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cope: Website zur Zusammenarbeit von Flüchtlingen und Helfern David Amend ([email protected]), Julia Barnick ([email protected]), Jasmin Kirchhübel ([email protected]) Abstract Die Ausschreibung der Digital Collaboration Challenge 2017 im Rahmen der 13. Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik bietet ein breites Spektrum an mög- lichen Themenbereichen. Die Aufgabe besteht darin ein IT-unterstütztes Konzept zur Vereinfachung von sozialer Zusammenarbeit zu entwickeln. Die aktuelle Flüchtlingssi- tuation lässt erkennen, dass IT-Unterstützung für soziale Vernetzung, Kommunikation und Verbreitung von Informationen sorgt, allerdings keine direkte Hilfe und Kooperation miteinander und untereinander ermöglicht. Momentane Lösungen sprechen entweder die Helfer oder die Flüchtlinge an und sind nicht dafür konzipiert diese direkt miteinander zu verbinden. In dieser Arbeit wird ein Konzept vorgestellt, dass dieses Problem angeht. Helfer und Geflüchtete können auf einer webbasierten Plattform miteinander durch das Inserieren von Angeboten und Nachfragen zusammenarbeiten. 1. Einleitung und Motivation Laut aktuellen Berichten der Uno sind momentan mehr als 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht (Kappe, 2016). Ein Großteil der flüchtenden Bevölkerung versucht in den eu- ropäischen Ländern (News, 2016) unter zu kommen (BAMF, 2016). Die umstrittene und kon- trovers diskutierte Situation erschwert den Flüchtlingen ein Ankommen und eine adäquate Versorgung. Logistische Anforderungen überfordern Städte und Kommunen genauso wie eine gute Integration durch die Bereitstellung von Services und Unternehmungen. Die zuständigen Behörden und Organisationseinheiten wissen häufig nicht, wie sie die Probleme der Koordi- nation bestmöglich lösen können (Hagen and Maxwill, 2015). IT-basierte Lösungen gehen dieses Problem nicht vollständig an und vernachlässigen eine mögliche Zusammenarbeit der Beteiligten. Die Einbeziehung der Flüchtlinge selbst und die direkte Verbindung mit den eh- renamtlichen und beruflichen Helfern findet derzeit nicht statt. Die Motivation dieser Arbeit steht in der Optimierung der Zusammenarbeit von Helfern so- wie der Geflüchteten selbst. Das hier vorgestellte Tool cope soll beide Parteien gleichermaßen einbeziehen. Das Ziel ist daher eine webbasierte Plattform zu entwerfen, die dies ermöglicht, Raum für Nachfragen und Angebote bietet sowie direkte Kommunikation und gegenseitige Unterstützung aufbaut. Die Plattform soll zukünftig nicht nur auf die akute Flüchtlingssituati- on bezogen werden, sondern kann auch langfristig Menschen miteinander vernetzen.

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cope: Website zur Zusammenarbeit vonFlüchtlingen und Helfern

David Amend ([email protected]), Julia Barnick ([email protected]),Jasmin Kirchhübel ([email protected])

Abstract Die Ausschreibung der Digital Collaboration Challenge 2017 im Rahmen der13. Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik bietet ein breites Spektrum an mög-lichen Themenbereichen. Die Aufgabe besteht darin ein IT-unterstütztes Konzept zurVereinfachung von sozialer Zusammenarbeit zu entwickeln. Die aktuelle Flüchtlingssi-tuation lässt erkennen, dass IT-Unterstützung für soziale Vernetzung, Kommunikationund Verbreitung von Informationen sorgt, allerdings keine direkte Hilfe und Kooperationmiteinander und untereinander ermöglicht. Momentane Lösungen sprechen entweder dieHelfer oder die Flüchtlinge an und sind nicht dafür konzipiert diese direkt miteinanderzu verbinden. In dieser Arbeit wird ein Konzept vorgestellt, dass dieses Problem angeht.Helfer und Geflüchtete können auf einer webbasierten Plattform miteinander durch dasInserieren von Angeboten und Nachfragen zusammenarbeiten.

1. Einleitung und Motivation

Laut aktuellen Berichten der Uno sind momentan mehr als 65 Millionen Menschen weltweitauf der Flucht (Kappe, 2016). Ein Großteil der flüchtenden Bevölkerung versucht in den eu-ropäischen Ländern (News, 2016) unter zu kommen (BAMF, 2016). Die umstrittene und kon-trovers diskutierte Situation erschwert den Flüchtlingen ein Ankommen und eine adäquateVersorgung. Logistische Anforderungen überfordern Städte und Kommunen genauso wie einegute Integration durch die Bereitstellung von Services und Unternehmungen. Die zuständigenBehörden und Organisationseinheiten wissen häufig nicht, wie sie die Probleme der Koordi-nation bestmöglich lösen können (Hagen and Maxwill, 2015). IT-basierte Lösungen gehendieses Problem nicht vollständig an und vernachlässigen eine mögliche Zusammenarbeit derBeteiligten. Die Einbeziehung der Flüchtlinge selbst und die direkte Verbindung mit den eh-renamtlichen und beruflichen Helfern findet derzeit nicht statt.

Die Motivation dieser Arbeit steht in der Optimierung der Zusammenarbeit von Helfern so-wie der Geflüchteten selbst. Das hier vorgestellte Tool cope soll beide Parteien gleichermaßeneinbeziehen. Das Ziel ist daher eine webbasierte Plattform zu entwerfen, die dies ermöglicht,Raum für Nachfragen und Angebote bietet sowie direkte Kommunikation und gegenseitigeUnterstützung aufbaut. Die Plattform soll zukünftig nicht nur auf die akute Flüchtlingssituati-on bezogen werden, sondern kann auch langfristig Menschen miteinander vernetzen.

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2. Hintergrund

Das Konzept von cope stützt sich auf Theorien der Computer Supported Cooperative Work so-wie der Computervermittelten Kommunikation, welche in diesem Kapitel kurz erläutert wer-den.

In Zeiten der rasant fortschreitenden digitalen Entwicklungen, findet ein Wandel der Kommu-nikationswege zwischen den Menschen statt (Couldry, 2012). Zunehmend werden informelleund schnelle Kommunikationswege verwendet, um sich auszutauschen (Boden et al., 2014).Virtuelle Kommunikation gewinnt an Bedeutung, da sie zeit- und ortsunabhängige Verständi-gung ermöglicht. Das Arbeitsfeld der Computer Supported Cooperative Work (CSCW) setztdort an (Wilson, 1991). Computer und neue Software, welche virtuelle Kommunikation unter-stützt, bieten die Grundlage für eine Kooperation und Koordination der Zusammenarbeit vonMenschen (Schmidt and Bannon, 1992). Zeit und Ort spielen eine große Rolle in der Klassi-fizierung von Tools in der CSCW. Der Grundgedanke einer Community soll auf der Plattformeine große Rolle spielen. Die Nutzer sollen dazu in der Lage sein miteinander zu diskutierenund dadurch Lösungen für Probleme zu finden und aktiven Austausch zu betreiben, um sichgegenseitig zu helfen. Sie können auf diese Weise zu einer praxisbezogenen Gemeinschaft imSinne der Communities of Practice (CoP) (Wenger, 1998) verschmelzen. CoP bezeichnet einepraxisbezogene Gemeinschaft von Personen, die geteilte Interessen, Sprachen, Kultur, Habitusoder Ähnliches haben. Sie sind informell miteinander verbunden und durchlaufen unterschied-liche Phasen bei ihrer Entstehung (Wenger, 1998).

3. Methodik

Die Vorgehensweise bei der Entwicklung und Ausarbeitung des Konzepts teilt sich in mehrereSchritte auf, die im Folgenden vorgestellt werden.

3.1. Marktanalyse

Zunächst wurde eine Literaturrecherche durchgeführt, die den aktuellen Stand der Flüchtlings-situation und die bereits bestehenden IT-Lösungen und darin enthaltene Innovationen und de-ren Funktionalität und Nutzen abwägte. Damit wurde ein Alleinstellungsmerkmal für die zuentwickelnde Idee herausgearbeitet, um mögliche Schwachpunkte aufzudecken.

Die Anzahl der geflüchteten Menschen ist tendenziell steigend und die Notwendigkeit vonvereinfachten Koordinationsmöglichkeiten wird dadurch größer (Kappe, 2016). In der rasantfortschreitenden technisch orientierten Infrastruktur von IT-basierter Koordination und Kom-munikation liegt es nahe, unterstützende Tools in Form von Webplattformen oder Anwendun-gen für mobile Endgeräte zu entwerfen. Die Recherche nach bestehenden Lösungen ergab,dass zwar mittlerweile einige Webseiten und Anwendungen existieren, diese jedoch lücken-haft sind, was die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen betrifft. Spenden und Services erreichendie betreffenden Personen daher oft nicht. Momentan werden häufig soziale Plattformen undMessenger-Funktionen genutzt, die für diese Bandbreite an bedarfsgenauer Koordination undKooperation von Helfern, Organisationen und Geflüchteten nicht geeignet sind (Talhouk et al.,

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2016). Die Sprachbarriere zwischen Flüchtlingen auf der einen Seite und Betreibern von Hilfs-plattformen sowie Helfern auf der anderen Seite erschwert die Entwicklung von hilfreichenTechnologien zusätzlich (Talhouk et al., 2016).

Vor dem Hintergrund der oben genannten Ergebnisse unserer Recherche, lässt sich annehmen,dass das Konzept von cope Potenzial in einer direkten Vernetzung von Helfern und Flüchtlin-gen selbst zur Vereinfachung der Zusammenarbeit als Alleinstellungsmerkmal beinhaltet.

3.2. Vorarbeit

Um ein Fundament für die Plattform zu erhalten und inhaltliche Anforderungen daran ausar-beiten zu können, wurden Methoden aus der Ethnografie angewendet. Aufgrund der Diskre-panz zwischen der Thematik für die Digital Collaboration Challenge 2017 und der Zielsetzungsowie der Ergebnisse dieser, wird im folgenden Abschnitt nur auf die ausgewählte Methodevon Experteninterviews eingegangen.1

Experteninterviews Die Interviews wurden semi-strukturiert anhand eines Leitfadens2 ge-führt und boten den Teilnehmern viel Freiraum, um eigenständig Erzählstränge zu generieren.Ziel war es, Informationen für die Umsetzung und das Design der geplanten Plattform zu erhal-ten. Um unterschiedliche Perspektiven abdecken zu können, wurden insgesamt drei Interviewsdurchgeführt. Es wurde ein selbst geflüchteter freiwilliger Helfer, eine Heilpädagogin, die be-ruflich mit minderjährigen Flüchtlingen arbeitet sowie ein Flüchtling befragt.

Die Befragungen haben ergeben, dass Geflüchtete Zugang zu IT haben und die Meisten einSmartphone besitzen, da diese oft die einzige Möglichkeit bieten mit der Familie in der Heimatin Kontakt zu bleiben. Außerdem sind sie sehr offen für Unterstützung, wissen aber nicht wiesie danach fragen können. Geschlechterrollen sind prinzipiell ein schwieriges Thema und dieBefragten geben unterschiedliche, uneindeutige Antworten auf Fragen in dieser Richtung.3 UmAnhaltspunkte für unsere Idee zu erhalten, wurde das Konzept bei den Interviews kurz vorge-stellt und nach der Meinung der interviewten Personen gefragt. Das Konzept erhielt durchwegpositive Resonanz. Als besonders wichtig wurden Sprachbarrieren genannt. Englisch sprechendie meisten Flüchtlinge ausreichend, können aber kaum Deutsch und haben Angst vor mögli-chen Fallstricken und Kostenfallen auf deutschen Webseiten. Außerdem sind Behördengängeund der Umgang mit vielen unterschiedlichen, häufig ändernden Anträgen gerade für Flücht-linge sehr schwer zu bewältigen.

4. Konzept und Implementierung

cope ist eine Plattform zur bedarfsgenauen Vernetzung und Zusammenarbeit von Geflüchtetenund Helfern, um Angebote und Nachfragen nach Ressourcen und Services koordinieren zu

1Vollständige Auswertungen aller Methoden sind im Anhang C zu finden.2Die Leitfäden sind im Anhang C zu finden.3Die Rahmenbedingungen dieser Arbeit reichen nicht aus, um dieses Thema weiter auszuführen. Trotzdem sollte die

schwierige Position der Frauen bei den Geflüchteten in weiteren Arbeiten Beachtung finden.

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können und dabei Sprachbarrieren zu überwinden. Die Webseite soll für alle Benutzer glei-chermaßen aufgebaut sein. Sie sollen unabhängig von ihrer Rolle sowohl Nachfragen als auchAngebote aufgeben und sich mit der Community über Fragen und Erfahrungsberichte aus-tauschen können. Auf Grundlage der in Kapitel 3 vorgestellten Ergebnisse, werden im Fol-genden Features extrahiert, die auf der Webseite umgesetzt werden sollen. Hierfür sind UseCases und Interaktionsdiagramme entstanden4. Eine prototypische Umsetzung erfolgte in demPtototyping-Tool Axure RP 85. Mit Axure RP 8 ließ sich ein interaktiver Prototyp erzeugen, derdie Hauptfunktionen anschaulich darstellt und die wichtigsten Interaktionen abbilden kann.6

Communitybasierte Übersetzungen Kerninhalte der Seite (Buttons, Funktionen, Benach-richtigungen, Navigationselemente, informative Elemente etc.) sollen in unterschiedlichen Spra-chen zur Verfügung stehen. Primär in englischer Sprache, da aus den Experteninterviews zuentnehmen ist, dass die meisten Beteiligten Englisch verstehen beziehungsweise sogar beherr-schen. Sekundär sollen Inhalte auf Deutsch und Arabisch verfügbar sein, um die Mutterspra-chen der Zielgruppen einbinden zu können. Da benutzergenerierte Inhalte einen Großteil derWebseite füllen, wäre hoher administrativer Aufwand notwendig, um eine einheitliche Über-setzung für den gesamten Content zu erhalten. Daher sollen die Nutzer bei der Erstellung vonAngeboten, Nachfragen oder Communityposts dazu in der Lage sein ihre Inserate selbst inverschiedene Sprachen zu generieren. Gleichzeitig soll jeder Benutzer auch die Inhalte vonanderen Nutzern übersetzen können, falls noch keine Übersetzung vorhanden ist. So wirdder Aufwand eines Administrators gering und die Verständlichkeit der Seite steigt für Nut-zer mit unterschiedlichen sprachlichen Kompetenzen. Die Community arbeitet sozusagen fürsich selbst. Dieses Feature bildet für die Plattform einen Hauptaspekt von computergestützterkooperativer Zusammenarbeit, die zeit- und ortsunabhängig funktioniert.

Kategorien und Lokalisierung Hauptfunktionen der Webseite bestehen in der Suche oderAufgabe von Inseraten. Diese werden aufgeteilt in Angebote und Nachfragen. Zusätzlich er-folgt eine Einordnung in vorgefertigte Oberkategorien mit feineren Untergliederungen. Bei-spielsweise ist es möglich die Oberkategorie Services zu wählen und in einer feineren Ab-stufung Behördengänge auszuwählen. Die Kategorien sollen im Idealfall mit metaphorischenIcons versehen werden, die der Verständlichkeit dienen, um Sprachbarrieren gering zu hal-ten. Neben der Kategorisierung werden Inserate verortet, um eine lokale Vernetzung zu er-möglichen. Eine lokal angestrebte Vernetzung umgeht mögliche Schwierigkeiten, die aus denExperteninterviews (siehe Kapitel 3) hervorgehen, und sorgt zusätzlich für eine vereinfachteZusammenarbeit, da es im Idealfall keine langen Transportwege oder Anreisen für die Betei-ligten gibt.

Nutzerprofil Die Nutzer sollen ein Profil erstellen, welches die wichtigsten Informationen zuihrer Person enthält. Dazu gehören Alter, Herkunft, Geschlecht, Beruf und gegebenenfalls einekurze Beschreibung zu ihrer Persönlichkeit. Alle Angaben sind freiwillig, sodass die Nutzer

4Diese werden im Anhang D beigefügt5http://www.axure.com/6Im Anhang F befinden sich Screenshots des Prototypen. Die vollständige und interaktive Version des Prototypen ist

hier erreichbar: Interaktiver Prototyp. In Anhang E befindet sich eine Readme mit den wichtigsten Informationen.

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sich nicht dazu genötigt fühlen persönliche Informationen preis zu geben. Auf der Profilseitesind außerdem Bewertungen7 sowie inserierte Angebote und Nachfragen zu sehen.

Community Eine Communityfunktion soll den Nutzern die Möglichkeit geben sich gegen-seitig Fragen zu beantworten, Erfahrungsberichte auszutauschen oder über Themen zu disku-tieren. Fragen und Antworten können als hilfreich bewertet werden. In Anlehnung an Dik-sussionsforen wie Stack Overflow8 werden Beiträge hierarchisch angeordnet. Es besteht dieMöglichkeit zur offenen Diskussion. Sowohl Geflüchtete als auch Nutzer sollen auf diese Wei-se offen kommunizieren und sich gegenseitig unterstützen können.

Bewertungssystem Ein Bewertungssystem der Nutzer durch die Nutzer sorgt dafür, dass dieVertrauenswürdigkeit von Personen auf der Webseite erhöht wird. Hat man mit einer Personzusammengearbeitet, kann man die zugehörige Person mit Anlehnung an das beispielsweiseauf Amazon9 übliche Sternesystem bewerten. Auf diese Weise wird ein Anreiz geschaffen, dieNutzung der Website ernst zu nehmen. Ein Bewertungssystem kann für intrinsische Motiva-tion sorgen, da der Mensch dazu neigt Belohnungen anzustreben und ein positives Bild vonsich nach außen zu tragen (Deci et al., 1999). Aus diesem Grund wurde zusätzlich über einBelohnungssystem für die Generierung von Übersetzungen nachgedacht, da die Nutzer so mo-tivierter sind zu helfen und Übersetzungen zu erstellen. Dies bildet jedoch nur ein Detail derGesamtidee.10

Interaktionsablauf Im folgenden Abschnitt soll ein beispielhafter Ablauf der Nutzung eineVorstellung von der Interaktion auf der Plattform geben.11

Ein Nutzer, Dirk Bauer12, hat sich kürzlich auf cope registriert. Er loggt sich mit seinem Be-nutzernamen beziehungsweise seiner Mailadresse ein und gelangt auf die Startseite. Rechtstauchen in einem Newsfeed fortlaufend neue Inserate und Communitybeiträge auf. Dirk siehtein neues Angebot für eine Fahrradspende und bemerkt, dass es dieses nur auf Deutsch gibt.Mit einem Klick auf den Button Translate gelangt er zu einer Seite, auf der er eine Überset-zung für das Inserat generieren kann. Nachdem er dies getan hat, möchte er sein Angebot fürDeutschunterricht aufgeben. Hierfür gibt er eine Überschrift ein, verortet sein Angebot in sei-nem Heimatort Siegen und sucht die entsprechende Unterkategorie aus. Zuletzt gibt er einekurze Beschreibung ein. Er verfasst das Inserat zusätzlich auf Englisch und gibt es mit einemKlick frei. Zur gleichen Zeit meldet sich Samira Aman auf cope an. Heute sucht sie nach einerMöglichkeit ihre Deutschkenntnisse aufzubessern. Bevor sie danach sucht, fällt ihr ein Com-munitybeitrag im Newsfeed auf. Ein Flüchtling fragt nach Erfahrungen zu Arztbesuchen. Dasie selbst erst kürzlich einen Arzt aufsuchen musste, kennt sie sich damit aus und beantwortetdie Frage des anderen Nutzers. Sofort wird diese als hilfreich bewertet. Zufrieden beginnt siemit ihrem eigentlichen Anliegen. Sie klickt auf Offers in der Menüleiste, gibt in das Suchfeld

7Das Bewertungssystem wird im Folgenden näher erklärt.8http://stackoverflow.com/9https://www.amazon.de/

10Da diese Arbeit sich mit den Kernfunktionen befasst, wird dieser Gedanke deshalb nicht genauer behandelt.11Daraus sind Use Case Diagramme entstanden, welche im Anhang D beigefügt werden.12Namen sind frei erfunden und dienen lediglich der Verständlichkeit.

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German lessons sowie die Kategorie und ihren Standort Siegen ein. Der zweite Vorschlag istvon Dirk Bauer und erst vor einigen Minuten inseriert worden. Sie öffnet das Profil und fin-det Dirk sympathisch. Deshalb schickt sie ihm eine Nachricht. Dirk bekommt eine Mitteilung.Die Geflüchtete Samira hat sich auf sein Angebot zu Deutschunterricht gemeldet. Die beidenmachen einen Ort und einen Zeitpunkt aus, um mit dem Unterricht zu beginnen. Nach einigenTreffen hat sich Samiras Aussprache deutlich verbessert und sie macht weniger Fehler. Sieist zufrieden und schreibt eine ausführliche Bewertung mit fünf Sternen zu Dirk, damit auchandere Nutzer von seiner Kompetenz profitieren können.

5. Diskussion und Ausblick

Das Ziel des Projektes und dieser Arbeit war es, eine webbasierte Plattform zu entwerfen, dieFlüchtlinge und Helfer miteinander vernetzt, Raum für Nachfragen und Angebote bietet sowiedirekte Kommunikation und Zusammenarbeit ermöglicht.

Es existieren Limitierungen in der Methodik sowie der Umsetzung, welche an dieser Stelle be-handelt werden. Die Experteninterviews dienen als wesentliche Basis für die Ausarbeitung derFeatures für cope. Es ist festzuhalten, dass die Erkenntnisse standortbezogen und subjektiveEindrücke abbilden, welche in weiteren Interviews verifiziert werden sollten. WeiterführendeAnalysen sollten die Erkenntnisse überprüfen und Unstimmigkeiten müssen in einer späterenImplementierung der Plattform gegebenenfalls korrigiert werden.

Die Entwicklung richtet sich nach den drei Phasen der Design Case Studies (Wulf et al., 2011).Innerhalb der zur Verfügung gestellten Zeitspanne konnten die ersten beiden Phasen, Pre-Study(siehe Abschnitt 3) und Design (siehe Abschnitt 4), umgesetzt werden. Die letzte Phase, Appro-priation, konnte bisher nicht durchgeführt werden. Eine Evaluation des vorläufigen Prototypenaus dieser Arbeit im Feld sollte in zukünfigen Arbeiten angedacht werden, um die Zusammen-arbeit auf cope sowie die Usability zu überprüfen und zu verbessern. Es wird ein ParticipatoryDesign (Simonsen and Robertson, 2012) vorgeschlagen, bei dem die Nutzer direkt in Desi-gnfragen einbezogen werden. An dieser Stelle ist anzumerken, dass der entwickelte Prototypeine Rohversion darstellt, welche lediglich der Veranschaulichung von Interaktionen und Funk-tionalitäten der Plattform dienen soll. Weitere Überlegungen beinhalten auch die Umsetzungder Anwendung als mobile Version.

Fazit Es lässt sich sagen, dass das Konzept von cope unter der Berücksichtigung unterschied-licher Kooperationsmöglichkeiten das Potenzial besitzt die Flüchtlingssituation zu entschärfenund Behörden zu entlasten. Es wird eine bedarfsgenaue und erleichterte Zusammenarbeit vonFlüchtlingen und Helfern geschaffen. Die Entwicklung des Konzepts wurde unter den zeitlicheingeschränkten Rahmen- und Ressourcenbedingungen durchgeführt, bietet allerdings eine gu-te Grundlage für die Ausarbeitung und Verfeinerung in weiteren Arbeiten. Das Konzept stelltzukünftig nicht nur eine Vernetzung von bestimmten Personengruppen dar, sondern kann undsoll weiter gedacht werden, um die Zusammenarbeit von Menschen langfristig zu unterstüt-zen.

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Literatur

BAMF (12.04.2016). Das bundesamt in zahlen 2015 - modul asyl.

Boden, A., Rosswog, F., Stevens, G., and Wulf, V. (2014). Articulation spaces: bridging thegap between formal and informal coordination. In Proceedings of the 17th ACM conferenceon Computer supported cooperative work & social computing, pages 1120–1130. ACM.

Couldry, N. (2012). Media, society, world: Social theory and digital media practice. Polity.

Deci, E. L., Koestner, R., and Ryan, R. M. (1999). A meta-analytic review of experimentsexamining the effects of extrinsic rewards on intrinsic motivation. Psychological bulletin,125(6):627.

Hagen, K. and Maxwill, P. (2015). Asylunterkünfte: Flüchtlingskrise überfordert deutschebehörden.

Kappe, D. (2016). Uno-flüchtlingshilfe mit rekordergebnis unhcr: 65,3 millionen menschenauf der flucht.

News, B. (2016). Migrant crisis: Migration to europe explained in seven charts.

Schmidt, K. and Bannon, L. (1992). Taking cscw seriously. Computer Supported CooperativeWork (CSCW), 1(1-2):7–40.

Simonsen, J. and Robertson, T. (2012). Routledge international handbook of participatorydesign. Routledge.

Talhouk, R., Ahmed, S. I., Wulf, V., Crivellaro, C., Vlachokyriakos, V., and Olivier, P. (2016).Refugees and hci sig: The role of hci in responding to the refugee crisis. In Proceedingsof the 2016 CHI Conference Extended Abstracts on Human Factors in Computing Systems,pages 1073–1076. ACM.

Wenger, E. (1998). Communities of practice: Learning, meaning, and identity. Cambridgeuniversity press.

Wilson, P. (1991). Computer supported cooperative work:: An introduction. Springer Science& Business Media.

Wulf, V., Rohde, M., Pipek, V., and Stevens, G. (2011). Engaging with practices: design casestudies as a research framework in cscw. In Proceedings of the ACM 2011 conference onComputer supported cooperative work, pages 505–512. ACM.

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A. Leitfadeninterviews

Im Folgenden finden sich die Daten der durchgeführten Interviews. Zu jedem Interview der ver-wendeten Leitfaden und die gewonnen Informationen. Die Leitfäden der Interviews weichenin einigen Punkten von einander ab. Der Vollständigkeit halber wurden deshalb die Leitfädenfür alle Interviews angefügt, auch wenn sie auf den ersten Blick sehr ähnlich sind.

A.1. Interview 1 – Ein geflüchteter Flüchtlingshelfer

A.1.1. Verwendeter Leitfaden

Wie ist ihre Erfahrungen mit der Hilfe für Geflüchtete? (Erzählen lassen, was so erlebt wurde)

IT

• Haben Geflüchtete Zugang zu IT, zum Beispiel Smartphones, Computer, Laptops, Ta-blets etc.?

• Wenn ja, wie?

• Was ist Ihre Beobachtung: nutzen Männer und Frauen IT in unterschiedlicher Weise?Wenn ja: was sind die Unterschiede?

• Welche Websites/Dienste werden im Internet genutzt?

Geschlechterrollen

• Ihrer Beobachtung nach: übernehmen Frauen und Männer im Alltag dieselben Aufga-ben/ machen dieselben Dinge? Wenn nein: wo gibt es Unterschiede?

• Können Frauen und Männer in gleicher Weise Entscheidungen treffen?

Unternehmungen

• Gibt es Angebote für Unternehmungen?

• Wenn ja, wer bietet die Angebote an?

• Wie werden die Angebote angenommen?

• Wie werden die Angebote bekanntgemacht?

Idee vorstellen

• Was halten Sie von der Idee

• Wo gibt es den größten Bedarf?

• Was sind die größten Hindernisse bei der Hilfe?

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• Wie offen sind Geflüchtete gegenüber neuen Helfern?

• Datenschutz/Identifikation

• Haben Sie eine Idee für die Identifikation von Helfern/Geflüchteten? (Chain of Trust?)

Demographische Daten

• Alter

• Beruf

• Geschlecht

A.1.2. Auswertung

Es folgen Notizen, die während des Interviews mit einem Flüchtlingshelfer gemacht wurden.Es handelt sich nicht um ein Transkript, sondern um eine zusammenfassende Darstellung derwichtigsten Aussagen.Das Interview wurde semi-strukturiert anhand von Leitfragen geführt und bot dem Interview-ten viel Freiraum, um eigenständig Erzählstränge zu generieren. Ziel war es, Informationenfür die Umsetzung und das Design der geplanten Plattform zu erhalten. Das Interview wirdanonym behandelt. Deshalb werden keine Namen von Personen oder Organisationen erwähnt.

Angaben zur Person und zum Tätigkeitsbereich

• Student der Wirtschaftsinformatik im Master und Studentischer Mitarbeiter mit 18 Stun-den / Woche, männlich, 30 Jahre alt

• Selbst Geflüchteter, vor 2 Jahren nach Deutschland aus Syrien gekommen

• Lernt seit einem Jahr Deutsch

• Seine Geschwister leben auch in Deutschland und studieren, andere Teile seiner Familieund Freunde sind teilweise auch in andere Länder geflüchtet

• Ist Teil von universitären, vom Bund geförderten Projekten, bei denen Flüchtlinge Hilfeerhalten

• Sie können sich bei Fragen zu Behördengängen, Universitätsbezogenen Fragen, Famili-enangelegenheiten, Sprachbarrieren, Informationsbeschaffung etc. an ihn und seine Kol-legen wenden

• Er nennt als Beispiel „Die Familie zusammenführen“ . Stellt einen langen Prozess mitvielen Terminen und Unterlagen dar, welcher vollständig unterstützt wird

• Hauptsächlich arbeitet er mit Studieninteressierten, Studenten und „Neuankömmlingen“zusammen

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Zugang zu IT

• Laut seiner Beobachtung haben die meisten Flüchtlinge moderne Endgeräte wie Smart-phones, Tablets und Laptops und wissen damit umzugehen

• Sie nutzen diese hauptsächlich zur Kommunikation untereinander und mit Familienmit-gliedern und Freunden, die sich noch im Heimatland oder in anderen Ländern auf derFlucht befinden „Kommunikation ist das Wichtigste für sie“

• Der Anteil der Frauen, die Smartphones oder andere IT-Geräte verwenden/besitzen istetwas geringer, aber nicht sehr auffällig

• Facebook wird am meisten verwendet, um sich über Probleme, Informationen, Tipps, Er-fahrungen auszutauschen und untereinander zu kommunizieren „jeder nutzt Facebook“

• Darüber teilen sie auch Erfahrungen wie Vertrauensmissbrauch, Betrug (als Beispielwird ein Trickanruf genannt, bei dem einem Flüchtling ein kostenverbundener Vertragangehängt wird)

• Die meisten Flüchtlinge sind skeptisch gegenüber Angeboten und Plattformen, weil siesich damit nicht auskennen, die Sprache nicht verstehen oder Angst vor versteckten(Kosten-)Fallen haben

• Der Interviewte merkt an, dass sie sich mit den deutschen Medien, Verträgen und Vor-gehensweisen im Internet nicht auskennen und deshalb vorsichtig sind

Geschlechterrollen

• Der Interviewte berichtet, dass Frauen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge nichtdirekt unterdrückt werden. Er bezeichnet den Umgang eher als beschützend und umsor-gend, erklärt, dass die Männer den Frauen gerne Arbeit abnehmen und die Frauen damitzufrieden sind

• Geflüchtete Frauen neigen dazu den typischen Rollenverhältnissen in anderen Ländernnicht mehr zu entsprechen, selbst initiativ zu werden und eigene Entscheidungen zutreffen

• Die Antwort darauf, wie die Männer darauf reagieren, ist vom Interviewten nicht eindeu-tig beantwortet. Ein paar Männer sind damit zufrieden und lassen ihre Frauen machen,aber er erzählt auch von Familien, die sich daher nach einiger Zeit in Deutschland tren-nen

Ausflüge

• Angebote zu Unternehmungen und Ausflügen gab es mal, aber aufgrund von Problemen(wie Unterlagen/Erlaubnissen) existieren diese nun nicht mehr

• Freiwillige Helfer, die beispielsweise Filmabende oder Ausflüge planen und anbietenwollen, werden meistens abgewiesen, da die Flüchtlinge unter gewissen Regeln lebenund nicht immer die Papiere/Erlaubnis haben aus ihrer Notunterkunft bzw. Bleibe gehenzu dürfen

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Unsere Idee und die Reaktion darauf

• Der Interviewte reagiert positiv auf die Darbietung der Idee. Während die interviewendePerson das Vorhaben grob schildert, scheint es als habe er direkt eigene Vorstellungenund beginnt direkt darauf einzugehen

• Er sagt, dass er die Idee toll findet und selbst etwas Ähnliches plant

• Man muss aufpassen, dass das Projekt nicht „zu groß“ wird bzw., dass es regionale Ver-netzungen gibt. Als Beispiele führt er Siegen und Dortmund an. Helfer und Flüchtlingeaus Siegen müssen miteinander vernetzt werden und so auch in Dortmund. Städte- oderRegionenübergreifend wird es Probleme geben, da jedes Gebiet eigene Regelungen undLimitiationen innerhalb der Flüchtlingshilfe verfolgt und es zu Kooridnationsschwierig-keiten kommen kann

• Als besonders wichtige Themenbereiche nennt der Interviewte einen funktionierendenDolmetscherpol, da die Sprachbarriere eines der Hauptprobleme bei den Flüchtlingensei. Die meisten (zumindest aus Syrien) können zwar Englisch, aber haben mit demDeutschen (und beispielsweise Anträgen etc.) trotzdem Probleme

• Ebenfalls wichtig sind seiner Meinung nach die „Experten“ . Damit meint er Menschen,die selbst geflüchtet sind, schon seit einiger Zeit in Deutschland leben, die Sprache ei-nigermaßen können und eigene Erfahrungen mit Behörden, Terminen, Unterlagen etc.gemacht haben und dazu bereit sind den „Neuankömmlingen“ zu helfen

• Seine Idee für das Identifizierungsproblem: Eine Art Verein, bei dem man als MitgliedZugang zu der Plattform bekommt und diese als Nachfrager und Anbieter nutzen kann.Er findet die Idee gut, dass zuerst nur ein paar Mitglieder vorhanden sind und die Platt-form nach und nach wächst.

• Seiner Meinung nach sind die Flüchtlinge daran interessiert einem solchen „Verein“beizutreten, wenn man ihnen die Idee erklärt, sie einen Service erhalten ohne dafür zubezahlen. Generell sind die Flüchtlinge neuen bzw. fremden Helfern gegenüber offen,wenn sie nicht reingelegt werden bzw. dafür bezahlen müssen.

• Zuletzt erwähnt der Interviewte noch eine Problematik, die beachtet werden sollte, aberseiner Meinung nach nur in wenigen Fällen zum Tragen kommen wird: Den Disput vonKurden und Arabern beachten, da diese untereinander streiten und sich nicht vertrauen.

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A.2. Interview mit Heilpädagogin

A.2.1. Verwendeter Leitfaden

Wie ist ihre Erfahrungen mit der Hilfe für Geflüchtete? (Erzählen lassen, was so erlebt wurde)

IT

• Haben Geflüchtete Zugang zu IT, zum Beispiel Smartphones, Computer, Laptops, Ta-blets etc.?

• Wenn ja, wie?

• Was ist Ihre Beobachtung: nutzen Männer und Frauen IT in unterschiedlicher Weise?Wenn ja: was sind die Unterschiede?

• Welche Websites/Dienste werden im Internet genutzt?

Geschlechterrollen

• Ihrer Beobachtung nach: übernehmen Frauen und Männer im Alltag dieselben Aufga-ben/ machen dieselben Dinge? Wenn nein: wo gibt es Unterschiede?

• Können Frauen und Männer in gleicher Weise Entscheidungen treffen?

Unternehmungen

• Gibt es Angebote für Unternehmungen?

• Wenn ja, wer bietet die Angebote an?

• Wie werden die Angebote angenommen?

• Wie werden die Angebote bekanntgemacht?

Idee vorstellen

• Was halten Sie von der Idee

• Wo gibt es den größten Bedarf?

• Was sind die größten Hindernisse bei der Hilfe?

• Wie offen sind Geflüchtete gegenüber neuen Helfern?

• Datenschutz/Identifikation

• Haben Sie eine Idee für die Identifikation von Helfern/Geflüchteten? (Chain of Trust?)

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Demographische Daten

• Alter

• Beruf

• Geschlecht

A.2.2. Auswertung

Es folgen Notizen, die während des Interviews mit einer hauptberuflichen Heilpädagogin, diemit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen arbeitet, gemacht wurden. Es handelt sich nichtum ein Transkript, sondern um eine zusammenfassende Darstellung der wichtigsten Aussagen.Das Interview wurde semi-strukturiert anhand von Leitfragen geführt und bot der Interviewtenviel Freiraum, um eigenständig Erzählstränge zu generieren. Ziel war es, Informationen für dieUmsetzung und das Design der geplanten Plattform zu erhalten. Das Interview wird anonymbehandelt. Deshalb werden keine Namen von Personen oder Organisationen erwähnt.

Angaben zur Person und zum Tätigkeitsbereich

• Arbeitet in einer stationären Einrichtung der Jugendhilfe (umgspr. Kinder- und Jugend-heim) (seit Ende 2015)

• Heilpädagogin

• In der Einrichtung sind zur Zeit ausschließlich minderjährige, ausschließlich männli-che unbegleitete Flüchtlinge im Alter von 13-17 Jahren. Einige weitere Jugendliche inambulant betreuten WGs.

• Alter: Mitte zwanzig, weiblich

Persönliche Erfahrungen Keine negativen Erfahrungen mit Flüchtlingen, mit Behörden al-lerdings schon

Zugang zu IT

• Jugendliche haben sich Smartphones gekauft oder hatten bei der Ankunft schon eines.

• WLAN-Zugang in der Einrichtung, den die Jugendlichen nutzen können

• Wichtig: Kommunikation mit der Heimat dazu benutzen sie Whatsapp und Facebook

• Konsumieren viel Musik und Filme über das Internet

• Ein Laptop im Heim steht den Jugendlichen zur Verfügung. Dies ist der Dienstlaptopder Mitarbeiter. Die Benutzung durch die Jugendlichen wird nur geduldet wenn die Ju-gendlichen den Laptop für die Schule benötigen

• Jugendliche kaufen sich gebrauchte Smartphones von dem Taschengeld

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• 2 Jugendliche haben sich mittlerweile einen Laptop gekauft

• Es soll bald ein Gruppen-Laptop durch Spenden beschafft werden. Dann wird der Zu-gang wahrscheinlich über eine Reservierungsliste geschehen

Geschlechterrollen keine Angaben möglich, da nur Kontakt zu männlichen Jugendlichenbesteht

Ausflüge/Unternehmungen

• Einige Ehrenamtliche sind in der Einrichtung tätig. Am Anfang haben sie Deutschun-terricht mit den Jugendlichen gemacht. Mittlerweile sind die Jugendlichen in Schulenuntergebracht. Deshalb machen die Ehrenamtlichen nun ehr Ausflüge mit den Jugendli-chen.

• An den Wochenenden werden auch Unternehmungen von den Mitarbeitern der Einrich-tung organisiert. Abhängig von Zeit und Geld.

• Bsp. für Unternehmungen: Sport, Schwimmen, Parks

• Viele der Jugendlichen sind mittlerweile in Vereinen, meist spielen sie dort Fußball

• Von der Einrichtung wurden Musikinstrumente bestellt. Eine Teilzeitkraft probt mit denJugendlichen in einem Proberaum in einem Bunker üben. Trommeln, Gitarre, Schlag-zeug, Klavier

• Die Einrichtung hat einen eigenen Proberaum

• Wenn man als freiwilliger Helfer etwas mit den Jugendlichen unternehmen möchte mussdies von der Einrichtung offiziell abgesegnet sein. Entweder wird der Helfer dann alsPraktikant angestellt oder über das Ehrenamtsbüro als Ehrenamtlicher Helfer erfasstwerden.

• Beliebtheit der Unternehmung abhängig von den Jugendlichen. Besuch im Bergbau-museum Bochum kam bei manchen Jugendlichen gut an, bei anderen nicht.

• Jugendliche sind oft sportbegeistert.

• Manche Jugendliche haben auch gar keine Lust irgendetwas zu unternehmen. “ eigen-brödlerisch“

• Oft haben Jugendliche auch schon eine Community, wenn sie im Ruhrgebiet ankommen

• Seit die Jugendlichen ein Schokoticket haben (Monatsticket für ÖPNV) sind sie oft dasganze Wochenende unterwegs

• “ Eigenbrödler“ könnten ehr an Einzelaktivitäten Interesse haben (Kino, Einkaufen..)

• Ankündigungen über Aktivitäten finden vor allem über ein wöchentliches Gruppenge-spräch statt

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Unsere Idee und die Reaktion darauf

• Interviewte glaubt, dass Idee prinzipiell funktionieren könnte

• Die vorhandene Ankommen-App wird von den Jugendlichen selten benutzt. Sie wurdeden Jugendlichen durch das Personal gezeigt (Interviewte schiebt dies auf die Pubertät)

• Heimpersonal darf nicht zu Spenden aufrufen (sowohl Geld- als auch Sachspenden)

• Wenn jemand von sich aus spenden möchte ist das aber OK

• Ehrenamtler und Flüchtlinge aber schon (aber nicht im Namen der Einrichtung)

• Mitarbeiter dürfen aber nach freiwilligen Helfern fragen

Dolmetscher

• Es fehlt an Dolmetschern

• Dolmetscher dürfen nur für bestimmte Aktionen, wie z.B. für das Vormundschaftsge-richt angefordert werden bzw. werden nur dafür bezahlt

• Mitarbeiter der Einrichtung wissen nicht wie sie Kontakt zu ehrenamtlichen Dolmet-schern herstellen können

• Interviewte weiß durch Projekte, in denen sich ehrenamtliche Helfer formiert haben,dass es durchaus ehrenamtliche Dolmetscher gibt

• Kommunikation unter den Jugendlichen:

– Auf Deutsch oder Englisch

– Oft Klärungsbedarf bei Problemen unter den Jugendlichen

– Auch dafür würden hin und wieder Dolmetscher benötigt

Dolmetscher um Jugendlichen etwas auf ihren Landessprachen erklären zu können

• Die meisten Jugendlichen sind offen gegenüber neuen Helfern

• Interviewte hat keine Idee, wie man die Authentifizierung bei einem möglichen Portaldurchführen könnte

Vereine

• Kontakt zu Vereinen wurde telefonisch hergestellt, von den Mitarbeitern des Heimesausgehend

• Vereine haben Probleme neue Spieler zu finden und bitten Helfer oft auch gerne weitereJugendliche mitzubringen

• Vereine sind kooperativ

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• Ein Problem für die Jugendlichen ist, dass sie nicht Liga oder Turniere spielen dürfenweil sie oft keine „Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender“ haben. Deshalbbekommen sie oft keinen Spielerpass. Viele Jugendliche haben aber keinen Asylantraggestellt.

• Manchmal auch Bedenken wegen Krankenversicherung der Jugendlichen bei Sportun-fällen. Am Anfang wurde das dann über das Jugendamt oder Asylstellen abgerechnet.Mittlerweile sind die Meisten krankenversichert

Umgang mit Ämtern

• Oft wären Tipps sinnvoll, wie man mit den Ämtern am Besten umgeht. Die Formaliensind aber von Stadt zu Stadt unterschiedlich und ändern sich häufig. Evtl. wäre hier einBoard für den Austausch von Tipps sinnvoll.

• Wohngruppen tauschen sich telefonisch aus, wie mit Ämtern umzugehen ist. Der Aus-tausch erfolgt eher mit Wohngruppen in der gleichen Stadt, teilweise auch städteüber-greifend

• Jede Stadt und jedes Jugendamt arbeitet anders

• „wenn ich was dazu ausdrucke, kann ich es gleich wieder wegschmeißen“ (weil es dannschon nicht mehr gültig ist)

• Kontoeröffnung ist zum Beispiel sinnvoll, dass sie stattfindet, wenn Flüchtlinge nochunter 18 sind.

Ehrenamtsbüro

• Als Freiwilliger meldet man sich dort, wenn man helfen möchte. Persönliche Vorstellung

• Helfer werden persönlich vermittelt

• Einrichtung kann auch dort anfragen, ob Helfer verfügbar sind.

• Zum Beispiel wenn Helfer mit bestimmten Eigenschaften/Voraussetzungen gesucht wer-den

• Spezieller Fall. Jugendlicher, 13 Jahre hätte eine Mutterfigur benötigt. Anfrage: „SucheFrau über 40 da Jugendlicher sich nicht mit männlichen Helfern einlässt“ . Es gab dortkeine passende Helferin, nur eine Frau, die aber nur mit Mädchen arbeiten wollte.

• Kommunikation nur über Telefon. Mitarbeiter in der Einrichtung teilen Bemerkungenüber Anrufe über kleine Notizzettel mit. Stichwortinformationen oft wenig hilfreich ->Mitarbeiter für den die Notiz war muss nochmal anrufen

Dokumentation Dienstdokumentation in Word-Dateien. Dokumentation nur auf einem Rech-ner.

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Finanzen der Jugendlichen

• Jugendliche erhalten jeden Monat Taschengeld. Z.B. ein 16-jähriger erhält 61 Euro.

• 40 Euro Bekleidungsgeld - Quittungen als Nachweis

• Je nachdem wie weit die Jugendlichen sind werden Kleidungseinkäufe begleitet gemachtoder sie dürfen alleine Kleidung kaufen

• Manche bringen Geld mit nach Deutschland

• Von Zuhause bekommen sie kein Geld

• Taschengeld zur freien Verfügung

• Jugendliche wünschen sich Fahrräder. 2 Jugendliche haben sich „ne alte Gurke“ gekauft

• Benutzen für Beschaffung von Sachspenden noch keine anderen Websites

• Beschaffung von Fahrrädern für Jugendliche -> könnte über diese Plattform auch laufen,im Moment schwierig. Ebay- Kleinanzeigen wird im Moment nicht genutzt

• Möbel zur Einrichtung der Einrichtung wurden teilweise über Ebay-Kleinanzeigen be-schafft.

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B. Interview mit Flüchtling

B.1. Verwendeter Leitfaden

• Wie ist ihre Erfahrungen hier in Deutschland? (Erzählen lassen, was so erlebt wurde)

• Was fehlt ihnen?

• Was finden Sie gut?

• Tagesablauf

IT

• Haben Sie Zugang zu IT? (Was ist alles mit IT gemeint)

• Wenn ja, wie?

• Wofür, und wie sind sie darauf aufmerksam geworden?

• Welche Dienste?

Unternehmungen

• Gibt es Angebote für Unternehmungen?

• Wenn ja, wer bietet die Angebote an?

• An welchen Unternehmungen haben sie schon teilgenommen?

• Wie oft nehmen Sie diese Angebote wahr?

• Wie werden die Angebote bekanntgemacht?

• mit wem machen sie diese Aktivitäten gemeinsam"?

Geschlechterrollen (wenn es passt)

• Unterschiede bei IT-Nutzung und Unternehmungen

Idee vorstellen

• Was halten Sie von der Idee?

• Wo gibt es den größten Bedarf?

• Was sind die größten Hindernisse bei der Hilfe?

• Wie verstehen Sie sich mit den Helfern?

• Datenschutz/Identifikation (Teilnahme an einer entsprechenden Website?)

• Haben Sie eine Idee für die Identifikation von Helfern/Geflüchteten? (Chain of Trust?)

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Demographische Daten

• Alter

• Beruf

• Geschlecht

• Herkunftsland

• Wie lange in Deutschland

• Muttersprache

B.2. Auswertung

Es folgen Notizen, die während des Interviews mit einem syrischen Flüchtling, der vor sechsMonaten nach Deutschland kam, entstanden. Es handelt sich nicht um ein Transkript, sondernum eine zusammenfassende Darstellung der wichtigsten Aussagen.Das Interview wurde semi-strukturiert anhand von Leitfragen geführt und bot der Interviewtenviel Freiraum, um eigenständig Erzählstränge zu generieren. Ziel war es, Informationen für dieUmsetzung und das Design der geplanten Plattform zu erhalten. Das Interview wird anonymbehandelt. Deshalb werden keine Namen von Personen oder Organisationen erwähnt.

B.2.1. Prescript

Ich habe den Interviewpartner vom Bahnhof abgeholt. Auf dem Weg zum Interview haben wirSmalltalk gehalten. Das Interview hat in einer Privatwohnung stattgefunden. Der Interviewtewusste nicht, dass es sich um ein Interview handelt. Anscheinend hatten wir das nicht klarkommuniziert. Wir saßen uns schräg gegenüber auf einer Couch. Ein Getränk hat er abgelehnt.Einige Fragen die im Interview gestellt wurden wurden schon vorher auf dem Weg zum Inter-view schon einmal beantwortet und wurden wegen der Aufzeichnung noch einmal gestellt.

B.2.2. Angaben zur Person und zum Tätigkeitsbereich

• 20 Jahre alt

• Syrischer Kurde

• Sprachen:

– Kurdisch (Muttersprache)

– Arabisch (akzentfrei/ zweite Muttersprache)

– Englisch auf C2-Niveau (höchstes Niveau) (10 Jahre Englisch)

– Französisch als 2. Fremdsprache (8 Jahre Französisch)

– Persisch in Deutschland gelernt (kann es besser als Deutsch)

– Versteht türkisch

– Spricht gut bis sehr gut Deutsch (seit 6 Monaten im Sprachkurs)

• In Syrien Abitur mit 1,0 abgeschlossen

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B.2.3. Persönliche Erfahrungen

• Nach der Ankunft in Deutschland 15 Tage lang in Neuss in Erstaufnahmeeinrichtung

• Seine Mutter und seine Oma sind ebenfalls mit ihm nach Deutschland gekommen. ZweiOnkel von ihm waren schon hier (Hat er mir vor dem Interview erzählt)

• Hatte Glück, dass er nur 2 Wochen dort war. Normalerweise sind Flüchtlinge dort für1-2 Monate

• Danach ist er nach Dortmund gekommen

• Seine Mitarbeiterin hat im empfohlen sich beim Projekt „Ankommen“ zu melden. Dortwurde ihm sehr geholfen. Sie haben ihm gesagt, dass er in der Einrichtung PDL (ProjektDeutsch Lernen) Deutsch lernen kann und das die Kirche bezahlt.

• PDL bietet Integrationskurse, und Intensivkurse für Studenten. Sie haben dem Interview-ten erlaubt, dass er einen Studentenkurs macht und bezahlen nun den ganzen Kurs.

• Er hat in dem Deutschkurs schon die Stufen A2, B1, B1, B2, und wahrscheinlich auchC1 abgeschlossen. Steht kurz vor der DSH-Prüfung. Diese benötigt er um studieren zukönnen.

• Er könnte Probleme bekommen, dass sein Abitur anerkannt wird

• Ist von 9 bis 14 Uhr in der Schule und hat Unterricht. Danach bleibt er (immer) bis 22Uhr in der Schule um weiter in der Bibliothek zu lernen. Er bleibt in der Bibliothek, weiler dort seine Ruhe hat.

• Viele Freunde des Interviewten die gerne studieren möchten haben bisher keinen Deutsch-unterricht (teilweise sind die sie seit 1-1,5 Jahre in Deutschland)

• Ihm fehlen Freunde. Ohne Freunde hat er nicht die Möglichkeit richtig Deutsch zu ler-nen. Er hat Sorgen, dass er den Professor an der Uni nicht verstehen wird.

• Er weiß nicht, wie in Deutschland das soziale Leben organisiert ist und er Anschlussfinden kann

• Er hat auch selbstständig danach gesucht, weiß aber auch, dass er eigentlich wenig Zeithat weil er immer lernt.

• Hat vor Kurzem seine Nummer an dem Deutschen Rote Kreuz gegeben, weil er sich dortanmelden möchte. Sie wollen sich am Montag melden

• Besonders gut findet er, dass er so schnell Deutsch lernen konnte. Dadurch hat er mehrMöglichkeiten

• Wenn er etwas braucht, sind die Meisten nett und hilfsbereit

• Er ist jetzt Mitglied einer „Buddy-Gruppe“ mit Flüchtlingen und Deutschen

• Die Leute in der Buddy-Gruppe haben den Flüchtlingen die Universität gezeigt

• Buddy-Gruppe funktioniert gut.

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B.2.4. Zugang zu IT

• Er hat sich in Deutschland ein Smartphone gekauft

• In der Unterkunft ist Internet verfügbar

• Er hat keinen eigenen Computer

• Bräuchte eigentlich für die Schule einen Computer

• An der Schule kein Zugang zu Computern

• Kommunikation vor allem über WhatsApp

• Kommunikation mit Bekannten über WhatsApp („Die Deutschen, sitzen zuhause wennsie älter sind“ )

• App: DicD (Deutsch-Dictionary)

• Website: verbformen.de - ist sehr begeistert davon

• Facebook benutzt er nicht so gerne

• Kontakt zu seinem Vater und seinem Bruder in Syrien über WhatsApp

• Weiß nicht ob es eine App für Flüchtlinge gibt

• „Leute die Flüchtlingen helfen wollen machen alles kompliziert“

B.2.5. Geschlechterrollen

Dieses Thema wurde im Interview nicht angesprochen, da sich der Interviewer nicht sicher warob es nicht den Interviewverlauf gefährden würde. Im Anschluss an die Aufzeichnung folgtenoch eine längere Unterhaltung in der klar wurde, dass der Interviewpartner sich durchausoffen zu diesem Thema äußern würde. Er lehnte es aber ab diesen Teil erneut aufnehmen zulassen. Deshalb ist der folgende Teil aus den Erinnerungen des Interviewers rekonstruiert:

• Geflüchtete Frauen kommen selten alleine nach Deutschland

• Frauen wird oft nicht gestattet sich außerhalb der Unterkünfte zu bewegen

• Sie bekommen deshalb auch selten Zugang zu Deutschunterricht: „warum sollen siedenn Deutsch lernen, kochen können sie doch auch so“ - wurde als Zitat formuliert,das oft als Argument vorgebracht würde, wenn die Frage aufkommt, warum die Männerihnen das Deutsch lernen versagen.

• Auf die Frage ob Frauen Zugang zum Internet hätten wurde die Gegenfrage gestellt: „Fürwas brauchen sie Internet? Ich habe das erste mal WhatsApp benutzt als mir jemandseine Nummer gegeben hat. Frauen dürfen nicht raus also lernen sie auch niemandenkennen der ihnen seine Nummer gibt.“ So würde es sich auch mit anderen Diensten imInternet verhalten.

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• „Trag hier deine E-Mail-Adresse ein und dein Passwort. . . dann noch etwas dann nochetwas“

• „Das ist alles wie ein Kreis“

• „Vielleicht verstehe ich das [wie das funktioniert] aber 90% wissen das nicht“

• Einige verstehen es wegen der Sprache nicht, oft ist der Prozess zu kompliziert. Er führtals Beispiel die Wohnungssuche an. Man bekommt eine E-Mail. In dieser E-Mail istdann ein Link den man anklicken muss um mit der Mitarbeiterin Kontakt aufzunehmenund oft ist dann die Website die sich öffnet total verwirrend.

B.2.6. Ausflüge/Unternehmungen

• War im Fredenbaumpark in Dortmund mit der Studentengruppe „be Insider“ . Die Grup-pe hat auch einen Youtube-Kanal. Von „be insider“ hat er über die „Buddy“ -Gruppegehört. In der Buddy-Gruppe ist ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Dortmundaktiv. Dieser wurde von seinen Studenten gefragt, ob er nicht Flüchtlinge kennen würde,die mit ihnen reden wollen.

• Die Gruppe „be Insider“ zeigt Dinge die für einen Deutschen normal sind, aber für einenFlüchtling neu. Zum Beispiel, dass man in deutschen Parks nicht überall Grillen darfoder Männer und Frauen sich gemeinsam im Park sonnen.

• War mit der Gruppe auch im Westpark und an der Uni.

• „Wir sind jetzt wie Freunde“

• Normalerweise ist er am Wochenende bei seinem Onkel. Sie sind einfach zuhause undreden.

• Teuer für Flüchtlinge um andere Städte zu erreichen „als Student könnte ich mit meinemStudententicket einfach fahren“

B.2.7. Themenblock: Unsere Idee und die Reaktion darauf

• Würde gerne eine Website benutzen, die unsere Idee abbildet

• Hat gestern zwei Schwestern kennengelernt, die Medizin studieren und ihm angebotenhaben mit ihm zur Uni nach Bochum zu fahren um prüfen zu lassen ob sein Abituranerkannt wird da er auch Medizin studieren will. Dies war sehr wichtig für ihn.

• „Wir brauchen manchmal Vorschläge mehr als Sachen“

Datenschutz/Authentifizierung

• Man kann nicht sicherstellen, dass alles gut geht.

• Er bringt als Beispiel die Fahrscheinkontrolle in Zügen

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• „Ihr müsst nicht zu viel nachdenken“

• Er schlägt vor, dass jemand sich authentifiziert in dem er seine Nummer herausgibt undman den anderen vorher anrufen und dann validiert ob der andere es ernst meint in demman mit ihm redet

B.3. Postscript

Nach dem Interview entstand eine längere Unterhaltung um die allgemeine Situation, unter-schiedliche Kulturen usw.

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C. Auswertung der Online-Umfrage

C.1. Beschreibung der Stichprobe

• Insgesamt 133 Antworten in einem Zeitraum von 10 Tagen.

• 68 Männer, 56 Frauen, 10 ohne Angabe

• Altersrange: 17-71, durchschnittliches Alter: 25

• Über 50 % gaben an bisher noch nicht gespendet/geholfen zu haben (insgesamt 71 Ant-worten)

• Die meisten Personen haben angegeben SchülerIn oder StudentIn zu sein (76). Arbeit-nehmerIn war der zweithäufigste angegebene Beruf (29).

• 36 Personen haben bereits freiwillig geholfen

• 18 haben gespendet

• 8 Personen gaben an beruflich mit Flüchtlingen zu arbeiten

C.2. Fragenblock 1: „Ja ich habe freiwillig geholfen (& evtl. gespendet).“ (36Antworten)

• Die Meisten geben an als Pate o.ä. und bei der Ausgabe von Essen und Dienstleistungengeholfen zu haben. 19 Personen geben „Sonstiges“ an. Viele helfen bei der Sprachbar-riere durch Deutschunterricht, Nachhilfe oder als Übersetzer.

• Fast 80 % geben an geholfen zu haben, weil sie gerne helfen (insgesamt 28 Antworten).Trotzdem fühlt sich fast die Hälfte der Befragten auch dazu verpflichtet (16).

• Viele werden auf die Flüchtlingssituation durch Medien und Berichterstattungen auf-merksam. Einige kommen durch Freunde darauf zu helfen, viele reagieren auf Aufrufeim Social Networking Bereich, bei Arbeitsstellen bzw. Universität und der Kirchenge-meinde

• Insgesamt machen die Antworten den Eindruck, dass der Bedarf nach Hilfe in der Be-völkerung deutlich wahrgenommen wird: „Durch die gesamte Flüchtlingssituation istdeutlich geworden, dass Hilfe dringend notwendig ist“

• Community-Arbeit steht bei der Vernetzung im Vordergrund: „alle Möglichkeiten derdirekten Kommunikation und der medialen Vernetzung müssen genutzt werden“

• Einige Antworten geben den Anhaltspunkt, dass Flüchtlinge selbst aktiv nach Hilfe su-chen: Sie sprechen Passanten etc. direkt an und fragen nach Hilfe

• Besonders problematisch scheinen Zeit- und Koordinationsfaktoren zu sein. Anfragenwerden nur langsam bearbeitet und die Behörden scheinen langsam zu arbeiten/sichnicht verantwortlich zu fühlen.

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• Sprachbarrieren und Kriminalität werden ebenfalls als problematisch angegeben.

• Es gibt offenbar viele Menschen, die freiwillig helfen möchten, aber die Koordinati-on und Umsetzung bietet keine Möglichkeit dazu: „Zu viele freiwillige, die aber leiderschlecht koordiniert wurden und dann trotzdem Leute gefehlt haben“

• Insgesamt haben die freiwilligen Helfer gerne geholfen (28 Angaben, „ja, sehr“ . 8 ei-ne Abstufung weniger. Der Mittelwert liegt bei „Ja, sehr.“ , Es gibt keine Angaben imnegativen Bereich)

• 95 % der Befragten würden zweifelsfrei wieder helfen (34 Antworten), 2 geben an aufkeinen Fall wieder als Helfer tätig zu werden.

C.3. Fragenblock 2: „Ja, ich habe gespendet.“ (18 Antworten)

• Kleidung und Gegenstände wie beispielsweise Spielzeug werden mit Abstand am häu-figsten gespendet (21 Antworten).

• Gespendet wurde bei den Meisten, weil sie helfen möchten (13) oder, weil etwas übrigwar (9). Nur Wenige fühlen sich dazu verpflichtet (1 Antwort).

• Viele informierten sich bei Freunden / Familie darüber, wie und wo sie spenden kön-nen (7 Antworten). Auch das Internet (v.a. Facebook) wird für Spendeninformationengenutzt (5 Antworten)

C.4. Fragenblock 3: „Nein.“ (71 Antworten)

• Fast 50 % geben an gar kein Interesse am Spenden zu haben (33 Antworten). Einigegeben zusätzlich an zu faul zu sein (20 Antworten).

• 26 Personen hatten keine Zeit und fast 25 % geben an nicht zu wissen wie sie helfenkönnen/sollen (17 Antworten)

• Insgesamt ist die Begeisterung zu helfen nicht sehr ausschlaggebend. Nur 8 Personenmöchten auf jeden Fall helfen, wohingegen 22 „Nein, sicher nicht“ angeben. Der Mit-telwert liegt bei „3“ , also eher im negierenden Bereich. Trotzdem geben 24 Personen andurchaus helfen zu wollen.

• Fast alle geben an sich im Internet/durch Google und auf sozialen Netzwerken über dasVorgehen zum helfen/spenden zu informieren.

• Die Meisten möchten gerne direkt/lokal/vor Ort tätig werden, um zu wissen, wohin ihreSpenden kommen und den direkten Kontakt mit den Flüchtlingen zu haben

• Offizielle Organisationen (UNICEF etc.) sowie Kontakt zu den Flüchtlingsheimen undunter anderem Anlaufstellen in Organisationen wie Universitäten oder Verwaltungenwerden auch als Informationsquelle genannt

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C.5. Fragenblock 4: Kennen Sie Webseiten/Plattformen? (79 Antworten)

• Fast alle geben an keine Webseiten oder Plattformen zur Vernetzung/Hilfe von Flücht-lingen zu kennen

• Ein paar geben Facebook und Netzwerke über Einrichtungen wie die Universität oderHilfsorganisationen (AWO, Amnesty International, Caritas etc.) an

• www.refugees-welcome-siegen.de

• www.nw-f.de

• www.fluechtlinge-willkommen.de

• Jugend rettet, Start with a friend

• www.sea-watch.org

• www.fluechtlinge-willkomen-in-duesseldorf.de

• Interessant: Alle angegebenen bekannten Seiten vernetzen nicht direkt mit Flüchtlingen,obwohl die Meisten eher lokal/vor Ort tätig werden wollen.

C.6. Fragenblock 5: Meinung zur Idee der vernetzenden Plattform

• „Generell fehlen meiner Meinung nach Fachkräfte wie Lehrer und Übersetzer. Danngestaltet sich der Umgang mit den Menschen viel einfacher“

• „Es sollten vor allem Bedürftige unterstützt werden.“

• „Schaut unbedingt in verschiedenen Unterkünften vorbei um euch selbst ein Bild zu ma-chen. Ich kann mir vorstellen, dass die Situation von Zeit zu Zeit und von Unterkunft zuUnterkunft sehr verschieden sein kann. Auch die Art der Unterkünfte unterscheidet sich.In manchen sind nur allein angereiste Jugendliche, in manchen Familien und einzelneMenschen. Ggf. macht eine Lösung für eine bestimmte dieser Gruppen Sinn.“

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D. Use-Case-Diagramme

Abbildung 1: Interaktionsmöglichkeiten auf der Plattform.

Abbildung 2: Interaktionsmöglichkeiten beim Login.

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Abbildung 3: Interaktionsmöglichkeiten mit Angeboten.

Abbildung 4: Interaktionsmöglichkeiten mit Nachfragen.

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Abbildung 5: Interaktionsmöglichkeiten mit der Community.

Abbildung 6: Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Benutzern.

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E. Readme zum Prototypen

Die Startseite des Prototyp ist unter folgendem Link erreichbar: StartseiteAuf die Anmeldeseite gelangt man hier: Login

E.1. Bedienung

Auf der geöffneten Website des Prototypen ist es möglich über ein halbtransparentes Dreieckam linken oberen Rand auf alle Seiten des Prototypen wahlfrei zuzugreifen.

Einige Funktionen sind im Prototypen nicht umgesetzt.

E.2. Logindaten

Es wurde ein Login für die beiden zuvor erwähnten Benutzer angelegt.

Name: Dirk BauerE-Mail: [email protected]: geheim

Name: Samira AmanE-Mail:[email protected]: geheim2

Durch einen Klick auf das cope-Logo kann von der Anmeldeseite auch ohne Login auf dieHauptseite gewechselt werden.

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F. Prototyp

Abbildung 7: Einstiegsseite (später soll hier ein Video eingebunden werden, welches die Vorteile der Seite für dieBenutzer zeigt.)

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Abbildung 8: Übersichtsseite der Anfragen

Abbildung 9: Benutzerprofil

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Abbildung 10: Übersichtsseite der Community

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Abbildung 11: Anfrage/Angebot erstellen

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Abbildung 12: Anfrage/Angebot übersetzen