Christian Rebisse - Geschichte Und Mythos Der Rosenkreuzer

33
 1 Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Straße 69 * D-76530 Baden-Baden Tel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de Geschichte und Mythos der Rosenkreuzer von: Christian Rebisse Ttiel der Originalaus gabe: Christian Rebisse: Rose-Croix histoire et mystères. Diffusion Traditionelle, Le Tremblay, 2003. Diese Ausgabe wurde übersetzt und herausgegeben von dem Verlag AMORC-Bücher 1. Auflage 2007 Alle Rechte vorbehalten auch die des Nachdrucks von Auszügen und der fotomechanischen Wiedergabe. Copyright 2007 by AMORC-Bücher AMORC-Bücher Lange Straße 69, D-76530 Baden-Baden www.amorc-buecher.de ISBN-13: 978-3-925972- 45-4

Transcript of Christian Rebisse - Geschichte Und Mythos Der Rosenkreuzer

  • 1Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Geschichte und Mythosder Rosenkreuzer

    von:

    Christian Rebisse

    Ttiel der Originalausgabe:Christian Rebisse: Rose-Croix histoire et mystres.

    Diffusion Traditionelle, Le Tremblay, 2003.Diese Ausgabe wurde bersetzt und herausgegeben von dem Verlag

    AMORC-Bcher1. Auflage 2007

    Alle Rechte vorbehaltenauch die des Nachdrucks von Auszgenund der fotomechanischen Wiedergabe.

    Copyright 2007 by AMORC-BcherAMORC-Bcher

    Lange Strae 69, D-76530 Baden-Badenwww.amorc-buecher.de

    ISBN-13: 978-3-925972-45-4

  • 32

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Alles beginnt im Jahr 1614 mit einer Verffentlichung der Fa-ma Fraternitatis, einem seltsamen Text, der die Existenz der Bru-derschaft vom Rosenkreuz in Europa enthllt. In einer Epoche, zer-rttet durch verwirrende wissenschaftliche Entdeckungen, blutigereligise Auseinandersetzungen und verheerende Epidemien, ldtdiese Schrift die Suchenden ein, sich der von C. R. gegrndetenBruderschaft anzuschlieen.

    Die Rosenkreuzer bieten nmlich an, den Menschen phantas-tische Kenntnisse anzuvertrauen sowie Tugenden, die es ermgli-chen wrden, die durch Krisen geschwchte Gesellschaft zu er-neuern. Diesem ersten Manifest folgt 1615 ein zweites, die Con-fessio Fraternitatis, und 1616 ein drittes, Die Chymische Hoch-zeit des Christian Rosenkreutz. Diese drei Schriften haben groenErfolg. Sie zirkulieren in ganz Europa und lsen das Erscheineneiner ungeahnten Anzahl neuer Verffentlichungen aus. Im Jahre1623 knnen die Einwohner von Paris an den Mauern ihrer Stadtein Plakat lesen, das ihnen ankndet, dass sich die Brder vomRosenkreuz bald sichtbar und unsichtbar in der Hauptstadt auf-halten werden.

    Wer sind diese Rosenkreuzer, die angeblich unsichtbar und un-greifbar bleiben? Woher kommen sie? Sind sie jene, deren heilsa-me Ankunft Joachim de Flore angekndigt hat, damit sie eine neueReligion begrnden, jene des Zeitalters des Heiligen Geistes, daser als eine Epoche der Glckseligkeit bezeichnet? Verkrpern sieElia Artista, von dem Paracelsus vorhersagte, dass er der Mensch-heit alle Geheimnisse der Natur enthllen wrde? Was ist diesegeheimnisvolle universale Wissenschaft, die diese Bruderschaft zubesitzen behauptet? Alle diese Fragen werden im Zentrum der Be-schftigung zahlreicher Forscher, Philosophen und Gelehrten des17. Jahrhunderts stehen, wie Ren Descartes, Isaac Newton ...

    Fr manche ist die Ordnung des Rosenkreuzes so alt wie dieWelt, fr andere ist sie zur Zeit der Pharaonen entstanden und hatin der Folge oder im Laufe der Zeit das spirituelle Erbe der Pytha-goreer, der Mysterien von Eleusis, der persischen Magier, der Esse-ner, der Templer und des Ordens vom Goldenen Vlies in sich auf-genommen. Andere wiederum sehen in seinem Auftauchen eine Ver-

    Vorwort

    Der Orden vom Rosenkreuz ist eine der geheimnisvollsten westli-chen Initiations-Gesellschaften. Es steht das Kreuz mit Rosen dichtumschlungen. Wer hat dem Kreuze Rosen zugesellt?, fragt JohannWolfgang von Goethe (Die Geheimnisse, 1784). Das Rosenkreuzverbindet nmlich zwei Elemente von entgegengesetztem Wesen.Das Kreuz symbolisiert durch seine vier Arme, welche die vierKardinalpunkte andeuten, die materielle Welt, whrend die Rosedurch ihren subtilen Duft den unfassbaren Aspekt des Seiendensymbolisiert: die Welt der Seele. Das Rosenkreuz stellt also dasMysterium der Verbindung der Gegenstze dar, die Vereinigungdes Krpers mit der Seele.

    Aber das Rosenkreuz ist nicht nur ein Symbol fr die Entwick-lung des Menschen, sondern fr die gesamte Schpfung. Im 17.Jahrhundert, dem Goldenen Zeitalter des Rosenkreuzertums, sahman in der Vermhlung der Rose mit dem Kreuz einen Prozess, mitdem der Mensch der gesamten Natur hilft, zu ihrer vollstndigenRegeneration zu finden. Dies wollte wahrscheinlich auch JosphinPladan mit der Formel ausdrcken, die auf dem Umschlag diesesBuches abgedruckt ist: Ad rosam per crucem, ad crucem per ro-sam, in ea, in eis gemmatus resurgam Zur Rose durch das Kreuz,zum Kreuz durch die Rose, in ihr (der Rose), in ihnen (der Roseund dem Kreuz) werde ich als ein Edelstein wieder auferstehen.Durch die Vermhlung der Rose mit dem Kreuz, also des Men-schen mit der Schpfung, offenbart sich das Gttliche in noch strah-lenderer Pracht. Diese wenigen Elemente ermglichen bereits zuverstehen, welche Anziehungskraft das Symbol des Rosenkreuzesseit dem 17. Jahrhundert bei so vielen Menschen ausben konnte,die sich ber die Geheimnisse des Gttlichen, des Menschen unddes Universums Gedanken machten.

  • 54

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Da die Geschichte des Rosenkreuzertums in jene der abendlndi-schen Esoterik eingebettet ist, soll dieser Begriff przisiert wer-den. Das Adjektiv esoterisch kommt vom griechischen Wortesoterikos, einer Form von eis (in, nach) und eso (im Inne-ren, drinnen). Wrtlich bedeutet es nach innen und bezeichnetdas, was nicht direkt zugnglich ist. Es kennzeichnet die Idee einerBewegung, die zum Inneren fhrt. Esoterik ist also die Wissen-schaft vom Inneren der Dinge, von dem, was man mit dem Intellektnur bis zu einem gewissen Punkt erfassen kann. Letztlich handeltes sich um eine Gnosis, um ein Wissen, das zu einer Transforma-tion, zu einer Regeneration der Seelenpersnlichkeit fhrt.

    Wie Antoine Faivre zeigt, ist Esoterik mehr die Art und Weise,an die Dinge heranzugehen, als ein begrenztes Lehrgebude.1 Ihregrundlegenden Elemente wie Alchymie, Magie, Astrologie, Kab-bala, Magnetismus und die verschiedenen spirituellen Praktiken,die hier vereinigt sind, sind nicht mit einem Schlag aufgetaucht.Sie haben nach und nach Form angenommen und sind schrittweisein den Okzident eingedrungen, nachdem sie verschiedenen Einfls-sen ausgesetzt waren.

    Unser Studium wird uns also an die Orte ihres mythischenoder realen Entstehens fhren und zu jenen Orten, durch die siegewandert sind. So werden wir also gypten besuchen, Griechen-land, die arabischen Lnder, das Europa des Mittelalters, der Renais-sance und der Aufklrung, das Frankreich der Belle poque, biswir schlielich nach Amerika gelangen.

    Auf unserem Weg werden wir auerordentlichen Persnlichkei-ten begegnen wie Hermes Trismegistos, Marsilio Ficino, GiordanoBruno, John Dee, Theophrastus Paracelsus, Franz Anton Mesmer,Josphin Pladan, Harvey Spencer Lewis und sogar so unerwar-teten Persnlichkeiten wie Erik Satie. Wir werden auch zahlreicheInitiaten-Organisationen treffen, die in der westlichen Esoterik oderin der Rosenkreuzer-Bewegung eine mehr oder weniger wichtigeRolle spielten.

    Fr den Leser, der seine berlegungen vertiefen mchte, habenwir diese Studie mit einer themenbezogenen Bibliografie ergnztund mit einer chronologischen Tabelle smtlicher wichtigen Daten

    schwrung der Jesuiten. Viele denken, dass der Orden gar nichtexistiere, sondern dass es sich hier um eine Legende handle, die im17. Jahrhundert von einem Kreis Intellektueller erfunden wurde,um ihre Zeitgenossen zu zwingen, sich Gedanken ber das Abdrif-ten ihrer Zeit zu machen. Schlielich denken einige, dass es sichum eine Bruderschaft aus den unsichtbaren Welten handelt, die sichaus Unbekannten Oberen zusammensetzt und ber das Schicksalder Menschheit wacht.

    Seit dem 17. Jahrhundert haben sich zahlreiche Autoren mit derGeschichte der Rosenkreuzer beschftigt. Ihre Bcher zeugen vonder Komplexitt des Geheimnisses, das ihre Herkunft umgibt. Vie-le verwechseln Legende mit Geschichte und ergehen sich in wenigvernnftige Spekulationen.

    Andere begngen sich mit dem, was mit unwiderlegbaren Do-kumenten bewiesen werden kann und gehen dadurch manchmalam Wesentlichen vorbei, weil sie die Bedeutung und den tieferenWert des Legendren bei der Entstehung der Kultur nicht berck-sichtigen, das doch im Kern jeder Kultur lebt und selbst historischeEreignisse unterschwellig mittrgt. Seit einigen Jahrzehnten tra-gen akademische Studien zu besonders interessanten Gesichtspunk-ten zum Verstndnis des einen oder anderen Aspekts des Rosen-kreuzertums bei und ermglichen es, zahlreiche bis dahin vertre-tene Ansichten vllig neu zu berdenken. Doch bleibt hier nochviel zu tun.

    Das vorliegende Buch erhebt nicht den Anspruch, erschpfendzu sein, sondern versucht, das Verhltnis zwischen Legende undGeschichte, zwischen Tatsachen und Mysterien richtig einzuscht-zen. Es verfolgt zwei wesentliche Ziele: das Rosenkreuzertum inder Geschichte der westlichen Esoterik einzuordnen, um es dadurchbesser zu verstehen, und dann in dieses Panorama das Erscheinendes Alten und Mystischen Orden vom Rosenkreuz einzufgen, derin der ganzen Welt unter der Abkrzung A.M.O.R.C. bekannt ist.Dieser ist nmlich der wichtigste Rosenkreuzer-Orden und gleich-zeitig eine der groen initiatischen Bewegungen der modernen Zeit.Deshalb ist es unser Anliegen, ein neues Licht auf seine Ursprngezu werfen.

  • 76

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Inhaltsverzeichnis

    1. Kapitelgypten und die ursprngliche Tradition 21

    DIE URSPRNGLICHE TRADITION 21DIE GRIECHEN UND GYPTEN 24THOTH-HERMES 26ALEXANDRIA 27DAS CORPUS HERMETICUM 28PAX ROMANA 29ALCHYMIE, MAGIE UND ASTROLOGIE 30NEUPLATONISMUS 31DIE CHRISTEN UND HERMES 31DIE SABER 33IDRIS-HERMES 34DIE TABULA SMARAGDINA 36ARABISCHE ALCHYMIE 37MAGIE UND ASTROLOGIE 39DIE STLICHE THEOSOPHIE 40

    2. KapitelHermetik und philosophia perennis 43

    DER ISLAM IN SPANIEN 43DIE ALCHYMIE IN SPANIEN 44PICATRIX 44DIE KABBALA 45ASTROLOGIE 46DIE VERTREIBUNG DER JUDEN 47DIE AKADEMIE IN FLORENZ 47PHILOSOPHIA PERENNIS 48DIE MAGIA NATURALIS 50DIE ENGELSMAGIE 51DIE VOARCHADUMIA 51DE VERBO MIRIFICO 52DIE HARMONIE DER WELT 53DIE OKKULTE PHILOSOPHIE 53GIORDANO BRUNO 44ALCHYMIE UND NATUR 55PARACELSUS 56DER TOD DES HERMES 58

    der Geschichte des Rosenkreuzertums und der Esoterik sowie miteinem Index von Personennamen.

    Wie man beim Lesen dieses Buches feststellen wird, hat DasRosenkreuz seine Wurzeln in einer uralten Vergangenheit, dochsein Wesen hngt nicht von der Anordnung materieller Dinge ab.Denn, sobald man glaubt, seinen Ursprung erreicht zu haben, fin-det man sich mit einem Mysterium konfrontiert: dem Mysteriumvon der Genesis des Menschen und der Schpfung.

  • 98

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    REFORM DER ALCHYMIE 104DIE FESTUNG DER WAHRHEIT 105DIE QUELLEN 106DER TBINGER KREIS 107JOHANN ARNDT 108TOBIAS HESS 109JOHANN VALENTIN ANDREAE 110EINE INITIATIONSERZHLUNG 111

    7. KapitelDie smaragdene Erde 115

    DIE SPIRITUELLE FILIATION 116DIE WELT DER VORSTELLUNG 116DIE WAHRE IMAGINATION 117INITIATIONS-BERICHTE 119DIE VOLLKOMMENE NATUR 120DER ALTE WEISE 120DIE FREUNDE GOTTES 122DIE GRNE INSEL 123DIE FRAVARTIS 124DIE SPIRITUELLE RITTERSCHAFT 125DIE ZYKLEN DER WELT 126LE PARACLE 127DIE HEILIGE GESCHICHTE 128

    8. KapitelDie Chymische Hochzeit 131

    JOHANN VALENTIN ANDREAE 132DIE GESCHICHTE 135EINE BAROCKOPER 137DIE INNERE ALCHYMIE 138DIE SPIRITUELLE HOCHZEIT 139DAS SCHLOSS DER SEELE 141DIE SIEBEN STUFEN 143DER RITTER VOM GOLDENEN STEIN 145

    9. KapitelDie aufblhende Rose 146

    MICHAEL MAIER 148ROBERT FLUDD 150JOHANNES KEPLER 154FRIEDRICH V. 155

    3. KapitelDie Krise des europischen Bewusstseins 61

    DAS UNENDLICHE UNIVERSUM 61DIE WELTKARTEN 63DER GLSERNE MENSCH 64DIE REFORMATION 65DIE AUFSTNDE 66DIE GEGENREFORMATION 66DIE RELIGIONSKRIEGE 67DIE NACHFOLGE CHRISTI 68DIE MYSTISCHE HOCHZEIT 68

    4. KapitelDie Naometriaund das Zeitalter des Heiligen Geistes 71

    SIMON STUDION 73DAS ZEITALTER DES HEILIGEN GEISTES 75DIE NAOMETRIA NOVA 78DER DRITTE ELIA 81DER LWE DES NORDENS 84

    5. KapitelDas Echo auf das Rosenkreuzertum 87

    DIE MITTEILUNGEN VOM PARNASS 87DIE REFORM DES APOLLO 88DIE FAMA FRATERNITATIS 89DAS GLCKLICHE ARABIEN 90FEZ, DIE GOLDENE STADT 91DIE WOHNSTATT DES HEILIGEN GEISTES 92DAS GRAB DES CHRISTIAN ROSENKREUTZ 93PARACELSUS UND CHRISTIAN ROSENKREUTZ 94ADAM HASLMAYR 96HERMES UND CHRISTIAN ROSENKREUTZ 97

    6. KapitelDie Confessio Fraternitatis 99

    DIE MONADE 100DIE CONFESSIO FRATERNITATIS 100MILLENNIARISMUS:DAS JAHRTAUSEND DER ENDZEIT 102DAS LIBER MUNDI 103DIE BIBEL 104

  • 1110

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    12. KapitelMagnetismus und gyptosophie 207

    DIE AUFKLRUNG 207DER SENSUALISMUS 208DER MASCHINEN-MENSCH 208DER MAGNETISMUS 209DIE GESELLSCHAFT DER HARMONIE 211KUNST UND GYPTEN 212DIE AFRICANISCHEN BAUHERREN 214DIE URSPRNGICHE RELIGION 215CAGLIOSTRO 216DIE VERURTEILUNG DES MAGNETISMUS 218DER SOMNAMBULISMUS 218DIE PYRAMIDE IN DEN TUILERIEN 220NAPOLEON UND GYPTEN 221DIE AMIS DU DSERT 223DER RITUS VON MEMPHIS 224DER STEIN VON ROSETTE 225DIE SOCIT DU MAGNTISME 226ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND TRADITION 226DIE GESELLSCHAFT DER SPIRITUALISTISCHENMAGNETISEURE VON PARIS 228DIE KIRCHE UND DER MAGNETISMUS 229JESUS, DER ESSENER 229

    13. KapitelAuf der Suche nach der Psyche 233

    DIE HYPNOSE 233SPIRITISMUS 234ALLAN KARDEC 235ZANONI 237HELENA PETROVNA BLAVATSKY 240EIN ABENTEUER UNTER DEN ROSENKREUZERN 240H. B. of L. 242PSYCHISCHE FORSCHUNGEN 244

    14. KapitelDer Rosengarten der Magier 247

    MONTE VERITA 247DER O.T.O. 248GOLDEN DAWN 250JOSPH PLADAN 252

    DER FENSTERSTURZ VON PRAG 156DER WEISSE BERG 157

    10. KapitelDie Philosophen und das Rosenkreuz 159

    REN DESCARTES 159DIE DREI TRUME 161DIE PLAKATE IN PARIS 163DER KOSMOPOLIT POLUBIOS 165HOLLAND 166DIE ALCHYMISTISCHE VERSUCHUNG 168ENGLAND 171DIE FEEN-KNIGIN 171FRANCIS BACON 172DIE THEOSOPHEN 174NOVUM ORGANUM 175DIE BIENE 177DAS NEUE ATLANTIS 178DIE ROYAL SOCIETY 180COMENIUS 182DIE PANSOPHIE 183DER RAT DES LICHTES 184

    11. KapitelRosenkreuzer und Freimaurer:Die Quellen: gypter, Essener und Templer 189

    ROSENKREUZER UND FREIMAURER 189DER BRUDER I. O. 190DIE CONSTITUTIONEN VON ANDERSON 191HIRAM UND CHRISTIAN ROSENKREUTZ 192DIE MYSTERIEN VON GYPTEN 193DIE NOACHISCHE RELIGION 194DAS GOLDENE ROSENKREUZ 195DAS GOLDENE VLIES 196DIE AFRICANISCHEN BAUHERREN 197DER ORDEN VOM GOLDENEN ROSENKREUZ 198NACH ALTEM SYSTEM 198ESSENER UND TEMPLER 199DIE INITIIERTEN BRDER ASIENS 200DER GRAD DES ROSENKREUZERS 202SPIRITUELLE RITTERSCHAFT (CHEVALERIE) 203AUFKLRUNG UND ILLUMINISMUS 205

  • 1312

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    DAS MARTINISTISCHE PROJEKT 320DER BESUCH EINER ALTEN DAME 321DIE GEBURT VON A.M.O.R.C. 322DIE ERSTE ROSENKREUZER-LOGE 324EINE ALCHYMISCHE DEMONSTRATION 327HARVEY SPENCER LEWIS, FEIMAURER 328DER ERSTE ROSENKREUZER-KONVENT 329

    19. KapitelDie internationalen Beziehungen 331

    THEODOR REUSS UND DER O.T.O. 333DER TAWUC 335DIE ROSENKREUZER IN FRANKREICH 337DIE REISE NACH FRANKREICH 1926 338ANDR LEBEY UND DER VLKERBUND 339EIN EMPFANG IM GRAND ORIENT IN PARIS 340DIE ANFNGE DES ROSENKREUZERTUMSIN FRANKREICH 341NICOLAS ROERICH UND DER WORLD COUNCIL 343DIE FRATERNITT LES POLAIRES 344DIE F.U.D.O.S.I. 345DAS DREIECK DER F.U.D.O.S.I. 347

    20. KapitelDie gegenwrtige Epoche 353

    DIE LEHREN VON A.M.O.R.C. 354A.M.O.R.C. IN DER WELT 357DAS VIERTE ROSENKREUZER-MANIFEST 357

    Funoten 365Literaturvezeichnis 405Zeitschriften 420Namensregister 423Chronologie 433

    NachwortMaximilian Neff:Die Geschichte der Rosenkreuzer 439

    DAS ROSENKREUZERTUM VON TOULOUSE 252DER KABBALISTISCHE ORDEN VOM ROSENKREUZ 254DAS ROSENKREUZ DES TEMPELS UND DES GRALS 256DIE MAGIE DER KUNST 257DER SYMBOLISMUS 258LES MAGNIFIQUES DIE PRCHTIGEN 260DIE SALONS DE LA ROSE-CROIX 261DIE BRUDERSCHAFT DER ROSETTE 264DER GRAF VON FALKENSTEIN 264

    15. KapitelDie ersten Rosenkreuzer Amerikas 269

    DER PIETISMUS 272BHMISMUS UND KABBALA 274DER MILLENNIARISMUS 275DIE PHILADELPHIAN SOCIETY UND DERENGLISCHE MILLENNIARISMUS 276DIE REISE NACH AMERIKA 278

    16. KapitelHarvey Spencer Lewis 283

    DAS MYSTISCHE ERWACHEN 284NEW THOUGHT (DIE NEUGEIST-BEWEGUNG) 286DAS KYBALION 289INSTITUT FR PSYCHISCHE FORSCHUNG 292IN NEW YORK 292

    17. KapitelDie Reise nach Osten 297

    DER ORIENT 297DER MYSTISCHE ZIRKEL VON MANHATTAN 298GYPTEN 299DIE NEUE ONTOLOGIE 301EINE MYSTISCHE ERFAHRUNG 302DIE REISE NACH FRANKREICH 304TOULOUSE, DIE ROSENSTADT 306DIE INITIATION 308DAS GEHEIMNIS DES URSPRUNGS 312

    18. KapitelDer Alte und Mystische Orden vom Rosenkreuz 317

    DIE PHILOMATISCHE GESELLSCHAFT 319

  • 1514

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    die einem gyptischen Priester namens Hermes Trismegistos zu-geschrieben wurde. Durch diese Texte erregte die Idee einer ursprng-lichen Tradition mit der Wiege in gypten beachtliches Aufsehen.

    Es ist nicht unsere Absicht, die gyptische Esoterik umfassendzu beschreiben, sondern vielmehr zu zeigen, wie dieses Erbe ber-mittelt wurde. Der Weg, der gypten mit dem Westen verbindet,ist lang, und er geht durch eine abwechslungsreiche Landschaft.Wir werden nicht alle Details zeigen, weil eine solche Beschrei-bung einen eigenen Band fllen wrde. Doch gewisse ins Augespringende Punkte ermglichen uns, die Ursprnge des Rosenkreu-zertums zu verstehen. Dazu wird es notwendig sein, einem zuver-lssigen Fhrer zu folgen, und Hermes scheint in den alten Schrif-ten die von allen am meisten geeignete Persnlichkeit zu sein. DieGeschichten und Mythen, die sich auf diese hohe Persnlichkeitbeziehen, sind fr unser Vorhaben besonders reich an Informationen.

    Seit der Antike wurde gypten wegen seiner Kultur bewundert.Die Mysterienschulen sowohl Universitten als auch Klster waren die Hter ihrer Weisheit. Diese Schulen erfuhren unter derHerrschaft von Echnaton (1353 bis 1336 v. Chr.) eine Zeit der Bl-te, besonders nachdem er die Idee des Monotheismus verkndethatte. Die gyptische Religion zieht uns wegen ihrer Mysterien-kulte in ihren Bann. Hermes ist vor allem ein griechischer Gott,obwohl sein Ursprung teilweise im gyptischen Gott Thoth zu su-chen ist. Er ist der Sohn des Zeus und der Nymphe Maia. Die Grie-chen machten ihn zum Gott der Schfer, der Diebe, der Hndlerund der Reisenden. Er ist der Erfinder der Astronomie, der Tonlei-ter, der gymnastischen Knste, von Gewicht und Ma sowie derlbaumkultur. Er ist vor allem der Bote des Zeus und der Hirte, derdie Toten in die Welt des Hades fhrt. Hermes hat als Kennzeichenden Schlangenstab und geflgelte Sandalen.

    (...)

    DIE GRIECHEN UND GYPTEN

    Mehrere Zeugenaussagen berichten ber die Beziehungen, diezwischen den griechischen Weisen und jenen gyptens bestanden.

    1. Kapitel

    gyptenund die ursprngliche Tradition

    Immer wieder wird nach den Ursprngen des Rosenkreuzertumsgefragt. Die Forscher legen seine historischen Anfnge einvernehm-lich ins 17. Jahrhundert; wir sind jedoch der Meinung, dass dieQuelle dieser Bewegung viel weiter zurckliegt. Dies war auch dieAnsicht des deutschen Alchymisten Michael Maier. In seinem WerkSilentium Post Clamores (1617) zeigte er auf, dass die Ursprn-ge des Rosenkreuzertums im alten gypten, bei den Brahmanen,den Eleusinischen und den Samothrakischen Mysterien, den Persi-schen Magiern, den Pythagorern und den Arabern zu finden sind.Einige Jahre nach der Verffentlichung der Fama Fraternitatis(1614) und der Confessio Fraternitatis (1615) hatte Irenaeus Agno-stus in Le Bouclet de la verit (1618) keine Bedenken, Adam alsersten Reprsentanten des Ordens zu bezeichnen. Auch die Rosen-kreuzer-Manifeste geben Hinweise auf diese Quelle: Unsere Phi-losophie ist nichts Neues; sie entspricht dem, was Adam nach demFall ererbt hat und was Moses und Salomon praktizierten.1

    DIE URSPRNGLICHE TRADITION

    Adam, gypten, Persien, die griechischen Weisen und die Ara-ber werden von Michael Maier aus gutem Grunde miteinander inVerbindung gebracht, wenn vom rosenkreuzerischen Ursprung dieRede ist, denn alle verweisen auf ein Gedankengut, das lange vordem Auftauchen der Rosenkreuzer weit verbreitet war. Dafr wur-de in der Renaissance zum ersten Mal die Bezeichnung ursprng-liche Tradition verwendet.2 In dieser Epoche wurde das CorpusHermeticum wieder entdeckt, eine Sammlung mystischer Texte,

  • 1716

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    der dreimal Groe, genannt wird. Da Thoth der Meister des Wor-tes und der Schrift war, ist es natrlich, dass die Griechen ihn zumVater ihres grten Dichters machen, nmlich Homer. Im drittenJahrhundert erwhnt Heliodoros, dass Homer der Sohn des Her-mes und der Frau eines gyptischen Priesters ist. In der Folge fgtjede Epoche ein Detail hinzu, und nach und nach bildet sich dieIdee heraus, dass gypten die Quelle der Weisheit und des Wis-sens ist.

    (...)

    DAS CORPUS HERMETICUM

    Drei Jahrhunderte vor der christlichen ra beginnt die Ausarbei-tung jener Schriften, die man Hermetica nennt; Texte, die manHermes Trismegistos zuschreibt. Diese Schriften verbreiten sichab dem ersten Jahrhundert stark.

    Die Ausarbeitung der Hermetica zieht sich im Gebiet des Nil-deltas bis zum dritten Jahrhundert n. Chr. hin. Obwohl in Grie-chisch geschrieben, ist die gyptische Esoterik erkennbar. Clemensvon Alexandrien spricht von zweiundvierzig Bchern des Hermes,welche die gypter in ihren Zeremonien verwendeten. Iamblichosschreibt Hermes 20.000 Bcher zu, whrend Seleucus und Mane-tho von 36.525 Bchern berichten. Die berhmtesten darunter, diezwischen dem ersten und dritten Jahrhundert geschrieben wurden,bestehen aus siebzehn Traktaten, die man heute unter dem TitelCorpus Hermeticum4 zusammenfasst.

    Er besteht hauptschlich aus Dialogen zwischen Hermes, sei-nem Sohn That und Asklepios. Die erste dieser Abhandlungen, derPimander, beschreibt die Schpfung der Welt. Auch das Askle-pios ist ein wichtiger Text. Er beschreibt die Religion der gypterund die magischen Riten, die sie praktizieren, um die kosmischenKrfte anzuziehen mit der Absicht, die Statuen der Gtter zu bele-ben.

    Die Fragmente von Stobaeus bilden schlielich die dritte Grup-pe der Hermetica. Sie setzen sich aus neununddreiig Texten zu-

    Im 5. vorchristlichen Jahrhundert besuchte Herodot gypten undfhrte Gesprche mit den Priestern. In seinen Erzhlungen erwhntHerodot die Mysterien des Osiris, die in Sas zelebriert wurden.Die Mysterien gyptens erinnerten ihn stark an die griechischenMysterien. Beim Vergleich des Pantheos der Griechen mit jenemgyptens stellt er fest, dass verschiedene Gtter seines Landes ih-ren Ursprung bei den Pharaonen haben. Es gibt in der Tat eine Tradi-tion, die besagt, dass die groen Weisen des antiken Griechenlandsihr Wissen bei den Meistern vom Nil fanden. Man behauptet, dassviele von ihnen in die Mysterien initiiert wurden und so fr dieWeitergabe des gyptischen Wissens in die hellenistische Welt sorg-ten. Von ihnen erwhnt Herodot nur Solon (640558 v. Chr.). Plato(427347 v. Chr.), der ebenfalls in gypten war, berichtet ber Ge-sprche von Solon mit den gyptischen Priestern im Timaios undim Kritias. In seinem Werk Der Staat hebt er das Ansehen dergyptischen Priester hervor. Auerdem erwhnt er Thoth im WerkPhdra. In derselben Epoche macht Sokrates gypten zur Quelleder Philosophie und berichtet, dass sich Pythagoras dort unterwei-sen lie. Apollonius von Rhodos (295230 v. Chr.) behauptet, dassHermes ber seinen Sohn Aithalides ein direkter Vorfahre von Py-thagoras sei.

    (...)

    THOTH-HERMES

    Diodoros zieht eine Parallele zwischen Zoroaster und Mosesund erstellt ein Konzept, das in der Renaissance Blte tragen wird,wo man eine Philosophia Perennis erwhnt, die seit grauer Vor-zeit durch die groen Weisen berliefert wurde. Ab dem zweitenJahrhundert berichten die Griechen, dass Thoth einen Sohn Aga-thodemon hatte, der sich in seinem Sohn Hermes fortpflanzte. Die-ser wird fr den zweiten Hermes gehalten und Trismegistos ge-nannt, der dreimal Groe.

    Somit bernehmen die Griechen ab dem dritten Jahrhundert nachChristus Thoth unter dem Namen Hermes, welcher Trismegistos,

  • 1918

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Zosimus ist der erste bekannte groe alchymistische Autor. Ihmverdankt diese Wissenschaft ihre Konzepte und ihre Symbolik. DieAlchymie erreicht im dritten Jahrhundert so groe Bedeutung, dassKaiser Diokletian, besorgt um eine mgliche Entwertung der Edel-metalle, ein Edikt verkndet, das ihre Praxis untersagt und die Ver-brennung der alchymistischen Texte anordnet.

    NEU-PLATONISMUS

    Die Neuplatoniker waren sehr an gypten interessiert. Iambli-chos (um 240 bis um 325), der in die chaldischen, gyptischenund syrischen Riten initiiert war, ist eine rtselhafte Persnlich-keit. Dem gttlichen Iamblichos, Haupt einer neo PlatonischenSchule, werden auergewhnliche Krfte zugeschrieben. Es wirdberichtet, dass sich sein Krper im Gebet um mehr als zehn Ellenber die Erde erhob und seine Haut und seine Kleidung in schnesgoldenes Licht getaucht waren. In seinen Schriften nimmt gypteneinen besonderen Platz ein. In De Mysteriis6 (Die gyptischenMysterien) prsentiert er sich durch die Gestalt des Abammon alsMeister der gyptisch priesterlichen Hierarchie und als Interpretder hermetischen Weisheit. Er frderte auch die Theurgie und diegyptische Praxis der Wahrsagerei. Auch Proklus (412485) einanderer Neuplatoniker, der ebenfalls stark von der Theurgie ge-prgt war hielt sich fr ein Glied der Kette des Hermes. Erhatte groen Einfluss auf den Sufismus und auf christliche Denkerwie Johannes Scotus, Meister Eckhart und viele andere.

    Dennoch verblasst gypten in dieser Epoche immer mehr ge-gen das aufkeimende Christentum. In den Auseinandersetzungen,welche die Anfnge dieser von Konstantin verordneten Religionkennzeichnen, spielt Alexandria eine wichtige Rolle. Im dritten Jahr-hundert geben die gypter ihre Hieroglyphenschrift auf und ver-wenden fr ihre Sprache die koptische Schrift. Die Kopten passendas geheime Wissen der Pharaonen dem Christentum an. Bald wirdKaiser Theodosius ein Edikt gegen die nicht-christlichen Kulte ver-knden, was zum Ende der gyptischen Priesterschaft und ihrerZeremonien fhrte.

    sammen und enthalten Dialoge zwischen Isis und Horus ber dieSchpfung der Welt und den Ursprungs der Seelen. Diese allge-mein Hermes Trismegistos zugeschriebenen Texte prsentieren sichwie eine bersetzung aus dem gyptischen. Tatschlich enthaltensie wenige authentische gyptische Elemente. Sie sind wesentlichdurch die griechische Philosophie geprgt, aber auch durch denJudaismus und die persische Religion. Diese Texte bilden kein ein-heitliches Ganzes und enthalten zahlreiche Widersprche.

    (...)

    ALCHYMIE, MAGIE UND ASTROLOGIE

    Magie und Astrologie nehmen neben der Alchymie einen wich-tigen Platz ein. Der in Alexandria lebende Grieche Claudius Ptole-mus (90168 v. Chr.) schreibt den Tetrabiblos, eine Abhand-lung, die alle Prinzipien der griechischen Astrologie (mit gypti-schem und chaldischem Einfluss) beschreibt: Zeichen, Huser, As-pekte, Elemente. Ptolemus ist nicht nur ein einfacher Astrologe,sondern auch ein Astronom, dem wir das geozentrische Weltbild(das ptolemische Weltbild) und die Theorie der Epizyklen ver-danken, welche die Wissenschaft bis zum 17. Jahrhundert beherr-schen werden. Er bermittelt die astronomischen Kenntnisse derGriechen dem Okzident. Clemens von Alexandria (150213 v. Chr.),Vater der griechischen Kirche, zeichnet in Stromateus das Bildder gyptischen Astrologen seiner Zeit, die immer in der Lage seinmussten, die vier astrologischen Bcher des Hermes zu rezitieren.

    Olympiodoros (5. oder 6. Jh. n. Chr.) stellt die Alchymie alseine von den gyptern ausgebte priesterliche Kunst dar. Die Papy-ri von Leiden und von Stockholm (2. Jh.) zeigen tatschlich mitZauberformeln verbundene metallurgische Verfahren.5 Im drittenJahrhundert lsst sich Zosimos von Panapolis in Alexandria nie-der, um sich der Alchymie zu widmen. Seine alchymistischen Schrif-ten beziehen sich nicht nur auf die Arbeit im Laboratorium; sieerinnern auch an die Transformation der Seele und beschreiben einemystische Suche.

  • 2120

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    lsst der christliche Patriarch Theophilus die Tempel gyptens zer-stren, um sie in Orte des christlichen Kultes umzuwandeln. Trotzallem berlebt die gyptische Tradition auf der Insel Philae. DieserTempel wird erst im Jahr 551 auf Anordnung Kaiser Justinians ge-schlossen. Wie man feststellen kann, bleiben gyptische Tempelvom ersten bis zum sechsten Jahrhundert aktiv, also whrend jenerZeit, in der die Hermetica verfasst wird. Man erkennt in diesenTexten, dass die Zukunft der gyptischen Religion uerst pessi-mistisch eingeschtzt wird, was vermuten lsst, dass sie in gypti-schen Kreisen von Priestern geschrieben wurden, die zwar nochTrger von Teilen der gyptischen Weisheit waren, aber dem Pro-zess der Hellenisierung unterworfen und daher gezwungen waren,sich auf eine indirekte Art auszudrcken.

    Von Alexandria aus floss die gyptische Wissenschaft in die grie-chische und rmische Welt ein. Hier war die Heimsttte einer Um-formung der antiken Tradition durch die Alchymie, Astrologie undMagie. Nachdem sich der Einfluss Alexandrias ber einen groenTeil des Orients ausgebreitet hat, schwindet er im sechsten Jahr-hundert, und die Araber bernehmen die Fackel.

    (...)

    IDRIS-HERMES

    Der Anfang des Islam liegt im siebenten Jahrhundert. Obgleichder Koran keinen Hinweis auf Hermes gibt, identifizieren die Ha-giographen (Verfasser von heiligen Biografien) der ersten Jahrhun-derte des Islams den im Koran erwhnten Propheten Idris als Her-mes und Henoch. Diese Gleichstellung ermglicht dem Islam, sichmit der griechisch-gyptischen Tradition zu verbinden. Im Islamwird Idris-Hermes sowohl als Prophet als auch als zeitlose Persn-lichkeit vorgestellt. Er wird manchmal mit Al-Khidr8 gleichgesetzt,dem geheimnisvollen Vermittler, dem Weisen, der Moses initiierthat und der im Sufismus eine fundamentale Rolle als Manifestationdes persnlichen Fhrers spielt.

    Abu Maschar, ein persischer Astrologe des achten Jahrhunderts,

    DIE CHRISTEN UND HERMES

    Das Christentum, das an Einfluss zu gewinnen beginnt, ist gegen-ber Hermes nicht unempfindlich. Mitte des zweiten Jahrhundertstaucht eine Art christlicher Hermes auf durch ein Buch Der Predi-ger, dessen Autor Hermas ist.7 Dies ist ein rmisches Werk, inwelchem Hermes, Bote der Bue und reuiger Snder, als Pro-phet auftritt. Der Prediger ist ein apokalyptisches Werk, in demman Konventionen aller Art wiederfindet. In der Urkirche stelltman Jesus oft als Prediger dar, eine Eigenschaft, die auch Hermeszugeschrieben wird. Hier ist es jedoch nicht Jesus, den Hermasbeschreibt, sondern der Engel der Bue. Zeitweise als integrie-render Teil der kanonischen Schriften angesehen, bekommt DerPrediger ab dem vierten Jahrhundert den Status einer apokryphenSchrift. Im Allgemeinen lieben es die Kirchenvter, die Mytholo-gie zu erforschen, um dort die Voraussetzungen fr das Evange-lium zu entdecken. Hermes Trismegistos wurde von ihnen weiter-hin geachtet.

    Lactantius (250325), Privatlehrer des Sohns von Konstantin,zeigt in seinem Werk Divinarium Institutionum (Gttliche Institu-tionen) auf, dass die christliche Wahrheit bereits vor dem Christen-tum im Corpus Hermeticum formuliert wurde. Er setzt HermesTrismegistos an die erste Stelle der Propheten, die das Erscheinenvon Christus voraussahen. Der Heilige Augustinus (354430), einKirchenvater, macht in seinem Werk Vom Gottesstaat einerAbhandlung der grundlegenden christlichen Theologie Hermeszu einem Abkmmling von Moses. Er hatte zuvor Asklepios inder bersetzung des Apuleius von Madura gelesen. Doch obwohler Hermes Trismegistos bewundert, lehnt er die in diesem Werkdargestellte Magie ab. Clemens von Alexandria setzt den Hermes-Logos sogar mit dem Christus-Logos gleich.

    Unter Kaiser Julian dem Abtrnnigen (361363), dem NeffenKonstantins, erlebt man eine kurze Rckkehr zu den Mysterienkul-ten. Er verfgt Manahmen gegen die Christen und erneuert dasHeidentum. Beeinflusst vom Neu-Platonismus, lobt er die antikeTheurgie. Diese Rckkehr ist allerdings nur kurz, und im Jahr 387

  • 2322

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    aus Alexandria, in diese Kunst eingeweiht. Die Alchymie findet inder islamischen Welt groen Widerhall, und die griechischen Ab-handlungen werden schnell bersetzt. Die berhmteste Persnlich-keit der arabischen Alchymie ist Jabir ibn Hayyan (der etwa 815starb), in der westlichen Welt unter dem Namen Geber bekannt. Erentwickelt die fundamentalen Prinzipien des Groen Werkes wei-ter. Seine berlegungen mnden in eine spirituelle Alchymie vongroem Weitblick. Man verdankt ihm auch zahlreiche Entdeckun-gen in der Chemie. Es heit, dass das Corpus Jabirus mehr als3.000 Abhandlungen enthlt, von denen die meisten apokryph sind.Sie sind wahrscheinlich die Arbeit einer Schule, die sich um seineLehren entwickelte. Arabische Alchymie kennt zahlreiche Meister,von denen wir nur einige erwhnen wollen: Al-Razi abu-Bakr Mu-hammad ibn-Zakariya, genannt Al-Razi oder Rhazes (10. Jh.);Muhammad ibn-Umail Al-Tamini, genannt Zadith der ltere (10.Jh.); Abd Allah al-Jadaki (14. Jh.). Ihre Texte dringen bald berSpanien nach Europa ein und beeinflussen den lateinischen Okzi-dent zutiefst.

    (...)

    der in Europa unter dem Namen Albumasar berhmt wird, formu-liert eine Genealogie von Hermes in einer Erzhlung. Dieser Text,der in der arabischen Welt grndet, unterscheidet drei aufeinanderfolgende Hermes. Der erste, Hermes der Groe, hat vor der Sintflutgelebt; er wird mit Thoth gleichgesetzt und gilt als der Begrnderder menschlichen Zivilisation, als jener, der die Pyramiden bauenlie und dort fr die zuknftigen Generationen die heiligen gypti-schen Hieroglyphen eingraviert hat. Der zweite lebte in Babylonnach der Sintflut; er war ein Meister der Medizin, Philosophie undMathematik. Er soll der Initiator von Pythagoras gewesen sein.Schlielich wird ein dritter Hermes beschrieben, der das Werk sei-ner Vorgnger fortgesetzt hat. Als ein Meister okkulten Wissenshat er der Menschheit die Alchymie berbracht.

    (...)

    ARABISCHE ALCHYMIE

    Die Rolle der Araber als berbringer der Alchymie in den Okzi-dent des Mittelalters ist weitgehend bekannt. Sie haben uns dendieser Kunst eigenen Wortschatz vererbt (al kemia = Chemie; altanur = Athanor usw.). Doch der Islam hat sich nicht auf eine Rolleder berlieferung beschrnkt; die Araber haben die Alchymie ineiner Form konzipiert, die sich ihrer Vorstellung nach berall durch-setzen wird.11 Ihre Alchymie ist nicht nur eine Kunst des Labora-toriums, sie beabsichtigt auch, die verborgenen Gesetze der Schp-fung zu enthllen, und sie enthlt eine mystische und philosophi-sche Dimension.

    Wenn die arabische Alchymie Anspruch auf gyptischen Ur-sprung erhebt, msste sie bereits vor der Eroberung gyptens durchdie Araber im Jahre 639 dort ausgebt worden sein. Die Araberhaben die griechische Alchymie von den Syrern erhalten, aber dieersten Meister in dieser Kunst waren die Perser, welche die esoteri-schen Traditionen Mesopotamiens geerbt hatten.

    Der erste bekannte arabische Alchymist, der OmajadenprinzKhalid ibn Yazid (? bis 704), wurde von Morenius, einem Christen

  • 2524

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Parnasso (Die Mitteilungen vom Parnass) von Trajano Boccalini,verffentlicht in Venedig 1612. Dieser Text ist allgemein wenigbekannt. Er ist jedoch insofern wichtig, als er das Vorhaben derRosenkreuzer in Zusammenhang bringt mit der Notwendigkeit ei-ner Reorganisation des zerrissenen Europa. Es ist also interessant,die Absicht des Autors darber zu kennen. Boccalini, ein Freundvon Galilei, gehrt dem antippstlichen venezianischen Zirkel vonPaolo Sarpi an. Dieses satirische Werk verwendet die Mythologie,um das politische Klima zu beschreiben, das in Europa herrscht. Eskritisiert die monarchistische Vorherrschaft der Habsburger berdas christliche Europa. An mehreren Stellen erscheint Heinrich IV.als Held, und eine der Szenen des Werks beschreibt die Verzweif-lung, die nach seiner Ermordung im Jahre 1610 aufkam.

    DIE REFORM DES APOLLO

    Der Auszug aus den Mitteilungen vom Parnass, der in derFama Fraternitatis bersetzt wird, erzhlt, dass Apollo von Kai-ser Justinian erfhrt, dass die Bewohner der Erde wegen der stn-digen Streitereien untereinander an groer Verzweiflung litten. Apol-lo jedoch, der keine Mhen gescheut hatte, den Menschen unzhli-ge Fhrer und Philosophen zu schicken, um sie die guten Sitten zulehren, ist nun entschlossen, eine universale Reform vorzuschla-gen, die der Menschheit ihre ursprngliche Reinheit zurckgebensoll. Zu diesem Zweck versammelt er auf dem Berg Parnass diesieben Weisen Griechenlands sowie auch Cato, Seneca und ande-re. Jeder der Weisen macht seinen Vorschlag. Thales hlt Schein-heiligkeit und Verstellung fr die Hauptursache aller bel derMenschheit und schlgt vor, in das Herz der Menschen ein kleinesFenster einzusetzen, um Aufrichtigkeit und Transparenz in ihre Be-ziehungen zu bringen. Sofort bringt jemand einen Einwand: Wennjeder Mensch im Herzen der Frsten dieser Welt lesen knnte, wrdees unmglich werden zu regieren! Der Vorschlag von Thales wirdsofort verworfen!

    Solon denkt, die Unruhe wrde durch Hass und Eifersucht her-vorgerufen, die in der Menschheit wten. Er rt deshalb, unter ih-

    5. Kapitel

    Das Echo auf das Rosenkreuzertum

    Am Vorabend der Verffentlichung der Rosenkreuzer-Manifesteherrscht eine moralische Krise mit Unruhen und Zweifeln in Euro-pa. Jeder erhofft eine Neue Reformation. Vor diesem Hintergrundverffentlichen die Rosenkreuzer ihren Aufruf mit Vorschlgen zurWiederherstellung der Harmonie.

    Ganz allgemein kann man sagen, dass der Orden vom Rosen-kreuz die Hermetik als Lsung fr die herrschende Verzweiflungvorschlgt. Mit dieser Absicht wird im Jahr 1614 in der DruckereiWilhelm Wessel in Kassel ein anonymes Manifest verffentlicht,das man vereinfacht Fama Fraternitatis nennt. Der vollstndigeTitel lautet jedoch: Allgemeine und General Reformation der gant-zen weiten Welt. Beneben der Fama Fraternitatis, De LblichenOrdens des Rosenkreutzes, an alle Gelehrte und Hupter Europaegeschrieben. Auch einer kurtzen Responsion, von dem Herrn Ha-selmeyr gestellet, welcher dewegen von den Jesuitern ist gefng-lich eingezogen, und auff eine Galleren geschmiedet: Jtzo ffent-lich in Druck verfertiget, und allen trewen Hertzen communiciretworden. Der mittlere Teil des Textes, die Fama Fraternitatis,zirkulierte in Deutschland in handgeschriebener Form bereits seit1610. Sie ist brigens der einzige Teil, der in modernen Ausgabendieses Manifestes enthalten ist.

    DIE MITTEILUNGEN VOM PARNASS

    Neben einer Einfhrung durch ein kurzes Vorwort besteht daserste Rosenkreuzermanifest aus drei verschiedenen Texten. Der ersteerinnert an die Notwendigkeit einer umfassenden Reformation derWelt. Obwohl nicht weiter darauf verwiesen wird, handelt es sichum eine bersetzung des Artikels 77 aus dem Buch Ragguagli di

  • 2726

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Standpunkt ist nicht verstndlich, ohne in Erinnerung zu rufen, wieHeinrich Cornelius Agrippa Magie definiert, die er als die wahreWissenschaft bezeichnet. Am Beginn des ersten Buches seiner DeOcculta Philosophia stellt er sie als die Vollendung aller Wissen-schaften vor, weil sich die gesamte Philosophie in drei Wissens-zweige teilt, die einander ergnzen: Physik, Mathematik und Theo-logie.2 Nach diesem Lagebericht ber ihre Epoche bieten die Br-der vom Rosenkreuz ihren Zeitgenossen ein erneuertes Wissen an.Dieses Wissen von unfehlbaren Grundstzen haben sie von VatterC. R. bernommen, dem Grnder ihrer Bruderschaft, der einst dieGrundlage fr eine universelle Reformation legte.

    Wer ist diese mysterise Persnlichkeit Vatter C. R.? Davon er-zhlt in der Folge die Fama Fraternitatis. Es handelt sich um Chri-stian Rosenkreutz, einen jungen Deutschen. (Die Confessio Fra-ternitatis wird zeigen, dass er im Jahr 1378 geboren ist.) Im Altervon dreizehn Jahren begleitet er einen Klosterbruder, der mit sei-ner Erziehung beauftragt ist, auf einer Pilgerreise zum HeiligenGrab in Jerusalem. Diese Reise in den Orient wird fr ihn einewahre Initiationsreise sein. Sein Begleiter stirbt in Zypern. In derMythologie ist diese Insel der Ort der Geburt der Aphrodite (Ve-nus), deren Verbindung mit Hermes zur Geburt des Hermaphrodi-ten fhrte, einem androgynen Kind. Diese Anspielung auf Zypernin der Biografie von Christian Rosenkreutz ist nicht ohne alchy-mische Bedeutung. Sie kndigt bereits die Themen an, die spterin der Chymischen Hochzeit des Christian Rosenkreuz behandeltwerden.

    (...)

    DAS GRAB DES CHRISTIAN ROSENKREUTZ

    Die Entdeckung eines geheimnisvollen Grabes, das Manuskripteverborgen hlt, ist ein stndig wiederkehrendes Thema in der al-chymistischen Literatur. Ein berhmtes Beispiel dafr ist die Ent-deckung eines Manuskripts im Altar der Kirche in Erfurt durchBasilius Valentinusius. Die Entdeckung des Grabes von Christian

    nen Barmherzigkeit, Liebe und Toleranz zu verbreiten. Solon fgthinzu: Wenn die Gter gerechter verteilt wren, wrden sich dieDinge zum Besseren wenden. Wieder wird Kritik laut, und die Wei-sen vom Parnass bezeichnen seinen Vorschlag als Utopie. Catoschlgt eine extreme Lsung vor: eine neue Sintflut, um mit einemSchlag alle Bsewichte zu vernichten. Schlielich, nachdem alleihre Ideen vorgebracht haben, endet die allgemeine Reform desApollo mit einer gesetzlichen Regelung der Preise von Gemseund Sardellen Trajano Boccalini zeigt durch diese Satire, wiesehr Institutionen seien sie religis, politisch oder philosophisch unfhig sind, die Dinge zu verndern.

    DIE FAMA FRATERNITATIS

    Auf den Pessimismus dieses Textes, der daran zweifelt, dasseine geeignete Reform zu erkennen ist, welche die Ruhe in Europawieder herstellen kann, folgt der Optimismus des ersten Rosen-kreuzer-Manifestes. Nach dem Text von Trajano Boccalini kommtnmlich die eigentliche Fama Fraternitatis, ein sehr kurzes Schrift-stck mit nur etwa 30 Seiten in einem Buch von insgesamt 147Seiten. Trotz ihres geringen Umfangs bildet die Fama das Herz-stck des ersten Rosenkreuzermanifestes. Hier wenden sich die Br-der der Fraternitt vom Rosenkreuz an die Herrscher, Stnde undGelehrten Europas. Nachdem sie die glckliche Epoche begrthaben, die so viele Entdeckungen durch erleuchtete Geister gese-hen hat, betonen sie, dass diese aber leider der Menschheit nichtdas Licht und das Wohlbefinden gebracht haben, nach denen siesich sehnt. Sie tadeln die Gelehrten, die sich mehr um ihren per-snlichen Erfolg sorgen, anstatt ihre Fhigkeiten in den Dienst derMenschheit zu stellen. Auch zeigen sie mit dem Finger auf jene,die an den alten Doktrinen festhalten, auf die Anhnger des Paps-tes1, auf die Anhnger der Philosophie des Aristoteles und der Medi-zin des Galen, also auf all jene, die sich weigern, diese Autorittenin Frage zu stellen.

    Die Brder vom Rosenkreuz erinnern an die Gegenstze, diezwischen Theologie, Physik und Mathematik herrschen. Dieser

  • 2928

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    senkreuzertum setzt die Esoterik der Renaissance fort und fgt ihrspezifisch christliche, mystische Inhalte hinzu. Wir knnen aberauch feststellen, dass man in diesem ersten Manuskript nicht z-gert, sich von den Marktschreiern der Esoterik ebenso zu distan-zieren wie von einer versteinerten Religion.

    Die Rosenkreuzer wollen Wissenschaft, Esoterik und Mystikvershnen in einem optimistischen Vorhaben einer Reformation,die stark vom Paracelsismus geprgt ist. Da sich das Rosenkreu-zertum im Kielwasser der ursprnglichen Tradition bewegt, wiesie in der Renaissance definiert wurde, verdrngt sie gypten andie zweite Stelle. Der geheimnisvolle Hermes Trismegistos, des-sen Authentizitt durch Isaak Casaubon um 1614 in Zweifel gezo-gen wurde, verschwindet zu Gunsten einer mehr menschlichen Per-snlichkeit: C.R. alias Christian Rosenkreutz.

    (...)

    Rosenkreutz erinnert an jene von Apollonius von Tyana. Wie wirin einem frheren Kapitel gesehen haben, hat dieser im Grab desHermes Trismegistos die berhmte Tabula Smaragdina (Smaragd-tafel) entdeckt sowie ein Buch, das die Geheimnisse der Schp-fung erklrt.9 Diese Symbolik weist auf die Vorstellung hin, dassman das Innere der Welt aufsuchen muss, um den Stein der Weisenzu finden. Gerhard Dorn gibt in seinem Congeries Paracelsiae Che-miae (1581) diese Bedeutung dem Vitriol10, ein Begriff, der eben-falls eng mit Hermes Trismegistos verbunden ist, weil er auf eineralchymistischen Zeichnung mit dem Titel Die Smaragdtafel zufinden ist (Abb. 2). brigens ist die Smaragdtafel, die Hermes inseinen Hnden hlt, bereits eine Andeutung auf das Buch T., dasin den Hnden von Christian Rosenkreutz dargestellt ist.

    Der Raum, in dem sich das Grab von Christian Rosenkreutzbefindet, hat die Form eines Siebenecks. Wie Francis A. Yates be-merkt, erinnert die Anordnung des Grabes an die Pforte des Am-phitheatrum Sapientiae Aeternae (Amphitheater der Ewigen Weis-heit) von Heinrich Kunrath, Blatt IV (1603).11 Im Zentrum stehtdas kreisfrmige Grab, in dem der vollkommen erhaltene Krperdes Christian Rosenkreutz ruht. Das Grab ist bedeckt mit einerMessingplatte, auf welcher rtselhafte Inschriften eingraviert sind.Eine von ihnen lautet: Nirgends Leere (Nequaquam Vacuum).Abgesehen von der Tatsache, dass dies eine Anspielung auf dieschon erwhnte Kontroverse ist, erinnert dieser Satz an einen Dia-log zwischen Hermes und Asklepius im Traktat II des CorpusHermeticum. Wir werden noch sehen, dass das dritte Rosenkreu-zermanifest mehrere Anspielungen auf Texte enthlt, die HermesTrismegistos zugeschrieben werden.

    (...)

    HERMES UND CHRISTIAN ROSENKREUTZ

    Wie man feststellen kann, bietet das erste Manifest vor demHintergrund einer moralischen Krise den Entwurf einer Reformationan, in der die Esoterik einen besonderen Platz einnimmt. Das Ro-

  • 3130

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    seines Buches zeigt die Bste des Knigs von England, Charles II.,flankiert von William Brounker, dem ersten Prsidenten der RoyalSociety, und Francis Bacon. Der Flgel des Engels ber dem Hauptdes Philosophen scheint die Rosenkreuzer-Formulierung anzudeu-ten: Unter dem Schutz Deiner Flgel, Jehova (siehe Abb. 34).Interessant ist zu erfahren, dass der Knstler, der diese Gravur schuf,John Evelyn, aus Bhmen stammt.

    COMENIUS

    Unter den Grndern der Royal Society befinden sich mehrerePersnlichkeiten, die mit dem Rosenkreuzertum in Bhmen in direk-ter Verbindung stehen. Eine der faszinierendsten ist Johann AmosKomensk (15921670), genannt Comenius, ein bhmischer Phi-losoph, Pdagoge und Schriftsteller. Im Alter von 21 Jahren ver-lsst er seine Heimat Mhren, um sein Studium in Heidelberg fort-zusetzen. Er erlebt also die Krnung von Friedrich V. und Elisa-beth mit. Sein ganzes Leben lang untersttzt er dieses Knigspaarvon Heidelberg, und selbst nach der Tragdie am Weien Berg(1620) hegt er die Hoffnung auf die Rckkehr Friedrichs V. auf denThron. In der Folge dieser Tragdie wird sein Haus niedergebrannt;er ist gezwungen zu fliehen und verliert bald darauf Frau und Kin-der. Comenius, Freund von Johann Valentin Andreae, begeistertsich einige Jahre spter fr das Reformprojekt, das in den Rosen-kreuzer-Manifesten dargelegt wird. Sein Buch Das Labyrinth derWelt und das Paradies des Herzens (1623), das als groer Klas-siker der tschechischen Literatur gilt fr manche sogar als eingrundlegender Text der Literatur berhaupt , zeigt die Hoffnung,die er in das Rosenkreuzertum setzt. Dieses Werk ist das einesidealistischen Geistes, dessen Erwartungen durch den Beginn desDreiigjhrigen Krieges zerstrt wurden.

    (...)

    Man kann sagen, dass das Rosenkreuzertum durch Comeniuszur Entwicklung einer neuen Art zu lehren beigetragen hat. Jules

    (...)

    DIE ROYAL SOCIETY

    Einige Jahre nach Francis Bacons Tod erfllt sich sein Projektzur Reform der Wissenschaften in gewisser Weise. 1645 findenmitten im Brgerkrieg Zusammenknfte statt, die zur Grndungder Royal Society fhren. Unter den Mnnern, die den inneren Kernbilden, befinden sich einige Flchtlinge, die nach der Katastropheam Weien Berg aus der Pfalz geflohen waren,39 darunter TheodorHaak und Dr. John Wilkins, Schlosskaplan des Kurfrsten von derPfalz. Dieser kennt die in den Rosenkreuzer-Manifesten ausgedrck-ten Ideen ausgezeichnet. Er zitiert brigens aus der Fama Frater-nitatis und aus der Confessio Fraternitatis in seiner Mathemati-call Magick (1648), einem Buch, bei dem er sich inspirieren lsstdurch Schriften von Robert Fludd und John Dee. Es ist berauserstaunlich, dass Robert Boyle, ein weiteres Mitglied der Gruppe,in seinen Briefen fr diese Zusammenknfte den Ausdruck Un-sichtbares Kollegium gebraucht, ein in dieser Zeit hufig verwen-deter Begriff, um die Rosenkreuzer zu bezeichnen! Auerdem istinteressant, dass Robert Moray, eines der Grndungsmitglieder derRoyal Society und begeisterter Alchymist, Gnner von ThomasVaughan (16221666) ist. Dieser verffentlicht nmlich im Jahre1652 unter dem Pseudonym Eugenius Philalethes eine englischebersetzung der Fama Fraternitatis und der Confessio Fraterni-tatis: The Fame and Confessio.

    Diese Denker wollen damit das philosophische und religiseErbe ihrer Vorgnger zu Ende fhren. Die Zusammenknfte dieserGruppe fhren im Jahre 1660 zur Grndung der Royal Society.Selbst wenn es hier nicht mehr um eine universale Reform, umWohlttigkeit oder Erziehung geht, sondern hauptschlich um Wis-senschaft, so bernimmt diese Gesellschaft, wie Frances A. Yatesaufzeigt, doch einen Teil der Rosenkreuzer-Ideale, von denen Fran-cis Bacon selbst inspiriert war. Thomas Sprat lsst dies in seinerHistory of the Royal Society (1667) durchklingen. Die Titelseite

  • 3332

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    (...)

    ZANONI

    In dieser Zeit, in welcher der Spiritismus aufblht, tritt auch dasRosenkreuzertum durch den Roman Zanoni (1842) wieder insRampenlicht.6 Er erscheint genau vor den ersten Versuchen des Wie-derauftretens des Rosenkreuzertums im 19. Jahrhundert. Sein Au-tor, Sir Edward Bulwer-Lytton (18031873), gelangt mit seinemhistorischen Roman The last days of Pompeii (Die letzten Tagevon Pompeii, 1834) zu Weltruhm. Sein neues Werk Zanoni(1842) erzhlt die Geschichte zweier Rosenkreuzer des 18. Jahr-hunderts, Zanoni und Mejnour, die letzten berlebenden der erha-benen Bruderschaft. Die Handlung dreht sich um die bermittlungder Initiation an zwei Schler, Clarence Glyndon und Viola. DerAutor beschreibt hier die Qualen der Seele auf ihrer Suche nachInitiation. Auch wenn der Roman mit Bezgen auf die Hermetik,auf Paracelsus, Agrippa, Cagliostro und Mesmer berst ist, istZanoni vor allem ein romantisches Werk und besitzt alle Charakte-ristika dieses Genres. Dieses Werk gilt als einer der berhmtestenRomane der esoterischen Literatur.

    Beim Lesen dieses Buches stellt man sich die Frage, welchesInteresse Edward Bulwer Lytton wohl am Rosenkreuzertum hatte.Seit seiner Jugend fhlt er sich zu paranormalen Phnomenen hin-gezogen und gibt sich spter dem Studium der okkulten Wissen-schaften hin. In der Hochblte des Spiritismus, zwlf Jahre nachder Verffentlichung von Zanoni, kommt liphas Lvi (18101875) nach London, um Lytton zu treffen. Sie widmen sich derBeschwrung des Geistes von Apollonius von Tyana, aber nicht inder Art von Spiritisten, sondern indem sie ein Ritual verwenden,das auf der Magia Philosophica (1573) von Franciscus Patriciusberuht. Dieses seltsame Experiment prgt Lvi, den Erneuerer desfranzsischen Okkultismus.7 William Wynn Westcott berichtet, dassEdward Bulwer-Lytton in Kontakt mit Rosenkreuzern der Karls-loge des aufgehenden Lichtes in Frankfurt am Main getreten sei.

    Michelet macht aus Comenius den Galileo der Erziehung. DerPdagoge Jean Piaget, der ihn tief bewunderte, sieht ihn als einender Wegbereiter der Pdagogik, Psychologie, Didaktik und der Be-ziehungen zwischen Schule und Gesellschaft.43 Ganz allgemein istComenius eine fr seinen Humanismus geschtzte und geachtetePersnlichkeit. Im Dezember 1956 hat ihn die UNESCO feierlichgeehrt. Whrend der Generalversammlung der UNESCO wurdeComenius als einer der ersten Verbreiter jener Ideen bezeichnet,von denen sich diese Organisation bei ihrer Grndung inspirierenlie.

    Wie man feststellen kann, haben die Rosenkreuzer-Manifestedie Philosophen nicht gleichgltig gelassen: Sie spielten in der Ent-wicklung der europischen Kultur eine bedeutende Rolle. Nachdieser Epoche werden sich Esoterik, Philosophie und Wissenschafttrennen, mit der Aufklrung auf der einen Seite und der Erleuch-tung auf der anderen. Nun entstehen die ersten greren Gruppie-rungen, die ber lange Zeit die westliche Esoterik charakterisierenwerden. Whrend die Anhnger der Esoterik bis zu diesem Zeit-punkt mehr einen geistigen Einflussbereich bildeten, als dass sieechte organisierte Bewegungen waren, entstehen ab nun Initiaten-Orden wie jene der Rosenkreuzer und der Freimaurer, die in Logenorganisiert sind, wo Initiationen weitergegeben werden.

  • 3534

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    (...)

    JOSPH PLADAN

    In jener Zeit, als der Golden Dawn in Erscheinung tritt, publi-ziert Josphin Pladan (18581918) in Frankreich Le Vice supr-me (Das hchste Laster, 1884), einen Roman, in dem er die Sittenseiner Zeit beschreibt. Dieser atypische Autor wird eine bedeutendeRolle in der Entwicklung des Rosenkreuzertums des 20. Jahrhun-derts spielen.9 Bei der Lektre seines Buches stellt man fest, dasser umfangreiche Kenntnisse des esoterischen Wissens besitzt. Erist besonders durch lHistoire de la magie (Geschichte der Ma-gie, 1870) von Pierre Christian beeinflusst, ein umfangreiches Werkber das okkulte Wissen.10 Die Schlsselfigur in Vice suprmeist Merodack, ein Magier: Dieser ist aber kein gewhnlicher Okkul-tist, sondern ein Initiierter, der sein Wissen in den Dienst eineshheren Ideals stellen will. Dieses Buch mit einem lobenden Vor-wort von Barbey dAurevilly ist fr den jungen Schriftsteller einvoller Erfolg. Stanislas de Guaita (18611897) ist einer seiner auf-merksamsten Leser. Im November 1884 drckt er Josphin Pla-dan in einem Brief seine Bewunderung aus. Die beiden Mnnertreffen einander und werden Freunde. Aus ihrer Korrespondenz gehthervor, dass Stanislas de Guaita in der Esoterik noch ein Neophytist. In einem seiner Briefe schreibt er brigens: Dies werde ichnicht vergessen: dass ich Ihrem Buch verdanke, das Studium derhermetischen Wissenschaft unternommen zu haben.11

    DAS ROSENKREUZERTUM VON TOULOUSE

    Josphin Pladan verdankt seine Kenntnisse seinem BruderAdrien (18441885), einem der ersten franzsischen Homopathen.Adrien war ein Schler von Paul Lacuria (18061890), einem christ-lichen Geistlichen und Hermetiker12, der selbst Schler von FabredOlivet war. Adrien Pladan soll 1878 durch Firmin Boissin (1835

    Diese von Christian Daniel von Mayer 1814 gegrndete Loge isteine Synthese aus verschiedenen Initiatenorden des 19. Jahrhun-derts: Die wohlttigen Chevaliers der Heiligen Stadt des Jean-Baptiste Willermoz, die Strikte templerische Observanz des Ba-rons Karl von Hund und Die initiierten Brder Asiens, eineEmanation des Goldenen Rosenkreuzes nach altem System. Wirhaben es hier mit einer wenig orthodoxen rosenkreuzerischen Be-wegung zu tun.

    (...)

    EIN ABENTEUER UNTER DEN ROSENKREUZERN

    Die erste dieser neuen Bewegungen ist der kurzlebige Esote-rische Orden vom Rosenkreuz, gegrndet 1888 von Franz Hart-mann (18381912), einem Arzt, engen Mitarbeiter und Sekretrvon Helena Blavatsky. Dieser widmet dem Rosenkreuz mehrereWerke, insbesondere eine schne Neuauflage der Geheimen Figu-ren der Rosenkreuzer, aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert (1888).8Ihm verdankt man auch den seltsamen Roman Ein Abenteuer un-ter den Rosenkreuzern (Boston 1893, deutsch Leipzig 1899), dervon der Entdeckung eines rosenkreuzerischen Klosters bei einerExkursion in die Alpen nahe Basel erzhlt. Hier begegnet die Haupt-person Brdern des Goldenen Rosenkreuzes und ihrem Imperator.Beim Besuch des alchymistischen Laboratoriums berreicht ihr derBruder Theodorus das Buch Geheime Figuren der Rosenkreuzer,aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert.

    (...)

  • 3736

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    liest, was Lapasse, Firmin Boissin oder Josphin Pladan darbersagten, scheint es, dass das Rosenkreuzertum von Toulouse keinstrukturierter Orden war, sondern dass sich dort um 1860 ein klei-ner Kreis von Adepten gebildet hatte, unter denen auch Firmin Bo-issin war, der Initiator von Adrien Pladan. Man wei auch, dasssich die Mitglieder dieses Zirkels dagegen wehrten, das Rosenkreuzmit dem Freimaurertum zu verwechseln, gegen das sie offene Ab-lehnung bekundeten.

    (...)

    DIE SALONS DE LA ROSE-CROIX

    Die Aktivitten des Ordens vom Rosenkreuz des Tempels unddes Grals sind also zur Gnze auf die Organisation von Ausstel-lungen und Soireen ausgerichtet, die den schnen Knsten gewid-met sind. Der erste Salon de la Rose-Croix wird vom 10. Mrz biszum 10. April 1892 in der berhmten Pariser Galerie Durant-Ruelveranstaltet.27 Die Ausstellung wird zeremoniell mit einer eigensdafr komponierten Musik von rik Satie erffnet, dem offiziellenKomponisten des Ordens28, und zwar mit Les Sonneries de la Rose-Croix, eine Komposition fr Harfe und Trompeten, die aus demAir des Ordens, dem Air des Gromeisters und dem Air desGrand Prieur besteht. Der Umschlag der Partitur ist mit einer Krei-dezeichnung von Puvis de Chavannes verziert, einem der bedeu-tendsten symbolistischen Maler.

    Die Ausstellungen werden bald durch Rosenkreuzer-Soireen er-weitert, die der Musik und dem Theater gewidmet sind. Bei derDonnerstag-Soiree vom 17. Mrz 1892 wird das Stck Le Fils destoiles (Der Sohn der Sterne) von Sr Pladan aufgefhrt, zu demrik Satie drei Prludien fr Harfe und Flte komponiert hat. Beidiesen Veranstaltungen hlt Sr Pladan auch Vortrge ber Kunstund Mystik, und man hrt Werke von Vincent dIndy, Csar Franck,Richard Wagner, Palestrina, rik Satie und Benedictus. Rmy deGourmont beurteilt die erste Rosenkreuzer-Soiree in seiner Chro-nik im Mercure de France als die groe knstlerische Veranstal-

    1893) in den Orden vom Rosenkreuz initiiert worden sein. Jos-phin Pladan beschreibt ihn als ein Mitglied des letzten Zweigesdes Ordens berhaupt, dem Zweig von Toulouse, und er bezeich-net ihn als Kommandeur des Rosenkreuzes vom Tempel, Priorvon Toulouse und ltester des Rates der Vierzehn13. Diesem Tou-louser Zweig der Rosenkreuzer soll auch der Vicomte douard deLapasse (17921867) angehrt haben, ein ehemaliger Diplomat undalchymistischer Arzt von Toulouse.14 Vicomte de Lapasse erwhntnmlich um 1860 das Rosenkreuz, eine geheime Gesellschaft, vonder es heute noch einige Adepten gibt15. Auch wenn sich Lapassenicht selbst als Mitglied dieses Ordens ausgibt, wird er laut FirminBoissin zu Recht oder zu Unrecht als letztes Mitglied dieserberhmten Bruderschaft betrachtet. Und er przisiert, dass Lapas-se nie eine Gelegenheit verabsumte, die Rosenkreuzer zu rehabili-tieren16.

    Der Vicomte nahm gern an den von der Grfin dAlbans organi-sierten Soireen teil. Im Kreise von Charles Nodier, Pierre Ballan-che, Dr. Koreff, Graf dOurche und dem Sohn von Cazotte spracher dort ber Magnetismus, Alchymie, Kabbala und Martinismus.Bei einer Soiree im Dezember 1839 zeigte der Vicomte der ver-sammelten Gesellschaft ein Flschchen aus Bergkristall, gefllt miteiner gttlichen Essenz der Rosenkreuzer. Es handelte sich hierum einen Likr, vermischt mit Morgentau, den er vom Prinzen vonBalbiani, einem Eremiten aus der Umgebung von Palermo, erhal-ten hatte. Whrend eines Aufenthaltes in Italien zwischen 1825 und1831 traf er Balbani, der als Rosenkreuzer angesehen wurde. Die-ser Prinz, der behauptete, Cagliostro getroffen zu haben, leitete dieersten Schritte des Vicomte in der Praxis der Alchymie.17. Letztlichkannte Lapasse auch Alexandre Du Mge gut, den frheren Grn-der der Amis du dsert (Freunde der Wste), einem gyptischenRitus18, dem er brigens als Leiter der archologischen GesellschaftSocit Archologique du Midi nachfolgte. Wie Alexandre DuMge und Firmin Boissin war der Vicomte auch Mitglied derAcadmie des Jeux Floraux.

    Was war es nun wirklich, dieses Rosenkreuzertum von Toulouse?Hatte der Vicomte einen Rosenkreuzer-Orden gegrndet? Wenn man

  • 3938

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    er trug Haar und Bart auf assyrische Art geschnitten, kleidete sichin violettem Samt mit goldverzierten Westen, trug einen Burnusaus Kamelfellen und ging in Stiefeln aus geschmeidigem Wildle-der. Diese Kleidermanie war fr ihn eine Wissenschaft, die er Ka-loprosophie nannte.30 Das interessierte natrlich die Journalistensehr, die nicht verabsumten, diese Gewohnheiten dazu zu bentz-en, um aus seiner Person eine Karikatur zu machen. Am Ende des19. Jahrhunderts gab es zahlreiche Knstler, die sich darin gefie-len, extravagante Kleidung zu tragen, um auf diese Weise ihrer Ab-neigung gegenber einer brgerlichen Gesellschaft Ausdruck zuverleihen. Bis zu seinem Tod 1918 setzte Josphin Pladan seineliterarische Aktivitt fort und schuf insgesamt etwa 90 Werke, darun-ter Romane, Theaterstcke und Studien ber Kunst und Esoterik.

    (...)

    Dem Rosengarten der Magier ist es nicht gelungen, gengendlebenskrftige Blumen hervorzubringen. Dennoch spielte jede ein-zelne Blte eine nicht zu verachtende Rolle, indem sie das Inte-resse der Sucher fr die Wissensgebiete der Esoterik anregte, unddas in einer Epoche, in der die Entwicklung der Wissenschaftenund der Industrie das Gefge der Gesellschaft erschtterten. Auchwenn die Schler der Magie allzu oft Okkultismus, Esoterik undMystik verwechselten, so hat ihr Suchen dennoch dazu beigetra-gen, ein Erbe fortzusetzen, das geeignet ist, die Fragen des Men-schen nach seinem Ursprung und seiner Bestimmung zu stillen.Doch der Rosengarten von Toulouse sollte bald einen neuen Zweigzum Sprieen bringen. Denn der junge Amerikaner Harvey SpencerLewis wird kommen, um das Rosenkreuzertum in der Rosenstadtzu finden. Aus dieser Reise wird Der Alte und Mystische Ordenvom Rosenkreuz, A.M.O.R.C. entstehen, der eine weltweite Aus-strahlung erleben und sich zu einem der wichtigsten Initiatenordender Neuzeit entwickeln wird.

    tung des Jahres. Der Andrang ist so gro, dass die Prfektur ein-schreiten muss, um den Verkehr zu regeln, denn die Strae ist durchBesucher versperrt. Im Laufe der Ausstellung zhlt man ber zwei-undzwanzigtausend Besucher. Der Erfolg ist beeindruckend, unddie Anwesenheit auslndischer Knstler erregt weltweites Aufse-hen. In dieser Hinsicht kann man sagen, dass die Salons de la Rose-Croix eine der bedeutendsten Episoden im Symbolismus darstel-len. Unter den 193 Knstlern, die an den Ausstellungen teilnah-men, erwhnen wir nur folgende: Aman-Jean, Bernard, AntoineBourdelle, Eugne Delacroix, Jean Delville, Charles Filligier, Ge-orges de Feure, Eugne Grasset, Ferdinand Hodler, Fernand Khn-opff, Henri Martin, Edgard Maxence, George Minne, Alphonse Os-bert, Gaetano Previati, Flicien Rops, Georges Rouault, CarlosSchwabe, Alexandre Son und Jan Toorop.

    Es gab insgesamt sechs Salons de la Rose-Croix. Jeder standunter den Auspizien einer chaldischen Gottheit: Samas (Sonne)fr die erste, Nergal (Mars) fr die zweite, Merodack (Jupiter) frdie dritte, Nebo (Merkur) fr die vierte, Istar (Venus) fr die fnfteund Sin (Mond) fr die sechste. Dieser sechste Salon fand 1897in der angesehenen Galerie Georges-Petit statt. Wegen der Flut derAnmeldungen war man gezwungen, eine besondere Vernissage frdie 191 Kunstkritiker und Chronisten zu organisieren; tags daraufstrmten 15.000 Besucher in diesen Kunsttempel.29 Nach dieserAusstellung kndigte Josphin Pladan an, seinen Orden stillzule-gen: Ich gebe auf. Die Kunstformel, die ich verteidigt habe, istjetzt allgemein anerkannt. Und warum sollte man sich einen Fh-rer wnschen, der einem die Furt zeigt, wenn der Fluss versiegtist? Was Pladan am meisten traf, war die Abwesenheit der gro-en symbolistischen Maler bei den Rosenkreuzer-Soireen. Dabeiging es vor allem um Puvis de Chavannes, einen Maler, den erbesonders schtzte und der im letzten Augenblick abgesagt hatte,weiter um Burne-Jones sowie um Gustave Moreau, der Angst vorder Stimmung im Institut hatte, der aber seine Schler ermunterte,an der Ausstellung teilzunehmen.

    Sr Merodack hatte viel zu tun, um das Publikum zu berzeu-gen. Man muss sagen, dass seine Exzentrizitt Aufsehen erregte

  • 4140

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    The American Rosae Crucis, Cromaat, The Triangle, TheMystic Triangle oder Rosicrucian Digest.1 Im Allgemeinen rich-ten wir uns nach den wesentlichen Gegebenheiten und lassen Ele-mente beiseite, die mehr Romantik als Geschichte enthalten. Da-rber hinaus verwenden wir zahlreiche Dokumente, die in den Archi-ven der Obersten Grologe von A.M.O.R.C. verwahrt werden, denndiese Schriftstcke erlauben, auf interessante Art mehr Licht in diebisweilen symbolisch verschlsselten Texte zu bringen, die verf-fentlicht wurden.

    (...)

    Zunchst ist wichtig hervorzuheben, dass Harvey Spencer Le-wis den Alten und Mystischen Orden vom Rosenkreuz in Ver-bindung bringt mit den frheren Aktivitten jener Rosenkreuzer,die sich am Ende des 17. Jahrhunderts in seinem Land niedergelas-sen haben. Deshalb spricht er auch nicht von Grndung, sondernvon Wiedererweckung, denn nach seiner Vorstellung erffnet erden zweiten Zyklus des Rosenkreuzertums in Amerika. Dabei sttztsich Harvey Spencer Lewis auf Nachforschungen von Julius Fried-rich Sachse (18421919), die dieser in folgenden Bchern verf-fentlicht hat: The German Pietists of provincial Pennsylvania 1694 1708, erschienen 1895, und The German Sectariens of Pennsyl-vania 17081742, erschienen 1899. Dieser Autor, ein Nachkom-me deutscher Pietisten, war Konservator und Bibliothekar des Frei-maurertempels in Philadelphia. In seinen Bchern stellt er die Ge-schichte der Emigranten dar, die sich Ende des 17. Jahrhunderts inAmerika niederlieen. Diese Reisenden begleiteten unter der Fh-rung von Johann Jacob Zimmermann, spter von Johannes Kelpius,die Pietisten, die in Pennsylvania eine Gemeinschaft grnden woll-ten. Julius Friedrich Sachse beschreibt sie folgendermaen:

    Eine Gruppe theosophischer Adepten nennen wir sie Pie-tisten, Mystiker, Chiliasten, Rosenkreuzer, Illuminati, Katharer,Puritaner oder anders , haben bereits in Europa wegen ihrer mysti-

    15. Kapitel

    Die ersten Rosenkreuzer Amerikas

    In den vorherigen Kapiteln haben wir versucht zu zeigen, welchenPlatz das Rosenkreuzertum in der allgemeinen Geschichte derabendlndischen Esoterik einnimmt. Nachdem wir seine Entwick-lung vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkriegbeschrieben haben, wollen wir uns nun im Besonderen dem Altenund Mystischen Orden vom Rosenkreuz zuwenden, bekannt unterder Bezeichnung A.M.O.R.C. Dieser Orden gegrndet von Har-vey Spencer Lewis (18831939), um die Rosenkreuzer-Traditionzu erneuern und zu reaktivieren ist eine der bedeutendsten esoteri-schen Bewegungen, die je existiert haben. Zurzeit besitzt dieserOrden Grologen und Logen in vielen Lndern und zhlt weltweitan die 250 000 Mitglieder.

    Es ist nicht unsere Absicht, die gesamte Geschichte vonA.M.O.R.C. in ihren Einzelheiten vorzustellen, denn dies wrdeden Rahmen dieses Buches sprengen. Wir wollen diesen Orden le-diglich innerhalb der Geschichte der Esoterik darstellen, indem wirseinen Ursprung und einige der wichtigsten Phasen seiner Entwick-lung darlegen. Dazu sttzen wir uns auf mehrere Texte von HarveySpencer Lewis, deren bekanntester Text mit dem Titel Die Reiseeines Pilgers gen Osten 1916 verfasst wurde. Da er jedoch Ele-mente enthlt, die nicht wrtlich genommen werden drfen, wer-den wir eine andere Version dieser Erzhlung betrachten. Dieseenthlt eine Art Autobiografie von Harvey Spencer Lewis. Es han-delt sich dabei um dieselbe Geschichte, allerdings stellenweise voneinem anderen Gesichtspunkt aus. Auch ist sie esoterischer alsdie erste Version, die fr das groe Publikum geschrieben wurde.Der zweite Text wurde allerdings nie vollstndig verffentlicht. Wirbeziehen uns auerdem auf Artikel, die in den verschiedenen Zeit-schriften des Ordens zu unserem Thema verffentlicht wurden, wie

  • 4342

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    16. Kapitel

    Harvey Spencer Lewis

    Am 25. November 1883 wird Harvey Spencer Lewis geboren, eineerstaunliche Persnlichkeit, die dem Rosenkreuzertum eine Dimen-sion verleihen wird, die es bisher noch nicht gekannt hat. SeineFamilie ist walIsischen Ursprungs; seine Vorfahren haben sich vorder amerikanischen Revolution in Virginia niedergelassen. HarveySpencers Grovater, Samuel Lewis, am 7. November 1816 inBuckingham in Pennsylvania geboren, ist ein Nachkomme von Far-mern, die den Boden dieser Gegend urbar gemacht haben. Samuelheiratet Eliza Hudnut, eine junge kultivierte Frau von franzsischerAbstammung, und das Paar lsst sich in KingWood in New Jerseynieder. In dieser Stadt kommt am 3. Februar 1857 ihr Sohn AaronRittenhouse Lewis zur Welt. Schon in jungen Jahren fhrt ihn sei-ne Mutter in die franzsische Literatur ein und vermittelt ihm einegewisse Sensibilitt fr die Spiritualitt. Der Ablauf des Lebensdieser Familie wird durch die Arbeiten auf dem Bauernhof sowiedurch die Aktivitten in der methodistischen Kirche bestimmt, denndie Religion nimmt im Leben Aarons einen wichtigen Platz ein. Erist nmlich besonders fromm, und manchmal hlt er in der Kirchevon KingWood Lesungen. Am 14. Januar 1881 heiratet er Katha-rina Hoffman, eine junge dynamische Frau geboren in Deutsch-land, wo sie auch studierte, um Lehrerin zu werden. Dieser Verbin-dung entstammt der am 25. November 1883 in Frenchtown gebore-ne Harvey Spencer Lewis.

    Aaron Lewis gibt seinem Sohn Harvey den Namen Spencer alszweiten Vornamen auf Grund seiner Bewunderung fr die BrderSpencer, die Erfinder eines Systems der Kalligraphie, das zu dieserZeit in den ffentlichen Schulen gelehrt wird. Aaron ist selbst einausgezeichneter Kalligraph, und diese Gabe ermglicht es ihm, seineBeschftigung auf der Farm seiner Familie aufzugeben, um als Leh-

    schen Einstellung das gebildet, was man ein ,Kapitel der Vollkom-menheit nennt. Sie sind jetzt in der Neuen Welt angekommen, umihr lange geplantes Vorhaben zu realisieren, hier eine wahre theo-sophische (rosenkreuzerische) Gemeinschaft zu grnden. Sie woll-ten nach Art der Essener der Vergangenheit oder auch in der Artvon Moses, Elias und anderen biblischen Personen in die Wildnisoder Wste aufbrechen, um in Heiligkeit Vollkommenheit zu erlan-gen und sich auf diese Art auf das Millennium vorzubereiten,von dem sie glaubten, dass es nahe sei. Oder, falls ihre Berech-nungen ber das Ende aller Tage sich als Irrtum erweisen sollten,wrde ihre Gemeinschaft sich als Kern erweisen, aus dem einzelneMitglieder heraustreten, um sich unter den Menschen als heiligeMnner zu zeigen, fhig, ganze Stdte zu bekehren und durch Zei-chen und Wunder zu wirken.2

    Julius Friedrich Sachse sieht in diesen Emigranten also Rosen-kreuzer. Jedoch haben mehrere Autoren diese These kritisiert. AlsErster findet Arthur E. Waite, dass die Forschungsarbeit von JuliusFriedrich Sachse ins Romantische verfallen sei und die angefhr-ten Fakten nicht erlauben wrden, solche Rckschlsse zu ziehen.Die Tatsache, dass einige dieser Pietisten Interesse an Astrologie,Kabbala oder an Werken Jakob Bhmes gezeigt htten, gengt frihn nicht, diese Menschen als Rosenkreuzer zu bezeichnen.3 Einanderer Autor, Serge Hutin, erklrt, dass diese Emigranten kaumeine Verwandtschaft mit der Rosenkreuzer-Bewegung nachweisenknnten.4 Um der Sache nher zu kommen, muss man nach ihrerHerkunft fragen. Fest steht jedoch, dass der Pietismus durch dieEsoterik geprgt ist und deshalb nicht ohne Beziehung zum Rosen-kreuzertum stehen kann. Johannes Kelpius und Johann Jacob Zim-mermann waren beide Pietisten und hielten sich hufig in Tbin-gen auf, also in einer Stadt, die vom Rosenkreuzertum stark ge-prgt war.

    (...)

  • 4544

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    sem Autor im Vergleich zu seinen Vorgngern liegt darin, dass erElemente des Hinduismus und des Yoga in seine Theorien und Prak-tiken einbezieht. Diese besondere Note stammt wahrscheinlich vonder Theosophischen Gesellschaft, der er angehrt, aber vor al-lem von Swami Vivekananda. Dieser war nmlich 1893 nach Chi-cago gekommen, um am Kongress der Religionen teilzunehmen.Vivekananda hielt Vortrge in mehreren Stdten, bevor er 1894die Vedanta Society of the city of New York grndete. In seinenBchern bringt jetzt William Walker Atkinson Themen zur Spra-che wie: Gesundheit durch Magnetismus, Mystisches Atmen, Kar-ma, Schwingungen, Polaritt, Projektion von Gedanken und Visua-lisation. William Walker Atkinson ist wahrscheinlich der Autor desberhmten Kybalion, a study of the hermetic philosophy of An-cient Egypt and Greece (Kybalion, eine Studie ber die herme-tische Philosophie des alten gypten und Griechenland).4 Im Ge-leitwort heit es, der Text stamme von drei Eingeweihten, einekaum verhllte Anspielung auf Hermes Trismegistos. Der Autordes Kybalion behauptet, die knigliche Kunst der gypter in Formeiner Synthese aller Wissenschaften darzustellen, aus denen Indien,Persien und China ihre Quellen beziehen. Das Kybalion legt sie-ben hermetische Prinzipien dar und prsentiert diese als von Her-mes Trismegistos stammend. Diese Prinzipien sind: das Prinzip derGeistigkeit, das Prinzip der Entsprechung, das Prinzip der Schwin-gung, das Prinzip der Polaritt, das Prinzip des Rhythmus, das Prin-zip von Ursache und Wirkung und das Prinzip des Geschlechts.Diese Prinzipien stehen nicht speziell mit dem Corpus Hermeti-cum in Zusammenhang, sondern grnden vielmehr im New Thou-ght.5 Das Kybalion verbindet die Prinzipien des New Thoughtmit jenen der Hermetik und ist deshalb eine gute Synthese all die-ser Gedankenstrme.

    Wir beenden nun dieses lange Abschweifen ber die Autorendes New Thought mit einem Hinweis auf ein Buch von EllaWheeler Wilcox, das wie ein Leitstern fr diese Bewegung ist: TheHeart of the New Thought (Das Herz des Neuen Denkens, 1902).Dieses Werk verzeichnet sofort groen Erfolg, und es wird inner-halb von drei Jahren vierzehn Mal neu aufgelegt. Dies ist deshalb

    rer an einer Schule in einer benachbarten Stadt zu arbeiten. Dankseines Talents als Illustrator verbessert er sein Einkommen durchkleinere Arbeiten whrend seiner Freizeit. Auch Katherina bt denLehrberuf aus. Bald verlsst die Familie Frenchtown, um sich inNew York niederzulassen. Hier schliet sich Aaron Lewis mit Da-niel T. Ames zusammen, einem Chemiker, der sich auf die Analysevon Tinte und Papier spezialisiert hat. Zusammen entwickeln sieeine Technik, mit der man Dokumente analysieren kann, um fest-zustellen, ob es sich um Originale oder Flschungen handelt. Soschaffen sie einen neuen Beruf, jenen des Sachverstndigen frDokumente und Schriften. Ihr Bro geniet ber dreiig Jahre langhohes Ansehen.

    (...)

    DAS KYBALION

    In den Vereinigten Staaten lst die New Thought-Bewegungdie Verffentlichung einer Flut von Schriften aus. Auer den be-reits erwhnten sind weitere bedeutende Autoren Ralph Walo Tri-ne, Henry Wood, Ella Adelia Fletcher, Oliver C. Sabin, Victor Turn-bull, Emma Curtis Hopkins, Prentice Mulford und William WalkerAtkinson. Der zuletzt erwhnte Autor verdient besondere Beach-tung, denn er ist einer der wichtigsten Reprsentanten des amerika-nischen New Thougt. William Walker Atkinson (18621932),Freimaurer, Theosoph, Mitglied der Anwaltschaft von Pennsylvaniaund Lehrer des Magnetismus, ist einer der bedeutendsten Autorendes neuen Denkens. Zwischen 1902 und 1915 verffentlicht erzwanzig Werke unter eigenem Namen oder unter dem PseudonymYogi Ramacharaka. Davon nennen wir The Law of the NewThought (Das Gesetz des Neugeistes, 1902) oder The Hindu-Yogi Science of Breath, a complete manual of breathing philoso-phy of physical, mental, psychic and spiritual development (DieHindu-Yogi-Wissenschaft des Atmens, ein vollstndiges Handbuchber die Philosophie des Atmens zur krperlichen, mentalen, psychi-schen und spirituellen Entwicklung, 1909). Das Besondere an die-

  • 4746

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    1904 verliert sie an Bedeutung und stellt ihre Aktivitten 1905 nachdem Tod ihres Direktors Dr. Richard Hodgson ein. Nur ein Jahrspter reorganisiert sich diese alte Institution mit Dr. James H. Hys-lop nun in New York unter dem Namen American Institute forscientific research (Amerikanisches Institut fr wissenschaftlicheForschung).13 Das durch den Rckgang der Aktivitten der For-schungsgruppe in Boston entstandene Vakuum ist wahrscheinlichdie Ursache fr die Grndung des New York Institut for PsychicalResearch. Unter der Leitung von Harvey Spencer Lewis betreibtdieses Institut Forschungen mit der Absicht, die wirklichen Fhig-keiten von Medien festzustellen, was zur Entlarvung von mehr alsfnfzig Simulanten fhrt. Das Institut arbeitet gleichzeitig auch mitder New Yorker Polizei sowie mit der Zeitung New York Worldzusammen. Zu dieser Zeit verffentlicht Harvey Spencer Lewismehrere Artikel ber seine Forschungen, sowohl im New YorkHerald als auch in der New York World. Einer seiner Artikelmit der berschrift Greatest Psychic Wonder of 1906 (GrtesPsychisches Wunder von 1906) wird im Januar 1907 im New YorkSunday World mit dem Portrait des Autors verffentlicht und schil-dert die vom New York Institut for Psychical Research durch-gefhrten Experimente mit einem jungen indianischen Medium.

    Diese Forschungen befriedigen Harvey Spencer Lewis jedochnicht, denn er kann kaum glauben, dass die von den Medien er-zeugten Phnomene von der Manifestation von Geistern stammen.Er ist davon berzeugt, dass diese Phnomene ihren Ursprung inden noch unbekannten Fhigkeiten des Geistes im eigenen Innerenhaben. Zu dieser Zeit erhlt er Kenntnis von Werken des ThomsonJay Hudson (18341903). Dieser Autor und Doktor der Philoso-phie geniet seit der Verffentlichung seines ersten Buches im Jahr1893 internationales Ansehen: Law of Psychic Phenomena. A Wor-king Hypothesis for the Systematic Study of Hynotism, Spiritism,Mental Therapeutics etc. (Das Gesetz psychischer Phnomene,eine Arbeitsthese fr das systematische Studium von Hypnose, Spiri-tismus, Geistheilen usw.).14 Harvey Spencer Lewis liest mit Inte-resse diesen Text, der sich mit Magnetismus, Spiritismus, der Du-alitt des Geistes, dem Bewussten und dem Unbewussten befasst.

    von Interesse, weil die Autorin an der Seite von Harvey SpencerLewis an der Ausarbeitung von A.M.O.R.C. mitwirken wird.

    (...)

    INSTITUT FR PSYCHISCHE FORSCHUNGIN NEW YORK

    Zwischen den Jahren 1902 und 1909 interessiert sich HarveySpencer Lewis fr die spiritistische Bewegung. Seine persnlichenNachforschungen veranlassen ihn, die Lehren dieser Bewegung zuprfen. Er kommt bald zur berzeugung, dass die durch ein Me-dium bermittelten und vermutlich von Geistern stammenden Bot-schaften uninteressant sind. Im Bestreben, diese Erkenntnis zu ver-tiefen, wird er 1902 Mitglied der Liga fr Psychische Forschung inNew York, in der sich Mnner und Frauen unterschiedlichen Stan-des zusammengefunden haben, um Experimente mit Medien durch-zufhren mit dem Ziel, diese geheimnisvollen Phnomene zu be-greifen. Nach zwei Jahren wird Harvey Spencer Lewis zum Prsi-denten dieser Gesellschaft ernannt, obwohl er erst zwanzig Jahrealt ist. Er verdankt diese Ehre der Tatsache, dass er selbst mit unge-whnlichen psychischen Fhigkeiten begabt ist. Mit Untersttzungder New Yorker Zeitung Evening Herald, bei der er einem Komi-tee zur berwachung von Medien vorsteht, grndet er 1904 dasNew York Institute for Psychical Research (Institut fr Psychi-sche Forschung). Diese Gruppe, die ihn zum Prsidenten gewhlthat, setzt sich vorwiegend aus Wissenschaftlern und rzten zusam-men. Unter den Mitgliedern des Instituts befinden sich auch Per-snlichkeiten wie die Schriftstellerin und Dichterin Ella WheelerWilcox (18501919) und Dr. Isaac Kauffmann Funk12 (18391919),gut bekannt durch seine Werke ber die psychischen Wissenschaf-ten, wie The Widows Mite and other psychic phenomena (1904)und The Psychic Riddel (1907). Zu dieser Zeit ist auf dem Ge-biet der psychischen Forschungen in Amerika eine Gruppe tonan-gebend: die American Society for Psychical Research (Amerika-nische Gesellschaft fr Psychische Forschung) in Boston. Doch

  • 4948

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69 * D-76530 Baden-BadenTel. 07221-66041 * Fax 07221-66044 * www.rosenkreuzer.de

    Wie bereits angedeutet, knnte der Kontakt mit dem Sprach-professor in Paris von Henri Durville hergestellt worden sein. Mankann sich auch fragen, ob unser Reisender bei seinen Nachfor-schungen auch die berhmte von Lucien Chamuel gegrndete Li-brairie du merveilleux (Buchhandlung des Wunderbaren) besuchthat. Hier nmlich haben Papus und seine Freunde ihre ersten Zu-sammenknfte des Martinisten-Ordens sowie des Kabbalisti-schen Ordens vom Rosenkreuz abgehalten. Von hier aus wurdenauch die Zeitschriften LInitiation und Le Voile dIsis (DerSchleier der Isis) in Umlauf gebracht. Diese Buchhandlung, einwichtiger Treffpunkt aller Pariser Okkultisten, ist von Pierre Du-jols und Alexander Thomas bernommen worden.20 Im Jahr 1909arbeiten die beiden Mnner an der Herausgabe der sieben Bcherder Archidoxa Magica von Paracelsus, einem Werk, das unterden Auspizien des Kabbalistischen Ordens vom Rosenkreuz ver-ffentlicht wird! Pierre Dujols (18621926), ein Alchymist, in demeinige Fulcanelli zu erkennen glauben, interessiert sich brigensfr das Rosenkreuzertum, und in einem Text mit dem Titel LaChevalerie amoureuse, troubadours, flibriges et Rose-Croix (Dieverliebte Ritterschaft, Minnesnger, provenalische Dichter und Ro-senkreuzer) erwhnt er an verschiedenen Stellen diese Bewegungin Verbindung mit Toulouse und mit der Acadmie des Jeux flo-raux (Akademie der Blumenspiele). Gut informierte Kreise sa-gen hinter vorgehaltener Hand, es handle sich da um die modernenRosenkreuzer von Toulouse, ergnzt der Alchymist seinen Text.21

    In seiner Autobiografie fgt Harvey Spencer Lewis weitere Ein-zelheiten hinzu. Er behauptet, dass jene, bei denen er in Paris seineNachforschungen gemacht hat, ihn verdchtigt htten, in Geheim-nisse der Freimaurerei eindringen zu wollen. In diesem Zusammen-hang erwhnt er seine Beziehung zum Pariser Buchhndler, den erals einen der Beamten eines Freimaurer-Zweiges darstellt und derin missbruchlicher Art und Weise alte Manuskripte, Siegel, Bi-jous und antike Gegenstnde bese, die inaktiven Rosenkreuzer-Logen gehrten. Schlielich wird Harvey Spencer Lewis trotz derauf ihm lastenden Verdchtigungen zu jenen gewiesen, die in derLage sind, ihn zu dem Licht zu fhren, das er sucht. Und so erhlt

    (...)

    DIE REISE NACH FRANKREICH

    Zunchst erlauben die finanziellen Verhltnisse Harvey SpencerLewis nicht, eine solche Reise ins Auge zu fassen, doch bietet sichihm eine Woche spter eine unerwartete Gelegenheit. Sein Vater,Aaron Lewis, ein Schrift-Experte, aber auch ein bekannter Genea-loge, bentigt einen Assistenten, um in Frankreich im Auftrag derFamilie Rockefeller Nachforschungen zu betreiben. Am 24. Juli1909 schiffen sich die beiden Mnner an Bord der Amerika vonder Hamburg-Amerika-Linie Richtung Europa ein. Am Sonntag,dem 1. August, kommt das Schiff in Cherbourg an, und die Rei-senden gelangen mit der Eisenbahn nach Paris. Die kommendenTage sind ganz den genealogischen Nachforschungen gewidmet,und erst in der darauf folgenden Woche kann Harvey Spencer Le-wis den Sprachprofessor am Boulevard Saint-Germain und denBuchhndler besuchen. In A Pilgrims Journey to the East (DieReise eines Pilgers nach Osten) berichtet er ber seine Gesprchevom Samstag, dem 7., und Montag, dem 9. August, mit dem Pro-fessor. Dieser, etwa 45 Jahre alt, spricht perfekt Englisch und be-fragt seinen Gast lange, um dessen Absichten zu sondieren. AmEnde der zweiten Zusammenkunft empfiehlt der Professor seinemamerikanischen Besucher, sich in den Sden Frankreichs zu bege-ben, wo er weitere Instruktionen erhalten werde.

    Dieses Werk interessiert ihn umso mehr, weil es die Telepathie wis-senschaftlich studiert und die Suggestion als Bindeglied zwischendem Bewussten und dem Unterbewussten darstellt, als das Mittel,das der Geist verwenden kann, um die Materie zu lenken. Er liestauch Texte von Sir Oliver Lodge wie La Survivance humaine(Das Menschliche berleben), das noch nicht anerkannte Fhig-keiten behandelt, oder eine mehr psychologisch orientierte ArbeitAu-del de la philosophie et des livres (Jenseits von Philosophieund Schriften).

  • 5150

    Copyright: AMORC-Die Rosenkreuzer * Lange Strae 69