Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission ... · 2 Mission EineWelt Dezember 2011 Aber...

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Informationen aus der Einen Welt Liebe Leserin, lieber Leser, „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in ein Land, das ich dir zeigen werde. Ich will …“ (Gen. 12, 1-3). Die Verheißung und der Verlust von Land prägen die Geschich- te des Volkes Israel. Land, das ist nicht einfach nur eine romantische Vorstellung. Es bedeutet die Si- cherung der eigenen Existenz und der Existenz der Familie. Abraham und den Seinen wird ein neuer Lebensraum verheißen und mit ihm neue Weidegebiete. Das rettet die Menschen und die Her- den vor dem Hungertod. Land als Lebensgrundlage ist für viele aktueller denn je. Menschen kommen in lebensbedrohende Be- drängnis durch die klimabedingte fortschreitende Wüstenbildung in Nordafrika oder in der Inneren Mongolei oder durch den Anstieg des Meeresspiegels im Pazifik, wo einige Inseln einfach wegge- schwemmt werden. Internatio- nal agierende Investoren kaufen weltweit riesige Agrarflächen auf, um Nahrungs- und Futtermittel- oder Energiepflanzen für Agro- treibstoffe anzubauen. 47 Millio- nen Hektar Land waren es allein zwischen Oktober 2008 und Juni 2009 – das entspricht fast einem Viertel der landwirtschaftlichen Nutzungsfläche der EU. Drei Vier- tel der betroffenen Flächen liegen in Afrika, aber auch Länder La- teinamerikas sind betroffen. Die- ses Landgrabbing (Landraub) ist für einige ein rentables Geschäft und macht Kleinbauern zu den ei- gentlichen Verlierern. Muttererde – Vaterland – Men- schenskinder! Die Land-Kampagne von Mission EineWelt ist Ausdruck unserer Sorge um das Leben un- serer Mitmenschen sowie unseres Protests gegen die Gier nach Land. Eine anregende Lektüre wünscht Ihre Dr. Claudia Jahnel Am Thema Land lässt sich sehr deutlich die ungleiche Verteilung der Möglichkeiten weltweit deut- lich machen. Nuria Kyo floh in diesem Sommer mit ihren vier Kindern vor der Dürre, dem Hunger und den islamistischen Milizen in ihrer somalischen Heimat in den Süden Äthiopiens ins Flücht- lingslager Dolo Ado. Seither ist die junge Frau in dem riesigen Camp in- mitten der äthiopischen Wüste auf internationale Hilfsgüter angewiesen. Während die Katastrophenhilfe hier- zulande in den letzten Monaten auf Hochtouren lief, um den rund 13 Millionen Opfern der Dürre- und Hungerkatastrophe in Somalia und Kenia zu helfen, wird in anderen Re- gionen Äthiopiens diese ganze Hilfs- maschinerie konterkariert. In dem nord-ostafrikanischen Land, etwa 50 Kilometer westlich der Hauptstadt Addis Abeba, wachsen Spargel, Ra- dieschen, Kürbisse und Basilikum. Jan Prins baut dort auf rund 150 Hektar das Gemüse an. Auf den nahegele- genen Märkten ist davon aber nichts zu finden. Was der Holländer anbaut, ist für 5-Sterne-Hotels in Dubai, Katar, Bahr- ein und Saudi-Arabien bestimmt. Prins ist nur ein kleiner Nutznießer in einem großen Spiel um landwirtschaftliche Nutzflächen. In Äthiopien, das selbst immer wieder mit dramatischen Hun- gerperioden zu kämpfen hat, werden seit Jahren riesige Landflächen ver- kauft oder langfristig verpachtet, um dort Exportgüter zu produzieren. Die Landkäufer und -pächter kom- men vor allem aus Indien und Saudi- Arabien und stürzen sich mit großen Versprechungen zur Entwicklung der Region auf das billige Ackerland. Sol- che Investitionen rechnen sich für Spekulanten, Konzerne und privaten Investoren schon deshalb, weil die versprochenen Arbeitsplätze, Schulen und Infrastrukturmaßnahmen in aller Regel ausbleiben. Weltweit ist ein oft klammheimlicher Wettlauf um Land im Gange, der vor allem die armen und ärmsten Län- der trifft. In Maßstäben von 100.000 Hektar und mehr werden hier von nationalen und multinationalen Konzernen und mit staatlicher Un- terstützung fruchtbare Landflächen zu Spottpreisen erworben. So kostet im südlichen Afrika erstklassisches Ackerland pro Hektar im besten Fall umgerechnet 700 Euro, während die gleiche Fläche in Deutschland rund 16.500 Euro kostet. Im angesprochenen Äthiopien baut der indische Investor Karuturi Global Limited auf rund 12.000 Hektar Reis, Zuckerrohr, Gerste, Mais und Gemüse an, um die eigenen Märkte zu ver- sorgen. Für den indischen Konzern ist das ein tolles Geschäft, das er in den kommenden Jahren auf bis zu 300.000 Hektar ausbauen will. Kriti- ker sprechen von Landgrabbing, frei übersetzt Landraub, und von neoko- lonialen Strukturen oder Agro-Impe- rialismus. Deutscher Landerwerb Auch deutsche Unternehmen, wie die bayerische Acazis AG, gehören zu den neuen Landpächtern. Acazis baut in Äthiopien seit 2006 Jatropha- und Castorpalmen an, aus denen so ge- nanntes Non-Food-Öl gewonnen wird. Das wird für die Kosmetikher- stellung benötigt. 56.000 Hektar wertvolles Ackerland werden dafür bereits genutzt, auf weitere 200.000 Hektar hat die Firma aus Gelching bei München eine Option. Foto: MEW Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Entwicklungsländer unterm Hammer Dezember 2011 m u t t e r e r d e v a t e r l a n d Von Landraub, Zerstörung und Vertreibung Jatropha-Plantage. Die ölhaltige Pflanze wird als Agrar-Treibstoff genutzt und im großen Stil angebaut. Foto: www.politakt.ch

Transcript of Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission ... · 2 Mission EineWelt Dezember 2011 Aber...

Informationen aus der Einen Welt

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in ein Land, das ich dir zeigen werde. Ich will …“ (Gen. 12, 1-3). Die

Verheißung und der Verlust von Land prägen die Geschich-te des Volkes Israel. Land, das ist nicht

einfach nur eine romantische Vorstellung. Es bedeutet die Si-cherung der eigenen Existenz und der Existenz der Familie. Abraham und den Seinen wird ein neuer Lebensraum verheißen und mit ihm neue Weidegebiete. Das rettet die Menschen und die Her-den vor dem Hungertod. Land als Lebensgrundlage ist für viele aktueller denn je. Menschen kommen in lebensbedrohende Be-drängnis durch die klimabedingte fortschreitende Wüstenbildung in Nordafrika oder in der Inneren Mongolei oder durch den Anstieg des Meeresspiegels im Pazifik, wo einige Inseln einfach wegge-schwemmt werden. Internatio-nal agierende Investoren kaufen weltweit riesige Agrarflächen auf, um Nahrungs- und Futtermittel- oder Energiepflanzen für Agro-treibstoffe anzubauen. 47 Millio-nen Hektar Land waren es allein zwischen Oktober 2008 und Juni 2009 – das entspricht fast einem Viertel der landwirtschaftlichen Nutzungsfläche der EU. Drei Vier-tel der betroffenen Flächen liegen in Afrika, aber auch Länder La-teinamerikas sind betroffen. Die-ses Landgrabbing (Landraub) ist für einige ein rentables Geschäft und macht Kleinbauern zu den ei-gentlichen Verlierern. Muttererde – Vaterland – Men-schenskinder! Die Land-Kampagne von Mission EineWelt ist Ausdruck unserer Sorge um das Leben un-serer Mitmenschen sowie unseres Protests gegen die Gier nach Land. Eine anregende Lektüre wünschtIhre

Dr. Claudia Jahnel

Am Thema Land lässt sich sehr deutlich die ungleiche Verteilung der Möglichkeiten weltweit deut-lich machen. Nuria Kyo floh in diesem Sommer mit ihren vier Kindern vor der Dürre, dem Hunger und den islamistischen Milizen in ihrer somalischen Heimat in den Süden Äthiopiens ins Flücht-lingslager Dolo Ado. Seither ist die junge Frau in dem riesigen Camp in-mitten der äthiopischen Wüste auf internationale Hilfsgüter angewiesen. Während die Katastrophenhilfe hier-zulande in den letzten Monaten auf Hochtouren lief, um den rund 13 Millionen Opfern der Dürre- und Hungerkatastrophe in Somalia und Kenia zu helfen, wird in anderen Re-gionen Äthiopiens diese ganze Hilfs-maschinerie konterkariert. In dem nord-ostafrikanischen Land, etwa 50 Kilometer westlich der Hauptstadt Addis Abeba, wachsen Spargel, Ra-dieschen, Kürbisse und Basilikum. Jan Prins baut dort auf rund 150 Hektar das Gemüse an. Auf den nahegele-genen Märkten ist davon aber nichts zu finden. Was der Holländer anbaut, ist für 5-Sterne-Hotels in Dubai, Katar, Bahr-ein und Saudi-Arabien bestimmt. Prins ist nur ein kleiner Nutznießer in einem großen Spiel um landwirtschaftliche Nutzflächen. In Äthiopien, das selbst immer wieder mit dramatischen Hun-gerperioden zu kämpfen hat, werden seit Jahren riesige Landflächen ver-kauft oder langfristig verpachtet, um dort Exportgüter zu produzieren. Die Landkäufer und -pächter kom-men vor allem aus Indien und Saudi-Arabien und stürzen sich mit großen Versprechungen zur Entwicklung der Region auf das billige Ackerland. Sol-che Investitionen rechnen sich für

Spekulanten, Konzerne und privaten Investoren schon deshalb, weil die versprochenen Arbeitsplätze, Schulen und Infrastrukturmaßnahmen in aller Regel ausbleiben.Weltweit ist ein oft klammheimlicher Wettlauf um Land im Gange, der vor allem die armen und ärmsten Län-der trifft. In Maßstäben von 100.000 Hektar und mehr werden hier von nationalen und multinationalen Konzernen und mit staatlicher Un-terstützung fruchtbare Landflächen zu Spottpreisen erworben. So kostet im südlichen Afrika erstklassisches Ackerland pro Hektar im besten Fall umgerechnet 700 Euro, während die gleiche Fläche in Deutschland rund 16.500 Euro kostet. Im angesprochenen Äthiopien baut der indische Investor Karuturi Global Limited auf rund 12.000 Hektar Reis, Zuckerrohr, Gerste, Mais und Gemüse an, um die eigenen Märkte zu ver-sorgen. Für den indischen Konzern

ist das ein tolles Geschäft, das er in den kommenden Jahren auf bis zu 300.000 Hektar ausbauen will. Kriti-ker sprechen von Landgrabbing, frei übersetzt Landraub, und von neoko-lonialen Strukturen oder Agro-Impe-rialismus.

Deutscher Landerwerb

Auch deutsche Unternehmen, wie die bayerische Acazis AG, gehören zu den neuen Landpächtern. Acazis baut in Äthiopien seit 2006 Jatropha- und Castorpalmen an, aus denen so ge-nanntes Non-Food-Öl gewonnen wird. Das wird für die Kosmetikher-stellung benötigt. 56.000 Hektar wertvolles Ackerland werden dafür bereits genutzt, auf weitere 200.000 Hektar hat die Firma aus Gelching bei München eine Option.

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Jatropha-Plantage. Die ölhaltige Pflanze wird als Agrar-Treibstoff genutzt und im großen Stil angebaut.

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Dezember 2011Mission EineWelt2

Aber nicht nur afrikanische Länder wie Äthiopien, Sudan, Kongo, Soma-lia, Tansania oder Kenia sind von dieser Entwicklung betroffen. Asien, Südame-rika und Osteuropa sind offensichtlich ähnlich verlockende Ziele der Agro-Industrie. Nach Informationen der Ent-wicklungsorganisation Oxfam sind seit 2011 rund 227 Millionen Hektar Land aufgekauft oder gepachtet worden. Diese Fläche entspricht in etwa der Größe Westeuropas. Land ist zu einem der wichtigsten Spekulationsobjekte geworden, in die Investitionsfonds besonders gerne ihr Kapital stecken. Damit werden vor allem die so ge-nannten Entwicklungsländer zum land-wirtschaftlichen Rohstofflieferanten der Industrie- und Schwellenländer.Allein in Argentinien sind laut Aussage der dortigen Agrargesellschaft rund 20 Millionen Hektar Land in ausländischen Händen. Die neuen Besitzer aus den USA, aus Deutschland, England, den Bahamas, der Schweiz und zunehmend China pflanzen dort Soja, Baumwolle, Zuckerrohr, Mais und Weizen. Renten- und Pensionsfonds investieren hier und die dort Versicherten ahnen nichts von ihren südamerikanischen Landanteilen.

Gesponserte Vertreibungen

In ein besonders umstrittenes Landpro-jekt war auch das größte deutsche Land-wirtschaftsunternehmen, nämlich die Deutsche Bank nämlich und ihre Toch-ter DWS Investment GmbH, verstrickt. Über ihre Fonds war das Unternehmen, das gerne mit seiner ökologischen und nachhaltigen Finanzpolitik wirbt, an ei-ner der größten Landvertreibungen in Asien beteiligt. In Kambodscha baut der thailändische Konzern KSL in riesigen Monokulturen Zuckerrohr an, um Eur-opa mit billigem Zucker zu versorgen. Knapp 11 Millionen Euro investierten die Fonds der DWS und beteiligten sich damit an der Vertreibung von mehr als 400 Kleinbauernfamilien, die dem landhungrigen Großkonzern im Weg waren. Anfang März stieß die Deut-sche-Bank-Tochter ihre Anteile nach öffentlichem Druck deutscher Medien ab. Trotzdem ist die Deutsche Bank und ihre Investment-Tochter weiterhin mit rund 250 Millionen an Firmen beteiligt, die Landgrabbing betreiben.In dieser Entwicklung rund ums The-ma Landnahme steckt gewaltiger Sprengstoff. Die auch als Landraub be-zeichnete Investitionsmöglichkeit hat

Zu unserer gerade anlaufenden Land-Kampagne gibt es auch eine neue in-teraktive Ausstellung zum Ausleihen. Auf fünf Rollups werden die ver-schiedenen Aspekte des Themas „Land“ kurz und eindrücklich darge-stellt: Zu jedem Themenbereich gibt es eine Mitmach-Station, an der die angesprochenen Fragestellungen in kreativer Weise vertieft und erlebbar werden.

1. Unser Land — unsere Seele; inter-aktiv: eine Fühlstation, bei der Ge-genstände erraten und einem Foto zugeordnet werden müssen.2. Ressource Land — ein knappes Gut; interaktiv: ein Activity-Spiel zum Thema „Kampf um Land“.3. Landgrabbing — Jagd nach Land; interaktiv: ein Buchstabenrätsel zu Landraub.4. Land — Flucht; interaktiv: ein Do-mino mit vier Flüchtlingsschicksalen.5. Landwirtschaft mit Zukunft; inter-aktiv: ein Zuordnungsspiel zur nach-haltigen Landwirtschaft.Konkrete Handlungsvorschläge re-gen die BesucherInnen zum Nach-

denken an. In einem Handbuch gibt´s Anregungen für die interaktiven Ele-mente und weitere Hintergrundin-formationen.Umfang: 5 Rollups (aufgestellt: ca.110 cm x 200 cm), jeweils in einer Tragetasche verpackt;Eine Kiste mit den interaktiven Sta-tionenAusleihgebühr: 15.- Euro für 2 Wo-chen, zuzügl. Porto. Die Ausstellung kann verschickt oder in Neuendettels- au abgeholt werden.

Kontakt und Reservierung:Mission EineWelt Eine-Welt-Station Nü[email protected].: 0911-36672-0

MultiplikatorInnen-Schulungen zum KampagnenthemaNeben vielen Hintergrundinformati-onen zum Thema „Land“ werden die verschiedenen Materialien zur Land-Kampagne mit wertvollen Tipps für die Praxis vorgestellt.

Samstag, 11. Februar 2012, 10-16 Uhr, bei Mission EineWelt, Stadtbü-

ro Nürnberg, Lorenzer Platz 10 und Samstag, 24. März 2012, 10-16 Uhr im Eine Welt Haus in München.

Nähere Infos und Anmeldung: siehe mittlere Spalte

Nebenwirkungen. Kleinbauern verlieren durch die groß angelegten Landkäufe ihre Lebensgrundlage, werden zwangs-umgesiedelt und erhalten weder die versprochenen Entwicklungsleistungen wie Arbeitsplätze oder Bildungschan-cen, noch irgendwelche Entschädi-gungen. Einerseits werden durch die Praxis die Kleinbauern weltweit ihrer Lebensgrundlage beraubt, andererseits

steigen die Lebensmittelpreise gera-de durch Spekulationen so stark, dass sich große Teile der Bevölkerung vor allem in den wenig entwickelten Län-dern nicht mehr versorgen können. Und damit schließt sich der Kreis aus Land-raub, Vertreibung, Hunger, Flucht und notwendigen Hilfslieferungen. Nuria Kyo und ihren Kindern wäre vielleicht besser geholfen, wenn der

groß angelegte landwirtschaftliche Anbau in den Entwicklungsländern der dortigen Bevölkerung zugute käme. Das löst zwar nicht die Probleme, die durch Dürre oder Überschwemmungen entstehen, wäre aber ein wichtiger Baustein beim Kampf gegen den welt-weiten Hunger.

Helge Neuschwander-Lutz

„Land ist Leben“ Neue interaktive Ausstellung zur Landkampagne

Geliebte ErdeGeliebte ErdeGelobtes LandGelobtes Land

Kampagne von

zum Thema „Land“

Kampagne von

zum Thema „Land“

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Mission EineWeltHauptstraße 291564 NeuendettelsauTelefon: 09874 9-0 Fax: 09874 9-330

und

Stadtbüro NürnbergLorenzer Platz 1090402 NürnbergTelefon: 0911 36672-0Fax: 0911 36672-19

E-Mail: [email protected]

Mission EineWeltCentrum für Partnerschaft, Entwicklung und Missionder Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern

Das Thema Land hat viele Facetten und spiegelt sich in Begriffen wie Mutter Erde oder Vaterland. Damit wird Land in der menschlichen Wahrnehmung zu einem Teil der Familie. Mission EineWelt hat dies aufgegriffen und daraus einen Kampagnenslogan gemacht:

„muttererde – vaterland – menschenskinder!“

Unter diesen Schlagworten sollen die verschiedenen Aspekte der Landkampagne deutlich gemacht wer-den. Mutter Erde, die uns Menschen als Lebensgrundlage dient und Ernährung sichert. Daneben steht Vaterland, das Heimat bietet und Ort der Ahnen, der Generationen ist. Und zuletzt „Menschenskinder“, das als Überschrift für den menschlichen Umgang mit der uns anvertrauten Schöpfung stehen soll.

Diese Materialmappe enthält vielfältig einsetzbare Materialien zum Kampagnenthema, u. a. eine Expertenbroschüre und einen Gottesdienstentwurf.

Weitere Informationen finden Sie unter www.mission-einewelt.de.

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Materialangebote zum Thema LandMit einer Materialmappe (links) möchte Mission EineWelt alle Interessierten auf den Themenkomplex „Land“ und die verschiedenen Aspekte aufmerksam machen. Dazu hat das Partnerschaftswerk rund um das Kampagnenthema „muttererde - vaterland - menschenskinder!“ eine Plakatserie, einen Monatskalender mit zwölf schönen Landmotiven, einen Aufkleber, eine interaktive Ausstellung „Land ist Leben“ (Kasten unten) und eine 164-seitige Expertenbroschüre (rechts) heraus-gebracht. Weitere Angebote - unter anderem ein Hörbuch - sind in Vorbereitung.

Die Materialien können kostenlos bestellt werden. Telefon: 09874 9-1031 oder E-Mail: [email protected] oder über den Shop unserer Homepage: www.mission-einewelt.de

Positionen, z. B. als LehrerInnen. Die Mehrheit der Menschen bewirtschaf-tet ihr Land für die Selbstversorgung. Aufgrund des malaysischen Orang As-li-Abkommens haben wir das Privileg, dass wir uns überall dort niederlassen können, wo wir möchten. Gleichzeitig sind wir deswegen aber auch oft ge-zwungen umzuziehen, wann immer die Regierung unser Land für „Entwick-lungszwecke“ braucht.

Mission EineWelt: Worin sehen Sie Ihre besondere Herausforderung für die Arbeit der lu-therischen Kirche unter den Orang Asli?

Pfarrerin Timah Bah:Als Herausforderung sehe ich vor allem zwei Aspekte: Zum einen den kulturellen: Der Kon-flikt zwischen traditionellem und

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christlichem Glauben. Für Menschen, die, bevor sie Christen wurden, der traditionellen Religion (Naturreligion) angehörten, ist es oft sehr schwierig. Ihre Ursprungsreligion, ihre vorherigen Überzeugungen und ihr alter Lebens-stil, die diese sehr lange praktiziert haben, verleiht ihnen das Gefühl, dass Gottes Evangelium sie bedroht. Zum anderen den Aspekt des Glau-bens: Wir müssen akzeptieren, dass der religiöse Glaube einen Menschen in besonderer Weise formt, sei es im Denken, der Art sich zu kleiden und im Lebensstil. Zum Beispiel: Die Orang Asli denken, dass die Frauen ihren Platz nur im Haus haben. Ich bin Pfarrerin und die Orang Asli-Männer sehen mich als Karriere-Frau. Dies bedroht ihren Sta-tus und ihre Möglichkeiten, ihre Macht wackelt. Die Orang Asli-Männer mei-nen, sie sind das Oberhaupt der Familie und sie wollen nicht von einer Pfarrerin geleitet werden.

Mission EineWelt:Ca. 60 Prozent der Bevölkerung in Malaysia gehören dem Islam an. Wie erleben Sie das Zusammenleben mit Muslimen?

Pfarrerin Timah Bah:Der Islam ist in Malaysia Staatsreli-gion. Persönlich empfinde ich es nicht schwierig, als Christin in Malaysia zu leben. Malaysia ist ein demokratisches Land und jeder kann seine Religion frei wählen. Das ist in der malaysischen Verfassung verankert. Ich kann meine Religion inmitten anderer praktizieren. Ich habe viele muslimische Freunde und ein Cousin von mir ist auch Mus-lim. Malaysia ist in dieser Hinsicht einzigartig: multikulturell und multi-religiös.

Im Rahmen des Programms „teaching preaching“ lädt Mission EineWelt MitarbeiterInnen aus den weltweiten Partnerkirchen ein, um in Bayern über ihren Glauben, sowie die Entwick-lungen in Kirche und Gesellschaft in ihrem Land zu sprechen. Im November waren zwei Mitarbeiterinnen aus der Lutherischen Kirche von Malaysia und Singapur zu Gast und tourten durch Schulen und Gemeinden in ganz Bay-ern. Der nächste Weltgebetstag der Frauen widmet sich der Situation von Frauen in Malaysia. Gisela Voltz von Mission EineWelt sprach mit Pfarrerin Timah Bah.

Mission EineWelt:Malaysia ist ein großes Land, aufgeteilt in West- und Ostmalaysia. 600 Kilo-meter Meer trennen die beiden Lan-desteile. Malaysia ist geprägt von der malaysischen, der indischen und der chinesischen Kultur. Sie gehören der Gruppe der malaysischen Ureinwoh-ner der Orang Asli an. Wie ist die so-ziale und ökonomische Situation Ihrer Volksgruppe?

Pfarrerin Timah Bah:Die Orang Asli sind eine ethnische Minderheit in Malaysia. Wirtschaft-lich gesehen haben diese meist nur ein geringes Einkommen und nur eine geringe Schulbildung. Nur wenige ar-beiten als Angestellte oder in höheren

Malaysia: multikulti und multireligiös Neu in der

Reihe „EineWelt in der Kiste“Globalisierung im KleiderschrankUnsere neue entwicklungspolitische Themenkiste gibt Einblick in die Welt der globalen Bekleidungspro-duktion, ihrer Probleme und Heraus-forderungen. In bewährter Weise werden an den zehn Stationen die unterschiedlichen Facetten bei der Kleiderherstellung unter sozialen, ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten näher beleuchtet:Mal können die Teilnehmenden die Kostenverteilung einer Jeans puz-zeln, beim Würfeln ihr Wissen über die Globalisierung in der Beklei-dungsproduktion testen, mal den Verdienst einer Näherin berechnen oder in einem Spiel den Alltag der Näherin Rekha aus Bangladesh ken-nenlernen.

An anderen Stationen kann man Ge-genstände der verschiedenen Pro-duktionsschritte in eine sinnvolle Reihenfolge bringen, beim Zuordnen von Texten die Kriterien des Fairen Handels kennenlernen oder einen kurzen Film über die Arbeiterinnen-proteste in Kambodscha anschauen. An jeder Station gilt es Fragen für den Stationenpass zu beantworten. Umfangreiches Material zur Vertie-fung liegt ebenfalls bei. Ausleihgebühr: 5.- €. Die Kiste kann entweder in Neuendettelsau oder in Nürnberg abgeholt werden oder gegen Portoerstattung zugeschickt werden.Kontakt und Reservierung:Eine-Welt-Station Nü[email protected] / Tel.: 0911-36672-0

Übrigens:Mission EineWelt hat noch weitere entwicklungspo-litische Aktionskisten zu anderen Themen im Ange-

bot, von Welternährung über Kakao bis zu Kinderarbeit und Fussball.

Pfarrerin Timah Bahlebt in der Bergregion der „Cameron Highlands“ in West-Malaysia. Sie ist die erste ordinierte Pfarrerin aus der ethnischen Minderheit der Orang Asli und beglei-tet das Projekt „Touching hearts“, das die lutherische Kirche in Malaysia ins Leben gerufen hat. Das Projekt unterstützt ein Bildungsprogramm für die Kinder der Ureinwohner Orang Asli. Die Herausforderung, ihr Volk mit dem Evangelium zu erreichen, liegt ihr besonders am Herzen.

Haus von Orang Asli in den Cameron Highlands, Malaysia

Dezember 2011Mission EineWelt4

Termine für 201221. Januar 2012, 10-17 Uhr„Was macht Ihr Geld gerade?“Informationstag zu ethischen Geldanlagen mit wichtigen Akteuren und einer spannenden Podi-umsdiskussionCaritas Pirckheimer Haus, Königstr. 64, Nürnberg

21. -29. Januar 2012LateinamerikawocheEine Mischung aus Kultur, Politik und Sozialem, aus Information und Diskussion über die Situati-on in den einzelnen Ländern Lateinamerikas und übergreifende Themenwww.lateinamerikawoche.deVilla Leon, Nürnberg

3. – 4. Februar 2012Afrika-BegegnungstageEingeladen sind an Afrika interessierte Jugendliche ab 15 Jahren sowie ehren- und hauptamtlich mit-arbeitende junge Erwachsene aus den Dekanaten in BayernTagungsstätte Mission EineWelt, Neuendettelsau

24. März 2012, 9.30 - 16.30 UhrKultur – Wandel – Land16. Brasilientag der Evang. - Luth. Kirche in BayernIngolstadt

23. - 25. März 2012Islands of Hope: Unterwegs zu einem freien und gerechten PazifikInternationales Symposium zum Pazifik: ein Pa-radies romantischer Träume, ein umkämpfter Le-bensraumTagungsstätte Mission EineWelt, Neuendettelsau

27. – 29. April 2012Land: Ressource - HeimatÖkumenische KooperationstagungWelche Kräfte steuern den Wettlauf um Land? Welche Menschenrechte stehen dabei auf dem Spiel? Welche Rolle spielt unsere Lebensweise da-bei? Was muss ich wissen, was ist zu tun?Tagungsstätte Mission EineWelt, Neuendettelsau

4. – 5. Mai 2012Land in Sicht? Migration und Flucht. Hintergründe, Chancen und Herausforderungen.Welt-Uni 2012Warum verlassen Menschen ihre Heimat? Welche Chancen bietet Migration und welche Heraus-forderungen für die Zielländer ergeben sich? Wie sieht die Flüchtlings- und Migrationspolitik der EU aus? Was ist zu tun?Caritas Pirckheimer Haus, Königstr. 64, Nürnberg

IMPRESSUM

Mission EineWelt · Postfach 68 · Hauptstraße 291564 Neuendettelsau Tel.: 09874 9-0Fax: 09874 9-330

und

Stadtbüro Nürnberg Lorenzer Platz 1090402 Nürnberg · Tel.: 0911 36672-0, Fax: -19E-Mail: [email protected] www.mission-einewelt.de

Redaktion: Gisela Voltz Gestaltung: Daniela Denk / Helge Neuschwander-Lutz

„Informationen aus der Einen Welt“ erscheint zweimal jährlich als Sonntagsblattbeilage.

Projekte aus der Einen Welt „Touching hearts“ – Die Herzen berühren …

... heißt das Unterstützungs-Programm der Luthe-rischen Kirche in Malaysia für die Kinder der Orang Asli. Die Ureinwohner Malaysias wurden durch Tee-plantagenbesitzer vom Hochland in den unzugäng-lichen Regenwald zurückgedrängt. Entsprechend lan-ge Fußmärsche legen die Orang Asli-Kinder durch den dichten, feuchten Urwald bis zur nächsten Busstation zurück, um die staatliche Grundschule zu erreichen. Da die Familien sehr arm sind, machen sie sich ohne Frühstück auf den langen Weg. Etwas zu essen gibt es erst wieder am späten Nachmittag zu Hause. Aus die-sem Grund und weil die traditionsbewussten Orang Asli ihre Heimat so gut wie nie verlassen, beenden die meisten Kinder ihre schulische Laufbahn bereits nach der sechsten Klasse.

Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende

den Kindern der Orang Asli!

Mission EineWelt

Stichwort: Touching hearts

Evangelische Kreditgenossenschaft eG

BLZ 520 604 10

Konto 10 11 111

IBAN: DE 12 5206 0410 0001 0111 11

BIC: GENODEF 1EK1

Die Lutherische Kirche in Malaysia möchte die Kin-der fördern und vergibt kleine Stipendien aus einem zweckgebundenen Fonds. Hieraus können sie, wenn sie eine weiterführende Schule besuchen, Geld für den Schulbus und ein warmes Mittagessen in der Schulkantine bekommen. Schon 15 Euro genügen, um für ein Orang Asli-Kind einen Monat lang die Mittagsspeisung und den Bus zu bezahlen.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite www.mission-einewelt.de oder im Veranstaltungsprogramm 2012. Spezielle Angebote für Schulen und für die Gemeindearbeit gibt es im Infofolder „Eine Welt für Schule und Gemeinde“.Beide Programmhefte können Sie kostenlos unter www.mission-einewelt.de/shop bestellen.