Brotvermehrungskirche Tabgha - zum-leben.deelis fuhr sofort nach Tabgha, um dort seine Abscheu zu...

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Brotvermehrungskirche Tabgha 2/3 | 2015 | Zeitschrift der Sächsischen Israelfreunde e. V. | www.zum-leben.de Bildungs- und Begegnungszentrum für jüdisch-christliche Geschichte und Kultur Hände zum Leben Handwerkerdienste in Israel

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BrotvermehrungskircheTabgha

2/3 | 2015 | Zeitschrift der Sächsischen Israelfreunde e. V. | www.zum-leben.de

Bildungs- und Begegnungszentrumfür jüdisch-christliche Geschichte und Kultur

Händezum LebenHandwerkerdienste in Israel

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2 | Editorial

Im Kontext des Korintherbriefes (1. Korin-ther 12,10) kann sich das Unterscheiden der Geister auf zwei verschiedene Sachver-halte beziehen. Entweder bedeutet es, die Wahrheit vom Irrtum zu unterscheiden. In diesem Sinn ist Wahrheit eine Offenbarung Gottes. Und daher bedeutet diese Gabe, dass ein Mensch unterscheiden kann, ob eine Weissagung tatsächlich von Gott kommt. Viele Gläubige meinen, dass Gott seinen Willen für uns endgültig in der Bibel offenbart hat und dass es somit heute keine Weissagungen wie in neutestamentlicher Zeit mehr gibt. Daher sei diese Gabe der Unterscheidung der Geister ebenfalls nicht länger notwendig. Dies Auslegung wird ei-gentlich gerade durch das, was in der heu-tigen Christenheit passiert, ad absurdum geführt.Die zweite Bedeutung ist heute jedoch auf jeden Fall noch sehr, sehr relevant! Hier ist die Gabe gemeint, die unterscheidet, ob eine Lehre oder ein Plan mit Gottes Willen übereinstimmt, das heißt, ob er vom Heili-gen Geist eingegeben wurde. Dieser Dienst beinhaltet auch die Fähigkeit, zu erkennen, ob eine neue Lehre den grundlegenden Lehren des christlichen Glaubens wider-spricht, zum Beispiel, ob es einen Wider-spruch zur Lehre der Dreieinheit, der Person und dem Wirken des Himmlischen Vaters, der Person und dem Wirken Jesu Christi, der Person und dem Wirken des Heiligen Geistes oder der Inspiration der Bibel gibt. Auch die Lehre über Israel ist in diesem Sinne enorm wichtig. Jesus war und ist der König der Juden! Seit Israel am 14. Mai 1948 wieder zur Nation geworden ist, sind wir in das Finale der Geschichte eingetre-ten. In dieser Zeit ist es wichtig, das Not-wendige zu tun: Wichtig ist tägliche Schriftverbundenheit, Wachsen in der Lie-be, Wurzeln im Gehorsam, Wachen und Beten, Wirken in Treue, würdiges Leiden und Warten in Geduld.

Dies sind die Dinge, die uns die Bibel rät. Dies empfehlen wir auch allen, die diese Zeilen lesen.

Eine gesegnete Sommerzeit wünscht Ihnen/Euch

Wilfried Gotter

Brandanschlag auf Brotver-mehrungskirche in Tabgha

Das Feuer brach Medienberichten zufolge im angrenzenden Gästehaus aus. Teile des Kirchenareals und der äußeren Anlage fie-len den Flammen zum Opfer. Zwei Men-schen wurden leicht verletzt. Der herbeige-rufenen Feuerwehr gelang es, das Feuer zu löschen, bevor es die Haupthalle der Kirche mit ihrem Holzdach erreichte. Dort befindet sich das berühmte Brot- und Fische-Mosaik aus dem 5. Jahrhundert. Die katholische Kirche mit dem zur Jerusalemer Dormitio-Abtei gehörenden Benediktinerpriorat steht an der Stelle, an der christlicher Tradition zufolge Jesu Speisung der Fünftausend statt-gefunden hat. Die stellvertretende Touris-musministerin Zippi Hotovely verurteilte den Brandanschlag aufs Schärfste. „Israel respektiert die Religionsfreiheit!“, erklärte sie und versicherte, dass die Polizei alles in ihrer Macht Stehende tun werde, um den Fall aufzuklären.

die meisten frommen Leute möchten Gott dienen – aber nur als Berater. Wenn ich mir so das europäische Christentum anschaue, scheint das so zu sein. Die Frage ist, ob ihnen auch zu raten und zu helfen ist!Das erste Kirchgemeindebarometer der EKD, das in diesen Tagen veröffentlicht wurde, brachte zutage, was in deutschen Kirchgemeinden wichtig ist. Soziales ist wichtiger als Mission und Evangelisation! Die „Wurzel“ unseres Glaubens, Israel, kommt überhaupt nicht vor! Im Gegenteil, es wird mit Kampagnen Stimmung gemacht gegen Produkte aus Judäa und Samaria. Nach dem, was Gott am Herzen liegt und nach dem, was sein Wort sagt, wird über-haupt nicht gefragt. Dabei will Gott, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen! Es ist der Geist Gottes, der uns in alle Wahrheit leiten will. Kürzlich haben wir Pfingsten gefeiert, aber wie steht es mit dem Heiligen Geist im Jahr 2015? Fakt ist ja wohl, dass ohne den Heiligen Geist es keine Christen mehr in dieser Welt gäbe. Aber es gibt sie! Und es werden immer mehr, wenn auch nicht in Deutschland, Westeuropa und den USA. Woran mag das wohl liegen?

Es gibt auch weltweit eine Menge Christen die sich so nennen, aber viele Kernlehren der Bibel längst über Bord geworfen haben. So kommt es dazu, dass sich verschiedene Konfessionen und Denominationen regel-recht bekämpfen. Die Jerusalemer Grabes-kirche ist ein klassisches Beispiel hierfür. Es ist im weltweiten Christentum zu einer Si-tuation gekommen, die eine biblische Gabe besonders wichtig macht. Es ist die Gabe der Geisterunterscheidung! Diese Gabe scheint in unserer Zeit wohl eine der wichtigsten der der Bibel genannten Geistes- gaben zu sein. Ist Israel das Israel Gottes oder ist es durch die Kirche ersetzt? Stehen Aussagen, die Synoden beschließen, mit dem Buch der Bücher in Übereinstimmung oder kann man sie getrost als „heiße Luft“ vernachlässigen? Müssen Heiden und bekehrte Christen ge-meinsam in einer Kirche sein, nur weil defacto Heiden in der Kirche alle möglichen Scheine wie Taufschein, Trauschein, Konfir-mationsschein usw. erworben haben, aber sich nicht zu Jesus Christus, den König der Juden, bekehrt haben und seine Auferste-hung leugnen?

Liebe Freunde,

ImpressumHerausgeber und Bezugsadresse

Sächsische Israelfreunde e.V. Schönborn-Dreiwerden · Schulstraße 5 09661 Rossau, Tel. 03727-2701 – Fax 92623 E-Mail: [email protected], www.zum-leben.de Satz & Layout: Marco Köhler

Erscheinungsweise: vier Ausgaben pro Jahr

Die Verfasser der einzelnen Artikel sind für ihre Artikel selbst verantwortlich. Es gilt die „Brille“ des Verfassers!

Bezugspreis auf Spendenbasis! Wir sind dankbar für mindestens 25,– EUR oder mehr pro Jahr.

Redaktion: Wilfried Gotter (WG) + Lothar Klein (LK)

Bilder – soweit nicht anders gekennzeichnet – © Sächsischen Israelfreunde e.V.

Redaktionsbeirat: Uwe Dziuballa, Ralf Gotter, Matthias Hampel, Gottfried Harnack, Werner Hartstock, Berthold Lehmann, Dr. Theo Lehmann, Carmen Matussek, Heinz Reusch, Michael Sawitzki, Michael Schneider, Stephan Sternberg, Sieglinde Wuttke, Christoph Zörb

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© Kushnirov Avraham – fotolia.com

Ausgabe 2/3 | 2015

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| 3In eigener Sache

Editorial Wilfried Gotter 2

In eigener Sache SIF 3

Der Umgang mit Kirchenschändung in Israel U. W. Sahm 4

Offener Brief des CFFI Vorstand CFFI 5

Biblisches Wort – Daniel Dr. Theo Lehmann 6

Berichte von Märschen des Lebens in Sachsen Lothar Klein 10

Der Friedensengel und der Hardliner Ulrich W. Sahm 16

Rückblick 19. Sächsische Israelkonferenz L. Klein/K. Viertel 18

Unterwegs mit dem Handwerkerdienst Jochen Peter 20

Finales Manifesto Wilfried Gotter 23

50 Jahre diplomatische Beziehungen Lothar Klein 24

Armenier erinnern an den Völkermord Mirjam Holmer 26

1. Juni zum Internationalen Farhud-Tag erklärt MFA 29

Reiseangebote israelreise.de 30

Versöhnungsreise Horst Kuhlmann 32

Baptisten und Freikirchen in der NS-Zeit Kathrin Böttche 34

Rendezvous mit dem „Land-Dieb“ Johannes Gerloff 38

Die Gideon-Quelle Michael Schneider 42

Ukraine – mehrfache Decke des Schweigens H./E. Kassmann 44

Von Wein und Demut Dana Nowak 46

18. Reise nach Äthiopien Pfr. Matthias Franke 48

Von der Feuerstelle zum Gasherd Mirjam Holmer 52

Ein Licht für alle Völker Matthias Hampel 54

Antisemitismuskonferenz Carmen Matussek 56

Jetzt ist die Gaza-Blockade perfekt Ulrich W. Sahm 57

I say YES to Jewish products Uwe Dziuballa 58

Zum Boykott von Waren aus Israel Ulrich W. Sahm 59

Aktuelles SIF 60

Medienschlacht um die Wahrheit Elisabeth Hausen 61

Moral ohne Realitätsbezug Ulrich W. Sahm 64

Wie schützt man sich vor Propagandalawinen? U. W. Sahm 66

Amnesty und die Sprachenverwirrung Ulrich W. Sahm 68

Kurzberichte verschiedene Autoren 70

Inhalt 2-3/2015 In eigener Sache

Die 19. Sächsische Israelkonferenz ist vorbei und somit beginnen schon die Vorbereitungen für die 20., die vom 20. bis 22. Mai 2016 in der Sachsenlandhalle Glauchau stattfinden soll. Ihr lieben Israelfreunde, bitte tragt Euch diesen Termin jetzt schon in Eure Kalender ein. Wir wünschen uns sehr, – so Gott will und wir leben – dass wir uns in Glauchau alle sehen! Bitte macht den Termin auch in Euren Gemeinden und Gemeinschaften bekannt. Eine solche Konferenz ist immer eine gute Gelegenheit, Israel ein klein wenig besser kennen zu lernen. Unser Glaube hat seinen Anker im Land Israel und beim König der Juden – Jesus. Nach dann 20 Konferenzen sind wir sehr am Fragen, wie es danach weitergehen wird. Gern hören wir auf Eure Meinungen und Vorschläge, wenn wir uns in der Zeit bis Mai 2016 bei Veranstaltungen im Lande oder in Israel sehen.

Wie immer sagen wir an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die uns mit ihren Gaben und Gebeten in der vergangenen Zeit sehr unterstützt haben! Der Allmächtige segne Euch Dafür nach dem Reichtum seiner Gnade! Ich bin Gewiss, dass Ihr uns im „gefürchte-ten“ Sommerloch nicht hängen lasst. Dank auch allen Spendern, die das BBZ in Reichbach mit ihrer Patenschaft unterstützen. Hier gibt es zwei neue, äußerst interessante Ausstellungstücke zu sehen, die unser Bruder Matthias Hampel entwickelt hat. Kommt also wieder mal vorbei! Vom 02. – 23. August ist das BBZ Reichenbach geschlossen.

Herzliche Einladung zum Sommerfest der Sächsischen Israelfreunde in die Villa Markersdorf am 5. Juli 2015 ab 16.00 Uhr mit Johannes Gerloff, Familie Peter und vielen weiteren Gästen. Wir wollen miteinander auf Gottes Wort hören, miteinander Reden und vor allem auch gut essen. Der Anmeldeschluss ist der 30. Juni. Wir bitten um die Überweisung von 20,00 € für das Essen auf unser Konto Stichwort: SommerfestAnmeldung: 03727-2701 oder [email protected]

Jochen und Ruth Peter sind im Juli in Deutschland zu Vorträgen unterwegs! Einige Termine sind noch frei. Bitte kontaktiert die Geschäftsstelle!

Der Redaktionsschluss für die nächste LeChaim-Ausgabe ist der 20. September! Wir wünschen Euch allen eine gesegnete Sommer- und Urlaubszeit und viele gute Erfahrungen mit dem Wort Gottes und dem Reichtum seiner Nähe.

Im Namen des Vorstandes Wilfried Gotter und Lothar Klein

Achtung: Dies ist die Einladung zu unserer diesjährigen Jahres-hauptversammlung! Am 12. September 2015 treffen wir uns 14.30 Uhr in der JESUS-GEMEINDE REICHENBACH, Rosa-Luxemburg-Straße 54, 08468 Reichenbach. Die wichtigsten Tagesordnungspunkte sind, neben den üblichen satzungsmäßigen Vereinsformalia, die Vorstandswahl und eine Satzungsänderung. Die genaue Abfolge der Tagesordnung wird als Tischvorlage vorliegen. Wer noch Vorschläge einbringen möchte, kann dies noch bis zum 30.08.2015 in der Geschäftstelle tun.

Ausgabe 2/3 | 2015

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Ausgabe 2/3 | 20154 | Aktuelles

wichtigsten Wallfahrtsorte im Norden Isra-els. Der deutsche Botschafter Andreas Micha-elis fuhr sofort nach Tabgha, um dort seine Abscheu zu äußern. Seine Worte wurden in allen israelischen Medien zitiert. Zuvor hatte die Deutsche Botschaft in Tel Aviv eine Ver-urteilung veröffentlicht: „Es muss sicherge-stellt werden, dass diese Einrichtungen in Israel, ebenso in Deutschland und Europa, geschützt sind und bleiben.“ Da Diplomaten bekanntlich ihre Worte gut auswählen, klingt es, als wäre der Schutz „dieser Einrichtun-gen“ in anderen Ländern weniger bedeut-sam. Dieser Ansicht scheinen sich auch die deutschen Medien angeschlossen zu haben. Dem Anschlag im israelischen Tabgha, mut-maßlich durch jüdische Extremisten, haben sie große Schlagzeilen gewidmet. Sie sind sogar über die Täter besser informiert, als die israelische Polizei. Die Täter seien „Siedler“, obgleich es Extremisten mit Hass auf Chris-ten und andere Nicht-Juden durchaus auch in Israel gibt und nicht nur unter den „Sied-lern“ in den besetzten Gebieten. In deut-schen Medienberichten fällt auf, dass der Anschlag in Israel eine überproportionale Beachtung findet. In derselben Woche gab es jedoch auch Anschläge auf christliche Kir-chen in anderen Ländern – mit ungleich schlimmeren Folgen. Die Identität der mut-maßlichen Täter scheint in Deutschland grö-ßere Bedeutung zu haben, als die Folgen des Anschlags, zumal es in Israel keine Toten und nur Sachschaden gegeben hat.

In Lahore in Pakistan sprengte ein Selbstmor-dattentäter in einer gefüllten Kirche eine Bombe und tötete 17 Menschen. Er verletzte 80, während vor der Kirche ein Kumpan mit dem Maschinengewehr schoss. In den Schlagzeilen wurde erwähnt, dass zwei Hel-fer der Terroristen zu Tode gelyncht worden seien. In Charleston in den USA erschoss ein Weißer neun Menschen in der schwarzen Emanuel AME Church. Ein Report beschul-digte Syriens Assad-Regierung, 40 Attacken auf Kirchen durchgeführt zu haben, darunter auf das Mar Elias Kloster, dessen Prior ent-führt worden sei. In Homs sei die römisch-

katholische „Lady of Peace“-Kirche sechs Mal mit Mörsern und Raketen angegriffen wor-den. Eine Mine in der Kirche habe einen Mann getötet. Am Donnerstag seien nach Angaben der Nachrichtenagentur Aina ein assyrischer Priester und ein Dekan aus dem Mar Ilyan al-Sharqi Kloster entführt worden, darunter der Prior des Klosters, Fr. Jacques Murad. Vom 2013 in der Gegend von Aleppo entführten assyrischen und griechischen Bi-schof fehlt bis heute jede Spur. Ebenso seien der syrisch-orthodoxe und der griechisch or-thodoxe Erzbischof, Paul Yazigi und Yohanna Ibrahim, während „humanitärer Hilfe“ aus dem Dorf Dael von „terroristischen Grup-pen“ entführt worden. Die nigerianische Terror-Gruppe Boko Haram habe zwei Dörfer im benachbarten Niger angegriffen, darunter Kirchen, und 40 Menschen getötet. Insge-samt habe Boko Haram 13.000 Menschen getötet und 1,5 Millionen in die Flucht ge-trieben. Während deutschsprachige Medien und sogar der Vatikan weitgehend schwei-gen, findet man in englischsprachigen Medi-en noch unzählige weitere Attacken auf Christen und ihre Gotteshäuser. In der zen-tralafrikanischen Republik seien in der Pro-vinz Nana Grebizi acht Kirchen, Missions-zentren und eine unbekannte Zahl christlicher Heime nach Attacken schwer bewaffneter muslimischer Fulami-Hirten niedergebrannt worden. In Ägypten wurden zahlreiche kop-tische Kirchen verbrannt und angegriffen, was zu einem Exodus einer der ältesten christlichen Gemeinschaften geführt hat. Im Irak haben Islamisten von IS nicht nur chal-däische Kirchen aus dem 10. Jahrhundert, sondern auch Heiligtümer aus den letzten 3000 Jahren zerstört. Die meisten Christen im Irak sind geflohen, wenn sie vorher nicht ermordet worden sind. In den deutschen Medien macht sich niemand die Mühe, die Massaker, Vertreibungen und Zerstörungen christlicher Kulturgüter einzeln zu verfolgen. Diese Liste lässt sich noch beliebig ausweiten auf Kenia, Uganda, den Libanon und andere Länder, oder auch Libyen, wo 21 koptische Christen vom IS am Strand geköpft worden sind.

Der Umgang mit Kirchenschändung in Israel Brandanschlag auf Brotvermehrungskirche

Foto: Fire and Rescue Services/TOI

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem

In der Nacht zum Donnerstag haben Unbe-kannte einen Brand in der berühmten Brot-vermehrungskirche in Tabgha am See Gene-zareth gelegt und hebräische Graffiti hinterlassen: „Götzendiener werden ausge-rottet“. Ein 75 Jahre alter Priester und eine 19-jährige Volontärin erlitten leichte Rauch-verletzungen. Fünf Teams der Feuerwehr von Tiberias waren schnell zur Stelle und konn-ten den Brand unter Kontrolle bringen, ehe er auf das Kirchengebäude übergegriffen war. Der Empfangsraum, ein Andenkenladen und ein Büro der deutschen Benediktiner war durch die Flammen zerstört worden.

Am Donnerstag beherrschte der Überfall die Nachrichten in den israelischen Medien. Innerhalb von Stunden hatte die Polizei eine Gruppe von 16 Talmudschülern aus dem Zentrum Israels verhört und wieder freigelas-sen, weil sich kein Zusammenhang zu der Tat herstellen ließ. Der Polizeiminister wies die Polizei an, der Aufklärung dieser Kirchen-schändung höchste Priorität einzuräumen. Premierminister Benjamin Netanjahu verur-teilte die Schändung mit scharfen Worten und wies seinen Geheimdienstchef Josef Par-do an, mit dem Inlandsgeheimdienst Schin Beth die Täter ausfindig zu machen. Politiker aller Fraktionen, der Regierungskoalition wie der Opposition verurteilten die Tat und be-klagten den schweren Schaden für Israels Ansehen. Im Rundfunk und Fernsehen ka-men der Prior der Kirche in Tabgha und der Hebräisch sprechende stellvertretende Vize-Patriarch David Neumann zu Wort. Sie riefen die Christen auf, gerade jetzt das Heilige Land zu besuchen. Es bestehe keine Gefahr. Beide riefen die Religionsführer der drei mo-notheistischen Religionen auf, Toleranz, Re-spekt und gegenseitiges Verständnis vor al-lem jungen Menschen zu predigen. Einfache Israelis seien aus Tiberias gekommen, um vor der Kirche zu weinen. Tabgha zieht Pilger an und gilt neben Kapernaum als einer der

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Ausgabe 2/3 | 2015

Offener Brief vom 11. Juni 2015 an den Präsidenten des Deutschen Evangeli-schen Kirchentages, Herrn Professor Andreas Barner, an den EKD-Ratsvorsit-zenden, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm und an den Vorsitzen-den der ACK, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann

Sehr geehrter Herr Professor Barner, sehr geehrter Herr Dr. Bedford-Strohm, verehrter Herr Dr. Wiesemann,

mit Bestürzung haben wir vernommen, dass Erzbischof a. D. Desmond Tutu (Kapstadt) sich in einem offenen Brief an Sie gewendet hat und Christen in Deutschland dazu auf-fordert, sich für den Boykott israelischer

Weg zu sein, mit Klischees und Stereotypen zu arbeiten, die der einseitigen Verurteilung eines Konfliktpartners dienen. Solch ein Vorgehen ist nicht friedensförderlich son-dern zementiert den Konflikt. Das kann nicht Sinn der Sache sein. Ferner vermissen wir bei Herrn Tutu ein Gespür für die Be-sonderheit speziell der deutsch-israelischen Beziehungen. Wenn er sich schon von außen an die Christen in Deutschland wendet, dann sollte er die Sonderrolle Deutschlands angemessen berücksichtigen. Zuletzt ist Herrn Tutus Bezugnahme auf das Kairos-Palästina-Dokument aus dem Jahre 2009 zu kritisieren. Die theologische Ein-seitigkeit und Unzulänglichkeit dieses Pa-piers sind offensichtlich und vielfach beim Namen genannt worden. Exemplarisch sei hier nur verwiesen auf die profunden Aus-führungen von Professor Wengst (veröffent-licht in „Christsein mit Tora und Evangeli-um“, § 12). Im Gegensatz zu Herrn Tutu bitten wir Sie, sich für Sachlichkeit, Fair-ness, beidseitige Gerechtigkeit und Vorur-teilsfreiheit einzusetzen. Die einseitige Verurteilung eines Konfliktpartners ist kontraproduktiv. Sie hilft niemandem und führt in der Sache nicht weiter.

Mit freundlichen Grüßen Tobias Krämer, Theresia Ebert, Benjamin Schnabel

Waren, ja für Sanktionen gegen Israel ein-zusetzen. Dieser Aufruf ist bedenklich, denn er verkennt die Situation vor Ort. Die simple Täter-Opfer-Rhetorik kann die örtli-che Realität nicht angemessen abbilden und die genannten Maßnahmen treffen unmit-telbar auch die Palästinenser.

Zunächst ist es verfehlt, Israel als „Apart-heidstaat“ zu bezeichnen. Der Zaun, der palästinensische Gebiete von israelischen trennt, ist auf terroristische Übergriffe aus den palästinensischen Gebieten zurückzu-führen, die Israel Hunderte von Menschen-leben kosteten. Seit dem Bau dieses Zaunes sind jene Attacken um ca. 90 % zurückge-gangen, so dass viele Menschenleben geret-tet werden konnten. Dieser Zaun hat mit Apartheid nichts zu tun, sondern ist ganz anders motiviert: Er dient dem Schutz der jüdischen Bevölkerung. Damit soll nicht gesagt sein, dass Israel an dem Konflikt mit den Palästinensern keinen Anteil hätte. Is-rael der Apartheid zu bezichtigen, halten wir jedoch für verkehrt.

Wir erkennen in Herrn Tutus Schreiben aufrichtigen Friedenswillen und wir aner-kennen die ihn als Südafrikaner prägenden Erfahrungen mit Apartheid und Unterdrü-ckung. Die Verhältnisse in Israel sind jedoch andere und so erscheint es uns der falsche

Offener Brief des Christlichen Forums für Israel (CFFI)

Erzbischof a.D. Desmond Tutu© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

(via Wikimedia Commons)

20. Sächsische Israelkonferenz

20.–22. Mai 2016 Sachsenlandhalle Glauchau

Jetzt schon Termin vormerken!

Sei dabei!

| 5Kritikwürdiges

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Der Daniel war in jeder Hinsicht ein-wandfrei, bis auf einen einzigen Punkt: Er war ideologisch nicht astrein. Hatte die falsche Weltan-schauung.

Biblisches Wort – Daniel (Teil 5)

Gefahr, Lebensgefahr Daniel wegen seines Glaubens gerät, als man ihn in die Höhle der Löwen den wilden Bestien zum Fraß vor-wirft. Aber die Gefahr der Löwenhöhle ist nicht so schlimm wie die Gefahr, ein Salon-löwe zu werden, der sich einen hohen Posten erschleicht, indem er um Gott einen Bogen und vor den Menschen einen krummen Buckel macht. Es ist schon mancher auf dem politischen Parkett ausgerutscht und glatt umgefallen. Ganze Kirchen haben vor den politischen Machthabern auf dem Bauch gelegen oder mit ihnen im Bett und haben Gott verraten. Durch das jahrhundertelange Bündnis von Thron und Altar hat die Kirche oft genug ihren Glauben verleugnet, wenn sie jedem Machthaber, egal, wer da nun ge-rade regierte, ihre Dienste angeboten hat. Das hat der Kirche schließlich den Ruf ein-gebracht, sie wäre weiter nichts als ein Ins-trument der herrschenden und besitzenden Klassen. Aber die Kirche ist nicht dazu da, die herrschende Klasse zu stützen oder zu stürzen, sondern sie ist dazu da, alle Men-schen aller Klassen zu Gott zu rufen. Deshalb fordere ich dich im Namen Gottes auf, Gott die Ehre zu geben und ihn anzubeten, egal, zu welcher Menschenklasse du gehörst, ob du Mercedes-, Motorrad- oder Mountain-Bike-Fahrer bist. Daniel gehörte zur herr-schenden Klasse. Aber Gott hat ihn davor bewahrt, am Hof des Königs ein Höfling zu werden, und das ist das große Wunder in unserer Geschichte. Denn die Versuchung ist auch für Daniel groß genug gewesen. Du weißt ja, wie das ist, wenn du als Einzelner gegen den Strom schwimmst. Du bist viel-leicht der Einzige in deiner Klasse, der an Gott glaubt. Der Einzige in deiner Familie, der zur Kirche geht. Der Einzige in deiner Firma, der vorm Essen betet. Und jetzt stell dir Daniel vor: Der einzige Minister im ba-bylonischen Weltreich, der an Gott glaubt. Der Einzige in der ganzen Regierung, der zu Gott betet. Allein einem Riesenapparat ge-genüber. In seinem ganzen Ministerium, in allen Abteilungen, auch in den inneren, sind alle anders als er. Aber er gehört nicht zu der Sorte, die wegen ihrer Karriere Gott den Rücken kehren. Die wegen eines schönen

gar nicht so einfach. Einfach deswegen, weil man dem keine Fehler nachweisen konnte. Keine Geldskandale, keine Weibergeschich-ten. Er hatte weder mit Baulizenzen noch mit Immobilien geschoben, keine Parteigel-der veruntreut, niemanden bestochen, keine Falschaussagen vor Gericht, keine Spenden-affäre, keine schwarzen Konten – also nichts von dem, was z.B. viele Mitglieder unserer Regierung kennzeichnet. Dem Manne war beim bösesten Willen einfach nichts anzu-hängen.

Wer sich mit Machenschaft Macht schafft

„Da trachteten die Fürsten und Statthalter danach, an Daniel etwas zu finden, das gegen das Königreich gerichtet wäre. Aber sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden; denn er war treu, so dass man keine Schuld und kein Vergehen bei ihm finden konnte. Da sprachen die Männer: Wir werden keinen Grund zur Anklage gegen Daniel finden, es sei denn wegen seiner Gottesverehrung“ (Vers 5 und 6). Dass man da nicht eher drauf gekommen war! Der Daniel war in jeder Hinsicht einwandfrei, bis auf einen einzigen Punkt: Er war ideologisch nicht astrein. Hatte die falsche Weltanschau-ung. Das war der Punkt, wo man den Hebel an-setzen konnte, um ihn aus dem Sattel zu wippen. Daniel stammte, wie gesagt, aus Jerusalem. Er war Jude, und die Juden sind Menschen, die an Gott glauben und zu Gott beten. Zum Beispiel spricht jeder fromme Jude täglich mehrmals das Gebet: „Höre, Is-rael, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft“ (5. Mose 6,4). Diese Worte hat der Daniel auch gebetet. Jeden Tag. Dreimal an jedem Tag. Laut. Das war bekannt. Und der Daniel machte sich da überhaupt nichts draus. Jeder konnte wissen, dass er ein treuer Anhänger Gottes war – daran hatten auch die Umschulung, die Karriere und der hohe Posten nichts ändern können. Wir werden noch sehen, in welche

von Pfr. i.R. Dr. theol. Theo Lehmann,Chemnitz

6 | Biblisches Wort

„Irrt euch nicht. Gott lässt sich nicht spotten.“

Löwen: Schnauze! Daniel 6

Daniel war ein Jude aus Jerusalem, als Knirps gekidnappt, als Teenager auf staatstreu ge-trimmt, als Beamter in Babel ausgebildet, klug, geschickt, begabt, für die politische Laufbahn wie geschaffen. Es dauerte nicht lange, da hatte er es bis zum Minister ge-bracht, und fast wäre er zur rechten Hand, zum ersten Stellvertreter des Staatsober-hauptes geworden. Aber in dem Augenblick, als er den Posten des Ministerpräsidenten kriegen sollte, kriegen ihn seine Gegner zu fassen und stürzen ihn. Denn es ist ja klar, dass so ein Mann seine Konkurrenten hat.

Da gab’s noch genug andere, die zwar nicht soviel auf dem Kasten, aber große Lust auf seinen Posten hatten. Die hatten sich sowie-so schon lange darüber gefoppt, wie der Danie sie alle der Reihe nach überrundet hatte. Aber jetzt, als er den höchsten Regie-rungsposten kriegen sollte, da platzt ihnen vor Neid der Kragen, und sie beschließen, ihn abzuschießen. Das war aber bei Daniel

Ausgabe 2/3 | 2015

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Postens ihre Seele verkaufen. Die, um im Leben vorwärts zu kommen, zum Rückversi-cherer werden und ihren Glauben verleug-nen. Der gehört nicht zu denen, die ihren Glauben im Herzen haben und sich nach außen nichts anmerken lassen. Die innerlich einen frommen Standpunkt vertreten und äußerlich ganz woanders stehen, nach dem Motto des Wetterhahns: „Ich habe auch meinen festen Standpunkt.“ So eine windige Type war Daniel nicht. Der orientierte sich nur nach einer einzigen Richtung: nach Je-rusalem, der Stadt Gottes, nach Gott. Der war Gott treu.

Besser treu als scheu

Und vielleicht war es gerade diese unbeug-same Treue, diese unbedingte Wahrhaftig-keit, diese ehrliche Geradlinigkeit, die ihm die Gunst seines Königs eingebracht hatte. Denn der König hatte erkannt: Auf die Kar-rieremacher und Speichellecker, die ihm bloß nach dem Munde redeten, konnte er sich sowieso nicht verlassen. Aber bei dem Daniel, da wusste er, woran er war. Dem konnte er vertrauen, besser als dem ganzen Geschmeiß von Heuchlern, das ihn sonst umgab. Ein Mensch, der seine Überzeugung ehrlich und treu vertritt, ist immer vertrau-enswürdig. Treue und Vertrauen gehören zusammen. Und wenn du willst, dass die Menschen dir vertrauen, wenn du willst, dass sie – deine Freunde und deine Feinde – dich überhaupt ernst nehmen, dann brauchst du nur ehrlich zu deiner Überzeu-gung zu stehen. Leg beim Einzug ins Lehr-lingswohnheim oder in die Kaserne von vornherein am ersten Tag als erstes deine Bibel auf den Tisch und lebe die restlichen Tage danach. Durch Offenheit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit machst du dich vielleicht nicht immer beliebt. Aber du machst dich dadurch auf alle Fälle vertrauenswürdig. Nun waren da also noch die neidischen Kollegen,

die Daniel seine Vertrauensstellung nicht gönnten. „Wie könnten wir“, so war die Frage, „ihn austricksen?“ Also marschierten diese Neidhammel zum Leithammel, also zum König, und sagen zu ihm: „Der König Darius lebe ewig! Es haben die Fürsten des Königreichs, die Würdenträger, die Statthal-ter, die Räte und Befehlshaber alle gedacht, es solle ein königlicher Befehl gegeben und ein strenges Gebot erlassen werden, dass jeder, der in dreißig Tagen etwas bitten wird von irgendeinem Gott oder Menschen, außer von dir, dem König, allein, zu den Löwen in die Grube geworfen werden soll. Darum,

0 König, wollest du ein solches Gebot ausge-hen lassen und ein Schreiben aufsetzen, das nicht wieder geändert werden darf nach dem Gesetz der Meder und Perser, das un-aufhebbar ist. So ließ der König Darius das Schreiben und das Gebot aufsetzen“ (Vers 7-10). O.K., sagten die Neidhammel (O.K. ist die Abkürzung für ,,0 König“), so soll’s geschehen, und so haben sie den Daniel so gut wie in der Falle.

Die Größe scheut die Blöße

Wir erhalten hier so nebenbei einen Ein-blick in den Mechanismus des Personenkul-tes, wie er später mit vielen anderen Herr-schern getrieben wurde, von Stalin über Hitler und Mao und Gaddafi bis zu solchen kleinen Geistern wie Walter Ulbricht und Erich Honecker. Es ist ja interessant, dass nicht der König auf die irre Idee kommt, sich einen Monat lang als Gott anbeten zu lassen, sondern diese Idee wird ihm von seinen Hofschranzen suggeriert. Es sind immer die kleinen Geister von unten, die einen Menschen zum Personenkult herauf-schaukeln. Und wenn der Mensch auf der Regierungsschaukel selber ein kleiner Geist ist, dann gefällt dem das. Dann lässt der sich

Aber die Gefahr der Löwenhöhle ist nicht so schlimm wie die Gefahr, ein Salonlöwe zu werden, der sich einen hohen Posten erschleicht, indem er um Gott einen Bogen und vor den Menschen einen krummen Buckel macht.

das gefallen. In unserem Falle sieht man, wie ein mächtiger Mann abhängig wird von sei-nen eigenen Untergebenen. Außerdem zeigt sich, dass selbst der König, der ja angeblich ein Gott ist, abhängig ist von einer über ihm stehenden unpersönlichen Macht. Es ist hier dauernd die Rede von dem „Gesetz der Meder und Perser“, das selbst der König nicht übertreten darf. Selbst der steckt in einem System von Abhängigkeiten. Auch er hat nicht die Freiheit, zu machen, was er will. Er kann nicht einmal, wie wir gleich sehen werden, der Stimme seines Gewissens folgen. Diese Freiheit, nach seinem eigenen Gewissen zu handeln, hat hier nur einer, und das ist der Daniel. Weil er sein Gewissen nicht bestimmen lässt von der Regierung, von der Gesellschaft, von anderen Leuten und Meinungen, sondern von Gott. Daniel ist in seinem Gewissen abhängig allein von Gott. Und je mehr du von Gott abhängig bist, je freier bist du. Daniel beteiligt sich am per Gesetz staatlich verordneten Personenkult nicht. Als er von dem Gebot des Königs hört, geht er, so heißt es hier, „in sein Haus“. Es gibt Zeiten, wo sich der gläubige Mensch besser in seine vier Wände und in den Un-tergrund zurückzieht. Auch das hat die Kir-che oft getan. Jeder Tourist, der nach Italien kommt, kann dort in Rom die Katakomben besichtigen, unterirdische Gänge, in denen die Christen in Zeiten der Verfolgung unter-getaucht sind. Für Daniel beginnt jetzt seine Katakombenzeit. Er provoziert den König nicht durch öffentliche Proteste, sondern er zieht sich still in sein Haus zurück. Aber dieser Rückzug ins Haus wird nicht zur Verleugnung. Und das ist nun das zweite Wunder in dieser Geschichte. Gott bewahrt den Daniel vor der ungeheuren Versuchung, jetzt nun auch noch in seinem Haus die Finger von Gott zu lassen. Er hätte sich ja sagen können: Wozu die Hände falten? Auf die äußerliche Gebetshaltung kommt es doch nicht an. Wozu laut beten? Gott hört auch, wenn man in seinem Herzen betet. Wozu überhaupt beten? Gott ist allwissend, der weiß sowieso schon, was ich ihm sagen will. Aber solche Argumente zählen für einen Charakter wie Daniel nicht. Er bleibt Gott treu. Auch im Gebet.

Beten mit und ohne Tapeten

Er betet, und er betet laut, wie es sich gehört, und dass es jeder hören kann, nämlich bei offenem Fenster: „Der Herr ist unser Gott, der Herr allein.“ Und es macht ihm absolut

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(Vers 17). Und dann geht der Bericht folgen-dermaßen weiter: „Und sie brachten einen Stein, den legten sie vor die Öffnung der Grube; den versiegelte der König mit seinem eigenen Ring und mit dem Ring seiner Mächtigen, damit nichts anderes mit Daniel geschähe. Und der König ging weg in seinen Palast und fastete die Nacht über und ließ kein Essen vor sich bringen und konnte auch nicht schlafen. Früh am Morgen, als der Tag anbrach, stand der König auf und ging eilig zur Grube, wo die Löwen waren. Und als er zur Grube kam, rief er Daniel mit angstvoller Stimme. Und der König sprach zu Daniel: Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes, hat dich dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, auch erretten können vor den Löwen? Daniel aber redete mit dem König: Der König lebe ewig! Mein Gott hat seinen Engel ge-sandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, so dass sie mir kein Leid antun konnten; denn vor ihm bin ich unschuldig, und auch gegen dich, mein König, habe ich nichts Böses getan. Da wurde der König sehr froh und ließ Daniel aus der Grube herausziehen. Und sie zogen Daniel aus der Grube heraus, und man fand keine Verletzung an ihm, denn er hatte seinem Gott vertraut“ (Vers 18-24).

Zahme Löwenzähne

Das ist das dritte Wunder der Bewahrung, das uns in diesem Kapitel erzählt wird. Und ich möchte das jetzt so stehen lassen, wie es hier in der Bibel steht, ohne den Versuch zu machen, euch das zu erklären. Gott hat den Löwen das Maul zugehalten. Eine andere Erklärung gibt es nicht, und es wäre Unsinn, eine andere Erklärung zu suchen. Und auch das haben Christen immer wieder erfahren: Gott kann auch dem viehischsten Feind das Maul zuhalten, die Hände festhalten, die Augen zuhalten. So hat das z.B. Corrie ten Boom erlebt. Als sie ins Frauen-KZ Ravens-brück eingeliefert wurde, gab es zwei Leibes-visitationen, erst in den eigenen Kleidern, dann im KZ-Kittel. Beide Male wurde die Bibel, die Corrie ten Boom bei sich trug, nicht gefunden. Gott hatte den SS-Leuten, den Tieren in Menschengestalt, die Augen zugehalten. Und ich kann von mir selber bezeugen, dass Gott der Stasi die Hände ge-bunden hat, obwohl die mich beruflich, psychisch und physisch vernichten wollte. Die wollte mich aus der Stadt Karl-Marx-Stadt entfernen, die wollte mich aus dem Pfarramt entfernen, die Stasi hat mich bespit-zelt und hatte die Macht, mich zu vernichten.

muss: „Da traten sie vor den König und re-deten mit ihm über das königliche Gebot: 0 König, hast du nicht ein Gebot erlassen, dass jeder, der in dreißig Tagen etwas bitten würde von irgendeinem Gott oder Men-schen, außer vor dir, dem König, allein, zu den Löwen in die Grube geworfen werden soll? Der König antwortete und sprach: Das ist wahr, und das Gesetz der Meder und Perser kann niemand aufheben.

Sie antworteten und sprachen vor dem Kö-nig: Daniel, einer der Gefangenen aus Juda, der achtet weder dich noch dein Gebot, das du erlassen hast; denn er betet dreimal am Tage. Als der König das hörte, wurde er sehr betrübt und war darauf bedacht, Daniel die Freiheit zu erhalten, und mühte sich, bis die Sonne unterging, ihn zu erretten. Aber die Männer kamen wieder zum König gelaufen und sprachen zu ihm: Du weißt doch, König, es ist das Gesetz der Meder und Perser, dass alle Gebote und Befehle, die der König be-

schlossen hat, unverändert bleiben sollen. Da befahl der König, Daniel herzubringen. Und sie warfen ihn zu den Löwen in die Grube“ (Vers 13-17). Daniel muss sterben. Er muss in die Löwengrube, und der König, der ihn gern retten wollte und nicht konnte, der ruft ihm noch ziemlich kläglich hinter-her, was er selber nicht glaubt: „Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, der helfe dir!“

Aber Gott hat der Stasi die Schnauze zugehalten, dass sie nicht zuschnappen konnte, und ich bin aus der bösen Falle der DDR rausge-kommen, ohne dass mir ein Haar ge-krümmt wurde, denn ich hatte meinem Gott vertraut.

nichts aus, dass die Spitzel und Schlitzohren unten ums Haus schleichen und nur darauf lauem, ihn bei der unerlaubten religiösen Handlung zu erwischen. Daniel war nicht so unverschämt wie der große Kabarettist Wemer Fink, der während der Nazizeit in seinem Kabarett die Nazis provozierend an-gegriffen hat. Als der mal sah, dass die Nazi-spitzel mit dem Mitschreiben seiner frechen Reden nicht mehr mitkamen, unterbrach er sein Programm und fragte die Spitzel: „Kom-men Sie mit, oder soll ich mitkommen?“ Daniel hat niemanden auf diese Weise pro-voziert. Er hat ganz einfach zu Gott gebetet. Überhaupt kannst du dir den Daniel als Beispiel und Vorbild nehmen, wie du beten sollst. Ich nenne dir vier Grundsätze über das Gebet. Erstens: Gewöhne dich an regelmäßi-ges Beten, aber bete nicht gewohnheitsmä-ßig. Das heißt, beten kannst du grundsätzlich immer und überall, aber du hast ja nicht immer Zeit. Deshalb suche dir in deinem Tagesablauf eine bestimmte Zeit, vielleicht auch einen bestimmten Ort für das Gebet. Zweitens: Bete in würdiger Form, aber ent-würdige das Beten nicht zu einer Formsache. Das heißt, beim Beten plauderst du nicht mit deinem Kumpel, sondern sprichst mit dei-nem Schöpfer, dem Chef des Universums. Begegne ihm mit Ehrfurcht, wie es sich ge-genüber einer Respektperson gehört. Da aber Gott auch dein Vater ist, sprich zu ihm aus kindlichem Herzen und beleidige ihn nicht durch künstliche Formeln. Drittens: Bete immer nach der einen Seite – wie Da-niel „nach Jerusalem“ – aber bete nicht einseitig. Das heißt, wenn du zu Gott betest, z.B. in einer Gebetsgemeinschaft, dann bete wirklich zu Gott und predige nicht deine Mitchristen an. Bete nicht immer dasselbe. Besprich mit Gott dein ganzes Leben. Vier-tens: Bete im Verborgenen, aber verbirg nicht, dass du betest. Das heißt, mach aus deinem Gebet keine Demonstration. Ich finde es z.B. nicht sehr christlich, einem Atheisten durch lautes Beten vor dem Essen den Appetit zu verderben. Aber es ist ebenso falsch, vor anderen zu verleugnen, dass du vor dem Essen und überhaupt betest. Bleib beim Beten natürlich und ehrlich.

Grunzendes Grubengrab

Daniel richtet sich nach diesen vier Regeln, ohne Rücksicht auf die Spitzel, die ihn beob-achten. Die sausen, kaum dass er „Amen“ gesagt hat, zum König. Und jetzt kommt alles erst mal so, wie es in solchen Fällen kommen

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Aber Gott hat der Stasi die Schnauze zuge-halten, dass sie nicht zuschnappen konnte, und ich bin aus der bösen Falle der DDR rausgekommen, ohne dass mir ein Haar ge-krümmt wurde, denn ich hatte meinem Gott vertraut. Als Daniel, der Knecht Gottes, in die Löwengrube geworfen wurde, da war für ihn der Ofen aus, und zwar endgültig. Aber wo wir Menschen am Ende sind, ist Gott noch lange nicht am Ende. Als fünfhundert Jahre später Jesus, der Sohn Gottes, in sein Grab gelegt wurde, da war für ihn auch der Ofen aus. Da erschien kein rettender Engel, sondern da kamen ein paar rohe Soldaten, die in seinen Körper stachen, und dann wurde der Tote in ein Grab gelegt, in eine Felsenhöhle, Stein davor, Siegel drauf, und

dann war Ruhe. Schluss mit dem Jesusrum-mel. Aus mit der Jesusbewegung. Sense mit Jesus. Die Gegner triumphieren, die Jünger resignieren. Und als sie am Ostermorgen zum Grab von Jesus kommen, da ist das Grab leer. Und da steht dort ein Engel, der etwas viel Unfasslicheres sagt, als das, was wir von Daniel gehört haben. Dieser Engel sagt: „Er ist auferstanden!“ Der Gott, der Daniel aus der Löwengrube befreit hat, hat auch Jesus aus seinem Felsengrab befreit, und er wird auch dich aus deinem Grab befreien. Und wenn du vielleicht jetzt – durch eigene oder fremde Schuld – in der Klemme sitzt, in einer Situation, aus der du keinen Ausweg weißt, dann möchte ich dir sagen: Gott weiß immer einen Ausweg. Für Gott gibt es keine aus-weglosen Situationen. Der Gott, der mit dem Tod fertig wird, wird auch mit deinem Prob-lem fertig. Gott kann nicht nur ein paar Lö-wen, der kann noch ganz andere Kreaturen in Schach halten. Gott wird nicht nur mit ein paar Löwenmäulern, sondern mit jeder Art von Großmäulern fertig. Und wenn Gott befiehlt: Löwen Schnauze! -, dann haben die die Schnauze zu halten. Gott kann die schützen, die ihm vertrauen. Daniel, so heißt es hier, „hatte seinem Gott vertraut.“ In der Bibel steht: „Den Treuen ist Gott treu“ (Psalm 18,26). Wird fortgesetzt!

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Berichte von weiteren Märschen des Lebens in Sachsen

Ich begann mit der Begrüßung und Anspra-che zu den geschichtlichen und geistlichen Hintergründen des Marsches. Es folgte ein Grußwort an uns von Pastor Jobst Bittner, dem Initiator der „Märsche des Lebens“ und je ein Grußwort der Holocaustüberlebenden Agnes Geva aus den USA, die vor 70 Jahren mit 14 selbst mit ihrer Mutter und jüngeren Schwester hier in Rochlitz war. Das andere kam von Ghizela Kardos, die als Jüdin

Auschwitz überlebt hatte. Bärbel und Bern-hard Lange hatten deren Tochter erst in der Woche vorher in Auschwitz getroffen. Bärbel gab noch einen geschichtlichen Abriss über das KZ-Außenlager in Rochlitz. Dazu interviewte ich die Augenzeugin Liese-lotte Merkel aus Milkau, die als Zehnjährige mit dem Fahrrad dort am Lager an der Mulde vorbeifuhr und den Anblick der hungrigen, frierenden Frauen bis heute nicht vergessen kann. Von September 1944 bis März 1945 waren hier über 600 jüdische Frauen in einem KZ Außenlager von Flossenbürg interniert, die unter schweren Bedingungen wie Sklaven für die Rüstungsindustrie „Mechanik Rochlitz GmbH“ arbeiten mussten. Sie hausten in einfachen Holzbaracken und Erdbunkern. Sie waren teilweise ohne Schuhe und dünn be-kleidet in der Kälte des Winters.

Jahren erinnern sollte. Unter Verantwortung der Ev. Allianz Plauen war es uns ein Anlie-gen, am 13. Februar ein Zeichen der Erinne-rung an die systematische Drangsalierung, Plünderung, Deportation und Ermordung unserer über 800 jüdischen Mitbürger wäh-rend der NS-Diktatur zu setzen, aber auch unsere Absicht, ein positives Miteinander mit Juden bzw. Israelis in Gegenwart und Zukunft zu gestalten.Nach der Auftaktveranstaltung in der Advent-gemeinde, an deren Stelle bis 1938 die Sy-nagoge stand, begaben sich ca. 700 Teilneh-mer auf einen Schweigemarsch entlang ehemaliger Judenhäuser. 19 Nachfahren der ehemaligen Plauener Familie Lay aus Israel durften wir als Gäste begrüßen. An der ein-stigen Villa dieser Familie, die zu einem Ghettohaus missbraucht wurde, enthüllte ein Enkel eine Gedenktafel. In der Erlöser-kirche fand die eigentliche Gedenkveranstal-tung statt. Nach den Ausführungen eines Historikers über die Geschichte der Plauener Juden und Redebeiträgen von Politikern und verschiedenen Nachfahren Plauener Juden, bekannten wir die Schuld unserer Vorfahren an unseren ehemaligen jüdischen Mitbürgern und baten Gott dafür um Vergebung.

Rochlitz am 15. April

von Christina Lein, Seelitz

Der Tag begann zu unserer großen Freude und Erleichterung mit viel Sonnenschein. 9.00 Uhr war offizieller Treffpunkt am ehe-maligen Bahnhof. Als wir eintrafen, waren schon einige Helfer da. Die Tontechnik wurde installiert. An die Banner wurden Stiele angebracht, Fahnen, gelbe Westen mit dem Logo vom „Marsch des Lebens“ und gelbe Judensterne zum Ankleben wurden verteilt. Der Platz füllte sich allmählich. Die Zeit drängte. Wir mussten pünktlich begin-nen, damit wir auch um 11.00 Uhr zur Enthüllung des Gedenksteins mit dem Marsch in der Rochlitzer Innenstadt eintref-fen würden. Inzwischen war der Bahnhofs-vorplatz gut gefüllt.

Im Gedenken an die Deportation der ersten Leipziger 70 Jahre vorher fand der Marsch des Lebens in der sächsischen Messestadt schon am 22. Januar 2012 statt. Am 17. November 2013 folgte der Marsch in der westsächsischen Stadt Crimmitschau. Der Marsch in der Landeshauptstadt Dresden fand am 27. Januar 2015 statt, wie in der ver-gangenen Ausgabe zu lesen war. Nun liegen von weiteren Märschen in Sachsen die folgenden Berichte vor:

Plauen am 13. Februar von Dieter Werner, Mehltheuer

Unter dem Thema „Vergangenheit bewälti-gen – Zukunft gestalten“ bereiteten Plauener und vogtländische Christen und Israelfreunde eine Gedenkveranstaltung vor, die an die letzte Deportation Plauener und vogtlän-discher Juden ins KZ Theresienstadt vor 70

zusammengetragen von Lothar Klein

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Ein Nachfahre weiterer Augenzeugen berich-tete, dass 200 dieser Frauen, die aus dem Lager in Rochlitz nach Calw bei Stuttgart verfrachtet werden sollten, darunter auch Frau Geva mit Mutter und Schwester, auf ihrem Todesmarsch in der Scheune seiner Großeltern zwei Nächte übernachtet hatten. Danach wurden sie von den Amerikanern befreit. Sie schnitzten dabei Botschaften in die Balken, die später von seiner Großmutter entdeckt und in einem Museum bewahrt wurden. Danach verlas Karla Peikert aus Seelitz unser Statement des Marsches, d.h. unser Eingeständnis der Schuld unserer Fa-milien und unseres Volkes in der Nazizeit und unser Bekenntnis zum jüdischen Volk und zum Staat Israel. Am Schluss betete der Rochlitzer Pfarrer Ragnar Quaas den 103. Psalm. Nun setzte sich der Marsch reibungs-los in Bewegung. Birgit Härtel, die mit uns über Monate den Marsch im Gebet und or-ganisatorisch vorbereitet hatte, trug mit ih-rem Mann Rainer das Banner, gefolgt von den Fahnen der Nationen der Zwangsarbeiter. Die Israelfahnen überwogen natürlich, als unser Bekenntnis zum jüdischen Staat. Die Teilnehmer waren bunt gemischt, jung und alt – der jüngste war zwei Jahre und die Äl-testen über 80, also Zeitzeugen. Viele waren aus umliegenden Orten, aber auch von weiter her, wie z.B. aus Leipzig und Chemnitz an-gereist. Auch Lieselotte Merkel wurde im Rollstuhl gefahren. Sie war so froh, dass sie auf diese Weise dabei sein durfte und öffent-lich davon berichten durfte.Wir liefen vom Bahnhof, wo die Häftlinge damals ankamen, zum ehemaligen Lager am heutigen Sportplatz an der Mulde, genau den Weg, den die Zwangsarbeiterinnen damals bis zur Rüstungsfirma „Mechanik Rochlitz GmbH“ getrieben wurden. Unter dem Geläut der Rochlitzer Kirchenglocken, die extra zu diesem Anlass fünf Minuten läuteten, kamen wir pünktlich gegen 11.00 Uhr am noch verhüllten Gedenkstein an. Oberbürgermei-sterin Kerstin Arndt erwähnte in ihrer Rede die „Decke des Schweigens“ über unserer Stadt, und wie sie selbst durch diesen Prozess zum Nachdenken über ihre eigene Geschich-te kam. Danach sprach der Holocaustüberle-bende Ruwim Bakman aus Chemnitz über sein Leiden als Jude im Lager. Er äußerte den Wunsch, dass alle Kinder in Frieden aufwach-sen können und die Menschen das Gesche-hene nie vergessen und daraus lernen. Pfarrer Quaas sprach in seiner Rede auch die un-rühmliche Rolle der Kirche im Dritten Reich an und schloss mit dem Friedensgebet von Coventry ab. Nun enthüllten Gymnasiasten

den Gedenkstein. Danach legten einige von uns Blumen nieder. Im Anschluss waren alle Interessierten zum Austausch und Gespräch in den Südgarten des Gymnasiums geladen. Dort stellten Rochlitzer Schüler ihr Projekt „Zeitensprünge“ vor – eine sehenswerte Ausstellung zur „Zwangsarbeit in Rochlitz“. Wir sind dankbar für diesen Tag der Ausei-nandersetzung mit unserer Geschichte. Wir sind auch dankbar dafür, dass die Stadt Ro-chlitz und deren Verantwortliche sich darauf eingelassen haben. Auch die Medien haben positiv darüber berichtet. Die Decke des Schweigens über Rochlitz ist zerbrochen. Dafür danken wir Gott von ganzem Herzen. Möge daraus Segen für die Stadt und die Region wachsen.Weitere Informationen unter: www.marschdeslebens-rochlitz.de

Hohenstein-Ernstthal am 18. und 19. April

von Dagmar Lange

Unter der Losung „70 Jahre danach – wir gedenken der Häftlinge des KZ-Außenlagers von Flossenbürg in Hohenstein-Ernstthal“ fand im April eine besondere Auseinander-setzung mit unserer Geschichte unserer Stadt während der Diktatur des Nationalso-zialismus statt. Das waren die Beweggründe der Veranstaltungen zum Marsch des Lebens Hohenstein-Ernstthal 2015, die wir mit un-serem Verein durchführen durften? Vom Beginn der Planungen im Frühjahr 2014 standen die Stadt und die Sächsischen Israel-freunde als Veranstalter hinter uns. Vom 13. bis 19. April wurde im Kleinen Saal des Schützenhauses neben dem Sportplatz, auf dem während der NS-Diktatur die Häftlings-baracken des KZ standen, die Ausstellung „Was dann losging, war ungeheuerlich…“ – FRÜHE KONZENTRATIONSLAGER IN SACHSEN. 1933-1937 der Stiftung Säch-sische Gedenkstätten gezeigt. Erfreulich viele

Schüler und Jugendliche des Lessing-Gymna-siums der Stadt besuchten diese Dokumenta-tion zum finstersten Kapitel unserer Regio-nalgeschichte. Aber auch die Fußballer des ansässigen Vereins VfL 05 Hohenstein-Ernstthal sowie viele Bürger der Stadt und des Umlandes nutzten die Chance, besonders die Geschichte des Außenlagers Flossenbürg in Hohenstein-Ernstthal besser kennen zu lernen. Ingesamt kamen in einer Woche fast 1000 Besucher, von denen viele zur Vertie-fung die Ausstellungsbroschüre mitnahmen.

Am Samstagabend, dem 19. April, fand eine bewegende Gedenkfeier statt, an der 200 Besucher Anteil nahmen an den Geschehnis-sen des Holocaust und sich der Erinnerung an die in deutschem Namen gegangenen Gräueltaten stellten. Von Herrn Landrat Dr. Christoph Scheurer, dem Mitglied des Bun-destages, Herrn Marco Wanderwitz und von Pastor Jobst Bittner (TOS Tübingen) haben wir persönliche Schreiben verlesen. Danach hielten Oberbürgermeister Lars Kluge und der Vorsitzende der Sächsischen Israel-freunde, Stadtrat Lothar Klein aus Dresden, ihre Grußworte. Der Synagogalchor der Jü-dischen Gemeinde zu Chemnitz und viele Mitwirkende gestalteten ein festliches musi-kalisches Rahmenprogramm mit berüh-renden Liedern. Besonders still wurde es im Saal, als die Holocaustüberlebenden Justin Sonder (89) und Ruvim Bakmann (83) in einem Interview von ihrem Überleben ver-schiedener Konzentrationslager, Transporte und Todesmärsche berichteten. Im Anschluss wurde an die Juden Hohenstein-Ernstthals erinnert und der jüdischen und ausländischen Zwangsarbeiter sowie der vielen Kriegsgefan-genen gedacht, die u.a. in den vielen Außen-stellen des KZ Flossenbürg in Sachsen umkamen. In einem gesprochenen Schuldbe-kenntnis und in Zeugnissen haben wir als Veranstalter u.a. zum Ausdruck gebracht: „Wir bekennen, dass unsere Familien zu Ausgrenzung, Deportationen und zur Ver-nichtung von jüdischen Mitbürgern, politisch

Berichte von weiteren Märschen des Lebens in Sachsen

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arbeit im Vorfeld und nach dem Marsch des Lebens. Auch die stellvertretende Bürgermei-sterin von Eppendorf, Ulrike Seyfert und die Ortsvorsteherin von Borstendorf, Chri-stel Rothamel, unterstützten uns, nahmen persönlich teil und sprachen Grußworte, in denen persönliche Ergriffenheit zum Aus-druck kam. Die Gedenkveranstaltung konn-te in der Turnhalle der Mittelschule Eppen-dorf stattfinden. Auch Schüler beteiligten sich daran. Der Chor der Jüdischen Gemein-de beeindruckte uns mit seinem Gesang und erfreute uns mit seiner Anwesenheit. Rys-zard Kosinsky aus Zgorzelec/Görlitz, ein ehemaliger Häftling des KZ Buchenwald, sprach zu uns persönlich, ebenso Ruvim Bakmann aus der Ukraine. Frau Nina Dinar aus Tel Aviv, Überlebende eines Todes-marsches, erzählte ihr Zeugnis per Video. Besonders dankbar waren wir unserer Bun-destagsabgeordneten Veronika Bellmann, dass sie als Israelfreundin die Schirmherr-schaft für den Marsch übernommen und uns ebenfalls in der Gedenkveranstaltung mit einer Videobotschaft zugeschaltet war.

Mehrere Personen, darunter fünf Geschwi-ster einer Familie, durchbrachen die Decke des Schweigens ihrer Familie und baten die anwesenden Überlebenden der Schoa für die Schuld ihrer Vorfahren um Vergebung. Eine besondere Tiefe bekam die Begegnung durch unser Verneigen vor den anwesenden jü-dischen Menschen und allen Opfern und das anschließende persönliche Überreichen von weißen Rosen an die Überlebenden, an die wir den Vers aus Jesaja 60,14 „Die Nachkom-men deiner Unterdrücker werden kommen und sich tief vor dir verneigen.“ als Schrift-band befestigt hatten. Es gab Tränen auf bei-den Seiten. Ruvim Bakmann sagte der Freien Presse, dass ihm diese Veranstaltungen so kostbar sind, an denen er vergeben kann. Unser Leubsdorfer Bürgermeister war von

Der Marsch des Lebens Hohenstein-Ernstthal 2015 hat ein sichtbares Zeichen für die Zu-kunft gesetzt! Wir danken unserem Gott, geben IHM über allem die Ehre! Für die Ini-tiative Marsch des Lebens Hohenstein-Ernstthal 2015: Christian und Dagmar Lange, Mitglieder der Sächsischen Israelfreunde e.V. – Weitere Informationen unter: www.marschdeslebens-hot.de

Leubsdorf, Borstendorf und Eppendorf am 25.-26. April

von Martina und Bernd Schieritz Ermutigt durch das Buch von Jobst Bittner 2013 und den Workshop zur Israelkonferenz in Löbau 2014 hatten wir es auf dem Herzen, allen persönlichen Aufarbeitungsschritten in der eigenen Familiengeschichte und im klei-nen Kreis in der Gemeinde, nun mit einem Marsch des Lebens in die Öffentlichkeit zu gehen. Der Leubsdorfer Bürgermeister Ralf Börner stellte sich zu uns und sagte auch so-fort zu, uns beim Durchführen des Marsches zu helfen und persönlich mitzugehen. Das war uns eine große Ermutigung in den An-fangsschwierigkeiten. Seit Sommer 2014 tra-fen wir uns als regionales Zwölferteam, an-fangs monatlich, ab Januar 2015 wöchentlich, weil wir merkten, dass wir viel Gebet brauchten. Wir haben viel Ermutigung erfah-ren und es öffneten sich Türen, die wir vorher nicht kannten. Wir staunten, was der Herr uns alles für Kontakte und Mitarbeiter gab. So hat uns Christine Schmidt aus Breitenbrunn mit ihren 20jährigen Recherchen zu den Todes-märschen und ihrem Vortrag darüber ent-scheidend darin unterstützt, die Decke des Schweigens ein Stück wegzuziehen. Das Er-gebnis lässt uns heute staunen: Wohlwol-lende Artikel in der „Freien Presse“ waren wesentliche Bestandteile der Öffentlichkeits-

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Dagma Lange interviewt Justin Sonder und Ruvim Bakmann

und religiös anders Denkenden, Behinderten und Versehrten und denen zur Gleichge-schlechtlichkeit Neigenden geschwiegen oder sie befürwortet haben.“

Der Gedenkmarsch am Sonntag vom Bahnhof Grüna nach Hohenstein-Ernstthal zum Schützenplatz erinnerte an die Todesmärsche in Sachsen, bei denen im Frühjahr 1945 die Häftlinge zu Fuß auf den Straßen entlang getrieben wurden. Mitte April wurde das KZ-Außenlager von Flossenbürg in Hohen-stein-Ernstthal aufgelöst und über 400 Kriegsgefangene Richtung Böhmen getrie-ben. Mit dem „Marsch des Lebens“ wollten wir die Route des damaligen Todesmarsches nachempfinden. Zum Abschluss fand am Nachmittag ein Gottesdienst statt, der von Thomas „Rups“ Unger (ehemals „Rand-fichten“-Sänger) und Wilfried Gotter, Ge-schäftsführer der Sächsischen Israelfreunde e.V. mitgestaltet wurde. 300 Besucher haben sich dabei nochmals gegen Hass und Diskri-minierung ausgesprochen. Pfarrer Roland Seibt sprach von Erinnern, Gedenken und Wachsamsein, gerade in der heutigen Zeit.

Wir bedanken uns an der Stelle bei allen Betern, allen Helfern und Förderern. Ihnen als Organisatoren, Unterstützern und allen Teilnehmern am Marsch des Lebens Hohen-stein-Ernstthal sei Dank dafür, dass Sie sich an dieser Erinnerungsarbeit beteiligten. „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn wenn‘s ihr wohl geht, so geht‘s Euch wohl.“ Dieser Bibelvers aus Jere-mia Kapitel 29, Vers 7 steht auf einem Glasfenster im Rathaus Hohenstein-Ernstthal.

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diesem Abend so bewegt, dass er am näch-sten Tag zur Eröffnung des Marsches in sei-ner Ansprache in Anwesenheit von Herrn Kosinsky persönlich um Vergebung für die Schuld auch seiner Vorfahren bat. Als die 140 Teilnehmer der Marsches des Lebens nach 5 Kilometern am Ende Steine und wei-ße Rosen an den Gräbern der beiden Opfer des Todesmarsches in Borstendorf unter den Violinenklängen der Hatikva niederlegten, war es wie eine nach 70 Jahren nachgeholte letzte Ehrerweisung. In seiner bewegenden Botschaft zum Abschlussgottesdienst sagte Eyal Friedmann aus Israel u.a.: „Durch die schlimme Geschichte haben Deutsche und Israelis eine besondere Verbindung.“ und „Wir brauchen einander!“ Daraufhin konn-ten wir ein Bußgebet, besonders auch mit Blick auf das Versagen der Christen und Kir-chen im Holocaust, formulieren. Danach brach sich die Freude regelrecht Bahn, als wir zu israelischen Melodien durch die Kir-che tanzen konnten. Das gab es vermutlich hier noch nie.

Annaberg-Buchholz am 8. Mai

von Ulrike Bernhardt

Dankbar schauen wir auf den „Marsch des Lebens“ in Annaberg-Buchholz am 7. und 8. Mai zurück. Es wurde uns als großes Ge-schenk bewusst, dass wir diese Chance 70 Jahre nach dem Ende eines Todesmarsches auch hier in unserer Stadt Annaberg haben durften. Viele historische Fakten darüber aber auch über die Geschehnisse in der Re-gion konnten ans Licht kommen, was die Bitte um Vergebung immer deutlicher und wichtiger werden ließ. Zur Gedenkveranstal-tung am 7. Mai in der Turnhalle des Evange-lischen Gymnasiums durften wir liebe Gäste aus der Jüdischen Gemeinde Chemnitz be-grüßen, deren Chor „Schir Semer“ den Abend wunderbar musikalisch umrahmt. Udi Lehavi von Keren Hayesod sprach über sein Projekt für Holocaustüberlebende. Zwei ganz besondere Zeitzeugen aus der Chemnitzer Jüdischen Gemeinde berichteten uns von ihren Erlebnissen und ihrem Überleben dieser furchtbaren Zeit des Nationalsozialis-mus. Wir hatten das Vorrecht, als ganze Vorbereitungsgruppe ein Schuldbekenntnis abzulegen, besonders hinsichtlich des christ-lichen Antisemitismus und der Mitschuld einer Theologie der Enterbung des Volkes Israel an dieser teuflischen Ideologie und am Holocaust. Bewegend war ein persönliches

Zeugnis von Birgit Schmieder mit der Bitte um Vergebung für die Schuld der Großeltern, deren familiäre Wurzeln im Erzgebirge lie-gen, sowie der Bericht einer Zeitzeugin hier aus der Region, mit ihren Eindrücken, wie sie als Kind die Häftlinge eines Todesmarsches erlebt hat. Durch die Hilfe von Christine Schmidt aus Breitenbrunn durften wir eine ganz konkrete Spur nach Frankreich zu Überlebenden genau des Todesmarsches finden, der hier in Annaberg am 8. Mai 1945 endete. Wir konnten durch Briefwechsel und E-Mailkontakt viele Nachrichten austauschen und die Freude erleben, die es bei den Überlebenden ausgelöst hat, dass ihr Leid auch hier in Deutschland nicht vergessen wird. Wir durften erleben, dass das Anliegen tatsächlich „breitlaufen“ konnte und viele Menschen aus Kirchgemeinden, aber auch der Ortsgemeinden, Schüler und Lehrer des Gymnasiums sowie unglaublich viele be-

geisterte, motivierte, liebevolle Mitarbeiter und Helfer an der Durchführung der Gedenk-veranstaltung und auch des Marsches betei-ligt waren. Nach seiner Ansprache begleitete Oberbürgermeister Rolf Schmidt den Marsch, während Pfarrer Tobias Frauenlob die einzel-nen Stationen einleitete und ein anderer Pfarrer am Ort des hier ehemals eingerichte-ten KZs ein Bußgebet sprach. So wurden u.a. zwei große Davidsterne in die St. Annenkir-che getragen, zum Zeichen dafür, dass nach der Bitte um Vergebung der Schuld der Christen am jüdischen Volk das jüdische Leben und die jüdischen Wurzeln unseres Glaubens ganz neu in den Mittelpunkt ge-stellt werden sollen. Besonders bewegend war der Besuch einer Familie aus Tübingen, deren Opa als SS-Mann während der Zeit des Nationalsozialismus hier in Annaberg wirkte und dessen Enkelin Worte fand, die der Großvater nicht finden konnte, Worte der Trauer über die Taten und die Bitte um Ver-gebung. Ein besonderes Geschenk war die Anwesenheit eines Juden aus Frankfurt, der sehr bewegt von der Veranstaltung war. Für die Tübinger Familie bedeutete die Begeg-nung mit ihm ganz konkret Vergebung und Versöhnung. Auf dem Marktplatz konnten Glaubensgeschwister u.a. aus Weißrussland als Teil einer Versöhnungsinitiative sprechen.Besonders intensiv wurde die Botschaft des Zerbrechens der Decke des Schweigens über der Schuld, die ganz konkret auch hier in Annaberg geschah, durch die Tanzgruppe der TOS-Gemeinde Leipzig ausgedrückt. Aber auch Freude durfte zum Ausdruck kommen durch einen Tanz aus dem Musical „Anatev-ka“. Mit einer Lobpreiszeit in der kleinen Bergkirche am Marktplatz fand der Tag einen guten Abschluss. Darin kam die Hoffnung auf einen neuen Aufbruch zum Ausdruck, der auch in wachsender Liebe für SEIN auser-wähltes Volk Israel und öffentlicher Solidari-tät mit ihm gelebt werden soll.

Südlich um Chemnitz am 9.-10. Mai

von Martina Nestler

Unser „Marsch des Lebens südlich um Chemnitz“ begann schon zwei Wochen vor dem eigentlichen Termin. Am 25. April fuhr unser Team mit dem Bus in die KZ-Gedenk-stätte Groß Rosen in Polen. Dieses Konzen-trationslager war Ausgangspunkt eines der Todesmärsche, die im Frühjahr 1945 schließ-lich auch durch unsere Region führten. Wir

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Deutsch sowie einem weiteren, ebenfalls live gespielten Musikstück endete dieser erste Teil der Veranstaltung. Nun war Zeit für Gespräche und einen Imbiss sowie den Besuch der Aus-stellung „Was dann losging, war ungeheuer-lich…“. Das anschließende „Fest des Lebens“ gestalteten die Tanzgruppe der Jüdischen Gemeinde Chemnitz und eine polnisch-deut-sche Lobpreisband. Sie führten die Teilnehmer in ein wirkliches Freudenfest hinein, mit dem dieser bewegende Marsch seinen würdigen Schlusspunkt fand. Wir alle sind noch immer tief bewegt und erfüllt von all den Ereignissen, und viele begreifen erst in der Reflektion langsam deren wirkliche Tragweite.

Berlin am 10. Mai

Der Marsch des Lebens hat am 10. Mai zum 70. Jahrestag der Befreiung Europas von der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus in Berlin ein Zeichen der Freundschaft zu Israel gesetzt. Er wurde von TOS Dienste Deutsch-land e.V. in Zusammenarbeit mit Gemeinsam für Berlin e.V. sowie einer Initiative unter-schiedlicher christlicher Kirchen und Ge-meinschaften veranstaltet. Die Aschlusskund- gebung fand vor dem Brandenburger Tor statt. Dieser Marsch des Lebens in Berlin war die Abschlussveranstaltung von über 40 Märschen des Lebens, die seit 2012 in Deutschland und Österreich im Gedenken an Deportationen und Todesmärsche stattgefun-den haben. Delegationen dieser Märsche sowie Vertreter der Marsch des Lebens Be-wegung aus Polen, Ungarn, Lettland, der Ukraine und den USA waren angereist.

Auch der Holocaustüberlebende Yechiel Aleksander (Israel), einer der letzten Überle-benden der Todesmärsche von Auschwitz, nahm zusammen mit Gita Koifman, der Vorsitzenden des Verbandes der KZ- und Ghettoüberlebenden in Israel, am Marsch des Lebens teil. Der Gebets- und Gedenk-marsch startete am Anhalter Bahnhof, von dem aus Tausende Berliner Juden in die Vernichtungslager deportiert worden sind. Die Route verlief weiter am Denkmal für die ermordeten Juden Europas vorbei zur Ab-schlusskundgebung am Brandenburger Tor. Die Teilnehmer wollten damit zum 70. Jah-

unsere beiden „Segensläufer“ konnten sich nach fast 400 Kilometern Marsch, direkt aus Groß Rosen kommend, wie geplant in einen der Teilmärsche eingliedern. Auf dem Platz vor der Arena angekommen, wurden 500 bereitgestellte weiße Rosen in einen aus blauem Seidenband vorbereiteten Davidstern eingesteckt – ein sehr beeindruckendes und über den Tag hinaus sichtbares Bild für alle Passanten. Wir alle waren uns einig, dass all das allein unser HERR in solcher Präzision schenken kann! Doch auch den Polizei- und Ordnungskräften ist an dieser Stelle für alle Umsicht und Kooperationsbereitschaft herz-lich zu danken. Und selbst das Wetter fügte sich ein. Es begann mit geschlossener Wol-kendecke und entwickelte sich zu strahlend blauem Himmel bei unserer Ankunft vor der Arena. Auch dafür haben wir unterwegs immer wieder im Gebet unserem HERRN gedankt und es als SEINE Verheißung bezüg-lich der „Decke des Schweigens“ über un-seren Orten genommen und proklamiert.

Die Abschlussveranstaltung gestaltete sich zu einem weiteren tief bewegenden Ereignis. Nach Grußworten, einer Einführung und dem live von Klavier und Cello gespielten Titelsong aus „Schindlers Liste“ folgten die erschüt-ternden Erlebnisse der Holocaustüberleben-den Renate Aris, die als gebürtige Dresdnerin jetzt in Chemnitz zuhause ist, und von Profes-sor Raffael Wertheim aus Israel, der mit seiner Frau ebenfalls unser Gast war. Danach berich-teten zwei junge Frauen über die schuldhaften Verstrickungen ihrer Familien in die Gescheh-nisse des Holocaust, baten stellvertretend für ihre Vorfahren um Vergebung und überreich-ten weiße Rosen. Beide wurden von unsren Gästen tief bewegt umarmt und gesegnet. Im Anschluss sprachen alle in der Halle Anwe-senden ein gemeinsames Bußbekenntnis. Mit dem Aaronitischen Segen in Hebräisch und

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besichtigten die Gedenkstätte, hörten wäh-rend einer Führung zutiefst erschüttert von den vielen Grausamkeiten des Lageralltags. Vor dem Ehrenmahl bekannten wir die Schuld unserer Vorfahren, baten stellvertretend für diese um Vergebung und legten Blumen nie-der. Danach segneten wir ein Ehepaar aus unserem Team, das ab diesem Tag die rund 400 Kilometer von Groß Rosen bis nachhause zu Fuß zurücklegen würden, um in allen Or-ten der einstigen Todesroute stellvertretend um Vergebung zu bitten, diese Orte zu segnen und die Route dadurch in eine Strecke des Lebens zu verwandeln.

Das eigentliche Wochenende unsres Marsches begann an Samstag, dem 9. Mai. Zur Israelkonferenz in Chemnitz durften wir kurz von unseren beiden „Segensläufern“ berichten. Danach wurden Vertreter der sieben Marschstrecken gesegnet und ausge-sendet – für uns ein sehr berührendes Erleb-nis. Am Abend fanden in drei unserer Orte Auftaktveranstaltungen zum eigentlichen Marsch statt. Der Sonntag begann mit Got-tesdiensten zur Thematik bzw. einer kurzen Andacht am Ausgangspunkt der jeweiligen Marschstrecke. Am Ende des Marsches wa-ren mehr als 600 Menschen auf unseren Marschrouten unterwegs und trafen zeit-gleich(!) an der Eurofoam-Arena Burkhardts-dorf zur Abschlussveranstaltung ein. Selbst die längste Strecke von knapp 16 Kilometern zwischen Zwönitz und Burkhardtsdorf konn-te in nur dreieinhalb Stunden absolviert werden, bei anfangs 50, später anwachsend auf mehr als 300 Teilnehmer – trotz Zwi-schenstopp an einer Wasserstelle in Thal-heim. Dort hatten damals zwei junge Mäd-chen den Häftlingen Wasser reichen dürfen. Eines dieser beiden Mädchen saß jetzt nach 70 Jahren tiefbewegt wieder an dieser Stelle, um uns frisches Wasser zu schöpfen. Auch

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restag der Befreiung an die Todesmärsche als letztes Kapitel des Holocaust erinnern und zum 50. Jahrestag der Aufnahme diploma-tischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ein Zeichen der Versöhnung und der Freundschaft zum jüdischen Staat setzen. Dr. Josef Schuster, der Präsident des Zentral-rats der Juden in Deutschland, nannte den Marsch des Lebens „ein starkes Signal gegen Antisemitismus und Judenhass“.

Bei der Open-Air Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor sprachen u.a. die Knesset-Abgeordnete Robert Ilatov und Josh Reinstein aus Israel, der ehemalige Generalsekretär des Zentralrats der Juden Stephan Kramer und der Auschwitz-Überlebende Yechiel Aleksan-der. Am Abend fand zum Abschluss ein „Fest des Lebens“ im Großen Saal der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Fasanenstraße statt, bei dem sich – neben Musik und kul-turellen Beiträgen – der renommierte Holo-caustforscher Gideon Greif, der Direktor des Christian Allies Caucus der Knesset, Josh Reinstein, und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, mit ein-drücklichen Redebeiträgen an die Gäste richteten. Schon am Vormittag fand für die lokalen Organisatoren der Märsche des Lebens in ganz Deutschland, Österreich, Polen, Un-garn, Lettland, der Ukraine und den USA im Hotel NH in der Leipziger Straße ein Empfang der TOS Dienste Deutschland e.V. statt. Nach der Begrüßung durch Pastor Jobst Bittner, dem Initiator der Märsche des Lebens, wurden alle Organisatoren einzeln nach vorn gebeten und erhielten aus der Hand der Vorsitzenden des Verbandes der KZ- und Ghettoüberlebenden in Israel, Gita Koifman, eine Ehrenurkunde der Knesset, mit der das Parlament des Staates Israel den Initiatoren für ihren Einsatz für Versöhnung, gegen Antisemitismus und ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat und seinen Bürgern dankt, darunter auch mehrere aus sächsischen Orten.

Während sich manche Kirchenvertreter vor Ort unter dubiosen „theologischen“ Grün-den vom Marsch des Lebens distanzierten, haben maßgebliche Persönlichkeiten des öf-fentlichen Lebens die Bewegung ausdrücklich begrüßt. So u.a.:

Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages: „Ich hoffe, dass sich viele Menschen von dieser Idee bewegen lassen und in den kommenden Jahren mit den Füßen wie in den Köpfen noch zahlreiche ‚Märsche des Lebens‘ stattfinden.“

Ronald S. Lauder, Präsident des World Jewish Congress: „In den letzten acht Jahren haben die Teilnehmer des „Marsch des Le-bens“ ihre Freundschaft und Solidarität mit den Juden und dem jüdischen Staat unter Beweis gestellt. Als Präsident des World Je-wish Congress weiß ich, wie wichtig solche Initiativen als Gegengewicht zu der Lawine des Hasses sind, die wir so oft in unserer heutigen Welt vorfinden. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen dafür zu danken, dass Sie eine derart wichtige Initia-tive ergriffen haben, und ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg dabei.“

Gitta Connemann, Stellvertretende Vorsit-zende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: (Im August 2014 wurde sie wegen ihrer Pro-Israel-Haltung vom DGB als Rednerin ausgeladen!): „Der Marsch des Lebens alar-miert – vor Antisemitismus in jeder seiner widerlichen Fratzen. Der Marsch des Lebens setzt ein Zeichen – für den Staat Israel und den Frieden. Der Marsch des Lebens deckt auf – die Orte des Holocaust sind mitten unter uns. Er verhindert das Vergessen in einer Zeit, in der uns immer mehr Zeitzeugen verlassen. Der Marsch des Lebens geht uns

alle an. Denn jeder von uns ist gefordert, Hass gegen Juden anzuzeigen, zu entlarven, ihm die Stirn zu bieten. Jeder von uns ist gefordert, seine Stimme gegen Antisemitis-mus und die Diskriminierung von Minder-heiten zu erheben.“

Quelle Texte und Fotos: lokale Organisatoren, TOS Dienste Deutschland e.V. und Sächsische Israelfreunde e.V.

Foto TOS Dienste Deutschland e.V.: Gita Koifman beim Überreichen der Ehrenurkunde der Knesset für den

Marsch des Lebens in Dresden an Lothar Klein, links Hermann Colditz

Knesset-Abgeordneter Josh Reinstein

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Seit seiner Machtübernahme nach Arafats Tod führt er einen scharfen anti-israelischen Kurs. Vielleicht deshalb erhielt er den Titel „moderat“ bei den Medien und „Friedens-engel“ beim Papst. Mit dem israelischen Premier Ehud Olmert hatte er noch Friedensverhandlungen ge-führt. Die endeten mit einer Ablehnung des israelischen Kompromissvorschlags. Aus der Erinnerung hatte Abbas auf einem Briefbo-gen der Palästinensischen Befreiungsorgani-sation (PLO) Olmerts Angebot skizziert. Ol-mert war bereit, fast alles abzugeben, mitsamt großzügigem Gebietsaustausch. Doch Abbas forderte wie zuvor Arafat „alles oder nichts“.

Als Benjamin Netanjahu Regierungschef ge-worden war, sollten die Verhandlungen wei-tergehen. Doch diesmal forderte Abbas als „Bedingung“ einen zehn Monate andauern-den Baustopp in den „völkerrechtlich illega-len jüdischen Siedlungen jenseits der Grenze von 1967“. Hierzu ist anzumerken, dass das Völkerrecht, die Genfer Konvention, dem Besatzer eines fremden Staatsgebiets verbie-tet, seine Bevölkerung in besetztes Gebiet zu „deportieren“ oder zu „transferieren“. Bis-her hat sich noch kein „deportierter“ Siedler gemeldet. Präsident Barack Obama hatte 2009 in Kairo erstmals die Siedlungen für „illegal“ erklärt, woraufhin die Palästinenser behaupteten, nun nicht mehr verhandeln zu können. Bis dahin waren sie nur ein „Hin-dernis“. Da auch viele Araber, Moslems wie Christen, in den Siedlungen, besonders rund um Jerusalem, leben, fragt man sich, wie „jüdisch“ sie sind. Und die „Grenzen von 1967“ sind Waffenstillstandslinien, auf Rho-dos abgesprochen, „ohne Vorgriff auf künfti-ge diplomatische Verhandlungen“. Gleich-wohl hatte Netanjahu den Baustopp zehn Monate lang durchgesetzt, während Abbas immer noch Verhandlungen verweigerte. Abbas führt einen diplomatischen Krieg ge-gen Israel, bricht die Osloer Verträge, indem er Anerkennung in internationalen Gremien ersucht, Massenmörder verherrlicht und öf-fentliche Plätze wie Schulen nach den

der Vatikan wohl, eine schützende Hand über die verfolgten oder gar massakrierten Christen in Syrien, Ägypten, im Irak und im Gazastreifen legen können. Dabei ist anzu-nehmen, dass der IS oder das syrische Re-gime von der Zeremonie im Vatikan nur ge-ringfügig beeindruckt sind. Und sogar in Bethlehem geht die Flucht der Christen we-gen Diskriminierung durch Moslems weiter. Gleichwohl wird von offiziellen christlichen Vertretern die „israelische Besatzung“ ver-antwortlich gemacht, obgleich Israel sich vor 20 Jahren aus Bethlehem zurückgezogen hat.

Abbas hat ein langes Sündenregister, ange-fangen mit seiner an der Lumumba-Univer-sität in Moskau abgefassten Doktorarbeit. Darin hat er die Gaskammern von Ausch-witz für technisch „unmöglich“ erklärt. Im Holocaust seien bestenfalls „ein paar Tau-send“ Juden umgekommen. Später behaup-tete Abbas gegenüber israelischen Journalis-ten, dass er sich „geirrt“ hätte. Schon als rechte Hand seines Vorgängers Jassir Arafat war Abbas in Terroranschläge verwickelt.

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Katholiken glauben an übernatürliche We-sen. Dazu gehören Teufel, Engel und eierle-gende Osterhasen. Papst Franziskus glaubt zudem an einen Friedensengel und einen Staat, der in der Realität nicht existiert.

Anlass für die Visite von Abbas im Vatikan war die Heiligsprechung von zwei Nonnen aus Jerusalem und Galiläa des 19. Jahrhunderts. Für die Palästinenser gewiss ein Grund zur Freude, obgleich sie keineswegs „Palästinen-serinnen“ waren, wie der Vatikan behauptet. Denn im 19. Jahrhundert gab es noch das (türkische) Osmanische Reich. Und was unter den Briten ab 1917 als „Mandatsgebiet Paläs-tina“ bezeichnet wurde, war die Provinz (Vila-jet) Damaskus (Schams). Franziskus über-reichte Mahmud Abbas eine Medaille mit einem Friedensengel, um den „schlechten Geist des Krieges zu zerstören“. Dabei sagte Franziskus: „Ich musste an Dich denken, weil Du ein Friedensengel sein könntest.” Präsi-dent Mahmoud Abbas befindet sich im neun-ten Jahr seiner vierjährigen Regierungszeit. 2006 gab es die letzten Wahlen. Die Legisla-turperiode war vor fünf Jahren abgelaufen. Der „Friedensengel“ klebt seitdem an seinem Stuhl. Vor sieben Jahren hat er das Parlament aufgelöst und regiert nur noch mit Dekreten und Geheimdiensten. Bloggern und Journalis-ten droht Folter und Gefängnis, wenn sie „Majestätsbeleidigung“ begehen. Abbas ist im eigenen Volk unbeliebt und kontrolliert nur noch einen dezimierten Herrschaftsbereich im Westjordanland.

Nach den Wahlen von 2006, als die islamis-tische Hamas-Partei einen klaren Wahlsieg davongetragen hat, verweigerte die Fatah-Partei ihren Hamas-Kontrahenten die Kont-rolle über Polizei und Geheimdienste, also die Stützen der Macht. Daraufhin hat die Hamas 2007 im Gazastreifen geputscht und sich genommen, was ihr zustand. Es folgten Hinrichtungen und eine Aufrüstung mit Ra-keten, die zu zwei Kriegen gegen Israel und Tausenden palästinensischen Toten führten. Durch die Anerkennung „Palästinas“ glaubt

Der Friedensengel und der Hardliner – Wunsch und Wirklichkeit in Nahost

Abbas hat ein langes Sünden-register, angefangen mit seiner an der Lumumba-Uni- versität in Moskau abgefassten Doktor-arbeit. Darin hat er die Gaskammern von Auschwitz für technisch „unmög-lich“ erklärt.

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Angriffstunnels. Sie gilt bei UNO, USA und der EU als Terrororganisation. Sie betreibt die Zerstörung Israels mitsamt einer Vernich-tung aller Juden. Der Versuch einer „Versöh-nung“ von Abbas mit der Hamas und der Gründung einer „Einheitsregierung“ endete damit, dass das besuchende Ministerkabinett aus dem Westjordanland in ein Luxushotel am Strand von Gaza eingesperrt wurde, sich mit niemandem treffen konnte und wieder nach Hause reiste, sowie sie die Hotelrech-nung in Höhe von 100.000 US-Dollar begli-chen hatte. Im Sommer 2014 gab es einen grausamen Krieg mit Tausenden Raketen auf Israel und über 2.000 Toten im Gazastreifen. Dennoch hat Israel der Hamas nur einen schweren, aber keinen tödlichen Schlag

schlimmsten Terroristen benennt. Offiziell gilt Abbas für Israel nicht mehr als „Frie-denspartner“ und schon gar nicht als „Frie-densengel“. Dennoch hat er bisher nicht die Sicherheitskooperation mit Israel aufgekün-digt. Denn das israelische Militär verhindert einen Putsch der Hamas im Westjordanland und sichert das politische Überleben von Abbas. Israel hat sogar die Überweisung von Zöllen und Steuergeldern an Abbas erneuert, obgleich die Palästinenser immer noch nicht ihren Schuldenberg in Milliardenhöhe für Strom und Wasser bei Israel abgetragen ha-ben. Und die Hamas im Gazastreifen rüstet kräftig auf für die nächste Runde gegen Isra-el mit Raketen aus dem Iran, Taucheranzü-gen für Kampftaucher und dem Neubau von

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Wer im Nahen Osten einen Hard- liner Netanjahu und einen Friedensengel Abbas findet, der kann alle Probleme beruhigt dem Osterhasen überlassen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan trifft palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas im türkischen Präsidentenpalast, Foto; Yıldız Yazıcıoğlu, public domain

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versetzt. Die Hamas herrscht weiter, trotz Hinrichtungen und Gewaltherrschaft. Aber sie vermeidet es (vorläufig), Israel mit Rake-ten anzugreifen. Und während Ägypten die Grenze zum Gazastreifen hermetisch abrie-gelt, die halbe Stadt Rafah und die Schmugg-lertunnels systematisch zerstört, rollen über den israelischen Kontrollpunkt Kerem Scha-lom täglich hunderte Lastwagen mit Hilfsgü-tern aus Jordanien, Qatar, dem Westjordan-land und internationaler Hilfsorganisationen in den Gazastreifen.

Wer im Nahen Osten einen Hardliner Netan-jahu und einen Friedensengel Abbas findet, der kann alle Probleme beruhigt dem Oster-hasen überlassen.

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18 | Dankenswertes

hungen zwischen Deutschland und Israel ihre Richtlinienkompetenz für die Bundespo-litik wahrnimmt, dieses Verhandlungsergeb-nis für unakzeptabel erklärt und gegenüber den anderen Verhandlungspartnern für die Aufrechterhaltung der Sanktionen gegenüber dem Iran eintritt.

2. Wir fordern die Journalisten und Redak-teure in unserem Land auf, alle Versuche einzustellen, durch einseitige Schuldzuwei-sungen gegenüber Israel bezüglich des Nah-ostkonfliktes, insbesondere aller Maßnah-men zum Schutz seiner Zivilbevölkerung vor islamischem Terror, die direkte oder indi-rekte Mitschuld der eigenen Väter und Groß-väter an den Verbrechen der Diktatur des Nationalsozialismus an den europäischen Ju-den zu relativieren und das vermittelte Bild Israels in der deutschen Öffentlichkeit auf den Konflikt mit seinen arabischen Nachbarn zu reduzieren!

3. Wir fordern die gesellschaftlichen Verant-wortungsträger auf, alle Versuche, Israel zu diskreditieren und dessen Existenz als jü-discher Staat in seiner angestammten Hei-mat zu delegitimieren, entschieden zu ver-urteilen und durch schulische sowie politische Bildung die Geschichte und die aktuelle Lebenswirklichkeit des jüdischen Staates wahrheitsgemäß darzustellen. Wir fordern die deutsche Politik in Europa, Bund, Ländern und Kommunen auf, alle Ak-tivitäten von Rechts- oder Links- sowie von islamischen Extremisten, die bei unsren jü-dischen Mitbürgern die Frage aufkommen lassen, ob es noch möglich ist, als Juden in Deutschland sicher zu leben, zu verurteilen und zu bekämpfen, einschließlich des Boy-kotts israelischer Produkte in der Europä-ischen Union. Allen Versuchen, der alten nationalsozialistischen Forderung „Kauf nicht bei Juden!“ in neuer Gestalt in Deutschland und Europa Raum zu geben, muss seitens der deutschen Politik aus hi-storischer Verantwortung widersprochen werden. Dieser historischen Rolle gerecht zu werden, bedeutet auch, diese praktisch

gegenüber den EU-Partnern einzufordern statt sich hinter diesen zu verstecken. Aus derselben Verantwortung heraus soll die Bundesrepublik dafür eintreten, Israel bei der Gewährleistung seiner Verteidigungsfä-higkeit weiterhin technisch zu unterstützen.

4. Gerade auch nach dem sich abzeich-nenden Ableben der letzten Zeitzeugen hal-ten wir es für notwendig, Orte der Erinne-rung, die für das lokale und regionale Geschehen während der NS-Diktatur ste-hen, zum Zwecke der Geschichtsvermitt-lung an die nächsten Generationen zu erhal-ten, angemessen zu fördern und damit auch zur Auseinandersetzung mit der eigenen Lokal- und Familiengeschichte anregen. Alle geschichtliche Aufarbeitung muss dem Ziel dienen, aus der Geschichte der Diktaturen für die Gestaltung des freiheitlichen und demokratischen Gemeinwesens zu lernen, um der Forderung unseres Grundgesetzes nach der Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen gerecht zu werden. Dies wird jedoch nur gelingen, wenn wir uns – wie von den Vätern und Müttern unseres Grundgesetzes in dessen Präambel veran-kert – unserer Verantwortung vor Gott, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels, an den auch wir als Christen glauben, neu bewusst werden.

5. Wir fordern alle Kirchen- und Gemeinde-leiter in Landes- und Freikirchen auf, mit jeder Form theologischer Lehre zu brechen, die dem Volk Israel seine Berufung und Ver-heißungen streitig macht. Wir fordern dazu auf, anzuerkennen, dass gerade die teils von Christen mitzuverantwortende Verfolgungs-geschichte des jüdischen Volkes der Beleg dafür ist, dass es sich um das Volk handelt, das ursprünglich in Judäa angesiedelt war und dass Juden infolge dieser Repressionen in ihre angestammte Heimat zurückgekehrt sind, um dasselbe Volk handelt und somit das historische Recht hat, dort in Frieden zu le-ben und sich zu entfalten.

Lothar Klein, Vorsitzender Chemnitz, am 9. Mai 2015

Rückblick auf die 19. Sächsische Israelkonferenz in Chemnitz

Liebe Israelfreunde, dankbar denken wir an die 19. Sächsische Israelkonferenz in der Lu-therkirche in Chemnitz vom 8. bis 10. Mai zurück. Fundierte biblische und zeitge-schichtliche Impulse in einer guten Mi-schung mit Anbetung prägten diese Tage, die uns für unseren Dienst vor Ort ermutigen sollen. Besonders beeindruckend war das Zeugnis von Josef Aaron am Jugendabend. Die Bibelarbeiten von Yitzhak Sokoloff und Johannes Gerloff haben vielen zu einem tief-eren Verständnis der Landfrage und dem Wirken Gottes mit Israel gegeben. Auch die Zeit zum Genießen des Wiedersehens mit Freunden und Bekannten kam nicht zu kurz. Erfahrungen wurden gesammelt, aus denen wir für künftige Konferenzen lernen wollen. Statt vieler Worte sollen einige Fotos die At-mosphäre dieser Tage vermitteln. Jedoch unsere Resolution hier noch einmal schrift-lich wiedergegeben werden.

Karsten Viertel

Aus Anlass des Endes des Zweiten Welt-krieges und des Holocaust vor 70 Jahren erklären wir als 19. Sächsische Israelkonfe-renz folgendes:

1. Angesichts der Leichtgläubigkeit, mit der die Vertreter der fünf Veto-Mächte des UNO-Sicherheitsrats und Deutschland mit dem Iran über dessen Atomprogramm verhandelt haben, sind wir erschüttert. Dadurch wird das Ziel des Iran, in den Besitz von Atomwaf-fen zu kommen, zwar verzögert aber nicht verhindert. Damit ermöglichen die Verhand-lungspartner das erklärte Ziel politischer und religiöser Führer der Islamischen Republik Iran, den jüdischen Staat Israel vernichten zu wollen. Das ist nicht hinnehmbar! Die Betei-ligung der Bundesregierung an den Verhand-lungen in der Person von Bundesaußenmini-ster Steinmeier stellt die frühere Aussage von Bundeskanzlerin Merkel in Frage, dass die Sicherheit Israels für die Bundesregierung nicht verhandelbar sei. Wir erwarten von Bundes-kanzlerin Merkel, dass sie gerade im 50. Jahr der Aufnahme diplomatischer Bezie-

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20. Sächsische Israelkonferenz

20.–22. Mai 2016 Sachsenlandhalle Glauchau

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Unterwegs mit dem Handwerkerdienst der Sächsischen Israelfreunde

20 | Hilfreiches

von Jochen Peter, Jerusalem

Fühlt euch wohl im Beth Avraham

Hunger? Wir waren im nahen Supermarkt...

Kornelius und Robin legen

Holzfußboden. André fliest

das Bad.

Sitas Küchendecke – ein großer feuchter Fleck, Farbe hat sich gelöst.

nach Schimmelbehandlung und Neuanstrich

Liebe Freunde überall,

wir laden Euch wieder ein zu einem „Aus-flug“ nach Israel. Auf geht’s!Start in Germany, Flug ca. vier Stunden, Lan-dung in Israel, Fahrt nach Jerusalem ins Quartier Beth Avraham, Abendbrot, müde, die Betten warten.

Morgens 7 Uhr Bibelzeit, dann Frühstück, Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem und der Altstadtmauer. Geld tauschen. Am näch-sten Tag beginnen wir auf den Baustellen. Wir teilen uns in Kleingruppen (diesmal Ein-satz auf dem Golan, in Hadera, Jerusalem, Bat Yam). Die Außengruppen nehmen ihr Ge-päck mit, weil sie dort auch wohnen werden. Bye Bye!

Auf dem Golan helfen wir einer jungen Fa-milie beim Hausbau. Kornelius und Robin legen Holzfußboden. André fliest das Bad. Jürgen und Claudia gehören zur Gruppe in Hadera und helfen, ein Altersheim zu ver-schönern. Jürgen arbeitet an der Außenwand Claudia streicht Fenster. Eine Wohnung in Jerusalem: schwarz von Schimmel. Eine Baustelle für Hardliner. Kommt ihr mit??? Markus und Karl arbeiten dort zusammen mit Jochen, nachdem andere aus der Gruppe am Tag zuvor verzweifelt aufgegeben hatten. Wenn eine Renovierung fertig ist, gehört zum Abschluss auch das Aufhängen von Bil-dern und Lampen dazu. Karsten (auf der Leiter) arbeitet in einer Wohnung von Holo-caustüberlebenden in Bat Yam (Nähe Tel Aviv). Jetzt kommt mit auf eine andere Bau-stelle. Sita ist 86 Jahre alt. Sie ist damals mit ihrer Familie von den Nazis aus Rumänien

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vertrieben worden. Heute ist sie Witwe und wohnt in Jerusalem. Ruth geht regelmäßig zu ihr und hilft ihr beim Einkaufen.Wir müssen die Küchendecke aufmachen. Böse Überraschung: Jochen entdeckt in einem stillgelegten Schornstein nasses Mate-rial (Bild oben). Ruth streicht inzwischen eine kleine Abstellniesche mit Haftgrund vor. Dort hatten sich auch Putz und Farbe gelöst. Sita ist gern zu einem Foto bereit und hält die Leiter fest.Die Küchendecke muss erst mehrere Wochen trocknen, bevor die nächste Handwerker-gruppe weitermachen kann. Eine Firma re-parierte das kaputte Dach des Wohnblocks. Sita ist sehr geduldig. Sie genießt inzwischen den Neuanstrich der übrigen Räume, hat wieder Gardinen und Bilder hängen und sagt oft mit jiddischem Akzent: „Alles ist gut, fei-ne Leute waren das, so feine Leute“. Nächste

Woche hat Sita wieder Termin in der Physio- therapie. Ruth begleitet sie. Da fällt ihr das Laufen und die Busfahrt leichter. Sita ist sehr dankbar und sagt immer wieder „Du bist meine Tochter“. Wunderbar! Jetzt wollen wir mit Euch an den drei wich-tigen Gedenktagen des April unterwegs sein: Holocaustgedenktag, Gedenktag für die Ge-fallenen, Unabhängigkeitstag. Am Holocaust-gedenktag ertönen vormittags um 10.00 Uhr in ganz Israel die Sirenen. Gedenkminute. Alle Menschen halten inne. Autos, Busse. Straßenbahn, im Supermarkt, auf unseren Baustellen, überall Stillstand. Am Abend zu-vor sind wir eingeladen zu einer Gedenkfei-er. Viele Menschen sind gekommen. Für uns ist extra eine Reihe reserviert. Zwei Solda-tinnen und ein Soldat singen sehr professio-nell mehrere Lieder: nachdenklich, sehn-

süchtig, hoffnungsvoll. Gedenkkerzen werden angezündet, Grußworte gesprochen. Wir als Leute aus dem Tätervolk sitzen mitten unter den Gästen, sind herzlich willkommen und erleben tief bewegt diese Feier. Am Gedenk-tag für die Gefallenen werden Soldatengräber und Erinnerungsorte festlich geschmückt. Hier gehen wir mit Euch im Herzlpark in Jerusalem zwischen vielen Gedenktafeln

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segnet Israel, Gott segnet Euch. Ein wunder-barer göttlicher Kreislauf. In Germany könnt Ihr in Euren Familien, Gemeinden, Dörfern und Städten, an der Arbeitsstelle, überall, Botschafter für Israel sein. Eure Botschaft kann sein: „Der Gott Israels, der Gott der Bibel, hat genaue Pläne mit seinem Volk und Land und mit uns Menschen aus den ande-ren Ländern! Leute, lest in der Bibel den Römerbrief, Kapitel 9 bis 11!“

Wie geht es Euch nach diesem „Ausflug“? Wir freuen uns, wenn Ihr etwas von Euch hören lasst, auch wenn wir nicht allen zu-rückschreiben können.Vielen Dank für Eure Liebe und vielfältige Unterstützung des Handwerkerdienstes. Seid alle reich gesegnet mit Schalom!Ruth und Jochen

Bankverbindung: Saechsische IsraelfreundeIBAN: DE16 8709 6124 0090 0619 41 BIC:GENODEF1MIW

22 | Biblisches Wort

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hindurch. Am nächsten Tag ist Unabhängig-keitstag (Nationalfeiertag): Fröhliche Stim-mung, tausende Israelfahnen schmücken das Land. Wir spazieren durch den Herzlpark. Heute ist auf unseren Baustellen Pause. Kommt Ihr mit zu Edith? Mancher kennt sie von vergangenen Rundmails. Mancher war selbst mit auf ihrer Baustelle. Ihre Wohnung ist klein und ärmlich. Seht Euch mal den Kü-chenschrank an: Der ist marode, am Ausein-anderfallen und wird zusammengehalten von Klebeband. Von Eurem Spendengeld kauften wir was Neues: einen breiten und einen sch-malen Schrank. Jochen baut die Möbel auf. Edith freut sich „Ich habe keine Wörter, ich danke vielmals, ich habe einfach keine Wör-ter!“ Und weil sie grad gar nicht fein ange-zogen ist, möchte sie leider nicht mit auf das Foto. Nun sind die zwei Handwerkerwochen schon wieder um. Die Zeit verging so schnell. Erlebniswochenende im Norden Israels, Fahrt nach Arad im Süden, Wüste, Baden im Toten Meer, ... Längst nicht alles ist hier auf-geschrieben. Koffer packen, Zimmer sauber-machen, und ab geht’s mit den Autos zum Flughafen. Der Segen Gottes geht mit. Ihr

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Zielführendes | 23

warteten Tausendjährigen Reich – jemals eine Zeit geben wird, in der jeder Bruder das Be-kenntnis des anderen Bruders akzeptieren wird und in der unser Streben, unsere Erfah-rungen und unsere Auslegungen des Evange-liums im wahrsten Sinne des Wortes identisch sind. Aber ich vertrete die Ansicht, dass es ein unwandelbares Bekenntnis zu den funda-mentalen Lehren göttlicher Wahrheit geben sollte und geben muss, wenn unsere Gemein-den gesund und intakt sein sollen.“

Einheit konnte laut Spurgeon nur dann ent-stehen, wenn es eine Einheit in der Wahrheit war. Die Gemeinde zur Zeit Spurgeons war gespalten und Er erkannte darin eine geistli-che Krankheit: „Der Mangel an Einheit in der Wahrheit zeigt zu deutlich, dass der Leib Christi sich nicht in einem gesunden Zustand befindet. Kein menschliches System kann man als normal bezeichnen, wenn der Betref-fende die Asche dem Brot oder das trübe Wasser dem köstlichen Nass vorzieht, das ihm aus einer Quelle entgegensprudelt. Ein sol-cher Mann muss krank sein, sonst würde er einen solchen Unrat nicht verzehren!“Ist es in der deutschen Christenheit nicht schon längst so weit wie es Spurgeon be-schreibt? Wenn wir zukünftig in unserem Engagement für Israel und für unser Land etwas erreichen wollen, dann wird es nur in einer großen Einheit in der vorhandenen Vielfalt gehen! Dazu möge das Christliche Forum für Israel, das sich im Dezember 2014 im Schniewind-Haus in Schönebeck-Salzelmen als bundesweiter Dachverband für Israel-freunde und Israelwerke gegründet hat, einen guten Beitrag leisten. Möge es eine „Einheits-bewegung“ werden, die unser Herr und Heiland in vorbereitete Wege führt!

Die Situation der Christen, die Israelfreunde sind, scheint in Deutschland jedoch ähnlich zu sein wie bei Spurgeon im England des 19. Jahrhunderts – und dies nach Schoa und Wiederherstellung des Staates Israel 1948. Wir trafen uns zu theologischen Symposien in Bad Blankenburg, waren beseelt von dem Gedanken, dass es unter dem großen Dach der Evangelischen Allianz zu einem „Arbeits-kreis Israel“ kommen könnte. Es gibt schließ-lich einen „Arbeitskreis Islam“, warum dann nicht einen „Arbeitskreis Israel“? Jesus war

Jude und Israeli und nicht Muslim oder Palästinenser. Auf einem dieser Symposien wurde uns sogar von einem Bruder mitgeteilt, dass wir als Israelfreunde bisher immer für ihn in der untersten Schublade hinten rechts gesteckt hätten, aber dieses Symposium habe seine Sicht der Dinge geändert. Das war erfreulich aber nicht ausreichend. Auch mit vielen anderen Leitungs-personen von Verbänden und Ge-meinden wurden Gespräche ge-führt, eingeladen und Kontakte getauscht – aber es bewegte sich

oftmals nichts. Ein Pfarrer sagte mir sogar ganz mitleidig: „Wer in der Kirche nichts wird, wird Israelfreund!“ Spurgeon würde uns also heute auf Grund seiner Erkenntnis sagen: „Ihr lieben Israelfreunde, lasst Euch nicht irre machen. Ähnliches habe ich damals schon in den Gemeinden Englands erlebt. Haltet durch und kämpft den guten Kampf des Glaubens! Es lohnt sich, aus der Kraft der Wurzel Israel zu leben und daraus auch die Zukunft zu ge-stalten!“ Nun wissen wir ja als Gottes Boden-personal, als Brüder und Schwestern in Christus, dass wir uns in unserer Verschieden-heit zur Ergänzung und Korrektur gegeben sind. Die höchste Form der Liebe ist die Kritik! In dieser höchsten Form müssen wir uns in Korrektur und in Liebe begegnen, und dies immer wider neu! Den zweiten Punkt, den Spurgeon nämlich als sehr wichtig fand und der auch in unserer Zeit größte Priorität haben sollte, ist das Thema der Einheit. Hier ist nicht die Einheit von Kirchen, Bünden und Organi-sationen gemeint. – Die wird es wohl nie geben, bis unser Herr kommt! – Es ist z.B. auch die Einheit unter Israelfreunden ge-meint. Spurgeon schreibt dazu: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es – außer im lang er-

von Wilfried Gotter

„Finales Manifesto – der letzte große Kampf der Menschheit“, so heißt ein kleines Büch-lein, das für uns heute ein sehr wichtiges werden könnte. Was viele nicht wissen, ist, dass Spurgeon nicht nur ein vollmächtiger Prediger war, sondern auch einer der ersten angelsächsischen Israelfreunde. Und zwar zu einer Zeit, in der von einem Staat Israel noch nichts am Horizont zu sehen war. Spurgeon starb am 31. Januar 1892, etwas mehr als ein halbes Jahrhundert vor der Staats-gründung Israels im Jahre 1948.

Am16. Juni 1864 hielt er im Me-tropolitan Tabernacle in London eine Predigt über die Wiederher-stellung des Volkes Israel, das nach seiner Überzeugung erneut zu ei-ner Nation mit einer eigenstän-digen Regierung und einem natio-nalen Territorium werden würde. Er predigte: „Ein Staat wird ge-schaffen werden und ein König wird herrschen. Israel ist heute fern von seinem eigenen Land. Seine Söhne können den heiligen Staub Pa-lästinas indessen niemals vergessen, auch wenn sie noch weit ab von seinen heiligen Ufern und ohne Hoffnung sterben. Aber so wird es nicht für immer sein, denn seine Söhne werden sich an Israel wieder erfreuen: Ihr Land wird ‚Vermählte’ genannt. (In der Elberfelder Bibelübersetzung wird darauf hingewiesen, dass der entsprechende Begriff für Land, der im Grundtext hier steht, weiblich ist.) Wie ein junger Mann eine Jungfrau heiratet, so werden sie ihrem Land gleichsam angetraut werden. ‚Ich werde euch in euer eigenes Land einpflanzen’, ist Gottes Verheißung an sie“, so Spurgeon. Aus der Schrift erkannte er, dass aus den Toten-gebeinen Israels nicht nur ein lebendiger Körper werden würde, sondern er war der festen Gewissheit, dass dieses Volk noch in wunderbarer Weise Geschichte schreiben würde. Es lohnt sich wahrlich, alte Predigten von ihm nachzulesen. Man bekommt einen Eindruck, mit welcher Glaubenskraft aus Gottes Wort dieser Mann gesegnet war. Spurgeons Haltung zu Israel brachte ihm viel Kritik, bis hin zur Verleumdung und zum Ausschluss aus seinem Gemeindebund ein.

Finales Manifesto

C.H. Spurgeon

Finales Manifesto: Der letzte große Kampf der Menschheit

Spurgeons „Finales Manifesto“ ist ein Vermächtnis der Hoffnung an die kleine Horde offensiver Christen, die sich nicht schämen, mit den Waffen des Evangeliums den letzten großen Kampf zu kämpfen.

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Charles Haddon Spurgeon

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einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stif-tung hervor, die uns zugleich Mahnung und Ansporn sein sollte. Denn sie zeigt: Wir dür-fen uns nicht zurücklehnen und darauf ver-trauen, dass einfach weitergeht, was sich in den letzten fünfzig Jahren so gut entwickelt hat. Wir müssen uns fragen, was wir tun können, um die israelisch-deutsche Freund-schaft weiter zu vertiefen und in unseren Gesellschaften zu verankern.

Ich wünsche mir deshalb noch mehr Begeg-nungen, noch mehr Impulse, noch mehr Interesse und Empathie. Es ist gut, dass wir in diesem Jubiläumsjahr den neuen deutsch-israelischen Freiwilligendienst einläuten können. Er bietet jungen Leuten die Möglich-keit, sich im Partnerland in sozialen, ökolo-gischen und kulturellen Projekten zu enga-gieren. So können auch künftige Generationen von Israelis und Deutschen einander kennen- und verstehen lernen. (…) Israel und Deutschland sind für immer verbunden durch die Erinnerung an die Schoah. Wir

Rath, der das Glück hatte, als einziger Journa-list in Adenauers Suite zum Zeugen dieser historischen Begegnung zu werden: „Adenau-er kam Ben-Gurion im Vestibül entgegen. Die beiden Staatsmänner, 74 und 84 Jahre alt, klein, mit einer wilden weißen Haarmähne der eine, groß und hager der andere, ein un-vergessliches Bild. Mich wunderte, wie innig die beiden einander begrüßten, als würden sie einander seit Jahren kennen und als spielte die schmerzvolle Vergangenheit zwischen ih-nen beiden keine Rolle.“ Weiter sagte der Bundespräsident: „Es ist der Atem der Ge-schichte, den uns der Reporter hier spüren lässt: Zum ersten Mal seit der Schoah schien damals eine Verständigung zwischen Deutsch-land auf der einen Seite und Israel und dem Judentum auf der anderen wieder möglich zu sein. Als Ludwig Erhard und Levi Eshkol fünf Jahre später dann den Austausch von Botschaf-tern vereinbarten, bereiteten sie den Boden für eine Entwicklung, die sich kaum jemand hatte vorstellen können: Aus diplomatischen Beziehungen erwuchs eine enge Partner-schaft, zunächst zwischen Israel und der Bun-desrepublik, nach dem Fall der Mauer dann zwischen Israel und dem geeinten Deutsch-land. Und aus dieser Partnerschaft wurde all-mählich eine tiefe Freundschaft. Ja, es ist ein Wunder, was sich in den vergangenen fünfzig Jahren ereignet hat zwischen unseren beiden Ländern. Ein Wunder, das nur Wirklichkeit werden konnte, weil Israelis den Deutschen Vertrauen schenkten. Daran erinnern wir uns heute Abend voller Freude und Dankbarkeit. (…) Hier im Saal sind heute viele junge Frau-en und Männer, die sich für die israelisch-deutschen Beziehungen engagieren. (…) Ih-nen und allen anderen, die sich für die Freundschaft zwischen unseren Ländern ein-setzen, danke ich von Herzen. (…)

Ich will heute Abend aber auch nicht ver-schweigen, was mir Sorgen bereitet. Wäh-rend eine große Mehrheit der jüdischen Is-raelis heute positiv über Deutschland denkt, hat fast die Hälfte der Deutschen eine schlechte Meinung von Israel. Dies geht aus

Festakt zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 50 Jahren

Ich will heute Abend aber auch nicht verschweigen, was mir Sorgen bereitet. Während eine große Mehrheit der jüdischen Israelis heute positiv über Deutschland denkt, hat fast die Hälfte der Deutschen eine schlechte Meinung von Israel.

Wilfried Gotter und Lothar Klein zum Festakt in die Berliner Philharmonie

Zusammen mit vielen hundert geladenen Gästen feierten die Präsidenten Israels und Deutschlands, Reuven Rivlin und Joa-chim Gauck, am 12. Mai die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 50 Jah-ren. Der Einladung zum Festakt in die Berliner Philharmonie waren auch der Vorsitzende und der Geschäftsführer der Sächsischen Israelfreunde e.V., Lothar Klein und Wilfried Gotter gefolgt.

In seiner Begrüßungsrede erinnerte Bundes-präsident Gauck an die erste Begegnung zwi-schen dem israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion und Bundeskanzler Konrad Adenauer am 14. März 1960 im New Yorker Waldorf Astoria Hotel. Er zitierte aus dem Be-richt des Reporters der Jerusalem Post, Ari

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werden nicht zulassen, dass das Wissen um die besondere historische Verantwortung Deutschlands verblasst. Richtig ist aber auch, dass uns längst viel mehr verbindet als die schmerzvolle Geschichte. Wir stehen für die gleichen Werte ein, für Freiheit, Demokratie und die universellen Menschenrechte. Auf diesem festen Fundament können wir einan-der als Gleiche begegnen und unsere Unter-schiede leben. Und wir können unsere Zu-kunft gemeinsam gestalten. Die Berliner Philharmoniker werden gleich ein tempera-mentvolles Werk für uns spielen: die italieni-sche Sinfonie von Felix Mendelssohn Barthol-dy. Lassen Sie uns den Schwung und die völkerverbindende Kraft der Musik mitneh-men. Lassen Sie uns die israelisch-deutsche Freundschaft gemeinsam in die Zukunft tra-gen. Ich freue mich, dass wir heute Abend zusammen feiern können – ein halbes Jahr-hundert des Miteinanders ebenso wie den Unabhängigkeitstag des Staates Israel, zu dem ich allen Bürgerinnen und Bürgern nachträglich gratuliere, auch im Namen mei-ner Landsleute. Herzlichen Glückwunsch!“

Als der Bundespräsident zu seinem Platz zu-rückkehrte, schloss ihn Reuven Rivlin in sei-ne Arme, was die Gäste mit großem Beifall belohnten. Danach trat Israels Staatspräsi-dent an das Rednerpult und sagte: „Das kam von meinem Herzen zu Ihrem Herzen!“ Nach einigen Ausführungen zur deutsch-jü-dischen Geschichte von Moses Mendelssohn und dessen Enkel Felix Mendelssohn Barthol-dy sagte Rivlin: „Mir und allen Bürgern Isra-els ist die echte Freundschaft zwischen Ih-rem und meinem Land sehr wertvoll. Sie ist Ausdruck unserer Fähigkeit, aus der Last der schrecklichen historischen Vergangenheit herauszutreten, ohne diese, Gott behüte, auch nur für einen einzigen Augenblick zu vergessen. Sie ist Ausdruck unserer Fähig-keit, der Vergangenheit zu gedenken, die sich in unsere Körper und unsere Seele eingeprägt hat, und den Blick auf die Zukunft zu richten, ohne auf die Gegenwart zu verzichten. (…) In diesen Tagen, in denen eine Welle von Terror, Gewalt, Intoleranz und religiöser Ver-folgung den Nahen Osten überrollt, in diesen Tagen, in denen Antisemitismus, Faschis-mus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf den Straßen Europas in Form von stärker werdenden extremen nationalistischen Par-teien und Bewegungen wieder ihr hässliches Gesicht zeigen, müssen wir in Israel und in Deutschland zusammenstehen. Es ist unsere Pflicht, in Berlin und in Jerusalem, uns wei-

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Bundespräsident Joachim Gauck

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin

Umarmung Gauck – Rivlin

Lothar Klein im Gespräch mit Präsident Reuven Rivlin, Foto: Sacha Stawski

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terhin den bösen Kräften entschlossen ent-gegenzustellen, die unsere gemeinsamen Werte, allen voran die Würde des Menschen, zerstören wollen. Gemeinsam stehen wir weiterhin mit Entschlossenheit zu unserer gemeinsamen Verpflichtung, universelle Werte auch in einer komplexen politischen Realität aufrecht zu erhalten. Gemeinsam werden wir die Interessen der freien Natio-nen vor den zu erwartenden Gefahren ver-teidigen. (…) Herzlichen Dank an Sie alle. Seien Sie gesegnet. Ich wünsche Ihnen ein schönes Konzert.“

Die Aufführung der Vierten („Italienischen“) Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy durch die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Paavo Järvi war ein besonderer musikalischer Hochgenuss. Im Anschluss be-gaben sich die Gäste in das Foyer der Phil-harmonie zum Empfang, zu dem die Staats-oberhäupter eingeladen hatten. Hier trafen sich Deutsche und Israelis, Juden und Gojim, denen die deutsch-israelischen Beziehungen seit vielen Jahren am Herzen liegen, mit gleichgesinnten Politikern, Kirchenvertre-tern und Journalisten, aber auch mit solchen, die nur ein Pflichtprogramm erfüllten. Natür-lich wurden auch leckere israelische Snacks und Getränke gereicht.

Trotz der vielen Menschen, von denen die beiden Gastgeber umringt waren, gelang es Lothar Klein zu Reuven Rivlin und Joachim Gauck vorzudringen, um Ihnen für ihre tief gehenden Worte zu danken und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Sehr genau konnte sich Präsident Rivlin daran erinnern, dass er im November 2011, damals noch als Sprecher der Knesset, die Leiter mehrerer christlicher Pro-Israel-Organisationen aus der ganzen Welt, darunter auch der Sächsischen Israel-freunde e.V., im Parlament des Staates Israel willkommen geheißen und ihnen für deren Engagement für Holocaustüberlebende und für die Beziehungen ihrer Länder zu Israel gedankt hatte. Den hochrangigen Gesprächen folgte ein intensiver Austausch mit vielen al-ten und neuen Israelfreunden über die aktu-elle Situation in und um Israel, die Verantwor-tung Deutschlands und die Herausforderungen an Israelfreunde, die sich aus der von Bunde-präsident Joachim Gauck angesprochenen schlechten Meinung vieler Deutscher über Israel ergeben. Das gemeinsame Begehen die-ses Jubiläums soll für uns alle Ermutigung sein, nicht nachzulassen im Engagement für die Beziehungen zwischen Deutschland und dem jüdischen Staat Israel.

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26 | Unbewältigtes

„Die Armenier sind unserem Herzen ganz nah. Das, was sie durchgemacht haben, verstehen wir sehr gut und es ist eine Schande, dass unsere Regierung das nicht anerkennt. Nur, weil wir Angst vor den Türken haben.“

Armenier erinnern an den Völkermord

von Mirjam Holmer,Jerusalem

Jakobuskathedrale

Vergissmeinnicht

Am Vorabend des 24. April 2015 läutet in der Jakobuskathedrale, im armenischen Vier-tel der Altstadt Jerusalems, hundertmal die Glocke. Im Gedenken an das Grauen, das an diesem Tag vor 100 Jahren begann und im Gedenken an das Leugnen vieler Völker über das an den Armeniern begangene Unrecht. Neben vielen Armeniern sind auch Israelis gekommen; zwei Knessetabgeordnete sind dabei und einzelne Touristen.

Der Erzbischof der Armenischen Kirche in Israel, Aris Shirvanian, sagt in der anschlie-ßenden Gedenkstunde unter anderem: „Wir erwarten vom Deutschen Bundestag, dass er heute endlich den armenischen Völkermord anerkennt. Das erste Jahrhundert haben wir an das Unrecht erinnert, das zweite Jahrhun-dert wollen wir beginnen, indem wir Un-recht anerkennen, beim Namen nennen und dadurch verhindern, dass so etwas jemals wieder vorkommt.“

Ori Orhof, Israeli und Hobbyfotograf aus Mo-diin, ist bewegt: „Die Armenier sind unserem Herzen ganz nah. Das, was sie durchgemacht haben, verstehen wir sehr gut und es ist eine Schande, dass unsere Regierung das nicht anerkennt. Nur, weil wir Angst vor den Tür-ken haben.“

Israels Haltung zum Völkermord

Reuven Rivlin hatte als Politiker und Knes-setsprecher immer wieder für die Anerken-nung des armenischen Genozid geworben. Doch als Staatspräsident ist er an das offizi-elle Vokabular der israelischen Regierung gebunden. Und so spricht auch er beim Emp-fang der armenischen Würdenträger in seiner Residenz nicht vom Völkermord, sondern lediglich vom „Massaker“ sowie von der „ar-menischen Tragödie“. Dabei weiß Rivlin um die Bedeutung der Anerkennung für die

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Armenier: „Als das armenische Volk 1915 massakriert wurde, sah die Bevölkerung Je-rusalems, meine Eltern und andere Familien-mitglieder, die armenischen Flüchtlinge zu Tausenden hierher strömen.“ Doch würde Israel den Genozid offiziell anerkennen, stün-de das ohnehin schlechte Verhältnis zur Türkei auf dem Spiel.

„Vergissmeinnicht“ – die symbolträchtige Blüte

Zur Gedenkveranstaltung ist auch Simon Khatchadourian gekommen. Wie so viele Ar-menier an diesem Tag trägt er eine Brosche, die ein vierteiliges Vergissmeinnicht dar-stellt: Die Narbe der symbolträchtigen Blüte ist schwarz und symbolisiert die Vergangen-heit sowie das Leiden des armenischen Völ-kermordes. Die fünf hellvioletten Blüten-blätter stehen für die Gegenwart und stellen die Einheit der armenischen Gemeinden weltweit dar. Die großen violetten Blätter stehen für die Zukunft und die fünf Konti-nente, auf denen Überlebende des Genozids eine neue Heimat gefunden haben. Das dun-kle lila steht für die priesterlichen Gewän-der der armenischen Kirche, die „das Herz der armenisch-christlichen Identität“ sind. Um die Narbe sind kreisförmig zwölf Trape-ze angeordnet, die die Ewigkeit darstellen sowie die zwölf Säulen des Genozid-Denk-mals in der armenischen Hauptstadt Yere-van verkörpern. Die gelbe Farbe steht für Kreativität und Hoffnung.

Simon, der junge Armenier aus Jerusalems Altstadt, ist verärgert: „Noch immer wird der Völkermord nicht von allen Ländern aner-kannt. Ich hoffe sehr, dass Deutschland den Genozid bald wirklich anerkennt. Und auch Israel. Bis heute passieren Völkermorde auf der ganzen Welt und solange der armenische Völkermord nicht anerkannt wird, wird es weiter Genozide geben. Ich wünsche mir, dass in deutschen Schulen über den Völker-mord aufgeklärt wird. Sie sollen wissen, wa-rum es in der ganzen Welt Armenier gibt. Auch armenische Kunst und Kultur sollten deutsche Schulen lehren. Junge Menschen sollten lernen, was damals wirklich geschah.“Die Geschichte der Familie KhatchadourianSimons Urgroßvater väterlicherseits ist vor etwa 100 Jahren nach Israel ausgewandert. Bereits 1909, sechs Jahre vor der offiziellen Datierung des Beginns des armenischen Völ-kermordes im Osmanischen Reich, „gab es unter den Türken Gefahr“, erzählt Simon.

„Armenier wurden verfolgt. Mein Urgroßva-ter hatte die Gelegenheit, hier in Jerusalem in der Altstadt im griechischen Patriarchat als Maler angestellt zu werden. Er war ein sehr bekannter Maler und hatte an der Kunstaka-demie in Istanbul studiert. Bilder von ihm sind im armenischen und im griechischen Patriarchat ausgestellt. Sein Name war Aram Khatchadourian, so wie der berühmte sowje-tische Komponist.“

Simon lächelt stolz. „Sein Name wird ein bisschen anders geschrieben, aber eigentlich ist er der gleiche. Er kommt aus dem Tür-kischen, von ‚haschadouri‘, genau weiß ich es nicht. Wir haben den Namen armenisiert, ‚khatch‘ bedeutet Kreuz und ‚dour‘ geben, der Khatchadourian ist der ‚Kreuzverleiher.‘“ Während Simon erzählt, läutet im Hinter-grund die Glocke der armenischen Patriar-chalkathedrale. Vögel fliegen zwitschernd in den Altstadtmauern umher.

„Armenier leben in der ganzen Welt“

Die armenische Gemeinde in Jerusalem ist die älteste außerhalb Armeniens. In ganz Is-rael leben zwischen 3.000 und 5.000 Arme-nier. Simon ist einer von ihnen, doch auch

Ich wünsche mir, dass in deutschen Schulen über den Völkermord aufge-klärt wird. Sie sol-len wissen, warum es in der ganzen Welt Armenier gibt.

Armenier erinnern an den Völkermord

Simon Khatchadourian

er kennt keine genauen Zahlen: „In der Alt-stadt von Jerusalem gibt es vielleicht 90 ar-menische Familien, in Israel leben weniger als 3.000 Armenier.“ Der junge Mann mit der blassen Haut, den dunklen Haaren und der schwarzen Hornbrille sitzt auf Mauer-resten im Armenischen Viertel und erzählt: „Viele sind aufgrund der politischen Lage ausgewandert. Sie leben jetzt in den USA, wo es eine große armenische Gemeinde gibt, in Australien, Kanada oder Europa. Das ist bes-ser für sie.“

Simon, Armenier aus der Altstadt

Simon ist im armenischen Viertel der Jerusa-lemer Altstadt aufgewachsen und vor weni-gen Wochen 18 Jahre alt geworden. Etwa ein Jahr vorher hat er sein Abitur an der arme-nischen Schule abgelegt. Dort hat er auch Hebräisch und Arabisch gelernt. „Zu Hause sprechen wir Armenisch, manchmal auch etwas Bulgarisch, zum Beispiel mit meiner Tante. Sie und meine Mutter stammen aus Bulgarien, aber im Gegensatz zu meiner Tan-te hat meine Mutter dort eine armenische Schule besucht. Sie spricht besser Arme-nisch, war aber noch nie in Armenien. Mei-ne Tante spricht auch Armenisch, aber das ist gebrochen und daher verständigt sie sich lieber auf Bulgarisch mit uns.“

Simon spricht fließend Deutsch und wählt seine Worte behutsam: „Mein Bruder Harut spricht viel Hebräisch, er arbeitet in einem hebräischen Umfeld. Als Kinder haben wir viel deutsches Fernsehen geschaut und wenn wir nicht wollten, dass unsere Eltern oder unsere kleine Schwester uns verstehen, ha-ben wir uns auf Deutsch verständigt. Das war unsere Geheimsprache. Ich spreche Deutsch, seit ich vier bin.“ Die beiden jungen Männer verbessern gegenseitig ihre Fehler: „Das heißt nicht ‚Ich habe in die Schule gelernt‘, sondern ‚Ich habe in der Schule gelernt‘“. Simon schaut seinen Bruder streng an, des-sen kleiner Fehler scheint ihm peinlich zu sein. Harut sitzt im Rollstuhl, er hat CP, eine Form von Kinderlähmung.

Simon erzählt: „Mein Vater hat sieben Jahre in Armenien Geschichte und Archäologie stu-diert. Dort hat er auch Russisch gelernt, weil Armenien damals zur Sowjetunion gehörte.“ Heute ist Aram Khatchadourian Touristenfüh-rer, außerdem lehrt er die Studenten des ar-menisch-theologischen Seminars. „Meiner

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bin und zeigen mir dann ‚Du bist keiner von uns.‘ Mein Bruder arbeitet mit Israelis zusam-men, er kann ein Lied davon singen.“

Nach einer kurzen Pause ergänzt Simon: „Aber es gibt auch gute, weltoffene Juden. Die denken anders. Palästinenser sind sehr freundlich und willkommen heißend. Israelis dagegen sind“, er sucht nach einem Wort und benutzt dann das hebräische „chutzpanim“. Das deutsche Wort Chutzpe kommt von die-sem Wort und bezeichnet eine freche Unbe-kümmertheit, die Israelis nachgesagt wird. Simon fasst zusammen: „Insgesamt können wir in Israel aber gut leben und man passt sich an.“ Sich anzupassen haben Armenier im vergangenen Jahrhundert schmerzhaft lernen müssen. Sie wollten nicht auffallen und auch wenn sie unter sich bleiben wollen, sprechen viele von ihnen mehrere Sprachen fließend.

Wenn Deutsche nach Jerusalem kommen, sollten sie sich auf jeden Fall die Jakobskathe-drale, die Hauptkirche des Patriarchats, an-schauen. „Wir haben leider im Kloster keine offiziellen Öffnungszeiten, sodass Touristen nicht einfach so dort reinschauen können.

bewegung, um die Form des Museums anzu-zeigen. „Durch den Genozid gibt es Armenier in der ganzen Welt. Meine Familie hat Verwandte in Bulgarien in der Schweiz. In Armenien haben wir viele Bekannte, aber keine Verwandten. Auch wenn wir teilweise unterschiedliche Wörter benutzen, können wir uns gut mit Armeniern aus Armenien verständigen. In unserer Sprache gibt es viele türkische Wörter, weil wir aus Westarmenien stammen, aber die armenischen Staatsbürger benutzen russische Wörter.“

Simon beschreibt die Situation der Armeni-er weltweit: „Armenier in der Diaspora ha-ben sich eine neue Heimat aufgebaut und auch wenn sie sich als Armenier definieren - solange sie nicht in Gefahr sind, gibt es keinen Grund für sie, nach Armenien zu-rückzukehren.“

Nach einer kurzen Pause erzählt der junge Mann mit den ernsten Gesichtszügen weiter: „Als Armenier in Israel fühle ich mich schon anders, als wenn ich in meinem eigenen Land leben würde. Juden sind diskriminie-rend. Oft gucken sie einen an und fragen ‚Was ist Armeni‘? Sie wissen nicht, wer ich

Schule bin ich sehr dankbar, dass sie uns bei-gebracht haben, was es bedeutet, Armenier zu sein. Wir haben über unsere Geschichte, Kunst und Kultur gelernt. Und über alles, was zu uns gehört.“ Das armenische Erbe bedeutet Simon viel: „Früher bin ich mehrmals wö-chentlich in den Gottesdienst gegangen, heu-te meistens nur noch einmal. Die Mehrheit der Gottesdienstbesucher sind ältere Men-schen. Ich wünsche mir sehr, dass auch die jüngere Generation mehr in den Gottesdienst kommt. Wir haben so schöne armenische Li-turgie. Sie ist sehr alt und wird so verwendet wie früher in Europa das Latein.“

Simon ist die Liebe zu seiner Kultur abzuspü-ren: „Wir jungen Armenier treffen uns in der Schule, im Kloster und bei den Pfadfindern. Ich war auch etwa zehn Jahre Teil der Pfad-finder, aber heute mache ich bei den Trom-melumzügen nicht mehr mit. Meine Ohren halten das nicht aus.“ Simon zeigt auf seine Ohren und lächelt dann: „Doch vor zwei Jah-ren war ich mit den Pfadfindern für zwei Wochen in Armenien. Dort haben wir alle sehenswerte Orte besucht, unter anderem das Genozid-Museum, dieses komische Ge-bäude.“ Er macht eine umständliche Hand-

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Doch in Begleitung eines Armeniers können sich Besucher die schöne Kirche anschauen und so nutze ich jede Gelegenheit, meinen deutschen Freunden das armenische Kloster zu zeigen. Dort gibt es viele schöne Dinge und es wäre schade, wenn sie nach Deutsch-land zurückkehren würden, ohne das gese-hen zu haben.“

Wenige Wochen nach seinem Abitur am ar-menischen Gymnasium hat Simon am Goe-the-Institut in Jerusalem die Prüfungen zur deutschen Fachhochschulreife erfolgreich absolviert. Damit ist er an deutschen Hoch-schulen studienberechtigt. Obwohl Simon noch nie in Deutschland war, sagt er über-zeugt: „In der armenischen Sprache fühle ich mich am meisten zu Hause. Aber gleich da-nach kommt Deutsch. Und erst danach Eng-lisch. Englisch kann ich gut, aber Deutsch ist meine Herzenssprache. Mit der deutschen Sprache bin ich aufgewachsen und ich trage

Am 1. Juni 2015 wurde auf einer Nebenver-anstaltung bei den Vereinten Nationen der Internationale Farhud-Tag ausgerufen. Er er-innert an einen großflächigen Pogrom (Far-hud), der am 1. Juni 1941 von einem bewaff-neten arabischen Mob an der jüdischen Gemeinschaft im Irak begangen wurde.

Juden waren ein wichtiger Teil der irakischen Gesellschaft. Sie führten ihr Erbe zurück auf die Zeit der Zerstörung der Ersten Tempels 586 v.d.Z. Die Sicherheit und das Selbstbe-wusstsein der irakischen Juden wurden 1941 zerstört, als es einen pro-deutschen Militär-

die deutsche Kultur im Herzen. So wie die armenische Kultur auch. In Armenien ist es auch schön, aber die wirtschaftliche Lage ist nicht so stabil und es gibt viele Skandale. Deshalb würde ich gern in Deutschland le-ben.“

Auf die Frage nach seinem deutschen Lieb-lingsschriftsteller murmelt Simon leise vor sich hin: „Nee, der ist Schweizer“. Dann fragt er laut: „Kann ich auch nen Schweizer nen-nen? Ich mag Dürrenmatt. Und Erich Käst-ner.“ Und ihm fällt noch ein: „Achso, und Thomas Mann habe ich auch gelesen.“ Sig-mund Freud und Immanuel Kant, die promi-nent in seinem Bücherregal stehen, erwähnt er erst auf Nachfrage. Auf seinem Schreib-tisch liegen mehrere Ausgaben des Magazins „DER SPIEGEL“.Werden Armenier aus der Altstadt auf den jungen Mann angesprochen, huscht ein Lä-cheln über ihr Gesicht: „Der Simon ist ein

putsch gab. Während die Anführer des Putsches schnell von britischen Truppen be-siegt wurden, kam es nach ihrer Abreise zu einem großflächigen Pogrom gegen die Juden in Bagdad.

Am 1. Juni 1941 feierten die Juden in Bagdad Shavuot. Eine Gruppe von Juden wagte sich zum ersten Mal seit Wochen nach draußen, um den zurückkehrenden pro-britischen Re-genten zu grüßen. Sie dachten, dass in ihr Leben endlich wieder Stabilität eingekehrt wäre. Doch ein arabischer Mob lauerte ihnen auf. Die Ausschreitungen dauerten zwei Tage. Die genaue Zahl der Getöteten ist nicht bekannt, aber man schätzt, dass mindestens 180 Juden getötet wurden und vielleicht so-gar bis zu 600. Hunderte wurden verletzt. Jüdische Frauen wurden von Gruppen verge-waltigt und verstümmelt. Jüdische Geschäfte und Häuser wurden ausgeraubt und angezün-det. Eine Synagoge wurde eingenommen und die Torah-Rollen wurden verbrannt. Aus Angst, die Toten auf die traditionelle Weise zu begraben, wurden die Leichen in einem großen Massengrab begraben.

Der Schriftsteller Edwin Black schreibt: „Das arabische Wort ‚Farhud‘ bedeutet ‚gewalt-same Enteignung‘. Es war ein Wort, das die Juden im Europa der Kriegszeit niemals kann-ten. Holocaust wiederum war ein Wort, das die Juden im Irak der Kriegsjahre nicht kann-ten. Aber bald würden sie alle die Bedeutung dieser Wörter verstehen, ungeachtet ihrer Sprache. Nach den Ereignissen vom 1. und 2. Juni fielen beide Wörter zusammen.“ Der Pogrom markierte den endgültigen Bruch zwischen Juden und Arabern im Irak und be-reitete den Weg für den Zerfall der 2600 Jah-re alten jüdischen Gemeinschaft zehn Jahre später. Trotz ihrer tiefen Wurzeln erkannten die Juden, dass sie niemals ein fester Bestand-teil eines unabhängigen Iraks werden würden. Vertrieben von der Angst vor einem zweiten Farhud und einer Gesetzgebung, die sie zu staatenlosen Flüchtlingen machte, immi-grierten 90 Prozent von Iraks jüdischer Ge-meinschaft nach 1948 nach Israel.

© MFA, mit freundlicher Genehmigung der Botschaft des Staates Israel in Deutschland, 31.05.2015

1. Juni zum Internationalen Farhud-Tag erklärt

Jüdische Hochzeit in Bagdad (Foto: JIMENA)

guter Kerl. Er ist sehr intelligent und repa-riert die Computer aus dem ganzen Viertel. Wenn ich ein Problem mit dem Rechner habe, rufe ich Simon an und er löst es sofort.“ Vom Friedhofswächter bis zum Keramik-händler sind sich alle einig: „Simon? Ohne den wüsste ich nicht, was ich machen sollte.“ Was Simon gern einmal beruflich machen würde? „Am liebsten würde ich einen klei-nen Elektronikladen eröffnen.“ Vorerst stu-diert Simon an der Open University of Israel Mathematik, Geschichte und Physik. Der Unterricht ist auf Englisch. Anschließend möchte er gern einen Bachelor an der Hebrä-ischen Universität absolvieren, deshalb lernt er zurzeit noch Hebräisch für Fortgeschritte-ne. Zum Masterstudium würde er gern nach Deutschland gehen. Wie er sich dort den Leuten vorstellen würde? „Ich bin Simon aus Jerusalem. Ich bin Armenier und im arme-nischen Viertel aufgewachsen. Ich gehöre zur armenisch-apostolischen Kirche.“

Ausgabe 2/3 | 2015

Page 30: Brotvermehrungskirche Tabgha - zum-leben.deelis fuhr sofort nach Tabgha, um dort seine Abscheu zu äußern. Seine Worte wurden in allen israelischen Medien zitiert. Zuvor hatte die

30 |

24.-31. Januar 2016

Informationsreise für Gruppenleiter

Leitung Werner Hartstock

Wir zeigen ihnen „unser“ israel, auch erfahrene Gruppenleiter können noch

Neues mit uns entdecken! Sie erfahren wie Sie eine eigene Gruppe nach israel bringen

– wir unterstützen Sie mit unserer erfahrung dabei!

1.-13. September 2015

Jugendreise nach IsraelLeitung: Thomas Friedemann, evangelische Jugend Marienberg

entdecke ein aufregendes Land mit tollen Menschen, in dem die bibel

lebendig wird.

12. - 20. September 2015 (in den Semesterferien)

Israelreise für Jugendliche mit Pfarrer Johannes Möller &

Vikar Joachim Fleischer

Ü18: israel entdecken und israelis kennenlernen

21. - 28. Oktober 2015

Israel-GemeindereiseZum ersten Mal nach israel.

entdecken Sie das Land der bibel mit uns!

06. - 13. Dezember 2015

Israel-Botschafter- Seminarreise

mit Michael Schneider und Moshe Gabay (eine initiative des

Christlichen Forums für israel)

Sie wollen israel unterstützen, aber ihnen fehlen Hintergrundinformation und Fakten? diese Reise soll ihnen einen tiefen einblick in den Nahostkonflikt geben mit dem Ziel, antworten auf

Fragen zu finden, die durch die berichter-stattung in den Medien aufkommen. Stehen Sie an der Seite israels – wir

geben ihnen die argumente!

15. - 24. November 2015

Kulinarischer Streifzug durch Israel

– exklusiv zusammengestellt von Tom Franz, Sieger des israelischen

MasterChef-Wettbewerbs

4. – 16. Oktober 2015

Studien- und Begegnungsreise

„Mit der bibel in der Hand“ mit Rose und dieter Schäfer

(CVJM Gärtringen)

Anmeldeadresse und alle weiteren Informationen beim Veranstalter der Reise: Die Israelreisebörse · Schönbacher Marktsteig 22 · 08468 Reichenbach Telefon 03765 719851 · Fax 03765 3090027 · [email protected] · www.israelreise.de

Reisen Sie mit den Sächsischen Israelfreunden

nach Israel!

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2015/2016

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Ausgabe 2-3 | 2015 Vermischtes | 31

24. Januar - 4. Februar 2016

Wandern auf den Spuren Jesu und der Väter des Glaubens

mit Pfarrer Johannes Möller

12.-21. Februar 2016

Israel – immer ein Genuss Leitung: Wilfried Gotter

Probieren und erleben Sie mit uns, was das Gelobte Land an Gutem zu bieten hat. Mehr

erfahren Sie im Reiseprospekt.

10. - 20. März 2016

Frühlingsreise nach Israel „Vom Norden bis zum sonnigen Süden“ mit

Gemeinschaftspastor Matthias Nönnig

6. - 18. April 2016

Israelreise mit dem Behinderten-dienst im Sächsischen Gemeinschaftsverband

für Menschen mit und ohne behinderung

Leitung Christian Rehm und Werner Hartstock

6. - 17. April 2016

Bildungs- und Begegnungsreise

mit dem Geistlichen Rüstzentrum Krelingen mit Volkmar Günther

(Moritzburger diakon), Leiter des Krelinger Freizeit- und Tagungszentrums

08. - 19. April 2016

Israel-Erlebnisreise mit Gisela Jurenka (Radolfzell)

03. - 13. Mai 2016

Israel mit Magne Nordstrand

– 68 Jahre israel und mehr!Gemeinde Lebendiges Wort Würzburg

11. - 20. Mai 2016

Festreise zu Pfingsten – Shavuot in israel

mit Wolfgang Schnepf, Christliches Glaubenszentrum Geldersheim

9. - 21. Oktober 2016

Singen und Musizieren an biblischen Orten

- eine musikalische begegnungsreise nach israel für alle Sangesfreudigen zwischen

18 und 99 Jahren...mit Pfarrer Heiko Wetzig (Jugendpfarrer im Kirchenbezirk annaberg), mit Pfarrer

Johannes Möller (Jugendpfarrer im Kirchenbezirk Glauchau-Rochlitz) und

Wolfgang Tost (Referent für Jugendmusik und bandarbeit im Landesjugendpfarramt

der ev.- Luth. Landeskirche Sachsens)

10. - 20. April 2016

Israelreise für Kenner und Erstreisende

mit Hans-Jürgen Kitzinger (Nürnberg) und Michael Schneider (Jerusalem)

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5. - 15. Mai 2016

Israelreise der Luther- und Michaeliskirch-

gemeinde Plauen(badeverlängerung möglich)

mit Pfarrer Gräser und Hans Friedemann bauer

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32 | Versöhnendes

Versöhnungsreise nach Litauen, Lettland und Estland

Tafel der Opfer

Im Büro einer Chesed-Direktorin – Überreichung eines Davidsterns

Mahnmal jüdischer Opfer

Einladung nach Moskau

Pfr. Müller und ein Jude aus Marioampol

Mahnmal – Litauen Quartier bei einer indischen Pastorenfamilie

Predigt nähe Marioampol

Lebensmittelbeutel für 90jährige Jüdin

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Alle Ehre gebührt unserem Herrn Jesus Chri-stus (Epheser 2,10). Es war mir wieder eine große Freude, dienen zu dürfen. Eine Hilfe und Ergänzung waren Pfarrer i.R. Gotthard Müller aus Chemnitz und Marita Meyer aus Bremen. Pfr. Müller erfreute mit seinem Flö-tenspiel nicht nur jüdische Herzen. Marita konnte im christlichen Radiosender über die Wichtigkeit der Bereinigung der Vorfahren-schuld gegenüber den Juden sprechen (siehe www.kanaan.org).

Wie die Bitte um Vergebung immer wieder Herzen verändert, bestätigte sich in Riga: Eine junge Frau kam nach dem Gottesdienst zu mir, bedankte sich und sagte, dass sie bis zum heutigen Tag Abneigung gegen Deut-sche hatte. Nach meiner Predigt war diese Abneigung völlig weg. Es war die Schwieger-tochter des Bischofs.

Besondere Gunst und einen Vorschuss an Vertrauen erlebten wir bei allen Direktoren der Chesed (jüdische Wohlfahrtsorganisati-on) in diesen drei Ländern. Durch sie haben wir Zugang zu hunderten Juden, die theore-tisch alle besucht werden könnten. Ohne sie vorher persönlich kennen gelernt zu haben, kamen die Direktoren meiner telefonischen Bitte nach und bestellten zu dem Treffen Ho-locaustüberlebende in ihr Office. So konnten

wir sie erfreuen mit Worten, Lebensmittel-beuteln und kleinen Geschenken. Auch Bi-beln und Bücher, die auf ihren (und unseren) jüdischen Messias Jeschua hinweisen, wur-den angenommen.

Eine 85jährige Jüdin erzählte, dass sie als Kind drei Monate nicht reden konnte, nach-dem ihre Familienan-gehörigen umgebracht worden sind. Sie bat uns mehrmals, sie zu besuchen und bei ihr Mittag zu essen. Gern kamen wir diesem Wunsch nach. Bei ihr und auch anderen Juden erfüllte sich Römer 11,14, dass wir Christen die Juden eifersüch-tig auf ihren Gott machen sollen. So sagte die Leiterin (78) dieser Chesed, wir seien „Licht-leute“. Sie überlebte selbst die Leningrader Blockade im 2. Weltkrieg (siehe Internet).

Gott regiert

Gerade nach der Ankunft in unserem näch-sten Quartier einer Pfingstgemeinde in der Hafenstadt Klaipeda brach der Schlüssel vom Minibus ab. Während ich dem Pastor un-seren Dienst vorstellte, fuhr sein Helfer in die Werkstatt und kam eine halbe Stunde später mit einem neuen zurück. Wenn das unterwegs passiert wäre, hätte das sehr viel Zeit gekostet. So kamen wir gerade noch zu-recht, als mehrere örtliche Pastoren und Evangelisten aus Finnland gemeinsam über evangelistische Einsätze berieten. Dort konn-te ich eine halbe Stunde sprechen und allen sieben Leitern Infomaterial geben.

Ein ähnliches herzliches Treffen mit drei sehr aktiven Finnen hatten wir einige Tage später im Basisquartier der Pfingstgemeinden Nähe Riga, als diese dort auch übernachteten, um am nächsten Morgen mit einem LKW Hilfs-güter nach Litauen zu bringen. Diese Finnen haben sogar die Druckrechte für das begehr-te „Jüdische Neue Testament“ von David Stern und wollen Pastor Wladimir, unserem Hauptkoordinator, viele Exemplare kostenlos zukommen lassen.

Alles Gnade

Dreimal hätte es fast einen Unfall gegeben. Auf der Heimfahrt von Litauen nach Minsk hatten unsere treuen Helfer (Fahrer und P. Wladimir) einen schweren Unfall bei 110 km/h mit nur leichtem Schaden. Es sei wie ein plötzlicher Tornado mit Schneesturm ge-kommen. In mehreren Gemeinden und Tref-

fen mit Pastoren verschiedener Denominati-onen konnten wir über den Versöhnungsdienst und die Sammlung der Juden sprechen (Jere-mia 16,14-16; siehe: www.ebenezer-deutsch-land.de), die Schuld unseres Volkes beken-nen (Daniel 9,4-7) und über die ewige Erwählung Israels lehren (1. Mose 17,7-8, 1.Mose 35,9-12, Jeremia 31,31-37, Psalm 105,8-11, Römer 11 u.v.m.).

Sammlung der Juden (Alijah) und Bekehrung Israels

Hesekiel 36,24-25: „Denn ich will euch aus den Nationen herausholen und aus allen Län-dern sammeln und euch wieder in euer Land bringen. Ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen.“ Wir leben jetzt in dieser Gnadenzeit der Tröstung und Sammlung des jüdischen Volkes und dürfen an Gottes Plan mitarbeiten. Lässt Du dich rufen?

Weitere Infos über diesen Dienst und Israel unter: www.zum-leben.de, www.warumisra-el.de, www.israelaktuell.de, www.gclev.de (Israel - Engl./Russ./Dt.) und fünfeinhalb Minuten Versöhnungsvideo Russ./Dt.Herzlichen Dank für alle bisherigen und wei-teren Gebete. Der nächste Einsatz findet von Anfang Juni bis Anfang Juli in Weißrussland, Lettland, Estland und Russland statt. Jesus segne Euch!

Esther Schapira Georg M. Hafner

Israel ist an allem schuld: Warum der Judenstaat so gehasst wird

Denn ob Linke, Rechte oder die Mitte der Gesellschaft – in einem sind sich alle einig: Israel ist an allem schuld. Die Autoren entlarven die unheilvolle Allianz aus deutscher Schuldabwehr, Antisemitismus und religiösem Judenhass von Christen und Muslimen. Eine entlarvende und provozieren-de Streitschrift.

Bestell-Tel. 03727 2701

19,99 Euro

Eine 85jährige Jüdin erzählte, dass sie als Kind drei Monate nicht reden konnte, nachdem ihre Familienan- gehörigen umgebracht worden sind.

von Horst Kuhlmann ([email protected])

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NSDAP forderte die aktive Mitarbeit der Kirchen an der Erneuerung der deutschen Kultur. Ohne die Erneuerung der deutschen Kultur wären die Kirchen inhaltslos, be-hauptete er. 1932 wurden dann in Preußen von Wilhelm Kube und Pfr. Joachim Hossen-felder die deutschen Christen (DC) gegrün-det. Von Beginn an war die Geistesrichtung der DC parteipolitisch. Ziel war die Grün-dung einer Deutschen NS-Reichskirche. Schon damals wurde an der Germanisierung und der Entjudung der christlichen Bot-schaft gearbeitet. Begründet mit dem Erbe der Reformation, der Gefahr der Verführung der Kinder zu Gottlosigkeit, wurde an Ehre und Lebensrecht des deutschen Volkes ap-pelliert. Die Vorarbeit für die Nürnberger Rassengesetze 1935 war gemacht. Zur Machtergreifung Hitlers, innerhalb der Weimarer Gesetze, jubelten Volkskirchen und auch Freikirchen. Die kritische Stimme war sehr leise.

Die Trennung von Staat und Kirche als Prinzip der Baptisten wurde in der NS-Zeit

dig, sich rückblickend mit diesen Spuren zu beschäftigen, denn Kenntnisse über Tren-nung von Kirche und Staat während der nationalsozialistischen Zeit geben die Mög-lichkeit, Rückschlüsse zur Gegenwart und Ableitungen für die Zukunft zu schließen. Hans Luckey schrieb über Johann Gerhard Oncken: „Er kannte Erweckungen, entfachte Begeisterung für die Mission und trieb letztlich zur Trennung von Staat und Kirche.“ Im ersten Glaubensbekenntnis der Baptisten stand, dass die Gemeinde nirgends politische Tendenz hat und doch wollte die Gemeinde die staatliche Anerkennung und Religions-freiheit. Neue Möglichkeiten gab es, als das Staatskirchentum aufgebrochen wurde. Die anerkannte Eigenständigkeit, Absonderung von Politik und ungestörtes freikirchliches Gemeindeleben waren Ziele der Freikirche. In der Weimarer Reichsverfassung, Artikel 137, Absatz 5 stand: „Die Religionsgesell-schaften bleiben Körperschaften des öffent-lichen Rechtes, soweit sie solche bisher waren. Anderen Religionsgemeinschaften sind auf ihren Antrag gleiche Rechte zu ge-währen,…“. Die Bestätigung der Baptisten als gleichwertige Kirche ließ weiter auf sich warten. Die Demokratie der Weimarer Repu-blik wurde misstrauisch aufgenommen. Die Kirchenfeindlichkeit der Linken befeuerte die Befürchtungen. Viele baptistische Leiter schlossen sich daraufhin automatisch der Kritik der NS-Propaganda gegen die Weima-rer Republik an. Baptisten fingen an, in der christlichen politischen Organisation Christ-licher Sozialer Volksdienst (CSVD) mitzuar-beiten. Am Anfang stand diese teilweise ge-gen die Nazis, doch später erklärte die Partei Hitler die Treue. Auch innerhalb der NS-Partei gab es eine religionspolitische Umstel-lung. Während 1930 noch von einer Form der Gotteskenntnis, die es zu suchen galt, die Rede war, wurde das 1931 geändert. Die alte Gotteskenntnis wurde begründet in dem nordischen Blutsteil der Dreieinigkeit, der durch Glauben und Staat Vollkommenheit finden soll. So hieß es dann aber in der ver-änderten Fassung von 1931, dass die Partei auf dem Boden des positiven Christentums stehe. Der Reichsorganisationsleiter der

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Kirchengeschichte: Baptisten und Freikirchen in der NS-Zeit

In der Bundeskon-ferenz 1933 stellte man sich zum neuen Deutschland und dankte für Hitler. Es wurde deutlich, dass die NS-Ideologie als die eigene und eine christliche Über-zeugung gesehen wurde.

von Kathrin Böttche, Weißenfels

Mit 17 Jahren lernte ich Jesus als meinen persönlichen Erlöser kennen. Durch das Pfarrerehepaar Schieritz und durch inten-sives Bibellesen wurde die Liebe zu Gottes erwähltem Volk Israel gleich mit in mein Herz gelegt. Die Wurzel des christlichen Glaubens liegt in Israel. Das Heil kommt von den Juden. Es war für mich selbstver-ständlich, dass ich mich für die Geschichte des Landes Israels interessierte. Ich bin Gründerin der Gemeinde „Christliches Centrum Chemnitztal“ und Mitgründerin der „Villa Markersdorf“. Nach siebenjähri-ger Auszeit bin ich momentan als Evangeli-stin in der EFG Weißenfels tätig. Alle dama-ligen Leiter des CCC waren sich einig über die Einstellung zu Israel. Es wurden klare Richtlinien formuliert und diese verlegte Wurzel bringt bis heute Frucht hervor an diesem Ort. Durch die Versöhnungseisen mit Christa Behr zu den KZs und Vernich-tungslagern der NS-Zeit in Polen sah ich das Ausmaß dessen, wozu Antisemitismus füh-ren kann. Die Gespräche mit Holocaustü-berlebenden und das Hören ihrer Geschich-te ließen mich den Atmen anhalten. So etwas darf nie wieder geschehen! Wir leben heute in einer Zeit, in der Antisemitismus und Judenhass wieder auferstehen wollen. In letzter Zeit interessierte mich, wie sich die Christen in der NS- Zeit verhielten. Dazu nutzte ich die Dissertation von Andrea Strübind „Die Unfreie Freikirche“ und eini-ge Veröffentlichungen des Oncken Archives in Elstal. Mein Wunsch ist es für uns als gläubige Christen, aus den Fehlern der Geschichte zu lernen und heute an der Seite Israels zu stehen.

Die nationalsozialistische Zeit hat in Deutschland in vielerlei Hinsicht Spuren hinterlassen. Auch Kirchen und Gemeinden waren vom Nationalsozialismus durchdrun-gen. In unserer heutigen Zeit ist es notwen-

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geschlossen sei, die Freikirchen verboten oder in die Deutsche Evangelische Kirche kommen würden. Die Sorge um das Überle-ben der Konfession war entscheidend bei der Einführung des Führerprinzips und der Ver-handlung um staatliche Anerkennung der Vereinigung zu einer deutschen Freikirche. In einer Predigt sprach Carl Schneider (1870-1943), Dozent am Predigerseminar in Hamburg, auf der Bundeskonferenz 1933 über die Sendung in das Dritte Reich. Es wurde zur Regierungstreue gegenüber dem NS-Staat aufgerufen. Die Begründungen wa-ren: Hitler würde die Christen schützen, die ihm dienen. Widerstand gegen die Regierung sei nicht erlaubt, stattdessen sollte man mit Gehorsam reagieren. Die Trennung von Staat

und Kirche, aber auch die Eigenständigkeit der Ortsgemeinden wurde ausgehebelt. Um eine Einheitskirche mit den Deutschen Christen zu verhindern, bemühte man sich um staatliche Anerkennung der 1927 ge-gründeten Vereinigung Evangelischer Frei-kirchen (VEF). Dies geschah unter NS-Auf-sicht und -Anraten.

Mit Pfr. Ludwig Müller (1883-1945), Hitlers Wehrkreispfarrer, später Evangelischer Reichsbischof, wurden erste Verhandlungen aufgenommen. Rhetorisch fromm und wohl-wollend trat Müller dem Ansinnen der Freikirchen gegenüber. Sagte zu, dass das Evangelium nicht behindert werden würde, doch die Freikirchen müssten umstrukturiert werden. Welcher Art die Anpassung an den NS-Staat sein sollte, ließ er erst mal offen. In der Bundeskonferenz 1933 stellte man sich zum neuen Deutschland und dankte für Hitler. Es wurde deutlich, dass die NS-Ideo-

preisgegeben. Der Bund übernahm staatliche Formen für Gemeindeorganisation – auch das Führerprinzip. Von der Bekennenden Kirche distanzierte man sich! Gegen die Verbrechen des NS-Staates wurde nicht re-belliert, sondern geschwiegen. Kann man als Christ gegenüber totalitärer Politik neutral sein, sich anpassen und dazu schweigen? Forderungen von staatlichen Stellen wurden umgesetzt. Auch das wurde theologisch be-gründet. Am Anfang erkannte Paul Schmidt (Bundesdirektor 1935-1959) sehr wohl, dass gegen die Nazis mit ihrer rechten Propagan-da und der antijüdischen Einstellung Beden-ken haben muss. Es war die Rede davon, dass man jetzt an zwei Fronten kämpfen muss – gegen die Linken und gegen die Rechten. Hakenkreuz und Sowjetstern sah er als das Malzeichen des Tieres aus Offenbarung 13. In seiner Partei CSVD mischten sich die Gegner und Befürworter genauso wie in der Freikirche. Schmidt hielt die Machtergrei-fung Hitlers für einen Schicksalstag der deutschen Geschichte. Danach wurde die Formulierung im „Wahrheitszeugen“ veröf-fentlicht, dass Christen jeder Staatsform treu sein sollen, weil sie vor Gott stehen, und jede Staatordnung als Gottes Ordnung aner-kennen. Hier hatte sich wohl ein Wandel in der Einstellung ereignet. So blieb er seiner Gesinnung treu, welche der Auslegung von Römer 13 geschuldet war, jede Staatsform sei von Gott und als Christ müsse man jedem Regime die Treue halten. Schmidt wollte die Einflussnahme der Deutschen Christen auf die Baptisten verhindern. Sein Ziel war, für die Freikirche eine gewisse Eigenständigkeit vom Staat und der Staatskirche im Gemein-deleben zu bewahren. Die damalige Bundes-leitung äußerte sich unkritisch zum NS-Staat. Friedrich Rockschies (1875-1945), Bap-tistenpastor und Bundesverwaltungsmitglied, schrieb davon, dass die Zeit von Liberalismus und Demokratie weltweit beendet sei. Er meinte, die Täuschungen seien vorbei. Nun war aber gerade der Nationalsozialismus die Täuschung, die aber nicht wahrgenommen wurde. Selbstverständlich übernommen wurde die NS-Parteiaussage zum Bekenntnis des „Positiven Christentums“. Die Begrün-dung erfolgte wiederum mit Römer 13 und der Hoffnung, dass Hitler sich für den Schutz des Christentums einsetzten würde. Für dieses Anliegen wollte man fleißig mitarbei-ten. Es gab keine offiziellen Stellungnahmen zur beginnenden Judenverfolgung. Das Un-recht wurde schweigend geduldet. Die Leiter der Freikirchen rechneten damit, dass, wenn der Zusammenschluss der Reichskirche ab-

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Die endzeitliche Deutung der NS-Politik (Gott richtet das Volk Israel) und die Ein-stellung, dass die Christen sich in Staatsan-gelegenheiten nicht einmischen sondern sich dem noch fürbittend unterordnen sollten, ermöglichte das Schweigen zum grausamen Vorgehen gegen die Juden in Deutschland und Europa.

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logie als die eigene und eine christliche Überzeugung gesehen wurde. So bekam Hitler ein Grußtelegramm von der Bundes-konferenz der Baptisten. In den Verhand-lungen mit dem NS-Staat in Fragen der staatlichen Anerkennung der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) vertraten Paul Schmidt (Baptisten) und Bischof Otto Melle (Direktor des Predigerseminars der Methodisten) die Interessen der Freikirchen. Die Beachtung der Freikirchen von Staatssei-te aus wurde sehr positiv aufgenommen und nach unten im Bund weitergegeben. Man grenzte sich auch hier schon von der Beken-nenden Kirche ab, weil man mit der Kirche sowieso keine Verbindung hatte. Bei der Suche nach staatlicher Anerkennung der VEF

war den Freikirchen wichtig, dass sie nicht verboten wurden und dass sie weiter evan-gelisieren konnten. Theoretisch sind das ja keine schlechten Motive. Nicht beachtet wurde aber, dass man als Christ auch eine Verantwortung gegenüber den ins KZ ge-steckten jüdischen Mitbürgern hatte.

Die Rassengesetze der Nazis wurden auch in baptistischen Kreisen umgesetzt. So wurden beispielsweise jüdisch-christliche Pfarrer vom Dienst ausgeschlossen und jüdisch-christliche Gemeindemitglieder nicht mehr gelistet. Einige Beispiele möchte ich nennen: Hans Wolfgang Ber war ein jüdischer Predi-ger aus der Waldenburger Gemeinde. Mit-glieder haben seine Familie geschützt und mit Essen versorgt. Von der Gemeinde und von den Nazis sei seine Frau aufgefordert worden, sich von ihrem jüdischen Ehemann zu trennen. Das tat sie nicht. Der Prediger war eine Zeit in Auschwitz. Nach dem Krieg

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später der Bund freikirchlicher Christen ge-gründet wurde. Diesem schlossen sich – bis auf 10 Prozent der ehemaligen Mitglieder – alle an. Der Bund freikirchlicher Christen (BFC) war straff nach dem Führerprinzip organisiert und berief sich auf Staatstreue zum NS-Staat. 1942 hatte man sich zum Bund „Evangelisch-Freikichlicher Gemein-den in Deutschland“ (BEFG, bestehend aus Baptisten-, Brüder- und Elim-Gemeinden) zusammengeschlossen. Im ersten Rund-schreiben des Bundes wurde als Richtschnur für das Verhalten an die Gemeinden weiter-gegeben, dass sie Gott fürchten, die Brüder lieben und den Führer ehren sollten. Im Glaubensbekenntnis des Bundes und in sei-ner Anerkennung als Körperschaft öffent-lichen Rechts stand 1944, dass der Bund dem Oberhaupt des Staates den Treueeid leistet. Hitler wurde als Werkzeug Gottes von Melle und Schmidt zum Sieg im Osten be-glückwünscht. Doch wurde nicht mehr ganz an den Endsieg geglaubt. Hitler bekam auch ein Glückwunschtelegramm von der VEF nach dem misslungenen Attentat auf ihn. Mit Kriegsende zerbrachen auch die Hoff-nungen vieler Baptisten. Auf der Weltkir-chenkonferenz 1937 in Oxford ging es um das Thema Kirche, Volk und Staat. Die Ver-einigung Evangelischer Freikirchen schickte Otto Melle von der Methodistengemeinde und Paul Schmidt von den Baptisten zum Kongress nach Oxford. Die Konferenz erklär-te sich in einer Resolution mit der Beken-nenden Kirche in Deutschland solidarisch. Umso massiver war der Auftritt der freikirch-lichen Vertreter mit ihrer Gegenantwort. Die freikirchlichen Delegierten verwehrten die Unterschrift unter die Resolution und sie sagten aus, es gäbe keine Verfolgung von Christen in Deutschland und man könne frei das Evangelium verkünden.

Einzelne Pastoren wie Martin Klumbies (1885-1973) standen gegen den Rassismus der NSDAP. Ebenfalls der Pastor und Juden-missionar Naphtali Rudnitzky (1869-1940). Er sagte: „… das ist weder negatives noch positives Christentum, sondern es ist vor-christliches Heidentum!“ Auch betonte er, dass die Nationalsozialisten zum Kampf ge-gen die Kommunisten nicht taugten, sondern beide die Gottlosigkeit fördern. Beide Ideo-logien, Kommunismus und Nazismus, seien Feinde des Kreuzes Christi. Die Not der Ju-den und das christliche Gewissen können antisemitische Propaganda nicht tolerieren, sondern sollten Römer 11 beachten, denn diese Bibelstelle beschreibe eine richtige

ressierten. Doch wurde von Pastor Hans Asmussen (1898-1968) ein Brief verfasst, der das Angebot enthielt, mit der Bekennt-niskirche zusammenzuarbeiten. Der Brief scheint nie angekommen zu sein. Auch Professor Karl Barth (1886-1968) hatte keine Kenntnis von den Aktivitäten der Freikir-chen. Damit war die Gesprächsbereitschaft beendet. Doch auch das spielte bei den offi-ziellen Freikirchen keine Rolle. Eine ent-täuschte Haltung und Neutralität im Kirchen-kampf waren die Folgen. Der Kirchenkampf wurde als innerkirchliche Krise gesehen. Man solle sich dort nicht einmischen, außer-dem habe dies nichts mit neutestamentlicher Gemeindeprägung zu tun. Das waren An-sichten, die Paul Schmidt behördlich Ende 1934 formulierte. Diese Einstellung wurde für die Gemeinden bestimmend und ange-mahnt. Auf Ortsebene der Gemeinden gab es aber Kontakte zur Bekennenden Kirche.

Beim Eingliederungsversuch der Bapti-stischen Jugend (BJB) in die Hitlerjugend kam es zu kleinen Protesten, die sich aber schnell wieder legten. Der Jugendbund wurde aufgelöst, um sich nicht der Hitlerju-gend anschließen zu müssen. Der Bund geriet unter staatliche Kontrolle und die Angst durch Verbote kleiner Gemeinschaften machte sich breit. Als die Christliche Ver-sammlung 1937 von den Nazis verboten wurde, geschah es, dass ca. einen Monat

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Die Not der Juden und das christliche Gewissen können antisemitische Propaganda nicht tolerieren, sondern sollten Römer 11 beachten, denn diese Bibelstelle beschreibe eine richtige Einstellung zum Judentum.

konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr hauptamtlich den Dienst in der Gemeinde übernehmen. Katharina Else Brückner, die jüdische Frau eines Predigers, wurde von Gemeindemitgliedern angezeigt. Die Ankläger wurden aber aus der Gemeinde ausgeschlossen und der Prediger musste die Stelle nach Potsdam wechseln. Josef Halmos gehörte der Baptistengemeinde in München an. Seine Berufung als Gemeindehelfer nach Kempten wurde vom Pastor behindert. Er wurde von der Gemeindeliste gestrichen und kam im KZ Auschwitz zu Tode. Man muss aber auch sagen, dass neben dem rassistischen Denunzieren unter Gemeindemitgliedern es auch einige Baptisten gab, die ihren jüdischen Geschwistern geholfen haben.

Das Predigerseminar in Hamburg bekam die Anweisung, bei der Anmeldung auf arische Abstammung zu achten. Die endzeitliche Deutung der NS-Politik (Gott richtet das Volk Israel) und die Einstellung, dass die Christen sich in Staatsangelegenheiten nicht einmi-schen sondern sich dem noch fürbittend unterordnen sollten, ermöglichte das Schweigen zum grausamen Vorgehen gegen die Juden in Deutschland und Europa. Ein-schließlich zum Novemberpogrom 1938 und allem, was danach noch folgte. Obwohl es keine offiziellen Anweisungen des Bundes gab, kam es in den Ortsgemeinden sehr häufig zu Denunzierungen judenchristlicher Mitglieder. Abendmahl und Taufe wurden ihnen verwehrt. Es konnte vorkommen, dass sie schon an der Gemeindetür mit dem Satz abgewiesen wurden, Juden seien nicht er-wünscht. Pfarrer D. Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), Rektor des Predigerseminars in Finkenwalde hingegen war jeder Antisemi-tismus fremd. Ihm war klar, dass die Ge-schichte des Abendlandes unlösbar mit Gottes Willen und dem Volk Israel in echter Begegnung verknüpft ist. Er sagte, der Jude lasse die Christusfrage offen. Doch die De-portation der Juden aus dem Abendland müsse eine Verstoßung Christi nach sich ziehen, denn Jesus war Jude. Bekannt ist hierzu sein Ausspruch: „Nur wer für die Ju-den schreit, darf auch Gregorianisch singen!“

Auch der Einführung des Hitlergrußes stand bei den Baptisten nichts im Wege. Die Deutung wurde etwas uminterpretiert, damit man das auch als Baptist praktizieren konnte. Die Bundesleitung distanzierte sich offiziell vom Kirchenkampf. Die Bekennende Kirche konnte nicht verstehen, wieso sich Freikir-chen (Sekten) nicht mehr für das Volk inte-

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nicht mitlaufe, Verfolgung erleben würde. In dem Protestschreiben des Arztes Jacob Köbberling (1911-2005) an die Bundeslei-tung der Baptisten zu den Äußerungen der freikirchlichen Vertreter auf der Weltkir-chenkonferenz in Oxford mahnte er an, dass die Vertreter der Freikirchen nicht zu den verfolgten Brüdern standen, sondern die Gunst des kirchenfeindlichen NS-Staates suchten. Sein Brief blieb unbeantwortet. Schuldbekenntnisse ließen lange auf sich warten. Vom Bund bzw. der Bundesleitung gab es erst keine Einsicht, dass Schuld vorlag. Das geht u.a. aus der Rechtfertigungsschrift „Unser Weg“ von Paul Schmidt hervor. Das Schuldbekenntnis von1984 wurde im Auf-trag des Bundes Evangelischer Freikirchen in Deutschland in Hamburg auf dem EBF-Kon-

Einstellung zum Judentum. Einzelne, die Juden halfen, mussten mit Isolierung in ihren Gemeinden rechnen. Prediger Max Saffran (1892-1961) hielt in seiner Wohnung Got-tesdienste für judenchristliche Geschwister in Breslau. Arnold Koester (1896-1960) schrieb im „Täuferboten“ davon, dass Hitler in Massenbeeinflussung ein Genie ist, aber genauso wie er seine eigenen Leute absetzt, wird er auch die Christen, die die Beeinflus-sung der Gemeinden vom Staat nicht mitma-chen können, abservieren. In der ständigen Berufung Hitlers auf Gott sieht er, dass der Nationalsozialismus eine Religion ist. Das hat er sehr weise erkannt. Köster versteckte im Gemeindehaus in Wien verfolgte Juden. Für Pastor Otto Johns (1903-1976) war unver-kennbar, dass, wer in der Massenbewegung

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Nach den Terroranschlägen in Paris riefen Millionen Menschen: „Ich bin Charly“, doch wer ruft: „Ich bin Jude“? In dem koscheren Pariser Supermarkt kamen im Januar 17 Menschen ums Leben, darunter vier Juden. Sie wurden von dem Islamisten ermordet, nur weil sie Juden waren.

Der Vers über einer riesigen Schale mit der Asche der getöteten Opfer des KZ Majdanek: „Dies geschah uns – Euch zur Warnung.“

gress verlesen. Es nimmt Stellung zum Ver-halten der Freikirchen im Dritten Reich. Im KZ Majdanek steht ein Vers über einer rie-sigen Schale mit der Asche von den getöteten Opfern. Die Holocaustüberlebende Judith Kriegel übersetzte mir diesen Satz ins Deut-sche: „Dies geschah uns – Euch zur War-nung.“ Wer dort vor Ort steht und das ver-stehen will, muss den Atem anhalten. Erinnern, Gedenken und Aufarbeitung der Geschichte gehören zu unserem Leben in Deutschland dazu. Christen sollten sich dem nicht entziehen. Bei der Aufarbeitung ist es sehr wichtig, Worte zu finden und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Auf allen Seiten haben Generationen verdrängt und geschwiegen. Erst die Enkel stellen Fragen. Das Geschenk, den Überlebenden der Schoa zuhören zu können, haben wir nicht mehr lange. Die Auschwitz-Überlebende Eva Kor berichtete von ihrem Schicksal auf der Konferenz „Heile das Zerbrochene – Repair the Future“, die am 21. August 2010 in Weimar stattfand. Eva Kor war Opfer des KZ-Arztes Dr. Josef Mengele. Regina Claas, Sekretärin des Bundes der Baptisten, nahm an der Konferenz teil. Sie sagte, dass sehr wenig an konkreter Aufarbeitung in den Gemeinden geschieht.

Werden wir aus der Geschichte lernen, um sie nicht zu wiederholen? Der Antisemitis-mus macht sich wieder breit in Europa. Es ist erschreckend, dass auf deutschen Straßen Islamisten und Nazis im Gleichklang bei Demonstrationen ihren alten und neuen Ju-denhass herausschreien! So wurde am 25. Juli 2014 auf der Demo zum Al Quds Tag in Berlin von pro-palästinensische Demons-tranten die Parole „Israel vergasen“ gerufen, auch „Sieg Heil“-Rufe werden vernommen.

(Quelle mit weiteren Vorfällen: www.zentralratdjuden.de/de/article/4960)

Sind wir mutig und stehen auf für unsere jüdischen Bürger in unserem Land, dass sie keine Angst haben müssen auf deutschen Straßen und in ihren Synagogen. Nach den Terroranschlägen in Paris riefen Millionen Menschen: „Ich bin Charly“, doch wer ruft: „Ich bin Jude“? In dem koscheren Pariser Supermarkt kamen im Januar 17 Menschen ums Leben, darunter vier Juden. Sie wurden von dem Islamisten ermordet, nur weil sie Juden waren. Die Frage, ob wir auch als Christen in den Freikirchen aus den Fehlern der Geschichte gelernt haben, wird sich in Gegenwart und Zukunft zeigen!

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Rendezvous mit dem „Land-Dieb“

Jossi Edri

Beit Chaggai

Juden stehlen Palästinensern das Land. Die-ser Vorwurf ist bei allen Überlegungen zum israelisch-palästinensischen Konflikt präsent. Dass sich israelische Siedler in palästinen-sischem Gebiet niederlassen, wird als das große Friedenshindernis im Nahostkonflikt gesehen.

Jossi Edri aus Beit Chaggai, einer jüdischen Siedlung am Südrand von Hebron, steht in dieser Auseinandersetzung an vorderster Front. Hauptberuflich ist er verantwortlich für die Sicherheit von jüdischen Bildungsein-richtungen – Kindergärten, Schulen, Interna-ten, Talmudschulen, Colleges, die Jugendliche auf die Armee vorbereiten – auf einer Fläche von etwa 1.000 Quadratkilometern. Zudem ist er in den israelischen Siedlungen der südlichen Hebron-Berge zuständig für die Verbindungen zwischen der Armee und der Zivilverwaltung. Viel Zeit verwendet er zu-dem darauf, Land von Palästinensern für das jüdische Volk zu erwerben.

Text und Fotosvon Johannes Gerloff,Jerusalem

Mühsam quält sich der schwere Land-Rover über den steinigen Boden durch die staubig-heiße Einöde. Es ist nicht nur die Ausrüstung, – Funkgeräte, Waffen, Munition, Rettungsge-rät, medizinische Hilfsmittel – die dem Fahrzeug sein überdurchschnittliches Ge-wicht verleiht. Der dunkelgrüne Geländewa-gen ist durch schwere Metallplatten in den Türen geschützt. Die Scheiben sind zwei Zentimeter dick und kugelsicher.

Oberflächlich gesehen sind die südlichen Hebron-Berge, der Übergang vom judäischen Bergland zur unendlichen Negev-Wüste, ein feindseliges, unwirtliches Gebiet, nicht nur im Blick auf die Natur, sondern auch was die Menschen, die Gesellschaft, die politische Lage betrifft. Beduinen trotzen mit ihren Herden der kargen Landschaft ein Existenz-

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wirkt. Er selbst wurde vor etwas mehr als fünf Jahrzehnten in Casablanca, an der Atlan-tikküste Afrikas, geboren, spricht fließend Arabisch, ist als Kleinkind mit seinen Eltern nach Israel eingewandert und hat, seit er als Teenager nach Hebron kam, vielfältige Bezie-hungen mit seinen palästinensischen Nach-barn aufgebaut. Er erzählt von seiner Jugend mit den Kindern von Scheich Dscha’abari und wie er Rabbi Levinger als Übersetzer und Leibwächter in den 1980er Jahren zu Bürger-meister Kawasme begleitete. „Für uns Orien-talen ist die Ehre das Wichtigste“, weiß Jossi, „das gilt nicht nur für die Araber, sondern auch für uns Misrachi-Juden.“ Und: „Wenn Du einen Orientalen an der Ehre rührst, kann er auf alles Geld verzichten. Aber er wird sich rächen, auf eine Art und Weise, die Du Dir nicht hast erträumen lassen.“ Das verstehen viele Europäer nicht.

Abrupt stoppt der Land-Rover auf dem Gipfel eines Hügels. Von hier aus kann man weit ins Land hineinsehen. Doch Jossis Blick ist auf den Boden gerichtet, bis er auf einem Stein findet, was er sucht: Eine verwitterte Halbkugel aus Messing, in einen Felsblock

minimum ab. Hyänen und Geier beseitigen einen Leichnam in kürzester Zeit. Seit eini-gen Jahren ist jedes neue Feld, jedes Zelt, jeder Container und jede Hütte Ausdruck des endlosen Kampfes zwischen den Völkern, die hier ihre Existenz behaupten. Der Bergrü-cken zwischen Mittelmeer und Totem Meer wird seit biblischen Zeiten immer wieder neu durchtränkt vom Blut derer, die ihn be-siedeln wollen.

Bei genauerem Hinsehen haben dieses Land und seine Menschen aber auch einen Reiz, sind zumindest interessant. So bietet die Natur eine einzigartige Artenvielfalt, weil hier, am Südrand des judäischen Gebirges, vier Klimazonen aufeinander treffen. Auch die Beziehungen der Menschen, die in dieser Gegend leben, sind nicht so eindimensional, dass sie sich auf „Israelis hier“ und „Palästi-nenser dort“ schematisieren ließen. Man denke nur an die Höhlenbewohner, die bis heute den arabischen Namen „Hamra“ tra-gen, was frei übersetzt „Rotweinsäufer“ be-deutet. Irgendwann vor etwa zweieinhalb Jahrhunderten verließen sie ihre Heimat im Süden der Arabischen Halbinsel, weil Juden im Jemen verfolgt wurden. Im Gelobten Land kamen sie Monate später als „Muslime“ an. Bis heute entzünden manche Familien der Hamra am Freitagabend die traditionellen Lichter. Aber das offizielle Israel betrachtet sie als „Palästinenser“, will von ihnen nichts wissen.

Jossi Edri öffnet den Blick dafür, dass unter der rauen Schale der Gesetzlosigkeit ein fei-nes Geflecht unterschiedlicher Ordnungen

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Wenn ein neuer „Kuschan“ ausge-stellt wurde, muss-ten die Nachbarn und der Muchtar, der Bürgermeister, dessen Richtigkeit bestätigen – ganz wie das in biblischer Zeit etwa das vierte Kapitel des Buches Ruthbeschreibt.

eingefügt. An vielen Stellen haben die Briten diese Vermessungspunkte angebracht, nach-dem sie 1917 die Herrschaft über Palästina übernommen hatten. Eine ganze Brigade der Britischen Armee war mit der Landvermes-sung, Kartografie, Archäologie, Erfassung der Fauna und Flora beschäftigt. Ausgehend von diesen Vermessungspunkten verzeichneten die britischen Kartografen außer Gebäuden auch Höhenangaben, Bachläufe und alte Wege bis hin zu den römischen Straßen. Hauptgrund für den britischen Eifer, alles unter ihrer Herrschaft kartografisch zu erfas-sen, war, dass sie Grundsteuern eintreiben wollten. Von den Einheimischen erfragten sie nicht nur die Namen von Bergen und Bach-läufen, sondern auch Nutzungsbräuche und Besitzrechte.

In osmanischer Zeit gehörte alles Land dem Sultan, es gab nur Nutzungsrechte. Soweit diese in Besitzurkunden – „Kuschan“ ge-nannt – verzeichnet waren, wurde das von den Briten registriert. Natürlicher Wald, fel-siges Gelände, Wüste und Meer waren nie-mals privat sondern per Definition Land „Mawat“ – Land „der Toten“ –, das keine Erträge einbringt und deshalb auch nicht versteuert werden konnte. Jossi weiß, dass die alten Aufzeichnungen nur bedingt zuver-lässig sind. „Wenn einer eine Fläche von 150

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und israelisches Recht auf unserer Seite. Die Auseinandersetzung darum, ob Juden in den umstrittenen Gebieten des Westjordanlandes Land kaufen dürfen, ist rein politisch und hat mit Recht überhaupt nichts zu tun.“

Ohne mit der Wimper zu zucken oder auch nur länger nachzudenken, beantwortet er die Frage, ob er Landdiebstahl beobachtet habe: „Natürlich! Es gibt Land, das Juden genutzt haben. Jahrelang kam niemand und hat da-gegen Einspruch erhoben. Und dann gibt es arabisches Privatland, das innerhalb einer Siedlung liegt, praktisch von der Siedlung eingeschlossen ist. Wenn allerdings nachge-wiesen wird, dass ein Jude auf Land sitzt, das einem Araber gehört, wird er von dort von einem israelischen Gericht vertrieben. Die israelische Rechtslage ist eindeutig: Wer nicht nachweislich auf eigenem Land sitzt, muss von dort entfernt werden!“

„Übrigens stimmt das auch mit biblischem Recht überein“, erklärt der orthodoxe Jude mit der Jarmulke auf dem Kopf, in dessen Ausführungen aktuelle Politik immer wieder unwillkürlich mit alten biblischen Ge-schichten ineinanderfließen: „Dass Israeliten das Land von Gott verheißen wurde, bedeu-tet noch lange nicht, dass sie sich einfach nehmen konnten, – oder auch heute können – was sie wollen. Abraham, unser Vater, musste sich die Höhle Machpela genauso zum vollen Marktpreis erwerben, wie Jakob sein Feld in Sichem oder König David den Tempelberg in Jerusalem.“ Und dann weiß Jossi auch von Fällen, in denen Juden ande-ren Juden Land gestohlen haben: „Hier zum Beispiel, in der Siedlung Othniel, hat ein Jude Land gekauft. Jetzt machen ihm andere Israelis dieses Land vor Gericht streitig.“

Frage: War es Staatsland? Ist es irgendwo ins Grundbuch eingetragen?“ „Gibt es einen Grundbucheintrag, hat der arabische Eigen-tümer eine Welt gewonnen und kann sofort verkaufen, weil dann alles klar ist. Kommt er mit einer ‚Malia‘ – was in etwa einer Ertrags-steuererklärung aus osmanischer oder bri-tischer Zeit entspricht – muss er das Land genau ausweisen, eine Landkarte herstellen, deren Richtigkeit dann wiederum von den Nachbarn zu bestätigen ist. So beginnt ein Verfahren, in dem die Behörden alles über-prüfen. Erst wenn der rechtliche Status eines Grundstücks einwandfrei festgestellt ist, können wir eine Genehmigung beantragen, das Land zu erwerben.“

Edri blättert durch die alten Dokumente aus osmanischer Zeit, aus der Zeit des Britischen Mandats, von den Jordaniern. „Hier hat der Rabbiner Suliman Mani Anfang des 20. Jahrhunderts ein Grundstück erworben. Be-zahlt wurde der Kauf mit Spenden aus Bag-dad. Da ist von Scheich Tamimi aus Hebron die Rede und dort hat Rabbiner BenZion Avraham Konika ein Dokument im Jahr 1931 unterschrieben.“ Die Schriftstücke sind in osmanischer, arabischer und englischer Sprache verfasst, aber auch auf Hebräisch. „Das ist ein Dokument aus dem Jahr 1928… Sieh mal, dieser Großvater hat von 1870 bis 1935 gelebt… und hier wird die Teilung eines Erbes dokumentiert.“

„Es gibt einen Entscheid des Obersten Ge-richtshofs in Israel, das jedem Menschen erlaubt, an jedem Ort unter israelischer Herrschaft Land zu kaufen“, erklärt Edri, und meint: „Alles andere wäre Diskriminierung. Bei den Bemühungen, Land zu erwerben, stehen osmanisches, britisches, jordanisches

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Bei den Bemühungen, Land zu erwerben, stehen osmanisches, britisches, jordanisches und israelisches Recht auf unserer Seite. Die Auseinandersetzung darum, ob Juden in den umstrittenen Gebieten des Westjordan-landes Land kaufen dürfen, ist rein politisch und hat mit Recht überhaupt nichts zu tun.“

Dunam besaß, hat er von den britischen Besatzern nicht selten nur 50 Dunam als ‚Mali‘[1] – besteuerbare Nutzfläche – ver-zeichnen lassen“, das ist Jossi klar, „obwohl jedem im Dorf bekannt war, dass dies nicht den Tatsachen entsprach.“ Entscheidend war: So waren weniger Steuern zu bezahlen. Zu-dem wurden die Grenzen in osmanischer Zeit mit Hilfe von natürlichen Anhaltspunk-ten beschrieben – Wasserscheiden, Brunnen und Quellen, Bachläufen, Ruinen oder auch Bäumen –, die sich im Laufe der Zeit verän-dert haben. Zu Fuß wurden die Schritte ge-zählt, um Entfernungen zu berechnen. Wi-dersprüchliche Angaben sind deshalb keine Seltenheit – aber willkürlich ist die Frage, wem welches Land in dieser Gegend gehört, deshalb noch lange nicht.

In seinem Büro zieht der jüdische Landkäufer vergilbte Dokumente aus Ordnern und Pla-stikfolien, legt sie auf den Tisch: „Hier ist die Gemarkung Jatta vermerkt… Die Türken waren ziemlich gut durchorganisiert in Landfragen… Hier steht: ‚Ich habe mit meinem Daumenabdruck unterschrieben, gemäß der islamischen Scharia‘ – und hier siehst du, wie sie das später in der britischen Mandatszeit bestätigt wurde.“ Es waren ei-gentlich erst die Briten, die Landrechte in dieser Gegend zu Papier brachten. Aber auch sie erstellten nicht wirklich ein Grundbuch.Wer konnte in osmanischer Zeit derartige Eintragungen vornehmen? – In der Regel Leute, die Lesen und Schreiben konnten: Schreiber, Gelehrte, Geistliche, die in den Scharia-Gerichten saßen und die Reichen. Der überwiegende Großteil des Volks waren Analphabeten, zumeist Falachen, arme Landarbeiter. Wenn ein neuer „Kuschan“ ausgestellt wurde, mussten die Nachbarn und der Muchtar, der Bürgermeister, dessen Richtigkeit bestätigen – ganz wie das in bi-blischer Zeit etwa das vierte Kapitel des Buches Ruth beschreibt. Überhaupt waren es die Reichen, die eine besondere Beziehung zum Sultan in Istanbul hatten, die Landbesitz bekamen – und auch dann oft nur auf ein paar Jahre begrenzt. „Wenn wir heute die Eigentumsverhältnisse bei einem bestimmten Grundstück überprüfen wollen“, erklärt Jossi Edri, „fragen wir zuerst, um welche Art von Land es sich handelt. Anhand von Luftauf-nahmen – die ersten wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in dieser Gegend von deutschen Piloten für die Osmanen aufge-nommen – stellen wir fest, ob das Land in den vergangenen Jahrzehnten landwirtschaft-lich genutzt wurde. Dann stellt sich die

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für solche Fälle Entschädigungen zur Verfü-gung und „wir halfen ihnen, eine neue Un-terkunft zu finden.“ Wenn aber finanzielle Anreize nicht reichten, dann gab es auch „Andeutungen“, wurden Drohungen ausge-sprochen – „und hin und wieder flog auch mal eine Handgranate in einen Garten“, er-innert sich Jossi an Aktionen, die in keiner Weise von Israels Regierung unterstützt wurden und die er heute selbst als „illegal“ und „kriminell“ bezeichnet. Selbst Eigentum, das nachweislich Juden geraubt wurde, darf man nicht einfach mit Gewalt zurückneh-men. Man muss es freikaufen – wobei Jossi im Hebräischen einen alten, in der Bibel verankerten Begriff verwendet, der meist mit „erlösen“ übersetzt wird.

Dem derzeit allgegenwärtigen Vorwurf, die eingewanderten Juden hätten den einheimi-schen Palästinensern das Land geraubt, be-gegnet Edri mit Vehemenz: „Jeder Boden, auf dem wir siedeln, muss gekauft sein – genau wie Abraham die Höhle Machpela gekauft hat. Ja, Gott hat uns dieses Land verheißen. Ja, wir sind zurückgekehrt – aber dann haben wir allen Grund und Boden, auf dem wir heute leben, gekauft, angefangen von den Ländereien zu Beginn des 20. Jahrhunderts, bis heute. Wir haben nie-manden vertrieben!“

Das Gespräch im Geländewagen unterwegs, wie auch im Büro oder Zuhause bei der obligatorischen Tasse schwarzen Tees, wird ständig von Telefonanrufen unterbrochen. Nicht nur Sicherheitsleute oder Militärs melden sich, möchten Fragen beantwortet haben oder suchen Lösungen. Viele Telefo-nate werden auf Arabisch geführt. Für eine beträchtliche Anzahl von Palästinensern ist der Siedler-Sicherheitschef mit der orienta-lischen Mentalität und der unübersehbaren Sympathie für dieses raue Land und seinen verfehdeten Leuten eine letzte Rettung in einer politisch wie wirtschaftlich verfah-renen Lage.

Seien es Familien- oder Stammesstreitig-keiten, Probleme mit der Palästinensischen Autonomiebehörde oder auch einfach nur wirtschaftliche Notlagen, immer wieder se-hen Palästinenser keinen anderen Ausweg, als sich an ihre unmittelbaren jüdischen Nachbarn zu wenden. „In der Palästinen-sischen Autonomie gibt es keine Rechtssi-cherheit“, weiß Edri und berichtet ganz aktuell von einem Mann, den ein palästinen-sischer Sicherheitsdienst 70 Tage lang an den

Auch da scheint sich seit biblischen Zeiten nicht viel geändert zu haben, wenn man etwa die Geschichte des Israeliten Nabot bedenkt, dem der israelitische König Ahab seinen Weinberg einfach wegnahm, um sich einen Krautacker anzulegen.

Auch im Landstreit zwischen Palästinensern und Israelis ist nicht alles rechtens gelaufen. Daraus macht Jossi Edri kein Hehl. 1929 war die bis dahin seit mehr als dreitausend Jahren existierende jüdische Gemeinde in Hebron durch ein Pogrom ausgelöscht worden. In den darauf folgenden Jahren hatten sich Araber in die verlassenen jüdischen Häuser gesetzt. Anfang der 1980er Jahre war Jossi daran beteiligt, als junge Israelis den „Besitz ihrer Väter“ ausfindig zu machen suchten, um ihn zurück zu gewinnen. Eine Jüdin, die mit einem Araber verheiratet und aus Jorda-nien zurückgekehrt war, half ihnen dabei.

Wenn klar war, dass eine Immobilie ur-sprünglich jüdischer Besitz gewesen war, „mussten wir die Bewohner überzeugen, die Häuser zu verlassen.“ Die Regierung stellte

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Händen aufgehängt hat. Bitter lacht Jossi: „Sie haben gut von uns gelernt. Das machen nicht nur Araber. Solche Sachen haben auch Juden gemacht. Das ist die furchtbare Reali-tät.“ Weiter blättert er durch Dokumente und zeigt auf ein Blatt: „Das ist vertraulich. Wenn bekannt wird, dass wir davon wissen, wird der den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen, wenn er das überhaupt über-lebt… Da hat ein Vater Dummheiten gemacht und seine Söhne mit hineingezogen… Da haben sie einem beide Hände gebrochen… Da ist höchste Vorsicht geboten, sonst fängt der am Schluss eine Kugel – und ich hatte solche Fälle…“ Immer wieder geht es um Landverkauf an Juden, ein Vorwurf, der in-nerhalb der palästinensischen Gesellschaft offensichtlich auch einmal erhoben wird, um jemanden unter Druck zu setzen – was der Beschuldigte nicht selten mit dem Leben bezahlt.

„Die wirtschaftliche Lage bei den Arabern hier in der Gegend ist teilweise so schlecht, dass die Leute nicht genug zu essen haben“, erzählt Jossi: „Deshalb bieten die Leute mir ihr Land zum Kauf an.“ Aus Hunderten von Gesprächen weiß er: „Viele Palästinenser wollen hier weg. Sie brauchen nur Geld, um gehen zu können. Die Palästinensische Auto-nomiebehörde hat Angst vor dieser Bewe-gung. Sie hat zur Bekämpfung dieses Phäno-mens eine Sondereinheit eingerichtet. Doch die Leute sehen, dass die PA eine Diktatur ist. In Israel und Europa sehen sie Demokra-tie – und genau das wollen sie auch.“

Während der jüdische Landkäufer weiter erzählt, wie er seine Kunden findet, habe ich die direkten Auswirkungen der Bewegung für „Boykott, Divestment, Sanktionen“ (BDS) vor Augen. Durch wirtschaftlichen Druck wollen westliche NGOs und Kirchen den jüdischen Staat zwingen, sich ihren poli-tischen Vorstellungen zu beugen. Das Resul-tat: Die Siedler verlegen ihre Wirtschaftsbe-triebe wenige Kilometer weiter nach Westen, ins israelische Kernland. Ihre palästinen-sischen Arbeiter entlassen sie. Die dadurch entstandene Notlage zwingt die Araber, ihr Land an israelische Siedler zu verkaufen, weil sie sonst keine Möglichkeit sehen, ihre täg-lichen Bedürfnisse zu stillen. Westliche An-strengungen, Israels Siedlungspolitik zu un-terhöhlen, zwingt Palästinenser, ihr Land an Israelis zu verkaufen.

© Johannes Gerloff, Christian Media Association KEP

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kniender Haltung mit der Zunge) und nicht aus der Hand in den Mund betraf 300 Solda-ten (Richter 7, 5-7). Mit dieser kleinen Schar gelingt der Feldzug gegen die Midianiter. Gott will Seine Macht/Kraft in Wenigen of-fenbaren – wie wir es in der Bibel immer wieder lesen können. Die jüdischen Weisen, Chasal, erklären die Auslese der Dreihundert so: „Wer noch nicht einmal beim Trinken kniet, beugt sich auch nicht vor Baal“. Ja, es war weniger als ein Prozent, das anfänglich an Kämpfern zusammenkam. Allein „nur, dass sie sich nicht eigens rühmen“ – denn Stolz war und ist bis in unsere Tage eine Ge-fahr in den Augen Gottes. Hier sehe ich eine Ähnlichkeit mit der heutigen israelischen Armee. Der HErr zog mit ihnen in den Krieg – damals wie auch heute – eben nur mit we-nigen, damit „unsere Schwäche durch Seine Macht vervollständigt wird“.

An diesem Ort ziehe ich den Faden zur Neu-zeit. Gut dreitausend Jahre später stellte hier, an derselben Stelle, Charles Orde Wingate, Captain der britischen Armee und christ-licher Zionist, nach Ausbruch des Arabischen Aufstands 1936 eine Sondertruppe auf. Wingate wählte und bildete 1938 – im „Gei-ste Gideons“ und immer mit der Bibel in der Hand – an der Harod-Quelle auch die ersten jüdischen Kämpfer aus. Er nannte diese Son-dertruppe die Special Night Squads , SNS. Sie war eine einsatzfähige, handverlesene Grup-pe von Soldaten – wie zur Zeit von Gideon – und kämpfte in nächtlichen Kommandoun-ternehmen gegen die Araber. Ja, sie „zerbra-chen die Götzen“ des Landes in unserer modernen Zeit. Aus ihren Reihen kamen spä-ter bedeutende Generäle Israels, wie Jigal Alon und Mosche Dayan. Von den Juden be-

Die Gideon-Quelle, aus der noch heute Inspiration geschöpft wird

von Michael Schneider,Jerusalem

42 | Geschichtliches

an der Gideon-Quelle

Special Night Squads (SNS)

Charles Orde Wingate

Heute nehme ich Euch mit ins biblische Jesreel-Tal, dessen Felder wieder grünen und fruchtbar gemacht worden sind, da seine Ur-besitzer wieder ins Land Israel zurückge-kehrt sind. Es war ein harter Anfang, als die jüdischen Pioniere und Siedler im 19. Jahr-hundert das Land neu bearbeiten mussten. So ein Segen, wie die Verheißungen der Bibel damit bestätigt werden!

Das Jesreel-Tal bedeutet wörtlich „Gott säe“ und wird von der Richterin Deborah in ihrem Lobgesang erwähnt. Unser Ziel ist Maayan Harod, die Wasserquelle Harod, die auch die Gideon-Quelle Harod genannt wird und heu-te ein Nationalpark ist. Dort wählte Gott sich durch den Richter Gideon nur 300 Männer aus, um das große Heer der Midianiter zu besiegen. In der Nähe befinden sich der erste israelische Kibbuz, Ein Harod (1921), und der heutige Moschaw Gideona.

Am Fuße des Gilboaberges kämpfte König Saul in seiner letzten Schlacht gegen die Phi-lister, wobei er und seine Söhne den Tod fanden. Aber die „Gideon-Höhle“ bringt uns noch weiter zurück in der Zeit, in die Ära der Richter seit Josua (Kapitel 6-8). Auf Befehl Gottes brachte Gideon 10.000 mutige Kämp-fer zu dieser Wasserquelle. „...Der Herr sagte zu Gideon: Wer mit seiner Zunge Wasser leckt, wie ein Hund leckt...“ (Richter 7; siehe Foto), der sollte für die Schlacht auserwählt werden. Das Trinken nach Hundeart (aus

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Die Gideon-Quelle, aus der noch heute Inspiration geschöpft wird

kam Wingate den Titel „the friend“. Seine kriegerischen Aktionen wurden aber mit der Zeit „erbarmungslos“, er galt als „Sicherheits-risiko“ für die Briten und so bekam er einen Stempel in seinen Pass: „Not allowed to enter Palestine“. Als britischer General wurde er nach Äthiopien versetzt und nannte seine Truppen dort – ratet mal? – „Gideon Forces“!

Heute trägt das Wingate-Sportinstitut bei Ne-tanja den Namen des „friends“. Dort werden Israels Elite-Kampfeinheiten intensiv ausge-bildet. Und all das begann hier am Maajan Harod, einer Quelle der Inspiration für Ge-nerationen. Schöpfen auch Sie, wie Gideon und Wingate, hier neue Kraft! An einem Ort, an dem man Gott wieder neu sein volles Ver-trauen schenkt und sich „Seinen Streitern“ überlässt.

(Jesreel ist so ein Ort, den viele Touristen aus Zeitgründen leider nicht besichtigen. Ich fin-de diese ganze Gegend im Jesreel Tal wun-derschön, dem Ort, an dem u.a. auch der Prophet Eliah mit König Ahab seine Ge-schichte erlebte ...DARUM werde ich die Gruppen oder Privatleute, die sich meiner Führung anvertrauen, auch dorthin führen. Mein Ziel: Vom Kundschafter zum Botschaf-ter! Für Anfragen: [email protected])

Michael Schneider (46), lebt mit seiner Frau Orly und den drei Kindern in Jerusalem. Er arbeitete mehr als 20 Jahre für den Nachrichtendienst „NAI/

Israel Heute“. Schneider wurde in Deutsch-land geboren und wanderte im Jahr 1978 mit seinen Eltern und vier Geschwistern nach Israel aus. Als messianischer Jude, Journalist und Bibelexeget hält er im Dien-ste Gottes und Israels regelmäßig Vorträge im deutschsprachigen Europa. [email protected]

Jesreel-Tal-Briefmarke

BITTE SONDERPROSPEKT ANFORDERN!

Krelinger Freizeit- u. Tagungszentrum | Krelingen 37 | 29664 WalsrodeTel. 05167-970-145 | Fax 05167-970-200 [email protected]

Aus dem Programm: Was verbindet Juden und Christen? Gottes Heilsplan mit Israel Die hebräische Gedankenwelt und das NT Das heutige Israel in den Augen Jesu

Mitwirkende: Daniel Yahav, Tiberias Christa Behr, Jerusalem Mirjam Holmer, Jerusalem Horst Krüger, Celle Volkmar Günther, Krelingen Ensemble Chalil

Eingepfropft in den Ölbaum

Israel und wir Christen

GRZ

Krelinger Freizeit- u. Tagungszentrum | Krelingen 37 | 29664 Walsrode

Israel-Kongress19.-22.11.2015 | GRZ Krelingen

www.grz-krelingen.de/freizeiten

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»Tröstet, tröstet mein Volk« Seit über 70 Jahren diskutieren die Deutschen ihre Verantwor-tung für den Holocaust. Die Sächsischen Israelfreunde nicht. Sie tun etwas. Sie nehmen ihre Bibel ernst. Sie leben ihren Glauben. Sie handeln danach. Deshalb kommen Handwerker aus Sachsen auf eigene Kosten jedes Jahr nach Israel, um Holocaustüberlebende zu treffen und ihre Wohnungen herzurichten. Begegnungen, die für beide Seiten nicht leicht sind und dennoch jeden berühren.

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wirtschaft und vernichtete die selbststän-digen Bauern (Kulaken) in der Westukraine. Bis zu sechs Millionen Ukrainer verhunger-ten, während in der Ostukraine Bergbauge-biete ihren wirtschaftlichen Aufschwung er-lebten! In Kiew erinnert seit 1993 eine Gedenkstätte an den Holodomor. (wörtlich: Tötung durch Hunger). 4. Mose 35,33.34

August 1939: Auf Grund des Hitler-Sta-lin-Pakts wurden polnische Gebiete ukrai-nisch, z.B. Lemberg, heute Lwiw. Beim Mas-saker von Katyn ermordeten Angehörige des sowjetischen Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten (NKWD) zwischen dem 3. April und 19. Mai 1940 als „Rache“ für den polnisch-sowjetischen Krieg 1919-21 (s.o.) etwa 4.400 polnische Offiziere in einem Wald bei dem Dorf Katyn, 20 Kilometer west-lich von Smolensk. Dieses Massaker gehört zu einer Serie von Massenmorden an 24.000 bis 25.000 Berufs- oder Reserveoffizieren, Polizisten und anderen Staatsbürgern Polens, darunter vielen Intellektuellen. Dies geschah auf Initiative Stalins und wurde vom Politbü-ro der Kommunistischen Partei der Sowjetu-nion befohlen. 2010 gedachten die Präsi-denten Putin und Tusk der Toten.

In Lwiw kam es bereits vor Einmarsch der Wehrmacht zu einem ukrainischen Po-grom gegen Juden mit 7.000 Toten. Nur we-nige Ukrainer beschützten ihre jüdischen Nachbarn. Viele kooperierten, bis hin zur extrem grausamen ukrainischen KZ-Spezi-aleinheit der SS, den Trawniki-Männern. Ein

1787 wurden dort Potjomkinsche Dörfer vom Gouverneur und Militärreformer Pot-jomkin vor dem Besuch Katharinas errichtet, um eine gute wirtschaftliche Entwicklung Neurusslands vorzutäuschen. (Noch heute ist solche Mentalität in der Ukraine erlebbar.) 2. Timotheus 3,13-17

Juden lebten dort nachweislich seit dem 7. Jahrhundert (Chasaren-Reich). Mit dem Ei-senbahnbau und den Pogromen begann 1882 über die Häfen am Schwarzen Meer die Flucht der Juden aus dem Zarenreich und damit der Aufbau von Erez Israel. Phasen der Jäger wechselten sich gemäß Gottes Wort aus Jeremia 16,16 ab mit Zeiten der Fischer.

Neuere Geschichte, Blut-schuld, über die teilweise geschwiegen wird

Bis 1917 gehörten Teile der Westukraine zu Österreich-Ungarn. Dort waren im 1. Weltkrieg auch deutsche Truppen, die Juden vor Pogromen der ukrainischen Nationalisten beschützen!

1917-1919: Im Bürgerkrieg wurde die „weiße“ Ukrainische Volksrepublik erst nach schweren, verlustreichen Kämpfen von der „roten“ Sowjet-Armee geschlagen. Doch wur-de von den „Weißen“ unter General Wrangel, einem Litauer, die gesamte Schwarzmeerflot-te nach Französisch-Algerien verbracht. Hie-raus erklären sich heute die Emotionen um die Flottenstützpunkte auf der Krim. Auch existierte bis 1992 die „weiße“ Regierung der Ukrainischen Volksrepublik im Exil in Mün-chen weiter. Rechtsnachfolger wurde die heu-tige, unabhängige Ukraine.

1919-1921: Polnisch-Sowjetischer Krieg, mit großen Gebietsgewinnen für Polen (Gali-zien, Wolhynien, 50 Prozent ukrainische Bau-ern, 10 Prozent Juden bis 1939) und schweren Verlusten unter sowjetischen Kriegsgefange-nen im Hunger-Winter 1920/21. Friede von Riga – Demütigung der Sowjetunion.

1935: Stalin verkollektivierte die Land-

Ukraine – Die mehrfache Decke des Schweigens – Impuls zum Gebet

44 | Bewegendes

„Wir haben die Straße nach Auschwitz mit gepflastert, lasst uns heute den Weg nach Zion mitbauen!“

von von Hinrich und Elke Kaasmann, Hamburg

Der gegenwärtige Krieg in der Ukraine hat vielfältige politische, soziale und geschicht-liche Ursachen. Zum Verständnis und Gebet stelle ich hier stichwortartig wichtige Ereig-nisse der letzten 100 Jahre zusammen. Eini-ge sind wenig bekannt und geistlich nicht aufgearbeitet. Unschuldig vergossenes Blut und nicht bekannte Schuld verunreinigen das Land, 4. Mose 35,33.34, aber Bekennen heilt das Land, 2. Chronik 7,14. Wir erbitten Heilung für die Ukraine!

Die Ukraine gehört geschichtlich zum christ-lichen Abendland. Von Kiew breitete sich das Christentum seit 988 im Osten aus. Da in Kiew der Ursprung der orthodoxen Kirche liegt, betrachtet sich die Ukraine als „geistli-che Wiege“ des späteren Zarenreichs. Das Herrschaftsgebiet, der Kiewer Rus, ging in den Mongolenstürmen 1240 unter. Es folgte die „dunkle Zeit“ unter dem „tatarischen Joch“, danach erstarkte der Litauische Rus. Erst im 14. Jahrhundert begann die „Samm-lung der russischen Erde“ unter dem Mos-kauer Rus. Die russische Orthodoxie wurde eigenständig nach dem Untergang des Ostr-ömischen Reiches – nach 1453, der Erobe-rung Konstantinopels durch die Türken. Mos-kau wurde von der Geistlichkeit auch „das Dritte Rom“ genannt.

Ein eigenständig ukrainischer, schwer antise-mitischer Kosakenstaat unter Bogdan Chmel-nyzky bestand zwar nur kurz (1648-1651), doch im 19. Jhdt. entwickelte sich daraus eine ukrainisch-nationale Identität. Russisch Gesinnte bestreiten heute solche Identität: „Wir sind doch Brüder!“

Die Blütezeit des Zarenreichs unter Kathari-na der Großen (deutscher Abstammung, 1729 - 96) hatte als Ziel die Rückeroberung des „Zweiten Roms“, Konstantinopel. Nach den Türkenkriegen weitete sich das Reich nach Süden aus: Krim (1783), danach „Neu-russland“, Teil der heutigen Südukraine.

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ZUM LEBEN

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2004: Orangene Revolution: Die wich-tigsten Protagonisten, Juschtschenko und Julija Tymoschenko, verfeindeten sich. Die Hoffnungen der Ukrainer auf Reformen blie-ben unerfüllt, sodass Anfang 2010 der nach Russland orientierte Viktor Janukowytsch Präsident wurde. Im November 2013 begann die Euro-Maidan-Bewegung. Das Massaker vom 18.02.2014 mit 80 Toten führte zum heutigen russisch-ukrainischen Krieg (bisher über 7.000 Tote). Psalm 9,9-13

Ausreise der Juden – Alijah – Operation Exodus nach 1989

In den 1980/90er Jahren waren Gebets-kämpfer“ wie Kjell Sjöberg, Johannes Faci-us, Steve Lightle und Gustav Scheller gegen Mächte der Finsternis aufgestanden (Ephe-ser 6,12; 2. Korinther 10,3-5). Viele Fürbit-ter schlossen sich an und beteten für die Freiheit der in der Sowjetunion festsitzen-

den Juden. „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlas-sen sind.“ (Sprüche 31,8) GOTTES Geist bewegte seit 1990 über 300.000 ukrai-nische Juden nach Israel, davon ca. 45.000 per Schiff von Odessa nach Haifa. Jesaja 60, 8-10. Seit Beginn der Krise 2014 sind viele beunruhigt, Tausende ausgereist, aber ande-re wiegen sich in Sicherheit. Mögen sie aufwachen – hinsehen – entscheiden! Es werde ihr Gebet von Pessach wahr: „Im nächsten Jahr in Jerusalem!“ Noch sind ge-schätzt 300.000 Juden in der Ukraine. (Psalm 125; Lukas 10,2) Als Deutsche ha-ben wir besondere Verantwortung für Be-gegnung – Versöhnung – und Hilfe bei der Rückkehr nach Israel. Gebet und Tun gehö-ren zusammen. (Matthäus 24,20 und 25,40)„Wir haben die Straße nach Auschwitz mit gepflastert, lasst uns heute den Weg nach Zion mitbauen!“ (Ernst Schrupp in Zwickau am 3. November 1989, vor dem Mauerfall!).

Beispiel für Kollaboration ukrainischer Nati-onalisten und tausendfachen Mordes an Ju-den, Polen und Russen war Stephan Bandera. 1909 im österreichisch-ungarischen Galizien als Pastorensohn geboren, 1934 in Polen we-gen politischen Mordes zum Tode verurteilt, 1939 von der Wehrmacht „befreit“, arbeitete er zunächst mit den Nazis zusammen, kam 1941-44 ins KZ Sachsenhausen, kämpfte weiter für eine unabhängige Ukraine, lebte unter falschem Namen ab 1946 in München und wurde dort 1959 vom KGB liquidiert. 2010 verlieh ihm der damalige ukrainische Präsident Juschtschenko postum den Ehren-titel Held der Ukraine, der ihm 2011 auf internationalen Protest hin wieder aberkannt wurde. Doch gilt er in Teilen der Westukra-ine weiterhin als ein „Held“, dem noch viele Denkmäler gewidmet sind. Umkehr tut Not: Matthäus18,15-35

1999 bekannten ukrainische Christen diese Schuld vor Holocaustüberlebenden ge-mäß dem Propheten Obadja 12-14. Präsident Juschtschenko bat 2005 in Kiew den israe-lischen Präsidenten Katzav für die Kollabora-tion mit den Nazis öffentlich um Vergebung. (Bei beiden Ereignissen war ich Zeuge.) 5.-7. August 2010: Ein Marsch des Lebens wurde in Form eines Davidsterns an vielen Orten der Ukraine durchgeführt. Jesaja 60,12-14, Psalm 130,4

Der 2. Weltkrieg, aus sowjetischer Sicht der „Große Vaterländische Krieg“ (1942-1945) gegen den „Faschismus“ (richtig: Na-tionalsozialismus), wirkte identitätsstiftend für die Sowjetunion. In der heute verwir-renden Lage trauern viele dieser „glor-reichen“ Identität nach, ohne über die eige-ne, auch schuldhafte Beteiligung der Väter und Großväter zu reden. Der 2. Weltkrieg wird als ideologischer Krieg gegen die „Nazis und Faschisten“ wahrgenommen, nicht als nationaler Krieg gegen „die Deutschen“. Mir sagte ein Veteran „Der Hass auf die Fa-schisten hat uns nach Berlin getragen!“

26. Dezember 1991: Der Zusammen-bruch der Sowjetunion wird oft als Demüti-gung wahrgenommen. 24. August 1991: Unabhängigkeit der Ukraine nach dem Mos-kauer Putsch gegen Michai l Gor-batschow.1993: Der Grundlagenvertrag mit Russland regelte: die Krim gehört zur Ukra-ine, Verzicht auf Atomwaffen. Es folgten Auf-stiege von Oligarchen, Betrug bei der Priva-tisierung der „volkseigenen“ Betriebe und Bodenschätze, viel Chaos, Korruption und Verbitterung. Sprüche 29,18

Ukraine – Die mehrfache Decke des Schweigens – Impuls zum Gebet

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Hört das Wort des HERRN,

ihr Nationen…

Der Israel zerstreut hat, wird es wieder sammeln

und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde!

Jer 31,10

Begegnung Versöhnung Rückkehr …nach Israel

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Ausgabe 2-3 | 201546 | Gereiftes

Die Frage, was es überhaupt bedeutet, Jude zu sein, hat Jechiel der hebräischen Bibel nähergebracht. „Ich wurde nicht als religi-öser Typ geboren, bin ohne die Torah aufge-wachsen. Mensch zu sein ist leicht. Man isst, trinkt, freut sich. Wenn einer keine Verbin-dung zu Gott hat, ist das für ihn in Ordnung. Aber was bedeutet es, Jude zu sein? Für je-manden, der im Holocaust war, ist das keine Frage. Aber ich war weit weg davon. Ich habe in vielen Kriegen gegen die Araber ge-kämpft und gewonnen. Für mich war es leicht, einfach Israeli zu sein, aber Jude?“

Das Studium der Torah brachte den heute 70-Jährigen zu der Erkenntnis: „Richtig Jude sein zu wollen, ist echte Arbeit, weil ein Jude die Existenz Gottes in dieser Welt repräsentiert.“ Einen Beweis für das Dasein Gottes findet Jechiel auch im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte: Der Scho‘ah. „Der Holocaust ist der Beweis da-für, dass es Gott gibt – das genaue Gegenteil von dem, was viele Menschen denken.“ Jechiel und seine Familie selbst waren nicht vom Holocaust betroffen. Ihre Wurzeln sind in der Ukraine. Leas Eltern lebten hingegen in Deutschland. Ihnen gelang rechtzeitig die Flucht ins damalige Mandatsgebiet Palästi-na. Mit Freude zeigt uns Lea einen Seder-teller, auf dem traditionelle Speisen wäh-rend des jüdischen Pessachfestes serviert werden. Er gehört zu den wenigen Habse-ligkeiten, die ihre Eltern aus Köln mitneh-men konnten.

Jechiels Anmerkung über Gottes Dasein im Holocaust steht noch im Raum. Er erklärt sie anhand des Pessachfestes. Während dieser Zeit dürfen Juden nichts Gesäuertes, „Cha-metz“, essen oder im Haus haben. Traditio-nell werden Matzen gegessen – ungesäuerte Knäckebrot-ähnliche Backwaren. „Chametz steht für Sünde“, erklärt Jechiel. „Wir alle haben Chametz in uns und müssen es nicht nur aus unserem Haus entfernen, sondern auch aus unserer Seele.“ Er ergänzt: „Die Matzen sind ganz flach. Sie bedeuten: ‚Ich bin nichts‘. Das gesäuerte Brot dagegen ist groß. Es steht für Sünde, Stolz, Arroganz, die Vorstellung ‚ich bin der Größte‘.“ Er macht eine Pause und fährt dann nachdenklich fort: „Aber wer bist du tatsächlich, wenn du vor Gott stehst? Ein großes Nichts! Die Matze bedeutet also, dir deiner Arroganz bewusst zu werden. Indem du das tust, entfernst du das Chametz in Dir.“ „Gott ist allmächtig. Er ist der König der Könige! Niemand kann et-was gegen ihn unternehmen. Auch nicht die

Enge Treppen führen von einer Straßen- ebene zur nächsten. Wir irren durch schmale Gassen, vorbei an alten Steinhäusern mit blau gestrichenen Mauern und Türen, Kunstgalerien und Käsereien. Safed, das Städtchen in den Bergen Obergaliläas, ist Juden heilig. Es gilt als Zentrum der Kabba-lah, der mystischen Lehre des Judentums. In den vergangenen zweitausend Jahren haben zahlreiche jüdische Lehrer hier ge-lebt und gewirkt.

Es ist ein grauer, nebliger Tag. Die Aussicht auf den See Genezareth bleibt uns ver-wehrt. Nur wenige Menschen sind unter-wegs, die meisten Geschäfte sind geschlos-sen. Es sind Pessachferien. Auf die Frage nach der „Jaschfe Winzerei“ schütteln Pas-santen nur bedauernd den Kopf. Schließlich hilft ein Telefonanruf und der Besitzer lotst uns zu seinem Anwesen. Dort angekommen müssen wir schmunzeln. Mindestens ein-mal sind wir bereits an diesem Haus vorbei-gekommen. Erst jetzt fällt uns der Schriftzug „Jaschfe“ am dunkelblau gestrichenen Me-tallgartentor auf.

Ein älteres Ehepaar nimmt uns freundlich in Empfang. Sie trägt ein langes Kleid, ein Tuch bedeckt ihr Haar. Er hat einen langen Bart, auf dem grauen Haar sitzt eine weiße Kippa. Un-ter seinem weißen Hemd ragen die traditio-nellen Schaufäden der orthodoxen Juden her-vor. Jechiel und Lea Jaschfe empfangen ihre Gäste herzlich. Wer eine große Winzerei mit modernen Maschinen und technischen Raffi-nessen erwartet, wird enttäuscht. Nichts in dem 150 Jahre alten Haus deutet darauf hin, dass hier Wein produziert wird. Aber schon der Spruch, mit dem Jechiel für seinen Wein im Internet wirbt, lässt vermuten, dass es sich um eine eher ungewöhnliche Winzerei han-delt: „Gestampft mit den Füßen, den Rest gibt der Himmel.“ Für Jaschfe hat Wein eine ganz besondere Bedeutung. Er ist überzeugt: „Bei der Weinherstellung lässt sich herausfinden, ob man ein guter Jude ist oder nicht.“

Von Wein und DemutDie „Jaschfe Winzerei“ in Safed

Jechiel Jashfe mit Chardonnay

„Der Holocaust ist der Beweis dafür, dass es Gott gibt – das genaue Ge-genteil von dem, was viele Menschen denken.“

von Dana Nowak, Christlicher Medien-verbund KEP

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ja hinterher alles sauber machen.“ Mittler-weile stampfen sie die Trauben in einem anderen Gebäude. Nach dem Stampfen la-gert der Most 40 Tage in Tongefäßen oder Eichenfässern. Dann wird der Wein in Fla-schen oder in Krüge aus Ton gefüllt. „Der Wein im Tonkrug hält viel länger als in einer Glasflasche. Ich kann das Gefäß immer wie-der öffnen und Wein ausschenken, er hält bis zu einem Jahr und wird nicht sauer. Aber wenn man ihn in einer Glasflasche aufbe-wahrt und immer wieder öffnest, hält mein Wein etwa zwei bis drei Wochen. Mancher Wein hält so nur zwei, drei Tage.“ „Nicht anfassen“, betont Jechiel Jaschfe, während er mehrere Weinflaschen auf den Tisch stellt. „Wenn Nichtjuden diese Glasflaschen berühren, wird der Wein darin sauer.“ Zu den Flaschen stellt er einen Tonkrug. „Den dürft ihr berühren, in einem Tongefäß ist der Wein geschützt und kann durch die Be-rührung nicht unrein werden.“ Jechiel er-klärt: „Dieser Wein ist in seiner Herstellung ganz natürlich. Er wurde von religiösen Ju-den produziert, ihm wurde nichts hinzuge-fügt. Wenn er in ein Tongefäß gefüllt wird, kann er so im Tempel verwendet werden. Wenn wir den Tempel wieder aufbauen, könnten wir ihn benutzen.“

Wir probieren einen Chardonnay, einen Merlot und einen Cabernet Sauvignon. „Le Chaim, le chaim, le chaim“, ruft Jechiel jedes Mal fröhlich, „auf das Leben“. Der Chardon-nay ist zu sauer – möglicherweise hat ein Nichtjude die Flasche berührt. Aber Merlot und Cabernet Sauvignon sind außergewöhn-lich gut. Samtig weich duften die Weine aus-schließlich nach Trauben. Die im Tongefäß gereiften Weine schmecken noch besser als die Tropfen aus dem Eichenfass. Keine ande-ren Aromen mischen sich mit denen der Früchte.

Die Erklärung dafür leitet Jechiel aus der Bi-bel und der Kabbalah ab: „Wein selbst ist sehr arrogant. Er wird besser, wenn er in ein einfaches Gefäß gegeben wird. So wird ver-hindert, dass er stolz wird.“ Womit Jechiel wieder auf die Antwort auf seine ursprüng-liche Frage zurückkommt: „Jude zu sein be-deutet, ein Tongefäß zu sein. Demütig!“

Aktuell produziert die „Jaschfe Winzerei“ 5.000 Flaschen Wein pro Jahr. Der Verkauf erfolgt über persönliche Kontakte. Die Kun-den kommen hauptsächlich aus Israel, aber auch aus den USA, den Niederlanden und Deutschland.

wie es funktioniert“, erzählt Jechiel. „Du musst Trauben stampfen, den Saft in einen Tonkrug geben, 40 Tage warten, und dann hast du Wein.“ Bei dieser simplen Herstel-lungsmethode kommen keine technischen Raffinessen zum Einsatz. Dem Wein werden weder Hefe noch Sulfite zugefügt. Die Pro-duktion erfolgt auf ganz natürliche Weise – so wie bei Noah, der in der Bibel als erster Winzer gilt.

Durch das Studium der Torah und der Kabba-lah kam Jechiel zu dem Ergebnis, dass nur ein guter Jude guten Wein herstellen kann. „Ich habe in der Bibel gelesen, dass Gott die Arbeit eines Mannes prüft. Er prüft, ob er es ernst meint.“ Er ist überzeugt: Wenn sein Freund guten Wein herstellen kann, muss er ein guter Jude sein. „Beides gehört zusammen.“ 1998 begann Jechiel schließlich, es selbst mit der Weinherstellung zu versuchen. „Und es hat funktioniert. Der Wein war gut. Ich habe das getan, um mich zu prüfen und um guten Wein zum Trinken zu bekommen. Wenn ich also kein guter Jude gewesen wäre, hätte ich Essig produziert.“

Einen eigenen Weinberg besitzt Jaschfe nicht. Er kauft die Trauben von einem be-freundeten Winzer. Damit die natürlichen Hefen an den Oberflächen nicht zerstört werden, dürfen die Früchte nicht gewa-schen werden. Noch einmal macht Jechiel einen Ausflug in die Kabbalah: Der Hefe schreibt er besondere Fähigkeiten zu: Sie sei wie ein Lebewesen und könne die Seele desjenigen fühlen, der den Wein herstellt oder trinkt. „Trinkt ein Jude, der sich recht-schaffen verhält, von dem Wein, wird der Wein ein guter bleiben. Wenn aber ein nichtreligiöser oder arroganter Jude, ein An-geber, davon trinkt, wird der Wein zu Essig. Wenn aber dieser Wein wieder zu einem guten Juden kommt, dann wird er sich wie-der verändern – von Essig in einen guten Wein. Ich habe das selbst viele Male erlebt, hier in diesem Haus und in anderen. Das ist die Wahrheit!“ Bei der Weinherstellung er-hält Jechiel Hilfe von seinen beiden Söhnen und einigen religiösen Juden, die bei ihm etwas über die Torah und Kabbalah lernen. „Wir stampfen acht Stunden lang, singen dabei und blasen das Schofar-Horn. Du musst sehr tief in dich gehen und fröhlich sein.“ Den ersten eigenen Wein haben die Männer in Jechiels Haus hergestellt. „Wir haben 800 Tonnen Trauben gestampft, von acht Uhr abends bis acht Uhr morgens. Das war für meine Frau nicht leicht – sie musste

Deutschen. Sie konnten den Holocaust nur verüben, weil Gott das zugelassen hat“, meint Jechiel. Das jüdische Volk muss sich seiner Ansicht nach der Frage stellen, warum Gott diese Bestrafung zugelassen habe. Wo-rauf er gleich selbst antwortet: „Weil wir zu stolz waren. Weil wir zu sehr geglaubt ha-ben, dass wir jemand sind – anstatt demütig zu sein. Indem wir uns von allem Stolz lösen, kann Gott mit uns sein. Nur so werden wir ihn repräsentieren, denn er ist derjenige, der alles tut. Wenn wir aber hochmütig meinen, wir Juden und unser Staat Israel sind etwas, wir haben eine starke Armee…, dann wer-den viele Probleme kommen. Die ganzen Spannungen in der Welt gibt es nur, weil wir Juden uns nicht richtig verhalten. Wir müs-sen dafür beten, dass unser arrogantes Den-ken verändert wird. Wenn nicht“, er nickt nachdenklich und erklärt dann mehrdeutig: „Jeder, der genauer die Torah kennt, weiß, dass ein großer Krieg kommen wird…“„Wenn du schlechten Wein suchst, musst du nach Israel gehen“

Im Alter von 40 Jahren war Jechiel als Luft-fahrtingenieur im Ausland, in Frankreich, tätig. „Ein Franzose putzt sich die Zähne mit Wein. Und ich war ein richtiger Fran-zose. Ich habe viel Wein und Bier getrun-ken.“ Nach seiner Rückkehr nach Israel stellte er fest: „Der Wein in Israel ist richtig schlecht. Nicht schlecht, sondern sehr schlecht! Wenn du schlechten Wein suchst, musst du nach Israel gehen.“ Deshalb hörte Jechiel auf, Wein zu trinken. Die koscheren Weine in seinem Land waren ihm zu süß oder zu sauer. Aber er wollte den Schabbat halten und brauchte Wein, um den Segen darüber zu sprechen. „Wir haben damals den Rabbi um Erlaubnis gefragt, ob wir die-sen Essig zum Segen benutzen können und er hat es genehmigt. Es war zwar schlechter Wein, aber es war immer noch Wein“, er-innert sich Jechiel.

In den vergangenen drei Jahrzehnten hat in Israel eine Revolution der Weinproduktion stattgefunden. Das Land hat sich einen Na-men gemacht und israelische Weine wurden international ausgezeichnet. Jechiel Jaschfe ist Teil dieser Entwicklung.

Der Besuch bei einem Freund führte dazu, dass der Luftwaffeningenieur unter die Win-zer ging. Sein Freund servierte koscheren Wein, der Jechiel schmeckte. Doch diesen edlen Tropfen gab es nicht zu kaufen. „Er hat ihn selbst hergestellt und mir erklärt

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Ende, dass diese drei Gemeinden ganz zu meinem Gemeindebereich gehören. Außer-dem habe ich vor kurzer Zeit meinen 63. Geburtstag gefeiert, ein Alter, in dem sich viele nicht ohne Grund auf den Ruhestand vorbereiten. Auch für mich gilt: Haushalten mit den Kräften.

Dieses Mal war alles gut vorbereitet. Samira hatte selbst die Organisation der Reise in den Süden übernommen. Ziele unserer zweiwö-chigen Reise waren die Besuche in fünf Ge-fängnissen und die nächsten Schritte im Kampf gegen die Genitalverstümmelung der Frauen, Unterweisung der Mitarbeiter und der Besuch bei einer Brunneneinweihung. Zu fünft machten wir uns auf den Weg.

Besuch in fünf Gefängnissen im Süden des Landes

Das fünfte Jahr stehen bei mir Besuche in Gefängnissen auf dem Programm. Diese ge-hören immer wieder zu den sehr beeindru-ckenden, zu Herzen gehenden Erfahrungen. Die Gefängnisse sind ganz anders als in Deutschland. Es sind keine Hochsicherheits-trakte, sondern sie erinnern mich eher an Forts aus den Westernfilmen. Hinter den Pa-lisadenzäunen findet ein eigenes Gemeinwe-sen statt. Ich bin jedes Mal wieder von den Leitern und dem Personal berührt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Gefan-genen weniger zu bestrafen, sondern ihnen zu helfen, ein neues Leben zu beginnen.

48 | Äthiopisches

Warum kommst Du erst jetzt, wir haben so auf Dich gewartet?

Text und Fotos vonPfr. Matthias Franke,Dennheritz

Bericht über die 18. Reise nach Äthiopien

junge Erbore Mädchen

Im vergangenen Jahr war ich nur einmal in Äthiopien, so dass mein letzter Besuch fast zehn Monate zurück lag. 2015 ist nun das zehnte Jahr meiner Reisen nach Äthiopien. „Warum kommst Du erst jetzt?“ – Darauf gibt es nicht nur eine Antwort. Im Oktober habe ich die geplante Reise abgeblasen, weil vor Ort wenig für mein Kommen vorbereitet war. Im vergangenen Jahr habe ich die Kasu-alvertretung in der Vakanzzeit für drei Ge-meinden gehabt. Diese ist nun dadurch zu

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bare Deckenvermehrung erlebt. Wir konn-ten die Decken direkt beim Hersteller bezie-hen und durch einen günstigen Preis 325 Decken an die Frauen verteilen. Dadurch profitierte vor allem das Gefängnis in Mizan, das ursprünglich nicht auf meiner Besuchsli-ste stand. Mizan liegt relativ hoch und es wird in der Regenzeit in den Nächten ent-sprechend kalt. Zusammen mit Hygienema-teriel für mehrere Monate erhielten alle Frauen in vier Gefängnissen die Geschenke aus Deutschland.Es war bewegend, wie die Frauen die De-cken umlegten und zu singen und zu tanzen begannen. Ich würde die Fotos gern zeigen, habe aber versprochen, keine ins Internet zu stellen. Die Gefängnisse sind für mich zu besonderen Orten des Segens des Landes geworden. Wir beten auch mit den Leitern und diese laden uns immer wieder ein, die Arbeit zu erweitern. Besonders wird um Aus-bildungsmaterial für die Schulen und für Bücher in den Bibliotheken gebeten, aber auch um Geld für eine Biogasanlage, in der

Dazu gehört nicht nur, mit der Schuld zu leben, sondern die Gefangenen haben die Gelegenheit, im Gefängnis die Schule zu be-suchen und einer geregelten Arbeit nachzu-gehen. Viele bekommen durch Erspartes und durch Weiterbildung einen besseren Start für das Leben danach. In Awassa hatte ich an zwei Tagen die Gelegenheit, mit den Gefan-genen eine Art Seminar über den Glauben abzuhalten, und es wurde sehr stark die Bit-te geäußert, bei meinem nächsten Besuch, diese Art von Begleitung weiterzuführen. Besonders beeindruckte mich ein Reconcili-ation Committee. Dieses besteht aus zwölf Personen unterschiedlicher Ehtnien oder Religionszugehörigkeit, die im Zusammen-hang mit verantwortlichen Leitern in Kon-fliktfällen Probleme zu klären versuchen. Zur Aufgabe dieses Komitees gehört u.a. auch die Vorbereitung auf die Entlassungszeit der Ge-fangenen. Die Angehörigen werden z.T. vor-her besucht, um mit ihnen über die Wieder-eingliederung zu beraten. Das Schöne ist, dass sie durchaus begründend darauf hinwei-sen können, dass aus dem Gefängnis die Angehörigen anders zurückkommen als sie hineingegangen sind. Viele haben im Gefäng-nis zum Glauben an Jesus gefunden und ha-ben eine deutliche Persönlichkeitsverände-rung erlebt.

Dies alles hat mich sehr berührt. Bei meiner letzten Reise haben mich die Leiter u.a. ge-beten, den Frauen, die z.T. mit ihren Kindern inhaftiert sind, Decken zu bringen. So haben wir in unseren und angrenzenden Gemein-den zu Weihnachten für Decken für die in-haftierten Frauen und ihre Kinder in den äthiopischen Gefängnissen gesammelt. Nach der Planung reichte das Geld für knapp 200 Decken. Wir haben dann aber die wunder-

Mein Freund Filmon hat mir inzwischen Fotos von Taufen im Gefängnis von Mizan geschickt, dort sind inzwischen von 2500 Gefangenen 1800 Christen geworden.

Mingikinder

die Fäkalien von 2500 Gefangenen zur Bio-gasherstellung genutzt werden könnten. Mein Freund Filmon hat mir inzwischen Fo-tos von Taufen im Gefängnis von Mizan ge-schickt, dort sind inzwischen von 2500 Ge-fangenen 1800 Christen geworden. Vielleicht ist es das nächste Gefängnis für ein Seminar über unsere Identität in Christus.

Besuch bei den Mingikindern

Die Besuche in Jinka sind immer etwas Be-sonderes. Das Gefängnis ist ein besonderer Ort des Segens. Dort ist der Kommandeur der Engel im Gefängnis. Vergangenes Weih-nachten hat er nicht zuhause, sondern mit seinen Gefangenen gefeiert. In Jinka ist auch das Kinderheim von „Omo Child“. Dort wer-den Kinder betreut, die aus der Sicht ihrer Stämme eigentlich kein Lebensrecht haben. Die Entscheidung, ob ein Kind ein Segens- oder Fluchkind ist, entscheiden die Dorfälte-sten. Kommen die Zähne zuerst unten, dann gilt dieses Kind als Segenskind und ist will-kommen. Kommen die Zähne zuerst oben, dann gilt es als Fluchkind und hat wenige Überlebenschancen. Ich habe die Organisa-tion „Omo Child“ wieder besucht, es sind sechs weitere Kinder dazu gekommen, die nun auch Segenskinder sein können. Über diese Tradition kann man im Internet unter „Mingi“ oder „Omo Child“ mehr erfahren.

Brunneneinweihung beim Stamm der Ari

Von Jinka aus haben wir einen kurzen Abste-cher zum Stamm der Ari gemacht. Dort wur-de der Brunnen eingeweiht, den wir letztes Jahr dort haben bauen lassen. 2300 Men-schen haben jetzt Zugang zu sauberem Was-ser. In der Nähe des Brunnens ist eine Schu-le, in die ca. 1000 Kinder gehen. Sie alle haben nun die Gelegenheit, sauberes Wasser am Vormittag zu trinken und am Nachmittag einen Kanister sauberes Wasser mit nach Hause zu nehmen.

Gemeindeseminar aller evan-gelischen Gemeinden in Jinka

Der vierte Grund unseres Besuches in Jinka war ein Seminar, das ich mit Vertretern von allen evangelischen Kirchen durchgeführt habe. In den evangelischen Kirchen gibt es landesweite Probleme in der Leiterschaft.

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war ein Wunder, wie offen wir empfangen wurden. Samira konnte mit einer Mitarbei-terin getrennt junge Frauen und Männer befragen. Es war besonders beeindruckend, dass vor allem die jungen Frauen an der Pra-xis der Beschneidung festhalten wollen. Et-was Besonderes war, dass wir sogar die Ge-legenheit hatten, mit dem König der Erbore und einigen seiner Verantwortlichen über das Thema zu sprechen. Es gab eine große Offenheit, sich über die Problematik zu in-formieren. Betet mit dafür, dass diese Tür offen bleibt.

Einzelseelsorge

Seit vielen Jahren ist die Einzelseelsorge ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Vor allem viele Frauen haben traumatische Erfahrungen ma-

chen müssen. Bevor ich losfuhr, schickte mir Samira ein Foto von einer Frau, die wir un-bedingt besuchen sollten. Als ich das Foto sah, wusste ich, dass es ein schwerer Besuch werden würde. Bethel war eine hübsche jun-ge Oromo. Sie hatte ihr Journalistikstudium erfolgreich abgeschlossen und freute sich darauf, dass sie nun ihre arme Familie finan-ziell unterstützen könne. Als sie den Heirats-wunsch eines Mannes ablehnte, konnte er diese Ablehnung nicht verkraften und über-goss sie mit Säure. Da war der Traum von einem selbst bestimmten, guten Leben vor-bei. Seit fast zwei Jahren geht sie nicht mehr in die Öffentlichkeit und niemand hat Freundschaft zu ihr gehalten. Wir haben lan-ge mit ihr gebetet und wir haben sie zu einem Treffen mit anderen eingeladen. Mit uns hat sie nach Jahren das Haus wieder ver-lassen und die Gruppe, zu der wir sie einge-laden hatten, hat sie aufgenommen wie eine alte Bekannte. Es hat ein Heilungsprozess begonnen. Sie hat das erste mal wieder ge-lacht und Gott hat ihr gesagt, dass ihr Leben nicht sinnlos sei. Ihr wurde zwar die äußere Schönheit genommen, aber niemand kann ihr die innere Schönheit nehmen. Es gab noch andere bewegende Geschichten von Trauma und innerer Heilung.

Falascha

Bei dieser Reise war ich nur kurze Zeit in Addis und gar nicht in Gondar, so dass die Besuche bei den Falascha nur auf die letzten Tage beschränkt waren. Viele sind ja in den letzten Jahren nach Israel ausgewandert. Die Zurückgebliebenen hoffen weiter und ihre Situation ist nach wie vor bedrückend – große Armut in den Hütten und Familien.

Wie geht es weiter?

Ich weiß, dass viele warten. Ich weiß, dass ich vieles erlebt habe, was ohne die Planung Gottes nicht geschehen wäre. Ich weiß aber auch, dass ich 63 bin und ich hier vor Ort eine Menge Arbeit habe. Vermutlich – so Gott will und ich lebe – kommt im Herbst die 19. Reise. Bitte betet mit für alle!

Bankverbindung: Äthiopienhilfeverein Fassika e.V.Sparkasse ChemnitzIBAN: DE 09 87050000 3625004525BIC: CHEKDE81XXX

50 |

Das Thema war der fünffältige Dienst. Es wurden zwei sehr bewegende Tage. Es wur-de vieles ausgeräumt, was zwischen den Gemeinden stand. Am Sonnabend wurde eine Gebetsnacht angesetzt. Es gab viel Ver-söhnung, Aufbruch zueinander. Wir haben den offenen Himmel erlebt.

Weibliche Genitalverstümmelung

Obwohl die Genitalverstümmelung der Frauen genau so wie die Mingitradition offi-ziell verboten ist, wird sie in weiten Teilen des Landes immer noch praktiziert. Immer noch werden tausende Mädchen nicht nur in Äthiopien verstümmelt. Man geht davon aus, dass in 28 Ländern Afrikas täglich bis zu ca. 8000 Mädchen verstümmelt werden.Samira hatte zwei Tage beim Stamm der Er-bore für Recherchen zur Praktik innerhalb des Stammes vorgesehen. Dort ist die Ver-stümmelung Teil der Hochzeitszeremonie. Es

Brunnen beim Stamm der Ari

junge Erbore Männer

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Ausgabe 2-3 | 201552 | Ungerechtes

dern in der ganzen Welt, fährt Achenefe fort. „Doch das Problem ist, dass unsere Regie-rung nichts dagegen unternimmt.“ Der Poli-zist, der auf der Sicherheitskamera zu sehen war, wurde wenige Tage später fristlos ent-lassen. Trotzdem ist Achenefe resigniert: „Die Welt interessiert sich nicht für uns. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, auf den an-geblichen Konflikt der Juden und Palästinen-ser zu schauen.“ Er hat vor kurzem sein Ju-rastudium beendet und erzählt: „Am eigenen Körper habe ich keine Gewalt erlebt, aber ich bekomme ständig zu spüren, dass ich schwarz bin. Ich könnte viele Beispiele erzählen. Als ich in Tel Aviv studierte, lief ich einmal mit anderen Studenten aus der Uni. Zwei Poli-zisten gingen vorbei, alle Studenten gingen weiter, ich wurde als einziger angehalten: ‚Wo kommst du her? Was machst du? Wo ist dein Ausweis?‘“

Der junge Mann ist frustriert: „Ich bin nicht sehr optimistisch, dass es nach den Demons-trationen Veränderungen geben wird. Unsere Politiker schweigen zu diesem Problem. Es

Achenefe ist Israeli, spricht fast fehlerfrei Hebräisch, und doch fühlt er sich nicht rich-tig dazugehörig: „Diskriminierung und Ras-sismus gehören zu unserem Leben dazu. Wann immer ein Polizist auf jemanden un-serer Gemeinschaft trifft, gibt es Zwischen-fälle, und häufig sind die gewalttätig. Das wird dann in den Nachrichten gesendet, aber es ändert sich nichts an unserer Situation.“ An den Demos habe er teilgenommen, weil er glaubt, dass in der israelischen Gesell-schaft „etwas falsch läuft“: „Die USA stellen viel Geld für die Integration der äthiopischen Gemeinschaft zur Verfügung, doch wir sehen nichts davon.“

Die Polizei sollte strikter gegen ihre eigenen Leute vorgehen, findet Achenefe: „Wenn ein Polizist sich etwas zuschulden kommen lässt, wird er verhört, und nach zwei Wochen wird der Fall zu den Akten gelegt. Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft. Deshalb haben wir ein Recht darauf, zu wissen, wa-rum der Fall nicht weiter untersucht wird.“Rassismus gebe es nicht nur in Israel, son-

Nach Angaben des Statistikbüros leben heute etwa 135.000 Juden äthiopischer Ab-stammung in Israel. Innerhalb weniger Jah-re musste diese Gruppe, oft aus ländlichen Gegenden, einen riesigen Schritt in Rich-tung Moderne gehen.

von Mirjam Holmer

Die Gemeinschaft der äthiopischen Juden, die „Beta Israel“, versteht sich als Nachkom-men des verlorenen Stammes Dan. Außer-dem gibt es die „Falaschmura“. Diese Juden konvertierten aufgrund von Verfolgung und wirtschaftlicher Benachteiligung im 19. und 20. Jahrhundert von Beta Israel zum Chri-stentum. 1950 verabschiedete die israelische Regierung ein Gesetz, das Juden ein Recht zur Rückkehr und auf ein Leben in Israel so-wie die israelische Staatsbürgerschaft zusi-chert. Der damalige Oberrabbiner Ovadia Josef entschied 1973, dass dieses Gesetz auch für die äthiopischen Juden gelte. Infolge dieser Entscheidung kam es 1984 und 1991 zu großen Einwanderungswellen. Auch wenn die 7.500 Falaschmura, die im August 2014 nach Israel kamen, offiziell als die letzten in Äthiopien verbliebenen Juden gesehen wer-den – äthiopische Juden in Israel wissen: „Es gibt immer noch Juden, die auf eine Auswan-derung nach Israel warten, doch die erfüllen nicht alle Kriterien des derzeitigen Einwan-derungsgesetzes.“

Rassismus gehört zu unserem Leben

Wasihun Achenefe ist 1986 in Äthiopien ge-boren und als sechstes Kind einer elfköpfigen Familie im Jahr 2000 nach Israel eingewan-dert. Er erzählt: „Auslöser für die Demons-trationen war das Video einer Sicherheitska-mera, das zeigt, wie Polizisten gegen einen israelischen Soldaten unserer Gemeinschaft gewalttätig vorgehen.“

Von der Feuerstelle zum GasherdAnfang Mai sind in Jerusalem und Tel Aviv Tausende Äthiopier auf die Straßen gegangen, um gegen Rassismus zu demonstrieren. In Israel fühlen sie sich benachteiligt.

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wir einen Sprachkurs für Hebräisch ge-macht, außerdem hatten wir Religionsunter-richt. Wir gehören zu den Falaschmura, in Äthiopien sind wir samstags in die Kirche gegangen. Vieles in der äthiopisch-christ-lichen Tradition ähnelt dem Judentum. Zum Beispiel haben wir den Schabbat gefeiert und auch manche Speisevorschriften sind gleich.“ Zur Synagoge gehe er in Israel nicht, aber die große Kippa auf seinem Kopf trage er jeden Tag.

Avrams Nachbarin Ester fällt ihm ins Wort: „Als wir nach Israel kamen, wussten wir nicht, wo wir hinkämen. Doch es war Gottes Wille, dass wir kommen. Wir erfüllten alle Kriterien, jüdisch zu sein, und jetzt sind wir hier.“ Die Frau ist hochschwanger: „Vieles ist schwer. Zum Beispiel würden wir gern umzie-hen und in einem richtigen Haus wohnen und nicht so beengt wie hier. Aber die Wohnungs-preise sind so hoch, dass wir uns das nicht leisten können. Ich wollte nicht noch ein Kind bekommen, aber ich bin schwanger gewor-den, weil es unser sechstes Kind ist und man mit sechs Kindern einen wesentlich höheren Wohnungsbaukredit bekommt. Ich hoffe, dass wir dann bauen können, vielleicht an der Grenze zu Gaza, dort sind die Wohnungs-preise nicht so hoch.“ Ester trägt eine Silber-münze um den Hals, auf der Mutter Theresa zu sehen ist. Diese Münze wurde im vorigen Jahrhundert als Währung in Äthiopien benutzt und gilt bis heute als sehr wertvoll.

Avram berichtet: „In Israel kochen wir unser Essen auf einem Gasherd. In Äthiopien ha-ben wir vor unserer Tür über dem offenen Feuer gekocht. Die Äthiopier, die schon län-ger hier sind, halfen uns, hier klarzukom-men. Sie erklärten uns, wie man hier lebt. Der Gasherd ist bequemer, aber wir müssen noch viel lernen. Es ist gut, dass unsere Kin-der sich schon früh an das neue Leben ge-wöhnen können. Sie werden eine gute Bil-dung bekommen und dadurch gibt es weniger Vorurteile.“ Die Hoffnung, Rassismus zu überwinden, liegt also auf den künftigen Generationen.

offizielle Einwanderungsorganisation in Isra-el. Auch mit Unterstützung christlicher Or-ganisationen betreibt sie im ganzen Land so genannte Integrationszentren, wo Neuein-wanderer aus Äthiopien mit einjährigen Kursen für das Alltagsleben in Israel geschult werden. Das größte Zentrum liegt im Jerusa-lemer Vorort Mevasseret Zion. Etwa 1.200 Neueinwanderer leben in mehreren Häuser-blöcken, mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Geboren am 00.00.1956

Vor der Tür eines Hauses an der Straße sitzen einige Nachbarn versammelt. Einer von ih-nen ist Avram. Weil er zwar das Jahr weiß, in dem er geboren wurde, nicht aber den Tag, steht in seinem Personalausweis unter dem Namen Abreham Wule Shita das Ge-burtsdatum 00.00.1956. Mit seiner Frau und zwei Kindern lebt er seit Anfang 2014 dort. Eine dritte Tochter ist verheiratet und bereits ausgezogen. In Äthiopien war Avram Bauer: „Es war schwer, das Land zu nutzen. Ich habe Getreide angebaut, vor allem für das Teff, das Getreide, aus dem man unser Grundnahrungsmittel Indschara herstellt. Wir hatten auch ein paar Ochsen, Schafe, Hühner. Es war eine schwere Arbeit, aber es reichte zum Leben.“ Heute habe er keine Arbeit. „Meine Tochter ist 22 Jahre und ar-beitet in Jerusalem als Putzfrau. Unser Sohn ist 12 Jahre und geht noch zur Schule. Er hat sehr gut Hebräisch gelernt und ich hoffe, dass er einmal studieren kann.“

Avram erzählt weiter: „Weil wir Juden sind, wollten wir nach Israel kommen. Und weil ich hoffe, dass meine Kinder eine bessere Zukunft haben. Neun Jahre haben wir ge-wartet. Die Äthiopier, die schon in den 80er und 90er Jahren nach Israel zogen, hielten mit uns Kontakt und erzählten uns vom Le-ben hier. Als wir hier ankamen, mussten wir vieles neu lernen. Acht Monate haben

gibt eine große Ignoranz. In unserem Land ist es ganz normal, dass Journalisten und Pro-fessoren von ‚Kuschim‘ sprechen, wenn sie Äthiopier meinen.“ Kuschim bedeutet in der hebräischen Sprache so viel wie „Neger“. „Vor drei Jahren hat es unter den Bewohnern in dem Jerusalemer Stadtteil Kirijat Menach-em einen geheimen Vertrag der Stadtbewoh-ner gegeben, dass sie fortan nicht mehr an Äthiopier vermieten.“

Diskriminierung zeige sich in vielen Be-reichen, beklagt Achenefe: „Bei Blutspenden wird unser Blut nicht genommen, Kinder werden in äthiopische Schulen gesteckt, statt sie auf die normalen Schulen zu schicken. Es gibt niemanden in unserer Gemeinschaft, der noch nie angehalten wurde oder dem man nicht komisch begegnet ist. Rassismus liegt viel tiefer als offensichtliche Gewalt. Wie oft hat man mir schon gesagt: ‚Du bist wirklich Äthiopier? Aber du bist so gebildet!‘ Man traut uns einfach nichts zu. Anderen Ge-meinschaften, wie den Russen, Persern oder Irakern begegnet man nicht auf diese Weise. Das liegt nur an unserer Hautfarbe, eine an-dere Erklärung habe ich nicht.“

In wenigen Wochen will Achenefe ein Rechtsanwaltsbüro in Jerusalem eröffnen. „Mein Partner ist Weißer, seine Großeltern stammen aus dem Irak. Doch der wird ganz normal behandelt.“ Als Reaktion auf die jüngsten Proteste berief die israelische Regie-rung einen Ausschuss ein, der sich mit den Belangen von Israelis mit äthiopischen Wur-zeln beschäftigt. Bildung von Kindern und Jugendlichen soll dabei ein wichtiges Thema sein. Die „Jewish Agency for Israel“ ist die

Avram

„Vor drei Jahren hat es unter den Bewoh-nern in dem Jerusa-lemer Stadtteil Kirijat Menachem einen geheimen Vertrag der Stadtbewohner gegeben, dass sie fortan nicht mehr an Äthiopier vermieten.“

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54 | Erhellendes

Den neunarmigen Leuchter nennt man Cha-nukkaleuchter oder Chanukkia. Acht Flam-men müssen in einer Reihe stehen und die Diener-Kerze hebt sich vom Rest ab. Sie steht bei den Leuchtern von Christian Werner hö-her, sie könnte aber auch niedriger oder ab-seits stehen. Diese neunte Flamme wird Schamasch genannt. Sie wird zum Anzünden der Chanukkia verwendet. Am ersten Abend des Chanukkafestes zündet man das erste Licht am rechten Rand der Chanukkia an. An den folgenden Abenden fügt man jeweils ein Licht links von den bisherigen hinzu. Zuerst wird immer die neue Flamme angezündet und dann von links nach rechts die anderen Flammen, die schon an den Abenden zuvor gebrannt haben. Acht Tage dauert das Cha-nukkafest. Die Acht ist ein Symbol für den Neuanfang. Nach der Sintflut hat Gott mit acht Menschen neu angefangen. In der Mu-

sik ist der achte Ton der Oktave gleichzeitig der erste Ton der neuen Oktave. Wenn wir sagen, wir treffen uns in acht Tagen wieder, meinen wir die neue Woche. Taufsteine ha-ben oft acht Ecken als Symbol für den Neu-anfang. Der Tempel wurde neu eingeweiht. Ein Neubeginn des Opferdienstes, nachdem die Griechen den Tempel entweiht hatten.

Die Weisen im Talmud (Schabbat 21b) be-schreiben das Wunder von Chanukka folgen-dermaßen: Als die Griechen das Heilige Land besetzt hielten, drangen sie in das Heiligtum des Tempels ein und entweihten all das dort vorhandene Öl. Nach dem Sieg der Hasmo-näer fanden diese nur einen kleinen Krug Öl, der anscheinend nicht angerührt worden war. Dieses Öl reichte normalerweise nur für einen Tag. Damit wurde die Menora wieder angezündet – und ein Wunder geschah, der Leuchter brannte acht Tage lang, bis neues, reines Öl hergestellt werden konnte. Cha-nukka ist das Tempelweihfest, wird aber auch Lichterfest genannt. Es wird etwa in unserer Weihnachtszeit gefeiert. Es gibt Ju-den, die nur den Chanukkaleuchter anzün-den in der Hoffnung auf einen Neuanfang.

In unserem Bildungs- und Begegnungszen-trum stehen verschiedene siebenarmige und neunarmige Leuchter. Die meisten hat unser Schmied Christian Werner angefertigt. Er will mit dem Verkauf seiner Werke unsere Arbeit unterstützen. Jeder Leuchter ist an-ders gestaltet, jeder hat seine Besonderheit, es gibt keine Kopie, so ist jedes Stück ein Unikat.

Oft fragen mich die Besucher, weshalb einige Leuchter sieben Arme haben und andere neun. Der siebenarmige Leuchter ist die Me-nora, der Tempelleuchter. Schon in der Stifts-hütte stand im Heiligtum eine Menora.

Ein Licht für alle Völker

von Matthias Hampel,Mylau

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der Sabbat. Manche sehen auch in den zwölf Ecken – nach Innen und nach Außen – die zwölf Stämme Israels. Das Dreieck mit der Spitze nach unten weist auf Gott hin, Vater Sohn und Heiliger Geist, der zu uns Men-schen kommt. Das Dreieck mit der Spitze nach oben ist der Mensch mit Leib, Seele und Geist, der sich für Gottes Gegenwart öffnet. Im jüdischen Messias sind Mensch und Gott eins geworden. Jeder Leuchter ist eine Einladung zur Meditation. Wir entde-cken das Kreuz, die Weltkugel, die Krone und eine Sonne. Bibelsprüche und Bibelstel-len sind in das Metall eingeschlagen und verraten die Gedanken des Meisters. Außer den geschmiedeten Leuchtern haben wir noch den gegossenen Ölbaumleuchter mit der Landkarte Israels als Fuß und dem Schriftzug: „Nicht mit Heer oder Kraft, son-dern mit deinem Geist.“

Auch Leuchter aus dem Menora-Shop mit echtem Jerusalemstein sind bei uns erhält-lich. Wer einen Leuchter bei uns erwirbt, unterstützt mit dem Erlös die Arbeit der Is-raelfreunde, besonders auch die Handwer-kerreisen nach Israel.

Deshalb hat der große Bronzeleuchter keine Kerzen und keine Flammen. Seit der Zerstö-rung des Tempels ist die Menora erloschen.

In Johannes 8,20 lesen wir, dass Jesus beim Schatzkasten im Tempel lehrte. Die Schatz-kästen waren im Frauenvorhof. Dort standen die vier 26 Meter hohen Säulen mit je vier Leuchtern, die an das übernatürliche Licht der Schechina erinnern sollten. Genau an dieser Stelle ruft Jesus: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wan-deln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Johannes 8,12)Christian Werner hat zur Erinnerung an dieses Wort Jesu auch christliche Symbole in die Leuchter eingearbeitet. In einigen Leuch-tern entdecken wir einen Fisch. Es ist ein altes Christuszeichen. Fisch heißt auf Grie-chisch Ichtys. Dieses Wort bildet die An-fangsbuchstaben für ein kurzes Glaubensbe-kenntnis: Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser.

Den Davidstern kann man unterschiedlich deuten: Die sechs Dreiecke sind die sechs Wochentage und das Sechseck in der Mitte

Aber die Menora wird als Erinnerung an den zerstörten Tempel nicht angezündet. Benno Elkan, der die große Menora vor der Knesset geschaffen hat, wollte erst auch eine Menora mit brennenden Lichtern darstellen. Er dach-te an Jesaja 42,6 das jüdische Volk soll ein Licht unter den Völkern sein. Orthodoxe Rab-biner protestierten gegen diesen Entwurf.

Genau an dieser Stelle ruft Jesus: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nach-folgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Johannes 8,12)

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56 | Aufklärendes

Antisemitismuskonferenz hat in Jerusalem getagt

griffe, sondern auch das Unverständnis der deutschen Justiz. Der deutsche Justizminister Heiko Maas war bei der Konferenz anwesend und hielt am ersten Abend eine Rede, in der er die Bemühungen des Ministeriums bei der Aufarbeitung des Nationalsozialismus her-vorhob: „Wir haben eine unabhängige wis-senschaftliche Kommission eingesetzt, die untersuchen soll, wie das Justizministerium in den 1950er und 60er Jahren mit der Nazi-Vergangenheit umgegangen ist. Sie soll unter anderem klären, warum Deutschlands Justiz damals so viele Nazi-Verbrecher laufen ließ. Mein Ministerium hat dazu den Forschern sämtliche Akten geöffnet, auch Personalakten und geheime Dokumente. Wir wollen, dass die historische Wahrheit endlich ans Licht kommt, auch wenn wir wissen: Das Ergebnis wird nicht schmeichelhaft werden für die deutsche Justiz.“ Der Umgang mit isla-mischem Antisemitismus in der Gegenwart lässt diese Klarheit leider vermissen. Wären die Brandstifter deutsche Neonazis gewesen, wäre das Urteil vermutlich anders ausgefal-len, auch wenn sie – wie die Palästinenser es getan haben – beteuert hätten, sie hätten nur gegen den Gaza-Krieg demonstrieren wollen – unter Alkoholeinfluss, versteht sich.

Erfreulicherweise waren unter den Teilneh-mern in Jerusalem auch zahlreiche Muslime, darunter religiöse Amtsträger wie der franzö-sische Imam Hassen Chalghoumi, der eben-falls ein härteres Vorgehen der europäischen Gerichte forderte, zum Beispiel gegen Hass-prediger. Er lebt in Frankreich unter stän-digem Personenschutz. Menschen wie er lei-sten unter Einsatz ihres Lebens einen bemerkenswerten Dienst. Gleichzeitig darf man sich nicht der Illusion hingeben, sie wür-den den eigentlichen Islam verkörpern, der von einigen wenigen Radikalen lediglich miss-braucht würde. Vielmehr ist Hassen Chalghou-mi eine der tapferen Einzelpersonen, die sich mit ihrer moderaten Lehre ganzen Staaten wie Saudi-Arabien und dem Iran entgegenstellen. Deswegen mahnte Professor Robert Wistrich von der Hebrew University zurecht an, dass das Problem trotz aller politischen Bedenken, einer Religion zu nahe zu treten, beim Namen genannt werden müsse, wenn es wirkungsvoll bekämpft werden soll. Gleichzeitig wies er aber auch einen Weg hinaus aus der Defensi-ve zu einem selbstbewussten Vertreten jü-discher, israelischer Werte und Geschichts-schreibungen. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns“, sagte er, „aber eines Tages – da bin ich mir sicher – werden wir ein Licht für die Nationen sein.“

wurden, wurde jedoch deutlich, dass das ei-gentliche Schwerpunktthema, dass so gut wie alle anderen miteinander verbindet, der islamische Antisemitismus war. Ob an den Schulen und Universitäten, im Internet oder in Lateinamerika, beim Thema Antizionis-mus oder Holocaustleugnung: Überall sind es die Auswüchse islamistischer Bewegungen, die den Ton angeben. In Lateinamerika, be-sonders in Bolivien, Venezuela und Ecuador, baut sich der Iran eine Machtbasis auf. Des-sen unverhohlener Vernichtungsantisemitis-mus wird hier wie bei den Atomverhand-lungen geflissentlich ignoriert.

Die Ignoranz des Westens gegenüber isla-mischem Antisemitismus bereitete den Kon-ferenzteilnehmern nicht weniger Sorge als der Mord und Terror gegen Juden im Namen des Islam selbst. In Europa gehen diese bei-den Phänomene eine gefährliche Symbiose ein: Darin, dass drei Palästinenser 2014 ei-nen Brandanschlag gegen die Synagoge in Wuppertal verübt hatten, konnte die Staats-anwaltschaft keinen Antisemitismus erken-nen und verurteilte die drei zu geringen Be-währungsstrafen. So fürchten die Juden in Deutschland nicht nur gewalttätige Über-

von Carmen Matussek, Tübingen

internationale Antisemitismuskonferenz

Hassen Chalghoumi

Bei der Eröffnungsveranstaltung der fünften internationalen Antisemitismuskonferenz des israelischen Außenministeriums in Jeru-salem, dem „Global Forum for Combating Antisemitism“, waren 1200 Menschen aus 80 Ländern zusammengekommen. Das war eine Rekordzahl für die Veranstaltung, die laut der israelischen Botschaft in Berlin das „weltweit wichtigste Forum zur Analyse an-tisemitischer Strömungen auf der ganzen Welt und für die Entwicklung von Gegenstra-tegien“ ist. Es hat traurige und alarmierende Gründe, warum sich so viele Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Religion und Wissenschaft auf den Weg gemacht haben: Der weltweite Hass auf die Juden und ihren Staat hat in den zwei Jahren seit der letzten Konferenz dramatisch zugenommen. Immer wieder wurden in die-sem Zeitraum Menschen auf offener Straße mitten in Europa ermordet, weil sie Juden waren. Ein gewaltiger Exodus hat eingesetzt. Zu Tausenden verlassen die Juden Frank-reich, Ungarn, Schweden und Belgien. Viele von ihnen gehen nach Israel, trotz der Schre-ckensmeldungen, die man von dort über neue Formen des palästinensischen Terroris-mus hört – unvorhersehbare Attacken mit Messern und PKWs. In der Auswanderung beziehungsweise Flucht vieler Juden nach Israel ist die Erfüllung biblischer Verhei-ßungen erkennbar, aber auch die Unfähigkeit europäischer Regierungen, ihre jüdische Be-völkerung vor den meist islamistischen An-griffen zu schützen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man sich scheut, das Problem des islamischen Antisemitismus klar beim Na-men zu nennen. Vielleicht sind sogar die Organisatoren der Konferenz davor zurück-geschreckt. Als Schwerpunkte waren im Vor-feld zwei Themen formuliert worden: Anti-semitismus im Internet und der Anstieg von Antisemitismus in Europas Städten. Späte-stens, als am dritten Tag die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsgruppen präsentiert

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von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Der Gazastreifen ist jetzt völlig abgeriegelt. Infolge eines weiteren Raketenbeschusses, zum dritten Mal innerhalb von zehn Tagen, hat Israel die beiden verbliebenen Grenzüber-gänge zum Gazastreifen „bis auf Weiteres“ geschlossen. Erez im Norden dient dem Men-schenverkehr: Diplomaten, Journalisten und Palästinenser mit Genehmigungen. Allein „humanitäre Fälle“ dürfen noch Erez passie-ren. Kerem Schalom im Süden ist der einzige verbliebene Warenterminal. Täglich rollten dort bis zu 700 Sattelschlepper durch die Si-cherheitskontrollen. Sie bringen Medika-mente, Gemüse und Baumaterial für den Wiederaufbau in den Gazastreifen.

Zwar habe der Wiederaufbau laut UNO seit dem Krieg im vergangenen Sommer nicht begonnen, doch die UNO Flüchtlingshilfeor-ganisation UNRWA teilte mit, 400 wiederauf-gebaute Wohnungen an Flüchtlinge überge-ben zu haben.

Der Warenverkehr wurde nicht einmal ge-stoppt, als palästinensische Extremisten Mör-sergranaten auf die zwischen hohen Mauern wartende Lastwagen geschossen haben und der israelische Geheimdienst Schin Beth in Marmorplatten versteckte Lötkolben, Elek-troden, Metalle und andere verbotene Waren entdeckt hatte. Diese Schmuggelware sollte der Hamas für die Produktion von Raketen und dem Bau von Angriffstunnels dienen.

Weitere Warenübergänge wie Karni sind schon vor Jahren geschlossen worden. Die Hamas hatte sie mit Autobomben angegriffen und überfallen. Sie wollte die Preise für Schmuggelware aus Ägypten in die Höhe treiben. Israel konnte die Sicherheit des Grenzpersonals nicht garantieren und be-schloss die Schließung. Mit Raketenangriffen und Selbstmordattentätern war zuvor der gemeinschaftliche palästinensisch-israelische Industriepark bei Erez angegriffen und zer-stört worden. Trotz der international und zuletzt von Bundesaußenminister Frank Wal-ter Steinmeier kritisierten israelischen Blo-

ckade des Gazastreifens funktionierte der Warenverkehr und wurde sogar erweitert. Efraim Halevy, ehemaliger israelischer Ge-heimdienstchef, bemängelt die „fortgesetzte Besatzung“ durch Israel, obgleich 2005 der letzte Soldat und Siedler das Gebiet verlassen habe. Israel kontrolliere den Luftraum, das Meer und die Grenzübergänge nach Israel (sic). Israel verbiete den Bau eines Hafens oder die Verwendung eines Flughafens.

Gleichzeitig hat Ägypten seine Blockade ver-schärft, was keine internationalen Proteste hervorruft, obgleich Ägypten wie Israel ein ehemaliger Besatzer im Gazastreifen war. Im März meldeten die Ägypter, 1370 Schmugg-lertunnels unter der nur 11 Kilometer langen Grenze zum Gazastreifen zerstört zu haben. Wegen tödlichen Terrorüberfällen der Hamas auf ägyptische Soldaten will Kairo eine fünf Kilometer breite „sterile Zone“ entlang die-ser Grenze zu schaffen. In der DDR nannte man das „Todesstreifen“. In der geteilten Grenzstadt Rafah haben die Ägypter schon in den Vierteln Safa, Imam Ali and al-Ahrash 1.100 Wohnhäuser gesprengt. Wegen einer geplanten Erweiterung dieses „no-go-area“ um zusätzliche 500 Meter sollen weitere 11.000 Häuser abgerissen werden. Eine „Evakuierung“ der dort lebenden Familien werde nach dem Ramadan im Juli beginnen. Vorerst seien Tausend palästinensische Fami-lien „deportiert“ worden.

Ägyptische Militärs erklärten, dass die „Ge-fahr der Schmugglertunnels ein für alle Mal ausradiert“ werden sollte. Deshalb soll ein Wasserkanal gebaut werden, um auch die letzten verbliebenen Tunnels zu über-schwemmen. In der Vergangenheit wurden durch diese Tunnels auseinandergenom-mene Autos, Kochgas, Dieselöl, Raketen, Waffen, Zigaretten, Tiere, Bräute und sogar der deutsche Publizist Jürgen Todenhöfer geschmuggelt. Für die Hamas waren die Zöl-le und Gebühren der Betreiber dieser Tun-nels die wichtigste Einnahmequelle. In Rafah steht der einzige offizielle Grenzübergang ins arabische Nachbarland. Solange der Moslem-

bruder Muhamed Mursi in Kairo regierte, passierten monatlich fast 41.000 Menschen die Rafah-Grenze. Doch seit Jahresanfang war Rafah nur fünf Tage lang geöffnet.

Seit dem Putsch der Hamas 2007 wurden die Anlagen für eine ferngesteuerte Grenzkon-trolle nach Israel zerstört. Die palästinen-sischen Polizisten wurden vertrieben oder ermordet. Die internationalen Beobachter der EUBAM sollten im Auftrag der EU das Funktionieren dieses Grenzsystems garantie-ren, sind aber nach Israel geflohen und war-ten seitdem bei vollem Gehalt in Aschkelon auf bessere Zeiten.

Der palästinensische Menschenrechtsaktivist Salah Abdel Ati hält Ägyptens andauernde Schließung des Grenzübergangs Rafah für eine kollektive Bestrafung der Palästinenser. Das sei „eine Verletzung der Menschen-rechte und verursacht Tausenden Menschen großes Leid.“ Nach palästinensischen Anga-ben warten auf der ägyptischen Seite Hun-derte, um nach Gaza zurückzukehren. Min-destens zehn Menschen seien in den Warteräumen am Grenzübergang gestorben, zuletzt die 65 Jahre alte Jussra al-Najjar. Die Warteliste von Palästinensern, die nach Ägypten ausreisen wollen, sei auf über 15.000 angeschwollen.

Unterirdisches | 57

Jetzt ist die Gaza-Blockade perfekt

In der Vergangenheit wurden durch diese Tunnels … sogar der deutsche Publizist Jürgen Todenhöfer geschmuggelt.

Newsletter der Botschaft Israels in Deutsch-land. Melden Sie sich kostenlos an unter:

www.israel.de

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Page 58: Brotvermehrungskirche Tabgha - zum-leben.deelis fuhr sofort nach Tabgha, um dort seine Abscheu zu äußern. Seine Worte wurden in allen israelischen Medien zitiert. Zuvor hatte die

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innerhalb ihres Forschungsrahmenpro-gramms mit 1,2 Millionen Euro Untersu-chungen der Kosmetikfirma AHAVA, die in einer israelischen Siedlung vorgenommen werden. Dies soll im Rahmen der Initiative, Produkte aus den Gebieten in Europa zu importieren, auch eingestellt werden. Letz-te Konsequenz müsse ein Importverbot von Siedlungsgütern sein, fordern die Autoren verschiedenster Berichte. In jedem Fall müs-

se der Druck auf Unternehmen erhöht werden, die derzeit noch mit Sied-

lungen handeln und damit die Rech-te der Palästinenser missachten.

Die Vergangenheit hat bewie-sen, dass öffentlicher Druck durchaus Wirkung zeigen kann. Im Jahr 2011 zog sich die Deutsche Bahn aus dem Neubauprojekt der Schnell-zugverbindung Tel Aviv-Je-rusalem zurück. Zuvor hat-te Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in einem Brief an Bahn-Chef

Rüdiger Grube auf die poli-tische Brisanz des Projekts hin-

gewiesen. Der Grund: Die ge-plante Streckenführung sei „aus

völkerrechtlicher Sicht“ problema-tisch, weil die Gleise sechs Kilometer

weit durch das Westjordanland führen sollten.

Die EU unterstützt ihrerseits die Palästinen-ser massiv. In den letzten 18 Jahren flossen nach Angaben der Europäischen Kommissi-on fünf Milliarden Euro Entwicklungshilfe aus EU-Töpfen in die besetzten Gebiete – allein 525 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Hinzu kommen noch Hilfszahlungen der einzelnen EU-Regierungen.

Wir vom SCHALOM Restaurant in Chem-nitz haben uns in den letzten Jahren mit dem unterschiedlichsten Unsinn auseinan-dersetzen dürfen und unter einigen verzö-gerten Importlieferungen aus Israel zu lei-den gehabt. Auch wenn unterschiedlichste Produkte aus Israel in Europa gemieden werden sollen, haben wir uns jetzt aus der Deckung gewagt und eine Aktion „I say YES to Jewish products“ ins Leben gerufen. Im Ergebnis, wenn genügend Geld durch den Verkauf der Aufkleber für 1 € zusammenge-kommen ist, möchten wir in Israel ein Pro-jekt unterstützen, in dem Juden und Nicht-juden gemeinsam etwas herstellen, realisieren, ..., wie auch immer. Da lassen wir uns etwas Spielraum.

ischen Geschäften mit dem Label „Made in Israel“ nicht mehr verkauft werden dürfen. Großbritannien und Dänemark haben dafür bereits Richtlinien erlassen, laut denen die Herkunft aus den Siedlungen zumindest bei Nahrungsmitteln offengelegt werden muss. Jetzt wollen andere EU-Staaten nachziehen.

Die Produkte aus den Siedlungen, in denen inzwischen etwa eine halbe Million Men-schen leben, sind international konkurrenz-fähig, weil der israelische Staat sie subven-tioniert. Unternehmen, die sich dort niederlassen, werden bezuschusst und steu-erlich begünstigt. Noch finanziert die EU

I say YES to Jewish products

von Uwe Dziuballa, Chemnitz

Die Abbildung zeigt den Aufkleber. Die Symbolik auf dem Kleber zeigt unser

Logo, welches mittels zweier „klingender“ Gläser den „Magen David“

(Davidstern) zeigt und darüber das „Y“ für „Yes“! Bisher steht unser Logo nahezu

ausschließlich für Gastronomie, wir möchten jedoch die Identifikation

zusätzlich auf Handel und Gewerbe erweitern.

Eigentlich ist die Position der Europäischen Union ein-deutig: Israelische Sied-lungen in den besetzten „palästinensischen Gebie-ten“ sind „nach internatio-nalem Recht illegal, stellen ein Hindernis für den Frie-den dar und drohen, eine Zweistaatenlösung unmög-lich zu machen“.

Europäische Staaten importieren etwa 15mal mehr Güter aus den Siedlungen als aus den palästinen-sischen Gebieten. Nach Schätzungen der israelischen Regierung werden aus den Sied-lungen pro Jahr Waren im Wert von umge-rechnet ca. 230 Millionen Euro in die EU ausgeführt. Das sind etwa zwei Prozent aller israelischen Exporte nach Europa. Zu den Produkten, die aus den Siedlungen in die EU geliefert werden, gehören neben Obst und Gemüse auch Kosmetika, Textilien, Spiel-zeug und Wassersprudler.

Die EU hat sowohl mit Israel als auch der Palästinensischen Autonomiebehörde Zoll-freiheitsabkommen unterzeichnet. Produkte aus den Siedlungen sind davon jedoch aus-drücklich ausgenommen, wie der Europä-ische Gerichtshof 2010 in einem Grundsatz-urteil feststellte. Sie müssen also verzollt werden – eigentlich. Denn Israel umgeht diese Regelung, indem es auch Güter aus den Siedlungen mit dem Hinweis kenn-zeichnet: „Herkunftsland Israel“. Damit ob-liegt es weiterhin europäischen Zollbehör-den, anhand der Postleitzahlen auf den Lieferungen zu erkennen, ob die Waren aus Israel oder aus Siedlungen in den „besetzten Gebieten“ stammen. Jetzt fordern einige Vertreter politischer Organisationen, dass Produkte aus den Siedlungen in europä-

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Karikatives | 59 Ausgabe 2-3 | 2015 Willkürliches | 59

Dieses Gebiet war nach 1949 von Jordanien besetzt und annektiert worden, was aber au-ßer Pakistan und Großbritannien niemand anerkannt hat. 1967 hat Israel diese Gebiete erobert und zu einem besetzten Gebiet er-klärt, was bis heute von einer israelische Militärherrschaft kontrolliert wird. 1994 wurden die Palästinensischen Städte den Pa-lästinensern zur Selbstverwaltung überge-ben. Die restlichen Gebiete werden bis heu-te von Israel kontrolliert. Da es seit der britischen Mandatsmacht und zuvor der Os-manen dort keinen souveränen Herrscher gegeben hat, können diese Gebiete nicht als „Palästinensisch“ bezeichnet werden. Die Palästinenser erheben zwar Ansprüche auf diese Gebiete, haben dort aber keine Voll-macht. Diese Gebiete heute schon als „palä-stinensisch“ zu bezeichnen, ist ein Vorgriff auf mögliche künftige Entwicklungen. Ob daher die dortigen jüdischen Siedlungen tat-sächlich „illegal“ sind, ist heftig umstritten. Erst im Jahr 2009 hatte der amerikanische Präsident Obama in einer historischen Rede in Kairo die Siedlungen für „illegal“ erklärt. Bis dahin galten sie lediglich als „Hindernis“ für den Frieden, auch bei den Europäern. Ob sie tatsächlich ein Hindernis darstellen, ist fraglich, denn Israel hat mehrfach Siedlungen geräumt. Erst 1982 im Rahmen des Friedens-vertrags mit Ägypten, als die Sinai-Halbinsel komplett geräumt worden ist. Dann hat Isra-el auf Weisung von Premier Ariel Scharon

2005 alle Siedlungen im Gazastreifen und zusätzlich aus dem Norden des Westjordan-landes geräumt. Doch anstelle von Frieden erhielten die Israelis Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Das hat in der Bevölke-rung Israels die Bereitschaft zu weiteren ter-ritorialen Zugeständnissen spürbar gemin-dert. In jedem Fall ist die Souveränität im Westjordanland weiterhin offen. Die Israelis betrachten diese Gebiete als herrenlos, solan-ge sie niemandem vertraglich zugeschlagen worden sind. Deshalb gelten nach israe-lischer Ansicht auch nicht die Konventionen, die für die Besetzung von Gebieten eines fremden Staates gelten.

Laut Genfer Konvention ist es einem Besat-zerstaat verboten, seine eigene Bevölkerung in besetzte Gebiet zu „deportieren oder zu transferieren“. Beides trifft jedoch auf die israelischen Siedlungen im Westjordanland gewiss nicht zu. Und der Begriff „illegale jü-dische Siedlungen“ würde voraussetzen, dass im internationalen Völkerrecht irgendwo speziell Juden verboten ist, irgendwo zu woh-nen oder zu siedeln. Ein entsprechendes Völkerrecht hat bisher noch niemand gefun-den. Ohnehin heißt es bei deutschen Behör-den, dass das Völkerrecht eine „Mehrheits-meinung“ sei. So gesehen könnte eine Mehrheitsmeinung der Staaten in der Welt oder der EU beschließen, dass die Welt eine Scheibe sei.

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Die erwähnten „Wassersprudler“ stammen von der Firma Sodastream und haben welt-weite Schlagzeilen erzeugt. In der Zwischen-zeit hat diese israelische Firma ihre Produk-tionsstätte in die Negevwüste verlegt. In der Folge sind hunderte Palästinenser, vor allem aus dem Jerusalemer Vorort Issawije, arbeits-los geworden. Denn in den so genannten „illegalen“ jüdischen Siedlungen arbeiten insgesamt etwa 30.000 Palästinenser. Als der ehemalige palästinensische Premierminister Salam Fajad Palästinensern verbieten wollte, in Siedlungen zu arbeiten, gab es einen Auf-stand. Denn dann wären 30.000 Palästinen-ser, mit familiärem Anhang etwa 300.000 Menschen im Westjordanland, ohne Einkünf-te. Die Autonomiebehörde musste nachge-ben, weil sie keine alternativen Arbeitsplätze anbieten könnte. Der Begriff „Palästinenser-gebiete“ wird sehr willkürlich verwendet. Der Begriff dürfte eigentlich nur für jene Ge-biete gelten, die im Rahmen der Osloer Ver-träge 1994 und danach an die Palästinenser übergeben und geografisch genau abgesteckt worden sind. Dort gibt es weder Siedlungen noch jüdische Bewohner. Während der ur-sprünglich von Ägypten besetzte Gazastrei-fen im Jahr 2005 von Israel komplett geräumt worden ist und heute von der Hamas-Orga-nisation kontrolliert wird, hält Israel bis heu-te noch große Teile des Westjordanlandes.

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60 | Aktuelles

Lance Lambert in Jerusalem heimgegangen Der in messianischen Gemeinden sowie bei christlichen Israelfreun-den international anerkannte Redner, begnadete Bibellehrer, leiten-de Fürbitter für Israel und Buchautor, Lance Lambert, ist am 10. Mai 2015 im Alter von 84 Jahren in Jerusalem in Frieden heimge-gangen. Der 1931 in England geborene Lance Lambert entdeckte seine jüdische Herkunft und wurde 1981 israelischer Staatsbürger. Er kombinierte in einzigartiger Weise seine fundierte Bibelkenntnis mit einem umfassenden historischen, naturwissenschaftlichen und politischen Wissen über Israel und den Nahen Osten. In den frühen 50er Jahren diente Lambert in der Royal Air Force in Ägypten. Während dieser Zeit lernte er wesentliche Prinzipien der Fürbitte, die seinen weiteren Dienst wesentlich prägten. Seine mit britischem Humor gewürzten Reden haben viele im geistlichen Kampf ermutigt. Sein treuer Dienst für seinen Herrn Jesus Christus als Bibellehrer und Fürbitter ist für viele Menschen in Israel und weltweit zum Segen geworden, auch für uns. Nun ist er vom Glauben zum Schau-en dessen gekommen, was er gelehrt hat. Möge er im Frieden des Ewigen Israels ruhen. (LK)

Wer teilnehmen möchte, melde sich bitte per E-Mail über die Geschäfts-telle der Sächsischen Israelfreunde e.V. bei Wilfried Gotter ([email protected]) oder bei Christa Behr ([email protected]) an.

Gebetsreise mit Christa Behr und jungen Israelis zu den Konzentrations- lagern Auschwitz, Stutthof, Treblinka und Chelmo 06. – 11. August 2015

Liebe Freunde!

ich möchte von euch gern wissen, ob ihr – seit arafat sein Volk gezeugt und geboren hat – jemals davon hörtet, dass diese „Palästinenser“ eventuell an israel jemals Leistungen erbracht hätten?

· Haben sie für die Straßen, die sie benutzen, jemals bezahlt?

· Haben sie für Wasser gesorgt und für die Schönheit dieses Landes?

· Haben sie für die Kultur und bildung je etwas gemacht, um das Land zu bereichern?

· Haben sie von den Geldern, die sie von überall her u.a. ja für die infrastruktur bekommen, je etwas abgegeben? denn nur israel hat dafür gesorgt.

· Haben sie jemals Juden auf ihre arabischen busse zugelassen oder in Ramallah oder Hebron usw. einkaufen lassen bzw. können Juden – im Gegensatz zu ihnen – frei einkaufen oder sich ohne Gefahr in ihre Ortschaften begeben?

· Können Juden, ohne sich fürchten zu müssen, ihnen begegnen wie sie uns? Wohl kaum! doch was will diese ver-rückte (von der Normalität abgewichene) Welt also von uns?

· Weshalb sind sie an der Seite der tatsächlichen Friedens-brecher bzw. Ver-brecher?

· Weil diese sich gut kaufen ließen, um als auf-tragskiller sich gegen uns verwenden zu lassen?

· Hat die Weltgemeinschaft keine angst vor dem, der Himmel und erde schuf?

ich bin mir nicht recht sicher, wie man diesen Zustand beschreiben könnte! Jedenfalls nicht 5 vor 12, denn ich bin sicher, dass es schon viel später ist!

Tiqvah Bat Shalom Mit freundlicher Genehmigung von HaOlam.de

ansicht

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Inszeniertes | 61

Menschen sind, die die Kameras führen.“ Dies stellt der in der DDR aufgewachsene und heute in Israel lebende Schriftsteller Chaim Noll fest, als er einen Tag in Hebron beschreibt. Die ARD-Journalisten Georg Haf-ner und Esther Schapira haben ähnliche Er-fahrungen gemacht – bei ihren Recherchen über den Tod des zwölfjährigen Palästinen-sers Mohammed al-Durah. Der französische Fernsehsender „France 2“ strahlte die be-kannten Bilder vom 30. September 2000 aus: An der Netzarim-Kreuzung im Gazastreifen stirbt ein Junge in den Armen seines Vaters, offensichtlich tödlich getroffen von einer is-raelischen Kugel. „Wir konnten es alle se-hen“, schreiben Hafner und Schapira im Vorwort zu ihrem Buch „Das Kind, der Tod und die Medienschlacht um die Wahrheit“.

Ursprünglich wollten sie herausfinden, wie sich ein israelischer Soldat fühlt, der ein palästinensisches Kind erschossen hat. Doch dann stießen die ARD-Redakteure Georg Hafner und Esther Schapira auf ein Dickicht aus Widersprüchen und plötzlich verschlossenen Türen. Die Frage, was wirk-lich mit Mohammed al-Durah geschah, bleibt indes offen.

von Elisabeth Hausen

„Die Authentizität der Medien ist eine Illu-sion, eine der vielen Selbsttäuschungen un-serer Zeit, die in kritiklosem Kinderglauben hingenommen wird. Die Bilder gelten als wahr, weil sie von technischen Geräten auf-gezeichnet werden, man vergisst, dass es

Das Kind, der Tod und die Medienschlacht um die Wahrheit

Vor den Augen der Welt starb im September 2000 der Palästinenserjunge Mohammed al-Durah. Sein Tod wurde zum Symbol der Intifada – doch eine

Untersuchungskommission bestreitet jetzt, dass der Zwölfjährige durch israelische Kugeln ums Leben kam. Das habe eine Video-Analyse ergeben.

„Aber was haben wir tatsächlich gesehen? Welche Bilder hat die Kamera gefilmt und welche Bilder sind nur in unserem Kopf ent-standen?“ Die Redakteure schildern ihre Re-cherchen für mehrere ARD-Beiträge zu Mo-hammed al-Durah, die zwischen 2002 und 2009 ausgestrahlt wurden.

„Diese Bilder sind eine Sensation“

Das Originalmaterial der Kamerabilder er-hielten sie nicht, obwohl das unter Journalis-tenkollegen üblich ist. 55 Sekunden lang ist die Szene, die in der seinerzeit veröffentlich-ten Fernsehaufnahme zu sehen ist. Der paläs-tinensische Kameramann Talal Abu Rahme hat nach eigenen Angaben sechs Minuten Material geliefert. Der Mitarbeiter des US-Nachrichtensenders CNN war an jenem Tag exklusiv für „France 2“ unterwegs. Er ist der Hauptzeuge der umstrittenen Szene, die trotz der Dramatik niemand sonst aufgenommen hat. Jahre sollten vergehen, bis die Autoren und andere Journalisten weitere Bilder zu Gesicht bekamen: am 27. Februar 2008 in einem französischen Gerichtssaal. Anlass war eine Klage von „France 2“ gegen den franzö-sischen Geschäftsmann Philippe Karsenty, der dem Sender vorwarf, gefälschte Bilder ver-wendet zu haben. Schapira und Hafner sch-reiben dazu, der Jerusalemer Korrespondent Charles Enderlin habe eingeräumt, „die Sze-ne um wenige Sekunden gekürzt zu haben, um den Todeskampf des Kindes nicht zu zei-gen, weil diese Bilder zu grausam gewesen seien“. Sie ergänzen: „Werden wir also gleich hier im Gerichtssaal die unerträglichen Bilder des Leidens von Mohammed al-Durah sehen? Die Spannung im Saal ist mit Händen zu grei-fen. Vorgeführt wird allerdings auch jetzt nicht das Masterband, also tatsächlich das Videoband, das Talal Abu Rahme am 30. Sep-tember 2000 bespielt hat, sondern eine nota-riell beglaubigte Kopie auf DVD. Zu sehen sind zehn weitere Sekunden des brisanten Materials. Und diese Bilder sind eine Sensa-tion, denn ganz offensichtlich lebt Moham-med al-Durah da noch. Er hebt kurz seinen Arm und scheint unter ihm durchzuschauen. Ist das die angebliche Agonie des Kindes, die dem Publikum nicht zumutbar gewesen wäre? Ja, diese Bewegung sei dem Todes-kampf geschuldet und kein Beweis dafür, dass Mohammed die Schießerei überlebt habe, argumentieren France 2 und Charles Enderlin und ernten empörtes Geraune im Zuschauer-raum.“

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liche Beziehung pflegte und der ihm sogar eine Operation bezahlte. „Seit jenem 30. September 2000 hat sich sein Leben radikal geändert und finanziell deutlich verbessert“, beobachteten Schapira und Hafner während der Recherchen für ihren ersten Film. Die Zeiten des Bauarbeiters seien vorbei. „Er trägt Autogrammkarten bei sich, die seinen Sohn und dessen Märtyrertum abbilden. Be-zahlt wurden sie angeblich von Libyen. Er ist der Botschafter für die 2. Intifada. Er reiste nach Ägypten, Jordanien, Libyen, in den Irak und nach Südafrika zur großen UNO-Konfe-renz gegen Rassismus. Und überall erzählt er seine dramatische Geschichte: Die Geschich-te der Ermordung seines Sohnes durch isra-

zu sein.“ Auch sein Chef Charles Enderlin habe versucht, eine Begegnung mit Abu Rahme zu verhindern. „Erst gegen Ende unserer Dreharbeiten passen wir ihn schließlich in Perpignan ab, wo er gerade zum Kameramann des Jahres ausgezeichnet wird. Streng genommen hätte er an diesem Festival gar nicht teilnehmen dürfen, denn ausgezeichnet werden Fotografien, nicht Filmaufnahmen, aber für diese herausragen-den Aufnahmen, für diesen besonderen Ein-satz haben die Juroren eine Ausnahmerege-lung geschaffen, gegen die keiner Protest erhebt. Hier wird mehr ausgezeichnet als eine Kameraaufnahme, hier geht es um ein politisches Statement, die Solidarität mit dem palästinensischen Volk.“

Die Autoren stellen fest: „Die palästinensi-schen Kameramänner sind vor Ort, die Korre-spondenten warten im fernen Jerusalem. Ohne sie wären sie auf Agenturmaterial für ihre Reportagen angewiesen, mit ihnen kön-nen sie wenigstens so tun, als seien sie vor Ort gewesen. Sie liefern sich ihren Mitarbei-tern aus. Charles Enderlin und auch seine Nachrichtenchefin sind ganz an der Seite ihres palästinensischen Kollegen und lassen nicht die geringsten Zweifel an seiner Seriosität zu.“

Erstaunlicher Wandel

Mohammeds Vater Jamal al-Durah arbeitete bis zu dem Vorfall für einen israelischen Bau-unternehmer, mit dem er eine freundschaft-

Statt sich einer wahr-haftigen Berichter-stattung zu ver-pflichten, haben die Medien in Frankreich meine Kollegen und mich als Leugner einer aus ihrer Sicht unumstößlichen Wahrheit dargestellt.

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Darstellung der ikonischen Szene in der Avenue Al Qoods (Jerusalem) in Bamako, MaliCC-BY-SA-2.5, wikipedia

Karsenty wurde in dem Prozess freigespro-chen. Der Jude marokkanischer Abstammung hat die Agentur „Media Ratings“ gegründet, die sich kritisch mit der Berichterstattung von Medien nicht nur über den Nahostkon-flikt befasst. Im Jahr 2009 äußerte er sich gegenüber Israelnetz zur Berichterstattung über den Vorfall an der Netzarim-Kreuzung und war dabei ähnlich kritisch wie die bei-den ARD-Reporter: „Die Szene wird von Pa-lästinensern auf eine Ebene mit den mittel-alterlichen Kreuzzügen gestellt. Juden, so die umgedeutete Botschaft, töteten palästinensi-sche Kinder einfach, weil es ihnen Freude mache. In unserem Zeitalter der Globalisie-rung sind die Bilder in Windeseile um die Welt gegangen, sie wurden zum Symbol für die Konfrontation des Staates Israel, der west-lichen Welt und der Araber. Selbst Osama Bin Laden hat diese Filmaufnahmen dazu ge-braucht, um unter seiner Gefolgschaft gegen Juden zu hetzen.“

Weiter sagte Karsenty in dem Interview: „Was ich bei meinen eigenen Recherchen aufgedeckt habe, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Statt sich einer wahrhaftigen Berichterstat-tung zu verpflichten, haben die Medien in Frankreich meine Kollegen und mich als Leugner einer aus ihrer Sicht unumstößli-chen Wahrheit dargestellt. Sie taten so, als würden wir den Holocaust leugnen.“

Kein Zweifel an der Seriosität des Kameramannes

Kameramann Abu Rahme hatte kurz nach der ersten Veröffentlichung seiner Bilder un-ter Eid ausgesagt, dass nur israelische Solda-ten für Mohammeds Tod in Frage kämen. Doch genau zwei Jahre nach dem Vorfall teilte er in einem Fax an „France 2“ mit, er habe die damalige Aussage unter Zwang ge-macht. Schapira und Hafner beschreiben die Schwierigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellten, als sie den Kameramann interview-en wollten. Die Problem hätten erst nach den vielversprechenden Vorgesprächen im Gazastreifen begonnen: „Talal Abu Rahme erfand immer neue Ausreden und Ausflüch-te, er sei viel unterwegs, die verschiedenen Filmfestivals, zu denen er jetzt eingeladen werde, er lebe nur noch aus dem Koffer und könne beim besten Willen keine feste Zusa-ge machen. Versprechen hielt er nicht ein, Verabredungen ebenso wenig. Er schien, warum auch immer, auf der Flucht vor uns

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keinen neuen Stand in der Sache und somit auch keinen Anlass für ein neues Inter-view.“

Immer wieder reflektieren die beiden Re-dakteure über die Macht der Bilder und die Rolle der Journalisten im „Medienkrieg“: „Dennoch wirft es einmal mehr die Frage auf, wie sehr die Medienpräsenz die Realität verändert. Hätte es die Bilder auch ohne Kamera gegeben? Würden die Steine und Brandsätze auch dann fliegen, wenn kein Journalist dabei wäre? Das mag eine abstrak-te Frage sein, aber sie macht deutlich, wie sehr Journalisten im Medienkrieg Beteiligte sind, wie leicht sie instrumentalisiert wer-den können. Und wie sie zuweilen sogar aktiv die Seiten wechseln und nicht abbil-den, sondern inszenieren, nicht berichten, sondern fälschen.“ An anderer Stelle heißt es: „Krieg findet nicht nur auf den Schlacht-feldern statt, sondern auch in den Medien, die über ihn berichten. Starke Bilder sind stärker als jede Munition und Bilder verletz-ter oder gar toter Kinder sind die stärkste Munition im Medienkrieg.“

Desillusioniert stellen die Autoren fest: „Is-rael ist das Land mit der mit Abstand größten Korrespondentendichte und ist doch nicht größer als das deutsche Bundesland Hessen. Nach Washington und Moskau ist Israel einer der größten Standorte für die ausländische Presse. Die Hoffnung, wir würden deshalb besonders differenziert und vielfältig über den Nahostkonflikt informiert, erfüllt sich leider nicht.“

Wörtliche Zitate der wichtigsten Protagonis-ten mit dem englischen Original in der Fuß-note belegen die anschaulichen Ausführun-gen der Reporter. Das spannende und lesenswerte Buch macht deutlich, welche Auswirkungen eine tendenziöse Berichter-

elische Soldaten. Nur uns hat er sie immer noch nicht erzählt, als wir Mitte Juli 2001 aus Israel wieder abreisen.“

Den Autoren fällt auf, dass der Vater nach dem angeblichen Tod seines Sohnes Israel offenbar nicht mehr kennt. Er verwendet konsequent den Ausdruck „zionistisches Ge-bilde“ und findet kein gutes Wort für den jüdischen Staat. In seiner Darstellung gibt es viele Unstimmigkeiten, auf welche die Repor-ter in ihrem Buch hinweisen. So stimmt etwa das von ihm angegebene Datum für seinen Transport in ein jordanisches Krankenhaus nicht mit den Aufzeichnungen der israeli-schen Grenzpolizei überein. Sein damaliger israelischer Arzt erklärt zudem auf Nachfra-ge, dass die Verletzungen nicht von dem Vorfall im Gazastreifen stammen könnten. Vielmehr rührten sie von einer früheren Operation her. Ferner hätte der Palästinenser so schwere Verwundungen, wie er sie angeb-lich erlitten habe, auf keinen Fall überleben können, meint der Mediziner.

Die Reporter erleben Al-Durah als so sanft und freundlich, wie sein ehemaliger israeli-scher Arbeitgeber ihn geschildert hat. Des-sen „Propagandasprache“ passe so gar nicht zu ihm. „Er sagt Sätze auf, politische Parolen, die auswendig gelernt klingen und wirkt dann wie ein schlechter Laienschauspieler. Er bedient alle antijüdischen Klischees. Er erzählt uns von einer israelischen Radiosen-dung, in der zugegeben worden sei, dass Is-rael gezielt Kinder töte, ‚damit sich das pa-lästinensische Volk nicht vermehrt‘.“

Viele Korrespondenten, aber keine differenzierten InformationenGeorg Hafner und Esther Schapira bringen viele weitere Beispiele für die schwierigen Bedingungen ihrer ausführlichen Recher-chen. Diese haben sich durch die Allein-herrschaft der Hamas im Gazastreifen seit dem Juni 2007 noch verschärft: „Damit wa-ren alle unseren palästinensischen Quellen versiegt.“ Die Autoren ergänzen: „Niemand wagte auch nur, mit uns zu reden oder gar für uns zu arbeiten. Sobald wir nur den Ge-genstand unseres Filmes erwähnten, schlos-sen sich die Türen. Sowohl Jamal al-Durah als auch Talal Abu Rahme hatten einen Maulkorb bekommen, nicht nur durch die Hamas, sondern auch durch France 2. Aber auch France 2 selbst wiegelte ab, es gäbe

stattung haben kann und welche Fragen zu Mohammed al-Durah bis heute nicht beant-wortet sind. Dazu gehört die Frage, ob der Junge überhaupt getötet wurde, und wenn ja, durch wen. Enderlin und viele andere ha-ben jedenfalls an der ursprünglichen Nach-richt festgehalten, nach der Mohammed durch israelische Soldaten erschossen wor-den sei – trotz aller Widersprüche. Wer nach Argumenten für seine berechtigten Zweifel an dieser Darstellung sucht, hat mit dem Buch von Hafner und Schapira ein gutes Werkzeug in der Hand.

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Das mag eine abstrakte Frage sein, aber sie macht deutlich, wie sehr Journalisten im Medienkrieg Beteiligte sind, wie leicht sie instrumentalisiert werden können. Und wie sie zuweilen sogar aktiv die Seiten wechseln und nicht abbilden, sondern inszenieren, nicht berichten, sondern fälschen.“

Esther Schapira Georg M. Hafner

„Das Kind, der Tod und die Medienschlacht um die Wahrheit. Der Fall Mohammed al-Durah“

Wurde der Junge von Palästinensern erschossen oder von Israelis? Wurde er überhaupt erschossen? War die Szene eine Propagandainszenierung? Über ein Jahrzehnt nach dem gefilmten Tod des kleinen Mohammed al-Durah steht nicht einmal mehr fest, ob er damals starb oder vielleicht sogar noch lebt. Esther Schapira und Georg M. Haf-ner haben den Fall Mohammed al-Durah von Anfang an verfolgt und journalistisch immer wieder aufgegriffen, in filmischen Dokumen-tationen, in Aufsätzen, Kommentaren und zahllosen Gesprächen mit allen, die in diesen Fall verwickelt sind.

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64 | Unmoralisches

morde, Vertreibungen ungeheuerlichen Aus-maßes, Sklavenhandel mit Frauen und Ermor-dung Homosexueller nicht zur Verantwortung gezogen. Niemand redet darüber, Hamas-Kommandeure, IS-Befehlshaber oder Houthi-Schergen als Kriegsverbrecher vor den Inter-nationalen Gerichtshof zu zerren. Es geht immer wieder nur darum, ob und wie israeli-sche Politiker und Militärs persönlich haftbar gemacht werden könnten, während die paläs-tinensische Autonomiebehörde ihre eigenen Massenmörder als Volkshelden verherrlicht und Schulen wie Plätze nach ihnen benennt, ohne jemals von den europäischen Geldge-bern dafür kritisiert worden zu sein.

Frauenrechte

Gewiss kann man als Europäer z.B. die Kam-pagnen für Frauenrechte begrüßen und un-terstützen. Besonders in der Welt des angeb-lich „falsch interpretierten Islam“ werden Frauen ausgepeitscht, gesteinigt, beschnitten und dürfen noch nicht einmal voll verhüllt Auto fahren. In europäischen Medien heißt es oft, dass weder IS oder andere Vorgänge

öffentliche Gelder in Millionenhöhe. Diese NGO’s repräsentieren das schlechte Gewis-sen des „weißen Mannes“, der sich als Skla-venhändler an den Eingeborenen Afrikas vergangen hat und heute mit Waffenlieferun-gen Schuld an allen bewaffneten Konflikten dieser Welt trägt.

Entmündigung der Muslime auf Kosten Israels

Hinter dem kritiklosen Mitleid „mit den ar-men Arabern“ steckt eine diskriminierende Verachtung des muslimischen Menschen, eine beispiellos zynische Entmündigung. Der Westen sieht die Palästinenser und andere „kämpfende“ muslimische Araber immer noch mit der herablassenden rassistischen Geringschätzung des ehemaligen Kolonial-herrn. Kämpfenden Muslimen wird freie Ent-scheidungskraft, und eine bewusste Planung ihrer Taten abgesprochen. Sie gelten buch-stäblich als „unzurechnungsfähig“ und „unzi-vilisiert“. In der entwürdigenden „Überheb-lichkeit des weißen Mannes“ werden muslimische Araber für Genozide, Massen-

Moral ohne Realitätsbezug

Hamas Terroristin Schalida Ayat el Akhrasch hatte sich am 29. März 2002 vor dem Supermarkt in Kirjat Jovel in Jerusalem als Selbstmordattentäterin in die Luft gesprengt, zwei Menschen ermordet und 28 verletzt. Vor dem Eingang

einer UNO-Mädchenschule wird sie als Wandmalerei an einer Fussgängerbrücke verherrlicht. Foto U. Sahm

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Amnesty International und die UN-Organisa-tion OCHA (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) haben sich dieser Tage ein abstruses „Gefecht“ ge-liefert. Amnesty bezichtigte die palästinensi-sche Hamas, während des Gazakrieges im vergangenen Sommer mit Raketenbeschuss ungeheuerliche Kriegsverbrechen begangen zu haben.

Warum sie das jetzt erst merkt, sagt sie nicht. Umgekehrt spricht OCHA vom „blutigsten Jahr“ für die Palästinenser seit 1967. Freilich erwähnte sie nicht, dass die Hamas im Som-mer 14 Mal den verkündeten Waffenstill-stand gebrochen und damit den Krieg unnö-tig in die Länge gezogen hat. Moral wird heute in der Politik groß geschrie-ben. Organisationen wie Greenpeace, Am-nesty International oder Human Rights Watch sind zu „Supermächten“ aufgestiegen. Ihre Reports werden im Westen wie Glau-bensbekenntnisse gelesen und dienen der Politik als Vorlage. Wegen ihrer Bedeutung erhalten diese Organisationen private und

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UNO, Israel und Menschenrechtsorganisati-onen zustimmen würden. Zudem hat wohl niemand die Propagandaseiten der Hamas gesehen, wo Frauen als Kämpfer vorgestellt werden. Denn Frauenkämpfer könnte man nicht mehr unter der Kategorie weibliche Zivilisten abbuchen. Gleiches gilt für Ju-gendliche und Kinder. Eine neue Filmdoku-mentation der Hamas zeigt, wie derzeit 17.000 Kinder militärisch zu Kämpfern aus-gebildet werden. Solange sich Araber oder Moslems untereinander umbringen, mit amerikanischen oder russischen Waffen, in-teressiert das fast niemanden. Erst seit die letzten noch existierenden und funktionie-renden Staaten der arabischen Welt eingrei-fen, hagelt es Proteste. Wenn IS, Rebellen, Houthis, Hamas und andere beliebig mor-den, ist es „leider nicht möglich“ genaue Zahlen zu liefern. Doch wenn Staaten wie Saudi Arabien bombardieren, dann sind die Berichte plötzlich bis zum letzten Toten sehr exakt. Wie bei den Frauenrechten fällt auf, dass die Menschenrechtsorganisationen die betroffenen Menschen und Nationen entmündigen. Entscheidungskraft, strategi-sche Planung und „Kriegsziele“ werden nur Staaten wie Israel und Saudi Arabien oder Ägypten zugestanden, während den unter-schiedlichen Rebellen- oder Freischärleror-ganisationen keine geregelte Strategie zuge-standen wird.

Wer ist Täter?

Gleichwohl betreiben die Palästinenser ge-nauso wie die Israelis eine ausgeklügelte aktive Politik. Sie verfolgen strategische Zie-le und sind keineswegs nur willenlos getrie-bene Opfer. Mehr als 2.000 Tote im Gaza-streifen waren die Folge einer bewussten Kriegspolitik. Die Hamas hatte im Sommer 2014 den Krieg erst angezettelt und dann bewusst mehrmals den Waffenstillstand ge-brochen. Das hat immer mehr Tote, vor al-lem auf der eigenen Seite, gefordert. Auch die Methode, Zivilisten als Schutzschilde zu missbrauchen, Waffen in Schulen, Mosche-en oder Kliniken einzulagern, war eine be-wusste Entscheidung der Hamas-Verant-wortlichen und kein Zufall. Weil es „peinlich“ ist, wird das von der UNO und ihren Unterorganisationen kaum themati-siert, weil sie dann eingestehen müssten, dass gewisse Schulen oder Moscheen mili-tärisch legitime Ziele der Israelis waren und dass die Hamas letztlich Schuld für dadurch entstandene Tote trägt.

in der Welt des Islam auch nur das Geringste mit dem Islam, der „Religion des Friedens“ zu tun hätten, selbst wenn vor Terroranschlä-gen laut „Allahu Akbar“ gerufen wird. Bei uns hingegen steht alles bestens bei den Frauenrechten. Hier dürfen Frauen halbnackt als Sexobjekte posieren und mit anorekti-schem Hungerleib über die Laufstege schwe-ben. Haben die Menschenrechtsorganisatio-nen jemals diese Sitten im „aufgeklärten“ Westen als Verstoß gegen Frauenrechte ange-prangert?

Menschenrechte

Einer eigenen Agenda folgen auch die Repor-te über Menschenrechtsverletzungen. Der im Jemen ausgebrochene Krieg wurde erst bemerkt, als 17 Zivilisten, darunter sechs Kinder, durch saudische Bombardements ums Leben kamen. Der Tod dieser Zivilisten wird besonders lautstark verurteilt, weil die Saudis mit den USA verbündet sind, ameri-kanische Waffen einsetzen und gemäß des Iran von den „Zionisten“ zum Krieg angetrie-ben werden. Woher die Waffen der Houthis, des IS und anderer Freischärler stammen, wird verschwiegen. Die Saudis haben den Krieg im Jemen weder ausgelöst noch ge-wollt. Seit Jahren herrscht dort Blutvergie-ßen. Vom Iran unterstützte Houthis haben fast das ganze Land eingenommen. Nieman-den störte es, als ein islamistischer Selbst-mordattentäter in einer Moschee über 140 Menschen tötete, darunter Kinder, wie man auf Youtube sehen kann. Zudem werden in der Region Kinder als Kämpfer und sogar Selbstmordattentäter missbraucht, was im aufgeklärten Westen auch niemand zu be-merken scheint.

Wer ist Opfer?

Tote Kinder bis zum Alter von 18 werden stets hervorgehoben, als wäre der Tod er-wachsener Männer oder Frauen weniger schlimm. Bemerkenswert ist bei den Toten in Gaza die Hervorhebung in Berichten von Nachrichtenagenturen „überwiegend Frau-en und Kinder“. Wahrscheinlich stimmt das nicht, denn genaue Überprüfungen der To-tenlisten des Hamas-Gesundheitsministeri-ums durch das israelische Amit-Institut er-gaben, dass mindestens 1.000 der im Krieg getöteten Menschen aktive Kämpfer der Ha-mas waren. Bis heute gibt es noch keine verifizierten Zahlen, denen die Hamas, die

Der Realitätsverlust des Westens

Die UNO wurde in einer Zeit geschaffen, als alle Welt noch aus Nationalstaaten bestand. Heute sitzen dort Staaten, die sich längst in Luft aufgelöst haben, darunter Libyen, Syrien, Irak und Jemen. Sie entsenden zwar noch Di-plomaten, doch wen oder was repräsentieren die eigentlich? Und jetzt wollen sie sogar noch einen nicht-existenten Staat anerkennen: Pa-lästina! Hier geht es um einen Verstoß gegen Abkommen, unterzeichnete Verträge und in-ternational anerkannte Regeln. Schlimm ist dabei die moralische Überheblichkeit des Westens, Wunschträume in Wirklichkeiten umzubiegen. Eine Zeitlang hieß es, dass so genannte „nationale Interessen“ den Weg der Politik vorschreiben. Spätestens seit Jugosla-wien, Irak, Syrien oder Libyen lassen sich aber nicht einmal mehr die Interessen der Akteure und ihrer europäischen oder amerikanischen Hintermänner entdecken. Mit dem zuneh-menden Chaos und der Anarchie in „Län-dern“ der arabischen Welt findet man auch nicht mehr die Partner für das Zaubermittel „Dialog“, mit dem die USA und die Europäer alle Probleme „lösen“ wollen. Typisch für den „Westen“ sind dann auch Spekulationen, wie sie die Neueste Züricher Zeitung jüngst ver-breitet hat. Martin Zapfe vom Center for Se-curity Studies und Leiter des Teams „Globale Sicherheit“ stellt dar, wie ein Erfolg des IS auch positive Folgen haben und am Ende zu „Frieden“ führen könnte. Mit einem „Kom-promiss zwischen den Interessen Irans, Saudi Arabiens und der Türkei wäre ein Frieden denkbar.“

„Frieden“ unter Einbindung der Nazis

Frieden ist ein jedoch sehr relativer Begriff. In Europa zum Beispiel herrscht „Frieden“, obgleich seit dem Zweiten Weltkrieg kein Friedensvertrag unterzeichnet worden ist. In Nahost herrscht Krieg, trotz zahlloser „Frie-densabkommen“.Im Mittleren Osten jetzt mit IS, Houthis oder anderen Terrororganisationen „Frieden“ schließen zu wollen, ist dem vergleichbar, als hätte man 1941-44 über einen „Frieden“ unter Einbindung der Nazis spekuliert. Heu-te wissen wir, dass erst die totale Kapitulati-on NS-Deutschlands eine neue Weltordnung ermöglichte. Aber diese historische Lektion scheint in der heutigen Politik noch nicht angekommen zu sein.

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sche Mittelsmänner den Kindern die Arbeit in den Siedlungen verschaffen. Offenbar hat HRW für den Report nur Palästinenser und keine israelischen Stellen befragt. Und wäh-rend die Hamas 17.000 Kinder in Lagern mi-litärisch ausbildet, warnt Oxfam in seinem Bericht, dass die im Gazastreifen „eingesperr-ten“ Jugendlichen keine „Zukunftsperspekti-ve“ hätten und deshalb leicht von „radikalen Organisationen“ rekrutiert werden könnten. So gesehen müssen die Bedingungen in Frank-reich, England oder Deutschland noch schlim-mer sein, wenn sich inzwischen geschätzte 7.000 Jugendliche aus Europa inzwischen der IS in Syrien und Irak angeschlossen hätten.

Gescheiterter „Holocaust“

Ein angekündigter „Holocaust“ Israels hatte keinen bemerkenswerten Erfolg. Die aus ara-bischen Staaten gelenkte Hackergruppe

lersprecher, darunter David Elhijani, verwar-fen diesen Report als „Lüge, um Israel anzuschwärzen“. Die meisten Produkte seien für den Export bestimmt, und dürften deshalb nur von trainierten Experten geerntet und verpackt werden. Es zahle sich für die Siedler gar nicht aus, Kinder zu beschäftigen, er-wischt zu werden und ihre Exportlizenz zu verlieren. Der israelische Westbank-Reporter Eran Singer sagte dazu im Radio, dass man auch in Jerusalem auf dem Gemüsemarkt und anderswo immer wieder Kinderarbeit erleben könne, etwa in Autowaschanlagen. In der Westbank, in den palästinensisch verwalteten Gebieten, gebe es nach offiziellen palästinen-sischen Angaben schätzungsweise rund 60.000 arbeitende Kinder, darunter in Auto-werkstätten. Darüber verliert HRW freilich kein Wort, obgleich in Israel wie in den paläs-tinensischen Autonomiegebieten Kinder un-ter 15 nicht beschäftigt werden dürften. In dem Report heißt es weiter, dass palästinensi-

Wie schützt man sich vor Propagandalawinen?Eine Propagandalawine überrollt den Nahen Osten. Unter ihr wird alles begraben, was man je über Vernunft, Logik, Proportionalität, Faktenwissen oder gar verantwortungsvollen Journalismus gelernt oder gehört hat.

Israel reagiert bislang wie ein guter Lehrer, der mit einer pubertierenden Schulklasse konfrontiert ist. Doch was wäre wirklich zu tun, um diese Flut zu stoppen – kann man in diesen Fällen auf die Lernfähigkeit der Mitmenschen bauen?

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Kinderarbeit „nur“ in Siedlungen?

Die neueste „Entdeckung“ der US-Menschen-rechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) ist die Beschäftigung von minderjähri-gen Palästinensern in Siedlungen im Jordantal. Die Organisation habe 38 Kinder interviewt und daraus ein 74 Seiten langen Report ver-fasst. Die Kinder müssten in großer Hitze schwere Lasten tragen und würden von jüdi-schen Siedlern mit Pestiziden vergiftet. Sied-

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Wohin verschwindet der Zement in Gaza?

Einen Frontalangriff gegen Israel starteten gemeinschaftlich 40 NGOs, Nichtregierungs-organisationen, indem sie Israel bezichtigten, wegen der „Blockade“ des Gazastreifens nicht ausreichend Baumaterialien durchzu-lassen. Die Weltgemeinschaft wurde beschul-digt, die versprochenen 50 Mrd. US-Dollar nicht ausgezahlt zu haben, mit denen der Wiederaufbau nach dem Krieg vom Sommer finanziert werden sollte. „Kein einziges Haus wurde wieder errichtet“, berichtet die NGO Oxfam. Zwar wird die UNO beschuldigt, ein „intransparentes“ System der Verteilung von Baumaterialien eingerichtet zu haben, nach-dem Anträge von der PA in Ramallah und am Ende noch von Israel geprüft werden müss-ten. Gleichwohl stellt sich die Frage, wohin denn Zement und andere Baumaterialien in Gaza „verschwinden“, die seit Monaten mit Tausenden Sattelschleppern über Israel in den Küstenstreifen transportiert werden. Kri-tisiert wird natürlich nicht Ägypten, das in-zwischen 1.700 Schmugglertunnel unter der Grenze zerstört und eine 5 Kilometer breite Pufferzone ohne Bewohner eingerichtet hat. Wer noch Tunnel gräbt, dem droht in Ägyp-ten jetzt lebenslängliche Haft.

Krebserzeugende Büstenhalter

Neben diesen und weiteren anti-israelischen Kampagnen gibt es auch noch die üblichen Verschwörungstheorien. So versuche Israel, palästinensische Frauen mit krebshaltigen Büstenhaltern zu infizieren. Die BH’s werden zwar vom chinesischen Hersteller „Zhou Un-terwäsche“ geliefert, aber jeder weiss, dass Zionisten gerne chinesisch essen.

Israels Schweigen

Bemerkenswert ist das israelische Schweigen zu den meisten dieser Vorwürfe. Verschwö-rungstheorien werden belächelt, im Vertrau-en darauf, dass vernünftige Menschen die ohnehin nicht glauben. Behauptungen der NGOs über vermeintliche Verstöße gegen internationales Recht müssen oft erst „ge-prüft“ werden. Bis dann eine Reaktion kommt, interessiert es niemanden mehr. Und wenn man erfährt, dass Israel doch hunderte Lastwagen mit Baumaterial durchlasse, könn-ten die NGOs immer argumentieren, dass die Mengen nicht ausreichen.

Anonghost wollte die Internetverbindungen der Regierung und des Militärs lahmlegen. Doch offenbar sind die so gut geschützt, dass die amateurhaften Hacker keine Chancen hatten. Sie lähmten keine strategisch wichti-gen Organisationen wie das Elektrizitäts-werk. Nur bei zwei unbedeutenden israeli-schen Sängern erklangen Koransuren anstelle ihrer Lieder. Getroffen hat es auch das Oberste Gericht, dessen Homepage vom Netz genommen worden ist.

Unsportlicher Krieg

Wenig Sympathie dürfte der Vorsitzende des palästinensischen Fußballbundes, Djibril Ra-joub, bei den zehntausenden israelischen Fans ernten, mit seinem Versuch, Israel aus der FIFA und aus dem Olympiakomitee zu werfen. Rajoub argumentiert, dass Israel die Bewe-gungsfreiheit palästinensischer Sportler be-hindere. Dem ist tatsächlich so, vor allem nachdem Sportler in Terroranschläge verwi-ckelt waren. Ein Beschluss steht freilich noch aus, während FIFA-Chef Joseph Blatter nur meinte, dass ein Ausschluss Israels dem Fuß-ball weltweit „schaden“ könne. Konkret hatte er keine Einwände gegen den palästinensi-schen Antrag geäußert. Doch die Initiative von Rajoub, der immerhin 17 Jahre als Terrorist in israelischen Gefängnissen gesessen hat und sehr gutes Hebräisch spricht, hatte auch schon Folgen. Ein von Altpräsident Schimon Peres initiiertes Freundschaftsspiel gegen Spanien kam nicht zustande, weil Rajoub palästinensi-schen Jugendlichen eine Beteiligung verboten hatte. Jede Form von Kontakten bedeute „Nor-malisierung“ und die könne es erst nach Be-endigung der Besatzung geben.

Quelle: Ulrich W. Sahm für Audiatur

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Rajoub argumentiert, dass Israel die Bewe-gungsfreiheit palästi-nensischer Sportler behindere. Dem ist tatsächlich so, vor allem nachdem Sportler in Terroran-schläge verwickelt waren.

Mein Motiv:

Im Zuge meines Studiums habe ich antisemitische Propaganda in den arabischen Medien untersucht. Die Ergebnisse sind alarmierend. In Vorträgen und Seminaren gebe ich Wissen und Erfahrungen weiter, und gemeinsam erarbeiten wir Wege, wie wir mit den Herausforderungen einer „multikulturellen“ Gesellschaft und dem besorgnis-erregenden Anstieg des Antisemitismus weltweit umgehen können.

Carmen Matussek

Islamwissenschaftlerin, freie Journalistin und Dozentin

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VORTRÄGE & SEMINARE ZU

Mein Ziel:

Sie können kompetent und überzeugend auf Unterstellungen antworten, wie wir sie viel zu oft in Gesprächen am Arbeitsplatz, an der Uni, in den Schulen, von Politikern und in den Medien zu hören bekommen, z.B.

· Die Palästinenser waren vorher im Land; es gehört ihnen

· Israel bombardiert Schulen, Krankenhäuser, Kindergärten…

· „Islamophobie“ ist wie Antisemitismus

· Islam bedeutet Friede

· Fanatismus gibt es überall, siehe Kreuzzüge…

· Juden regieren die Medien

· Die Hamas muss als demokratisch gewählte Partei anerkannt werden

· Israel muss als der Stärkere die Gewaltspirale durchbrechen

· Die Juden machen jetzt mit den Palästinensern dasselbe…

· Apartheidsystem

· Israel stiehlt den Palästinensern das Wasser

· …

Meine Vorträge: 1 – 3 Stunden Meine Seminare: 1 – 3 Tage

Mein Honorar: nach Absprache

IsraelNahost»Nahost»Islam

Antisemitismus»Antisemitismus»arabische Welt

Islamismus»Islamismus»

[email protected]: 0177-2643275

Kontakt:

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rauf hinweisen, dass es sich bei Opfern, Tä-tern, Anwälten, Ärzten, Gefängnispersonal etc. um Männer oder Frauen handeln kann.”Im Vorwort von Salil Shetty, dem internatio-nalen Generalsekretär von Amnesty Interna-tional, wird ein „Palästinensischer Flüchtling aus Syrien, der über Ägypten, die Türkei und nach einer gefährlichen Überfahrt in Rich-tung Italien nach Europa fliehen konnte“ zitiert: „Palästinensische Flüchtlinge aus Sy-rien brauchen für die Einreise in andere Länder ein Visum.“ AI scheint unbekannt zu sein, dass fast jedes Land der Welt zur Ein-reise Visa verlangt. Obgleich in der deut-schen Version ein Kapitel zu Israel oder dem „Staat Palästina“ fehlt, werden im Vorwort erst einmal prominent der Gazakrieg und Israels „rücksichtsloses“ Vorgehen gegen Zi-vilisten dargestellt. Unerklärlich ist dabei, dass Israels „Kriegsverbrechen“ eine derart prominente Bedeutung eingeräumt wird, während es in Afrika, in der arabischen Welt und in Südamerika wesentlich mehr Tote, hingerichtete, gefolterte und verschwun-dene Menschen gibt. Allein im Irak wurden 2014 zwischen Januar und Oktober über 10.000 Zivilpersonen getötet. Diese Tatsa-chen jedoch stehen nur im Länderreport und nicht im Vorwort.

Überproportional ausführlich ist das Kapitel zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Da werden die Todesstrafe, exzessive Gewalt der Polizei und unmenschliche Zustände in gewissen Gefängnissen beschrieben. Es ent-

Vorstellung des Reports

Auf der Hauptseite von Amnesty prangt ein Bild von Gaza mit von Israel verursachten Trümmern. Bei der Vorstellung des Reports wird gleich nach Syrien (200.000 Tote, Mil-lionen Flüchtlinge) prominent Israels Gaza-krieg erwähnt. Von 2.000 palästinensischen Toten seien „mindestens 1.500 Zivilisten“ gewesen. Das ist jedoch erwiesenermaßen falsch! Das israelische Meir Amit Institut hat schon mehr als 1.000 männliche Kämpfer namentlich identifiziert. Ohne „mutmaß-lich“ heißt es, die Toten seien die Folge von „Rücksichtslosigkeit“ und „Kriegsverbre-chen“ gewesen. Das sind Aussagen, die we-der durch israelische Untersuchungen noch durch einen ausstehenden UNO-Report ge-deckt worden sind. AI macht sich mit diesen tendenziösen Formulierungen einer Krimi-nalisierung Israels schuldig. Zum Ausgleich wird hinzugefügt: „Die Hamas hat auch Kriegsverbrechen begangen, indem sie will-kürlich Raketen auf Israel abgeschossen und sechs Tote verursacht hat”. Der Vertreter von Amnesty in Israel benutzte diesen Satz, um im israelischen Rundfunk zu erklären, wie „ausgewogen“ doch Amnesty sei.

Deutsche Version

Die 60 Seiten starke deutsche Version ent-hält Angaben zu Ländern wie Afghanistan, China, Irak, Iran, Türkei und den Vereini-gten Staaten von Amerika. Die Angaben zu Menschenrechtsverletzungen in Ländern wie Österreich oder der Schweiz wurden jedoch nicht ins Deutsche übertragen. Im Vorspann wurde dagegen Rücksicht auf eine sehr deutsche Befindlichkeit genommen, der so genannten Gender-Gerechtigkeit. Die Au-torInnen von AI formulierten: „Aus Gründen der Kürze und der Lesbarkeit verwenden wir im Amnesty International Report immer dann männliche Formen, wenn wir nicht sicher wissen, dass es sich um Frauen han-delt. Wir möchten jedoch ausdrücklich da-

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Millionen Zivilisten seien zwischen Syrien und der Ukraine, in Gaza und Nigeria umge-bracht worden, während die Zahl der Flücht-linge erstmals jene 50 Millionen überschrit-ten habe, die Ende des 2. Weltkriegs gezählt worden sind. Der vollständige Report wird auf Englisch auf 424 Seiten vorgestellt. Man kann ihn auch als PDF-Datei in 16 anderen Sprachen herunterladen, darunter auf Deutsch, Hebräisch(!), Chinesisch, Thai und Slowenisch.

Auswahl der untersuchten Länder

AI untersuchte 160 Länder. Doch die UNO hat über 190 Mitglieder. Wieso fallen also gewisse Länder unter den Tisch, darunter z.B. die für Menschenrechtsverletzungen bekannte Dominikanische Republik? Wäh-rend der Report in europäischen Staaten wie Deutschland, Frankreich, in der Schweiz und in den USA jede Menge Verstöße ans Licht bringt, wurden Liechtenstein, Luxemburg, Island, Madagaskar und Costa Rica ausges-part, obgleich AI (auf separaten Homepages) in manchen dieser Länder selber Menschen-rechtsverstöße angekreidet hat.

Laut AI sei Israel eines von 18 Ländern, in denen Kriegsverbrechen durch die Regie-rung oder „bewaffnete Gruppen“ verübt worden seien. Dem „Staat Palästina“ wird ein eigenes Kapitel gewidmet. „Israel und die okkupierten palästinensischen Gebiete“ werden separat behandelt. In der Liste aller untersuchten Länder erscheint „Marokko/Western Sahara” dahingegen im Verbund. Zypern wird als Einheit behandelt, obgleich der Norden des Landes von der Türkei be-setzt ist. Kein Wort dort zur Siedlungspolitik der Türken. Auch weitere in der Welt exi-stierende besetzte Gebiete werden von AI mit keinem Wort erwähnt.

Amnesty und die SprachenverwirrungDie Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat ihren Report zur Lage der weltweiten Menschenrechte für das Jahr 2015 vorgelegt.

Verfolgte Christen hinter den Gittern. Foto Facebook / HMKSchweiz

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POSTEin Vergleich zwischen Besatzerstaaten wird ausgeschlossen. Der Bericht zu Israel enthält einige problematische Kommentare und Feststellungen. So wird die Blockade des Gazastreifens als „Kollektivbestrafung“ bezeichnet, was die typische Sprache der palästinensischen Propaganda ist. „Unge-setzliche Tötungen“ im Westjordanland werden gleichgesetzt mit „illegalem Sied-lungsbau“. AI wirft der israelischen Regie-rung vor, den Siedlern Attacken auf Palästi-nenser bei „fast totaler Straflosigkeit“ zu „erlauben“, darunter Häuserzerstörungen (mit richterlichem Befehl). Die Aussage ist widersprüchlich. Wenn eine Regierung et-was erlaubt, müssen Täter nicht mit einer Anklage rechnen. Ähnliche pauschale Ver-urteilungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Israel-Kapitel. So beklagt AI, dass Israel für jede Bautätigkeit eine offizielle Genehmigung fordert. Offensichtlich hält AI gleichlautende Gesetze in Europa nicht für eine Menschenrechtsverletzung. Alle weiteren Widersprüchlichkeiten aufzuzei-gen, würde diesen Rahmen sprengen. Ein Sprecher des israelischen Außenministeri-ums tat sich schwer, den AI-Report in An-betracht der anti-israelischen Tendenz „für seriös“ zu halten. AI habe das Leiden von Zehntausenden Israelis als Opfer des Rake-ten-Terrors der Hamas „völlig ignoriert“.

Die „Verbrechen“ der Schweiz

Die Schweiz geriet ins Visier wegen „zuneh-mender Bedenken“ zur Anwendung von Gewalt bei Deportationen. Die UNO habe die Schweiz aufgefordert, „eine klare und umfassende Definition von direkter und in-direkter rassistischer Diskriminierung in al-len Bereichen des Gesetzes zu schaffen“. Beklagt werden Polizeiuntersuchungen „auf-grund von Rasse oder ethnischer Zugehörig-keit“. Im November habe ein Verwaltungs-gericht in St. Gallen einer muslimischen Schülerin verboten, in der Schule ein Kopf-tuch zu tragen. Das war nach Ansicht von AI „unproportional“. Im Kanton Tessin sei die Vollverschleierung verboten worden. In dem AI-Report gehört jedoch durchgehend die im Iran, Saudi Arabien, bei IS oder der Hamas mit Gewalt durchgesetzte Vollverschleierung zu den „unveräußerlichen Grundrechten der Frau, zur freien Meinungsäußerung und dem Respekt religiösen Glaubens“. Was auch im-mer die hier zugrunde gelegten Kriterien sind: Ideale der Aufklärung und der Freiheit sind es definitiv nicht.

Lieber Michael, liebe Ruth und lieber Johann,

wir möchten uns etwas Zeit nehmen und euch einen extra dankeschönbrief schicken. Wir sind so dankbar für all eure Unterstützung und die arbeit, die ihr für uns sowie die alten und bedürftigen Menschen in israel tut. es ist eine große Freude für uns, mit euch zusammen zu arbeiten.

Wir sind sehr dankbar für die Partner-schaft, die wir in den letzten Jahren mit euch aufbauen konnten und dass ihr regelmäßig Teams schickt. Für uns war es soweit eine sehr fruchtbare Zusammenar-beit, und wir hoffen, dass ihr das genauso sehen könnt.

Wir wissen von vielen unserer Leute wie dankbar sie sind für das, was ihr für sie getan habt. es war sehr wichtig für sie, nicht nur eure solide praktische arbeit zu sehen, sondern auch eure Liebe für israel und die Juden zu erleben. es berührt und heilt Herzen, wenn sie eure Haltung in Christus erleben und dass es für euch nicht nur arbeit ist, sondern dass ihr sie auch mit Liebe und Gnade für diejenigen tut, die empfänger eurer Hilfe sind.

Wir sind euch auch sehr dankbar für die arbeit in unserem büro und in den Räumen von Shemen Sasson. das ist eine große Unterstützung für uns und nimmt einigen druck von uns. es macht uns sprachlos. Herzlichen dank, wir nehmen das nicht selbstverständlich.

Möge euch unser Gott dafür segnen! Möge er euch mit seinem Segen und seiner Liebe überschütten!

Herzlichen dank und viele Grüße,

Lena Levin, direktor und das Machaseh Team

steht der Eindruck, als seien die Gefängnisse in Afrika oder gar in Saudi Arabien, dem Iran, Syrien oder Afghanistan nach Ansicht von AI erträglicher als in den USA.

Hebräische Version

Im Vorwort zur hebräischen Ausgabe wird betont, dass AI von keiner Regierung, poli-tischen Ideologie, wirtschaftlichen Interes-sen oder Religion abhängig sei. Dr. Ischai Menuhin und Jonathan Ger fordern die isra-elischen Leser auf, sich zu fragen: „Was ist mein Anteil? Wie verletze ich Menschen-rechte? Welche Taten wurden in meinem Namen begangen? Wo liegt meine Verant-wortung?“ Sie liefern auch gleich eine prak-tische Antwort. Israel unterhalte diploma-tische Beziehungen mit Eritrea und verkaufe

Waffen, trotz der dort üblichen Gräuel. In der hebräischen Ausgabe werden dann „Is-rael und die besetzten Palästinensischen Gebiete“ sowie das Kapitel über die „Palästi-nensische Autonomiebehörde“ vorgestellt. Im englischen Original wird dieses Gebiet „Staat Palästina“ genannt. AI stellt hier ne-ben den USA, Russland und China vor allem Länder der Region vor, nicht aber Deutsch-land oder andere europäische Länder. Auch fehlt das Kapitel „Marokko/West Sahara“.

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Unerklärlich ist dabei, dass Israels „Kriegs-verbrechen“ eine derart prominente Bedeutung einge-räumt wird, während es in Afrika, in der arabischen Welt und in Südamerika we-sentlich mehr Tote, hingerichtete, gefol-terte und verschwun-dene Menschen gibt.

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Die SZ titelte aber Stunden nachdem sich Is-rael dazu entschieden hatte, sogar Ausländer aus verfeindeten Gebieten mit israelischen Bussen zu befördern: „Getrennte Busse in Israel. Apartheid-Methoden“. Quelle: tapfer im nirgendwo

Israel droht mit weiteren Attacken in Gaza

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Der israelische Verteidigungsminister Mo-sche Jaalon will kein „Tröpfeln“ von weiteren Raketen aus dem Gazastreifen hinnehmen und werde künftig noch heftiger reagieren. „Wir werden dafür sorgen, dass erneuter Ra-ketenbeschuss in Israel keine Wirklichkeit wird. Zur Not werden wir noch heftiger rea-gieren.“ In der Nacht zum Donnerstag hatte Israel auf den Beschuss von zwei Raketen auf israelisches Territorium aus dem Gazastrei-fen reagiert. Drei von der Hamas im Gaza-streifen rechtzeitig leer geräumte „Einrich-tungen terroristischer Infrastruktur“ wurden von Kampfflugzeugen bombardiert. Nach pa-lästinensischen Angaben habe es keine Ver-letzte gegeben. Es wurde jedoch Schaden an den getroffenen Trainingscamps angerichtet. Die israelischen Piloten hätten „gute Treffer“ gemeldet. Im Gazastreifen hatten die Omar-Brigaden der IS nahestehenden Salafisten die Verantwortung für den Beschuss auf Israel übernommen. Die schworen, den „Dschi-had“ (Heiligen Krieg) gegen die Juden wei-terführen zu wollen und rechtfertigten den Beschuss Israels mit Rache für die Tötung eines ihrer Mitglieder durch die Hamas.

Der israelische Rundfunk meldete, dass die Schulen im Süden des Landes wie üblich ge-öffnet worden seien. Feuerwerker haben in-zwischen eine der eingeschlagenen Raketen gefunden. Sie sei in einem offenen Gelände nahe einer nicht genannten Ortschaft in der Region „Negev-Felder“ explodiert, ohne Schaden anzurichten. Der Militärsprecher Peter Lerner sagte, dass durch den palästi-nensischen Raketenbeschuss potentiell 160.000 Israelis gefährdet worden seien. Israel und die Hamas im Gazastreifen hatten im vergangenen Sommer einen 50 Tage an-dauernden Krieg miteinander geführt. Dabei wurden über 4.000 Raketen auf israelische Städte, darunter auch Tel Aviv und Jerusalem abgeschossen. Der Krieg zog sich unnötig in die Länge, weil die Hamas 14 Mal einen von Ägypten ausgehandelten Waffenstillstand ge-

haben die Menschen auf die Namenswahl für den Sohn des Spielers des FC Barcelona sehr negative reagiert. Sie brachten ihre Feindse-ligkeit über den Sportler zum Ausdruck, weil „Messi´s Sohn denselben Namen wie der Premierminister Israels trage!“, Benjamin Netanjahu, berichtete Israels Website.Nach Aussage des Berichts äußerten sogar einige der Protestierer die Hoffnung, dass Messi seine Entscheidung ändern und für seinen Sohn einen anderen Namen wählen möge. Messi ist gläubiger Christ. Er traf sich 2013 mit dem Papst. Sein erster Sohn, Thia-go, ist im November 2012 geboren.

Wieder Raketen auf Israel

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Aus dem Gazastreifen sind am Abend des 3. Juni mehrere Raketen auf den Süden Israels abgeschossen worden. Zwei Raketen seien in der Region „Negev-Felder“ in offenen Feld-ern explodiert, ohne Schaden anzurichten. Sirenen heulten in der ganzen Region, darun-ter auch in der Stadt Ashdod. Im Gazastreifen hat bisher niemand die Verantwortung über-nommen. Am Vortag hatten Sicherheitskräfte der Hamas ein Mitglied der Salafisten er-schossen, der auch dem IS nahe stand. Der Raketenbeschuss Israels könnte die Rache der Salafisten sein. Die fühlen sich nicht an Waffenstillstand mit Israel gebunden. Bisher liegt keine Reaktion Israels vor, nicht einmal eine Bestätigung des Militärsprechers für die in Israel explodierten Raketen. Eine Mili-tärreporterin erklärte jedoch, dass mit einer „entsprechenden“ Reaktion zu rechnen sei.

„Goldener Orwell“ für die „Süddeutsche Zeitung“

„Tapfer im Nirgendwo“ vergibt den „Gol-denen Orwell“ an so genannte Qualitätsme-dien. Vorraussetzung ist die ideologische Ver-drehung einer Nachricht in ihr genaues Gegenteil. Der 13. Goldene Orwell geht an die Süddeutsche Zeitung für die Schlagzeile: „Apartheid Methoden“. Im Mai 2015 wollte das israelische Verteidigungsministerium un-ter Mosche Jaalon für eine Testphase von drei Monaten zwei Sicherheitsmaßnahmen für Araber einführen, die keine israelische Staats-bürgerschaft, wohl aber eine Arbeitserlaubnis für Israel besitzen. Die SZ schweigt zu der Tatsache, dass Juden außerhalb Israels im Na-hen Osten diskriminiert und verfolgt werden.

UNO: „Israel verletzt Gesundheitsrechte“

Kein anderer Staat verletzt Grundrechte auf Gesundheit wie ausgerechnet Israel. Das hat der Menschenrechtsrat der UNO in Genf be-schlossen. 104 Länder stimmten dafür, darun-ter Deutschland und die Schweiz. Nur vier stimmten dagegen und sechs enthielten sich. Gleichwohl behandelt Israel über 1.000 Ver-letzte des syrischen Bürgerkriegs kostenlos in seinen Krankenhäusern. Ebenso kommen Tausende kranke Palästinenser aus Gaza und dem Westjordanland nach Israel zur Behand-lung. Israel schickte von allen Nationen der Welt die erste und größte Hilfstruppe nach Nepal nach dem Erdbeben. Doch sogar das wurde von Menschenrechtsorganisationen als „reine Propagandaaktion“ verurteilt. Es wur-de den Israelis gar unterstellt, in Nepal Or-gane gestohlen zu haben. Für 1.850 getötete Jemeniten und 7.394 Verletzte sowie 545.000 Flüchtlinge interessierte sich niemand. Gleiches gilt für rund 250.000 Tote des sy-rischen Bürgerkriegs. Quelle: UNwatch

Ärger in der arabischen Welt, weil Fußballsuperstar Lionel Messi seinem Sohn einen jüdischen Namen gegeben hat

von David Daoud

Lionel Messi besuchte die Klagemauer während einer früheren Israelreise.

PHOTO: NRG

Die arabische Welt reagierte sehr negativ, weil Messi für seinen Sohn einen judäischen Namen ausgesucht hat.

Berichte, dass Fußballsuperstar Lionel Messi für seinen gerade geborenen zweiten Sohn den Namen „Benjamin“ ausgewählt hat, ha-ben in der arabischen Welt Wut über den Argentinier ausgelöst. Besonders in Algerien

Kurzberichte Ausgabe 2/3 | 2015

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brochen hatte. Nach Angaben der Hamas seien etwa 2.200 Palästinenser in dem Krieg ums Leben gekommen, wobei inzwischen nachgewiesen werden konnte, dass etwa die Hälfte der Toten Kämpfer der Hamas waren. Auf israelischer Seite kamen 67 Menschen ums Leben, fast alles Soldaten. Auslöser für den Krieg war die Entführung von drei jun-gen Israelis im Westjordanland durch Akti-visten der Hamas. Die Entführung fand vor genau einem Jahr statt. In Israel wird dieser Tage der drei getöteten Jugendlichen mit Ausstellungen und offiziellen Gedenkfeiern gedacht.

Gefängnisstrafe wegen Sandwich von Oma

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem In Israel wurde ein Soldat zu einer elftägigen Gefängnisstrafe verdonnert, weil er ein – von seiner Oma geschmiertes – Sandwich zu seinem Stützpunkt mitgebracht hat. Der in den USA geborene Soldat hatte sich frei-willig zum Militärdienst in Israel gemeldet. Er habe das Sandwich „in Uniform“ geges-sen und sogar mit seinen Kameraden geteilt. Damit hatte er sich eines schweren „Verbre-chens“ schuldig gemacht, denn das Butter-brot war mit „Schweinefleisch“ belegt. Der Kommandeur rief den Soldaten und verur-teilte ihn zu elf Tagen Gefängnis. Carmela Menasche, Militärreporterin des Rund-funks, deckte die Geschichte auf und löste eine kontroverse Diskussion aus. In Sonder-sendungen meldeten sich Militärsprecher und Rabbiner. Der Kommandeur habe einen „Fehler“ begangen, den Soldaten ins Ge-fängnis zu stecken. Stattdessen erhielt er die leichtere Strafe, elf Tage lang im Stützpunkt verbleiben zu müssen. Später erklärte der Militärsprecher Brigade-General Moti Al-moz, dass die Strafe gänzlich aufgehoben worden sei. Zuvor hatten sich Verwandte des Soldaten an die Medien und den Vertei-digungsminister gewandt: „Das Militär wird auf koschere Speisen achten, aber kein wei-

teres Sandwich auf die Probe stellen.“ Rabbi Eli Ben Dahan (von der „Jüdisches Haus“-Partei) kritisierte die Aufhebung der Strafe. Es handle sich hier um einen „rutschigen Steilhang“, weil es um das „Selbstverständ-nis“ der Armee des einzigen jüdischen Staates der Welt gehe. Die Befehle seien klar und sähen vor, dass Soldaten allein ko-scheres Essen genießen dürften, „weltliche, fromme und ultraorthodoxe“. Die Aufhe-bung der Strafe fördere Disziplinlosigkeit. Ben Dahan meinte, das die Koscher-Regeln dazu dienten, die „jüdische Identität der Soldaten zu stärken“. Der „Skandal“ um das unkoschere Sandwich hatte eine Woche lang einen hohen Stellenwert in den Nach-richten. Zu seiner Verteidigung hätte der Soldat aus Boston einen alten jüdischen Witz erzählen können: „Ein Rabbi kommt zum Metzger, zeigt auf den Schinken und sagt: „Ich hätt’ gern diesen Fisch dort.“ Der Metzger: „Aber das ist doch ein Schinken.“ Der Rabbi: „Was interessiert mich, wie der Fisch heißt.“

Mehrere Raketen explodierten in Israel

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Im Süden Israels wurden mehrere Explosi-onen gehört. Raketen aus dem Gazastreifen schlugen ein, angeblich in „offenem Gelän-de“, ohne Schaden anzurichten. Sirenen heulten in der Stadt Aschkelon und in der umliegenden Region. In Erwartung weiterer Raketenangriffe, zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen, sind im Süden Israels „Ei-senkappen“ aufgestellt worden, Abwehrsy-steme gegen Kurzstreckenraketen. Im Gaza-streifen hatten der IS nahe stehende Extremisten die Verantwortung übernommen und erklärt, mit dem Beschuss Israels fortfah-ren zu wollen, solange die im Gazastreifen regierende Hamas Mitglieder dieser Organisa-tion verfolgt und wegen des Raketenbe-schusses inhaftiert. Der israelische Verteidi-gungsminister und die Militärspitzen halten Beratungen ab. Wie ein Reporter erklärte, be-finde sich Israel in einem Dilemma. Grund-sätzlich hält Israel die Hamas verantwortlich für alle Angriffe aus ihrem Gebiet. Doch in diesem Fall ist klar, dass die Hamas aktiv gegen die Raketenschützen vorgeht. Eine israelische Reaktion ist noch nicht beschlossen worden, zumal die Hamas klar gemacht hat, derzeit nicht an einer Erneuerung des Krieges gegen Israel interessiert zu sein.

Stachelschwein ist „vorzüglicher Archäologe“

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Aufpasser der israelischen Antikenbehörde entdeckten auf einem Erdhaufen auf Tel Siv in der Gegend von Emek Hefer nahe Tel Aviv eine perfekt erhaltene 1400 Jahre alte Kera-miklampe. Rußspuren zeugten davon, dass das reich geschmückte Leuchtgerät in der byzantinischen Zeit benutzt worden ist. Die Aufpasser waren eigentlich Antiquitätenräu-bern auf der Spur. Doch diese Grabung hat-ten keine Menschen gemacht, sondern Sta-chelschweine, die sich viele Meter tief in der Erde Höhlen und Fluchttunnel graben. Dabei fördern sie auch immer wieder Antiquitäten an die Oberfläche. Ein Aufpasser der Anti-kenbehörde bezeichnete die Stachelschweine als „vorzügliche Archäologen“, weil sie die alten „Funde“ behutsam nach oben beförderten. Gleichwohl rief die An-tikenbehörde die Sta-chelschweine auf, ihre Ausgrabungen ohne Li-zenz an archäologischen Stätten zu unterlassen, da sie gegen geltende Gesetze verstoßen… (Foto: Israelische Alter-tumsbehörde)

ZAKA hat Leichen von Germanwings gesucht

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Auch eine achtköpfige Delegation der ultra-orthodoxen ZAKA-Organisation Israels ist am 30. März nach Frankreich geflogen, um sich den Rettungsmannschaften an dem Bergmassiv anzuschließen, wo die German-wings-Maschine abgestürzt ist. ZAKA hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch die letzten Leichenteile nach Unfällen, Terroranschlä-gen oder Katastrophen einzusammeln. Die-se frommen Männer haben viele grausige Erfahrungen während der Zweiten Intifada gesammelt, als alle paar Tage in Israel Lini-enbusse in die Luft geflogen sind. Durch die Wucht der Explosion werden Leichtenteile in alle Richtungen verstreut. Alles wird ge-borgen und den jeweiligen Toten zugeord-net. Das Judentum schreibt vor, dass ein Toter „komplett“ begraben werden müsse, weil ihm sonst die „Auferstehung der

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die sich darauf spezialisiert haben, Leichen zu identifizieren und einem gebührenden Begräbnis zuzuführen. Die menschenwür-dige Behandlung von Toten spielt im Juden-tum eine große Rolle.

Die Notwendigkeit, Rettungsteams stets in Bereitschaft zu halten, wurde in Israel nach dem ersten Selbstmordattentat auf eine Kom-mandozentrale in Tyros, 1983, während des Libanonkrieges, bewusst. Seitdem trainiert die „Heimfront“ der israelischen Armee Ret-tungseinsätze, darunter den Einsatz in einge-stürzten Häusern. Dabei wurden auch viele „Patente“ erfunden, um Vermisste unter Trümmern zu finden und behutsam hervor zu holen. Das könnte in Israel eines Tages von höchster Bedeutung sein, denn irgend-wann wäre wieder einmal ein schweres Erd-beben fällig, nahe dem syro-afrikanischen Graben. In regelmäßigen Abständen haben Erdbeben in Israel schwerste Zerstörungen angerichtet, zuletzt 1927. Am 10.Mai haben die 260 Soldaten das Feldhospital abgebaut und eingepackt, um wieder nach Israel zu-rückzukehren. Unter den Klängen der Nati-onalhymne „Hatikva“ bedankte sich ein ne-palesischer Offizier für die schnelle Hilfe der Israelis.

„Orange“ gegen Israel

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem „Wenn ich könnte, würde ich morgen alle Geschäftsbeziehungen mit Israel abbrechen.“ Das sagte Stephane Richard, Geschäftsführer der französischen Telekommunikationsfirma „Orange“ bei einer Pressekonferenz in Kairo. Als Grund für die überraschende Äußerung nannte er die Siedlungspolitik und Israels Behandlung von Palästinensern.

„Richard oder die französische Gesellschaft Orange hat uns nie angesprochen“, sagte am Morgen im Rundfunk der scheidende Direk-tor der israelischen Firma Orange, Chaim Romano. Derweil reagieren israelische Poli-tiker empört über Richards Ankündigung. Dieser Boykott Israels sei gleichzusetzen mit Antisemitismus. Uriel Lynn, Leiter der israe-lischen Handelskammer, bezeichnete die „überhebliche Äußerung“ von Richard als „Chutzpe“, die zudem gegen einen unter-zeichneten Handelsvertrag verstoße und al-lein deshalb rechtlich geahndet werden sollte. Lynn sagte zudem, dass der Boykott israelischer Waren aus den besetzten Gebie-

Nepal-Mission beendet

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Für die Israelis ist es schon fast eine Traditi-on, nach Katastrophen in der Welt als Erste mit Rettungsmannschaften vor Ort zu sein. Nach Erdbeben in Izmir oder Nepal, dem Tsunami in Thailand, auf Haiti und anderswo „klotzten“ die Israelis mit ihren erfahrenen und gut trainierten Mannschaften. Jederzeit abrufbereit, haben die Israelis nach Nepal gleich 260 Experten für Suche nach Ver-missten, Rettung und medizinisches Personal geflogen. Zugleich brachten sie auf dem Luft-weg 95 Tonnen humanitäre und medizi-nische Hilfsmittel, darunter ein komplettes Feldlazarett. Elf Tage lang wurden 1.600 Patienten, Opfer der Erdbeben mit schweren inneren Verletzungen, Knochenbrüchen und Hypothermia behandelt. Die eingeflo-genen Ärzte vollbrachten 85 lebensrettende Operationen und halfen bei der Geburt von acht Babis mit sechs Kaiserschnitten und zwei natürlichen Geburten. Zudem überwachten israelische Ingenieure die Stabilität und Instandsetzung von 332 öffentlichen Gebäuden. Psychologen lei-teten Kurse für Erzieher und für die allge-meine Bevölkerung. Sogar israelische Clowns reisten mit nach Nepal. In Israel ist der Beruf medizinischer Clowns in den

Krankenhäusern inzwischen ein wichtiger Bestandteil des medizinischen Personals, vor allem, um Kinder aufzumuntern und ihnen so eine schnelle Genesung zu ermöglichen. Die Sprachbarriere spielte keine Rolle, wenn die Clowns mit roten Nasen und Seifenbla-sen kamen. In vielen Fällen haben die Israe-lis auch ein ganz „egoistisches“ Interesse, möglichst schnell vor Ort zu sein. Sie suchen nach ihren vermissten Staatsangehörigen. In Nepal hatten sich zunächst mehrere Hundert israelische Touristen nicht bei der Botschaft gemeldet. Am Ende stellte sich heraus, dass nur ein einziger Israeli durch eine Lawine am Mount Everest getötet worden war.Eine Sondergenehmigung vom israelischen Innenministerium erhielten mehrere Homo-sexuelle, die in Nepal mit Hilfe von Leihmüt-tern Kinder zur Welt gebracht haben. Die durften mit den Babis nach Israel einreisen, ohne eine komplizierte Prozedur zur Einbür-gerung durchzumachen. Für die palästinen-sische Propaganda war das ein willkommener Anlass, Israel des „Organhandels“ zu bezich-tigen. Zu den Teams der israelischen Hilfs-dienste im Ausland gehören auch immer Vertreter von ZAKA – ultraorthodoxe Juden,

Toten“ misslingen könnte. Dieser Glaube stärkt die Männer, mitunter schreckliche Anblicke auszuhalten.

Längst hat sich ZAKA zu einer der effek-tivsten Lebenretter-Organisationen Israels entwickelt. Ausgerüstet mit modernster Kommunikationstechnologie sind die Män-ner auf ihren Motorrädern oft als Erste zur Stelle nach Autounfällen oder Terroranschlä-gen. In einem Kasten auf dem Rücksitz ihrer Motorräder führen sie Erste-Hilfe-Sets mit, um lebensrettend zu wirken, bis Ambu-lanzen eintreffen. Dann erst widmen sie sich den Toten. Die Volontäre bei ZAKA sind aus-schließlich Ehemänner und benötigen das Einverständnis ihrer Frauen. Sie werden erst

nach einem intensiven Spezialtraining einge-setzt. Denn wenn einer keinen Rückhalt sei-ner Familie hat, könne er diese Arbeit see-lisch nicht durchhalten. Dank ihrer großen Erfahrung im Umgang mit Toten und deren Identifizierung wurden ZAKA-Experten in-zwischen in aller Welt eingesetzt, nach dem Tsunami in Ostasien, nach Erdbeben in Süd-amerika und in der Türkei sowie nach Ter-roranschlägen in Europa.

Unmittelbar nach dem Absturz der German-wings hatte ZAKA auch wieder Hilfe angebo-ten, zumal sich ein Israeli, Eyal Baum, an Bord der Maschine befand. In einer Presse-mitteilung des Ministerpräsidentenamtes hatte es geheißen, dass ihm ein „jüdisches Begräbnis“ gebühre. Und dafür müssten selbst kleinste sterbliche Überreste einge-sammelt werden. Weiter hieß es, dass die ZAKA-Delegation unter Leitung von Mati Goldstein und dem Chef der ZAKA-Abteilung für internationale Rettungseinsätze, Chaim Weingarten, ihre Expertise mit anderen Ret-tungsmannschaften an dem Berg in den Al-pen ausgetauscht haben.

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ten in erster Linie den Palästinensern schade, die dort als Arbeitnehmer angestellt seien. Inzwischen stellt sich heraus, dass der Fran-zose Richard offenbar einen Alleingang ge-macht hat, ohne die geschäftlichen Verbin-dungen zu Israel geprüft zu haben.

In Wirklichkeit heißt die israelische Firma Partner Communications Ltd.. Sie benutzt lediglich das Logo von „Orange“ und Vorga-ben für die Kundenbeziehungen sowie für das Geschäftsgebaren. Der Vertrag sei schon 1998 unterschrieben worden sei, als Orange noch britisch war und der in Hong Kong re-gistrierten Hutchison Group gehörte, ehe die Firma von der französischen Telecom über-nommen worden war. Chaim Romano: „Die Franzosen haben keinerlei Mitspracherecht bei Partner. Sie können uns keine Vor-schriften machen. Die Erklärung von Richard ist einfach nur geschäftsschädigend.“ In Isra-el hat Partner etwa 3 Millionen Kunden und ist so eine der ganz großen Mobilfunkbetrei-ber. Für die Verwendung des Markenzei-chens von Orange zahle Partner „Hunderte Millionen“. Romano drohte Richard persön-lich und seiner Gesellschaft mit rechtlichen und „anderen“ Schritten. „Die könnten uns die seit Jahren gezählten Lizenzgebühren für das Logo erstatten, und dann wäre diese Ge-schäftsbeziehung aufgelöst“, sagte Romano.

Der eigentliche Besitzer von Partner ist der amerikanisch-israelische Geschäftsmann Chaim Saban: „Ich bin stolz die Kontrolle bei Partner zu besitzen, eine israelische Firma, die lediglich das Orange-Markenzeichen ge-least hat. Die Drohungen werden mich nicht abschrecken und ich werde weiter für Israel aktiv bleiben und den globalen Kampf für eine Unterstützung Israels unterstützen.“ In Medienberichten heißt es, dass die fran-

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zösische Regierung 25 Prozent der Anteile von Partner hält und unter Druck gesetzt wird, diese Kontakte mit Israel zu kappen, weil Partner auch im besetzten Westjordan-land (palästinensische) Kunden hat und dort Sendeantennen aufgestellt hat. Selbstver-ständlich hat die Gesellschaft auch Kontakte zum Militär, wobei französische Aktivisten der Telekommunikationsfirma vorwerfen, eine Rolle beim letzten Gaza Krieg gespielt zu haben. In Frankreich wird schon laut Me-dienberichten eine Klage gegen Richard ein-geleitet, weil die französischen Gesetze eine Diskriminierung aus „nationalen“ Gründen verbieten. Bei einer öffentlichen Präsentation in Paris vor einem Jahr seien die weltweiten Geschäftsverbindungen gezeigt worden. Nur Israel fehlte. Der Chef von Orange in Frank-reich entschuldigte sich dafür. Das sei ein „Versehen“ gewesen. Doch ein israelischer Korrespondent in Paris erklärte, dass die Fir-ma Orange sich schon öfters mit anti-israe-lischen Aktivitäten hervorgetan habe.

Die BDS-Bewegung, die weltweit zum Boy-kott jeglicher israelischer Waren aufruft und nicht nur aus den „illegalen Siedlungen“, wird von Israels Regierungsspitze inzwischen als „strategische Gefahr“ gesehen. Mehrere Minister sind vom Regierungschef Benjamin Netanjahu angewiesen worden, die Boykott-bewegung mit allen Mitteln zu bekämpfen und den Schaden für Israels Ansehen und Wirtschaft abzuwenden. Dieser Tage findet in Israel eine international beachtete Ausstellung zu militärischen Neu-erungen statt. Aus aller Welt seien Delegati-onen gekommen, um die ausgestellten tech-nologischen Erfindungen zu prüfen. Allein Firmen aus Großbritannien und Frankreich hätten die Präsentation boykottiert, „um sich mit Israel nicht zu identifizieren“.

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„Christsein mit Tora und Evangelium“ lautet auch der Haupttitel eines Buches von Klaus Wengst, das 2013 bei Kohlhammer erschienen ist und die Grundlage der Fachtagung bildet. Der Titel ist provokant, stellt er doch neben das Evangelium noch eine weitere Größe: die Tora. Damit ist gesagt, dass sich Christsein nicht ausschließlich aus dem Evangelium speist, sondern auch aus seinem jüdischen Hintergrund, vor allem der Tora. Was das für das Christsein bedeutet, soll Gegen-stand dieser Fachtagung sein.

Für evangelische Christen mag das eine Herausforderung sein, denn sie haben die reformatorische Kampfparole solus Christus (Christus allein) mit der Muttermilch aufgesogen. Auf der anderen Seite hat sich der Protestantismus meist auch zu einer weiteren Kampfparole bekannt: sola scriptura (allein die Schrift) – und eben nicht solum novum tes-tamentum (allein das Neue Testament). Dahinter steht die Erkenntnis, dass das Evangelium nicht für sich allein zu haben ist. Es entstand im Rahmen der Geschichte Gottes mit dem jüdischen Volk. Der Glaube an Jesus Christus ist somit eine jüdische Frucht und der jüdische Hinter-grund (das AT, die Tora) ist Teil der christlichen Identität.

Was aber bedeutet dies praktisch für Gemeindeleben, Gottesdienst und Predigt? Was für Bibelverständnis und christliche Identität? Gemeinsam erarbeiten wir im Hören auf Redebeiträge und im Austausch miteinan-der neue Impulse.

Infos, Prospekte, Anmeldung: CFFI · c/o Werner HartstockeMail: [email protected]. (03765) 719851

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