DAAD - Abschlussbericht · 2014. 3. 11. · Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße...
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DAAD - Abschlussbericht
Im Laufe meines Studiums musste
ich mehrere Praktika vorweisen,
die ich an jeder beliebigen Schule
ableisten konnte. Ich entschloss
mich, eines im Ausland zu
absolvieren, um die bereits
gesammelten Erfahrungen an
Schulen in Deutschland zu
ergänzen.
In der Zeit vom 1. April bis 28.
Juni 2013 absolvierte ich deshalb
ein Praktikum an der „Deutschen Schule Seoul International“ (DSSI) in Südkorea. Begünstigt
wurde mein Entschluss aufgrund meiner koreanischen Herkunft, denn ich wollte einerseits
Erfahrungen an einer Auslandsschule sammeln, andererseits auch meine eigene Herkunft
erkunden.
1. Vorbereitung des Praktikums
Glücklicherweise bewarb ich mich rechtzeitig bei der DSSI (Anfrage schon im Oktober
2012), denn die Praktikumsplätze sind dort sehr begehrt.
Wer ein Praktikum im Ausland plant, sollte mit den Vorbereitungen mindestens ein halbes
Jahr vor der Abreise beginnen, da viele der notwenigen Unterlagen, die eingereicht werden
müssen, oftmals nicht sofort ausgestellt werden können. So benötigt man für die Bewerbung
um ein Stipendium ebenso einige Zeit bis man alle Formulare und Bestätigungen
zusammengestellt hat.
Beim DAAD werden unterschiedliche Stipendien vergeben, die gut recherchiert werden
müssen. Ich habe ein Kurzstipendium beantragt, da mein Praktikum genau 12 Wochen betrug.
Neben Reisepass und Visum muss man zusätzlich einen Sprachkurs beantragen, der
rechtzeitig belegt werden sollte.
Ein Visum wird nur bei einem Aufenthalt von mehr als 90 Tagen benötigt. Für Münchener
mit einem gültigen Reisepass kann dies ausschließlich in Frankfurt am Main persönlich oder
auf dem Postweg beantragt werden. Da ich nach dem dreimonatigen Praktikum noch im Land
reisen und Verwandte besuchen wollte, beantragte ich ein sog. Familien-Visum (F 4), mit
Abb. 1: Das Seoul-Maskottchen "Haechi"
dem man sich innerhalb von fünf Jahren zwei Jahre lang in Korea aufhalten kann. Dieses
Visum gilt für Nachkommen solcher Eltern, die die koreanische Staatsbürgerschaft abgelegt
haben, um die deutsche anzunehmen.
Neben der Beschaffung von Papieren ist es für Korea ratsam, sich gegen Hepatitis A und B
sowie gegen die japanische Grippe impfen zu lassen. Aufgrund der benötigten Zeitabstände
zwischen den einzelnen Impfungen (Hepatitis A benötigt drei Spritzen, die letzte 6 Monate
nach der ersten) ist es auch hier ratsam, diese rechtzeitig durchführen zu lassen. Die circa
53 Euro pro Spritze werden von den Krankenkassen leider nicht übernommen, einige Kassen
jedoch erstatten zumindest einen Anteil.
Für das Stipendium ist eine Beurteilung der Sprachkenntnisse des Gastlandes erforderlich,
daher sollte man rechtzeitig einen Sprachkurs absolvieren. Möchte man das Praktikum in
Korea machen ist es also ratsam, sich in der Landessprache verständigen zu können, denn der
Großteil der Koreaner spricht kein englisch. Meinen Sprachkurs belegte ich an der
Ludwig-Maximilian-Universität in München und schloss ihn mit einem Sprachtest ab. Es gibt
jedoch auch Volkshochschulen oder – wie in München und Berlin – koreanische Vereine, die
wöchentlich nachmittags Sprachkurse anbieten.
Eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen zu haben, ist auch sehr zu befürworten,
jedoch muss man gut recherchieren. Die HUK-Coburg beispielsweise versichert nicht für
Asien, die AOK nur, wenn man dort Mitglied ist, die Debeka lediglich für 90 Tage und der
ADAC ist für vier Monate preislich nicht zu empfehlen. Glücklicherweise konnte ich als
DAAD-Stipendiatin eine kombinierte Kranken-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung
über den Gruppenvertrag des DAAD mit der Continentale Krankenversicherung abschließen.
Meinen Flug hatte ich im Reisebüro Han (Frankfurt am Main) gebucht, da es dort oftmals
gute Angebote gibt. Ich hatte die Möglichkeit entweder einen Direktflüge (11 Stunden
Flugzeit) von München nach Korea für 640 Euro zu nehmen (leider nur für einen
dreimonatigen Aufenthalt) oder einen Direktflug mit zwei Gepäckstücken je 23 kg. Ich bekam
letzteren für 800 Euro und war sehr froh über das zusätzliche zweite Gepäckstück, denn es
war bei meiner Ankunft in Südkorea noch etwas kühl, und so konnte ich Bekleidung sowohl
für wärmere als auch kühlere Tage einpacken.
In Hinblick auf Zahlungsmittel, empfehle ich die Anschaffung einer Visakarte und würde
aufgrund der hohen Wechselgebühren davon abraten, bereits vorher das gesamte Geld
umzutauschen. Am Flughafen gibt es genügend Automaten, an denen man gleich nach der
Ankunft Bargeld abheben kann. Es gibt zudem viele Banken, die kostenlos eine Visakarte zur
Verfügung stellen, mit der an Geldautomaten gebührenfrei Geld abgehoben werden kann.
Gute Erfahrungen machte ich mit der DKB und der Comdirect. Man darf jedoch nicht
vergessen, einen Übertrag vom Girokonto auf das Visakonto zu tätigen, da man nur über den
Betrag verfügen kann, den man für das Visakonto angewiesen hat.
Bei Bedarf kann man sich in Korea auch ein kostenloses Sparkonto eröffnen. Dies hat sich für
mich gelohnt, da ich von der DSSI monatlich vergütet wurde. Eine EC-Karte konnte ich
jedoch erst mit der „Alien registration card“ beantragen. Voraussetzung für eine EC-Karte ist
ein Visum, das man – wie schon erwähnt – nur benötigt, wenn man sich länger als 90 Tage im
Land aufhält. Außerdem muss man für diese Karte beim Ausländermeldeamt vorstellig
werden und sie dort beantragen. Deshalb würde ich empfehlen, einige Tage vor
Praktikumsbeginn anzureisen, damit man organisatorisches noch rechtzeitig erledigen kann.
Ich bin bereits eine Woche vorher angereist, damit ich mich an die Zeitumstellung
(7 - 8 Stunden), das neue Umfeld und die Sprache gewöhnen konnte. Auch hatte ich genügend
Zeit, mehrere Wege zur Schule auszuprobieren sowie mich an das Verkehrssystem zu
gewöhnen.
2. Das Verkehrssystem
Seoul hat ein modernes und gut
ausgebautes Verkehrsnetz und
auch Taxifahren ist sehr
günstig. Es gibt ein gutes U-
Bahn-Netz, das mit Bussen,
Expressbussen, Zügen (KTX)
und Inlandflügen ergänzt wird.
Eine Straßen- und S-Bahn gibt
es jedoch nicht.
Mit einer aufladbaren Chip-
Karte, der T-Money Card,
können öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden. In Seoul wird beim Ein- und Aussteigen
die Chip-Karte an einen Sensor gehalten. Das ist sehr praktisch, bequem und komfortabel, da
kein Kleingeld benötigt wird. Natürlich kann auch mit Bargeld bezahlt werden, das ist jedoch
etwas teurer und man kann nicht kostenlos umsteigen. Mit der T-Money Card dagegen ist es
innerhalb von 30 Minuten möglich, in einer Richtung umzusteigen und weiterzufahren. Für
jede weitere Stunde wird ein kleiner Aufpreis erhoben, der dann automatisch von der Karte
abgezogen wird.
Die T-Money Card kann auch in anderen Städten, zum Beispiel in Busan, verwenden werden.
In Deutschland dagegen gelten in jedem Bundesland unterschiedliche Fahrkartensysteme (so
regelt in Berlin die BVG, in München die MVV die Gebühren) und man muss erst
herausfinden, welche Karte am günstigsten ist.
Eine Fahrt mit der U-Bahn und/oder dem Bus kostet in Seoul 1050 Won = 80 Cent. Mit
mehreren Leuten ist die Taxinutzung günstiger als mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren
(Grundgebühr 2300 Won = 1,80 Euro). Jedoch muss man bei den Taxen aufpassen, welches
man nimmt, denn es gibt unterschiedliche Anbieter. Die teuren schwarzen „Mobeum“ Taxen
kosten fast doppelt so viel, werden aber von englisch sprechendem Personal gefahren. Die
„normalen“ Taxen sehen silbern, weiß oder gelb aus, jedoch sprechen die meisten Fahrer nur
koreanisch. Bekannte Örtlichkeiten, wie das Hyatt Hotel, kennen sie natürlich und steuern es
sicher an. Wenn die Fahrer kein Navigationsgerät haben, muss man eben in ein anderes Taxi
umsteigen. Es kann auch passieren, dass sich ein Fahrer weigert, einen mitzunehmen. Das ist
dann der Fall, wenn man nass vom Regen ist oder wenn die Strecke, die man gefahren werden
will, nicht weit genug entfernt ist. Nachts ist man jedoch auf ein Taxi angewiesen, da die
U-Bahn bis Mitternacht und nur wenige Busse bis 2 Uhr in Betrieb sind.
Wer mit dem Bus fährt, wird feststellen, dass es nicht immer Anzeigetafeln für die Stationen
und wenige Sitzplätze gibt sowie die Haltestellentafel auf koreanisch ist. Die Haltestellen
werden auf koreanisch und meist auch auf englisch ausgerufen. Die Busfahrt ist immer ein
Erlebnis, denn aufgrund der ziemlich steilen und unebenen Straßen wird man hin und her
geschleudert. Zudem fahren die Busfahrer weniger rücksichtsvoll als in Deutschland. Also:
Gut festhalten!
Als Fußgänger muss man beim Überqueren der Straße besonders aufpassen, da die Autofahrer
meinem Empfinden nach mehr Vorrang als Fußgänger haben. Zebrastreifen und Ampeln
werden kaum beachtet. Autofahrer überholen wie sie wollen und das Anschnallen beschränkt
sich auf den Fahrer und Beifahrersitz. Alkoholkontrollen finden in Korea häufiger als in
Deutschland statt. Jeder Fahrer ist verpflichtet, einen Test zu machen, und wer erwischt wird,
muss mit strengen Maßnahmen rechnen.
3. Kommunikation, Küche und Leben in Seoul
Während meines Aufenthalts in Korea nutzte ich mein Samsung Smartphone aus Deutschland
mit einer koreanischen Prepaid-Sim-Karte. Obwohl es hieß, dass Handys aus Deutschland erst
freigeschaltet werden müssen, funktionierte mein Handy auch ohne Freischaltung; deshalb
würde ich empfehlen, das deutsche Handy einfach mitzunehmen und vor Ort auszuprobieren,
da man in Coffee-Shops, Restaurants und an fast allen Orten das W-Lan-Netz kostenfrei
nutzen kann.
Mit der koreanischen Küche war ich
bereits aus meinem Elternhaus
vertraut. Dennoch war vieles neu für
mich. Es gab diverse Gerichte, bei
denen ich erst lernen musste, wie sie
gegessen werden. Oft wird am Tisch
auf einem kleinen Grill oder einem
Topf mit heißem Wasser gegrillt.
Interessant ist auch, dass es nie ein Messer gibt, da das Fleisch meist mit einer Schere
geschnitten, bereits mundgerecht portioniert wird. Ich stellte fest, dass die Restaurants in
Korea oft nur auf ein oder zwei
Fleischsorten oder Gerichte
spezialisiert sind. Manche
Restaurants bieten nur Lamm oder
Innereien an, andere Gegrilltes,
wieder Andere haben nur
Hühnchen, Rind, Schwein,
Eintöpfe, Meeresfrüchte oder nur
Ente. Daher sollte man vorher wissen, was man essen möchte, denn das Angebot hängt auch
von dem Viertel ab, in dem man essen geht. In Itaewon beispielsweise ist es schwierig
Innereinen oder Meeresfrüchte zu finden. Man sollte in Korea unbedingt Meeresfrüchte oder
Fisch auszuprobieren, selbst wenn man kein Fan dessen ist, denn sie schmecken dort ganz
anders als in Deutschland. Sie sind frischer und darüber hinaus gibt es viele unbekannte
Gerichte zu entdecken. Ich würde jedem nahe legen über seinen Schatten zu springen, offen
für Neues zu sein und andersartige kulinarische Neuheiten auszuprobieren. Normalerweise
esse ich nicht gerne Meerestiere, in Korea jedoch schmeckt der Oktopus einfach sehr gut und
selbst Innereien sind interessant im Geschmack. Es war für mich nicht immer einfach, ein
passendes Restaurant zu finden, oft stand alles nur auf koreanisch auf der Speisekarte und es
gab keine Bilder zur Orientierung. Manche Lokale waren sehr leer, deshalb mein Rat, an den
Orten Essen zu gehen, die gut besucht sind, da man hier davon ausgehen kann, das das Essen
sehr gut ist.
Falls einem das koreanische Essen zu eintönig sein sollte, dann kann man natürlich auch die
uns bekannten Fast-Food-Ketten besuchen wie McDonald`s, Burger King, Dunkin Donuts,
KFC, Starbucks oder einfach nach Itaewon gehen, dort sind viele internationale Restaurants
zu finden, in denen es Pizza, Döner, indische, türkische oder mexikanische Gerichte gibt. Es
gibt sogar ein koreanisches McDonald`s (Lotteria).
Zum Glück ist ein Restaurantbesuch günstig, denn selbst zu kochen ist wesentlich teurer.
Aufgrund der Tatsache, dass die Bauern vom Staat nur wenig bis gar nicht subventioniert
werden, sind Lebensmittel fast doppelt so teuer wie in Deutschland. Mir ist jedoch
aufgefallen, dass dennoch viele Lebensmittel weggeworfen werden.
Das Wetter im April war dem
deutschen Wetter sehr ähnlich. Ab
Mai wurde es dann langsam
wärmer, aber auch schwül. Die
Sonne fühlt sich in Korea intensiver
an als z.B. in München. Deshalb ist
es empfehlenswert, Sonnencreme
mitzunehmen, denn die ist in Korea
sehr teuer (150 ml kosten fast 7 Euro). Während der Regenzeit, die im Juli beginnt, sollte man
immer einen Schirm dabei haben, denn die Intensität ist nicht mit dem deutschen Regen
vergleichbar.
In Seoul zu wohnen ist – wie in vielen Großstädten – sehr teuer. Deshalb ist es nicht
ungewöhnlich, wenn junge Leute bis zur Heirat bei ihren Eltern wohnen. Ich hatte Glück mit
der Unterkunft, denn meine Verwandten nahmen mich bei sich auf. Wer diese Möglichkeit
nicht hat, muss sich natürlich auch um Wohnraum kümmern, denn die DSSI stellt einem
leider keine Wohnung zur Verfügung.
4. Das Praktikum an der DSSI
Während meines Praktikums hatte ich
die Möglichkeit in den Fächern Deutsch,
Mathematik und Musik abzuhalten.
Dabei erhielt ich viele hilfreiche Tipps,
wie darauf zu achten, beim Sprechen
einen weicheren Ton zu haben, da ich im
Unterricht wohl zu streng klang, was die
Schüler einschüchterte. Das Praktikum
war vielfältig, da ich auch an vielen
Konferenzen, Elternabenden, Versammlungen, außerschulischen Veranstaltungen und sogar
an einer Klassenfahrt teilnehmen konnte. Während des Studiums lernt man viel theoretisches,
aber die Praxis kommt, meiner Meinung nach, leider etwas zu kurz.
Die DSSI ist eine kleine, moderne Ganztagsschule mit ungefähr 160 Schülern. Die Klassen
sind dem Kindergarten bis zum Abitur einzügig. Das Arbeitsklima ist sehr angenehm, das
trifft sowohl auf die Kollegen als auch auf die Schüler zu. Das Kollegium besteht aus 20 meist
jungen, motivierten und engagierten Lehrern. Aufgrund kurzer Arbeitsverträge von 2 oder 3
Jahren, ist die Fluktuation bei Lehrern hoch.
Die Klassengröße beträgt im Durchschnitt 16 Schüler. Das ist eine angenehme Größe, denn
der Lehrer kann sich so dem einzelnen Schüler widmen und ihn leichter individuell fördern.
Der Grundschulunterricht findet meist bis zum Mittagessen (12.30 Uhr) statt. Anschließend
beginnt bis 15.45 Uhr das Nachmittagsprogramm, das die Schüler selbst unter einem
reichhaltigen Angebot wählen können: Jazz-Dance, Boomwhakers, Percussion, Speed-Sticks,
Schwimmen, Zeitungs-AG, Hausaufgabenbetreuung und vieles mehr.
In der ersten Woche hospitierte ich im Grundschulbereich, um mir einen Eindruck von der
Schule zu verschaffen und mir anschließend gezielt die Klassen auszusuchen, in denen ich
hospitieren und unterrichten wollte. In den Klassen 1,2, 3, 5 und 9 durfte ich mich im Fach
Musik ausprobieren. Dabei studierte ich hauptsächlich Lieder ein, die wir mit der
3. Klasse dann beim Sommerfest aufführten. In der 4. Klasse durfte ich den einen oder
anderen Deutschunterricht übernehmen, hospitierte im Deutsch- und Sachkundeunterricht und
unterrichte Mathematik.
Im Nachmittagsprogramm beaufsichtigte ich die 2. Klasse beim Schwimmunterricht, half bei
der Hausaufgabenbetreuung der Klassen 3 und 4, der Arbeitsgemeinschaft Chor und
Orchester (Stimmproben). Zudem leitete ich eigenverantwortlich die Boomwhaker und die
Jazz-Dance-AG, deren Ergebnisse ebenfalls beim Sommerfest präsentiert wurden. Zusätzlich
führte ich Proben bei den Streichern durch und half bei den Aufführungen im Orchester mit
der Geige aus. Auch als Klavierbegleiterin war ich beim Schulchor und beim Singen in der 5.
und 9. Klasse beteiligt. Auf diese Weise nahm ich musikalisch bei der Abiturverleihung, dem
HiSeoul-Festival und beim Sommerfest teil. Während meines Praktikums war ich noch in
verschiedenen Bereichen für einen Förder- und Realschüler der Klasse 6 zuständig und wurde
auch als Vertretungslehrerin eingesetzt.
Im zweiten Praktikumsmonat fand eine Projektwoche für Grundschüler statt. Ich unterstütze
die Theatergruppe, die das Stück „Die Elterntauschbörse“ aufführte und war für die
Requisiten, die Musik und das Bühnenbild mitverantwortlich.
Mitte Juni gab es für die Klassen 1 bis 12 eine Klassenfahrt. Ich begleitete die 2. Klasse nach
Waegwan. Das war auch eine lehrreiche Erfahrung für mich, denn ich bekam nicht nur die
Vorbereitungen für eine Klassenfahrt mit, sondern erlebte auch den vorangehenden
Elternabend und die Betreuung der Kinder. Nun habe ich schon einige Vorstellungen, wie ich
meine erste Klassenfahrt organisieren und durchführen würde. Ich lernte, selbst an
Kleinigkeiten wie die Duschzeiten zu denken, an die Betreuung auf dem Flur während der
Bettruhe und daran, dass morgens erst ab 7 Uhr auf dem Gang herumgelaufen werden darf.
Während einer Klassenfahrt sind Regeln und Rituale besonders wichtig.
Im Großen und Ganzen war das erfahrungsreiche Praktikum an der DSSI sehr
gewinnbringend, da ich mich selbst ausprobieren durfte. Meine Mentoren, bei denen ich
hospitierte und unterrichtete, waren freundlich und entgegenkommend. Ich würde jedem, der
die Chance hat ins Ausland zu gehen, das Praktikum an einer Auslandsschule nahe legen.
5. Fazit
Die Zeit in Korea hat mich sehr bereichert und ich bin überaus froh, sie dort verbringen zu
dürfen. Nicht nur das Praktikum an der DSSI war lehrreich, sondern auch die Möglichkeit,
das Land, die Menschen und die Kultur kennen zu lernen. Mein Selbstbewusstsein wurde
gestärkt und meine Selbständigkeit und Persönlichkeit wurden gefördert.
Ich bin in Deutschland geboren, aufgewachsen und in die Schule gegangen. Ich kenne die
deutsche Kultur, das deutsche Leben und fühle mich auch weitestgehend als Deutsche, sehe
jedoch nicht wie eine Deutsche aus. Mein asiatisches Aussehen führt dazu, dass ich in
Deutschland auffalle und in der Vergangenheit als Schülerin oft gehänselt wurde. In Korea
habe ich mich nicht nur wegen meines Aussehens heimisch gefühlt, sondern auch aufgrund
der Sprache, die ich von klein auf von meinen Eltern hörte. Leider kann ich sie noch nicht
perfekt, deshalb fiel ich in Korea zwar nicht durch mein Aussehen, sondern durch die Sprache
und mein „westliches“ Verhalten auf. Ich versuchte mich koreanisch zu benehmen, wobei mir
meine Verwandten sehr halfen. So lernte ich beispielsweise, dass man aus Respekt, älteren
Personen gegenüber, immer mit beiden Händen etwas entgegen nimmt oder gibt.
Natürlich wollte ich mich anpassen, denn mein Ziel war es, die Kultur und Lebensweise
meiner Eltern kennenzulernen. Außerdem lebte ich bei meinen Verwandten, die ein
bestimmtes Verhalten erwarteten. Ich musste mich z. B. daran gewöhnen, nicht nur, wenn ich
nach Hause kam, sondern auch aus dem Haus ging sowie beim Zu-Bett-gehen oder Aufstehen
zu grüßen. Zu den Erwartungen zählt auch, das man älteren Personen respektvoll
gegenübertritt (Platz machen, Tasche tragen) und sich immer höflich zurücknimmt; man sollte
Älteren nicht widersprechen oder kritisieren.
Das gemeinsame Einnehmen der Mahlzeiten ist in Korea sehr wichtig. Immer, wenn ich mit
meinen Verwandten telefonierte, war die erste Frage, ob ich schon etwas zu mir genommen
hätte. In der Familie wird soweit wie möglich immer zusammen gegessen. Zum Arbeitsalltag
jedoch gehört es dazu, abends nach der Arbeit gemeinsam mit den Kollegen essen und Soju
trinken zu gehen. Soju ist koreanischer Schnaps, der wie Wodka schmeckt, aber viel milder
ist. Normalerweise haben die meisten zwischen 18 und 19 Uhr Feierabend und gehen bis
gegen 22 Uhr gemeinsam essen.
Durch diese Reise kann ich Menschen, die zwar Deutsche sind, denen man aber ihre Herkunft
aus einem anderen Land ansieht, besser nachempfinden. Nicht nur aufgrund von
Sprachbarrieren, sondern auch aus diversen anderen Gründen ist es nicht einfach, in einem
Land zu leben, das nicht die Heimat der Eltern ist. In den drei Monaten meines Praktikums
konnte ich mein koreanisch so gut verbessern, dass ich vorhabe, mit meinen Eltern nur noch
in deren Heimatsprache zu sprechen, auch, damit ich nicht wieder alles vergesse. Die
Kommunikation mit ihnen klappt so auch viel besser. Ich habe das Gefühl, dass wir uns durch
die Sprache näher gekommen sind und so auch manchen Missverständnissen vorgebeugt
werden kann. Seit ich wieder in Deutschland bin, vermisse ich weniger die koreanische
Küche, sondern eher die Sprache und die Schrift, die ich in Korea überall gesehen habe.
Durch meinen Koreaaufenthalt kann ich meinen Eltern auch besser nachempfinden und
endlich nachvollziehen, wie und warum sie mich so aufgezogen haben. Die ständige Frage
danach, wo ich sei, was ich gerade mache oder wann ich nach Hause komme sowie die
häufige Ermahnung, während der Schulzeit mehr zu lernen, ist typisch koreanisch.
Ich bin sehr glücklich und dankbar, dass ich das Praktikum in Korea absolvieren durfte und
dass ich vom DAAD unterstützt wurde. Gerade in Zeiten der Globalisierung wird es immer
wichtiger, verschiedene Kulturen zu verstehen und über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Mein Aufenthalt in Südkorea hilft mir sicherlich, später meinen zukünftigen Schülern
interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln und auch Kinder mit ausländischen Wurzeln in den
Klassenverband zu integrieren und ihre Probleme nachzuvollziehen. Ich verstehe jetzt, wie
schwierig es ist, in einem fremden Land zu leben, dessen Sprache zu sprechen, die Kultur
kennenzulernen und sich auch sozial anzupassen. Erst jetzt wird mir begreiflich wie schwer es
damals für meine Eltern gewesen sein muss, die sich erst in Deutschland kennengelernt
haben, die deutsche Sprache nicht konnten, und so weit weg von ihren Familien
zurechtkommen mussten. Für Kinder müssen solche Umstände noch problematischer sein.
Durch diese intensive Erfahrung bin ich für Schüler mit Deutsch als Zweitsprache viel
sensibler geworden und kann mich nun in sie hineinversetzen und sie besser verstehen.
Über die Kultur, die Traditionen, das Land und die Menschen könnte ich noch sehr viel mehr
berichten, das würde jedoch den Rahmen dieses Erfahrungsberichts sprengen.
Ich bin dem DAAD dankbar, dass er mir dieses Praktikum ermöglicht hat und hoffe, dass
noch vielen weiteren Studenten die Möglichkeit für eine solche Erfahrung geboten werden
kann.
Wenn ihr fragen habt, dann könnt ihr euch gerne per E-Mail an mich wenden