. Die Inhalte, die Wortwahl und auch der Ton werden der jeweils ge-wünschten Stimmung angepasst. Die Zuhörer kennen fast immer den Redeanlass und wollen sich in der von ihnen erwarteten Stimmung durch den Redner bestätigt und auch gesteigert fühlen. Die Gelegenheitsrede richtet sich an die Gefühle. Verstand und Unter-bewusstsein der Zuhörer sind eher unwichtig. 2.1.1 Es darf gelacht werden Sie werden sich vor Ihren Vorträgen sicherlich überlegen, wie Sie bei Ihren Zuhörern eine positive Stimmung erzeugen können. Eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale für gelungene Vorträge und Präsentationen lau-tet: «Gut informiert und gut unterhalten.» Das bedeutet, dass Vorträge oder Präsentatio-nen dann gut ankommen und sich den Zuhörern einprägen, wenn sie inhaltlich aufschluss-reich und wichtig sind und gleichzeitig so gestaltet werden, dass niemand vor Langeweile darüber einschläft. Grundsätzlich gilt für jeden Vortrag, jede Präsentation oder jedes Referat, dass zwei Di-mensionen zu beachten sind: a) Der sachliche Inhalt

o Der Inhalt muss in seiner Aussage stimmig sein. o Der Inhalt muss für jeden Zuhörer wichtig sein. o Die Vortragsweise muss inhaltlich verständlich sein.

b) Der „Unterhaltungswert“

o Die Zuhörer sollen mit Interesse den Ausführungen folgen können. o Die Zuhörer sollen zum Mitdenken angeregt werden. o Die Zuhörer sollen sich in der Veranstaltung wohl fühlen. o Die Zuhörer sollen ohne Qual wach bleiben können.

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gut unterhalten Unterhaltsam gut informiert

Sachlich richtig / wichtig Was zur gelungenen Unterhaltung beiträgt:

o Persönliche Ausstrahlung o Visualisierung und Veranschaulichung o Einbeziehung der Zuhörer o Spannungsbogen o Humor

2.2 Die Gelegenheitsrede Nur kleine Rede bzw. Ansprache; sollte keinesfalls länger als 3-5 Minuten dauern.

• Anlass: Familienkreis, Vereinssitzung, Verband, Betrieb etc. • Muss gut vorbereitet sein, ansonsten erntet man Hohn und Spott. • Stichwortzettel nicht sichtbar zeigen, nur in Not darauf zurückgreifen.

2.2.1 Rahmenrede

Definition: Einleitende und abschliessende Worte zu einem Referat/Vortrag werden als Rahmenrede bezeichnet – z.B. durch Präsidenten eines Vereins, Clubs etc.

Konsequenzen • kurz und prägnant • vermeiden Sie stereotype und nichts sagende Redewendungen • Thema des Vortrages darf ruhig mit einigen Sätzen umrissen werden • Vorstellung des Gastredners bedarf seriöser Vorbereitung • zum Abschluss des Hauptvortrages und vor Verabschiedung der Zuhörer wird

der gute Rahmenredner dem Referenten danken; er darf auch die wesentlichen Aussagen des Hauptvortrages aus seiner persönlichen Sicht würdigen

Aufbau Begrüssungsrede Aufbau Abschlussrede 1. Begrüssung der Zuhörer 1. Dank an den Referenten 2. Begrüssung des Referenten 2. Begründung des Dankes 3. Sinn und Zweck der Veranstaltung 3. Haupterkenntnis aus der Vorrede 4. Höflichkeitsformel 4. Höflichkeitsformel

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2.2.2 Festrede

Definition: In der Regel eine gefühlsbetonte Kurzansprache, die sich ausschliesslich auf den betreffenden Festanlass bezieht.

Konsequenzen

• weder gleich zu Beginn noch erst am Ende des Festanlasses • sollte nicht länger als fünf Minuten dauern • muss gründlich vorbereitet sein, damit sie spontan wirkt • wenn immer möglich ohne Manuskript • vermeiden Sie distanzierte, kühle Feierlichkeit; fehl am Platz ist aber auch über-

bordende Leutseligkeit • Festredner soll persönliche Gedanken in Worte fassen, aber auch versuchen, die

Gefühle und Stimmung der Festteilnehmer einzufangen und auszudrücken Aufbau

1. Begrüssung der Anwesenden nach Rang und Namen 2. Erläuterung über den Anlass der Feier

3. Historischer Rückblick in grossen Zügen 4. Beispiele und Histörchen 5. Ausblick

2.2.3 Die grosse Festrede

• geschulter Redner gefordert, damit die Rede ihre Wirkung hat • seltene Ausnahme gestattet, eine Rede nach dem Manuskript zu halten • muss frei gehalten werden; vor allen Dingen muss sie kurz sein, d.h. nicht länger

als 20 Minuten • spricht das Gefühl an, aber keine überschwänglichen Gefühlswallungen

Aufbau

1. Anrede 2. Begrüssung

3. Besondere Begrüssung (Hauptperson, Freun- de von auswärts, Ehrengäste usw.)

4. Dank fürs Erscheinen/Dank für Einladung 5. Sinn und Zweck des Zusammenseins 6. Rückblick auf frühere Gelegenheiten 7. Ausblick 8. Schluss

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2.2.4 Die Stegreifrede

Definition: Weist vielfältige Formen auf; wird zu Anlässen jeder Art gehalten.

• minimale Vorbereitungszeit von einigen Minuten empfiehlt sich • folgender Aufbau hat sich bewährt:

Konsequenzen • richtigen Zeitpunkt für die Rede abwarten • kurze Rede • Anrede gehört nicht in erster Linie an den Anfang • humorvolle Bemerkungen können eine Geselligkeitsrede würzen, ironische hin-

gegen unwiderruflich versalzen 2.2.5 Trauerrede

Definition: Nicht kirchliche Abdankungsrede des Pfarrers gemeint, sondern Trauer-rede eines Freundes oder Vorgesetzten des Verstorbenen.

Konsequenzen • niemanden zwingen, eine Trauerrede zu halten • keine Musterformulierungen verwenden • Verherrlichung oder gar Heuchelei vermeiden • in schlichten Worten das ausdrücken, was einem der Verstorbene bedeutet hat

und auch in Zukunft bedeutet • Bibelvers statt unbeholfen wirkende Beileidsworte

2.3 Produktpräsentation

Eine Produktpräsentation ist im Grunde genommen nichts anderes als eine produkt- oder dienstleistungsbezogene Überzeugungsrede: Ihr Bestreben ist es, die Zuhörer von Ihrem Produkt bzw. Ihrer Dienstleistung zu überzeugen und dazu zu bewegen, das Produkt zu kaufen bzw. die Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Die Pro-duktpräsentation besteht wie jede Überzeugungsrede aus den fünf Abschnitten: 1. Begrüssung 2. Einleitungsphase 3. Informationsphase 4. Abschlussphase 5. Dank

Gestern: Rückblick auf die Vergangenheit Heute: Hinweis auf den gegenwärtigen Anlass Morgen: Ausblick in die Zukunft

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Beachten Sie: • Machen Sie beim potenziellen Käufer einen Bedarf bewusst. • Stellen Sie immer den Vorteil/Nutzen in den Vordergrund. • Überfüttern Sie den Kunden nicht mit Produktvorteilen. • Argumentieren Sie immer für Ihr eigenes Produkt, nicht gegen das Ihres Mitbe-

werbers.

2.4 Rede als Fachvortrag oder Referat

Definition: - Vermittlung von Wissensstoff - den Zuhörern einen Sachverhalt näherbringen Konsequenzen • Aufnahmekapazität und Vorkenntnisse der Zuhörer kennen • klare und zuhörerorientierte Vortragsziele • leicht verständliche Vortragssprache • sachliche und vor allem ausgewogene Darstellung; Stoffsammlung und Stoff-

auswahl von grosser Bedeutung • oftmals ein ausgeschriebenes Manuskript • der rhetorischen Vorbereitung und der Körpersprache ist grosse Beachtung zu

schenken • nur überprüfbares Zahlen- und Faktenmaterial vortragen • visuelle Hilfsmittel einsetzen • Anrede, Vortragsbeginn und Vortragsschluss müssen gründlich vorbereitet wer-

den 2.4.1 Lehrvortrag/Fachreferat

Definition: - Vermittlung theoretischer Kenntnisse - erfordert vom Zuhörer einen aktiven Lernprozess

Konsequenzen • Kenntnis des Zuhörer-Ausbildungsstandes • klare und überprüfbare Lernziele formulieren und den Zuhörern bekanntgeben • auf das Wesentliche beschränken; möglichst kurz halten • Nähe zur Praxis:

- Beispiele aus der Erlebniswelt der Zuhörer - rhetorische Darstellungsmittel verwenden: - bildhafte Sprache - Vergleiche

- gezielte Wiederholungen etc. • Stichwortmanuskript verwenden • aufmerksamkeitsweckende Vortragseröffnung, um positive Lernbereitschaft zu

erzeugen • Einsatz visueller Hilfsmittel besonders wichtig; sorgfältig planen • Vortragsschluss: - das Wesentliche in einprägsamen Kernsätzen wiederholen

und zusammenfassen

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3 Stimme und Sprechtechnik Tempo und Pausen Das Tempo ist ein wichtiges Gestaltungsmittel; es muss der Aufnahmekapazität der Teil-nehmer und dem Informationsgehalt der Botschaft entsprechen. Häufig wird (speziell zu Beginn und am Ende einer Rede) zu rasch gesprochen. Je grös-ser der Saal und die Zuhörerschaft ist, desto langsamer müssen Sie sprechen. Stimmhöhe Hohe Stimmen sind bei gleicher Phonzahl besser verständlich als tiefe, wirken aber oft weniger vertrauenerweckend. Ein dramatisches Wirkungsmittel ist die kontinuierliche Stei-gerung der Tonhöhe und des Sprechtempos bis zum Doppelpunkt – und nach der Wir-kungspause folgt die Kernaussage. Lautstärke Ihre Worte sollen von jedermann ohne Anstrengung verstanden werden: Je grösser der Raum, desto lauter sprechen. Die Lautstärke ist ein Gestaltungsmittel: Variieren Sie. Über längere Zeit gleichbleibende Lautstärke kann monoton und einschläfernd wirken. Zudem verzichten Sie auf die Möglichkeit des Hervorhebens durch Änderung der Lautstärke (laut oder bewusst sehr leise!) Betonung Achten Sie auf die Betonung wichtiger Aussagen, tragender Silben und Strukturworte (ers-tens, zweitens ...; einerseits, andererseits). Vermeiden Sie gleichmässig monotone Beto-nung, Leiern, Wortdehnungen, Nuscheln, Verschlucken der Schlusssilben. Rhythmus Die Stimme kann als sehr rhythmisch wie auch als äusserst abgehackt empfunden wer-den. Stockender Redefluss erschwert den Zuhörern die Konzentration. Tonfall (Modulation) Das Auf und Ab der Stimme ist bewusst anzustreben. Drucksituationen führen häufig zu einer Verringerung der Modulation. Vergessen Sie nicht, gegen das Satzende die Stimme zu senken. Timbre (Klangfarbe, Gefälligkeit der Stimme) Schrill, hell, mittel, dunkel, spröde, melodisch, schreiend, rauchig, vulgär, donnernd, dünn, voluminös, rhythmisch, fliessend, stockend. Jeder Dialekt färbt eine Stimme stark. Resonanz, Stimmvolumen, Stimmkraft Resonanz, Stimmvolumen und Stimmkraft sind abhängig von Atemtechnik, Lungenvolu-men, Stimmbändern und dem Abstand zwischen Lippen und Stimmbändern. Als Reso-nanzräume dienen der Mund mit der Rachenhöhle, die Nasenhöhle und der obere Brust-raum. Emotionaler Bezug (Enthusiasmus) Gewinnend, lieblich, schrill, aggressiv, zynisch, teilnahmslos. Glaubt der Referent, was er sagt? Brennt ein inneres Feuer, das den Funken der Begeisterung überspringen lässt? Menschen wollen emotional angesprochen werden.

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4 Dreissig Leitsätze für die rhetorische Praxis Wichtige Abgrenzungen und Klarstellungen

1. Verwechseln wir beim Redner nicht Überlegenheit mit Überheblichkeit; Sicherheit des

Auftretens nicht mit Arroganz; Freiheit nicht mit Frechheit; Redegewandtheit nicht mit Schwätzerei, Wortgeklingel und Heissluftfabrikation!

2. Kurz, klar und treffsicher sprechen, das ist moderne Rhetorik. Streben wir danach, mit

einfachen, klaren und verständlichen Formulierungen unsere Gedanken zu äussern. 3. Rhetorik umfasst Gedächtnisstärke, Vorstellungsvermögen, Ausdruckskraft, Argumen-

tation und Urteilskraft. Rhetorik ist der Inbegriff für Wissen, Denken, Sprechen und Kunst des Vortrags.

Richtiger Einstieg und rhetorisches Instrumentarium 4. Ein wesentliches Merkmal überzeugungs-psychologischen Verhaltens ist die sofortige Herstellung der kommunikativen Verbindung mit den Anwesenden. Folgende Anregun- gen sollen diesem Ziel dienen:

Haltung: Ruhig und sicher hinter das Rednerpult treten oder, wenn man ganz frei spricht, davor oder daneben. Dabei beide Beine gleichmässig belasten und durch-drücken, zwei »Standbeine« haben. Ruhig und aufrecht stehen, keine Nervosität zeigen. Nicht schnell hin- und hergehen; nicht mit den Fingern spielen oder mit ei-nem Gegenstand; nicht wiederholt durch die Haare fahren; sich nicht am Kopf krau-len. Dies wären verräterische »Körpersignale«.

Sofort die Zuschauer ansehen, den Blick furchtlos und fest von einem zum anderen schweifen lassen. Nicht auf einen Punkt starren, nicht über die Zuschauer hinweg-sehen – sondern: Hineinsehen in die Augen. Nicht gleich mit der Rede beginnen, sondern nur die Zuhörer ansehen. Dadurch er-reicht man, dass die Zuhörer aufmerksam werden und Ruhe eintritt. Nach der An-rede wieder eine kleine Pause einlegen, dann erst mit der eigentlichen Rede begin-nen. Langsam und mit Pausen sprechen, damit die Zuhörer folgen können. Die Kleidung des Redners sei nicht übertrieben auffällig. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer gilt sonst mehr dem Anzug als der Rede. Der Redner muss eine unauf-dringliche, aber gepflegte, selbstsichere, überlegene Erscheinung sein.

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Augen-Kontakt 5. Die moderne Rhetorik verlangt eine sorgfältige Beobachtung des Verhaltens unserer Mitmenschen. Deshalb der Augen-Kontakt. Dies bedeutet den anderen ansehen:

• wenn wir sprechen, d. h. der andere muss an unseren Augen erkennen, dass wir überzeugt sind von dem, was wir sagen (= Ausstrahlung).

• wenn wir sprechen, d. h. ein Ablesen der Reaktionen des anderen ist erforder-lich, weil sie eine non-verbale Voraus-Antwort auf unsere Aussage darstellen (= Rückkopplung).

• wenn wir zuhören, d. h. der andere muss an unseren Augen erkennen, dass wir aufmerksam zuhören. Dabei sollen unsere Augen verbindlich und freundlich bli-cken (Vertrauens-Erzeugung). Durch stetigen Augen-Kontakt zu unseren Mit-menschen können wir mit ihnen Fühlung gewinnen und sie oft auch für uns ge-winnen.

6. Das Auge ist Mittel der Überzeugungsübertragung! Grundhaltung der Hände, Gestik, Gebärdenspiel 7. Niemals die Hände in die Taschen stecken. Das würde Desinteresse oder gar Respekt- losigkeit signalisieren! Die beste Haltung: Die eine leicht zur Faust geformte Hand in die andere geöffnete Hand legen; die so verbundenen Hände etwas oberhalb der Gürtel- linie postieren. 8. Und noch etwas Grundlegendes: Die Hände und Arme nicht gerade herunterhängen lassen (Bleiarme). Sie drücken sonst wie Bleigewichte auf den Denk-Sprech-Vorgang und erschweren die Gestenbildung – und damit die Gedankenfindung und sprachliche Formulierung! 9. Beim Gestikulieren müssen die Arme normalerweise mit der oberen Hälfte am Körper ruhen. Die Unterarme sollen dagegen voll in Aktion sein. Wollen wir aber einen be- stimmten Gedanken unserer Rede stärker und über weitere Entfernungen sichtbar her vorheben, dann können auch die Oberarme, d. h. die Arme in ihrer ganzen Länge in Aktion treten. 10. Ein wichtiges Gesetz beim Gestikulieren ist die Wahl des richtigen Augenblicks – Timing. Das heisst, dass die Geste immer etwas früher als das Wort dasein muss. Die non-verbale Kommunikation muss stets der verbalen vorausgehen! Mimik, Gesichtsausdruck, Mienenspiel 11. Die Gefühle, die den Redner bewegen, zeigen sich in der Mimik – keine Grimassen

schneiden! Wenn der Redner wirklich mit Überzeugung spricht, wirklich von seiner Sa-che überzeugt ist und sie leidenschaftlich vertritt, zeigen sich die Gefühlsreaktionen im Gesichtsausdruck.

12. Seien wir natürlich und ungezwungen in der Haltung. Die Mimik soll sich nur als Ge-

fühlsreaktion zeigen. Sie muss sich aus dem Temperament entwickeln.

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Stimme und Register 13. Überzeugend, eindringlich und mit Nachdruck sprechen. Stimme, Sprache und Gebär-

de müssen den taktischen Anforderungen genügen. 14. Überlegen, zu welchen Menschen wir sprechen. Fremde Begriffe vermeiden. Überle-

gen, in welchem Ton wir sprechen müssen. Soll die Rede den Willen der Zuhörer erre-gen, sprechen wir in hohem, befehlendem Ton. Wollen wir das Gefühl ansprechen, dann in tiefem, gewinnendem Ausdruck. Sprechen wir zum Verstand, in mittlerer Stimmlage, ruhig und sachlich. In den meisten Fällen wird in einer Rede Wille, Gefühl und Verstand angesprochen.

Pause 15. Und noch eines ist zu beherzigen: Nicht pausenlos reden! Überfahren wir keine Halte-

zeichen, d. h. reden wir nicht drauflos ohne Punkt und Komma! Seien wir keine »rheto-rischen Wasser-fälle«! Bedenken wir, dass der Zuhörer die Pause benötigt, um unse-ren Worten besser folgen zu können, und dass wir sie zum Atemholen und Nachden-ken benötigen. Also: »Mach mal Pause!« – Dieses Motto hat einen tieferen rhetori-schen Sinn.

16. Eine hervorragende Wirkung erzielen wir, wenn wir vor einem besonders eindrucksvol-

len Satz oder Wort eine Pause einlegen. Wir tun so, als ob der Gedanke uns plötzlich gekommen sei. Ebenso wirkungsvoll ist es jedoch, wenn man nach einer wichtigen Aussage eine Pause macht, um die Wirkung der Worte zu verstärken und den Beifall herbeizulocken. Die Pause ist hier also nicht der Feind, sondern der Freund des Red-ners.

Allgemeine Richtlinien für den Einsatz des rhetorischen Instrumentariums 17. Nichts übertreiben, nichts untertreiben; nicht übersteuern, nicht untersteuern: Eine un-

ruhige Haltung wirkt unsicher, eine steife gehemmt und eine saloppe anmassend. Ein flüchtiger Blick-Kontakt wirkt leer und kraftlos, ein andauernder hypnotisch und ste-chend. Keine Gebärde wirkt hölzern und langweilig, eine übersteigerte theatralisch. Gar kein Mienenspiel wirkt versteinert und gefühllos, ein übertriebenes lächerlich. Eine zu leise Stimme wirkt unsicher und kraftlos, eine schreiende unbeherrscht und abstos-send. Ein zähflüssiger Denk-Sprech-Strom wirkt quälend und einschläfernd, ein sturz-bachartiger überhastet und überanstrengend.

Abwehr von Zwischenrufen 18. Keine Entschuldigung, keine Verteidigung des eigenen Verhaltens. Ruhe, Selbstsi-

cherheit, überlegene Haltung und Schlagfertigkeit meistern jede Situation. 19. Ein feiner Kunstgriff ist: Auf Zwischenrufe vorbereitet sein und prompt erwidern. Wir

kommen dadurch in den Ruf der Schlagfertigkeit. Gute Vorbereitung (oder ein besserer Informationsstand) ist oft das Geheimnis der Schlagfertigkeit.

20. Nicht alle Zwischenrufe widerlegen wollen, wir kommen sonst mit unserer Rede nicht

zu Ende. Zwischenrufe wirken ansteckend, wenn die Zuhörer merken, dass der Redner auf jeden eingeht. Die Gefahr droht, dass der Redner von seinem Redeziel abgedrängt

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wird und am Ende aus Zeitmangel viele gute Argumente nicht mehr bringen kann. Da-mit haben die Zwischenrufer ihr Ziel erreicht ... Tun wir ihnen diesen Gefallen nicht!

Formen des Gegenangriffs 21. Muss man eine Sache oder eine Person angreifen, nicht nur tadeln, sondern auch lo-

ben. Das zeugt von Ehrlichkeit und Objektivität. 22. Ein feiner Kunstgriff ist: Unserem Gegner zustimmen, dann das taktische »Aber« ein-

schalten und nachfolgend aufdecken, dass seine Einwände ohne Beweiskraft sind. 23. Wird eine Behauptung aufgestellt ohne nachfolgenden Beweis, müssen wir sofort die-

sen Fehler aufzeigen. 24. Wir können unseren Gegner vernichtend treffen, wenn wir seine Übertreibungen nach-

weisen. 25. Wird man persönlich angegriffen, das verwerfliche Verhalten des Gegners aufzeigen. 26. Hat ein Gegner früher etwas gebilligt, aber nicht befolgt, so müssen wir dies als Beweis

seiner Unzuverlässigkeit anführen. Wenn wir über ein Thema moralische, ethische o-der rein menschliche Betrachtungen anstellen können, gewinnen wir die Herzen unse-rer Zuhörer. Aber Vorsicht ist hier am Platz: nichts übertreiben.

Schluss-Appell 27. Als Referent muss man durch das Schlusswort über alle Gegner siegen. Im Schluss-

wort nicht alles zu widerlegen versuchen, sondern nur das, was einem nützen kann. Wenn die Zuhörer nichts von diesem Vorgehen merken, mag es damit sein Bewenden haben.

28. In das Schlusswort legen wir alle rednerische Kunst. Haben wir scheinbar alle gegneri-

sche Kritik sachlich und gründlich behandelt, müssen wir am Schluss warm und gewin-nend sprechen.

29. Der Zuhörer muss fühlen, dass er uns nicht gleichgültig ist. Man schliesse nicht mit ei-

ner hohlen Phrase oder einem leeren Schlagwort, sondern mit einprägsamen Sätzen, die zu weiterem Nachdenken anregen.

30. Mit einem Wunsche, einer Aufforderung schliessen, mit Sätzen, die im Zuhörer nach-

klingen. Denn in der Rhetorik ist bekanntlich nicht der erste, sondern der letzte Ein-druck der bleibende!

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5 Manuskriptformen Wir unterscheiden drei Manuskriptformen:

5.1 Vor- und Nachteile der verschiedenen Manuskriptformen 5.1.1 Ausgeschriebenes Manuskript

+ - Vortrag kann ohne Zeitdruck Gefahr, nur noch vor statt zu den Hörern formuliert werden zu sprechen

Aussagen sind wörtlich über- Gefahr, dass Zuhörer durch Stofffülle und prüf- und v. a. wiederholbar auf Schreibstil basierender Vortragssprache

überfordert wird

Pressevertretern kann ein Flexibilität des Ref. bez. Zuhörer- Manuskript abgegeben werden interessen und Zuhörerverhalten eingeschränkt Konsequenzen

• nur bei Fach- und Lehrvorträgen verwenden • ausgeschriebenes Manus nach Regeln des Vortragsstils formulieren • bei schriftlicher Abfassung empfehlen sich:

- grosse, gut lesbare Schrift - grosse Zeilenabstände

- übersichtliche Darstellung und saubere Unterteilung der versch. Kap. - klare Hervorhebungen durch Unterstreichungen, Sperrschrift, Farben - nur einseitig beschriebene, ungefaltete und gut sichtbar num- merierte Manuskriptblätter

1. Ausgeschriebenes Manuskript 2. Stichwortemanuskript 3. Überschriftenmanuskript

A

D

B

C

A: Vortragstext B: Hinweis auf visuelle Hilfsmittel C: Zeitangabe D: Zusatzinfos/Querverweise

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5.1.2 Stichworte- oder Überschriftenmanuskript

+ - Ref. spricht zu den Zuhörern Gefahr der Redeangst und Redehemmung

Ständiger Augenkontakt erhöht Einhaltung des Stoff- und Zeitplans Flexibilität des Referenten bedeutend schwieriger

Vortragssprache einfach und leicht Gefahr des Abschweifens verständlich

weniger Gefahr der Stoffüberflutung Aussagen nicht wörtlich wiederhol- und

überprüfbar

Vortrag wirkt spontaner u. Anfälligkeit für Redepannen grösser persönlicher

Konsequenzen

• geeignet für politische Rede, Alltags- und Gesellschaftsrede • besonders gute Vorbereitung als Bedingung • Anzahl der Stichworte hängt vom Thema und der Redeerfahrung des

Referenten ab • Aussehen des Stichwortemanuskripts:

- Stichworte gross und gut lesbar notieren - übersichtlich und logisch aufgebaute Gliederung - klare Unterscheidung von Haupt- und Nebengedanken - Stichworte durch Hervorhebungen etc. einander zuordnen - ausser Sachstichworten auch Hinweise für die Zeiteinteilung

und den Einsatz visueller Hilfsmittel notieren - Stichwortblätter nur einseitig beschrieben und gut sichtbar nummeriert

A B C

1.

2.

3.

1.1

2.1

3.1 Folien, Def., Quellen, Zeit- angaben

A: Grobgliederung B: Feingliederung C: Hinweise

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6 Stilistik des Sprechens 6.1 Grundsätzliche Unterscheidung zwischen Rede und Schreibe Viele Vortragsredner scheitern daran, dass sie so sprechen und vortragen, wie sie schrei-ben. Rede oder Gespräch ist aber keine Schreibe, also: schreibe so, wie du sprichst! 6.1.1 Die Vorbereitungsphase (Abfassen des Rede-Textes) Der wesentliche Unterschied zwischen Schreib- und Redestil besteht darin, dass Ge-schriebenes gelesen, Gesprochenes gehört wird. Der Leser ist mit dem Buch allein, der Hörer hat vor sich den redenden Menschen. Die Worte einer Rede sind allein noch keine Rede. Die ganze Persönlichkeit des Redners in ihrer Ausstrahlungskraft und die Zuhörer gehören dazu. Der Redner wirkt nicht nur auf das Auge, sondern auch auf das Ohr. Der Redestil wird einfacher, kunstloser sein. Er muss sich dem Aufnahmevermögen des Hö-renden anpassen. 6.1.2 Verständlichmacher

Kürze des Ausdrucks und Dynamik des Satzbaus

• kurze, verständliche Sätze • wenig Nebensätze • aktive Sätze • bestimmte Sätze: klare und bestimmte Stellungnahmen und nicht eine

Sammlung von übervorsichtig formulierten, nur mit Fragezeichen versehe-ne Annahmen und Vermutungen

• Fremdwörter vermeiden, die für den Zuhörer zu einem Hürdenlauf werden können

• möglichst keine Abkürzungen verwenden • Verbalstil • treffende Wortwahl und richtige Zuordnung der Wörter • Verlegenheitswörter vermeiden; z. B. «nicht wahr», «natürlich», «nun» etc. • Superlative: Aussagen mit Superlativen wirken wenig überzeugend

Vermeiden von Schablonen

• Vermeide abgegriffene Modewörter! Beispiele: - von durchschlagender Bedeutung

- es geht ihm blendend - im Bilde sein - bombensicher - ganz gross - hundertprozentig - es liegt auf der Hand - katastrophal - verheerend, etc.

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Leere Wortschablonen wirken in einer Rede oder in einem Referat abstossend. Vermeiden wir, Begriffe zu wiederholen. Aktivieren Sie Ihren Wortschatz! Wenn wir vom schablonenhaften Gerede abkommen, haben wir wieder ein Merkmal eines modernen Rede- und Gesprächsstils angewandt. Die Vermeidung der Langatmigkeit (Fakten, keine Weitschweifigkeit)

Beispiel: Cicero sagt nicht: «Alle hassen Dich, Piso!», sondern: «Der Senat hasst dich ...», «die römischen Ritter ertragen deinen Anblick nicht ...», «das römische Volk wünscht deinen Untergang ...», «ganz Italien flucht dir ...».

Autoritätsbeweise überzeugen: Konfuzius: «Wenn die Begriffe sich verwirren, ist die Welt in Unordnung.» Werfel: «Ihr abgebrauchten Worte, abgeschafft und glatt, die Sprache und die Mode hat euch satt.» Goethe: «Aller Kunst muss das Handwerk vorangehen.»

Präzedenzfall als schlagkräftiges Argument: Was sich schon einmal als richtig erwiesen hat, ist überzeugungskräftig.

Tagesereignis/lokales Ereignis: Eine Rede oder ein Referat mit einem Tagesereig-nis eröffnen oder bei Beginn sich auf ein lokales Ereignis beziehen, ist ein gutes Kontaktmittel. Der Zuhörer fühlt sich direkt angesprochen und ist dem Redner von vornherein gewogen.

Allgemein: Wenn wir Einzelheiten bringen, ohne ins einzelne zu gehen, haben wir noch ein Merkmal eines modernen Rede- und Gesprächsstils angewandt.

Klarheit und Sachlichkeit

Ein Ratschlag aus der klassischen Rhetorik gilt auch für die moderne. Dieser lautet: Du musst deine Zuhörer

1. belehren, 2. ergötzen, 3. bewegen.

Das heisst: Wer zu einem vollen rhetorischen Erfolg kommen will, muss auf 1. Verstand, 2. Gefühl, 3. Willen

seiner Zuhörer einwirken. Um das zu erreichen, ist die Forderung nach kristallener Klarheit als ein redestilistisches Merkmal richtig. Hierzu Schopenhauer: «Und doch ist nichts leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.»

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Klare Gliederung Menschen haben das Bedürfnis, ihre Umwelt zu ordnen und zu erklären – Unordnung, Sinnlosigkeit, Unerklärliches wirkt beunruhigend und verunsichert. Sicherheit erhalten wir durch Klarheit. Diese Klarheit gilt es dem Sprecher zu vermitteln. Unser Zuhörer oder Ge-sprächspartner will den Weg der Gedanken mitverfolgen; dann erst ist er von unseren Dar-legungen überzeugt. Bemühen Sie sich also, Ihre Äusserungen in eine erkennbare logi-sche Ordnung zu bringen. Gliedern Sie! Das emotional richtige Wort Wörter werden in der Politik und Wirtschaft – besonders in der Werbung – ganz bewusst ausgewählt: Jedes Wort hat ja nicht nur eine allgemeine, sondern auch eine emotionale Bedeutung. So bedeuten die nachfolgenden zwei Wörter nicht dasselbe:

• Kiesabbau oder Kiesausbeutung • Nullwachstum oder wirtschaftlicher Stillstand • Afghanische Rebellen oder Freiheitskämpfer • Demonstranten oder Chaoten • Parfümierte oder aromatisierte Zigaretten • Atomkraftwerke (AKW) oder Kernkraftwerke (KKW)

Oder ein anderes Beispiel: «Ereignete» sich im Frühjahr 1986 in Tschernobyl ein Unglück? Eine Katastrophe? Ein Unfall? Ein Zwischenfall? Ein Ereignis? Ein Störfall? Die Wortwahl zeigt häufig die Einstellung des Referenten zum jeweiligen Themenkreis. So wird in der ganzen Transportbranche von «Nutzverkehr» gesprochen; der Branche gegen-über eher kritisch eingestellte Personen sprechen dagegen von «Schwerverkehr». Entscheidend ist allerdings, welche allgemeine und emotionale Bedeutung die Zuhörer den Wörtern geben. Das Publikum bewertet Ihre Wortwahl. Es allein entscheidet darüber, ob es die Wörter eher sachlich oder eher emotional versteht. Überlegen Sie, welche Emotionen Sie beim Zuhörerkreis auslösen möchten, und wählen Sie entsprechende Wörter aus. Vermeiden Sie «Weichmacher» Weichmacher sind Wörter oder Redewendungen, die eine Aussage abschwächen oder teilweise zurücknehmen; oft erscheinen sie im Konjunktiv: «Ich würde ...», «Ich könnte ...» Sagen Sie, was Sie beabsichtigen, was Sie tun werden – ohne Umwege! Beispiele:

• «Ich würde meinen, ...» • Bessser: – «Ich meine, ...» • «Meiner Ansicht nach ...»

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6.1.3 Pausen

Pausen – ein Indikator der Sicherheit In Reden wird eine Pause vom Zuhörer erst nach etwa sieben Sekunden als lang und da-mit als störend empfunden. Niemand braucht Angst vor Pausen zu haben. Wer keine schöpferischen Denkpausen einschaltet, wird oft Sprachmarotten wie «äh», «nicht wahr», «usw.», «ehrlich», «so so» verwenden, um sich die nötige Pause zu verschaffen. Pausen geben dem Redner Gelegenheit, auf seinen Stichwortzettel zu blicken, und er-möglichen dem Zuhörer, das Gehörte zu verdauen. Sie sind daher unerlässlich. In der Re-gel werden sie zuwenig eingesetzt. Die meisten Redner besitzen ein schlechtes Zeitgefühl. Die Länge von Pausen wird über-schätzt, die Länge der Rede oft unterschätzt. Pausen können, da sie vor allem von ungeübten und unsicheren Rednern vermieden wer-den, als Indikator der Sicherheit gelten. Nur ein ängstlicher Redner spricht unentwegt! Der Könner schweigt gelegentlich und lässt so seine Aussagen wirken. Pausen können folgendermassen eingeteilt werden: ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������

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Dramaturgische Pause

Denk- und Erholungspause: Sie erfolgt nach einem Punkt oder Abschnitt. Dies gibt dem Referenten und dem Zuhörer Gelegenheit, nachzudenken bzw. Luft zu holen. Sie wird am Ende eines Gedankens angewandt. Strukturierungspause: Diese Pausenart dient zur Trennung von Abschnitten oder Auf-zählungspunkten. Sie ist ein wichtiges Gliederungsmittel. Wirkungspause: Sie wird nach der zentralen Aussage gemacht. So z.B. nach einem Hö-hepunkt, den richtigen Aussagen/Vorteilen. Sie gibt dem Zuhörer Zeit, die Informationen zu verarbeiten. Sie entspricht dem Ausrufezeichen oder der Unterstreichung in der ge-schriebenen Sprache. Dramaturgische Pause: Sie erzeugt Spannung und erfolgt vor der zentralen Aussage. Der Redner versucht so, sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu sichern. Sie dient auch der Applausvorbereitung. Das «Ringen» des Referenten um die treffende Formulierung kann dramatisch wirken.

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Schweigen – eine starke Reaktion Bereits die beschriebenen Pausenarten haben gezeigt, dass ein guter Redner nicht nur zu sprechen versteht, sondern auch Pausen einzusetzen weiss. Dem Schweigen kommt vor allem in Gesprächssituationen besondere Bedeutung zu: In einer harten, ringenden Verhandlung verliert oft derjenige, der zuerst spricht. Denn «Schweigen» ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist», sagte Heinrich Böll. Schweigen zeugt zudem von Stärke. Es beweist, dass Sie sich dem Erwartungsdruck Ihrer Verhandlungspartner nicht zu unterwerfen brauchen.

«Nur wer wesentlich schweigen kann, kann wesentlich reden.» (Kierkegaard) «Wenn du redest, dann muss deine Rede besser sein als dein Schweigen gewesen wä-re.» (Arabisches Sprichwort) «Manchmal muss man, um sich Gehör zu verschaffen, den Mund halten.» (Stanislaw Jerzy Lec)

6.1.4 Redefiguren als rhetorisches Stilmittel Abschweifung

Ein Nebengedanke wird in den Hauptgedanken eingeschoben (Exkurs). Bei zu häu-figen Einschüben wird dem Zuhörer allerdings das Verfolgen des Hauptgedankens unnötig erschwert. Die Abschweifung will den Zuhörer gewinnen, besänftigen, erre-gen oder ablenken. Sie soll aber nie die Verbindung zum Hauptthema verlieren. Bsp.: «Soweit die Fakten. Eine gegenteilige Situation finden Sie im Haushalt vor. Da ...»

Anekdote Eine kurze treffende Geschichte oder Begebenheit mit einer überraschenden Poin-te, in der häufig ein Körnchen Lebenswahrheit steckt. Humor aber nicht mit billigem Witz oder gar Sarkasmus verwechseln.

Auslassung (Ellipse) Ein Wort oder Satzteil wird bewusst weggelassen, im Wissen, dass die Zuhörer die-sen Teil selber (stärker) ergänzen und somit den Sinn verstehen. Bsp.: «Frau Kessler ist eine ...! Na, Sie wissen wohl selber, was ich meine.»

Ausruf Der Ausruf ist vor allem in der Überzeugungsrede angebracht. Kurze und prägnante Rufe werden häufig von der Presse aufgenommen. Als Konzentrat sind sie zudem oftmals die kürzeste Formel des bereits Gesagten, werden behalten und weiterge-tragen.

Bsp.: • «Wehret den Anfängen!» • «Das ist ja Bestechung!» • «Pack die Gelegenheit beim Schopf!»

Ähnlichkeit (Analogie)

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Sie vergleicht die Aussagen und Fakten mit anderen Lebewesen, Gegenständen oder Situationen. Bsp.:

• Ein Turm wird bezüglich der Bauart mit einem Grashalm verglichen. • «Der Mann gilt vor Gott als kindisch, wie der Knabe vor dem Mann.» (He-

raklit) Beispiel

Abstrakte, theoretische Aussagen oder Theorien werden anschaulich dargestellt. Je mehr das Beispiel dem Erfahrungsschatz und dem Vorstellungsvermögen der Zu-hörer entspricht, desto grösser ist die Wirkung. Beispiele wirken oft eindringlicher als sachliche Erörterungen. Bsp.: «Viele Frühaufsteher treiben Sport. Mein Nachbar zum Beispiel ...»

Bild (Metapher) Das eigentlich gemeinte Wort wird durch ein anderes ersetzt, das eine Ähnlichkeit oder dieselbe Bildstruktur aufweist. Die Metapher kann auch als verkürzter Ver-gleich umschrieben werden.

Bsp.: • Ein Wahlgang wurde mit folgenden Worten umschrieben: «Es war ein

Rennen mit nur einem Pferd.» • «Die Werkzeuge des Diktators werden ihrer Strafe nicht entgehen.»

Gegensatz (Antithese) Zu bestimmten Begriffen werden Gegensätze und Alternativen aufgezeigt. Die Anti-these ist ein sehr geeignetes Strukturierungselement gerade auch in der Überzeu-gungsrede. Bsp.: früher – heute positiv – negativ plus – minus intern – extern Vorteil – Nachteil «Seine Absicht war absolut überzeugend, was man vom Ergebnis seiner Tätigkeit wohl kaum behaupten kann.» «Damals glaubten wir, der Nahostkonflikt sei ein regionaler Konflikt; heute wissen wir, dass die Nahostregion im globalen Kräftemessen eine erstrangige Rolle spielt.»

Ironie (Verdrehung) Der Sprecher sagt das Gegenteil vom dem, was er effektiv meint. Tonfall, Mimik und Gestik drücken aber unmissverständlich aus, dass der Sprecher das Gegenteil meint. Vorsicht: Sehr viele Personen verstehen Ihre Ironie nicht! Bsp.: «Nein, wirklich toll, wie dieser Geissbock duftet.» (Gesprochen mit näselnder Stimme und verzogenem Gesicht.)

Kette Beispiel: «Wie gehorchten ihm, weil wir ihm vertrauten. Wir vertrauten ihm, weil wir ihn kannten. Wir kannten ihn, weil er unser Projektleiter war.»

Mitverstehen (Synekdoche)

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Es wird, ohne den Begriff oder die Situation zu nennen, auf etwas allgemein Be-kanntes angespielt. Der Sprecher setzt voraus, dass die Zuhörer verstehen, was er meint. Meist wird dabei ein längerer Ausdruck in verkürzter Weise wiedergegeben. Beispiele:

• «Bern hat beschlossen ...» (statt: «Der Bundesrat hat beschlossen ...») • «Der Kreml und das Weisse Haus sind sich für einmal einig.»

Raffung

Konzentrierte Wiederholung in wenigen (Schlag-)Worten oder Sätzen. Solche ver-dichteten Sätze eignen sich vor allem für den Beginn eines Vortrages, da sie Inte-resse und Aufmerksamkeit wecken. Mit der Raffung lässt sich auch ein Redeab-schnitt zusammenfassen. Beispiele:

• «Taten statt Theorien – auf diese verkürzte Formel könnte ich meine Ausfüh-rungen bringen.»

• «IST-Aufnahme – Analyse – Programmierung, das sind unsere Aufgaben in der nächsten Zeit.»

Rhetorische Frage

Die Aussage wird in Frageform gekleidet. Es ist keine reale Frage, die vom Partner wirklich beantwortet werden soll. Die Antwort liegt dabei auf der Hand bzw. die Fra-ge wird durch den Referenten selber beantwortet. Aussagen in Frageform haben die bessere Akzeptanz. Beispiel: • «Würde uns das nicht allen nützen?»

Scheinwiderspruch (Paradoxon)

In der Form eines Wortspiels wird ein angeblicher Widerspruch aufgebaut. Die Wör-ter widersprechen sich aber nur scheinbar, da sie unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden (z. B. «Weniger wäre oft mehr.») Beispiele: • «Ein beredtes Schweigen.» • «Dieser Politiker war schon tot, als er noch lebte.» • «Global denken – lokal handeln»

Schönfärberei (Euphemismus)

Die Aussagen werden positiv formuliert (keine Reizwörter) und eher besser, als es die Situation bedürfte. Beispiele:

• «Unfall» für Katastrophe • Es wird von «Bereinigung von Stellen» statt von «Entlassung von Mitarbei-

tern» gesprochen. Spott (Sarkasmus)

Angriffe auf (politische) Gegner sollen äusserst mässig und nur dann vorgetragen werden, wenn der Angreifer glaubwürdig wirkt und auf die Hilfe der Zuhörer zählen kann. Sonst sieht sich der Sprecher bald offenen Gegnern gegenüber. Beispiele:

• «Sie würden wohl besser arbeiten statt telefonieren.»

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• «Wie wenn wir schon längst wüssten, worin Ihre besonderen Fähigkeiten be-stehen.»

Sprichwort

Sprichwörter oder Sinnsprüche können oft den Zitaten gleichgesetzt werden. Sie vermitteln Weisheiten, Lebensregeln, Erfahrungen oder Moral: Dank der formelhaf-ten Prägung wirken sie eindringlich. Sprichwörter lassen sich nur schwer widerle-gen. Beispiele:

• «Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.» • «Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.»

Steigerung

Die Steigerung oder die Klimax baut eine folgerichtige Reihe in Einzelschritten auf und endet auf einem Höhepunkt. Sowohl die Stärke des Reizes als auch die Betrof-fenheit müssen steigen. Die Steigerung kann auch durch die Wiederholung eines Wortes oder durch die adjektivische Verwendung der Steigerungsform erzielt wer-den. Beispiele:

• «Nicht eine, nicht zwei, sondern drei Torten wurden aufgetischt.« • «Meine Pfannen sind nicht nur gut, auch nicht einfach besser als andere, son-

dern die besten, die Sie überhaupt finden können.» • «Gut ist es, das Energieproblem in seiner ganzen Tragweite zu erfassen; bes-

ser ist es, selbst mit dem Energiesparen Ernst zu machen; am besten ist es, Alternativen zu verwenden.»

Umschreibung

Eine Sache wird übertrieben dargestellt und dramatisiert. Die Fairness verlangt, dass die Übertreibung als solche erkennbar ist. Auf die Dauer ermüdet ständiges Übertreiben die Zuhörer ungemein; jede Aussage muss auf das vernünftige Mass zurückgestutzt werden, zudem wird dieses rhetorische Stilmittel, wie auch die Iro-nie, von vielen Personen nicht verstanden. Beispiele:

• «Eine bessere Gelegenheit finden Sie nie mehr im Leben.» • «Der Teufel war los.»

Vergleich und Verhältnisangaben

Vergleiche knüpfen an Bekanntes an. Sie dienen dazu, einen Sachverhalt zu ver-anschaulichen. Treffende Vergleiche werden leichter im Gedächtnis behalten und reizen zum Weitererzählen. Vor allem grosse Zahlen rufen nach einem Vergleich. Beispiele:

• Den Amerikanern sind Katzen fast so heilig wie den Indern die Kühe. • Grössenordnungen und vergleichende Tendenzen aufzeigende Verhältnisan-

gaben: Verhältnis zwischen toten Militär- und Zivilpersonen im Ersten Weltkrieg 20 : 1 Zweiten Weltkrieg 1 : 1 Koreakrieg 1 : 5 Vietnamkrieg 1 : 13

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Vermenschlichung (Anthropomorphismus)

Abstrakte oder technische Situationen werden auf menschliche Situationen übertra-gen. Beispiele: • «Die einzelnen Abteilungen eines Betriebes sind wie menschliche Organe. Ei-

nerseits sind sie selbständig und erfüllen eine wichtige Funktion, anderseits sind sie nur im Gesamtorganismus lebensfähig.»

• Automechaniker: «Nun, wenn der Motor nicht läuft, müssen Sie ihm eben gut zu-sprechen. Auch ein Automotor braucht etwas Liebe.»

Vorwegnahme von Einwänden (Prolepsis)

Mögliche Einwände, Gegenargumente oder Fragen werden in den Ausführungen bereits vorweggenommen und gegebenenfalls widerlegt. Der (scheinbare) Dialog führt nicht nur zur besseren Akzeptanz, sondern lässt den Vortrag lebendiger er-scheinen. Beispiele:

• «Nun, jeder Fachmann weiss natürlich, dass ...» • «Sie werden denken, dass niemand von den Kosten spricht. Aber ...»

Wiederholung/Verdeutlichung

Die wörtliche Wiederholung, die Wortverdoppelung oder die variierte Wiederholung verstärken, wirken dramatisch, können den Erinnerungswert steigern und schälen die Kernaussagen heraus. Zudem können so Missverständnisse vermieden wer-den. Abstrakte theoretische Aussagen können mit anderen Worten repetiert und einfacher dargelegt werden. Je anspruchsvoller ein Vortrag ist, desto mehr Wiederholungen lässt er zu, ohne langweilig zu wirken. Eine Wiederholung schafft Denkpausen, ruft in Erinnerung, verankert Kernaussa-gen, wirkt eindringlich. Eine spezielle Form der Wiederholung ist die Verdeutlichung. Sie wirkt verstärkend, indem sie das Genannte präzisiert. Dabei besteht allerdings die Gefahr, schulmeis-terlich zu wirken. Beispiele: • «Niemand, aber auch gar niemand, hat das Recht, die Todesstrafe auszuspre-

chen.» • «Ich habe Sie nicht darum gebeten, ich habe es Ihnen ganz klar befohlen.» • «Dreissig Tage, also einen Monat haben wir dafür gebraucht.» • «Er sah Unrecht und versuchte, es zu beseitigen.

Er sah Leiden und versuchte, sie zu lindern. Er sah Krieg und versuchte, ihn zu beenden.»

(Edward Kennedy)

• Jede Führungskraft hat: Vorgesetztenpflichten Vorgesetztenrechte Vorgesetztenverantwortung Mitarbeiterpflichten Mitarbeiterrechte Mitarbeiterverantwortung

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Teampflichten Teamrechte Teamverantwortung Wortspiel

Geistreiche und humorvolle Aussagen heitern auf. In der Rede dürfen sie allerdings, im Gegensatz z.B. zum Cabaret, nicht Selbstzweck sein. Pfiffige Wortspiele werden mit Vorliebe auch von Journalisten aufgegriffen. Beispiele: • «Am Devisenmarkt ging es immer doller zu und her.» • «Konsens statt Nonsens!» • «Niemals in der Geschichte menschlicher Kämpfe haben so viele so wenigen so

viel zu danken gehabt.» (W. Churchill) Zitat

Zitate sind wortwörtliche Übernahmen aus einen schriftlichen Werk oder Vortrag und sind in der Regel nicht oder wenig erklärungsbedürftig. Sie bestechen durch ih-re Prägnanz und wirken kraft der Autorität des Zitierten. Das Zitat muss stimmlich aus dem Kontext gehoben oder durch An- und eventuell Abkündigung markiert werden. Mündlich wird als Quellenangabe in der Regel ledig-lich der Autor genannt. Gehen Sie mit Zitaten im allgemeinen sparsam um. Beispiele: • «Man fällt nicht über seine Fehler. Man fällt immer über seine Feinde, die diese

Fehler ausnutzen.» (Kurt Tucholsky) • «Die Nestbeschmutzer sitzen ohnehin immer mitten im Nest. Es ist schwer, ein

Nest von aussen zu beschmutzen.» (Heinrich Böll) Humor

Den Humor zu den rhetorischen Darstellungsmitteln zu zählen, ist einerseits völlig richtig und anderseits sehr gefährlich. Richtig, weil humorvolle Bemerkungen das Vortragsklima beleben und auflockern; gefährlich, weil Humor allzu oft mit Ironie, Spott oder gar Zynismus verwechselt wird.

Ludwig Reiners umschreibt den Unterschied zwischen Witz und Humor treffend: «Der Witz lacht, der Humor lächelt. Der Witz ist geistreich, der Humor liebevoll. Der Witz funkelt, der Humor strahlt. Der Witz entlarvt die Unzulänglichkeiten der Welt, der Humor hilft uns über sie hinweg.»

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7 Anrede – Vortragseröffnung – Hauptteil – Vortragsschluss

Mit den ersten Worten stellen wir den Kontakt zu den Zuhörern her. Sie sind daher emi-nent wichtig: In den ersten vier Minuten haben sich die Zuhörer eine Meinung über den Referenten gebildet. Dieser erste Eindruck kann falsch sein – aber er bleibt haften. Wir al-le wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, unsere Meinung (Bild) von einem Menschen zu ändern ... Die Konsequenz daraus: Die Einleitung muss sitzen. Am besten lernen Sie die zwei oder drei ersten Sätze auswendig. Mit der Anrede stellt der Redner den ersten verbalen Kontakt zum Publikum her. Die Art und Weise dieses Einstiegs bleibt beim Zuhörer oft haften und verstärkt oder korrigiert Vorurteile.

7.1 Anrede Wann und wie soll ich meine Zuhörer begrüssen? Es gibt kein Rezept! Trotzdem sind einige wenige Grundregeln beachtenswert:

• Begrüssung der Zuhörer muss keineswegs immer den Anfang eines Vortra-ges/einer Rede bilden; nach einer kurzen und aufmerksamkeitsweckenden Vor-tragseröffnung kommt sie oft viel besser zur Geltung.

• Vor übertriebenen Anreden wie »Hochverehrte Anwesende» muss ebenso ge-warnt werden wie vor einem überheblichen oder von oben herab wirkenden »Liebe junge Freunde». Seien Sie direkt!

• Die Anrede soll mehr als nur eine Höflichkeitsformel sein. Die neutrale Form »Meine Damen und Herren« ist zwar in den meisten Fällen richtig, oft aber auch etwas farblos.

• Empfehlenswert sind Anreden, die auf den Zuhörerkreis zugeschnitten sind, wie beispielsweise »Geschätzte Mitarbeiter«, «Verehrte Kollegen«, »Kameraden« oder »Liebe Vereinsfreunde».

• Falls ein besonderer Gast unter den Zuhörern ist, wird man ihn in der Anrede auch entsprechend herausheben, also beispielsweise »Herr Nationalrat, meine Damen und Herren«.

• Sollten einmal mehrere hochgestellte Persönlichkeiten Ihrem Vortrag beiwohnen, so können diese – um einen Fehler in der Reihenfolge zu vermeiden – wie folgt angesprochen werden: »Verehrte Ehrengäste, meine Damen und Herren«. Wer-den sie namentlich erwähnt, erfolgt die Aufzählung in der Reihenfolge des sozia-len Rangs oder bei gleicher Rangstufe alphabetisch. In der Regel werden nur Professoren- und Doktortitel beziehungsweise militärische Grade und/oder die politische oder berufliche Funktion erwähnt.

Der Anrede muss eine positiv stimulierende Einleitung bzw. Vortragseröffnung folgen. Erst wenn Sie ein angenehmes Gesprächsklima geschaffen haben, das Publikum in Bann ge-zogen ist, dürfen Sie mit Überzeugungen beginnen.

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7.2 Vortragseröffnung

Wie kann ich die Aufmerksamkeit meiner Zuhörer schnell und wirksam gewinnen? In der Praxis bewährt:

• Zielsetzung und Orientierung • Vorschau auf den Inhalt • Warum zusammengekommen? Auftrag? Zentrale Frage • Behauptung, These, Vergleich, Faktum, aktuelles Ereignis, beeindru-

ckender statistischer Wert, persönliches Erlebnis, Vorfall • Aktualität, jetzige Situation • Provokation, Überraschung, spannende Neuigkeit • Fallbeispiel (für Zuhörer, die Mühe mit abstraktem Denken haben) • Rhetorische Frage (Frage, die der Referent nach kurzer Pause selber be-

antwortet) • Anekdote • Blickfang (Demonstrationsversuch oder Diabild(er) • Zitat, Sprichwort, Wortspiel, Reim, Redewendung, Schlagwort • Erkenntnis zum Thema, eventuell Begriffsdefinition

Es wäre nun aber falsch, sich für alle Vorträge auf eine dieser aufgezählten Vortragseröff-nungen festzulegen. Die Vortragseröffnung muss dem Referenten, dem Thema und dem Zuhörerkreis angepasst sein. In allen Fällen aber eine kurz gehaltene Vortragseröffnung im Sinne einer »Eisbrecherfunktion«, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer für den bevor-stehenden Vortrag schnell zu gewinnen und wirksam sicherzustellen. Begrüssung/Anrede

Eröffnung Aufhänger (aktuelles Ereignis), Zitat, interessantes Beispiel, ungewöhnliche Statistik, Anekdote Thema ! Einführung Relevanz des Themas; Definition, Ausgrenzungen, Vorgeschichte, persönlicher Bezug des Referenten Orientierung Inhaltsübersicht ! Zeitplan Modalität für Fragen ... aber nur die mit «!» gekennzeichneten Punkte müssen sein.

Hauptteil

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Ungeeignet:

• Entschuldigungen • Doppelte Verneinung • Negative Redewendungen • Nichtssagende Redewendungen • Unnötige geschichtliche Herleitungen • Anspielungen auf nicht allgemein bekannte Sachverhalte • Abgedroschene Komplimente • Permanenter Ich-Beginn • Überheblichkeit • Übertriebene und permanente Superlative • Wiederholungen

7.3 Hauptteil oder die Informationsphase

Churchill äusserte sich hierzu einmal wie folgt: «Eine gute Rede besteht aus einem inte-ressanten Anfang und einem wirkungsvollen Schluss – der Abstand zwischen diesen bei-den soll möglichst gering gehalten werden.» Dennoch: Der Hauptteil umfasst mindestens 75% einer Rede. Der Hauptteil (max. 5 Abschnitte) zeichnet sich aus durch:

• Klarheit • Einfachheit • Sachlichkeit • Zielstrebigkeit • Steigerung (Spannungsbogen) • Menschliche Wärme; Feuer; Überzeugungskraft

7.4 Vortragsschluss Die inhaltliche Aussage des Redeschlusses bleibt hängen (vom emotionalen allgemeinen Eindruck her ist es der Anfang). Es muss, da er in der Regel einen konkreten Auftrag, eine Handlungsaufforderung beinhaltet, noch sorgfältiger formuliert sein als der Beginn. Ein starker Abgang, ein Finale, kann eine schwache Rede teilweise kompensieren. Ein flauer Schluss ohne Appell und Feuer vermag eine starke Rede in der Erinnerung der Zuhörer gewaltig zu schwächen. Am besten lernen Sie den Schlusssatz auswendig, das gibt Sicherheit. Verlängerungen, weil der Redner den Schluss nicht vorbereitet hat und daher nicht findet, sind skandalös. Der Schluss einer Rede soll zugleich ihr Höhepunkt sein – nicht nur das Ende! Und wenn der Vortragsschluss angekündigt wird, dann auch ohne Verzug zum Schluss kommen.

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Geeignete Abschlüsse:

• Zusammenfassung • Einprägsame Formulierung: Slogan, Faustregel, Schlagwort, Tipp, Wort-

spiel in kurzen Hauptsätzen • Schlussfolgerung, Ergebnis, Folgen • Konkreter Ausblick in die Zukunft • Handlungsaufforderung, Absicht, Auftrag, Leitgedanke, Appell • Überraschung, erheitender Abschluss, der den Spannungsbogen löst • Wiederholung der zentralen Aussage • Zitat, Bild • Überleitung des Wortes an den nächsten Referenten/Moderator etc.

Die hier vorgestellten Vortragsschlüsse sind keine Rezepte, sondern mögliche Beispiele, Anregungen und Vorschläge. Aber weil jeder Vortragsschluss

• zuhörerorientiert, • von der Vortragsart und vom Vortragsthema abhängig • und auf die Rednerpersönlichkeit zugeschnitten

sein sollte, muss er gründlich vorbereitet sein. Ungeeignete Abschlüsse sind:

• Wiederholung von bereits Gesagtem • Entschuldigungen • Übertriebener Dank • Schluss mehrfach ankündigen • Verlegenheitsschluss • Moralisieren, ermahnen, drohen • Hoffnungen

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8 Rezepte für den rednerischen Selbstmord

• Gewaltsamer Witz: Humor ist gut, aber besser nicht am Anfang – ausser der Witz passt genau zum Thema, und Sie sind sicher, das er gut ankommt.

• Plumpe Schmeicheleien: Sicherlich ist es gut, von den Zuhörern angenommen zu werden – aber nicht um jeden Preis! Ersetzen Sie Lob durch Anerkennung!

• Minus-Meldungen: Wir vertragen als Zuhörer durchaus die Wahrheit – sie muss allerdings nicht wie eine kalte Dusche kommen. Minus-Meldungen sind: «Sie ha-ben es wieder nicht geschafft ... »; «Erwarten Sie von mir nichts Neues!»

• Entschuldigungen: Unterdrücken Sie Ihren Geständniszwang («Ich konnte mich leider nicht richtig vorbereiten.»); machen Sie das Beste aus der Situation, denn Absolution gibt es keine und Mitleid schon gar nicht!

• Eine Einleitung, die länger dauert als 10% der Vortragszeit.

9 Die kritischen Minuten Punkte, die von routinierten Referenten leider regelmässig vernachlässigt werden, sind:

• Schweigende Vorbereitung des Arbeitsplatzes: Es ist nur zu verständlich, das wir unter dem Druck des Adrenalins schon loslegen wollen – tun Sie es nicht!

• Geräteüberprüfung – erste Folie auflegen: Nehmen Sie sich JETZT die Zeit, die-se notwendigen Handgriffe zu tun – sonst müssen Sie sich mitten im ersten Schwung nochmals unterbrechen!

• Pause vor dem Start: Dazu gehört eine Menge Selbstüberwindung, aber es zahlt sich aus. Beginnen Sie erst zu sprechen, wenn praktisch alle Blicke bei Ihnen sind. Sie werden merken, wie dabei auch der Geräuschpegel im Saal sinkt.

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10 Die Körpersprache In Kommunikationssituationen sind folgende nonverbale Bereiche zu beachten: 1. Äussere Merkmale - Kleidung - Schuhe - Frisur - Schmuck - Statussymbole 2. Biologische Merkmale - Atmung - Körperhaltung - Stand - Gestik - Mimik - Blick 3. Sprechweise - Lautstärke - Modulation - Stimmfarbe - Rhythmus - Sprechtempo 10.1 Reize und Reaktionen

modisch aufgeschlossen, flexibel grelle Farben will auffallen dezente Farben zurückhaltend, diskret hohe Qualität legt Wert auf Beständiges niedrige Qualität preisbewusst, kleinkariert

Kleidung – die zweite Haut des Menschen

Signal Einschätzung

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grösser werdende Augen Drang nach mehr Information

Blick nach unten Unsicherheit, Verbergen, Überlegen Blick zur Seite wittert Gefahr, traut der Sache nicht Blick nach oben Hilflosigkeit, Langeweile Hochziehen der Augenbrauen Erstaunen, Überraschung Kopf gesenkt Unterwerfung, Fügung Kopf aufgerichtet Arroganz, Stolz, Unnahbarkeit Kopf zurückwerfen Herausforderung Kopf vorgestreckt Interesse, Drohverhalten Lächeln kürzester Weg zwischen zwei Menschen, schafft Vertrauen, beugt Aggressionen vor

angespannt Unsicherheit

locker flexibel, aufgeschlossen Schulter hochziehen Unsicherheit, bedroht sein Schulter senken Freiheit, Selbstsicherheit Heben und Senken Zweifel, Bedenklichkeit

Bauchatmung Ausgeglichenheit, Ruhe Brustatmung flache, kurze Atmung, Angst Atem anhalten Kampfbereitschaft Atem loslassen Entspannung

Augen – Augen sind die Fenster der Seele

Signal Einschätzung

Hals-/Schulterbereich

Signal Einschätzung

Atmung

Signal Einschätzung

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Handbewegung von unten Demonstration von Macht, Unterwerfung, nach oben Unterdrückung wegschiebende Handbewegung Wegschieben von Gedanken Aneinanderreiben der Handflächen Zufriedenheit Haare durchstreichen Werbung Hand vor dem Mund Zurückhalten von Worten oder Meinungen Zeigefinger auf den andern Beschuldigung, Bedrohung gerichtet Finger warnen/ geht ins Detail Kugelschreiber nach oben Hand vor dem Gesicht will allein sein, nachdenken

aufrecht, Füsse zwei Fussbreit ausgeglichen, selbstbewusst auseinander Beine eng zusammen Furcht, Unsicherheit, Unterwürfigkeit breite Beinstellung überheblich, Besserwisser zurückgelehnt sitzen passiv, kritisch, abwartend vorgelehnt sitzend interessiert, aktiv Füsse im Stehen verschränkt Unsicherheit mit den Füssen im Stehen wippen Nervosität offene Hände, lockere Arme offen

Gestik

Signal Einschätzung

Körperhaltung und Stand

Signal Einschätzung

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dunkle Stimme vertrauenerwecken, anziehend hohe Stimme Kopfstimme, Rationalist leise Stimme unverständlich, Unsicherheit normale Stimme Sprechstimme laute Stimme Marktschreier, wirkt aufdringlich, geltungsstrebend langsame Sprechweise wirkt beruhigend und verständlich schnelle Sprechweise will schnell seinen Vortrag beenden, hat etwas zu verbergen abwechslungsreiche interessant, belebend, gibt Sprechweise dem Redeinhalt Bedeutung kein Stimmrhythmus einschläfernd, uninteressant guter Stimmrhythmus Zuhörer bleiben aufmerksam, unterschiedliche Bedeutung der Inhalte wird klar keine Pausen Zuhörer schaltet ab Dialekt unverständlich, wirkt wenig kompetent, Referent wird nicht akzeptiert (Sprachcode) Hochdeutsch bestes Deutsch bei Vorträgen vor

fremden Zuhörern, ist für jeden verständlich, klares Sprechen erhöht die Kompetenzzuweisung des Publikums an den Redner

Sprechweise

Signal Einschätzung

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10.2 Was ein Referent vermeiden muss

1. Fehlender Augenkontakt

2. Unsteter, schweifender Blick

3. Nervöses Auf-und-ab-Gehen

4. Steifes und starres Dastehen

5. Unkontrollierte Gestik

6. Geklimpere mit Kleingeld oder Schlüsseln in der Tasche

7. Spielereien mit Zeigestab, Kugelschreiber usw.

8. «Putzen» und Herumzupfen an Kleidung und Schmuck

9. Anklammern am Vortragspult

10. Verkriechen im Manuskript irritieren das Publikum

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11 Rhetorik-Hilfen für den Redner

11.1 Ausbleiben des treffenden Ausdrucks Jedem Sprecher ist es schon passiert, dass ihm ein Begriff einfach nicht einfällt («Es liegt mir auf der Zunge.»). Dem ungeschulten Redner kann diese Tatsache unangenehme Si-tuationen bereiten. Der geschulte dagegen kann sich behaupten. Er gebraucht auch hier Hilfen, die ihm die Rhetorik bietet: «Hier den richtigen Ausdruck zu finden, ist gar nicht so leicht.» – «Wie kann ich es Ihnen genauer sagen?» – «Mir fehlt der treffende Begriff.» Zweck: Zeitgewinn Sollte aber trotz allen Ringens der Einfall nicht kommen, weiss der geschulte Redner sich auch noch zu helfen. Da gibt es kein Versteckspielen, kein Verlegenheitsgestammel, son-dern klares Bekennen: «Aber, meine Damen und Herren, Sie wissen, was ich meine.» Das muss so selbstsicher, so selbstverständlich ausgesprochen werden, dass der Zuhörer gar nicht erst auf den Gedanken kommt, dass da etwas nicht ganz in Ordnung ist. 11.2 Verunglückte Satzformulierungen Während der freien Rede kann es vorkommen, dass ein begonnener Satz nicht zu Ende geführt werden kann, weil er sonst Unsinn ergibt oder falsch verstanden werden könnte. Man kann einen verunglückten Satz mittendrin abbrechen mit der Bemerkung: «Nein! Ich möchte es besser formulieren» – «es präziser ausdrücken» – «es genauer sagen». Man beginnt von neuem und hat so einen Übergang zu einer besseren Formulierung ge-funden. 11.3 Das Steckenbleiben Der geschulte Redner weiss sich auch hier zu helfen. Im Augenblick des Steckenbleibens ist es entscheidend, den Denk-Sprech-Vorgang wieder anzuwerfen. Möglichkeiten dazu:

• letzte Aussage wiederholen • bisher Gesagtes in aller Kürze zusammenfassen • entfallenen Gedanken weglassen und weiterfahren • Zuhörern für Notizen Zeit geben • je nach Zeitpunkt der Panne eine allen willkommene Pause ein-

schalten Redewendungen, um das Steckenbleiben zu überwinden: «Ich möchte kurz zusammenfassen.» – «Noch einmal und ganz besonders möchte ich be-tonen.» – «Lassen Sie mich bitte den letzten Gedanken noch etwas genauer erläutern.» – «Ich wiederhole.»

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12 Anhang 12.1 Ge-/Verbote

Gebote Verbote Sprechen Sie die Interessen und Bedürfnisse der Zuschauer an!

Reden Sie nicht von Ihren eigenen Problemen und Anliegen!

Selektieren Sie Ihr Material und Ihre Argumente – bringen Sie wenig und nur Wichtiges!

Lassen Sie alles weg, was nicht unbedingt zum Thema gehört!

Bringen Sie Bilder – gezeichnete und gesprochene!

Vermeiden Sie abstrakte, unanschauliche Argumente!

Halten Sie Ihre Grafiken einfach und gut leserlich!

Bringen Sie nicht zu viel – besonders keinen kleinen Text!

Stehen Sie ruhig, und gebrauchen Sie Ihre Arme und Hände für belebende, bildhafte Gesten!

Laufen Sie nicht unkontrolliert herum – mit blockierten oder versteckten Händen!

Sprechen Sie MIT Ihren Zuhörern – ein Gedanke pro Augenkontakt!

Lassen Sie Ihren Blick nicht über, unter und auch nicht DURCH das Publikum schweifen!

Zeigen Sie sich ruhig und überlegen – machen Sie häufig kurze Pausen!

Sprechen Sie nicht schnell und nicht während Ihrer Bewegungen!

Führen Sie Ihre Zuschauer durch Ihre visuellen Hilfsmittel!

Beginnen Sie nicht mit der geplanten Aussage, bevor Ihr Publikum sich orientiert hat!

Setzen Sie Belebungstechniken ein: Überlegerfolien, Aufbaudias, Medienwechsel ...

Überfordern Sie sich nicht durch zu viel Manipulationen!

Halten Sie Ihre Gedankenfolge einfach und transparent!

Vermeiden Sie Ratespiele und zusammenhanglose Informationsfolgen!

Experimentieren Sie, um Ihren Vortrag interessant und lebhaft zu gestalten!

Vermeiden Sie gewaltsame Showeffekte, Witze und Effekthascherei!

Überprüfen Sie Material und Geräte. Proben Sie!

Verlassen Sie sich nicht darauf, dass alles funktioniert!

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12.2 Redeangst und ihre Überwindung

Ventile

• Die Atmung: Sie beruhigt den Sprecher und drängt seine Befangenheit – wenn auch nur für einen Atemzug – zurück.

• Die Gestik: Sie hat für den Sprecher eine Art ‘Entlastungsfunktion’. Durch die Bewegungen seiner Hände und Arme kann er den aufgestauten Stress abbauen und sich so Schritt für Schritt endgültige Erleichterung verschaffen.

• Die Stimme: Durch Einsatz seiner Stimme, durch das Aufblenden ihrer Lautstär-ke kann der Sprecher gleichsam 'Dampf' ablassen, d.h. im Nu seine Ängste und Beklemmungen abreagieren sowie Ruhe und Sicherheit gewinnen.

• Das Üben: Besonders angstüberwindend ist das Einüben des Vortrages; zuerst im stillen Kämmerlein und dann vielleicht vor Familienangehörigen oder Freun-den.

• Die ausformulierte Vortragseröffnung: Eine schriftlich vorbereitete Vortragser-

öffnung kann entscheidend dazu beitragen, die Redehemmungen der Anfangs-phase zu über-winden.

• Die Sprechweise: Eine zu Vortragsbeginn betont langsame und ruhige Sprech-weise hilft ebenfalls in erstaunlicher Weise, die Redehemmungen schnell zu ü-berwinden.

• Die Vorsatzbildung: Durch Verwendung entsprechender Formeln bzw. gedank-licher Vorsätze kann sich der Sprecher Ruhe und Sicherheit suggerieren, die sich dann während des Vortrages auch wirklich einstellen. So kann er seine Re-de erfolgreich zu Ende bringen. Allerdings handelt es sich hier um eine länger-fristige Massnahme.