Bulletin 2009

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Bulletin 2009 Liebe Freunde, Mitarbeiter und Gönner der Schweizer Tafel Nein: Ich habe keine Angst vor der Krise! Natürlich macht sie mich hellhörig: Einer- seits rutschen mehr Menschen unter die Armutsgrenze, anderseits überlegt sich jeder doppelt und dreifach, ob und für wen er spenden will. Steigende Not – sinkende Spenden? Diesem Reflex möchte ich nicht nachgeben: Zu stolz bin ich auf unsere Leute quer durch die Schweiz, die im vergangenen Jahr der Schweizer Tafel in mancherlei Hin- sicht zu neuen Höhenflügen verholfen ha- ben, mit sozialem und gesellschaftlichem Engagement, mit Fleiss, Optimismus, Gross- zügigkeit, brillianten Ideen und kreativer Umsetzung: Es ist mir eine Freude, Ihnen das Bulletin 2009 zu präsentieren. Lesen Sie die Porträts dreier ganz unter- schiedlicher, aber typischer Persönlichkei- ten, die die Schweizer Tafel so erfolgreich machen. Erfahren Sie, wer hinter den Spen- dern steckt, warum es immer gut ist, einem Angst vor der Krise? Mann zu begegnen, der gut tanzen kann und mit welchen Undingen unsere Chauf- feure mitunter konfrontiert werden! Dazu gibt es natürlich Einblicke in Fakten sowie einen Überblick über nationale und regio- nale Highlights. All diesem Engagement ist es zu verdan- ken, dass wir das vorjährige Rekordergebnis noch einmal um über 36 Prozent steigern konnten: täglich werden heute schweizweit 9 Tonnen Lebensmittel gesammelt und ver- teilt! Inhalt Editorial 1 Gastrecht im Kloster Wesemlin 2 Der Ananas -Tag 2 PARTAGE übernimmt Genfer Tafel 2 Wir bewegen was 3 Immer flexibel und rasch 3 Schüler mit cooler Helferidee 3 Anerkennung für Tables Vaudoises 4 Schindler sei Dank! 4 A propos flotte Flotte 4 Für dicke Fische: Marti Transporte 4 Interview mit Fahrer Jürg Ott 5 Impressionen 5. Suppentag 2008 6 Interview mit Esme Sarasin, Basel 8 Zuversicht kann man nicht kaufen 9 Bio Gemüse von Mühlemanns 10 Ernst Göhner Stiftung, Zug 11 News aus Kerzers 11 Golf Charity Event 2008 12 Team Kerzers 12 Impressum 12 Daniela Rondelli Stromsted Sie vermuten es sicher: Wir wollen mehr! Nicht des Rekordes wegen. Es liegt einfach viel mehr drin, wie uns das vergangene Jahr bewiesen hat. Essen verteilen statt weg- werfen – das leuchtet jedem ein. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten muss eine gute Idee zur Selbstverständlichkeit werden. Der Rundschaubericht (Armut in der Schweiz) vom 17. Dezember 2008 löste ein derartiges Publikumsinteresse aus, dass SF1 am 7. Januar 2009 eine Nachfolgesen- dung ausstrahlte. Diese Reaktion in der Öf- fentlichkeit gibt mir die Zuversicht, dass wir auch in diesem Jahr zusätzlich viele Men- schen sensibilisieren können. Nein, Angst vor der Krise ist mit so viel gu- tem Willen und professioneller Kompetenz nicht angesagt: Ich danke allen herzlich, die sich auch im laufenden Jahr in irgend einer Weise für die Schweizer Tafel einset- zen, aus der Not eine Tugend machen und Menschen mit Menschlichkeit begegnen. Herzlichst Ihre Daniela Rondelli Stromsted Geschäftsleiterin Schweizer Tafel Essen verteilen statt wegwerfen – das leuchtet jedem ein. Steigende Not – sinkende Spenden? Auf Tour! Essen – verteilen statt wegwerfen Schweizer Tafel

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Essen - verteilen statt wegwerfen

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Bulletin2009

Liebe Freunde, Mitarbeiter und Gönner der Schweizer Tafel

Nein: Ich habe keine Angst vor der Krise! Natürlich macht sie mich hellhörig: Einer­seits rutschen mehr Menschen unter die Armutsgrenze, anderseits überlegt sich jeder doppelt und dreifach, ob und für wen er spenden will. Steigende Not – sinkende Spenden? Diesem Reflex möchte ich nicht nachgeben: Zu stolz bin ich auf unsere Leute quer durch die Schweiz, die im vergangenen Jahr der Schweizer Tafel in mancherlei Hin­sicht zu neuen Höhenflügen verholfen ha­ben, mit sozialem und gesellschaftlichem Engagement, mit Fleiss, Optimismus, Gross­zügigkeit, brillianten Ideen und kreativer Umsetzung: Es ist mir eine Freude, Ihnen das Bulletin 2009 zu präsentieren.

Lesen Sie die Porträts dreier ganz unter­schiedlicher, aber typischer Persönlichkei­ten, die die Schweizer Tafel so erfolgreich machen. Erfahren Sie, wer hinter den Spen­dern steckt, warum es immer gut ist, einem

Angst vor der Krise? Mann zu begegnen, der gut tanzen kann und mit welchen Undingen unsere Chauf­feure mitunter konfrontiert werden! Dazu gibt es natürlich Einblicke in Fakten sowie einen Überblick über nationale und regio­nale Highlights.

All diesem Engagement ist es zu verdan­ken, dass wir das vorjährige Rekordergebnis noch einmal um über 36 Prozent steigern konnten: täglich werden heute schweizweit 9 Tonnen Lebensmittel gesammelt und ver­teilt!

Inhalt

Editorial 1Gastrecht im Kloster Wesemlin 2Der Ananas ­Tag 2PARTAGE übernimmt Genfer Tafel 2Wir bewegen was 3Immer flexibel und rasch 3Schüler mit cooler Helferidee 3Anerkennung für Tables Vaudoises 4Schindler sei Dank! 4A propos flotte Flotte 4Für dicke Fische: Marti Transporte 4Interview mit Fahrer Jürg Ott 5Impressionen 5. Suppentag 2008 6Interview mit Esme Sarasin, Basel 8Zuversicht kann man nicht kaufen 9Bio Gemüse von Mühlemanns 10Ernst Göhner Stiftung, Zug 11News aus Kerzers 11Golf Charity Event 2008 12Team Kerzers 12Impressum 12

Daniela Rondelli Stromsted

Sie vermuten es sicher: Wir wollen mehr! Nicht des Rekordes wegen. Es liegt einfach viel mehr drin, wie uns das vergangene Jahr bewiesen hat. Essen verteilen statt weg­werfen – das leuchtet jedem ein. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten muss eine gute Idee zur Selbstverständlichkeit werden. Der Rundschaubericht (Armut in der Schweiz) vom 17. Dezember 2008 löste

ein derartiges Publikumsinteresse aus, dass SF1 am 7. Januar 2009 eine Nachfolgesen­dung ausstrahlte. Diese Reaktion in der Öf­fentlichkeit gibt mir die Zuversicht, dass wir auch in diesem Jahr zusätzlich viele Men­schen sensibilisieren können.

Nein, Angst vor der Krise ist mit so viel gu­tem Willen und professioneller Kompetenz nicht angesagt: Ich danke allen herzlich, die sich auch im laufenden Jahr in irgend einer Weise für die Schweizer Tafel einset­zen, aus der Not eine Tugend machen und Menschen mit Menschlichkeit begegnen.

Herzlichst Ihre

Daniela Rondelli StromstedGeschäftsleiterin Schweizer Tafel

Essen verteilen statt wegwerfen – das leuchtet jedem ein.

Steigende Not – sinkende Spenden?

Auf Tour!

Schweizer TafelEssen – verteilen statt wegwerfen

La Table Suisserécupérer • distribuer • nourrir

Schweizer TafelEssen – verteilen statt wegwerfen

La Table Suisserécupérer • distribuer • nourrir

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Im September 2008 erhielt ich von Rose-Marie Benzinger, Leiterin der Basler Tafel die Meldung, dass im Coop Importlager Möhlin mehrere Paletten frischer, genussreifer Ana-nas bereit stünden. Da ich noch nie bei diesem Spender war, wollte ich bei der ersten Abholung dabei sein.

Zusammen mit Kemal, unserem Fahrer, machte ich mich auf den Weg. Bei der Auto­bahnausfahrt Rheinfelden kreuzten wir ei­nen Lieferwagen der Zürcher Tafel. Freu­diges Winken und ein Gefühl der Solidarität! Noch vor Möhlin kam uns ein Kühlfahrzeug der Aargauer Tafel entgegen. Grosses ges­tenreiches Hallo! Im Verteilerzentrum an­gekommen stiessen wir auf die Fahrer der Basler Tafel. Bei einem Schwatz verluden wir die frischen Köstlichkeiten und mach­ten uns auf dem Heimweg – auf welchem wir einen weiteren Tafel­Transport trafen. Dies war ein ausserordentlich schöner und nachhaltiger Moment: Uns wurde bewusst, wie viele Menschen an unserem Werk mit­tun, wie gross unsere Organisation ist und wie wichtig eine gute überregionale Zusam­menarbeit ist. Das gab mir ein unbeschreib­liches Gefühl von Zusammengehörigkeit und Stärke.

Am 23. Mai 2008 wurde der 15. Workshop aller Tafelleiterinnen und Tafel-leiter in der Leuchtenstadt durchgeführt. Hoch über Luzern im herrlichen Kapuzinerkloster Wesemlin.

Seit 5 Jahren liefert die Luzerner Tafel täglich Lebensmittel für die Suppenküche des Klosters. Dort finden sich jeden Mittag zehn bis zwanzig Bedürftige zum Gratis­Mittag­essen ein. Ein idyllischer Ort für unser Treffen: Der arbeitsreiche Workshop wurden durch ein Mittagessen mit den 35 Kapuzinerbrüdern und einer Besichtigung des «Tatorts», der Klosterküche, unterbrochen. Danach ging es wieder an die Arbeit. Mit Fra Martino, unserem Tafelleiter im Tessin, wirkt ein Kapuziner in unseren eigenen Reihen mit. Nach getaner Arbeit und konstruktiven Plänen traf man sich am späten Nachmittag im grossen Klostergarten. Carpe diem! Rolf DemuthLeiter Luzerner Tafel

Gastrecht im Kloster Wesemlin Der Ananas-Tag

Ein Hauch von da Vinci: Die Tafelleiter beim Mittagessen in ungewöhnlicher Umgebung, im Refektorium des Klosters Wesemlin in Luzern.

Am Abend war ich noch in der Innenstadt: Rund um das Gebäude der Heilsarmee sah ich Menschen mit gefüllten Einkaufsta­schen – und fast überall schaute oben die grüne Staude der Ananas hervor. Der Kreis­lauf hatte sich geschlossen.

Susanne LendenmannLeiterin St. Galler Tafel

Es muss nicht immer Ananas sein!

PARTAGE übernimmt Genfer TafelEs war eine freundliche und sinnvolle Übernahme: Nach knapp zweieinhalb Jahren operativer Tätigkeit wurde der Betrieb der Genfer Tafel Ende März 2008 eingestellt. Mit der Organisation PARTAGE, welche im selben Segment wie die Schweizer Tafel tätig ist, konnte eine ideale Nachfolgeregelung ohne Doppelspurigkeiten gefunden werden. Die freigewordenen Spendengelder zu Gunsten der Genfer Tafel wurden für andere Regionen der Schweizer Tafel eingesetzt. PARTAGE wird von der Stadt Genf grosszügig subventioniert und verfügt über eine effiziente und gut etablierte Struktur. Für die von Armut betroffenen Menschen in der Region und der Stadt Genf sind durch die Schliessung der Genfer Tafel keine Nachteile entstanden, da PARTAGE auch sämtliche Lebensmittel Spender­ und Abnehmer der Genfer Tafel übernommen hat. Wir danken allen herzlich, die an der unbürokratischen Lösung mitgearbeitet haben!

Mit Fra Martino, unserem Tafelleiter im Tessin, wirkt ein Kapuziner in unseren eigenen Reihen mit.

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Von einem Grossverteiler erhalten wir immer wieder, aber unregelmässig Obst und Gemüse in hohen Mengen und bester Qualität. Da ist rasches Handeln gefragt, damit die Endverbraucher von der sorgsam gepflegten Qualität profitieren können.

Meine Kollegen handeln flexibel und rasch. Sie wissen, dass ich innert Stunden Be­scheid erhalten muss, welche Mengen sie umsetzen können und wann ihre Fahrer am Bestimmungsort sein werden. In der Regel

Immer flexibel und rasch

Von wegen unflätiger Jugend! Schülerinnen und Schüler der Kreisschule Mutschellen arbeiteten, spendeten und zeigten sich höchst interessiert an der Arbeit der Schweizer Tafel.

Andreas Olander, Lehrer an der Kreisschule Mutschellen erkundigte sich nach den Bank­verbindungen der Aargauer Tafel: Schüler der ersten bis dritten Sek und Real hätten eine Projektwoche zum Thema «Restaurant» durchgeführt und damit einen Reingewinn von CHF 550 erwirtschaftet. Diesen wollten sie nun bedürftigen Menschen spenden und die Schweizer Tafel sei die passende Institution zum bearbeiteten Themenkreis.Ich war so erfreut über diese Nachricht, dass ich als Gegenleistung eine Präsentation über Armut in der Schweiz und über die Schweizer Tafel anbot. Ein Lehrer warnte mich: Es könnte ziemlich unruhig werden – ich war also gewappnet. Doch weit gefehlt: Grosses Interesse, konzentriertes Lauschen und kluge Fragen überraschten und beeindruckten mich. Schliesslich überreichten mir die Schüler in Anwesenheit der Lokalpresse einen symbolischen Scheck und den Geldbetrag. Das ist die heutige Jugend! Theo HäfligerLeiter Solothurner und Aargauer Tafel

Schüler mit cooler Helferidee

Rose-Marie Benzinger: Die Solidarität nimmt oft fast familiäre Züge an!

können wir solche Sonder­Abholungen erst am Feierabend erledigen. Deshalb kann es vorkommen, dass sich gleichzeitig die Zürcher, St. Galler, Solothurner und Basler Autos an der Rampe begegnen. Gibt DAS ein Hallo! Wir wissen zwar alle, dass viele Autos von uns in der Schweiz he­rumfahren, aber wenn sich gleichzeitig ver­schiedene Fahrzeuge und Chauffeure tref­fen, blüht die Solidarität auf: Man hilft sich beim Beladen, nimmt sich etwas Zeit für einen Schwatz und tauscht Besonderheiten aus. Das Wir­Gefühl ist kraftvoll und ent­schädigt für die oftmals langen Arbeitstage und das Schleppen vieler Kisten. So wird die Schweizer Tafel zur Schweizer Familie! Rose-Marie BenzingerLeiterin Basler Tafel

Theo Häfliger, Leiter Aargauer und Solothurner Tafel, bei der Checkübergabe mit Schülerinnen und Schü-lern der Kreisschule Mutschellen.

Der Weg eines Produkts beginnt beim Produktespender und endet bei den Köchen – und auf den Tel-lern. Auf jeder Stufe ist Engagement gefragt. Und es ist definitiv vorhan-den!

Damit die Waren zu den einzelnen Institu­tionen kommen, sind unsere Helferinnen und Helfer gefragt. Menschen die unter­schiedlicher nicht sein könnten. Leute aus den regionalen Arbeitsvermittlungszentren, Zivildienstleistende und Freiwillige. Alle zu­sammen ziehen am selben Strick, damit alle gespendeten Lebensmittel in die Küchen der einzelnen Institutionen kommen. Dank diesem Engagement blieb 2008 keines un­serer Fahrzeuge aufgrund eines Personal­mangels unbenutzt.

Am Ziel unserer Strecke wirkt nun der Koch oder die Köchin. Sie stehen vor einer zusätz­lichen Herausforderung: Da die Produkte­vielfalt täglich unterschiedlich ist, muss der Menuplan entsprechend kurzfristig abge­ändert werden.Im Hintergrund steht jede Menge zusätz­liches Engagement. Zum Beispiel von den Damen der Zürcher Tafel­Loge. Sie tragen dazu bei, dass der Betrieb unserer Tafel überhaupt möglich ist.Jeder und jede Einzelne sind Räder eines grossen Ganzen, auf das man stolz sein kann!

Christian IlliLeiter Zürcher Tafel

Mein Motto: Wir bewegen was!

Christian Illi freut sich täglich über die Zusam-menarbeit aller Beteiligter.

Im Hintergrund steht jede Menge zusätzliches Engagement.

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Das Jahrestreffen der Waadtländer Tafel fand heuer in der Pestalozzi Schule in Echichens nahe Morges statt. Dieser Schule liefern wir regelmässig Nahrungsmittelspenden. Chefköchin Serena Vaz offenbarte sich anlässlich unseres Treffens als Meisterin ihrer Kunst.

Die Direktion und die gesamte Schule wollten unserem Team für die geleistete Arbeit danken und uns Einblick in ihre Institution gewähren.Ein Neffe von Heinrich Pestalozzi, Pastor Sigismund Scheler, gründete die Schule in Echi­chens bereits 1827. Heute beherbergt und unterrichtet die Schule Kinder mit schweren psychischen Belastungen. Bei einem Apero mit Diaschau wurde uns die Schule und ihre Arbeit vorgestellt. Ziel des Unterrichts und der Betreuung der Kinder und Jugendlichen ist, sie wieder in die öffentliche Schule integrieren zu können.

Anerkennung für die Arbeit der Tables Vaudoises

Dankbarkeit fand hier ihren lukullischen Aus-druck: Schön für uns!

Nach dem eindrücklichen Vortrag baten uns Chefköchin Serena Vaz und ihre Mit­arbeiter zu Tisch: Sie verwöhnten uns mit köstlichen Speisen vom Buffet. Wir kom­men gerne wieder!

Hans FischerLeiter Waadtländer Tafel

Tafel-Themen: Auch tafelnd und in festlicher Atmosphäre lässt sich angeregt weiter diskutieren. An krea-tiven Ideen mangelt es unter solchen Umständen nicht und der Teamgeist wird ebenso gepflegt.

27 Kühlfahrzeugen umfasst unsere flotte Flotte! Neun Tonnen Lebensmittel – ein guter Teil davon Frischprodukte – können täglich makellos und gesetzeskonform geliefert werden, weil sich das Unternehmen Schindler Aufzüge AG der coolen Aufgabe stellt.

Die Temperatur im Laderaum eines Frischwaren­Transports darf nicht über fünf Grad Celsius steigen. So will es das Lebensmittelgesetz, das durch regelmässige Kontrollen durchgesetzt wird. Das würde uns kalt erwischen, hätten wir mit unserem Partner Schind­ler Aufzüge AG nicht die Patentlösung gefunden: Dank der Spenden des Unternehmens behalten wir auch bezüglich strenger Vorschriften kühlen Kopf und kalte Laderäume – Kühlwagen gibt es nämlich nicht ab der Stange – jedenfalls nicht zu erschwinglichen Preisen: Doch Schindler Aufzüge AG, als langjähriger Hauptpartner, macht’s möglich: Mit ihrem Sponsoring werden sinnbildlich 4 Lieferwagen isoliert und Kühlaggregate einge­baut. Ein entscheidender Beitrag im Puzzle des grossen organisatorischen Ganzen!

Beat FislerSchweizer Tafel

Damit Frisches frisch bleibt – Schindler sei Dank!

A propos flotter Flotte: Effiziente Spedition ist eine logistische Herausforderung und unsere Fahrzeuge müs­sen hohen Ansprüchen gerecht werden. Unsere drei «Oldtimer» haben wir darum nicht abgestossen: Die Kühlwagen stehen uns als «Joker­Fahrzeuge» für grössere oder unerwartete Lebensmitteltransporte zur Verfügung. Das ermöglicht auch eine wesentliche Optimierung der Logistik zwischen den Regionen. Die Fahrzeuge sind in den Regionen Bern und Zürich, sowie in der Waadt stationiert und erlauben schnelles reagieren und kurze Distanzen.

Für ganze dicke Fische: Marti Transporte

Bei grossen Mengen von Lebensmittel­spenden und kilometerintensiven Dis­tanzen durften wir auf das grosszügige soziale Engagement von Marti Trans­porte zurückgreifen. Stossen wir mit unserer logistischen Kapazität an Gren­zen, sprang in diesem Geschäftsjahr mehrfach das Transportunternehmen Marti ein: Die XXL­Trucks beförderten für die Schweizer Tafel unentgeltlich Lebensmittel vom Spender zu den ein­zelnen Tafeln. Auch an dieses Unter­nehmen geht herzlicher Dank!

Die Temperatur im Lade-raum eines Frischwaren-Transports darf nicht über fünf Grad Celsius steigen.

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Vorgesetzten Manuel Loeliger zur Koordi­nation: Was haben wir und wer bringt wie­viel wohin? Danach geht’s zum Verteilen, was natürlich die schönste Arbeit ist. Mit den Leuten der begünstigten Institutionen ist der Kontakt recht eng.

Also auch zu Begünstigten in Heimen und Tagesstätten?Ja, das gibt es durchaus. Gerade in Bern im Wohnheim Felsenau: Wir können dort zu Mittag essen. Da ergeben sich natürlich Kontakte mit den Heimbewohnern, vor­wiegend Menschen mit massiven Drogen­problemen. Das ist eindrücklich – ich denke dann immer daran, dass meine Krankheit zwar einschränkend ist, aber bei weitem nicht so schlimm wie das Elend der Junkies.

Suchen Sie den Kontakt zu den Leuten?Nein, nicht gezielt, das wäre keine gute Idee. Sie sollen uns ja nicht als Wohltäter sehen. Das wäre falsch. Aber Kontakte gibt es schon. Ein Bub zum Beispiel ist wie ich begeisterter Modellbauer und er fragt mich ab und zu um Rat. Ich freue mich jedesmal, wenn ich ihm für seine Eisenbahnanlage mit Tipps weiterhelfen kann.

Sagt Ihnen auch mal jemand danke?Jeden Tag! Auch das macht den Beruf so schön. Die allermeisten Leute sind überaus dankbar und froh.

Jürg Ott fährt seit fünf Jahren für die Schweizer Tafel Bern. Die Arbeit freut ihn immer wieder von Neuem: Der Kontakt zu den Menschen und die Über-zeugung, an etwas wirklich Gutem mit zu wirken, motiviert ihn tagtäglich:

Jürg Ott, wie kamen Sie zu Ihrem Beruf als Fahrer für die Schweizer Tafel?Das war DER grosse Glücksfall für mich. Ich wurde durch Krankheit arbeitslos und hatte die Hoffnung auf Arbeit schon fast aufge­ geben. Da las ich in der Coop­Zeitung von der Schweizer Tafel und dass Fahrer gesucht werden. Ich bewarb mich, et voilà! Ich bin seither wieder glücklich im Arbeitsleben.

Und gesund?Nein, das leider nicht. An meine Schilddrü­senkrankheit musste ich mich gewöhnen, die gehört nun einfach zu mir und meinem Leben. Es geht mir aber wesentlich besser, physisch dank medizinischer Unterstützung und psychisch dank der Arbeit.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?Eigentlich alles: Ursprünglich war ich Mau­rer, später Chauffeur und ich arbeitete im technischen Dienst einer Bank. Fahren und teilweise auch technische Dienstleis­tungen vereinen sich in meinem Job bei der Schweizer Tafel. Dazu kommt der Kontakt zu den Menschen, der mir enorm wichtig ist.

Welche Kontakte ergeben sich aus Ihrem Beruf?Morgens sind das die verantwortlichen Personen der Lebensmittelspender. Um zehn treffe ich dann die anderen Berner Chauffeure in Flamatt, oft auch meinen

Jürg Ott: Ein Fahrer mit Kopf, Herz und Hand

Jürg Ott ist ein leidenschaftlicher Modellbauer. Zum 5-jährigen Bestehen der Schweizer Tafel schenkte er der Geschäftsleitung dieses perfekte Modell. Es ziert heute das Büro in Kerzers.

Jürg Ott mit 100 % Engagement und manchmal auch mit Besen im Dienste der Schweizer Tafel.

Sie sollen uns ja nicht als Wohltäter sehen. Das wäre verkehrt.

Und andere gibt es auch?Natürlich. Gemotzt wird bekanntlich über­all. Aber Probleme gibt es da keine: Die­se Leute merken in der Regel schnell, dass dieser Schuss nach hinten los geht. Dann werden sie recht schnell freundlich und das Einvernehmen ist gut.

Kam es schon mal zu einem Konflikt?Allerdings! Jedoch nicht mit einem rüpel­haften Menschen, sondern mit einer dreis­ten Taube! Wir wollten eben mit Entladen beginnen, als das Biest plötzlich um uns flatterte und sich kurzerhand auf dem Kopf meines Kollegen niederliess. Danach flog es schnurstracks in den Laster und wollte sich am Gebäck gütlich tun!

Das klingt ja wie bei Hitchcock!Absolut ja – allerdings kein Horrorfilm, son­dern eine Komödie. Das Tier war so frech! Ich musste zu einem Besen greifen um den aufdringlichen Vogel aus dem Laderaum zu verjagen. Er flatterte auf den Laster und beäugte uns empört – wir lachen uns heute noch schief über die Episode!

Kennen Sie die Leute hinter der Organisa-tion «Schweizer Tafel»?Aber natürlich! Zu Franziska, Daniela und Beat von der Zentrale in Kerzers habe ich besten Kontakt – und natürlich zu Spiky: Im Gegensatz zu allen anderen bekommt der jedesmal seine Streicheleinheiten!

Bea Miescher, Schweizer Tafel

Die allermeisten Leute sind überaus dankbar und froh.

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Der 5. Suppentag in Zahlen:

44 Standorte 4’339 Liter Suppe CHF 131’017.05 16’982 Portionen

Impressionen vom 5. Suppentag 20. November 2008

Hanspeter und Yvonne Kurzmeyer: Wenn die beiden zusammen ihr Süppchen kochen kommt eigentlich immer etwas Gutes dabei heraus!

Prominentes Trio hinter den Töpfen: Elisabeth Zölch, alt Regierungsrätin, Hanspeter Trütsch, Bundes-hauskorrespondent und Heide Marie Glössner, Schauspielerin.

Ex-Bundesrat Samuel Schmid mit Gattin: Schon wieder beim Suppe auslöffeln – diesmal aber freudig!.

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Hanspeter und Yvonne Kurzmeyer: Wenn die beiden zusammen ihr Süppchen kochen kommt eigentlich immer etwas Gutes dabei heraus!

Ex-Bundesrat Samuel Schmid mit Gattin: Schon wieder beim Suppe auslöffeln – diesmal aber freudig!. Unermüdlich: Kabarettistin Margrit Läubli in Aktion beim eifrigen Schöpfen und charmantem Smalltalk.

Dave Dollé, Personal Trainer und ehemaliger Leichtathletik-Schweizermeis-ter, macht nicht nur im Sport Dampf!

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Esme Sarasin wurde als Tochter eines englischen Ehepaares in New York geboren. Nach Basel kam sie durch ihren Mann, den sie in New York kennenlernte. Esme Sarasin verkörpert die Charity-Frau schlechthin: Hilfsbereit, mit lebhaftem Netzwerk, Herzlichkeit und dem typisch sympathischen Understatement. Neben der Basler Tafel-Loge präsidiert sie zudem die Gala des Schweizerischen Roten Kreuzes, die alle zwei Jahre stattfindet.

Esme Sarasin wie und wann lernten Sie die Schweizer Tafel kennen?Yvonne Kurzmeyer kontaktierte mich im Jahr 2004. Sie hatte meinen Name von einem Freund von uns in Basel. Der mein­te, ich könnte eine gute Präsidentin für die Basler Tafel­Loge abgeben.

Als «Frau Sarasin» sind Sie bestimmt ei-ne umworbene Charity-Frau: Was gab den Ausschlag, dass Sie das Präsidium der Loge annahmen? Vor allem war es die Erkenntnis, dass es so viel Armut in der Schweiz gibt. Das hat mich echt erschüttert! Ebenso die Zahlen, die belegen, wie viel Lebensmittel vernich­tet werden. Für mich ist das fast ein Verbre­chen! Wissen Sie, ich wurde sehr streng er­zogen, bei uns wurde nichts weggeworfen. Die Idee der Schweizer Tafel – well, that’s just the perfect solution to both problems, isn’t it?

Was treibt Sie innerlich an?Oh, ich glaube es ist die absolute Pflicht für privilegierte Menschen, sich um jene zu kümmern, denen es nicht so gut geht. Wohlstand darf nie als Selbstverständlich­keit begriffen werden: Selbstverständlich sollte sein, dass wir der Gesellschaft etwas von unseren Privilegien zurückgeben!

«Ich wünsche mir mehr Bewusstsein für das Thema»

Esme Sarasin, Hobby-Gärtnerin und engagierte Präsidentin der Basler Tafel-Loge.

Kommen Sie jemals mit den Begünstigten der Basler Tafel in Kontakt? Ja, wenn ich mit den Chauffeuren mitfahre. Da helfe ich beim Laden und Entladen. Der Kontakt ist immer sehr eindrücklich: Viel­leicht eine einfache, kleine Sache für uns, aber für die Leute, die Hilfe bekommen, ist es viel und sie sind dankbar.

Profitieren Sie persönlich von Ihrem Ein-satz?Oh ja! Ich bin froh, dass ich ein bisschen helfen kann. Es tut meiner Seele gut!

Wohlstand darf nie als Selbstverständlichkeit begriffen werden

Wie viel Zeit budgetieren Sie monatlich für die Tafel-Loge?Das variiert stark: Eigentlich gibt es immer etwas zu tun: Kontakte knüpfen, Vorträge halten – Netzwerkpflege eben. Im Herbst geht es dann los mit dem Suppentag: Das gibt richtig Arbeit. Aber da habe ich ein phantastisches Team an meiner Seite: Vor allem meine schreibgewandte Vizepräsi­dentin Edith Zwahlen und unsere Kassie­rin Roswitha Lang machen einen brillanten Job.

Wenn Sie die berühmten 3 Wünsche der Fee offen hätten – wie würden die lauten?1. Ich wünschte mir mehr Engagement von den mittelgrossen lokalen Firmen. Da klafft noch ein soziales Loch, das Bewusstsein für das Thema. Wir könnten viel mehr bewir­ken! 2. Dass wir soweit kommen, dass es die Schweizer Tafel nicht mehr braucht: Ange­bot und Nachfrage im Gleichgewicht und keine Armut mehr in der Schweiz.3. Die Fee könnte doch einmal den Lastwa­gen fahren!

Bea MiescherSchweizer Tafel

Kurz nachgehakt

Woher kommt der Name Esme?Meine Mutter hatte eine Freundin, die so hiess. Ich bekam den Namen ihr zu Ehren.Wie kamen Sie in die Schweiz? Ich habe meinem Mann in New York kennengelernt. Wir haben zusammen in der Private Banking Abteilung von Citibank gearbeitet. Ich habe ihm vorerst nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber er war hartnäckig und gab nicht auf. Er hat mich zum Tanzabend eingeladen, und seine Fähigkeiten waren beeindruckend. Da passierte es, ich wusste: «This is the one!»Bleibt Zeit für Hobbys?Ja. Ich male Aquarelle, halte mich gerne mit Radfahren fit, gehe ins Kino und liebe meinen Garten. Was schätzen Sie an Basel besonders? Den Rhein, die Geschichte der Stadt und natürlich den fabulösen trockenen Humor der Basler!Was an der Schweiz? Die unvergleichliche Landschaft und die vorbildliche Pflege der Umwelt.Worüber können Sie sich richtig freuen oder ärgern?Immer über Menschen: Verschwendungs­ und Selbstsucht, Rücksichtslosigkeit bringen mich auf die Palme. Am meisten freue ich mich über Leute, bei denen ich nicht viel erklären muss, weil sie mich einfach verstehen – vor allem auch meinen Humor!

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Neben verschiedenen Institutionen wird die Schweizer Tafel auch von Privatpersonen unterstützt. Ein Mus-terbeispiel für Zuverlässigkeit und Grosszügigkeit ist Rösli Baumann aus Wimmis.

Rösli Baumann wurde 1926 in der Lenk im Berneroberland geboren. Sie wuchs tief verbunden mit der Natur in einer liebe­vollen und gläubigen Familie auf. Dieser Glaube hat sie durchs Leben begleitet, und heute, mit bald 83 Jahren, schaut Rösli Bau­mann voller Zuversicht und Güte auf ihr Leben und in ihre Zukunft. Jährlich spendet sie der Schweizer Tafel einen grosszügigen Betrag.

Frau Baumann, Sie spenden aber sehr freigiebig. Woher kommt diese Gross-zügigkeit?Wir Menschen sollen helfen wo wir können. Das tut uns gut! Auf jeder Spende liegt ein Segen.

Sie selbst leben einfach und bescheiden. Ich habe alles, was ich brauche. Wenn ich auf die Bank gehe und sehe, dass es sich wieder vermehrt hat, frage ich mich oft, ob der Liebe Gott einbezahlt habe! Aber Spass bei Seite: Wir leben in einem Land, in dem alle genug von allem haben sollten. Da kann fast jeder mithelfen.

Wie kamen Sie auf die Schweizer Tafel?Ich habe im Migros Magazin einen Artikel über diese Institution gelesen und wusste: Das ist es! Ich bin restlos überzeugt von der Idee, von der Institution selber und ich bin sicher, dass die Leute dahinter überaus seriös arbeiten. So ist es eine Freude, zu helfen.

Haben Sie Kontakt zu den Leuten der Schweizer Tafel.Ja, zu Frau Lehmann. Wir haben telefoni­schen Kontakt und sie hat mich auch schon besucht. Das freut mich sehr, denn ich kann seit meiner Hüftoperation keine Reisen mehr machen.

Was überzeugt Sie besonders an der Insti-tution?Zuhause hatten wir immer alles, was wir brauchten. Das ist ein Geschenk. Wenn ich Bilder von notleidenden Menschen sehe, bricht es mir das Herz. In einem Land des Überflusses ist es nicht recht, Dinge weg­zuwerfen, die andere brauchen könnten. Die Schweizer Tafel übernimmt hier eine

besonders wichtige Funktion. Auch für das Bewusstsein der Menschen.

Wir sind eine Wegwerfgesellschaft...Ja, aber das geht noch weiter: Wenn ich sehe, was die Leute alles einkaufen, denke ich oft: Das können die doch gar nicht alles aufessen! Und die vielen anderen Dinge, Küchengeräte, massenhaft Kleider: Man muss immer «in» sein, modisch. Das ist ein Zwang, der auch Leute befällt, die es sich oft gar nicht leisten können.

Etwas mehr Bescheidenheit wäre angesagt?Es geht mir nicht einmal um die Tugend der Bescheidenheit – obschon die mir auch wichtig erscheint. Aber wenn ich sehe, wie die Leute in teuren Restaurants chine­sisch essen, dann versteh ich das nicht. Ich mag lieber Geschwellte mit Käse oder ein frisches Brot mit «Anke und Gomfi». Das sind ja auch Dinge, die die Schweizer Tafel sammelt und verteilt. Das finde ich gesund

«Zuversicht kann man nicht kaufen»

und gut. Vielleicht bringt das einige Men­schen auch zum Nachdenken.

Zum Nachdenken, was sie brauchen und was nicht?Genau – und oft ist es eben nicht das, was man kaufen kann. Die Menschen brauchen Zuversicht. Die lässt sich mit allem Geld nicht kaufen.

Bea MiescherSchweizer Tafel

Rösli Baumann aus Wimmis: Spenderin aus Überzeugung.

In einem Land des Über-flusses ist es nicht recht, Dinge wegzuwerfen, die andere brauchen könnten.

Personen & PointenKennen Sie besondere Menschen und Geschichten in Zusammenhang mit der Schweizer Tafel?Wir berichten gerne darüber!Senden Sie uns eine E­Mail oder rufen Sie uns an:

Daniela Rondelli StromstedSchweizer TafelMurtenstrasse 243210 KerzersTel. 0848 848 033Fax 031 750 00 21info@schweizer­tafeln.ch

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Am 26. Dezember 1999 wütete der Jahrhundertsturm Lothar durch die Schweiz. Es war der Tag, an dem Andreas und Irene Mühlemann in einer wahrhaft stürmischen «Züglete» auf den Hof «im Holz» zogen: Zurück zu den Wurzeln.

Seit über 40 Jahren wird auf dem Hof «im Holz» in Fräschels Bio­Gemüse angebaut. Es waren die Liebe zur Natur und die fa­miliäre Tradition, die Andreas und Irene Mühlemann dazu bewog, in die Fussstap­fen ihrer Eltern und Grosseltern zu treten. Offenbar «eichte» Lothar das Paar: Auch in stürmischen wirtschaftlichen Zeiten führen die beiden das Unternehmen mit sicherer Hand und unbändigem Fleiss.

Zwischen Tradition und Klimawandel

Globalisierung bringt Lust und Frust: Kostengünstige Arbeitskräfte hüben und Konkurrenzdruck drüben kennzeichnen die Globalisierung. Gegenwärtig arbeiten sechs Portugiesen und drei Polinnen mit insgesamt 600 Stellenprozenten in der Pro­duktion. Mit Kalkül und dem Spagat zwi­schen Innovation und Tradition bleiben die Mühlemanns konkurrenzfähig. Zucchetti, Kürbis, Rucola, Nüssler, Paprika und Sa­late lassen sich gewinnbringend anbauen. Artischocken, Brüsseler und Minigurken hingegen mussten aus dem Sortiment ge­nommen werden. Ein erfolgreiches Revival feiern Pastinaken (siehe Bild unten) und Wurzelpetersilie.

Regelmässiger Spender von hochwertigem Bio-Gemüse

Andreas Mühlemann und seine Frau Irene führen den Familienbetrieb mit hochwertigem Bio Gemüse in dritter Generation erfolgreich im internationalen Markt.

Die Medien haben das Nitratproblem hochgeschaukelt – die Schweiz steht komfortabel da.

Neben solch kalkulierbaren Risiken wirkt sich der Klimawandel dramatischer aus: «Grossverteiler verlangen immer Top­Qualität, ungeachtet einer Hitzeperiode, tagelanger Regenfälle oder gar eines Hagel­

wetters. Sonst weichen sie auf andere, aus­ländische Lieferanten aus.» Zu kleine Salat­köpfe, wetterbedingte Verschiebungen der Ernte und Ähnliches lassen den Gemüse­bauern plötzlich auf den Produkten sitzen. «Wenn wir in diesen Fällen der Schweizer Tafel liefern können, ist das in doppelter Hinsicht erfreulich: Wir tun Gutes und wis­sen, dass die Ware und somit unsere Arbeit sehr geschätzt wird, zudem müssen wir die hochwertigen Produkte nicht häckseln und unterpflügen. Besser geht’s doch gar nicht!»

Standort Schweiz als gesunde Sache

Gemüse geniesst einen ausgezeichneten Ruf als Gesundmacher. Aber nicht alle nut­zen diesen Vorteil: Konsumenten werden durch Skandalmeldungen aus anderen Ländern verunsichert. Schwindelnd hohe

Pestizidwerte, abgründige Arbeitsverhält­nisse in Südspanien oder allgemeine Um­weltverschmutzung – da greifen viele Kon­sumenten auf die zuverlässigen Schweizer Produkte zurück. Was den zu hohen Nitrat­

Gehalt zum Beispiel bei Salaten anbelangt, winkt Andreas Mühlemann ab. «Die Medien haben das Nitrat­Problem hochgeschaukelt.» Zudem sieht er seinen Auftrag bei weitem nicht nur in der Quali­tät seiner Produkte. «Priorität hat auch die Gesunderhaltung unserer Ressourcen, das heisst der Böden und der Umwelt. Unser Planet ist ein Geschenk für unser Dasein.» Aber auch er muss Kompromisse eingehen: «Wir können aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr mit dem Pferd die Äcker bestel­len, auch wir sind auf den Dieseltraktor an­gewiesen.» Die Schonung der Böden und die Verant­wortung gegenüber den kommenden Ge­nerationen steht bei Mühlemanns an erster Stelle.

Bea MiescherSchweizer Tafel

Geheimtipp Pastinaken

Zwei Insider­Tipps von Andreas & Irene Mühlemann

1. Geniessen sie Gemüse immer mög­lichst frisch: Die Aromenvielfalt kommt am besten zur Geltung.

2. Wagen Sie sich mal an Pastinaken: Das Wurzelgemüse schätzten schon die alten Ägypter. Es lässt sich vielfältig zuberei­ten: als Beilagegemüse oder ganz köst­lich mit Kartoffelstock gemischt.

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Wir danken unseren Hauptpartnern für die langjährige und grosszügige finanzielle Unterstützung ganz herzlich!

ERNST GÖHNER STIFTUNGZUG

Zu unseren Grossspendern dürfen wir seit 3 Jahren die Ernst Göhner Stiftung aus Zug zählen. Die Institution wird entsprechend der Persönlichkeit ihres Gründers Ernst Göhner mit Zurückhaltung und ohne Publicity geführt.

Ernst Göhner Stiftung Zug:Soziale Verantwortung und Gemein-nützigkeit

Ernst Göhner gehört zur Gruppe der Schweizer Wirtschaftspioniere des 20. Jahr­ hunderts. Er war initiativ, weitsichtig und verantwortungsbewusst; ein Mann, der die schweizer Wirtschaft mitprägte und Höhe­punkte und Krisen des letzten Jahrhunderts miterlebte. Ernst Göhner war mit dem Migrosgründer Gottfried Duttweiler be­freundet, dessen Grundwert des «sozialen Kapitals» er unterstützte.

Die StiftungErnst Göhner starb 1971 ohne direkte Nach­kommen. Die letzten Monate seines Lebens widmete er der endgültigen Formgebung der Stiftung. Bis heute versteht sie ihr ge­meinnütziges Engagement als klassisches Mäzenatentum. Wir danken dem Stiftungs­rat und unserer Ansprechpartnerin Dr. Suzanne Schenk für die grosszügige Unter­stützung der Schweizer Tafel.

Aufruf an engagierte Damen

Der Verein Schweizer Tafel Fundraising sichert die Deckung der Betriebskosten, indem er Mitglieder­ und Gönnerbei­träge für die regionalen Tafeln sammelt und durch diverse Fundraising­Aktion­en für Nachhaltigkeit sorgt. Gesucht werden engagierte Damen, welche als Mitglied oder Gönnerinnen das Projekt Schweizer Tafel finanziell längerfristig unterstützen wollen oder Zeit haben, ehrenamtlich für die Tafel aktiv zu wer­den. Helfen Sie uns: Zum Beispiel mit aktiver Aufbauarbeit in den elf Regionen der Schweizer Tafel. Wenn Sie nur wenig Zeit zur Verfügung haben und die Idee der Schweizer Tafel trotzdem fördern wollen, freuen wir uns über Ihre Mit­gliedschaft. Auch damit unterstützen Sie uns.

Haben Sie noch Fragen oder haben Sie sich bereits für eine Teilnahme ent­schieden? Zögern Sie nicht. Senden Sie uns eine Mitteilung an info@schweizer­tafeln.ch oder rufen Sie uns an unter 031 750 00 20.

«Die Schweizer Tafel leistet mit ihrer Arbeit einen sozialen Beitrag und trägt so nicht nur zur Anerkennung der exis­tierenden Armut in unserem reichen Land bei, sondern stärkt auch die Idee, dass jeder einen Beitrag zur Linderung leisten kann.»

Dr. Suzanne SchenkBereich Soziales, Umwelt, Bildung und Wissenschaft

Bis heute versteht die Ernst Göhner Stiftung ihr gemeinnütziges Engagement als klassisches Mäzenatentum.

News aus KerzersManuel Loeliger, Leiter der Berner Tafel, hat seine Stabstellenfunktionen an Beat Fisler übergeben und widmet sich wieder vermehrt den Tafel­Arbeiten Bern.

Beat Fisler hat im Januar 2009 seine Tätig­keit als stellvertretender Geschäftsleiter der Schweizer Tafel aufgenommen. Er arbeitet am Hauptsitz, in den neuen Räumlichkeiten in Kerzers, mit einem 60 Prozent Pensum im Jobsharing mit Geschäftsleiterin Daniela Rondelli Stromsted zusammen.

Fred Huber zog sich aus der Geschäftslei­tung zurück: Er betreute seit September 2004 die Finanzen der Stiftung mit Umsicht und wird unserer Organisation als Stiftungs­rat weiterhin ehrenamtlich zur Verfügung stehen.

Stiftungsratspräsidentin Yvonne Kurzmeyer wird sich wie im vergangenen Jahr wieder mit rund 20 Stellenprozenten ehrenamtlich vor­wiegend dem Bereich Fundraising widmen.

Daniela Rondelli StromstedGeschäftsleiterin Schweizer Tafel

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Impressum

Herausgeber:Schweizer TafelMurtenstrasse 243210 KerzersTel. 0848 848 033info@schweizer­tafeln.chwww.schweizer­tafeln.ch

Spendenkonto:Credit Suisse ZürichKonto: 332362­31­2 Clg 4835PK 80­500­4IBAN CH63 0483 5033 2362 3100 2

Gestaltung (benevol): Nicolas Kern, KernWerk, Zürich

Lektorat/Redaktion:Bea Miescher, typetools gmbh, Olten

Auflage: Deutsch 4000/06.09

Golf Charity Event 2008

Team in Kerzers: Beat Fisler, Yvonne Kurzmeyer, Franziska Lehmann, Spiky und Daniela Rondelli Stromsted

The International Golfing Fellowhip of Rotarians (IGFR) mit Sitz in Nyon führt jährlich ihre «Schweizer Golf Meister­schaft» durch. Die Teilnahmegebühren und weitere Spenden werden jeweils ei­ner sozialen Einrichtung zugesprochen. Für 2008 wurde unsere Stiftung ausge­wählt. Unter dem Szepter von Rotarier Oscar Kneubühler spielten am 22. Au­gust 119 Golferinnen und Golfer um die Preise in den verschiedenen Kategorien. Unter den Mitspielern konnte man auch alt Bundesrat und Rotarier Adolf Ogi er­kennen. Die Preisverteilung wurde durch Gaston Barras, Präsident von IGFR Inter­national, begleitet. Die Resultate waren ansprechend – der Erfolg für uns schlicht umwerfend! Ein herzliches Dankeschön allen Beteiligten!Gaston Barras, Präsident IGFR übergibt den Check an Yvonne Kurzmeyer.

Gaston Barras, Präsident IGFR und Daniela Rondelli Stromsted.

Die Sieger.