Bewertung und Begrenzung stoffbedingter Umweltrisiken — Symposium

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Mitteilungen der AG-Umweltchemie und Okotoxikologie Tagungsankiindigungen Bewertung und Begrenzung stoffbedingter Umweltrisiken - Symposium Frankfurt/M., 24. Oktober 1989 Die Arbeitsgemeinschaft ,Umweltchemie und Okotoxikologie ~ der GDCh veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem Verband der Che- mischen Industrie dieses Symposium mit dem Ziel, Kriterien und Konzepte zur Bewertung und Begrenzung stoffbedingter Risiken zu erarbeiten. Das Symposium war Bestandsaufnahme und Perspektive. Den anspruchsvollen Rahmen dieser Arbeiten steckte Staatssekret/ir C. S~,OETMaNN (BMU, Bonn) ab, indem er die Notwendigkeiten aufzeigte, wissenschaftlich objektivierbare Kriterien ffir eine Gefahren- bzw. Risikoabsch~itzung zu entwickeln bzw. zu verfei- nern. Die politisch orientierte Risikobewertung mug neben wissen- schaftlich ableitbaren Grenzwerten subjektive BevOlkerungsinteres- sen und Schutzziele einbeziehen, was einen fortwiihrenden Dialog zwischen verantwortungsvollen Politikern und Wissenschaftlern un- abdingbar macht. Auf wissenschaftlich objektivierbare Instrumente bei der Altstoffbe- wertung ging H. G. PEtNE (BASF, Ludwigshafen) ein, der die M6g- lichkeiten ihrer Nutzung durch das Beratergremium umwettrete- vante Altstoffe (BUA) darstellte. Der Einsatz yon rechnergestiitzten Simulationsmodellen zur Ab- schfitzung der Exposition ( Heidelore FIEDLER, Universit/it Bay- reuth) wurde kontrovers diskutiert, da sie bei fehlender Information fiber den Einflug von Umweitvariablen auf Verbleib und Abbau nur scheinbar genaue Daten liefern, die zudem in den wenigsten F/illen regionalisierbar sind. Es wurde yon daher vorgeschlagen, zur Vereinfachung einer (experi- mentellen) Expositionsanalyse m vermebrtem Umfang Kategorisie- rungen in Form chemisch verwandter Stoffklassen mit vergleichba- ren Anwendungsmustern durchzufUhren (B. BROECKER, Hoechst AG, Frankfurt/M.). Der Expositionsanalyse, die zudem kurzzeitig bzw. Iokal auftreten- de Spitzenbelastungen mit erfassen sollte, steht die Wirkungsanalyse gegenUber, die in Ftinblick auf mOgliche Risiken zu einer Grenzwert- festlegung ffihren sollte. Wie problematisch diese in den politischen Raum hineinreichende Grenzwertfestlegung ist, konnte sowohl am Beispiel starker und schwacher Kanzerogene (D. HENSCHLER, Universit~it WOrzburg), als auch am Beispiel der Bodenbetastung dutch organische Schad- stoffe (J. C. G. OTTOW, Universiti.it Giegen) gezeigt werden. Gerade bei der sehr komplexen Bodenmatrix kann bei mangelhafter Kennmis des Einflusses verteilungs- und abbaurelevanter Bodenei- genschaften die ausschtiegliche Betrachtung yon Stoffeigenschaften zu grundlegend falschen Ergebnissen fOhren. Diese Problematik wurde auch best/itigt durch die Erfahrungen einer VCI-Arbeitsgruppe zur Abteitung praxisorientierter Richtwerte for den Bodenschutz (G. ZtMMER2vlEYER, Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus, Essen). Mal~nahmen des praktizierten Um- weltschutzes im Bereich des Bodenschutzes miissen - auch oder ge- rade bei mangelnder Information beziiglich der Stoff-Boden-Inter- aktionen - zu ihrer Optimierung eine Diagnosephase, eine Thera- piephase sowie eine Nachbeobachtungsphase einschliegen (H. HULPKE, Bayer AG, Leverkusen). Vor diesem Hintergrund und dem Hintergrund einer oft unbefriedi- genden Datenlage ist es sinnvoll und notwendig, pragmatisch toxi- kologische und 6kotoxikologische Einzelerkennmisse im Sinne eines ~Entscheidungsbaumes" zu verknfipfen (J. C. MEERKAMPvan EMB- DEN, VCI, Frankfurt/M.). Neben dem produktbezogenen Umweltschutz ist in der betrieblicben Praxis auch der produktionsbezogene Umweltschutz einzubeziehen. Dazu sind neben einer Verbesserung der Produktionstechniken, der Entwicklung geeigneter Entsorgungskonzepte und der Schulung yon Mitarbeitern (K.-G. MAt.LE, BASF, Ludwigshafen) auch die Erar- beitung yon technischen Regeln for Gefahrstoffe (z.B. Kennzeich- nung yon Gefahrstoffen, Ersatz yon geffihrlichen Arbeitsstoffen) notwendig, wie sie yore Ausschug f~r Gefahrstoffe durchgefiihrt wird (H. K. SCH;~.~:EI~, Initiative umweltrclevante Altstoffe). Wie der Gespriichsleiter E. Wt~tSE(Bayer AG, Leverkusen) in seinen Schlugfolgerungen ausffihrte, ist die Absch/itzung stoffbedingter Ri- siken im Zusammenhang entsprechender Grenzwertfestlegungen yon augerordentticher Aktualit/it und Brisanz. Angesichts der viel- fiiltigen wissenschafttichen Erkennmislficken wore es for eine Wei- terfUhrung der Initiative dieses Symposituns wUnschenswert, in kompetenten interdisziplin/ir zusammengesetzten Expertengruppen diese Diskussionen weiterzufuhren. Dr. Monika Herrchen Fraunhofer-Institut fi~r Umtveltchemte und Okotoxikologie D-5948 SchmalIenberg Tagungsankiindigungen Deutsch-deutsche Schadstoff-Forschung Bayreuth, 23./24. November 1990 Die Akademie der Wissenschaften der DDR, lnstitut fiir Geo6kolo- gie und Geographie, und die geo6kologischen Lehrstiihle der Uni- versit~it Bayreuth fUhren ein gemeinsames Symposium .Transport und Chemodynamik yon Umweltchemikalien und Nfihrstoffen in terrestrischen und aquatischen Okosystemen " durch. Dieses Symposium beginnt in Bayreu~h, am Freitag, 23. 11. 1990 mit einer Vortragsveranstaltung, auf der etwa 13 Vortr/ige zu fot- genden Themenkreisen gehalten werden: - Schadstofftransporte in der Grundwasserzone und im Boden so- wie auf D~ichern und Straflen und durch Kl~iranlagen - Nfihrstofftransporte in Forst- und Agrar6kosystemen, in Fliegge- w~issern und im Grundwasser - Chemodynamik yon Schadstoffen im MUll, in BOden, in Oberfl~i- chengew~issern und in Agrar6kosystemen. Am Samstag, 24. 11. 1990 werden die Labors der geoOkologischen Lehrst/.ihle vorgestellt und in kleineren Gruppen Fragen der Chemi- schen Analytik und der Mefltechnik diskutiert. Der folgende Sonn- tag ist einer Exkursion zu Umweltmef~systemen in der Umgebung yon Bayreuth vorbehalten. Die Organisation hat Prof. Dr. R. HERIn.MANN , Lehrstuhl fiir Hy- drologie, Ubernommen. Prof. Dr. R. Herrmann Universitdtsstrafie 30 D-8580 Bayreuth Postfach 101251 Tel.: 0921/55 22 51 UWSF-Z. Umweltchem. Okotox. 2 (1) 59 (1990) 59

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Mitteilungen der AG-Umweltchemie und Okotoxikologie Tagungsankiindigungen

Bewertung und Begrenzung stoffbedingter Umweltrisiken - Symposium

Frankfurt/M., 24. Oktober 1989

Die Arbeitsgemeinschaft ,Umweltchemie und Okotoxikologie ~ der GDCh veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem Verband der Che- mischen Industrie dieses Symposium mit dem Ziel, Kriterien und Konzepte zur Bewertung und Begrenzung stoffbedingter Risiken zu erarbeiten. Das Symposium war Bestandsaufnahme und Perspektive.

Den anspruchsvollen Rahmen dieser Arbeiten steckte Staatssekret/ir C. S~,OETMaNN (BMU, Bonn) ab, indem er die Notwendigkeiten aufzeigte, wissenschaftlich objektivierbare Kriterien ffir eine Gefahren- bzw. Risikoabsch~itzung zu entwickeln bzw. zu verfei- nern. Die politisch orientierte Risikobewertung mug neben wissen- schaftlich ableitbaren Grenzwerten subjektive BevOlkerungsinteres- sen und Schutzziele einbeziehen, was einen fortwiihrenden Dialog zwischen verantwortungsvollen Politikern und Wissenschaftlern un- abdingbar macht.

Auf wissenschaftlich objektivierbare Instrumente bei der Altstoffbe- wertung ging H. G. PEtNE (BASF, Ludwigshafen) ein, der die M6g- lichkeiten ihrer Nutzung durch das Beratergremium umwettrete- vante Altstoffe (BUA) darstellte.

Der Einsatz yon rechnergestiitzten Simulationsmodellen zur Ab- schfitzung der Exposition ( Heidelore FIEDLER, Universit/it Bay- reuth) wurde kontrovers diskutiert, da sie bei fehlender Information fiber den Einflug von Umweitvariablen auf Verbleib und Abbau nur scheinbar genaue Daten liefern, die zudem in den wenigsten F/illen regionalisierbar sind.

Es wurde yon daher vorgeschlagen, zur Vereinfachung einer (experi- mentellen) Expositionsanalyse m vermebrtem Umfang Kategorisie- rungen in Form chemisch verwandter Stoffklassen mit vergleichba- ren Anwendungsmustern durchzufUhren (B. BROECKER, Hoechst AG, Frankfurt/M.).

Der Expositionsanalyse, die zudem kurzzeitig bzw. Iokal auftreten- de Spitzenbelastungen mit erfassen sollte, steht die Wirkungsanalyse gegenUber, die in Ftinblick auf mOgliche Risiken zu einer Grenzwert- festlegung ffihren sollte.

Wie problematisch diese in den politischen Raum hineinreichende Grenzwertfestlegung ist, konnte sowohl am Beispiel starker und schwacher Kanzerogene (D. HENSCHLER, Universit~it WOrzburg), als auch am Beispiel der Bodenbetastung dutch organische Schad- stoffe (J. C. G. OTTOW, Universiti.it Giegen) gezeigt werden.

Gerade bei der sehr komplexen Bodenmatrix kann bei mangelhafter Kennmis des Einflusses verteilungs- und abbaurelevanter Bodenei- genschaften die ausschtiegliche Betrachtung yon Stoffeigenschaften zu grundlegend falschen Ergebnissen fOhren.

Diese Problematik wurde auch best/itigt durch die Erfahrungen einer VCI-Arbeitsgruppe zur Abteitung praxisorientierter Richtwerte for den Bodenschutz (G. ZtMMER2vlEYER, Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus, Essen). Mal~nahmen des praktizierten Um- weltschutzes im Bereich des Bodenschutzes miissen - auch oder ge- rade bei mangelnder Information beziiglich der Stoff-Boden-Inter- aktionen - zu ihrer Optimierung eine Diagnosephase, eine Thera- piephase sowie eine Nachbeobachtungsphase einschliegen (H. HULPKE, Bayer AG, Leverkusen).

Vor diesem Hintergrund und dem Hintergrund einer oft unbefriedi- genden Datenlage ist es sinnvoll und notwendig, pragmatisch toxi- kologische und 6kotoxikologische Einzelerkennmisse im Sinne eines ~Entscheidungsbaumes" zu verknfipfen (J. C. MEERKAMP van EMB- DEN, VCI, Frankfurt/M.).

Neben dem produktbezogenen Umweltschutz ist in der betrieblicben Praxis auch der produktionsbezogene Umweltschutz einzubeziehen. Dazu sind neben einer Verbesserung der Produktionstechniken, der Entwicklung geeigneter Entsorgungskonzepte und der Schulung yon Mitarbeitern (K.-G. MAt.LE, BASF, Ludwigshafen) auch die Erar- beitung yon technischen Regeln for Gefahrstoffe (z.B. Kennzeich- nung yon Gefahrstoffen, Ersatz yon geffihrlichen Arbeitsstoffen) notwendig, wie sie yore Ausschug f~r Gefahrstoffe durchgefiihrt wird (H. K. SCH;~.~:EI~, Initiative umweltrclevante Altstoffe).

Wie der Gespriichsleiter E. Wt~tSE (Bayer AG, Leverkusen) in seinen Schlugfolgerungen ausffihrte, ist die Absch/itzung stoffbedingter Ri- siken im Zusammenhang entsprechender Grenzwertfestlegungen yon augerordentticher Aktualit/it und Brisanz. Angesichts der viel- fiiltigen wissenschafttichen Erkennmislficken wore es for eine Wei- terfUhrung der Initiative dieses Symposituns wUnschenswert, in kompetenten interdisziplin/ir zusammengesetzten Expertengruppen diese Diskussionen weiterzufuhren.

Dr. Monika Herrchen Fraunhofer-Institut fi~r Umtveltchemte und Okotoxikologie D-5948 SchmalIenberg

Tagungsankiindigungen

Deutsch-deutsche Schadstoff-Forschung

Bayreuth, 23. /24. November 1990

Die Akademie der Wissenschaften der DDR, lnstitut fiir Geo6kolo- gie und Geographie, und die geo6kologischen Lehrstiihle der Uni- versit~it Bayreuth fUhren ein gemeinsames Symposium .Transport und Chemodynamik yon Umweltchemikalien und Nfihrstoffen in terrestrischen und aquatischen Okosystemen " durch.

Dieses Symposium beginnt in Bayreu~h, am Freitag, 23. 11. 1990 mit einer Vortragsveranstaltung, auf der etwa 13 Vortr/ige zu fot- genden Themenkreisen gehalten werden:

- Schadstofftransporte in der Grundwasserzone und im Boden so- wie auf D~ichern und Straflen und durch Kl~iranlagen

- Nfihrstofftransporte in Forst- und Agrar6kosystemen, in Fliegge- w~issern und im Grundwasser

- Chemodynamik yon Schadstoffen im MUll, in BOden, in Oberfl~i- chengew~issern und in Agrar6kosystemen.

Am Samstag, 24. 11. 1990 werden die Labors der geoOkologischen Lehrst/.ihle vorgestellt und in kleineren Gruppen Fragen der Chemi- schen Analytik und der Mefltechnik diskutiert. Der folgende Sonn- tag ist einer Exkursion zu Umweltmef~systemen in der Umgebung yon Bayreuth vorbehalten. Die Organisation hat Prof. Dr. R. HERIn.MANN , Lehrstuhl fiir Hy- drologie, Ubernommen.

Prof. Dr. R. Herrmann Universitdtsstrafie 30 D-8580 Bayreuth Postfach 101251 Tel.: 0921/55 22 51

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