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Übersicht Weißzonentyp: Vorwiegend Kernzone Gemeinde(n): Gaschurn, St. Gallenkirch Fläche: 23,1 km² Erschließungsgrad: 10,1 % Mittlere Meereshöhe: 2198 (1508 – 2883) m ü. A. Gebirgsgruppe: Silvretta Geologische Einheit: Silvrettakristallin Alp-/ Waldflächen: 1223 ha (53 %) / 111 ha (4,8%) Das Garneratal in der Nähe des ehema- ligen Filmdorfes von Schlafes Bruder (Marlin 2013) 08 Garneratal Das ursprüngliche Seitental des Montafons diente bereits als Filmkulisse für die traditionelle Alplandschaft im 19. Jahrhundert. `?6O= 96% 63% 54% 79% 61% Gesamtfläche Anteil unerschlossene Fläche Anteil Biotope und Schutzgebiete Konnektivität Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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ÜbersichtWeißzonentyp: Vorwiegend Kernzone Gemeinde(n): Gaschurn, St. Gallenkirch Fläche: 23,1 km² Erschließungsgrad: 10,1 % Mittlere Meereshöhe: 2198 (1508 – 2883) m ü. A. Gebirgsgruppe: Silvretta Geologische Einheit: Silvrettakristallin Alp-/ Waldflächen: 1223 ha (53 %) / 111 ha (4,8%)

Das Garneratal in der Nähe des ehema-ligen Filmdorfes von Schlafes Bruder (Marlin 2013)

08 Garneratal

Das ursprüngliche Seitental des Montafons diente bereits als Filmkulisse für die traditionelle Alplandschaft im 19. Jahrhundert.

c+96+63+54+79+6196%

63%

54%

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61%Gesamtfläche

Anteil unerschlossene Fläche

Anteil Biotope und Schutzgebiete

Konnektivität

Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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| 6308 Garneratal | Gebietsbeschreibung

Das Garneratal ist ein knapp 10 km langes Seiten-tal des Montafons und verläuft, umrahmt von zum Teil über 2800 m hohen Bergen der Silvretta (Hoch-maderer 2823 m ü. A., Westl. Plattenspitze 2883 m ü. A.), von Gaschurn nach Süden bis zur Schweizer Grenze. Der Großteil des Gebiets liegt im Gemein-degebiet von Gaschurn. An der westlichen Talum-randung, besonders im Bereich „Burg“, liegen ei-nige Hektar der Weißzone im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch. Obwohl das Garneratal bis zum Talende durch einen Fahrweg erreichbar ist, wirkt es sehr ursprünglich. Dies war auch einer der Gründe wieso das Filmteam um Regisseur Joseph Vilsmai-er das Garneratal in den 1990er Jahren als Drehort für den Film Schlafes Bruder auswählte, für den ei-gens ein Alpendorf aus dem 19. Jahrhundert nach-gebaut wurde. Das Garneratal wird im Westen und Osten von sechs weiteren Weißzonen umgeben. Der Schweizer Grenzraum im Süden ist ebenfalls weit-gehend unerschlossen.

Landschaftskammern und Infrastrukturen

Mit 23,1 km² ist das Garneratal eine der größten von insgesamt 83 Weißzonen. Im Bereich des Tal-bodens verläuft ein Fahrweg, der bis zur Materi-alseilbahn zur Tübinger Hütte führt. Ein weiterer

08.01 Gebietsbeschreibung

Lage

Fahrweg führt bis auf halbem Weg zur Hütte der Galtalpe Garnera auf Matschun. Im mittleren Tal-bereich befindet sich eine Bachfassung bei der Tei-le des Garnerabaches in den Vermuntstausee abge-leitet werden. Besonders der vordere Talbereich ist relativ stark erschlossen. Da aber nur die Hangbe-reiche, nicht aber das Gebiet um den Maisäß Ganeu Teil der Weißzone sind, gelten nur 10,1 % der Weiß-zone als erschlossen. Betrachtet man nur die Kern-zone, liegt der Erschließungsgrad bei 12,5 %.

Geologie

Tektonisch lässt sich das Garneratal dem Silvret-ta-Seckau Deckensystem zuordnen. Die Meta- bis Ultrabasiten werden im östlichen und westlichen Garneratal von Orthogneisen, mit zwischengeschal-teten Metasedimenten, überlagert. An der nordöst-lichen Flanke des Kuchenbergs und des Vorderber-ges treten die amphibolitfaziellen Metasedimente in Form von Granatglimmerschiefern, mit Quarz-An-dalusit-Muskovit-Knauern auf.Im hinteren Talbereich aber auch in den seitlichen Karen wurde das anstehende Gestein von Morä-nenmaterial der rezent abgeschmolzenen Glet-scher überschoben. Der Talboden des Garneratals wurde mit Hang- und Bachschuttmaterial verfüllt.

Landschaftskammer Kategorie Infrastrukturen Fläche [km²] Erschließungsgrad [%]

Äußere Alpila Kernzone Fahrweg

18,6 12,5

Innere Alpila Kernzone Fahrweg, Garnera Alpe

Gatschettatäli Kernzone Fahrweg

Inneres Garneratal Kernzone Fahrweg, Materialseilbahn zur Tübinger Hütte, Tübinger Hütte

Vorderberg Osthang Kernzone Fahrweg

Matschun Kernzone Fahrwege

Äußeres Garneratal Pufferzone 4,5 -

Beschreibungseinheit 23,1 10,1

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64 | 08 Garneratal | Gebietsbeschreibung

Westlich der Garnera Alpe stößt man auf eine Bergsturzmasse mit groben Steinen und Blöcken. Der hintere Talabschnitt besitzt einen stark glazial geprägten Charakter (Trogtal). Am Talende beste-hen Reste des Garnera- und Plattengletschers. 1969 war allein der Plattengletscher noch über 10 ha groß (Lambrecht & Kuhn 2007, Grohs 1987). Im Gletsche-rinventar 2012 schrumpfte die gesamte Gletscher-fläche im Tal auf 4,5 ha zusammen (Galos 2014). Im ganzen Tal verteilt trifft man auf ca. ein Dut-zend Blockgletscher meist fossilen Charakters. Die Gesamtfläche dieser Gebilde beträgt einen halben Quadratkilometer. Im Kar unterhalb des Strittkopfs liegt einer von elf noch aktiven Blockgletschern in Vorarlberg.

Klima

Jahresmitteltemperatur [°C], Sonneneinstrahlung [kWh/m²J], Jahresniederschlag [mm] und Schnee-deckendauer [Wochen] gemittelt über die Weißzone Garneratal. Die Skalen beziehen sich auf die Minima bzw. Maxima der 83 Weißzonen.Datengrundlage: Klimaperiode 1961 – 90 (Werner & Auer 2002).

Jahresmitteltemperatur | min: -2,8 | max +4,6 °C

379+-0+621=0° C

Sonneneinstrahlung | min: 832 | max: 1.351 kWh/m²

680+320=1186 kWh/m²

Jahresniederschlag | min: 1.462 | max: 2.768 mm

56+944=1533 mm

Schneedeckendauer | min: 26 | max: 40 Wochen

721+279=36 Wochen

In diesem Hochgebirgstal der Silkatalpen sind Berg-nadelwälder im vorderen Bereich erhalten, während Gebüsche, Zwergstrauchheiden, Alpweiden und al-pine Matten den Großteil des Gebietes prägen. Den markanten Talschluss bilden Garnera-, Kessi- und Plattenspitzen. Vermutlich ist die Bezeichnung Gar-nera von diesem Bergkranz abzuleiten, d. h. vom ro-manischen Wort „Carneira“, was wiederum vom la-teinischen „corona“ stammt und so viel wie „Krone“ oder „Kranz“ bedeutet (Dietl 2009). Die extensive bis wenig intensive alpwirtschaftliche Nutzung des Ganeratals hat eine artenreiche, vielfältige Land-schaft geformt. Der Talboden und die unteren Hang-partien der Garnera Alpe mit ertragreichen Gold-pippau-Kammgras- und Milchkrautweiden werden traditionellerweise mit Milchkühen bewirtschaftet, die hochgelegen Bergschultern, auf denen Magerra-sen, Hochgrasfluren und Schneeböden dominieren, dienen auf der westlichen Talseite der Sömmerung des Galtviehes. Auf der östlichen Talseite werden sie durch Schafe beweidet (Dietl 2009).

Auf der orographisch rechten Seite des äußeren Garneratals umfasst die Weißzone einen Teil des al-pinen Großraumbiotops Neualp-Tschambreu, das sich vor allem durch seine artenreiche Tierwelt sub-alpiner bis alpiner Lebensräume auszeichnet. Fich-tenwälder, Latschen- und Grünerlenbestände und alpine Rasen beherbergen bedeutende Populatio-nen der Rauhfußhühner Auer-, Birk- und Hasel-huhn sowie von Steinadler und Uhu. Im Talboden formt der Garnerabach größere Schwemmflächen. Bemerkenswert sind die Verlandungsröhrichte des Teich-Schachtelhalms. Unterhalb der Moräne sind Rieselfluren und junge Flachmoore zu sehen. An Feuchtigkeit gebundene Arten wie das Gefleckte Knabenkraut und die Trollblume finden hier Le-bensraum (Staudinger 2008).

Das hintere Garneratal ist stark glazial geprägt (Trogtal) (UMG 2002).

Tier- und Pflanzenwelt

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| 6508 Garneratal | Gebietsbeschreibung

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66 | 08 Garneratal | Gebietsbeschreibung

Trollblume (Trollius europaeus ) (UMG 2012)

Bemerkenswert sind über 160 ha Feuchtbiotope in den Hochlagen von Matschun mit zahllosen kleinen Seen, Alptümpeln und großflächigen Quellfluren und -mooren. Hier zeigen sich beispielshaft sämt-liche Übergänge alpiner Silikatrasen von trocke-nen bis zu nassen Ausbildungen. Torfmoose tra-gen maßgeblich zum Bestandesaufbau der nassen Formen bei. Weitere typische Pflanzenarten sind Schnittlauch, Schneehuhn- und Schnabel-Segge (Staudinger 2008).Unweit der Garnera Alpe auf der linken Talseite be-siedeln Zirben die Felsstufen und Steilhänge des Garneratals. Der im Montafon zu den größten zäh-lende, gleichzeitig deutlich lückige Zirbenbestand ist Zeugnis seiner früheren Nutzung als Mähder. Im Unterwuchs sich heute Grünerle und Reitgras ver-treten. In den Silikatfelsen können außerdem die Drüsenhaarige Primel und der Dickblatt- Mauer-pfeffer angetroffen werden (Staudinger 2008).

Hochfläche von Matschun (Staudinger 2008)

Purpur-Enzian (Gentiana purpurea) (UMG 2012)

Den Talschluss bildet ein ausgedehntes Hochge-birgsbiotop, in dem auch das Steinwild Lebens-raum findet. Zwischen Gaflunajoch und Hinterberg fördert der amphibolithaltige Untergrund eine ar-tenreiche Flora, von dem wiederum die Schmetter-lingsfauna mit von teilweise sehr seltenen Arten profitiert. Neben Schnittlauch und Alpen-Mann-schild sind hier auch der Purpur-Enzian und der Al-pen-Wimperfarn zu beobachten (Staudinger 2008).

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| 6708 Garneratal | Nutzungsbeschreibung

Landwirtschaft Forstwirtschaft

Der Stellenwert der Alpwirtschaft zeigt sich auch dadurch, dass sich über 80 % der Fläche des Garne-ratals im Eigentum der Agrargesellschaft Garnera befinden (VoGIS 2016). Der Großteil der talnahen Bereiche und der Togschultern werden von Alpflä-chen eingenommen. Gemäß der Einteilung der AMA (2013) teilt sich das Alpgebiet im Garneratal in ei-ne Melk- und Galtalpe. Außerdem befinden sich auf der äußeren, linken Talseite des Garneratals die zwei landwirtschaftlich genutzten Parzellen Pfoppa und Salatina. Der Anteil der landwirtschaftlichen För-derflächen in der Weißzone Garneratal beträgt 1223 ha. Das sind 53 % der Fläche (AMA 2013). Auf der Melkalpe Garnera sömmern derzeit 35 Melkkühe. Darüber hinaus findet man auf den hochgelegenen Weiden der Trogschultern im hinteren Garneratal (und auf Tschambreu) etwa 900 Schafe, 120 Rinder (Kartnig 2014) sowie 40 Ziegen der Galtalpe Garne-ra (AMA 2013). Entgegen der allgemeinen Entwick-lung zur Nutzungsextensivierung der Alpflächen, haben sich die Alpen des Garneratals zum Ziel ge-setzt, weiterhin an der Dreistufen-Landwirtschaft festzuhalten und so die traditionelle Kulturland-schaft zu bewahren (siehe Exkurs).

Hochlandrind im Garneratal (Marlin 2013)

Die mittlere Meereshöhe beträgt 2198 m ü. A., nur etwas mehr als 10 % des Gebietes befinden sich un-terhalb 1800 m ü. A. Nur fünf Prozent (111 ha) des Tals sind mit Fichtenwald bestockt. Größere zu-sammenhängende Waldstücke findet man auf der westexponierten Talseite der Pufferzone im äuße-ren Garneratal. Auf den Felsstufen der Steilhänge westlich der Garnera Alpe liegt einer der größten Zirbenwälder (8,6 ha) im Montafon. Der lückenhaf-te Charakter ist Zeugnis seiner früheren Nutzung als Mähder. Diese Zirbenwälder im hinteren Garnera-tal wurden vom BFW (Bundesamt für Wald) mit Be-scheid als Saatgutbestand anerkannt.

Im hinteren Talbereich wächst Grünerlenkrumm-holz. Da das Garneratal bis ans Talende von einer LKW-befahrbaren Straße erschlossen wird, sind kaum Waldstücke vorhanden, die aus forsttech-nischer Sicht nicht ausreichend erschlossen sind. Aufgrund der derzeitigen Alpbewirtschaftung hat die Weißzone Garneratal bei gegenwärtigem Kli-ma forstwirtschaftlich eher eine geringe Relevanz.

Blick auf den Zirben-Erntebestand (Hiebeler 2004)

08.02 Nutzungsbeschreibung

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68 | 08 Garneratal | Nutzungsbeschreibung

Das Garneratal und die umliegenden Täler der nordwestlichen Silvretta sind bedeutende Somme-reinstandsgebiete für das Rotwild. Es herrscht ein reger Wildwechsel mit dem Schweizer Grenzgebiet. Das hintere Garneratal und die westliche Talseite sind aufgrund des hochalpinen Charakters wichti-ge Lebensräume des Gams- und Steinwilds. Im Ab-schussplan des Jahres 2014/15 wurde für die Ei-genjagd Garnera ein Mindestabschuss von 22 Stück Rotwild und 10 Stück Rehwild vorgegeben. Au-ßerdem durften bis zu 9 Stück Gams- und 2 Stück Steinwild (Höchstabschuss) erlegt werden. Das Jagdrevier Neualpe liegt etwa zur Hälfte in der hier beschriebenen Weißzone. Die vereinbarte Mindest-abschusszahl lag hier bei fünf Stück Rotwild und ein Stück Rehwild. Im äußeren Garneratal ist eine Rehwildfütterung situiert. Außerdem wurde am Ost-hang des äußeren Garneratals, im Bereich „Lifinar- Pfoppa“, eine Wildruhezone mit winterlichem Be-tretungsverbot eingerichtet um waldgefährdende Wildschäden zu vermeiden (Land Vorarlberg 2015).

Tourismus und Erholung

Aufgrund der großen Entfernungen ist der hintere Talbereich mit der Tübinger Hütte nur für konditi-onsstarke Bergwanderer und Mountainbiker ein ge-eignetes Ausflugsziel, das äußere Garneratal wird hingegen deutlich häufiger frequentiert. Die Weiß-zone ist als Transitstrecke für die Durchquerung der Silvretta beliebt, wie u. a. über das Garnerajoch in Richtung Schweiz, die Schweizer Lücke zur Saar-brücker Hütte oder das Vergaldnerjoch in Richtung Gargellen. Beliebte Berggipfel sind der Hochmade-rer (2823 m ü. A.), die westliche und östliche Plat-tenspitze (2883 m ü. A.; 2852 m ü. A.), die Kessispit-ze (2833 m ü. A.), der Alpilakopf (2345 m ü. A.) und das außerhalb der Weißzone gelegene Große See-horn (3121 m ü. A.) – allesamt Touren mit alpinem Charakter, die Erfahrung und eine entsprechende

Jagd

Ausrüstung voraussetzen. Im Sommer ist am Mat-schuner Joch (2425 m ü. A.) viel Frequenz zu ver-zeichnen. Mithilfe der Versettlabahn können Wan-derer das Joch leicht erreichen und von dort direkt zur Garnera Alpe (1675 m ü. A.) absteigen. Kondi-tionsstarke Wanderer können via Höhenweg über die Gipfel Versettla (2372 m ü. A.), Madrisella (2466 m ü. A.) und Matschunerköpfe zur Tübinger Hüt-te (2193 m ü. A.) und durch das Garneratal retour nach Gaschurn gehen. Die DAV-Hütte ist sowohl im Sommer als auch im Winter Startpunkt vieler Tou-ren im Silvretta-Gebirge, aber auch Durchgangs-station bei längeren Durchquerungen oder Hütten-wanderungen. Die Schutzhütte ist von Anfang Juli bis Ende September geöffnet, im Winter steht ein Winterraum zur Verfügung. In unmittelbarer Nä-he der Hütte können Kletterer sowohl an Boulder-felsen als auch an längeren Routen trainieren. Das Gebiet wird auch vom DAV als Ausbildungsstandort für Kletter- und Alpinkurse genutzt. Die Garnera Alpe (1675 m ü. A.) ist das im Sommer am häufigs-ten besuchte Ziel innerhalb der Weißzone. Das Pi-lotprojekt Garneratal, dessen Ziel die Erhaltung der Dreistufenlandwirtschaft ist, zeigt Wege nachhalti-ger touristischer Nutzung auf. Kommunikation und Bewusstseinsbildung in Bezug auf die Alpwirtschaft und die dazu gehörige Kulturlandschaft sind grund-legende Elemente des Projekts. Seit 2015 können erstmals auf dem neu angelegten Alp-Erlebnis-Weg Maisäße, Alpen und deren Weideflächen zusammen mit ausgebildeten AlpführerInnen erkundet werden. Die Alptour startet an der Mittelstation der Versett-labahn (1480 m ü. A.) und führt über den Maisäß Lifinar weiter zur Garnera Alpe. Hier besteht die Möglichkeit einer Besichtigung der Sennerei, um Einblicke in die Herstellung von Butter und Käse zu erhalten. Auf der Alpe werden zahlreiche Käse-spezialitäten wie u. a. Garnertaler Schnittkäse, Sura Kees oder Saladiner angeboten. Im Vergleich zum Sommerhalbjahr ist das Garneratal im Winter we-niger frequentiert. Beliebt sind die Skitouren auf die

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| 6908 Garneratal | Nutzungsbeschreibung

Wasserwirtschaft

Skitourengeher im hinteren Garneratal (Kräutler 2013)

Versettla, Madrisella und das Matschunerjoch aus dem Skigebiet Silvretta Montafon. Teilweise wird über den Bereich Matschun ins Garneratal abgefah-ren. Auf der orographisch rechten Talseite sind vor allem der Hochmaderer über das Hochmadererjoch, der Strittkopf (2745 m ü. A.), das Schafbodenjöchli (2350 m ü. A.) und die Schweizer Lücke für inter-essant. Meist wird über die Hänge in der Weißzone abgefahren. Hinsichtlich der Erweiterungsmöglichkeiten in schneesicheren Hochlagen haben das hintere No-vatal und der Bereich Matschun für die Silvretta Montafon AG eine große Bedeutung. Erste Planun-gen und Unter-suchungen zu einer skitechnischen Erschließung dieses Gebiets wurden bereits 1999 durchgeführt. Die Pläne sehen eine Seilbahn- und Pistenerschließung der Kernzone Matschun vor.

Das Garneratal entwässert über den Garnerabach über eine steile Talstufe in die Ill. Im mittleren Tal-bereich wird der Garnerabach von der Vorarlber-ger Illwerke AG gefasst und über das Vermuntwerk in den Vermuntsee abgeleitet. Im weiteren Verlauf verschlechtert sich der ökologische Zustand des Flusslaufes gemäß dem Nationalen Gewässerbe-wirtschaftungsplan von „sehr gut“ zu „mäßig und schlechter“. Durch mehrere Zuflüsse erholt sich der ökologische Zustand des Baches wieder und wird nördlich der Garnera Alpe mit „gut“ bewertet (BML-FUW 2015). Im äußeren Garneratal bildet der Fluss-lauf ausgedehnte Schwemmflächen. Die Bachfas-sung „Innere Garnera“ ist durch einen Güterweg erschlossen. Die Tübinger Hütte verfügt über einen Sickerschacht und eine Kläranlage.

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70 | 08 Garneratal | Exkurs

Die Kulturlandschaft des Montafons wird maßgeb-lich von der Dreistufenlandwirtschaft geprägt. Die-se Form der Bewirtschaftung wurde in den alpinen Tälern Vorarlbergs zumindest ab dem Mittelalter praktiziert. Bei der traditionellen Form der Dreis-tufenwirtschaft suchten Teile der Bauern-famili-en unter Berücksichtigung der Witterung mit dem Vieh Weideplätze in verschiedenen Höhenlagen auf. Im Frühjahr wurden die Tiere vom Hof im Tal zum auf ca. 1200 bis 1600 m ü. A. gelegenen Maisäß ge-bracht. Anfang des Sommers zogen die Hirten mit dem Vieh weiter auf die Hochweiden, wo das Vieh für zwei bis drei Monate den Alpsommer verbrach-te. Die dadurch über Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft wird heute durch den wirtschaft-lichen und gesell-schaftlichen Strukturwandel zu-nehmend gefährdet. Bestimmte Landschaftselemen-te und Bewirtschaftungsmethoden sind bereits aus dem Montafon verschwunden oder sind davon be-droht (Stand Montafon 2015). Das Nicht-Abernten der Bergmähder bzw. der Rückgang der Bestoßung

durch das Vieh und der Personen bei der Weidepfle-ge führten auch im Garneratal verbreitet zu einer Veränderung der Kulturlandschaft, die die Vielfalt der Landschaft und die Biodiversität gefährdet. Das Hauptproblem stellen dabei die Verbuschung und der damit zusammenhängende Verlust an Weide-flächen und der Verfall der Bausubstanz dar (Kart-nig 2014). In Tourismusgebieten ist zudem zu be-obachten, dass viele Maisäße einen Wandel hin zur Nutzung als Ferienhäuser erfahren (Stand Monta-fon 2015). Das „Naturprojekt Garneratal“, ein von der EU gefördertes LEADER-Projekt, versucht die-sen negativen Entwicklungen entgegen zu steuern. Mittlerweile verbringen auf der Melkalpe Garnera wieder 35 Melkkühe den Sommer. Auf den hoch-gelegenen Weiden der Trogschultern im hinteren Garneratal finden sich darüber hinaus etwa 900 Schafe und 120 Rinder der Galtalpe Garnera. Der Maisäß Ganeu wird als Zwischenstufe im Frühjahr und Herbst als Weide genutzt (Kartnig 2014).

08.03 Exkurs

Dreistufenlandwirtschaft im Garneratal

Der Maisäß Ganeu, am Eingang des Garneratals (KLIM 2010)