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bulletin Eigenheim Häusle bauen war noch nie so günstig wie heute Pharmabranche Fettleibigkeit lässt die Kassen klingeln Lust und Laster Süsser Schokoladenwahn Das Magazin der Credit Suisse | www.credit-suisse.com/bulletin | Nr. 2 | April/Mai 2003 Flüsse

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bulletinEigenheimHäusle bauen war noch nie so günstig wie heutePharmabranche Fettleibigkeit lässt die Kassen klingelnLust und LasterSüsser Schokoladenwahn

Das Magazin der Credit Suisse | www.credit-suisse.com/bulletin | Nr. 2 | April/Mai 2003

Flüsse

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Credit Suisse Bulletin 2-03 3

EDITORIAL / INHALT

Schwerpunkt: Flüsse08 Natur Freier Lauf für Schweizer Flüsse12 Verkehr Nach dem Stau ist vor dem Stau16 Gesellschaft Datenflut führt zu Informationsdürre20 Lebenskraft Energiestaus machen krank22 Geld Hawala – wo der Handschlag Geld wert ist26 Expedition Glarner Zimmermann entdeckt Nigerquelle

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Gut unterwegs nach Rotterdam

Köln liegt am Rhein. Der Rhein ist einmächtiger Fluss. Seine Quellen entspringenhoch oben in den Schweizer Alpen. Hun-derte von Rinnsalen, Bächen und grösserenZuflüssen lassen ihn auf seinem Weg quer durch Europa, vorbei an Köln, zu einem mächtigen Strom anschwellen, derschliesslich bei Rotterdam ins Meer mündet. Flüsse sind das Schwerpunkt-thema dieses Bulletin. Das hat – einmal abgesehen von Geldflüssen – eigentlichnichts mit dem Finanzkonzern Credit Suissezu tun. Trotzdem widmet sich das Bulletinauf mehr als 20 Seiten Flüssen aller Art.Warum? Das Bulletin will mehr sein als einSprachrohr des Konzerns. Es hüllt seineKernkompetenzen – Wirtschafts- undBankenthemen – in einen unterhaltsamenMantel, dessen Geschichten über dieKonzerngrenzen hinaus interessieren. Überallem steht der journalistische Anspruch, die Texte mit einer allgemein verständlichenSprache einem breiten Publikum zugänglichzu machen. Unsere Leser schätzen das. Eine kürzlich durchgeführte repräsentative Befragung zeigt: Mehr als 70 Prozent sehen

im Bulletin eine gelungene Mischung ausBankpublikation und eigenständigem Magazin. Dieses Konzept hat auch die Jurydes internationalen Wettbewerbs «Best ofCorporate Publishing 2003» in Köln überzeugt. Sie hat das Bulletin der Credit Suisse unter 326 Kundenmagazinen in der Kategorie «Geld und Beratung» mit derSilbermedaille ausgezeichnet. Die Ehre dieses Erfolgs gebührt nicht einer oder einzelnen Personen. Wie der Rhein ist dasBulletin das Ergebnis vieler Einzel-leistungen. Erst die Summe aller Beiträgebringt das Ganze zum Fliessen. An derQuelle braucht es zudem einen Konzern,der sich der 109-jährigen Geschichte undder journalistischen Offenheit des Bulletinverpflichtet fühlt. Das Bulletin-Team siehtsich mit dieser Auszeichnung in seinem Bestreben bestätigt, das Heft inhaltlich wiegrafisch immer wieder von neuem zu hinterfragen. Nur deshalb durften wir weitden Rhein hinunterreisen, um mit einemPreis geehrt zu werden – auch wenn Kölnnoch nicht Rotterdam ist.Daniel Huber, Chefredaktor Bulletin

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Lust und Laster64 Schokolade Der Siegeszug der zartschmelzenden Trösterin

Sponsoring68 Stargeiger Maxim Vengerov pfeift auf Verbote70 Wasserspass Kühnes Theater im Baggersee71 Agenda Kultur und Sport im Überblick71 Kultur in Kürze Leise Lauten, flache Berge, Buster Keaton

Leaders72 Beatocello Schweizer des Jahres 2002 bleibt unbeirrbar

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INHALT

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Aktuell31 Kurz und bündig Swissmill gewinnt Unternehmens-Oscar32 Medaille Das Bulletin erhält einen Platz auf dem Podest33 Forum Gehört die Formel 1 ins letzte Jahrhundert?33 @propos Textverarbeitungsprogramm hasst Browser34 Corporate & Retail Banking Der neue Chef ist zuversichtlich35 Vorsorge Lebensversicherung schützt Anlagefonds36 Eigenheim Vier eigene Wände zum Spartarif37 Nach-Lese Buchtipps für Wirtschaftsleute38 Investieren Quadratur der Renditen – Gewinne trotz Verlusten39 Neu im emagazine Gewinnen Sie ein PowerBook G4!

Wealth ManagementStrategy

41 Finanzeditorial Schuldenberge werfen lange Schatten42 Prognosen Die Aussichten für die nächsten zwölf Monate43 Konjunktur Im Krebsgang kanns nicht aufwärts gehen

44 Aktien Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer46 Obligationen Ernüchterung hält Optimismus in Schach47 Währungen Der Dollar verliert seinen Spielraum48 Alternative Anlagen Sich regen bringt Segen49 Anlagetipp Die positive Rendite ist das Mass aller Dinge

Topics50 Vorsorge Langfristige Perspektiven sind gefragt54 Informatik Wer jetzt nicht rastet, ist gut gerüstet56 Pensionskassen Schwarze Aussichten wegen roter Zahlen60 Pharma Mit Speck macht man Mäuse

3 www.credit-suisse.com/bulletin Ihr Link zu unserem Know-how

Spätestens jetzt würden unsereNur einen Moment nicht aufgepasst, schon folgt die Strafe auf dem Fuss. Und was zu Hause gilt, trifft erst recht

auf den Strassenverkehr zu: Unachtsamkeit ist eine häufige Unfallursache. Deshalb erforschen wir Autos,

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Die Natur machts vor: Durch das unberührte Aegeriried bei Rothenturm – das grösste Hochmoor der Schweiz – sucht sich der Biber-Bach mit seinem

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Wasser-Flussprächtigen Mäander gemächlich seinen Weg.

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Am natürlichen Fluss ist alles in steterBewegung: Das Wasser nagt an den Ufernund trägt Sediment und Steine fort. Bäume werden unterspült und fallen ins Wasser, abgebrochene Äste werden zu Holzhaufengetürmt. Bei Hochwasser tritt der Fluss überdie Ufer und überschwemmt das Umland.Sümpfe und Auenwälder säumen das Fluss-ufer. Gelegentlich ändert der Fluss auch seinen Lauf und lässt Altarme und trockeneKiesflächen entstehen. Naturbelassene Fluss-landschaften bilden dadurch einen abwechs-lungsreichen Lebensraum, an den sich einereiche Tier- und Pflanzengemeinschaft an-gepasst hat.

Der Mensch korrigiert

In den letzten 200 Jahren geriet dieser Le-bensraum allerdings immer stärker unterDruck: Fast alle Flüsse der Schweiz wurdenverbaut, zwischen Dämme gezwängt undvom Umland abgeschnitten. Das Umlandwurde zudem trockengelegt und für dieLandwirtschaft, den Bau von Verkehrs-wegen, Industrie und Siedlungen genutzt. Inden Bergregionen hat man grosse Speicher-

kraftwerke gebaut, um die Wasserkraft alserneuerbare Energiequelle zu nutzen. Da-durch konnten zahlreiche, auch abgelegeneGebiete an der wirtschaftlichen Entwicklungteilhaben. Den Preis dafür zahlte die Natur.Der Lebensraum Aue ist in den letzten 200

Jahren um etwa 90 Prozent geschrumpft –was wiederum auch für uns Menschen direkte negative Folgen hatte. So verkamenvielseitige Flusslandschaften zu monotonenEinöden. Zudem boten die technischen Fluss-verbauungen keinen zuverlässigen Schutzvor Hochwasser. Auch der Wasserhaushaltwurde durch die Eingriffe gestört.

Jetzt hat ein Umdenken stattgefunden.Verschiedene Schweizer Elektrizitätswerkebieten seit einigen Jahren Ökostrom an.Strom aus Wasserkraftwerken darf sichdann Ökostrom nennen, wenn diese dasGewässerökosystem schonen. Zum Beispielmit Fischtreppen oder naturnaher Uferge-staltung. Auch sonst wird aber an Flüssen«zurückgebaut». Nebst Umweltorganisa-tionen setzen sich auch Bund, Kantone undGemeinden für die Bedürfnisse der Naturein. Die Vision des Bundesamts für Wasser

und Geologie (BWG) lautet zum Beispiel:«Die neu gestalteten Fliessgewässerräumemit Ufervegetation bremsen den Abfluss underfreuen – als Lebensraum für Flora undFauna – das Auge des Betrachters.» Man willdie verbauten Flüsse revitalisieren. Darunterversteht man das Wiederherstellen einer naturnahen Flusslandschaft, in der sich dasÖkosystem im Lauf der Zeit erholen kann.Dazu brauchen unsere Flüsse vor allem eines: mehr Raum.

Das Comeback der Aue

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigtein Beispiel im Unterengadin. Das kleineDorf Strada hatte bis vor kurzem zwei grosseProbleme: Erstens rollte der ganze Transit-verkehr über die schmale Dorfstrasse – sehrzum Unmut der Anwohner. Unabhängig vonder Laster-Lawine war auch die Auenland-schaft Ischla San Niclà-Strada in ihrer Funktion stark beeinträchtigt, immerhin eineLandschaft von nationaler Bedeutung.

« Ischla» heisst Insel. Doch eine Insel war die Auenlandschaft schon lange nichtmehr. Seit den Sechzigerjahren schränkten

Gebt den Flüssen ihren freien Lauf!Über 200 Jahre lang wurden die Flusslandschaften in der Schweiz verbaut und zwischen Dämme gezwängt.Jetzt erhalten die Flüsse an einigen Stellen endlich wieder mehr Raum. Dies nützt nicht nur der Natur, auch die Menschen gewinnen dazu. Markus Hostmann, Buchautor

Wasser-Fluss

Die Ischla, die lange ihrem Namen – zu Deutsch Insel – keine Ehre mehr machte,wird wieder beidseitig vom Inn umspült.

Die neue, durch die Auenlandschaft führende Umfahrungsstrasse von Strada durfte nur gebaut werden, wenn dafür die stark beeinträchtigte, 31 Hektaren grosseAuenlandschaft revitalisiert wird.

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FLÜSSE

verschiedene Nutzungen die Aue immermehr ein. Ein Kieswerk entnahm Geschiebe.Uferverbauungen zwangen den Inn in einKorsett. Ufernahe Flächen wurden landwirt-schaftlich genutzt. Zudem floss seit Inbe-triebnahme der Kraftwerksstufe Pradella nur noch Restwasser bis zur Landesgrenze.Der vielarmige Inn mit seinen dynamischenInseln verkam zum traurigen, eingeengtenRinnsal, und weil der Geschiebenachschubfehlte, senkte sich der Fluss zudem immertiefer ab.

Zur Entlastung des Dorfs Strada sollteschliesslich auch noch eine Umfahrungs-strasse gebaut werden, die ein Zehntel der31 Hektaren grossen Aue beanspruchte. Miteiner Sonderbewilligung für den Strassen-bau wurde der Kanton aber verpflichtet, die stark beeinträchtigte Auenlandschaft zurevitalisieren. Mittlerweile ist der Dorfkernvom Durchgangsverkehr befreit und die Auenlandschaft wurde ökologisch aufge-wertet. Wegen des langjährigen Kiesabbausund des dadurch mangelnden Geschiebes musste das Flussbett angehoben werden.Das Umland hingegen senkte man auf dasNiveau der neuen Flusssohle ab, um so demInn wieder mehr Raum zu geben.

Bereits mit dem ersten grösseren Hoch-wasser nutzte der wiederbelebte Inn seineneuen Freiheiten. Wie einst liess er Ufer erodieren und Kiesinseln entstehen. Heutekann er sich im Bereich der Auenlandschaftauf einer Breite von mehr als 200 Meternentfalten. Erinnerungen an den Zustand vorrund 60 Jahren werden da wach. Trotzdemist das keine Nostalgie, sondern ein Um-denken im Wasserbau: «Statt vergeblich zuversuchen, uns die Gewässer untertan zumachen, sie in eine Bahn zu zwängen und

uns dann in falscher Sicherheit zu wiegen,lassen wir ihnen heute genügend Raum. Das nützt den Tieren, den Pflanzen und denMenschen», findet auch der oberste Wasser-bauer der Schweiz, Bundesrat Moritz Leu-enberger.

Flüsse werden zu Kinderstuben

In einer ersten Erfolgskontrolle konnte diekantonale Fischereiaufsicht im Spätherbst2000 im revitalisierten Abschnitt bei Strada«deutlich mehr Laichgruben von Bachforellenals in den übrigen Abschnitten» feststellen.Verantwortlich dafür ist vor allem das weit-aus grössere Angebot an lockeren und gutdurchströmten Kiesflächen. Sie dienen derBachforelle als frühe Kinderstube.In den Uferzonen tauchen nun auch wiedervermehrt Kleinfische wie die Elritze auf.Zurückgezogen in die Flachwasserzonen anden Ufern der Ischla, hat sich sogar der Flussuferläufer angesiedelt, von dem in derSchweiz derzeit nur noch knapp 100 Paarebrüten. Ferner nützen auch Erdkröten undGrasfrösche die Teiche als Laichgewässer.

Ischla San Niclà-Strada macht also Lustauf mehr. Auf mehr Revitalisierung. Letztlichprofitieren ja auch Menschen von diesemUmdenken. Zum Beispiel an der Birs im Baselland, wo der verrammelte Fluss inEtappen befreit wird. Sehr zur Freude derBevölkerung, wie eine Umfrage belegt: Dreivon vier befragten Personen geben der«neuen» Birs gute Noten. Sie schätzen diewiederbelebten Abschnitte als Abenteuer-spielplätze und Naherholungsraum. Urs Zel-ler, Motor der Revitalisierung der Basler Birs,gibt die Devise vor: «Wir müssen vorwärtsmachen mit dieser schönen und befriedi-genden Aufgabe.» ❙Fo

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Fünf gute Gründe für Flussbefreiung

Mehr Natur | Natürliche Flusslandschaften mitihren Auen gehören zu den artenreichstenLebensräumen der Schweiz. Gerade dieseLebensräume sind jedoch stark bedroht. DieFlussnatur ist sowohl auf seichtes wie auchauf tiefes Wasser angewiesen, auf Totholz,Kiesbänke und Uferanrisse. Hochwassersorgt für stete Erneuerung. Nur so können dieauentypischen Pflanzen und Tiere in Zukunftüberleben.

Mehr Sicherheit | Naturnahe breite Flüsse mitintakten Auengebieten wissen am besten mitHochwasser umzugehen: Wenn das Wasserüber die Ufer tritt, bremst die Vegetation dieFliessgeschwindigkeit. Die Aue nimmt Wasserauf und gibt es erst verzögert wieder ab.

Sauberes Wasser | Je abwechslungsreicherein naturnahes Fliessgewässer ist, desto besser kann es organische Schadstoffe ab-bauen und sich auf diese Weise selbst reinigen.

Mehr Naherholung | Naturnahe Flüsse sindOasen für alle. Zum Spazieren und Rad-fahren, Baden und Plantschen, Fischen undBeobachten, Geniessen und Auftanken. Das Buch «Befreite Wasser» führt in etlichedieser Flussparadiese, zu Fuss, per Bikeoder Inline-Skates.

Geringere Kosten | Technische Lösungen fürden Hochwasserschutz sind teuer und benötigen regelmässigen Unterhalt. Viele derKosten lassen sich einsparen, wenn der Fluss mehr Raum erhält und auf natürlicheWeise sein Flussbett gestalten kann.

Das Buch zum Thema Befreite Wasser – Entdeckungsreisen in revitalisierte Flusslandschaften der Schweiz, M. Hostmann, A. Knutti, Rotpunktverlag, WWF Schweiz, ISBN-Nr. 3-85869-243-3, Fr. 32.–, www.befreitewasser.ch

Einst durch Uferverbauungen zu einemkläglichen Rinnsal verkommen, kann sich der Inn heute über eine weite Aue ausbreiten.

Wo einst ein lärmiges Kieswerk das Geschiebeaus dem Flussbett abbaute, laichen heutewieder Bachforellen und Kleinfische. Bereitswurden auch wieder seltene Vogelarten wie der Flussuferläufer gesichtet.

FLÜSSE

Viele Strassen lassen sich beim besten Willen nicht weiter ausbauen. Während sie den Alltagsverkehr problemlos aufnehmen können, werden sie an Stau

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Verkehrs-Flusstagen unweigerlich zum Nadelöhr.

Die Staustunden nehmen jährlich zu1980 kamen in der Schweiz 352 Autos auf 1000 Einwohner. Im Jahr 2001 waren es 504. Im gleichen Zeitraum stieg die täglich zurückgelegte Distanz von unter 30 auf rund 40 Kilometer. Da erstaunt die Zunahme der Staus in Zahl und Länge nur wenig. Quelle: Bundesamt für Strassen (ASTRA)

Kein Unfall, keine Baustelle, kein Ferien-verkehr. Trotzdem geht plötzlich gar nichtsmehr. Es wird gestanden und die Minutenschleichen dahin wie Stunden. Das Phäno-men ist alltäglich – ebenso wie das Rätsel-raten in den Autos, wenn sich der Stau über-raschend in nichts auflöst. Dabei ist dieErklärung simpel. Patrick Jorand, Leiter desInformationsservice des Touring Club derSchweiz: «Stellen Sie sich eine volle Auto-bahn vor. So wie sie vielerorts zur Rushhouraussieht. Der Verkehr fliesst zwar noch, dochdie meisten Lenker halten nur den aller-nötigsten Abstand zum Vordermann. Bremster, bremst man selber auch – allerdingszeitverzögert und etwas stärker. Schliess-lich muss man den ‹Bremsvorsprung› des Vordermannes ausgleichen. Der eigene Hintermann macht das Gleiche. Nur muss erjetzt noch stärker bremsen. Und so geht esweiter und weiter, bis die ganze Kolonne miteiniger Entfernung von ihrem Ausgangsortschliesslich zum Stehen kommt.»

Dieser klassische Stau baut sich übrigensnicht durch Trödler und Schleicher auf. Rund20 Autos pro Kilometer und pro Spur kanneine Autobahn fassen. Alle 50 Meter rollt also ein Fahrzeug. Bei einer Geschwindigkeitvon 120 km/h ist der Sicherheitsabstand damit bereits leicht unterschritten. Das hin-dert allerdings kaum jemanden daran, im Feierabendverkehr dichter aufzuschliessen,als es vernünftig wäre. In 10 oder 15 MeterAbstand bewegen sich die Fahrzeuge dann.Dadurch verlangsamt sich erst der Verkehrs-fluss, und wenn dann noch dichter aufge-schlossen wird, kommt es zum Stillstand.

Hochleistungscomputer spielen Stau

Zunächst wird dieser Stau immer länger.Verkehrsexperten haben ermittelt, dass derDurchschnittsfahrer mit einem Abstand vonzwei Sekunden aus einer Kolonne losfährt.Selbst wenn sich alle Autofahrer sklavisch anden empfohlenen Sicherheitsabstand von1,8 Sekunden halten, ergibt sich dadurch

immer noch ein grösserer Zu- als Abfluss.Mit anderen Worten: Vorne fahren wenigerAutos hinaus, als hinten in den Stau hinein-rollen. «Schön und gut. Aber diese Erkennt-nisse sind nutzlos, wenn sie lediglich ver-schiedene Verkehrszustände beschreiben.Was wir brauchen, ist eine praktische undeinfache Methode, um Staus vorhersagenzu können», sagt Patrick Jorand vom TCS.

Tatsächlich wird das Phänomen Stau imMoment fieberhaft erforscht. Erfolgverspre-chend sehen dabei die Ergebnisse einerGruppe von Physikern in Duisburg aus. Siestützen ihre Arbeit auf ein in Physikerkreisenbeliebtes Modell: das des zellulären Auto-maten. Autobahnen werden dabei in relativkleine Zellen unterteilt, ähnlich wie Spiel-felder auf einem Eile-mit-Weile-Brett. DieAutos entsprechen den Spielfiguren. Dank einer Reihe einfacher Gesetze spiegelt ihrVerhalten auf dem virtuellen Spielbrett dieRealität wider. Die Forschergruppe füttert einen Hochleistungscomputer mit den

Dem Stau auf der SpurStau – der Zusammenbruch des Verkehrsflusses ist alltägliche Monotonie. Trotzdem glauben vieleAutofahrer immer noch an den Traum freier Strassen. Modernste Technik und findige Physiker sollen ihn möglich machen. Doch Experten runzeln die Stirn. Marcus Balogh, Redaktion Bulletin

Verkehrs-Fluss

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Verkehrsüberlastung Unfälle Baustellen Andere UrsachenStauursachen:

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Regeln, der Anzahl Spielfelder und der gewünschten Anzahl Spielfiguren – sprichAutos. Weil der Computer mehrere MillionenFahrzeuge simulieren kann und die Regelnmathematisch nicht besonders anspruchs-voll sind, sollen sich Verkehrssituationen fürdie nächsten 15 bis 30 Minuten berechnenlassen. Umfahrungsmöglichkeiten oder Stau-hinweise liessen sich dadurch bereits vorEntstehen des Staus weitergeben.

Die Schweiz bleibt ein Sonderfall

Natürlich drängt sich die Frage auf, ob sichdie Resultate der deutschen Stauforscherauch auf die Schweiz übertragen lassen. DieAntwort fällt sehr helvetisch aus: Jein! Sogreifen die deutschen Physiker zum Beispielauf Messungen von Induktionsschleifen imFahrbahnboden und auf Kameras, die amStrassenrand stehen, zurück – was in derSchweiz nicht so einfach möglich ist. PatrickJorand: «Auch bei uns gibt es mit Kamerasund Induktionsschleifen bestückte Auto-bahnabschnitte. Diese Kameras für unsereZwecke einzusetzen, ist allerdings delikat.Sind die Nummernschilder der Autos auf denKamerabildern lesbar, müssen wir uns zumBeispiel mit Fragen nach dem Persönlich-keitsschutz auseinander setzen.»

Überhaupt, fügt Jorand an, seien diedeutschen Verhältnisse nicht in allen Be-langen auf die Schweiz übertragbar. «DieSchweiz ist zehn Mal kleiner als Deutsch-land. Das gilt nicht nur fürs Strassennetz.Auch unsere Budgets lassen sich nichtvergleichen. Dazu kommt, dass sich vieleStaus in der Schweiz einfacher vorhersagen

lassen.Viele der Staumeldungen betreffen jaTag für Tag dieselben Strassenabschnitte.Die Erklärung dafür ist übrigens einfach zufinden: Es sind mehr Autos unterwegs, alsauf den Strassen Platz haben.»

Während die deutschen Forscher also anTheorien und Gesetzmässigkeiten arbeiten,ist der TCS tagtäglich mit den praktischenBelangen des Verkehrsflusses konfrontiert.Die Verkehrszentrale in Genf nimmt zum Beispiel jeden Tag rund 100 Staumeldungenentgegen. Bei Schneefall sind es gar bis zu600. Rund die Hälfte stammen von der Polizei, der Rest von Autofahrern. Ein Teilgehört zu den so genannten Roadwatchers –einem Heer freiwilliger Staumelder aus demrund 1,4 Millionen Personen umfassendenMitgliederbestand des TCS. «Auf diese Stau-melder können wir uns verlassen. Anders istdies bei Anrufen unbekannter Strassenteil-nehmer. Bevor ihre Meldungen weitergehen,prüfen wir sie nach – schliesslich dürfen wirnicht Opfer eines Streiches werden.»

Neue Technologien schaffen Abhilfe

Glaubt Jorand, dass sich am Staufrust etwasändern lässt? «Ja und nein. Es lassen sichnicht alle Staus umfahren oder verhindern.So raten wir zum Beispiel unseren Mitglie-dern vor Ostern oder vor den Sommerferien,ein paar Stunden später als alle andere auf-zubrechen. Natürlich hört nur ein Teil aufuns. Und das ist auch gut so. Denn würdenalle später aufbrechen, käme auch derVerkehrszusammenbruch einfach nur späterzustande. Vermeiden lässt er sich aber nicht.Dafür sind zu viele Autos unterwegs.»

Trotz dieser helvetisch vertrackten Aus-gangslage arbeitet der TCS an der Auswei-tung seiner Dienstleistungen. Der Personal-bestand der Verkehrszentrale wird im Verlaufdes Jahres deshalb von sieben auf elf Personen aufgestockt. Die Verkehrsnach-richten sollen neu auch über die Lokalradiosausgestrahlt werden, ein SMS-Dienst wirdeingerichtet und – darauf sind Patrick Jorandund sein Team besonders stolz – in wenigen Wochen steht ein so genannter Voice-Push-Service zur Verfügung. Dann werden dieaktuellen Verkehrsmeldungen in der TCS-Verkehrszentrale in einen Computer einge-tippt, der wandelt die Buchstaben in einengesprochenen Text um, ruft den Abonnentenan und liest die Meldung vor. Dabei lassensich die Region, die Wochentage und dieTageszeit festlegen, an denen die Abonnen-ten per Anruf informiert werden wollen.

Aber auch wenn der TCS in Zukunft vermehrt auf Technik setzt, und er doch nochZugriff auf die vorhandenen Induktions-schleifen und Kameras hat, selbst wenn alle Autos mit Navigationssystemen aus-gerüstet sind und die Staumeldungen auto-matisch für die Berechnung einer neuenRoute benutzen, lässt sich an einem Faktornichts ändern: der Kapazität des Strassen-systems. Patrick Jorand dazu: «Wir müssenuns wohl damit abfinden, dass der Stau einBestandteil des automobilen Alltags ist. Eswäre ja auch äusserst schwierig, das ge-samte Strassennetz so auszubauen, dass niemehr Staus entstehen. Eigentlich kann mandeshalb sagen: Nach dem Stau ist immerauch vor dem Stau.» ❙Fo

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Was ist wichtig, was ist wahr, was ist richtig und was ist falsch – wie lange dauert es wohl, bis das gesamte Wissen der Menschheit zu einem babylonischen

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Informationswirrwarr führt?

Informations-Fluss

«Die neue Welt wird im Takt von 0 und 1 beschleunigt. Chip und Computer verändernsie radikaler als Dampfmaschine, Webstuhl,Strom und Traktor. Information ist zum vier-ten grossen Wirtschaftsfaktor geworden – sowichtig wie Rohstoffe, Arbeit und Kapital.»Dies hat das deutsche Bundesministeriumfür Wirtschaft bereits 1998 festgehalten.Tatsächlich verdoppelt sich das verfügbareWissen alle fünf bis sieben Jahre. Täglich er-scheinen mehr als 20 000 wissenschaftlichePublikationen und weltweit forschen heuteso viele Wissenschaftler wie in den vergan-genen 2000 Jahren zusammen. Wohin solldas führen? Jede Tageszeitung enthält mehr

Informationen, als ein Mensch im 13. Jahr-hundert in seinem ganzen Leben aufgenom-men hat. Und die Art und Weise, wie der stetige Informationsfluss in Zukunft fliessensoll, lassen einen ratlos dastehen: Von Über-lichtgeschwindigkeit ist die Rede.Von Mozart-Symphonien, die beim Empfänger ankom-men, bevor sie abgeschickt wurden. Von dertotalen Informationsgesellschaft.

Keile ersetzen Bilder

Den ersten Schritt in Richtung Informations-gesellschaft tat die Menschheit mit der Ent-wicklung der Keilschrift. Sumerische Priesterentwarfen sie vor etwa 6000 Jahren zum

Festhalten von Gesetzen und für die Buch-haltung. Die Erfindung der ersten Schriftstellte eine Wende in der Kommunikationund Wissensübertragung dar: Informationenkonnten gespeichert, mit kleinem Aufwandtransportiert und immer wieder abgerufenwerden.

Die Erfindung der Keilschrift legte auchdas Fundament zur ersten systematischenVerbreitung von Informationen: BeritteneBoten reisten in alle Winkel des sumerischenReiches, um Befehle und Nachrichten zuübermitteln. An festen Stationen wurdenReiter und Pferde gewechselt. Diese Technikging über Alexander den Grossen an das

Schneller, als Einstein erlaubtWissen ist Macht – so ein altes Sprichwort. Eigentlich gehört es umformuliert. Denn über die Jahrtausende hinweg hat der stetig anschwellende Informationsfluss unüberschaubare Dimensionenerreicht. Heute wäre «Bewerten bringt Macht» passender. Marcus Balogh, Redaktion Bulletin

Informations-Fluss

10 000 v. Chr. Anfänge der Bilderschrift

3500 v. Chr. Die Sumerer erfinden die Keilschrift

1925 In Deutschland, Grossbritannien und in den USA werden die ersten Fernsehsendungenausgestrahlt

1962 Start des ersten Fernsehsatelliten in den USA

100 v. Chr. Die Chinesen erfinden das Papier

1876 Graham Bell baut den ersten brauchbarenFernsprecher für den Telefonverkehr

1986 Das Internet wird aufgesplittet in einen militärischen Teil und ein ziviles Netz

1990 Am Cern in Genf wird das InternetprotokollHTTP entwickelt

1993 Netscape lanciert seinen Internetbrowser und macht dadurch das Internet populär

1894 Guglielmo Marconi sendet das erste Funk-signal an einen Empfängerapparat

1440 Johannes Gutenberg erfindet den Buchdruck

1837 Samuel Morse meldet den Telegrafen beim US-Patentamt an

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FLÜSSE

Römische Reich über. Zeugen davon existie-ren noch heute in Form von Gemeindenamenwie zum Beispiel Terzen,Quarten und Quinten.Diese Schweizer Gemeinden wurden alsnummerierte Poststationen gegründet.

Schreiben und Lesen wird populär

Sucht man nach Kommunikationsmitteln, die nicht ausschliesslich politischen oder militärischen Zwecken dienten, muss man in die jüngere Vergangenheit schauen. DennLesen und Schreiben blieb über tausende von Jahren hinweg immer nur einer kleinenOberschicht vorbehalten. Das änderte sicherst relativ spät in der europäischen Kulturge-schichte: im 18. vor allem aber im 19. Jahrhun-dert. So wurde zum Beispiel die Methode zurmaschinellen Herstellung von Papier erst1799 vom Franzosen Nicolas-Louis Robertentdeckt. Und erst vier Jahrzehnte spätergründete der französische Publizist Emile deGirardin die Tageszeitung «La Presse». Siewar die erste Zeitung der Welt, die sich durchumfangreiche Anzeigenteile und eine für diedamalige Zeit hohe Auflage finanzierte.

In das 19. Jahrhundert fällt auch die Entdeckung respektive Entwicklung der Telegrafie, des Morsealphabets, des Telefons,der Filmkamera, der Elektronenstrahlröhre

und der Funktechnik. Durch einige dieserErfindungen verloren Anfang des 20. Jahr-hunderts geografische Distanzen für dieÜbermittlung von Informationen an Bedeu-tung: 1903 gab die Pariser Zeitung «LeTemps» zum Beispiel das erste Telegrammrund um die Welt auf. In sechs Stunden durch-lief es eine Strecke von etwa 60000 Kilome-tern. Wenig später wurde das Radio geboren(1918), zehn Jahre darauf begannen dieAmerikaner bereits mit den ersten regel-mässigen Fernsehversuchssendungen.

Der Fluss schwillt zum Strom an

Seit damals hat sich die Informationslagedrastisch verändert. Während sich die ver-gangenen Jahrhunderte durch einen Mangelan frei zugänglichen Informationen auszeich-neten, steht der Anfang des 3. Jahrtausendsunter umgekehrten Vorzeichen. Der Informa-tionsfluss ist zum reissenden Strom ange-schwollen. Praktisch alles Wissen ist jederzeitabrufbar.

Einige Wissenschaftler sehen aber immernoch Entwicklungsmöglichkeiten. Sie wid-men sich der Frage, ob Informationen auchschneller als mit Lichtgeschwindigkeit zuübermitteln sind. Der deutsche PhysikerGünter Nimtz hat zum Beispiel erklärt, 1995

Mozarts 40. Sinfonie mit 4,2facher Lichtge-schwindigkeit versandt zu haben. Tunnelingnennt sich dieses Phänomen. Andere Wis-senschaftler zweifeln die Resultate an. FürLaien ist die Möglichkeit, Informationen mitÜberlichtgeschwindigkeit zu übermitteln, nicht intuitiv erfassbar. Es sähe so aus, alsob die Information beim Empfänger an-kommt, bevor sie gesendet wurde.

Angesichts dieser Entwicklungen stelltsich die Frage, ob eine Informationsgesell-schaft zwangsläufig auch eine informierteGesellschaft ist. Denn auch wenn alle Infor-mationen der Welt verfügbar sind, droht unsder Schritt von der Informationsflut zur Infor-mationsdürre. Wie für Buridans Esel, der zwi-schen zwei Heuhaufen verhungerte, weil ersich nicht für einen der beiden entscheidenkonnte, wird es auch für uns immer schwie-riger, wichtige von unwichtigen Informations-bergen zu unterscheiden.

In Zukunft wird es deshalb wohl wenigerum Grösse und Geschwindigkeit des Informa-tionsflusses gehen als um die Fähigkeit desAuswählens und Bewertens. Die gültigeNachricht für den Einzelnen oder für die Erfüllung einer Aufgabe aus dem Potpourrider Informationen herauszupicken, ist dieHerausforderung der nächsten Jahre. ❙

1836 Emile de Girardin gründet die Zeitung «La Presse» – und schafft damit die durch hohe Auflagen und den Verkauf von Inseraten finanzierte Massenpresse

550 v. Chr. Die Perser etablieren ein Postsystem

1799 Dem Franzosen Nicolas-Louis Robert gelingtdie maschinelle Papierherstellung

1972 IBM lanciert die erste Computerfestplatte mit 2 MB Speicherkapazität

1974 MITS bringt den ersten Personal Computer auf den Markt

1965 DEC (USA) bringt den ersten Kleincomputer auf den Markt

1918 Edwin Armstrong konstruiert den ersten brauchbaren Rundfunkempfänger

1941 Konrad Zuse (D) baut den erstenDigitalrechner der Welt, den Z3

1977 Durch Zusammenlegen zweier Netzwerkeentsteht das Internet

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Viele Menschen beschäftigen sich erst mitihrem Körper, wenn er nicht mehr richtigfunktioniert. Doch die Einstellung, körper-liches und seelisches Wohlbefinden lassesich mit zwei Aspirin, einer Dosis Prozac odereiner halben Stunde Jogging wiederherstel-len, ist von gestern. Ganzheitliche Lebens-auffassung und Gesundheitsmethoden be-finden sich im Aufwind.

Shiatsu, eine Behandlungsmethode, die inder traditionellen fernöstlichen Philosophiewurzelt, findet auch im Westen immer mehrAnhänger. Luxushotels wie das «Park Hyatt»in Tokio oder das «Four Seasons» in NewYork bieten ihren stressgeplagten KundenShiatsu-Behandlungen unter anderem alsMittel gegen Jetlag an. Auch in der Schweizwächst die Fangemeinde: Kaum ein Well-ness-Hotel, das diese Therapieform nichtanbietet. Die meisten Krankenkassen habenShiatsu in die Zusatzversicherung aufge-nommen, und die Zahl wächst. Die ShiatsuGesellschaft Schweiz (SGS), der Berufsver-band für professionell praktizierende Shiat-su-Therapeuten, zählt 2003 bereits über 700

Aktivmitglieder.Shiatsu basiert – wie Akupunktur und

Akupressur – auf den Grundlagen der tradi-tionellen chinesischen Medizin (TCM). Diesebetrachtet den Menschen als Ganzes; sieunterteilt ihn nicht in eine seelische, geistige

und körperliche Ebene; Gesundheit undKrankheit drücken sich in allen Bereichendes Seins aus. Ein Mensch ist gesund, wenndie Lebensenergie Qi, die das ganze Univer-sum und sämtliche Lebewesen durchströmt,ungehindert fliessen kann. Störungen imEnergiefluss können sich als schmerzendeBereiche im Körper oder als emotionale Verstimmung manifestieren. Im Körper fliesstQi durch Meridiane (Energiebahnen), dieteilweise nahe der Körperoberfläche ver-laufen (siehe Box). Dort kann die Shiatsu-Therapeutin sie von aussen erreichen undauch beeinflussen.

Seit zwei Jahren betreibt Regula HellerRosselet in Männedorf eine Praxis für Zen-Shiatsu. Die Behandlung, die eine gute

Stunde dauert, findet am Boden auf einemFuton, einer japanischen Liegematte, statt.Der Klient bleibt während der Massage be-kleidet, da die Körpertemperatur bei tieferEntspannung sinkt. Nach einem Vorge-spräch erfolgt die energetische Diagnose:An verschiedenen Zonen am Rücken und amBauch untersucht Regula Heller Rosselet zuerst den energetischen Zustand der Meri-diane, wobei der Bauch Aufschluss über denmomentanen energetischen Zustand gibt,während der Rücken eher auf konstitutio-nelle Muster der Energieverteilung schlies-sen lässt. Bei der klassischen Vorgehens-weise untersucht die Therapeutin, welcherder Meridiane am stärksten energetisiert ist und welcher am schwächsten; in der

Mit dem Daumen am Fluss des LebensÖstliche Gesundheitsmethoden erobern die westliche Welt. Shiatsu ist eine davon: Die japanischeFingerdruckmassage bringt den Energiefluss im Körper ins Gleichgewicht. Ruth Hafen, Redaktion Bulletin

Qi – zwölf Meridiane, fünf Elemente, eine LebenskraftDie traditionelle chinesische Medizin (TCM) geht davon aus, dass die Lebensenergie, das

Qi, in Energiebahnen – so genannten Meridianen – durch den Körper fliesst. Diese Meri-

diane sind bestimmten Organen oder Funktionen zugeordnet, die ihrerseits jeweils mit

einer der fünf Wandlungsphasen, besser bekannt als fünf Elemente (Wasser, Holz,

Feuer, Erde und Metall), in Verbindung gebracht werden:

Wasser | Niere und Blase. Holz | Leber und Gallenblase. Feuer | Herz, Perikard (Herzbeutel),

Dünndarm und Dreifacher Wärmer. Erde | Milz und Magen. Metall | Lunge und Dickdarm.

Obwohl die meisten Meridiane Namen tragen, die Organen im physiologischen Sinn ent-

sprechen, ist ihr Einfluss nicht auf diese Organe beschränkt. Fürs westliche Verständnis

am schwierigsten zu fassen ist der Dreifache Wärmer, der alle Schutzfunktionen regiert.

Nach Auffassung der TCM ist er ein Organ, das eine Funktion, aber keine Form hat.

20 Credit Suisse Bulletin 2-03

Sanfter Druck an der richtigen Stelle: Mit der Fingerdruckmassage bringt die Shiatsu-Therapeutin die Lebensenergie Qi in den Meridianen in Bewegung. Die

Energie-Fluss

Behandlung wird versucht, diese zwei Meri-diane – die Extrempole des Systems – unter-einander auszugleichen, damit die Energiewieder regelmässig fliessen kann. « ImSchulterbereich verlaufen sehr viele Meridi-ane. Mit der Zeit entwickelt man ein Auge –oder einen Daumen – dafür, welcher Meridianbetroffen sein könnte.» Die Massage wirddurch Gelenkrotationen und Dehnungen vor-bereitet und ergänzt. Es wird kaum gespro-chen, denn dem Zen-Shiatsu liegt eine meditative Haltung zu Grunde. Eine Shiatsu-Therapeutin muss ihren eigenen Körper sehrgut kennen, dessen Reaktionen richtig ein-schätzen können und ihnen vertrauen. «AmAnfang meiner Ausbildung», erzählt die stu-dierte Romanistin, «bin ich viel zu sehr mit

dem Intellekt an die ganze Sache herange-treten – und bin damit voll auf der Nase ge-landet. Ich musste zuerst einmal lernen, dasseine schnelle intellektuelle Auffassungsgabezwar bei den theoretischen Aspekten vonShiatsu sicher hilfreich ist, in der Praxis aberrein gar nichts nützt.» In der Ausbildungwerde relativ wenig erklärt, die Erkenntnissewüchsen mit der Erfahrung, vieles sei « lear-ning by doing», ergänzt sie.

Momentan sind es vorwiegend Frauen,die zu ihr in Behandlung kommen. Laut einerStudie, die 1997 vom britischen Shiatsu-Verband durchgeführt wurde, sind fast dreiViertel der Personen, die sich für eine Shi-atsu-Behandlung entscheiden, Frauen. DieMotive dabei sind sehr verschieden. Neben

Klientinnen, die mehr über sich selbst erfah-ren möchten oder sich einfach alle zweiWochen selbst etwas Gutes tun wollen,behandle sie momentan auch Personen mitSchleudertrauma oder sonstigen Schädenan der Wirbelsäule, erklärt Regula HellerRosselet. Ob Shiatsu als Entspannungsmethode praktiziert wird oder konkrete therapeutische Ergebnisse bringen soll: AlsMethode, den eigenen Körper und Geistbesser kennen zu lernen, ist Shiatsu auf jeden Fall bestens geeignet. ❙

Weitere Informationen auf der offiziellen Site der Shiatsu Gesellschaft Schweiz:3 www.shiatsu-sgs.ch

FLÜSSE

Energie-Flusstraditionelle chinesische Medizin lehrt, dass ein Mensch gesund ist, wenn die Lebensenergie ungehindert fliesst.

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Andere Länder, andere Sitten: Das Hawala-Geldüberweisungssystem basiert einzig auf Vertrauen und lässt Geld so an Orte fliessen, wo konventionelle

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Geld-FlussWege an ihre Grenzen stossen.

Vor zwölf Jahren flüchtete Saroeun mitseinen Eltern und zwei Geschwistern ausKambodscha in die Schweiz. Das kalte,fremde Land ist dem heute 22-Jährigenschnell zur zweiten Heimat geworden, wo ersich wohl fühlt. Anders seine Eltern. Sie sindnach zehn Jahren Exil alleine in eine unge-wisse, aber vertraute Zukunft zurückgekehrt.Die Kinder legen nun alle paar Monate Geld für ihre Eltern zusammen. Doch dieÜberweisung nach Kambodscha ist kein einfaches Unterfangen. Die Heimkehrerwohnen in einem kleinen Dorf, wo man dasWort Bank bestenfalls vom Hörensagenkennt. Schliesslich wusste ein Freund Rat.Er gab den Kindern die Adresse einer Geld-übermittlungsagentur in den USA.

Der mittlerweile mehrfach bewährte Geld-weg ist zweigeteilt. Von der Schweiz in dieUSA geht es konventionell per Banküber-weisung, von da aus über Mittelsmänner. DerAgent in den USA gibt Saroeun telefonischeinen Code bekannt, den dieser wiederumseinen Eltern mitteilt. Mit diesem Code kön-nen sie unweit von zu Hause bei einem loka-len Vertrauensmann das Geld abholen.

So wie Saroeun und seine Geschwisterschicken Millionen von Menschen regelmäs-

sig Geld rund um den Erdball. InternationaleFinanzexperten schätzen das jährliche Volu-men auf rund 200 Milliarden Dollar. Diesesunbürokratische und einzig auf Vertrauen basierende System ist unter dem NamenHawala vor allem im südostasiatischen Raumund in der arabischen Welt sowie Ostafrikastark verbreitet. Hawala bedeutet auf Hindi«Vertrauen» oder «Austausch». Schon dieHändler entlang der Seidenstrasse nutztenein Hawala-Zahlungssystem, um sich gegenRäuber zu schützen. In jüngster Zeit gerietdas System vor allem im Zusammenhang mitTerroristengeldern in die Schlagzeilen.

Das Beispiel von Saroeun zeigt, warum.Der Übermittlungsmechanismus beim Hawalaist sehr einfach und hinterlässt kaum Spu-ren. Über Sender, Empfänger und Beträgewird nicht Buch geführt. Kontroll- und Re-glementierungsmechanismen seitens derBehörden lassen sich so nur schwer imple-mentieren. Der Geldsender übergibt demörtlichen Hawala-Agenten, auch Hawaladargenannt, einen Betrag und erhält dafür weder Quittung noch sonstige Belege, ein-zig einen Code, der aus wenigen Ziffern oderBuchstaben besteht. Der Vertrauensmannunterrichtet per Telefon, Fax oder E-Mail den

Hawaladar am Bestimmungsort über dieHöhe des Betrags. Damit der Empfängerdas Geld bekommt, braucht er lediglich denCode zu nennen. Die Summe wird in der lokalen Währung abzüglich einer Übermitt-lungskommission ausbezahlt. Im Fall von Saroeun beträgt die Gebühr sechs Prozent.In der Regel werden diese Unkosten durcheinen Wechselkurs, der besser ist als der Of-fizielle, weitgehend wettgemacht.

Der offizielle Weg ist teuer und unsicher

Interpol hat in einem öffentlich zugänglichenDossier (http://www.interpol.int/public/Fi-nancialCrime/MoneyLaundering/hawala/default.asp) ein Hawala-Beispiel konkret durch-gespielt. Ausgangspunkt ist ein ohne Auf-enthaltsbewilligung in New York lebenderpakistanischer Taxifahrer namens Abdul, derseinem Bruder Mohammed in Karachi 5000

Dollar schicken will. Zuerst versucht er es beieiner Bank. Diese würde es grundsätzlicheinmal begrüssen, wenn er vor der Trans-aktion ein Konto eröffnen würde, was aberwegen seinem illegalen Status unmöglich ist.Dann offeriert die Bank Abdul einen Wech-selkurs von 31 Rupien pro Dollar sowie eineGebühr für den Bankcheck von 25 Dollar. Aufdiesem Weg könnte Mohammed am Bank-schalter in Karachi 154 225 Rupien auslösen.Bleibt das Problem, wie der Check nach Pakistan kommt. Der offizielle Postweg giltals wenig verlässlich und unsicher. Kurier-dienste kosten bis zu 40 Dollar und benöti-gen häufig mehr als eine Woche. Für Abdulsind das wenig überzeugende Argumente. Ineiner pakistanischen Zeitschrift entdeckt erdas Inserat eines kleinen Bazar-Ladens, derneben Mobiltelefonen, Hifigeräten, pakista-nischen Video- und Musikkassetten sowie Flugtickets auch Geldwechsel und -transfers

Wo der Handschlag noch mehr zählt als eine UnterschriftDer internationale Geldfluss ist nicht zu stoppen. Wo das konventionelle, westliche Bankensystem an seine natürlichen Grenzen stösst, vertrauen Millionen von Menschen auf das Hawala-Geldüberweisungssystem. Daniel Huber, Redaktion Bulletin

Bauen auf Vertrauen: Saroeun und Savouy schicken Geld mit dem Hawala-System.

Geld-Fluss

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FLÜSSE

anpreist. Die Offerte: 37 Rupien pro Dollarinklusive Lieferung gegen eine Gebühr voneiner Rupie pro Dollar. Abdul besiegelt dasGeschäft per Handschlag und Mohammederhält gleichentags 180 000 Rupien.

Das übermittelte Geld fliesst in der Regelnicht physisch von A nach B. Vielmehr wer-den die ausbezahlten Beträge durch rück-

Daniel Huber Würden Sie persönlich Ihr Geld

einem Hawala-Agenten anvertrauen?

Urs Bigger Wenn ich Geld in ein Land ohnewestliches Bankensystem überweisenmüsste, warum nicht? In den Lebensräu-men, wo das Hawala verbreitet ist, werdenVertrauen und Beziehungen noch weit höhergewertet als in unseren westlichen Gesell-schaften. Genau darauf baut das Hawala-System auf und funktioniert deshalb. Zudem ist es in manchen Ländern häufiggünstiger, schneller und sicherer als konventionelle Wege, die in solchen Ländernteilweise gar nicht funktionieren.Ist Hawala in der Schweiz legal? Im Zusam-menhang mit Hawala wird häufig von einem Untergrund-Bankensystem gespro-chen. Das ist völlig falsch. Nur weil esnicht unseren Vorstellungen entspricht,muss es nicht automatisch suspekt sein.Meines Wissens ist Hawala in der Schweiznicht verboten. Doch indem es sozusagenper Definition unreguliert und unkontrolliert,also auch ohne Lizenz, funktioniert, ver-stösst es gezwungenermassen gegen dasBankengesetz. Kaum ein Land reguliert den Finanzbereich

so strikt wie die Schweiz. Lässt sich dieses

System im Kampf gegen Geldwäscherei

überhaupt noch stärker kontrollieren? Wennes um Massnahmen gegen Geldwäschereigeht, sind wir in der Schweiz sicher welt-weit führend. Natürlich könnte man dieSchraube noch weiter anziehen, doch irgend-wann stellt sich die Frage, wie viel mehrPflichten und Aufgaben den Banken in

diesem Kampf, der eigentlich den Be-hörden obliegt, noch aufgebürdet werdenkönnen.Inwiefern ist das Schweizer Bankgeheimnis

der internationalen Geldwäscherei förderlich?

Überhaupt nicht. Das Bankgeheimnis schütztkeine Gelder, die aus Verbrechen stammenoder zu verbrecherischen Zwecken verwen-det werden sollen. Die Entgegennahmevon Verbrechensgeldern und Geschäftsbe-ziehungen mit kriminellen Organisationensind nicht nur verboten, sondern wir habenin unserer Gesetzgebung auch Abklä-rungspflichten bei Geschäftsbeziehungen und Transaktionen mit erhöhten Risiken.Was heisst das konkret? Führen diese Ab-

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«Wer heute ein Guter ist, kannmorgen ein Böser sein»Urs Bigger, Compliance Officer der Credit Suisse Group, über dasHawala-System und die schwierige und undankbare Rolle der Bankenim Kampf gegen das internationale Verbrechen. Daniel Huber, Redaktion Bulletin

«Ich würde mir von denBehörden eine klarereHaltung wünschen.»Urs Bigger, Compliance Officer Credit Suisse

klärungen zu einem begründeten Verdacht,müssen wir die Gelder sperren und melden.Zudem sind wir verpflichtet, die Identität derGeschäftspartner zu überprüfen.Nehmen wir den Fall eines Politikers wie

Milosevic. Lange war er für die Weltgemein-

schaft ein achtbarer Politiker. Dann plötzlich

nicht mehr. Wie gehen Banken mit solchen

schnellen Wechseln um? Für das Geschäftmit allen politisch exponierten Personengibt es besondere regulatorische Bestim-mungen. Doch hier haben wir das Problemder öffentlichen Wahrnehmung. Diese kannschneller ändern, als eine Bank reagierenkann. Wer heute noch zu den vermeintlichGuten gehört, kann morgen schon ein Böser sein und damit auch ein unerwünschterGeschäftspartner. Und gerade in der DrittenWelt wird praktisch bei jedem Macht-wechsel der Vorwurf der Korruption laut. Welche Verbesserungen würden Sie

sich vom Staat im Kampf gegen die Geld-

wäscherei wünschen? Eine klarere Haltung.So sind die Behörden immer sehr zurück-haltend, wenn es um die Nennung von oderInformationen zu Personen geht, mit denen man als Bank keine geschäftlichenBeziehungen pflegen sollte. Bei Meldungenbekommen wir auch nur selten ein Feed-back. Diesbezüglich würde ich mir vermehrtrichtungsweisende Tipps für das weitereVorgehen wünschen. Somit stehen die Banken in Bezug auf

schmutzige Gelder etwas auf verlorenem

Posten? Wird irgendwo in der Welt ein Korruptionsskandal im grossen Stil aufge-deckt, werden sofort die Finanzinstitute an den Pranger gestellt. Doch die sind nurdas letzte Glied einer Kette. Woher die Bestechungsgelder ursprünglich kamen, wel-che Staaten oder Unternehmen darin ver-wickelt sind, davon wird nur selten gespro-chen. Dafür um so mehr von den Banken,bei denen am Schluss das Geld auftaucht.

läufige Gelder oder Gegengeschäfte ausge-glichen. So kauft zum Beispiel der Agent undLadenbetreiber in New York über den Ha-wala-Vertrauensmann in Karachi einen Pos-ten Videos und CDs, der rund 20 000 Dollarwert ist, aber nur mit 15 000 Dollar in Rech-nung gestellt wird. In vielen Staaten, darun-ter die USA, Grossbritannien, aber auch Pa-

kistan, Indien und Saudi Arabien, ist Hawalaillegal. Doch es ist sehr schwierig, Verstösseaufzudecken. Um so mehr erstaunt es, dassdas System so gut funktioniert. Ansonstenwürden wohl kaum Millionen von Fremdar-beitern immer wieder auf Treu und GlaubenHawala-Vertrauensleuten ihr hart erarbei-tetes Erspartes anvertrauen. ❙

FLÜSSE

Der Niger, von dem ständig geheimnisvolle Nachrichten nach Europa drangen, wurde erst 1796 vom Engländer Mungo Park entdeckt. 1879 gelangte der Glar

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Abenteuer-Flussner Josua Zweifel als erster zu den Quellen des Djoliba, des Oberlaufs des Niger. Die Hoffnung, dort Goldkarotten zu finden, war aber längst begraben.

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Um zur Quelle zu gelangen, schwimmt,fährt, wandert man gegen den Strom. Manbeginnt an der Mündung des Flusses undfolgt geduldig dessen Lauf aufwärts, rück-wärts, bis es nicht mehr weitergeht. Beque-mer ist es, die Entdeckungsreise erst irgend-wo am Mittellauf zu beginnen.

Dieses Patentrezept ist indes nicht immerpatent: Bei Rhone (812 Kilometer) und Rhein(1320 Kilometer) mag es angehen; aber beiden wirklich Grossen wird es schwierig.

Den Europäern ein unlösbares Rätsel

Der Niger gehört mit seinen 4184 Kilometernnicht zu den Top Ten der Fluss-Rangliste, dievon Nil (6671 Kilometer), Amazonas (6437),Jangtsekiang (6378) und Mississippi-Mis-souri (6021) angeführt wird.

Trotzdem ist der «schwarze Fluss» als derFluss der Flüsse zu bezeichnen. Mehr als einhalbes Jahrtausend lang träumen die Euro-päer vergeblich davon, ihn zu entdecken undzu erforschen. Kein Wasser verweigert sichihnen so standhaft wie der Niger.

Er entspringt, gleich wie der Nil, jenseitsdes Äquators im Mondgebirge, fliesst gera-dewegs nach Norden, durchquert einen kleinen und dann einen grossen See, umspäter nach Westen abzubiegen und sich inden Atlantik zu ergiessen. Davon wissen diearabischen Gelehrten schon im Mittelalter zuberichten. Stets gibt es auch Stimmen, dieNil und Niger einander gleichsetzen. Nichtwenige sprechen vom «Nil der Neger».

Heilig sind die Quellen der grossen Flüsse.Und wohnen nicht irgendwo am Oberlauf desNil-Niger der sagenhafte schwarze Priester-könig Johannes beziehungsweise dessenNachkommen in Äthiopien oder Nubien?Muss nicht den bedrängten Christen in ihremverzweifelten Abwehrkampf gegen die in

Nordafrika herrschenden Muslime und diemenschenfressenden Götzenanbeter südlichder Sahara geholfen werden?

So wie sich Schweizer – Johann LudwigBurckhardt, Werner Munziger und vielleichtsogar Heinrich Bluntschli, der ägyptischeHeinrich, im 19. Jahrhundert um die Erfor-schung des Nils verdient machen, stösst Josua Zweifel 1879 als Erster zu den Niger-Quellen vor. Doch niemand spricht von ihm.Was er findet, wird kaum beachtet.

Bedauerlich. Aber seien wir ehrlich. Rich-tig spannend macht die Nigerfrage – Wo ent-springt der Niger, in welche Richtung fliesster, wo ist seine Mündung? – nicht der Wis-sensdrang, sondern etwas ganz anderes: dieAussicht auf Gold.

Der Niger umfliesst eine grosse Goldinsel.Im sandigen Boden des Königreichs Ghanawächst Gold sogar als karottenähnliches Gebilde. Hat man erst einmal den «Nil vonGhana» erreicht, so muss man sich nur nochbei Sonnenaufgang bücken und die Gold-karotten pflücken. Geschenkter Reichtum.

Die goldenen Dächer von Timbuktu

Vom sagenhaften Goldreichtum Innerafrikaskünden prunkvolle Pilgerreisen nach Mekka,so 1324/25 jene von Mansa Mussa, Königvon Mali, oder 1497/98 jene von Askia Mohammed, König der Songhai.

Allmählich bekommt das unerreichbareParadies seinen Namen – Timbuktu, dieStadt zwischen Sahara und Niger, die ihrenReichtum dem Gold- und Salzhandel ver-dankt und deren Dächer aus Gold sind.

Genaues weiss niemand. Der erste glaub-würdige Zeuge ist – aus europäischer Sicht –al-Hassan ibn Mohammed al-Wezaz al Fasi,ein in Granada geborener Maure, der alsSklave an den Hof von Papst Leo X. gelangt.

Nach seiner Bekehrung veröffentlicht er1526, nun Leo Africanus geheissen, die Be-schreibung Nord- und Zentralafrikas in itali-enischer Sprache, ein eigentlicher Bestseller.Er hat Timbuktu zweimal besucht und ist aufdem Niger gefahren. Dieser fliesst nach Wes-ten, um, so folgert man bis Ende des 19.Jahrhunderts, als Senegal oder eventuell alsGambia in den Atlantik zu münden. Nur, LeoAfricanus irrt. Honi soit qui mal y pense.

Chinin öffnet und besiegt Afrika

In Wahrheit fliesst der Niger, der bei Tim-buktu – im heutigen Mali – seinen nördlichs-ten Punkt erreicht, gegen Osten. Dies ent-deckt 1796 der Engländer Mungo Park. Seinanhaltender Entdeckerruhm nützt ihm wenig.Er stirbt 1806 auf seiner zweiten Afrikareise,ungeklärt ob durch Menschenhand oderdurch Fieber. Er erleidet das Schicksal allerEuropäer, die ins Herz Afrikas vorzudringenversuchen. Den fatalen Sklavenhandel betrei-ben sie von der Küste aus.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wird dieWirkung von Chinin im Kampf gegen dasfeucht-heisse Klima und die Malaria-Krank-heit erkannt. Nun gelingt der Vorstoss. DenAbenteurern folgen – auf dem Fuss, auf demFluss – die Entdecker, die Missionare, dieHandelsleute, die Soldaten, die Kolonisato-ren: 1885 hat Afrika seinen Kampf verloren.

Mündet der Niger in ein grosses Binnen-meer, den Tschadsee? Die Gelehrtenzirkel in London glauben es. Doch urplötzlich beschreibt der Niger einen grossen Bogen,strömt nach Süden. Den Unterlauf im heuti-gen Nigeria erforschen bis 1830 die Englän-der Hugh Clapperton – er stirbt in Afrika –sowie die Gebrüder Richard und John Lander.Nie und nimmer hätte man das Nigerdeltanahe der Bucht von Benin vermutet. Von

Auf der ewigen Suche nach demMondgebirge und den GoldkarottenDen Quellen der Flüsse wohnt ein heiliger Zauber inne. Sie sind der Ursprung des Wohls wie des Übels,der Fruchtbarkeit wie der Überschwemmung. Keine Quelle verteidigte ihr Geheimnis besser als die des Niger. Es war schliesslich ein Glarner, der es endgültig lüftete. Zu spät. Andreas Schiendorfer, Redaktion Bulletin

Abenteuer-Fluss

Tschad

Niger

Mali

Senegal

Guinea

Sierra Leone

Liberia

ElfenbeinküsteGhana

Benin

Togo

Kamerun

Burkina Faso

Tschadsee

Niger

Atlantischer Ozean

Bucht von Benin

Gambia

Guinea-Bissau

Rotombo

Timbuktu

Nigeria

Credit Suisse Bulletin 2-03 29

FLÜSSE

Sierra Leone aus gelangen die Engländerauch in die Quellregion. Alexander GordonLaing bringt 1822 ihre Lage bereits recht gutin Erfahrung.1828 kehrt der Franzose RenéCaillé als Erster lebend aus Timbuktu zurück.Seinem Bericht will man nicht glauben. Tim-buktu keine Goldhandels- und Gelehrten-stadt mehr? Nur noch ein bescheidenerMarktflecken von regionaler Bedeutung?Tatsächlich: Die Europäer sind um Jahrhun-derte zu spät gekommen.

Ein Schweizer in Frankreichs Diensten

Und Josua Zweifel? Kein Zweifel, Josuaspielt bei der Entdeckung des Niger keineHauptrolle. Wen interessiert schon die Quellein den Bergen Oberguineas, wenn dort keinReichtum winkt, keine Goldkarotten wachsen?

1854 in Glarus geboren, in einer Zeit, in derviele Schweizer zum Auswandern gezwungensind, absolviert der Zimmermannssohn eine

kaufmännische Lehre in Livorno, 1874 kommter als Angestellter des Marseiller Gross-kaufmanns C. A. Verminck nach Rotombo inSierra Leone. Von Entdeckergeist wird derGlarner nicht getrieben, aber er ist kontakt-freudig. Am 8. Juli 1879 beginnt er – auf Ge-heiss seines Arbeitgebers – die Reise zu denNigerquellen. 123 Tage ist er auf den Stam-mesgebieten der Timné, Limbah, Kurankound Sulima unterwegs. Wegen der Regenzeiteine beschwerliche Reise, unspektakulär,aber dank neuen Handelskontakten erfolg-reich. Zweifel erreicht mit Marius Moustierund 50 einheimischen Trägern die Quellendes Tamincono und des Falico, zweier von drei Zuflüssen des Djoliba, des Oberlaufsdes Niger. Es fehlt allein der Tembi. Aber in Foria werden die Europäer kurz vor dem letzten Ziel aufgehalten, hingehalten, heim-geschickt: Der Tembi-Seli, der Quellpriester,verhindert die Entweihung des heiligen Orts.

Zweifel erhält für seine Entdeckung in Mar-seille eine goldene Verdienstmedaille, steigtin der Firma auf – stirbt aber bereits 1895 aufeiner Dienstfahrt in Afrika. Inzwischen habendie Franzosen in Westafrika ein riesiges Kolonialreich aufgebaut; des Glarners Reiseist ebenfalls ein Mosaiksteinchen im koloni-alistischen Vormarsch der Grande Nation.

Josua allerdings sind solche Gedankenfern. Er wirkt bescheiden, verweist auf dieBücher anderer Forscher, darunter Eng-länder, wiederholt nicht, was andere schon beschrieben. Er will einfach Handel treibenund besitzt gegenüber den Schwarzafrika-nern ein gewisses diplomatisches Geschick.

Vor allem aber ist er tief beeindruckt vomNiger, den er kaum gesehen hat, der sich imDelta in 20 verschiedene Flüsse aufteilt undder 29 verschiedene Namen aufweist.

Niger, berberisch ghir-n-igheren, bedeu-tet nichts anderes als: Fluss der Flüsse. ❙

Tembi, Tamincono, Falico, heissen die dreiQuellflüsse des Niger, der in seinem OberlaufDjoliba genannt wird. Die Quelle wurdeursprünglich Tausende Kilometer entfernt imsagenhaften Mondgebirge vermutet.

Königreiche: Die Europäer ignorierten bis zur Reise Heinrich Barths (1850–55), die früheren,kulturell hoch stehenden Königreiche wie Ghana,Kanem-Bornu, Songhai, Hausa und Mali. Der Islam hielt ab dem 14. Jahrhundert Einzug.

Tschadsee, das grosse Binnenmeer: Derabflusslose See, halb so gross wie die Schweiz,wird nicht durch den Niger (sondern durch denSchari) gespiesen. Dies fand Hugh Clapperton 1822auf der Suche nach der Nigermündung heraus.

0 250 500 750km

Timbuktu, die goldene Stadt, erlebte alsHandelszentrum vor allem im 15./16. Jahrhundertihre Blütezeit. Als die Europäer – Mungo Park,René Caillé – sie endlich erreichten, war der Glanzfrüherer Tage längst abgeblättert.

Credit Suisse Bulletin 2-03 31

AKTUELL

ESPRIX 2003: die Müller mit Weltklasse

Aus den Händen von Bundesrat Kaspar Villiger durfte CEO Josef Achermannvon der Swissmill am 12. März in Luzern den diesjährigen Unternehmens-Oscar, den ESPRIX Award, entgegennehmen. Seit 1996 verfolgt die Mühle beimEscher-Wyss-Platz in Zürich konsequent eine Strategie mit dem Ziel, als «Müller mit Weltklasse» in jeder Hinsicht europatauglich zu werden. Ausser denISO-Zertifikaten 9001 und 9001:2000 hat sich das Unternehmen mit rund 90 Mitarbeitenden bisher auch in den Bereichen Umweltschutz (ISO-Zertifikat14 001) sowie Soziales und Ethik (SA 8000) hervorgetan. Der von der Credit Suisse als Hauptsponsorin mitgetragene ESPRIX Award bescheinigtnun der Swissmill eine vorbildlich ganzheitliche Vorgehensweise. MehrInformationen im emagazine unter www.credit-suisse.com/bulletin oder unter www.esprix.ch (schi)

Bettina Schmid Daniel Hubmann

winStar: Skistars der Zukunft

Zum Abschluss der Skisaison zeichnete die Winterthur am 15. Märzin Lillehammer den Norweger Aksel Lund Svindal sowie die Amerikanerin Libby Ludlow als «winStars of the Season» aus. Der

winStar ist ein Spezialpreis der Winterthur fürNachwuchsfahrerinnen und -fahrer mit höherenStartnummern, die sich in der Weltspitze etablie-ren können. Bei den Damen verpasste dieSchweizerin Tamara Müller den Siegerpreis von150 Gramm Gold nur knapp; wie die Siegerin sicherte auch sie sich zweimal den Titel des «winStar of the Race». Mehr dazu im emagazineunter www.credit-suisse.com/bulletin (schi)

Winterthur Group ist nun nochleistungsfähiger

Per 1. März 2003 hat die Winterthur Group ihre Managementstrukturen vereinfacht und die DivisionenInsurance und Life & Pensions unter einer einheitlichenLeitung zusammengeführt. Dies reduziert die Kom-plexität innerhalb des Unternehmens und generiertgleichzeitig Einsparungen sowie eine deutliche Effizienzsteigerung. In der Schweiz bleiben die beidenBereiche «Nicht-Leben» und «Leben» getrennt, da sieüber eine substanzielle Grösse verfügen. Die Win-terthur Group, die von CEO Leonhard Fischer und neunGeschäftsleitungsmitgliedern geführt wird, zählt im europäischen Direktversicherungsgeschäft zu den fünfgrössten Versicherungsgruppen. 2002 erwirtschaftetesie mit 32 000 Mitarbeitenden ein Prämienvolumen von 37,4 Milliarden Franken und verwaltete Kapitalan-lagen in der Höhe von 133,7 Milliarden Franken. (schi)

Credit Suisse JuniorAwards 2002 verliehen

Erstmals gewann letztes Jahr in Zürich mitder 17-jährigen Bettina Schmid aus Seoneine Schweizerin die Europameisterschafts-Goldmedaille im Mountainbike, und dieU17-Fussballnationalmannschaft erspielte sich an der Europameisterschaftin Dänemark als erste Auswahl in der 107-jährigen Geschichte des Schweizeri-schen Fussballverbands einen interna-tionalen Titel. Beide wurden am 3. April aufSchloss Lenzburg mit dem Credit SuisseJuniors Award ausgezeichnet. DenselbenPreis erhielt auch der 19-jährige DanielHubmann aus Eschlikon. Er bestätigte diemomentane Dominanz der Schweizer Orientierungsläufer mit dem Gewinn derGoldmedaille an der Junioren-Weltmeister-schaft in Spanien. Einen Sonderpreis erhieltder Eishockeyverband für seine erfolg-reiche Nachwuchsarbeit. Porträts der Siegerfinden sich im emagazine unter www.credit-suisse.com/bulletin (schi)

Tamara Müller

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Das Bulletin will mehr als ein klassischesKundenmagazin sein. Es soll eine Mischungaus gesellschaftspolitisch relevanten Themen und aktueller Wirtschaftsbericht-erstattung bieten. Am entsprechenden Auftritt feilt seit fünf Jahren die externePartnerfirma Arnold Design. Dem 27-köpfi-gen Jurorengremium des Forum CorporatePublishing ist das Bemühen der Bulletin-Macher eine Silbermedaille wert.Das Bulletin besteche durch klare Optikund verständliche Texte.

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ANZEIGE

Bulletin holt SilberDas Bulletin der Credit Suisse ist beim Magazinwettbewerb «Best of Corporate Publishing 2003» mit einer Silbermedaille ausgezeichnet worden. Um den «Oscar für Unternehmensmagazine» bewarben sich 326 Publikationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Marcus Balogh, Redaktion Bulletin

Die Bulletin-Redaktion und das Grafikteam von Arnold Design, von links nach rechts:

Monika Isler, Andreas Schiendorfer, Marcus Balogh, Adrian Goepel, Urs Arnold, Ruth

Hafen, Daniel Huber und Karin Bolliger.

© 1 9 9 8 - A L L R I G H T S R E S E R V E D - B O P P I S B A G S W I T Z E R L A N D

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Credit Suisse Bulletin 2-03 33

AKTUELL

Von guter Miene und offenem Ohr

Was habe ich mich gefreut! Ein neuer Computer war angekündigt.Inklusive Flachbildschirm. Toll! Angesichts neuer Elektronik gerateich immer ganz aus dem Häuschen. Vor allem, wenn das Daten-blatt derart futuristisch ausfällt: 1-GHz-G4-Prozessor, 256-Kbit-L2,2fach Firewire 400, 80-GB-Harddisk und so weiter und so fort. Beeindruckend – wenn ich auch gestehen muss, dass ich nicht allesverstehe. L2? Was ist L2? Trotzdem: Ist es nicht erstaunlich, wieweit wir gekommen sind? 1987 war die Festplatte meines Computers2 MB gross, der Arbeitsspeicher umfasste 128 Kilobyte. Tempipassati – zum Glück. Ich weiss es zu schätzen, dass die Hardwareheute mehr leistet. Oder mache ich mir da nur etwas vor? So vielschneller wirkt der letzte Schrei der PC-Industrie ja nun auch wiedernicht. Und einfacher zu bedienen ist er schon gar nicht. Nocherstaunlicher: Ich habe das Gefühl, früher weniger binäre Problem-zonen gekannt zu haben. Zwei bis drei Abstürze pro Tag sind heutedoch völlig normal. Das habe mit der Kompatibilität der Program-me zu tun, verrät mir unser Computerspezialist. In der Tat mögensich mein Textverarbeitungsprogramm und mein Browser nicht gut leiden – zumindest ist ihre Beziehung kapriziös. Manchmal gehtsgut, manchmal auch nicht. Vielleicht hängt das vom Wetter ab.Oder von der Luftfeuchtigkeit. Auf jeden Fall ist es bis zum perfektenProgramm noch ein weiter Weg. Und das betrifft nicht nur dieTextverarbeitung und den Browser. Unser Mailprogramm soll zumBeispiel eine nahtlose Schnittstelle mit allen anderen Office-Pro-grammen bieten. Und das tut es auch – ausser mit den Handheldsvon Palm. Erstaunlich, oder? Das ist, als würde man einen Kochanstellen, der alles kann – ausser Fleisch braten. Das Schlimmedaran: Die Reihe derartiger Erlebnisse lässt sich beliebig fortsetzen.Und gute Miene zum bösen Spiel ist die einzige Taktik, damit umzugehen. Aber das kanns nicht wirklich sein, oder? Denn eigent-lich wünsche ich mir Software, die einfach und logisch zu bedienenist. Software, welche die Möglichkeiten der Hardware zu meinemVorteil nutzt. Software, die das leistet, was versprochen wird. Mein Chef verlangt schliesslich auch, dass ich meine Versprechenhalte. Warum soll das bei Software anders sein? Oder stehen wir tatsächlich an der Schwelle zu einer Epoche, in der wir Pro-gramme nachsichtiger behandeln als Mitarbeiter? Ich hoffe nicht.Also: Falls jemand ein wirklich gutes Textprogramm kennt, einesdas schnell, einfach und logisch ist – na ja, ich wäre dankbar undhab für Vorschläge jederzeit ein offenes Ohr!Marcus Balogh

[email protected]

@propos

Bulletin-Sorgenbarometerim Medienspiegel«St. Galler Tagblatt»:

Wenig Vertrauen in die Wirtschaft «Le Temps»:

Le terrorisme ne fait plus peur«Corriere del Ticino»:

La sanità preoccupa gli Svizzeri

Verschwendung von GeldernIhre Verschwendung von Kundengeldern und Druckerfarbenfür Autorennen ärgert mich. Formel 1 gehört ins letzteJahrhundert. Die Herren Rennfahrer mögen ihre Spielzeugeselber bezahlen.Othmar Dubler, per E-Mail

Rückgang im Sozialprodukt Für mich als Ökonom war es lehrreich zu erfahren, welchewirtschaftliche Bedeutung der Motor-«Sport» dochletztlich hat. Sicher wird dadurch das «zügige Fahren» vorallem in der Gruppe jugendlicher Fahrer angeregt; undbestimmt steigt auf diese Weise das gemessene Inland-produkt durch die zunehmenden Aufwendungen für Dienstezum Abtransport und zur Hospitalisierung sowie zur Rehabilitation derjenigen, die verunfallt «auf der Strecke»bleiben. Warum angesichts dessen die Belastung des Gesundheitssystems den Schweizern den Schlaf raubt?Ganz schlimm wäre ja ein allfälliges Verbot der Tabak-werbung. Wir hätten dann ja schon wieder einen Rückgangim Sozialprodukt hinzunehmen, weil sich weniger Leutekrank oder zu Tode rauchen oder nicht mehr – wie bis anhin – schon in mittleren Jahren zu invaliden Almosen-genössigen werden! Viele Lungenheilstätten samt dendamit verflochtenen Zulieferern würden arbeitslos! Offen-bar wollen da einige Fanatiker nicht einsehen, dass dasRauchen ja die in der Tabakpflanze gespeicherte Sonne aufschnellstem Weg in den Körper bringt.Gerhard Merk, per E-Mail

Geärgert? Gefreut?Liebe Leserin, lieber Leser

Sagen Sie uns Ihre Meinung! Schicken Sie Ihre

Leserbriefe an: Credit Suisse Financial Services,

Redaktion Bulletin, XCPB, Postfach 2, 8070 Zürich,

oder an [email protected]

Reaktionen auf dasBulletin 01/2003

AKTUELL

34 Credit Suisse Bulletin 2-03

Daniel Huber Die «bundesrätlichen» ersten

100 Tage im Amt haben Sie hinter sich.

Wie haben Sie den Wechsel von der Neuen

Aargauer Bank an die Spitze des Privat-

und Firmenkundengeschäfts der Credit Suisse

erlebt?

Josef Meier Ich habe mich sehr gut in dieneue Position eingelebt. Ein grosser Vorteilwar sicher, dass ich die Organisation bereits gut kannte. Auch für viele Mitarbei-tende war ich ja kein Unbekannter.Während der grossen Börsenhausse wurden

die Retail Banker immer ein wenig als

bodenständig belächelt. Die Zeiten haben sich

bekanntlich geändert. Ist der kleine Kunde

heute wieder mehr König als noch vor drei

Jahren? Bodenständigkeit ist für mich etwas Positives. Deshalb konnte ich damitimmer gut leben. Wir haben das Retail Banking – also den Bereich, der die Firmenund die meisten privaten Kunden in derSchweiz betreut – restrukturiert und erwirt-schaften nun seit Jahren stabile Gewinne.Dahinter steht ein starkes Bekenntnis zumRetail Banking und zum Markt Schweiz. Als Dienstleistungsunternehmen ist für unsklar: Kunden und Kundenservice müssenim Vordergrund stehen. Effizienz und Quali-tät der Kundenbetreuung hängen dabeinicht davon ab, wie viel Anlagevermögenjemand bei uns hat. Wir haben schon immer jeden Kunden sehr ernst genommen.Die Kundengrösse allein darf für uns nieder Massstab sein. Weniger Geschäftsstellen, mehr Bancomaten

sowie Telefon- und Internet-Banking – werden

das Bankgeschäft und der Service immer un-

persönlicher? Nicht nur unser Serviceange-bot, auch das Kundenverhalten hat sich inden letzten Jahren markant verändert. Wirbieten heute mehrere Kanäle an, welche die

Kunden je nach Bedürfnis wechselweisenutzen können. Den meisten Kundinnenund Kunden ist eine direkte Ansprechpersonam Schalter nicht mehr so wichtig. Siewickeln – wie ich übrigens auch – ihre Rou-tine-Geldangelegenheiten über Automatenund Internet ab. Über 80 Prozent der Bar-geldbezüge erfolgen heute am Automaten. Wie stark ist das Corporate & Retail Banking

vom angekündigten Stellenabbau der Credit

Suisse betroffen? Strukturanpassung undOptimierung der Arbeitsabläufe sind einDauerauftrag. Wir arbeiten seit Jahren aufschlanke Strukturen hin und sind deshalbgut positioniert. Um unsere Profitabilitätnachhaltig zu sichern, müssen aber auch wireinen Beitrag leisten. Es werden alle Seg-mente angeschaut. In den Kundenbereichenhaben wir bereits im letzten Jahr begonnen,Anpassungen vorzunehmen. Da sind wirrecht gut aufgestellt. Wo setzen Sie in der heutigen Zeit Geschäfts-

schwerpunkte? Im Hypothekargeschäft zum Beispiel. Vor allem beim privat genutztenWohneigentum bewegt sich zurzeit einiges.Wir bieten auch im Vergleich zur Konkurrenzeine attraktive Produktpalette zu interes-santen Konditionen. Die trotz hartem Wett-bewerb zunehmenden Anfragen und Abschlüsse sowohl von Neukunden als auchvon bestehenden Kunden sind viel verspre-chend. Auch das Kartengeschäft und dasLeasing wachsen kontinuierlich. Dort habenwir übrigens in der letzten Zeit Stellen geschaffen. Bezüglich Kreditvergabe an kleine und mittlere

Unternehmen wird den Grossbanken immer

wieder übermässige Strenge und wenig

Flexibilität vorgeworfen. Wie stellen Sie sich

dazu? Das trifft schlicht nicht zu. Der Wett-bewerb im Firmenkundengeschäft – auch

mit den KMU – ist absolut intakt. Für uns istdas ein Kerngeschäft, aus dem wir uns sicher nicht selber verdrängen werden. Ob-wohl wir ein wichtiger Marktteilnehmer sind, können wir uns überhöhte Preise undzu harte Bedingungen auf Dauer nicht leisten. Wir haben eine seit langem grund-sätzlich unveränderte Kreditpolitik mit klarenKriterien für die Kreditvergabe, einem aus-gebauten Rating-System und entsprechen-dem risikogerechtem Pricing. Jedes Unter-nehmen wird einzeln beurteilt. Im Übrigensind unsere Kreditvolumen bei den KMU in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.In der augenblicklichen Wirtschaftsflaute

wächst auch die Gefahr von Kreditverlusten.

Was erwartet Sie in dieser Beziehung? Beieiner weiter anhaltenden Verschlechterungder Wirtschaft dürften auch die Schwierig-keiten der Unternehmen wachsen. So problematisch wie in den Neunzigerjahrenschätzen wir die Situation aber nicht ein.Die Unternehmen sind heute allgemeinbesser gerüstet. Die Credit Suisse verfolgtseit Jahren eine konsequente Kreditpolitikund Risikovorsorge. Wir sind daher zuver-sichtlich, dass die Qualität unseres Kre-ditportefeuilles insgesamt zufriedenstellendbleibt. Fo

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«Auch das Kundenverhalten hatsich markant verändert»Josef Meier ist der neue Chef Corporate & Retail Banking der Credit Suisse. Vorher leitete er sieben Jahrelange die Neue Aargauer Bank, eine Tochter der Credit Suisse. Interview: Daniel Huber, Redaktion Bulletin

Josef Meier, neuerChef Corporate & Retail Bankingder Credit Suisse

Credit Suisse Bulletin 2-03 35

AKTUELL

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Ein wichtiges Ziel der privaten Vorsorgefür Privatpersonen und Unternehmer ist der Schutz vor den finanziellen Folgen einerErwerbsunfähigkeit oder eines Todesfalles.Längerfristig wird auch der gezielte Kapital-aufbau mit Hilfe einer fondsgebundenenLebensversicherung immer wichtiger, sei esum ein Sparziel zu erreichen oder im Hin-blick auf die private Altersvorsorge.

Viele sind durch die anhaltende Volatilitätan den Börsen verunsichert und räumen der unmittelbaren Sicherheit höhere Priori-tät ein als langfristigen Renditeperspektiven.Allerdings können so attraktive Rendite-möglichkeiten ungenutzt verstreichen.

Angesichts der momentan sehr tiefenZinsen stellt sich die Frage, welche Instru-mente sich für den gezielten Kapitalaufbaueignen. In der breit diversifizierten Fonds-palette der Credit Suisse gibt es Fonds, diespeziell auf das aktuelle Marktumfeld unddie Kundenbedürfnisse ausgerichtet sind.

Zinsmanagement ist nahe am Markt

Einer dieser Fonds, die speziell für die privateVorsorge geeignet sind, ist der jüngstin die Fondspalette aufgenommene CreditSuisse Bond Fund (Lux) TOPS. Dieserneue Obligationenfonds vereint die positivenEigenschaften von kurz- und langfristigenObligationen. Er bietet mehr Sicherheit undeinen kontinuierlicheren Wertverlauf im Vergleich zu einer Investition nur in einzelneObligationen. Ein aktives Zinsmanagementerlaubt es zudem, die Marktentwicklung

besser zu berücksichtigen und damit eineattraktivere Rendite zu erzielen.

Die Erfahrungen der letzten Jahre habengezeigt, dass die individuelle Wahl der Balance zwischen Risiko und Rendite Ver-änderungen unterliegt. Neben den Finanz-märkten beeinflussen auch persönlicheLebensumstände das Anlageverhalten unddamit die Vorsorgestrategie.

Mit einer fondsgebundenen Lebensver-sicherung bleibt der Anleger flexibel, dennFondswechsel sind jederzeit möglich. Zudemkann er vom Vorsorgeschutz und von denVorteilen einer Lebensversicherung profi-tieren. Wenn Anlagefonds mit einer Lebens-versicherung «umhüllt» werden, unterliegendie Erträge keiner Verrechnungssteuer und – unter Einhaltung gewisser Bedingun-gen – auch keiner Einkommenssteuer. Dieswirkt sich besonders bei den Fonds aus,die auf kontinuierlichen Kapitalaufbau undnicht primär auf Kapitalgewinn ausgerichtetsind. Neben dem Versicherungsschutz undden Steuerprivilegien sind auch die freieBegünstigung sowie das Erb- und Konkurs-privileg Vorteile, die je nach Lebenssitua-tion entscheidende Aspekte des Kapital-schutzes bieten.

Die Credit Suisse bietet ihren Kunden alserste Bank die Möglichkeit, sämtliche 1500

Anlagefonds ihrer breit diversifiziertenFondspalette mit einer Lebensversicherung zu ummanteln. Privatanleger können dienötigen Informationen direkt online auf demInsurance Lab (www.credit-suisse.com/insurancelab) abrufen. In den nächsten Monaten werden weitere Fonds lanciert, dieauf verschiedene Vorsorgebedürfnisse aus-gerichtet sind. So können die individuellenVorsorge- und Anlagestrategien der Kun-den auch in Zukunft sehr zeitnah an die aktuellen Marktgegebenheiten angepasstwerden; diese Flexibilität ermöglicht es den Investoren, auch von zukünftigen Chan-cen auf den Finanzmärkten zu profitieren. ❙

Ein Mantel für den FondsAlle Anlagefonds aus dem Fund Lab der Credit Suisse können neu miteiner Lebensversicherung umhüllt werden. Der Investor bleibt flexibelund kann Steuern sparen. Eva-Maria Jonen, Customer Relation Services, Life & Pensions

Eva-Maria Jonen, Customer RelationServices, Life & Pensions

36 Credit Suisse Bulletin 2-03

Mit einem Anstieg von rund sieben Pro-zent bei Eigentumswohnungen und vierProzent bei Einfamilienhäusern haben dieschweizerischen Immobilienpreise im letztenJahr überdurchschnittlich zugelegt. Amstärksten sind die Preise in den Ballungs-zentren betroffen. So kosten Eigentums-wohnungen in der Region Zürich heute rund13 Prozent, am Genfersee über acht Pro-zent mehr als im Vorjahr. Letztmals wurden solche Werte zu Beginn der Neunzigerjahrebeobachtet. Diese Immobilienhausse ist insofern erstaunlich, als die realen Liegen-schaftenpreise in einer konjunkturellenSchwächephase normalerweise rückläufigtendieren. Allerdings ist der aktuell zubeobachtende Konjunkturzyklus auch allesandere als «normal».

Die Inflation ist sehr tief und die Zentral-banken verfügen dadurch immer noch überSpielraum, die geldpolitischen Zügel etwaszu lockern. Dies hat in vielen europäischen

Ländern – so auch in der Schweiz – zu einem eigentlichen Boom der Hypothekar-ausleihungen und Immobilienpreise geführt.

Die Gelegenheit ist günstig

Der Zinssatz einer Fest-Hypothek mit ein-jähriger Laufzeit lag im März 2003 knappüber zwei Prozent, jener für fünf Jahre bei rund drei Prozent. Noch tiefere Zinsen sind nur zu erwarten, falls es nicht gelingt, trotz solch günstiger Rahmenbedingungen

die Wirtschaft anzukurbeln. Dieses Szenarioist denkbar – aber unwahrscheinlich.

Für «Neueinsteiger» präsentiert sich dieSituation auf dem Hypothekarmarkt dahereinmalig günstig: Mit einer Fix-Hypothekkommen sie in den Genuss tiefer Zinsen,zusätzlich sichern sie sich gegen das Risikosteigender Zinsen ab – auf Jahre hinaus. Je nach Bedürfnis des Kunden liegt dieLaufzeit einer Fest-Hypothek bei der Credit Suisse zwischen ein und zehn Jahren.

Tiefe Zinsen sparen GeldDie Zinsen haben ein historisches Tief erreicht. Wer sich jetzt für eine Fix-Hypothek entscheidet, profitiertwährend Jahren vom aktuellen Zinsniveau. Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden Schweiz

Finanzierung bei 10% Eigenkapital 20% Eigenkapital

Kaufpreis/Verkehrswert CHF 800 000 100% CHF 800 000 100%

Eigenkapital (bar) CHF 80 000 10% CHF 160 000 20%

1. Hypothek CHF 528 000 66% CHF 528 000 66%

2. Hypothek CHF 192 000 24%* CHF 112 000 14%

Zinskosten, Amortisation und Nebenkosten

1. Hypothek à 2,35% CHF 12 408 CHF 12 408

2. Hypothek à 3,10% CHF 5 952 CHF 3 472

Jährliche Amortisation (berechnet auf 20 Jahre) CHF 9 600 CHF 5 600

Jährliche Nebenkosten (1% des Kaufpreises) CHF 8 000 CHF 8 000

Total Belastung (im Jahr) CHF 35 960 CHF 29 480

Total Belastung (im Monat) CHF 2 997 CHF 2 457

* 10% des Kaufpreises/Verkehrswertes müssen durch ein 3.-Säule-Guthaben oder durch Wertschriften gedeckt sein

Rechenbeispiel: Fix-Hypothek bei einer Laufzeit von drei JahrenTiefere Zinsen als im Moment sind nur dann zu erwarten, wenn es nicht gelingt, die SchweizerWirtschaft anzukurbeln. Trotz günstiger Rahmenbedingungen ist dieses Szenario nicht ganz auszuschliessen, aber es ist sehr unwahrscheinlich. Der Zeitpunkt für den Abschluss einerlangjährigen Fest-Hypothek ist so günstig wie selten zuvor. (Stand 18. März 2003)

Hanspeter Kurzmeyer,

Leiter Privatkunden

Schweiz

Credit Suisse Bulletin 2-03 37

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Auch für Hausbesitzer oder Wohnungs-eigentümer drängt sich eine Neueinschätzungder eigenen Verhältnisse auf. Bei der ge-genwärtigen Lage lohnt sich eventuell derWechsel zu einer Fest-Hypothek. Von einervariablen Hypothek zu einer Fix-Hypotheklässt sich dieser Wechsel in der Regel sogarohne Kündigungsfrist durchführen.

Selbst wer bereits eine Hypothek mitfester Laufzeit hat, kann von den tiefen Zinsen profitieren. Für eine weitere Lauf-zeit des Hypothekardarlehens lässt sich der Zinssatz bis zu 24 Monate im Voraus fixieren. Damit kennt der Darlehensnehmerseinen künftigen Zinssatz schon heute –selbst wenn die Zinsen bis Ende der Lauf-zeit seiner Hypothek wieder steigen.Wessen bestehende Fest-Hypothek in dennächsten Monaten ausläuft, sollte alsomöglichst bald mit seinem Berater das wei-tere Vorgehen besprechen.

Die Credit Suisse positioniert sich weit vorne

Um zu vermeiden, dass die gesamte Summe des Hypothekardarlehens währendeiner Hochzinsphase verlängert werdenmuss, kann ausserdem eine Aufteilung derDarlehensschuld in Tranchen mit verschie-denen Laufzeiten sinnvoll sein. Die Kombi-nation von kurz- und mittelfristigen Laufzei-ten für die einzelnen Hypothekartranchenbietet einen Spielraum bei verändertenZinsniveaus.

Die Möglichkeit, eine Fix-Hypothek abzuschliessen, besteht auch für Eigenheim-besitzer, die Amortisationszahlungen auf ihrem Darlehen leisten. Die festgeleg-ten Beträge werden indirekt über die gebundene Vorsorge (Säule 3a) oder überdie freie Vorsorge (3b) auf ein zu Gunstender Credit Suisse verpfändetes Konto einbezahlt. Die so angesparte Summe kannam Ende der Hypothekarlaufzeit mit derDarlehensschuld verrechnet werden.

Last but not least: Sogar für Eigenheim-besitzer, die ihre Hypothek bei einer anderen Bank haben, lohnt sich ein Ver-gleich mit dem Angebot an Hypothekarmo-dellen der Credit Suisse. Gemäss der Wirtschaftszeitung «Cash» vom 14. Februar2003 bietet die Credit Suisse ihre Fix-Hypotheken zu ausserordentlich interessan-ten Konditionen an und positioniert sichdamit im Schweizer Markt in den vorderstenRängen. ❙

The Civil CorporationThe New Economy of Corporate CitizenshipVon Simon Zadek, gebundene Ausgabe, nur in Englisch, 240 Seiten,

ISBN 1-85383-813-6

Simon Zadek ist einer der Vordenker im BereichNachhaltigkeit. In seinem neusten Buch be-schäftigt er sich mit der Civil Corporation, dem«bürgerschaftlichen Unternehmen», und ver-sucht, die sich wandelnde Rolle der Unterneh-men in der Gesellschaft aufzuzeigen. Heute wirdviel über rechtliches, gesellschaftliches oderökologisches Wohlverhalten der Unternehmen

diskutiert. Zadek liefert Beispiele von Kampagnen gegen Unterneh-men wie Shell, Nestlé oder Nike und zeigt auf, wie diese vonNichtregierungsorganisationen (NGO) konzipiert und durchgeführtwerden. Er legt dar, wie sich Unternehmen und NGO das Vertrauender informierten Bürger immer wieder erarbeiten müssen. Unter-nehmen tun dies immer öfter durch regelmässige Berichterstattungüber die ökonomischen, gesellschaftlichen und ökologischen Aus-wirkungen ihrer Geschäftstätigkeit. Auf der Basis einer fundiertenAnalyse der aktuellen Diskussion um Nachhaltigkeit und Unter-nehmensverantwortung charakterisiert Zadek die Civil Corporationals Modell des Unternehmens der Zukunft. Nicht ohne Inkonsis-tenzen zeigt er für die Entwicklung der Rolle der Unternehmen inder Gesellschaft einen bedenkenswerten, zuweilen etwas idealisti-schen Mittelweg zwischen Wall Street und Seattle auf. Das Buchist verständlich geschrieben, enthält Zitate, welche die Nach-haltigkeitsdebatte beleuchten, sowie Beispiele aus der aktuellenUnternehmenspraxis. Bruno Bischoff, Public Affairs Credit Suisse Group

Führen: Zurück zum WesentlichenVon Rudolf Villiger, gebundene Ausgabe, nur in Deutsch, 290 Seiten,

ISBN 3-280-05012-X

Internetdebakel und internationale Unterneh-mensskandale: Die allgemeine Verunsicherungmacht sich auch auf Managementebene breit.Die Zeit ist reif für eine Rückbesinnung auf tradi-tionelle Werte, auch was das Thema Führungbetrifft. Da kommt Rudolf Villigers Buch geradezur rechten Zeit. Der Autor erinnert an verges-sene Grundsätze der Unternehmensführung,

beleuchtet die Wichtigkeit von interner und externer Unternehmens-kommunikation, macht sich stark für eine kluge Handhabung der Leistungsmessung, plädiert aber auch für die «kreative Unruhe»einer Unternehmung. Villiger, promovierter Betriebswirtschafter, illustriert seine Thesen mit Beispielen aus seiner jahrzehntelangenFührungserfahrung in diversen Unternehmen und Verwaltungsräten,lässt aber auch Gedanken von Konfuzius oder Bill Gates einfliessen.Ruth Hafen, Redaktion Bulletin

3 Weitere Rezensionen finden sich im Financial Bookshelf der Credit SuissePrivate Banking Website unter www.credit-suisse.com

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AKTUELL

38 Credit Suisse Bulletin 2-03

Sicherheit und Renditechancenselbst bei fallenden Kursen Heute sind Investitionsmöglichkeiten gefragt, die dem Anleger Chancen auf attraktive Renditen bieten,ohne dass er dabei ein volles Aktienrisiko eingehen muss. Die neuen Callable Down-&-In ReverseConvertibles bieten genau das. Florence Schnydrig, Derivatives and Structured Products

Reverse Convertibles sind strukturierteProdukte, welche in ihrer Standardaus-führung eine defensive Alternative zu Aktiendarstellen. Der Anleger realisiert die ma-ximale Rendite, wenn der Basiswert (Indexoder Einzelaktie) bei Verfall über einem vorgegebenen Kursniveau, dem so genann-ten Strike, notiert.

Bei Reverse Convertibles werden am Anfang Couponzahlungen definiert, die deut-lich über den Geldmarktzinssätzen liegen.Diese werden dem Anleger in jedem Fallausbezahlt. Nicht garantiert ist dagegen die Rückzahlung des investierten Kapitals.Diese Summe variiert je nach der Entwick-lung des zu Grunde liegenden Basiswertes.Schliesst dieser bei Verfall über dem Strike,erfolgt die Rückzahlung zu 100 Prozent unddie maximale Rendite ist dank den erhalte-nen Couponzahlungen erreicht. Da der Strikezumeist beim aktuellen Kurs des Basiswertszum Zeitpunkt der Emission fixiert wird,muss dieser über die entsprechende Lauf-

zeit nicht einmal ansteigen, damit der An-leger die maximale Rendite erreicht. Schliesstder Basiswert jedoch unter dem Strike, so reduziert sich das investierte Kapital ent-sprechend. Ein realer Verlust resultiert aber erst dann, wenn die Wertverminderungdie erhaltenen Couponzahlungen übersteigt.

Nun lanciert die Credit Suisse eine weite-re Variante der Reverse Convertibles, die so genannten Callable Down-&-In ReverseConvertibles. Diese haben den entschei-denden Vorteil, dass auch dann noch eine100-prozentige Rückzahlung erfolgen kann,wenn der zu Grunde liegende Basiswert bei Verfall unter dem vordefinierten Strikenotiert. Konkret: Anleger können selbstdann noch einen Gewinn erwirtschaften,wenn der Basiswert einen Verlust realisiert!Bei Callable Down-&-In Reverse Conver-tibles wird nämlich unterhalb des Strike einzweiter Level, der so genannte Knock-inLevel, festgelegt. Solange der Index respek-tive die Aktie diesen Level während der

Laufzeit nie berührt oder durchbricht, wer-den dem Anleger am Schluss 100 Prozent des Kapitals zurückbezahlt. Während der Laufzeit hat er gleichwohl Anrecht auf dieCouponzahlungen. Hat aber der Basiswertden Knock-in Level auch nur einmal be-rührt oder durchbrochen, wird bei Verfall wiebei «normalen» Reverse Convertibles derStand des Basiswertes in Rechnung gestellt.

Die drei möglichen Szenarien

Vergangenen März lancierte die CreditSuisse einen Callable Down-&-In ReverseConvertible in Schweizer Franken mit einer Laufzeit von drei Jahren und einer Coupon-verzinsung von sieben Prozent (Valor1 575 062). Dieser richtet sich nach demEUROSTOXX-50-Index, der am Ausgabe-datum 1850 Punkte betrug. Dieser Wert ent-spricht dem Ausübungspreis dieses ReverseConvertible. Der Knock-in Level wurde 50

Prozent unter diesem Indexstand, bei 925

Indexpunkten, fixiert. Letztmals wurde dieserWert im Februar 1991 notiert! Wenn derEUROSTOXX 50 in den nächsten drei Jahrennie mehr als 50 Prozent verliert, wird derCallable Down-&-In Reverse Convertible zu100 Prozent zurückbezahlt (Szenario 1).

Sollte der Knock-in Level jedoch berührtwerden und sich ausserdem der Index bis zum Verfall in drei Jahren nicht mehr erholen und unter dem Strike notieren, würde die Rückzahlung prozentual reduziert (Szenario 2). Da der Anleger aber die dreiCouponzahlungen von sieben Prozent proJahr in jedem Fall erhält, verliert er erstGeld, wenn der Index in drei Jahren mehrals 21 Prozent tiefer als bei Emission no-tiert. Die Gewinn-Verlust-Schwelle (Break-even) liegt also bei 1460 Indexpunkten(Szenario 3). ❙

Mögliche Szenarien des neuen Reverse ConvertibleDie Entwicklung des EUROSTOXX-50-Index über die letzten drei Jahre verglichen mitdem Strike-, Breakeven- und Knock-in Level des neuen Callable Down-&-In ReverseConvertible und die möglichen Szenarien. Quelle: Bloomberg/Hypothetische Szenarien

5500500045004000350030002500

Strike

Breakeven

Knock-in Level

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2000

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50010.03.03 10.03.04 10.03.0513.03.00 11.12.00 10.09.01 10.06.02

Szenario 1Szenario 2Szenario 3

Credit Suisse Bulletin 2-03 39

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Teilnahmeschluss: 30. Juni 2003

Schweizer Wirtschaft

Video: Kampf ums Gold geht in die zweite RundeIn den gegenwärtigen Krisenzeiten wecken die Goldreserven der Schweizerischen National-bank wieder besonderen Appetit. Nachdem das Stimmvolk am 22. September 2002

sowohl die Goldinitiative als auch den Gegenvorschlag ablehnte, geht der Verteilungskampfnun in die zweite Runde. Ökonomen der Credit Suisse haben die sechs Hauptvorschläge bewertet. Am meisten Punkte erhielt dabei die einfachste aller Lösungen: der Schuldenabbau.

Management

André Kudelski übt sich im Krisenmanagement1951 erfindet der polnische Immigrant Stefan Kudelski in Lausanne das erste portable Auf-nahmegerät – es ist die Geburtsstunde der Firma Kudelski SA. Trotz Verkaufserfolgen bleibt das Unternehmen ein Nischenplayer. 1986 überzeugt André Kudelski seinen Vater, dieFirma neu auf TV-Verschlüsselungssoftware auszurichten. Damit startet Kudelski einenbeispiellosen Höhenflug. Inzwischen hat die Krise auch den einstigen Börsenliebling eingeholt.

Anlage

Nachhaltigkeit lohnt sich auch in harten ZeitenDie Firma SAM Sustainable Asset Management stellt der Credit Suisse für den Stock Screener ein ökologisches, ökonomisches und gesellschaftliches Rating von Aktientiteln zurVerfügung. Gekoppelt wird dies mit einem Bericht zur Nachhaltigkeit der einzelnen Unter-nehmen. Lohnt sich Nachhaltigkeit aber auch in schwierigen Zeiten? Ein Interview mit demSAM-Analysten Oliver Karius.

AKTUELL

Endlich daheim.

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Wir rechnen. Sie wohnen. Die Hypo-Experten.

Credit Suisse Bulletin 2-03 41

Letzte Woche habe ich meine Hypothek fixiert. Zugegeben, nun zahleich monatlich etwas mehr als für meine alte, variabel verzinste Hypothek.Aber die verbreitete Meinung, wir würden eine nachhaltige Deflation erleben, überzeugt mich nicht, auch wenn heute noch keine Zeichen einer raschen Konjunkturerholung auszumachen sind. Denn diesmal wirdes nicht die Konjunktur sein, welche die Zinsen wieder ansteigen lässt.

Ein anderer Aspekt bereitet mir Sorgen in Bezug auf die Zinsentwick-lung: die weltweit wachsenden Schuldenberge. Viele Privathaushaltehaben das rekordtiefe Zinsniveau genutzt, um ihre Hypothek aufzu-stocken. Unternehmen erfahren zunehmend, dass unterdeckte Pen-sionsverpflichtungen ebenfalls Verpflichtungen darstellen – auch wennsie nicht als Schulden bilanziert sind. Und am meisten sorgen mich dieeskalierenden Staatsschulden – besonders in den USA und der EU.

Aus dieser globalen «Schuldenfalle» führt eigentlich nur ein Weg.Wenn Staaten nachhaltig Defizite an den Kapitalmärkten finanzieren,dann erhöhen sie mittelfristig das Zinsniveau am Kapitalmarkt und verdrängen damit die privaten Kapitalnachfrager. Das führt natürlich zueiner Expansion des öffentlichen Sektors zu Lasten des privaten Sek-tors. Und irgendwann kommt der Zeitpunkt, zu dem Staaten ihre Ver-pflichtungen entweder radikal senken oder massive Steuererhöhungenbeschliessen müssen – kein gutes Rezept zur Wiederwahl. Es sei denn,sie erliegen der Versuchung einer inflationären Geldpolitik. Mit solch unangenehmen Optionen konfrontiert, gehe ich davon aus, dass sich dieGeschichte wiederholt – und Inflation die Schuldenberge eines Tagesabtragen wird. Zeit also, meine Hypothekarzinsen zu fixieren.

Burkhard Varnholt Head Financial Products

Zinsen: Quo Vadis?

Strategy

43 KonjunkturDer zweite Golfkrieg lähmt die

Wirtschaft. Auch nach seinem

Ende ist lediglich ein moderates

Wachstum zu erwarten.

44 AktienmärkteTrotz besserer Stimmung ist

kein neuer Bullenmarkt in Sicht.

Mittelfristig braucht es positive

Wirtschaftsdaten.

Topics

50 BVG-ReformDie berufliche Vorsorge ist in der

Schweiz im Umbruch. Neue,

flexiblere Lösungsansätze sind

gefragt.

54 InformatikbrancheNach dem Höhenflug kam für die

IT-Branche der tiefe Fall. Nun gilt

es, die Grundlagen für den

nächsten Aufschwung zu legen.

56 PensionskassendefizitUnterdeckungen in Milliardenhöhe

belasten weltweit die grossen

Unternehmen. Wie gehen sie und

die Staaten damit um?

60 MedikamenteDie Menschen der Industrieländer

werden immer dicker. Als

entsprechend gewinnträchtig

gelten Medikamente gegen

Fettleibigkeit.

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Wealth Management

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42 Credit Suisse Bulletin 2-03

Prognosen

Strategische Asset Allocation in CHF

Eurosätze (3 Monate)Ende 2002 27.3.2003 in 3 Monaten1 in 12 Monaten1

USA 1.4 1.3 1.3 2.4

EWU 2.9 2.5 2.0 2.2

GB 4.0 3.7 3.4 3.7

Japan 0.1 0.1 0.1 0.1

Schweiz 0.6 0.3 0.2 0.7

Renditen Staatsanleihen (10 Jahre)USA 3.8 4.0 4.0 4.7

EWU 4.2 4.2 3.9 4.3

GB 4.4 4.5 4.2 4.7

Japan 0.9 0.7 0.8 1.0

Schweiz 2.2 2.5 2.3 2.6

DevisenkurseUSD/EUR 1.05 1.07 1.08 1.15

JPY/USD 119 120 118 126

CHF/EUR 1.45 1.47 1.47 1.47

CHF/USD 1.38 1.38 1.36 1.28

CHF/GBP 2.23 2.17 2.19 2.19

Wirtschaftswachstum(BIP-Veränderung gegenüber Vorjahr) 2002 aktuell 20031 20041

USA 2.4 2.9 (Q4/02) 2.4 3.0

EWU 0.8 1.3 (Q4/02) 0.9 1.8

GB 1.7 2.1 (Q4/02) 2.5 2.7

Japan 0.3 2.6 (Q4/02) 0.3 0.8

Schweiz 0.1 0.8 (Q4/02) 0.5 1.8

AktienindizesEnde 2002 13.3.2003 in 12 Monaten2

USA S&P 500 879.82 831.90 0

Japan TOPIX 843.29 778.52 –

Hongkong Hangseng 9321.29 8787.45 0

Deutschland DAX 2892.63 2354.31 0

Frankreich CAC 40 3063.91 2554.71 +

Grossbritannien FTSE 100 3940.40 3486.90 0

Italien BCI 1091.89 959.39 0

Spanien IBEX 6036.90 5670.70 +

Niederlande AEX 322.73 240.25 0

Schweiz SMI 4630.80 3793.30 0

1 Prognosen 2 Relativ zum MSCI Welt: + Outperformer 0 Marktperformer – Underperformer

AusgewogenGeldmarkt Obligationen Aktien Alternative Anlagen Total

Schweiz 17.0 35.0 13.5 65.5

Asien 1.5 1.5

Europa (Euro) 1.5 1.5

Japan 1.0 1.0

Nordamerika 10.5 10.5

Gemischt 20.0 20.0

Total 17.0 35.0 28.0 20.0

Im emagazine der Credit Suisse finden Sie viele weitere Wirtschaftsdaten und -informationen: www.credit-suisse.com/emagazine

20 17

3528

65

60

55

50

45

40

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Indexpunkte

Purchasing Managers’ Index EurolandPurchasing Managers’ Index USA

Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt Jan Apr Jul Okt

1999

2000

2001

Jan Apr Jul Okt Jan

2002

2003

Credit Suisse Bulletin 2-03 43

WEALTH MANAGEMENT STRATEGY

Konjunktur

Einkaufsmanager-Indizes

Die schleppende Konjunkturentwicklung setzt sich fortDie Grafik zeigt die Einschätzung der Einkaufsmanager in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung.Ein Wert um 50 deutet auf einen stagnierenden, ein tieferer Wert auf einen schrumpfenden und ein Wert über 50 auf einen wachsenden Industriesektor hin.

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Die Weltkonjunktur schleppt sich immer noch im Krebsgang dahin

p Die geopolitischen Unsicherheitenlähmen die Wirtschaft.

p Auch nach dem Ende des Irak-Kriegsist lediglich ein moderates Wachstumzu erwarten.

Die jüngsten Konjunkturindikatoren weisenunverändert auf eine schleppende Entwick-lung der Weltwirtschaft hin. Deutlich wirdsichtbar, dass die geopolitischen Unsicher-heiten die Wirtschaftstätigkeit paralysieren.Eine weitere Belastung für das Wachstumgeht seit letztem November auch vom umrund 45 Prozent gestiegenen Erdölpreis aus.Und während die US-Wirtschaft immerhin einmoderates Wachstum aufweist, ist der Kon-junkturverlauf in Kontinentaleuropa eher alsStagnation zu betiteln.

Vermehrt wird nun die Frage diskutiert, ob eine Lösung des Irak-Konflikts effektiv zueiner spürbaren Konjunkturerholung der Welt-wirtschaft führen würde. Eine Lösung dürfteeinen gewissen Abbau der Unsicherheitenund tiefere Erdölpreise zur Folge haben unddadurch den Weg für eine leichte Belebungder Wirtschaftsaktivitäten ebnen. Allerdings

sprechen andere Gründe für eine lediglichmoderate Erholung und ein deutlich unterdem Potenzial liegendes Wirtschaftswachs-tum in diesem Jahr. So wird die geopolitischeSituation auch ohne latente Kriegsgefahr imIrak nach wie vor durch hohe Unsicherheitengeprägt. Für das Wirtschaftswachstum unddie Finanzmärkte besteht weiterhin ein realesRisiko, zudem dämpfen die ökonomischenUngleichgewichte in den USA weiterhin dasWachstum. Der Bereinigungsprozess im Un-ternehmensbereich ist zwar voll im Gange,aber noch nicht beendet, und die immer nochtiefe Sparquote der privaten Haushalte wirdweiter ansteigen. Dennoch wird die erwarteteglobale Konjunkturerholung nach wie vor vonden Vereinigten Staaten ausgehen (müssen).Ausschlaggebend sind dabei die höhere Flexibilität der US-Wirtschaft sowie deren expansivere Wirtschaftspolitik.

Beat Schumacher

Quelle: Bloomberg

44 Credit Suisse Bulletin 2-03

Aktien

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S&P 500 CompositeSMI

Nasdaq CompositeDJ Euro Stoxx 50

Indexpunkte120

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2001

2002

2003

J JF M MA A S O N DJ J JF M MA A S O N DJ J JF M MA A S O N DJ J F M

SMI, Euro Stoxx, S&P 500, Nasdaq

Der Kriegsbeginn brachte eine erste WendeNachdem die Aktienmärkte seit Jahresbeginn unaufhörlich in die Tiefe sackten, brachte der Beginn des Irak-Kriegs Mitte März ein erstes, hoffnungsvolles Aufbäumen.

Eine bessere Stimmungmacht noch keine dauerhafte Wende

p Ein neuer Bullenmarkt ist trotzverbesserter Börsenstimmungnicht in Sicht.

p Eine rasche Lösung in derIrak-Krise hilft kurzfristig.Mittelfristig sind aber positiveWirtschaftsdaten notwendig.

Noch Mitte März, als die Aktienmärkte derSchweiz und Europas um nicht weniger als 20Prozent unter dem Stand vom Jahresbeginnnotierten, schien das Börsentief kein Endezu nehmen. Umso überraschender kam dieWende: Als sich in der Irak-Krise mehr undmehr ein militärischer Alleingang der USA

und Grossbritanniens abzeichnete, setzten die Anleger auf eine schnelle Entscheidung undtrieben viele Börsenindizes innerhalb von weni-gen Handelstagen auf das Niveau zu Jahres-beginn 2003 hoch. Solch heftige Bewegungensind nicht das Produkt von makroökonomi-schen Entwicklungen, sondern widerspie-geln das Kommen und Gehen gravierenderUnsicherheiten und Ängste. Wenn in derIrak-Krise eine schnelle Lösung gefundenwird, Terroranschläge ausbleiben und dieglobale Erdölversorgung gesichert ist, dannkönnte die Stimmungsverbesserung an denAktienmärkten anhalten. Das stützt unsere

bisherige Prognose, dass das Börsenjahr2003 einstellige, aber positive Aktienrenditenbringen sollte. Daran dürften auch weiteretemporäre Indexrückschläge nichts ändern.

Und trotzdem: Einen lang anhaltenden undkräftigen globalen Wirtschafts- und Börsen-aufschwung nach dem Muster der erstenIrak-Krise Anfang der Neunzigerjahre wird eskaum geben. Dafür sind die Voraussetzungenzu unterschiedlich. So bleiben die geopoliti-schen Risiken auch nach einer Bewältigungder Irak-Krise überdurchschnittlich hoch. Nochwichtiger ist, dass die durch die Spekulations-blase des letzten Jahrzehnts ausgelöstenstrukturellen Verwerfungen der Weltwirtschaftimmer noch nicht abgearbeitet sind und des-halb das mittelfristige Wachstum reduzieren.Zudem dürfte die Wiederherstellung soliderBilanzrelationen für viele Unternehmen wei-terhin Priorität haben. Denn die Diskussionenum die Rechnungslegungspraktiken und damit

Bernhard Tschanz

Quelle: Datastream

Quelle: CSPB, Stand 13.03.03

Europa Schweiz Nordamerika Japan Asien ohne Japan

Länder Spanien Korea

Thailand

Sektoren (regional) Versorger Gesundheitswesen Gesundheitswesen Gesundheitswesen Versorger

Telekom-Ausrüster Industriegüter Präzisionsgüter Transport

Telekommunikation Automobil

Sektoren (global) 1

Fluglinien/Verkehr (–) China Southern Airlines

Automobil (0) Peugeot Nissan Motor

Banken (0) HBOS Wells Fargo & Co. Kookmin Bank

Rohstoffe (0)

Chemie (0) DSM Lonza Dow Chemical

Baugewerbe (–) Geberit

Verbrauchsgüter (0) The Swatch Group I Procter & Gamble Kao, Shiseido

Energie (0) TotalFinaElf

Maschinenbau/

Elektrotechnik (0) Caterpillar

Getränke(–)/Nahrungsmittel (0) Danone Nestlé N

Tabak (0)

Versicherungen (0) Swiss Re

IT-Services/Software (+) SAP Microsoft

Medien (–) Walt Disney

Gesundheitswesen (+) Schering Serono Johnson & Johnson Takeda Chemical

Amgen

Papier & Zellstoff (0) Stora Enso

Immobilien (0) Wharf Holdings Ltd.

Detailhandel (–) Mitsui Fudosan Co.

Technologie-Hardware (0) Canon, Sharp

Halbleiter (0) Samsung Electr.

Telekom-Ausrüster (+) Alcatel

Telekom-Dienstleister (0) T.I.M. (Telecom Italia Mobile) BellSouth

Versorger (+) National Grid Huaneng Power

Übrige (–) LVMH Adecco Nomura Holding

Empfohlene Anlagefonds: Bank Hofmann Asia Stocks, CS EF Global Pharma, Dexia Inv Euro Corp Bonds, ING (L) Renta Fd Corp USD P Cap

Weitere Fonds unter www.fundlab.com1 Relativ zum MSCI Welt: + Outperformer 0 Marktperformer – Underperformer

um die Gewinnqualität sind nicht verstummt,ebenso wenig die Frage nach dem Ausmassder Unterdeckung der Pensionspläne. DieseEntwicklungen sind in den heutigen Aktien-indizes nun weitgehend eingepreist, weshalbsie das Aufwärtspotenzial der Aktien zwarbegrenzen, nicht aber ausschliessen.

Die Credit Suisse geht davon aus, dassim angenommenen Szenario einer moderatenErholung der Aktienbörsen die Bereitschaftder Anleger, zyklische Aktien zu kaufen, zwar

sukzessive zunehmen wird, der Akzent aufQualität aber weiterhin bestehen bleibt. Des-halb empfiehlt die Credit Suisse hier in Europavor allem DSM, LVMH, Adecco, SchneiderElectric, Stora Enso und TotalFinaElf. In jüngerer Zeit sind aber auch die defensivenSektoren und Titel kräftig unter Abgabedruckgeraten, so dass die Aktien von Unternehmenmit langfristig guten Wachstumsperspektivenwie Danone, Nestlé, Schering AG oder SwatchGroup heute wieder Erfolg versprechende

Einstiegsmöglichkeiten bieten. Die US-Börsehat erwartungsgemäss eine deutlich besse-re Indexperformance als Europa gezeigt –dies selbst unter Berücksichtigung desschwächeren US-Dollars. Kurzfristig sind die US-Aktien deshalb weiterhin denjenigenEuropas vorzuziehen. Im weiteren Jahresver-lauf dürfte diese Outperformance aber aus-laufen. Auch in Asien bleibt die Empfehlungunverändert: Schwellenländer kaufen, Japanverkaufen.

Credit Suisse Bulletin 2-03 45

WEALTH MANAGEMENT STRATEGY

Länder-, Branchen- und Titelpräferenzen

Zyklische Aktien steigen in der Gunst der AnlegerFalls es zu einer moderaten Erholung der Aktienbörse kommen sollte, stiege auch die Bereitschaft, zyklische Aktien zu kaufen. Dabei würde der Akzent auf Qualität aber bestehen bleiben. Kurzfristig sind US-Aktien vorzuziehen.

46 Credit Suisse Bulletin 2-03

Obligationen

4

3

2

1

%

Kernrate der InflationInflationsprognose (Philly Fed)

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Inflationserwartungen in den USA

Tiefe Inflationserwartungen entlasten die BondmärkteGenerell niedrige Inflationserwartungen prägen in einer nur moderat wachsenden US-Wirtschaft das Bild und bieten den Obligationenmärkten dank eines geringeren Risikoaufschlages eine willkommene Unterstützung.

Der Aufschwung ist nach wie vor unsicher

p Die Notenbanken dürften an ihrer expansiven Geldpolitik vorerst festhalten.

p Die Eurozone bietet auch in den nächsten Monaten ein günstiges Umfeld für Bondinvestitionen.

Weltweit steht uns für den Rest des Jahres –bestenfalls – ein moderater Aufschwung be-vor. Temporär dürfte freilich bei überstande-ner Irak-Krise Erleichterung durchaus nichtnur in der Realwirtschaft, sondern auch anden Finanzmärkten zu verspüren sein. Ange-sichts der verbleibenden geopolitischen Risi-ken und der strukturellen Wirtschaftsprobleme(siehe Artikel Seite 43) dürfte im Sommer eherrealwirtschaftliche Ernüchterung denn aus-geprägter Konjunkturoptimismus angesagtsein. Wachstum, das weltweit unter Potenzialliegt, dürfte so auch mit historisch eher unter-durchschnittlich steigenden Renditen an denG7-Staatsanleihemärkten einhergehen.

Nach wie vor sorgt auch die niedrige Teue-rung für ein historisch eher tiefes Zinsniveau.Da die Wachstumsrisiken die Inflationsrisikendeutlich überwiegen, dürften die Notenban-ken an ihrer expansiven Geldpolitik festhal-

ten. Das Fed dürfte freilich nur im Falle einer Eskalation der Irak-Krise und einer massivenVerschlechterung der Konjunkturperspektivendie Zinszügel nochmals lockern. Die Euro-päische Zentralbank verfügt dagegen über einen ausgeprägteren Zinssenkungsspiel-raum. Angesichts der lahmenden Eurokon-junktur, der tiefen Teuerung und des kräftigenEuros geht die Credit Suisse von einer Sen-kung der Leitzinsen auf zwei Prozent aus.

Der schleppende Aufschwung dürfte aufdem US-Staatsanleihemarkt zwar zu einerLösung vom rezessionstiefen Zinsniveau füh-ren. Angesichts der politischen und konjunk-turellen Risiken kann aber auch hier nur mit einem moderaten Zinsanstieg gerechnetwerden. In der Eurozone dürfte der Zinsan-stieg freilich flacher ausfallen und daher auchin den nächsten Monaten ein noch günstigesUmfeld für Bondinvestitionen bieten.

Anja Hochberg

Quelle: Bloomberg, Federal Reserve Bank of Philadelphia

3.0

2.5

2.0

1.5

1.0

0.577 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99

CHF/USD

CHF/USD-WechselkursGeschätzter CHF/USD-Wechselkurs mit Kaufkraftparität

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Credit Suisse Bulletin 2-03 47

WEALTH MANAGEMENT STRATEGY

Währungen

Kaufkraftparität Franken-Dollar-Wechselkurs

Schweizer Franken bleibt weiter starkLangfristig kehrt der Wechselkurs immer wieder zum theoretischen Wert der Kaufkraftparität zurück. Gleichzeitig zeigt die Vergangenheit jedoch auch, dass der Franken-Dollar-Wechselkurs zum Überschiessen neigt.

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Der Dollar steht mit dem Rücken zur Wand

p Die Lösung der Irak-Krise dürfte der Abwertung des Dollars temporär Einhalt gebieten.

p Tiefes Zinsniveau und Zwillingsdefizitein den USA sind die Achillesferse des Greenback.

Die Abschwächung des Dollars setzt sich unvermindert fort. Kein Wunder: Die geopo-litischen Unsicherheiten haben in den letztenMonaten eher zu- als abgenommen. Blicktman über diese Spannungen hinaus, so tretenauch ökonomische Ungleichgewichte hervor.Das US-Zwillingsdefizit in Form des hohenLeistungsbilanz- und des kräftig steigendenBudgetdefizits bereitet der Währung Bauch-schmerzen. Es könnte sich für den Dollar als Bumerang erweisen, dass die USA vomWohlwollen der ausländischen Investoren,weiterhin US-Wertschriften zu kaufen, ab-hängig sind. Auch das im12-Monats-Horizonttief bleibende US-Zinsniveau schmälert die Attraktivität von Anlagen in amerikanischeWertpapiere. Die Folge: Der Greenback dürfte auf breiter Front zur Schwäche neigen.Dies stellt die europäischen Volkswirtschaf-ten auf eine harte Probe. Sie sehen sichnämlich mit Aufwertungen ihrer Währungenkonfrontiert. Dies schmerzt umso mehr, alsderzeit die binnenwirtschaftlichen Wachstums-

impulse in der Eurozone und der Schweiz gering sind. Zudem hat sich in der Vergan-genheit gezeigt, dass der Dollar bei Korrek-turen zum Über- respektive Unterschiessendes fairen Wertes neigt (siehe Grafik).

Der starke Franken trifft die Schweiz alskleine, offene Volkswirtschaft derzeit mit voller Wucht. Die Schweizerische National-bank (SNB) reagierte zwar Anfang März mitihrem deutlichen Zinsschritt um 50 Basis-punkte (Bp). Die SNB übertrumpfte damit dieEuropäische Zentralbank, die am gleichenTag ihren Leitzins um nur 25 Bp zurücknahm.Der Franken schwächte sich in der Folge wie gewünscht ab. An Zinspulver bleibt nun jedoch nicht mehr viel übrig. Auf Jahresfristgesehen erwartet die Credit Suisse wegendes tiefen Schweizer Zinsniveaus und demerhofften Abklingen der geopolitischen Span-nungen eine geringfügige Abschwächungdes Frankens zum Euro. Der allgemeinenDollarschwäche dürfte sich jedoch auch derFranken nicht entziehen können.

Marcus Hettinger

Quelle: Bloomberg, CSPB

48 Credit Suisse Bulletin 2-03

Alternative Anlagen

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Indexpunkte

NAV per Share (USD)Share Price (USD)MSCI World Index

Okt Jan Apr Okt Apr Okt Apr OktJul Jul Jan JulJan Jan

2000

2001

2002

2003

Performance im Vergleich

Die Absolute Invest AG trotzt dem schwierigen UmfeldWährend der MSCI-Index über 30 Prozent an Wert einbüsste, konnte die Absolute Invest AG seit ihrer Gründung im Oktober 1999 ihren inneren Wert (NAV) um rund 17 Prozent steigern.

Beteiligungsgesellschaften: Proaktives Management zahlt sich aus

p Auch in einem schwierigen Umfeldbleiben Beteiligungsgesellschafteneine interessante Anlagemöglichkeit.

p Die Absolute Invest AG richtet sichauf das wechselnde Marktumfeld aus.

Als sich im Verlaufe der Neunzigerjahre derMarkt für Hedge Funds einem breiteren Publikum öffnete, kauften Privatanleger ver-mehrt Aktien von Beteiligungsgesellschaften,die in solche Hedge Funds investiert sind.Diese unterscheiden sich von Fonds – nebeneiner anderen Rechtsstruktur – hauptsächlichdadurch, dass sie in ihren Investitionsent-scheiden flexibler agieren und einen höherenEinfluss auf das Investment-Managementnehmen können. Ein weiterer Unterschiedist, dass Fonds zum inneren Wert (NAV)

zurückgegeben werden können, währendAnteile von Beteiligungsgesellschaften zuMarktpreisen gehandelt werden. Beeinflusstdurch das allgemeine negative Marktumfeldnotieren die meisten Beteiligungsgesellschaf-ten momentan mit einem Discount, also tieferals der NAV.

Gleichzeitig kann gerade im heutigenUmfeld ein proaktives, flexibles Investment-Management eine Chance sein. Der Verwal-tungsrat der Absolute-Gesellschaften hat diesschon seit längerem erkannt und entspre-

chende Massnahmen in die Wege geleitetoder bereits umgesetzt.

Zum Beispiel hat die Absolute Invest AG

ihr Anlageuniversum klar vergrössert. DieGesellschaft verfolgt neu nicht mehr nur einereine Equity-Long/Short-Strategie, sondernkann in eine Vielfalt von alternativen Anlage-stilen investieren. Damit verfügt die AbsoluteInvest AG über die nötige Flexibilität, um dasPortfolio breiter zu diversifizieren und bessererisikoadjustierte Renditen zu erreichen.

Absolute Europe AG wird seit dem 1. März2003 von zwei verschiedenen InvestmentAdvisern gemanaged, welche je die Hälfte desPortfolios bewirtschaften. Damit wird eineKonkurrenzsituation geschaffen, die ebenfallszu einer höheren Risikodiversifikation unddemnach zu höheren Erträgen führen kann.

All diese Massnahmen zielen darauf ab,die Gesellschaften optimal auf die veränder-ten Marktbedingungen auszurichten. Damitkann bereits kurzfristig eine Steigerung imNAV und mittelfristig im Aktienpreis erreichtwerden.

Nicole Pauli

Quelle: Bloomberg, Absolute Companies

Credit Suisse Bulletin 2-03 49

WEALTH MANAGEMENT STRATEGY

Daniel Huber Wie viel Geld ist mittlerweile in

die GIP-Strategien investiert?

Pascal Pernet Rund sechs Milliarden Franken.Damit gehört das GIP nur ein Jahr nachseiner Einführung zu den grössten in derSchweiz verkauften Anlagevehikeln.Wie kam die Credit Suisse dazu, ein Anlage-

gefäss wie das GIP zu schaffen? Es war die Erkenntnis, dass ein einzelner Anbieternicht in jedem Bereich führend sein kann.Wieso sollte zum Beispiel die Credit Suissein der Verwaltung japanischer Aktienführend sein? Es ist also nichts als ehrlich,wenn wir uns auf das Wesentliche, willheissen die Auswahl der weltweit bestenManager, konzentrieren. Das ist auch genauder entscheidende Punkt beim GIP – wirsind nicht mehr nur Vermögensverwalter,sondern wir wählen für unsere Kunden diebesten Vermögensverwalter aus. Läutet das in der Finanzbranche einen neuen

Trend ein? Vieles deutet darauf hin. So wird zum Beispiel in den USA die klassische Form der Vermögensverwaltung, nämlichdas Vermögensverwaltungsmandat oder derPortfoliofonds, nicht mehr angeboten.Wie ist das GIP konkret organisiert? Das GIP

ist ein Zertifikat auf fünf verschiedene Gesell-schaften, die sich auf die Verwaltung vonAktien, Geldmarkt, Obligationen, Alternativen

Anlagen und Opportunistischen Strategienkonzentrieren.Was genau machen diese Gesellschaften? DieGesellschaften suchen für ihren jeweiligenBereich die besten Manager aus und vergebenentsprechende Vermögensverwaltungsman-date. Wichtig ist dabei, dass diese Konti imNamen der Credit Suisse geführt werden.Somit ist gewährleistet, dass die Strategiender Manager ständig überwacht werden. Und wie machen Sie das? Wir haben eigensdafür ein Team gegründet. Vor der Ver-gabe eines Mandates versenden wir einenFragebogen, der mehrere hundert Seitenumfasst. Darin muss der Manager beschrei-ben, welche Strategie er mit welchen Mit-teln zu verfolgen versucht. Entspricht er beieiner Kontrolle nicht mehr seinen eigenenKriterien, wird er ausgewechselt.Wie können Sie bei der grossen Zahl von

externen Managern die Übersicht behalten?

Dank unserem Partner State Street sind wirjederzeit in der Lage, sämtliche Positionenaller Manager online abzurufen. Dies könnenübrigens auch unsere Kunden über das Inter-net auf www.credit-suisse.com/gip. DiesePositionen werden täglich überprüft undautomatisch mit den Vorgaben verglichen.Werden Abweichungen entdeckt, muss derManager sofort mit Massnahmen rechnen.Wir können also innerhalb von 24 Stundenden Manager eines Portfolios auswechseln.Und wer sind diese Manager? Die Liste der

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Anlagetipp 2003

«Ein einzelner Anbieter kann nichtin jedem Bereich führend sein»Anlagespezialist Pascal Pernet über die neue Rolle der Finanzinstitute und die Sicherheitsmechanismenbeim Global Investment Program GIP. Interview: Daniel Huber, Redaktion Bulletin

«Erfüllt ein Manager seine eigenenKriterien nicht mehr, wird er sofortausgewechselt.»Pascal Pernet, Financial Products

Namen ist ebenfalls auf dem Internet abruf-bar. Ein typisches Beispiel ist die FirmaTweedy Browne in New York, die in Besitzder Angestellten ist. Sie richtete sich bei der Auswahl der Aktien stets nach sehrkonservativen und starren Kriterien, wie zumBeispiel nach dem Verhältnis des Aktien-kurses zur Bilanzsumme, welches eine ge-wisse Bandbreite nicht überschreiten darf.Dadurch hat die Gesellschaft die Internet-blase der Neunzigerjahre regelrecht ver-passt. Sie war viel zu stur, um in diese hoch-spekulativen Titel zu investieren. Dafürverdient sie auch in den heutigen, unsiche-ren Zeiten immer noch Geld.Welchen Benchmark geben Sie den Leuten?

Wir messen die meisten Manager an ihrerFähigkeit, positive Erträge zu erwirtschaften.Oft wird die Leistung eines Managers ja miteinem Benchmark verglichen, das heisst,man vergleicht das Resultat mit der Bewe-gung des Marktes und misst die so genannterelative Performance. Dies führt oft zu ab-surden Ergebnissen. Verliert der Markt zumBeispiel zehn Prozent und verliert der Mana-ger nur fünf Prozent, müsste man als Inves-tor zufrieden sein, denn man hat den Marktgeschlagen, obwohl man Geld verloren hat.Dies ist ein rein akademisches Konzept undfür die meisten unverständlich. Wir messendeshalb die Manager an ihrer Fähigkeit,eine positive Rendite zu erwirtschaften, undzwar unabhängig von der Marktentwicklung.

Aktuelle Einschätzung des GIP am 22. April im emagazineZurzeit wird das Bulletin als Printmedium mit seiner langen Produktionszeit von der

Aktualität des Irak-Konflikts überrollt. Entsprechend verzichtet die Bulletin-Redaktion in

dieser Ausgabe auf eine Einschätzung der Performance-Entwicklung des GIP, die zum Zeit-

punkt der Veröffentlichung bereits wieder veraltet wäre. Pascal Pernet holt das aber nach:

am Dienstag, 22. April 2003, im emagazine unter www.credit-suisse.com/bulletin

50 Credit Suisse Bulletin 2-03

Herausforderungen für die berufliche VorsorgeDie Problemkreise der 2. Säule enthalten äussere und innere, also durch das Regelwerk des BVG induzierte Herausforderungen. Bei Reformen sollten die wirtschaftlichen Aspektegegenüber den politischen den Vorrang erhalten. Quelle: Economic & Policy Consulting, Credit Suisse

■ Flexibilisierung des Arbeitsmarktes

■ Demografische Entwicklung

■ Unsicherheit der Kapitalmärkte

■ Eingeschränkte Entscheidungsfreiheit

■ Spielraum für Umverteilungen

■ BVG beeinflusst Anlageverhalten

■ Scheinsicherheiten

■ Dezentrale Aufsicht und heterogene Regulierung

Durch das BVG-Regelwerk gegeben

Von aussen wirkende Faktoren

Credit Suisse Bulletin 2-03 51

WEALTH MANAGEMENT TOPICS

Bereits vor über hundert Jahren wurden dieersten betrieblichen Pensionskassen ge-gründet. Basierend auf den bestehendenStrukturen ist 1985 das Bundesgesetz überdie berufliche Alters-, Hinterlassenen- undInvalidenvorsorge (BVG) in Kraft getreten.Es ist ein Rahmengesetz, das für die Mehr-heit der unselbstständig Erwerbstätigen eine obligatorische Minimalvorsorge sicher-stellt. Zusammen mit der staatlichen Alters-und Hinterlassenenversicherung (AHV) sollsie ermöglichen, dass die gewohnte Lebens-haltung in angemessener Weise fortgesetztwerden kann.

Das BVG befindet sich gegenwärtig inRevision. Angestrebt werden eine Flexibili-sierung und bessere Koordination des Ren-tenalters mit der AHV, die Konsolidierungdes Versicherungssystems, eine erleichterteund transparentere Umsetzung sowie dieFlexibilisierung des Mindestzinses (sieheBox auf Seite 53). Diese Reformschritte sindzu begrüssen und sollten rasch realisiertwerden. Andere Vorhaben hingegen sindeher problematisch. Zum Beispiel sollen Vorsorgeeinrichtungen verpflichtet werden,ihren finanziellen Spielraum für Anpas-sungen der laufenden Renten an die Preis-entwicklung einzusetzen. Der Aufbau von Reserven könnte durch eine solche Ver-pflichtung erheblich erschwert werden. DieVergangenheit hat gezeigt, dass es selbst in «Boomphasen» schwierig sein kann, Re-serven zu bilden. Denn gleichzeitig mit ihnensteigen in der Regel auch Begehrlichkeiten,diese zu verteilen. Reserven wären aber gerade vor dem Hintergrund der demografi-schen Entwicklung und der Unsicherheit aufden Finanzmärkten wünschenswert, um das

finanzielle Gleichgewicht in der beruflichenVorsorge längerfristig zu erhalten.

Schwachstellen nicht restlos zu beseitigen

Im heutigen System gibt es noch Handlungs-spielräume für mehr Flexibilität und Indivi-dualisierungen, die verstärkt ausgeschöpftwerden können. Trotzdem bleiben – auchnach der 1. BVG-Revision – grundlegendeHerausforderungen und Schwachstellen be-stehen. So haben die Versicherten selbst nurindirekte und überdies geringe Einflussmög-lichkeiten. Das durch Zwangssparen ange-sammelte Kapital kann nicht entsprechendden individuellen Bedürfnissen und der Risi-kotragfähigkeit investiert werden, was zu«Wohlfahrtsverlusten» führt. An den einge-schränkten Entscheidungsfreiheiten ändernauch neue Transparenzvorschriften wenig.Die Anreize bleiben gering, sich verstärkt mitder beruflichen Vorsorge auseinander zu setzen. Dies obwohl jeder Versicherte durch-schnittlich 150 000 Franken in der 2. Säuleangespart hat.

Das BVG lässt erhebliche Spielräume für –beabsichtigte und unbeabsichtigte – Umver-teilungen. Der Stiftungsrat als oberstes Len-kungsorgan steht oft vor der Frage, welche

Interessen er vertreten soll: jene der älterenoder jüngeren Versicherten, der Frauen oderMänner, der Erwerbstätigen oder der Rent-ner? Wenn zum Beispiel über der Mindest-verzinsung liegende Erträge zur Bildung all-gemeiner Reserven verwendet und nichtdem einzelnen Versicherten gutgeschriebenwerden, verliert dieser bei einem Stellen-wechsel einen Teil der mit seinem Altersgut-

haben erzielten Zinserträge. In diesem Fallkommt es zu einer Umverteilung von mobilenzu immobilen Arbeitskräften. Ein weiteresBeispiel sind Frühpensionierungen, wenn siedurch die Pensionskasse finanziert werdenund die Rente nicht entsprechend der Vor-bezugszeit versicherungstechnisch korrektgekürzt wird. Solche einseitigen Begünsti-gungen sind gerade im Hinblick auf die de-mografische Entwicklung fragwürdig.

Das angesparte Kapital sollte langfristigoptimal angelegt werden, da im Kapital-deckungsverfahren die Zinskomponente äus-

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Baustelle berufliche Vorsorge – wiesoll es weitergehen?Die berufliche Vorsorge ist in aller Munde. Massgeblich dazu beigetragen hat die Baisse aufden Aktienmärkten: Der Mindestzins musste gesenkt werden, viele Pensionskassen weisen eine Unterdeckung auf. Alex Beck, David S. Gerber und Thomas Hauser, Economic & Policy Consulting

Die Auswirkungen des WettbewerbsmodellsEin grundlegender Umbau der 2. Säule hin zu einem Wettbewerbsmodell stellt eine öko-

nomisch sinnvolle Lösung zur langfristigen Sicherung der beruflichen Vorsorge dar. Ins-

besondere systembedingte Mängel der heutigen Gestaltung könnten eliminiert werden.

Das Klima für grosse Veränderungen in Richtung mehr Wettbewerb und Liberalisierung

ist derzeit allerdings nicht besonders günstig. Ein stärker auf Eigenverantwortung basie-

rendes System gibt aber gerade in einer Zeit, in der es ganz allgemein zu einem Vertrau-

ensverlust gekommen ist und die Unsicherheit zugenommen hat, dem Einzelnen die

Möglichkeit zurück, seine Zukunft vermehrt selber zu gestalten.

3 Weitere Informationen bietet das emagazine unter www.credit-suisse.com/bulletin. Das «Economic Briefing» Nummer 32 zum Thema BVGkann mit dem Talon bestellt werden oder unterwww.credit-suisse.com/shop («economics»).

52 Credit Suisse Bulletin 2-03

reichende Planbarkeit der zukünftigen Rente.Bei einer nominalen Festsetzung kann dieKaufkraft des Alterskapitals aber durchInflation entwertet werden. Zudem machtdas derzeitige Umfeld an den Finanzmärkten deutlich, dass feste Rentenversprechungenauch in kapitalgedeckten Systemen pro-blematisch sind. Daran ändert sich auchnichts, wenn systematische Kapitalmarkt-risiken kollektiv getragen werden.

Neben den Schwachstellen im Regelwerk ist die berufliche Vorsorge mit exogenen Herausforderungen konfrontiert. Die zuneh-mende Flexibilisierung des Arbeitsmarkteslässt ein starres, firmenbezogenes Vorsor-gesystem immer weniger zweckmässigerscheinen. Niedrige Geburtenraten und diesteigende Lebenserwartung verändern dieAltersstruktur der Gesellschaft tief greifend.Auch für kapitalgedeckte Systeme birgt einesolche Entwicklung Probleme. Insbesonderemuss das angesparte Alterskapital nach derPensionierung für einen längeren Zeitraumgenügend Renteneinkommen bilden.

Wettbewerb als Lösungsansatz

Als längerfristige Alternative zu fortlaufendenAnpassungen des immer komplexer wer-denden BVG-Regelwerkes bietet sich dieEinführung eines vollständig individualisier-ten und professionalisierten Systems inForm eines Wettbewerbsmodells an. Diewichtigste Neuerung gegenüber dem heuti-gen System wäre, dass der Versicherte seinen Vorsorgeanbieter selber frei wählenkann. Gleichzeitig müssten die gesetzlichenRahmenbedingungen neu gestaltet und ver-einfacht werden.

Wirksamer Wettbewerb zwingt die Vor-sorgeeinrichtungen zu guten Leistungen imSinne der Versicherten. Der Staat nimmt da-bei eine wichtige Rolle wahr: Er sorgt nichtnur dafür, dass sich der Wettbewerb im ge-wünschten Rahmen abspielt, sondern über-

Arbeitnehmer

Arbeitgeber

Anbieter

■ Berücksichtigung von individuellen Bedürfnissen (Kapitalanlage,Vorsorgeplanung, Leistungsbereich)

■ Höhere Effizienz des Systems (Qualität, Kosten, Professionalität)

■ Stärkere Bedeutung der Eigenverantwortung

■ Grösserer Informationsbedarf bei den Versicherten

■ Entlastung und Freisetzung von betrieblichen Ressourcen

■ Weiterhin überobligatorisches Engagement möglich (Instrumentder Personalpolitik)

■ Möglichkeit zur Spezialisierung auf dem Vorsorgemarkt

■ Gute Vorsorgeprodukte erlauben Wachstum durch den Gewinnvon Marktanteilen

■ Höherer Anpassungsdruck und beschleunigter Strukturwandel bei nichtmarktfähigen Anbietern

■ Keine Diskrepanz mehr zwischen den durch die Regulierung definiertenLeistungen und den tatsächlichen Ertragsmöglichkeiten

Gruppe Auswirkungen

«Wirksamer Wettbewerb zwingt die Vorsorgeanbieter zu guten Leistungen im Sinne der Versicherten.»David S. Gerber (links) und Alex Beck

serst wichtig ist. Die BVG-Vorschriften be-einflussen das Anlageverhalten aber ganzdirekt. Beispielsweise verkürzt die jährlicheDeckungspflicht aller Verbindlichkeiten denAnlagehorizont künstlich. Dies kann zu einerübermässig konservativen Anlagestrategieführen und zudem die Zyklen an den Anlage-märkten verstärken. Vorsorgeanbieter müs-sen insbesondere Aktien genau dann ver-kaufen, wenn die Kursentwicklung schlechtist. Sie sind gezwungen, Verluste zu realisie-ren, und werden bei einem Kursanstieg nichtentsprechend teilhaben können. Bei einer zu hohen Mindestverzinsung muss die Pen-sionskasse möglicherweise auch zu hohe Risiken eingehen oder sie steht bei einer zu tiefen Festlegung unter zu geringem Leis-tungsdruck.

Die dezentrale Aufsicht und heterogeneRegulierung führt zu einer Ungleichbehand-lung der verschiedenen Vorsorgeeinrichtun-gen und damit auch der darin Versicherten.So sind in öffentlichen Pensionskassen Un-terdeckungen möglich, bei selbstständigenKassen vorübergehend geduldet und beiSammeleinrichtungen untersagt.

Das Versprechen vordefinierter Leistun-gen entspricht einem subjektiven Bedürfnisnach Sicherheit. Die tatsächlichen Risikenwerden deswegen aber nicht kleiner. Zwarsuggeriert die Mindestverzinsung eine weit-

Beim Wettbewerbsmodell spielen die MarktmechanismenDie Einführung eines Wettbewerbsmodells hat für die verschiedenen Akteure Folgen, die unten aufgelistet sind. Die Versicherten werden von der Möglichkeit der freien Wahl ihrer Vorsorgekasse profitieren können. Quelle: Economic & Policy Consulting, Credit Suisse

Credit Suisse Bulletin 2-03 53

WEALTH MANAGEMENT TOPICS

nimmt eine aktive Kontroll-, Überwachungs-und sogar eine gewisse Sicherungsfunktion.Es handelt sich also um einen «gelenkten»Wettbewerb, was im Englischen treffend mit«Managed Competition» bezeichnet wird. ImZentrum des staatlichen Engagements ste-hen Massnahmen, die einen funktionieren-den Wettbewerb gewährleisten. Notwendigfür ein solches Modell ist Transparenz: DieMarktteilnehmer müssen periodisch überzentrale Grössen wie die Rendite, das Risi-ko oder die Kosten informiert werden. Damitdie verschiedenen Vorsorgeprodukte ver-gleichbar sind, müssen für alle Anbieter ein-heitliche Standards gelten.

Wettbewerb bringt sowohl für die Versi-cherten als auch für die UnternehmungenVorteile. Jeder Versicherte kann aufgrund

seines Risikoprofils und seiner individuel-len Anlagebedürfnisse ein Vorsorgeproduktauswählen. Anbieter von unattraktiven Vor-sorgelösungen würden durch den Markt sanktioniert, was positive Auswirkungen auf die Produktion des Guts «Vorsorge» hätte.Unternehmen würden von der anspruchs-vollen Durchführung der beruflichen Vorsor-ge – einem oft betriebsfremden Geschäft –erheblich entlastet. Des Weiteren könnten Interessenkonflikte zwischen Unternehmenund ihrer Pensionskasse vermieden werden.

Alex BeckTelefon 01 333 15 89, [email protected]

David S. GerberTelefon 01 333 72 65, [email protected]

Thomas HauserTel. 01 333 58 84, [email protected]

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1. BVG-Revision auf einen Blick p Flexibilisierung und Vereinheitlichung des Rentenalters

Ab dem Jahr 2009 beträgt das Rentenalter für Frauen und Männer 65 Jahre. Nach der

Revision kann bereits ab dem 59. Lebensjahr eine gekürzte Rente bezogen werden. Ein

Aufschub der Rente ist bis zum 70. Altersjahr möglich. Mit der Flexibilisierung kann der

Wechsel vom Erwerbsleben in den Ruhestand erleichtert werden.

p Senkung des Umwandlungssatzes

Da die Lebenserwartung stetig angestiegen ist, werden Renten länger ausbezahlt. Der

Umwandlungssatz, welcher der Berechnung der Altersrente dient, muss daher gesenkt

werden. Das Ausmass der Senkung ist umstritten, da tiefere Renten die Folge sind. Falls

aber ein zu hoher Umwandlungssatz gewählt wird, müssen die Vorsorgeeinrichtungen

mehr an Altersrenten entrichten, als mit dem angesparten Alterskapital finanzierbar

ist. Die Aktivgeneration müsste die Renten mit ihren Beiträgen mitfinanzieren. In einem

Kapitaldeckungsverfahren wäre dies systemfremd.

p Erhöhung der Altersguthaben

Zur Erhaltung des Leistungsniveaus werden folgende Massnahmen in Betracht gezogen:

Entweder sollen die Altersgutschriften erhöht oder die heute geltende Eintrittsschwelle

gesenkt werden. Eine – in Zukunft unausweichliche – Anhebung des Rentenalters hätte

dieselbe Wirkung, dürfte heute politisch aber kaum Anklang finden.

p Mindestverzinsung

Neu soll der Mindestzinssatz mindestens alle zwei Jahre überprüft werden. Allerdings

besteht bei der vorgeschlagenen Lösung ein grosser Spielraum für eine politische Fest-

legung des Satzes. Eine Flexibilisierung muss eng an die Entwicklung der Finanzmärkte

gekoppelt sein. Nur so kann die Funktionsfähigkeit des Systems gewährleistet werden.

Gleichzeitig werden die Grenzen der langfristigen Planbarkeit deutlich.

p Stärkung der Versicherteninteressen

Zum einen soll die paritätische Mitbestimmung der Arbeitnehmenden im Stiftungsrat

gestärkt werden. Zum anderen soll die Information der Versicherten und somit die Trans-

parenz verbessert werden. Das BVG bleibt aber ein kompliziertes und schwer über-

schaubares Regelwerk.

Die Mindestverzinsung der BVG-

Gelder beträgt nur noch 3,25

Prozent. Sind damit, Herr Hegner,

die Probleme gelöst?

Die Leistungserbringer solltenihre Ziele mit risikofreien Anla-gen erreichen können. Dies be-deutet, dass die Mindestverzin-sung etwa der Verzinsung derBundesobligationen entspre-chen sollte – und damit auf zweiProzent gesenkt werden muss.Wo ist weiterer Reformbedarf?

Da die Lebenserwartung derSchweizer jährlich um einenMonat zunimmt, ist der Um-wandlungssatz des Alterskapi-tals in die Rente von 7,2 aufunter sechs Prozent zu senken. Wäre die freie Pensionskassen-

wahl Ihrer Ansicht nach sinnvoll?

Sie ist keine Antwort auf dieaktuellen Herausforderungenund die Rahmenbedingungen,die durch die Politik bestimmtwerden. Modelle wie in denUSA und in England haben sichnicht besser bewährt als unserheutiges System.Was spricht denn dagegen?

Der Verwaltungsaufwand bei-spielsweise würde sprunghaftansteigen – statt 44 000 Fir-men hätten wir eine halbe Milli-on Individualkunden zu betreu-en. Es käme zudem zu einerEntsolidarisierung: Den Kassenmit vielen Rentnern würden dieBerufsleute davonlaufen. Letztlich verlöre das 3-Säulen-Prinzip seine Berechtigung; diezweite und dritte Säule müsstenzusammengelegt werden. (schi)

«Die Politiker sindnun gefordert»Stephan Hegner, Leiter Kollektivgeschäft Winterthur Leben

Ernüchtert, erneuert, gestärktDie IT-Branche ist hart auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Aber wer heute die Zeichen der Zeiterkennt, schafft sich eine gute Startposition für morgen. Denn jetzt werden die Grundlagen für dennächsten Aufschwung gelegt. Thomas Veraguth, Economic & Policy Consulting

Nach einer dreijährigen Expansionsphasebelasten zahlreiche redimensionierte oderabgebrochene IT-Projekte die finanziellenErgebnisse vieler Informatikdienstleister. Besonders betroffen sind Firmen, die in den

letzten Jahren allzu ambitiöse, fremdfinan-zierte Expansionspläne verfolgt haben. Nichtwenige mussten ihre Wachstumspläne über-arbeiten oder gar die Tore schliessen. DieUrsachen für diese Konsolidierungsphase

sind vielfältig. Ganz generell wirken sich dieeinst überzogenen Erwartungen im BereichE-Business heute negativ auf den Auftrags-eingang aus. Und das nicht nur bei Unter-nehmen, die sich durch E-Commerce neue

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in Mio. CHF

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Enttäuschte Erwartungen liessen Kurse purzelnDie Inflation der Erwartungen lässt sich durch die Entwicklung der Börsenkapitalisierung veranschaulichen. Auf dem Höhepunkt des IT-Booms erreichte die Kapitalisierung der börsenkotiertenSchweizer IT-Firmen beinahe 14 Milliarden Schweizerfranken, am28. Februar 2003 waren es noch rund 370 Millionen.

54 Credit Suisse Bulletin 2-03

Die Korrektur der Übertreibungen verdüstert immer noch die GegenwartWährend der euphorischen Phase – in der Schweiz dauerte sie vom zweiten Quartal

1997 bis zum zweiten Quartal 2001 – geriet die IT-Branche weltweit aus den Fugen.

Das Innovationstempo war rasant, noch schneller wuchs jedoch die Bereitschaft der

Unternehmen, IT-Investitionen vorzunehmen. In der Folge konnten die IT-Anbieter allen

Anstrengungen zum Trotz mit dem eigentlich erforderlichen Wachstum nicht mehr Schritt

halten. Auch die potenziellen Endabnehmer waren überfordert.

Während IT-Probleme offensichtlich waren und sind, blieb der Nutzen der angebotenen

Lösungen teilweise aus. Ausserdem wurden aus erkannten IT-Schwachstellen der Unter-

nehmen – beispielsweise der Datensicherheit, dem Umgang mit der Datenflut oder einer

mangelhaften Benutzerfreundlichkeit – vorschnell Marktpotenziale für die IT-Firmen

abgeleitet, zu deren Bewältigung sie dann aber doch keine brauchbaren Lösungen

anbieten konnten. Es ist ein altes Gesetz, dass wirtschaftlliche Übertreibungen früher oder

später korrigiert werden: Heute muss die IT-Branche mit den Folgen der vergangenen

Boomphase leben, zum Beispiel indem sie die Software- und Hardwarezyklen verlängert.

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Kunden erhofft hatten. Zahlreiche Firmensind aus dem E-Commerce-Business aus-gestiegen, andere Projekte sind bei einigenKunden schlichtweg gescheitert – zum Bei-spiel durch mangelnde Koordination, un-klare Verteilung der Zuständigkeiten und teil-weise durch fehlende Zielsetzungen.

Trotz eines nach wie vor steigenden Be-darfs an Informatikdienstleistungen versuchenimmer mehr Unternehmen ihre Ausgaben fürIT-Projekte zu optimieren und zu rationalisie-ren. In vielen Fällen geben diese Firmenletztlich zwar nicht deutlich weniger Geldaus, verhalten sich aber bei der Auswahlneuer Projekte wesentlich selektiver alsfrüher. Während die IT-Abnehmer noch vorwenigen Jahren vor allem Fortschritte erzie-len wollten und das Beste gerade gut genugwar, steht heute eher die Frage nach derRendite und dem direkten Nutzen eines vor-gestellten Projektes im Vordergrund.

Die Talsohle ist nah

Die Informatikdienstleister werden in der ersten Hälfte dieses Jahres wohl ihrenErtragstiefpunkt erreichen. Von diesem tieferen Niveau aus wird die Branche erst2004 wieder an den Wachstumspfad an-knüpfen können. Da nur ein kleiner Teil derIT-Investitionen aus Schweizer KMU stammt,spielt das Investitionsverhalten grosser Un-ternehmen eine wesentliche Rolle für dieUmsatzaussichten der ganzen Branche. Hier haben die IT-Fachabteilungen grosser Unternehmen deutlich an Wichtigkeit ver-loren. IT-Entscheide werden nun vermehrtvom obersten Management gefällt, und die operative Bedeutung der IT tritt wieder inden Vordergrund.

Das geänderte Abnehmerverhalten – inden meisten Unternehmen hat das IT-Know-how deutlich zugenommen – übt eine Diszi-plinierungskraft auf die Branche aus. Diemeisten IT-Anbieter implementieren jetzt eher konservative Strategien und strebennach einem Wachstum aus eigener Kraft.Schmerzhafte Restrukturierungen haben bereits stattgefunden oder sind noch imGange. Die Branche könnte damit vor einemNeubeginn stehen. Als Gewinner fungierengut etablierte Unternehmern, die keiner ver-fehlten Expansionsstrategie verfielen oderaus der Krise gestärkt hervorgehen. Aucheinzelne Nischenplayer, deren Firmengrün-dung aus der Boomperiode stammt, dürften

solide Unternehmen werden. Dies gilt vor allem für Softwarefirmen, deren Produkte Effizienzgewinne, Kosteneinsparungen undFunktionserweiterungen versprechen. Aufden in den letzten Jahren gemachten Erfah-rungen mit neuen Systemen und Konzepten,zum Beispiel mit der webbasierten Unter-nehmensvernetzung, kann in Zukunft weiteraufgebaut werden.

Noch sind viele Fragen offen

Heute stehen Informatikdienstleister alsonicht nur einer höheren Anspruchshaltungder Kunden gegenüber, sie müssen auch mit

einer erhöhten Preisempfindlichkeit ihrerAuftraggeber rechnen. Die Anforderungenan die Produkte und ihre Entwickler werdenzusätzlich durch die technischen Entwick-lungen erhöht. Viele IT-Firmen, die auf derSuche nach der kritischen Grösse sind, müs-sen ihren Kundenkreis erweitern. Dies kannunter anderem durch Partnerschaften mitden in den jeweiligen Sektoren etabliertenUnternehmen erreicht werden. Im BereichProjektmanagement können Software-firmen zum Beispiel mit gut etablierten Consultingfirmen am Markt auftreten. Weitersind noch viele Fragen im Zusammenhangmit den Vertriebsstrategien für SchweizerSoftwareentwickler zu lösen. In den meistenMarktnischen sind die Firmen aus den USA

bereits führend, und der Kontakt zum ameri-kanischen Markt bleibt für die Produkt-entwicklung nach wie vor von grosser Be-deutung, da oft von dort aus Standardsentwickelt werden.

Erfolglose Vorreiter und gescheitertePioniere bedeuten nicht den Untergang der Branche. Die aus den Fehlern der Ver-gangenheit gewonnenen Erkenntnisse müs-sen umgesetzt werden. Dass dabei auchüberhöhte Preise sinken, macht Informatik-dienstleistungen erschwinglicher und bringtKosten und Nutzen angebotener Lösungenin ein besseres Verhältnis. Die Grundlagenfür einen Wiederaufschwung werden so all-mählich neu gelegt.

Thomas VeraguthTel. 01 333 95 83, [email protected]

«Höhere Anspruchshaltung führt zu verschärftem Wettbewerb.»Thomas Veraguth

56 Credit Suisse Bulletin 2-03

Europa: Geschätzte PensionskassendefiziteDie Verschuldung der europäischen Pensionskassen ist bedenklich. Allein die 63 grössten Pensions-kassendefizite belaufen sich schätzungsweise schon auf rund 81 Milliarden Euro. Die zunehmendeÜberalterung könnte diese Situation noch verschärfen. Quelle: Unternehmensberichte per Geschäftsjahr 2001, UBSW

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Deckung in %Unterdeckung in %

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Defizit in Mio. EUR

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WEALTH MANAGEMENT TOPICS

Die Situation der Pensionskassen ist welt-weit bedenklich. Gemäss einer Einschätzungder Credit Suisse First Boston weisen alle Unternehmen des amerikanischen S&P-

500-Indexes zusammen per Ende 2002 eine Unterdeckung der Pensionskassen von 242

Milliarden US-Dollar auf. In Europa machtdie UBS Warburg bei den 63 Unternehmenmit den grössten Pensionskassendefizitenzusammen ein Loch von 81 Milliarden Euroaus. Diese Zahl beruht allerdings weitgehendauf Schätzungen, da die Rechnungslegungs-vorschriften von Land zu Land variieren.Gleichwohl werden die Pensionskassen-defizite auch bei den Rating-Agenturen wieStandard & Poors oder Moody’s sehr ernstgenommen. Sie behandeln Verbindlichkeitengegenüber Pensionierten vermehrt wie aus-stehende Kredite, sprich Finanzschulden.Ein Pensionskassendefizit kann somit denAnstoss für eine Rückstufung der Bonität einer Unternehmung geben und damit derenAussichten massgeblich prägen.

Europa: fortschreitende Überalterung

Die meisten europäischen Länder verfügensowohl über staatliche als auch über private Vorsorgeinstitute, wobei die privaten laufend an Bedeutung gewinnen. Die Defizite der staatlichen Vorsorgeinstitutionen werden unabhängig von der Marktentwicklung oder allfälligen Anpassungen der Beitragszah-lungen allein schon durch die zunehmende Überalterung weiter wachsen. In Frankreichzeigen zum Beispiel Hochrechnungen, dassder Anteil der über 60-Jährigen von heute20,6 Prozent bis ins Jahr 2050 auf 35,1

Prozent ansteigen wird. Zudem kommenlangsam die «Baby Boomer» der Nach-kriegszeit ins Pensionsalter und der Trend zukürzeren Arbeitszeiten setzt sich auch fort.

Für die staatlichen Vorsorgeinstitute stehengenerell drei Massnahmen zur Wahl: Pen-sionierungsalter erhöhen, Renten kürzenoder Beiträge der Arbeitnehmer erhöhen.

Die steigenden Pensionskosten setzenden europäischen Unternehmen immer stärker zu. Besonders betroffen sind zum Beispiel in Deutschland personalintensiveTraditionsunternehmen wie Linde, Thyssen-Krupp, die Deutsche Post, MAN oder VW. Im Gegensatz zu den USA wird in Europa zumeist das so genannte «Defined Benefit»-System angewandt, bei dem der Arbeitgeberdas Risiko trägt (Box Seite 59). Gemässden international standardisierten IAS-Rech-nungslegungsgrundsätzen (International Ac-counting Standards) müssen nicht aktuelle,sondern die zu erwartenden Ansprüche aus-gewiesen werden, inklusive der sich abzeich-nenden Gehaltserhöhungen und des Mitar-

beiterwachstums. Die meisten länderspezi-fischen europäischen Rechnungslegungenberücksichtigen im Moment noch aktuelle Ansprüche. Per 2005 übernimmt die EU die IAS-Grundsätze, was bei vielen Unter-nehmen zu Lasten des Eigenkapitals zueinem sprunghaften Anstieg der Pensions-kassenrückstellungen führen wird. Als Lindeim vergangenen Jahr auf IAS-Grundsätzeumstieg, schossen die Pensionskassen-rückstellungen auf einen Schlag um 26 Pro-zent in die Höhe. British Telecom stellte vorkurzem im Rahmen der britischen Rech-nungslegungsvorschrift FRS17 zur Deckungihres Pensionskassendefizits 1,5 MilliardenBritische Pfund zur Seite. Die Risiken derPensionskassendefizite tragen somit mass-geblich zu den enttäuschenden Erträgen einzelner Unternehmen bei. Um den Drucketwas von den Kassen zu nehmen, stattenFo

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Arg gebeutelte Pensionskassenbringen Unternehmen in SchieflageDie anhaltende Börsenbaisse zieht immer weitere Kreise. Stark betroffen sind auch die Pensionskassen mit ihren immensen Investitionsvolumen. Welche Folgen haben Unterdeckungen für die Unternehmen, die Arbeitnehmer und die zuständigen Staaten? Christine Frey (Europa), Jeremy Baker (USA), Ulrich Kaiser (Japan)

«Egal wohin man schaut: Die Verantwortung des Arbeitnehmers gewinnt weltweit an Bedeutung.»Christine Frey und Ulrich Kaiser, Equity Research

58 Credit Suisse Bulletin 2-03

heute viele Unternehmen ihre neuen Pen-sionszusagen weniger üppig aus als früheroder offerieren neuen Mitarbeitern nur nochdie Möglichkeit des «Defined Contribution»-Plans, bei dem der Arbeitnehmer das volleRisiko trägt. Auch die Konditionen einerFrühpensionierung haben sich in den letztenbeiden Jahren sukzessive verschlechtert.

USA: schmerzhafte Massnahmen ergriffen

Vorsorgepläne sind in den USA seit einemJahr ein viel diskutiertes Thema, wodurchsich die Besorgnis rund um die Unterneh-mensverantwortung noch weiter verstärkthat. Es ist offensichtlich geworden, dass die für die Vorsorgepläne getroffenen An-nahmen aller Wahrscheinlichkeit nach starkeAuswirkungen auf die Erträge von US-Unternehmen haben werden. Dabei zeigenAnalysen, dass die traditionellen Unter-nehmen der Old Economy sowie die Dienst-leistungs- und IT-Unternehmen alter Schuleam stärksten betroffen sein werden.

In den Neunzigerjahren stiegen aufgrundder Börsenhausse viele Pensionskassengut-haben rapide an. Viele Kassen erhöhten ihre Aktienquote und trieben damit die Aktien-märkte weiter in die Höhe. Der marktbe-dingte Anstieg der Pensionskassenguthabenveranlasste zahlreiche Unternehmen, ihreBeitragszahlungen zurückzustellen, gleichzei-tig wurden diese Pensionskassen zu einemwichtigen Ertragspfeiler. Infolgedessen gin-

gen die Unternehmen bei ihren nach dem«Defined Benefit»-System funktionierendenPensionskassen von höheren Jahresrenditenvon neun bis zwölf Prozent aus. Dann verän-derte sich jedoch das Bild. Mit den fallendenAktienkursen und Zinssätzen verringertensich auch die Renditen dieser Pensions-kassen, was zu einer Ungleichheit zwischendem in der Bilanz ausgewiesenen und demtatsächlichen Pensionskassenguthaben führ-

te. Aufgrund einer vom Financial AccountingStandards Board erlassenen Rechnungs-legungsvorschrift wurde bei der Berechnungvon Einkommen oder Ausgaben des Vorsor-geplans mit «Defined Benefit»-System dieerwartete Rendite des Pensionskassenver-mögens verwendet, um den jährlichen Ertragfür den Vorsorgeplan zu berechnen. Der an-genommene Ertrag wird bei der Berechnungvon Einkommen und Ausgaben des Vorsor-geplans mit «Defined Benefit» verwendet,und zwar unabhängig von den effektivenKapitalerträgen in diesem Zeitraum. Die von den Unternehmen selbst festgesetztenhöheren Renditen gaben jedoch Anlass zurSorge, sodass die Securities and ExchangeCommission (SEC) jene Unternehmen ge-nauer unter die Lupe nahm, welche bei ihrenVorsorgeplänen von der Annahme langfristi-ger Renditen von neun Prozent oder auchmehr ausgehen.

In diesem Jahr dürften die Vorsorge-verpflichtungen für die Unternehmen zu einem Problem werden. Das gilt wahr-scheinlich auch 2004, falls sich bis dann dieBörsen nicht wieder erholen und die Zins-sätze tief bleiben. Viele Prognosen gehendavon aus, dass die Leistungen weiter aufhistorische Höhen anwachsen; die AnzahlPensionskassen mit «Defined Benefit »-System ist jedoch rückläufig, da sich die Unternehmen nun vermehrt auf «DefinedContribution»-Altersvorsorgesysteme wie denweit verbreiteten 401K-Vorsorgeplan kon-zentrieren.

Grundsätzlich zeigt sich, dass in den USA

Massnahmen zur Lösung des Pensions-kassenproblems ergriffen wurden. Dabeigalt es, vor allem die Investoren hinsichtlichder «Aussagekraft» der Erträge zu be-ruhigen. Gleichwohl ist davon auszugehen,dass das Problem die Erträge der Unter-nehmen noch einige Zeit beeinflussen wird.

Japan: ein soziales, aber verworrenes Netz

Wie in den meisten Industrieländern bestehtdas Pensionskassensystem in Japan ausmehreren Säulen. Den Hauptanteil der Pen-sionsverpflichtungen übernimmt der Staat,darunter auch die Grundleistungen, weshalbdie Beteiligung der Einwohner zwingend ist. Darüber hinaus müssen Firmen ab einerbestimmten Grösse eigene Pensionskassenunterhalten, in die sowohl Arbeitgeber alsauch Arbeitnehmer einzahlen. Beide Ein-

Firma Status Deckung/Unterdeckung Deckung/Unterdeckung (alle Zahlen in Milliarden USD) in % der Marktkapitalisierung

2000 2001 2002 2002Schätzung Schätzung

General Motors –43.9 –60.2 –77.0 403%

Ford Motors –15.9 –25.2 –36.0 223%

IBM 4.3 –5.4 –16.5 12.7%

SBC Communications 4.7 –6.2 –13.2 17.2%

ExxonMobil –6.6 –9.9 –12.6 5.7%

Boeing Company 7.5 –5.6 –12.0 50.6%

Du Pont –2.6 –6.7 –9.8 27.4%

Delphi Automotive Systems –4.6 –7.8 –9.4 200%

Lucent Technologies 15.4 –0.3 –6.9 104%

Verizon Communications 14.9 2.6 –6.1 6.2%

Die US-Firmen mit grössten Vorsorge-Nettoverpflichtungen 2002Traditionelle Unternehmen der Old Economy sowie Dienstleister und die IT-Unternehmen alter Schule sind von der Börsenbaisse besonders stark betroffen. Quelle: Bloomberg und Merrill Lynch

«Das Problem wird dieErträge in den USA nocheinige Zeit beeinflussen.»Jeremy Baker, Energy & Basic Resources

Credit Suisse Bulletin 2-03 59

WEALTH MANAGEMENT TOPICS

richtungen werden vom Staat und damit von öffentlichen Pensionskassen gemanagt.Mehr als 60 Prozent der Pensionsempfängererhalten ihre Rente nur von diesen beidenEinrichtungen. Optional gibt es noch betrieb-liche Pensionskassen, die von den Unter-nehmen (mehr als 500 Mitarbeiter) verwaltetwerden und eine staatliche Versicherung ent-halten. 90 Prozent aller japanischen Firmenleisten ihren aus Altersgründen ausschei-denden Mitarbeitern Pensionszahlungen,entweder eine Einmalzahlung oder eineRente oder eine Kombination von beidem.Grosse Sparvermögen von Individuen dienenzudem der Altersvorsorge, genauso wieSparpläne von Lebensversicherungen.

Die Pensionskassen vieler Unternehmenverwalten auch Teile von staatlichen Pen-sionskassen. Im Gegenzug bezahlen die Firmen geringere Sozialabgaben. Da es sichhierbei um «Defined Benefit»-Pensions-kassen handelt, hat in Anbetracht negativer Anlagerenditen die Unterdeckung zugenom-men, was die Erfolgsrechnung der Unter-nehmen zusätzlich belastet. Diese habennun bis Ende März dieses Jahres die Mög-lichkeit, diese Pensionskassenanteile an den Staat zurückzugeben. UnterschiedlicheAbzinsungsfaktoren zu Gunsten der Unter-nehmen erhöhen die Attraktivität dieserTransaktionen, können doch dadurch diemeisten Firmen stille Reserven auf ihren Aktienanlagen realisieren. Schätzungsweise

bis zu 20 Prozent der betrieblichen Pensions-kassen werden hiervon Gebrauch machen.Wie in Europa ist bei japanischen Pensions-kassen das so genannte «Defined Benefit»-System üblich. In Anbetracht der beschrie-benen Problematik erfreut sich das «DefinedContribution»-System aber immer grössererBeliebtheit. Vor dem Hintergrund der struk-turellen Veränderungen in Japan wird sichdieses Pensionskassensystem in Zukunftimmer mehr in den Vordergrund drän-gen, passt es doch besser zur Abkehr vonder traditionellen «Lebensstellung» und

fördert den Arbeitsplatzwechsel, da diePensionskasse damit transferierbar ist.Zusammenfassend lässt sich damit festhal-ten: Egal welche Region der Welt betrachtet wird, die Verantwortung des Arbeitnehmersnimmt zu.

Christine Frey Telefon 01 334 56 43, [email protected]

Jeremy BakerTel. 01 334 56 24, [email protected]

Ulrich KaiserTelefon 01 334 56 49, [email protected]

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Defined Contribution DC (Beitragsprimat): Dazu gehören die so genannten 401K-Vorsorgepläne. Der Arbeitnehmer zahlt regelmäs-

sig Beträge in seine eigene «Pensionskasse» ein und muss das Risiko für das Guthaben

nach der Pensionierung selbst tragen. Für den Investor bedeutet dieses System der

Altersvorsorge kein grösseres Problem, da das Anlagerisiko beim Arbeitnehmer liegt.

Investoren müssen sich jedoch bewusst sein, dass Unternehmen verschiedene Vorsorge-

pläne kombinieren können.

Defined Benefit DB (Leistungsprimat): Das Unternehmen ist für die Pensionskasse verantwortlich und bezahlt den pensionierten

Arbeitnehmern daraus die Altersleistungen aus. Das Unternehmen ist also zur Renten-

leistung verpflichtet, und somit trägt der Arbeitgeber das volle Anlagerisiko aus dieser

Verpflichtung, dem Arbeitnehmer nach der Pensionierung eine Rente auszuzahlen.

Negative Anlagerenditen erhöhen die UnterdeckungSo gut die Renditen der Pensionskassen in den Neunzigerjahren auch waren: Die anhaltendeBörsenbaisse dürfte die Vorsorgeverpflichtungen für einige Pensionskassen dieses Jahr zumProblem machen – und falls sich die Börse nicht erholt, gilt das auch für 2004. Quelle: Pension Fund

2000 2001 20021997 1998 19991994 19951992 1993 1996

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60 Credit Suisse Bulletin 2-03

Der Stoffwechselsyndrom-Markt legt kräftig zuDank Medikamenten gegen Stoffwechselkrankheiten (Fettleibigkeit, Diabetes, zu hoher Cholesterinspiegel, Bluthochdruck) wächstder Stoffwechselsyndrom-Markt total 8 Prozent pro Jahr. Für 2005 wird für diesen Sektor ein Gesamtumsatz von rund 86 MilliardenUS-Dollar erwartet. Quelle: Lehman Brothers, CS Group

Die Fettleibigkeit wird für die Industrienationen zum ProblemIn den USA sind 26 Prozent der Gesamtbevölkerung fettleibig, in der Schweiz 5,5 Prozent. Fettleibig ist, wer einen Body Mass Index(BMI) von über 30 hat. Werte zwischen 20 und 25 gelten als normal. Der BMI berechnet sich so: Man teilt das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergrösse in Metern im Quadrat. Quelle: International Obesity Task Force

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Fettleibigkeit der Gesamtbevölkerung in %

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2001 2005E

Umsatz in USD Mrd.

Total8% Wachstum pro Jahr

Diabetes5% Wachstum pro Jahr

Hoher Cholesterinspiegel13% Wachstum pro Jahr

Bluthochdruck5% Wachstum pro Jahr

Adipositas6% Wachstum pro Jahr

Credit Suisse Bulletin 2-03 61

WEALTH MANAGEMENT TOPICS

Im Verlauf des letzten Jahrzehnts hat sich der Anteil fettleibiger Personen an der Ge-samtbevölkerung nach Schätzungen der In-ternational Obesity Task Force weltweit vonrund 10 auf etwa 20 Prozent verdoppelt. Da in den Industriestaaten immer mehr Leutesich immer weniger bewegen, aber ihren hohen Kalorienkonsum beibehalten, wird allgemein mit einer weiteren Verbreitung der Fettleibigkeit gerechnet. Das ist auch an der Pharmaindustrie nicht unbemerkt vorbei-gegangen: Es werden massive Anstrengun-gen zur Entwicklung verschreibungspflich-tiger Medikamente unternommen, die beimAbnehmen helfen sollen. Bisher aber mitmässigem Erfolg.

Die ersten erwähnenswerten verschrei-bungspflichtigen Medikamente sind Reduxund Pondimin von Wyeth/American HomeProducts. Sie mussten aber wegen gefähr-licher Nebenwirkungen wieder vom Marktgenommen werden. Später eingeführte Pro-dukte wie Meridia (Abbott/Knoll) und Xenical(Roche) konnten bisher die Erwartungennicht erfüllen. Dem Investor stellt sich dieFrage: Wie investiere ich richtig auf demFettleibigkeits-Markt?

Ein grosser Teil des gesamten Pharma-markts beschäftigt sich heute mit Fettleibig-keit. Übergewichtige neigen eher zu Blut-hochdruck, zu hohen Cholesterinwerten undDiabetes. Die Kombination aus Hypertonie,Dyslipidämie (abnormer Blutfettspiegel),Diabetes und Fettleibigkeit wird zumeist alsStoffwechselsyndrom bezeichnet.

Seit medizinische Daten zur Verfügungstehen, die belegen, dass die Behandlungdieser Erkrankungen Arteriosklerose, Herz-infarkt oder Nervenschäden verhindern kann,ist der entsprechende Therapiemarkt deut-lich gewachsen. Credit Suisse rechnet für

den Stoffwechselsyndrom-Markt mit einerWachstumsrate von acht Prozent jährlich,ausgehend vom derzeitigen Niveau von 63 Milliarden US-Dollar im Jahr 2001 auf 86 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005 (sieheGrafik Seite 60 unten).

Cholesterinstörungen

Als Hauptwachstumsfaktor dürfte sich dieKlasse der Produkte zur Cholesterinsenkungmit einer prognostizierten Zunahme von 13 Prozent jährlich entpuppen. Diese Pro-duktklasse hat von der Einführung und derbreiten Akzeptanz einer Medikamenten-gruppe namens Statine profitiert. Die hoheAkzeptanz wurde durch Studien gefördert,die nachweisen konnten, dass ein kontrol-lierter Cholesterinspiegel die Sterberate imZusammenhang mit Herzversagen senkenkann. Das sind die Hauptprodukte in der

Pipeline: Erstens die Cholesterin-Absorpti-onshemmer zur Erhöhung des «guten Cho-lesterin»-Spiegels, wie zum Beispiel Zetia(Schering-Plough/Merck) oder CETP-Hem-mer (Pfizer), zweitens «verbesserte» Statinewie Crestor (AstraZeneca).

Bluthochdruck

Die Klasse der Mittel gegen den Bluthoch-druck ist vom Volumen her immer noch die grösste, allerdings sind die Wachstums-aussichten moderat, zumal die Patente einiger wichtiger Produkte auslaufen und bedeutende Produktneueinführungen nichtanstehen. Bessere Aussichten weist die Klasse der Angiotensinrezeptor-Blocker(Diovan/Novartis, Cozaar/Merck) auf. Wiemanche ältere Therapieklasse wirkt auch siedurch eine Ausdehnung der Arterien, hataber weniger Nebenwirkungen. Auf Produkte-ebene ist die wichtigste Neuigkeit Inspra vonPfizer/Pharmacia, das Ende 2002 zugelas-sen wurde. Auch hier ist die Differenzierungeher auf geringere Nebenwirkungen als aufdie höhere Wirksamkeit zurückzuführen.

Diabetes

Die Diabetesklasse leidet unter denselbenSchwierigkeiten, weil das Hauptprodukt(Glucophage oder Metformin) 2001 seinenPatentschutz in den USA verloren hat. NeueTherapien, vor allem Glitazone/Insulin-Sen-sitiser, stellen zwar eine interessante Zusatz-option in der Diabetesbehandlung dar, eskonnte jedoch bisher nicht nachgewiesenwerden, dass sie in der Lage sind, ältereGenerika tatsächlich zu ersetzen. MehrereUnternehmen arbeiten an der Entwicklungvon Inhalationsformulierungen für Insulin. Dadie derzeitige Insulintherapie mehrmaligetägliche Injektionen erfordert, wäre damit Fo

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Das dicke Geschäft mit der FettleibigkeitDie Menschen in den Industriestaaten werden immer dicker. Anstatt sich mehr zu bewegen oder weniger zu essen, setzen sie vermehrt auf Medikamente. Die Pharmaindustrie wiederum entwickelt laufend neueProdukte gegen Stoffwechselkrankheiten. Das könnte für Anleger attraktiv werden. Luis Correia, Equity Research

«In den Industriestaatenwird sich die Fettleibigkeitweiter verbreiten.»Luis Correia, Equity Research

Umsatz 2002E Marktanteil Hauptstärken

(USD Mrd.)

1 Pfizer 13.9 22% Cholesterin, Bluthochdruck

2 Merck 10.4 16% Cholesterin, Bluthochdruck

3 Bristol-Myers Squibb 5.6 9% Cholesterin, Bluthochdruck, Diabetes

4 Novartis 3.7 6% Bluthochdruck, Cholesterin

5 AstraZeneca 3.4 5% Bluthochdruck

6 Sankyo 3.1 5% Cholesterin

7 Takeda 2.9 5% Diabetes

8 Lilly 2.2 3% Diabetes

9 Aventis 2.2 3% Diabetes, Bluthochdruck

10 Sanofi-Synthélabo 1.3 2% Bluthochdruck

62 Credit Suisse Bulletin 2-03

WEALTH MANAGEMENT TOPICS

ein wesentlicher Fortschritt erzielt (und einewichtige Chance, den Markt in US-Dollar zuerweitern). Trotzdem sind die Prognosen hiereher vorsichtig, weil langfristige Auswirkun-gen der Verabreichung von Insulin über dieLungen erst unvollständig erforscht sind.

Fettleibigkeit

Bei zunehmendem Einsatz chirurgischerMethoden zur Behandlung der Fettleibigkeithat sich der Markt für verschreibungs-pflichtige Medikamente eher bescheidenentwickelt. Zurückzuführen ist dieser Um-stand auf die Schwierigkeit, das tiefere Ge-wicht nach Absetzen der Therapie zu halten,sowie auf unangenehme Nebenwirkungen.Die beiden Hauptprodukte arbeiten mit un-terschiedlichen Mechanismen: Xenical (Ro-che) blockiert die Fettaufnahme im Darm,Meridia (Abbott) wirkt als Appetitzügler. Dasfortschrittlichste Produkt in der Pipeline istRimonabant (Sanofi-Synthélabo, Phase III),ein Cannabinoidrezeptor-Blocker zur Unter-drückung des Hungergefühls.

Eine interessante Investitionsmöglichkeitin den Fettleibigkeitsmarkt besteht darin,Unternehmen mit einer starken und viel ver-sprechenden Präsenz auf dem grösserenGebiet des Stoffwechselsyndroms zu wählen,das zusätzlich zum Übergewicht auch einenüberhöhten Cholesterinspiegel, Bluthoch-druck und Diabetes umfasst.

Die Credit Suisse favorisiert unter denUnternehmen dieses Sektors Pfizer, Takedaund Sanofi-Synthélabo. Diese drei bieteneine Kombination aus bereits zugelassenenProdukten mit guten Wachstumsaussichtenund in Entwicklung befindlichen, viel ver-

sprechenden Wirkstoffen. Pfizer ist weltweitführend – mit acht Produkten mit einemUmsatz von über einer Milliarde US-Dollar(mit den in Partnerschaft vertriebenen Pro-dukten erhöht sich die Zahl auf zehn Milliar-den). Durch seine Partnerschaft mit ameri-kanischen Unternehmen ist Takeda gutpositioniert, den Absatz seiner Produkte aufdem Gebiet der Stoffwechselkrankheiten zumaximieren. Und schliesslich besitzt Sanofi-Synthélabo – neben seiner starken Präsenzbei kardiovaskulären Produkten – eine po-tenziell einzigartige Therapie gegen Fettlei-bigkeit und Tabakentwöhnung in der letztenEntwicklungsphase (Rimonabant).

Schweizer Pharma liegt gut im Rennen

Die beiden Schweizer Unternehmen sind aufdem Gebiet des Stoffwechselsyndroms gutpositioniert. Novartis ist mit Diovan und Lot-rel besonders in der Bluthochdrucktherapievertreten, weniger stark in der Cholesterin-therapie (Lescol verzeichnet im Vergleich zuden drei Hauptkonkurrenz-Statinen mässigeUmsätze) und bescheiden auf dem Diabe-tesmarkt (Starlix und ein Pipeline-Produkt inPhase II). Roche nimmt auf dem Markt fürverschreibungspflichtige Medikamente eineeher mittelmässige Stellung ein (hauptsäch-lich durch Xenical, das im letzten Jahr rück-läufige Umsätze verzeichnete), hält jedochüber das Diagnostikgeschäft die Marktfüh-rerschaft bei Blutzucker-Messvorrichtungen.Die Präsenz im Diabetes-Bereich wurdekürzlich verstärkt durch den Kauf des Insulin-pumpengeschäfts von Disetronic.

Luis Correia, Telefon 01 334 56 37, [email protected]

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Schweizer Kinder werden laut

Ihrer Studie immer dicker. Wieso?

Das kann man nicht mit Sicher-heit sagen; vermutlich, weil sie sich weniger bewegen alsfrüher. Sie verbringen mehr Zeitim Sitzen, mit TV und Compu-terspielen. So verbrauchen sieweniger Energie. Auch ist derFettgehalt der konsumiertenNahrungsmittel hoch, die Mahl-zeiten haben eine hohe Ener-giedichte.Was kann man dagegen tun?

Übergewicht und seine gesund-heitlichen und sozialen Folgensind gesundheitspolitisch sehrwichtig. Da eine Behandlungoft erfolglos bleibt, ist Prä-vention die beste Massnahmezur Gewichtskontrolle. Konzeptefür die Primar- und die früheSekundarschulstufe umfassenErnährungslehre und körperli-che Aktivität. Der Fettgehaltder Mahlzeiten und der Konsumvon zuckerhaltigen Getränkenmüsste reduziert werden. Kin-der brauchen mehr Bewegung.Was ist mit Medikamenten?

Es gibt kein wirksames neben-wirkungsarmes Medikamentgegen Übergewicht bei Kin-dern. Die besten Methodensind Veränderung von Verhaltenund Ernährungsgewohnheiten.Medikamente sollten nur alszusätzliche Therapie bei sehrübergewichtigen Kindern einge-setzt werden; und nur, wenn dieÄnderung von Verhaltens- undErnährungsgewohnheiten keineWirkung zeigt. (rh)

«Kinder brauchen mehr Bewegung»Michael Zimmermann, Oberassistent am ETH-Labor für Humanernährung

Stoffwechselsyndrom: wichtigste Unternehmen nach UmsätzenDie beiden US-Gesellschaften Pfizer und Merck dominieren den Stoffwechselsyndrom-Marktmit einem gemeinsamen Marktanteil von geschätzten 38 Prozent. Quelle: CS Group

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Auf die inneren Werte kommt es an: Wieso nicht mal ein Schokolade-Igel mit Geraniencremefüllung?

Credit Suisse Bulletin 2-03 65

LUST UND LASTER

Wie beleidigt man einen Russen? Man sagt,polnischer Wodka sei der beste. Wie beleidigtman einen Schweizer? Man rühmt belgischeSchokolade. Bei der braunen Süssigkeit hörtdie Weltoffenheit auf, der Patriotismus regtsich heftig. Heute ist die Schweiz führend,was den Verzehr von Schokolade betrifft:2002 assen die Schweizer durchschnittlich11,9 Kilogramm. Doch in diesem süssenGeschäft spielen sie erst seit der Erfindungder Milchschokolade überhaupt eine Rolle.Vorbereitet wurde das Feld durch Azteken,Spanier, Engländer, Holländer, Schweden.Zum Beispiel durch Carl von Linné, dengrossen schwedischen Botaniker: Er gab

dem Kakao 1753 seinen Namen, Theobromacacao. Theobroma heisst Götterspeise.

Auch Kolumbus hatte seine Hand im Spiel,zeigte jedoch nicht die Bohne Interesse. Aufseiner vierten und letzten Reise – immernoch auf der Suche nach einer Passagenach Indien – sah er am 15. August 1502

erstmals eine Kakaobohne. Da er jedochmeinte, die von den Einheimischen wie Aug-äpfel gehüteten Bohnen seien Mandeln, liesser sie links liegen. Vier Jahre später starb erverachtet und verarmt, ohne zu wissen, dasser wieder eine Entdeckung gemacht hatte,die die Welt verändern würde. Hernán Cortés,einer seiner Nachfolger, war weitsichtigerund brachte die Kakaobohne und mit ihr das exotische Gebräu Xocolatl 1528 nachSpanien, von wo aus die Schokolade ihrenSiegeszug antrat.

Europa entdeckt den «Sud für Säue»

Branchli, Pralinen, Osterhasen, Nikolause:Wer heute Schokolade sagt, meint die festeForm. Doch während neun Zehnteln ihrerGeschichte war Schokolade ein Getränk. EinGetränk, das kaum etwas mit der heute be-kannten süssen Trinkschokolade gemeinhatte. Die Azteken versetzten das Kakao-Wasser-Gemisch mit Maismehl, würzten esmit Chili und Vanille. Ein wenig begeisterterEngländer nannte das Gebräu einen «Sud fürSäue». Die Spanier machten sich flink daran,das Getränk für den europäischen Gaumenzu adaptieren: Sie süssten es mit Honig, ver-dünnten es mit Wasser, Milch, Wein oderBier und würzten es mit Pfeffer.

Schokolade wurde nicht nur scharf ge-würzt – sie stand auch im Ruf, scharf zumachen. Schon die Völker Mittelamerikasschätzten das Genussmittel als Aphrodisia-kum. Doktor Henry Stubbes, ein Freund des

englischen Philosophen Thomas Hobbesund einer der grössten Schokofans des17. Jahrhunderts, lobte die Schokolade alsScharfmacher in den höchsten Tönen, einemösterreichischen Arzt war sie Venusspeise,ein Flugblatt von 1703 behauptet, Schoko-lade «macht den Leib nur gei l». Casanovafand, sie nütze ihm bei seiner Verführungs-kunst ähnlich gut wie Champagner. Von Marquis de Sade geht die Legende, er habean einem seiner Bälle mit Spanischer Fliegeversetzte Schokoladepastillen aufgetischt.Das Fest soll in eine Orgie ausgeartet sein,die sogar den degeneriertesten Römer vorNeid hätte erblassen lassen.

Ob Aphrodisiakum oder nicht: Als gene-relles Stärkungsmittel war Schokolade immerunumstritten. Goethe hatte seine Schoko-lade stets mit im Koffer: «Wer eine TasseSchokolade getrunken hat, der hält einenganzen Tag auf der Reise aus. Ich tue esimmer, seit Herr von Humboldt es mir gera-ten hat.» Die Schweizer Armee entdecktedie Schokolade relativ früh für ihre Zwecke:Schon um 1870 kam die Schokoladerationfür den Soldaten auf. Wohl weniger, um dieWehrmänner glücklich zu machen (obwohlTheobromin als leichtes Antidepressivumgilt), sondern als schneller Kraftspender undzur Regulierung der Verdauung.Fo

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Süsse ScharfmacherinAls Götterspeise gepriesen, als Teufelszeug verdammt, durch Zugabe von Milch zu Weltruhm gelangt. Neun von zehn Menschen mögen Schokolade. Der zehnte lügt. Ruth Hafen, Redaktion Bulletin

Süsse Pionierleistungen

1657 | Ein Franzose eröffnet in London daserste Schokoladengeschäft.

1792 | In Bern wird die erste Chocolaterieder Schweiz eröffnet.

1820 | Der Holländer Conrad Johannes Van Houten entwickelt das Kakaopulver. Die erste Tafelschokolade entsteht.

1875 | In Vevey hat der Schweizer DanielPeter die Idee, der Kakaomasse Milchbeizumengen. Die erste Milchschokoladekommt auf den Markt.

1879 | Rodolphe Lindt entwickelt dasConchier-Verfahren, das die Herstellung von Schmelz- oder Fondantschokoladegestattet.

1901 | Suchard lanciert die Milka.

1908 | Die Toblerone, die berühmtesteSchweizer Schokolade, kommt in denHandel.

1942 | Camille Bloch sucht nach einerMöglichkeit, den nur schwer erhältlichenKakao zu strecken, und importiert zu diesemZweck Haselnüsse aus neutralen Ländern.Das Ragusa ist erfunden.

Die Kakaofrucht ist rund 500 Gramm schwer

und 20 Zentimeter lang. In ihr liegen 25 bis 50

Bohnen, eingebettet in ein süss-saures Mus.

66 Credit Suisse Bulletin 2-03

LUST UND LASTER

Gesellschaftlich gehörte Schokolade zumguten Ton; darüber hinaus schien sie auchgeeignet, unliebsame Zeitgenossen aus demWeg zu räumen. Eine Dame «von Stand», so die Sage, hatte Grund gehabt, sich übereinen Herrn zu beklagen. Sie setzte demBetreffenden einen Dolch und eine Tassevergifteter Schokolade vor und erlaubte ihm,selbst die Art des Todes zu wählen. Diesermachte nicht den geringsten Versuch, an ihrMitgefühl zu appellieren, sondern trank die

Schokolade bis zur Neige. Sein einzigerKommentar: «Die Schokolade wäre bessergewesen, hätten Sie mehr Zucker hinein-getan; das Gift gibt ihr einen bitteren Ge-schmack. Denken Sie beim Nächsten daran,dem Sie eine Schokolade bereiten.»

Natürlich interessierte sich auch die Kir-che für das neumodische Getränk, das sovölkerverbindend über Europa schwappte.Papst Pius V. fand den Geschmack vonSchokolade so scheusslich, dass er ihrenGenuss in der Fastenzeit für unbedenklicherklärte. Kardinal Richelieu hingegen war ein grosser Verfechter der Schokolade, erbenutzte den nach einem Geheimrezept vonspanischen Mönchen hergestellten Trunk,um seine kranke Milz zu pflegen. Ein Doktor

aus England veröffentlichte 1706 ein Buch,in dem er behauptete, Schokolade kommedirekt von Satan, schwäche den Geist, ver-ursache Mundgeruch und beeinträchtige die Fruchtbarkeit. 18 Jahre später stelltesein Kollege Brooks die These auf, Schoko-lade verlängere das Leben und befreie aus-serdem von Bandwürmern und Magenge-schwüren.

Götterspeise oder Teufelszeug? Das stehtheute nicht mehr zur Diskussion: Erlaubt ist,was schmeckt. Die Schokoladenherstellerhalten für jeden etwas bereit: In ihrem Buch«Schokolade. Das Handbuch für Geniesser»beschreibt und benotet die Britin ChantalCoady, die in London selbst ein kleines Ge-schäft betreibt, Confiserien und ihre Spezia-litäten aus aller Welt: von der Praline mit Geraniencremefüllung über die Schoko-lade in Form von rostigem Werkzeug hin zuSprünglis Truffes du jour. In der Herstellungscheint das letzte Wort noch lange nicht ge-sprochen, das Feld für Experimente ist weit.So hat sich der Österreicher Georg Hoch-leitner zum Ziel gesetzt, die wohl berühmtes-te Schokoladentorte – die 1832 erfundeneSachertorte – vom Thron zu stossen, undzwar mit «Chocolina», einer zwanzigschicht-igen Torte aus Mandeln, Orangenmarmelade,Orangenlikör und Schafmilchschokolade. Sieschmecke, so beteuert der Erfinder, wunder-voll sahnig, «gar nicht schafig».

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Mole Poblano – Schokoladensauceauf mexikanische Art

Rezept für 4 Portionen

80 g dunkle Kochschokolade

5 mittlere rote Chilischoten

2 mittlere Fleischtomaten

150 g gemahlene Mandeln

1 mittlere Semmel

1 Prise Zimt

1 Prise Nelken

1 Prise Korianderpulver

0,5 l Gemüsebouillon

2 Esslöffel Sesamkörner

2 mittlere Knoblauchzehen

2 Esslöffel Olivenöl

0,5 mittlere Banane

2 mittlere Zwiebeln

– Sesamkerne in einer Pfanneleicht anbräunen

– Chili entkernen– Banane schälen und grob würfeln– Semmel grob würfeln– Tomaten überbrühen, abziehen,

entkernen und grob würfeln– Knoblauch schälen– Zwiebeln schälen und grob

würfeln– obige Zutaten ohne Sesam

mit den Mandeln und 1⁄4 Liter Bouillon im Mixer pürieren

– Schokolade reiben– Paste würzen und dann in einem

Topf mit dem Öl 5 Minuten kochen– nach und nach die geriebene

Schokolade und die Bouillon hin-zugeben

– die Sauce zu Geflügel, Fleischoder Tortillas reichen und mitSesam bestreuen

3 www.chocosuisse.ch3 www.icco.org

Lange bevor die lila Kuh ihren erstenTV-Auftritt hatte, vermarktete

die Schweizer Schokoladenindustrie ihre Produkte professionell.

CREDIT SUISSE

Classic Movie Night

Stummfilm auf Grossleinwand mit live OriginalmusikZürcher Kammerorchester und Sinfonieorchester Basel

Dirigent: Frank Strobel

Sonntag, 25. Mai 2003, Hauptbahnhof ZürichVeranstaltungsbeginn: 20.45 Uhr

www.kinoimhb.ch

Produktion: brothers & sisters / Gestaltung: Düde Dürst, Zürich

Hauptsponsoren Co-Sponsoren Medienpartner Vorverkauf

«Im Konzert dirigiert mich die Musik» Die diesjährigen Credit Suisse Konzerte versprechen Haute Musique: Vom 5. bis 11. Mai 2003 spielt dasOrchestre National du Capitole de Toulouse unter der Leitung von Michel Plasson in der Schweiz. Als Solist tritt der weltberühmte russische Violinist Maxim Vengerov auf. Andreas Schiendorfer, Redaktion Bulletin

Maxim Vengerov hat sich vom russischen Wunderkind zum vielseitigen, ausdrucksstarken Soloviolinisten entwickelt.

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Credit Suisse Bulletin 2-03 69

SPONSORING

Selbst die schwierigsten Passagen scheinenMaxim Vengerov leicht zu fallen. Wie imTraum bewältigt er – auf seiner neustenCD – die Solosonaten des belgischenKomponisten Eugène Ysaÿe, an die sichsonst kaum jemand heranwagt, und nach-gerade spielerisch meistert er auf seinerStradivari die schwierige Echo-Sonate seinesrussischen Komponistenfreundes Rodion Schtschedrin.

Natürlich wirken heisst auf sich selbst hören

Musik sei eine universelle Sprache, die jeder verstehe. Man könne sie lernen wiejede andere Sprache, führt Maxim Vengerovaus. Im Konzert oder auf einem Tonträgerdürften jedoch die unzähligen Probestun-den, der langwierige Lernprozess nichtmehr spürbar sein. «Leicht muss es zwarnicht wirken, aber natürlich.»

«Natürlich wirken» bedeutet für ihn letzt-lich nichts anderes als das Vertrauen zu haben, auf sich selbst zu hören. «Eins seinmit der Violine und sich gleichzeitig von ihr befreien», so Vengerov. Wenn dies je-mand anders sagte, es wäre eine Platitüde; der 1974 in Nowosibirsk geborene Musikerüberzeugt indes im Gespräch genauso wie auf der Bühne. Auf den ohrenfälligenUnterschied zwischen der Hauptprobe unddem wenige Stunden später folgendenKonzert angesprochen, erklärt er: «Auf jedesKonzert bereite ich mich während Stundenvor, technisch. Die Musik führt jedoch ihr eigenes Leben. Sie fliegt mir zu. Wennich in einem Konzert zu spielen beginne, dirigiert sie mich. Ich bin ihr Instrument, höre

sie die nötigen Takte im Voraus und weiss,wie ich spielen muss. Ein Juwel wie dasViolinkonzert e-moll op. 64 von Mendels-sohn-Bartholdy, das ich sicher schon tausendmal aufgeführt habe, kann mir nielangweilig werden: Es ist immer wieder anders.» Und fügt geheimnisvoll an: «DerBogen ist die Verlängerung meines Arms,die Violine die Verlängerung meiner Seele.»

Mit 16 Jahren endgültig selbstständig

Auf sich selbst hören: Diesen musikalischenFreiheitsdrang spürte Maxim Vengerovschon bei seinem ersten Konzert mit vier-

einhalb Jahren. «Ich übte brav, wie man esmir sagte. Dann trat ich auf – und machteMusik, wie es mir verboten war. Ich konntenicht anders.»

Trotzdem besuchte Vengerov manches Jahr die klassische russische Violinisten-schule, insbesondere bei Zakhar Bron in Moskau, der ihm ab 1987 die ersten Auf-tritte im Ausland vermittelte und dem er1989 nach Leipzig folgte – um sich kurzdarauf von ihm zu lösen. «Dieser schmerz-liche Schnitt war unvermeidlich, wenn ich wirklich zu mir selbst finden wollte.»

Wie erreichte dies der damals erst 16-Jährige? «Ich hörte mir fortan keine an-deren Violinisten mehr an», blickt Vengerovzurück. «Es gibt so viele hervorragendeMusiker. Sie alle haben uns etwas zu sagen.Wenn ich einem zuhörte, wollte ich ein bisschen werden wie er. Jemanden kopierenbringt dich aber nicht weiter.»

In der Folge orientierte sich Vengerov,der bei Vag Papian zwei Jahre Kompositi-onslehre studierte, an Dirigenten, die nichtselten auch bekannte Solisten waren. «Ich untersuchte, wie ein Karajan, ein Muti,ein Menuhin, ein Bruno Walter bestimmte Werke interpretieren – und verglich die viel-leicht feinen, aber entscheidenden Unter-schiede. Nach zwei Jahren war ich so weitund konnte wieder loslassen.» Wissen sei sehr wichtig, aber es könne einen zumSklaven machen. Nur die Kombination,Wissen verbunden mit Instinkt, führe zurMusik, betont Maxim Vengerov. Nach demSieg 1990 beim Carl-Flesch-Wettbewerbin London eroberte das sibirische Wunder-

Credit Suisse Konzerte 2003 in vier Schweizer StädtenDas Orchestre National du Capitole

de Toulouse (ONCT) unter der Leitung von

Michel Plasson und der Violinist Maxim

Vengerov treten an folgenden Orten auf:

Lugano | Palazzo dei Congressi: Montag,

5. Mai 2003, Lausanne | Palais de Beaulieu:

Mittwoch, 7. Mai 2003, Bern | Konzerthaus

Casino: Samstag, 10. Mai 2003, Zürich |

Tonhalle: Sonntag, 11. Mai 2003 (Nach-

mittagskonzert).

Konzertprogramm Camille Saint-Saëns

(1835–1921) | Konzert für Violine und Or-

chester Nr. 3 in h-moll, op. 61 (1880),

Ernest Chausson (1855–1899) | «Poème» für

Violine und Orchester in Es-Dur, op. 25

(1896), César Franck (1822–1890) | Sympho-

nie in d-moll (1888).

Vorverkauf Ticketcorner,

www.ticketcorner.ch, Tel. 0848 800 800

Botschafter französischer KulturMit dem Gewinn des ersten Preises des Dirigentenwettbewerbs von Besançon im Jahr 1962

begann für Michel Plasson eine steile Karriere. 1968 ging er als Musikdirektor und Chef-dirigent der Oper und des Orchestre National du Capitole de Toulouse nach Südfrankreich.Dem ONCT ist Plasson seither treu geblieben. Neben den Aufführungen im Konzertsaal desAlten Getreidemarkts in Toulouse nahmen Auslandengagements und Studioaufnahmen kon-tinuierlich zu, weshalb sich Michel Plasson 1983 entschloss, die Musikdirektion aufzugeben.

Michel Plasson und das ONCT beherrschen ein breites Repertoire, sie haben sich aberdie Förderung klassischer und zeitgenössischer französischer Musik zum besonderen Zielgesetzt. Es ist deshalb kein Zufall, dass bei den Credit Suisse Konzerten Werke von Saint-Saëns, Chausson und Franck zur Aufführung gelangen. Mehr über Michel Plasson und dasOrchestre National du Capitole de Toulouse unter www.onct.mairie-toulouse.fr

Michel Plasson lädt zum Musikgenuss.

70 Credit Suisse Bulletin 2-03

kind den Westen im Nu. Besonders wichtigwaren für ihn in dieser Phase der Dirigentund Pianist Daniel Barenboim, mit dem er jahrelang zusammenarbeitete, und der Dirigent und Cellist Mstislaw Rostropo-witsch, der ihm die russischen Komponis-ten Prokofieff und Schostakowitsch näherbrachte.

«Vor allem aber lehrte mich Rostropo-witsch, mich selber zurückzunehmen,meinen Egoismus zu bändigen und mich als Teil eines grösseren Ganzen zu sehen.Schliesslich sind da ja auch noch einOrchester, ein Dirigent, ein Komponist.»

Zweckbescheidenheit? Maskerade?Maxim Vengerov liefert keinen Grund zum Argwohn, gibt gerne Anekdoten zum Besten und kann auch über sich selbst lachen. Und er ist bereit, sich für andere ein-zusetzen. Seit 1997 ist er Botschafter derUNICEF, als einer der ersten Vertreter derklassischen Musik. Auch das Medienge-spräch fand – wegen seiner dicht gedräng-ten Agenda – in Mailand statt, am Randeeines Benefizkonzerts mit Julia Fischer und der Filarmonica della Scala zu Gunsten

der Negri-Weizmann-Forschung über tumor-bekämpfende Medikamente.

Noch hat Maxim Vengerov den Zenit seiner Karriere längst nicht überschritten,und doch hat er bereits begonnen, das Geheimnis seiner «musikalischen Natürlich-keit» weiterzuvermitteln. Seit Mitte 2000

unterrichtet er an der Musikhochschule desSaarlandes, der kleinsten in ganz Deutsch-land, obwohl ihm sicher auch die grossenHochschulen offen stünden. Seiner Meis-terklasse, seinen fünf Schülern widmet ersich jeweils während einer Woche pro Monat. «Es bereitet mir eine unglaublicheGenugtuung, diesen jungen Musikern denGlauben an die Zukunft zu vermitteln. Ich könnte mir auch vorstellen, sie spätereinmal als Dirigent zu begleiten.»

Als Musikprofessor in Saarbrücken fühltsich Maxim Vengerov wohl. Dies gibt ihm – dem scheinbar Ruhelosen – nebender nach Israel ausgewanderten Familie dennötigen Boden, um auf der Bühne gleich-sam zu schweben, im musikalischen Sinnezu fliegen, wie ihm Kritiker bescheinigen.Das Wichtigste beim Musizieren ist ihm das

Publikum. Ihm wolle er möglichst nahe sein.Deshalb hat er begonnen, vor und währenddem Konzert mit den Zuhörern im Saal zusprechen, ihnen seine Stückauswahl zu erklären. «So sind die Leute frühzeitig aufdas Konzert vorbereitet und hören nachherganz anders zu als sonst.»

Wenn jemand seine Technik lobe oderseine Interpretation interessant finde, erfülle ihn das mit Genugtuung; aber letzt-lich sei es das Schönste für ihn, wenn die Zuschauer sagen: «Ich habe mich wohl gefühlt, Sie haben mir Freude bereitet.» Eigentlich ist alles so einfach.

Verlosung: Erleben Sie Maxim Vengerov

Bulletin verlost 10 x 2 Tickets für das Kon-

zert vom 7. Mai in Lausanne, 8 x 2 Tickets

für das Konzert vom 11. Mai in Zürich

sowie 10 Exemplare der neusten CD von

Maxim Vengerov mit Werken von J.S. Bach,

E.Ysaÿe und R. Schtschedrin (EMI Clas-

sics Schweiz, Nr. 5 573 842).

Die Verlosung findet im emagazine unter

www.credit-suisse.com/bulletin statt. Die

Gewinner werden benachrichtigt.

Würenlos, Zürchern hinlänglich bekannt als erste Autobahnraststätte RichtungBern, wartet seit 2002 mit dem berühmtes-ten Baggersee der Schweiz auf: ein 2500 Quadratmeter grosses Loch, gefülltmit sechs Millionen Liter Wasser. Dort findet ab dem 22. Mai 2003 jeweils vonDienstag bis Samstag die Reprise des«fantasievollen Wasser-Spektakels für Kids,rüstige Rentner und alle Begeisterungs-fähigen dazwischen» statt. Im Sommer 2004

wird die Freiluftproduktion im Welsch-land ankern.

Die Rahmengeschichte: Ein musikalischunterbegabtes Schiffsorchester wird auf einer Insel ausgesetzt, wo die Musiker sichob der Frage, was wahre Musik sei, bei-nahe die Köpfe einschlagen. GestrandeteWalfische, Intrigen und gigantische See-

monster sorgen für konstante Rückschlägeauf der Suche nach der richtigen Musik.

Die Programme der mit dem Prix Waloausgezeichneten Truppe zeichnen sich ausdurch einen Mix aus perfekter Choreografie,Spektakel, Musik, schrägen Figuren undatemberaubenden Spezialeffekten. Von der

Zweitauflage darf man erwarten, dass sieist wie aufgewärmte Spaghettisauce: nochbesser als das erste Mal.

«Akua». Würenlos, 22. Mai bis Mitte September. Mehr Infos auf www.akua.ch.

Bulletin verlost 20 Tickets. Details siehe Talon.

Musikalische Untergänge auf dem Baggersee«Akua», die neuste Produktion der Schweizer Theatertruppe Karl’s kühne Gassenschau, entwickelte sich2002 zum sommerlichen Publikumsmagneten. Darum geht das Spektakel heuer in die zweite Saison. Als Hauptsponsoren mit auf dem Floss sind die Credit Suisse und neu die Migros. Ruth Hafen, Redaktion Bulletin

Buster Keaton im ZürcherHauptbahnhofKommt der Mai, wird der Zürcher Hauptbahnhof zweckentfremdet:Er mutiert zum gigantischen Kino. Das Kino im HB 2003 zeigt vom16. bis 25. Mai spannende, lustige und romantische Vorpremieren

und Reprisen auf einer Leinwand, die450 Quadratmeter misst. Als krö-nender Abschluss des Kinoeventsfindet am 25. Mai die Classic MovieNight statt. Aufgeführt wird einJuwel des Stummfilms, Buster Kea-tons «Steamboat Bill Jr.» aus dem

Jahr 1928. Während Buster Keaton über die Leinwand stolpert,Hauseinstürze und Wirbelstürme wie durch ein Wunder überlebt,verwandelt ein 60-köpfiges Orchester mit Musikern des ZürcherKammerorchesters und des Sinfonieorchesters Basel die Bahnhofs-halle in einen gigantischen Konzertsaal. (rh)Kino im HB 2003. Hauptbahnhof Zürich, 16. bis 25.5.Weitere Informationen auf www.kinoimhb.chAuf www.credit-suisse.com/bulletin können Sie Ticketsfür die Classic Movie Night am 25.5. gewinnen.

Arabische Laute undschwarze KatzenDie Oud ist eine arabische Kurzhalslaute, die traditionell als Begleit-instrument eingesetzt wird. Im Zug der musikalischen Globalisierungerlebt sie jedoch eine Renaissance, die sie aus dem Schattendaseinder Begleiterin herauskatapultiert und zum Soloinstrument macht.Wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen hat der 1957 geboreneTunesier Anouar Brahem, der sich nach zehnjähriger Ausbildung inklassischer arabischer Musik für die Weltmusik und den Jazz öffnete,ohne seine arabischen Wurzeln zu verlieren. Von Kritikern als Eric

Clapton der Oud bejubelt, arbeitet Brahemimmer wieder mit bedeutenden Musikern ausJazz und Weltmusik wie Jan Garbarek, DaveHolland oder Manu Dibango. Auf seiner neus-ten CD «Le pas du chat noir» spielt er zusam-men mit dem Pianisten François Couturier unddem Akkordeonisten Jean-Louis Matinier.Wirklich Weltmusik vom Feinsten. (rh)Anouar Brahem Trio. 11.5.,Schauspielhaus Zürich.

In Finken aufsMatterhornDas Verkehrshaus der Schweizhat einen neuen Publikumsmag-neten: die Swissarena. Kernstückder Ausstellung ist eine – nur mitFilzpantoffeln begehbare – Luft-bildaufnahme der Schweiz imMassstab 1:20 000. Diese Auf-

nahme setzt sich aus 7800 Ein-zelbildern zusammen, die aus einer Höhe von 4400 bis 9300

Metern aus dem Flugzeug auf-genommen wurden. Die StreckeBasel–Chiasso beträgt in dieserGrössenordnung ganze zwölfMeter. Das Matterhorn bringt es gerade mal auf eine Höhe von zehn Zentimetern. Wer alsoschon lange mal mit Finken aufsMatterhorn steigen wollte, hatjetzt die Gelegenheit dazu. VieleBesucher machen sich jedoch,auf den Knien rutschend und miteiner Leuchtlupe ausgerüstet,auf die Jagd nach ihrem Wohn-haus, denn die Detailliertheit desLuftbildes erlaubt sogar dies. (rh)Swissarena. VerkehrshausSchweiz, Luzern. WeitereInfos auf www.verkehrshaus.orgAuf www.credit-suisse.com/bulletin können Sie Ticketsfür das Verkehrshaus gewinnen.

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Agenda 2/03Aus dem Kultur- und Sport-engagement der Credit Suisse

BARCELONA4.5. Grosser Preis von Spanien, F1BASEL7.6. QualifikationsspielSchweiz – Russland, FussballGENF23.5. All Blues Jazz Classics:Monty Alexander & Randy Weston,Victoria Hall11.6. QualifikationsspielSchweiz – Albanien, FussballIMOLA20.4. Grosser Preis vonSan Marino, F1LUZERN4.5. All Blues Jazz Classics:Ahmad Jamal, KKLMONTE CARLO1.6. Grosser Preis von Monaco, F1MONTREAL15.6. Grosser Preis von Kanada, F1SCHAFFHAUSEN14. – 17.5. Jazz FestivalSPIELBERG18.5. Grosser Preis von Österreich, F1STANS22. – 27.4. Stanser MusiktageZÜRICH4.5. Weltmusikwelt: Shikisha,Moods im Schiffbau9. und 10.5. Credit Suisse PrixBolero und Internationale Avant-garde, Hauptbahnhof24.5. All Blues Jazz Recitals:Monty Alexander & Randy Weston,Tonhalle

Impressum

Herausgeber Credit Suisse, Postfach 2, 8070 Zürich, Telefon 01 333 11 11, Fax 01 332 55 55 Redaktion Daniel Huber (dhu) (Leitung), Marcus Balogh (ba) (Wealth Management), Ruth Hafen (rh)(Sponsoring), Andreas Schiendorfer (schi) (Aktuell), emagazine: Andreas Thomann (ath), Martina Bosshard (mb), Michèle Luderer (ml), Michael Schmid (ms), E-Mail [email protected],Internet: www.credit-suisse.com/bulletin Korrektorat text control, Zürich Gestaltung www.arnolddesign.ch: Karin Bolliger, Adrian Goepel, Urs Arnold, Alice Kälin, Maja Davé, Benno Delvai, RenataHanselmann, Annegret Jucker, Saroeun Dan, Monika Isler (Planung und Durchführung) Inserate Yvonne Philipp, Strasshus, 8820 Wädenswil, Telefon 01 683 15 90, Fax 01 683 15 91, [email protected] Beglaubigte WEMF-Auflage 2003: 136 172 Litho Denz Lith Art AG, Bern Druck NZZ Fretz AG/Zollikofer AG Redaktionskommission Othmar Cueni (Head Corporate& Retail Banking Northern Switzerland, Private Clients), Claudia Kraaz (Head Corporate Communications Credit Suisse Financial Services), Eva-Maria Jonen (Customer Relation Services, MarketingWinterthur Life & Pensions), Karin Rhomberg (Chief Communications Officer Credit Suisse Group), Fritz Stahel (Credit Suisse Economic & Policy Consulting), Burkhard Varnholt (Head Financial Products),Christian Vonesch (Head Marktgebiet Privatkunden Zürich), Claudia Grüter (Head Private Clients Offers, e-Solutions) Erscheint im109. Jahrgang (6 × pro Jahr in deutscher, französischer und italienischerSprache). Nachdruck gestattet mit dem Hinweis «Aus dem Bulletin der Credit Suisse». Adressänderungen bitte schriftlich und unter Beilage des Original-Zustellcouverts an Ihre Credit Suisse Geschäfts-stelle oder an: Credit Suisse, KISF 14, Postfach 600, 8070 Zürich.

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken. Sie bedeutet kein Angebot und keine Aufforderung seitens der Credit Suisse zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften. Hinweise auf die früherePerformance garantieren nicht notwendigerweise positive Entwicklungen in der Zukunft. Die Analysen und Schlussfolgerungen in dieser Publikation wurden durch die Credit Suisse erarbeitet und könntenvor ihrer Weitergabe an die Kunden von Credit Suisse bereits für Transaktionen von Gesellschaften der CREDIT SUISSE GROUP verwendet worden sein. Die in diesem Dokument vertretenen Ansichtensind diejenigen der CREDIT SUISSE GROUP zum Zeitpunkt der Drucklegung. (Änderungen bleiben vorbehalten.) Credit Suisse ist eine Schweizer Bank.

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Andreas Schiendorfer Herr Richner, Sie sind

zum Schweizer des Jahres gewählt worden.

Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Beat Richner Es ist eine Überraschung ge-wesen – für mich und alle Leute im Hallen-stadion. Die Fernsehzuschauer haben eineindrückliches Zeichen zugunsten des humanitären Engagements gesetzt, für dieHilfe an Menschen, die sonst keine Über-lebenschancen hätten. Darum hat mich dieAuszeichnung sehr gefreut. Sie macht mirMut. Und noch wichtiger: Sie ist für dieKambodschaner eine Art Lebensversiche-rung. Wenn die Solidarität in der Schweizso gross ist, dann bricht auch der Spenden-fluss nicht ab. Die Kambodschaner sindnach wie vor auf jeden Spendenfrankenangewiesen. Unser Projekt kostet jährlichrund 18 Millionen Franken.Geld, das in ein Land fliesst, das die wenigs-

ten kennen. Man dürfte sich noch vage

an die Schreckensherrschaft der Roten Khmer

1974 bis 1979 erinnern. Wie haben Sie

dieses Land entdeckt? Das KinderspitalZürich unterhielt damals eine Partnerschaftmit dem Kinderspital Kantha Bopha, wel-ches König Sihanouk gegründet und nachseiner an Leukämie verstorbenen Tochterbenannt hat. Ich war Assistenzarzt ohne familiäre Verpflichtungen und hatte 1970 inTansania bereits Tropenerfahrung erworben.Deshalb ging ich 1974 nach Pnom Penh,das ich aber schon im April 1975 wiederfluchtartig verlassen musste.Und in diesen wenigen Monaten haben Sie

Land und Leute derart lieb gewonnen, dass

Sie nach Beendigung des Bürgerkriegs

Ende 1991 Ihre Arbeit wieder aufnahmen?

Ich weiss nicht, ob ich sagen kann, ichwürde Kambodscha speziell lieben. MeineSituation ist mit jener der Holocaust-Über-

lebenden vergleichbar. Von meinen weitüber 900 Kollegen in Kambodscha überleb-ten nur 52. Ihnen gegenüber hatte ich einschlechtes Gewissen. Ich musste einfachwieder dorthin reisen, um zu sehen, wasaus dem Spital geworden ist. Und als michder König fragte, ob ich das zerstörte Spitalwieder aufbaue, sagte ich einfach ja. Hat es sich gelohnt? In jedem Fall. Bereitsim September 1992 konnten wir KanthaBopha 1 einweihen, vier Jahre später Kantha Bopha 2 und im November 1999

die Klinik Jayavarman VII. in Siem Reap,gleich neben den weltberühmten Tempel-ruinen von Angkor Wat. Jährlich kommt es nun zu 600 000 ambulanten und zu rund 50 000 stationären Behandlungen krankerKinder. Ohne unsere drei Spitäler würdenjeden Monat 2600 Kinder sterben. Wir haben also einiges bewirken können. Ichbin aber nicht der Meinung, dass wir damitEntwicklungshilfe leisten oder reineNächstenliebe leben. Für den einzelnenSpender in der Schweiz trifft dies zwar zu;aber als Gesellschaft leisten wir vor allem Wiedergutmachung. Wir sind an vielen Missständen in Südostasien mitschuldig.Sie sind nun seit über zehn Jahren ein Beob-

achter Kambodschas. Wie beurteilen Sie

die politische Entwicklung? Die Uno zog sich

kürzlich ja vom geplanten Tribunal gegen

die Kriegsverbrecher des Pol-Pot-Regimes

zurück ... Wir müssen bei unseren Überle-gungen in Betracht ziehen, dass hier anderePrinzipien gelten, als wir es von unserer logischen Geschichtsschreibung her ge-wohnt sind. In Kambodscha können wirnicht einfach schwarz-weiss malen. Es gibtkeine Familie, die während der Herrschaftder Roten Khmer keine Opfer zu beklagenhatte, und es gibt keine Familie, die damals

keinen Täter stellte. Wenn es zu einem Tribunal à la Nürnberger Prozesse kommt,besteht die Gefahr, dass der Bürgerkriegwieder ausbricht. Man muss ganz prag-matisch vorgehen. Das grösste Problemsind heute nicht die Roten Khmer, sonderndie Armut und die Korruption. Im Übrigenmöchte ich betonen, dass ich vor allem Arztbin und daher unpolitisch. Von der Korruption sind aber auch Sie,

direkt oder indirekt, betroffen. Erkennen Sie

eine Tendenz zur Besserung? Leider nein.Zur Zeit des vietnamesischen Regimes 1979–1989 war die Korruption das kleinereProblem als jetzt – insbesondere im Gesundheitswesen. Die Entlöhnung desPersonals ist heute so gering, dass nie-mand davon leben kann. Entweder lässtman sich bestechen, verkauft Medikamenteauf dem Schwarzmarkt oder arbeitet weniger lang als vorgeschrieben und gehteinem Zweitberuf nach.Dieses Problem stellt sich auch bei Ihnen in

Kanta Bopha? Nein, zum Glück nicht. Diewenigen Korruptionsversuche haben wirsofort mit Entlassung geahndet. Vor allemaber haben wir unserem Personal freiwilligden Lohn erhöht.Ihr Personal verdient also mehr Geld als

jenes der anderen Spitäler. Ihnen wird zudem

bisweilen vorgeworfen, Kantha Bopha biete

Luxusmedizin. Ein wohl unberechtigter Vor-

wurf, oder? Wir sind strikte dagegen, Medi-kamente zu verabreichen, die bei uns ver-boten sind und die nichts nützen, nur weilsie 20 Prozent billiger sind. Auf den erstenBlick ist Kantha Bopha in der Tat relativteuer. Dies umso mehr, als die World HealthOrganization (WHO) nach dem Motto han-delt: «Eine arme Medizin für arme Patientenin armen Ländern.» Eine neutrale, vom

«Ich bin kein Vorbild, nur einGefangener meines Gewissens»Beat Richner führt seit 1992 das Kinderspital Kantha Bopha in Kambodscha. Dafür wurde er zum Schweizer des Jahres gekürt. Wir sprachen mit ihm über die Hauptsorgen Kambodschas: HIV und Tuberkulose sowie Korruption und Armut. Interview: Andreas Schiendorfer, Redaktion Bulletin

Beatocello: Früher kämpfte er mit dem Cello gegen das Gemütssterben, heute gegen das reale Sterben kambodschanischer Kinder.

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Departement für Entwicklungszusammen-arbeit DEZA beauftragte Expertise hat abervor zweieinhalb Jahren unser Vorgehenvollauf rehabilitiert und bestätigt, dass dasKosten-Wirkungs-Verhältnis nirgendwobesser ist als in Kantha Bopha. Deshalb hatder Bund seine Zurückhaltung aufgegebenund unterstützt uns gegenwärtig mit 2,5 Mil-lionen Franken pro Jahr.Ihr Zwist mit der WHO bezieht sich nicht

nur auf die Medizinphilosophie. Sie haben die

WHO sogar in Den Haag eingeklagt! In medizinischer Hinsicht kennt Kambodschazwei Hauptprobleme: HIV und Tuberkulose.HIV wurde nachweislich von den Uno-Truppen und der Uno-Administration in derÜbergangsphase 1991/92 ins Land ge-bracht. Und gemäss der WHO, die unzuläng-liche Diagnoseinstrumente einsetzt, gibt es in Kambodscha praktisch keine Tuberku-lose. Unsere Untersuchungen beweisen das Gegenteil. Für mich macht es den Anschein, als ob Kambodscha marginalisiertwerden soll. Thailand und Vietnam und verschiedene internationale Organisationenhaben kein Interesse an einer Verbesse-rung der Situation in Kambodscha.Warum denn? Und hat Ihre Klage überhaupt

eine Chance? Das überbevölkerte Vietnambeansprucht Grenzgebiete des fruchtbarenNachbarstaates. Und Thailand profitiertvom aufkommenden Tourismus in AngkorWat weit mehr als die Kambodschanerselbst. Die Situation der Kambodschaner istmit jener der Schwarzen in Südafrika zuvergleichen: Juristisch sind sie gleichberech-tigt, faktisch geht es ihnen noch schlechterals vorher. Zum andern: Die Uno und ihreOrganisationen sind nicht einklagbar. Immerhin hat mein Vorgehen dazu geführt,dass die Thematik öffentlich diskutiert wird. Kommen wir auf Ihr Projekt zurück. Es sind

nun drei ausgebaute Kinderspitäler. Siem

Reap etwa wurde 2001 eine Maternité

angeschlossen. Reicht dies, oder müssten

angesichts der Grösse des Landes weitere

Kinderspitäler folgen? Heute kommen 80 Prozent aller Kinder, die hospitalisiertwerden müssten, zu uns. Das sind, wie gesagt, rund 50 000 Kinder pro Jahr. Wenndas Strassennetz im Land weiter verbes-sert wird, dann sollten unsere drei Zentren,die man nochmals erweitern kann, genügen.Müssten Sie nicht auch noch ein Erwachse-

nenspital führen? Wird so nicht einfach

das Sterben um einige Jahre hinausge-

zögert? Während die Kindersterblichkeitnach wie vor sehr hoch ist, sind hier die15- bis 40-jährigen Menschen mehr oderweniger gesund. Wenn wir den Kindernhelfen, die ersten Jahre zu überstehen, haben sie nachher ein gute Chance, alt zuwerden. Im Übrigen sind heute 50 Prozentder Bewohner weniger als 17 Jahre alt.Ganze Generationen sind getötet worden.Kambodscha ist keineswegs überbevölkert,wie ich manchmal zu hören bekomme.In der Schweiz sind Sie vielen immer noch

als Beatocello bekannt. Gibt es ihn immer

noch, und welche Bedeutung hat die Musik

heute für Sie? 1992 hätte ich mein20-jähriges Bühnenjubiläum feiern können,stattdessen ging ich nach Kambodscha.Zur Musik habe ich, ehrlich gesagt, einambivalentes Verhältnis. Einerseits kommtsie mir angesichts des Leids, das ichhier vorfinde, wie ein Luxus vor. Anderseits ist sie überlebenswichtig für die Kinder

Kambodschas, weil ich mit Konzerten Geldsammeln kann. Obwohl ich oft fast zumüde zum Spielen bin, schöpfe auch ichselbst aus der Musik und aus der Reaktiondes Publikums Kraft zum Weiterarbeiten.Früher kämpfte ich mit dem Cello, das dermenschlichen Stimme sehr nahe kommt,gegen das Gemütssterben an. Heutebekämpfe ich mit ihm das reale Sterben.Haben Sie Vorbilder, die Sie zu Ihrem Ein-

satz motiviert haben? Albert Schweitzer? Esgibt für mich schon eine Linie von Persön-lichkeiten, die mich geprägt haben. HeinrichPestalozzi, Leo Tolstoi, Mahatma Gandhi,Martin Luther King, Nelson Mandela. Esgeht um Gerechtigkeit, um gleiche Rechtefür alle. Die Leistung Albert Schweitzersbewundere ich, aber sein Weg nach Lam-barene war ein völlig anderer als meinernach Kantha Bopha. Ich bin ein Kinderarzt,der fast zufällig dort landete. Er war einTheologe und Philosoph, der Medizin stu-dierte, um in Afrika zu wirken. Problema-tisch ist, dass Lambarene nach wie vor aufausländische Ärzte angewiesen ist. Bei Ihnen in Kantha Bopha und Siem Reap

ist das anders? Wir bilden das medizinischePersonal so aus, dass unser Projekt aus-schliesslich mit einheimischen Kräften weitergeführt werden kann. Bereits jetzt sindneben 1280 Kambodschanern nur noch zwei ausländische Ärzte permanent im Landtätig; am Anfang waren wir 13 Ausländerund 60 Kambodschaner. Um möglichst vielen zeigen zu können, wie man ein Spitalohne Korruption konzipieren, aufbauen undleiten kann, eröffneten wir im Dezember2002 in Siem Reap ein Ausbildungszentrum.Als Schweizer des Jahres sind Sie für viele

Junge ein Vorbild. Sehen Sie sich auch so?

Nein, ich bin kein Vorbild. Ich bin ein Gefan-gener meines Gewissens und komme nurmeiner ärztlichen Pflicht nach: Ich lindereden Leidensdruck meiner Patienten.

Bereits 3,7 Millionen kambodschanischen Kindern geholfenAnstatt sein 20-jähriges Bühnenjubiläum zu feiern, ging Beat Richner 1991 zurück nach

Kambodscha, um das Kinderspital Kantha Bopha, wo er 1974/75 gewirkt hatte, wieder

aufzubauen. Bis heute wurden 3,5 Millionen Kinder ambulant und weitere 220 000 stationär

behandelt. Die Kosten von jährlich 18 Millionen werden grösstenteils durch Spenden der

Schweizer Bevölkerung gedeckt. Im Verlag Neue Zürcher Zeitung veröffentlichte Beat

Richner 1995 das Buch «Kantha Bopha» (ISBN 3 85823 934 8), 1996 bei Musica (Classic)

die CD «Bach at the Pagoda» (Nr. 780028-2). Mehr unter www.beatrichner.com sowie

www.credit-suisse/bulletin. Unterstützung auf Postcheckkonto 80-60699-1.

«Ich bin den Schweizernfür ihre Unterstützung sehrdankbar.»Beat Richner, Kinderarzt in Kambodscha

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