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Das Kompositionalitatsprinzip(Version 1.0)

Seminar Kompositionalitat, 2005 1


Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks

ist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt





I Oft auch als Frege-Prinzip bezeichnet (nach Gottlob Frege, 1848-1925)






I Intuitiv eingangig, aber. . .






I Intuitiv eingangig, aber. . .

I . . . in dieser Form eigentlich viel zu unprazise.


Die Bedeutung eines komplexen Ausdrucksist durch die Bedeutung seiner Teile bestimmt



I Heisst”die“, dass jeder Ausdruck eine eindeutige Bedeutung hat? Gibt es

bedeutungslose Ausdrucke?





I Was sind”Bedeutungen“? Modelltheoretische Objekte?






I Wann ist ein Ausdruck”komplex“? Abhangig oder unabhangig von einer be-

stimmten Theorie?







stimmten Theorie?

I Was sind die”Teile“ eines Ausdrucks? Unmittelbare Konstituenten? Sind Teile

auch wieder Ausdrucke?







stimmten Theorie?

I Was sind die”Teile“ eines Ausdrucks? Unmittelbare Konstituenten? Sind Teile

auch wieder Ausdrucke?

I Was heisst”bestimmt“? Eindeutig bestimmt? . . . und durch nichts anderes?


Erstes Problem:

I John loves Mary besteht (intuitiv gesprochen) aus”den gleichen Teilen“ (hier:

Worten) wie Mary loves John


Erstes Problem:



I Nach dem Kompositionalitatsprinzip sollten damit die Bedeutungen dieser”kom-

plexen Ausdrucke“ gleich sein


Erstes Problem:





I Sind sie aber nicht!


Erstes Problem:






I Die Teile (Worte) sind vielleicht die gleichen, aber sie sind unterschiedlichzusammengebaut worden:


Erstes Problem:







[John [loves Mary ]VP ]S [Mary [loves John]VP ]S


Erstes Problem:







[John [loves Mary ]VP ]S [Mary [loves John]VP ]S

I Abanderung des Kompositionalitatsprinzip, die dieser Tatsache Rechnung tragt.




ist durch die Bedeutung seiner Teile

und der Regel, mit der sie kombiniert wurden, bestimmt.






I Weiterhin unprazise: Was sind Regeln?







I Zum Vergleich die englische Variante:







I Zum Vergleich die englische Variante:

The meaning of a complex expressionis determined by the meaning of its parts

and the mode of composition.


Warum uberhaupt?

I Produktivitat:


Warum uberhaupt?

I Produktivitat:

Sprecher konnen nie zuvor geausserte Satze produzieren/beurteilen


Warum uberhaupt?

I Produktivitat:


I Lernbarkeit:


Warum uberhaupt?

I Produktivitat:


I Lernbarkeit:

Kinder konnen aus wenig Input problemlos Sprache lernen


Warum uberhaupt?

I Produktivitat:


I Lernbarkeit:


I Systematicity:


Warum uberhaupt?

I Produktivitat:


I Lernbarkeit:


I Systematicity:

Sprache ist systematisch, d.h. hat klare Muster


Warum uberhaupt?

I Produktivitat:


I Lernbarkeit:


I Systematicity:


I Mit Kompositionalitat:


Warum uberhaupt?

I Produktivitat:


I Lernbarkeit:


I Systematicity:


I Mit Kompositionalitat:

Es genugt die Grundbausteine (”Teile“) und Regeln zu kennen/lernen??


Augenscheinliche Probleme:

Ambiguitat:



Ambiguitat:

I Lexikalisch: Johann steht vor einer Bank. (Geldinstitut vs. Sitzgelegenheit)



Ambiguitat:


Was also ist die Bedeutung von Bank?



Ambiguitat:



I Skopus: Jeder Student kennt einen Linguisten (spezifisch vs. unspezifisch)



Ambiguitat:




Eine syntaktische Struktur [ [Jeder Student]NP [kennt [einen Linguisten]NP ]VP ]S



Ambiguitat:





aber zwei Bedeutungen?



Ambiguitat:






I Strukturell: Heinz-Detlev sah einen Astronomen mit einem Fernglas.



Ambiguitat:






I Strukturell: Heinz-Detlev sah einen Astronomen mit einem Fernglas.

Kein Problem! Zwei unterschiedliche syntaktische Strukturen (und damit ver-schiedene Regeln).



Abhangigkeiten vom Kontext:




I Indexikalische Ausdrucke:





(a) Der Bundeskanzler heisst Helmut Kohl. (Sprechzeitpunkt)






(b) Hier stinkt’s nach Pferdemist. (Sprechort)







(c) Ich bin 1,80m groß und trage eine Brille. (Sprecher)







(c) Ich bin 1,80m groß und trage eine Brille. (Sprecher)

Bedeutungen (Wahrheit/Falschheit) von (a)–(c) abhangig von den Außerungs-umstanden und nicht nur von

”Teilen“ und

”Regeln“.



I Anaphern:

Er ist doof hat verschiedene Bedeutungen je nach umgebendem Diskurs/Text:



I Anaphern:


(a) Christian gibt ein Semniar uber Kompositionalitat. Er ist doof.(Er ≈ Christian)



I Anaphern:



(b) Der Bundeskanzler heisst Gerhard Schroder. Er ist doof.(Er ≈ Gerhard Schroder)



I Anaphern:



(b) Der Bundeskanzler heisst Gerhard Schroder. Er ist doof.(Er ≈ Gerhard Schroder)

Bedeutungen (Wahrheit/Falschheit) von (a)–(b) abhangig vom Diskurs und nichtnur von

”Teilen“ und

”Regeln“.


Programm


Programm

Voraussetzungen: Pradikatenlogik


Programm


1. Wiederholung: Pradikatenlogik. Ist sie kompositionell?


Programm



2. Montague-Semantik (Modelltheoretischer Bedeutungsbegriff)


Programm



2. Montague-Semantik (Modelltheoretischer Bedeutungsbegriff)

• Diverse Probleme & Losungsansatze

– Ambiguitat– Kontextabhangigkeit– Idiomatische Wendungen– Irreduzible Quantoren– Englische Genitivkonstruktionen– . . .


• Frege, das KoP und verwandte Prinzipien(Janssen, 2001; Pelletier, 2001)



• Formale Definitionen des informellen Prinzips

– Homomorphismen sortierter Algebren.(Montague, 1974; Janssen, 1996; Hendriks, 2001)

– Frege-Erweiterungen.(Hodges, 2001; Westerstahl, 2004)

– Zeichenbasierte Kompositionalitat.(Kracht, 2001)







• Kompositionalitat, Produktivitat, Lernbarkeit und Systematicity








• Ist Kompositionalitat nichts-sagend (engl. vacuous)?(Zadrozny, 1994; Kazmi & Pelletier, 1997; Westerstahl, 1998)








• Ist Kompositionalitat nichts-sagend (engl. vacuous)?(Zadrozny, 1994; Kazmi & Pelletier, 1997; Westerstahl, 1998)

Literaturliste: http://www.dcs.kcl.ac.uk/pg/ebert/teaching/


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