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Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 Situation von Älteren

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Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019

Situation von Älteren

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Situation von Älteren

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Impressum

Produktlinie/Reihe: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt

Titel: Situation von Älteren

Veröffentlichung: September 2019

Herausgeberin: Bundesagentur für Arbeit

Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung

Rückfragen an: Ilona Mirtschin

Susanne Lindner

Regensburger Straße 104

90478 Nürnberg

E-Mail: [email protected]

Telefon: 0911 179-1080

Fax: 0911 179-1383

Weiterführende Informationen:

Internet: http://statistik.arbeitsagentur.de

Zitierhinweis: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Situation von Älteren, Nürnberg, September 2019

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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze .................................................................................................................................................................. 4

1 Die über-55-Jährigen ............................................................................................................................................................. 5

1.1 Personengruppe von besonderem Interesse ..................................................................................................................... 5

1.2 Demografische Entwicklung .............................................................................................................................................. 5

2 Rente ..................................................................................................................................................................................... 7

2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen......................................................................................................... 7

2.2 „Rente mit 63“ .................................................................................................................................................................... 7

3 Erwerbsneigung und -beteiligung ........................................................................................................................................... 8

3.1 Erwerbsneigung ................................................................................................................................................................. 8

3.2 Erwerbstätigenquote .......................................................................................................................................................... 9

3.3 Struktur und Entwicklung der Erwerbstätigkeit ................................................................................................................ 10

4 Sozialversicherungspflichtige und geringfügige Beschäftigung ............................................................................................ 11

4.1 Entwicklung der letzten Jahre .......................................................................................................................................... 11

4.2 „Rente mit 63“ .................................................................................................................................................................. 12

4.3 Beschäftigungsquote ....................................................................................................................................................... 12

4.4 Beschäftigungsstrukturen ................................................................................................................................................ 14

4.5 Beschäftigte über der Regel- altersgrenze ...................................................................................................................... 15

5 Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung .............................................................................................................................. 18

5.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer .......................................................................................................................... 18

5.2 Die Auswirkungen von Sonderregelungen auf die Arbeitslosigkeit Älterer ...................................................................... 20

5.3 Ältere in Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik ............................................................................................................ 21

5.4 Unterbeschäftigung Älterer .............................................................................................................................................. 23

5.5 Strukturen der Arbeitslosigkeit ......................................................................................................................................... 24

5.6 Zugänge in und Abgänge aus Arbeitslosigkeit ................................................................................................................. 26

5.7 Dauer der Arbeitslosigkeit ................................................................................................................................................ 27

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Situation von Älteren

4

Das Wichtigste in Kürze

Die Bevölkerungsstärke der 55- bis unter 65-Jährigen hat in den vergangenen Jahren zugenommen und wird auch in

den nächsten Jahren weiter wachsen. Die Zahl der 65- bis unter 75-Jährigen nimmt seit zwei Jahren wieder zu.

Die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre erhöht seit 2012 die Zahl der über 65-Jährigen am

Arbeitsmarkt.

Ältere ab 55 Jahren nehmen immer häufiger am Erwerbsleben teil: Die Erwerbstätigenquote der 55- bis unter 65-Jähri-

gen ist in den letzten zehn Jahren stärker gestiegen als die der 15- bis unter 65-Jährigen. Im europäischen Vergleich ist

sie überdurchschnittlich hoch. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen in Deutschland auch nach Erreichen der Re-

gelaltersgrenze erwerbstätig sind.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von 55- bis unter 65-Jährigen ist in den letzten Jahren deutlich gestie-

gen. Insbesondere die Zahl der weiblichen Beschäftigten hat zugenommen. Das ist nicht nur eine Folge der gewachse-

nen Bevölkerungsstärke.

Die Beschäftigungsquote der 55- bis unter 60-Jährigen ist etwas höher als in allen Altersklassen. 60- bis unter 65-Jäh-

rige sind wegen der Übergänge in den Ruhestand seltener beschäftigt.

Die Verteilung der älteren Beschäftigten auf Wirtschaftszweige entspricht weitgehend der Verteilung über alle Alters-

klassen. Ältere sind aber relativ selten in der Zeitarbeit beschäftigt und relativ häufig in der Öffentlichen Verwaltung.

Ältere arbeiten – auch wegen der Nutzung von Altersteilzeitmodellen – häufiger weniger als die tariflich vereinbarte

Wochenarbeitszeit.

Der größte Teil der Personen, die auch nach Erreichen der Regelaltersgrenze beschäftigt sind, ist männlich und aus-

schließlich geringfügig beschäftigt.

Ältere sind stärker als der Durchschnitt von Arbeitslosigkeit betroffen. Unter anderem wegen des demografischen Wan-

dels und des Wegfalls vorruhestandsähnlicher Regelungen ist die registrierte Arbeitslosigkeit Älterer bis 2015 gestie-

gen; seitdem geht sie zurück.

Die Arbeitslosenquote Älterer ist seit 2011 rückläufig.

Die Unterbeschäftigung Älterer ist in den letzten Jahren weiter gesunken.

In den letzten Jahren begannen insgesamt weniger Menschen eine Maßnahme aktiver Arbeitsmarktpolitik. Der Anteil

Älterer an den Eintritten in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. Gemessen an

ihrem Anteil an allen Arbeitslosen sind Ältere bei der Beteiligung an Fördermaßnahmen jedoch deutlich unterrepräsen-

tiert.

Ältere Arbeitslose sind vergleichsweise häufig langzeitarbeitslos und schwerbehindert. Sie weisen jedoch seltener als

Jüngere eine fehlende formale Qualifikation auf.

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5

1 Die über-55-Jährigen

1.1 Personengruppe von

besonderem Interesse

Ältere Menschen sind eine Personengruppe am Arbeits-

markt, die häufig im Mittelpunkt des Interesses steht. Ihr be-

ruflicher Erfahrungsschatz ist aufgrund des Bedarfs an gut

qualifizierten Fachkräften und des demografischen Wandels

von unschätzbarem Wert. Auf der anderen Seite nehmen

Anforderungen und Belastungen in der Arbeitswelt zu. Dies

stellt alle vor Herausforderungen, lebensältere Personen

aber unter Umständen stärker als Jüngere.

Daneben unterliegt der Arbeitsmarkt speziell für Ältere häufig

bestimmten Rahmenbedingungen, die die Entscheidungen

von Arbeitnehmern und Arbeitgebern für eine Partizipation

Älterer am Erwerbsleben beeinflussen: Beispielsweise füh-

ren Änderungen bei so genanntenFrühverrentungsprogram-

men, bei der Regelaltersgrenze oder auch der Höhe der

Rente zu Verhaltensänderungen beim Übergang zur Rente

und beeinflussen so auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt.

Die Frage, ab welchem Alter von „Älteren“ am Arbeitsmarkt

zu sprechen ist, wird nicht einheitlich beantwortet. In der vor-

liegenden Publikation werden als Ältere am Arbeitsmarkt die-

jenigen Personen betrachtet, die mindestens 55 Jahre alt

sind. Die 50- bis unter 55-Jährigen hingegen werden nicht

den Älteren zugeordnet. Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei

Gründe: Zum einen deuten die Arbeitsmarktdaten darauf hin,

dass die Gruppe der 50- bis unter 55-Jährigen am Arbeits-

markt insgesamt gut positioniert ist. Die Arbeitslosenquote in

dieser Altersgruppe ist genau so stark gesunken wie im

Durchschnitt über alle Altersklassen und lag 2018 mit

4,5 Prozent weiterhin unter dem Durchschnitt aller Alters-

klassen (5,2 Prozent). Der Anteil der 50- bis unter 55-Jähri-

gen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, ist mit 86,2 Pro-

zent überdurchschnittlich hoch (vgl. Abschnitt 3.2). Zum an-

deren wird die Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslo-

sigkeit bei Personen ab 55 Jahren von Gesetzen zum Ren-

teneintritt (Erhöhung des Renteneintrittsalters, „Rente mit

63“), zur Altersteilzeit und Sonderregelungen, die ab einem

Alter von 58 Jahren greifen, beeinflusst. Somit erfordert spe-

ziell die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Altersgrup-

pen 55 bis unter 60 Jahre und über 60 Jahre eine besonders

sorgfältige Betrachtung und Analyse.

1.2 Demografische Entwicklung

Die Bevölkerungsstärke der Personen im Alter von 55 bis un-

ter 65 Jahren hat in den letzten Jahren zugenommen. Nach

Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Ende 2018

12,1 Millionen Menschen in Deutschland 55 bis unter 65

Jahre alt, 2,5 Millionen mehr als 2008. Dieser Anstieg betrifft

etwa zur Hälfe beide Fünfjahresaltergruppen (+1,2 Millionen

bei den 55- bis unter 60-Jährigen; +1,3 Millionen bei den 60-

bis unter 65-Jährigen).

Die Anzahl der 65- bis unter 75-Jährigen ist bis 2016 gesun-

ken. Die geburtenschwachen Jahrgänge der letzten Kriegs-

jahre und ersten Nachkriegsjahre haben in dieser Zeit das

65. Lebensjahr vollendet. Zuletzt sind die Geburtsjahrgänge

vom Anfang der 1950er-Jahre, als die Zahl der Geburten in

Deutschland wieder langsam anstieg, in diese Altersgruppe

nachgerückt, so dass auch die Bevölkerung in dieser Alters-

gruppe leicht zunahm.

Die steigende Zahl der Geburten in Nachkriegsdeutschland,

die in der Generation der sogenannten „Baby-Boomer“ von

Mitte der 1950er- bis Mitte der 1960er-Jahre ihren Höhe-

punkt erreichte, wird auch in den nächsten Jahren die

Gruppe der Älteren in Deutschland noch anwachsen lassen

(Abbildung 1).

Datenquelle:

Bevölkerung nach Altersjahren31.12.2018

Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

Alter

0,5 Mio 1,5 Mio1,0 Mio

Jahrgänge, die in den

letzten 5 Jahren in die

Gruppe der 55- bis

unter 65-Jährigen

hinein- bzw. heraus-

gewachsen sind

Abbildung 1

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Situation von Älteren

6

Nach den aktuellen Bevölkerungsvorausberechnungen des

Statistischen Bundesamtes wird die Bevölkerung im Alter

von 55 bis unter 65 Jahre in den nächsten Jahren noch zu-

nehmen und 2023 mit 13,2 Millionen einen Höchststand er-

reichen. Danach geht sie kontuierlich zurück und sinkt deut-

lich unter das aktuelle Niveau. Die Zahl der 65- bis unter 75-

Jährigen wird kontinuierlich bis 2033 steigen auf dann

11,9 Millionen.1

1 Zu den Ergebnissen siehe: Statistisches Bundesamt (2019): Bevölkerung

Deutschlands bis 2060. Ergebnisse der 14. koordinierten Bevölkerungsvoraus-

Neben der absoluten Zahl der Älteren wird in den nächsten

Jahren wahrscheinlich auch der Anteil der Älteren an der Ge-

samtbevölkerung steigen. In welchem Ausmaß dies ge-

schieht, hängt neben der Lebenserwartung der Menschen

von der Zahl der Geburten und der Zuwanderung ab. Ende

2018 waren knapp 15 Prozent der Bevölkerung waren zwi-

schen 55 bis unter 65 Jahre alt. In den nächsten Jahren ist

mit einem Anstieg des Anteils der 55- bis unter 65-Jährigen

an der Gesamtbevölkerung auf bis zu 16 Prozent zu rech-

nen. Ab 2032 werden rund zwei von fünf Menschen in

Deutschland 55 Jahre oder älter sein.

berechnung. https://www.desta-tis.de/DE/Presse/Pressekonferenzen/2019/Bevoelkerung/pressebroschuere-bevoelkerung.pdf?__blob=publicationFile

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7

2 Rente

2.1 Rentenbezieher unter den 60-

bis unter 65-Jährigen2

Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65

Jahren eine Rente wegen Alters (SGB VI).3 Die Zahl der Per-

sonen in Altersrente zwischen 60 bis unter 65 Jahren hat

sich in den letzten zehn Jahren fast halbiert: 2008 waren es

noch über 1,3 Millionen, 2014 wurde die Millionen-Grenze

unterschritten. Auch der Anteil der Bezieher einer Altersrente

an der Bevölkerung von 60 bis unter 65 Jahren ging zurück.

Er lag 2008 bei 32 Prozent, 2014 erstmals unter 20 Prozent

und 2018 bei 13 Prozent. Diese Abnahmen sind auch eine

Folge der Anhebung des Renteneintrittsalters und des damit

verbundenen späteren Renteneintritts. Seit 2012 wird die

Grenze für den Bezug von Altersrente für die in der gesetzli-

chen Rentenversicherung versicherten Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmer schrittweise von 65 auf 67 Jahre erhöht.

Ab dem Jahr 2031 wird die Regelaltersgrenze bei 67 Jahren

liegen. Das tatsächliche Alter bei Eintritt in Rente wegen Al-

ters betrug 2018 im Durchschnitt wie im Vorjahr 64,1 Jahre.

2.2 „Rente mit 63“

Seit dem 1. Juli 2014 existiert in der gesetzlichen Rentenver-

sicherung für Personen mit mindestens 45 Beitragsjahren die

Möglichkeit, ab 63 Jahren abschlagsfrei Altersrente zu bezie-

hen (Rente für besonders langjährig Versicherte oder um-

gangssprachlich „Rente mit 63“). Zeiten, in denen Arbeitslo-

sengeld bezogen wurde, werden bei der Berechnung der

Beitragsjahre berücksichtigt; in den letzten zwei Jahren vor

Rentenbeginn allerdings nur, wenn sie Folge einer Insolvenz

oder vollständigen Geschäftsaufgabe des Arbeitgebers sind.

Zeiten des Bezugs von Arbeitslosenhilfe oder Arbeitslosen-

geld II zählen grundsätzlich nicht zu den notwendigen 45

2 zu den Daten zum Rentenbezug siehe: Statistikportal der Deutschen

Rentenversicherung Bund: https://statistik-rente.de/drv/. 3 Renten wegen Alters sind erst ab einem Alter von 60 Jahren möglich. 4 Im Zeitraum vom 1. Januar 2005 bis 31. Dezember 2010 führte der Bezug

von Arbeitslosengeld II regelmäßig zu einer Pflichtbeitragszeit in der gesetzli-chen Rentenversicherung und wird daher bei der „Rente ab 63“ berücksichtigt.

Beitragsjahren. 4 Die Altersgrenze für die abschlagsfreie

Rente wird schrittweise angehoben. Ab dem Geburtsjahr-

gang 1964 liegt sie dann bei 65 Jahren. Nach der Einführung

der „Rente mit 63“ belief sich die Zahl der Zugänge im zwei-

ten Halbjahr 2014 auf 136.000. Seit 2015 liegen die jährli-

chen Rentenzugänge in diese „Rente für besonders langjäh-

rige Versicherte“ bei deutlich über 200.000. Ende 2018 gab

es ingesamt 584.000 Bezieher einer Rente für besonders

langjährig Versicherte im Alter von 63 bis unter 66 Jahren.

Auch am Arbeitsmarkt, in der Beschäftigung und bei der Ar-

beitslosigkeit Älterer, zeigen sich Auswirkungen der „Rente

mit 63“, auf die in den jeweiligen Abschnitten eingegangen

wird (Abschnitte 4.2 und 5.2). Bei diesen Analysen muss be-

rücksichtigt werden, dass es schon vor der Einführung dieser

abschlagsfreien Rente die Möglichkeit gab mit Abschlägen

vorzeitig Altersrente zu beantragen. Eine exakte Quantifizie-

rung der Effekte der „Rente mit 63“ auf Beschäftigung und

Arbeitslosigkeit ist nicht möglich, weil unbekannt ist, wie viele

Personen auch ohne die Neuregelungen mit Abschlägen in

Rente gegangen wären. Möglicherweise haben Personen

aufgrund der bevorstehenden Neuregelung ihren Rentenein-

tritt vom ersten ins zweite Halbjahr 2014 verschoben. Ver-

gleiche der Statistiken zu Arbeitslosigkeit und Beschäftigung

vor und nach der Gesetzesänderung können daher eine grö-

ßere Wirkung suggerieren als tatsächlich vorhanden. Es ist

zwar zu vermuten, dass durch die Regelung zur „Rente mit

63“ in den Folgejahren mehr Menschen vorzeitig in Rente

gegangen sind als dies ohne die Regelung der Fall gewesen

wäre. Allerdings ist der Personenkreis, der die „Rente mit 63“

beantragen kann, beschränkt, so dass die in dieser Bro-

schüre im folgenden beschriebene Situation Älterer am Ar-

beitsmarkt durch diese Neuregelung zwar beeinflusst, aber

nicht grundsätzlich verändert wird5.

5 Eine Analyse der Rentenzugänge 2016 enthält ein Beitrag in der Zeitschrift

RV aktuell 4/2018 „Rente mit 63 – wer profitiert“ https://www.deutsche-renten-versicherung.de/Allgemein/de/Inhalt/5_Services/03_broschue-ren_und_mehr/03_zeitschriften/rv_aktuell/2018/heft_4.pdf?__blob=publica-tionFile&v=3

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8

3 Erwerbsneigung und -beteiligung

3.1 Erwerbsneigung

Die Erwerbsneigung Älterer hat in den letzten Jahren im Ver-

gleich zur Erwerbsneigung insgesamt überproportional stark

zugenommen. Die Erwerbsquote6 stieg bei den Personen im

Alter von 55 bis unter 60 Jahren von 2008 auf 2018 um

7,8 Prozentpunkte auf 83,0 Prozent. Einen sehr deutlichen

Zuwachs gab es in der Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen:

Deren Erwerbsquote ist seit 2008 um 24,7 Prozentpunkte auf

62,5 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: bei den 15- bis unter

65-Jährigen war im gleichen Zeitraum ein Anstieg um knapp

drei Prozentpunkte zu verzeichnen (Abbildung 2).

Zudem sind immer mehr Menschen auch über das Erreichen

der Regelaltersgrenze hinaus erwerbstätig. Nach Angaben

des Statistischen Bundesamtes hat sich die Erwerbstätigen-

quote der 65- bis 69-Jährigen innerhalb von zehn Jahren auf

17 Prozent im Jahr 2018 mehr als verdoppelt.7 Diese Ent-

wicklung geht zum einen auf die generell steigende Erwerbs-

beteiligung Älterer zurück, zum anderen wird sie aber auch

6 Die Erwerbsquote ist ein Maß für die Beteiligung der Wohnbevölkerung am

Erwerbsleben. Sie wird berechnet als Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstä-tige und Erwerbslose) an der Bevölkerung. Wie bei der Beschäftigungsquote und der Erwerbstätigenquote ist eine Einschränkung auf Personengruppen möglich, z.B. die Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65.

durch die Erhöhung des Renteneintrittsalters seit 2012 ver-

stärkt. 2018 lag die Altersgrenze für die Regelaltersrente bei

65 Jahren und sieben Monaten.

Die gestiegene Erwerbsneigung Älterer betrifft beide Ge-

schlechter. Auch wenn die Differenz kleiner wird, ist in der

Gruppe der Älteren von 55 bis unter 65 Jahren die Erwerbs-

neigung der Männer weiterhin höher als die der Frauen:

2018 waren 78,7 Prozent der älteren Männer und 68,7 Pro-

zent der älteren Frauen erwerbstätig oder auf der Suche

nach Arbeit.

Seit 2012 wird das Renteneintrittsalter sukzessive erhöht.

Das hat zur Folge, dass nunmehr auch 65-Jährige zu den

Erwerbspersonen zählen. Zudem ist auch die Erwerbsnei-

gung von Personen über der Regelaltersgrenze gestiegen.

Folglich ist – ausgehend von einem niedrigen Niveau – in

den letzten Jahren auch die Erwerbsquote der Personen ab

65 Jahre deutlich gestiegen: Zwischen 2008 und 2018 hat

sich diese Quote auf 7,5 Prozent fast verdoppelt. Auch hier

zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern: 2018

7 https://www.desta-

tis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/TabellenArbeitskraefteerhebung/ET_ETQ.html

Datenquelle:

Erwerbsquoten nach Altersgruppen in Prozent2008, 2017, 2018

Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes

75,2

37,8

3,9

75,8

82,6

60,8

7,0

78,2

83,0

62,5

7,5

78,6

2017

2008

2018

55 bis unter

60 Jahre

65 Jahre und

älter

15 bis unter

65 Jahre

60 bis unter

65 Jahre

Abbildung 2

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9

betrug die Erwerbsquote der Männer ab 65 Jahren 10,3 Pro-

zent, diejenige der Frauen 5,2 Prozent.

Die Erwerbsneigung Älterer ist in Deutschland – wie die Er-

werbsneigung insgesamt – mit 73,6 Prozent im Jahr 2018

deutlich höher als im EU-Durchschnitt8 (EU-28: 62,0 Pro-

zent). 2018 gingen unter den EU-Staaten nur in Schweden

und Litauen, sowie darüber hinaus in Island und der

Schweiz, mehr Personen als in Deutschland im Alter von 55

bis unter 65 Jahren einer Erwerbstätigkeit nach bzw. suchten

danach. Zehn Jahre zuvor war Deutschland bezüglich der

Erwerbsneigung Älterer noch im oberen Mittelfeld. Am unte-

ren Ende der Rangliste liegen Luxemburg, Griechenland so-

wie osteuropäische Staaten (Kroatien, Rumänien, Slowe-

nien), mit einer Erwerbsquote von deutlich unter 50 Prozent.

3.2 Erwerbstätigenquote

Die gestiegene Erwerbsneigung von Älteren geht – wie auch

die wachsende Erwerbsneigung insgesamt – auf ein Plus bei

der Erwerbstätigkeit zurück. Die Zahl der älteren Erwerbslo-

sen hingegen war 2018 nur etwa halb so hoch wie zehn

Jahre zuvor. Das spiegelt sich in einer gestiegenen Erwerbs-

tätigenquote9 wider.

Der Anstieg der Erwerbstätigenquote fiel bei den Älteren

weitaus kräftiger aus als im Durchschnitt über alle Altersklas-

sen (Abbildung 3). Die Erwerbstätigenquote der 15- bis unter

65-Jährigen hat von 2008 auf 2018 um 5,9 Prozentpunkte

zugenommen. Die der 55- bis unter 60-Jährigen ist mit

8 In diesem Abschnitt werden Daten zur Erwerbsbeteiligung verwendet, wie

sie von der europäischen Statistikbehörde Eurostat publiziert werden. Diese Daten können geringfügig von den national veröffentlichten Daten abweichen. 9 Die Erwerbstätigenquote ist der Anteil der Erwerbstätigen (einer bestimmten

Personengruppe) an der entsprechenden Gesamtbevölkerung. Im Gegensatz zur Beschäftigungsquote werden hier neben den sozialversicherungspflichtig

+12,2 Prozentpunkten erheblich stärker gestiegen, die Er-

werbstätigenquote der 60- bis unter 65-Jährigen mit einem

Plus von 25,4 Prozentpunkten sogar noch stärker. Die Er-

werbstätigenquote von Personen, die 65 Jahre oder älter

sind, hat sich von 2008 auf 2018 fast verdoppelt: sie stieg

auf 7,4 Prozent10.

Wie auch bei der Erwerbsquote zeichnen sich die 60- bis un-

ter 65-Jährigen zwar durch das größte Wachstum der Er-

werbstätigenquote aus, ihr Niveau ist mit 60,4 Prozent aber

deutlich niedriger als bei den 15- bis unter 65-Jährigen

(75,9 Prozent). Der Anteil der 55- bis unter 60-jährigen Er-

werbstätigen an der gleichaltrigen Bevölkerung ist hingegen

mit 80,8 Prozent überdurchschnittlich.

Im Rahmen der EU-2020-Strategie sollen u.a. Ältere stärker

an Erwerbstätigkeit beteiligt werden. Deutschland hat sich

dafür das nationale EU-2020-Ziel gesetzt, bis 2020 eine Er-

werbstätigenquote für 55- bis unter 65-Jährige von 60 Pro-

zent zu erreichen11. Dies wurde bereits 2012 übertroffen.

Innerhalb der EU-Staaten weist Deutschland mit 71,4 Pro-

zent nach Schweden die zweithöchste Erwerbstätigenquote

Älterer auf (EU-28: 58,7 Prozent). Aber auch in Island, der

Schweiz und Norwegen ging ein höherer Anteil der 55- bis

unter 65-Jährigen als in Deutschland einer Erwerbstätigkeit

nach. Schlusslichter sind, Luxemburg, Griechenland und

Kroatien und mit einer Erwerbstätigenquote der 55- bis unter

65-Jährigen von unter 45 Prozent (Abbildung 4).

Beschäftigten auch andere Erwerbstätige berücksichtigt; die Erwerbstätigen-quote liegt daher höher als die Beschäftigtenquote. 10 Vgl. auch „Ältere am Arbeitsmarkt“ IAB-Kurzbericht 15/2019

http://doku.iab.de/kurzber/2019/kb1519.pdf 11 https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Europa/nationales-

reformprogramm-2018.pdf?__blob=publicationFile&v=10 Datenquelle:

Erwerbstätigenquoten nach Altersgruppen in Prozent2008, 2017, 2018

Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes

68,6

35,0

3,8

70,0

80,1

58,4

7,0

75,2

80,8

60,4

7,4

75,9

2008

2018

2017

55 bis unter

60 Jahre

65 Jahre und

älter

15 bis unter

65 Jahre

60 bis unter

65 Jahre

Abbildung 3

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Situation von Älteren

10

Datenquelle:

Erwerbstätigenquote Älterer in Prozent2018

Eurostat

Erwerbstätigenquote

ETQ

unter 40%

40% bis unter 50%

50% bis unter 60%

60% und mehr

Abbildung 4

Erwerbstätigenquote

ETQ

36,300000 - 39,999999

40,000000 - 49,999999

50,000000 - 59,999999

60,000000 - 90,000000

3.3 Struktur und Entwicklung der

Erwerbstätigkeit

Die Erwerbsneigung Älterer ist in den letzten zehn Jahren

deutlich gestiegen (siehe Abschnitt 3.1). Mit dem Anstieg der

Erwerbsneigung und -beteiligung der Älteren ging eine Ab-

nahme des Anteils der Nichterwerbspersonen und der Er-

werbslosen in der Gruppe der 55- bis unter 65-Jährigen ein-

her. Gestiegen ist dabei vor allem der Anteil der Angestellten

und Arbeiter. Dieser hat sich um 17 Prozentpunkte auf

58 Prozent erhöht. Der Anteil der Selbständigen unter den

Älteren ist ebenso wie der Anteil von Beamtinnen und Beam-

ten gleichgeblieben (Abbildung 5).

Nach wie vor sind Ältere aber unterdurchschnittlich am Er-

werbsleben beteiligt. In der Bevölkerung zwischen 15 und

unter 65 Jahren gehen 21 Prozent der Personen keiner be-

zahlten Arbeit nach oder suchen nicht danach, bei den 55-

bis unter 65-Jährigen trifft dies auf 26 Prozent zu. Der Anteil

Erwerbsloser ist bei den 55- bis unter 65-Jährigen mit

zwei Prozent etwas geringer als bei der Gesamtbevölkerung.

Der Anteil der Nichterwerbspersonen unter den Personen die

65 Jahre oder älter sind, hat sich in den letzten 10 Jahren

um drei Prozentpunkte auf 93 Prozent verringert. Der Anteil

der Angestellten und Arbeiter in dieser Bevölkerungsgruppe

hat sich von zwei auf vier Prozent verdoppelt.

Datenquelle:

5 2 0 0 6 3

41

26

96 93

2421

41

58

2 4

58 65

4 4 4 49 9

2 38 7

2008 2018 2008 2018 2008 2018

Bevölkerung nach der Stellung im Erwerbsleben15 bis unter 65 Jahre, 55 bis unter 65 Jahre, 65 Jahre und älter, Anteile in Prozent

2008 und 2018

Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes

Selbständige, mithelfende

FamilienangehörigeBeamte

Angestellte, Arbeiter,

Auszubildende

Erwerbslose

Nichterwerbspersonen

Abbildung 5

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11

4 Sozialversicherungspflichtige und geringfü-gige Beschäftigung

4.1 Entwicklung der letzten Jahre

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist in den

letzten Jahren gestiegen: Am 30. Juni 2018 waren in

Deutschland 32,9 Millionen Menschen sozialversicherungs-

pflichtig beschäftigt – 5,2 Millionen oder 19 Prozent mehr als

zehn Jahre zuvor.

Die Beschäftigung der 55-Jährigen und Älteren ist stärker

gestiegen als die Beschäftigung insgesamt. Selbst wenn

man die gestiegene Zahl derer herausrechnet, die jenseits

des Erreichens der Regelaltersgrenze sozialversicherungs-

pflichtig beschäftigt sind, bleibt für die 55-Jährigen und Älte-

ren ein beträchtlicher Anstieg bestehen. Das ist nicht nur

eine Folge der gewachsenen Bevölkerungsstärke dieser Al-

tersgruppe (vgl. Abschnitt 4.3).

Zur Jahresmitte 2018 waren 6,6 Millionen Menschen im Alter

von 55 Jahren und älter sozialversicherungspflichtig beschäf-

tigt. Von ihnen waren 6,4 Millionen im Alter von 55 Jahren

bis zur Regelaltersgrenze, 3,0 Millionen bzw. 86 Prozent

mehr als zehn Jahre zuvor. Besonders deutlich fiel der An-

stieg in der Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen aus: Hier

hat sich die Beschäftigung von 2008 auf 2018 mit einem Plus

von rund 1,4 Millionen auf 2,3 Millionen mehr als verdoppelt

(+160 Prozent). Die Beschäftigung der 55- bis unter 60-Jäh-

rigen ist im gleichen Zeitraum um mehr als die Hälfte

(+58 Prozent oder +1,5 Millionen) auf 4,0 Millionen gewach-

sen. Bedingt durch die Anhebung des Renteneintrittsalters

steigt seit 2012 auch die Zahl derjenigen sozialversiche-

rungspflichtig Beschäftigten langsam an, die 65 Jahre alt

sind, aber noch nicht die Regelaltersgrenze für den Eintritt in

die Rente erreicht haben. Noch ist diese Gruppe mit rund

80.000 Personen relativ klein.

In der Altergruppe der 55-Jährigen bis zur Regelaltersgrenze

sind weiterhin mehr Männer als Frauen sozialversicherungs-

pflichtig beschäftigt. Allerdings fällt das Beschäftigungsplus

bei Frauen deutlicher aus als bei Männern: Die Zahl der

weiblichen Beschäftigten dieser Altersgruppe hat sich von

Juni 2008 auf Juni 2018 auf 3,0 Millionen verdoppelt. Die

Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer

stieg auf 3,3 Millionen (+76 Prozent). Förderlich speziell für

die gestiegene Beschäftigung von Frauen ist, dass einerseits

immer mehr gut ausgebildete Frauen am Erwerbsleben teil-

nehmen und andererseits Regelungen zur vorzeitigen Alters-

rente für Frauen ausgelaufen sind.

Datenquelle:

Beschäftigungsquoten nach Altersgruppen in Prozent2008, 2017, 2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

55 bis unter

60 Jahre

15 bis unter

65 Jahre

60 bis unter

65 Jahre

48,0

20,5

50,4

60,7

40,0

58,762,3

42,3

59,9

2008

2017

2018

Abbildung 6

Page 12: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

Situation von Älteren

12

Während die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten

Beschäftigten insgesamt im Zehnjahreszeitraum zurückging

(-6 Prozent), gab es bei den 55-Jährigen und Älteren eine

Zunahme (+27 Prozent).

Von den insgesamt 5,0 Millionen ausschließlich geringfügig

Beschäftigten Mitte 2018 waren 2,0 Millionen 55 Jahre und

älter, die Hälfte von ihnen bis zum Erreichen der Regelalters-

grenze (1,0 Millionen). Die Zahl der älteren Minijobber bis zur

Regelaltersgrenze hat sich gegenüber 2008 deutlich erhöht

(+0,2 Millionen bzw. +23 Prozent).

1,0 Millionen ausschließlich geringfügig Beschäftigte hatten

die Regelaltersgrenze bereits überschritten. Die Zahl der Mi-

nijobber in dieser Altersgruppe ist in den letzten zehn Jahren

beträchtlich gewachsen (+31 Prozent), so dass 2018 jeder

fünfte ausschließlich geringfügig Beschäftigte die Regelal-

tersgrenze überschritten hatte.

Darüber hinaus gab es Mitte 2018 insgesamt 460.000 Ältere

von 55 Jahren bis zur Regelsaltergrenze sowie 23.000 ab

der Regelaltersgrenze, die eine geringfügige Beschäftigung

als Nebenjob ausübten.

4.2 „Rente mit 63“

Die Einführung der abschlagsfreien Rente für besonders

langjährig Versicherte („Rente mit 63“) macht es für Beschäf-

tigte jenseits dieser Altersgrenze attraktiver, eher aus dem

Erwerbsleben auszuscheiden und wirkt damit – zumindest

potenziell – in Richtung einer sinkenden Beschäftigung Älte-

rer. Tatsächlich ist die Zahl der Beschäftigten über 63 Jahre

nach Inkrafttreten der Regelung auch zurückgegangen. Ein

Zusammenhang dieser Beschäftigungsentwicklung mit der

Einführung der „Rente mit 63“ scheint plausibel.12

Nach einem deutlich sichtbaren Effekt im Einführungsjahr

2014/2015 hat sich der Beschäftigungsrückgang der 63- und

64-Jährigen jedoch nicht weiter fortgesetzt. Die Zahl der be-

schäftigten 63- und 64-Jährigen nimmt – wohl vor allem aus

demografischen Gründen – wieder zu. Bereits ab Mitte 2017

waren in dieser Altersgruppe mehr Menschen sozialversiche-

rungspflichtig beschäftigt als vor der Einführung der „Rente

mit 63“ (Juni 2017: 474.000; Juni 2014: 414.000). Mitte 2018

gab es insgesamt 535.000 sozialversicherungspflichtig be-

schäftigte 63- und 64-Jährige.

12 Ausführlich in „Auswirkungen der Rente ab 63 Jahren nach langjährigen

Beitragszeiten auf den Arbeitsmarkt“ https://statistik.arbeitsagentur.de/Stati-scher-Content/Statistische-Analysen/Statistische-Sonderberichte/Generische-Publikationen/Auswirkungen-der-Rente-ab-63-Jahren-nach-langjaehrigen-Bei-tragszeiten-auf-den-Arbeitsmarkt.pdf

4.3 Beschäftigungsquote

Die Beschäftigungsquote13 hat für Ältere in den letzten Jah-

ren deutlich zugenommen. Die Beschäftigungsquote von

Personen im Alter von 55 bis unter 60 Jahren ist von 2008

auf 2018 um 14,3 Prozentpunkte auf 62,3 Prozent gestiegen

und lag damit 2018 weiter über der Beschäftigungsquote im

Durchschnitt über alle Altersklassen von 15 bis unter

65 Jahre (59,9 Prozent). Ein noch kräftigeres Plus gab es in

der Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen, ihre Beschäfti-

gungsquote stieg im gleichen Zeitraum um 21,8 Prozent-

punkte auf 42,3 Prozent. Sie liegt damit aber weiterhin deut-

lich, nämlich knapp 18 Prozentpunkte, unter der Quote aller

15- bis unter 65-Jährigen (Abbildung 6).

Differenziert nach Ländern reichen die Beschäftigungsquo-

ten der 55- bis unter 65-Jährigen von 47,3 Prozent im Saar-

land bis zu 57,5 Prozent in Sachsen (Abbildung 7). Tenden-

ziell fällt – wie auch die Beschäftigungsquote über alle Al-

tersgruppen – die Beschäftigungsquote der Älteren in Ost-

und Süddeutschland höher aus als im übrigen Bundesgebiet.

In allen Bundesländern sind die Beschäftigungsquoten der

55- bis unter 65-Jährigen im Vergleich über alle Altersklas-

sen unterdurchschnittlich. In den Stadtstaaten Bremen

(-3,1 Prozentpunkte) und Berlin (-4,7 Prozentpunkte), aber

auch in Baden-Württemberg (-5,3 Prozentpunkte) ist die Ab-

weichung zu den 15- bis unter 65-Jährigen relativ gering, in

Bayern und dem Saarland fällt sie am deutlichsten aus (-9,1

bzw. -8,9 Prozentpunkte). Differenziert nach den beiden Al-

tersgruppen zeigen sich wieder, bedingt durch Übergang in

den Ruhestand, deutliche Unterschiede: Die Beschäftigungs-

quoten der 60- bis unter 65-Jährigen liegen je nach Bundes-

land 20,3 (Bayern) bis 11,9 Prozentpunkte (Bremen) unter

denen der 15- bis unter 65-Jährigen. Unter den „jüngeren Äl-

teren“ (55- bis unter 60-Jährige) geht mit Ausnahme vom

Saarland und von Bayern in allen Bundesländern ein höherer

Prozentsatz einer sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-

gung nach als im Durchschnitt der 15- bis unter-65-Jährigen.

13 Die Beschäftigungsquote ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Be-

schäftigten (einer bestimmten Personengruppe) an der entsprechenden Ge-samtbevölkerung. Im Gegensatz zur Erwerbstätigenquote berücksichtigt die Beschäftigungsquote nur die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, nicht aber bspw. Selbstständige oder Mini-Jobber; sie ist daher niedriger als die Er-werbstätigenquote.

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13

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Beschäfti-

gungsquote zwischen Ost und West zeigen sich auch bei

den Älteren.14 Die Beschäftigungsquote von Frauen im Os-

ten ist, auch historisch bedingt, deutlich höher als im Wes-

ten: In Ostdeutschland waren 2018 66,1 Prozent der Frauen

zwischen 55 und unter 60 Jahren und 43,0 Prozent der

14 Zur Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt siehe auch: Bundesagentur

für Arbeit (2019): Blickpunkt Arbeitsmarkt – Die Arbeitsmarktsituation von

Frauen zwischen 60 und unter 65 Jahren sozialversiche-

rungspflichtig beschäftigt. In Westdeutschland waren es 58,1

bzw. 38,4 Prozent. Bei Männer ist es umgekehrt: die Be-

schäftigungsquoten der älteren Männer sind in Westdeutsch-

land (65,1 Prozent bzw. 45,7 Prozent) etwas höher als in

Ostdeutschland (63,7 Prozent bzw. 43,6 Prozent).

Frauen und Männern 2018: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Con-tent/Arbeitsmarktberichte/Personengruppen/generische-Publikationen/Frauen-Maenner-Arbeitsmarkt.pdf .

Datenquelle:

Beschäftigungsquoten Älterer nach Bundesländern in Prozent55 bis unter 65 Jahre, Vergleich zu 15 bis unter 65 Jahre

30.06.2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit-3,1

-4,7

-5,3

-6,4

-6,5

-6,6

-6,6

-6,7

-6,7

-6,9

-7,0

-7,1

-7,3

-8,0

-8,9

-9,1

Bremen

Berlin

Baden-Württemberg

Thüringen

Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

Schleswig-Holstein

Sachsen-Anhalt

Niedersachsen

Hessen

Sachsen

Hamburg

Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern

Saarland

Bayern

Beschäftigungsquote der 55- bis unter 65-Jährigen liegt um ...

Prozentpunkte unter der der 15- bis unter 65-Jährigen

Beschäftigungsquote

Deutschland

15 bis unter 65 Jahre: 59,9

55 bis unter 65 Jahre: 53,1

Beschäftigungsquote

55 bis unter 65 Jahre

Abbildung 7

bundeslaender

beschQuo55bis65

unter 48

48 bis unter 50

50 bis unter 52

52 bis unter 54

54 und höher

Berlin

Sachsen-Anhalt

Rheinland-Pfalz

ThüringenHessen

Saarland

Niedersachsen

Bayern

Nordrhein-Westfalen

Brandenburg

Hamburg

Bremen

Baden-Württemberg

Sachsen

Schleswig-

HolsteinMecklenburg-

Vorpommern

bundeslaender

beschQuo55bis65

unter 48

48 bis unter 50

50 bis unter 52

52 bis unter 54

54 und höher

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Situation von Älteren

14

4.4 Beschäftigungsstrukturen

Unterschiede zwischen der Gruppe der älteren Beschäftigten

(55 Jahre bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze) und der

Gruppe der Beschäftigten insgesamt (15 bis zum Erreichen

der Regelaltersgrenze) zeigen sich bei der Differenzierung

nach der Arbeitszeit. Insgesamt arbeitete in Deutschland im

Juni 2018 ein gutes Viertel der sozialversicherungspflichtig

Beschäftigten (28 Prozent) vereinbarungsgemäß weniger als

die normalerweise übliche bzw. tariflich festgesetzte Arbeits-

zeit. Unter den älteren Beschäftigten ist – auch wegen der

Nutzung von Altersteilzeitmodellen – der Anteil der Teilzeit-

beschäftigten höher: Von ihnen arbeiteten 32 Prozent in Teil-

zeit.

Geringfügig entlohnte Beschäftigung ist anders als Teilzeit-

modelle bei den Älteren nicht überdurchschnittlich verbreitet.

Bei den Beschäftigten insgesamt (15 bis zum Errreichen der

Regelaltersgrenze) und bei den Älteren kamen 2018 etwa 21

bzw. 23 Minijobber auf 100 sozialversicherungspflichtig Be-

schäftigte. Insgesamt gab es 2018 rund 1,4 Millionen gering-

fügig beschäftigte Ältere. Wie in der Nähe des Übergangs in

den Ruhestand zu erwarten, sind unter Älteren ausschließ-

lich ausgeübte Minijobs verbreiteter als Minijobs zur Neben-

tätigkeit: Gut zwei Drittel der geringfügig entlohnt beschäftig-

ten Älteren arbeitete ausschließlich auf dieser Basis

(990.000; im Nebenjob: 460.000). Die Bedeutung von Mi-

nijobs steigt mit zunehmendem Alter – und damit rückläufiger

sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung – deutlich an:

Kommen bei den 55- bis unter 60-Jährigen 18 geringfügig

Beschäftigte auf 100 sozialversicherungspflichtig Beschäf-

tigte, sind es bei den 60- bis unter 65-Jährigen 28. Bei den

65-Jährigen und älteren übersteigt dann die Zahl der Minijob-

ber die der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Auch

die Verhältnisse zwischen ausschließlich und im Nebenjob

ausgeübten Minijobs verschieben sich zugunsten der aus-

schließlichen Beschäftigung. Hierbei ist zu berücksichtigen,

dass durch den Wegfall der sozialversicherungspflichtigen

(Haupt-)Beschäftigung z. B. durch den Renteneintritt, aus ei-

nem Minijob in Nebentätigkeit ein ausschließlicher Minijob

wird.

Die Verteilung der älteren Beschäftigten auf Wirtschafts-

zweige entspricht weitestgehend der Verteilung über alle Al-

tersklassen. Über alle Branchen beträgt der Anteil der Älte-

ren an den 15- bis 65-jährigen sozialversicherungspflichtig

Beschäftigten 20 Prozent (Abbildung 8). Betrachtet man die

Anteile Älterer in den Branchen, zeigt sich ein unterdurch-

schnittlicher Anteil unter anderem in der Arbeitnehmerüber-

lassung, im Gastgewerbe, im Bereich Information und Kom-

munikation und in den Qualifizierten Unternehmensdienst-

leistungen. Auch im Handel und im Baugewerbe sind ver-

gleichsweise wenig Ältere beschäftigt. Ein hohes Gewicht

kommt den Älteren in der Öffentlichen Verwaltung zu; mehr

als ein Viertel der Beschäftigten in diesem Wirtschaftszweig

ist in diesem Alter. Zu den Branchen mit einem überdurch-

schnittlichen Anteil Älterer zählen auch die Bereiche Berg-

bau, Energie und (Ab-)Wasser sowie Erziehung und Unter-

richt.

Datenquelle:

19 26 21 21 21 22 17 17 21 14 14 20 16 20 11 29 23 18 22 22

Insgesamt:

20 Prozent

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ältere in den WirtschaftszweigenAnteil der 55- bis 65-Jährigen an den 15- bis 65-Jährigen; jeweils bis zum Erreichen des Renteneintrittsalters

30.06.2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Abbildung 8

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15

Bezüglich des Frauenanteils unterscheiden sich die älteren

Beschäftigten wenig von den Beschäftigten insgesamt. Im

Jahr 2018 waren im Durchschnitt aller Altersklassen 46 Pro-

zent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiblich.

Bei den Älteren war der Anteil mit 48 Prozent sogar etwas

höher. In den letzten Jahren ist insbesondere in der Alters-

gruppe der 60- bis unter-65-Jährigen der Frauenanteil stark

gestiegen (+8 Prozentpunkte auf 48 Prozent), was einerseits

auf die Erhöhung des Renteneintrittsalters für Frauen, ander-

seits auf eine stärkere Inanspruchnahme der Rente mit 63

durch Männer zurückzuführen sein könnte.

4.5 Beschäftigte über der Regel-

altersgrenze

Seit 2012 wird das gesetzliche Renteneintrittsalter sukzes-

sive angehoben. Ab dem Jahr 2031 wird es 67 Jahre betra-

gen. Gleichzeitig sind immer mehr Menschen – aufgrund des

demografischen Wandels und der generell zunehmenden Er-

werbsneigung Älterer – auch nach Erreichen des gesetzli-

chen Renteneintrittsalters erwerbstätig. Am 30. Juni 2018

gab es rund 246.000 Personen über der Regelaltersgrenze,

die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach-

gingen, das entspricht aber weniger als einem Prozent aller

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Gegenüber 2012

war das eine Steigerung um 77 Prozent.

Zur gleichen Zeit waren 993.000 Personen über der Regelal-

tersgrenze ausschließlich geringfügig beschäftigt, 25 Prozent

mehr als 2012. Der Anteil an allen ausschließlich geringfügig

Beschäftigten stieg auf 20 Prozent (2012: 15 Prozent).

Vor allem Männer sind auch nach Erreichen der Regelalters-

grenze beschäftigt. Der Anteil der Frauen an den Beschäftig-

ten über der Regelaltersgrenze ist deutlich niedriger als der

Anteil der Frauen an allen Beschäftigten: von den im Renten-

alter sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren ein gu-

tes Drittel Frauen, bei den sozialversicherungspflichtig Be-

schäftigten insgesamt waren es 46 Prozent. Unter den im

Rentenalter ausschließlich geringfügig Beschäftigten waren

47 Prozent Frauen, im Vergleich zu 61 Prozent bei den aus-

schließlich geringfügig Beschäftigten insgesamt.

Nach einer Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und

Berufsforschung (IAB)15 auf der Grundlage repräsentativer

Befragungsdaten waren weit mehr als ein Viertel aller Rent-

nerinnen und Rentner in den ersten drei Jahren nach dem

15 Ausführlich Kurzbericht 24/2018 https://www.iab.de/194/section.aspx/Publi-

kation/k181009V06 16 Siehe auch Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2017): (Un-)Ruhe-

stände in Deutschland, Wiesbaden. URL https://www.bib.bund.de/Publika-tion/2017/pdf/Un_Ruhestaende-in-Deutschland-Uebergaenge-Potenziale-und-Lebensplaene-aelterer-Menschen-im-Wandel.pdf;jsessio-nid=139F9375E82D074F4FE33AFAC824F553.1_cid389?__blob=publicationFile&v=5.

Übergang in die Altersrente erwerbstätig. Als Grund für die

Erwerbstätigkeit gaben die Befragten überwiegend soziale

und persönliche Motive an, also Freude an der Arbeit oder

der Wunsch, auch weiterhin eine Aufgabe zu haben. Ein be-

deutender Teil der Befragten führte allerdings auch finanzi-

elle Gründe an. Dabei ist allerdings nicht ersichtlich, ob der

Hinzuverdienst der Sicherung des Wohlstandsniveaus vor

dem Rentenbezug oder aber der Existenzsicherung dient16.

Darüber hinaus gibt es noch ein ungenutztes Potenzial. Un-

ter den nicht erwerbstätigen Rentnern würden 13 Prozent

der Frauen und 20 Prozent der Männer gerne eine Erwerbs-

arbeit aufnehmen.

Bei Beschäftigten über der Regelaltersgrenze sind sowohl

Helfer- als auch Expertentätigkeiten anteilig stärker vertreten

als bei allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der

höhere Expertenanteil könnte darauf zurückzuführen sein,

dass sich Experten noch leistungsfähig fühlen und Freude an

der Arbeit haben. Beschäftigte über der Regelaltersgrenze

arbeiten in allen Anforderungsniveaus häufiger in Teilzeit als

alle Beschäftigten (insgesamt: 61 Prozent im Vergleich zu

28 Prozent bei allen Beschäftigten). Ausschließlich geringfü-

gig Beschäftigte über der Regelaltersgrenze sind öfter als

Fachkräfte und weniger als Helfer tätig als alle ausschließlich

Beschäftigten (Abbildung 9).

Der Großteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten

und der ausschließlich geringfügig Beschäftigten über der

Regelaltersgrenze konzentriert sich jeweils auf die gleichen

Berufe. Viele der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten

über der Regelaltersgrenze sind Fachkräfte in Verkehrs- und

Logistikberufen17 (37.000), arbeiten in Berufen der Unterneh-

mensführung und -organisation (22.000 Fachkräfte, 12.000

Experten) oder in Handelsberufen (12.000 Fachkräfte). Unter

den ausschließlich geringfügig Beschäftigten sind vor allem

viele Personen in den Bereichen Verkehr und Logistik

(109.000 Fachkräfte) sowie Reinigung (101.000 Helfer) tätig.

17 Eine Beschreibung der Berufssegmente kann hier abgerufen werden

https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Grundlagen/Klassifika-tion-der-Berufe/KldB2010/Arbeitshilfen/Berufsaggregate/Berufsaggregate-Nav.html

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Situation von Älteren

16

Datenquelle:

Sozialversicherungspflichtig und ausschließlich

geringfügig Beschäftigte über der

RegelaltersgrenzeNach dem Anforderungsniveau, in Prozent, 30.06.2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

13 194 4

1310

4 6

58 52

4453

16 19

4838

Insge-samt

über Regel-altersgrenze

Insge-samt

über Regel-altersgrenze

Helfer

Fachkraft

Spezialist

Experte

Sozialversicherungs-

pflichtig Beschäftigte

Ausschließlich geringfügig

Beschäftigte

Anteile an Merkmalen, für die

eine Nennung vorliegt.

Abbildung 9

Weiterhin finden sich auch unter den ausschließlich geringfü-

gig Beschäftigten viele Arbeitnehmer in Verkehrs- und Logis-

tikberufen, Berufen der Unternehmensführung und -organi-

sation sowie in Bau- und Ausbauberufen (Abbildung 10).

Vor dem Hintergrund der existierenden Fachkräfteengpässe

in bestimmten Berufen ist die Frage von Bedeutung, inwie-

weit Beschäftigte über der Regelaltersgrenze zur Milderung

dieser Engpässe beitragen. Abbildung 11 zeigt, dass 38.000

(15 Prozent) der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten

über der Regelaltersgrenze in Engpassberufen tätig sind so-

wie 69.000 (7 Prozent) der ausschließlich geringfügig Be-

schäftigten dieser Altersgruppe. Sowohl bei den sozialversi-

cherungspflichtig als bei den ausschließlich geringfügig Be-

schäftigten stehen Berufskraftfahrer an der Spitze (13.000

bzw. 21.000). Darüber hinaus sind Gesundheitsberufe

(Ärzte, Pflegepersonal) weit verbreitet. Bei den ausschließ-

lich geringfügig Beschäftigten über der Regelaltersgrenze

handelt es sich auch um Produktionsberufe (Bauelektrik, Me-

tallbau).

Datenquelle:

svB über der Regel-

altersgrenze

246.000

agB über der Regel-

altersgrenze

993.000

Sozialversicherungspflichtig und ausschließlich geringfügig Beschäftigte über der Regelaltersgrenzenach der ausgeübten Tätigkeit, 30.06.2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (svB) Ausschließlich geringfügig Beschäftigte (agB)

Verkehrs- und

Logistikberufe

(51.000)

Berufe in Unter-

nehmensführung

und -organisation

(41.000)

Soziale und kulturelle

Dienstleistungsberufe

(22.000)

Medizinische und nicht-

medizinische Gesund-

heitsberufe (23.000)

Übrige Berufe

(109.000)

Übrige Berufe

(442.000)

Abbildung 10

Verkehrs- und

Logistikberufe

(189.000)

Berufe in Unter-

nehmensführung

und -organisation

(138.000)

Reinigungsberufe

(115.000)Bau- und Ausbau-

berufe (109.000)

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17

Datenquelle:

Sozialversicherungspflichtig und ausschließlich

geringfügig Beschäftigte über der

Regelaltersgrenze in EngpassberufenTop 5 der ausgeübten Tätigkeit, 30.06.2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Abbildung 11

13.000

3.000

2.000

1.000

1.000

17.000

Berufskraftfahrer (Fachkraft)

Ärzte (Experten)

Gesundh.-, Krankenpfl. (Fachkr.)

Altenpflege (Fachkraft)

Apotheker, Pharmaz. (Experte)

ÜbrigeÜbrige

38.000

svB

ÜbrigeÜbrige

21.000

4.000

4.000

4.000

3.000

33.000

Berufskraftfahrer (Fachkraft)

Gesundh.-, Krankenpfl. (Fachkr.)

Bauelektrik (Fachkraft)

Metallbau (Fachkraft)

Kraftfahrzeugtechnik (Fachkraft)

ÜbrigeÜbrige

69.000

ageB

ÜbrigeÜbrigeÜbrigeÜbrige

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Situation von Älteren

18

5 Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

5.1 Entwicklung der

Arbeitslosigkeit Älterer

Mit der Einführung des Sozialgesetzbuchs II im Jahr 2005 –

also der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe

– ist die Arbeitslosigkeit insgesamt zunächst deutlich gestie-

gen. Seitdem ist die Arbeitslosenzahl aber tendenziell rück-

läufig und lag in den letzten Jahren teilweise deutlich unter

der Marke von drei Millionen. Die Zahl arbeitsloser Men-

schen im Alter von 55 Jahren und mehr hat hingegen von

2009 bis 2014 aus demografischen Gründen, vor allem aber

wegen des Auslaufens von vorruhestandsähnlichen Rege-

lungen zugenommen. Seit 2015 war die Zahl arbeitsloser

Menschen im Alter von 55 Jahren und mehr wieder rück-

läufig. Die Arbeitslosenquote setzt die absolute Zahl der

Arbeitslosen ins Verhältnis zu den Erwerbspersonen und

berücksichtigt so die gestiegene Zahl älterer Menschen.

Betrachtet man diese relative Größe, zeigt sich auch bei den

Älteren bereits seit 2011 eine positive Entwicklung (Abbil-

dung 12).

Im Jahr 2018 waren durchschnittlich 506.000 Personen im

Alter von 55 Jahren und älter als arbeitslos registriert, davon

289.000 55- bis unter 60-Jährige, 208.000 60- bis unter

65-Jährige und – aufgrund der sukzessiven Anhebung des

gesetzlichen Renteneintrittsalters – knapp 10.000 Arbeits-

lose, die 65 Jahre oder älter waren. 2018 war gut jeder fünfte

Arbeitslose 55 Jahre oder älter. Gegenüber dem Jahr 2008

hat die Zahl der arbeitslosen 55- bis unter 60-Jährigen um

knapp ein Viertel abgenommen (-24 Prozent). Das ist

allerdings ein geringerer Rückgang als bei den unter 55-Jäh-

rigen (-35 Prozent). Die Zahl der arbeitslosen 60- bis unter

65-Jährigen hat sich dagegen im letzten Jahrzehnt mehr als

vervierfacht. Hinter dieser Entwicklung steht neben der de-

mografischen Entwicklung, der gestiegenen Erwerbsneigung

und der schwierigeren Arbeitsmarktsituation Älterer das Aus-

laufen von Sonderregelungen für Ältere, die sich früher redu-

zierend auf die Arbeitslosigkeit ausgewirkt haben (siehe

auch Abschnitt 5.2).

Datenquelle:

3,3 3,4 3,23,0 2,9 2,9 2,9 2,8 2,7 2,5 2,3

13% 15% 16% 18% 19% 19% 20% 20% 20% 21% 21%

7,8% 8,1% 7,7%7,1% 6,8% 6,9% 6,7% 6,4% 6,1% 5,7%

5,2%

7,9%8,7% 8,8% 8,6% 8,2% 8,1% 7,9%

7,3%6,8%

6,3%5,7%

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Arbeitslose und Arbeitslosenquoten für Insgesamt und Ältere 15 bis unter 65 Jahre, Anteil 55- bis unter 65-Jährige

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Arbeitslose

15 bis unter 65 Jahre in Millionen

Anteil

Arbeitslose

55 Jahre

bis unter 65

Arbeitslosenquote

Insgesamt

Arbeitslosenquote

55 bis unter 65 Jahre

Abbildung 12

Page 19: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

19

Betrachtet man die Arbeitslosenquoten, zeigt sich 2018 für

Ältere ebenso wie insgesamt eine positive Entwicklung. Mit

5,7 Prozent lag die Arbeitslosenquote der 55- bis unter

65-Jährigen (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen)

zwar um 0,5 Prozentpunkte höher als die Arbeitslosenquote

im Durchschnitt über alle Altersklassen. Trotz des Wegfalls

vieler Sonderregeln, die die registrierte Arbeitslosigkeit

reduzierten, liegt damit die Arbeitslosenquote für Ältere aber

unter dem Niveau von 2008 (Abbildung 12). Die Gruppe der

60- bis unter 65-Jährigen ist mit einer Arbeitslosenquote von

6,1 Prozent stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als die

„jüngeren Alten“ von 55 bis unter 60 Jahren (Arbeitslosen-

quote 5,5 Prozent).

In regionaler Differenzierung zeigt sich bei den Arbeitslosen-

quoten von 55- bis unter 65-Jährigen ein ähnliches regiona-

les Gefälle wie bei der Gesamtarbeitslosigkeit. Die Arbeitslo-

senquoten von Personen zwischen 55 und unter 65 Jahren

reichen von 3,8 Prozent in Bayern und Baden-Württemberg

bis zu 9,1 Prozent in Bremen. In allen Bundesländern außer

in Bremen und dem Saarland liegt die Arbeitslosenquote der

Älteren über der Gesamtarbeitslosenquote. Vor allem in Ost-

und in Süddeutschland sowie in Hamburg und Bremen fallen

die Unterschiede deutlich aus (Abbildung 13).

Datenquelle:

Arbeitslosenquoten Älterer nach Bundesländern55 bis unter 65 Jahre, Vergleich zu 15 bis unter 65 Jahre

2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Arbeitslosenquote

Deutschland

15 bis unter 65 Jahre: 5,2%

55 bis unter 65 Jahre: 5,7%

Arbeitslosenquote der 55- bis unter 65-Jährigen liegt um...

Prozentpunkte über/ unter der der 15- bis unter 65-Jährigen

+1,5

+0,9

+0,9

+0,7

+0,7

+0,6

+0,5

+0,4

+0,4

+0,3

+0,2

+0,2

+0,2

+0,1

+0,1

-0,3

-0,7

Sachsen

Thüringen

Bayern

Brandenburg

Hamburg

Baden-Württemberg

Deutschland

Mecklenburg-Vorpommern

Rheinland-Pfalz

Schleswig-Holstein

Sachsen-Anhalt

Nordrhein-Westfalen

Niedersachsen

Berlin

Hessen

Saarland

Bremen

Arbeitslosenquote

55 bis unter 65 Jahre

Abbildung 13

bundeslaender

AloQuo55bis65

unter 5%

5% bis unter 7%

7% bis unter 9%

9% und höher

Berlin

Sachsen-Anhalt

Rheinland-Pfalz

ThüringenHessen

Saarland

Niedersachsen

Bayern

Nordrhein-Westfalen

Brandenburg

Hamburg

Bremen

Baden-Württemberg

Sachsen

Schleswig-

HolsteinMecklenburg-

Vorpommern

Page 20: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

Situation von Älteren

20

5.2 Die Auswirkungen von Sonder-

regelungen auf die Arbeitslosig-

keit Älterer

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit Älterer wird nicht nur

von konjunkturellen und demografischen Faktoren, sondern

auch von gesetzlichen Veränderungen beeinflusst. So hat

beispielsweise zum Jahreswechsel 2005/2006 die gesetzli-

che Neuregelung der Bezugszeiten des Arbeitslosengeldes

für Ältere dazu geführt, dass offensichtlich noch etwa 50.000

Beschäftigungsverhältnisse beendet wurden, um von den bis

dahin geltenden längeren Bezugsdauern zu profitieren. Die

Arbeitslosigkeit Älterer ist dadurch angestiegen. Außerdem

unterliegt die statistische Erfassung der Arbeitslosigkeit von

Personen im Alter von 58 Jahren und älter Sonderregeln, die

sich in der Entwicklung der registrierten – gesetzlich definier-

ten – Arbeitslosigkeit widerspiegeln. Seit Juli 2014 ist zudem

die „Rente mit 63“ in Kraft und senkt potenziell die Arbeitslo-

sigkeit Älterer. Änderungen dieser rechtlichen Rahmenbedin-

gungen schlagen sich in den Daten zur Arbeitslosigkeit nie-

der und müssen bei der Interpretation der Zahlen berück-

sichtigt werden.

Für ältere Arbeitslose galten bis Ende 2007 Sondervorschrif-

ten (§ 428 SGB III, § 65 Abs. 4 SGB II und

§ 252 Abs. 8 SGB VI), die faktisch vorruhestandsähnliche

Rahmenbedingungen geschaffen haben. Ältere Bezieher von

Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II konnten unter er-

leichterten Bedingungen Leistungen beziehen, indem sie

sich nicht mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen

mussten. Entsprechend galten sie als nicht arbeitslos. 2008

haben noch jahresdurchschnittlich über eine halbe Million

Personen im Alter von mindestens 58 Jahren die erleichter-

ten Voraussetzungen des Leistungsbezugs genutzt, zu Jah-

resbeginn 2009 waren es 434.000. Seit Anfang 2015 gibt es

keine entsprechenden Fälle mehr (Abbildung 14).

Anfang 2008 ist diese Regelung ausgelaufen. Für bereits be-

willigte Fälle galt ein Bestandsschutz; Neufälle waren nicht

mehr möglich. Infolgedessen ist die registrierte Arbeitslosig-

keit in der Gruppe der Personen im Alter von 58 Jahren und

älter zunächst in beiden Rechtskreisen angestiegen, da die

Regelung auch im SGB II Anwendung fand. Dort wird seit

2009 der Anstieg der Arbeitslosigkeit Älterer aber durch die

Auswirkungen einer weiteren Sonderregelung gedämpft, die

sich in § 53a Abs. 2 SGB II findet. Dieser Vorschrift zufolge

gelten erwerbsfähige Leistungsberechtigte nicht als arbeits-

los, wenn sie nach Vollendung des 58. Lebensjahres min-

destens ein Jahr lang Leistungen der Grundsicherung für Ar-

beitsuchende erhalten haben, ohne dass ihnen eine sozial-

versicherungspflichtige Beschäftigung angeboten wurde. Die

Regelung trat 2008 in Kraft und wirkt sich seit 2009 aus.

2018 wurden jahresdurchschnittlich 167.000 mindestens 58-

Jährige aufgrund des §Abs. Abs. 2 SGB II als nicht arbeitslos

erfasst. Sie werden in den Statistiken der Bundesagentur für

Datenquelle:

170.000

107.000

203.000

10.000

Dez 18

436.000

492.000

Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18

170.000

490.000

Ältere Arbeitslose nach Altersgruppen sowie Personen in Sonderregelungen Januar 2009 bis Dezember 2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

60 bis unter

65 Jahre

58 bis unter

60 Jahre

55 bis unter

58 Jahre

65 Jahre

und älter

Personen in

Sonderregelungen

Personen in §428 SGB III,

§65 Abs.4 SGB II, §252 Abs. 8

SGB IV

Personen in §53a Abs. 2 SGB II

58 Jahre und älter

arbeitslose Ältere

55 bis unter 58 Jahre

Abbildung 14

Page 21: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

21

Arbeit in der Unterbeschäftigung ausgewiesen (siehe Ab-

schnitt 5.4).

Einfluss auf die Arbeitslosigkeit Älterer haben auch renten-

rechtliche Regelungen, und zwar in unterschiedlicher Rich-

tung. Die Einführung der „Rente mit 63“ wirkt sich dämpfend

auf die Zahl älterer Arbeitsloser aus, da Bezieher von Rente

nicht arbeitslos werden können bzw. mit dem Eintritt in den

Rentenbezug aus der Arbeitslosigkeit ausscheiden. So hat

sich die Zahl der 63- und 64-Jährigen Arbeitslosen vor allem

nach der Einführung im Juni 2014 deutlich verringert (Juni

2014: 65.000; Juni 2015: 52.000). Seitdem nimmt ihre Zahl

moderat zu; im Juni 2018 gab es 61.000 Arbeitslose im Alter

von 63- und 64-jährige. Andererseits hat die schrittweise Er-

höhung des Renteneintrittsalters zur Folge, dass auch 65-

Jährige arbeitslos sein können. Ihre Zahl ist derzeit noch ge-

ring, aber mit zunehmender Tendenz (2017: 8.000, 2018:

10.000). Es ist zu erwarten, dass sie mit der weiteren Anhe-

bung des Renteneintrittsalters bis auf 67 Jahre steigen wird.

5.3 Ältere in Maßnahmen

aktiver Arbeitsmarktpolitik

In den letzten Jahren haben jährlich etwa 400.000 Personen

im Alter zwischen 55 bis unter 65 Jahren arbeitsmarkpoliti-

sche Maßnahmen begonnen. Dabei ist die Veränderung der

Maßnahmezugänge Älterer in etwa gleich stark wie die Ver-

änderung der Maßnahmezugänge insgesamt. Der Anteil Äl-

terer an allen Eintritten in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

hat sich deshalb bei 9 Prozent stabilisiert (Abbildung 15).

Gemessen am Anteil der Älteren an allen Arbeitslosen von

21 Prozent sind die Älteren bei der Beteiligung an Förder-

maßnahmen jedoch deutlich unterrepräsentiert.

Im Verlauf der letzten Jahre gab es beim Einsatz der unter-

schiedlichen Instrumente nur geringfügige Veränderungen.

Leicht verringert hat sich die Bedeutung der Maßnahmen zur

Aktivierung und beruflichen Eingliederung: 2018 hatten

69 Prozent der Maßnahmeeintritte Älterer dieses Ziel (2012:

72 Prozent). Dagegen ist die relative Bedeutung beruflicher

Weiterbildung gestiegen; der Anteil der Eintritte in entspre-

chende Maßnahmen hat sich um drei Prozentpunkte auf sie-

ben Prozent erhöht. Der Anteil der Beschäftigung schaffen-

den Maßnahmen blieb nahezu unverändert bei 14 Prozent.

Datenquelle:

Zugang älterer Teilnehmer in ausgewählte arbeitsmarktpolitische Maßnahmen55 bis unter 65 Jahre, Anteil der Älteren an Insgesamt

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Aktivierung und berufliche Eingliederung

Berufliche Weiterbildung

Förderung d. Aufnahme einer Erwerbstät.

Beschäftigung schaffende Maßnahmen

Sonstiges (u.a. Freie Förderung)

Anteil der Älteren an allen

Maßnahmezugängen

405.000 398.000 405.000387.000

408.000388.000 367.000

9,2% 9,4% 9,4% 9,4% 9,3% 9,1% 9,3%

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

72% 69%

69%

14%

15%

7%

8%

7%

4% 2%

3%

Abbildung 15

Page 22: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

Situation von Älteren

22

Vergleicht man den Einsatz der Förderinstrumente für Ältere

mit den Zugängen in Maßnahmen über alle Altersklassen

zeigen sich merkliche Unterschiede (Abbildung 16). Bei

Maßnahmen zur Berufswahl sind Ältere naturgemäß prak-

tisch nicht vertreten. Ihr Anteil an Personen, die eine Förde-

rung mittels einer Beschäftigung schaffenden Maßnahme

oder durch Aktivierung und Eingliederung erhalten, ist hinge-

gen überdurchschnittlich.

Die Aktivierungsquote setzt die Zahl der Maßnahmeteilneh-

mer in Relation zur Zahl der Arbeitslosen und trifft damit eine

Aussage, in welchem Umfang Personengruppen, die poten-

ziell an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme hätten teil-

nehmen können, aktiviert wurden und tatsächlich von einer

Förderung profitiert haben. Über alle Altersgruppen ist die

Zahl der Maßnahmeteilnehmer bis 2013 stärker zurückge-

gangen als die Arbeitslosigkeit, so dass die Aktivierungs-

quote sank. In der Gruppe der 55- bis unter 65-Jährigen, in

der die Aktivierungsquote ohnehin geringer ist, standen bis

2013 sinkende Zahlen an Maßnahmeteilnehmern steigenden

absoluten Zahlen bei den Arbeitslosen gegenüber, so dass

die Aktivierungsquote ebenfalls kontinuierlich zurückgegan-

gen ist. Von 2010 bis 2015 hat sie sich auf 11 Prozent mehr

als halbiert. In den letzten Jahren war sowohl über alle Al-

tersgruppen als auch in der Gruppe der 55- bis unter 65-Jäh-

rigen eine Zunahme der Aktivierungsquoten zu verzeichnen,

ohne jedoch die Höchstwerte der Jahre 2009/2010 zu errei-

chen (Abbildung 17).

Neben der Aktivierungsquote ist die Wirksamkeit der Förder-

maßnahmen von Bedeutung. Ein Maß für den Erfolg einer

arbeitsmarktpolitischen Maßnahme ist die Eingliederungs-

quote. Sie sagt aus, welcher Anteil der Maßnahmeabsolven-

ten ein halbes Jahr nach Maßnahmeende sozialversiche-

rungspflichtig beschäftigt ist. Ältere stehen beim (Wie-

der-)Eintritt ins Erwerbsleben vor besonderen Herausforde-

rungen. Betrachtet man alle Maßnahmearten, so ist die Ein-

gliederungsquote von Teilnehmern, die zwischen November

2017 und Oktober 2018 die Maßnahme beendet haben, für

Ältere deutlich geringer als für alle Altersgruppen (35,2 Pro-

zent bzw. 46,4 Prozent). Der Abstand der Eingliederungs-

quoten ist jedoch nicht bei allen Instrumenten so groß: So

waren 68,1 Prozent der Älteren, die zwischen November

2017 und Oktober 2018 die Förderung der Aufnahme einer

Erwerbstätigkeit abschlossen, ein halbes Jahr später sozial-

versicherungspflichtig beschäftigt. Insgesamt lag die Einglie-

derungsquote mit 67,8 Prozent sogar leicht unter dem Wert

der Älteren. Bei besonderen Maßnahmen zur Teilnahme

behinderter Menschen schneiden Ältere sogar um einiges

besser ab (68,8 Prozent; alle 63,1 Prozent).

Datenquelle:

Zugänge in arbeitsmarktpolitische MaßnahmenInsgesamt und 55 bis unter 65 Jahre; Anteile in Prozent

Jahressumme 2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

3 3 5

14 2

0 6

8 8

7 19 0

57

69

Insgesamt Ältere

Aktivierung und berufliche Eingliederung

Berufswahl und Berufsausbildung

Berufliche WeiterbildungAufnahme e. Erwerbstätigkeitbesond. Maßn. zur Teilhabe

behinderter MenschenBeschäftigung schaff. Maßn.

Sonstiges (u. a. Freie Förderung)

Abbildung 16

Datenquelle:

Aktivierungsquoten in ProzentInsgesamt, 55 bis unter 65 Jahre

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

26 26 27

23

20

18 17 18

1921 2125 24

23

19

16

1211

1112

14 14

2008 2010 2012 2014 2016 2018

Insgesamt

55 bis unter 65 Jahre

Abbildung 17

Page 23: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

23

5.4 Unterbeschäftigung Älterer

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den re-

gistrierten Arbeitslosen auch diejenigen Personen erfasst,

die an Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik teilnehmen, sich

in einem Sonderstatus befinden oder zeitweise arbeitsunfä-

hig erkrankt sind und deshalb nicht als arbeitslos gezählt

werden. Damit wird ein umfassenderes Bild über die Zahl

derjenigen Menschen gezeichnet, die ihren Wunsch nach ei-

ner Beschäftigung nicht realisieren können. Realwirtschaftli-

che (insbesondere konjunkturelle) Einflüsse können besser

erkannt werden, weil der Einsatz von entlastender Arbeits-

marktpolitik zwar die Arbeitslosigkeit, aber nicht die Unterbe-

schäftigung verändert.

2018 gab es 497.000 Arbeitslose im Alter von 55 bis unter 65

Jahren. Darüber hinaus befanden sich 71.000 Ältere in ent-

lastenden Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik, wie zum

Beispiel Bildungs- und Aktivierungsmaßnahmen oder Ar-

beitsgelegenheiten. Sie werden nicht zu den registrierten Ar-

beitslosen gezählt, da sie kurzfristig dem Arbeitsmarkt we-

gen der Förderung nicht zur Verfügung stehen bzw. in einer

geförderten Beschäftigung tätig sind.

Daneben waren 2018 jahresdurchschnittlich 20.000 der 55-

bis unter 65-Jährigen kurzfristig arbeitsunfähig erkrankt und

daher nicht als arbeitslos registriert. Beide Personengruppen

könnten aber prinzipiell – nach Abschluss der Maßnahme

bzw. Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit – in eine Be-

schäftigung am ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Wei-

tere 156.000 Personen fielen 2018 unter die Sonderregelun-

gen für Ältere nach § 53a Abs. 2 SGB II (siehe Abschnitt

5.2). Gemeinsam mit den Arbeitslosen bilden diese Perso-

nen – die, gäbe es den jeweiligen Status nicht, vermutlich ar-

beitslos wären – die Unterbeschäftigung im engeren Sinn.

Ihre Zahl belief sich 2018 auf 744.000.

Ebenfalls zur Unterbeschäftigung zählen Personen, die eine

Förderung der Selbständigkeit durch einen Gründungszu-

schuss oder Einstiegsgeld (Variante Selbständigkeit) erhal-

ten (Abbildung 18). Es kann davon ausgegangen werden,

dass sie ihr Arbeitsmarktproblem durch Aufnahme der selb-

ständigen Tätigkeit weitgehend gelöst haben und aufgrund

der Selbständigkeit auch nicht für eine Vermittlung in abhän-

gige Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt zur Verfügung

stehen. 2018 belief sich die Zahl der so Geförderten in der

Altersgruppe der 55- bis unter 65-Jährigen auf 2.000. Addiert

man diese zur Unterbeschäftigung im engeren Sinn, ergibt

sich die Zahl von 746.000 für die Unterbeschäftigung im en-

Datenquelle:

Unterbeschäftigung Älterer im engeren Sinn inklusive der Förderung von Selbständigkeit55 bis unter 65 Jahre; ohne Kurzarbeit und Altersteilzeit

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Personen in Sonder-

regelungen für Ältere

Förderung der Selbständigkeit

Personen in entlastenden

Maßnahmen und kurzfristiger

Arbeitsunfähigkeit

Arbeitslose

Unterbeschäftigung

580.000 568.000 549.000 521.000 497.000

84.00077.000

77.000 88.00091.000

3.0003.000

3.000 3.0002.000

176.000160.000

156.000153.000

156.000

844.000808.000

785.000764.000

746.000

2014 2015 2016 2017 2018

Abbildung 18

Page 24: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

Situation von Älteren

24

geren Sinn plus Förderung der Selbständigkeit (ohne Kurzar-

beit und ohne Altersteilzeit)18. Gegenüber dem Vorjahr ist

diese Zahl 2018 um 18.000 bzw. zwei Prozent gesunken. Im

Vergleich zu 2009 errechnet sich ein Rückgang von 26 Pro-

zent, da Sonderregelungen (insbesondere §428 SGB III,

§65 Abs. 4 SGB II und §252 Abs. 8 SGB IV), aber auch ge-

förderte Existenzgründungen in geringerem Umfang zum

Tragen kamen als früher.

5.5 Strukturen der Arbeitslosigkeit

Hinsichtlich der Strukturmerkmale unterscheiden sich ältere

Arbeitslose teilweise deutlich vom Durchschnitt über alle Al-

tersklassen. Die schwierigere Wiedereingliederung in das Er-

werbsleben führt zu einer höheren Dauer der Arbeitslosig-

keit: ältere Arbeitslose sind deutlich häufiger langzeitarbeits-

los als im Durchschnitt über alle Altersklassen (siehe aus-

führlicher Abschnitt 5.7).19

18 Für eine Betrachtung der Unterbeschäftigung nach Personengruppen wird

nur die Unterbeschäftigung im engeren Sinn plus die Maßnahmen zur Förde-rung der Selbständigkeit betrachtet. Eine Differenzierung der Unterbeschäfti-gung inklusive Kurzarbeit und Altersteilzeit nach Personengruppen ist nicht sinnvoll. Kurzarbeit geht in die Unterbeschäftigungsrechnung als Beschäftig-tenäquivalent ein und kann nicht sinnvoll bestimmten Personengruppen zuge-ordnet werden. Das gilt auch für geförderte Personen in der Altersteilzeit, die in der Unterbeschäftigungsrechnung während der Freistellungsphase bis zum Auslaufen der Förderung 2015 berücksichtigt wurden. Zählte man die Geför-derten zur Personengruppe der Älteren, würde man in der Logik der Unterbe-schäftigungsrechnung unterstellen, dass diese Personen ohne die Förderung arbeitslos wären. Das trifft aber bei Altersteilzeit nicht zu: Personen die über

Mit 13 Prozent ist zudem der Anteil der Schwerbehinderten

nahezu doppelt so hoch wie unter allen Arbeitslosen (Abbil-

dung 19). Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die

Merkmale Alter und Schwerbehinderung positiv miteinander

korrelieren: Behinderungen treten vor allem bei älteren Men-

schen auf und oft ist eine im Lebensverlauf erworbene

Krankheit die Ursache einer Schwerbehinderung.20

Unter den älteren Arbeitslosen sind vergleichsweise wenige

Ausländer und Arbeitslose ohne Berufsausbildung. Man-

gelnde Qualifikationen erschweren grundsätzlich den Ein-

stieg in eine Beschäftigung deutlich. Ältere haben häufiger

trotz vorhandener Ausbildung Schwierigkeiten, ihre Arbeitslo-

sigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden

(siehe Abschnitt 5.6) – ihr Alter an sich ist ein Vermittlungs-

hemmnis.

Darüberhinaus ist bei älteren Arbeitslosen der Zusammen-

hang zwischen dem formalen Bildungsabschluss und der Tä-

tigkeit, für die sie geeignet erscheinen, geringer als im

Durchschnitt über alle Altersklassen. Arbeitslose Akademiker

Altersteilzeit gefördert werden, machen ihren Arbeitsplatz frei, damit Arbeits-lose oder Auszubildende übernommen werden und so die Arbeitslosigkeit Jün-gerer, die nachrücken, reduziert wird. 19 Als langzeitarbeitslos gelten Personen, die 12 Monate oder länger arbeits-

los sind. 20 Bundesagentur für Arbeit, Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung (2018):

Blickpunkt Arbeitsmarkt – Die Situation schwerbehinderter Menschen, Nürn-berg:.https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Personengruppen/generische-Publikatio-nen/Brosch-Die-Arbeitsmarktsituation-schwerbehinderter-Menschen.pdf

Datenquelle:

46

35

langzeit-arbeitslos

*Anteile an Merkmalen, für die eine Nennung vorliegt.

Anteile älterer Arbeitsloser nach Strukturmerkmalen in ProzentInsgesamt sowie 55 Jahre und älter

2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

13

7

schwer-behindert

14

27

Ausländer

45

45

Frauen

37

52

OhneBerufsaus-

bildung*

47

34

Rechts-kreis

SGB III

Abbildung 19

Page 25: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

25

im Alter von 55 bis unter 65 Jahren waren 2018 nur zu

48 Prozent für eine Tätigkeit als Experte vorgesehen (insge-

samt 55 Prozent), zu 18 Prozent als Spezialist (insgesamt

16 Prozent) und zu 23 Prozent als Fachkraft (insgesamt

16 Prozent). Hier dürfte eine Rolle spielen, dass der akade-

mische Abschluss schon eine längere Zeit zurückliegt oder

auch eine höhere Kompromissbereitschaft in den letzten

Berufsjahren besteht. Andererseits waren ältere Arbeitslose

ohne abgeschlossene Berufsausbildung nur zu 57 Prozent

für eine Helfertätigkeit vorgesehen (insgesamt 71 Prozent),

zu 39 Prozent hingegen als Fachkraft (insgesamt 26 Pro-

zent). Eine fehlende formale Ausbildung könnte hier durch

jahrelange Berufserfahrung kompensiert werden (Abbil-

dung 20).

Keine Unterschiede zeigen sich bei der Verteilung nach Ge-

schlecht: jeweils 45 Prozent der über 55-jährigen und aller

Arbeitslosen sind weiblich.

Datenquelle: *Anteil an Merkmalen, für die eine Nennung vorliegt. Rundungsbedingt kann die Gesamtsumme der Anteile von 100 Prozent abweichen.

Arbeitslose nach Anforderungsniveau und Berufsabschluss* in ProzentInsgesamt, 55 bis unter 65 Jahre

2018

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Insgesamt

Ältere

Insgesamt

Ältere

Insgesamt

Ältere

Ohne abgeschlossene Berufsausbildung

betriebliche/ schulische Berufsausbildung

akademische Berufsausbildung

71

57

29

29

13

12

26

39

60

59

16

23

2

2

7

8

16

18

1

2

3

4

55

48

71

59

29

30

11

12

26

38

61

58

16

23

1

2

7

8

16

18

1

2

3

4

56

46

Helfer Fachkraft Spezialist Experte

Abbildung 20

Page 26: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

Situation von Älteren

26

5.6 Zugänge in und Abgänge aus

Arbeitslosigkeit

Hinter den Veränderungen der Arbeitslosenzahlen stecken

Bewegungen in weitaus größerem Umfang. Im Jahr 2018

gab es 7,2 Millionen Zugänge in und 7,4 Millionen Abgänge

aus Arbeitslosigkeit. 14 Prozent der Zugänge (1,02 Millionen)

und 15 Prozent der Abgänge (1,08 Millionen) des Jahres

2018 gehen auf die Altersgruppe 55 bis unter 65 Jahren zu-

rück. Verglichen mit dem Anteil der Älteren an allen Arbeits-

losen (21 Prozent) zeigt sich somit eine geringere Dynamik

bei Älteren.

340.000 Zugänge von 55- bis unter 65-Jährigen in Arbeitslo-

sigkeit (33 Prozent aller Zugänge dieser Altersgruppe) erfolg-

ten aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt. Auf der

anderen Seite gingen 221.000 Ältere (20 Prozent aller Ab-

gänge) aus Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung am ersten

Arbeitsmarkt ab.

Zur Beurteilung, insbesondere zum Vergleich mit anderen

Personengruppen, eignen sich die absoluten Werte nicht.

Zum Vergleich von Abgangschancen aus Arbeitslosigkeit

verschiedener Personengruppen oder im Zeitablauf können

Abgangsraten herangezogen werden, die den Abgang eines

21 Das Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus ar-

beitslos zu werden (Zugangsrisiko), bezieht den Zugang in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt einschließlich (außer-)betrieblicher Ausbil-

Monats auf den Arbeitslosenbestand des Vormonats bezie-

hen. Entsprechend kann das Risiko ermittelt werden, aus

sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeits-

los zu werden (Abbildung 21).21

In den letzten Jahren stehen rückläufige Zugänge aus Be-

schäftigung am ersten Arbeitsmarkt insgesamt steigenden

Beschäftigungszahlen gegenüber. Damit ist das Risiko, aus

sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeits-

los zu werden, über alle Beschäftigten gesunken. Ältere Be-

schäftigte sehen sich einem im Vergleich zum Durchschnitt

über alle Altersgruppen geringeren Risiko gegenüber, aus

Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden: es lag 2018 für

die Älteren bei monatsdurchschnittlich 0,46 Prozent, im

Durchschnitt aller Altersklassen bei 0,65 Prozent. Hierbei

spielt wohl einerseits eine Rolle, dass Ältere bei Kündigun-

gen durch Arbeitgeber bei der Sozialauswahl vielfach Vor-

teile gegenüber Jüngeren haben. Andererseits könnten Ar-

beitgeber verstärkt Fachkräfte bis zum Renteneintritt an sich

binden, um deren Erfahrungen zu nutzen.

dung eines Monats auf den Bestand an sozialversicherungspflichtiger Be-schäftigung des Vormonats. Um saisonale Schwankungen auszugleichen, wird ein gleitender Jahresdurchschnitt verwendet.

Datenquelle:

6,576,76 6,77

7,067,38

3,063,20

3,313,51

3,64

Dez 14 Dez 15 Dez 16 Dez 17 Dez 18

0,79 0,75 0,72 0,68 0,65

0,56 0,53 0,51 0,48 0,46

Dez 14 Dez 15 Dez 16 Dez 17 Dez 18

Zugangsrisiken und Abgangschancen Älterer in bzw. aus Arbeitslosigkeit in ProzentGleitende Jahresdurchschnitte

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Zugangsrisiken

55 Jahre

und älter

Insgesamt

Abgangschancen

Abbildung 21

Page 27: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

27

Ältere haben zwar einerseits ein niedrigeres Risiko, aus Be-

schäftigung am ersten Arbeitsmarkt heraus arbeitslos zu

werden; auf der anderen Seite haben sie auch deutlich gerin-

gere Chancen, ihre einmal eingetretene Arbeitslosigkeit

durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Be-

schäftigung wieder zu beenden22. Ältere hatten mit 3,64 Pro-

zent eine weniger als halb so hohe Chance, ihre Arbeitslo-

sigkeit durch eine Beschäftigungsaufnahme zu beenden, wie

im Durchschnitt über alle Altersklassen (7,38 Prozent).

Infolge der guten konjunkturellen Lage in Deutschland in den

letzten Jahren haben sich im Vergleich zu 2017 einerseits

die Chancen, Arbeitslosigkeit zu überwinden, weiter verbes-

sert und andererseits die Risiken, aus Beschäftigung am ers-

ten Arbeitsmarkt arbeitslos zu werden, weiter verringert. Dies

trifft ebenso auf ältere wie auf alle Arbeitslosen zu.

Betrachtet man die Branchen, in denen Arbeitslose tätig

sind, die wieder eine Beschäftigung ergreifen, steht bei Älte-

ren der Bereich der Qualifizierten Dienstleistungen mit

15 Prozent an erster Stelle, dicht gefolgt von der Zeitarbeit

mit 14 Prozent. Bei den Arbeitslosen insgesamt nahm der

größte Anteil (17 Prozent) eine Beschäftigung in der Zeitar-

beit auf. Der Handel und das Gesundheits- und Sozialwesen

22 Die Abgangschance bezieht den Abgang aus Arbeitslosigkeit eines Monats

in Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt einschließlich (außer-)betrieblicher Aus-bildung auf den Arbeitslosenbestand des Vormonats. Um saisonale Schwan-kungen auszugleichen, wird ein gleitender Jahresdurchschnitt verwendet.

sowie das Verarbeitende Gewerbe sind sowohl bei den Älte-

ren als auch bei den Arbeitslosen insgesamt wichtige Berei-

che für die Aufnahme einer Beschäftigung. Eine im Vergleich

zu allen Arbeitslosen etwas geringere Bedeutung als potenti-

eller Arbeitgeber für den Wiedereinstieg Älterer kommt hin-

gegen dem Bereich Information und Kommunikation zu.

5.7 Dauer der Arbeitslosigkeit

Die vergleichsweise geringen Chancen, die Arbeitslosigkeit

durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Be-

schäftigung zu beenden, gehen bei Älteren mit einer länge-

ren Dauer der Arbeitslosigkeit einher. Die durchschnittliche

bisherige Arbeitslosigkeitsdauer von 55-Jährigen und älteren

ist mit 96 Wochen deutlich länger als die Dauer über alle Al-

tersklassen (70 Wochen). Entsprechend ist der Anteil der

Langzeitarbeitslosen23 bei Älteren ebenfalls höher. Während

2018 im Durchschnitt aller Altersgruppen 35 Prozent der Ar-

beitslosen bereits seit einem Jahr arbeitslos war, traf dies bei

den Älteren auf knapp die Hälfte aller Arbeitslosen zu

(46 Prozent; Abbildung 22).

23 Zur Situation langzeitarbeitsloser Menschen am Arbeitsmarkt siehe: Bunde-

sagentur für Arbeit, Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung (2018): Blickpunkt Arbeitsmarkt – Die Arbeitsmarktsituation von langzeitarbeitslosen Menschen, Nürnberg: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarkt-berichte/Personengruppen/generische-Publikationen/Langzeitarbeitslosig-keit.pdf

Datenquelle:

Arbeitslose nach der Dauer der Arbeitslosigkeit2018, Anteile in Prozent

Statistik der Bundesagentur für Arbeit

65

15

7

43

6

Insgesamt2,3 MillionenArbeitslose 54

20

8

5

3

10

55 Jahreund älter506.000

Arbeitslose

Abbildung 22

5220

854

10

nicht langzeitarbeitslos

1 bis unter 2 Jahre

2 bis unter 3 Jahre

3 bis unter 4 Jahre

4 bis unter 5 Jahre

5 Jahre und länger

Page 28: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt | September 2019 · 2 Rente 2.1 Rentenbezieher unter den 60- bis unter 65-Jährigen2 Ende 2018 bezogen 723.000 Personen von 60 bis unter 65 Jahren

Situation von Älteren

28

In den Daten zur Langzeitarbeitslosigkeit spiegeln sich die

Hindernisse bei der Wiedereingliederung in den Arbeits-

markt. Im Zeitraum zwischen 2010 und 2016 hatte der Anteil

der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen in der Gruppe

der 60- bis unter 65-Jährigen merklich zugenommen (2010:

38 Prozent; 2016: 47 Prozent). Dies hängt unter anderem

damit zusammen, dass es keine Personen mehr gibt, die un-

ter den ausgelaufenen § 428 SGB III fallen. 2018 hat sich

der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen zwi-

schen 60 bis unter 65 Jahre leicht, auf 44 Prozent, verringert.

Er blieb damit unter dem Anteil der 55- bis unter 60-jährigen

Langzeitarbeitslosen (48 Prozent).

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Statistik-Infoseite

Im Internet stehen statistische Informationen unterteilt nach folgenden Themenbereichen zur Verfügung:

Arbeitsmarkt und Grundsicherung im Überblick

Arbeitslose, Unterbeschäftigung und Arbeitsstellen

Ausbildungsstellenmarkt

Beschäftigung

Förderung und berufliche Rehabilitation

Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II)

Leistungen SGB III

Berufe

Bildung

Daten zu den Eingliederungsbilanzen

Einnahmen/Ausgaben

Familien und Kinder

Frauen und Männer

Langzeitarbeitslosigkeit

Migration

Regionale Mobilität

Wirtschaftszweige

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Amtliche Nachrichten der BA

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Das Glossar enthält Erläuterungen zu allen statistisch relevanten Begriffen, die in den verschiedenen Produkten

der Statistik der BA Verwendung finden.

Abkürzungen und Zeichen, die in den Produkten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit vorkommen, werden im

Abkürzungsverzeichnis bzw. der Zeichenerklärung der Statistik der BA erläutert.