CG Info Sommer 2012

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Jahresrechnung Casa Girasol – Persönliches Vorwort zum Einstieg Eine Medaille als Auszeichnung Im Juni konnte ich den Rafael- Jungs persönlich eine Medaille überreichen. Doch was hat sie zu bedeuten? Warum haben die Kin- der eine Auszeichnung verdient? Während vier Wochen besuchte ich unser Kinderheim Rafael in Hon- duras. Meine Erwartungen waren gross. Ich war gespannt, wie die Kinder und das Team auf mich wir- ken würden. Wäre ein Fortschritt zu erkennen? Gäbe es Probleme, die sich aufdrängten? Grosser Erfolg Schon an meinem ersten Tag wurde ich liebevoll begrüsst. Ich beobach- tete die Kinder, sie sahen gesund und kräftig aus. Ich erlebte, wie sie an den Programmpunkten teil- nahmen, wie diszipliniert und moti- viert sie waren. Wenn man es nicht weiss, würde man nicht denken, dass diese Kinder vor achtzehn Mo- naten noch auf der Strasse lebten und grösstenteils abhängig vom Leim Resistol waren. Die Erfolgsquote bei der Rehabi- litation von Strassenkindern mit Suchtproblemen liegt in der Regel zwischen 20 und 30 Prozent. Im Kinderheim Rafael können wir von gut 80 Prozent sprechen! Woran mag das liegen? Ich glaube, es liegt am Konzept der intensiven Betreuung. Sämtliche Personen eingerechnet, kümmern sich drei- zehn Teil- und Vollzeitangestellte und Missionare um die sechzehn Kinder. Gott hat unsere Arbeit sichtlich ge- segnet! Natürlich gibt es Dinge, die verbessert werden müssen. Gera- de in einem so grossen Team ist die Kommunikation eine ständige Herausforderung. Aber ich bin zu- versichtlich, dass wir diese Heraus- forderungen meistern. Von Herzen Am letzten Tag meines Besuches zeigte ich den Jungs einen Film mit Fotos, die ich während meines Aufenthaltes geschos- sen hatte. Gespannt folgten sie der Präsentation. Im Anschluss ergriff ich das Wort und wandte mich an die Kinder. Ich lobte sie für ihre Anstrengungen der vergange- nen Monate. Ich betonte, dass ich erkennen konnte, dass sie alle ihr Bestes geben würden. Als Krönung überreichte ich jedem Jungen eine Medaille, die ich in der Stadt ge- kauft hatte. Stolz nahm jeder seine Medaille in Empfang, während die anderen applaudierten. Nach meinem Besuch in Honduras kann ich von Herzen sagen: Ich stehe weiterhin voll und ganz hin- ter unserer Arbeit. Der Effort der letzten Jahre hat sich gelohnt. Wo wären diese Kinder heute, wenn es Casa Girasol nicht gäbe? Noch immer auf der Strasse? Schon tot? Ich bin dankbar, dass ich diese Arbeit mit Stassenkindern in Hon- duras seit fünf Jahren leiten darf. Aber auch Ihnen, liebe Spender, möchte ich eine Medaille aushän- digen. Sie haben durch Ihre Un- terstützung und Ihr Vertrauen eine Auszeichnung verdient! Alexander Blum, Gesamtleiter CG Info Sommer 2012 Das kleine Infoblatt für Freunde und Interessierte. ISSN 2235-3666 www.casagirasol.ch Bild: Ein Rafael-Junge nach der Überreichung der Medaille. Diese Themen erwarten Sie: Seite 2 Beschäftigung als Therapie Seite 4 Auf der Strasse Seite 5 Lagerbericht Seite 7 Cannan Kenia Seite 8 Wunschliste

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Neuigkeiten aus unserer Arbeit in Honduras und Kenia.

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Jahresrechnung

Casa Girasol – Persönliches Vorwort zum Einstieg

Eine Medaille als AuszeichnungIm Juni konnte ich den Rafael-Jungs persönlich eine Medaille überreichen. Doch was hat sie zu bedeuten? Warum haben die Kin-der eine Auszeichnung verdient?Während vier Wochen besuchte ich unser Kinderheim Rafael in Hon-duras. Meine Erwartungen waren gross. Ich war gespannt, wie die Kinder und das Team auf mich wir-ken würden. Wäre ein Fortschritt zu erkennen? Gäbe es Probleme, die sich aufdrängten?

Grosser ErfolgSchon an meinem ersten Tag wurde ich liebevoll begrüsst. Ich beobach-tete die Kinder, sie sahen gesund und kräftig aus. Ich erlebte, wie sie an den Programmpunkten teil-nahmen, wie diszipliniert und moti-viert sie waren. Wenn man es nicht weiss, würde man nicht denken, dass diese Kinder vor achtzehn Mo-naten noch auf der Strasse lebten und grösstenteils abhängig vom Leim Resistol waren.Die Erfolgsquote bei der Rehabi-litation von Strassenkindern mit Suchtproblemen liegt in der Regel zwischen 20 und 30 Prozent. Im Kinderheim Rafael können wir von gut 80 Prozent sprechen! Woran mag das liegen? Ich glaube, es

liegt am Konzept der intensiven Betreuung. Sämtliche Personen eingerechnet, kümmern sich drei-zehn Teil- und Vollzeitangestellte und Missionare um die sechzehn Kinder.Gott hat unsere Arbeit sichtlich ge-segnet! Natürlich gibt es Dinge, die verbessert werden müssen. Gera-de in einem so grossen Team ist die Kommunikation eine ständige Herausforderung. Aber ich bin zu-versichtlich, dass wir diese Heraus-forderungen meistern.

Von HerzenAm letzten Tag meines Besuches zeigte ich den Jungs einen Film mit Fotos, die ich während meines Aufenthaltes geschos-sen hatte. Gespannt folgten sie der Präsentation. Im Anschluss ergriff ich das Wort und wandte mich an die Kinder. Ich lobte sie für ihre Anstrengungen der vergange-nen Monate. Ich betonte, dass ich erkennen konnte, dass sie alle ihr Bestes geben würden. Als Krönung überreichte ich jedem Jungen eine Medaille, die ich in der Stadt ge-kauft hatte. Stolz nahm jeder seine Medaille in Empfang, während die anderen applaudierten.Nach meinem Besuch in Honduras

kann ich von Herzen sagen: Ich stehe weiterhin voll und ganz hin-ter unserer Arbeit. Der Effort der letzten Jahre hat sich gelohnt. Wo wären diese Kinder heute, wenn es Casa Girasol nicht gäbe? Noch immer auf der Strasse? Schon tot?Ich bin dankbar, dass ich diese Arbeit mit Stassenkindern in Hon-duras seit fünf Jahren leiten darf. Aber auch Ihnen, liebe Spender, möchte ich eine Medaille aushän-digen. Sie haben durch Ihre Un-terstützung und Ihr Vertrauen eine Auszeichnung verdient!

Alexander Blum, Gesamtleiter

CG Info Sommer 2012 Das kleine Infoblatt für Freunde und Interessierte.

ISSN 2235-3666

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Diese Themen erwarten Sie:

Seite 2 Beschäftigung als Therapie

Seite 4 Auf der Strasse

Seite 5 Lagerbericht Seite 7 Cannan Kenia

Seite 8 Wunschliste

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Casa Girasol – Das Kinderheim Rafael in Honduras

Beschäftigung als TherapieDass Beschäftigung die beste The-rapie ist, ist bekannt. Von den Pro-blemen ablenken, Stärken entwi-ckeln und Neues erlernen, tut gut.Die sechzehn Kinder im Kinderheim Rafael haben ein dichtes Programm. Nebst dem täglichen Schulbesuch organisiert das Team aus Erziehern, Psychologen, Sportlehrern, Sozialar-beitern und Missionaren eine bunte Palette an Aktivitäten. Die Kinder sollen gefördert aber nicht überfor-dert werden.

Fussballplatz

Ein wichtiger Punkt im Tagespro-gramm ist die Arbeitstherapie. Geleitet wird dieser Bereich von unserem Missionar Thomas Biag-gi. Thomas ist gelernter Maurer und Zimmermann und hat eine Weiterbildung als Arbeitsagoge absolviert. Der perfekte Mann für diese Aufgabe! Thomas gestaltet mit den beiden honduranischen Mitarbeitern Juan und Danilo die Arbeitseinsätze für die 12 bis 18jährigen Jungs. «Machen und nicht nur reden» ist seine Devise. Und dass Thomas das ernst meint, merkt man sofort, wenn man eines unserer beiden Gelände betritt. Un-terstände, Gärten, Holzbänke und vieles mehr zeugen von immer wie-der neuen Ideen, was man mit den Kindern erarbeiten kann.Um die Arbeitstherapie beson-ders gewinnbringend zu gestalten, werden jeweils kleine Gruppen gebildet. So kann auf die Fähigkei-ten jedes Einzelnen eingegangen werden. Des Weiteren ist es uns wichtig, sinnvolle Beschäftigung zu ermöglichen. Die Kinder sollen erkennen, dass ihr Wirken einen Nutzen hervorbringt, von dem sie selbst wieder profitieren. So mä-hen sie beispielsweise die Wiese des Fussballplatzes, um wieder besser darauf spielen zu können.

Rafael-KaffeeBesonders stolz sind wir auch auf unseren aromatischen Rafael-Kaf-fee. Auf dem Heimgelände befin-det sich eine Kaffeeplantage, die von den Kindern gepflegt wird. Zur Erntezeit dreht sich dann alles um

Bild: Ein Rafael-Junge erhält Nachhilfe in Rechnen.

den Kaffee. Die Bohnen werden von Hand gepflückt, gewaschen, geschält, getrocknet und schliess-lich geröstet. Unser Kaffee ist zu 100 Prozent biologisch und kann deshalb zu einem besseren Preis an einen Händler verkauft werden. Mit dem Ertrag unternehmen wir gemeinsam Ausflüge und genies-sen so den Lohn unserer Arbeit. Beispielsweise besuchten wir den nahegelegenen Wasserpark.

In den letzten 18 Monaten hat ein erstaunlicher Wandel stattgefun-den. Bei der Eröffnung des Heims, war es nicht möglich den Kindern

ein Werkzeug in die Hände zu ge-ben. Es wäre zu gefährlich gewe-sen. Sie hätten sich selbst oder andere verletzen können. Wutaus-brüche waren an der Tagesordnung. Heute sind unsere Rafael-Jungs so stabil, dass sie mit Machete, Bohr-maschine und Hobel hantieren kön-nen. Immer unter Aufsicht, versteht sich, denn es könnte beispielswei-se sein, dass sie bei einem Streit in ihre früheren Muster zurück fal-len, die sie zum Überleben auf der Strasse entwickelt hatten. Man darf nicht vergessen, dass sie ei-nen Grossteil ihres Lebens auf der Strasse verbracht haben.

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Casa Girasol – Das Kinderheim Rafael in Honduras

Arbeitseinsatz mit den Kindern

Das Rafael hat einen grossen Garten. Noch befindet sich unser Gemüsegarten in der Versuchsphase. Durch das An-pflanzen verschiedenster Setz-linge und das Streuen diverser Samen wollen wir herausfinden, was in diesem Boden gedeiht.

Thomas: «Es ist wichtig, den Kindern nebst der Schule auch praktische Arbeiten beizubringen. So bereiten wir sie auf ihre berufliche Zukunft vor. Die Kinder sind bereits sehr geschickt im Umgang mit den Werkzeugen!»

Auch einfache Spiele gehören zum Beschäftigungsprogramm. Spielen ist gar nicht so einfach, wenn man es als Kind früher nie gemacht hat! Doch unterdessen beherrschen die Jungs allerlei Tischspiele, und laufend kom-men neue Spiele dazu.

Die Pflege unserer beiden Pferde Lala und Hondo benötigt viel Zeit. Während der Beschäf-tigungstherapie können zwei Kinder die Pferde für ein paar Stunden ausreiten. Aber auch für die Nahrung der Pferde muss gesorgt werden. Nebst zuge-kauftem Futter fressen die bei-den am liebsten Gras, das wir auf den ungenutzten Nachbarge-länden schneiden können.

Hier wird fleissig an einer neuen Dachkonstruktion gearbeitet, die über der Müllsammelstelle errich-tet werden soll. Für Bauten dieser Art verwenden wir entweder Holz

aus toten Bäumen, die wir selber schlagen, oder Bambus, den man hier leicht besorgen kann. Mög-lichst kostengünstig und ökolo-gisch soll es sein.

Der Kontakt zu den Missionars-kindern Jael und Levi ist für die Buben des Rafaels ebenfalls eine grosse Bereicherung.Die Kinder haben schnell An-schluss gefunden und Jael kann sich mittlerweile auf Spanisch verständigen.

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Casa Girasol – Einblick in die Arbeit von Casa Alianza Honduras

Auf der Strasse von TegucigalpaUm die Problematik der Strassen-kinder besser erfassen zu können, muss man sich dorthin begeben, wo sich ihr Leben abspielt. Einen Tag lang habe ich Marvin beglei-tet. Marvin ist Sozialarbeiter bei unserer Partnerorganisation Casa Alianza.

Es ist zu spätUm kurz vor sieben bin ich startklar. Heute lerne ich Marvin kennen. Er liebt seine Arbeit, das merke ich ihm sofort an. Marvin bereitet mich auf den Einsatz vor. In weiser Vo-raussicht habe ich Schmuck und Fotoapparat zu Hause gelassen. «Die Orte, die wir besuchen, sind nicht ungefährlich. Es ist gut, keine Wertsachen dabei zu haben.» Aus diesem Grund kann ich auch keine Bilder zeigen.Zuerst besuchen wir einen Ort nahe des kolonialen Zentralparks. «Hier lebt eine Gruppe von Kindern unter der Brücke. Es sind die hoffnungs-

zählt uns, dass er einen Heimplatz sucht. Marvin verspricht ihm, bei einer anderen Organisation anzu-fragen, ob er trotz Volljährigkeit dort eintreten könnte. Immer neue Lösungen zu suchen, darum dreht sich die Arbeit von Marvin.Wir gehen weiter zu einer Müll-sammelstelle. Auch hier arbeiten Kinder. Sie durchwühlen den Dreck auf der Suche nach Altmetall und Plastikflaschen. Für ein Kilo Kupfer gibt es fünf Franken. Doch mehr als etwas Kleines zu Essen werden sie sich mit dem Tageslohn nicht ver-dienen können. Zu viele Leute strei-ten sich um den Abfall.Wir rufen ein paar Kinder zusam-men. «Kommt her, wir wollen heute mit euch spielen!» Wir haben ver-schiedene Spiele mitgebracht: Yen-ga und Bilderbingo.Während wir uns mit den Kindern beschäftigen, stellt Marvin wichtige Fragen. «Wissen eure Eltern, wo ihr seid? Warum seid ihr nicht in der Schule? Wisst ihr, dass ihr jeder-zeit bei uns eintreten könnt, wenn

sichern uns, dass sie zu Hause le-ben und immer am Nachmittag die Schule besuchen. Heute hatte ihre Mutter sie einkaufen geschickt. Ein Mann habe ihnen auf der Strasse aber das Geld weggenommen. Sie wurden ausgeraubt, einfach so, am helllichten Tag. Diese Kinder sind noch keine Strassenkinder, doch ein Grossteil ihres Lebens spielt sich auf der Strasse ab. Sie laufen Gefahr in den Sog der Strasse zu geraten. Die Strasse und die dort gelebte, vermeintliche Freiheit stel-len eine grosse Versuchung dar. Erstkontakte wie diese sind wich-tig, um präventiv zu arbeiten und Vertrauen aufzubauen.Nach einem weiteren Marsch er-reichen wir um die Mittagszeit wie-der unseren Ausgangspunkt. Ich bin müde. Meine Beine tun weh, im Gesicht spüre ich den Sonnen-brand und mein Kopf ist voller Ein-drücke. Etwas werde ich bestimmt nie vergessen: Die Kinder, für die es keine Hoffnung mehr gibt. Ich will sie nicht aufgeben und lege sie in Gottes Hand. Möge er sich erbarmen, wo wir keinen Ausweg mehr sehen. Und möge Gott uns die Kinder senden, denen wir durch unsere Arbeit helfen dürfen.

Alexander Blum

Alexander: «Es braucht nicht viel, um mit den Strassen-kindern in Kontakt zu kommen. Einfach ein Lied singen und Spiele ausbreiten und schon werden sie neugierig.»

losen Fälle», erzählt Marvin. Die Gruppe besteht aus Kindern, die den ganzen Tag Leim schnüffeln. Der Konsum der Drogen hat bereits bleibende Schäden verursacht. Ein Zeichen für die fortgeschrittene Sucht ist die Art und Weise, wie sich die Kinder verhalten. Sie lal-len, sind benommen, unsicher und abwesend. «Diesen Kindern kön-nen wir nicht mehr helfen, es ist zu spät.»Wir besteigen einen Bus und fah-ren ins Marktviertel. Um diese Zeit beginnt das Treiben an den Stän-den. Mittendrin sind die Kinder. Sie werden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet. Marvin grüsst viele der Kinder, die meisten kennt er mit Namen.Nach ein paar Minuten erreichen wir den Schlafplatz einer ande-ren Gruppe. Wir respektieren ihre Privatsphäre und sind leise. Ein Junge kommt auf uns zu. David ist neunzehn Jahre alt, sieht aber aus wie zehn. Das liegt wohl an der mangelhaften Ernährung. David er-

ihr nicht mehr auf der Strasse le-ben wollt?» Marvin notiert sich die Antworten. Ziel sei es, eine Akte über jedes Strassenkind zu führen. «Doch leider nimmt die Zahl der Strassenkinder laufend zu!», gibt er zu bedenken.Plötzlich kommt ein junger Mann auf uns zu. Er selbst lebt vom Sor-tieren von Abfällen. Er zückt eine Bibel aus seinem Rucksack und fragt, ob er uns etwas daraus vor-lesen darf. Mit dieser Begegnung hatte ich nicht gerechnet. Es gibt sie, die Menschen, die trotz ihrer Misere an Gott festhalten!

In Gottes HandNach einer Weile machen wir uns auf, um weitere Kinder zu errei-chen. Wir treffen auf zwei Buben. Diesmal setzen wir uns direkt auf den Gehweg. «Das hier ist das Rotlichtmilieu von Tegucigalpa, die verruchteste Ecke der Grossstadt.» Wir spielen Dame. Die Kinder ver-

Bild: Ansicht Tegucigalpa.

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Casa Girasol – Reisebericht über das Viva! Camp

Ein Lagerbericht von Doris KöhlerDoris Köhler reiste im Februar nach Honduras, um als freiwillige Helferin bei einem Camp mit Stras-senkindern im Casa Girasol dabei zu sein. Sie berichtet uns, wie sie die drei Wochen erlebt hat.

Per AnhalterZusammen mit Susanne und Wal-ter aus Bern war ich im Februar im Viva Camp. Da es meine dritte Reise nach Lateinamerika war, war für mich einiges in Honduras neu, aber nicht fremd. An das lebhafte Gewusel im Markt von Comayagü-ela oder auf den Strassen und in den Bussen hatte ich mich schnell gewöhnt. Gut, dass Heidi sich aus-kannte, und immer wusste, wel-cher der richtige Bus für uns war.In der ersten Woche gab es neben den Vorbereitungen auch kleinere Ausflüge nach Valle de Angeles oder Amapala. In Tegucigalpa schauten wir im Heim von Casa Alianza vorbei. Am Sonntag unter-nahmen wir einen Ausflug. Da habe ich noch viel mehr von Tegucigalpa gesehen und erlebt. Wir genossen eine tolle Aussicht vom Picacho, machten einen Rundgang durch den Zoo, sahen Familien beim Picknick und zum Schluss fuhren wir noch per Anhalter, weil der Bus am Stadtrand im Stau steckte.

Ein NeuanfangIn der zweiten Woche war es dann so weit. Vicky und die Kinder aus dem Casa Alianza kamen. Mit meinem Spanisch kam ich mal mehr und mal weniger klar. Manch-mal fehlten halt die Vokabeln. Wir waren 14 Mitarbeiter aus Honduras und Europa und 20 Kinder.Anfangs etwas verschlossen, tauten die Kinder täglich mehr auf und lachten sehr viel. Nur ein Mäd-chen liess bis zum Schluss wenig an sich heran. Die meisten Kinder waren erst ein paar Wochen im Heim von Casa Alianza. Manche erzählten ein bisschen, wo sie her-kamen, andere mochten nicht da-rüber reden. Welche Schicksale ha-ben sie wohl schon erlebt? Einiges liess sich durch ihr Theaterspiel erahnen. Aber emotionale Defizite hatten alle und sie waren deshalb sehr anhänglich. Leider hatte ich nur zwei Arme für Umarmungen. In Honduras spielt der christliche Glaube im Alltag und in der Tradition eine grosse Rolle. In den täglichen Andachten behandelten Danilo und Juan Themen wie «Was heißt Glau-ben» oder «Die Gnade Gottes». Die Kids wurden jeden Tag offener, be-antworteten Fragen und erzählten von sich. Als Vicky am Lagerfeuer das Buch «Weil du einmalig bist»

Auf der Strasse von Tegucigalpavon Max Lucado erzählte, konnten sich sicherlich viele darin wiederfin-den. Am Donnerstagabend erzählte Danilo in der Andacht von der Liebe Gottes und hat für die Kinder gebe-tet und sie eingeladen einen (Neu-)Anfang mit Jesus als persönlichen Freund zu machen. Das war eine sehr emotionale und innige Zeit. Am Samstag fiel der Abschied von den Kindern und auch von den hon-duranischen Mitarbeitern und Hel-fern schwer.

Was bleibt?In der dritten Woche fuhren wir nach Copan und danach nach Tela ans karibische Meer. Nach drei Wochen unterwegs wieder Salzluft, Wellenrauschen und endlose Wei-te! Als Norddeutsche kamen Hei-matgefühle in mir hoch.

Nun bin ich wieder einige Monate zu Hause. Oft denke ich an die Kin-der zurück. Wie geht es ihnen jetzt? Was haben sie von dem Camp, von der Gemeinschaft behalten? Was konnten sie wohl von den Andach-ten und besonders vom Neuanfang mit Jesus bis heute behalten?

Doris Köhler

Bild: Gruppenfoto der Lagerwoche im Casa Girasol mit Strassenkindern.

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Casa Girasol – Informationen zum Geschehen vor Ort

Ins Online-Tagebuch geschaut...In dieses Tagebuch darf man ei-nen Blick hineinwerfen! Mit dem Online-Tagebuch bieten wir die Mög-lichkeit, unsere Arbeit zu verfolgen. Einen Tagebucheintrag möchten wir an dieser Stelle abdrucken:

TaschengeldWas für ein Erlebnis. Wir fuhren mit den Rafael-Jungs in die Stadt, dort wo sich tausende Leute um Markt-stände tummelten. Ziel: Die Kinder sollten ihr Taschengeld selbstän-dig in etwas Sinnvolles investieren. Ungefähr fünf Franken hatte jedes Kind zur Verfügung. Das reichte für ein paar gebrauchte Schuhe, drei T-Shirts und etwas Süssigkeiten.Auf dem Nachhauseweg wurden wir vom Regen überrascht. Für die Kinder, die auf der Ladefläche un-seres Pick-Ups mitfuhren eine nas-se Angelegenheit!

Bild: Rafael-Junge geniesst eine selbstgekaufte Mango.

Unsere Webseite www.casagira-sol.ch erhält zahlreiche Informati-onen sowie Links zur Fotogalerie und zum Online-Tagebuch.

Monatlich erscheint ein E-Mail-Newsletter.

Beinahe täglich veröffentlichen wir Neuigkeiten auf Facebook.

Unsere Webangebote geben Einblick

Dringend: Volontäre gesucht!Casa Girasol entsendet volontäre Mitarbeiter und Langzeit-Missio-nare nach Honduras und Kenia.Für beide Einsatzländer sind wir auf der Suche nach geeigneten Mitar-beitern, die ihre Zeit in die Kinder investieren wollen.

AnpackenDer persönliche Glaube an Jesus Christus ist Grundvoraussetzung für einen Einsatz. Darüber hinaus sollte man für Honduras Spanisch-kenntnisse und für Kenia Englisch-kenntnisse mitbringen. An der Bereitschaft, sich die Hände schmutzig zu machen und sich auf eine neue Kultur einzulassen, darf es nicht fehlen!Die Einsatzdauer beträgt in Hondu-ras mindestens ein Jahr, in Kenia zwei bis drei Monate. Mindestalter ist 25 Jahre. Wir freuen uns beson-ders auch über die Anfrage von äl-teren, erfahrenen Personen.

Bild: Unsere Rafael-Missionarin Heidi Zwicky gibt Flötenunterricht.

Bewerbung und Auskunft: Alexander Blum, [email protected]

Informationen finden Sie auf www.casagirasol.ch

Als Helfer nach Honduras oder Kenia

Wir haben in den letzten fünf Jahren rund 220 Einsätze organisiert.

Die Einsatzkosten sind tief. Ein kleiner Freundes- und Gebetskreis ist sinnvoll.

Casa Girasol – Ihre freiwillige Mitarbeit vor Ort

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Neu unterstützt Casa Girasol in Mombasa, Kenia, das Waisenhaus Cannan durch die Entsendung vo-lontärer Mitarbeiter und Teilfinan-zierung der Betriebskosten.In Honduras ist Casa Girasol als eigenständiger Verein tätig und lädt Strassenkinder zu Lagerwo-chen ein. Ebenfalls betreiben wir in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa das Kinderheim Rafael gemeinsam mit der Partnerorgani-sation Casa Alianza. Wir beschäfti-gen dort Volontäre und Missionare sowie lokale Angestellte.In Kenia sieht unser Engagement etwas anders aus. Wir tragen dort keine organisatorische Verantwor-tung, sondern unterstützen das be-freundete Werk Cannan Orphanage mit etwa 12‘000 Franken im Jahr. Zudem vermitteln und betreuen wir freiwillige Helfer aus Europa, die in Kenia für zwei bis drei Monate ei-nen Einsatz machen möchten.

AIDS-Waisen Wir haben mit Cannans Vorstands-mitglied Zacharia Amollo gespro-chen, um mehr über die Arbeit in Kenia zu erfahren.

Casa Girasol: Cannan ist eine junge Organisation, wer steht dahinter? Zacharia: Cannan wurde hier in Mombasa von einheimischen Per-sonen gegründet, um Waisenkinder aus unserem Viertel ein Überleben zu ermöglichen. Viele Menschen betätigen sich ehrenamtlich für die Kinder, bringen Lebensmittel oder engagieren sich im Vorstand.

Wie viele Kinder betreut Cannan? Zur Zeit leben im Waisenhaus 16 Buben und Mädchen, und unsere Schule wird von insgesamt 46 Kin-dern besucht.

Warum wurden die Cannan-Kinder zu Waisen? Die Eltern der Kinder erkrankten an Aids und starben. Zu-rück liessen sie Kinder, die in kei-ner Familie aufgenommen werden konnten. Sie fielen in die staatliche Obhut und wurden schliesslich an uns weiter gegeben. Hinter ihnen liegt ein langer, trauriger Weg, der von viel Einsamkeit und Hilflosig-keit geprägt war.

Casa Girasol – Das Kinderheim Cannan in Mombasa

Interview mit Zacharia aus Kenia

Was ist das Wichtigste, was Sie den Kindern weitergeben können? Wie in einer Familie gibt es viele Dinge, die ein Kind braucht: Es-sen, Erziehung, ein Dach über dem Kopf, Schulbildung und so weiter. Das wichtigste aber ist Liebe.

Welche Träume haben die Kinder, wenn sie an die Zukunft denken? Kinder haben viele Träume. Sie wünschen sich eine Familie, ein schönes Haus oder sie reden da-von, einmal Lehrer, Ärztin oder Postbote zu werden. Sie glauben an Jesus Christus. Wie wichtig ist dies bei der Arbeit? Ohne Jesus könnten wir den Kin-dern keinen Lebenssinn vermitteln. Der Glaube an ihn ist es, der das Leben erhellt und Hoffnung für die Zukunft schenkt.

Im Juni senden wir erstmals eine freiwillige Helferin aus Deutschland zu euch. Wie kann sie sich einbrin-gen? Wir sind dankbar um jede Art der Mitarbeit vor Ort. Sibylle kocht, wäscht, unterrichtet und spielt mit den Kindern.

Casa Girasol wird dank Spenden diesen Sommer in Kenia einige Dinge für die Kinder kaufen kön-nen. Was benötigen Sie am drin-gendsten? Wir sind arm, sind aber dankbar, dass wir jeden Tag min-destens einmal zu essen haben! Wir benötigen dringend Betten für Kinder, Stühle und Kleider. Danke für all die Unterstützung, die wir von Ihnen erfahren.

Zacharia: «Wir sind Gott so dankbar, dass er uns die Zusammenarbeit mit Casa Girasol ermöglicht hat. Wir freuen uns, gemeinsam Kindern zu helfen! »

Bild: Cannan-Kinder am Strand von Mombasa.

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Casa Girasol – Ihre Spende ermöglicht unsere Hilfe für Kinder

Ihre Spende gibt Kindern Halt!Dass wir uns in Honduras und Ke-nia für Kinder engagieren können, verdanken wir Ihnen! Sie ermögli-chen uns durch Ihre Spende, Ihre Gebete und Ihre Mitarbeit, den Kindern Halt zu geben, ihnen ein familiäres Umfeld zu schenken, in dem sie heranwachsen und sich entwickeln können.

Wir sind weiterhin auf Ihre Unter-stützung angewiesen. Wir verzeich-nen 2012 leider einen starken Spendenrückgang in den ersten Monaten, den wir hoffentlich bald wieder aufholen können.Einige Wünsche haben wir an die-ser Stelle formuliert, damit Sie se-hen, was im Moment ansteht.

Heidi: «Kleine Anschaffungen, Arztbesuche, Spiele, Backsachen und Geburtstagsgeschenke

gehören in meinen Arbeitsbereich.» Kosten: CHF 280.– / Monat

Monika: «Für die kommenden zwei Lagerwochen benö-tigen wir noch das Geld fürs Essen der Strassenkinder.»

Kosten: je CHF 920.–

Alexander: «Es leben16 Kinder im Heim in Honduras, aber es fehlen uns aktuell fünf Patenschaften,

welche die Lebenskosten der Kinder tragen.» Kosten pro Monat: CHF 250.– / Teilbeträge möglich

Thomas: «Fürs Arbeitsprogramm im Rafael brauchen wir einen neuen Hobel und Ersatzteile.»

Kosten: CHF 60.–

Alle Spenden werden vom Förderverein Casa Girasol eingesetzt und sind in der Schweiz steuerbefreit.Der Verein ist Mitglied der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA.

Förderverein Casa GirasolPostfach 281 Postkonto: 85-462791-4CH 8586 Erlen IBAN CH24 0900 0000 8546 2791 4Tel. +41 71 648 26 71 BIC POFICHBEXXXE-Mail: [email protected] Swiss Post, Nordring 8, CH–3030 Bern

Die Angaben zu unserem deutschen Spendenkonto finden Sie im Internet.Die Verdankung der Spenden erfolgt jährlich Ende Januar.Auf unserer Webseite können Sie auch mit Kreditkarte spenden (via Paypal). Bei Zweckbestimmung bringen Sie bitte den Vermerk «Honduras», «Kenia» etc. an.

Gerne stehen wir Ihnen bei Fragen persönlich zur Verfügung. Weitere Informationen zum Casa Girasol finden Sie auch im Internet unter:

www.casagirasol.ch www.wir-bauen-ein-kinderheim.chImpressum: Text & Gestaltung von Alexander Blum, Bilder von Casa Girasol, Cannan und zur Verfü-gung gestellt von Volontären. Korrektorat Blaufeder Verlag www.blaufeder.ch.

Adressen & Kontakte Casa GirasolPostfach 281CH – 8586 Erlen +41 (0)71 648 26 [email protected]

www.casagirasol.ch

Alexander Blum, [email protected]

Monika Blum, Prä[email protected]

Heidi Zwicky und Familie Biaggi+504 8998 26 26 (HON)

Bruno: «Wir unterstützen das Kinderheim Cannan in Kenia mit einem monatlichen Beitrag.»

Kosten: CHF 1000.– / Monat

Bild: Rafael-Junge beim Hobeln.