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Mechtild Friedrich-Schoenberger DACHAUFBAUTEN

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Mechtild Friedrich-Schoenberger

DACHAUFBAUTEN

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Mechtild Friedrich-Schoenberger

Deutsche Verlags-Anstalt München

DACHAUFBAUTENKonstruktion und Design moderner Aufstockungen

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Bibliografische Information Der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

Diese Ausgabe wurde auf chlor- und säurefrei gebleichtem,alterungsbeständigem Papier gedruckt.

1. AuflageCopyright © 2007 Deutsche Verlags-Anstalt, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHAlle Rechte vorbehaltenSatz und Layout: Gini Klose, OberhachingGesetzt aus der Futura LightLithographie/Bildbearbeitung: Gini KloseDruck und Bindung: Offizin Andersen Nexö LeipzigPrinted in GermanyISBN 978-3-421-03500-4

www.dva.de

DankAn dieser Stelle möchte ich allen beteiligten Architekten, ohne deren hilfsbereite Mitwirkung dieses Buch nicht hätte entstehen können, meinen herzlichen Dank aussprechen.Mein besonderer Dank gilt der Grafikerin Gini Klose, die mit unermüdlichem Einsatz das Layout perfektionierte.

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Inhalt

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Vorwort

Einleitung

Beispiele für Dachaufstockungen

Firmengebäude am Königsplatz, München Hauschild + Boesel

Lofts Falkenried, Hamburg Bothe Richter Teherani

Revitalisierung Breitenseer Straße, Wien Roger Karré

Penthouse Bernardgasse, Wien Martin Wakonig

Herbert-Weichmann-Straße, HamburgSchöning Spalt

Sophie-Gips-Höfe, Berlin Gewers, Kühn und Kühn

Medienpool Waterloohain, Hamburg Carsten Roth

Konzernleitungszentrale Sulzer, Winterthur Burkhalter Sumi

Palais Herberstein, Wien Karl Langer

Alte Lokfabrik, Novalisstraße, Berlin Carlos Zwick

Penthouse, Zürich Romero & Schaefle

Siedlung Steglitz, Berlin Carlos Zwick

Hotel Chelsea, Köln Gruhl und Partner

Waschanstalt, Zürich-Wollishofen agps architecture

Dachgeschoss Planufer, BerlinCarlos Zwick

Goldschmiedgasse, Wien Hans Hollein

Fabrikgebäude, Melchiorstraße, Berlin Modersohn & Freiesleben

Gumpendorfer Straße, Wien Arge Klerings Zeytinoglu

Literaturhaus, München Kiessler + Partner

Jörgerbadgasse, Wien Gisela Podreka

Kolbenringhaus, München Allmann Sattler Wappner

Haus Ray 1, Wien Delugan Meissl

Seilergasse, Wien Rüdiger Lainer

Symbiont Friedrich, Saarland FloS und K

Remise Schlesische Straße, Berlin Augustin und Frank

Pestalozzistraße, Berlin Modersohn & Freiesleben

Choriner Straße, Berlin Hoyer Schindele Hirschmüller + Partner

Roof 8, Wien gerner gerner plus

Wollzeile, Wien Georg W. Reinberg

Architekten und Fotografen

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Vorwort

Jedes Geschoss eines Gebäudes hat eine andere Qualität. Klar, vom Erdgeschoss zum Dach gewinnt man zunehmend Licht und

Luft. Der Himmel wird weit. Über der Traufe, wähnt man, muss die Freiheit grenzenlos sein. Freiheit! Räume über der Traufe sind

Sehnsuchtsräume.

Tatsächlich kann die Architektur im obersten Geschoss, im Dachgeschoss, von den Regeln abweichen, die das Hauptgebäude

prägen. Von seiner Statik, denn das Dach braucht keine tragenden Wände. Von seinem orthogonalen Raster, denn das Dach-

geschoss muss nicht weiterführen, was in den unteren Geschossen sinnvoll war. Eine schräge oder gekrümmte Außenhaut

gibt besondere Räume vor mit wechselnden Höhen, mit verschiedenen Niveaus. Diese Räume verlangen eine andere Ausleuchtung

und damit andere Fensterformate. Das gilt auch, weil sich dem Blick hier oben andere Richtungen auftun, andere Weiten.

Ein gut gestaltetes Dachgeschoss nimmt die Elemente des Hauptbaus auf und entwickelt sie weiter. Oder ist, auch das, ganz anders.

Man spricht vom Dach als fünfter Fassade. Von einer besonderen Fassade, für die andere Bedingungen als für die vertikalen, wenig

raumgreifenden Außenwände gelten. Ein Dach, heißt das, muss in seiner Wirkung wie eine Fassade bedacht werden, wie eine

Fassade, die das Gebäude zur Skulptur ergänzt. Ein Ensemble von Dächern wird als Dachlandschaft beschrieben und tatsächlich:

sie ist wie eine wirkliche Landschaft, bewegt und belebt. Man schafft Austritte, legt Dachterrassen oder Dachgärten an. Man tritt ins

Freie. Freiheit! Man pflanzt Bäume in Kübel, stellt Tauchbecken auf und den Liegestuhl.

Aber wie das so ist mit der Freiheit: sie ist immer auch die Freiheit der anderen. Die allgemeine Baufreiheit ist eingeschränkt durch

ein Regelwerk, das ein friedliches Miteinander garantieren soll. So werden Nachbarrechte, Sicherheitsstandards und Denkmalschutz

festgeschrieben. Beim Bauen gibt´s keinen rechtsfreien Raum. Gesetze und Verordnungen führen aber, bestenfalls, zu Rechtsfrieden.

Sie können keine gute Architektur garantieren. Die Kommunen versuchen, Leitlinien herauszuarbeiten, die alle Bauwerber gleich

behandeln, klar vermittelbar sind, das Schlimmste verhindern und Gestaltungsraum lassen. Man muss zugeben, dass das fast

unmöglich ist, viel schwieriger, als ein Mittelmaß zu eng zu umschreiben und rigide festzusetzen.

Jeder Neubau über der Traufe tritt in eine Beziehung mit dem Stadtgefüge, muss in Zusammenhang mit dem Stadtganzen gesehen

werden. Dachaufbauten verdichten die bestehende Bebauung. Sie tragen zur Belebung der Stadt bei, zu ihrer Urbanität, und

verhindern letztendlich die Ausbreitung der Vorstädte. Die soziale und technische Infrastruktur für die neuen Nutzer ist meist schon

vorhanden und wird durch sie besser ausgelastet. Weitere Parkplätze allerdings können ein Problem sein. In großen Städten wird

experimentiert mit Ablösungen. Die fiktiven Baukosten für Stellplätze werden in öffentliche Nahverkehrssysteme oder in Parkhäuser am

Rand der Stadt umgelenkt. Manche Städte verlangen auch im Gegenzug zur Genehmigung, dass Hinterhöfe gärtnerisch gestaltet

oder die Dächer begrünt werden. Dachaufbauten können so dazu beitragen, dass Städte wohnlicher werden. Doch nicht nur

wohnlicher: wirklich gute Dachaufbauten tragen dazu bei, dass Städte vielschichtiger werden, interessanter und schöner.

Über der Traufe kann das Besondere entstehen. Nicht Einheitslösungen wie Gaubenparaden, die Denkmalschützer gerade noch

akzeptieren können. Nicht ein Gerade-noch. Es geht um das, was gute Architektur sein kann: um etwas, das die Welt verändert.

Um Wunder.

Dieses Buch zeigt wunderbare Dachaufbauten. Gibt´s mehr davon? Man wird anders durch die Stadt flanieren, sensibilisiert.

Man wird immer wieder nach oben blicken, eine neue Ebene wahrnehmen. Schon das ist ein Gewinn.

Dorothea Parker

Architektin, Regierungsbaumeisterin

(Pseudonym in Anlehnung an den Namen der New Yorker Schriftstellerin Dorothy Parker, 1893 bis 1967)

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Im Gegensatz zum Dachgeschossausbau, bei dem innerhalb der be-stehenden Dachhülle ein neuer Innenausbau erfolgt, handelt es sich beiDachaufbauten beziehungsweise Aufstockungen um einen komplett neuenAufbau nach oben, um eine Erweiterung in der Vertikalen. www.baulexikon.de gibt folgende Definition: »Bei der Dachaufstockung(auch Dachaufsattlung) wird das vorhandene Dach eines Gebäudes in dergesamten Höhe angehoben, um zusätzlichen Nutzraum (als Wohn- undGewerbefläche) bei bestehenden Gebäuden zu schaffen.In der Regel ist es notwendig, die gesamte Dacheindeckung zu entfernen,die Dachkonstruktion kann jedoch oftmals mit hydraulischen Hebegerätenangehoben und der Kniestock der geplanten Höhe entsprechend auf-gemauert werden. Eine Verstärkung der bestehenden tragenden Wände ist notwendig, falls die durch die Aufstockung sich ergebenden Lasten dieserfordern. Die technischen Eingriffe in die Dachkonstruktion und Außen-wand machen einen statischen Nachweis für diese Umbaumaßnahme not-wendig. Dachaufstockungen sind grundsätzlich genehmigungspflichtig.«

Baukunst ist raumgefasster Zeitwille. Lebendig. Wechselnd. Neu. Nicht das Gestern, nicht das Morgen, nur das Heute ist formbar. Nur dieses Bauen gestaltet. Gestaltet die Form aus dem Wesen der Aufgabe mit den Mitteln unserer Zeit.Mies van der Rohe,1923*

Einleitung

Wie angelandete Flugkörper scheinen die Dachaufbautenauf den Häusern von Manhattan zu sitzen.Rendering Bernard Tschumi Architects, New York, 2001

Dass sich hinter der etwas trocken-pragmatischen Definition ein unendlichweites, spannendes Thema verbirgt, erfuhr ich anhand einer Bauaufgabe,die sich mir 2004 im Münchner Stadtteil Lehel stellte. Vis-à-vis einemgründerzeitlichen Eckgebäude, das baulich in meinem Verantwortungs-bereich lag, entstand ein modernes, schnittiges Bürohaus, dessen Bau-fluchten neue Denkansätze hinsichtlich des gegenüberliegenden Altbau-volumens nahelegten. Da das Eckhaus mit seinem östlich angrenzendenNachbargebäude unter Ensembleschutz steht, forderte das Denkmalamt,die Silhouette des Dachs zu erhalten; an der Ecke durfte es nach vielen vergleichenden Modellbauten des Hauses und seiner unmittelbarenNachbarschaft sowie intensiven Verhandlungen mit der Behörde überhöhtund damit der Höhe der neuen Dachflucht gegenüber angepasst werden.Schließlich wurde dem Bauherrn ein luftiger, gläserner Aufbau samt großerDachterrasse genehmigt, aus einer Nullachtfünfzehn-Dachgeschoss-wohnung konnte eine helle zweigeschossige Penthousewohnung werden. In einer der letzten Sitzungen der sogenannten Amtskonferenz mit den

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nisch schlüssigste Konstruktion gewählt. »Die Konstruktionsmethoden, dieMaterialien und Farben des Neubaus können im Kontrast zur Umgebungstehen; trotzdem ist es möglich, den Maßstab zu wahren.«3

MaterialDie Wahl der Materialien ist natürlich von ausschlaggebender Bedeutungfür das spätere Erscheinungsbild. In jedem Fall sollte sie die Mittel derheutigen Zeit widerspiegeln. »Die Proportionen eines Gebäudes, dasMaßverhältnis seiner Öffnungen, die Dimensionen seiner Bauteile und ihreVerhältnisse zueinander bilden elementare Bestandteile der Sprache derArchitektur. Sie bestimmen weitgehend den Charakter eines Bauwerkes«,4

heißt es im Katalog zur Ausstellung »Neues Bauen in alter Umgebung« von1978, und dies hat nichts von seiner Gültigkeit verloren.

Nach eben jenen Themenbereichen sind die Beiträge des Buchs struktu-riert. Die Schwerpunkte sind gewerbliche Aufbauten zum einen, Woh-nungsbauten im großen Stil und kleinerer Wohnungsbau zum anderen.Allen gemeinsam ist ein unkonventioneller Ansatz bis hin zur Signal-haftigkeit, die durchaus erwünscht und dem Inhalt gemäß sein kann.Zurückhaltung in der Formensprache ist dabei immer von Vorteil, sie ist amlanglebigsten und jenseits aller Moden immer ein Gewinn. Das Potenzial,das auf den Dachebenen in den Städten noch gegeben ist, ist sicher beiWeitem noch nicht ausgeschöpft, im Gegenteil: es wartet auf seineEntdeckung.In einem Interview macht Kurt W. Forster, Direktor der Architekturbiennale»Metamorph« in Venedig 2004, darauf aufmerksam, dass in Zukunft ver-stärkt Umbauten und Transformationen gezeigt werden sollen und diesedem Thema am nächsten kommen. Das Konzept der Metamorphose be-inhaltet fast immer, dass man von etwas Bestimmten ausgeht. »Man musslernen, anders mit dem Bestehenden umzugehen, als nur zwischenDenkmalschutz und Nutzungsanforderungen zu trennen, ohne dabei zer-störerisch, gedanken- oder respektlos zu werden.«5

Vertretern der Denkmalschutzbehörde kam man zu der Ansicht, moderneDachaufbauten wären ein sinnvolles Buchthema. Für Architekten undBauherren, die sich mit dem Thema auseinandersetzen möchten, könnteeine Zusammenfassung interessante Informationen geben und mit guten ge-bauten Beispielen das Spektrum möglicher Formen und Stile zeigen. Da sich der »Neubau« in luftiger Höhe abspielt und der normale Passant oftgar nicht weiß, was sich über den Dächern entwickeln kann, möchte ichmit diesem Buch auf das höchst spannende Thema »Dachaufbau« aufmerk-sam machen und so den ein oder anderen Bauwilligen darin bestärken,sich dieser besonders reizvollen Bauaufgabe zuzuwenden.Die Auswahl der Beispiele erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit,sicherlich blieb das eine oder andere gelungene Beispiel hier unerwähnt.Doch die Durchsicht der letzten Jahrgänge vieler verschiedener Bauzeit-schriften in der TU München und eigene Quellen haben meine Auswahl alssinnvoll erwiesen. Sie umfasst sowohl größere als auch kleinere Bauten,gewerbliche wie private Nutzungen. Sie deckt meines Erachtens dieBandbreite ab, in der sich Aufstockungen bewegen, und macht Mut, dasThema undoktrinär anzugehen, es aus dem Genius loci zu entwickeln, inder Architektursprache unserer Zeit und mit heutigen, technischen Mitteln.»Die Analyse der architektonischen oder städtebaulichen Lage ist ohneFrage eine selbstverständliche Vorraussetzung«, sagt Adam Yedid, derArchitekturberater der französischen Museen, in seinem Artikel »Connaîtrepour créer«. »Identifikation der vorhandenen Dinge beinhaltet sowohl eineuntersuchende Haltung wie auch eine Vertrautheit mit dokumentarischenQuellen und Methoden der Analyse.«1

Typologische Einordnung des Ortes, städtebaulicher KontextMeiner Meinung nach muss die stadtgestalterische Wirkung von Dach-aufbauten stark nach ihrem jeweiligen Ort differenziert werden. Es gibt fast unsichtbare, wenig und stark sichtbare Aufbauten. Man kann unter-scheiden zwischen der Sicht auf Dächer in breiten Straßen, auf Plätzensowie an Uferzonen und der Draufsicht von Türmen, Hochhäusern oder angrenzenden Hügeln. In engen Straßen ist die Signalwirkung natürlichwesentlich geringer, städtebaulich daher nicht in gleichem Maß relevant.»Das Neugebaute wird mit dem Maßstab der Nachbarschaft gemessenund wird auf ihn eingehen müssen, wenn es zu einem integrierten Teilseiner Umgebung werden will.«2

RaumorganisationNach eingehender Bestandsanalyse des Gebäudes, auf das aufgestocktwerden soll, wird das neue Volumen definiert. Dass man dabei auch leichtüber das Ziel hinausschießen kann, liegt in der Natur der Sache, und nurverantwortungsvolle Planung der Architekten und Planungsämter führtschließlich zu einer angemessenen Kubatur. Zur Überprüfung sind Modellebeziehungsweise Computerrenderings aus meiner Sicht unabdingbar. Sievermitteln dem Bauherrn in anschaulicher Weise den späteren Zustand.

Konstruktion (Statik)Da das neu hinzukommende Volumen in jedem Fall zusätzliche statischwirksame Lasten bringt, ist in einem frühen Stadium die Zusammenarbeitmit einem Tragwerksplaner sinnvoll; mit ihm gemeinsam wird die bautech-

Computersimulation gläserne Dachaufstockung, München, Mechtild Friedrich-Schoenberger, 2004

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Auch auf der Architekturbiennale 2006 in Venedig hat Deutschland einähnliches Thema aufgegriffen. »Die Stadt … ist konvertierbar. Veränderbar.Man kann sie verdichten, erhöhen und umwidmen. Der deutsche Beitragist eine sinnliche und kluge Interpretation städtischer Möglichkeiten. Mankann sich dafür begeistern«,6 heißt es in der Süddeutschen Zeitung. DerDachaufbau »Symbiont« (siehe Seite 160) gehörte zu den Biennale-Beiträgen.

Die Aufstockung des Rechtsanwaltsbüros Schuppich von 1988 in derFalkestraße, Wien, im Areal des Kulturerbes (links oben), war einer derersten dekonstruktivistischen Ansätze im Dachgeschossaufbau. DasEckhaus sollte auf der Dachgeschossebene in 21 Metern Höhe einengroßen Sitzungssaal und kleinere Büroeinheiten erhalten. Die 1983 ent-standene Entwurfszeichnung zeigt die Ecklösung: Keine Erker oderTürmchen am Dach, kein Kontext von Proportionen, Material und Farben,sondern eine visualisierte Energielinie, die, von der Straße kommend, dasProjekt überspannt, das bestehende Dach bricht und damit öffnet. BeimZeichnen hatten die Architekten an einen gespannten Bogen gedacht.Dieser Raum erzeugende Bogen ist das stählerne Rückgrat des Projekts.Das differenzierte Konstruktionssystem, eine Mischung aus Brücke undFlugzeug, übersetzt die räumliche Energie in gebaute Realität.Ein anderes weithin sichtbares Beispiel entstand 1991 in der WienerHauptstraße mit dem Hotel Triest des Architekten Peter Lorenz aus Inns-bruck, der die alte Station der Pferdeeisenbahn Wien–Triest um zwei-einhalb Geschosse aufstockte. Städtebaulich und architektonisch wurdediese Lösung von den Behörden akzeptiert, und sie ermöglichte eine wirt-schaftlich akzeptable Zimmerzahl.In Deutschland habe ich selbst vielfach die Erfahrung gemacht, dass dieDenkmalschutzbehörden eher traditionell ausgerichtet sind undVolumenvergrößerungen an mehr- oder weniger hochwertigen Altbautennur sehr zögerlich zugestehen. Ein bisschen mehr Mut wäre hier durchauszu vertreten. Umso erstaunlicher ein Beispiel in der Altstadt von Eichstätt.Hier hat das Münchner Architekturbüro Hild + K 1995 ein altesFachwerkhaus aufgestockt. »Eine unscheinbar auftretende und deshalbgewagte Verlängerung des Profils nach oben. Der Kontrast verliert dasbemüht Demonstrative, Herausfordernde und entspannt sich in derDifferenz von Material und Konstruktion.«8

Dachaufstockung Büro Schuppich, Coop Himmelb(l)au, Wien 1983–1988Foto: Gerald Zugmann

Aufstockung Hotel Triest, Wien, Peter Lorenz, Innsbruck,1991–1994

Aufstockung eines Fachwerkhauses in Eichstätt, Hild + K Architekten, München,1995Foto: Michael Heinrich

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Das in meinen Augen berühmteste Beispiel einer Aufstockung in England ist die Tate Modern, die in den Jahren 1994 bis 2000 von den SchweizerArchitekten Herzog & de Meuron realisiert wurde. Die ehemaligePowerstation, von Sir Giles Gilbert Scott in zwei Bauabschnitten (1947und 1963) gebaut, wurde von Herzog & de Meuron in ein Museum fürmoderne Kunst umgewandelt und konnte im Mai 2000 eröffnet werden.Durch die Transformation entfaltete das alte Industriegebäude seine signal-hafte Wirkung, ja es wurde zu einem neuen Wahrzeichen Londons, dastäglich tausende von Besuchern anzieht. Besonders am Abend ist dergläserne Aufbau (Light Beam) weithin über die Themse zu sehen. DerLichtkörper soll Tageslicht in die Ausstellungsräume des obersten Museums-geschosses fließen lassen, und nachts soll in umgekehrter Richtung dasKunstlicht der Ausstellungsräume den Nachthimmel von London magisch erleuchten. Die Idee des Light Beams wurde bei der architektonischen undstädtebaulichen Gesamtkonzeption der Tate Modern zu einem Schlüssel-element für die Entwicklung anderer Gebäudeteile.Zur gleichen architektonischen Familie wie der Light Beam, der oben aufdem schweren Backsteinkörper liegt, gehören auch die Bay Windows, die die mächtigen, vertikal aufstrebenden Stahlpfeiler der Fassade unter-brechen und eine optische Instabilität bewirken. Je nach Lichtverhältnissenscheinen die grell leuchtenden Glaskörper vor der Fassade zu schweben,sodass die Monumentalität der Industriearchitektur deutlich abgeschwächtwird.Mittelpunkt des ganzen Gebäudekomplexes ist die Turbinenhalle. Das Ent-fernen der Deckenplatte erlaubt es nun, den Raum in seiner ganzen Dimen-sion zu erfahren. Die Plattform ist ein Überbleibsel dieser Deckenplatte, diesich einst über die gesamte Länge der Turbinenhalle erstreckt hatte. Heutepräsentiert sich die Plattform als Brücke zwischen dem ehemaligen BoilerHaus im Norden, in dem sich die Ausstellungsräume befinden, und demSwitch Haus im Süden, das in einer späteren Ausbauphase ebenfalls zueinem Ort für die Kunst werden soll. Wie eine überdeckte Plaza oderGalleria steht sie allen offen, die die Galerien besuchen oder einfach dielebendige Atmosphäre dieses Raumes erleben wollen.

Tate Modern,London,Umwandlung inein Museum fürzeitgenössischeKunst, Herzog& de Meuron,Basel, 1994–2000; Fotos oben und Mitte:MargheritaSpiluttini

Die Tate Modern von der Seite, Eingang als Rampe ausgebildet

Blick auf die Tate Modern von der Millennium Bridge, Foto: Manuel Schmidt

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Im Anschluss an die berühmten Beispiele von früher realisierten Dachauf-bauten möchte ich mich an dieser Stelle auch zukünftigen Projekten zu-wenden, die alle durchaus Potenzial für eine spätere Umsetzung haben.Allen gemeinsam ist ihre futuristische Wirkung. Damit setzen sie Zeichen füreine Fortschreibung architektonischer Spielräume im Bereich noch un-genutzter Dachlandschaften und eröffnen einen Ausblick auf zukünftigeMöglichkeiten. Bernard Tschumi, New York und Paris, konzipierte 2001 sein »Glasshousein the Sky« als Antwort auf die »Sehnsucht nach grenzenlosem Raum in derEnge der Großstadt«. Tschumi versteht seine architektonischen Konzepte alseine aufs Neue »überschriebene« Struktur.Der Ansatz für sein Projekt »Time House New York« bedeutet eine Alter-native zu immer neuen Vorstädten. Er schlägt eine Stadterweiterung in die Höhe vor. »Leichtgewichtige, transparente Gehäuse können auf bestehende Gebäude aufgesetzt und an die vorhandenen haustech-nischen Versorgungsleitungen angedockt werden. Nachts bilden die rund-um verglasten ›Time Houses‹ eine Gruppe miteinander korrespondierenderLeuchtkörper, als ob angelandete Flugkörper auf den Dächern von Man-hattan säßen.«Das Glashaus in den Wolken erinnert in Form und Konstruktion an eineVitrine mit kostbarem Inhalt. Die Fassade stülpt sich wie eine Haube überdas Herz des Hauses, ein skulpturales, weiches Wandgebilde. DieStrenge der Hülle aus Stahl und Glas steht im Kontrast zur Üppigkeit imInnern: Vorhänge aus Samt und Seide, polierter Marmor, exotische, wert-volle Hölzer. Die zweigeschossige, biegsame »Sandwich-Wand um-schließt die Haustechnik und erzeugt ein fließendes, von außen einseh-bares Raumkontinuum. Vorhänge und Schiebewände schaffen bei Bedarfmehr Privatsphäre. In den Badezimmern wirken die Wandoberflächen, diedurch ein spezielles Glas-Harz-Gemisch je nach Lichtsituation zwischentransparent und opak changieren, nass bis flüssig.«9

Das Time House verkörpert temporäres Wohnen über der Stadt imWechselspiel der Nutzungsanforderungen. Es wird den unterschiedlichenLebenssituationen mit Projektionsflächen für multimediale Botschaftengerecht. Es reagiert wie ein Chamäleon auf die Bedürfnisse seiner Be-wohner, die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum verschwimmen. Es ist öffentlich gemachte Privatheit.

Wie eine gläserne Vitrine sitzt der neue Aufbau auf dem Altbau. Projekt Time House,Bernard Tschumi Architects, New York, 2001

Im Inneren verleihen geschwungene Wände demGrundriss einen fließenden Charakter. DerWohnraum hat durch eine lange GalerieVerbindung zum Schlafbereich im Obergeschoss.

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Mehr Luft zum Leben wünscht man sich auch in München, wie in der Süd-deutschen Zeitung vom 29. September 2006 zu lesen war. »Bei MediaWorks Munich (Medienbrücke München) in der Rosenheimer Straße, wodie Textilfirma Konen bis 1966 Anzüge, Hosen und Hemden schneiderte,«soll das Büro Steidle Architekten »68 000 Quadratmeter Fläche schaffen,mit 26 Metern Raumtiefe. Vom zentralen, raumhoch durch Glas abge-trennten Besprechungsraum bis zur völligen Offenheit. Auf ein Hinterhaussollen zwei neue Etagen im Loft-Stil gepackt werden. Die Architekten haben für das Areal auch eine 40 Meter hohe Medienbrücke mit 25 000Quadratmetern geplant. Ein Bauwerk im Stil des vom russischen Archi-tekten El Lissitzky ersonnenen Wolkenbügels.«10

Der Planungsbeginn für das Bauvorhaben liegt sieben Jahre zurück, dieUmwandlung des Gebäudes soll im Frühjahr 2007 begonnen werden.Die Konstruktion wird ein Stahlbetonskelettbau sein, der mit einer Glas-fassade in farbigen Glaselementen ausgefacht werden soll. Hier werdenProduktions- und Büroflächen für Neue Medien geschaffen. Die Farbge-staltung hat das Büro Erich Wiesner, Berlin, konzipiert. Die Loftetagen sindin Orange gedacht, die Medienbrücke soll eine gelbe Fassade erhalten.

Entwurf Loftetagen und Medienbrückein den Media Works Munich,Rosenheimer Straße 143, SteidleArchitekten, München

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In London gibt es auch für die nähere Zukunft ein spannendes Projekt, dieUmgestaltung und Aufstockung der London Library von Haworth Tompkins.Die am St. James`s Square gelegene Bibliothek platzt aus allen Nähtenund braucht dringend mehr Platz. Sie ist die weltweit größte Leihbüchereiund hat sich das Flair eines leicht verschrobenen Privatclubs erhalten. Diezahlenden Mitglieder können entliehene Bücher mit nach Hause nehmen,nicht nur Neuerscheinungen, sondern auch eine große Anzahl ältererBücher, die sonst nur in großen Präsenzbibliotheken zu finden sind. DieLondon Library steht jedem offen, der den Jahresmitgliedsbeitrag von 120 Pfund aufbringen kann. Da der Bestand jährlich um 8 000 Neuer-werbungen wächst, muss das Raumangebot erweitert werden, die größteUmstrukturierung seit hundert Jahren.»Anders als die meisten voluminösen Bauprojekte in der britischen Metro-pole wird dies keine Selbstfeier spektakulärer Markenarchitektur werden.Ganz dem diskreten Stil der Institution verpflichtet, soll die Grundsanierungsamt Ausbau möglichst unauffällig vonstatten gehen«, heißt es in der Süd-deutschen Zeitung. »Das beauftragte Architekturbüro Haworth Tompkins hateinige Erfahrung im Umbau Londoner landmarks … Die Auflagen derDenkmalschutzbehörde sind strikt. Doch es ist den Architekten ohnediesdarum zu tun, möglichst viel vom Charme des über Jahrzehnte gewach-senen Ensembles zu erhalten.«11

Im Mittelpunkt steht dabei ein moderner, laternenartiger Dachaufbau alsErweiterung der Leseräume. Von hier aus wird es einen phantastischenBlick auf Westminster geben. Die Bauarbeiten werden im Frühjahr 2007beginnen, man rechnet mit der Fertigstellung im Sommer 2008. Mitdiesem diskreten Großprojekt wird es der London Library gelingen, einweiteres Vierteljahrhundert an ihrem alten Standort zu bleiben.

Die Elbphilharmonie in Hamburg von Herzog & de Meuron ist sicherlichdas spektakulärste Projekt in unserem Zusammenhang. Nach erstenKonzeptphasen zwischen 2003 und 2005 ist für 2007 der Beginn derBauarbeiten vorgesehen, 2009 soll die Philharmonie eröffnet werden.Der Kaispeicher, von Werner Kallmorgen entworfen und 1963 bis 1966gebaut, wurde bis Ende des letzten Jahrhunderts als Lagerhaus für Kakao-bohnen genutzt. Tausende von Säcken lagerten in der entsprechendmassiven Konstruktion. Diese Kraft wird nun für die neue Nutzung einge-setzt werden: Der Speicher wird zum Parkhaus für 750 Pkws und trägt diePhilharmonie. Der Neubau erfordert nur geringe, punktuelle Verstärkungender Speicherfundamente.Volumetrisch betrachtet ist der Speicher ein trapezförmig verzogenerKubus, der sich gegen Westen hin zuspitzt und am städtebaulich »relevan-testen« Punkt seine größte Eleganz erreicht. Der Neubau ist als Extrusiondes Speichers zu verstehen, ein schillernder, facettierter Kristall identischerGrundfläche, passgenau auf den Backsteinblock des Kaispeichers gesetzt.An den Ober- und Unterseiten verhält sich dieser Kristall jedoch anders: Inweiten Schwüngen vermittelt das Dach den höheren Teil des Gebäudes ander Kaispitze mit über hundert Metern Gesamthöhe mit der etwa zwanzigMeter tiefer liegenden östlichen Seite. Als neue Stadtkrone wird dieElbphilharmonie zum Symbol der Erweiterung der Hamburger Innenstadtnach Süden in die Hafengebiete am Elbufer.Auch die Unterseite des aufgesetzten Neubaus ist bewegt. An denRändern öffnen gewölbeartige Öffnungen den Blick von der Plaza in denHimmel. Weiter im Inneren sind tiefe Einschnitte nach oben geplant, diedie gesamte Philharmonie durchdringen und vielfältige Blickbeziehungenzwischen der Plaza und den verschiedenen Foyerebenen schaffen. Aufdem Kaispeicher und unter dem Neubau entwickelt sich gleichsam alsübergroße Fuge zwischen den Gebäudeteilen ein großzügiger öffentlicherRaum mit einzigartigem Panorama, Richtung Norden zur Innenstadt, in

Rooftop cutway, Rendering,Haworth Tompkins

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Richtung Osten, Westen und Süden auf die Elbe und die ausgedehntenHafenanlagen. Punktuell weitet sich die umlaufende Terrasse der Plaza zugrößeren Außenbereichen, die auch durch ihre Höhenentwicklung mitabgesenktem Boden und kuppelartigen Einschnitten die großartige Aus-sicht verstärken. Restaurants, Bars und Hotelrezeption liegen alle an derPlaza, von hier aus gelangt man in das Foyer der neuen Philharmonie.Der Raum der Elbphilharmonie selbst, für 2 200 Zuschauer konzipiert, istdas Zentrum, das Herzstück der gesamten Anlage. Daneben wird es einenkleinen Konzertsaal für rund 550 Besucher geben. Diese beiden Kern-stücke sind ummantelt von einem Hotel mit den zugehörigen Einrichtungensowie etwa 35 Luxuswohnungen. Insgesamt soll eine attraktive Mischungaus urbanen Nutzungen für das gesellschaftliche, das kulturelle, aber auchdas alltägliche Leben entstehen. Was bislang der Kaispeicher A als relativ stummes Monument der Nach-kriegszeit war, wird nach der Aufstockung ein Zentrum für Musiker undMusikliebhaber, für Touristen und Geschäftsleute, wahrscheinlich auch einneues Wahrzeichen für Hamburg.

Rendering Kaispeicher, Hamburg, Herzog & de Meuron, Basel

1 Adam Yedid: Connaître pour créer. In: Technique et architecture, No 475,12/2004, 1/2005.

2 Neues Bauen in alter Umgebung. Eine Ausstellung der Bayerischen Architekten-kammer und der Neuen Sammlung München. Konzeption und GestaltungMichael Gaenssler, Rüdiger Möller, Lehrstuhl für Entwerfen und Raumgestaltung,in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Architektenkammer. Staatliches Museumfür Angewandte Kunst, München, 1978, S. 78. Hiernach zitiert: *

3 ebd.4 ebd.5 Interview von Natalia Soukhova und Martin Löffler mit Prof. Kurt W. Forster.

In: Metamorph. Deutschlandschaft. Biennale Venedig. 9. InternationaleArchitekturausstellung 2004. Sonderpublikation zum Deutschen Pavillon, S. 4 und 5.

6 Gerhard Matzig: Die Länderpavillons in der Einzelwertung. SüddeutscheZeitung, 9./10. September 2006.

7 Adam Yedid, Connaître pour créer (Anm. 1).8 Thomas Will: Grenzübergänge. Weiterbauen am Denkmal. In: werk,

bauen + wohnen 6/2003, S. 50–57.9 Exemplarisch – Konstruktion und Raum in der Architektur des 20. Jahrhunderts.

Beispiele aus der Sammlung des Architekturmuseums der Technischen UniversitätMünchen. Hg. Winfried Nerdinger et al. München 2003, S. 162.

10 Oliver Herwig: Mehr Luft zum Leben. Süddeutsche Zeitung, 29. September2006.

11 Alexander Menden: Bildung des Volkes von ganz oben. Süddeutsche Zeitung,16. Juni 2006.

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1716

S.18 S. 48 S. 54

S. 24 S. 32 S. 76

S. 110 S. 126 S. 130 S.142 S.154 S.164

S. 114 S

S. 160 S. 170 S. 176

S. 36 S. 40 S. 82

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S. 60 S. 68 S. 98

S. 90 S.106

S.154 S.164

Gewerblich genutzte Dachaufbauten

Großer Wohnungsbau

Kleiner Wohnungsbau

S. 122

S. 180 S.184

S. 82 S. 138 S. 146

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1918

ProjektdatenArchitekten Wettbewerb 1990 Prof. Moritz Hauschild, Architekt BDAPlanung Hauschild + Boesel,

Dipl.-Ing. ArchitektenTragwerksplanung Cronauer, Burkei und Partner, C B PStandort Brienner Straße 40BGF 18 646 m2

Besprechungsräume 793 m2

Bauzeit 1997–1999Fotos Peter Bonfig, München

Firmengebäude am Königsplatz, MünchenHauschild + Boesel

Städtebaulicher KontextDie Verwaltungsbauten entlang der Brienner Straße fügen sich in eineBlockbebauung aus unterschiedlichen Jahrzehnten ein. Vor allem dasEckgebäude des Architekten Heinz Schilling aus dem Jahr 1956 sollterenoviert und um ein Geschoss erhöht werden. Den Blockinnenhof hat man von allen, zum Teil fünfgeschossigen Einbauten befreit und durcheinen neuen, schräg gestellten Baukörper definiert. Eine transparente, isolierende ETFE-Kunststoffmembran überdeckt den Hof und die an-grenzenden Fassaden, um vor Witterung zu schützen. Auf diese Weise entstand eine halböffentliche, interne Piazza, die das ganze Jahr übergenutzt werden kann. Das Eckgebäude erhielt eine neue Dachebene mit einem repräsentativenSitzungssaal. Die Ausformung und Betonung der Hausecke wurden mit den

Der Eckbau von HeinzSchilling aus dem Jahr 1956,München, Brienner, EckeRichard-Wagner-Straße, vorder Renovierung

Aufsicht auf den neuenGebäudekomplex mitKönigsplatz

Der neue Aufbau wirkt zurückhaltend schlicht

und doch selbstbewusst gegenüber der histo-

rischen Nachbarschaft.

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2120Firmengebäude am Königsplatz, München

Das von unten betont minimalistischerscheinende Vordach fügt sich gutin den Bestand ein.

Denkmalpflegern abgestimmt; vor allem ging es um eine respektvolleHaltung gegenüber den klassizistischen Klenze-Bauten in der Nach-barschaft. Vor diesem Hintergrund wurde das Dach so ausgebildet, dasssich eine flächige Verglasung einsetzen ließ. Sie ermöglicht die Nutzungder umlaufenden Dachterrasse mit dem großartigen Ausblick auf denKönigsplatz und die Münchner Frauenkirche.

Raumorganisation und MaterialDer neue, verglaste Verbindungsbau führt in den geschützten Innenhof, zu dem sich ein Restaurant und ein Café öffnen. Über eine Freitreppe und einen Glasaufzug werden die einzelnen Büroetagen erschlossen. Die ganze Halle hat den kommunikativen Charakter einer Piazza und funktioniert ähnlich wie ein öffentlicher Stadtraum. Das transparente Dach schützt den Innenhof und lässt die ganzjährige Nutzung zu. Der repräsentative Sitzungssaal im vierten Obergeschoss ist ausgerichtet aufden Königsplatz und das Stadtzentrum; große Schiebetüren ermöglichenden Zugang zur umlaufenden Terrasse, die durch das weit ausladendeDach geschützt ist. Um die Vielfalt der bereits vorhandenen Materialiennicht unnötig zu erhöhen, griffen die Architekten auch für das neueGeschoss auf den geschliffenen Donaukalkboden zurück. Sie verwendetenihn sowohl im Hofbereich innen und außen als auch im Attikageschoss fürden Boden wie für die umlaufende Brüstung. Die Beschränkung aufwenige, prägnante Materialien lässt das Ensemble ruhig und gelassenwirken.

Die Südostecke alsEntwurfsskizze und ausgeführt

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Die neue Dachkonstruktionwährend der Bauzeit

Der neue Sitzungssaal mit Blick auf den Königsplatz

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2322

Der Terrassenbelag aus geschliffenem Donaukalk stellteinen Bezug her zwischenVerwaltungsgebäude und Klenze-Bauten.

Konstruktion und EnergiekonzeptDas neue Membrandach von fast 1000 m2 lagert einerseits auf dem diagonal stehenden Neubau im Hof, andererseits auf zwei 19 m hohenHolzstützen, die die Lasten an dem Altbau vorbei direkt in die neuen TG-Wände leiten. Die Dachfläche über dem Hof besteht aus 3,7 m breiten Feldern, die bis zu 30 m lang sind. Drei 0,2 mm dicke ETFE-Klarsichtfolien bilden zwei breite Luftkammern, deren Druck mittels eineskleinen Kompressors konstant auf 350 Pascal gehalten wird. Die sogebildeten Luftkissen ermöglichen eine gute Wärmedämmung. ETFE ist so reißfest, dass man es zu Wartungszwecken problemlos betreten kann,außerdem ist die Folie selbstreinigend. Die Dacheindeckung wird im

Firmengebäude am Königsplatz, München