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CORNELIA CAUFMANN Ich denke, dass die Idee eines fertigen Bildes eine Fiktion ist. Ich glaube vielmehr, dass ein Mensch ein ganzes Leben damit verbringt, an einem einzigen Bild oder einer einzigen Skulptur zu arbeiten. – Barnett Newman (1905 – 1970)

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CORNELIA CAUFMANN

Ich denke, dass die Idee eines fertigen Bildes eine Fiktion ist. Ich glaube vielmehr, dass ein Mensch ein ganzes Leben damit verbringt, an einem einzigen Bild oder einer einzigen Skulptur zu arbeiten.

– Barnett Newman (1905 – 1970)

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Cornelia Caufmann – Aufstand der ZeichenDie künstlerische Arbeit von Cornelia Caufmann ist geprägt von großer Energie und uneingeschränktem Willen zur Qualität. Sie hat in ihrer Kunst Stärken erworben, die sie wie automatisiert, gar traumwandlerisch und ganz bei sich wie in Meditation ausspielen kann. Eine Werkreihe ergibt die andere, alles scheint richtig, konsequent. Sie bleibt nicht in der eigenen geschlossenen Kunstwelt, sie nutzt die sich in der zeitgenössischen Kunst öffnenden Räume. Immer wieder sind das für sie Impulse des Erwachens, der Einsicht und neuer Perspektiven. Sie verwandelt sich als Malerin, wenn sie malend, ritzend, kratzend, zeichnend, ein subtiles Dirigat in einer wechselseitigen Performance mit elektronischer Musik führt.

Ihre Werkserien mit Tinte, Tusche auf Papier bilden nicht ab, sondern sind Akteure in einem Prozess, denn ihr Entstehen ist ein ständiger Austausch, ein Diskurs, der sich fortschreibt, wenn die Künstlerin längst Feder, Pinsel, Stift beiseitegelegt hat. Ein meditativer Vorgang auch und daher ein erkenntnisgewinnender Prozess, der in Gang gesetzt wird, der Rückkoppelungen mit den künstlerischen Ergebnissen und der Künstlerin als Person zeigt und erlaubt.

Gemessen an der Vielzahl der Bücher, die sie mit ihren Texturen, Symbolen und eigenwilliger Kalligrafie bereits gefüllt hat, zelebriert und kultiviert Cornelia Caufmann das Serielle bis zur Übertreibung. Sie sucht nach unentdeckten Kombinationen, erfindet neue Zeichen, neue Welten und Bedeutungen, erweckt damit künstlerische Alternativen. Nie kommt ihr Textieren mit Bilderfindungen zu einem endgültigen Schluss. Tuschearbeiten auf großformatigen Papieren sind schon zum Markenzeichen der Künstlerin geworden. Mit den raumhohen Papier-Hangings erobert sie das Monumentale und weist auf das sich immer weiter Fortschreibende, die großen Muster der Entwicklung, in übereinanderliegenden Ebenen aufgetragen, wiederkehrend, wiederholend, bis die Künstlerin meint, es sei genug. Bei solchen Arbeiten kommt die Expansion ins Spiel, die Ausweitung der künstlerischen Arbeitszone, sowohl in der Fläche als auch in den Raum. Im gleichen Atemzug kommt dabei auch die eigene Körperlichkeit mehr und mehr ins Spiel – konsequent wird auch der Körper vielfach als Malgrund integriert.

Auf(er)stehen – erwach(s)en „Die Erfahrungen und Beobachtungen der Vorgänge meines eigenen Gartens übertragen sich stark auf meinen künstlerischen Ausdruck – wechselhafte Prozesse von Ritual, Wiederholung, Rhythmus, Wachstum, Entwicklung, Zeit und Vergänglichkeit als entscheidende Faktoren meiner Forschungen werden durch die Symbiose mit dem Garten zu wichtigen Werkinhalten und zur Orientierung zu einer Ganzheit hin,“ sagt Cornelia Caufmann und betont die Bedeutung des Mikrokosmos Garten/Mensch, seine Muster für Lebensentwürfe und ihre Entfaltung innerhalb eines wesentlichen Ganzen (Makrokosmos).Diesem Ganzen forscht Cornelia Caufmann auch in den bildnerisch-musikalischen Performances mit dem Komponisten Tobias Leibetseder nach. Caufmanns „wilde Malerei“, die mit hoher Konzentration und Gerichtetheit vollführt wird, verursacht Geräusche, die vom Komponisten live als konkrete Tonkunst transponiert werden. 1937 sagt John Cage: „Ich glaube daran, dass die Nutzung von Geräuschen sich mehr und mehr entwickeln wird . . . unter Verwendung von elektronischen Geräten . . . bis dass alle hörbaren Töne einen musikalischen Zweck erfüllen können und werden.“

Hier verbinden sich die unendliche Symbolwelt der bildenden Künstlerin mit dem unermesslichen, musikalischen Repertoire des Komponisten. Aus dieser Vielheit entsteht im künstlerischen Prozess eine Singularität, ein sich Identisches im großen Ganzen. So wird die Künstlerin in diesen Performances wie im einzelnen bildnerischen Werk dem gerecht, was sie konsequent und intensiv verfolgt – ihr „Ziel ist eine Bildsprache, die frei von Sprachrichtigkeit und Norm ist“. Deshalb ist ihr Werk bestimmt von einer sich ständig mutierenden Sprache und Ausdruck, der dem Verdikt richtig/falsch entflieht. Das ist nichts weniger als die Form von (künstlerischer) Freiheit und Offenheit, die einen unverkrampften Zugang zur Kunst gewährleistet.

Wolfgang Giegler, Konsulent und Kurator. März 2019

Cornelia CaufmannGeboren in Spittal/Drau, lebt und arbeitet in Klosterneuburg (A)Studien – Germanistik, Kunstpädagogik, Kunstgeschichte – PH und Uni WienInternationale Workshops und Kurse u. a. bei Gunter Damisch (A), Milena Dragicevi (UK) und Jan Fabre (BE)

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Performance Tobias Leibetseder und Cornelia Caufmann - Foto©SUR

„bilder in rot“ - Fotos©Cornelia Caufmann

Umschlag: „wild wall“ - Foto©Gregorlini