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7/23/2019 Break En http://slidepdf.com/reader/full/break-en 1/17 Tanzstile der Hip Hop Kultur Bewegungskult und Körper-Kommunikation Einführung ................................................................................................ 2 Entstehungsgeschichte & Inspirationsquellen ........................................... 3 Eastcoast: B-Boying ........................................................................ 3 Westcoast: Locking & Popping bzw. Electric Boogaloo ................. 8 Die "Schlacht" um Anerkennung & Identität .......................................... 14 Battle und Körperkommunikation ................................................. 14 Körper und Leib - Kultur und Kinefakte ........................................ 16 Kleines Lexikon der Powermoves ........................................................... 20 booklet3.qxd 24.06.2003 19:15 Seite 1

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Tanzstile der Hip Hop Kultur

Bewegungskult und Körper-Kommunikation

Einführung ................................................................................................ 2

Entstehungsgeschichte & Inspirationsquellen ........................................... 3

Eastcoast: B-Boying ........................................................................ 3

Westcoast: Locking & Popping bzw. Electric Boogaloo ................. 8

Die "Schlacht" um Anerkennung & Identität .......................................... 14

Battle und Körperkommunikation ................................................. 14

Körper und Leib - Kultur und Kinefakte ........................................ 16

Kleines Lexikon der Powermoves ........................................................... 20

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Entstehungsgeschichte & Inspirationsquellen

Eastcoast: B-Boying

Das B-Boying entwickelte sich seit Anfang der 70er Jahre im Rahmen der HipHop Kultur an der Ostküste Amerikas. Der Begriff verweist deshalb zunächst

einmal auf die Verortung der Bewegung in der Musik, denn getanzt wird wäh-rend der Breaks, d.h. immer an den Stellen, an denen der DJ verlängerterhythmische Instrumentalparts einspielt. Die von DJ Kool Herc deshalb so benannten B- (= Break)-Boys entwickelten dazu einen eigenen Tanzstil, der 1969 nach James Browns Hit Get on the good foot zunächst Good Foot Style

genannt wurde und bereits Drops und Spins mit einbezog. D.h. die Tänzer lie-ßen sich fallen und drehten sich in verschiedenen Körperpositionen, um imTakt der Musik wieder hochzuschnellen. Letzteres brachte ihnen auch den Namen Boie-oie-oings ein. Durch komplizierte und sehr schnelle Beinbe-wegungen, die aus einer auf die Hände gestützten Haltung des  Downrock her-aus entfaltet wurden, dem sogenannten  Floor - oder  Footwork , erarbeitetensich die heute als Old-School-Breaker bezeichneten B-Boys ihren individuell-len Stil; in dieser ersten Phase kamen bald auch  Back - und  Headspins hinzu.Bekannte Tänzer aus dieser Zeit waren u.a. die Nigger Twins, Clark Kent und

die von Africa Bambaataa gegründeten Zulu Kings, The Seven Deadly Sinn-ners, Shanghai Brothers, The Bronx Boys, Rockwell Association, Starchild LaRock, Rock Steady Crew oder The Crazy Commanders.

Erst Ende der 70er Jahre kamen im Rahmen der Hip Hop Philosophie„fight with creativity and not with weapons“ Bewegungsabläufe aus verschie-denen Kampftechniken hinzu, aus denen ein vielfältiges Repertoire an Power-

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Einführung

Bei B-Boying oder Breaking, Locking, Popping bzw. Electric Boogaloo han-delt es sich um Bewegungstechniken und Tanzstile, die in den Großstadtghett-tos der amerikanischen Ost- bzw. Westküste entstanden sind. Sie wurden imRahmen von Sub-Kulturen entwickelt, die in erster Linie auf leiblich-affektiver 

Selbsterfahrung und insbesondere auf einer an Aggression und Verteidigunganknüpfende Selbstdarstellung beruhen. Sie sind als ein Bewegungskult zu betrachten, mit dem sich der Einzelne oder eine Gruppe Anerkennung innerhalbeiner Gemeinschaft verschafft, und zwar über nonverbale Kommunikation. Beider Herausbildung und personenspezifischen Abwandlung dieser Bewegungs-techniken und -stile wurde und wird auf Tanztraditionen und Körpertechnikenverschiedener Kulturen zurückgegriffen.

Die Breakerszene, in der auch Locking und Electric Boogaloo praktiziertwerden, bietet ein Forum, in dem sich Jugendliche verschiedener Kulturen,auch ethnischer Minderheiten, ihre Identität in einem mehr oder weniger spie-lerischen Wettbewerb entfalten und darstellen können. Mitmachen kann jeder,der die Regeln kennt und respektiert. Denn der auf Leistung und Konkurrenz basierende Wettkampf dient der Entfaltung eines klar identifizierbaren persön-lichen Stils.

Inzwischen werden alle Tanzstile weltweit und schichtenübergreifend aus-geübt. Für die verschiedenen Bewegungsstile, -figuren und -techniken hat sicheine Terminologie mit landes-, städte- und szenespezifischen Abweichungenentwickelt. Deshalb wird hier auf die Grundbegriffe der amerikanischen Bre-akerszene zurückgegriffen, an deren Figuren sich Locker, Popper und B-Boysweltweit orientieren.

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Kung-Fu und Capoeira, abgeleitet wurden, ebenso wie aus dem Boden- undGeräteturnen sowie der Zirkusartistik.

Aus der zu Musik und Gesang ausgeübten Capoeira wurde auch die men-tale Grundeinstellung übernommen. Sie diente neben der Selbstverteidigungzunächst der Entfaltung der eigenen Identität, denn dieser musikalischeKampftanz mit religiösem Hintergrund ermöglichte den Ausdruck und die Ver-

änderung der persönlichen Stimmungen und Gefühle, denen im Sklavenalltagkaum Raum gegeben werden durfte. Ein weiteres wichtiges psychologischesMoment der Capoeira ist die Malicía, die Täuschung des Gegners. Denn mitden teilweise spielerisch grotesken Bewegungen sollten in diesem von unbe-waffneten Sklaven ausgeübten Kampftanz die bewaffneten Sklavenaufseher verwirrt oder getäuscht werden, um sie in die Defensive zu treiben und ihnenim geeigneten Moment einen gezielten und tödlichen (bzw. lebensrettenden)Stoß versetzen zu können. Im Breakdance täuscht der Tänzer die anderen über seine Fähigkeiten, denn erst im entscheidenden Moment zeigt er seine neuenBewegungskreationen.

Aus der Capoeira stammen deshalb auch viele Bewegungstechniken und -figuren, beispielsweise der Aú, der Radschlag, mit dem sich der Jogador in der Roda (dem von den Tänzern gebildeten Kreis) bewegt; beim Breaking wirddaraus das Cartwheel , das auch ohne Bodenkontakt ausgeführt wird ( Air-

Cartwheel ). Auch die von den B-Boys übernommenen Handstände und dasAuf-den-Händen-Laufen spielen in der Capoeira eine wichtige Rolle. Es setztdie Füße für kraftvolle Kicks frei. Viele Figuren haben sich auch aus der Queda de rins entwickelt, einem durch Abstützung in der Hüfte ausgeübteneinseitigen Schulterstand. Diese Ausgangsposition für Standard-Attacken istInspirationsquelle für die so genannten  Freezes und  Airchairs, d.h. Figuren,

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moves entfaltet wurde, v.a. von B-Boy-Gruppen in New York City. Allen voranvon der ebenfalls von Bambaataa unterstützten Rock Steady Crew, die beiihren Auftritten in verschiedenen bekannten Clubs in New York den akrobati-schen New Style prägte. Auch weitere Gruppen wie die NYC Breakers, Dyna-mic Rockers, United States Breakers, Crazy Breakers, Floor Lords, Floor Masters, Incredible Breakers oder Magnificent Force trugen zur Entfaltung des

von Journalisten als Breakdance bezeichneten B-Boying bei.Als Inspirationsquelle dienten ihnen besonders die im New York der 70er Jahre hohe Popularität der Kung-Fu-Filme und brasilianische Capoeira-Tän-zer, die damals in New York auftraten, sowie Video-Prügelspiele; beispiels-weise Tekken Tag Tournament's oder Street Fighter . Die B-Boys und B-Girlsleiteten verschiedene Figuren daraus ab und kreierten ein Repertoire sich stän-dig weiterentwickelnder Powermoves.

Zu Beginn der 80er Jahre wurden die Medien auf diese neue sportive Artdes Tanzens aufmerksam. 1981 sendeten die ABC News eine Performance der Rock Steady Crew im Lincoln Center und Charles Ahearn drehte mit ihnenden zum Kultfilm gewordenen Wild Style. 1982 wurde ein Battle zwischenRock Steady Crew und Dynamic Rockers für den Film Style Wars aufge-nommen. Weitere Filme folgten, u.a. Flashdance (1983) oder Harry Belafon-tes Beat Street (1984) und machten den Breakdance weltweit bekannt. Auftritt-

te in Discos und bei Partys, Werbespots mit Breakern, der Tausch persönlicher Videoaufnahmen und Internet sowie die seit 1990 von Thomas Hergenröther in Deutschland initiierten jährlichen internationalen Battles of the year tragendas Ihre zur Verbreitung bei.

Zum B-Boying zählen verschiedene Körpertechniken und Bewegungs-figuren, die aus Tanzstilen und verschiedenen Kampftechniken, insbesondere

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vor sich und springt mit dem rechten Bein darüber. Daraus haben sich im Bre-akdance zahlreiche Modifikationen entwickelt; der Tänzer kann den Leghop inseinen Top- oder Downrock einbauen oder diese Bewegung beispielsweise im(einhändigen) Handstand als Freeze bzw. als Kick ausüben.

Basisbewegungen des B-Boying sind zunächst Top-, Up- und Downrock.Der Toprock oder Shuffle wird stehend ausgeübt und basiert auf einem Vierer-

Takt. Die Tänzer erarbeiten sich dabei einen unverwechselbaren Stil. Ebenso beim Downrock , der auf dem Boden ausgeübt wird. Er besteht zunächst in den6-, 3- oder 2-Steps ( Rock Stead ), die kreisförmig, mit den Händen auf denBoden gestützt ausgeführt werden. Der Tänzer wechselt dabei zwischenBauch- und Rückenlage und übt für den Betrachter verwirrende Spiele mit sei-nen Beinen aus, das sogenannte  Floor - oder  Footwork , in Frankreich  Passe-

 passe genannt. Das  Footwork entscheidet in besonderem Maße über Origina-lität und Stil des B-Boys. Verschiedene Moves und Move-Varianten, soge-nannte Techs, können dabei eingebracht werden, so beispielsweise  Rotations,Twists und Sweeps. Auch dabei fließen Elemente der Capoeira mit ein, wie dieTesoura (Schere), die ursprünglich dazu diente, den Gegner auf den Boden zudrücken. Eine besonders augenfällige Figur des Footwork ist das so genannteOrigami (japanische Papierfaltkunst), bei dem die Tänzer beide Beine gleich-zeitig um ihre den gesamten Körper tragenden Arme gleiten lassen. Beim

Twist geht der B-Boy in Rückenlage und tippt jeweils mit der Fußspitze desrechten Beins auf der linken Seite auf den Boden bzw. mit der Fußspitze deslinken Beins auf die rechte Seite. Die Arme stützen den Körper dabei jeweilsauf der Gegenseite.

Mit dem Godown gehen die B-Boys von Top- zum Uprock über, der auch Brooklyn- oder Battlerock genannt wird, und mit dem jeder Battle beginnt. Es

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mit denen Powermoves abrupt angehalten oder auf einen "Standpunkt" fixiertwerden. Damit werden beim Breaking absolute Körperbeherrschung und per-sönlicher Stil demonstriert.

Aus den Kung-Fu-Filmen schauten sich die Breaker verschiedene Körper-techniken oder Stile einzelner Kämpfer ab, wie sie beispielsweise in JackyChans Filmen zu sehen sind. Sie kreierten daraus neue Figuren. Durch konti-

nuierliche Wiederholung wurden beispielsweise aus den Drehbewegungen,mit denen der Kung-Fu-Kämpfer vom Boden aufsteht, die so genannten Wind-

mills entwickelt, Drehbewegungen auf Brust und Schulter, mit bzw. ohneZuhilfenahme der Hände.

Viele Angriffstechniken der Kampfkünste inspirierten sich an den Kampf-gebärden der Tierwelt. Die B-Boys übernahmen das Poney (auch Bronco oder  Donkey genannt), schauen sich aber auch unterschiedliche Arten der Fortbe-wegung ab, aus denen einfallsreiche Moves kreiert werden wie Worm (Chenil-

lle), Spider  ( Arraigné) und Turtle (Scorpion), ein Move, der zu den  Floats

gehört, d.h. zu den Gleitbewegungen, mit denen der B-Boy seinen Körper waagrecht über den Boden bewegt. Mit dem  Butterfly eröffnet der Tänzer seine Darbietung, er „flattert“ mit einem Sprung auf die Hände ( Dive) in denKreis.

Manche Tänzer inspirieren sich an Turnübungen und an der Zirkusartistik.

Aus den Barrenübungen wurde der Thomas oder  Flare abgeleitet, aus demBodenturnen der Flic-Flac übernommen. Aus der Zirkusartistik abgeleitet sindMoves, die auf einer ins Extreme gesteigerten Flexibilität der sogenanntenSchlangenmenschen basieren.

Aus dem Tap- und Jazz-Dance wurde der  Leghop übernommen; d.h. der Tänzer hält mit beiden Händen (meist) den linken Unterschenkel horizontal

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walk  und verschiedene neue Moves kamen und kommen hinzu. Die wel-lenartigen Bewegungen schaute man dem Wasser oder den Schlangen ab. Dieseverschiedenen Bewegungstechniken wurden zum Electric Boogaloo Style ver- bunden.

Locking

In den Ghettos von Los Angeles (Watts und Compton) ist der Ursprung des Locking zu suchen. Es geht auf die aggressiv drohende Gangart und Körper-haltung der Crip-Gang zurück, mit der diese ihre Gegner einzuschüchtern ver-suchte. Das Locking entschärft diese Drohgebärde durch gezielt erzeugteKomik. Basis ist eine relativ einfach erscheinende rhythmusbetonte Schrittfol-ge, die allerdings unter unterschiedlicher Akzentsetzung ausgeführt wird. DieTänzer orientieren sich an der polyrhythmischen Elektro-Funk-Musik. Siekreieren den Rhythmus während des Tanzens durch die Kombination ver-schiedener Bewegungsabläufe und -stile was den Tänzern eine besondereDynamik verleiht. Die witzigen clownesken Effekte dieses Tanzstils (Clown-

walking , Funky Pinguin oder Funky Chicken) rücken den Tanz der Karikatur sehr nahe. Die Tänzer inspirieren sich dabei auch an im Alltag beobachtbaren

Bewegungen. Das Stop and Go von in einer Schlange anstehenden Menschenoder der Ticketentwertung ( Bus-Stop) zählen, wie der „Tanz mit dem Besen“oder das mimische Abtasten der imaginären Wand (aus dem Kultfilm  Beat 

Street ), zu den ‚klassischen‘ pantomimischen Basisfiguren.Als Urheber des  Locking gilt der von einem jungen Schwarzen aus Los

Angeles, Don Campell, 1969 erfundene Cambellock . Aber auch die Straßent-

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lässt sich als eine Art pantomimisches Kung-Fu-Fighting ohne Körperkontakt bezeichnen, mit dem die B-Boys ihre Gegner symbolisch attackieren. Er  basiert auf einem Vierer-Takt, auf 1 und 2 wird stehend, bei 3 und 4 in der Hocke getanzt.

Über Qualität, Innovativität und Originalität eines Tänzers entscheidetnicht nur die absolute Beherrschung der einzelnen Moves und die rhythmische

Übereinstimmung mit der Musik, sondern v.a. sein persönlicher Aus-führungsstil. Dieser manifestiert sich nicht nur am Top-, Downrock und Foot-work, die zusammen mit den Freezes auch Stylemoves genannt werden, son-dern auch in der Variation einzelner Powermoves, die meist umgehend insStandardprogramm aufgenommen werden und durch andere Tänzer erneuteModifikationen erfahren. Stil wird nicht zuletzt auch in der Zusammenstellungeinzelner Powermoves, den Combinations demonstriert. Powermoves undCombinations können auch als Routines ausgeführt, d.h. zwei oder auch mehr B-Boys üben sie im Rahmen einer Choreographie synchron aus und/oder bil-den Körperarrangements daraus.

Westcoast:

Locking, Popping bzw. Electric Boogaloo

An der Westküste Amerikas entwickelte sich unabhängig davon ebenfalls zuBeginn der 70er Jahre der Funk-Style. Ihm sind das  Locking ,  Popping  undWaving zuzuordnen, Tanzstile, die sich an den abgehackten Bewegungen vonRobotern, an den pochenden Membranen von Lautsprechern oder der elektri-sierenden Wirkung von Strom inspirierten. Stroboskop-Effekte, Slides, Moon-

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lende ebenfalls geschleuderte aus- und wieder einrastende Armbewegung, für die mehrere Inspirationsquellen angegeben werden. Zum einen das währenddes Vietnamkrieges eingesetzte Plakat der US-Army, auf dem Uncle Sam mitZeigegestus und den Betrachter fixierendem Blick dargestellt wird. AndereTänzer geben als Ursprung die richtungsweisenden Armbewegungen einesVerkehrspolizisten an.

Boogaloo Style

In Fresno, einer Kleinstadt zwischen Los Angeles und San Francisco, entwik-kelten Sam und seine Brüder 1975 den Boogaloo Style. Von den „The Lock-kers“ inspiriert, wird in diesem Tanzstil das Locking mit weniger abgehackten bzw. weniger wild ausgeübten Bewegungen kombiniert; insbesondere mit denvon Sam entfalteten weichen und fließenden, die Hüften oder Knie, aber auchSchultern und Kopf mit einbeziehenden, kreisförmig rollenden und raumgrei-fenden Bewegungen des Boogaloo Style. Der Name wurde von James BrownsSong „Do the Boogaloo“ abgeleitet, zu dem Sam zu Hause trainierte.

Popping

Eine weitere zentrale Bewegungstechnik wurde ebenfalls von Sam entwickelt:das „den Körper unter Strom setzende“ Popping . Es basiert auf einer Dekom- position der muskulären Kontraktionen einzelner Bewegungsabläufe; dazumüssen die einzelnen Muskelpartien isoliert trainiert werden. Zunächst ist der 

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änzer Locktron und Shabba Doo werden als Initiatoren genannt. Sie inspirier-ten sich wie viele andere Jugendliche der Vorstädte und Ghettos an TV Showsder frühen 60er Jahre, beispielsweise an  Lost in Space, in denen Roboter zusehen waren. Diese Welt der Perfektion und absoluten Kontrolle bot ihnenZuflucht aus ihrem von Chaos und Perspektivlosigkeit gezeichneten Alltag.Don Campell entwickelte hydraulische, roboterartige, extrem kontrollierte

Bewegungsabläufe, die er durch wilde, unkontrollierte Bewegungen unter- brach; das Ganze wurde durch eine auf Komik abzielende Mimik begleitet.Durch die amerikanische Fernsehshow und Kult-Sendung Soul train, in

der verschiedene kalifornische Street-Dancer auftraten, u.a. die von Don Cam- pell Anfang der 70er Jahre gegründete Tanz-Crew The Lockers, wurde dieser Tanzstil auch an der Ostküste wahrgenommen; so gelangte er in das Reperto-ire der B-Boys.

 Namensgebend war die Bewegungstechnik des Locking , d.h. die Gliedma-ßen werden aus einem kontrollierten Zustand ‚heraus geschleudert‘ und wie-der ‚eingerastet‘; ein Bewegungsablauf, aus dem verschiedene Figuren abge-leitet werden: U.a. der so genannte  Lockwalk , die Knie und Füße werden dabeinach außen bewegt, oder der Wrist Roll , d.h. das Schleudern einer wie aneinem Faden hängenden Hand aus dem Gelenk heraus, die abrupt wieder ineine ‚gehaltene‘ Position einrastet. Auch verschiedene Fall-Figuren gehören

dazu, wie der meist mehrfach hintereinander ausgeübte  Knee drop oder der Split . Der Tänzer lässt sich in einen Spagat fallen; dabei kann er zusätzlichdurch das nach hinten gestreckte, nun leicht angewinkelte Bein angetrieben,vorwärts gleiten.

Zu den Basisfiguren gehören neben verschiedenen Gehstilen, wie der nachdem Urheber benannte Skeeter Rabbit , und das sogenannte Pointing , eine zie-

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metallenen Körpers imitiert. Scarecrow Scully arbeitete den Scarecrow Style

weiter aus, Darryl, auch King Cobra genannt, den Snake Style und CreepingCid erfand den  Float , aus dem sich der Glide entwickelte. Auch die nachfol-genden Tänzer kreieren jeweils für sie charakteristische Bewegungsstile. Mr.Wiggles schuf den Knee Slide, Poppin Pete den ET Walk , inzwischen ein BasicMove, oder Moves wie Spider man und Sleepy style.

Zu den Grundbewegungen zählt auch das Waving (Ondulation); der Kör- per oder verschiedene Körperpartien werden dabei von wellenartigen Bewe-gungsfolgen durchlaufen, von oben nach unten, von unten nach oben oder dia-gonal. Der Grundgedanke der Fernsteuerung wird mit diesem Stil in anderer Weise umgesetzt. Gemimt wird nicht eine fremdgelenkte mechanische Kör- permaschine, sondern die Belebung oder Menschwerdung eines Roboters( Animation), indem man natürliche Energien wie Strom oder Wasser durch ihnhindurchfließen lässt oder ihm Atmung und Herzschlag ( Heart Beat ) verleiht.Dem Electric Boogaloo zuzuordnen sind auch Moves wie der  Moonwalk , der von Mickael Jackson übernommen und 1983 in  Motown 25  popularisiertwurde oder der  Back - und Sideslide. Sie erzeugen den Eindruck, der Tänzer gehe auf Wolken bzw. er bewege sich vorwärts, während er tatsächlich Schritt-te nach rückwärts ausübt.

Als eine weitere Inspirationsquelle sind auch die Stop-and-motion Bewe-

gungen der Zeichentrick- und Science-Fiction-Filme zu nennen, aus denensich der sogenannte Sindbad Style entwickelte. Die Tänzer orientierten sichzunächst v.a. an den Figuren von Ray Harryhausen und deren jeweils spezifi-scher Art sich zu bewegen und zu gestikulieren. Anregungen lieferten in der Folge auch Videospiele sowie Bewegungsstile vergangener Kulturen. Arm-und Handbewegungen, mit denen geometrische Figuren nachgezeichnet und

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 Arm-pop zu erlernen, dann der  Leg-Pop, auch Fresnogenannt) und schließlich Neck - und Chest-popping . Die körpereigenen Energien werden dabei über dieAtmung konzentriert, um sie in einer gezielten lokalen Muskelkontraktion zuentladen. Eine Steigerung dieser dekompositorischen Bewegungstechnik wirdin der Mikropulsation (Stroboing ) erreicht, in der die Bewegung der Muskel- partien noch feiner aufgelöst werden. Sie verleihen den Bewegungen einen

Stroboskop-Effekt.So entsteht die charakteristische Wirkung, die den Tänzer wie durch frem-de Energien bewegt oder wie ferngesteuert erscheinen läst. Sie verwandelt beliebige, natürliche wie alltägliche Bewegungsabläufe in eine den Zuschauer überraschende Darbietung, die sich exakt an der Musik orientiert. Das  Popp- ping folgt meist dem Beat. Auf den geraden Taktzahlen wird gepoppt, auf denungeraden werden weitläufige, weichere Bewegungen ausgeführt. Aber aucheine Melodie kann „auf den Muskeln gespielt“ werden.

Electric Boogaloo

1977 gründete Sam gemeinsam mit anderen Tänzern die  Electronic Boogaloo Lockersund 1978 zusammen mit seinen Brüdern Popin Pete und Ticking Deck 

The Electric Boogaloos. Auf diese Weise fusionierten Locking, Boogaloo undPopping zum Electric Boogaloo Style. Die einzelnen Mitglieder und von der Gruppe unabhängige Tänzer erfanden jeweils neue Stile und Moves und Sty-les: Toyman Skeet den Toy man Style und Tickin Will entfaltete das von Boo-galoo Sam entwickelte Ticking (in Frankreich auch Cliqueoder Toque genann-nt), eine Bewegung, die das Nachbeben eines durch Bewegung erschütterten

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ein Teil von ihnen erfolgreich in diese sozialen Mikrogemeinschaften einge- bunden.

Sie sind die Basis einer Identitätsarbeit, die im Rahmen des körperspezifi-schen Mediums Tanz in diesem Falle nicht nur intellektuell, sondern v.a. ver-mittels des Körpers geleistet wird. Es handelt sich um ein Austesten und Ent-falten der Bewegungsfähigkeiten des eigenen Körpers, denn mit ihnen wird

v.a. im Rahmen der kompetitiven Situation des Battle Identität generiert undrepräsentiert.Der Battle folgt oder entsteht bei einem Breakertreff aus dem einleitenden

mehr oder weniger entspannten Freestyle, d.h. die Tänzer zeigen ihr Könnennacheinander, wobei bereits jeweils auf den Vorgänger eingegangen wird. Indieser Phase haben die noch weniger erfahrenen und jungen Tänzer ihre Chan-ce, denn jeder wird für den Stand seines Könnens respektiert. Nicht im Battt-le; in ihm tanzen meist nur die Besten (oder die sich dafür halten) eines Vier-tels oder einer Stadt gegeneinander. Er entsteht meist nach mehreren Heraus-forderungen einzelner Breaker untereinander. Dies geschieht durch Körper-kommunikation, durch die sogenannten, den Kicks zuzuordnenden Applejak-ks und durch provokative Gesten und Körperhaltungen, die der B-Boy zwi-schen seinen Powermoves ausführt.

Der Kampf um Anerkennung und Respekt lässt zwar die Aggressionen

ansteigen, kurbelt dabei aber auch die Inventionskraft der Tänzer an, denn siemüssen ad hoc auf die Darbietungen des Gegners reagieren, sie durch bessereoder neue Moves überbieten. Das Kopieren ( Biting ) ist verpönt. Jeder mussseinen individuellen Stil und seine eigene beeindruckende Kombination ent-falten. Gezeigt werden deshalb komplexe, aufeinander bezogene Power- undStyle Moves sowie Move-Combinations bzw. von mehreren Tänzern choreo-

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Tetris genannt werden, wurden aus dem gleichnamigen Videospiel abgeleitet.Die Betrachtung ägyptischer Hieroglyphen ließ Arm- und Handhaltungen ent-stehen, die die Tänzer als  King Tut Style bezeichnen.

Die „Schlacht“ um Anerkennung und Identität

Battle und Körperkommunikation

Interviews und Gespräche mit professionellen B-Boys und solchen, die es wer-den wollen, sowie v.a. die Zusammenarbeit mit der Compagnie Magic Electro

aus Strassburg geben Aufschluss darüber, wie die Akteure diese Körpertechni-ken und Bewegungsstile erleben. Immer wieder wird betont, dass BreakdanceWohlbefinden erzeugt und Energien erweckt und zwar aus der Dynamik der eigenen Bewegungen heraus. In ihr erleben die Tänzer ein Gefühl der Energieund Vitalität, das ihre Aggressionen, Ängste und Frustrationen in kreativeEnergien verwandelt, ihnen Selbstbewusstsein verleiht oder aber der Selbstin-szenierung und Selbstverteidigung des persönlichen Stils und damit ihrer Iden-tität dient, wie v.a. im Breakbattle.

Dies war insbesondere bei den von Chico (Christoph Roser) organisierten

monatlichen Breakertreffen in Strassburg, Basquets exigés, zu beobachten, andenen Breaker, Locker und Popper aus ganz Frankreich teilnehmen. Der sichim Verlauf des Abends zuspitzende Wettbewerb erhöht das Aggressions- potential, wobei die Jugendlichen untereinander darauf achten, dass diesesausschließlich tänzerisch kreativ umgesetzt wird. Auch wenn diese Gewalttransformierende Praxis nicht alle Jugendlichen erreicht, so wird zumindest

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Originalität und Authentizität generierende Bewegungsstile und Lebensgefüh-le entstehen lassen. Denn Leibempfinden und Körpertechnik werden als Aus-gleich zwischen  Leibsein und  Körperhaben ineinander verschränkt und stei-gern das persönliche Körper- und damit auch eine andere Art des Selbstbe-wusstseins. Die im okzidentalen Denken verankerte Differenzierung von Kör- per und Leib trennt das spürbare Hier- und Jetzt-Sein von der Fähigkeit, den

Körper als Medium des Ausdrucks oder als Instrument einzusetzen. Fügt mandiese Teilbereiche zusammen, dann werden Identitätsbildungsprozesse auch inihrer dialektischen Verschränkung mit den leiblich-affektiven Erfahrungen beschreibbar. Selbstreflexibilität vollzieht sich dann in einem Wechselspielvon leiblicher Erfahrung und kognitiver Reflexion, von narrativer Konstruk-tion und körperkommunikativer Repräsentation.

So werden mit der Beherrschung der einzelnen Muskeln auch die affekti-ven Momente sozialen – und d.h. immer auch interleiblichen – Handelns kon-trollierbar. Besonders im Breakbattle ist zu beobachten, wie Emotionen krea-tiv in komplexe, aufeinander bezogene Bewegungsfiguren und -stile (begleitetvon emblematischen, piktografischen und kinetografischen Gesten) sowie(auch von mehreren Tänzern gleichzeitig und auch spontan) choreografischinszenierte Bewegungskombinationen umgesetzt werden. Es handelt sich da- bei um eine Körperkommunikation, mit der Respekt bei den anderen erwirkt

werden kann – ein sehr wichtiger Faktor in einem sozialen Alltag, der vonAggressionen geprägt ist, aber auch in einem Alltag, dem aufgrund gesell-schaftlicher Missstände generell Möglichkeiten fehlen, Anerkennung zugewinnen.

Das in hohem Maße kontrollierte Zusammenspiel zwischen Leib und Kör- per ermöglicht im Breakdance eine reflexive Selbstdistanzierung, durch die

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grafisch inszenierte synchrone Bewegungskombinationen, die sogenannten Routines oder Körperarrangements.

Die Verständigung zwischen den Tänzern ist während eines Battles fastausschließlich nonverbaler Art. Sie kommunizieren während ihrer Darbietun-gen anhand von emblematischen (sprachersetzenden) Gesten und Körperhal-tungen, die als Provokation oder als Kommentar eingesetzt werden. Zur Pro-

vokation dienen v.a. die Kicks und Applejacks, aber auch emblematischeGesten aggressiver Art, wie die des Halsabschneidens oder des Einen-Gegner-Abschießens. Mit ‚kommentierenden‘ Gesten wird die Darbietung eines ande-ren Tänzers de- oder evaluiert. Beispielsweise wird mit einer wegschnipsen-den Handbewegung deutlich gemacht, dass die Darbietung des anderen nichtgut war oder dass sie nicht dem Rhythmus der Musik folgt; dazu wird mit demZeigefinger auf das Ohr gedeutet. Will ein unterlegener Tänzer den Rückzugantreten, so signalisiert er die Anerkennung der Überlegenheit des anderendurch die warnende Geste des Sich-die-Finger-Verbrennens. Im Locking undPopping fällt diese Körperkommunikation oft komplexer aus, denn obszöneGesten sind als einfallslos verpönt. So kann dem anderen seine Unterlegenheitauch anhand gemimter metaphorischer Szenerien signalisiert werden, bei-spielsweise indem er pantomimisch zum Baby degradiert wird.

Körper und Leib, Kultur und Kinefakte

Wie die Analyse der einzelnen Bewegungsfiguren zeigt, übernehmen Breaker,Popper oder Locker Körperbewegungen und -techniken verschiedener Kultu-ren. Dadurch werden auch andere Körpergefühle erfahrbar, die neue, Identität,

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zerfahrung, die der Breaker durch beständiges Überbieten seiner Bewegungs-figuren (v.a. im Battle) erzeugt. Ihre transkulturelle Basis öffnet ihm gleich-zeitig aber auch eine flexible, Fremderfahrungen gegenüber offene Identitäts-her- und -darstellung. Sie vollzieht sich in Kontexten sozialer Abgrenzung undAnerkennung, auch wenn die selbstorganisatorischen Ich-Instanzen unterein-ander in binnenhierarchischen Positionskämpfen einem beständigen Härtetest

unterliegen. Denn der Einzelne wird nicht am Maßstab ‚starker Werte‘ oder ‚stabiler Identität‘ gemessen, sondern an seinen Möglichkeiten, kommunitäreHandlungsfähigkeit im Alltag zu manifestieren.

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der Körper bewusst und in extremer Weise gleichzeitig als instrumentelles undals expressives Medium einsetzt wird. Die Distanzierung beruht in diesemFalle nämlich weniger auf einer auf Denken, Vernunft und Sprache zurückzu-führenden Identitätsher- und -darstellung, als auf einem leiblich-praktischenSinn, durch den das Individuum Zugang zu seiner sozialen und materiellenUmwelt gewinnt.

Die Identitätsher- und -darstellung des B-Boys beruht aber auch auf einer Überschreitung des kinetischen Spielraums kulturell kodierter Körperbewe-gungsmuster. Diese sind im Gesamtorganismus einer Kultur, im Kulturkörper,gespeichert. Mit Hilfe eines Polyeders lässt sich die Beziehung zwischen Kul-turkörper und der sowohl Körper als auch Leib ein- und aufeinander bezie-henden Identitätsbildung des Breakers sichtbar machen. Unter der Haut desKulturkörpers liegt ein den Bewegungsablauf seiner Mitglieder regulierendesKorsett. Es besteht aus Kinefakten, d.h. aus Bewegungsmustern, die einemkultur-, gesellschafts- sowie gruppenspezifischen Handlungs- bzw. Bedeu-tungskontext zugehören. Kinefakte determinieren Raum- und Leiberfahrun-gen. Sie dichten die individuellen Erfahrungsspielräume leiblichen Erlebensab. Dieser Kontext lässt das Spiel des Breakers in einem anderen Lichterscheinen. Anhand seiner auf einer besonderen Art der Leib-Körper-Kontroll-le beruhenden Rekonfiguration verschiedenen Kulturen zugehörender Bewe-

gungsmuster tanzt er sich aus dem Korsett gesellschaftlich vorgegebener Kine-fakte heraus; er transzendiert den Kulturkörper und eröffnet sich andere kine-tische und damit auch andere semantische Erfahrungsräume.

Daher werden die Tanzstile der Hip Hop Kultur von den Ausübendenimmer auch als ein befreiendes Erleben ihres in hohem Maße leiblich emp-fundenen Selbst beschrieben. Es siedelt einerseits in der eigenleiblichen Gren-

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rins (Capoeira), d.h. das Körpergewicht ruht auf dem in die Hüfte oder Seitegestützten Ellenbogen, eine Grundposition, die auch Trax genannt wird. Der Inventionsfreude sind dabei keine Grenzen gesetzt.

AIRFLAREBei den  Airflares dreht sich der B-Boy hüpfend auf seinen Händen im Kreis,die Beine sind dabei gestreckt und V-förmig gespreizt.

AIRMASTER Aus der Capoeira übernommen wurde die Grundposition der  Airmasters(Kategorie  Freezes), einer Handstandstellung, bei der die Beine zum Bauchhin gebeugt werden; der Kopf schaut dabei in Richtung der Beine, die in ver-schiedenen Positionen gehalten oder verschränkt werden können, wie beim Airmaster mit Lotus.

AIRPLANESWindmills mit gespreizten und zur Seite ausgestreckten Armen und Beinen.

AIRSWIPEBei dieser Steigerung des Swipe dreht der B-Boy seinen Körper einmal um dieLängsachse ohne dabei mit den Füßen Bodenkontakt zu haben.

AIRTRACK Mit Airtrack (Vrille) bezeichnet man alle 360° Grad-Drehungen um die Kör- perlängsachse ohne Bodenkontakt, also Luftsprünge. Meistens werden sie auseinem Airswipe oder einer Windmill heraus gestartet.

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Kleines Lexikon der POWERMOVES

1990ER Beim 1990er springt der B-Boy in den Handstand und beginnt sich auf denzusammengelegten Händen um die Körperlängsachse zu drehen. Der Schwungwird durch einen ‚Scratch‘ (der Begriff wurde aus der DJ-Technik übernomm-men) mit einer Hand eingeholt.

1999ER Die 1999ers  bezeichnen eingesprungene Drehungen im Handstand auf einer Hand. Sie haben ihren Ursprung im S-Dobrado der Capoeira. Wird der 99er hüpfend ausgeübt, handelt es sich um einen Jumping 99er.

2000ER Hierbei springt der Tänzer auf zusammengelegten Händen in den Handstand, beginnt sich um die eigene Achse zu drehen und stößt schließlich sein gesam-tes Körpergewicht vom Boden weg, um dann wieder auf seinen Füßen zu lan-den.

2001ER Darunter versteht man das Drehen auf dem Handrücken während eines Hand-standes.

AERIAL CARTWHEELRadschlag ohne dabei die Arme einzusetzen.

AIRCHAIR Die Airchairs(Kategorie Freezes) basieren auf der Basisposition der Queda de

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BRONCO ( Poney oder Donkey)Diese mit abwechselndem Bodenkontakt von Händen und Füßen ausgeführteKippbewegung imitiert das Ausschlagen eines Pferdes.

COINDROPEine Drehbewegung seitlich abwärts, mit der der B-Boy aus dem Stand in dieRückenlage übergeht und dabei Schwung für Drehfiguren (meist Mills oder 

Backspins) auf dem Boden holt.

COMBINATIONSJeder B-Boy wählt bestimmte Figuren aus und übt sie in einer ihm eigenenKombination aus. Solche Combinations bringen seinen persönlichen Stil zumAusdruck.

CRICKETDiese Figur wurde von der Turtle (Kategorie  Floats) abgeleitet. Von Cricketsspricht man, wenn der Tänzer sich in der Turtle-Position hüpfend im Kreis bewegt. Werden Crickets auf einer Hand hüpfend ausgeführt, heißen sie Jackhammer .

DIVESDie Dives werden als Startsprung auf die Tanzfläche eingesetzt; es handelt sich

um Sprünge auf die Hände, deren Aufprall u.a. durch eine wellenartige Bewe-gung des Körpers nach rückwärts aufgefangen werden kann. Besondere Kör- perbeherrschung wird demonstriert, wenn ein solcher Sprung direkt in einen Freeze überführt wird.

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APPLEJACKSBei den Applejacks handelt es sich um fingierte Kicks, mit denen der B-Boyeinen anderen zum Battle herausfordert. Er wird meist aus der Rückenlage,kann aber auch aus einzelnen Moves heraus ausgeübt werden. Werden sie ineinen Split überführt, so kann der B-Boy in dieser Position zwischen den Bei-nen seines Gegners hindurchgleiten, was einer sehr starken Beleidigunggleichkommt.

BABYMILLBei diesen Drehungen um die Körperlängsachse, auch  Munchmill  oder inFrankreich Pièce genannt, handelt es sich um eine Windmill mit angezogenenArmen und Beinen.

BACK to BACK Der Back to Back gehört zu den Körperarrangements. Er wird zu zweit ausge-übt. Während ein B-Boy sich mit waagrechtem Rücken vorbeugt, springt der ihn anschauende zweite B-Boy auf den Rücken des ersteren und ‚überollt‘ ihnmit einem Salto.

BACKSPINBeim Backspin handelt es sich um Drehungen auf dem Rücken.

BANANA MILLSWindmills auf Bauch und Schultern ( Bellymills) mit geschlossenen Beinen.

BELLYMILLSÄhnlich einer Windmill , nur wird die Drehung abwechselnd auf Schultern undBauch ausgeführt.

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FLIPSDie Kategorie der  Flips beinhaltet sämtliche Formen von Überschlägen vor-wärts, rückwärts und seitwärts mit ( Floor-Flips) oder ohne Bodenkontakt.Hier sind in erster Linie Salto und Flic Flac zu nennen.

FLOATS (oder Table-Tops)sind Figuren, bei denen der Körper des Tänzers waagrecht über dem Boden

schwebt. Floats können nur in Drehbewegungen umgesetzt werden, wobei nur die Hände Bodenkontakt haben.

FLY & ROLL (Kategorie Flips)wird als Start auf die Tanzfläche eingesetzt, der B-Boy springt kopfüber auf den Boden und rollt sich ab.

FREEZESAls  Freeze (oder  Hesitation) wird ein wie ‚eingefroren‘ erscheinendes Ver-weilen in einer Position benannt. Freezes leben von Eigenkreationen.

FRONTFLIPBezeichnet einen Überschlag vorwärts, bei dem sich der Breaker am Endewieder in seiner Ausgangsposition befindet.

GAINER Bei dem aus der Capoeira übernommenen Gainer (Folha Seca) handelt es sicheinen aus dem Laufen (manchmal auch dem Stand) gestarteten Rückwärtsflip,der mit an die Brust gezogenen Beinen nach vorwärts gesprungen wird.

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DONUTBeim  Donut (Kategorie Spins) dreht sich der Tänzer auf seinem Kopf undeinem Unterarm; der andere in die Hüfte gestützte Arm hält den Körper auf-recht, ein Bein ist dabei meist senkrecht nach oben gestreckt.

EGGBEATER Bezeichnung für Windmills mit den Händen am Geschlechtsteil.

ELBOWFREEZERuht das Körpergewicht auf den Ellbogen, so werden daraus zahlreiche Vari-anten an Elbowfreezes abgeleitet.

ELBOWGLIDEFür den  Elbowglide (Kategorie Spins) vollführt der Tänzer dieselben Bewe-gungen wie beim  Handglide, jedoch wird die Drehung auf dem Ellenbogenausgeführt, die Hand ruht dabei auf dem Bauch. Eine Variante ist der Swirl , beidem die Drehung auf dem Unterarm ausgeführt wird.

FISTGLIDEDer Fistglide (Kategorie Spins) ist aus dem Handglide abgeleitet. Der Bewe-gungsablauf ist derselbe, nur dreht sich der Tänzer auf der Faust.FLARE

Der  Flare oder Thomas ist eine Kreisbewegung mit ausgestreckten undgespreizten Beinen um den Körper. Das Gewicht des Tänzers ruht dabei auf den auf den Boden gestützten Armen. Er schwingt seine Beine abwechselnd jeweils unter einem Arm hindurch. Dieser Move wird oft durch einen Coin-drop in eine Windmill überführt.

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HOLLOW BACK Der  Hollow Back oder Planche bloquée (Kategorie Freezes) wird aus einemHand- oder Kopfstand heraus ausgeübt, indem die Beine zum Rücken hin nachunten gebeugt werden; werden die Beine dabei leicht angewinkelt so sprichtman von Scorpion Freeze.

INSANE KORKSCREW

Unter Insane Korkscrew ist eine Variante des  Headspin zu verstehen, bei der die Arme am Körper anliegen.

JACKETDer  Jacket (Kategorie  Freezes) ist ein Kopfstand mit seitlich ausgestrecktenArmen.

KICKSAus den Angriffs- und Verteidigungstechniken der Capoeira stammen dieschwungvoll ausgeführten  Kicks. Die B-Boys kreieren daraus einfallsreichePositionen, wie den L-, K- oder Y-Kick .

KIP-UPMit den aus einer Brücken-Stellung heraus praktizierten  Kip-Ups (Kategorie Floor-Flips) kann der B-Boy aus der Rückenlage in eine aufrechte Position

springen.

K-KICK Der K-Kick ( Drapeau) wird im einhändigen Handstand ausgeübt, wobei Kör- per und Gliedmaßen in K-Position gehalten werden.

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GENIESWindmills, bei denen die Arme vor der Brust gekreuzt werden.

HALO oder Track (Couronne):Mischung aus Windmill und Headspin. Der Kopf verlässt nie den Boden, dieArme werden nach jeder Umdrehung in den Bauch gestützt, damit sich der Tänzer hoch drücken kann. Rücken oder Bauch berühren jedoch nie den

Boden.

HANDCUFFBeim Handcuff handelt es sich um eine Windmill mit den Händen hinter demGesäß.

HANDGLIDES oder Handspinssind auf den Händen (in Handstandstellung) ausgeübte Drehungen. Verschie-dene nach dem Jahr ihrer Kreation benannte Varianten haben sich gebildet,90er , 99er , 2000er , 2001er .

HANDSPRINGSsind die Vorstufe zu Überschlägen (Kategorie  Flips); sie werden meist vor-und rückwärts mit einer oder zwei Händen ausgeübt.

HEADSPINSMit Headspinwerden Drehungen auf dem Kopf um die eigene Achse bezeich-net. Die Variationen sind vielfältig und werden nach den Beinstellungen benannt: Chairstyle, Bowl, Pill, Drill, Countdown, Tutts, Double U oder Bicy-cle. Beim Egyptian werden die Beine in Hieroglyphen-Stellung gehalten.

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ROUTINESVon Routines spricht man, wenn mindest zwei -Boys eine oder mehrere Figu-ren synchron ausführen.

RUBBERBANDEin mehrfach hintereinander ausgeführter Bronco.

SCISSOR KICKSBei den im Handstand ausgeübten Scissor Kicks bewegt der Tänzer die Beinewie eine Schere hin und her, dabei kann er auch hüpfen. Dieser Move wird vonmanchen Tänzern den  Handsprings zugeordnet.

SPIDER Die Spinne ( Arraigné) ist eine schwierige und wenig ausbaufähige Figur, diein den 80er Jahren entwickelt wurde. Der B-Boy bewegt sich auf seinen Hän-den vorwärts. Dabei hat er beide Beine auf den Schultern liegen.

SPINSUnter Spins versteht man jegliche Art von Drehungen auf Körperteilen um dieKörperlängsachse.

SUICIDE

Der Suicide (Kategorie Freezes oder Flips) oder Todessprung ist ein Sprung, bei dem der Tänzer in voller Länge mit dem Rücken auf dem Boden auf-schlägt, er kann aus verschiedenen Figuren heraus ausgeführt werden und beendet eine Combination.

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KNEESPINBeim Kneespin berührt nur ein Knie des Tänzers den Boden. Das andere Beinist in die Höhe gestreckt. Durch das Abstoßen mit den Händen wird eine Dreh- bewegung vollführt. Wird das Bein während des Drehens wieder eingezogen,steigert dies die Drehgeschwindigkeit des Tänzers.

L-KICK 

Der L-Kick (oder Nike) wird im einhändigen Handstand ausgeübt, wobei der Körper in L-Position gehalten wird.

MILLSZur Kategorie der  Mills gehören Drehungen um die Körperlängsachse mitabwechselndem Bodenkontakt von Schultern, Bauch, Rücken, Händen oder Kopf. Aus diesen im Kung-Fu und in der Capoeira ausgeübten Grundbewe-gungen, die dazu dienten, dem Gegner ausweichend aufzustehen, haben sichim Breakdance verschiedene Rotationsfiguren entwickelt.

MONKEYFür den Monkey (Kategorie Spins) dreht sich der B-Boy mit gestreckten, leichtgespreizten Beinen um die Körperlängsachse, indem er von einer Hand auf dieandere wechselt.

 NUTCRACKER Eine Windmill , bei der der Breaker die Hände zwischen den Beinen hat.

ROCKET ( Baguette)Es handelt sich um einen Headspin mit an den Körper angelegten Armen.

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UFOBeim Ufo, auch  Buddha genannt (Kategorie Floats), sind die den Körper tra-genden Arme und die nach hinten weisenden Beine ausgestreckt. Werden dieBeine dabei geschlossen gehalten, heißt der Move  Banane.

V-KICK Der V-Kick , auch  Ninja Outburst genannt, entspricht dem Aù Malandro der 

Capoeira, mit dem u.a. eine Cabecada, ein kräftiger Stoß des Gegners in denMagen, abgewehrt werden kann. Der B-Boy stößt seine Beine in V-Stellung indie Luft, wobei er mit einem gestreckten Arm zwischen den Beinen nach obenzeigt.

VALDEZBei dem aus dem Sitzen ausgeübten Valdez  handelt es sich um einen  Floor- Flip. Er wird als Radschlag seitlich rückwärts oder als Überschlag rückwärtsaus sitzender Position ausgeführt, ein Bewegungsablauf, der seinen Ursprungebenfalls in der Capoeira hat: im sogenannten Macaco. Mit dem Valdez wer-den oft Kicks oder Freezes eingeleitet.

WALL-FLIPBeim Wallflip läuft der B-Boy die Wand nach oben, um daraus Schwung für einen Überschlag rückwärts zu holen.

WINDMILLEs handelt sich um Drehungen, auch  Helicopter oder in Frankreich Coupolegenannt, um die Körperlängsachse mit abwechselndem Bodenkontakt vonSchultern, Bauch oder Rücken mit ausgestreckten Beinen.

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SUMODie Sumos sind Windmills bei denen die Arme die Knie umschließen.

SUPERMANSDie Supermans (Kategorie  Mill ) werden auf dem Brustkorb des Tänzers aus-geführt. Die Arme werden dabei weit herausgestreckt.

SWIPEAls Swipe (l ’ Envolée) bezeichnet man das Drehen um die Köperlängsachse,während Hände und Füße abwechselnd den Boden berühren. Eine Steigerung bietet der Airswipe. Beim Headswipe legt der Tänzer zusätzlich den Kopf auf dem Boden auf.

SWIRL (Kategorie Spins)Diese Drehung um die Körperlängsachse wird auf einem Unterarm ausgeführt.

TORNADODer Tänzer macht die übliche Bewegung, um in die Windmill  zu springen.Sobald er mit dem Rücken den Boden berührt, zieht er die Beine ein unddrückt sie dann ausgestreckt und zusammen von sich. So vollführt er mehrereDrehungen ohne Bodenkontakt.

TURTLE (Scorpion)Diese Figur ist der Kategorie Floats zuzuordnen. Der waagrechte Körper desTänzers schwebt, auf in den Bauch gestützten Armen, drehend mit angewin-kelten Beinen über die Tanzfläche.

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WOLFBeim Wolf (Kategorie  Floats) hält der Tänzer die waagrecht nach vorne aus-gestreckten Beine zwischen den sein Körpergewicht tragenden Armen. Vari-anten können auch mit angezogenen Beinen zwischen den Armen ausgeführtwerden.

WORM

Der B-Boy liegt flach mit nach vorne ausgestreckten Armen auf dem Bodenund bewegt seinen Körper durch wellenartige Bewegungen vorwärts. Der Schwung wird durch das Aufrichten bzw. Ablegen des Oberkörpers gewonn-nen, dem eine entsprechende Bewegungsabfolge mit dem Unterkörper folgt.

Y-KICK Beim Y-Kick stützt sich der Tänzer auf eine Hand und ordnet seine Beine in Y-Position an.

Freiburg/Berlin, Juni 2003Eva Kimminich

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