CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of...

52
ISSN 2365-2373

Transcript of CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of...

Page 1: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

ISSN 2365-2373

Page 2: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Unternehmen Racing Team

Das Racing Team ist das größte und erfolgreichste Praxisprojekt für Stu-dierende an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ). 50 Mo-tivierte erhalten die Möglichkeit, ein Unternehmen zu führen und voranzu bringen. Gemeinsam bauen, entwickeln, managen und planen Inge-nieure und Wirtschaftswissenschaftler einen Elektrorennwagen undnehmen jede Saison am internationalen Wettbewerb „Formula Stu-dent“ teil. Das ist ein Konstruktionswettbewerb, bei dem studentischeTeams einen einsitzigen, technisch anspruchsvollen Rennwagen kon-struieren und fertigen und mit diesem bei Events gegen andere Teamsaus aller Welt antreten. Die Arbeit in verschiedenen Projektteams befä-higt die Studierenden nicht nur zur Entwicklung und Bau von Fahrzeu-gen, sondern in allen Unternehmensprozessen wie Management,Kommunikation und Marketing, Finanzierung und Controlling und Cus-tomer-Relationship-Management. Diese Erfahrungen verhalfen bereitsehemaligen Mitgliedern zur Gründung von Firmen wie Herms Techno-logies, Pendix oder Alpha Sigma. Sponsoren und Unterstützer schätzendas Potenzial und die Erfahrungen der Nachwuchskräfte und stellendiese nach dem Studium bevorzugt ein.

In dieser Saison geht das Team mit FP12.18.e „eberhard“ an denStart und nahm bereits an der Formula Student in Österreich und Spa-nien teil. Um die Erfolge des Racing Teams zu erhöhen, werden stets

innovative Sponsoren gesucht. Unterstützen Sie mit Sachmitteln, fi-nanziellen Mitteln, Fertigungsmöglichkeiten und Ihrem Know-How. Sieerhalten als Gegenleistung einen direkten Kontakt zu qualifizierten undhoch motivierten Nachwuchskräften, Praktikanten oder Diplomanten.Ihr Firmenlogo wird auf Rennwagen, Teamkleidung, Homepage undPlakaten weltweit präsentiert. Über Sponsoring-Veranstaltungen be-kommen Sie die Chance, sich mit weiteren regionalen und überregio-nalen Unternehmen zu vernetzen.

The Racing Team is the largest and most successful practicalproject for students at Westsächsische Hochschule Zwickau - Uni-versity of Applied Sciences. 50 motivated students are given the op-portunity to lead a company and drive it forward. Together, engineersand economists build, develop, manage and plan an electric car andtake part in the international „Formula Student” competition everyseason. This season, the team starts with FP12.18.e „eberhard” andalready participated in the Formula Student in Austria and Spain. Inorder to increase the success of the Racing Team, innovative sponsorsare always sought after.

[email protected]

The Company Racing Team

Page 3: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

3EDITORIAL

die neue Ausgabe unseres Magazinscampusforschung liegt nun vor. In einem hoch-schuloffenen Findungsprozess hat sich dieWestsächsische Hochschule Zwickau das neueLeitmotiv „Hochschule für Mobilität“ gege-ben. Gleichzeitig wurde eine neue Forschungs-strategie vorgestellt und die Forschungs-profillinien neu gefasst. Sie lauten jetzt:

• Fahrzeug und Produktion• Energie und Infrastruktur • Cyber Physical Systems und Digitalisierung• Gesundheit und Medizintechnik• Nachhaltigkeit und Neoökologie

Vielfalt stärken und gleichzeitig das Profilschärfen war die Zielstellung. Die fünf For-schungsprofillinien fassen die Forschungsakti-vitäten von zurzeit mehr als 150 laufendenProjekten hervorragend zusammen und reprä-sentieren damit unsere moderne Auslegungdes Megatrends „Mobilität“ in den BereichenMensch und Technik.

Die Hochschule setzt mit den neuen For-schungsprofillinien auf eine kontinuierlicheWeiterentwicklung und punktuelle Neuaus-richtung des bisherigen Forschungsprofils. DieHighlights der vergangenen Monate und eineVielzahl aktueller, spannender Forschungsthe-men, die den fünf Profillinien zuzuordnen sind,finden Sie in diesem zweisprachigen Magazin.Einen aktuellen, umfassenden Überblick überunsere Forschungsleistungen erhalten Sie inunserem Forschungsinformationssystem, zudem Sie über die Forschungsseite unsererHomepage (https://www.fh-zwickau.de/for-schung/) einen einfachen Zugang erhalten.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr

Liebe Leser von campusforschung,Dear readers of campusforschung,

the new issue of our magazinecampusforschung magazine is now available. In areadjustment process that took place acrossthe entire university, the WestsächsischeHochschule Zwickau - University of AppliedSciences has given itself the new leitmotif of„University for Mobility“. At the same time,a new research strategy was presented and theresearch profile lines were redefined. The ob-jective was to strengthen diversity whilst atthe same time enhancing the profile. The fiveresearch profile lines superbly combine the re-search activities of currently more than 150ongoing projects and thus represent our mo-dern interpretation of the megatrend „mobi-lity” in the areas of humans and technology.

With these research lines, the universityis focusing on the continuous further develop-ment and selective reorientation of the pre-vious research profile. This bilingual magazinepresents the highlights of recent months anda multitude of current, exciting research topicsthat can be assigned to the five profile lines.A current, comprehensive overview of our re-search activities can be found in our ResearchInformation System, which you can easily ac-cess via the research page of our website(https://www.fh-zwickau.de/forschung/).

We hope you enjoy reading the latestissue!

Kind regards,

Prof. Dr.-Ing. Christian BuschProrektor für ForschungProrector for Research

Page 4: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Nachhaltigkeitund NeoökologieSustainability and Neoecology

34/35 Textilien dämpfen Schall dynamisch Dynamic sound absorption through textiles

Am Institut für Textil- und Ledertech- nik und dem Institut für Kraftfahr- zeugtechnik entwickeln Wissen- schaftler ein dynamisches textiles System zur Schallabsorption.

10/11 Mit Ultraschall in neue Dimensionen With ultrasound into new dimensions Wissenschaftler des Instituts für Pro- duktionstechnik sind auf der Suche nach Anwendungsfeldern und Part- nern für ultraschallunterstützte Bau teilbearbeitung.

12/13 Intelligente, leichte Nutzfahrzeuge Intelligent and light commercial vehicles

Der Transport schwerer Lasten bringt ein enormes Gewicht auf die Straße. Wissenschaftler der Fakultät Kraftfahrzeugtechnik arbeiten an einer leichteren Transportlösung.

Energie und InfrastrukturEnergy and Infrastructure

16/17 Die Zwickauer Energiewende18/19 The Zwickau energy revolution

Zwickauer Forscher gehen in einem mit sechs Millionen Euro geförderten Projekt der Frage auf den Grund, wie die Energiewende gelingen kann.

Fahrzeug und ProduktionVehicle and Production

22/23 Digitale Produktionsprozesse Digitisation in the food industry

Wissenschaft und Forschung an der WHZ gestalten Arbeitswelten der Zu- kunft mit und suchen nach Antwor- ten auf Fragen wie „Sind Maschinen und Drohnen die neuen Kollegen?“

24/25 Mode aus dem 3D-Drucker Fashion from the 3D printer

Modedesign-Studenten waren aufge- rufen, sich mit den Arbeiten renom- mierter Modedesigner auseinander- zusetzen. Lena Spohn nutzte dafür eine zukunftsweisende Technologie.

Cyber PhysicalSystems und DigitalisierungCyber Physical Systems and Digitisation

28/29 Cyberanzug erleichtert den Alltag Cybersuit makes life easier

The Department of Electrical Engi- neering has presented a new type of cybersuit. This system combines data goggles with networked sensors that are integrated in the suit.

Gesundheit undMedizintechnikHealth and Medical Technology

30/31 Prototypen für den Arbeitsschutz Prototypes for occupational safety

Acht Nachwuchswissenschaftler ent- wickeln ein Assistenzsystem zur Opti- mierung des Arbeitsschutzes von An- gestellten. Der erste Prototyp ist fertig.

36/37 Personalmanagement für die Zukunft Sustainable human resources management

Prof. Dr. Uta Kirschten fasst die wirt- schaftliche Leistungsfähigkeit, ökolo- gische Verträglichkeit und soziale Gerechtigkeit unter dem Begriff „Nachhaltiges Personalmanagement“ zusammen.

22/23

4 INHALT

Digitale Produktionsprozessedigital production processes

Page 5: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

5

38/39 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau

Eine WHZ-Promovendin arbeitet an einem völlig neuen Transferkonzept, das Wissenschaft in Zwickau dauerhaft sichtbar machen soll.

40/41 Neuer Forschungspavillon begeistert New research pavilion inspires

Hochschulmitarbeiter entwickelten einen Forschungspavillon für den Einsatz auf verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen.

PromotionDoctorate

46/47 Promovieren unter Palmen Doctorate under palm trees

Diana Jordão Da Cruz promoviert nach WHZ-Studium der Wirtschafts- hispanistik in einem Inselstaat westlich vor Afrika.

AuszeichnungenAwards

48/49 Ausgezeichnet für Extravaganz Award-winning extravagance

WHZ-Student Steffen Friedel wird für eine Wappenbratsche mit Deutschem Musikinstrumentenbaupreis ausgezeichnet.

50 Lehrpreis für „Forschendes Lernen“ Learning through research Professor Thomas Franke gewinnt den Lehrpreis 2018 der WHZ für den Ansatz „Forschendes Lernen“.

weitere Themenother topics

03 Editorial Editorial

06/07 Die Hochschule in Zahlen The University in figures

TransferTransfer

42/43 Die Zukunft elektrisch gestalten Shape the future electrically

Professor Cornel Stan übergibt den Staffelstab als Vorstandsvorsitzender und wissenschaftlicher Direktor des Forschungs- und Transferzentrums an Prof. Dr.-Ing. Matthias Richter.

44/45 Einer für alle Fahrradtypen One for all types of bikes

Pendix-Geschäftsführer Thomas Herzog berichtet über eine der erfolg- reichsten WHZ-Ausgründungen, die ihren Standort in Zwickau haben.

Das Titelbild

Dipl.-Ing. (FH) Nor-man Müller arbeitetseit 2003 als wis-senschaftlicher Mit-arbeiter im For-schungs- und Trans-ferzentrum sowiean der Westsächsi-schen HochschuleZwickau. Im Zen-trum für Kraftfahrzeugelektronik führen erund seine Kollegen zahlreiche Tests zurElektromagnetischen Verträglichkeit rundum das Fahrzeug durch.

5INHALT

30/31 Prototypen für den Arbeitsschutzprototypes for occupational safety

Page 6: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft
Page 7: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft
Page 8: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Fahrzeug und ProduktionVehicle and Production

Forschungsprofil

research profile

Energie- und ressourceneffiziente Fahrzeugkonzepte und Produktionstechniken.

Energy and resource-efficient vehicle concepts and production technologies.

Page 9: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft
Page 10: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

10 WESTSACHSEN CLUSTER

Am IfP werden neue, innovative Ferti-gungsverfahren entwickelt, untersucht und indie Praxis überführt. Trends in der Fertigungs-technik betreffen dabei unter anderem diekryogene Zerspanung, die Entwicklung und Er-probung neuer Strategien zur Fertigung vonTurbinenkomponenten und die ultraschallun-terstützte Bauteilbearbeitung.

Jahrelange Erfahrung in derultraschallunterstützten Bearbeitung

Seit mehr als 15 Jahren forscht und ent-wickelt die Forschergruppe Spanungstechnikauf dem Gebiet der Ultraschallbearbeitung. DieAnwendungen von Ultraschall sind vielseitigund finden in der Medizin und in der Technikheutzutage einen breiten Einsatz: So zum Bei-spiel in der Sonografie und der Echokardiogra-fie und der Ultraschalltherapie zur Schmerz-linderung. Weitere Anwendungsgebiete sinddas Ultraschallschweißen in der Fügetechnikund das Ultraschallschneiden sowie Werkstoff-prüfungen mit Ultraschallgeräten oder Ultra-schallschwingläppen, zur Herstellungkomplexer Geometrien und von extrem glattenFlächen.

Am IfP werden drei Verfahrensvarianten

Mit Ultraschall in neue Dimensionen

Die ultraschallunterstützte Bauteilbearbeitung ist

ein Schwerpunkt am Institut für Produktions-

technik (IfP) an der Westsächsischen Hochschule

Zwickau. Die beiden Wissenschaftler

Prof. Matthias Kolbe und Prof. Michael

Schneeweiß sind auf der Suche nach neuen

Anwendungsfeldern und Partnern, die sich für

diese Technik interessieren.

Ultraschallnachbehandlung an Radien von Kurbelwellen steigert die Lebensdauer (Ultraschallsonotrode an der Wirkstelle).

Page 11: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

der ultraschallunterstützten Bearbeitungsme-thoden untersucht. Dies betrifft das ultraschall-unterstützte Bohren mit geometrischbestimmter Schneide, das Ultraschallglättenund das Ultraschallverfestigen. Diese Bearbei-tungsmethoden haben gegenüber herkömmli-chen Fertigungsprozessen Vorteile. DurchUltraschallglätten kann die Rauheit von Ober-flächen drastisch reduziert werden. Beim Ultra-schallverfestigen werden versagensrelevanteZugeigenspannungen reduziert. Das ultra-schallunterstützende Bohren vermindert dieGratbildung am Bohrer-Austritt und reduziertdie Bearbeitungskräfte deutlich. Dazu wird amIfP ein Prototyp zu Forschungszwecken einge-setzt. Da es am Markt im Bereich des Ultra-schallbohrens nur vergleichsweise teureSondermaschinen gibt, besitzt das IfP ein Al-leinstellungsmerkmal. Darüber hinaus entwik-kelten die Wissenschaftler einen weiterenpreiswerten und flexiblen Prototyp auf Basisdes Ultraschallschweißens. Dieser wird in Dreh-oder Fräsmaschinen integriert und zum Glättenund Verfestigen eingesetzt. Auch dafür gibt esderzeit noch keine industriell nutzbare Lösungam Markt.

Forschungsergebnisse stimmen dieWissenschaftler hoffnungsvoll

Die Potentiale der Ultraschallbearbeitungnutzten die Wissenschaftler am IfP im Grund-lagenprojekt „EnResKu – Energie- und ressour-ceneffiziente Nachbehandlung von Kurbel-wellen im Automobilbau“. Ziel des Projektes

11FAHRZEUG UND PRODUKTION

Die Wissenschaftler

Michael Schneeweiß ist seit 2001 Profes-sor für Fertigungstechnik/Spanungstech-nik an der Westsächsischen HochschuleZwickau. Seine Forschungsschwerpunkteam Institut für Produktionstechnik sind dieWeiterentwicklung innovativer Fertigungs-verfahren und Prozesse in der Teileferti-gung, bauteilspezifische technologischeEntwicklungen, insbesondere im Automo-bilbau und Turbinenbau, die spanende Be-arbeitung neuer und schwer zerspanbarerWerkstoffe, Werkzeugtests und Kühl-schmierstoffuntersuchungen.

[email protected]

war es, die Effekte zu bewerten, die sich durchdie innovative, ultraschallunterstützte Nachbe-handlung in Form des Ultraschallglättens be-ziehungsweise des Ultraschallverfestigensdynamisch hochbelasteter Automobilbauteileergeben. Die positive Bewertung ging voneiner nachhaltigen Steigerung der Energie- undRessourceneffizienz in der Fertigung aus. AmBeispiel einer PKW-Kurbelwelle erfolgten imProjekt zielgerichtete Untersuchungen zur Ul-traschallnachbehandlung des kritischen Bau-teilbereiches „Hohlkehle“. Dieser Übergangzwischen Kurbelwellenwange und Lagersitzstellt durch die Überlagerung von Biege- undTorsionsbelastung einen extrem rissgefährde-ten Bauteilbereich dar. Aktuell kommen Ver-fahren wie das Rollieren oder Strahlen zumEinsatz, um gezielt Druckeigenspannungen indynamisch hochbeanspruchten Bauteilberei-chen – wie auch im Falle der „Hohlkehle“ anKurbelwellen – einzustellen und die Lebens-dauer zu steigern.

Die Ultraschallnachbehandlung soll hiergenutzt werden, um verfahrensspezifischeNachteile etablierter Verfahren zu vermeiden.In umfangreichen experimentellen Versuchenkonnte der Nachweis erbracht werden, dass dieUltraschallnachbehandlung an typischen Kur-belwellenwerkstoffen (Stahl und Gusseisen) dieUmwandlung vorbearbeitungsbedingter Zu-geigenspannungen in Druckeigenspannungenermöglicht. In der zweiten Phase wollten dieWissenschaftler wissen, welche Auswirkungender Einsatz von Ultraschall und der damit ein-hergehenden Erzeugung von Druckeigenspan-nungen auf die Lebensdauer der Kurbelwellenhat. Dabei kamen Probekörper zum Einsatz,mit denen das Geometrieelement „Hohlkehle“nachempfunden wurde. Die Probekörper wur-den im Zeitfestigkeitsbereich einer wechseln-den Torsionsbelastung unterworfen.

Im Ergebnis wurde – unabhängig von derVielzahl der im Rahmen des Projektes geteste-ten Ultraschallnachbehandlungsparameter –immer eine Anhebung der möglichen Last-wechselzahl bis zum Probenbruch beziehungs-weise Anriss realisiert. Die aussichtsreichsteNachbehandlungsvariante ermöglichte im Mit-tel sogar einen Zuwachs der möglichen Last-wechselzahl um etwa 160 Prozent gegenüberder unbehandelten, lediglich spanend vorbear-beiteten, Probenvariante.

Das Beispiel der ultraschallunterstütztenNachbehandlung von Kurbelwellen machtdeutlich, dass bis zur industriellen Einführunginnovativer Fertigungsverfahren, grundle-gende, wissenschaftliche Betrachtungen not-wendig sind, um bauteilspezifisch die wesent-lichen Einflussgrößen zu erfassen und beschrei-ben zu können. Dies erfordert in der Regel dieinterdisziplinäre Zusammenarbeit verschieden-ster Wissenschaftsbereiche. Am IfP stehendiese zur Verfügung.

Neues Projekt für neueAnwendungsmöglichkeiten

Die Wissenschaftler entwickeln in einemaktuellen Projekt eine neuartige Ultraschall-technologie und deren Anwendung zur Ober-flächenbehandlung von Umform- und

Matthias Kolbe ist Professor für Ferti-gungstechnik, Umform- und Zerteiltechniksowie Hochgeschwindigkeitsumformungan der WHZ. Seine Forschungsschwer-punkte liegen insbesondere in der Entwick-lung von Werkzeugen und Verfahren derUmformtechnik am Institut für Produkti-onstechnik. 2018 veröffentlichte er seinLehrbuch „Spanlose Fertigung Stanzen“ inder 12. Auflage.

[email protected]

Schneidwerkzeugen. Basierend auf den Er-kenntnissen zu eigenspannungsoptimiertenSpanungswerkzeugen und deren positive Aus-wirkungen auf das Verschleißverhalten, ist einerhebliches Potential zur Standmengenerhö-hung durch ultraschallunterstützte Nachbe-handlung bei Tiefzieh-, Fließpress- sowieSchneidwerkzeugen zu erwarten. Die Ultra-schalltechnologie als ein wirkenergieunterstütz-tes Verfahren wandelt im zu bearbeitendenWerkzeugwerkstoff Zugeigenspannungen inDruckeigenspannungen um. Bei Umform- undSchneidstempeln kann auf diese Weise die ver-fahrensspezifische Wirkung der Radialpressungauf die Stempeloberfläche während des Stem-pelrückzuges positiv beeinflusst werden. Einehöhere Werkzeugstandmenge und Präzisionbei der Ausformung ist die Folge.

With ultrasound into new dimensions

Ultrasonic-assisted component processingis a main focus at the Institute for Produc-tion Engineering (IfP) at WHZ. The twoscientists Prof. Matthias Kolbe and Prof.Michael Schneeweiß are looking for newfields of application and partners inter-ested in this technology. Extensive experi-mental tests on typical crankshaftmaterials (steel and cast iron) have shownthat the process-specific disadvantages ofestablished methods do not play a role inultrasonic after-treatment. The example ofultrasound-supported after-treatment ofcrankshafts underlines the necessity offundamental, scientific approaches untilthe final commercial introduction of inno-vative manufacturing processes, so thatthe essential influencing variables can berecorded and described for specific com-ponents. In a current project, the scientistsare developing a novel ultrasonic techno-logy and its application for surface treat-ment of forming and cutting tools. Basedon the available findings on machiningtools optimised for residual stress and theirpositive effects on wear behaviour, a con-siderable potential for increasing the toollife through ultrasonic-supported after-treatment of deep-drawing, extrusion andcutting punches can be expected.

Page 12: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

12 FORSCHUNG

Ziel des Projektes „Hybride Systemlösun-gen für Nutzfahrzeuge – HITT“ ist es, die Nutz-last von Transportträgern für Schüttgüter durchdie Senkung der Eigenlast zu erhöhen. Dafürsoll ein neues System hybrider Ladungsträgerentwickelt werden. Hybrid steht für die Kom-bination oder die Vermischung von techni-schen Textilien und metallischer Trag-konstruktion. Forschungsgegenstand sind zweiContainertypen: Abroll- und Absetzcontainer.Diese sind derzeit aus Metall und weisen be-reits ohne Schüttgutbefüllung ein hohes Eigen-gewicht auf. Durch die Entwicklung einerleichteren Tragstruktur soll das Eigengewichtder Container reduziert werden. Die Idee: Derbisherige metallische Behälter wird durch eineNeuentwicklung aus technischen Textilien er-setzt. Für diese Entwicklung sollen textileHochleistungsfasern mit Hilfsfasern kombiniertwerden. Dadurch können Materialien zum Ein-satz kommen, deren Potenzial bisher in der Lo-gistik unbekannt ist. Ein Partner, die LCMLausitzer Container & Metall GmbH ent-wickelte bereits ein Versuchsfahrzeug miteinem Vorabmodell eines hybriden Absetzbe-hälters. Dieser besteht aus einem aus Seilenund Gurten gefertigtem Netz. Das Netz nimmtZugkräfte auf, gewährleistet Formstabilität und

Intelligente, leichte Nutzfahrzeuge

Nutzfahrzeuge sind zum Transport von Gütern

oder auch Personen bestimmt. Dazu gehören

Lastkraftwagen, Omnibusse oder auch Zug-

maschinen. Beim Transport schwerer Lasten wie

zum Beispiel Schüttgut bringen sie ein enormes

Gewicht auf die Straße und können zu einer

Herausforderung für den Fahrer werden.

Wissenschaftler der Fakultät Kraftfahrzeug-

technik an der Westsächsischen Hochschule

Zwickau (WHZ) arbeiten gemeinsam mit ihren

Partnern an einer leichteren Lösung.

Abroll- und Absetzcontainer sind derzeit aus Metall und deswegen bereits ohne Schüttgutbefüllung sehr schwer.

Page 13: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

13FAHRZEUG UND PRODUKTION

Der Wissenschaftler

Thomas Linke ist seit 2015 Professor fürStrukturleichtbau und Betriebsfestigkeit ander Fakultät Kraftfahrzeugtechnik und Pro-jektleiter des Forschungsprojektes an derWHZ. Vorher arbeitete er an der Professurfür Fördertechnik der TU Chemnitz, wo eran der Entwicklung von zahlreichen, öf-fentlich geförderten, industrienahen Pro-dukten beteiligt war.

[email protected]

Intelligent and light commercial vehicles

The aim of the „Hybride Systemlösungenfür Nutzfahrzeuge – HITT” („Hybrid sy-stem solutions for commercial vehicles”)”project is to increase the payload of trans-port carriers by reducing the own weight.A new system of hybrid load carriers is tobe developed for this purpose. The re-search focuses on two types of skips: stan-dard skips and roll-off skips. These arecurrently made of metal and already havea high own weight without bulk materialfilling. The own weight of the skips is to bereduced by developing a lighter load-be-aring structure. For the development, high-performance textile fibres are to becombined with auxiliary fibres. One partnerhas already developed a test vehicle with apreliminary model of a hybrid skip. Thisconsists of a net made of ropes and belts.The net absorbs tensile forces, ensures di-mensional stability and distributes theweight of the bulk material evenly onto themetal supporting structure. In addition, theinner layer of the net is to be equipped witha special sensor technology. The sensorsoffer the possibility to control the conditionof the skips and the bulk material, the mo-vements of the cargo and also the effecti-veness of the safety measures during thejourney.

Bauteilprüfung und Betriebsfestigkeitsuntersuchung

Der Forschungsschwerpunkt liegt in derKombination textiler und metallischer Trag-strukturen bei Transportträgern für den Nutz-fahrzeugsektor. Durch eine abgestimmteMaterialauswahl und gebrauchsgerechte Kon-struktion soll es gelingen, die Eigenschaftenvon Ladungsträgern zu verbessern und neueMarktansätze zu generieren. Schwerpunkt derWHZ ist dabei die Entwicklung der belastungs-und leichtbaugerecht dimensionierten Trag-konstruktion des Transportträgers. Dazu wer-den in Feldversuchen Belastungen ermitteltund analysiert sowie Betriebsfestigkeits- undVerformungsuntersuchungen einzelner Bau-teile und Baugruppen durchgeführt. Aktuellwerden an der WHZ Nahtformen für das Netz-system anhand vorgegebener Belastungswerteund -zyklen statisch und dynamisch getestet.

Elektromobile Nutzfahrzeuge

Das Projekt liefert auch einen Beitrag zurElektromobilität im Nutzfahrzeugsektor. Nutz-fahrzeuge sind um ein Vielfaches schwerer alsPKW, sodass bei deren Elektrifizierung eindeutlich größerer Akku eingesetzt werdenmuss. Das macht die Elektrofahrzeuge nichtnur teurer, sondern reduziert auch die Nutz-masse je nach Fahrzeuggröße um 0,5 bis1,5 Tonnen. Mit den neuentwickelten hybridenLadungsträgern könnte die Transport-Effekti-vität besonders für Nutzfahrzeuge im inner-städtischen Bereich wesentlich verbessertwerden. Weitere Ideen der Wissenschaftler

verteilt die Gewichtskraft des Schüttgutesgleichmäßig auf die metallische Tragstruktur.

Ausstattung mit Sensortechnik

Die Innenlage des Netzes soll darüber hin-aus mit einer speziellen Sensortechnik ausge-stattet werden. Die Sensoren bieten dieMöglichkeit, den Zustand der Behälter und desSchüttgutes, die Bewegungen des Ladegutesund auch die Wirksamkeit der Sicherungsmaß-nahmen während der Fahrt zu kontrollieren.Diese könnte zum Beispiel eine zu große Ge-wichtsverlagerung in der Kurve melden oderbei zu hoher Belastung der Tragkonstruktionwarnen. Der Fahrer – oder perspektivisch selb-ständig das Transportfahrzeug – kann dann dieFahrdynamik dementsprechend anpassen. Da-durch lassen sich kritische Fahrsituationen ver-meiden und die Verkehrssicherheit erhöhen.Eine zusätzliche textile Außenlage soll das Netzvor schädlichen Umwelteinflüssen schützenund die Materialfestigkeit über einen langenZeitraum garantieren. Welche technischen Tex-tilien für das Netz- oder Gurtsystem geeignetsind, wird derzeit im Projekt untersucht.

Neu an diesem Projekt ist die Kombinationmit technischen Textilien als Gesamtsystemsowie die funktionelle Erweiterung durch dieintelligente Integration einer Sensorik. Ver-gleichbares ist am Markt noch nicht erhältlich.Das Bundesministerium für Wirtschaft undEnergie (BMWI) fördert das Projekt über dreiJahre.

In Feldversuchen wird untersucht, wie belastbar einzelne Bauteile und Baugruppen in der Kom-bination textiler und metallischer Tragstrukturen sind.

sind, dass durch den Behälter Zusatzfunktionenübernommen werden können und zum Bei-spiel der Container bei der Lagerung und demTransport von Grünschnitt gleich zum Trocknenverwendet werden kann. Neben einer gutenBelüftung kann anfallende Feuchtigkeit bei län-gerer Freilandlagerung ungehindert abfließen.Faltbare größenvariable Container oder Con-tainerkombinationen für die Trennung unter-schiedlicher Schüttgüter sind ebenso möglicheWeiterentwicklungen.

Page 14: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Energie und InfrastrukturEnergy and Infrastructure

Forschungsprofil

research profile

Intelligente, zukunftsweisende Energiespeichersysteme und ubiquitäre Infrastrukturen.

Intelligent, future-oriented energy storage systems and ubiquitous infrastructures.

Page 15: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft
Page 16: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Private Haushalte verbrauchen laut Anga-ben des Umweltbundesamts rund ein Viertelder Gesamtenergie in Deutschland. Die ande-ren Sektoren sind Industrie, Verkehr sowie Ge-werbe, Handel und Dienstleistungen. DerAnteil der privaten Haushalte am Energiever-brauch lag im Jahr 1990 fast genauso hochwie heute. Mehr als zwei Drittel davon werdenzum Beheizen von Wohnraum aufgewendet.Dafür werden hauptsächlich klimaschädliche,fossile Brennstoffe eingesetzt. Erst an dritterStelle stehen erneuerbare Energien wie zumBeispiel Sonnen-, Bio- und Windenergie. Dazukommt, dass immer größere Wohnflächen voneiner verhältnismäßig niedrigen Zahl an Mie-tern genutzt werden. Es kann davon ausge-gangen werden, dass sich diese Zahl in denkommenden Jahren noch erhöhen wird, dennschon heute leben nach aktuellen Angabendes Statistischen Bundesamtes 41 Prozent derDeutschen in Singlehaushalten. Es ist also ander Zeit, etwas zu tun.

Die Zwickauer Energiewende

Wie kann die Energiewende gelingen? Wissen-

schaftler der Westsächsischen Hochschule wol-

len in zwei Forschungsprojekten im Zwickauer

Stadtteil Marienthal auf diese Frage eine Ant-

wort finden. Zwei Bundesministerien fördern die

Projekte mit mehr als sechs Millionen Euro.

Neben der Stadt Zwickau sind die Zwickauer

Energieversorgung sowie die Gebäude- und

Grundstücksgesellschaft Zwickau mbH wichtige

Partner.

Zum Beheizen von Wohnraum werden hauptsächlich klimaschädliche, fossile Brennstoffe eingesetzt. Erst an dritter Stelle stehen erneuerbareEnergien.

Page 17: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Pariser Klimaabkommen

Das Pariser Klimaabkommen verpflichtetdaher ab 2020 alle Länder zum Klimaschutz.Gemeinsam wollen die 195 Mitgliedsstaatengegen die globale Klimaerwärmung handelnund streben in der zweiten Jahrhunderthälfteeine Nullemission an. Nullemission heißt, esentstehen keine umweltschädlichen Stoffe, diein die Umwelt beziehungsweise Atmosphäregelangen. Die Wissenschaftler der Westsäch-sischen Hochschule Zwickau reagieren mit denbeiden Projekten „WindNODE-ModellregionZwickau“ und „ZED“ auf die Energiewende.

Das Projekt ZED

ZED steht für „Zwickauer EnergiewendeDemonstrieren“. Das Bundesministerium fürBildung und Forschung (BMBF) sowie dasBundesministerium für Wirtschaft und Energie(BMWi) fördern das Projekt für fünf Jahre mitrund 16 Millionen Euro. Die WHZ erhält ausdiesem Top 4,5 Millionen Euro. ZED ist damitdas größte Forschungsprojekt an der Hoch-schule. Ein durch die Stadt Zwickau koordinier-tes Konsortium aus 13 Partnern, realisiertdabei ein Null-Emissions-Quartier, das zeigensoll, wie Wohnungen auf Basis elektrisch-ther-mischer Verbundsysteme, innovativer Spei-chertechnologien und vernetzter Kommu-nikationstechnologie zukunftssicher und be-zahlbar versorgt werden können. Darüber hin-aus spielt auch der soziale Aspekt derQuartiersentwicklung eine große Rolle im Pro-jekt. Die Entwicklung von Mobilitätskonzep-ten, die Steigerung der Nutzerakzeptanzbezüglich neuartiger Technologien und dieEinbindung aller Bewohner und Anlieger imQuartier in das Projekt vervollständigen dieBemühungen der Partner zur Realisierung undDemonstration der Energiewende.

verhalten erfasst werden, um Bedürfnisse be-ziehungsweise Voraussetzungen besser ermit-teln zu können.

Das Projekt WindNODE

Bereits die Hälfte unseres elektrischenEnergiebedarfes decken wir aus einem Mix ausregenerativen Energiequellen. Damit wir unse-ren Strom in Zukunft vollständig aus erneuer-baren Energien beziehen können, müssenEnergieerzeugung und -verbrauch optimal aufeinander abgestimmt sein, denn Wind undSonnenenergie sind nicht 24 Stunden am Tagverfügbar. Wenn alle Akteure im Energiesy-stem miteinander kommunizieren und genü-gend Speicherpotenzial vorhanden ist, könnteder Energieverbrauch in Zukunft komplett ausregenerativen Quellen gedeckt werden. Diedafür notwendige digitale Vernetzung durcheine intelligente Informations- und Kommuni-kationstechnik sowie die notwendige Spei-chertechnik will das Projekt WindNODE ineinem Niederspannungsnetz schaffen. Unddas steckt dahinter: Die Technik entscheidetautomatisch, wann Strom regenerativ verfüg-bar ist und verbraucht beziehungsweise ge-speichert werden sollte. Ein weiterer Aspekt istdie Einbindung der Endverbraucher, welcheihren Energieverbrauch bestmöglich auf dieschwankende Energieerzeugung abstimmenkönnen, ohne die Netze zu destabilisieren.

Umsetzung in Zwickau Marienthal

WindNODE – das Schaufenster für intelli-gente Energie aus NOrdostDEutschland wirdvom BMWi für vier Jahre gefördert. Das Teil-projekt „Realisierung der Energiewende imNiederspannungsnetz der Zukunft im QuartierMarienthal der Modellregion Zwickau“, wel-ches wie das Projekt ZED, ihr Vorhaben im

Umbau von Wohnblöcken zur Nutzungregenerativer Energien

Im Projekt sollen bestehende Geschoss-wohnungsbauten in einer Großwohnsiedlungim Zwickauer Stadtteil Marienthal zu einemNullemissionsquartier umgebaut werden. Null-emission bedeutet in diesem Projekt, die Woh-nungen mit effizienten Technologien wie zumBeispiel Photovoltaik oder Erdwärme auszustat-ten und so umzubauen, dass sie einen hohenNutzungsgrad regenerativer Energien verwen-den können. Hierzu werden drei vergleichbareLiegenschaften betrachtet. Die vorhandeneAusstattung beziehungsweise der Istzustandder Blöcke wird durch die Projektpartner ge-prüft und für weitere Vergleichsanalysen auf-genommen. Geplant ist zunächst der Umbauvon einem bis drei Blöcken. Durch eine ähnlicheMieterstruktur, dieselbe Bauweise, Ausstattungund Ausrichtung können die umgebautenBlöcke mit den ursprünglichen Blöcken sehr gutverglichen werden. Das soll zeigen, was tech-nisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist. Inden ersten zwei Jahren entwickeln die Partnerein Konzept, um die Wirtschaftlichkeit zu be-weisen. Danach kann es für drei Jahre in die ge-plante Umsetzung gehen.

Unterstützung durch Verbraucher

Wichtige Daten für das Projekt liefern dieVerbraucher beziehungsweise Mieter der be-trachteten Wohnblöcke. Gemeinsam mit derStadt Zwickau und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München werden die Mieterim Projekt begleitet. Damit kann eine Sensibili-sierung, eine höhere Informationsdichte undauch höhere Akzeptanz erreicht sowie mögli-ches Fehlverhalten der Nutzer dokumentiertwerden. Anhand von speziell für das Projektangepassten Fragebögen soll das Verbraucher-

17ENERGIE UND INFRASTRUKTUR

Im Zwickauer Stadtteil Marienthal soll die Energiewende gleich in zwei vom Bundesministeriumgeförderten Projekten der WHZ demonstriert werden.

Als Teil des Projektes

WindNODE soll im

Zwickauer Stadtteil

Marienthal ein intelli-

gentes Niederspan-

nungs-Energieversor-

gungsnetz aufgebaut

und das bestehende

Energieversorgungs-

netz komplett

vermessen werden.

Page 18: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

den digitale Stromzähler verbaut, welche denVerbrauch genau dokumentieren. Neue Lade-stationen für Elektrofahrzeuge werden eben-

Thomas Hempel (wissenschaftlicher Mitarbeiter WindNODE, links) und Sandro Hommel vor einem Modell, das zeigt, wie das Niederspannungs-netz umgesetzt werden soll.

Zwickauer Stadtteil Marienthal umsetzt. 1109Wohnungen dieser Modellregion sind im Netzangeschlossen. Nach einer ersten konzeptio-nellen Phase, in der beispielsweise Speicher-größen berechnet oder Zukunftsszenariensimuliert wurden, geht es nun in die Umset-zung. Für den Stadtteil soll ein intelligentesNiederspannungs-Energieversorgungsnetz mitverschiedenen Energiespeichern aufgebautund das bestehende Energieversorgungsnetzkomplett vermessen werden. Neu an diesemKonzept ist, überschüssige Energie lokal zuspeichern, anstatt sie zu exportieren. Bishersind Energiespeicher in der Energieversor-gungstechnik kein Standard. Der Stadtteil Ma-rienthal ist aufgrund der vorhandenenGroßgeschosswohnungsblöcke für das Projektinteressant, da viele Wohngebiete in Deutsch-land eine ähnliche Gebäudestruktur besitzen.Im Sommer 2018 starten hierzu die Anpassun-gen im Stromnetz durch die Zwickauer Ener-gieversorgung GmbH (ZEV). Ein vorhandenerTransformator wird durch einen intelligenten,regelbaren Ortsnetztransformator in Verbin-dung mit einem 78 kWh Energiespeicher miteiner Systemleistung von 120 KWersetzt. Dar-über hinaus wird ein entwickeltes Messsystemalle relevanten Systemgrößen wie Strom,Spanntung und so weiter messen und wichtigeDaten liefern. Zur genaueren Prognose wer-den außerdem Messungen von ausgewähltenTestwohnungen der Westsächsischen Wohn-und Baugenossenschaft eG (WEWOBAU) vor-genommen und ausgewertet. In diesen wer-

Ein Konsortium aus13 Partnern realisiertim Projekt „Zwick-auer EnergiewendeDemonstrieren“ ein

Null-Emissions-Quar-tier, das zeigen soll,

wie Wohnungen zukunftssicher undbezahlbar versorgtwerden können.

falls in den Projektplan integriert und sollen bis2019 errichtet werden.

Was ändert sich für den Verbraucher?

Im Normalfall kann der Verbraucher seineEnergie wie bisher nutzen und bekommt vonden Umbaumaßnahmen nichts mit. Im Projektbesteht auch die Möglichkeit, Verbraucheraktiv einzubinden und deren Verbrauchsdatenzu analysieren. Hier konnten bereits Testhaus-halte durch die WEWOBAU gefunden werden.

Übertragbarkeit der Projektergebnisse aufandere Kommunen

Die Übertragbarkeit der Konzepte vonZED und WindNODE auf andere Kommunenbeziehungsweise Quartiere werden im Projektgewährleistet werden. Das Ziel ist die Entwick-lung einer „Blaupause“. Zu diesem Zweckwerden Demonstratoren entwickelt, um zumEinen den Bürgern das Thema näher zu brin-gen und zum Anderen den wirtschaftlichenBeweis der Technik darzulegen. Hier unter-stützt beispielsweise die Zwickauer Energiever-sorgung (ZEV). Sobald die technischenAnlagen wie Demonstratoren und Speicher-technik existieren, sollen diese im Quartier zu-gänglich und für Verbraucher erlebbargemacht werden. Die Datenakquise mit derwissenschaftlichen Auswertung zeigt die tech-nische Machbarkeit und die wirtschaftlicheKomponente.

Page 19: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

19FORSCHUNGSPROJEKTE

Die Wissenschaftler

Tobias Teich ist Professor an der FakultätWirtschaftswissenschaften und Projektlei-ter bei ZED. Er studierte von 1987 bis1992 Informatik mit den SchwerpunktenTheoretische Informatik und Künstliche In-telligenz an der Technischen UniversitätChemnitz. Er ist Autor zahlreicher wissen-schaftlicher Veröffentlichungen und Ver-fasser mehrerer Bücher. Ein Porträt desWindNODE-Projektleiters Prof. Dr.-Ing.Mirko Bodach lesen Sie auf Seite 43.

[email protected]

The Zwickau energy revolution

The Paris Agreement commits all countries toclimate protection from 2020. The 195 mem-ber states want to act together to fight globalwarming and are striving for zero emissions inthe future. With the two projects „WindNODE“ and„ZED“, the scientists from WestsächsischeHochschule Zwickau - University of AppliedSciences in Western Saxony are reacting tothe energy revolution. ZED stands for „Zwickauer Energiewende Demonstrieren“(„Demonstrating Zwickau’s Energy Revolu-tion”) and is currently the largest researchproject at WHZ with a share of € 4.5 million.

Sandro Hommel und Thomas Hempel kamen im Juli beim Wind-NODE-Konsortialtreffen in Leuna (Sachsen-Anhalt) auch mit Dr.Marc Richter (von links nach rechts) vom Fraunhofer-Institut für Fa-brikbetrieb und -automatisierung in Magdeburg ins Gespräch.

13 partners are realising a zero-emissionsquarter. The project aims to show how apart-ments based on electric-thermal interconnec-ted systems, innovative storage technologiesand networked communication technologycan be supplied with affordable, future-proofenergy.

WindNODE, the showcase for intelligentenergy from north-east Germany, receivesfunding from the Federal Ministry for fouryears. Like the ZED project, the project is beingimplemented in the Zwickau district of Mari-enthal. 1109 apartments in this model regionare connected to the network. During the con-

cept phase, storage sizes were calculated orfuture scenarios simulated. Implementation isnow underway. An intelligent low-voltage energy supply net-work with various energy storage system is tobe set up for the district and the entire existingenergy supply network is to be measured. Thenovel aspect of this concept is that excessenergy is stored locally rather than being ex-ported. The transferability of the concepts ofZED and WindNODE to other municipalitiesmust be guaranteed in the project. To this end,demonstrators (image) will be developed tobring the issue closer to the residents.

WindNODE ist „AusgezeichneterOrt im Land der Ideen 2018“

Das Verbundprojekt „WindNODE – DasSchaufenster für intelligente Energie aus demNordosten Deutschlands“, an dem die West-sächsische Hochschule Zwickau (WHZ) mitvielen Partnern arbeitet, ist unter den Preisträ-gern des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orteim Land der Ideen“ 2018. Aus knapp 1500Bewerbungen hatte eine unabhängige JuryWindNODE als eines von 100 Projekten fürdie Auszeichnung ausgewählt. Im Rahmen desEnergiewendeprojekts erarbeiten 70 Partneraus Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft Lö-sungen für das intelligente Energiesystem derZukunft.

Markus Graebig, WindNODE-Gesamtpro-jektleiter, hat gemeinsam mit Thomas Schäfer,Geschäftsführer von Stromnetz Berlin, AnfangJuni die Auszeichnung entgegen genommenund freut sich sehr darüber: „In Ostdeutsch-land stammt bereits heute mehr als die Hälfte

unseres elektrischen Stroms aus erneuer-baren Quellen. Die Energiezukunft ist hierbereits Gegenwart – mit allen Chancen undHerausforderungen. Im Reallabor WindNODEhaben wir die Möglichkeit, Musterlösungenzu erarbeiten und zu testen, die die Energie-wende auch anderswo zum Erfolg machenkönnen. Die Prämierung als ‚Ausgezeichne-ter Ort‘ ist eine tolle Anerkennung desEngagements unserer mehr als 70 Projekt-partner.“

Der bundesweite Wettbewerb „Ausge-zeichnete Orte im Land der Ideen“ zeichnetIdeen und Projekte aus, die Leuchtturm-charakter für den Standort Deutschland besit-zen. Ziel des Wettbewerbes ist es, Innovatio-nen aus Deutschland im In- und Auslandsichtbar zu machen und die Leistungskraft undZukunftsfähigkeit des Standorts Deutschlandzu stärken.

Nur wenn Stromerzeugung und -verbrauch im Gleichgewicht sind,herrscht im Stromnetz eine Frequenz von 50 Hertz und es funktioniertstabil. Die Schwierigkeit: Je stärker wir von erneuerbaren Energien ab-hängen, desto schwieriger ist es, dieses Gleichgewicht zu halten.

Page 20: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Cyber Physical Systems undDigitalisierungCyber Physical Systems and Digitisation

Forschungsprofil

research profile

Verbindung der physischen mit der virtuellen Welt – Analoges mit Digitalem - mechanische

Komponenten über Netzwerke und moderne Informationstechnik.

Connecting the physical with the virtual world - analogue with digital - mechanical components via

networks and modern information technology.

Page 21: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft
Page 22: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Smarte Maschinen und Lebensmittel

Im Fokus eines der Forschungsprojektesteht die Lebensmittelindustrie. Während inanderen Branchen ein Großteil der Produkti-onsprozesse mehr und mehr selbstorganisiertläuft, sind Automation und digitalisierte Pro-zesse in der Lebensmittelindustrie nicht überallvertreten. Mit rund 5900 Unternehmen wirddieser Industriezweig als größter Wachstums-markt der Automatisierungsbranche gesehen.Dies liegt vor allem an den speziellen Eigen-schaften der Lebensmittel und der daraus re-sultierenden Hygiene- und Qualitätsanfor-derungen für automatisierte Lösungen. Einezunehmende Automation der Verarbeitungs-prozesse minimiert die Anzahl der Eingriffedurch Menschen und erhöht somit die Lebens-mittelsicherheit. Darüber hinaus bieten Ent-wicklungen cyber-physikalischer Systeme(digitalisierte Automatisierungslösungen) undintelligenter Maschinen ein erhebliches Poten-tial zur Verbesserung der Wertschöpfung, weilUnternehmen dadurch dynamisch auf sich än-

Digitale Produktionsprozesse

Das Wissenschaftsjahr 2018 steht unter der gro-

ßen Überschrift „Arbeitswelten der Zukunft“.

Gesucht werden Antworten auf vielerlei Fragen:

Wie werden wir in Zukunft unserer Arbeit nach-

gehen? Sind Maschinen, Roboter und Drohnen

unsere neuen Kollegen? Fakt ist: Die zuneh-

mende Digitalisierung und der rasante techni-

sche Fortschritt stellen die Industrie vor neue

Herausforderungen. Wissenschaft und For-

schung an der Westsächsischen Hochschule

Zwickau gestalten deshalb die Arbeitswelten der

Zukunft mit.

Aufgrund des hohen Anteils an Handarbeit bietet die Lebensmittelindustrie für die Automatisierungsbranche ein hohes Wachstumspotenzial.

Page 23: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

dernde Eigenschaften ihres Produktes eingehenkönnen. Durch Industrieroboter lassen sich Prä-zision, Stückzahl und Zuverlässigkeit erhöhen.Für die reibungslose Umsetzung und Überwa-chung der Lebensmittel und Anlagen ist derEinsatz spezieller Software, Sensorik und Akto-rik unabdingbar. Um den Anforderungen in derLebensmittelindustrie zu genügen, sind Neu-beziehungsweise Weiterentwicklungen derSensortechnik von großer Bedeutung. Die For-schung und Entwicklung auf dem Gebiet derSensorik, speziell für die Lebensmittelindustrie,bringt neue Prototypen auf den Markt undwird die Innovationskraft weiter vorantreiben.Diese wird zu einer gleichzeitigen Steigerungder Kosteneffizienz und Sicherung der Qualitätbeitragen.

Verlagerung nach Osteuropa

Aufgrund des höheren Lohngefüges inDeutschland werden verschiedene manuelleTätigkeiten der Lebensmittelindustrie zuneh-mend nach Osteuropa verlagert. Somit bietetsich für den Produktionsstandort Deutschlanddie Chance, die Lebensmittelproduktion hier-zulande neu aufzustellen und zukünftig dieProduktion aus Kostenüberlegungen nichtmehr auslagern zu müssen. Vor allem kleinenund mittleren Unternehmen (KMU) werdengroße Entwicklungschancen geboten. Insbe-sondere neue Produktionsverfahren und Ge-schäftsmodelle, der Ausbau automatisierterAnalyseverfahren zur Fehleraufdeckung und -vorhersage bieten enorme Anwendungspo-tentiale.

Entwicklung zur Industrie 4.0 Arbeitsumgebung

Das primäre Ziel des Forschungsvorhabensbesteht in der Optimierung der industriellen

23CYBER PHYSICAL SYSTEMS UND DIGITALISIERUNG

Der Wissenschaftler

Christoph Laroque ist Professor für Wirt-schaftsinformatik an der WHZ und Pro-jektleiter des vom SächsischenStaatsministerium für Wissenschaft undKunst (SMWK) geförderten Projektes„Angewandte Forschung im Zukunftsfelddigitale Kommunikation“ und des Teilpro-jektes 3 „Fortgeschrittene Produktions-techniken Digitalisierung in der Lebens-mittelindustrie“. Seine Fach- und For-schungsschwerpunkte umfassen das Pro-zessmanagement für produzierende KMUund datengestützte Verfahren zur Ent-scheidungsunterstützung. Mit seinemTeam Industry Analytics (http://www.in-dustry-analytics.de/) präsentiert er sich alsaktiver Gestalter zukunftsorientierter Pro-duktionssysteme und sieht die digitaleTransformation als Chance zur Stärkungder Wettbewerbsfähigkeit.

[email protected]

Digitisation in the food industry

The increasing digitisation and rapid tech-nological progress present the industrywith new challenges. Science and researchat WHZ help shape the working worlds ofthe future. One project focuses on thefood industry. Whilst in other industries si-gnificant parts of production processes arelargely self-organised, automation and di-gitised processes in the food industry areless developed. The primary objective ofthis research project is to optimise the in-dustrial processing of individual foodstuffsthat were previously processed mostly „byhand”. Cyber-physical systems allow pro-cessing chains to run automatically. Theresearch project focuses on the develop-ment of components for a fully automatedproduction line for this industry. In addi-tion to the development of optical sensorsfor the automation and improvement ofquality control, the resulting data are to beintegrated into the existing company in-formation systems. The processing speedthat can be achieved with the automatedsolution will be an essential criterion tocounteract cheap manual labour in Ea-stern Europe.

Bearbeitung von individuellen Lebensmitteln,die bisher „von Hand“ bearbeitet wurden. Mit-tels cyber-physikalischer Systeme können Ver-arbeitungsprozesse automatisiert laufen. ImForschungsprojekt soll eine vollautomatisierteProduktionslinie für diese Branche entstehen.Neben der Entwicklung einer optischen Senso-rik zur Automatisierung und Verbesserung derQualitätskontrolle, sollen die anfallenden gro-ßen Datenmengen in die bestehenden betrieb-lichen Informationssysteme integriert werden.Die erreichbare Verarbeitungsgeschwindigkeitder automatisierten Lösung wird ein wesentli-ches Kriterium sein, um der billigen manuellenLohnarbeit in Osteuropa entgegenzuwirken.Im Projekt arbeiten die Fakultäten Wirtschafts-wissenschaften und Physikalische Technik/In-formatik interdisziplinär zusammen.

Zielgruppe

Zielgruppe sind sowohl KMU der lebens-mittelverarbeitenden Industrie als auch derenMitarbeiter, da diese durch moderne Maschi-nen- und Informationstechnik in ihren wert-schöpfenden Arbeitsprozessen unterstütztwerden. Die Wissenschaftler leisten damiteinen Beitrag, diese Branche zu einer Industrie4.0-Umgebung zu entwickeln. Mit einemfischverarbeitenden Unternehmen aus der Re-gion soll mittelfristig auf Basis der Ergebnissedieses Projektes ein praxisnaher Demonstratorentwickelt werden.

Das primäre Ziel desForschungs-

vorhabens besteht inder Optimierung der

industriellen Bearbeitung von

individuellen Lebens-mitteln, die bisher

„von Hand“ bearbeitet wurden.

Page 24: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Viele Modedesignerinnen und Modedesi-gner der heutigen Zeit stehen im Rampenlicht.Doch an welchen kommt man nicht vorbei,wenn es um innovative Entwicklungen in derMode geht? Welche haben es geschafft, dieModewelt so nachhaltig zu beeinflussen, dassmehr von ihnen bleibt, als kurzlebige Trends?Mit diesen Fragen mussten sich die Studieren-den des dritten Semesters im Studiengang Mo-dedesign in einem Forschungsprojekt aus-einandersetzen. „Die Studentinnen und Stu-denten sollten dabei ihre inhaltlichen und for-malen Erkenntnisse in Bekleidung umsetzen.Ganz konkret ging es um die Entwicklung einerGestaltungskonzeption sowie die Entwicklungund Realisierung von Prototypen für den Be-reich Damenoberbekleidung. Abschließendsollten die Entwürfe in Anlehnung an den je-weiligen Modedesigner oder die jeweilige Mo-dedesignerin präsentiert werden“, sagt Prof.Dorette Bárdos, die als Leiterin der Studienrich-tung Modedesign das Forschungsprojekt be-gleitete.

Aus den von den Studierenden entwickel-

Mode aus dem 3D-Drucker

Unter dem Titel „Ich bin ...“ war das dritte Se-

mester des Studienganges Modedesign aufgeru-

fen, sich mit den Arbeiten einer renommierten

Modedesignerin beziehungsweise eines Mode-

designers auseinanderzusetzen. Studentin Lena

Spohn nutzte dafür eine zukunftsweisende

Technologie, die jetzt an der Fakultät Ange-

wandte Kunst der Westsächsischen Hochschule

Zwickau (WHZ) in Schneeberg dauerhaft Ein-

gang in die Ausbildung des Designernachwuch-

ses finden wird.

Der Entwurf von Lena Spohn basiert auf der Idee, den Bewegungsablauf einer Tänzerin einzufrieren und zu visualisieren.

Page 25: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

ten Konzepten stach das von Lena Spohn be-sonders hervor. Sie recherchierte Arbeiten, De-signanspruch und insbesondere Methodikender niederländischen Designerin Iris van Her-pen. „Die Designerin verwendet, in Zusam-menarbeit mit Forschern und Künstlern, fürihre außergewöhnlichen Modeprojekte immerhäufiger den 3D-Druck, um ihre avantgardisti-schen Ideen zu verwirklichen“, erläutert Prof.Dorette Bárdos.

Im Ergebnis gelang es Lena Spohn, eine ei-gene Interpretation des Werkes von Iris vanHerpen zu entwickeln und sich dabei auchderen hohen Anspruch an eine perfekte Pro-duktrealisierung zu stellen. Die intensive Aus-einandersetzung mit verschiedenen möglichenTechnologien zur Umsetzung ihrer Idee erfor-

In der Nahaufnahme wird die Struktur der Kleidung aus dem Kunststoff Surlyn deutlich sichtbar.

Das Projekt

Lena Spohn, Modedesignstudentin derSchneeberger Fakultät Angewandte Kunstder Westsächsischen Hochschule Zwickau,arbeitete in ihrem Modeprojekt unter demTitel „Movement Still“ mit dem SchweizerUnternehmen DuPont und demVinn:lab der Technischen Hochschule Wil-dau zusammen. Das Projekt wurde vonDupont zum 29. Internationalen Kollo-quium Kunststofftechnik in Aachen derFachwelt präsentiert. Ihre künstlerische In-terpretation basiert auf der Idee, den Be-wegungsablauf einer Tänzerin quasieinzufrieren und zu visualisieren. Die be-sondere Herausforderung bestand nebender komplexen räumlichen Formgebungam Computer (eine Voraussetzung für diedigitale Herstellung mittels additiver Ferti-gung) in der schieren Größe des Objekts.Letzteres machte den Einsatz der nochnicht weit verbreiteten 3D-Großdrucker er-forderlich. Zudem wurde mit dem Entwurfvon Lea Spohn prozesstechnisches Neu-land für das von DuPont kürzlich entwik-kelte und transparente 3D-Filament ausSurlyn betreten.

Fashion from the 3D printer

Under the title „I am ...“, the third seme-ster of the fashion design course waschallenged to delve deeper into the workof a renowned fashion designer. StudentLena Spohn used a forward-looking tech-nology, which will now have a permanentplace in the education of young studentsat the Faculty of Applied Arts of West-sächsische Hochschule Zwickau - Univer-sity of Applied Sciences (WHZ) inSchneeberg. For the head of the course,Prof. Dorette Bárdos, the use of 3D prin-ting is highly relevant for the training offuture fashion design students: „Youcould say that 3D printing has already be-come suitable for everyday use.“ This notonly brings new impulses in the designlanguage, but also important advantagesin terms of material savings and recycling.According to Prof. Dorette Bárdos, 3Dprinting will gain a foothold in specificsegments of the fashion industry in thefuture, but will not replace the sewingmachine.

derte von der Studentin nicht nur viel Zeit son-dern auch technisches Verständnis. „OhneLena Spohns Fähigkeit, die schwierigen inter-disziplinären Prozesse zu organisieren und zuleiten, wäre das Projekt nicht realisierbar gewe-sen“, macht Prof. Dorette Bárdos deutlich.

Für die Studiengangsleiterin hat die Aus-einandersetzung mit dem 3D-Druck eine hoheRelevanz für die Ausbildung künftiger Mode-design-Studierender: „Man kann sagen, dassder 3D-Druck heute schon alltagstauglich ge-worden ist.“ Der 3D-Drucker für zu Hause undauch 3D-Copy-Shops seien keine Seltenheitmehr. Nicht nur auf den großen Fashionshowswerden den Besuchern 3D-Druck-Kreationengezeigt. Die Technologie habe auch Einzug indie Entwicklungsabteilungen moderner Beklei-dungsmarken gehalten und werde von ambi-tionierten Designerinnen und Designerngenutzt. „Erste Produkte wie Sportschuhe undAccessoires werden am Markt angeboten.Weitere sind in der Entwicklung“, weiß die Pro-fessorin. Kleidung aus dem 3D-Drucker seiheute noch teuer und aufwendig, aber Firmenwie das britische Kunst- und Modeunterneh-men Bottletop, das einen neuen Shop in Lon-don angekündigt hat, bei dem sowohlProdukte wie Handtaschen als auch die kom-plette Innenfassade mit einem 3D-Drucker her-gestellt wurden, würden das Potential dieserzukunftsweisenden Technologie zeigen.

Ein enorm wichtiger Punkt bei all diesenProjekten ist nach Einschätzung von Prof. Do-rette Bárdos das Thema Nachhaltigkeit: „Dennneben der Adaption von Mode, wie wir siekennen, aber auch der Entwicklung einer kom-plett neuen Designsprache, bietet der 3D-Druck wichtige Vorteile hinsichtlich Material-einsparung und Recycling.“ Ihrer Einschätzungnach wird der 3D-Druck in spezifischen Seg-menten der Modebranche in Zukunft Fuß fas-sen. Deshalb werde es in Schneeberg auch inZukunft für die angehenden Modedesignerin-nen und -designer 3D-Druck-Projekte geben.Dass wir uns in naher Zukunft zu Hause unsereKleidung ausdrucken, glaubt Prof. Dorette Bár-

dos indes nicht. „Der 3D-Druck wird die klas-sische Entwicklung und Produktion von Beklei-dung in absehbarer Zeit nicht revolutionierenund die Nähmaschine obsolet machen“, so dieProfessorin.

Page 26: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Gesundheit und MedizintechnikHealth and Medical Technology

Forschungsprofil

research profile

Methodische und technologische Entwicklungen, neue Verfahren und Prozesse in der

Gesundheitsversorgung und Medizintechnik.

Methodical and technological developments, new procedures and processes in health care

and medical technology.

Page 27: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft
Page 28: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

The sensors record important vital signsand stress values, thus providing informationabout the health and performance of the wea-rer. The data goggles can immediately projectwarning messages and recommendations foraction to the wearer's eye when limit values areexceeded.

Novel combination of datagoggles and sensor suit

The cybersuit combines the results of tworesearch projects. The data goggles are equip-ped with a gaze control. This allows wearers toinput data without manual intervention. Thedata goggles are also provided with additionalsensors for measuring parameters directly onthe head, such as sound and temperature. Thesensor suit is being developed by the mi-dasKMU junior research group. This suit inte-grates various sensors for measuring vital signs.Strain sensors record the movements of armsand legs. An ECG recording is used to monitorthe heart rate, thus providing information

Cybersuit makes life easier

The Department of Electrical Engineering

(Fakultät Elektrotechnik) at the University of

Applied Sciences Zwickau (Westsächsische

Hochschule Zwickau; WHZ) has presented a

new type of cybersuit at the Hanover Fair. This

system combines data goggles with networked

sensors that are integrated in the suit.

Wissenschaftlerin Melanie Weber erklärt, wie die Sensoren an den Spezialeinlagen für Schuhe Vitalwerte übermitteln. Scientist Melanie Weber explains how the sensors at the special insoles for shoes transmit vital signs.

Page 29: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

tients to enable communication with relativesor caregivers. Combined with the sensor suit,supporting elderly people is another feasibleoption. After consulting a physician, a profileof the physical load can be stored in the cyber-suit associated with the current state of trainingand health. The wearer's networked sensorsmonitor the movements and vital signs in thebackground, permitting to trigger immediatelywarning messages in the event of excessivestrain.

In the industrial sector, the cybersuit canparticularly support wearers during heavy phy-sical work. One example is to use the suit insteelworks, where workers wear a heat-proofsuit while moving heavy objects. The vital andcognitive stress and activities of the workers arerecorded in real time and any signs of physicaloverload are signalled to the wearer.

Sports may also become another field ofapplication. The cybersuit offers many possibi-lities, especially for multi-sport athletes. In bi-athlon, for example, the athletes’ pulse couldbe permanently recorded and visualised via thedata goggles parallel to the track surface. Thiswould allow athletes to lower their pulse be-fore the next shooting takes place. Duringshooting, the hit image and the resulting pen-alty rounds can be displayed immediately viathe data goggles. During the competition, theathlete's position is constantly displayed. Afterthe competition, athlete and trainer may useevaluation options for optimising training ses-sions.

Collaborative research projects

The development of the cybersuit is onlypossible thanks to the cooperation of variousSaxon universities and companies. The datagoggles with gaze control are being developedwithin the frame of the EyeLLis project, whe-reby the Department of Electrical Engineeringis implementing the data goggles hardware.The Chair of Engineering Psychology and theNeurological University Hospital of the Techni-cal University of Dresden are evaluating theuse of data goggles with gaze control for ALSpatients. Interactive Minds, a company fromDresden, is developing the application softwarefor the interaction with gaze control.

The sensor suit is being developed by mi-dasKMU, an internal junior research group wit-hin WHZ under the leadership of Prof. TorstenMerkel. The Institute of Textile and LeatherTechnology is working on the development ofthe fabric-based tactile sensor suit and the in-tegration of sensors; the Physical EngineeringDivision is developing the biosensors and is re-sponsible for their evaluation. The Departmentof Business Information Systems is responsiblefor preparing the measurement data in thecontext of the application. The AKS depart-ment (department of Applied Arts Schneeberg)is responsible for the product design of thedata goggles. As an associated project partner,the Chair of Sports Equipment Technology atChemnitz University of Technology is also in-volved with contributing sensors and evalua-tion units.

29GESUNDHEIT UND MEDIZINTECHNIK

Die Wissenschaftler

Rigo Herold ist Professor für digitale Sy-steme an der Fakultät Elektrotechnik. SeineForschungsschwerpunkte sind interaktiveDatenbrillen, Hardware der AugmentiertenRealität (AR), Hardwareintegration vonAR-Fahrerinformationssystemen undMensch-Maschine-Schnittstellen.

[email protected]

Melanie Weber ist wissenschaftliche Mit-arbeiterin am Institut für Textil- und Leder-technik. Sie arbeitet in der Nachwuchs-forschergruppe midasKMU – Opitimierungvon Arbeitsschutz und Mitarbeitermobilitätdurch digitales, modulares und mobiles Ge-samtkonzept für Mitarbeiter und KMU.Das Projekt wird für drei Jahre vom Eurö-päischen Sozialfonds und dem FreistaatSachsen gefördert.

[email protected]

Cyberanzug erleichtert den Alltag

Die Fakultät Elektrotechnik der Westsäch-sischen Hochschule Zwickau (WHZ) stellteim April auf der Hannover Messe einenneuartigen Cyberanzug vor. Das Systemkombiniert eine Datenbrille mit den in derKleidung untergebrachten, vernetzten Sen-soren. Die Sensoren erfassen für die Ge-sundheit und Leistungsfähigkeit seinesTrägers wichtige Vital- und Belastungs-werte. Die Datenbrille kann dem Nutzerbeim Überschreiten von Grenzwerten so-fort eine Warnmeldung und Handlungs-empfehlungen vor das Auge projizierten. Der Sensoranzug wird durch die Nach-wuchsforschergruppe midasKMU ent-wickelt. Dieser Anzug integriert verschie-dene Sensoren zur Messung von Vitalwer-ten. Dehnungssensoren messen dieBewegungen von Armen und Beinen. EineEKG-Aufzeichnung erfasst die Herzfre-quenz und gibt so Aufschluss über die Be-lastung des Trägers. Beschleunigungs-sensoren an verschiedenen Stellen des Kör-pers und der Füße erfassen die Geschwin-digkeit von Armbewegungen. Die Sensor-informationen werden in Echtzeit von einerComputereinheit ausgewertet und könnenüber die Datenbrille visualisiert werden. Zu-sätzlich sollen Langzeit- und Tagesauswer-tungen abrufbar sein. Durch die technische Komplexität des Cy-beranzugs ergeben sich viele mögliche Ein-satzbereiche. Die reine Datenbrille mitBlicksteuerung wurde primär für Amyotro-phe Lateralsklerose (ALS)-Patienten ent-wickelt, um eine Kommunikation mitAngehörigen oder Pflegepersonal zu er-möglichen. Die Kombination mit dem Sen-soranzug kann auch zur Unterstützung vonälteren Menschen eingesetzt werden. Ge-meinsam mit einem Arzt kann im Cyberan-zug ein zum derzeitigen Trainings- undGesundheitszustand zugehöriges Bela-stungsprofil hinterlegt werden. Die ver-netzte Sensorik des Nutzers überwacht imHintergrund die Bewegung und Vitalwerteund kann somit sofort Warnmeldungen beieiner Überlastung signalisieren. Im industriellen Bereich kann der Cyberan-zug insbesondere bei schweren körperli-chen Arbeiten den Nutzer unterstützen.

about the stress on the wearer. Accelerationsensors at various points on the body and feetdetect the speed of arm movements. This sen-sor information is evaluated in real time by acomputing unit and can be visualized via thedata goggles. It is also planned to make long-term and daily evaluations available.

Various fields of application conceivable

Thanks to the technical complexity of thecybersuit, there are many possible fields of ap-plication. The pure data goggles with gazecontrol were primarily developed for ALS pa-

The shirt worn by Prof. Rigo Herold containssensors that measure body functions such aspulse or body temperature. The data gogglescan be used, for example, to check eye fati-gue. The data goggles also provide feedback– e.g. if movement is necessary due to bodystrain caused by prolonged standing. The sen-sors in the shirt also measure whether carriedloads are too heavy or whether the load is car-ried incorrectly. In this case, the data goggleswill trigger a corresponding message (i. e., acall for action).

Page 30: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

30 FORSCHUNGSPROJEKTE

Katastrophale Arbeitsbedingungen in denFabriken, Kinderarbeit, 12 bis 14 Stunden ansechs Tagen in der Woche, kein Unfallschutz,keine Absicherung. So in etwa sah Arbeits-schutz in Zeiten der industriellen Revolutionaus. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurdenerstmals Inspektoren in den Fabriken einge-setzt, welche den Schutz der Arbeitnehmerüberprüften. Nach dem heutigen Stand desWissens war diese Überürüfung eher mangel-haft. Nach Angaben des Tüv Rheinland müs-sen Arbeitgeber heute ihre Beschäftigten vorGefahren zum Beispiel durch Chemikalien,Lärm, Krankheitserregern oder technischen Ge-räten und Anlagen per Gesetz schützen. Zuden Gefahren gehören seit ein paar Jahrenauch psychische Belastungen. Präventiv wer-den Gefahren bei der Planung von Arbeitsplät-zen berücksichtig um Arbeitsunfällenvorzubeugen und die Gesundheit der Beschäf-tigten zu schützen.

Prototypen für den Arbeitsschutz

Acht Nachwuchswissenschaftler der Westsächsi-

schen Hochschule Zwickau (WHZ) entwickeln

seit einem Jahr an einem Assistenzsystem zur

Optimierung des Arbeitsschutzes von Angestell-

ten. Insgesamt haben sie drei Jahre Zeit. Der

erste Prototyp ist fertig und wird unter Laborbe-

dingungen getestet.

Der erste Prototyp des Messanzugs, den die Forscher (Partick Nausch, Markus Weber, Franz Kirchner, Katrin Förster, Julia Kauper, Alina Puhl, FrankOtto, Marcel Zinke und Melanie Weber (v. l.)) entwickeln, ist nun fertig.

Page 31: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

31

Prototypes for occupational safety

Since July 2017, scientists in the „mi-dasKM“ junior research group have beenworking on optimising occupational safetyand employee mobility. To this end, theyare developing an assistance system for as-sessing workloads. This consists essentiallyof a measurement suit, which should pro-vide the required data. In order to be ableto record the user's movement data, an ITcap is being developed at the same time.Computer scientists are working on an appfor process optimisation and workplace de-sign. To this end, they are holding talkswith employees of the A+E unit of Chem-nitz hospital.

Die Wissenschaftler

Prof. Dr.-Ing. Torsten Merkel, Fakultät:Automobil- und Maschinenbau, Teilpro-jekt: Gesamtprojektleitung, wissenschaft-liche Mitarbeiter: Marcel Zinke , Dr. KatrinFörster

Prof. Dr. Leonore Heiland, PhysikalischeTechnik/Informatik: Signalgewinnung, -übertragung und -auswertung von kör-perlichen Belastungsdaten im Arbeits-system, Franz Kirchner

Prof. Dr. Rigo Herold, Elektrotechnik, Ent-wicklung Datenbrille, Alina Puhl, PatrickNausch

Prof. Dr. Silke Heßberg und Prof. Dr. rer.nat. Hardy Müller, Textil- und Ledertech-nik, Entwicklung sensorintegrierter Texti-lien, Melanie Weber

Prof. Dr. Christoph Laroque, Wirtschafts-wissenschaften, Datenintegration, Daten-management, Datenanalyse und Visuali-sierung, Frank Otto

Prof. Dr.-Ing. habil. Christian-AndreasSchumann, Wirtschaftswissenschaften,App-Entwicklung, Mensch-Technik-Inter-aktion und User Interface, Julia Kauper

Prof. Jacob Strobel, Angewandte KunstSchneeberg, Zielgruppenorientiertes De-sign des mobilen Assistenzsystems, Mar-kus Weber

Die Nachwuchsforschergruppe wird füreinen Zeitraum von drei Jahren aus Mit-teln des Europäischen Sozialfonds (ESF)gefördert.

Textiltechnikern bei der Entwicklung des An-zugs umgesetzt wird. Ziel soll es sein, denMessanzug mit weiteren funktionalen Elemen-ten wie einem IT-Cap oder am Markt erhältli-chen Funktionssohlen zu erweitern, um nochmehr Messdaten des Probanden zu erhalten.

IT-Cap misst Bewegungsdaten

Um Bewegungsdaten des Nutzers erfassenzu können, wird parallel ein IT-Cap entwickelt.Es soll den „Greifraum“ des Nutzers erfassenund analysieren. Im Cap selbst wird die dafürnotwendige Elektronik versteckt und wie beieiner klassischen Datenbrille eine Kamera sowieein Display angebracht. Das Baukonzept ent-werfen Designer der Angewandten KunstSchneeberg. Die Datenbrillenentwicklung lie-fern die Wissenschaftler der Elektrotechnik.Erste Designentwürfe sind vorhanden. An derIntegration der Elektronik wird in den nächstenMonaten gearbeitet.

Entwicklungen für das Assistenzsystem

Die Wissenschaftlicher aus dem BereichWirtschaftsinformatik sind in ihrem Teilprojektfür die App-Entwicklung zuständig. Zurzeit ste-hen sie in engem Kontakt mit einem Klinikumund führen Gespräche mit Mitarbeitern derNotaufnahme. Für ihre Forschungsarbeit un-tersuchen sie, wie die Mitarbeiter bei hoher Be-

Optimierung des Arbeitsschutzes

Seit Juli 2017 arbeiten die Wissenschaftlerder Nachwuchsforschergruppe „midasKMU“an der Optimierung des Arbeitsschutzes undder Mitarbeitermobilität. Dafür entwickeln sieein Assistenzsystem zur Bewertung von Ar-beitsbeanspruchungen. Dieses besteht im We-sentlichen aus einem Messanzug, welcher diedafür erforderlichen Daten liefern soll. Vielevorhandene Trackingsysteme haben zu großeMessungenauigkeiten und ermöglichen nichtden Zugang zu Rohdaten. Detaillierte medizi-nische Auswertungen sind daher nur begrenztmöglich. Das neue System soll helfen, Strate-gien der Arbeitsgestaltung zu entwickeln undumzusetzen, so dass eine langfristige und schä-digungslose Ausführung der Tätigkeit möglichist. An der Realisierung dieser Aufgabe sindneben den Nachwuchswissenschaftlern achtProfessoren aus fünf Fakultäten beteiligt. JederFachbereich übernimmt ein eigenes Teilprojekt.So fließt Wissen aus den Bereichen Arbeitswis-senschaft, Wirtschaftsinformatik, Textiltechnik,Biomedizintechnik, Elektrotechnik und Pro-duktdesign ein. Die Ergebnisse daraus sind dieBausteine für das Gesamtkonzept des Assi-stenzsystems.

Erster Prototyp entwickelt

Der erste Prototyp des Assistenzsystems istfertig. Der Messanzug des Assistenzsystems„midas"ist ein Funktionsshirt, welches von denWissenschaftlern aus der Biomedizintechnikund dem Institut für Textil- und Ledertechnikentwickelt wurde. (Das erste Muster des An-zugs wurde im Beitrag „Cybersuit makes lifeeasier“ auf den Seiten 28 und 29 mit seinenvielfältigen Einsatzmöglichkeiten bereits vorge-stellt). Dieses ist auf den Arbeitsschutz spezia-lisiert und erfasst über Sensoren Daten wieHerzratenvariabilität (HRV) und Atemfrequenz.Das Anforderungsprofil für den Anzug defi-nierten die Wissenschaftler aus den BereichenBiomedizintechnik, Arbeitswissenschaften undTextil- und Ledertechnik. Sie erstellten ein La-stenheft hinsichtlich Messdesign, Tragekomfortund Bewegungsfreiraum, welches von den

31GESUNDHEIT UND MEDIZINTECHNIK

lastung unterstützt werden können. Mit denErgebnissen können beispielsweise Prozesseoptimiert und Arbeitsplätze gestaltet werden.

Partner liefern Messdaten

Das Projekt überzeugte viele Partner, diesich für die Projektergebnisse interessieren. Beiihnen sollen Mitarbeiter vermessen werden,um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten. DieUvex Winter Holding GmbH & Co. KG, welcheinnovative Produkte und Technologien zumSchutz des Menschen in Sport, Freizeit undBeruf vertreibt, die Berufsfeuerwehr Zwickauoder das Fraunhofer Institut für Fabrik und Au-tomatisierung Magdeburg sind neben weiterenUnternehmen, wissenschaftlichen Einrichtun-gen und Sozialpartnern Mitglieder im Projekt-beirat. Sie unterstützen das Team mitProbanden, Know-How und ihren Netzwer-ken. Im Oktober 2018 führt die Nachwuchs-forschergruppe bei der BerufsfeuerwehrZwickau erste Belastungstests in den Trainings-phasen der Feuerwehrmänner durch.

Der Messanzug, hier präsentiert von MelanieWeber und Franz Kirchner, erfasst Daten wieHerzratenvariabilität (HRV) und Atemfre-quenz.

Dieses IT-Cap soll den „Greifraum“ des Nut-zers erfassen und analysieren. Im Cap wird dieElektronik versteckt und eine Kamera sowieein Display angebracht.

Page 32: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Nachhaltigkeit und Neo-ÖkologieSustainability and Neo-Ecology

Forschungsprofil

research profile

Ökologisch verträgliche, sozial gerechte Innovationen und Strategien sowie wirtschaftlich

vrantwortungsvolles Handeln.

Ecologically compatible, socially fair innovations and strategies and economically responsible

action.

Page 33: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft
Page 34: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Immer weniger Schüler, Studierende und Ar-beitnehmer finden in der Mittagspause echteErholung in Mensa oder Kantine, weil es dortregelmäßig viel zu laut ist. So kann die Lärm-belästigung in Schulmensen bis zu vier Malhöher liegen als Normen es empfehlen. Dau-erhafter Lärm kann Gesundheitsschäden her-vorrufen und sich auf das Wohlbefindenauswirken. Nicht zu unterschätzen sind auchweniger laute Geräusche, welche ebenfalls zuBeeinträchtigungen führen können. Lärm mitniedrigerem Geräuschpegel, wie etwa in Groß-raumbüros und Arbeitsräumen reduziert unsereKonzentrations- und Leistungsfähigkeit und istauf Dauer gesundheitsschädigend. Auch wennsich der Mensch an einem bestimmten Ge-räuschpegel in seiner Umgebung akustisch ge-wöhnt hat, kann dieser unbewusst auf Körperund Psyche wirken.

Die Projektpartner

Wissenschaftler aus dem Institut für Textil-und Ledertechnik an der Fakultät Automobil-und Maschinenbau (AMB) und dem Institut fürKraftfahrzeugtechnik an der Fakultät Kraftfahr-

Textilien dämpfen Schall dynamisch

Dauerhafter Lärm kann gesundheitliche Schä-

den beim Menschen hervorrufen und sich auf

das körperliche, soziale und seelische Wohlbe-

finden auswirken. Wissenschaftler aus dem

Institut für Textil- und Ledertechnik und dem

Institut für Kraftfahrzeugtechnik haben sich

dieses Problems angenommen und entwickeln

gemeinsam mit Partnern aus Industrie und

Forschung ein dynamisches textiles System

zur Schallabsorption.

Philipp Thiem, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Textil- und Ledertechnik der Westsächsischen Hochschule Zwickau, bearbeitet einelastisches Doppelgewebe in den Hallen des Instituts. Das kleine Bild zeigt die beweglichen Dreieckselemente.

Page 35: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

35NACHHALTIGKEIT UND NEOÖKOLOGIE

zeugtechnik (KFT) der Westsächsischen Hoch-schule Zwickau (WHZ) haben sich dieses Pro-blems angenommen und entwickelngemeinsam mit dem Thüringischen Institut fürTextil- und Kunststoff- Forschung e.V. (TITK,Rudolstadt), der Firma Curt Bauer (Gewebe-hersteller, Aue) und der Firma Mexon GmbH(Automatisierungstechnik, Oelsnitz) ein dyna-misches textiles System zur Schallabsorption.Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter Phil-ipp Thiem (AMB) und Alexander Wollmann(KFT) bearbeiten das Forschungsprojekt für dieWHZ, welches von akustischer Seite durchProf. Wolfgang Foken und von textiler Seitedurch Prof. Silke Heßberg betreut wird.

Das Grundprinzip

Bisher am Markt erhältliche Systeme sind sta-tisch und reagieren nicht auf Akustikänderun-gen im Raum. So können statische Systemewie Platten aus Filzwolle oder Akustikschaumsowie textile Wand- und Deckensegel zwarSchall absorbieren, sie erzeugen aber immereine gleichbleibende Raumakustik. Ziel desProjektes ist es deshalb, die Raumakustik jenach Situation automatisch so zu ändern, dassGespräche verständlich bleiben und die Lärm-belastung gemindert wird. Interessant ist dasfür Räume, die vielfältig genutzt werden undzum Beispiel bei musikalischen Abendveran-staltungen eine andere Raumakustik benötigenals bei Vorträgen. Das System kann auch inMensen, Schulungs-, Tagungs- und Büroräu-men eingesetzt werden.

Physikalisch kann die Akustik in Räumendurch die Nachhallzeit beschrieben werden. Sie

ist proportional zum Raumvolumen und indi-rekt proportional zur äquivalenten Absorpti-onsfläche. Große Räume mit vielenreflektierenden Oberflächen haben somit einelange Nachhallzeit. Das Raumvolumen ist inder Regel konstant, für die Beeinflussung derNachhallzeit bleiben freie Oberflächen.

Wenn es gelingt, die aktuell gegebeneNachhallzeit zu erfassen und durch die Varia-tion akustisch wirksamer Flächen zu ändern,kann die Raumakustik gezielt beeinflusst wer-den. Als Stellgrößen wirken der Schallabsorp-tionsgrad und der Flächeninhalt der akustischwirksamen Oberflächen.

Der Prototyp

Der Prototyp zur Schallabsorption wurde imSommer 2018 fertiggestellt. Er misst aktuellzwei Mal einen Meter und wurde mit drehba-ren Dreieckselementen ausgestattet. Jede Seitedes Dreieckselements wurde mit verschiedenenMaterialien verkleidet. Die Stoffe haben unter-schiedliche Absorptionsgrade und können da-durch unterschiedlich auf die gegebenenRaumbedingungen reagieren. Neben Schaum-stoffen, Geweben und Vliesstoffen, verarbei-teten die Wissenschaftler auch ein schallhartesMaterial. Dieses reflektiert den Schall und er-höht dadurch die Nachhallzeit im Raum.

Die Vorüberlegungen zu den verwendba-ren akustisch wirksamen Materialien fandenmit dem TITK statt. Seitens des TITK wurde einMelamin basierter Feinstfaservliesstoff entwik-kelt und hergestellt, der bereits bei niedrigenFrequenzen Wirkung zeigt. Zudem wird einAkustikgewebe der Firma Curt Bauer genutzt.

Die Wissenschaftler

Alexander Wollmann hat 2017 sein Ma-sterstudium zum M. Sc. Automotive Engi-neering abgeschlossen. Er arbeitet seitMärz 2017 als Laboringenieur und wis-senschatlicher Mitarbeiter der FakultätKraftfahrzeugtechnik mit Spezialisierungim Bereich Akustik/Geräusch, Vibration,[email protected]

Diplomingenieur Philipp Thiem ist seit2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter amInstitut für Textil- und Ledertechnik undarbeitete in zahlreichen Forschungsprojek-ten mit Schwerpunkt auf technischen Tex-tilien (unter anderem Actor Wall,verstickbare Elektronik, Gewächshauskli-matisierung, Mauerentfeuchtung etc.,nachzulesen im Forschungsinformations-system unter https://fis.fh-zwickau.de/)

[email protected]

Damit sich diese Dreieckselemente automatischim Raum ausrichten können, wurde im Projektein Messsystem entwickelt und in den Proto-typen integriert. Die Firma Mexon GmbH ausOelsnitz übernahm die Konstruktion und dieelektrische Ansteuerung der Elemente. So kannsich die Absorberwand dynamisch auf sich ver-ändernde Raumgegebenheiten (zum Beispielvoller oder leerer Raum) einstellen, indem dieDreieckselemente bewegt und unterschiedlichausgerichtet werden.

Parallel dazu wurde ein Wand- bezie-hungsweise Deckensegel entwickelt, welchesdurch Veränderung der Absorptionsfläche dieNachhallzeit im Raum beeinflussen kann. Hier-für wurden spezielle Doppelgewebe mit flexi-blem Charakter der Firma Curt Bauer aus Aueentwickelt und eingesetzt.

Die akustische Wirksamkeit der entwickel-ten Materialien wurde zunächst im Hallrauman der Technischen Universität Chemnitz ge-messen und durch Messungen in einer selbstgebauten Alphakabine an der WHZ bestätigt.

Dynamic sound absorptionthrough textiles

Persistent noise can cause damage tohuman health and have an impact onphysical, social and psychological well-being. Scientists from the Institute of Tex-tile and Leather Technology and theInstitute of Automotive Technology havetackled this problem and, together withpartners from industry and research, aredeveloping a dynamic textile system forsound absorption. The aim of the projectis to automatically change the roomacoustics according to the situation in sucha way that conversations remain compre-hensible and noise pollution is reduced.

Zu sehen ist das Doppelgewebe, welches für die Herstellung des Deckensegels verwendet wird.

Beim Ziehen des Gewebes schließen sich die Luftkammern und die Fläche wird größer.

Page 36: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Der Bergbau brachte dem Erzgebirge nicht nurWohlstand, sondern dezimierte auch die einstüppigen Waldbestände auf gefährliche Weise.Hans Carl von Carlowitz (1645–1714), Ober-berghauptmann in Kursachsen, erkannte dieGefahr, die davon ausging. In seiner Sylvicul-tura Oeconomica notierte er 1713, dass ohne„eine continuierliche beständige und nachhal-tende Nutzung“ des Waldes, das Land in sei-nem Bestand gefährdet sei. Damit gilt er alsBegründer des Nachhaltigkeitsbegriffes. „Ingewisser Weise stehen die Unternehmen heutevor einer ähnlichen Situation. Doch statt anBäumen, fehlt es heute an Fachkräften“, sagtdie Professorin. Entsprechend hart wird um diebesten Köpfe gekämpft. Nachhaltiges Perso-nalmanagement könnte da eine Lösung sein.

„Nachhaltig arbeitet ein Unternehmen,wenn es ihm gelingt, ökologisch-verträglich,sozial-gerecht und ökonomisch-leistungsfähigzu agieren“, sagt Uta Kirschten. Schon in ihrerDiplomarbeit an der Freien Universität Berlinhat sich die Professorin mit den Konzepten derNachhaltigkeit intensiv auseinandergesetzt.Seinerzeit ging es um die gesellschaftliche Ver-antwortung der deutschen Papier- und Zell-stoffindustrie. Während ihrer Promotion an derFreien Universität Berlin und der Tätigkeit alsPostdoktorandin am Umweltforschungszen-trum Leipzig-Halle in Leipzig vertiefte sie ihre

Personalmanagement für die Zukunft

Unternehmenserfolg wird heute nicht mehr nur

von wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, sondern

zunehmend auch von ökologischer Verträglich-

keit und sozialer Gerechtigkeit bestimmt. Prof.

Dr. Uta Kirschten, Professorin für Allgemeine

Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt

Personalmanagement, hat die drei Komponen-

ten in Verbindung mit der in allen Unternehmen

notwendigen Innovationskompetenz jetzt unter

dem Begriff „Nachhaltiges Personalmanage-

ment“ zusammengefasst. In Sachen Nachhaltig-

keit sieht sie dabei durchaus Verbindungen zu

einem anderen bekannten Sachsen.

Die Zeiten, in denen die Arbeitskraft des Menschen in riesigen Fabriken ausgebeutet wurde, sind zumindest in den westlichen Industrienationenvorbei. Doch bis sich die Ideen des Nachhaltigen Personalmanagements auch hierzulande durchgesetzt haben, wird noch ein bisschen Zeit vergehen.Die Zwickauer Personalmanagement-Professorin Uta Kirschten hat mit einem neuen Buch zumindest schon eine wichtige Grundlage gelegt.

Page 37: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

ökonomische und inspirierend gestaltete Ar-beitsbedingungen zu erhalten und zu fördern,sie in ihren aufgabenbezogenen und nachhal-tigkeitsorientierten Arbeitsbereichen weiter zuentwickeln und bei einer Personalüberdeckungauch wieder sozial verträglich abzubauen.“

Nachhaltigkeit aus regionaler und globaler Perspektive

In einer globalisierten Wirtschaftsweltmuss man das Nachhaltige Personalmanage-ment natürlich auch in einer globalisierten Per-spektive betrachten, als Professorin einerFachhochschule richtet Uta Kirschten ihrenBlick aber auch in die Region. „Ich hatte in derVergangenheit viele Gelegenheiten zuschauen, wie die Unternehmen hier mit demThema umgehen. Viele stehen noch ganz amAnfang, aber es beginnt ein Umdenken“, sagtsie. So erwarten immer mehr Großunterneh-men von ihren Zulieferern, dass die Produkteökologisch verträglich hergestellt werden. Ver-brauchern wird es ebenfalls immer wichtiger,dass die neu hergestellten Produkte ökologischund gesundheitlich verträglich sind. „So kön-nen die Kosten einer ökologisch verträglichenund sozial gerechten Leistungserstellung durcheine höhere Kundennachfrage mehr als ausge-glichen werden“, sagt die Professorin.

Uta Kirschten glaubt, dass der Fachkräfte-mangel dem Nachhaltigkeitsgedanken in dieHände spielt, vor allem auch in Westsachsen.Denn mit den höheren Gehältern in den altenBundesländern können viele Unternehmenhierzulande nicht konkurrieren. „Aber sie kön-nen mit attraktiven Arbeitsbedingungen etwasfür die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tunoder dafür sorgen, dass Männer und Frauen fürdie gleiche Arbeit auch gleich bezahlt werden.Auch das Innovationspotenzial der sächsischenUnternehmen ist hoch und macht sie attraktivfür die Mitarbeiter. Und sie können auf die tolleNatur verweisen, die es hier gibt und damit aufdie hohe Lebensqualität der Region. All diessind Punkte der Nachhaltigkeit“, so die Profes-sorin. Allerdings braucht es immer jemandenim Unternehmen, der sich das Thema Nachhal-tigkeit auf die Fahne geschrieben hat.

37NACHHALTIGKEIT UND NEOÖKOLOGIE

Die Wissenschaftlerin

Prof. Dr. Uta Kirschten, Jahrgang 1965,studierte Betriebswirtschaftslehre an derFreien Universität Berlin, wo sie auch pro-movierte. Von 1997 bis 2000 war sie Post-doctorandin am Umweltforschungszen-trum Leipzig-Halle in Leipzig und von 2000bis 2006 freiberuflich in Forschung, Lehreund Unternehmensberatung tätig. Von2007 bis 2013 war sie Professorin fürHuman Resource Management an der pri-vaten AKAD Hochschule Leipzig. Seit April2013 ist sie Professorin für Allgemeine Be-triebswirtschaftslehre, insbesondere Perso-nalmanagement an der WestsächsischenHochschule Zwickau. Ihre Fach- und For-schungsschwerpunkte lauten Vereinbarkeitvon Arbeit, Familie und Privatleben (Work-Life-Balance), Frauen und Führung, Nach-haltiges Personalmanagement, Lebenszyk-lusorientiertes Personalmanagement, Wis-sensmanagement, Innovation und Perso-nalmanagement.

Sustainable human resources manage-ment

Today, corporate success is no longer de-termined only by economic performance,but increasingly also by ecological compa-tibility and social justice. Prof. Dr. UtaKirschten, Professor of General BusinessAdministration with a focus on Human Re-sources, has now summarised the threecomponents under the term „SustainableHuman Resources Management”. In anew book she presents her concept com-prehensively to practitioners, scientists andstudents. There have only been a few pu-blications on this topic so far; additionally,sustainability in „sustainable human re-sources management” is usually misinter-preted as strategic sustainability and per-manence of human resources manage-ment. For this reason, Prof. Dr. Uta Kirsch-ten explicitly focuses on ecological, econo-mic and social concerns and areas of actionin her model.

Forschungen zur Nachhaltigkeit. Die Erkennt-nisse ihrer Forschungen hat sie im vergangenenJahr im Buch „Nachhaltiges Personalmanage-ment – Aktuelle Konzepte, Innovationen undUnternehmensentwicklung" zusammenge-fasst. „Ich habe dabei aber immer interdiszipli-när gearbeitet und bin so auch zumPersonalmanagement gekommen, denn essind ja in der Regel die Mitarbeiter, die han-deln“, sagt Uta Kirschten. Das Wissen der Mit-arbeiter, aber auch ihre Entscheidungen und ihrHandeln, beeinflussen maßgeblich das ökolo-gische, ökonomische und soziale Unterneh-menshandeln. „Damit sind die Mitarbeiterzentrale Akteure einer nachhaltigen Unterneh-menstätigkeit“, schreibt Uta Kirschten im Vor-wort ihres Buches. Ziel eines nachhaltigenPersonalmanagements sei es daher, „zukunfts-orientierte, ökologisch, ökonomisch und sozialengagierte, innovative und verantwortungsbe-wusst handelnde Mitarbeiter zu gewinnen, ihreLeistungsfähigkeit durch soziale, ökologische,

Die von Prof. Dr. Uta Kirschten entwickelte Übersicht zeigt die vielfältigen Faktoren, die Einflussauf ein Nachhaltiges Personalmanagement nehmen.

Das Buch

Ausgangspunkt des Buches ist eine Aus-einandersetzung mit der Bedeutung vonUnternehmen und Personalmanagementsowie der Entwicklung eines Leitbildes.Ausführlich beschäftigt sich die Autorinmit den Kompetenzbereichen eines nach-haltigen und zukunftsfähigen Personalma-nagements. Das Buch „NachhaltigesPersonalmanagement“ (ISBN: 978-3-8252-8669-9) kostet 39,99 Euro.

Page 38: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Stipendium für Entwurfskonzept

Promovendin Susanne Schmidt arbeitet seit Julian einem neuen Transferkonzept für Zwickau,welches die Wissenschaft in der Stadt dauer-haft sichtbar machen soll. Ähnlich der „Phäno-menta“ in Flensburg oder dem „Universum“in Bremen, soll ein Präsentationsraum für For-schungsergebnisse entstehen. In diesem sollenExperimente, Exponate und Demonstratorenmit Bezug zur Hochschule und ihren For-schungsfeldern ausgestellt und erlebbar wer-den. Dadurch werden Forschungsergebnisseund wissenschaftliche Erkenntnisse der Gesell-schaft dauerhalt zugänglich gemacht. Die Be-arbeitung des Themas wird sie in zwei Bereicheaufteilen. Neben der Analyse vorhandener For-schungsergebnisse in Bezug auf deren Verwer-tungsmöglichkeiten wird Susanne Schmidtunter Berücksichtigung verschiedener Interes-sensgruppen an einem architektonischen Ent-wurfskonzept für Zwickau arbeiten. Mit dieserZweiteilung im Vorgehen überzeugte sie dieHochschulleitung, welche sie über das ProjektSaxony5 mit einem Stipendium für drei Jahrefördert.

Erlebniswelt Forschung für Zwickau

Hochschulen beschäftigen sich zunehmend mit

der Frage, wie sie die Wissenschaft stärker mit

Wirtschaft und Gesellschaft vernetzen können

und entwickeln neue Formate und Konzepte. Ei-

nige Hochschulstädte haben „Häuser der Wis-

senschaft“ als Orte der Wissensvernetzung

etabliert oder errichteten eine „Erlebniswelt For-

schung“ mit Mitmach-Experimenten oder Aus-

stellungen. Die Westsächsische Hochschule

Zwickau (WHZ) etablierte mit der Langen Nacht

der Technik ein für den Hochschulstandort

neues Veranstaltungsformat. Nun arbeitet eine

Promovendin an einem völlig neuen Transfer-

konzept für die Stadt.

Durch Veranstaltungen wie die jährliche Lange Nacht der Technik gelingt es der WHZ bereits erfolgreich in einen direkten Dialog mit der Gesell-schaft zu treten. Eine Promovendin untersucht jetzt, wie Forschungsergebnisse auf innovativen Wegen zugänglich gemacht werden können.

Page 39: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Unterstützung der Stadt

Der Startschuss erfolgte im Juli. Erste Gesprä-che mit Zwickaus Oberbürgermeisterin Pia Fin-

deiß, dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobi-lien- und Baumanagement (SIB) und der WHZerfolgten bereits. Auch wenn es sich zunächstum ein Architektonisches Entwurfskonzepthandelt, ist der Rückhalt der Stadt Zwickau fürdas Projekt sehr wichtig, welche unter anderemGrundrisse für Planungsentwürfe zur Verfü-gung stellen kann. Für weitere Inspirationensollen Besuche bei bereits bestehenden „Häu-sern der Wissenschaft“ sorgen. „Denkbar istauch eine Kombination von Ausstellungs- undVeranstaltungsraum mit einem CoWorkingSpace für die Vernetzung von Wissenschaftlernund regionaler Wirtschaft. Des Weiteren sollenvisuelle Elemente im innerstädtischen Außen-raum auf die Forschung verweisen“, erklärtSchmidt. „Dafür sind viele Vorarbeiten, Ge-spräche und Analysen notwendig, um fürZwickau und die verschiedenen Interessen-gruppen das passende Konzept zu entwerfen.“Die Dokumentation der Ergebnisse erfolgt inForm einer Dissertation.

Mehrwert für Stadt und Hochschule

Durch die ganzheitliche Betrachtung der Mög-lichkeiten zur Präsentation der Forschung wer-den neue Kommunikationsebenen erschlossen.Der wissenschaftliche und gesellschaftlicheMehrwert für die Hochschule erschließt sichunter anderem aus der Weitergabe von Wis-sen, der Stärkung des HochschulstandortsZwickau durch Erhöhung der Akzeptanz vonWissenschaft in der Gesellschaft, welche per-spektivisch mehr Studierende und Besucher

Die Wissenschaftlerin

Susanne Schmidt ist Absolventin des Ma-sterstudiums Architektur und arbeitet seit2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin inverschiedenen Forschungsprojekten sowiein der Lehre am Institut für Textil- und Le-dertechnik. Zu ihren Schwerpunkten zählenTextile Architektur und intelligente Mate-rialien. [email protected]

nach Zwickau locken könnte, und Synergienmit anderen Hochschulen.

Förderung durch Saxony5

Das Stipendium für Susanne Schmidt wird überdas Projekt Saxony5 – Smart University Grid derfünf sächsischen Fachhochschulen Zwickau,Zittau, Mittweida, Dresden, und Leipzig finan-ziert. Jede der Hochschulen stellt dabei für dreiJahre Transfer-Stipendien zur Verfügung. DerTransferverbund Saxony5 existiert seit dem1. Januar 2018 und wird im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ ge-fördert. Fördermittelgeber sind das Bundes-ministerium für Bildung und Forschung (BMBF)sowie das Sächsische Staatsministerium fürWissenschaft und Kunst (SMWK). Die Stipen-diatin wird sich im Rahmen ihrer Arbeit mit denanderen sächsischen Fachhochschulen austau-schen und mögliche Synergien erarbeiten.

Research as a world of experience forZwickau

Since July, doctoral student SusanneSchmidt has been working on a new trans-fer concept for Zwickau that will make sci-ence permanently visible in the city. Similarto the “Phänomenta” in Flensburg or the“Universum” in Bremen, a structural de-sign concept is to be created that offers apresentation space for research results.

In this presentation space, experi-ments, exhibits and demonstrators relatedto the university and its research fields willbe exhibited and experienced. This willmake research results and scientific fin-dings permanently accessible to society.She will divide her work on the topic intotwo areas. In addition to analysing existingresearch results and their potential for ex-ploitation, Susanne Schmidt will work onan architectural design concept forZwickau under consideration of various in-terest groups. With this concept she im-pressed the university management, whichis supporting her with a scholarship forthree years.

39TRANSFER

Die Erlebniswelt Forschung soll durch die Vermittlung wissenschaftlicher Grundlagen, das An-gebot einfacher Mitmach-Experimente oder der Ausstellung von Exponaten den Dialog zwischenHochschule und Gesellschaft anregen.

Susanne Schmidt bei ihren Recherchen in derZwickauer Innenstadt.

Bei der Langen Nacht der Technik können Be-sucher in die Welt der Wissenschaft blicken.

Page 40: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Der neue Forschungspavillon der WHZ istein innovatives Instrument, mit dem die Hoch-schule in Zukunft noch stärker mit der Gesell-schaft in den Dialog treten möchte. Dabeiwurde ein Pavillon als Blickfang, Schattenspen-der oder Regenschutz bei Outdoor-Veranstal-tungen gewählt. Eigentlich nichts Außer-gewöhnliches, jedoch dient dieser als einfachesflexibles und transportables Labor, welches mitdiversen Experimenten und Exponaten be-stückt werden kann.

18 Quadratmeter Forschungsfläche

Die jährliche Lange Nacht der Technik ander WHZ lockt durch ihr Format und die Öff-nung der Labore viele Besucher – jedoch bishernur einmal im Jahr. Hier setzt das Konzept desPavillons an. Ziel ist es, das Erfolgskonzept auf-zugreifen und Forschung auch zu anderen öf-fentlichkeitswirksamen Veranstaltungen derWHZ erlebbar und greifbar zu machen.

Auf 18 Quadratmetern wird geforscht, er-klärt, angeschaut und gestaunt. Der For-

Neuer Forschungspavillon begeistert

Die Westsächsische Hochschule Zwickau baut ihr

Forschungsmarketing immer weiter aus. Neben

dem Konzept zur Erlebniswelt Forschung

entwickelten Mitarbeiter der Hochschule

gemeinsam einen Forschungspavillon für den

Einsatz auf verschiedenen öffentlichen

Veranstaltungen.

Die WHZ-Mitarbeiter Karina Kuhnert, Dr. Jörg Winterfeld, Susann Pilath, Silke Dinger und Ina Huke (v. l.) bauten erstmalig im April gemeinsamden Pavillon auf. Inzwischen wurde für das mobile Labor eine vielseitige Experimentier-Ausstattung angeschafft.

Page 41: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

schungspavillon kann zu Veranstaltungen so-wohl im Außen- als auch im Innenbereich auf-gebaut werden. Durch die mitForschungssymbolen und Schlagwörtern be-druckten Wände ist er sehr gut für Besuchersichtbar. Experimente und Demonstratorenwerden im Pavillon auf höhenverstellbaren Ti-schen platziert. Stapelbare Kunststoffhockersymbolisieren den Laborcharakter und bietendie Möglichkeit bei Bedarf Sitzplätze für die Be-sucher anzubieten, um gegebenenfalls kleinereExperimente durchzuführen. Angedacht istdarüber hinaus die Ergänzung durch einen Mo-nitor, welcher Kurzfilme aus der Forschung zei-gen oder Bilder aus dem Mikroskop übertragenkann.

Ziel: Mehr Akzeptanz von Forschungin der Gesellschaft

Im Fokus stehen die Forschungsfelder derWHZ. Ziel ist es, mit den ausgestellten Demon-stratoren, Exponaten und Experimenten dieGesellschaft zu adressieren und mit ihnen inden Dialog zu treten, um eine höhere Akzep-tanz von Forschung in der Gesellschaft zu er-reichen. Deshalb ist die Ausstattung desPavillons modular aufgebaut und bietet ver-schiedene Exponate beziehungsweise Experi-mente für unterschiedliche Zielgruppen vonjung bis alt an. Dies ermöglicht es, den Pavillonzu verschiedenen Veranstaltungen einzusetzen.

Ansprechpartnerin Forschungspavillon

Karina Kuhnert arbeitet im Bereich Kom-munikation und Marketing an der West-sächsischen Hochschule Zwickau. Zu ihrenHauptaufgaben gehören unter anderemdie Zusammenarbeit mit Schulen und Bil-dungsträgern, die Studienwerbung undOrganisation von Veranstaltungen. Inter-essierte können ihre Anfragen zum For-schungspavillon gern an die folgendeE-Mail-Adresse schicken:

[email protected]

Neben den klassischen Campusfesten oderTechniknächten ist der Einsatz zu Stadtfesten,in Schulen oder auch zu Unternehmensfestenmöglich. Die Ausstattung des Pavillons wurdezum Teil durch das Projekt Saxony5 gefördert.

New research pavilion inspires

In addition to the ,research as a world ofexperience’ concept, university employeesjointly developed a research pavilion foruse at various public events. This is essen-tially a new tool to increase the dialoguebetween the university and the generalpublic. A pavilion was chosen as an eye-catcher, shade or rain cover for outdoorevents. Pavilions themselves are nothingunusual, but this one serves as a simple,flexible and transportable laboratory,which can be equipped with various ex-periments and exhibits. On 18 m², scien-tists and the public can research, explain,look and marvel. The research pavilion canbe erected for both outdoor and indoorevents. The walls printed with researchsymbols and keywords make it very visibleto visitors. Experiments and demonstratorswill be placed in the pavilion on height-adjustable tables. Stackable plastic stoolssymbolize the laboratory character andmake it possible to provide seating for thevisitors if required, for instance in order tocarry out smaller experiments. A monitor,which can show short films from researchor transfer images from the microscope, isalso planned.

41TRANSFER

Kinder konnten erstmalig im April im Forschungspavillon experimentieren und erhielten Kenntnisse über einfache wissenschaftliche Grundlagen.Über diesen Weg erhofft man sich einen leichteren Zugang zur Wissenschaft für Kinder und Jugendliche.

Page 42: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Welche Motivation hatten Sie, diese neueHerausforderung anzunehmen?Matthias Richter: 80 Prozent der Forschungs-projekte meiner Arbeitsgruppe laufen über dasFTZ. Deshalb wollte ich die Verantwortung an-nehmen, wenn ein Generationenwechsel an-steht. Ich sehe eine Zukunft in diesem Vereinund bin davon überzeugt, dass das FTZ als ef-fiziente und zukunftsorientierte Einheit steht,in der Projekte durchgeführt werden können. Mirko Bodach: Das Erfolgskonzept des FTZ hatsich 23 Jahre bewährt. Mein Wunsch ist es,dies in ähnlicher Art und Weise weiterzuführen.

Welche Erfahrungen, die Sie in der Wirtschaftgesammelt haben, helfen Ihnen jetzt bei die-ser neuen Aufgabe? Bodach: Meine langjährigen Erfahrungen imBereich der Projektakquise, das Zusammenfüh-ren von Entscheidungsträgern oder auch be-stehende Netzwerke können mir jetztbesonders hilfreich sein. Darüber hinaus habenwir beide in den vergangenen Jahren mehrere

Die Zukunft elektrisch gestalten

Nach 23 Jahren als Vorstandsvorsitzender und

wissenschaftlicher Direktor des Forschungs- und

Transferzentrums e.V. (FTZ) hat Professor Cor-

nel Stan den Staffelstab an Prof. Dr.-Ing. Mat-

thias Richter übergeben. Prof. Dr.-Ing. Mirko

Bodach ist der neue stellvertretende Geschäfts-

führer. Beide haben seit 2007 eine Professur an

der Fakultät Elektrotechnik der WHZ und gehö-

ren zu den forschungsstärksten Professoren der

Hochschule. Professor Cornel Stan wird als Eh-

renvorsitzender auch in Zukunft der Einrichtung

verbunden bleiben.

Blick in das Zentrum für Kraftfahrzeugelektronik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau.

Page 43: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

43TRANSFER

Millionen Forschungsmittel mit unseren Mitar-beitern erwirtschaftet.Richter: Ich denke nach zwölf Jahren Industrie-erfahrung kann ich mich gut in die Projektpart-ner hineindenken. Ein Perspektivwechsel fälltmir daher nicht schwer.

Nach 23 Jahren ein Wechsel in der Geschäfts-führung: Das ist auch die Chance für neueIdeen. Welche neuen Akzente wollen Sie beidesetzen oder bleibt zunächst alles wie gehabt?Richter: Die Chance auf etwas Neues darf mannicht immer mit etwas „Alten Schlechtem“verknüpfen. Fakt ist, die Kontinuität des FTZhat sich bewährt. Der Fokus liegt auch weiter-hin auf der Automobilindustrie, mit der Über-gabe an uns aus dem Fachbereich Elektro-technik gestaltet sich die Zukunft eher elek-trisch. Dennoch wollen wir uns vorbehalten,die Projektausrichtung den Professoren zuüberlassen. Wir werden auf jeden Fall mit derWHZ gemeinsam den Wissenstransfer mit Hilfeneuer Medien weiter ausbauen und den Be-reich Weiterbildung vor allem in der Elektro-mobilität vorantreiben. Jeder ist herzlicheingeladen mitzumachen.

Wo genau liegen die bisherigen Tätigkeits-schwerpunkte des FTZ? Wollen Sie diese inZukunft weiter ausbauen?Bodach: Die Schwerpunkte des FTZ liegen aufForschung, Transfer und Nachwuchsförderung.Wir zeichnen uns durch eine fächerübergrei-fende Zusammenarbeit von Professoren ausder Elektrotechnik, Kraftfahrzeugtechnik, Au-tomobil- und Maschinenbau sowie den Wirt-schaftswissenschaften aus. Unsere Forschungs-felder werden durch die forschenden Professo-ren mit Ihren Teams definiert. Diese sind durchdie weiteren an der WHZ vorhandenen Fach-kompetenzen erweiterbar, weil sich jeder WHZProfessor einbringen kann. Richter: Zudem organisieren wir auch wissen-schaftliche Tagungen und bieten eine wissen-schaftliche Plattform für Wissenschaftlerweltweit zum Nutzen der regionalen Weiter-entwicklung. Ausbauen wollen wir den Wis-senstransfer in Form von Weiterbildungeninsbesondere für die regionale Wirtschaft.

Die Zukunft fährt elektrisch. Welchen Anteilkönnte das FTZ daran haben?Richter: Das FTZ möchte die Herausforderungannehmen die Region zu einem Zentrum fürElektromobilität zu entwickeln und konzentriertsich auf die Schwerpunkte Fahrzeug und Infra-struktur, Forschung, Transfer beziehungsweiseWeiterbildung.

Spielt die Digitalisierung für das FTZ eineRolle?Richter: Ja ganz klar. Dies schlägt sich zumeinen in unseren Projekten nieder, in welchenwir beispielsweise untersuchen, wie Fahrzeugemit ihrer Umgebung kommunizieren und wiediese Daten innerhalb des Fahrzeuges für Kun-denfunktionen übertragen werden können. Esgibt zahlreiche Möglichkeiten im Bereich derDigitalisierung Forschungsprojekte abzubilden.Wir wollen aber zukünftig auch auf digitalemWeg sichtbarer werden.

Das Forschungs- und Transferzentrum

Das Forschungs- und Transferzentrum(FTZ) ist ein wirtschaftlich eigenständigerVerein, der über einen Kooperationsver-trag eng mit der WHZ verknüpft und zumbeiderseitigen Nutzen ausgerichtet ist. Derneue, im Dezember vergangenen Jahresgewählte Vorstand, sieht das FTZ als Er-gänzung zur WHZ. Die Hochschule imAuftrag des öffentlichen Dienstes mitFokus auf Forschungsförderung von Bund,Länder und EU, wird ergänzt um eine For-schungseinrichtung, die die Schnittstellezur Industrie darstellt und Industriepro-jekte sehr gut adaptieren kann. Die Ein-nahmen des Vereins kommen wiederumder Hochschule zu Gute, indem unter an-derem neueste Forschungsinfrastrukturfür Praktika und Lehrausbildung bereitge-stellt wird oder Studenten innerhalb desDeutschlandstipendiums wissenschaftlichgefördert werden können. Der Vereinkann wiederum auf Strukturen der WHZzurückgreifen. Eine „WIN-WIN“-Situa-tion, die sich bewährt hat.Zu den wichtigsten Partnern des FTZ ge-hören alle Original Equipment Manufactu-rer (OEM) der Automobilindustrie, alledeutschen Automobilhersteller und Zulie-ferer und Unternehmen der Halbleiterin-dustrie, außerdem Unternehmen aus derEnergietechnik und Elektrotechnik sowieaus dem Bereich Maschinen- und Anla-genbau.

Prof. Dr.-Ing. Mirko Bodach, der stellver-tretende Geschäftsführer des Forschungs-und Transferzentrums, erhielt 2007 eineProfessur für Elektrische Energietechnikund Regenerative Energien an der WHZ.Der junge Professor ist zudem seit JahrenInhaber und Geschäftsführer eines eigenenIngenieurbüros und hat Erfahrungen miteiner Vielzahl wissenschaftlicher Projekte.Geht es beispielsweise um Superkonden-satoren, Energiespeichersysteme oderEnergieversorgungsnetze ist Bodach mitseinem Team von mehr als 10 Ingenieurender richtige Ansprechpartner. Im ubineumbesitzt er seit 2018 ebenfalls Labore undist Verfechter einer „All Electric Society“[email protected]

The Forschungs- und Transferzentrum

The Forschungs- und Transferzentrum(FTZ e.V.) is an economically independentassociation that is closely linked to theWestsächsische Hochschule Zwickau -University of Applied Sciences (WHZ)through a cooperation agreement and isoriented towards mutual benefit. The re-search facility complements the Westsäch-sische Hochschule Zwickau - University ofApplied Sciences and provides the inter-face to industry. The FTZ focuses on re-search, transfer and the promotion ofyoung researchers. In the future, furthertraining courses, especially for the regionaleconomy, are also to be expanded. The in-come of the association benefits the uni-versity by providing the latest researchinfrastructure for internships and appren-ticeship training. In turn, the associationcan use the structures of the WHZ. A„WIN-WIN“ situation that has proved asuccess. The most important customers in-clude all OEMs of the automotive indu-stry, all German automotive manu-facturers and suppliers, companies in thesemiconductor industry, energy techno-logy and electrical engineering sector aswell as in mechanical and plant enginee-ring.

Forschen mit dem FTZ

Sie sind Geschäftsführer oder Unterneh-mer und benötigen bei einem Forschungs-projekt Unterstützung? Sprechen Sie dasTeam des Forschungs- und Transferzen-trums gern an. Telefonisch sind die Mitar-beiter unter 0375/536 1600 erreichbar.

Die Wissenschaftler

Prof. Dr.-Ing. Matthias Richter ist seit De-zember 2017 neuer Vorstandsvorsitzenderund wissenschaftlicher Direktor des For-schungs- und Transferzentrums. Der ge-bürtige Zwickauer brachte seineErfahrungen in führenden Positionen unteranderem bei Siemens, Opel, Audi und zu-letzt als Prorektor für Forschung in die Ge-schäftsführung des Vereins ein. An derWestsächsischen Hochschule Zwickau ister seit 2007 Professor für Nachrichtentech-nik und Elektromagnetische Verträglich-keit. Mit seinem Team von mehr als zehnWissenschaftlern ermöglichte er der WHZsowie dem FTZ eine sehr gute Forschungs-ausstattung wie beispielsweise das Zen-trum für Kraftfahrzeugelektronik.

[email protected]

Page 44: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Herr Herzog, Sie und Ihr Team haben sich2011 mithilfe eines Gründerstipendiums desEuropäischen Sozialfonds (ESF) aus der WHZmit der Firma HERMS Technologies ausge-gründet. Bereits zwei Jahre später gründetedas Team HERMS die Pendix GmbH. Nun sindSie Geschäftsführer von zwei Firmen. Wiemeistern Sie das?Beide Unternehmen entwickeln sich sehr gut.Das ist natürlich eine Freude, aber andererseitsauch eine Herausforderung für uns als Füh-rungspersonal. Wir sind aber jeweils zu zweit.Das heißt, es gibt einen technischen und einenkaufmännischen Geschäftsführer, wobei ichden kaufmännischen Part besetze. DerSchwerpunkt unserer Arbeit hat sich aber auchdeutlich in Richtung Pendix verschoben, dennes gibt einfach so viel bessere Marktchancenfür unseren Fahrradantrieb.

Einer für alle Fahrradtypen

Die Pendix GmbH wurde im Jahr 2013 von

einem sechsköpfigen Team gegründet und ist

bis heute eine der erfolgreichsten Ausgründun-

gen der Westsächsischen Hochschule Zwickau

(WHZ), die ihren Standort in Zwickau haben.

Thomas Herzog, der kaufmännische Geschäfts-

führer, berichtet im Interview über das junge

Unternehmen.

Die Gründungsidee der Zwickauer: ein intuitiver und einfach zu bedienender E-Antrieb für Fahrräder.

Page 45: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

45TRANSFER

Welche Rolle spielten für die GründungStipendien beziehungsweise Netzwerke?Wir hatten bei beiden Gründungen große Un-terstützung. 2011 mit HERMS technologieswar uns das Saxeed-Gründungsnetzwerk be-hilflich und wir erhielten in der Vorbereitungdas Exist- und eben das ESF-Gründerstipen-dium. Die Bereitschaft seitens der Hochschule,uns zu helfen, war sehr groß, obwohl dieganze Infrastruktur für Gründungsteams ander Hochschule damals noch in den Kinder-schuhen steckte. Bei der Pendix-Gründungwurden wir tatkräftig unterstützt durch denTechnologiegründerfonds Sachsen, die Mittel-ständische Beteiligungsgesellschaft Sachsenund einen privaten Investor. Wir hatten aberauch schon Kontakte zu etablierten Unterneh-mern, die uns mit Rat und Tat zur Seite stan-den.

Hätten Sie und Ihr Team sich auch ohne dasESF-Gründerstipendium ausgegründet?Wir hatten eine sehr klare Vorstellung davon,was wir nach dem Studium an der WHZ errei-chen wollten. Wir waren hundertprozentigvom Auto überzeugt und wollten uns mit un-serem eigenen Unternehmen auf dem interna-tionalen Markt durchsetzen. Dafür hätten wirauf jeden Fall einen Weg gefunden, aber dieUnterstützung der Hochschule war sehr wich-tig und uns überaus willkommen.

HERMS technologies spezialisierte sich aufdie Entwicklung von Elektromotoren, Steuer-geräten und Fahrzeugprototypen und wirbtmit Individuallösungen für seine Kunden.War der e-Bike-Motor von Pendix so eineIndividuallösung oder wie kam die Idee dazu?Der Pendix eDrive ist eher eine Universallö-sung. Mit unserem Antrieb kann so gut wiejeder sein Fahrrad nachrüsten, vom Mountain-biker bis hin zum Senioren. Die Idee kam unsaber 2012 bei HERMS, als wir den Auftrag er-hielten, einen Motor fürs Fahrrad zu ent-wickeln. Dieser hatte konzeptionell nichts mitPendix zu tun, hat uns aber für das ThemaElektrofahrrad begeistert. Aus einem erstenKonzept wurde 2013 dann eine Gründungs-idee, ein intuitiver und einfach zu bedienenderE-Antrieb für Fahrräder.

Wie entstand der Name Pendix?In dem Namen klingt eine unserer wichtigstenZielgruppen an, die Pendler. Der Pendix eDriveist geradezu ideal für sie. Morgens auf demWeg zur Arbeit kann man sich ein wenig an-schieben lassen, um dann nicht verschwitzt imBüro anzukommen und gleichzeitig gesund,flexibel und umweltschonend unterwegs zusein. Und auf dem Rückweg kann sich jeder sosehr fordern, wie er will, und ohne E-Unter-stützung ein abendliches Workout einlegen.

Inzwischen vertreiben Sie Ihren e-Motor invielen europäischen Ländern. Ist ein weltwei-ter Vertrieb angedacht?Zunächst wollen wir Pendix in Deutschlandund Europa weiter etablieren, bevor eine wei-tere Internationalisierung auf dem Plan steht.2017 haben wir unseren Umsatz verdreifacht

und ein Drittel davon bereits im Ausland er-wirtschaftet. Sehr wichtig war dabei derMarkteintritt in Norwegen und in den Nieder-landen im vergangenen Jahr. Mittlerweile sindwir mit Pendix in zehn Ländern vertreten, dasist schon mal eine Hausnummer. Das wollenwir sichern und ausbauen, zum Beispiel indemwir mit den bestehenden Partnern eigene Pen-dix-Strukturen in Service und Vertrieb auf-bauen. Auch in Europa stehen uns noch vieleMärkte offen, die noch ganz am Anfang desPedelec-Booms stehen.

Sie haben sich in Zwickau niedergelassen. MitIhrem Sitz in der Schneeberger Straße genie-ßen Sie immer noch Nähe zur WHZ. Wie hilf-reich ist das, wie sieht die Zusammenarbeitaus und was wünschen Sie sich von derHochschule?Wir haben von Anfang an die Nähe zur WHZgesucht. Unser gesamtes Gründerteam ist jamit der Hochschule verbunden und wir wis-sen, was wir hier in Zwickau an ihr haben. Wirhaben schon viele Absolventen aus den ver-schiedensten Studienrichtungen eingestellt,Fachkräftemangel gibt es bei uns nicht.

Was kann die Hochschule tun, um ein besse-res Gründungsklima am Standort zu schaffen?Was vermissen Sie?Gründerklima entsteht aus dem Wunsch nachInnovation, dazu muss die Innovation sich vorallem in den Studiengängen, außeruniversitä-ren Aktivitäten und Forschungsmöglichkeitenwiederfinden um die kreativen Kräfte aktiv an-zuziehen. Für uns war das Formula StudentTeam damals ein Magnet, um eigenständig aninteressanten Innovationen zu arbeiten. Seit-dem ist viel passiert und die Anforderungender Studenten sind vielfältiger und schnelllebi-ger geworden. Auch die Pflege der Alumnisspielt eine zentrale Rolle, das haben einigeHochschulen erkannt und nutzen diese aktivals Geldgeber und Förderer für Gründer undStudieninteressenten.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen die beidenUnternehmen aktuell? Und wie hoch ist derAnteil an Absolventen und Praktikanten derWHZ? Bei Pendix beschäftigen wir aktuell mehr als40 Mitarbeiter, hier haben wir 30 Prozent zu-gelegt im vergangenen Jahr. Bei HERMS sindes sechs Mitarbeiter. Davon sind immerhin21 Absolventen der WHZ und wir freuen unsüber jeden weiteren, der dazu kommt.

Was würden Sie Absolventen an der WHZ mitauf dem Weg geben?Etwas eigennützig muss ich sagen: Bleibtruhig in der Nähe, in Sachsen oder sogar inZwickau. Sachsen ist ein absolut spannendesLand für Startups und andere junge Unterneh-men vor allem im technischen Bereich. Zwik-kau selbst hat so viel zu bieten mit seinerlangen Historie und modernen Entwicklung alsAutostadt und mit uns jetzt auch als Fahrrad-metropole (lacht). Hier kann man auch vor Ortbei interessanten Jobs viel schaffen und mussdafür nicht in die Ferne schweifen.

Das Feuerwehr-E-Bike

Das Feuerwehr-E-Bike haben die Zwik-kauer mit der Berliner Fahrrad-ManufakturZeptar umgesetzt. Entworfen wurde das E-Bike mit originaler funktionstüchtiger Tech-nik, unter anderem einem Druckschlauch,Alarmsignal und Feuerlöschern. Damitkönnten Feuerwehrleute ohne Problemeschnell bei einem Einsatz ausrücken. Aberdas Rad hatte hauptsächlich Auftritte beiMessen, um aufzufallen und Nachwuchszu gewinnen für die Freiwillige Feuerwehr.

One for all types of bikes

Pendix GmbH was founded in 2013 by ateam of six and is still one of the most suc-cessful WHZ spin-offs based in Zwickau.The team founded the company HERMSTechnologies in 2011 with the help of anESF start-up grant. The second company,Pendix GmbH, was founded only twoyears later. HERMS Technologies speciali-ses in the development of electric motors,control units and vehicle prototypes andadvertises individual solutions for its cus-tomers. With the Pendix eDrive as a uni-versal solution, the team developed anelectric motor for all types of bicycles. Thisdrive allows almost anyone to retrofit theirbike, from mountain bikers to seniors.Pendix is already conquering the marketin ten countries. At present, the two com-panies employ a staff of 46 with an ave-rage age of 33. 21 of these are WHZgraduates.

Das Management-Team

Die Pendix GmbH stellt Elektroantriebeher, die aus fast jedem Fahrrad ein E-Bikewerden lassen. Das Managementteam be-steht aus Andreas Grebner, Andre Leh-mann, Sebastian Fethke, Christian Hennigund Thomas Herzog (v. l.).

Page 46: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Die Insel Príncipe bildet mit der HauptinselSão Tomé einen Inselstaat westlich vor Afrika,im Golf von Guinea. Nach den Seychellen istes der zweitkleinste Inselstaat Afrikas. Mehr als90 Prozent der Bevölkerung leben auf SãoTomé. So auch Promovendin Diana Jordão DaCruz, die sich in ihrer Doktorarbeit derzeit mitder principenischen Sprache beschäftigt. DasLung’le ist eine Kreolsprache und die ursprüng-liche Sprache auf der Insel Príncipe. Heute istsie vom Aussterben bedroht, da sie weitgehenddurch die portugiesische Sprache verdrängtwird. Mit dem Aussterben der Sprache gehtauch immer eine alte Kultur verloren.

Kreolsprachen sind Sprachen, die in derSituation des Sprachkontakts aus mehrerenSprachen entstanden. Sie sind ein Ergebnis dereuropäischen Expansion. In den einst kolonia-len Ländern wie Südamerika oder Teilen Afrikasvermischten sich die Sprachen genausowie die Bevölkerung. Es entstanden Mischfor-men.

Promovieren unter Palmen

Diana Jordão Da Cruz promoviert derzeit zum

Thema „Sprachrevitalisierung und Sprachret-

tung einer Kreolsprache. Das Lung’le der Insel

Príncipe“. Die Insel bildet mit der Hauptinsel

São Tomé einen Inselstaat westlich vor Afrika.

Zuvor studierte sie Wirtschaftshispanistik an der

Fakultät Sprachen und Interkulturelle Kommuni-

kation der Westsächsischen Hochschule

Zwickau (WHZ).

Der Gipfel des Cao Grande auf São Tomé, dem Inselstaat westlich vor Afrika.

Page 47: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Im Interview spricht die Wissenschaftlerinüber ihre Arbeit, die täglichen Herausforderun-gen und einen schwierigen Neubeginn.

Sie promovieren quasi unter Palmen. Wie kames dazu?Mein Mann ist aus São Tomé. Wir haben unsbei einem Auslandssemester auf Kuba kennen-gelernt. Inzwischen wohnen wir gemeinsammit unseren beiden Kindern auf der Hauptin-sel.

Können Sie mir kurz beschreiben, warum Siesich für dieses Thema entschieden haben?Ich habe an der Fakultät Sprachen und Inter-kulturelle Kommunikation an der WHZ stu-diert. Mein Schwerpunkt lag auf dem ibero-romanischen Kulturraum, wozu Spanisch undPortugiesisch gehören. Durch meine gutenKontakte zur Bevölkerung auf São Tomé undPríncipe erfuhr ich vom „Aussterben“ der Kre-olsprache. Eigentlich schreibt das Gesetz denErhalt und die Förderung der Kreolsprache vor.Doch mittlerweile wird fast nur noch portugie-sisch gesprochen.

Welche Herausforderungen begleiten Sie undwelche Hürden gab es bisher zu meistern?Auf der Insel muss man mit allem rechnen. Ichhabe bereits 2012 mit meiner Promotion be-gonnen und musste 2016 ganz von vorn an-fangen. Damals untersuchte ich eine andereKreolsprache und deren Aufnahme ins Schul-system. 2015 wurde aber in unser Haus einge-brochen. Ich hatte meine Dissertation auf PC,USB-Stick und Festplatte gespeichert. Leidernahmen die Einbrecher alles mit. Obwohl dasDiebesgut nach ein paar Wochen sichergestelltwurde, konnten Informatiker den Inhalt meinerdreijährigen Forschungsarbeit nicht wiederher-stellen. Alles war gelöscht. Hinzu kommt auchnoch die schwierige politische Situation undKorruption. Teilweise ist es schwierig an Inter-views zu kommen, weil niemand Auskunftgeben möchte. Oder es ist ungewiss, wannund ob Maschinen auf die Nachbarinsel flie-gen, obwohl man dafür hier in Vorkasse gehenmuss.

Wie konnten Sie sich zu einem Neuanfangdurchringen?Zunächst wollte ich alles hinschmeißen. MeineBetreuer haben mir geraten, mir erst einmaleine Auszeit für sechs Monate zu nehmen umdurchzuatmen. Das tat ich dann auch. Vor mei-nem Zwischenfall hatte ich mich jedoch für einStipendium beworben. Als ich die Zusage er-hielt, fällte ich die Entscheidung für einen Neu-anfang.

Wie finanzieren Sie das alles?Aktuell bin ich über ein Stipendium des Profes-sorinnen-Programms der WHZ finanziert.Diese Förderung erhält man für zwei Jahre. Esgibt aber die Möglichkeit, eine Verlängerungzu beantragen, welche ich auch nutzen werdeund brauche. Die Lebenshaltungskosten sinddoch sehr hoch hier und es fallen dazu nochGebühren für die Kita und Schule an.

Wie oft kommen Sie nach Deutschland undwie funktioniert die Betreuung ihrer Doktor-arbeit über solch eine Entfernung?Die Betreuung mit meinen Uni- und FH-Be-treuern in Deutschland läuft vor allem onlineüber Skype, wenn das Internet funktioniert undder Strom nicht wieder ausfällt. Wir habenhäufig Systemausfälle. Zudem war eine Vor-aussetzung, dass ich vor Beginn einen Mentoran der Uni in São Tomé finde. Glücklicherweisehabe ich einen Professor für Kreolistik und Por-tugiesisch gefunden. Der einzige Nachteil ist,ich muss alles, was ich schreibe auf Portugie-sisch übersetzen, um es mit ihm besprechen zukönnen. Meine Dissertation schreibe ich aberauf Deutsch.

Die Wissenschaftlerin

Diana Jordão Da Cruz studierte Wirt-schaftshispanistik an der Fakultät Spra-chen und Interkulturelle Kommunikationan der WHZ. Jetzt promoviert sie zumThema „Sprachrevitalisierung und Sprach-rettung einer Kreolsprache. Das Lung’leder Insel Príncipe“. Nebenbei betreut undleitet sie ehrenamtlich ein Projekt auf demGebiet „Einführung der deutschen Spra-che auf São Tomé und Príncipe“.

Doctorate under palm trees

Diana Jordão Da Cruz studied BusinessSpanish at the Faculty of Languages andIntercultural Communication at the WHZ.Now she is completing her doctorate onthe topic „Language revitalisation andlanguage rescue of a creole language. TheLunguyê of the island of Príncipe“. Withthe main island São Tomé, the island ofPríncipe forms an island state west ofAfrica, in the Gulf of Guinea. After theSeychelles, it is the second smallest islandstate in Africa. Over 90% of the popula-tion live on São Tomé. Diana Jordão DaCruz, who focuses on the Principenselanguage in her doctoral thesis, is one ofthem. Lunguyê is a creole language andthe original language on the island of Prín-cipe. Today it is threatened with extinctionas it is largely displaced by the Portugueselanguage. When a language becomes ex-tinct, an ancient culture is also always lost.

Diana Jordão Da Cruz mit ihrem Mann undden beiden Kindern.

Welche Pläne haben Sie für die Zeit danach? Mein Ziel ist es, meine Dissertation im Sommer2019 abzuschließen. Ich muss noch ein paarInterviews führen. Fertigstellen möchte ichmeine Arbeit gern nächstes Jahr in Deutsch-land. Dann schauen wir, wie es weitergeht.Durch meine gute Vernetzung habe ich viel-leicht Aussichten, an der Uni auf São Tomé an-zufangen. Dafür brauche ich aber meinenDoktortitel. Das Bildungsministerium hat erlas-sen, dass alle DozentInnen an der USTP (Uni-versität von São Tomé und Príncipe) in dennächsten fünf Jahren einen Doktortitel habenmüssen. Ansonsten werden sie in ihrem Berufzurückgestuft, eventuell sogar als Sekretärinoder sie müssen in den vorzeitigen Ruhestandgehen.

„Die Betreuung mitmeinen Uni- und FH-

Betreuern inDeutschland läuft

vor allem online überSkype, wenn das In-ternet funktioniert

und der Strom nichtwieder ausfällt.“

47PROMOTION

Page 48: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Ausge

zeichn

et für Extravaga

nz

Steffen Friedel studiert in Markneukirchen

Akustik- und Technologie des Musikinstru-

mentenbaus. Im April wurde er in Frankfurt für

eine von ihm konstruierte Wappenbratsche mit

dem Deutschen Musikinstrumentenbaupreis

ausgezeichnet.

Page 49: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Eine Lehre als Mechaniker, ein Arbeitsleben alsGeologietechniker und nun einen Meisterbriefim Geigenbau. Klingt ungewöhnlich? Nicht fürSteffen Friedel. „Die Berufswahl hat viel mitKlarheit bezüglich der eigenen Natur zu tun.Diese Klarheit erhält man erst, wenn man sichausprobiert“, sagt der 52-Jährige.

Nach mehr als 25 Jahren im Beruf begannSteffen Friedel, sich noch einmal komplett neuzu orientieren. Zunächst mit einer Lehre alsGeigenbauer. Daran knüpfte er ein Bachelor-Studium im Streichinstrumentenbau im vogt-ländischen Markneukirchen an. Heute weiß er:„Geigenbau ist einfach das, was zu mir passt.“Mittlerweile hat er nicht nur einen Meisterbriefund einen Studienabschluss in der Tasche, son-dern auch einen der renommiertesten Preisefür Musikinstrumentenbauer. Für die von ihmkonstruierte Wappenbratsche wurde er am13. April auf der Frankfurter Musikmesse mit

dem Deutschen Musikinstrumentenpreis aus-gezeichnet.

An dem Instrument lobte die Jury vorallem die extravagante Gestaltung. Dieseorientiert sich an der Form der f-Löcher einerCampanula von Helmut Bleffert sowie demWirbelkastenkopf der Dancing Masters Violine„Gillott“ 1720 von Antonio Stradivari. Auchdie Spielbarkeit und die Ansprache überzeug-ten die Testmusiker in allen Belangen.

Konstruiert hat Steffen Friedel das Instru-ment während seines Studiums. Betreut wurdeer dabei in Markneukirchen von Prof. RobertKönig und Instrumentenbaumeister Haiko Sei-fert. „In der Regel wird dieser Preis an sehretablierte Künstler vergeben. Dass SteffenFriedel es als ‚Newcomer‘ geschafft hat, dieseAuszeichnung zu erhalten, ist schon etwasganz Besonderes“, erklärt Prof. Andreas Mi-chel, Studiengangsleiter Musikinstrumenten-bau an der Westsächsischen HochschuleZwickau, zu der die Außenstelle Musikinstru-mentenbau in Markneukirchen gehört.

Für seinen Studenten ist der Professor volldes Lobes: „Herr Friedel ist hochmotiviert,weiß genau was er will und hat aufgrund sei-ner Lebens- und Berufserfahrung als Technikerund Mechaniker oft einen anderen Zugang zuden Instrumenten als klassische Musikinstru-mentenbauer“, erklärt Andreas Michel. AlsBeispiel führt der Professor das von SteffenFriedel konstruierte Reisecello an. Dieses lässtsich mit ein paar einfachen Handgriffen zerle-gen und platzsparend verstauen. HinsichtlichHandhabbarkeit und Spielbarkeit steht eseinem klassischen Violoncello in nichts nach.„Das ist ein einzigartiger Ansatz“, schwärmtProf. Andreas Michel.

Der Wissenschaftler

Steffen Friedel besitzt seit diesem Jahr denMeisterbrief im Geigenbauerhandwerk.Parallel arbeitet er als selbstständiger Gei-genbauer in seiner Werkstatt in Dresden-Gruna. Dort fertigt er neue Geigen,Bratschen und Celli in traditioneller italie-nischer Bauweise. Außerdem bietet er dortKurse zum Thema Instrumentenbau an.

[email protected]

Steffen Friedel schätzt an seinem Studiumin Markneukirchen die Verbindung zwischentraditionellen Handwerk und innovativen An-sätzen. „Die handwerklichen Grundlagen wer-den durch die Dozenten korrekt, teils penibel,vermittelt. Das ist richtig und wichtig. Gleich-zeitig werden Studierende auch immerdabei unterstützt, Neuentwicklungen zu kon-struieren. Das beeindruckt mich“, berichtet derGeigenbaumeister. Inzwischen hat SteffenFriedel in Markneukirchen das MasterstudiumAkustik und Technologie des Musikinstrumen-tenbaus aufgenommen.

Vor allem die extravagante Gestaltung der Wappenbratsche lobte die Jury des Deutschen Musikinstrumentenpreises.

Award-winning extravagance

Steffen Friedel studies acoustics and mu-sical instrument making technology inMarkneukirchen. In April he was awardedthe German Musical Instrument Award inFrankfurt for a ‘Wappenbratsche’ violadesigned by him. The jury particularlypraised the extravagant design of the in-strument. This is based on the shape ofthe f-holes of a Campanula by HelmutBleffert and the pegbox of the DancingMasters Violin “Gillott” 1720 by AntonioStradivari.

Page 50: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Wodurch unterscheidet sich „ForschendesLernen“ von anderen Lernformaten? „Im We-sentlichen wurde eine klassische Lehrveran-staltung so umgestellt, dass die Studierendenden gesamten Forschungsprozess in seinenPhasen von der Ideengenerierung bis hin zurVerwertung der Ergebnisse selbstständigdurchlaufen“, berichtet HochschuldidaktikerStefan Müller. Seit dem Sommersemester2016 bieten Prof. Thomas Franke und StefanMüller „Forschendes Lernen“ für Studierendein der Fachgruppe Informatik an.

Der Prozess wird durch die Lehrenden mitfachlichen Inputs, Erklärungen zum For-schungsprozess, Trainings zum Schreiben wis-senschaftlicher Texte und zahlreichen Konsul-tationen begleitet. Der Anteil des selbstständi-gen Lernens der Studierenden ist jedoch höherals in klassischen Veranstaltungen. Die Studie-renden gestalten, erfahren und reflektierenselbstständig den gesamten Forschungspro-

zess und können die erworbenen Kenntnissezum wissenschaftlichen Arbeiten im For-schungsprojekt anwenden. Sie entwickeln ei-gene Fragestellungen, dokumentieren, präsen-tieren und werten ihre Forschungsergebnisseaus. Abschließend halten die Studierenden ineinem Untersuchungsbericht ihre Ergebnisseaus der forschenden Tätigkeit fest, präsentie-ren ihre Ergebnisse und stellen sich Fragen.

Die Umsetzung des „Forschenden Ler-nens“ erfolgt derzeit im Fachbereich Informa-tik. Der Ansatz wird auch in anderen Fach-gruppen teilweise oder unter anderen Titeln inden Studiengängen verortet. Mit „Forschen-dem Lernen“ könnte das Spannungsverhältnisvon Forschung und Lehre produktiv genutztwerden. Anstelle der Ab- wägung, ob Leh-rende Ressourcen in Forschungs- oder in Lehr-aktivitäten investieren, kann in dem Ansatz dieLehre direkt von der Forschungsaktivität und-expertise der Lehrenden profitieren.

Lehrpreis für „Forschendes Lernen“Mit dem Ansatz „Forschendes Lernen“ gewann

Thomas Franke, Professor für Datenmanage-

ment in der Fachgruppe Informatik der Fakultät

Physikalische Technik/Informatik, den Lehrpreis

2018 der Westsächsischen Hochschule Zwickau.

Der mit 3000 Euro dotierte Lehrpreis ehrt das Engagement von Professor Thomas Franke (Bildmitte), studentisches Forschen in die akademischeLehre einzubetten. Unterstützt wird er in seiner Arbeit von Hochschuldidaktiker Stefan Müller (links).

Die Studierenden könnten sich im „For-schenden Lernen" aktiv an Forschungsteilpro-jekten der Lehrenden beteiligen. Hierfürmüssten Lehrende kleine Forschungsaufträgebeschreiben und den Studierenden anbieten.Das „Undergraduate Research OpportunitiesProgramme“ der RWTH Aachen (www.rwth-aachen.de/go/id/dwpq<http://www.rwth-aachen.de/go/id/dwpq>) zeigt, wie ein sol-ches Angebot aussehen kann.

Learning through research

Thomas Franke, Professor of Data Ma-nagement at the Faculty of Physical Engi-neering/Computer Sciences, won theWHZ Teaching Award in 2018 for his ap-proach to “research-based learning”. Es-sentially, a classical course was adapted insuch a way that the students indepen-dently complete all phases the entire re-search process, from the generation ofideas to the exploitation of the results. Theprocess is supported by teaching staff withtechnical inputs, explanations of the re-search process, training on writing scien-tific texts and numerous consultations.However, the degree of independent lear-ning among the students is higher than intraditional courses.

Page 51: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft

Patent eröffnet neueWegeDie Forscher Kevin Steiner, Ringo Lehmann und Lisa Franke sowie dieProfessoren Mirko Bodach und Lutz Zacharias der WestsächsischenHochschule Zwickau – Fakultät Elektrotechnik – haben ein patentiertes,völlig neuartiges mehrstufiges Strom-Messverfahren entwickelt. Die Er-findung ermöglicht es, sehr kleine und auch sehr große Stromflüsseelektrischer Geräte präzise und mit nur einer Messanordnung zu erfas-sen. Bisher konnten Strommessgeräte derartig große Messbereiche nurunter Einschränkungen in der Genauigkeit oder der Messgeschwindig-keit ermitteln. Mit der Lösung reagiert das Forscherkollektiv auf die imZuge der Energiewende steigenden Anforderungen an die vielfältig ein-gesetzte Messtechnik zur Ermittlung von Stromverbräuchen. Gerade inmodernen Haushalten und Betrieben werden durch neue Verbraucherunterschiedlichster Leistung sowohl besonders kleine, als auch sehrgroße Ströme verursacht. Um Stromverbräuche insbesondere in intelli-genten Zählern (Smart Meter) korrekt zu erfassen und damit auchgenau und effizient abrechnen zu können, werden Entwicklungen wiedas nun patentierte Messverfahren notwendig. Das millionenfache Ein-satzpotenzial der Erfindung kann als Schlüsseltechnologie und signifi-kanter Meilenstein bei der technischen Umsetzung der Energiewendedienen. Seit 2015 arbeitete das Team zielstrebig an dieser Entwicklungbis hin zur Patentreife.

Patent opens up newavenuesThe researchers Kevin Steiner, Ringo Lehmann and Lisa Franke and theprofessors Mirko Bodach and Lutz Zacharias of the University of Ap-plied Sciences Zwickau - Faculty of Electrical Engineering - have deve-loped a patented, completely novel multi-stage current measurementmethod. This invention makes it possible to measure very small and alsovery large current flows of electrical devices precisely and with only onemeasuring arrangement. Until now, measuring devices could only de-termine such large measuring ranges with limitations in accuracy ormeasuring speed. With this solution, the research collective is reactingto the increasing demands on the multifaceted measurement techno-logy used to determine power consumption in the course of the energytransition. Especially in modern households and businesses, new con-sumers of different power levels cause both particularly small and verylarge currents. In order to correctly record electricity consumption, espe-cially using smart meters, and thus also to be able to bill accurately andefficiently, developments such as the now patented measuring methodare necessary. The millionfold application potential of the invention canserve as a key technology and significant milestone in the technical im-plementation of the energy transition. Since 2015, the team has beenworking with much dedication on this development right up to patentmaturity.

Page 52: CAMPUS - fis.fh-zwickau.de · 5 Erlebniswelt Forschung für Zwickau Research as a world of experience for Zwickau omovendin arbeitet an ransferkonzept, issenschaft in Zwickau dauerhaft