Companion to Emblem Stu- matik und Drama im Zeitalter des ... · PDF fileArzt-Alchemiker...

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  • zu kennen scheint und alle seine Informationen zum Thema EarlyModern Theory aus Vorworten zu Emblembchern bezieht, wo, imGegensatz zu den Traktaten, bekanntlich selten genug detailliert argu-mentiert, stattdessen aber thesenartig mit handlichen poetologischenVersatzstcken gearbeitet wird.Der im Gegensatz zum Sachindex im Companion to Emblem Stu-

    dies vorhandene Namenindex lsst noch einmal die editorischen Mn-gel des Bandes berdeutlich sehen. Namenangaben sind nicht verein-heitlicht, Verschreibungen sind hufig. Es finden sich unterschiedlicheSchreibweisen desselben Namens an verschiedenen Stellen des Inde-xes, dazu verballhornte Titel von Emblembchern, Personennamenohne Entsprechung auf der angegebenen Seite. Ein Kuriosum beson-derer Art drfte der Eintrag Early English Books 15 sein.Man verrt wohl kein Geheimnis, wenn man sagt, die Emblemfor-

    schung zeige, nach einer sich ber drei Jahrzehnte erstreckenden Pha-se enormer Produktivitt im Kielwasser von Albrecht Schnes Emble-matik und Drama im Zeitalter des Barock (1964), heute Zeichen derStagnation und der Erschpfung. Gerade in solch einem Momentknnten eine wohldurchdachte Bestandsaufnahme des Erreichten undeine Auflistung von Desiderata ntzlich sein beim Versuch die Be-schftigung mit dem Emblem neu zu beleben und den Bezug zur ge-genwrtigen literaturwissenschaftlichen Forschung wieder herzustel-len. Peter M. Dalys Companion to Emblem Studies wird wegen seinergravierenden Mngel in Anlage und Ausfhrung kaum in der Lagesein, hierzu etwas beizutragen.

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    Martin Brecht, Johann Valentin Andreae 15861654. Eine Biographie. Mit einem Es-say von Christoph Brecht, Johann Valentin Andreae. Zum literarischen Profil einesdeutschen Schriftstellers im 17. Jahrhundert. Gttingen, Vandenhoeck & Ruprecht2008. 389 S., 49,90.

    Johann Valentin Andreae, Gesammelte Schriften. Hg. von Wilhelm Schmidt-Bigge-mann u. a. Bd. 3: Rosenkreuzerschriften. Bearbeitet, bersetzt, kommentiert undeingeleitet von Roland Edighoffer. Bd. 6: Schriften zur christlichen Reform. Bearbei-tet, bersetzt und kommentiert von Frank Bhling. frommann-holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2010. 544, 404 S., 254,, 182,.

    In Sachen Johann Valentin Andreae gibt es fr den Zeitraum 2008 bis2010 zwei erfreuliche Neuerscheinungen, leider aber auch eine editori-sche Katastrophe anzuzeigen. Letztere ist umso gravierender, weil siedie zentralen Rosenkreuzerschriften von Andreae betrifft. Wenn sich

    DOI 10.1515/arbi.2011.046

    Volker Hoffmann170

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  • die Herausgeber der respektablen Werkausgabe und der Verlag nichtzu einer vlligen Neubearbeitung des Bandes entschlieen, ist die ein-malige Chance vertan, Schriften wie die berhmte Chymische Hoch-zeit: Christiani Rosencreutz. Anno 1459 in einer Ausgabe zu lesen, diephilologischen Standards entspricht.Ich beginne mit dem Erfreulichen. Der emeritierte Mnsteraner Kir-

    chenhistoriker Martin Brecht seit Jahrzehnten mit Andreae beschf-tigt1 hat eine Biographie vorgelegt, die auf dem neuesten For-schungsstand detailliert ber Andreaes Leben und Werk informiert.Ein spannendes Persnlichkeitsbild voll produktiver Widersprchewird sichtbar. Eingebunden in die lutherische Familientradition unddie wrttembergische Ehrbarkeit macht Andreae riskante Gratwan-derungen zwischen altkirchlicher Mystik und calvinistischer Kirchen-zucht. Jedem Konfessionalismus abhold setzt er auf das Primat der re-ligisen Praxis. Unerbittlicher Kritiker der Universitt und ihreraristotelischen Schulphilosophie holt er sich doch, als es seine kirchen-amtliche Stellung erfordert, den Ehrendoktor von den Theologen inTbingen.Ganz der frhneuzeitlichen curiositas verschrieben, offen fr die

    neue Naturwissenschaft und die Fortschritte der Mechanik, hngt erdoch noch alten Denkmustern nach und kann, sobald er die christlicheLebensfhrung bedroht sieht, ein entschiedenes Veto gegen den Wis-sensfortschritt einlegen. In der Chymischen Hochzeit bentzt er alche-mistische Vorstellungen und Bilderwelten, polemisiert aber gleichzei-tig trotz (oder wegen?) einschlgiger vterlicher Belastung in allenRosenkreuzerschriften entschieden gegen die Alchemie, soweit sie dasGoldmachen zum Ziel hat, und gegen ihren frmmsten Vertreter, denArzt-Alchemiker Heinrich Khunrath. Genialer Erfinder einer angeb-lich historischen Rosenkreuz-Bruderschaft im Dienst der einmal wie-der flligen Generalreformation der erstarrten kirchlichen und gesell-schaftlichen Zustnde rudert er, sobald seine Rosenkreuzer-Schriftenein ungeahntes europaweites Medienecho auslsen, nach Krften zu-rck in die stilleren Wasser einer in vielem den spteren Pietismus vor-wegnehmenden christlichen Erneuerungsbewegung.Die Rosenkreuzer-Debatte wird berwiegend in den Volkssprachen

    gefhrt. Andreae war, hier vergleichbar mit Luther, ein entschiedenerVerfechter der volkssprachlichen religisen Aufklrung, was ihn aber

    1 Martin Brecht, Kirchenordnung und Kirchenzucht in Wrttemberg vom 16. biszum 18. Jahrhundert. (Quellen und Forschungen zur wrttembergischen Kirchen-geschichte 1) Stuttgart 1967; ders., Johann Valentin Andreae. Weg und Programmeines Reformers zwischen Reformation und Moderne. In: Theologen und Theologiean der Universitt Tbingen. Tbingen 1977, S. 270343; neu in: ders., AusgewhlteAufstze. Bd. 2, Stuttgart 1997, S. 35107; ders., J. V. Andreae und Herzog August zuBraunschweig-Lneburg. Ihr Briefwechsel und ihr Umfeld. (Clavis Pansophiae 8)Stuttgart-Bad Cannstatt 2002.

    Studien ber Johann Valentin Andreae 171

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  • nicht hinderte, die Mehrzahl seiner Schriften in dem hochrhetorischenLatein des europischen Barock zu verfassen. Hier kommt BrechtsBiographie ein weiteres groes Verdienst zu. Er erschliet nicht ohnesympathische Selbsteinschrnkung (S. 152) mit Paraphrasen weiteTeile dieser lateinischen, oft erfrischend satirischen Traktateliteratur;hinzu kommen ausgewhlte Zeugnisse aus der trotz hoher Verluste imDreiigjhrigen Krieg umfangreichen Humanistenkorrespondenz An-dreaes. Fr die vorliegende Paraphrase der deutschsprachigen Chy-mischen Hochzeit bleibt eine gleichmigere Erfassung aller wesentli-chen Inhaltselemente anzumahnen, was ohne Umfangerweiterungabginge, wenn nur ein einheitlicheres Abstraktionsniveau eingehaltenund eine strkere Strukturierung des Textes vorgenommen wrde.Weil Andreaes lateinisch-deutsches Growerk, zustzlich noch

    durchsetzt von vielen Gelegenheitsschriften, schwer berschaubar ist,vermisst man schmerzlich ein Werkregister, zumal Brecht die Werkesinnvollerweise nicht immer in chronologischer Reihenfolge behan-delt, sondern zu Sachgruppen zusammenfasst und oft auch im Laufseiner Ausfhrungen auf frhere Werke zurckgreift. Ein ausfhr-liches, aber immer noch korrekturbedrftiges Namenregister2 ist ne-ben einem Ortsregister dankenswerterweise vorhanden. Gelegentlichwnschte sich der Leser freilich nach dem jeweiligen Kenntnisstand etwas mehr Informationen zu dem historischen Hintergrund, etwazu dem Restitutionsedikt und seinen Folgen oder zu Andreaes Erfin-dung der wrttembergischen Kirchenkonvente und ihrer fatalen, biszu Hermann Kurz Der Sonnenwirth (1855) sprbaren Auswirkung.Ein Wort zu dem irenischen Enzyklopdisten Johann Heinrich Alsted(S. 123), zu dem berragenden Emblematiker Michael Maier wrenicht fehl am Platz (S. 81); der groe antiparacelsistische ChemikerAndreas Libavius kommt entschieden zu schlecht weg (S. 83f.), im-merhin hat er sein opus magnum noch Alchemie genannt.3 Das letztegroe Kapitel von Brechts Biographie gilt der Altersfreundschaft zwi-schen den Bibliomanen, Pferde- und Hundeliebhabern Andreae undHerzog August zu Braunschweig-Lneburg, zu dessen Wolfenbtte-ler Bibliotheksbestnden Andreae wesentliches beigetragen hat. Wennnicht Brecht Vater, so ffnet Brecht Sohn, seines Zeichens Germanist,in einem Anhang dem Leser die Augen fr die raffinierten und oft iro-nischen Fiktionsspiele Andreaes; nur angesichts der lateinischen

    2 Gerade fr den fr Andreae entscheidenden Johann Arndt fehlen zwischen S. 121und S. 169 wichtige Belegstellen; Moller ist in zwei Identitten aufzuspalten (Johannund Martin); bei Paracelsus ist die im Text fr Auenseiter etwas rtselhafte Theo-phrast-Nennung (S. 216) hinzuzufgen.

    3 Die Alchemie des Andreas Libavius. Ein Lehrbuch der Chemie aus dem Jahre1597. Zum ersten Mal in deutscher bersetzung mit einem Bild- und Kommentarteil,herausgegeben vom Gmelin-Institut fr anorganische Chemie und Grenzgebiete inder Max-Planck-Gesellschaft []. Weinheim 1964.

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  • Texte Turbo und Vita ipsa, die Christoph Brecht ausfhrlich nach derChymischen Hochzeit bespricht, wird aus Andreae noch lange keindeutscher Schriftsteller, er bleibt primr ein Autor des europischenLateins und erst sekundr der Volkssprache, die dann allerdings auchihre schwbischen Wurzeln nicht verleugnet.Die Edition der auf ber 20 Bnde geplantenGesammelten Schriften

    von Johann Valentin Andreae kommt nur zgerlich voran. Nachdem1994/1995 und 2002/2003 je zwei Bnde erschienen waren, sind jetztfr 2010 zwei weitere Bnde anzuzeigen. Frank Bhling, der an allenbislang publizierten Bnden beteiligt war, gibt unter dem Titel Schrif-ten zur christlichen Reform (Band 6 der Gesammelten Schriften) vierSchriften zwischen 1617 und 1620 heraus, in denen Andreae nach demirritierenden Medienecho auf seine Rosenkreuzerschriften zu diesenauf Distanz geht und sich mit einer dezidiert christlichen Fraternittbegngt, fr die er nicht mehr literarische Fiktionsspiele, sondern di-rekte Parnese einsetzt. Der Herausgeber