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9 Bund der Freien Waldorfschulen Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik Blickpunkt

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Bund der Freien Waldorfschulen Bund der Freien Waldorfschulen

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Bund der FreienWaldorfschulen

Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

Herausgeber:Bund der Freien WaldorfschulenPresse- und ÖffentlichkeitsarbeitVerantwortlich: Henning Kullak-UblickKaiser-Wilhelm-Str. 89, 20355 HamburgTelefon 040 . 34107699-0, Fax [email protected], waldorfschule.defacebook.com/waldorfschuleStand: Juli 2019

Redaktion: Henning Kullak-UblickGestaltung: www.lierl.de, Fotos: www.lottefischer.de

Blickpunkt Bestellungen: waldorfschule-shop.de

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Gedruckt auf Blauer-Engel-Recyclingpapier(gemäß RAL-UZ 14)BP_9/7.2019_20.000

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le6 Lehrer*innenbildung

radikal erneuernLehrer*innenbildung ist weit mehr als die selbstverständ-lich notwendige fachliche Kompetenz. Lehrer*in-Sein er-fordert die Fähigkeit, den Schüler*innen schnell, kreativ,empathisch und situativ ganz unterschiedlich Orientierungzu geben und Mut zu machen. Deshalb müssen werdendeLehrer*innen als wesentlichen Teil ihrer Ausbildung ihrekreativen Möglichkeiten kennen und erweitern lernen,ihre Persönlichkeit und ihre Empathiefähigkeit stärkenund grundlegende diagnostische Kenntnisse erwerben.Pädagogik bedarf der wissenschaftlichen Fundierung undReflexion, im Vollzug ist sie aber eine Kunst, die nur übenderworben werden kann.

n Der BdFWS fordert ein Umdenken in der Lehrer*innen -bildung: von der Reduktion auf die Fachlichkeit zu einerKunst des Lehrens, die Kopf, Herz und Hand gleicherma-ßen anspricht und entwickelt.

7 Vielfalt fördern –Kulturmonopole abbauen

Dass Monokulturen zur Verarmung führen, Vielfalt hin-gegen zu einer lebendigen Entwicklung, ist eine Erkennt-nis, die für Kultur nicht weniger zutrifft als für die Natur.Trotz dieser offensichtlichen Tatsache wird im deutschenSchulwesen weiterhin einer Standardisierung das Wort geredet, die nicht etwa einen Anspruch auf zusätzlicheFörderung aufgrund von definierten Mindeststandards definiert, sondern Regelstandards setzt, die häufig nichtnur im Widerspruch zur pädagogischen Praxis stehen son-dern diese regelrecht konterkarieren. Der Anspruch, mitsolchen Instrumenten in die fachliche und pädagogischeFreiheit der Lehrenden einzugreifen, geht über die selbst-verständlich sinnvolle Rechtsaufsicht des Staates weit hinaus und ist ein Relikt aus einem autoritären Staats -verständnis, welches Schule als Erziehungsanstalt für dieBedürfnisse des Staates – heute auch der Wirtschaft – versteht statt als Ort einer umfassenden Fähigkeiten -bildung aller.

pädagogischen Herausforderungen der Gegenwart undbedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, welcher die obenaufgeführten Fähigkeiten ebenso berücksichtigt wie diealterstypischen Formen der Weltaneignung in der Kind-heit und Jugend. Dazu bedarf es eines stark erweitertenBegriffs der Medienkompetenz, der die ganze Vielfaltmedialer Kommunikationsmöglichkeiten umfasst, vomHören, Schreiben, Lesen, Recherchieren, Quellenfor-schung bis zu künstlerischen Ausdrucksformen wie demZeichnen, Malen, Musizieren und dem Theater. Weitergehört ein elementares Verständnis der angewandtenTechnologien, der darin sich ausdrückenden Denkfor-men und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen zueinem Mediencurriculum, das seinen Namen verdient.Eine medienübergreifende, erfahrungsgestützte Urteils-fähigkeit ist die Basis der Medienmündigkeit.

� Der BdFWS fordert eine ganzheitliche Medienerzie-hung, welche eine bewusste, altersbezogene Balancevon digitalen Technologien und ihrer Anwendung mitanalogen, haptischen, sinnlichen, sozialen und intellek-tuellen Erfahrungen herstellt. Dazu gehören grund -legende Fortbildungsangebote für Lehrer*innen allerAltersstufen.

5 Inklusion – Eine Schule für alle ist kein Sparmodell

Inklusion ist eine gesellschaftliche Idee, die einen Prozess des Umdenkens, „Umfühlens“ und Umlernensnotwendig macht. Sie lässt sich nicht verordnen, aberum sich überhaupt entfalten zu können, braucht sie eineinfrastrukturelle Basis, die das auf Selektion aufgebauteSchulwesen vollständig überwindet.

� Der BdFWS fordert zusätzliche Finanzhilfen für dieFortbildung aller Lehrer*innen, für therapeutische För-dermaßnahmen und für nötige bauliche Investitionen.

� Der BdFWS fordert einen grundlegenden Paradig-menwechsel im hierarchischen Verhältnis von staat -licher Schulaufsicht und einzelner Schule. Dem Ver-ständnis der staatlichen Schule als „Regelschule“ setzter die Idee eines gestalteten Pluralismus entgegen.„Gestaltet“ heißt hier, dass die staatlichen Organe sichauf die Rechtsaufsicht konzentrieren und die inhaltlicheAusgestaltung des Schullebens – einschließlich derschulübergreifenden Absprachen (Mindeststandards,gemeinsame curriculare Ziele für bestimmte Klassen-stufen, Leistungsnachweise etc.) – den Handelnden vorOrt überlassen. Das oft gerühmte Innovationspotenzial der Schulen in freier Trägerschaft geht unmittelbar aufdie Praxis und Erfahrung mit dem gestalteten Pluralis-mus zurück. Von den Erfahrungen der Waldorfschulenin der Selbstorganisation sollten alle Schulen prof i-t ieren können.

Mit 88.000 Schüler*innen repräsentieren die Waldorf-schulen die Schüler*innenzahl eines der kleineren Bun-desländer. Rechnet man die weiteren Schulen in freieroder konfessioneller Trägerschaft hinzu, wird deutlich,dass bereits der Begriff der „Ersatzschule“ historischüberholt ist. Es wird Zeit, Schule nicht mehr über denTräger, sondern über ihr jeweiliges pädagogisches Profil und die daraus resultierende Praxis als Teil eines lebendigen, diskursiven und zukunftsoffenen Systems„Bildung“ zu verstehen. Die hier aufgeführten „7 Kern-forderungen“ sind ein Beitrag zu diesem notwendigenDiskurs über Schule in der Zivilgesellschaft.

1) Artikel 26 (Recht auf Bildung), Absatz 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschen-rechte: Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung. Der Unterricht muss wenigstens in denElementar- und Grundschulen unentgeltlich sein. Der Elementarunterricht ist obligato-risch. Fachlicher und beruflicher Unterricht soll allgemein zugänglich sein; die höherenSchulen sollen allen nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten und Leistungen in gleicher Weiseoffenstehen. Absatz 3: In erster Linie haben die Eltern das Recht, die Art der ihren Kindern zuteil werdenden Bildung zu bestimmen.

Blickpunkt ist eine Publikation, die in unregelmäßigen Abständen kurz und knappüber Waldorfschulen und WaldorfpädagogikAuskunft gibt.

Bisher erschienen:

Blickpunkt 1: Was bedeutet Waldorf-schule ? Eine Orientierung

Blickpunkt 2: Die Wissenschaftlichkeit der Lehrerbildung an Waldorfschulen

Blickpunkt 3: Lehrerbildung anHochschulen und Seminaren im Bund der Freien Waldorfschulen

Blickpunkt 4: Waldorflehrer werden –Bildung fürs Leben

Blickpunkt 5: Prüfungen und Abschlüsse an Waldorfschulen

Blickpunkt 6: Erlebnispäda-gogik und Waldorfschulen –mit allen Sinnen Mensch werden

Blickpunkt 7: 21 Fragen – oder was Sie schon immer über die Waldorfschule wissen wollten ...

Blickpunkt 8: Waldorfpäda-gogik und Inklusion

Blickpunkt 9: Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

Blickpunkt 10: Salutogenese –gesundheitsfördernde Erziehung an Waldorfschulen

Blickpunkt 11: Eltern an der Waldorfschule

In English:

Perspectives 1: Steiner/Waldorf Education – A Short Guide

Perspectives 7: Frequently Asked Question about Steiner/Waldorf Schools

Die Wissenschaftlichkeitder Lehrerbildung an Waldorfschulen

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Bund der Freien Waldorfschulen Bund der Freien Waldorfschulen

1 Recht auf umfassende Bildung für jedes Kind

Das Recht auf Bildung markiert ein Menschenrecht, an dem sich alle schulpolitischen Entscheidungen zuorientieren haben.

� Der BdFWS (Bund der Freien Waldorfschulen) for-dert, das Recht auf selektionsfreie Bildung im deutschenGrundgesetz ausdrücklich zu verankern. Der Schul-pflicht ist dieser Rechtsanspruch eines jeden Kindes gegenüberzustellen.

Das Recht auf Bildung ist Teil der Charta der Menschen-rechte der Vereinten Nationen1 und die Antwort der Zivilgesellschaft auf einen Bildungsbegriff, der dieSchüler*innen zu Objekten vorgegebener Ziele macht,statt in ihnen wahrnehmende, fühlende und handelndeSubjekte ihrer sich bildenden Lebenserfahrung in viel-fältigen Formen der Weltbegegnung zu erkennen.

2 Freiheit in der Bildung

Wer handelt, übernimmt Verantwortung. Wer pädago-gisch handelt, erhält diese Verantwortung von den Eltern, der Gesellschaft und dem Staat übertragen, über-nimmt sie aber vor allem gegenüber den Kindern undJugendlichen, mit denen er oder sie arbeitet. LebendigePädagogik entsteht nur, wenn sich die Lehrer*innen alsGestalter und Begleiter eines aktiven Lernprozesses ver-stehen, nicht als Ausführende extern vorgegebenerStandards oder Curricula.

� Der BdFWS fordert deshalb Autonomie aller Schulenin der Gestaltung ihrer Profile und deren Umsetzung,ihrer personellen Ausstattung sowie der Verwendungihrer Budgets.

Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

Der Bund der Freien Waldorfschulen legt mit den „Sie-ben Kernforderungen an die Bildungspolitik“ Wegmar-ken für ein Schulwesen vor, das die Professionalität vonLehrer*innen bei der Bewältigung dieser Aufgabenebenso ernst nimmt wie die Mündigkeit der Eltern. DieWaldorfschulen ver fügen wie viele anderen Schulen infreier Trägerschaft über eine lange Erfahrung in derSelbstorgani sation von Schule und der Zusammenarbeitmit Eltern. Zahlreiche Ideen, die später auch von staat-lich-kommunalen Schulen aufgegriffen wurden, ver-danken sich der Flexibilität und Innovationskraft, mitdenen unabhängige Schulen auf neue pädagogischeHerausforderungen reagieren können.

Immer mehr Eltern entscheiden sich für eine Schule infreier Trägerschaft, was gelegentlich zu dem kritischenEinwand führt, dadurch werde ein Zweiklassensystemgefördert, in welchem Kinder aus wohlhabenderen Familien eine „Privat“-Schule besuchen könnten, wäh-rend der „Rest“ auf eine staatliche Schule angewiesensei. So berechtigt diese Sorge ist: Sie beschreibt nichtsanderes als die Wirkungen einer Schulgesetzgebung,die eine künstliche Trennungslinie zwischen Schulen in staatlicher und freier Trägerschaft zieht, indem sieden freien Schulen eine gleichberechtigte Finanzierungvorenthält. Pädagogische Initiative in sozioökonomischbenachteiligten Stadtteilen oder dünn besiedelten Regionen wird durch dieses Zweiklassensystem in derFinanzierung außerordentlich erschwert: Eltern vonKindern, die eine freie Schule besuchen, finanzieren dasSchulwesen wie alle anderen Steuerzahler auch, müs-sen sich aber zusätzlich um die gesetzlich verordneteUnter finanzierung der eigenen Schule kümmern.

Jedes Kind ein Könner – Schule in der Zivilgesellschaft

Freiheit und Verantwortung sindzwei Grundpfeiler der Zivilgesell-schaft. Aus bürgerschaftlichemEngagement entstehen neue, amGemeinwohl orientierte Organi-sationsformen als dritte Säulezwischen staatlichen Institutio-nen und profitorientierten Unter-nehmen. Die Freien Waldorf-schulen verstehen sich mit ande-ren Schulen in freier Trägerschaftin diesem Sinne als Protagonis-ten eines Schulwesens, das jen-

seits von staatlichen, ökonomischen oder ideologischen In-teressen die Fähigkeiten bildung jedes einzelnen Kindes inden Mittelpunkt stellt.

Unsere Schulen stehen vor Herausforderungen wie niezuvor. Zahlreiche gesellschaftliche, soziale, demogra -fische und technologische Entwicklungen verändern mitzunehmender Geschwindigkeit das Leben der Kinderund Jugendlichen und bedürfen pädagogischer Ant -worten. Um diesen Herausforderungen entsprechen zu können, brauchen wir Schulen, die allen Schüler*innenoffenstehen und deren Lehrer*innen flexibel auf ihre Bedürfnisse eingehen können. Die praktische Umset-zung dieser Herausforderungen erfordert neue Schulfor-men, die von der Könnerschaft jedes einzelnen Kindesausgehen und unser auf Selektion ausgerichtetes Schul-wesen zugunsten einer Kultur des gemeinsamen undindividu ellen Lernens hinter sich lassen.

Internationale Bildungsvergleiche zeigen auf, dass derBildungserfolg junger Menschen in Deutschland ineinem Maß von der sozialen Herkunft abhängt wie sonstin keinem anderen vergleichbaren Land. Durch eineStärkung der freien, zivilgesellschaftlichen Schulen wer-den die sozioökonomischen Unterschiede abgebaut undmehr Chancengleichheit für junge Menschen geschaf-fen. Hierfür muss der Schulsektor in einem deutlich hö-heren Maß für bürgerschaftliches Engagement geöffnetwerden, was die Gründung von Schulen in sozio -ökonomisch benachteiligten Stadtteilen einschließt. Dass das in der Praxis funktioniert, zeigen die meistenskandinavischen Länder und die Niederlande, in denenalle Familien die freie Wahl zwischen verschiedenenSchulen haben, ohne dafür mit hohen Schulgeldzahlun-gen bestraft zu werden. So entsteht ein produktiverWettbewerb, der nichts mit den Einkommen der Eltern,aber umso mehr mit pädagogischer Gestaltungsfreiheitzu tun hat und dadurch allen Schulen zugutekommt.

In einer aufgeklärten Gesellschaft kann niemand einen Monopolanspruch im Bildungswesen für sich beanspru-chen. Vielmehr kommt es auf die Förderung der Zusam-menarbeit von Eltern und Lehrer*innen an, ohne die die pädagogischen Herausforderungen der Gegenwartund Zukunft nicht zu bewältigen sind. Die „Elternstudie2019“ belegt eindrücklich, dass die hier formulierten „7 Kernforderungen“ von einem breiten gesellschaftli-chen Konsens getragen sind.

Vorstand Bund der Freien WaldorfschulenNele Auschra, Thorsten Feles, Stefan Grosse, Hans-Georg Hutzel, Henning Kullak-Ublick, Thomas Lutze-Rodenbusch, Eva WörnerStuttgart, Juni 2019

3 Chancengleichheit durch freie Schulwahl

Chancengleichheit entsteht durch Chancenvielfalt –alle Familien sollen eine Wahl zwischen unterschiedli-chen Schulen für ihre Kinder haben. Diese Wahl mussunabhängig von der Finanzkraft der Eltern getroffenwerden können. Die Schulgesetzgebung der Bundes-länder fördert ein Zweiklassensystem, indem sie diefreien Schulen durch unzureichende Finanz hilfen zurErhebung von Schulgeld zwingt und dadurch bewusstHürden für einen ungehinderten Zugang schafft – unddies trotz der Solidargemeinschaften von Eltern undLehrer*innen, die Kindern aus einkommensschwäche-ren Familien den Zugang zu ihrer Schule offenhalten zu können. Die innovativen Ideen der freien Schulenwerden gerne und oft kopiert, Eltern und Lehrer*innendieser Schulen werden jedoch für ihr gesellschaftlichesEngagement abgestraft.

� Der BdFWS fordert: Die Finanzmittel folgen dem Elternwillen durch die Auszahlung einer Schüler*innen-kopfpauschale an die Schule ihrer Wahl. Durch variableAnteile der Pauschalen soll pädagogische Initiative auchin sozial benachteiligten Gebieten ermutigt werden undeinen produktiven, weil nicht einkommensabhängigenWettbewerb beflügeln.

4Mündigkeit in einer digitalisierten Welt

Die Erkenntnis, dass Mündigkeit weit mehr ist als bloßeFunktionskompetenz, gehört zu den fundamentalenEinsichten der Aufklärung. Sie beruht auf der Fähig-keit, das eigene Denken, Fühlen, Wahrnehmen undHandeln in einen sinnvollen Zusammenhang zu brin-gen. Das gilt nicht weniger für den Umgang mit digita-len Technologien, die diese Fähigkeit bestenfalls unter-stützen, nicht aber ersetzen können, ohne damit dieMündigkeit selbst aufzugeben. Der Erwerb einer digita-len Mündigkeit gehört daher zu den fundamentalen

Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

„Welche Regierung die Beste sey? Diejenige, die uns lehrt, uns selbst zu regieren!“Johann Wolfgang von Goethe

Page 3: D 6radikal erneuern A usk nf tgib. Blickpunkt 1: Was ......Fo rtb ild un a eL h* ,fü p sc ö-d erm aß nhufü ö tig b lc I v s o . Der BdFWS fordert einen grundlegenden Paradig -

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1 Recht auf umfassende Bildung für jedes Kind

Das Recht auf Bildung markiert ein Menschenrecht, an dem sich alle schulpolitischen Entscheidungen zuorientieren haben.

� Der BdFWS (Bund der Freien Waldorfschulen) for-dert, das Recht auf selektionsfreie Bildung im deutschenGrundgesetz ausdrücklich zu verankern. Der Schul-pflicht ist dieser Rechtsanspruch eines jeden Kindes gegenüberzustellen.

Das Recht auf Bildung ist Teil der Charta der Menschen-rechte der Vereinten Nationen1 und die Antwort der Zivilgesellschaft auf einen Bildungsbegriff, der dieSchüler*innen zu Objekten vorgegebener Ziele macht,statt in ihnen wahrnehmende, fühlende und handelndeSubjekte ihrer sich bildenden Lebenserfahrung in viel-fältigen Formen der Weltbegegnung zu erkennen.

2 Freiheit in der Bildung

Wer handelt, übernimmt Verantwortung. Wer pädago-gisch handelt, erhält diese Verantwortung von den Eltern, der Gesellschaft und dem Staat übertragen, über-nimmt sie aber vor allem gegenüber den Kindern undJugendlichen, mit denen er oder sie arbeitet. LebendigePädagogik entsteht nur, wenn sich die Lehrer*innen alsGestalter und Begleiter eines aktiven Lernprozesses ver-stehen, nicht als Ausführende extern vorgegebenerStandards oder Curricula.

� Der BdFWS fordert deshalb Autonomie aller Schulenin der Gestaltung ihrer Profile und deren Umsetzung,ihrer personellen Ausstattung sowie der Verwendungihrer Budgets.

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Der Bund der Freien Waldorfschulen legt mit den „Sie-ben Kernforderungen an die Bildungspolitik“ Wegmar-ken für ein Schulwesen vor, das die Professionalität vonLehrer*innen bei der Bewältigung dieser Aufgabenebenso ernst nimmt wie die Mündigkeit der Eltern. DieWaldorfschulen ver fügen wie viele anderen Schulen infreier Trägerschaft über eine lange Erfahrung in derSelbstorgani sation von Schule und der Zusammenarbeitmit Eltern. Zahlreiche Ideen, die später auch von staat-lich-kommunalen Schulen aufgegriffen wurden, ver-danken sich der Flexibilität und Innovationskraft, mitdenen unabhängige Schulen auf neue pädagogischeHerausforderungen reagieren können.

Immer mehr Eltern entscheiden sich für eine Schule infreier Trägerschaft, was gelegentlich zu dem kritischenEinwand führt, dadurch werde ein Zweiklassensystemgefördert, in welchem Kinder aus wohlhabenderen Familien eine „Privat“-Schule besuchen könnten, wäh-rend der „Rest“ auf eine staatliche Schule angewiesensei. So berechtigt diese Sorge ist: Sie beschreibt nichtsanderes als die Wirkungen einer Schulgesetzgebung,die eine künstliche Trennungslinie zwischen Schulen in staatlicher und freier Trägerschaft zieht, indem sieden freien Schulen eine gleichberechtigte Finanzierungvorenthält. Pädagogische Initiative in sozioökonomischbenachteiligten Stadtteilen oder dünn besiedelten Regionen wird durch dieses Zweiklassensystem in derFinanzierung außerordentlich erschwert: Eltern vonKindern, die eine freie Schule besuchen, finanzieren dasSchulwesen wie alle anderen Steuerzahler auch, müs-sen sich aber zusätzlich um die gesetzlich verordneteUnter finanzierung der eigenen Schule kümmern.

Jedes Kind ein Könner – Schule in der Zivilgesellschaft

Freiheit und Verantwortung sindzwei Grundpfeiler der Zivilgesell-schaft. Aus bürgerschaftlichemEngagement entstehen neue, amGemeinwohl orientierte Organi-sationsformen als dritte Säulezwischen staatlichen Institutio-nen und profitorientierten Unter-nehmen. Die Freien Waldorf-schulen verstehen sich mit ande-ren Schulen in freier Trägerschaftin diesem Sinne als Protagonis-ten eines Schulwesens, das jen-

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Unsere Schulen stehen vor Herausforderungen wie niezuvor. Zahlreiche gesellschaftliche, soziale, demogra -fische und technologische Entwicklungen verändern mitzunehmender Geschwindigkeit das Leben der Kinderund Jugendlichen und bedürfen pädagogischer Ant -worten. Um diesen Herausforderungen entsprechen zu können, brauchen wir Schulen, die allen Schüler*innenoffenstehen und deren Lehrer*innen flexibel auf ihre Bedürfnisse eingehen können. Die praktische Umset-zung dieser Herausforderungen erfordert neue Schulfor-men, die von der Könnerschaft jedes einzelnen Kindesausgehen und unser auf Selektion ausgerichtetes Schul-wesen zugunsten einer Kultur des gemeinsamen undindividu ellen Lernens hinter sich lassen.

Internationale Bildungsvergleiche zeigen auf, dass derBildungserfolg junger Menschen in Deutschland ineinem Maß von der sozialen Herkunft abhängt wie sonstin keinem anderen vergleichbaren Land. Durch eineStärkung der freien, zivilgesellschaftlichen Schulen wer-den die sozioökonomischen Unterschiede abgebaut undmehr Chancengleichheit für junge Menschen geschaf-fen. Hierfür muss der Schulsektor in einem deutlich hö-heren Maß für bürgerschaftliches Engagement geöffnetwerden, was die Gründung von Schulen in sozio -ökonomisch benachteiligten Stadtteilen einschließt. Dass das in der Praxis funktioniert, zeigen die meistenskandinavischen Länder und die Niederlande, in denenalle Familien die freie Wahl zwischen verschiedenenSchulen haben, ohne dafür mit hohen Schulgeldzahlun-gen bestraft zu werden. So entsteht ein produktiverWettbewerb, der nichts mit den Einkommen der Eltern,aber umso mehr mit pädagogischer Gestaltungsfreiheitzu tun hat und dadurch allen Schulen zugutekommt.

In einer aufgeklärten Gesellschaft kann niemand einen Monopolanspruch im Bildungswesen für sich beanspru-chen. Vielmehr kommt es auf die Förderung der Zusam-menarbeit von Eltern und Lehrer*innen an, ohne die die pädagogischen Herausforderungen der Gegenwartund Zukunft nicht zu bewältigen sind. Die „Elternstudie2019“ belegt eindrücklich, dass die hier formulierten „7 Kernforderungen“ von einem breiten gesellschaftli-chen Konsens getragen sind.

Vorstand Bund der Freien WaldorfschulenNele Auschra, Thorsten Feles, Stefan Grosse, Hans-Georg Hutzel, Henning Kullak-Ublick, Thomas Lutze-Rodenbusch, Eva WörnerStuttgart, Juni 2019

3 Chancengleichheit durch freie Schulwahl

Chancengleichheit entsteht durch Chancenvielfalt –alle Familien sollen eine Wahl zwischen unterschiedli-chen Schulen für ihre Kinder haben. Diese Wahl mussunabhängig von der Finanzkraft der Eltern getroffenwerden können. Die Schulgesetzgebung der Bundes-länder fördert ein Zweiklassensystem, indem sie diefreien Schulen durch unzureichende Finanz hilfen zurErhebung von Schulgeld zwingt und dadurch bewusstHürden für einen ungehinderten Zugang schafft – unddies trotz der Solidargemeinschaften von Eltern undLehrer*innen, die Kindern aus einkommensschwäche-ren Familien den Zugang zu ihrer Schule offenhalten zu können. Die innovativen Ideen der freien Schulenwerden gerne und oft kopiert, Eltern und Lehrer*innendieser Schulen werden jedoch für ihr gesellschaftlichesEngagement abgestraft.

� Der BdFWS fordert: Die Finanzmittel folgen dem Elternwillen durch die Auszahlung einer Schüler*innen-kopfpauschale an die Schule ihrer Wahl. Durch variableAnteile der Pauschalen soll pädagogische Initiative auchin sozial benachteiligten Gebieten ermutigt werden undeinen produktiven, weil nicht einkommensabhängigenWettbewerb beflügeln.

4Mündigkeit in einer digitalisierten Welt

Die Erkenntnis, dass Mündigkeit weit mehr ist als bloßeFunktionskompetenz, gehört zu den fundamentalenEinsichten der Aufklärung. Sie beruht auf der Fähig-keit, das eigene Denken, Fühlen, Wahrnehmen undHandeln in einen sinnvollen Zusammenhang zu brin-gen. Das gilt nicht weniger für den Umgang mit digita-len Technologien, die diese Fähigkeit bestenfalls unter-stützen, nicht aber ersetzen können, ohne damit dieMündigkeit selbst aufzugeben. Der Erwerb einer digita-len Mündigkeit gehört daher zu den fundamentalen

Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

„Welche Regierung die Beste sey? Diejenige, die uns lehrt, uns selbst zu regieren!“Johann Wolfgang von Goethe

Page 4: D 6radikal erneuern A usk nf tgib. Blickpunkt 1: Was ......Fo rtb ild un a eL h* ,fü p sc ö-d erm aß nhufü ö tig b lc I v s o . Der BdFWS fordert einen grundlegenden Paradig -

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Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

Herausgeber:Bund der Freien WaldorfschulenPresse- und ÖffentlichkeitsarbeitVerantwortlich: Henning Kullak-UblickKaiser-Wilhelm-Str. 89, 20355 HamburgTelefon 040 . 34107699-0, Fax [email protected], waldorfschule.defacebook.com/waldorfschuleStand: Juli 2019

Redaktion: Henning Kullak-UblickGestaltung: www.lierl.de, Fotos: www.lottefischer.de

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6 Lehrer*innenbildungradikal erneuern

Lehrer*innenbildung ist weit mehr als die selbstverständ-lich notwendige fachliche Kompetenz. Lehrer*in-Sein er-fordert die Fähigkeit, den Schüler*innen schnell, kreativ,empathisch und situativ ganz unterschiedlich Orientierungzu geben und Mut zu machen. Deshalb müssen werdendeLehrer*innen als wesentlichen Teil ihrer Ausbildung ihrekreativen Möglichkeiten kennen und erweitern lernen,ihre Persönlichkeit und ihre Empathiefähigkeit stärkenund grundlegende diagnostische Kenntnisse erwerben.Pädagogik bedarf der wissenschaftlichen Fundierung undReflexion, im Vollzug ist sie aber eine Kunst, die nur übenderworben werden kann.

n Der BdFWS fordert ein Umdenken in der Lehrer*innen -bildung: von der Reduktion auf die Fachlichkeit zu einerKunst des Lehrens, die Kopf, Herz und Hand gleicherma-ßen anspricht und entwickelt.

7 Vielfalt fördern –Kulturmonopole abbauen

Dass Monokulturen zur Verarmung führen, Vielfalt hin-gegen zu einer lebendigen Entwicklung, ist eine Erkennt-nis, die für Kultur nicht weniger zutrifft als für die Natur.Trotz dieser offensichtlichen Tatsache wird im deutschenSchulwesen weiterhin einer Standardisierung das Wort geredet, die nicht etwa einen Anspruch auf zusätzlicheFörderung aufgrund von definierten Mindeststandards definiert, sondern Regelstandards setzt, die häufig nichtnur im Widerspruch zur pädagogischen Praxis stehen son-dern diese regelrecht konterkarieren. Der Anspruch, mitsolchen Instrumenten in die fachliche und pädagogischeFreiheit der Lehrenden einzugreifen, geht über die selbst-verständlich sinnvolle Rechtsaufsicht des Staates weit hinaus und ist ein Relikt aus einem autoritären Staats -verständnis, welches Schule als Erziehungsanstalt für dieBedürfnisse des Staates – heute auch der Wirtschaft – versteht statt als Ort einer umfassenden Fähigkeiten -bildung aller.

pädagogischen Herausforderungen der Gegenwart undbedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, welcher die obenaufgeführten Fähigkeiten ebenso berücksichtigt wie diealterstypischen Formen der Weltaneignung in der Kind-heit und Jugend. Dazu bedarf es eines stark erweitertenBegriffs der Medienkompetenz, der die ganze Vielfaltmedialer Kommunikationsmöglichkeiten umfasst, vomHören, Schreiben, Lesen, Recherchieren, Quellenfor-schung bis zu künstlerischen Ausdrucksformen wie demZeichnen, Malen, Musizieren und dem Theater. Weitergehört ein elementares Verständnis der angewandtenTechnologien, der darin sich ausdrückenden Denkfor-men und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen zueinem Mediencurriculum, das seinen Namen verdient.Eine medienübergreifende, erfahrungsgestützte Urteils-fähigkeit ist die Basis der Medienmündigkeit.

� Der BdFWS fordert eine ganzheitliche Medienerzie-hung, welche eine bewusste, altersbezogene Balancevon digitalen Technologien und ihrer Anwendung mitanalogen, haptischen, sinnlichen, sozialen und intellek-tuellen Erfahrungen herstellt. Dazu gehören grund -legende Fortbildungsangebote für Lehrer*innen allerAltersstufen.

5 Inklusion – Eine Schule für alle ist kein Sparmodell

Inklusion ist eine gesellschaftliche Idee, die einen Prozess des Umdenkens, „Umfühlens“ und Umlernensnotwendig macht. Sie lässt sich nicht verordnen, aberum sich überhaupt entfalten zu können, braucht sie eineinfrastrukturelle Basis, die das auf Selektion aufgebauteSchulwesen vollständig überwindet.

� Der BdFWS fordert zusätzliche Finanzhilfen für dieFortbildung aller Lehrer*innen, für therapeutische För-dermaßnahmen und für nötige bauliche Investitionen.

� Der BdFWS fordert einen grundlegenden Paradig-menwechsel im hierarchischen Verhältnis von staat -licher Schulaufsicht und einzelner Schule. Dem Ver-ständnis der staatlichen Schule als „Regelschule“ setzter die Idee eines gestalteten Pluralismus entgegen.„Gestaltet“ heißt hier, dass die staatlichen Organe sichauf die Rechtsaufsicht konzentrieren und die inhaltlicheAusgestaltung des Schullebens – einschließlich derschulübergreifenden Absprachen (Mindeststandards,gemeinsame curriculare Ziele für bestimmte Klassen-stufen, Leistungsnachweise etc.) – den Handelnden vorOrt überlassen. Das oft gerühmte Innovationspotenzial der Schulen in freier Trägerschaft geht unmittelbar aufdie Praxis und Erfahrung mit dem gestalteten Pluralis-mus zurück. Von den Erfahrungen der Waldorfschulenin der Selbstorganisation sollten alle Schulen prof i-t ieren können.

Mit 88.000 Schüler*innen repräsentieren die Waldorf-schulen die Schüler*innenzahl eines der kleineren Bun-desländer. Rechnet man die weiteren Schulen in freieroder konfessioneller Trägerschaft hinzu, wird deutlich,dass bereits der Begriff der „Ersatzschule“ historischüberholt ist. Es wird Zeit, Schule nicht mehr über denTräger, sondern über ihr jeweiliges pädagogisches Profil und die daraus resultierende Praxis als Teil eines lebendigen, diskursiven und zukunftsoffenen Systems„Bildung“ zu verstehen. Die hier aufgeführten „7 Kern-forderungen“ sind ein Beitrag zu diesem notwendigenDiskurs über Schule in der Zivilgesellschaft.

1) Artikel 26 (Recht auf Bildung), Absatz 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschen-rechte: Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung. Der Unterricht muss wenigstens in denElementar- und Grundschulen unentgeltlich sein. Der Elementarunterricht ist obligato-risch. Fachlicher und beruflicher Unterricht soll allgemein zugänglich sein; die höherenSchulen sollen allen nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten und Leistungen in gleicher Weiseoffenstehen. Absatz 3: In erster Linie haben die Eltern das Recht, die Art der ihren Kindern zuteil werdenden Bildung zu bestimmen.

Blickpunkt ist eine Publikation, die in unregelmäßigen Abständen kurz und knappüber Waldorfschulen und WaldorfpädagogikAuskunft gibt.

Bisher erschienen:

Blickpunkt 1: Was bedeutet Waldorf-schule ? Eine Orientierung

Blickpunkt 2: Die Wissenschaftlichkeit der Lehrerbildung an Waldorfschulen

Blickpunkt 3: Lehrerbildung anHochschulen und Seminaren im Bund der Freien Waldorfschulen

Blickpunkt 4: Waldorflehrer werden –Bildung fürs Leben

Blickpunkt 5: Prüfungen und Abschlüsse an Waldorfschulen

Blickpunkt 6: Erlebnispäda-gogik und Waldorfschulen –mit allen Sinnen Mensch werden

Blickpunkt 7: 21 Fragen – oder was Sie schon immer über die Waldorfschule wissen wollten ...

Blickpunkt 8: Waldorfpäda-gogik und Inklusion

Blickpunkt 9: Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

Blickpunkt 10: Salutogenese –gesundheitsfördernde Erziehung an Waldorfschulen

Blickpunkt 11: Eltern an der Waldorfschule

In English:

Perspectives 1: Steiner/Waldorf Education – A Short Guide

Perspectives 7: Frequently Asked Question about Steiner/Waldorf Schools

Die Wissenschaftlichkeitder Lehrerbildung an Waldorfschulen

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Lehrerbildung anHochschulen und Seminaren im Bund derFreien Waldorfschulen

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Was bedeutetWaldorfschule? Eine Orientierung

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Waldorflehrer werden – Bildung fürs Leben

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Prüfungen und Abschlüsse an Waldorfschulen

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Erlebnispädagogik und Waldorfschulen –mit allen Sinnen Mensch werden

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21 Fragen – oder wasSie schon immer überdie Waldorfschule wissen wollten ...

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Waldorfpädagogikund Inklusion

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Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

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T , Fax -9p , www.waldorfschule.dew

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Salutogenese –gesundheitsförderndeErziehung anWaldorfschulen

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Steiner/Waldorf Education – A Short Guide

Perspectives

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21 Frequently AskedQuestions about Steiner/Waldorf Schools

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Perspectives (english)

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Bund der Freien Waldorfschulen Bund der Freien Waldorfschulen

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Bund der FreienWaldorfschulen

Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

Herausgeber:Bund der Freien WaldorfschulenPresse- und ÖffentlichkeitsarbeitVerantwortlich: Henning Kullak-UblickKaiser-Wilhelm-Str. 89, 20355 HamburgTelefon 040 . 34107699-0, Fax [email protected], waldorfschule.defacebook.com/waldorfschuleStand: Juli 2019

Redaktion: Henning Kullak-UblickGestaltung: www.lierl.de, Fotos: www.lottefischer.de

Blickpunkt Bestellungen: waldorfschule-shop.de

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Gedruckt auf Blauer-Engel-Recyclingpapier(gemäß RAL-UZ 14)BP_9/7.2019_20.000

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6 Lehrer*innenbildungradikal erneuern

Lehrer*innenbildung ist weit mehr als die selbstverständ-lich notwendige fachliche Kompetenz. Lehrer*in-Sein er-fordert die Fähigkeit, den Schüler*innen schnell, kreativ,empathisch und situativ ganz unterschiedlich Orientierungzu geben und Mut zu machen. Deshalb müssen werdendeLehrer*innen als wesentlichen Teil ihrer Ausbildung ihrekreativen Möglichkeiten kennen und erweitern lernen,ihre Persönlichkeit und ihre Empathiefähigkeit stärkenund grundlegende diagnostische Kenntnisse erwerben.Pädagogik bedarf der wissenschaftlichen Fundierung undReflexion, im Vollzug ist sie aber eine Kunst, die nur übenderworben werden kann.

n Der BdFWS fordert ein Umdenken in der Lehrer*innen -bildung: von der Reduktion auf die Fachlichkeit zu einerKunst des Lehrens, die Kopf, Herz und Hand gleicherma-ßen anspricht und entwickelt.

7 Vielfalt fördern –Kulturmonopole abbauen

Dass Monokulturen zur Verarmung führen, Vielfalt hin-gegen zu einer lebendigen Entwicklung, ist eine Erkennt-nis, die für Kultur nicht weniger zutrifft als für die Natur.Trotz dieser offensichtlichen Tatsache wird im deutschenSchulwesen weiterhin einer Standardisierung das Wort geredet, die nicht etwa einen Anspruch auf zusätzlicheFörderung aufgrund von definierten Mindeststandards definiert, sondern Regelstandards setzt, die häufig nichtnur im Widerspruch zur pädagogischen Praxis stehen son-dern diese regelrecht konterkarieren. Der Anspruch, mitsolchen Instrumenten in die fachliche und pädagogischeFreiheit der Lehrenden einzugreifen, geht über die selbst-verständlich sinnvolle Rechtsaufsicht des Staates weit hinaus und ist ein Relikt aus einem autoritären Staats -verständnis, welches Schule als Erziehungsanstalt für dieBedürfnisse des Staates – heute auch der Wirtschaft – versteht statt als Ort einer umfassenden Fähigkeiten -bildung aller.

pädagogischen Herausforderungen der Gegenwart undbedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, welcher die obenaufgeführten Fähigkeiten ebenso berücksichtigt wie diealterstypischen Formen der Weltaneignung in der Kind-heit und Jugend. Dazu bedarf es eines stark erweitertenBegriffs der Medienkompetenz, der die ganze Vielfaltmedialer Kommunikationsmöglichkeiten umfasst, vomHören, Schreiben, Lesen, Recherchieren, Quellenfor-schung bis zu künstlerischen Ausdrucksformen wie demZeichnen, Malen, Musizieren und dem Theater. Weitergehört ein elementares Verständnis der angewandtenTechnologien, der darin sich ausdrückenden Denkfor-men und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen zueinem Mediencurriculum, das seinen Namen verdient.Eine medienübergreifende, erfahrungsgestützte Urteils-fähigkeit ist die Basis der Medienmündigkeit.

� Der BdFWS fordert eine ganzheitliche Medienerzie-hung, welche eine bewusste, altersbezogene Balancevon digitalen Technologien und ihrer Anwendung mitanalogen, haptischen, sinnlichen, sozialen und intellek-tuellen Erfahrungen herstellt. Dazu gehören grund -legende Fortbildungsangebote für Lehrer*innen allerAltersstufen.

5 Inklusion – Eine Schule für alle ist kein Sparmodell

Inklusion ist eine gesellschaftliche Idee, die einen Prozess des Umdenkens, „Umfühlens“ und Umlernensnotwendig macht. Sie lässt sich nicht verordnen, aberum sich überhaupt entfalten zu können, braucht sie eineinfrastrukturelle Basis, die das auf Selektion aufgebauteSchulwesen vollständig überwindet.

� Der BdFWS fordert zusätzliche Finanzhilfen für dieFortbildung aller Lehrer*innen, für therapeutische För-dermaßnahmen und für nötige bauliche Investitionen.

� Der BdFWS fordert einen grundlegenden Paradig-menwechsel im hierarchischen Verhältnis von staat -licher Schulaufsicht und einzelner Schule. Dem Ver-ständnis der staatlichen Schule als „Regelschule“ setzter die Idee eines gestalteten Pluralismus entgegen.„Gestaltet“ heißt hier, dass die staatlichen Organe sichauf die Rechtsaufsicht konzentrieren und die inhaltlicheAusgestaltung des Schullebens – einschließlich derschulübergreifenden Absprachen (Mindeststandards,gemeinsame curriculare Ziele für bestimmte Klassen-stufen, Leistungsnachweise etc.) – den Handelnden vorOrt überlassen. Das oft gerühmte Innovationspotenzial der Schulen in freier Trägerschaft geht unmittelbar aufdie Praxis und Erfahrung mit dem gestalteten Pluralis-mus zurück. Von den Erfahrungen der Waldorfschulenin der Selbstorganisation sollten alle Schulen prof i-t ieren können.

Mit 88.000 Schüler*innen repräsentieren die Waldorf-schulen die Schüler*innenzahl eines der kleineren Bun-desländer. Rechnet man die weiteren Schulen in freieroder konfessioneller Trägerschaft hinzu, wird deutlich,dass bereits der Begriff der „Ersatzschule“ historischüberholt ist. Es wird Zeit, Schule nicht mehr über denTräger, sondern über ihr jeweiliges pädagogisches Profil und die daraus resultierende Praxis als Teil eines lebendigen, diskursiven und zukunftsoffenen Systems„Bildung“ zu verstehen. Die hier aufgeführten „7 Kern-forderungen“ sind ein Beitrag zu diesem notwendigenDiskurs über Schule in der Zivilgesellschaft.

1) Artikel 26 (Recht auf Bildung), Absatz 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschen-rechte: Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung. Der Unterricht muss wenigstens in denElementar- und Grundschulen unentgeltlich sein. Der Elementarunterricht ist obligato-risch. Fachlicher und beruflicher Unterricht soll allgemein zugänglich sein; die höherenSchulen sollen allen nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten und Leistungen in gleicher Weiseoffenstehen. Absatz 3: In erster Linie haben die Eltern das Recht, die Art der ihren Kindern zuteil werdenden Bildung zu bestimmen.

Blickpunkt ist eine Publikation, die in unregelmäßigen Abständen kurz und knappüber Waldorfschulen und WaldorfpädagogikAuskunft gibt.

Bisher erschienen:

Blickpunkt 1: Was bedeutet Waldorf-schule ? Eine Orientierung

Blickpunkt 2: Die Wissenschaftlichkeit der Lehrerbildung an Waldorfschulen

Blickpunkt 3: Lehrerbildung anHochschulen und Seminaren im Bund der Freien Waldorfschulen

Blickpunkt 4: Waldorflehrer werden –Bildung fürs Leben

Blickpunkt 5: Prüfungen und Abschlüsse an Waldorfschulen

Blickpunkt 6: Erlebnispäda-gogik und Waldorfschulen –mit allen Sinnen Mensch werden

Blickpunkt 7: 21 Fragen – oder was Sie schon immer über die Waldorfschule wissen wollten ...

Blickpunkt 8: Waldorfpäda-gogik und Inklusion

Blickpunkt 9: Sieben Kernforderungen an die Bildungspolitik

Blickpunkt 10: Salutogenese –gesundheitsfördernde Erziehung an Waldorfschulen

Blickpunkt 11: Eltern an der Waldorfschule

In English:

Perspectives 1: Steiner/Waldorf Education – A Short Guide

Perspectives 7: Frequently Asked Question about Steiner/Waldorf Schools

Die Wissenschaftlichkeitder Lehrerbildung an Waldorfschulen

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Lehrerbildung anHochschulen und Seminaren im Bund derFreien Waldorfschulen

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