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Andreas Hoffjan | Thorsten Knauer Andreas Wömpener (Hrsg.) Controlling Konzeptionen - Instrumente - Anwendungen

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Andreas Hoffjan | Thorsten Knauer Andreas Wömpener (Hrsg.)

ControllingKonzeptionen - Instrumente - Anwendungen

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Andreas Hoffjan/Thorsten Knauer/ Andreas Wömpener (Hrsg.)

ControllingKonzeptionen – Instrumente – Anwendungen

2017Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart

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Herausgeber:Prof. Dr. Andreas Hoffjan, Lehrstuhl Unternehmensrechnung und Controlling,

TU DortmundProf. Dr. Thorsten Knauer, Lehrstuhl für Betriebswirtschafslehre, insbes. Controlling, Ruhr-Universität

BochumProf. Dr. Andreas Wömpener, Lehrstuhl für ABWL und Controlling,

Universität Duisburg-Essen

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier

Bibliografische Information Der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http:⁄⁄dnb.d-nb.de> abrufbar.

Print: ISBN 978-3-7910-3835-3 Bestell-Nr. 11423-0001 ePDF: ISBN 978-3-7910-3836-0 Bestell-Nr. 11423-0150

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April 2017

Schäffer-Poeschel Verlag StuttgartEin Tochterunternehmen der Haufe Gruppe

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Vorwort der Herausgeber

Wolfgang Berens vollendete am 29. November 2016 sein 65. Lebensjahr. Dieses besondere Ereignis nehmen seine Schüler, Kolleginnen und Kollegen sowie Freundinnen und Freunde zum Anlass, ihm eine besondere Freude zu bereiten und seine vielfältige wissenschaftliche Tätigkeit mit dieser Festschrift zu ehren.

Im ersten Teil der vorliegenden Festschrift wird die Vita von Wolfgang Berens in Bezug auf seine Forschungs- und Lehrtätigkeit sowie seine Führungspersönlichkeit umfassend ge-würdigt. Besonders herauszustellen ist, dass Personen, die in unterschiedlichen Phasen seines Schaffens mit Wolfgang Berens zusammenarbeiten durften, jeweils aus ihrer individuellen Perspektive und anhand vielfältiger Beispiele berichten können, dass Wolfgang Berens nicht nur sehr erfolgreich in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist, sondern gleichfalls seine Menschlichkeit und Herzlichkeit jederzeit bewahrt hat.

Die Beiträge des zweiten Teils der Festschrift widmen sich sodann der wissenschaftlichen Fragestellung, was unter dem Begriff des Controllings zu verstehen ist und welche Aspekte für Theorie und Praxis bedeutsam sind. Dieser Teil macht im Sinne von Wolfgang Berens‘ Ver-ständnis des Controllings sichtbar, dass das Controlling als Querschnittfunktion eine erhebli-che Bandbreite praktischer Tätigkeiten umfasst und Bezüge zu vielen weiteren Unternehmens-funktionen aufweist. Ebenso wird deutlich, dass das Fachgebiet Controlling unmittelbar durch die unternehmerische Praxis geprägt wird und sich entsprechend der Veränderungen in der Praxis weiterentwickelt.

Der dritte Teil der Festschrift beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie die Rolle des Con-trollings in unterschiedlichen Kontexten zu bewerten ist. Die Beiträge stellen insgesamt heraus, dass die Rolle des Controllings einerseits durch Branchenspezifika geprägt wird. Andererseits bestimmt die spezifische Controllingfunktion auch innerhalb einzelner Unternehmen, wie das Controlling zur Erreichung der Organisationsziele beitragen kann.

Die im vierten Teil der Festschrift enthaltenen Beiträge zeigen die Anwendung konkreter Instrumente des Controllings in verschiedenen Situationen auf. Im Sinne des Controllingver-ständnisses des verehrten Jubilars wird sichtbar, dass sich die Instrumente des Controllings auf verschiedenste unternehmerische und nicht-unternehmerische Situationen adaptieren lassen und zur Entscheidungsunterstützung beitragen. Die Breite der Beiträge macht zugleich sicht-bar, weshalb Wolfgang Berens zurecht gerne vom „Instrumentenkasten“ des Controllings spricht.

Im folgenden fünften Teil der Festschrift werden zwar ebenfalls Instrumente des Control-lings behandelt. Der Fokus liegt jedoch insbesondere auf der branchenspezifischen Anwen-dung, insbesondere im Bereich Finanzinstitute sowie öffentliche Verwaltung. Diese Fokussie-rung ist eng mit der Vita von Wolfgang Berens verbunden, hat er sich doch auf beide Bereiche in seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit besonders konzentriert. Nicht zuletzt der von ihm mitgegründete erfolgreiche Spin-off BMS Berens Mosiek Siemes Consulting GmbH macht diese Hinwendung deutlich.

Im abschließenden, sechsten Teil der Festschrift steht schließlich das Controlling in Hoch-schulen im Vordergrund. Wolfgang Berens hat sich seit seiner Studienzeit in besonderem Ma-ße in der akademischen Selbstverwaltung engagiert und für die Steuerung von Hochschulen auch aus einer wissenschaftlichen Perspektive interessiert und dazu bedeutende Forschungs-beiträge veröffentlicht.

Ganz herzlich möchten wir allen Personen danken, die zum Gelingen dieser Festschrift beigetragen haben. Den Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Praxis, die ungeachtet ihrer vielfältigen sonstigen Verpflichtungen bereitwillig und gerne Beiträge verfasst haben,

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danken wir auf das Herzlichste für ihr engagiertes Mitwirken. Den Mitarbeiterinnen und Mit-arbeitern an unseren Lehrstühlen danken wir für die umfassende Unterstützung bei den Vorar-beiten. Schließlich gilt unserer besonderer Dank Frau Marita Mollenhauer vom Schäffer-Poeschel Verlag für die sehr gute Zusammenarbeit und die äußerst sorgsame redaktionelle Betreuung.

Unserem verehrten akademischen Lehrer, Wolfgang Berens, wünschen wir im Namen aller Autorinnen und Autoren auch für die kommenden Jahre nur das Beste, vor allem Gesundheit, Lebensfreude und weiterhin jene positive und lebensbejahende Ausstrahlung, die ihn so be-sonders auszeichnen. Dortmund/Bochum/Duisburg, im Februar 2017 Andreas Hoffjan, Thorsten Knauer und

Andreas Wömpener

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort der Herausgeber ...................................................................................................... V

Wolfgang Berens als Forscher, akademischer Lehrer und Führungspersönlichkeit

Christiane Fühner/Franz Vallée Controlling und gebietspaarspezifische Umwegfaktoren ....................................................... 3

Andreas Hoffjan Controlling à la Berens ......................................................................................................... 13

Maike König Promotion unter anderen Umständen – ein Erfolgsfaktorenmodell aus der Perspektive einer (werdenden) Mutter ........................................................................... 23

Begriffe und Konzeptionen des Controllings

Axel Born Controlling: Entscheidungshilfe oder Placebo ..................................................................... 35

Hans U. Brauner Due Diligence der Aufsichtsratsarchitektur im Krisenmodus: Kompass für neue, kompetente, kluge und souveräne Normalitäten ................................................... 45

Klaus-Peter Franz Controllingkonzeptionen – mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede ................................. 63

Thomas Günther/Edeltraud Günther Finanzielle Nachhaltigkeit – Messung, finanzielle Steuerung und Herausforderungen ....... 79

Winfried Hamel Controllingbasierte Anreizgestaltung ................................................................................... 91

Peter Kajüter Controlling und Lageberichterstattung – Schnittstellen und Wechselbeziehungen .............. 97

Hans-Jürgen Kirsch/Fabian Umseher Der Einbezug von Verwaltungskosten in die Herstellungskosten nach HGB und IFRS ... 113

Maik Lachmann/Anna Faust/Fares Getzin Nachhaltigkeitscontrolling – eine anwendungsorientierte Erweiterung der Controllingkonzeption .................................................................................................. 127

Gerhard Schewe/Bastian Neyer/Mario Gerwin Die Zertifizierung von Compliance Management Systemen in deutschen Konzernen – eine kritische Analyse des IDW PS 980 ....................................................... 141

Anja Schwering/Florian Uepping Behavioral Management Accounting – Was der Controller vom Psychologen lernen kann .................................................................................................... 155

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Theresia Theurl Controlling von Unternehmensnetzwerken ........................................................................ 169

Andreas Wömpener Formalisierter gesunder Menschenverstand ....................................................................... 181

Rolle des Controllings

Thorben Finken Erfolgreiche Einführung von Shared Services ................................................................... 195

Heinz Lothar Grob Die Rolle des Controllers beim Risikocontrolling .............................................................. 207

Ulrich Lehner Der „controllende“ Aufsichtsrat ......................................................................................... 217

Martin Mertes/Patrick Baur Controlling in agilen Organisationen .................................................................................. 227

Pascal Nevries Das ist nett von dir! Extra-role Performance, Ressourcenausstattung und Arbeitszufriedenheit bei Controllern .................................................................................. 237

Roland Ventzke Zur Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Controllern im Krankenhaus ......................... 251

Instrumente des Controllings

Klaus Backhaus/Luise Hildebrand Wer sich in Fixkosten begibt, kommt darin um – oder doch nicht? ................................... 265

Werner Delfmann „Cloud“ Logistik als Antwort auf die logistischen Herausforderungen der dynamisch vernetzten Wirtschaft .......................................................................................................... 281

Thomas Hering/Christian Toll Zur Bewertung einer Unternehmensfusion bei Vermögensmaximierung .......................... 293

Robert Köhler Strategisches Supply Chain Controlling: Agilität, Responsiveness und Reliability – strategische Aspekte ....................................................................................... 309

Alexandra Rohlmann/Kerstin Schmidt/Anna Thiel/Julian Thiel Controlling des persönlichen Wohlbefindens am Beispiel der Work-Life-Balanced Scorecard .......................................................................................... 323

Roland Rollberg Strategisches Produktionscontrolling und -management .................................................... 337

Raimund Schirmeister Zeitstrukturen als Institutionen ........................................................................................... 351

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Jörg Schlüchtermann/Johannes Siebert/Julia Käppler Entwicklung und Quantifizierung einer Strategy Map mit Methoden aus der Entscheidungstheorie ............................................................................................. 361

Ulf Teichgräber/Felix Güttler/Rainer Sibbel Balanced Scorecard-basiertes Controlling in der Radiologie ............................................. 377

Christoph Watrin Steuercontrolling in der Praxis: Ergebnisse der empirischen Forschung ........................... 387

Branchenspezifische Anwendungen des Controllings

Jörg Baetge/Jan Conrad/Alexander Flügel Solvency II – das Standardmodell in der wertorientierten Versicherungssteuerung .......... 405

Mirko Kraft/Mirko Tillmann Anwendungen des Controllings in Versicherungsunternehmen ......................................... 417

Tina Püthe/Simon Dahms/Nino Raddao/Klaus Segbers/Andreas Siemes/Florian Wüller Kundenwertorientiertes Vertriebscontrolling mit Schwerpunkt der Kundenbeziehung im Firmenkundengeschäft von Kreditgenossenschaften ...................... 433

Heiko Winkler Aktuelle Rahmenbindungen für die strategische Planung von Versicherungsunternehmen ......................................................................................... 449

Reinhard Liedl Controlling in IT-Unternehmen .......................................................................................... 463

René Bertelsmann Die Abweichungsanalyse als Instrument des Controllings in der Bundesverwaltung ........ 477

Carsten Junga Warum sich das Controlling im öffentlichen Umfeld in manchen Bereichen verfängt, in anderen nicht ................................................................................................... 489

Birte Mankel/Felix Jungermann Anwendung der Balanced Scorecard zwecks Steuerung der Flüchtlingsproblematik ........ 497

Thomas Mosiek/Andreas Winzen/Thorsten Pieper/Torsten Wruck Controlling wirkt, wenn es Wirkungen wahrnehmbar macht! ........................................... 507

Katrin Will Prozesskostenrechnung – Ein Instrument für die Zollverwaltung? .................................... 525

Controlling in Hochschulen

Thorsten Knauer Erfolgsdeterminanten in der Wissenschaft am Fallbeispiel des Lehrstuhls für Controlling ............................................................................................ 539

Walter Schmitting Der Einsatz datenbankgestützter Unternehmens- und Betriebsmodelle in der betriebswirtschaftlichen Ausbildung .................................................................................. 549

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Friedrich Sommer Kombination von Entscheidungsorientierung und analytischen Fähigkeiten – das Schreiben von Fallstudien als Lehrinstrument ............................................................. 577

Ute von Lojewski Hat das Controlling ausgedient? Der Versuch einer Antwort am Beispiel der FH Münster ................................................................................................................... 595

Arnt Wöhrmann Data Envelopment Analysis zur effizienzorientierten Ressourcenallokation an deutschen Universitäten ................................................................................................. 607 Autorenverzeichnis ............................................................................................................. 623

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Wolfgang Berens als Forscher, akademischer Lehrer und

Führungspersönlichkeit

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Christiane Fühner/Franz Vallée*

Controlling und gebietspaarspezifische Umwegfaktoren

Wenn man an Wolfgang Berens denkt, dann zunächst an einen großartigen Hochschullehrer, an einen versierten Wissenschaftler, Forscher und Praktiker zugleich. Gleichzeitig denkt man aber auch an einen Menschen, der das Leben und seine Arbeit immer mit viel Freude und Enthusiasmus angegangen ist und auch heute noch angeht. Für Wolfgang Berens steht der Lebens-Weg im Vordergrund, weniger das Lebens-Ziel, obwohl er dieses nie aus den Augen verloren hat. Er ist nicht immer den kürzesten Weg zu seinem Ziel gegangen. Ver-gleicht man ex post im Rahmen eines umfassenden Controlling seinen Werdegang, also den von ihm zurückgelegten Weg, das sogenannte IST, mit dem eher theoretischen direkten Weg, dem SOLL, so stößt man auf zahlreiche Umwegfaktoren. Diese Umwegfaktoren haben das Leben von Wolfgang Berens aber erst interessant und lebenswert gestaltet. Trifft man sich heute mit Wolfgang Berens, so sind es immer wieder höchst interessante und kurzweili-ge Begegnungen: Wolfgang Berens kennt Gott und die Welt und weiß eine Vielzahl von Anekdoten zu berichten. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass er immer wieder als „das Gedächtnis der Fakultät“ bezeichnet wird.

Ziel dieses Aufsatzes ist es daher, den Berufs- und Lebensweg des Wolfgang Berens (im folgenden Wolfgang B.) genauer unter die Lupe zu nehmen, einem (nicht ganz zu strengen) Controlling zu unterziehen und dabei die verschiedenen Umwegfaktoren herauszuarbeiten. Dabei kommt man zwangsläufig immer wieder auf Protagonisten und Orte diverser Anekdo-ten zu sprechen. Den Begriff der „gebietspaarspezifischen Umwegfaktoren“ hat Wolfgang B. in den frühen achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts selbst geprägt. So gehen Wolfgang B. und Franz-Josef Körling („von Körling Ladenbau“, so Wolfgang B. im Februar 2016 bei einem dieser inzwischen eher unregelmäßig stattfindenden Events im Gasthaus „Stuhlmacher“, kurz „Stuhls“) in ihrem Aufsatz im OR Spektrum von 1983 davon aus, dass das Schätzen von realen Wegstrecken bzw. Straßenentfernungen mit ihrem Konzept der gebietspaarspezifischen Umwegfaktoren um 25% bis 40% genauere Ergebnisse liefert als das Arbeiten mit einem konstanten Umwegfaktor.1 Und genau das stellt man fest, wenn man statt einer Straßenentfernung nun Wolfgang B.‘s Lebensweg betrachtet. Der Einfluss der einzelnen Umwegfaktoren auf die tatsächlich zurückgelegte Lebensstrecke ist unterschied-lich!

* Prof. Dr. Christiane Fühner und Prof. Dr. Franz Vallée, beide Münster School of Business,

FH Münster – University of Applied Sciences. 1 Vgl. Berens/Körling (1983), S. 67-75.

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4 Controlling und gebietspaarspezifische Umwegfaktoren

Bevor der tatsächlich zurückgelegte Lebensweg, das sogenannte IST, genauer analysiert werden kann, ist ein optimiertes SOLL-Konzept des Lebens aufzustellen. Dazu ist gemäß klassischem Planungsschema2 zunächst das Entscheidungsfeld, also Modellinput und Mo-delloutput, näher zu definieren. Modellinput sind die Daten der Ausgangssituation sowie die verschiedenen Handlungsalternativen, die sogenannten Variablen. Konfrontiert man die unterschiedlichen Handlungsalternativen mit den Daten der Ausgangssituation, so erhält man unterschiedliche Handlungsergebnisse. Diese Ergebnisse sind im Hinblick auf das übergeordnete Lebensziel zu bewerten und so in eine eindimensionale Zielfunktion zu trans-formieren. Diejenige Handlungsalternative bzw. die Variable mit dem höchsten Zielbeitrag wird ausgewählt und realisiert. So lautet grob die Theorie. Diese lässt sich in der Realität allerdings nur schwer umsetzen – haben wir es doch mit einem schlechtstrukturierten Pla-nungsproblem zu tun, gespickt mit zahlreichen Unwägbarkeiten. Sowohl Daten als auch Variablen wandeln sich im Laufe des Lebens. Wirkungszusammenhänge zwischen Mo-dellinput und Modelloutput sind nicht immer herstellbar. Zudem bereitet die Bewertung von Handlungsergebnissen im Hinblick auf das Lebensziel Schwierigkeiten. Vor allem stellt sich die Frage: „Kennt der junge Wolfgang B. bereits sein Lebensziel, seine Berufung zum Pro-fessor, oder hatte er zunächst weniger couragierte Zwischenziele, die sich erst im Laufe der Zeit zu diesem Lebensziel gewandelt haben?“

Betrachten wir zunächst das Entscheidungsfeld des jungen Wolfgang B. Zu den Daten gehört die Heimat von Wolfgang B., das Sauerland mit seinen Wiesenchampignons, mit Clemens‘ Schmiede in Bremke, der Bäckerei Sommer, dem Organisten Sommer, der bereits auf der Hochzeit von Wolfgang B.‘s Eltern gespielt hat, und nicht zuletzt mit Wolfgangs B.‘s Messdienerkollegen Peter Sch., mit dem Wolfgang B. auf Trauerfeiern sein Taschengeld aufbessert. Ein gewisses ökonomisches Denken und betriebswirtschaftliches Interesse lässt sich schon zu dieser Zeit erkennen. Handlungsalternativen sind die verschiedenen berufli-chen Optionen, die sich dem jungen Wolfgang B. eröffnen: Studium oder Lehre? Den Hei-matort verlassen oder doch in Bremke bleiben, gar die Schmiede übernehmen? Wenn Studi-um, dann Studium der Betriebswirtschaftslehre oder ein andersartig ausgerichtetes Studium? Studium in Münster oder doch anderswo? Bewertet man die Ergebnisse der verschiedenen Handlungsalternativen im Hinblick auf Wolfgang B.‘s wachsendes ökonomisches Interesse, so kommt nur ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Frage. Zudem hält sich Wolfgang B. auf diese Weise eine Vielzahl von möglichen Job-Optionen weiter offen und begegnet damit dem Unsicherheitsproblem. So ist es folgerichtig, dass Wolfgang B. schließlich 1970 das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Müns-ter aufnimmt und 1975 erfolgreich mit dem Titel „Diplom-Kaufmann“ abschließt.

2 Vgl. Adam (1996), S. 7 ff.; vgl. auch Berens/Delfmann/Schmitting (2004), S. 34 ff.

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Fühner/Vallée 5

Abb. 1: Wolfgang B.‘s frühe Heimat3

Aber schon während dieser Lebensphase weitet sich das Entscheidungsfeld immer wieder aus: Neue Daten und neue Handlungsalternativen treten in das Leben des Wolfgang B. Unsi-cherheiten, die zu Abgrenzungs- und Wirkungsdefekten führen, machen einen permanenten Neuaufwurf seiner Lebensplanung notwendig. An seinem grundsätzlichen Ziel, sich in der Betriebswirtschaftslehre weiter zu bilden und dort nachhaltig Fuß zu fassen, hält Wolfgang B. allerdings konsequent fest. Die Detailplanung wird aber in rollierender Weise immer wieder von ihm überarbeitet und neu angepasst. Schaut man sich den tatsächlichen Lebens-weg, das IST, an, so stellt man fest, dass Wolfgang B. „nebenbei“ auch Jura studiert und direkt für den AStA arbeitet.

Eine weitere Anpassung seines Lebensplans führt „im IST“ dazu, dass Wolfgang B. wäh-rend seiner Studienzeit auch als Tutor für Wirtschaftsmathematik tätig war, ab 1974 unter Prof. Dr. Franz Kolberg. Wolfgang B. gilt als erster Mathe-Tutor der großen Tutorenriege, die im Dachgeschoss des „Hexenhäuschens“ am Krummen Timpen hausten. Man mag diese Tätigkeit zu den Umwegfaktoren zählen, die den Weg zu seiner Berufung verlängert haben. Andererseits sind es gerade die mathematischen Kenntnisse und Fähigkeiten, die seinen weiteren Berufs- und Lebensweg zugutekommen sollten.

Nach Beendigung seines Studiums tun sich weiterhin neue Handlungsalternativen auf, Ziele werden angepasst, es folgt der erste berufliche Arbeitsplatz mit dem Titel: Verwalter der Stelle eines Wissenschaftlichen Assistenten am Institut für Industrielle Unternehmens-forschung der Universität Münster. Schnell wird klar, dass Wolfgang B. nicht (nur) von UFO‘s träumen darf, sondern mit Dietrich Adam einen durchaus quirligen Chef hat, der gerne vielfältige Arbeitsaufträge verteilt! So eignet er sich auf Umwegen Wissen über Pro-duktionsplanung und Eisenbahnen, über böse Hannoveraner und das ein oder andere Haus-sanierungsthema an.

Konsequenterweise und mit vernachlässigbaren SOLL-IST-Abweichungen folgt dann 1979 die Promotion zum Dr. rer. pol., wobei er mit der Arbeit „Prüfung der Fertigungsquali-tät – Entscheidungsmodelle zur Planung von Prüfstrategien“ auf 240 Seiten brilliert.4 Die Reinschrift der Dissertation übernimmt Frau Heike Schuffenhauer.

3 Quelle: Originalzeichnung von Wolfgang B. auf der Rückseite eines Stuhlmacher-Bons. 4 Vgl. Berens (1980).

Clemens Schmiede

Kreuzung in Bremke

Wiese mit Champignons

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6 Controlling und gebietspaarspezifische Umwegfaktoren

Danach folgt eine Zeit als wissenschaftlicher Rat und später Oberrat, die aufgrund von

einigen Umwegfaktoren doch länger andauert als geplant, die aber ihm selbst, dem Chef5, den Kollegen und auch der heimischen Wirtschaft sehr gut tut. Bei freier Zeiteinteilung wird gearbeitet, geforscht, gerne in der Lehrküche der Uniklinik gegessen und so manches Bier getrunken. Wandern und Radfahren gehören zu seinen Hobbys, weitere Umwege im sportli-chen Bereich vermeidet Wolfgang B. indes mit Verweis auf Winston Churchills Bonmot “no sports“.

Die beiden Verfasser dieser Arbeit lernen Wolfgang B. während seiner Habilitationszeit als einen neuen Themen gegenüber stets sehr aufgeschlossenen Menschen kennen. Diese Charaktereigenschaft führt dazu, dass sich Wolfgang B. immer wieder mit ganz unterschied-lichen, teilweise völlig neuen Inhalten beschäftigt. Diese Offenheit für neue Ideen verlängert zwar einerseits (als Umwegfaktor) seinen Habilitationsweg, auf der anderen Seite liefert er aber auch die Basis für weitere Forschungsaktivitäten. Kollegen und Studierende profitieren ebenfalls von seinem enormen Fundus an interessanten Aufsätzen und Ideen für Referate, Diplom- oder Doktorarbeiten. Als Beispiele können das Referatsthema „Der Letzte macht das Licht aus!? – Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung“ aus dem Jahr 1990 oder das Dissertati-onsthema „Standortplanung für LULUs6“ der Verfasserin dieses Aufsatzes genannt werden.

Die Beschäftigung mit dem Schätzen von Straßenentfernungen liefert die Initialzündung für eine weitere, neue Forschungsidee: Noch vor der Verbreitung des Internets erfährt Wolfgang B. von einem Freund, dass ein Regelwerk für die Abrechnung von Speditionsleis-tungen benötigt wird. Wolfgang B. ist schnell bewusst, dass über die Geokoordinaten die Entfernungen bestimmbar sind. Doch als Praktiker ist ihm auch klar, dass die errechnete Entfernung per Luftlinie und tatsächlich gefahrenen Kilometer deutlich voneinander abwei-chen, da Umwege gefahren werden müssen. Mag die Luftlinie im flachen Münsterland noch ein guter Indikator für die Strecke sein, so ist spätestens im Gebirge klar, dass die Luftlinie nicht der richtige Abrechnungsmaßstab ist. Ebenso wenig brauchbar ist das Rechnen mit konstanten Umwegfaktoren. Er entdeckt, dass Umwegfaktoren abhängig sind von der Länge der zu schätzenden Entfernung, aber auch von der Region, die man bereist, sowie vom Start- und Endpunkt der Reise. Aus diesem Grund entwickelt Wolfgang B. das Konzept der ge-bietspaarspezifischen Umwegfaktoren, das er im Jahr 1983 erstmals veröffentlicht.7 Einige Jahre später fällt die Mauer und das Tabellenwerk muss für die Gebiete der ehemaligen DDR erweitert werden. Mit viel Fleiß (vor allem der studentischen Hilfskräfte) wird inner-halb von ungefähr drei Wochen ein solches Tabellenwerk über mehrere hundert Seiten er-stellt.8 Der Verlag Heinrich Vogel hat ein derartiges Interesse an dem Thema, dass man zur Verhandlung sogar mit dem Flugzeug anreist. Später wird das zunächst für das Schätzen von Entfernungen innerhalb Deutschlands angewandte Konzept auf weitere europäische Länder ausgedehnt. Studentische Hilfskräfte werden zu „Länderministern“ ernannt und tragen Rohdaten, wie geographische Koordinaten, zusammen und erstellen Gebietszuord-nungen für die spätere Anwendung. Einige sollen sich sogar „blutige Finger“ geholt haben. Die EDV-technische Umsetzung erfolgt dann in einem nur kleinen Umweg über Wolfgang B.‘s Studienfreund Volker.

5 Allgemeingültige Ansprache von Prof. Dr. Dietrich Adam. 6 Die Abkürzung LULUs steht für „Locally Unwanted Land Uses“. 7 Vgl. Berens/Körling (1983), S. 67-75. Weitere Veröffentlichungen folgen. Vgl. Berens/Körling

(1985), S. 54-56; vgl. auch Berens/Körling (1988), S. 254-255. 8 Vgl. Berens (1991a); vgl. auch Berens (1991b); vgl. zudem Berens/Dikow (1991) sowie Berens

(1988).

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Fühner/Vallée 7

Aber auch Umwege über andere Bereiche sind an der Tagesordnung. So sei hier nur die

Beschäftigung mit der Personaleinsatzplanung in der Radiologie der Uniklinik Münster erwähnt. Es lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei klären, ob der erste Kontakt zu diesem Thema auf Dietrich Adam‘s Leidenschaft für die Krankenhausbetriebslehre oder Wolfgang B.‘s Kantinenbesuche in der Uniklinik zurückzuführen ist. Was bleibt, ist eine völlig zufrie-dene Frau Attwood-Wood, tolle Studierendenprojekte (RAROP I und RAROP II)9 und sogar ein eingetragener Verein (ACAM e.V.)10 sowie der Preis der Biersdorfer Krankenhausge-spräche (der Name ist Programm!) für die Vermeidung von Administration in der Klinik.

Weitere gern in Kauf genommene Umwegfaktoren bilden Planspiele. Egal, ob gemein-sam mit dem Chef das Unternehmensplanspiel USUM mit Studierendengruppen oder mit Unternehmern gespielt wird oder ob in Rothenberge das Nachtischspiel bzw. das Feuerholz-suchspiel durchgeführt wird, Wolfgang B. ist stets mit Feuereifer dabei. Gar mancher kommt bei diesem Suchspiel nach einigen Umwegen mit einer Türklinke anstelle eines Holzscheites zum Ausgangspunkt zurück.

Neben den beliebten Planspielen bieten zahlreiche Exkursionen sowohl beim Chef als auch bei den Kollegen sowie den Studierenden gern genommene Umwege. Gleichgültig, ob es nach Würzburg, Schweinfurt, Leipzig oder in andere interessante Orte geht, ob Webstüh-le, Roboter, ganze Waschmittelwerke, Kabelfabriken oder die Produktion von naturheil-kundlichen Produkten besichtigt werden, neben der anwendungsorientierten Wissensver-mittlung steht für Wolfgang B. auch immer der Gemeinschaftsgedanke und der innere Zu-sammenhalt der Studierenden, der sogenannten „Industrie‘ler“ im Vordergrund. Zur Freude der Studierenden werden solche mehrtägigen Events immer ergänzt um gesellige Wein- oder Bierproben. In Erinnerung bleibt den Verfassern dieses Artikels der Ausspruch Wolfgang B.‘s „So stell ich mir die Hölle vor!“, als man vor ungefähr zwanzig Jahren die ziemlich spektakuläre, mit viel Hitze, Staub und Feuer verbundene Produktion von meter-großen Kugellagern betrachtet.

Dann aber, nachdem aufgrund dieser zahlreichen Umwegfaktoren einige Jahre mehr als ursprünglich geplant ins Land gegangen sind, muss Wolfgang B. auf Druck des Chefs seine Habilitationsschrift plötzlich sehr schnell fertigstellen und einreichen. Nach Insiderinforma-tionen will Wolfgang B. noch viel mehr schreiben, wird aber zur Abgabe gezwungen. Auf-grund dieser Schrift erlangt er im Jahr 1991 die venia legendi für das Fach Betriebswirt-schaftslehre. Der Titel der Arbeit lautet bezeichnenderweise: „Die Beurteilung von Heuristi-ken – Konzeption einer Neuorientierung“.11

Damit sind die notwendigen Bedingungen für eine Berufung zum Universitätsprofessor gegeben. Neben dem erfolgreichen Abschluss von Studium, Promotion und Habilitation zeigt Wolfgang B. zudem immer wieder, dass er seine mathematischen und analytischen Kenntnisse und Fähigkeiten im Lehr- und Forschungsbetrieb der wirtschaftswissenschaftli-chen Fakultät zielführend einsetzen kann. Sowohl als Tutor in den Seminaren zur Wirt-schaftsmathematik als auch später als Assistent bzw. akademischer Oberrat in den Lehrver-anstaltungen zur linearen Optimierung und anderen analytischen Themen schafft es Wolfgang B. immer wieder, die Studierenden auf unkonventionelle, aber nicht minder er-folgreiche Art in die Geheimnisse der höheren Mathematik und der quantitativen Methoden einzuweihen. Auch im weiteren Verlauf seines Berufs- und Lebensweges wird sich zeigen, dass Wolfgang B. stets mit Herz und Seele dabei ist. Und gerade das stellt die hinreichende

9 Die Abkürzung RAROP steht für „RAdiologie-ROtations-Planung“. 10 Das Akronym ACAM wurde aus den Anfangsbuchstaben des Begriffes „Advanced Computer

Aided Methods“ gebildet. 11 Vgl. Berens (1992).

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8 Controlling und gebietspaarspezifische Umwegfaktoren

Bedingung für seine spätere Berufung zum Professor dar. Damit ist nicht nur die Berufung im Sinne eines Rufes, also eines externen Angebots einer Hochschule gemeint. Vielmehr spürt man als Außenstehender in allem, was Wolfgang B. tut, seinen inneren Auftrag, sich mit Engagement für die Belange der Hochschule, der Fakultät, seiner Mitarbeiter, aber vor allem auch der Studierenden einzusetzen.

Ein Beispiel für die immer wieder einfallsreiche Art der Wissensvermittlung liefert die nachstehende Zeichnung eines Mammuts, die Wolfgang B. auch heute noch gerne in seinen Vorlesungen einsetzt. Der Leser mag sich an dieser Stelle selbst Gedanken über Sinn und Zweck dieser Skizze machen. Es sei aber verraten, dass sie etwas mit der Zerlegung eines schlechtstrukturierten Entscheidungsproblems in wohlstrukturierte Partialprobleme zu tun hat.

Abb. 2: Mammut12

Betrachtet man noch einmal das schlechtstrukturierte Entscheidungsproblem des Wolfgang B. im Jahr 1991, so wird man feststellen, dass Wolfgang B. die Planung seines weiteren Berufs- und Lebensweges gemäß „Mammut-Theorie“ scheibchenweise angeht: Nach der Erlangung der venia legendi verändert sich Wolfgang B.‘s Entscheidungsfeld rasant. Erste Jobangebote und Rufe zeigen die neuen Handlungsalternativen. Mit einem nur kurzen Um-weg über die Universität zu Köln (1991-1992) und einem etwas längeren Umweg über die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (1992-1999) gelangt Wolfgang B. dann noch vor der Jahrtausendwende (1999) endlich wieder in die ihm inzwischen zur zweiten Heimat gewor-dene Stadt Münster zurück. Einen Ruf an die Universität Göttingen lehnt er 1996 ab. Als Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling an der West-fälischen Wilhelms-Universität Münster beschäftigt er sich nicht nur mit Controlling oder Rechnungswesen im Allgemeinen. Er wird zum gefragten Spezialist, wenn es um Due Dili-gences bei Unternehmensakquisitionen13 oder um Controllingthemen in der öffentlichen Verwaltung geht. Diese Themen vertieft er parallel zu seiner Tätigkeit als ordentlicher Uni-versitätsprofessor in der Beratung von Finanzdienstleistern und Non-Profit-Organisationen. Der sich aus einem Spin-Off aus der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vor 15

12 Quelle: Originalzeichnung von Wolfgang B. 13 Vgl. Berens/Strauch (2002).

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Jahren gegründete Consultingfirma „BMS Consulting“ gehört er bis heute als Gründungsge-sellschafter an. Auch in diversen Stiftungen und Förderkreisen netzwerkt Wolfgang B. und trifft interessante Menschen. Fragestellungen aus der Produktionswirtschaft und der Logistik ergänzen sein umfangreiches Lehr- und Forschungspotpourri. Sein Steckenpferd aber ist und bleibt die quantitative Planung und das Operations Research. Seine Monographie14 zu die-sem Thema verbreitet sich schnell und wird gerne an anderen Hochschulen eingesetzt. Ins-gesamt umfasst sein wissenschaftliches Werk mehr als 100 Beiträge aus den genannten Gebieten. Während seiner Düsseldorfer und seiner zweiten Münsteraner Zeit promoviert und habilitiert er darüber hinaus erfolgreich eine Vielzahl von jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Damit ist Wolfgang B. bei seinem primären beruflichen Ziel angekommen. Das IST deckt sich mit dem SOLL. Fortwährende Feinjustierungen und kontinuierliche Verbesserungen bleiben aber weiterhin an der Tagesordnung. Denn dass Wolfgang B. sich auf seinen Lorbeeren ausruht, das können sich die Verfasser dieses Aufsatzes keinesfalls vorstellen.

Das berufliche Ziel ist erreicht. Aber wie sieht es mit dem privaten Leben des Wolfgang B. aus? Auch in seiner Freizeit, die er gerne mit Freunden verbringt, gibt es so manchen Umweg. Nicht immer weilt er in seiner zweiten Heimat Münster. Gemeinsam mit seiner Frau und mit Freunden bereist er viele Länder (von Afrika bis Asien) – in den letzten Jahren gerne auch per Rad. Den Karneval liebt er ebenso und geht gemeinsam mit seinem Freund Mike (Michael P. aus Recklinghausen) keine großen Umwege nach Köln oder Düs-seldorf, sondern viele Jahre lang zum ZIBOMO nach Wolbeck.

Auch im privaten Umfeld ist er ganz der Ökonom. Lange Jahre wohnt er zur Miete in der Schulstraße. Als die Wohnung mit drei Kindern zu klein wird, mietet er die Wohnung darüber dazu. Da auch er von Entsorgung wenig hält und viel sammelt, werden zusätzlich diverse Kellerräumlichkeiten gemietet. So sammeln sich viele Sachen, die eines Tages, nach einer geheimen Spende seiner Frau, bei den Flüchtlingen wieder entdeckt werden. Ein Haus wird gekauft, Wolfgang B. bleibt aber treu Mieter. Bis plötzlich doch ein Umweg stattfindet und tatsächlich ein Eigenheim gekauft, umgebaut und bezogen wird. Der Umweg ist jedoch kurz, da die neue Behausung nur wenige Meter von der alten entfernt liegt. Interessant ist, dass Wolfgang B. viel reist, aber nahezu kein Auto fährt. Hier verlässt er sich lieber auf Rad, Taxi, Zug, Flugzeug oder, wie er selbst anführt, „bessere Autofahrer“, die ihn mitnehmen.

Denkt Wolfgang B. zumeist ökonomisch, so hält er doch an einigen bewährten Lebens-dingen fest. Dazu gehört zum Beispiel auch ein handgeschriebener Terminkalender. Im Zeitalter von Smartphones und fortschreitender Digitalisierung von Geschäftsprozessen führt dies immer wieder zu einem Schmunzeln vor allem bei der etwas jüngeren Generation. Aufgrund fehlender direkter digitaler Kopplung mit dem Kalender seiner Frau Beate kann dies zu Terminüberschneidungen führen, die zwar für Wolfgang B. selbst sofort ersichtlich sind, die seine Frau Beate aber nicht kennt. Ein Beispiel zeigt unten stehender Auszug. Man findet einmal einen (mehrstündigen) „Stuhlstermin“ um 18:00 Uhr mit den beiden Verfas-sern dieses Aufsatzes sowie einen weiteren „Stuhlstermin“ um 19:30 Uhr mit seiner Frau Beate und weiteren Freunden. Glücklicherweise ist in beiden Fällen das gleiche Gasthaus gebucht worden!

14 Vgl. Berens/Delfmann/Schmittung (2004).

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Abb. 3: Originalauszug aus Wolfgang B. Terminkalender

Vergleichen wir nun zusammenfassend und in nicht „erbsenzählerischer“ Manier den Men-schen Wolfgang B. mit dem strukturierten Aufbau eines entscheidungsorientierten Control-ling-Systems.15 Dieses setzt sich aus den vier Bausteinen Informationsgewinnung, Informa-tionsaufbereitung, Kennzahlen und Berichtswesen zusammen.

Zu 1: Informationsgewinnung Die Datenbeschaffung setzt den Sammler voraus, als solchen kann und darf man

Wolfgang B. durchaus beschreiben. Nahezu nichts wird weggeworfen. Wer für ein Paket einen Karton sucht, nach einer alten Einladung, Fallstudie oder gar nach einer Restaurant-speisekarte fahndet, findet diese bei Wolfgang B.

Zu 2: Informationsaufbereitung Wolfgang B. sammelt nicht nur nahezu alles, er findet es auch wieder! Sucht man bei-

spielsweise ein Foto oder einen Beleg und fragt Wolfgang B., so zaubert dieser mit einem zügigen Griff den Gegenstand hervor. Für den oberflächlichen Betrachter erfolgt dieses aus einem Chaos heraus, aber Wolfgang B. hat auf seiner Festplatte offensichtlich ein Ordnungs-

15 Vgl. Berens/Hoffjan/Schmitting (1999).

erster Termin zweiter Termin

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system, das nahezu perfekt funktioniert. Kritisch wurde es einst, als er im Institut sein Büro verlassen musste. Alle Regale, Schränke etc. wurden vor dem Umzug fotografiert, um an-schließend exakt so wieder aufgebaut und mit Inhalt bestückt zu werden.

Zu 3: Kennzahlen Gekonnt verdichtet Wolfgang B. seine Aussagen zu allen Gebieten und bringt die Dinge

auf den Punkt. Er kann Sachverhalte hervorragend erklären, durch seine gerne vorgebrach-ten Anekdoten und Geschichten versteht der Zuhörer auch komplexe Sachverhalte gut und behält sie darüber hinaus oft noch lange im Gedächtnis.

Zu 4: Berichtswesen Gerne denken wir Verfasser an viele Berichte und Anekdoten, die von Wolfgang B. be-

vorzugt bei „Stuhls“ vorgetragen wurden. Und damit schließen wir an die eingangs gemach-ten Äußerungen an und kommen nun zum Ende dieses Aufsatzes: Ein Bericht sollte voll-ständig sein, diese Ausführungen sind es keinesfalls. Viele Weggefährten können sicherlich „ihre“ Geschichten von und mit Wolfgang B. ergänzen. Eine Dokumentation wäre sicher spannend, sollte aber anderen Werken vorbehalten sein.

Literaturverzeichnis

Adam, Dietrich (1996): Planung und Entscheidung, Modelle – Ziele – Methoden, Mit Fall-studien und Lösungen, 4. Auflage, Wiesbaden: Gabler, 1996.

Berens, Wolfgang (1980): Prüfung der Fertigungsqualität – Entscheidungsmodelle zur Pla-nung von Prüfstrategien, Wiesbaden: Gabler Verlag, 1980.

Berens, Wolfgang (1988): Wieviel Kilometer? Strecken- und Tourenkalkulation in der Bun-desrepublik, München: Verlag Heinrich Vogel, 1988.

Berens, Wolfgang (1991a): Wieviel Kilometer? Entfernungsangaben (Straßenkilometer) zwischen 600 Städten in der Bundesrepublik Deutschland, München: Verlag Heinrich Vogel, 1991.

Berens, Wolfgang (1991b): Wieviel Kilometer? DDR-Entfernungen. Straßenentfernungen für 300 Orte der DDR untereinander und zu 325 Orten der Bundesrepublik Deutschland, München: Verlag Heinrich Vogel, 1991.

Berens, Wolfgang (1992): Beurteilung von Heuristiken. Neuorientierung und Vertiefung am Beispiel logistischer Probleme, Wiesbaden: Gabler Verlag, 1992.

Berens, Wolfgang/Delfmann, Werner/Schmittung, Walter (2004): Quantitative Planung, 4. Auflage, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2004.

Berens, Wolfgang/Dikow, Ulrich (1991): Eurokilo. Europäische Entfernungen. European Distances, München: Verlag Heinrich Vogel, 1991.

Berens, Wolfang/Hoffjan, Andreas/Schmitting, Walter (Hrsg.) (1999): Controlling in Fall-studien – Von Erbsenzählern und Zahlenzauberinnen, Stuttgart: Schaeffer-Poeschel, 1999.

Berens, Wolfgang/Körling, Franz-Josef (1983): Das Schätzen von realen Entfernungen bei der Warenverteilungsplanung mit gebietspaarspezifischen Umwegfaktoren, in: Operati-ons Research Spektrum (1983), S. 67-75.

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Berens, Wolfgang/Körling, Franz-Josef (1985): Estimating Road Distances by Mathematical

Functions, in: European Journal of Operational Research, North-Holland, Vol. 21 (1985), S. 54-56.

Berens, Wolfgang/Körling, Franz-Josef (1988): On Estimating Road Distances by Mathe-matical Functions – A Rejoinder, in: European Journal of Operational Research, North-Holland, Vol. 36 (1988), S. 254-255.

Berens, Wolfgang/Strauch, Joachim (2002): Due Diligence bei Unternehmensakquisitionen – Eine empirische Untersuchung, Frankfurt: Peter Lang, 2002.

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Andreas Hoffjan*

Controlling à la Berens

Der Beitrag Controlling à la Berens geht auf die spezifische Art und Weise ein, wie Wolf-gang Berens das Fach Controlling in Forschung, Lehre und Praxis lebt. Ausgehend von seinem analytischen Zugang zum Controlling wird zunächst die besondere Anschaulichkeit der Lehre von Wolfgang Berens gewürdigt. Die Bildsprache erleichtert natürlich auch den Zugang außerhalb der akademischen Welt, so dass im Anschluss entsprechend die Praxisre-levanz der Arbeit von Wolfgang Berens vertiefend erörtert wird. Besonders wertvoll sind Anschaulichkeit und Praxisrelevanz in den Darstellungen dann, wenn sie sich auch auf die aktuellen Forschungsergebnisse beziehen. Daher wird dann final der geleistete For-schungsoutput von Wolfgang Berens aufgezeigt. Insgesamt würdigt der Beitrag die Leistung des Forschers, Lehrers und vor allem Menschen Wolfgang Berens.

1  Controlling – Was bleibt? ............................................................................................... 15 

2  Anschaulichkeit ............................................................................................................... 15 

3  Praxisrelevanz ................................................................................................................. 19 

4  Forschungsoutput ............................................................................................................ 20 

5  Zum Schluss .................................................................................................................... 22 

6  Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 22 

* Prof. Dr. Andreas Hoffjan, Lehrstuhl Unternehmensrechnung und Controlling, TU Dortmund.

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1 Controlling – Was bleibt?

Die Entwicklung des Controllings im deutschsprachigen Raum sowohl in Wissenschaft als auch in der Praxis zeigt einen langanhaltenden Aufwärtstrend. Wie immer nach einem lan-gen Aufschwung fragt man sich, wann endet der Boom und was kommt danach?

Manch einer wird auch erste Warnzeichen am Horizont ausmachen können. So scheint das klassische externe Rechnungswesen in Verbindung mit dem Management Approach immer stärker in das Controlling hinein zu strahlen und seine Position zu gefährden. Ver-stärkt wird dies durch Globalisierungstendenzen, die dem deutschen Zweikreissystem das anglo-amerikanische Einkreissystem entgegenstellen.

Vielleicht noch stärker könnten aktuelle technologische Entwicklungen die Position des Controllers gefährden. Seine Rolle als Informationslotse im Unternehmen wird durch Big Data und potentielle Wettbewerber wie den Data Scientist in Frage gestellt. Der Data Scien-tist identifiziert, strukturiert, kombiniert und analysiert Daten mit der Intention, neue be-triebswirtschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen und deren Auswirkungen auf das Unterneh-men abzubilden. Da wird gefühlt das Spielfeld schon eng für den Controller.

Selber mache ich mir aber keine Sorgen um die Controller-Zunft. Das liegt entscheidend auch an Persönlichkeiten wie Wolfgang Berens und ihrer akademischen Arbeit. Daher soll der vorliegende Beitrag vor allem die Leistungen des Hochschullehrers und Wissenschaft-lers Wolfgang Berens würdigen. Diese betreffen zum einen die Fähigkeiten zur anschauli-chen Lehre, die Praxisnähe in Forschung und Ausbildung wie auch sein genereller Beitrag zur Wissenschaft.

2 Anschaulichkeit

„Zahlen, Zahlen und nochmals Zahlen“ heißt es zuweilen, wenn man andere Unterneh-mensangehörige nach einer spontanen Assoziation zur Abteilung Controlling fragt. Geformt wurde dieses Bild in manchen Betrieben durch seitenlange Kennzahlenberichte, die in den Augen des Berichtsadressaten eher als „Zahlenfriedhöfe“ denn als aktives Steuerungs-instrument wahrgenommen werden. In der Mehrzahl der Unternehmen haben sich aber die Controller darauf eingestellt und beherzigen den Leitspruch für das Anrichten von Speisen in der gehobenen Gastronomie: „Das Auge isst mit“.

Visuelle Darstellungsformen erleichtern die Informationsaufnahme und -verarbeitung. Bildliche Informationen können besser, schneller und vollständiger wahrgenommen und verarbeitet werden als ein geschriebener Text. Zudem bleiben graphisch visualisierte Infor-mationen aufgrund der doppelten Kodierung besser im Gedächtnis haften.1

Diesen Zusammenhang kann auch das Controlling nutzen, wenn es Mitarbeiter verständ-lich und schnell über den Unternehmenserfolg informieren möchte. Auf die Bedeutung einer visuell gestützten Kommunikation im Controlling richtet auch Wolfgang Berens immer ein besonderes Augenmerk. Er setzt die Visualisierung zur Veranschaulichung komplexer Sachverhalte in der Betriebswirtschaftslehre im Allgemeinen und im Controlling im Beson-deren ein. Dazu werden verschiedene Beispiele zur Visualisierung in der Controlling-Ausbildung aus seinem Umfeld vorgestellt.

1 Vgl. Meyer (1996), S. 93.

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16 Controlling à la Berens

Morgens halb zehn in Deutschland: Audimax oder H1 in der Vorlesung Kostenrechnung und Controlling bzw. Grundlagen des betriebswirtschaftlichen Rechnungswesens, auf jeden Fall 2. Semester Bachelor Betriebswirtschaftslehre. Eine Herausforderung für jeden Hoch-schullehrer. Nicht wegen der Inhalte, sondern wie gewinnt man die Aufmerksamkeit der je nach Hochschulstandort bis zu 800 Studierenden, mancherorts sogar mit Live-Videoübertragung? Für Wolfgang Berens kein Problem. Dafür genügt allein schon sein reichhaltiges Repertoire unterhaltsamer Anekdoten, welches eine separate Würdigung ver-dient hätte. Sicherlich hat jeder so seine Lieblingsanekdote von ihm, die sich einem förmlich ins Gehirn gebrannt hat. Mein persönlicher Favorit ist die Geschichte der US-amerikanischen Schauspielerin und Fotomodells Anna Nicole Smith mit ihrem zeitweiligen Ehegatten, dem Milliardär J. Horward Marshall. Die Hochzeit mit dem 89-jährigen machte 1994 die damals 26-jährige Schönheit zur Berühmtheit. Was nach People-Magazinen wie Gala oder Bunte klingt, ist ein exzellentes Beispiel für die Kraft von Bildern zur Veran-schaulichung komplexer Sachverhalte. Wolfgang Berens nutzt das Bild des „jungen Glücks“, links sitzt das Playboy-Playmate des Jahres 1993 und rechts der Greis in seinem Rollstuhl. Was könnte besser den Aufbau einer Bilanz erklären als dieses Hochzeitsfoto. Man kennt den klassischen Aufbau der Bilanz: links die Aktiva und rechts die Passiva. Oder bezogen auf die dort abgebildeten Sachverhalte: links Kapitalverwendung und rechts Kapi-talherkunft. Spätestens jetzt haben alle Zuhörer nicht nur ein Bild vor Augen, sondern viel-leicht auch ein Kino im Kopf. Viel wichtiger aber, wie eine Bilanz aufgebaut ist, wird man über diese Eselsbrücke seinen Lebtag nicht mehr vergessen. Und da soll noch jemand be-haupten Bilanzen seien unsexy! Dies war nur ein – vielleicht nicht ganz so ernst gemeintes Beispiel – für die Veranschaulichung von Sachverhalten, Problemen, aber auch Lösungen durch Bilder. Manche dieser sehr anschaulichen Erklärungen hat Wolfgang Berens in den Notes on Teaching Aids der renommierten IIE Transactions (im VHB-JOURQUAL3 ein A) veröffentlichen können. Von den vielen dort erschienenen Visualisierungen möchte ich ein besonders gelungenes Beispiel herausgreifen. Er bedient sich dabei der Psychologie der Wahrnehmung, um die Aufmerksamkeit der Studierenden wiederzugewinnen. Dabei geht es vor allem um Situationen, die auch ganz typisch für den Management-Alltag sind, den In-formation-Overload. So wie Mails, Berichte, Memos und Vorlagen den Arbeitsplatz des Managers fluten, so prasseln zuweilen Theorien, Begriffe und Formeln auf den Studierenden ein. In diesen Situationen ist es aus didaktischer Perspektive besonders wichtig, sich nicht im Klein-Klein zu verlieren, sondern auch den großen Überblick zu behalten. Ein guter Hochschullehrer ist sich darüber im Klaren, dass die Studierenden nicht alle Details abspei-chern können und wollen. Dies führt allenfalls zu der viel beklagten „Wissensbulimie“, nach der man sich in der Klausurzeit alles Wissen förmlich reinfrisst, um es dann in den Klausu-ren wieder „auszukotzen“. Selbiges hat nachweislich keinen nachhaltigen Effekt für den dauerhaften Erkenntniszuwachs der Studierenden. Umso wichtiger also, dass man wieder den „Wald vor lauter Bäumen“ sieht und sich der wesentlichen Zusammenhänge bewusst wird. Dieses „Big Picture“ einprägsam zu vermitteln, ist sicherlich eine wichtige Herausfor-derung in der Lehre, die Wolfgang Berens im besonderen Maße umzusetzen versteht.

Wie wird der Spannungsbogen aufgebaut?2 Zunächst wird eine sehr überraschende Folie eingespielt. Diese wird mit der Frage verknüpft: „Erkennt jemand, worum es sich bei dieser Anhäufung dunkler Flecken handelt?

2 Vgl. Berens (1988), S. 119.

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Abb. 1: Startfolie3

Gewöhnlich löst diese Folie zunächst einmal Überraschung aus. Gepaart ist das Erstaunen mit einem großen Schweigen, da Studierende sich in der Anonymität der Hörsäle deutscher Massenuniversitäten wunderbar verstecken können. Zumeist traut sich auch kein Studieren-der eine Einschätzung abzugeben, allenfalls ein sich in der Deckung der Anonymität verste-ckender Witzbold. Bevor die Stille zu schwer zu ertragen ist, sollte man sich und die Zuhö-rer erlösen. Die zweite Folie löst dann das Mysterium auf. Die vermeintliche Anhäufung dunkler Flecken wird mit der nunmehr ergänzten Umrandung zu einer festen Struktur, be-stehend aus Ross und Reiter.

Wenn der Dozent nach einigen Sekunden mit der Lösungsfolie wieder zu der Ausgangs-folie zurückkehrt, hat kaum jemand noch Schwierigkeiten das Bild samt Roß und Reiter zu erkennen. Es sei denn, er oder sie hat kurzzeitig bei der Beantwortung der WhatsApp-Nachrichten den Faden verloren.

Dieser didaktische Kniff hilft, die Studierenden wieder einzunorden. Später wird es ei-nem wenig nützen, wenn man sich in einigen kleinen Details der Bilanz hervorragend aus-kennt, z.B. alles über Forderungen aus Lieferungen und Leistungen der Debitoren A-F weiß. Viel wichtiger ist es, das gesamte Konzept der Gegenüberstellung von Vermögensgegen-ständen und Schulden zu verstehen. Später kann man es sich leisten, viele Details zu verges-sen bzw. sich die Informationen einfach im zu Internet beschaffen, umso wichtiger aber ist es, dass die grundlegenden Zusammenhänge beherrscht werden.

3 Vgl. Berens (1988), S. 119.

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18 Controlling à la Berens

Abb. 2: Lösungsfolie4

Eine Vorlesung sollte so wie die beiden Folien funktionieren. Es geht nicht nur um die de-taillierte Beherrschung einzelner Punkte, sondern Ziel der Veranstaltung sollte auch immer ein Überblick über die gesamte Breite des Stoffes sein. Die Studierenden sollten für ihre spätere praktische Berufstätigkeit vor allem verstehen, wie die einzelnen Elemente mitei-nander verknüpft sind, z.B. also dass sich das Eigenkapital als Differenz von Vermögens-werten und Schulden berechnet.

Insofern überrascht es wenig, dass Wolfgang Berens mit seinem Talent zur anschauli-chen Erklärung ein ausgesprochen beliebter Dozent ist. Dies zeigt nicht nur der Gewinn des Lehrpreises der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in 2010, sondern auch der 3. Platz bei der bundesweiten Wahl zum Professor des Jahres 2013 des Absolventenmagazins Uni-cum. Nicht zuletzt spiegeln sich seine besonderen didaktischen Qualitäten und sein hoher Unterhaltungswert auch in seiner hohen Marktgängigkeit im Bereich Executive Education wider. Seinem eigenen Anspruch, dass Managementinstrumente im Zeitalter der Informa-tionsüberflutung „vorstands- und kindgerecht“ sein sollten, wird er damit in besonderem Maße gerecht.

4 Vgl. Berens (1988), S. 120.

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3 Praxisrelevanz

Aber nicht nur in der Lehre kann man z.B. mit einem Bild wie dem „Controller als Beifah-rer“ eine plastische Brücke zwischen Praxis und Wissenschaft schlagen. In der heutigen Wissenschaftswelt müssen Forscher einen immer größer werdenden Spagat zwischen aka-demischem Rigor und praktischer Relevanz meistern. Erstere steht für einen hohen akade-mischen Anspruch, eine wissenschaftlich methodische Strenge, letztere für die praxistaugli-che Verwertbarkeit der Ergebnisse. Auch wenn dies nicht zwingend ein „entweder oder“ darstellen muss, so fällt es doch vielen schwer, eine ausgewogene Balance zwischen diesen beiden möglichen wissenschaftlichen Rollenverständnissen zu finden. Persönlich schätze ich an Wolfgang Berens sehr, dass er Wissenschaft nie als reinen Selbstzweck gesehen hat. Kein akademisches „l‘art pour l’art“. Die Kunst um der Kunst Willen war sicherlich nicht sein Maßstab. Neben dem akademischen Erkenntnisinteresse ist er sich immer seiner Verantwor-tung gegenüber den Studierenden und Mitarbeitern bewusst, die er auf das spätere berufliche Leben bestmöglich vorbereiten muss.

Diese Praxisrelevanz findet sich in vielerlei Facetten wieder: in seinem Veranstaltungs-programm, in seinen Vorlesungsinhalten sowie auch in seinen Forschungs- und Drittmittel-projekten. Fangen wir mit dem breitgefächerten Veranstaltungskanon im Controlling an. Ob SAP-Seminare, Seminare zur Plausibilisierung von Businessplänen oder auch Schulungen für Studierende im professionellen Umgang mit Excel. Mit der dort vermittelten IT-Kompetenz hat er die Absolventen fit für den Job gemacht. Besonderes Highlight war si-cherlich das Fallstudienseminar zum Controlling, für seine Studierenden in Düsseldorf, aber auch in Münster, die Königsetappe im Studium. Ein Seminar gespickt mit praxisnahen Fäl-len, gerne herausfordernd gestellt und damit schweißtreibend für die Studierenden, aber immer auch mit einer steilen Lernkurve einhergehend. Dass man sich mit dem dort Erlern-ten nicht verstecken musste, zeigt die häufig sehr erfolgreiche Teilnahme seines Münstera-ner Teams bei internationalen Fallstudienwettbewerben.

Wesentlich zur Praxisnähe haben auch immer die zahlreichen Lehrbeauftragten und Ho-norarprofessoren am Lehrstuhl beigetragen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier im Besonderen der frühere Vorsitzende der Geschäftsführung der Henkel KGaA Prof. Dr. Ulrich Lehner, der Unternehmensberater und früheres Mitglied des Board of Directors bei McKinsey & Company Inc. Prof. Dr. Axel Born sowie Dr. Florian Funck, aktueller Vor-stand der Franz Haniel & Cie GmbH Duisburg mit Verantwortung für Controlling, Bilanzie-rung, Steuern und Finanzen, erwähnt. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass sich so viele renommierte Praktiker an einem Lehrstuhl einbringen und dort zur weiteren Bereiche-rung des Lehrangebots beitragen.

Dieses starke Engagement von Dritten ist sicherlich dem von Wolfgang Berens gepräg-ten offenen Umfeld geschuldet. Dabei hat er selber immer ein besonderes Händchen, den Stoff anhand aktueller Praxisbeispiele zu veranschaulichen. Eines meiner Lieblingsbeispiele war die Frage: „Lohnt sich der Kauf einer Bahncard 50?“ Zugegeben, früher waren die Zeiten noch einfacher. Die Alternative Fernbus gab es noch nicht im Entscheidungsfeld. Genauso wenig war Carsharing eine Option. Sparpreise und andere Spezialtickets hatten noch nicht ihren Weg in den Tarifdschungel der Deutschen Bahn gefunden. Die Welt war für den potentiellen Bahnreisenden noch vergleichsweise einfach.

Gleichwohl brachte die Frage doch erst einmal viele Studierende gehörig ins Schwitzen. Eine solch offene Fragestellung, kein algorithmengerecht aufbereitetes Problem. „Will-kommen in der Realität“ kann man da nur sagen. Auch in der beruflichen Praxis sind viele Fragestellungen nicht klar definiert, sondern sehr offen gehalten. Auch hier muss man zu-