DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße...

11
DAAD - Abschlussbericht Im Laufe meines Studiums musste ich mehrere Praktika vorweisen, die ich an jeder beliebigen Schule ableisten konnte. Ich entschloss mich, eines im Ausland zu absolvieren, um die bereits gesammelten Erfahrungen an Schulen in Deutschland zu ergänzen. In der Zeit vom 1. April bis 28. Juni 2013 absolvierte ich deshalb ein Praktikum an der „Deutschen Schule Seoul International“ (DSSI) in Südkorea. Begünstigt wurde mein Entschluss aufgrund meiner koreanischen Herkunft, denn ich wollte einerseits Erfahrungen an einer Auslandsschule sammeln, andererseits auch meine eigene Herkunft erkunden. 1. Vorbereitung des Praktikums Glücklicherweise bewarb ich mich rechtzeitig bei der DSSI (Anfrage schon im Oktober 2012), denn die Praktikumsplätze sind dort sehr begehrt. Wer ein Praktikum im Ausland plant, sollte mit den Vorbereitungen mindestens ein halbes Jahr vor der Abreise beginnen, da viele der notwenigen Unterlagen, die eingereicht werden müssen, oftmals nicht sofort ausgestellt werden können. So benötigt man für die Bewerbung um ein Stipendium ebenso einige Zeit bis man alle Formulare und Bestätigungen zusammengestellt hat. Beim DAAD werden unterschiedliche Stipendien vergeben, die gut recherchiert werden müssen. Ich habe ein Kurzstipendium beantragt, da mein Praktikum genau 12 Wochen betrug. Neben Reisepass und Visum muss man zusätzlich einen Sprachkurs beantragen, der rechtzeitig belegt werden sollte. Ein Visum wird nur bei einem Aufenthalt von mehr als 90 Tagen benötigt. Für Münchener mit einem gültigen Reisepass kann dies ausschließlich in Frankfurt am Main persönlich oder auf dem Postweg beantragt werden. Da ich nach dem dreimonatigen Praktikum noch im Land reisen und Verwandte besuchen wollte, beantragte ich ein sog. Familien-Visum (F 4), mit Abb. 1: Das Seoul-Maskottchen "Haechi"

Transcript of DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße...

Page 1: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

DAAD - Abschlussbericht

Im Laufe meines Studiums musste

ich mehrere Praktika vorweisen,

die ich an jeder beliebigen Schule

ableisten konnte. Ich entschloss

mich, eines im Ausland zu

absolvieren, um die bereits

gesammelten Erfahrungen an

Schulen in Deutschland zu

ergänzen.

In der Zeit vom 1. April bis 28.

Juni 2013 absolvierte ich deshalb

ein Praktikum an der „Deutschen Schule Seoul International“ (DSSI) in Südkorea. Begünstigt

wurde mein Entschluss aufgrund meiner koreanischen Herkunft, denn ich wollte einerseits

Erfahrungen an einer Auslandsschule sammeln, andererseits auch meine eigene Herkunft

erkunden.

1. Vorbereitung des Praktikums

Glücklicherweise bewarb ich mich rechtzeitig bei der DSSI (Anfrage schon im Oktober

2012), denn die Praktikumsplätze sind dort sehr begehrt.

Wer ein Praktikum im Ausland plant, sollte mit den Vorbereitungen mindestens ein halbes

Jahr vor der Abreise beginnen, da viele der notwenigen Unterlagen, die eingereicht werden

müssen, oftmals nicht sofort ausgestellt werden können. So benötigt man für die Bewerbung

um ein Stipendium ebenso einige Zeit bis man alle Formulare und Bestätigungen

zusammengestellt hat.

Beim DAAD werden unterschiedliche Stipendien vergeben, die gut recherchiert werden

müssen. Ich habe ein Kurzstipendium beantragt, da mein Praktikum genau 12 Wochen betrug.

Neben Reisepass und Visum muss man zusätzlich einen Sprachkurs beantragen, der

rechtzeitig belegt werden sollte.

Ein Visum wird nur bei einem Aufenthalt von mehr als 90 Tagen benötigt. Für Münchener

mit einem gültigen Reisepass kann dies ausschließlich in Frankfurt am Main persönlich oder

auf dem Postweg beantragt werden. Da ich nach dem dreimonatigen Praktikum noch im Land

reisen und Verwandte besuchen wollte, beantragte ich ein sog. Familien-Visum (F 4), mit

Abb. 1: Das Seoul-Maskottchen "Haechi"

Page 2: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

dem man sich innerhalb von fünf Jahren zwei Jahre lang in Korea aufhalten kann. Dieses

Visum gilt für Nachkommen solcher Eltern, die die koreanische Staatsbürgerschaft abgelegt

haben, um die deutsche anzunehmen.

Neben der Beschaffung von Papieren ist es für Korea ratsam, sich gegen Hepatitis A und B

sowie gegen die japanische Grippe impfen zu lassen. Aufgrund der benötigten Zeitabstände

zwischen den einzelnen Impfungen (Hepatitis A benötigt drei Spritzen, die letzte 6 Monate

nach der ersten) ist es auch hier ratsam, diese rechtzeitig durchführen zu lassen. Die circa

53 Euro pro Spritze werden von den Krankenkassen leider nicht übernommen, einige Kassen

jedoch erstatten zumindest einen Anteil.

Für das Stipendium ist eine Beurteilung der Sprachkenntnisse des Gastlandes erforderlich,

daher sollte man rechtzeitig einen Sprachkurs absolvieren. Möchte man das Praktikum in

Korea machen ist es also ratsam, sich in der Landessprache verständigen zu können, denn der

Großteil der Koreaner spricht kein englisch. Meinen Sprachkurs belegte ich an der

Ludwig-Maximilian-Universität in München und schloss ihn mit einem Sprachtest ab. Es gibt

jedoch auch Volkshochschulen oder – wie in München und Berlin – koreanische Vereine, die

wöchentlich nachmittags Sprachkurse anbieten.

Eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen zu haben, ist auch sehr zu befürworten,

jedoch muss man gut recherchieren. Die HUK-Coburg beispielsweise versichert nicht für

Asien, die AOK nur, wenn man dort Mitglied ist, die Debeka lediglich für 90 Tage und der

ADAC ist für vier Monate preislich nicht zu empfehlen. Glücklicherweise konnte ich als

DAAD-Stipendiatin eine kombinierte Kranken-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung

über den Gruppenvertrag des DAAD mit der Continentale Krankenversicherung abschließen.

Meinen Flug hatte ich im Reisebüro Han (Frankfurt am Main) gebucht, da es dort oftmals

gute Angebote gibt. Ich hatte die Möglichkeit entweder einen Direktflüge (11 Stunden

Flugzeit) von München nach Korea für 640 Euro zu nehmen (leider nur für einen

dreimonatigen Aufenthalt) oder einen Direktflug mit zwei Gepäckstücken je 23 kg. Ich bekam

letzteren für 800 Euro und war sehr froh über das zusätzliche zweite Gepäckstück, denn es

war bei meiner Ankunft in Südkorea noch etwas kühl, und so konnte ich Bekleidung sowohl

für wärmere als auch kühlere Tage einpacken.

In Hinblick auf Zahlungsmittel, empfehle ich die Anschaffung einer Visakarte und würde

aufgrund der hohen Wechselgebühren davon abraten, bereits vorher das gesamte Geld

umzutauschen. Am Flughafen gibt es genügend Automaten, an denen man gleich nach der

Ankunft Bargeld abheben kann. Es gibt zudem viele Banken, die kostenlos eine Visakarte zur

Verfügung stellen, mit der an Geldautomaten gebührenfrei Geld abgehoben werden kann.

Page 3: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

Gute Erfahrungen machte ich mit der DKB und der Comdirect. Man darf jedoch nicht

vergessen, einen Übertrag vom Girokonto auf das Visakonto zu tätigen, da man nur über den

Betrag verfügen kann, den man für das Visakonto angewiesen hat.

Bei Bedarf kann man sich in Korea auch ein kostenloses Sparkonto eröffnen. Dies hat sich für

mich gelohnt, da ich von der DSSI monatlich vergütet wurde. Eine EC-Karte konnte ich

jedoch erst mit der „Alien registration card“ beantragen. Voraussetzung für eine EC-Karte ist

ein Visum, das man – wie schon erwähnt – nur benötigt, wenn man sich länger als 90 Tage im

Land aufhält. Außerdem muss man für diese Karte beim Ausländermeldeamt vorstellig

werden und sie dort beantragen. Deshalb würde ich empfehlen, einige Tage vor

Praktikumsbeginn anzureisen, damit man organisatorisches noch rechtzeitig erledigen kann.

Ich bin bereits eine Woche vorher angereist, damit ich mich an die Zeitumstellung

(7 - 8 Stunden), das neue Umfeld und die Sprache gewöhnen konnte. Auch hatte ich genügend

Zeit, mehrere Wege zur Schule auszuprobieren sowie mich an das Verkehrssystem zu

gewöhnen.

2. Das Verkehrssystem

Seoul hat ein modernes und gut

ausgebautes Verkehrsnetz und

auch Taxifahren ist sehr

günstig. Es gibt ein gutes U-

Bahn-Netz, das mit Bussen,

Expressbussen, Zügen (KTX)

und Inlandflügen ergänzt wird.

Eine Straßen- und S-Bahn gibt

es jedoch nicht.

Mit einer aufladbaren Chip-

Karte, der T-Money Card,

können öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden. In Seoul wird beim Ein- und Aussteigen

die Chip-Karte an einen Sensor gehalten. Das ist sehr praktisch, bequem und komfortabel, da

kein Kleingeld benötigt wird. Natürlich kann auch mit Bargeld bezahlt werden, das ist jedoch

etwas teurer und man kann nicht kostenlos umsteigen. Mit der T-Money Card dagegen ist es

innerhalb von 30 Minuten möglich, in einer Richtung umzusteigen und weiterzufahren. Für

jede weitere Stunde wird ein kleiner Aufpreis erhoben, der dann automatisch von der Karte

abgezogen wird.

Page 4: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

Die T-Money Card kann auch in anderen Städten, zum Beispiel in Busan, verwenden werden.

In Deutschland dagegen gelten in jedem Bundesland unterschiedliche Fahrkartensysteme (so

regelt in Berlin die BVG, in München die MVV die Gebühren) und man muss erst

herausfinden, welche Karte am günstigsten ist.

Eine Fahrt mit der U-Bahn und/oder dem Bus kostet in Seoul 1050 Won = 80 Cent. Mit

mehreren Leuten ist die Taxinutzung günstiger als mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren

(Grundgebühr 2300 Won = 1,80 Euro). Jedoch muss man bei den Taxen aufpassen, welches

man nimmt, denn es gibt unterschiedliche Anbieter. Die teuren schwarzen „Mobeum“ Taxen

kosten fast doppelt so viel, werden aber von englisch sprechendem Personal gefahren. Die

„normalen“ Taxen sehen silbern, weiß oder gelb aus, jedoch sprechen die meisten Fahrer nur

koreanisch. Bekannte Örtlichkeiten, wie das Hyatt Hotel, kennen sie natürlich und steuern es

sicher an. Wenn die Fahrer kein Navigationsgerät haben, muss man eben in ein anderes Taxi

umsteigen. Es kann auch passieren, dass sich ein Fahrer weigert, einen mitzunehmen. Das ist

dann der Fall, wenn man nass vom Regen ist oder wenn die Strecke, die man gefahren werden

will, nicht weit genug entfernt ist. Nachts ist man jedoch auf ein Taxi angewiesen, da die

U-Bahn bis Mitternacht und nur wenige Busse bis 2 Uhr in Betrieb sind.

Wer mit dem Bus fährt, wird feststellen, dass es nicht immer Anzeigetafeln für die Stationen

und wenige Sitzplätze gibt sowie die Haltestellentafel auf koreanisch ist. Die Haltestellen

werden auf koreanisch und meist auch auf englisch ausgerufen. Die Busfahrt ist immer ein

Erlebnis, denn aufgrund der ziemlich steilen und unebenen Straßen wird man hin und her

geschleudert. Zudem fahren die Busfahrer weniger rücksichtsvoll als in Deutschland. Also:

Gut festhalten!

Page 5: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer

meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger haben. Zebrastreifen und Ampeln

werden kaum beachtet. Autofahrer überholen wie sie wollen und das Anschnallen beschränkt

sich auf den Fahrer und Beifahrersitz. Alkoholkontrollen finden in Korea häufiger als in

Deutschland statt. Jeder Fahrer ist verpflichtet, einen Test zu machen, und wer erwischt wird,

muss mit strengen Maßnahmen rechnen.

3. Kommunikation, Küche und Leben in Seoul

Während meines Aufenthalts in Korea nutzte ich mein Samsung Smartphone aus Deutschland

mit einer koreanischen Prepaid-Sim-Karte. Obwohl es hieß, dass Handys aus Deutschland erst

freigeschaltet werden müssen, funktionierte mein Handy auch ohne Freischaltung; deshalb

würde ich empfehlen, das deutsche Handy einfach mitzunehmen und vor Ort auszuprobieren,

da man in Coffee-Shops, Restaurants und an fast allen Orten das W-Lan-Netz kostenfrei

nutzen kann.

Mit der koreanischen Küche war ich

bereits aus meinem Elternhaus

vertraut. Dennoch war vieles neu für

mich. Es gab diverse Gerichte, bei

denen ich erst lernen musste, wie sie

gegessen werden. Oft wird am Tisch

auf einem kleinen Grill oder einem

Topf mit heißem Wasser gegrillt.

Interessant ist auch, dass es nie ein Messer gibt, da das Fleisch meist mit einer Schere

geschnitten, bereits mundgerecht portioniert wird. Ich stellte fest, dass die Restaurants in

Korea oft nur auf ein oder zwei

Fleischsorten oder Gerichte

spezialisiert sind. Manche

Restaurants bieten nur Lamm oder

Innereien an, andere Gegrilltes,

wieder Andere haben nur

Hühnchen, Rind, Schwein,

Eintöpfe, Meeresfrüchte oder nur

Ente. Daher sollte man vorher wissen, was man essen möchte, denn das Angebot hängt auch

von dem Viertel ab, in dem man essen geht. In Itaewon beispielsweise ist es schwierig

Page 6: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

Innereinen oder Meeresfrüchte zu finden. Man sollte in Korea unbedingt Meeresfrüchte oder

Fisch auszuprobieren, selbst wenn man kein Fan dessen ist, denn sie schmecken dort ganz

anders als in Deutschland. Sie sind frischer und darüber hinaus gibt es viele unbekannte

Gerichte zu entdecken. Ich würde jedem nahe legen über seinen Schatten zu springen, offen

für Neues zu sein und andersartige kulinarische Neuheiten auszuprobieren. Normalerweise

esse ich nicht gerne Meerestiere, in Korea jedoch schmeckt der Oktopus einfach sehr gut und

selbst Innereien sind interessant im Geschmack. Es war für mich nicht immer einfach, ein

passendes Restaurant zu finden, oft stand alles nur auf koreanisch auf der Speisekarte und es

gab keine Bilder zur Orientierung. Manche Lokale waren sehr leer, deshalb mein Rat, an den

Orten Essen zu gehen, die gut besucht sind, da man hier davon ausgehen kann, das das Essen

sehr gut ist.

Falls einem das koreanische Essen zu eintönig sein sollte, dann kann man natürlich auch die

uns bekannten Fast-Food-Ketten besuchen wie McDonald`s, Burger King, Dunkin Donuts,

KFC, Starbucks oder einfach nach Itaewon gehen, dort sind viele internationale Restaurants

zu finden, in denen es Pizza, Döner, indische, türkische oder mexikanische Gerichte gibt. Es

gibt sogar ein koreanisches McDonald`s (Lotteria).

Zum Glück ist ein Restaurantbesuch günstig, denn selbst zu kochen ist wesentlich teurer.

Aufgrund der Tatsache, dass die Bauern vom Staat nur wenig bis gar nicht subventioniert

werden, sind Lebensmittel fast doppelt so teuer wie in Deutschland. Mir ist jedoch

aufgefallen, dass dennoch viele Lebensmittel weggeworfen werden.

Das Wetter im April war dem

deutschen Wetter sehr ähnlich. Ab

Mai wurde es dann langsam

wärmer, aber auch schwül. Die

Sonne fühlt sich in Korea intensiver

an als z.B. in München. Deshalb ist

es empfehlenswert, Sonnencreme

mitzunehmen, denn die ist in Korea

sehr teuer (150 ml kosten fast 7 Euro). Während der Regenzeit, die im Juli beginnt, sollte man

immer einen Schirm dabei haben, denn die Intensität ist nicht mit dem deutschen Regen

vergleichbar.

In Seoul zu wohnen ist – wie in vielen Großstädten – sehr teuer. Deshalb ist es nicht

ungewöhnlich, wenn junge Leute bis zur Heirat bei ihren Eltern wohnen. Ich hatte Glück mit

der Unterkunft, denn meine Verwandten nahmen mich bei sich auf. Wer diese Möglichkeit

Page 7: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

nicht hat, muss sich natürlich auch um Wohnraum kümmern, denn die DSSI stellt einem

leider keine Wohnung zur Verfügung.

4. Das Praktikum an der DSSI

Während meines Praktikums hatte ich

die Möglichkeit in den Fächern Deutsch,

Mathematik und Musik abzuhalten.

Dabei erhielt ich viele hilfreiche Tipps,

wie darauf zu achten, beim Sprechen

einen weicheren Ton zu haben, da ich im

Unterricht wohl zu streng klang, was die

Schüler einschüchterte. Das Praktikum

war vielfältig, da ich auch an vielen

Konferenzen, Elternabenden, Versammlungen, außerschulischen Veranstaltungen und sogar

an einer Klassenfahrt teilnehmen konnte. Während des Studiums lernt man viel theoretisches,

aber die Praxis kommt, meiner Meinung nach, leider etwas zu kurz.

Die DSSI ist eine kleine, moderne Ganztagsschule mit ungefähr 160 Schülern. Die Klassen

sind dem Kindergarten bis zum Abitur einzügig. Das Arbeitsklima ist sehr angenehm, das

trifft sowohl auf die Kollegen als auch auf die Schüler zu. Das Kollegium besteht aus 20 meist

jungen, motivierten und engagierten Lehrern. Aufgrund kurzer Arbeitsverträge von 2 oder 3

Jahren, ist die Fluktuation bei Lehrern hoch.

Die Klassengröße beträgt im Durchschnitt 16 Schüler. Das ist eine angenehme Größe, denn

der Lehrer kann sich so dem einzelnen Schüler widmen und ihn leichter individuell fördern.

Der Grundschulunterricht findet meist bis zum Mittagessen (12.30 Uhr) statt. Anschließend

beginnt bis 15.45 Uhr das Nachmittagsprogramm, das die Schüler selbst unter einem

reichhaltigen Angebot wählen können: Jazz-Dance, Boomwhakers, Percussion, Speed-Sticks,

Schwimmen, Zeitungs-AG, Hausaufgabenbetreuung und vieles mehr.

In der ersten Woche hospitierte ich im Grundschulbereich, um mir einen Eindruck von der

Schule zu verschaffen und mir anschließend gezielt die Klassen auszusuchen, in denen ich

hospitieren und unterrichten wollte. In den Klassen 1,2, 3, 5 und 9 durfte ich mich im Fach

Musik ausprobieren. Dabei studierte ich hauptsächlich Lieder ein, die wir mit der

3. Klasse dann beim Sommerfest aufführten. In der 4. Klasse durfte ich den einen oder

Page 8: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

anderen Deutschunterricht übernehmen, hospitierte im Deutsch- und Sachkundeunterricht und

unterrichte Mathematik.

Im Nachmittagsprogramm beaufsichtigte ich die 2. Klasse beim Schwimmunterricht, half bei

der Hausaufgabenbetreuung der Klassen 3 und 4, der Arbeitsgemeinschaft Chor und

Orchester (Stimmproben). Zudem leitete ich eigenverantwortlich die Boomwhaker und die

Jazz-Dance-AG, deren Ergebnisse ebenfalls beim Sommerfest präsentiert wurden. Zusätzlich

führte ich Proben bei den Streichern durch und half bei den Aufführungen im Orchester mit

der Geige aus. Auch als Klavierbegleiterin war ich beim Schulchor und beim Singen in der 5.

und 9. Klasse beteiligt. Auf diese Weise nahm ich musikalisch bei der Abiturverleihung, dem

HiSeoul-Festival und beim Sommerfest teil. Während meines Praktikums war ich noch in

verschiedenen Bereichen für einen Förder- und Realschüler der Klasse 6 zuständig und wurde

auch als Vertretungslehrerin eingesetzt.

Im zweiten Praktikumsmonat fand eine Projektwoche für Grundschüler statt. Ich unterstütze

die Theatergruppe, die das Stück „Die Elterntauschbörse“ aufführte und war für die

Requisiten, die Musik und das Bühnenbild mitverantwortlich.

Mitte Juni gab es für die Klassen 1 bis 12 eine Klassenfahrt. Ich begleitete die 2. Klasse nach

Waegwan. Das war auch eine lehrreiche Erfahrung für mich, denn ich bekam nicht nur die

Vorbereitungen für eine Klassenfahrt mit, sondern erlebte auch den vorangehenden

Elternabend und die Betreuung der Kinder. Nun habe ich schon einige Vorstellungen, wie ich

meine erste Klassenfahrt organisieren und durchführen würde. Ich lernte, selbst an

Kleinigkeiten wie die Duschzeiten zu denken, an die Betreuung auf dem Flur während der

Bettruhe und daran, dass morgens erst ab 7 Uhr auf dem Gang herumgelaufen werden darf.

Während einer Klassenfahrt sind Regeln und Rituale besonders wichtig.

Im Großen und Ganzen war das erfahrungsreiche Praktikum an der DSSI sehr

gewinnbringend, da ich mich selbst ausprobieren durfte. Meine Mentoren, bei denen ich

hospitierte und unterrichtete, waren freundlich und entgegenkommend. Ich würde jedem, der

die Chance hat ins Ausland zu gehen, das Praktikum an einer Auslandsschule nahe legen.

Page 9: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

5. Fazit

Die Zeit in Korea hat mich sehr bereichert und ich bin überaus froh, sie dort verbringen zu

dürfen. Nicht nur das Praktikum an der DSSI war lehrreich, sondern auch die Möglichkeit,

das Land, die Menschen und die Kultur kennen zu lernen. Mein Selbstbewusstsein wurde

gestärkt und meine Selbständigkeit und Persönlichkeit wurden gefördert.

Ich bin in Deutschland geboren, aufgewachsen und in die Schule gegangen. Ich kenne die

deutsche Kultur, das deutsche Leben und fühle mich auch weitestgehend als Deutsche, sehe

jedoch nicht wie eine Deutsche aus. Mein asiatisches Aussehen führt dazu, dass ich in

Deutschland auffalle und in der Vergangenheit als Schülerin oft gehänselt wurde. In Korea

habe ich mich nicht nur wegen meines Aussehens heimisch gefühlt, sondern auch aufgrund

der Sprache, die ich von klein auf von meinen Eltern hörte. Leider kann ich sie noch nicht

perfekt, deshalb fiel ich in Korea zwar nicht durch mein Aussehen, sondern durch die Sprache

und mein „westliches“ Verhalten auf. Ich versuchte mich koreanisch zu benehmen, wobei mir

meine Verwandten sehr halfen. So lernte ich beispielsweise, dass man aus Respekt, älteren

Personen gegenüber, immer mit beiden Händen etwas entgegen nimmt oder gibt.

Natürlich wollte ich mich anpassen, denn mein Ziel war es, die Kultur und Lebensweise

meiner Eltern kennenzulernen. Außerdem lebte ich bei meinen Verwandten, die ein

bestimmtes Verhalten erwarteten. Ich musste mich z. B. daran gewöhnen, nicht nur, wenn ich

Page 10: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

nach Hause kam, sondern auch aus dem Haus ging sowie beim Zu-Bett-gehen oder Aufstehen

zu grüßen. Zu den Erwartungen zählt auch, das man älteren Personen respektvoll

gegenübertritt (Platz machen, Tasche tragen) und sich immer höflich zurücknimmt; man sollte

Älteren nicht widersprechen oder kritisieren.

Das gemeinsame Einnehmen der Mahlzeiten ist in Korea sehr wichtig. Immer, wenn ich mit

meinen Verwandten telefonierte, war die erste Frage, ob ich schon etwas zu mir genommen

hätte. In der Familie wird soweit wie möglich immer zusammen gegessen. Zum Arbeitsalltag

jedoch gehört es dazu, abends nach der Arbeit gemeinsam mit den Kollegen essen und Soju

trinken zu gehen. Soju ist koreanischer Schnaps, der wie Wodka schmeckt, aber viel milder

ist. Normalerweise haben die meisten zwischen 18 und 19 Uhr Feierabend und gehen bis

gegen 22 Uhr gemeinsam essen.

Durch diese Reise kann ich Menschen, die zwar Deutsche sind, denen man aber ihre Herkunft

aus einem anderen Land ansieht, besser nachempfinden. Nicht nur aufgrund von

Sprachbarrieren, sondern auch aus diversen anderen Gründen ist es nicht einfach, in einem

Land zu leben, das nicht die Heimat der Eltern ist. In den drei Monaten meines Praktikums

konnte ich mein koreanisch so gut verbessern, dass ich vorhabe, mit meinen Eltern nur noch

in deren Heimatsprache zu sprechen, auch, damit ich nicht wieder alles vergesse. Die

Kommunikation mit ihnen klappt so auch viel besser. Ich habe das Gefühl, dass wir uns durch

die Sprache näher gekommen sind und so auch manchen Missverständnissen vorgebeugt

werden kann. Seit ich wieder in Deutschland bin, vermisse ich weniger die koreanische

Küche, sondern eher die Sprache und die Schrift, die ich in Korea überall gesehen habe.

Durch meinen Koreaaufenthalt kann ich meinen Eltern auch besser nachempfinden und

endlich nachvollziehen, wie und warum sie mich so aufgezogen haben. Die ständige Frage

danach, wo ich sei, was ich gerade mache oder wann ich nach Hause komme sowie die

häufige Ermahnung, während der Schulzeit mehr zu lernen, ist typisch koreanisch.

Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass ich das Praktikum in Korea absolvieren durfte und

dass ich vom DAAD unterstützt wurde. Gerade in Zeiten der Globalisierung wird es immer

wichtiger, verschiedene Kulturen zu verstehen und über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Mein Aufenthalt in Südkorea hilft mir sicherlich, später meinen zukünftigen Schülern

interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln und auch Kinder mit ausländischen Wurzeln in den

Klassenverband zu integrieren und ihre Probleme nachzuvollziehen. Ich verstehe jetzt, wie

schwierig es ist, in einem fremden Land zu leben, dessen Sprache zu sprechen, die Kultur

kennenzulernen und sich auch sozial anzupassen. Erst jetzt wird mir begreiflich wie schwer es

damals für meine Eltern gewesen sein muss, die sich erst in Deutschland kennengelernt

Page 11: DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger

haben, die deutsche Sprache nicht konnten, und so weit weg von ihren Familien

zurechtkommen mussten. Für Kinder müssen solche Umstände noch problematischer sein.

Durch diese intensive Erfahrung bin ich für Schüler mit Deutsch als Zweitsprache viel

sensibler geworden und kann mich nun in sie hineinversetzen und sie besser verstehen.

Über die Kultur, die Traditionen, das Land und die Menschen könnte ich noch sehr viel mehr

berichten, das würde jedoch den Rahmen dieses Erfahrungsberichts sprengen.

Ich bin dem DAAD dankbar, dass er mir dieses Praktikum ermöglicht hat und hoffe, dass

noch vielen weiteren Studenten die Möglichkeit für eine solche Erfahrung geboten werden

kann.

Wenn ihr fragen habt, dann könnt ihr euch gerne per E-Mail an mich wenden

([email protected]).