Birmingham: Beschleuniger der Stadtentwicklung · 2018-10-18 · Mecanoo verhält sich zu dieser...

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Es ist ein bewegender Augenblick um kurz vor elf Uhr an die- sem 3. September auf dem Centenary Square in Birmingham. Die bei einem solchen Anlass zu erwartenden Redner – Bür- germeister, Politiker, Nutzer, Architekt – haben bereits gespro- chen, als eine 16-Jährige die neue Stadtbibliothek schließlich eröffnen darf: Malala Yousafzai. Einen besseren Ehrengast hät- ten die für die Planung der Zeremonie Verantwortlichen nicht finden können als die gebürtige Pakistanerin, die es gewagt hatte, gegen das von den Taliban über die Frauen und Mäd- chen des Swat-Tals verhängte Bildungsverbot zu handeln und sich auch weiterhin allmorgendlich in den Schulbus setzte – und dafür am 9. Oktober letzten Jahres fast mit dem Leben be- zahlt hätte. Sechs Tage nach dem Attentat wurde die am Kopf schwer Verwundete nach Großbritannien ausgeflogen, wo die Ärzte in Birminghams Queen Elizabeth Hospital ihre Schuss- verletzung erfolgreich behandelten; seitdem lebt sie mit ihrer Familie in der mittelenglischen Stadt. „Books are the weapons to defeat terrorism“, ruft die junge Frau ihren „fellow Brum- mies“ zu, und dann öffnen sich die Türen für die tausende Bür- ger, die vor der Glasfassade des 188 Millionen Pfund Sterling (rund 222 Millionen Euro) teuren Neubaus warten. Das Pathos der Einweihungsfeier hängt an diesem Tag der of- fenen Tür auch später noch in der Luft. Neugierig und freude- strahlend, aber auch mit einer gewissen Ehrfurcht und Vor- sicht bewegen sich die Besucher allem Gedränge zum Trotz durch das vom niederländischen Architekturbüro Mecanoo geplante Gebäude, wie im Wissen um die Kostbarkeit dieser Räume und dessen, was sie bergen. Bildung als Voraussetzung für ein gelingendes Leben und eine funktionierende Gemein- schaft – in der zweitgrößten Stadt des Vereinigten Königreichs mit ihrer multiethnischen und jungen Bevölkerung ist das nicht nur eine Floskel. Der Bau der größten Stadtbibliothek Westeuropas ist auch ein wichtiger Baustein für die Stadtent- wicklung von Birmingham. Die Bücherei und der Big City Plan Wer Birmingham zuletzt vor zehn Jahren besucht hat, wird sich einer Stadt erinnern, an der Jahrzehnte des Niedergangs und Strukturwandels gezehrt haben, so dass trotz einer Ein- wohnerzahl von rund einer Million Melancholie die Szenerie prägte. Wer heute in die Stadt kommt, gewinnt einen anderen Eindruck, nicht nur am Centenary Square, am westlichen Rand Birmingham: Beschleuniger der Stadtentwicklung Mit der neuen Public Library kann sich die zweitgrößte Stadt des UK nicht nur der größten Bücherei Europas rühmen, das Gebäude von Mecanoo ist auch ein zentraler Baustein für den Umbau des Stadtzentrums Kritik Ulrich Brinkmann Drei Palazzi am Platz: Reper- tory Theatre, Stadtbibliothek und Baskerville House Lageplan im Maßstab 1:7500; Foto: Paul Raftery Am Tag der Eröffnung wollen Tausende „Brummies“ die neue Bibliothek ihrer Stadt in Augenschein nehmen Foto: Udo Meinel Europäische Stadtbibliotheken | und welche Rolle sie für die Stadtentwicklung spielen können – aufgezeigt anhand von fünf Neuheiten in England und Finnland, in den Niederlanden, in Frankreich und in Italien 1 Repertory Theatre 2 Stadtbibliothek 3 Baskerville House 4 War Memorial 5 Central Library 6 Symphony Hall/Inter- national Convention Centre 7 Hyatt Regency Hotel 8 Ex-Municipal Bank 9 Alpha Tower 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Bauwelt 4142 | 2013 25 Bauwelt 4142 | 2013 Thema Europäische Stadtbibliotheken 24

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Es ist ein bewegender Augenblick um kurz vor elf Uhr an die-sem 3. September auf dem Centenary Square in Birmingham. Die bei einem solchen Anlass zu erwartenden Redner – Bür-germeister, Politiker, Nutzer, Architekt – haben bereits gespro-chen, als eine 16-Jährige die neue Stadtbibliothek schließlich eröffnen darf: Malala Yousafzai. Einen besseren Ehrengast hät-ten die für die Planung der Zeremonie Verantwortlichen nicht finden können als die gebürtige Pakistanerin, die es gewagt hatte, gegen das von den Taliban über die Frauen und Mäd-chen des Swat-Tals verhängte Bildungsverbot zu handeln und sich auch weiterhin allmorgendlich in den Schulbus setzte – und dafür am 9. Oktober letzten Jahres fast mit dem Leben be-zahlt hätte. Sechs Tage nach dem Attentat wurde die am Kopf schwer Verwundete nach Großbritannien ausgeflogen, wo die Ärzte in Birminghams Queen Elizabeth Hospital ihre Schuss-verletzung erfolgreich behandelten; seitdem lebt sie mit ihrer Familie in der mittelenglischen Stadt. „Books are the weapons to defeat terrorism“, ruft die junge Frau ihren „fellow Brum-mies“ zu, und dann öffnen sich die Türen für die tausende Bür-ger, die vor der Glasfassade des 188 Millionen Pfund Sterling (rund 222 Millionen Euro) teuren Neubaus warten.

Das Pathos der Einweihungsfeier hängt an diesem Tag der of-fenen Tür auch später noch in der Luft. Neugierig und freude-strahlend, aber auch mit einer gewissen Ehrfurcht und Vor-sicht bewegen sich die Besucher allem Gedränge zum Trotz durch das vom niederländischen Architekturbüro Mecanoo geplante Gebäude, wie im Wissen um die Kostbarkeit dieser Räume und dessen, was sie bergen. Bildung als Voraussetzung für ein gelingendes Leben und eine funktionierende Gemein-schaft – in der zweitgrößten Stadt des Vereinigten Königreichs mit ihrer multiethnischen und jungen Bevölkerung ist das nicht nur eine Floskel. Der Bau der größten Stadtbibliothek Westeuropas ist auch ein wichtiger Baustein für die Stadtent-wicklung von Birmingham.

Die Bücherei und der Big City PlanWer Birmingham zuletzt vor zehn Jahren besucht hat, wird sich einer Stadt erinnern, an der Jahrzehnte des Niedergangs und Strukturwandels gezehrt haben, so dass trotz einer Ein-wohnerzahl von rund einer Million Melancholie die Szenerie prägte. Wer heute in die Stadt kommt, gewinnt einen anderen Eindruck, nicht nur am Centenary Square, am westlichen Rand

Birmingham: Beschleuniger der StadtentwicklungMit der neuen Public Library kann sich die zweitgrößte Stadt des UK nicht nur der größten Bücherei Europas rühmen, das Gebäude von Mecanoo ist auch ein zentraler Baustein für den Umbau des Stadtzentrums

Kritik Ulrich Brinkmann

Drei Palazzi am Platz: Reper-tory Theatre, Stadtbibliothek und Baskerville House

Lageplan im Maßstab 1:7500; Foto: Paul Raftery

Am Tag der Eröffnung wollen Tausende „Brummies“ die neue Bibliothek ihrer Stadt in Augenschein nehmen

Foto: Udo Meinel

Europäische Stadtbibliotheken | und welche Rolle sie für die Stadtentwicklung spielen können – aufgezeigt anhand von fünf Neuheiten in England und Finnland, in den Niederlanden, in Frankreich und in Italien

1 Repertory Theatre2 Stadtbibliothek3 Baskerville House4 War Memorial5 Central Library

6 Symphony Hall/Inter- national Convention Centre

7 Hyatt Regency Hotel8 Ex-Municipal Bank9 Alpha Tower

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der Innenstadt, sondern auch in deren Peripherie (s. Seite 1). Birmingham hat sich manches vorgenommen: Bis zum Jahr 2031 will man sich als eine der 20 lebenswertesten Städte der Welt etablieren und die wirtschaftliche Basis auf neue Füße stel-len. Damit verbunden sind mehrere Bauprojekte vor allem im Zentrum, das, neben einigen Überbleibseln der viktorianischen Epoche, vor allem vom autogerechten Umbau nach dem Zwei-ten Weltkrieg gezeichnet ist. Die neue Stadtbibliothek soll die-ses Bild nicht nur als ikonographische Architektur einer „Stadt des Lernens und der Kultur“ umprägen, sondern, mit erwarte-ten 10.000 Besuchern am Tag, ganz konkret Forschung und In-novation in Birmingham beflügeln, wie es der Ratsvorsitzende Ian Ward in seiner Ansprache zur Eröffnung formulierte.

Ob sich diese Erwartung erfüllt, wird sich zeigen. Eine be-merkenswert andere Perspektive auf das Thema „Stadtbüche-rei“ als die in Deutschland landläufige – aus der eine Bibliothek eher als freiwillige Kulturausgabe der Kommune wahrgenom-men wird, die in Zeiten knapper Kassen auch schon mal in-frage steht –, ist es allemal. Bemerkenswert ist das Projekt aber auch, weil sich Birmingham erst vor vierzig Jahren eine ambi-tionierte Stadtbibliothek errichtet hat, die Central Library. Der 1969–73 nach Plänen des Birminghamer Architekten John Madin am Chamberlain Square gleich neben dem Rathaus er-richtete Komplex ist ein durchaus repräsentativer Vertreter des britischen Brutalismus, dessen Denkmalwert in der Stadt auch diskutiert wurde. Mit abschlägigem Ergebnis: 2014 wird die Central Library für eine kommerzielle Neuentwicklung im Rahmen des Big City Plan abgerissen (www.bauwelt.de).

Neuer Zielpunkt für den PassantenstromEins ist mit der Fertigstellung der Public Library bereits gelun-gen: Das am Centenary Square, am Ende der stark freqentier-ten Fußgängerzone, die bis zum Bull Ring Centre reicht (Bau-welt 46.2003), über Jahrzehnte auf Grundlage unterschiedlicher Planungen gewachsene „Civic Centre“ aus mehreren öffentli-chen Gebäuden ist mit der Bücherei komplett. Dominant, aber nicht erdrückend fügt sich der voluminöse Neubau mit seiner auffälligen Kringel-Fassade – mit den in Deutschland gefer- tigten Dekor-Elementen aus Stahl will Architektin Francine Houben an die Goldschmiede-Tradition von Birmingham er-innern – zwischen das 1938 errichtete „Baskerville House“ und das 1971 eröffnete Gebäude des Repertory Theatre, kurz REP genannt. Im Zuge des Bibliotheksbaus haben Mecanoo das be-reits leicht postmodern angehauchte Gebäude renoviert und auf der Nordseite um einen strahlend weißen Anbau mit Werkstätten und Probenräumen erweitert. Das Theaterge-bäude zu erhalten, obwohl sein Abriss den Teilnehmern des Wettbewerbs 2008 freigestellt war, erscheint heute als glückli-che Entscheidung, und zwar nicht nur aus Gründen der Stadt-geschichte: Ein gemeinsamer Neubau für Bibliothek und Thea-ter, der sich über beide Grundstücke erstreckt hätte, hätte den Platzraum unweigerlich in Unwucht gebracht. Auf einem Teil

In Richtung Stadtzentrum rah-men zwei Bauten aus den Anfangstagen der städtebau li-chen Entwicklung des Cen- tenary Square den Zugang zur Public Library: die Hall of Me-mory (1925) und Baskerville House (1938). Von hier aus ist der gülden glänzende Zylin-der gut zu sehen, in dem der Shakespeare Memorial Room aus der viktorianischen Stadt-bücherei eingebaut worden ist (links). Auf der Nordseite prägen historische Kanäle, eine Gartenanlage und Wohn-hochhäuser der Nachkriegs-moderne die Umgebung.

Foto oben: Paul Raftery; Fotos links: Udo Meinel

Mit Dachgärten, Glasfassaden und einsehbaren Höfen in-szenieren Mecanoo die Biblio-thek als öffentliches Haus

Fotos: Paul Raftery▸ Fortsetzung auf Seite 30

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1 Kinderbibliothek 2 Musikbibliothek 3 Jugendraum 4 Proberäume 5 Aufführungsraum 6 „Amphitheater“ 7 Haupteingang 8 Café 9 Shop10 Information11 Foyer12 Ausleih-Bereich

(untere Ebene)13 Ausleih-Bereich

(obere Ebene)14 Studio-Theater15 Anlieferung Bibliothek16 Werkstatt17 Garderobe18 Box Office (Theater)19 Restaurant20 Bar21 Zuschauerraum 22 Bühne23 Anlieferung Theater 24 Mitarbeiter

25 Lernhilfe 26 Besprechung27 Gruppenarbeit28 „Innovation Hub“29 „Business Incubation“30 „Training Suite“31 Aufnahmestudio 32 Bücher-Rotunde33 Ruhebereich34 Studierzimmer35 Lounge36 Ruheraum37 Interner Bereich38 Gartenterrasse39 British Film Institute40 Vorbereitung41 Ausstellung 42 Lernbereich43 Beratung44 Digital-Raum45 Kataloge46 Foto-Büro und Kataloge47 Kartoniermaschinenraum48 Konservierung 49 Suchbereich (beaufsichtigt)50 Suchbereich (offen)

EG

Bibliothek und Theater teilen sich Foyer und Studio-Thea-ter. Das Foto außen rechts zeigt den Ausleihbereich im Erd- geschoss an der Nordfassade

Grundrisse im Maßstab 1:750; Fotos: Udo Meinel

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Dazu auf Bauwelt.de | Die brutalis- tische Central Library kurz nach

ihrer Schließung und vor dem Abriss 2014

Im Gefüge der offenen Lese- und Arbeits be-reiche der Public Library dürfte jeder Besucher schnell seinen bevorzugten Platz finden

Herz des Gebäudes ist die Bücherrotunde, die die Atmo-sphäre eines traditionellen Lesesaals beschwört, dabei aber vor allem Durchgangs- und Verteilerraum ist

Foto: Paul Raftery

und Architekten erörtert (Bauwelt 44.2008). Das Gebäude von Mecanoo verhält sich zu dieser Geschichte neutral. Francine Houben sagt ganz offen, dass die akademische Diskussion sie nicht inter essiere. Neben dem Shakespeare Memorial Room, der aus dem 1882 eröffneten und für die Central Library abge-rissenen viktorianischen Bibliotheksbau gerettet wurde, ist die Rotunde der einprägsamste Raum im Gefüge der ansonsten of-fenen Lese- und Arbeitsbereiche. Ein Aufenthaltsort aber ist sie nur bedingt: Die umlaufenden Galerien sind viel zu schmal, um sich dort niederzulassen; sie sind dafür auch gar nicht vor-gesehen, der Leser erreicht nur die Bücher, die ganz unten in den Regalen der Rotunde stehen – es treffen sich in diesem Raum Freihand- und Archivbereich. Die Rotunde ist vor allem ein Durchgangsraum; von Rolltreppen durchschnitten und mit Ein- und Ausgängen zu den ringsum angeordneten Berei-chen versehen, die für den Benutzer die Hauptnutzflächen des Gebäudes bilden. Auf ihnen wurden die verschiedenen, gegen-wärtig gefragten Arbeitssituationen geschaffen: lange Lesetre-sen gleich hinter der gläsernen Südfassade, offene und abge-schlossene Einzel- und Gruppenarbeitsplätze; Arbeitsplätze an Tischen und zur Entspannung einladende Lounges; Orte mit viel (und viel zu viel) Licht und Schatten und solche mit ge-dämpfter, von Kunstlicht dominierter Stimmung – in der Pub-lic Library dürfte jeder Besucher schnell seinen bevorzugten Platz finden. Und die wenigen trennenden Wände, die diese Flächen zerschneiden, machen es den Bibliothekaren leicht, in einigen Jahren auf neue Wünsche zu reagieren. ▪

des Platzes steht der Passant jetzt bereits auf der Bibliothek, denn deren Untergeschoss greift weit nach Süden aus, um Platz für die Kinder- und Jugendabteilung zu gewinnen. Der kreis-runde Ausschnitt in der Platzfläche – die Architekten nennen ihn Amphitheater – bringt nicht nur Tageslicht ins Unterge-schoss und eröffnet Ausblicke, er verschränkt das Gebäude auch mit dem Stadtraum – eine Ambition, die auch anhand der beiden Dachgärten deutlich wird, die auf den Terrassen an-gelegt wurden, für die die Rücksprünge der Kubatur sorgten.

Zentrales oder dezentrales Raumgefüge? Wer auf der Terrasse im dritten Obergeschoss steht, hat das räumliche Herz der Bibliothek bereits passiert: Die Bücherro-tunde. Der zylinderförmige Raum erstreckt sich über mehrere Ebenen und wird von einem kreisrunden Oberlicht mit Tages-licht versorgt. Unweigerlich erinnert er an den zentralen Lese-saal einer Bibliothek, wie er bis Asplunds Stockholmer Bau (1918–27) mit seinem ebenfalls zylindrischen Saal unabding-bar war, dann von den unhierarchischen Raumkonzepten der Moderne verdrängt, von der Postmoderne wieder entdeckt und in den letzten zehn Jahren, vor dem Hintergrund neuer Anfor-derungen, Medien und Lesegewohnheiten, wieder infrage ge-stellt wurde. Diese Entwicklung wurde etwa vor einigen Jahren auf einem Kongress in Frankfurt am Main von Bibliothekaren

ArchitektenMecanoo, Delft

TragwerksplanungBuro Happold, Birmingham/Glasgow

TheaterberatungTheateradvies, Amsterdam

BauherrBirmingham City Council

Die Leser auf den Arbeitsplät-zen an der Südfassade wer-den bei Sonnenschein von un-ruhigem Schattenspiel irri- tiert

Schnitt im Maßstab 1:750 Foto: Udo Meinel

1 Shakespeare Room2 Dachgarten3 Bücherrotunde4 Ausleihterrasse5 Foyer6 Amphitheater

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