Das Mannheim Magazin – Ausgabe 1

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Das MANNHEIM Magazin zeigt, wo und wie sehr Mannheim in Bewegung ist und wie viel die Stadt zu bieten hat. Die einzige Stadt in Quadraten übrigens, neben immerhin: New York. Mannheim ist „eine gute Type“. Weil es kreativ ist, offen, tolerant, emotional, verbindlich, integer und wirtschaftsstark. Die Stadt bietet Musikern, Ingenieuren, Architekten, Wissenschaftlern und Unternehmern ein inspirierendes Umfeld, seit mehr als zweihundert Jahren. Damals erfand Karl Drais das Zweirad, Carl Benz das Automobil. Dinge, die uns bis heute bewegen. Das Magazin spürt das kreative und wirtschaftliche Potenzial der Stadt auf und führt den Leser mit Reportagen, Interviews und Porträts in Text und Bild nah an die Menschen, die sich für ein Leben in Quadraten entschieden haben.

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MANNHEIMLiebe Leserinnen, liebe Leser,»wir machen’s«, sagen die Mannheimer. Und dann machen sie’s einfach. Bringen sich ein, entwerfen und tun das, was in Mannheim Tradition hat: etwas bewegen. Die Stadt in Quadraten befindet sich im Wandel, sagen ihre Bewohner. Das liegt an einer wachsenden kreativen Szene, wie sie sich vor allem in einer Institution wie dem Musikpark zeigt. An Menschen, die frei und wirtschaftlich zugleich denken. Mannheimer eben: Sie stehen zu ihrer Stadt. Zum Beispiel zum Jungbusch auf unserem Cover, ein Viertel, in das sich lange keiner mehr traute. Warum, erklärt Restaurantbesitzer Saki ab Seite 28. Viel Spaß beim Lesen, wünscht die Redaktion.

EDITORIAL

AB 16. APRIL GIBT ES DAS MANNHEIM-MAGAZIN AUCH AUF DEM IPAD.

AUSGABE EINS 2014

POP UP STADT Nirgendwo sonst hat Popkultur eine so große Bedeutung

für die Kreativwirtschaf t wie im Musikpark. Ein Rundgang.

WORLDWIDE Wer in Mannheim Wirtschaf ts- wissenschaf ten studiert, hat

gute Chancen auf einen Top-Job weltweit.

DER PATE VON DIE QUADRATE So nennt sich Athanasios

Cosmadakis. Der Besitzer des griechischen Restaurants »Rhodos« im Stadtteil Jungbusch über lange Nächte und den Katholikenteller.

KALENDER HERBST / WINTER Der Sternekoch Juan Amador verrät, mit welchen Terminen er

sich den Herbst versüßt. Plus: Events, die die Stadt im Winter verzaubern.

ENDLICH WIEDER DAHEIM Was Eishockey-Profi Jochen Hecht in seinen Jahren als

Spieler der National Hockey League in den USA besonders vermisst hat.

INHALT

DIE STADT IN IHREN FACETTEN Mannheimer erklären ihre Stadt.

Was dabei herauskommt? Das Portrait einer guten Type.

KALENDER FRÜHJAHR / SOMMER Die Sängerin Joy Fleming

plant ihren Frühling in Mannheim. Plus: Weitere Veranstaltungen, die Sie nicht verpassen sollten.

DA WILL ICH HINDrei überzeugte Mannheimer nehmen uns mit in ihre Stadt.

An die Orte, die ihnen die Welt bedeuten.

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ESPASST.LEBENSFREUDE. IM QUADRAT.

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Impressum Das Mannheim Magazin Herausgeber STADTMARKETING MANNHEIM GmbH, Georg Sahnen, V.i.S.d.P. E 4, 6, 68159 Mannheim, www.das-gibt-dir-mannheim.de Verlag Magazin Verlagsgesellschaft Süddeutsche Zeitung mbH, SZ-Publishing Objektleitung Angela Kesselring Redaktion Lisa Frieda Cossham, Gabriela Herpell Bildredaktion Sarah Beckhoff Schlussredaktion Gerlinde Wronski Chefin vom Dienst Frauke Haack Artdirection Florian Gmach Grafik Julia Otterbach Anzeigen STADTMARKETING MANNHEIM GmbH, Julia Luttenberger, E 4, 6, 68159 Mannheim, Telefon 0049 621 15667312 Druck Firmengruppe APPL, PRINT.Forum, Neulandstraße 40, 74889 Sinsheim Repro Compumedia GmbH Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsanspruch. Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt. Die Veröffentlichung der Veranstaltungs-termine erfolgt ohne Gewähr. Lob, Kritik, Anregungen an: [email protected]

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DIE STADT IN IHREN

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JEDEM ANFANG WOHNT EIN ZAUBER INNE

Jana Anzlinger, Politikstudentin, 24Wir fuhren durch den Jungbusch und sangen Iggy Pop: »I am the passenger and I ride and I ride. I ride through the city’s backsides. I see the stars come out of the sky.« Der Moment war für mich Mannheim.

Luigi Toscano, Fotograf und Künstler, 41Als Künstler bekommst du hier die Aufmerksam-keit, die du brauchst.

Ingo Wackenhut, Sänger, 50Theaterbegeistert sind wir alle.

Stefanie Raucher, Einzelhandelskauffrau, 32Das Nachtleben ist der Wahnsinn. Man braucht nicht einmal einen Club oder eine Kneipe. In Mann-heim tanzt man auf der Straße.

Dario Fontanella, Eiskonditor, 62Das wissen viele nicht: Aus Mannheim kommt das Spaghetti-Eis. Ich habe es erfunden, 1969. Jürgen Tekath, Hotelier und Florist, 52Mir war, als hätte ich schon einmal hier gelebt, so vertraut kam mir alles vor.

Christopher Zumpf, Ingenieur, 27Als ich vor fünf Jahren zum ersten Mal nach Mann-heim kam, bin ich auf dem Rückweg von einem Bewerbungsgespräch bei Siemens in Richtung Bahnhof am Tattersall ausgestiegen. Da war an-A

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Sie ist vielleicht nicht die Schönste. Aber eine gute Type, sagen die Mannheimer. Ihre Stimmen fügen sich zusammen wie Teile eines Puzzles – zu einem Portrait der Stadt

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Das Design-Hotel »Speicher 7« an der Rheinvorlandstraße gehört dem Floristen Jürgen Tekath, der hier vor seinem Café »Flo« steht.

Mannheim sprudelt: Der Wasserturm

mitten in der Stadt ist Wahrzeichen und

Treffpunkt zugleich.

scheinend gerade Mittagspause eines Ärztekon-gresses, also viele Leute im Anzug. Mannheim kam mir einfach nur nobel vor, mit all den schicken Leu-ten im Friedrichspark, hinter dem Wasserturm.

MANNHEIM, DU SCHÖNE

Luigi Toscano, Fotograf und Künstler, 41Ich komme o� aus Ludwigshafen und fahre Rich-tung Mannheim, über die Rheinbrücke, links in den Jungbusch, und sehe das große, bunte Werbeschild von Radio Regenbogen. Ich rieche Werkstatt und Schokolade und meistens auch den Frühling. Dann weiß ich: Ich bin zu Hause. Und es geht mir gut.

Jens Hevike, IT-Fachmann, BASF, 27Das Halbfinale der Fußball-EM 2008 war was Be-sonderes bei uns. Die Türken haben uns zum Sieg gratuliert und wir ihnen zum tollen Spiel. Dann sind alle in den Brunnen gesprungen.

Jana Anzlinger, Politikstudentin, 24Ich liebe den Meßplatz: die Mütter auf den Bänken, die Kinder, die mit dem Wasser spielen, ein Schickimicki-Restaurant und dazwischen Skater. Und noch nie hat sich hier einer über den anderen beschwert.

Jürgen Tekath, Hotelier und Florist, 52Wenn ich doch mal die Metropole suche, steige ich morgens in den Zug, frühstücke drei Stunden spä-ter in einem Pariser Café. Am Abend aber, da fahre ich wieder zurück nach Mannheim.

Boian Videnoff, Dirigent, 27Ich habe die Mannheimer Philharmoniker gegrün-det, ein Orchester, das Nachwuchsmusiker för-dert. Wir müssen schnell überall auf der Welt sein können. Da ist es gut, dass Mannheim im Herzen von Europa liegt und es zum Frankfurter Flug- hafen auch nicht weit ist: mit dem Auto 74 Kilo-meter, das heißt ungefähr 50 Minuten, und mit dem ICE eine halbe Stunde.

Christopher Zumpf, Ingenieur, 27Mannheim ist voller Widersprüche, nicht nur in der Architektur. Wenn die BWL-Studenten in der Straßenbahn direkt neben dem Mannheimer Ur-gestein sitzen, das die ganze Zeit am »Rumbab-bele« ist, dann hat das Charme.

Luigi Toscano, Fotograf und Künstler, 41Die »Orderstation« auf der Friesenheimer Insel ist ein echter Geheimtipp: Das Ausflugsrestaurant liegt am Rhein, auf der einen Seite Natur und Grün, auf der anderen Industrie. Typisch Mannheim. Ei-gentlich gehe ich ja immer ins »Adria« am Meß-platz, aber da kenne ich jeden. Und manchmal brauche ich eben Ruhe und etwas Anonymität. >>

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Stefanie Raucher, Einzelhandelskauffrau, 32Wir stießen auf einen Laden mit dem Namen »Der Bock«. Der sah von außen irgendwie stylish aus. Drin hat eine Bluesband gespielt. Das hatte was. Der Besitzer heißt Stock, so ein Blues-Rocker mit langen Haaren. Wir haben gefeiert, bis der Laden geschlossen hat. Dann hat er uns durch die Mann-heimer Nacht geführt. Eine unvergessliche Party.

Dario Fontanella, Eiskonditor, 62Hier beginnt das Deutschland, das sich wie Italien anfühlt. Die Menschen sind offen, die Frauen stolz und schön, auf den Hügeln wächst der Wein.

DER GEIST DER STADT

Gerard J. van den Berg, Uni-Professor, 51Amsterdam, Princeton, Stockholm – ich war an vielen Unis. Als ich herkam, als Humboldt-Profes-sor, hätte ich nicht erwartet, dass der wissenscha�-liche Ehrgeiz, den ich gesehen hatte, übertroffen wer-

300 Jahre Theater- und Musikgeschichte: das Nationaltheater Mannheim.

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den könnte. In Mannheim habe ich meine akademische Heimat gefunden.

Ingo Wackenhut, Sänger, 50Das ist was ganz Besonderes: eine aktive, interes-sierte und kritische Bürgerscha�, die sich mit ih-rem Theater auseinandersetzt. Wenn Künstler von außerhalb ans Nationaltheater kommen, sind sie darüber immer sehr erstaunt. Positiv natürlich.

Christopher Zumpf, Ingenieur, 27Jedem hier ist bewusst, dass Mannheim auch noch eine Arbeiterstadt ist und viele hier proletarische Wurzeln haben. Das macht’s auch aus. Anne Richter, 48, Stellv. Intendantin und Dra-maturgin des Schnawwl am NationaltheaterIn Mannheim Theater für junge Leute zu machen, ist ein großes Geschenk, denn das sehr heterogene Publikum ist wach, fordernd, mutig. Täglich ge-ben mir unsere Zuschauer Feedback zu den Insze-nierungen. Das spornt an und hil� sehr beim Wei-terentwickeln der Kunst.

Stefanie Raucher, Einzelhandelskauffrau, 32Beim »Nachtwandel« im Jungbusch machen alle Ateliers, Organisationen und Kneipen zwei Näch-te der offenen Türen. Da kommt man an Ecken vorbei, die man noch gar nicht kannte.

Am Neckar verbringt man den halben Sommer und lässt Steine auf dem Wasser springen.

Dreimal täglich erklingt vom Turm des alten Rathauses ein Glockenspiel. Und alle Vögel fliegen hoch.

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Jens Hevike, IT-Fachmann, BASF, 26In Mannheim gibt es eine Subkultur. Das hört man an der Musik, die jedem hier wichtig ist.

DAS MANNHEIM-GEFÜHL

Jana Anzlinger, Politikstudentin, 24Seit ich denken kann, sitzen diese drei älteren Herren am Saturn, bei der Eisdiele »Fontanella« oder beim Cineplex. Wenn einer Kaffee holen geht, bewachen die anderen seine Sachen.

Stefanie Raucher, Einzelhandelskauffrau, 32Wenn man in Berlin am Prenzlauer Berg rumläu�, begegnet man keinem Menschen über vierzig. In Mannheim kann man in Würde alt werden.

Luigi Toscano, Fotograf und Künstler, 41Ich bin Sohn italienischer Einwanderer, hab als Türsteher gearbeitet und später erst fotografiert. Bei meinen Vernissagen treffen meine Freunde aus dem Nachtleben auf die Kunstszene. Die Leu-te hier freuen sich, wenn was aus dir wird.

Jürgen Tekath, Hotelier und Florist, 52Ich hatte Angebote, in den USA zu arbeiten, in Hamburg, München, Berlin. Aber Mannheim ist es – die große Freiheit. Man wird akzeptiert, wenn man seine Sache gut macht. Als ob Rhein und Neckar gute Energie in die Stadt tragen wür-den. Den harten Winter halten die Flüsse ja von uns fern.

Christopher Zumpf, Ingenieur, 27Für BWLer und VWLer ist Mannheim DIE Stadt. Wer hier seinen Abschluss macht, braucht sich um einen Job nicht zu sorgen. Trotzdem vermi-schen sich die verschiedenen Szenen hier. Es ist nicht so, dass die einen nur in die coolen Bars ge-hen und die anderen in die Spelunken.

Max Liesner, Politikstudent, 26Neulich klingelte mein Nachbar Ali, der eigent-lich Albrecht heißt. Er hat mich zu einer Sessi-on mit seiner Jazz-Band eingeladen. Und all die Nachbarn, die sich nicht kannten. So ist die Stadt: als Keller beschimpft, aber es steckt Jazz drin.

Boian Videnoff, Dirigent, 27Müsste ich Mannheim einer Musikepoche zu-ordnen, wäre es die Moderne, trotz Barock-schloss. Weil hier so viele Gefühle aufeinander-treffen.

Udo Dahmen, Künstlerischer Direktor und Geschä�sführer der Popakademie, 63Das internationale Netzwerk der Popakademie be-fördert mit seinen Studierenden die lebendige und kreative Szene aus Mannheim heraus in viele musikalische Weltgegenden.

Max Liesner, Politikstudent, 26In Mannheim ist es drei Grad wärmer als im rest-lichen Deutschland. Im Sommer, spät am Abend, wimmelt es in den Gassen von Menschen aller Hautfarben. Sie sitzen vor Cafés, Shisha-Bars, Knei-pen – als wären wir im Süden.

Im Quadrat Q6 / Q7 entsteht ein

Stadtquartier mit Einkaufscenter, Hotel,

Büros, Wohnungen.

Und überall ist Wasser, auch hier, am Pflanzen-schauhaus im Luisenpark.

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5. 4. 2014 Time Warp Elektro-Festival in der Maimarkthalle. Das Technoevent fi ndet zum 20. Mal statt. Getanzt wird von Sa, 19.30 Uhr, bis So, 14 Uhr. time-warp.de

13. 4.–9. 11. 2014AusstellungDie Reiss-Engelhorn-Museen zeigen die Waff en von Kaiser Maximilian I., der einer der letzten Ritter war. Di–So, 11–18 Uhr. rem-mannheim.de

26. 4.–6. 5. Maimarkt Elf Messetage, 400 000 Besucher, 1500 Ausstel-ler auf 80 000 Quadrat-metern: Der Maimarkt Mannheim ist Deutsch-lands größte Regional-

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AUSGEWÄHLT

FRÜHJAHR / SOMMER

Musik, Musik – in meinem Kalender stehen fast nur Konzerttermine. Das kann einem in dieser Jazzstadt und mir als Sängerin schnell mal pas-sieren. Vom 29. März bis zum 5. April fi ndet an ver-schiedenen Orten das Jetztmusik Festival statt. Ich fi nde es toll, wie die Macher unterschiedliche Genres zusammenbringen, wie elektronische Mu-sik auf andere Kunstgattungen tri� . Gerade für den Tanz interessiert mich das. Im Mai werde ich ins Nationaltheater gehen, wo ich selbst schon auf-getreten bin. Ich liebe die Atmosphäre dort: un-prätentiös, publikumsnah. Im Nationaltheater wird ab 27. April Blues Brothers – Unterwegs im Auf-trag des Herrn gespielt. Die Musik gefällt mir, die Blues Brothers sind einfach Kult. Am 29. Mai spielt um 21 Uhr die Band 17 Hippies. In der Alten Feuer-wache, ein Kulturzentrum in der Nähe des Neckars. Ein schönes Gebäude. Die Band spielt bisschen Balkan, bisschen Pop und Jazz – Weltmusik würde man das wohl nennen. Und weil sie Hippies hei-ßen, hoff e ich, dass die es schaff en, für ein paar Konzertstunden diese Unbeschwertheit rüberzu-bringen, die mich an die Hippiezeit erinnert. Love and Peace. Es lohnt sich übrigens immer, ins Ca-pitol am Alten Meßplatz zu schauen: Im November werde ich dort auf der Bühne stehen und singen.

STADTFESTIVAL

TIME WARP

KAISERJazz- und Schlagerlegende Joy Fleming, 60, verrät, welche Veran-staltungen sie in Mannheim im Frühjahr besuchen wird

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Bananen, 18 000 Müsli- und Energie-riegel. www.marathon mannheim.de

24. 6. 2014Eric ClaptonEiner der weltbesten Gi-tarristen, Mr. Slowhand genannt und bekannt für Songs wie Tears in Heaven, gibt sein ein-ziges Deutschlandkon-zert in Mannheim! SAP Arena, Beginn: 20 Uhr. bb-promotion.com

6. 7. 2014Renntag MannheimDas hat Tradition: zum Aufgalopp und Wetten auf die Rennbahn in Seckenheim. badischer-rennverein.de

messe. Es gibt alles, vom Gabelstapler bis zum Avocadomesser. Ab 25. 4. läu� parallel dazu das Maimarkt-Reitturnier: Die großen Stars in Dressur, Springen und Polo treten an. maimarkt.de und maimarkt-turnier-mann heim.de

23. 5.–25. 5. 2014Stadtfest Bei dem größten Open-Air-Event in der

Region treten regionale Bands auf, es wird Theater gespielt und ein Fest für Kinder gefeiert. mannheimer-stadtfest.com

23. 5.–8. 6. 2014Theater der WeltDas bedeutendste Theaterfestival Deutschlands zeigt auf verschiedenen Bühnen die innovativsten Entwicklungen auf internationaler Ebene. theaterderwelt.de

31. 5. 2014SAP Arena Marathon Die klassischen 42,195 Kilometer führen bis nach Ludwigshafen und zurück. Dazu werden verteilt: 11 000

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MAXIMILIAN I.LASSEN SIEUNS SPRECHEN.Dass Mannheim eine der Top-Gründungsstädte

in Baden-Württemberg ist, darüber könnten wir

Ihnen sehr viel erzählen. Denn Menschen mit gu-

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beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Exis-

tenzgründung: z.B. das Mannheimer Netzwerk

„Start im Quadrat“. Dieser Verbund aus 14 Exis-

tenzgründungsinitiativen bietet Gründungsinte-

ressierten und jungen Unternehmen genau die

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DA WILL ICH HIN

PHILIPP KOHL

Es gibt wenig Orte, die so viel über Mannheim aus-sagen wie die Neckarspitz. An der Neckarspitz fließt der Neckar in den Rhein, drum herum ist Industrie, BASF. Und Schrott. Kaum ein Platz sagt so viel aus über Mannheim wie dieser. Er liegt brach und fast versteckt, die meisten Mannheimer waren noch nie hier. Viele würden sagen, das Potential ist nicht genutzt, aber ich finde den Ort genauso, wie er ist, wunderschön. Ich gehe aber vielleicht auch mit anderen Augen durch die Stadt. Und ich jogge dort – man begegnet einfach niemandem – 20 Minuten lang. Einen Teil meines Films, Transnationalmann-

scha�, habe ich in der Filsbach gedreht, an der Grenze zum Jungbusch. An der so genannten Dö-nerstraße, die vom Marktplatz auf den Swansea-platz führt (der nach unserer Partnerstadt in Wales benannt ist), gibt es unzählige Dönerläden. Je näher man dem Jungbusch kommt, desto mehr prägen Kinos, Cafés, Geschä�e das Bild, an Sommernach-mittagen ist die Atmosphäre dort wunderschön. Oder der Alte Meßplatz: Der kann es im Sommer mit jeder italienischen Piazza aufnehmen. Tipp 1: Moscow Mule im »Hagestolz«. Tipp 2: die Rhodos-platte im »Rhodos«.

Philipp Kohl, 30, regt mit dem in Mannheim

gedrehten Dokumentar-film »Transnational-mannschaft« zum

Nachdenken übers Deutschsein an.

Regisseur des Films Transnationalmannscha�

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REGINA GÜNTERT

Ich bin auf einem Frachter groß geworden, Schiffe sind meine Heimat. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich Binnenschifferin gelernt und mir mit 28 mein eigenes Schiff gekau�, auf dem ich in der Nähe von Mannheim gelebt habe. Erst als meine Tochter grö-ßer wurde, sind wir aufs Festland gezogen, in den Pfälzerwald. Wenn ich in Mannheim bin, habe ich es gern lebendig. Ich liebe den Marktplatz im Zentrum der Stadt. Dienstags, donnerstags und samstags sind dort Stände aufgebaut. O� gehe ich auf einen Kaffee ins Istanbul. Oder laufe in meiner Mittagspause herum und kaufe ein. Man achte üb-

Deutschlands erste Hafenmeisterin

rigens auf flache Schuhe, sonst bleiben die Absät-ze im Kopfsteinpflaster stecken! Am liebsten bin ich im Mannheimer Hafen, einer der wichtigsten Binnenhäfen Europas und mein Arbeitsplatz. Wir waren 1968 der erste Binnenhafen, der Container umgeschlagen hat. Letztes Jahr waren das 8 786 276 Tonnen. Unterhalb der Kurpfalzbrücke liegt das Museumsschiff. Auf seinem Achterdeck ist ein Café, von dort aus beobachte ich die Schiffe, das beruhigt mich. Tipp 1: Lokum im »Istanbul Café«, pappsüß, mit schwarzem Kaffee. Tipp 2: Museum Weltkulturen in den Reiss-Engelhorn-Museen, D5.

Drei überzeugte Mannheimer nehmen uns mit in ihre Stadt – an die Orte, die ihnen die Welt bedeuten

Regina Güntert, 46, ist gelernte Binnenschiffe-rin, Hafenmeisterin und alleinerziehende Mutter

einer Tocher.

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MICHAEL HERBERGER

Mein Urgroßonkel ist Sepp Herberger, unser ehe-maliger Fußballbundestrainer. 1954 hat er den ers-ten Weltmeistertitel geholt, das war das »Wunder von Bern«. Gegenüber der Waldhofschule, auf die er gegangen ist, gibt es einen Platz. Der soll jetzt nach ihm benannt und umgestaltet werden. End-lich! Auf den Waldhof, wo er aufgewachsen ist, fährt man von der Innenstadt zehn Minuten. Früher war das ein klassisches Arbeiterviertel, die Kinder hier haben fast alle auf der Straße Fußball gespielt. Es hat sich schon verändert seitdem, aber auch nicht so sehr. Wenn ich in der Innenstadt bin, gehe ich

gerne zum Engelhorn, einem großen, ziemlich ex-klusiven Modehaus, mit Restaurants und der Bar »Faces Lounge« im oberen Stockwerk. Da blickt man über die Dächer der Stadt. Ich mag das Flair: hochpreisig, aber nicht hochnäsig. Niemand muss da mit Fliege erscheinen. Das Haus hat die Innen-stadt geprägt: Die Waren haben hohe Qualität, die Schaufenster sind liebevoll dekoriert … andere Lä-den versuchen da mitzuhalten. Tipp 1: Künstler brin-gen wir im »Speicher 7« unter, einem Design-Hotel, das nur 20 Zimmer hat und direkt am Rhein liegt. Tipp 2: »Le Corange«, ein edles Restaurant im Engelhorn.

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Produzent der Söhne Mannheims

Michael Herberger, 42.Der Mitbegründer der Söhne Mannheims ist

Mitglied im Kuratorium der Sepp-Herberger-

Stiftung sowie Aufsichts-ratsmitglied der

Popakademie Baden-Württemberg.

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Gründer wie Timo Kumpf müssen sich an diesen

Mann wenden: Sebastian Dresel löst

jedes Problem im Musikpark, vom ersten

Antrag bis zum wichtigen Kontakt für

die Zukunft.

Der Musikpark ist das Sinnbild für die Aufbruchstimmung in Mannheim. Nirgendwo sonst hat Popkultur eine

so große Bedeutung für die Kreativwirtschaft wie dort. Ein Rundgang

TEXT: TILL KRAUSE FOTOS: PETRA ARNOLD

POP UPSTADT

Als Timo Kumpf sein erstes Konzert organisierte, gab’s gleich Ärger mit dem Bürgermeister seines Heimatdorfs. Kumpf war Teenager und wollte ein Rockfestival veranstalten, bei dem seine Lieb-lingsbands au�reten, damit seine Freunde nicht immer Hunderte Kilometer zum nächsten Kon-zert fahren mussten. Aber in seiner Heimat im Odenwald war so ein Festival Mitte der Neun-zigerjahre unerhört. »Ich wurde ins Rathaus ein-bestellt, und mir wurde klar gemacht: Solche Kra-wallmusik wollen wir hier nicht.«

Heute ist Kumpf 32 Jahre alt und lacht über die Anekdote. Aus seiner Leidenscha� für Musik ist sein Lebensunterhalt geworden: Er ist Gründer der Veranstaltungsagentur Karakter Live; letztes Jahr hat er die legendäre Popband The Notwist nach Mannheim geholt, für Mai konnte er die für einen Grammy nominierten Rockstars The National für ein Gastspiel gewinnen.

In seinem Büro sieht es fast aus wie auf einer Bühne: an der Decke Scheinwerfer, im Eck ein Schlagzeug, das ein Freund hier abgestellt hat. Eine große Stereoanlage im Regal, »Musik läu� hier ständig«, sagt Kumpf. Unter dem Fenster stapeln sich bunte Konzertplakate, in Reichwei-te des Telefons der Bestellzettel des Pizza-Liefer-dienstes, es riecht nach Energy Drinks und

Kaffee. Für Kumpf, der mit Dreitagebart, verwa-schenem T-Shirt und Turnschuhen auch Gründer eines Internet-Startups sein könnte, ist das Büro ein zweites Zuhause: »Ich verbringe viel Zeit hier, verzichte auf Urlaube und gönne mir nicht viel – weil ein Großteil meiner Energie in die Firma fließt.«

Karakter Live ist ein Einmannbetrieb, spe-zialisiert auf Konzerte abseits des Mainstreams. Mit Bedacht wählt Kumpf die Bands aus, die er aus der ganzen Welt nach Mannheim holt, han-delt Verträge aus, macht Werbung und kümmert sich auch darum, dass die Künstler etwas An-ständiges zu essen bekommen. »Früher kam Mannheim in vielen Tourneeplänen nicht vor«, sagt er. »Das wollte ich ändern«.

Die klassische Gründergeschichte: Jemand mit Leidenscha� für seine Sache erkennt eine Marktlücke und versucht, mit seiner Firma die-sen Mangel zu beheben. Die Geschä�e laufen gut, Kumpf wird mit Anfragen überhäu�, beschä�igt eine Praktikantin und plant zu expandieren, »je-mand für die Buchhaltung wäre toll, damit ich nicht alles allein machen muss«.Dass er mit seiner Idee in Mannheim gelandet ist, wirkt nur auf den ersten Blick wie ein Zufall. Vier Jahre hat er in Berlin gelebt und gearbeitet,

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aber der Markt dort war übersättigt, sagt er. Er war einer von unzähligen Veranstaltern, das Überangebot an Konzerten hat ihn zum Umden-ken gebracht. »Mein Traum war immer, ein ei-genes Festival zu starten, bei dem nur Bands auf-treten, die ich mag.« Dafür war in der Hauptstadt kein Platz. Mannheim kannte er, weil er hier an der Popakademie studiert hatte. Von Kollegen erfuhr er, dass ein Mannheimer Programm jun-gen Firmengründern das Wichtigste bietet, was sie brauchen: eine Chance.

Die Chance hatte einen Namen und sogar eine Adresse: Musikpark, Hafenstraße 49, ein futuris-tischer Bau mit viel Glas und Beton, großer Dach-terrasse, Tonstudios im Keller und vielen Büros für Kreative, die an ihren Ideen herumwerkeln. Kumpfs Firma hat hier seit 2010 ihren Sitz, im Haus mit Plattenlabels, Komponisten, Musik-schulen, einem weltweit erfolgreichen Internet-portal für Nachwuchsbands und dem Fachge-schä� für türkische Lauten-Instrumente. Das Gründerzentrum Musikpark ist einmalig in Deutschland: Unternehmer, deren Geschä�sidee etwas mit Musik zu tun hat, mieten für wenig Geld Büros, können Besprechungsräume nutzen sowie Seminare, Partys und Konzerte zum Netz-werken. Und im Sommer sitzt man abends zu-sammen mit einem kühlen Bier am Neckar.

»Davon habe ich in Berlin geträumt«, sagt Kumpf. Genau wie vom eigenen Festival, das in Mannheim längst Realität ist: Das Maifeld Derby geht dieses Jahr in die vierte Runde, mehr als sechzig Bands werden an drei Tagen vor Tausen-den Menschen au�reten. »Eine Herzensangele-genheit«, sagt Kumpf. Das Essen für die Bands und die Bratwürste fürs Publikum kommen aus der kleinen Metzgerei seiner Eltern. Hunderte Freiwillige helfen bei Au�au, Sicherheitsdienst und Künstlerbetreuung.

In diesem Jahr wird Timo Kumpf selbst auf der Bühne stehen, als Bassist der Mannheimer

Supergroup Get Well Soon, die in der Indie-Szene Heldenstatus hat, mit Touren durch die Welt und Platten in den deutschen Albumcharts. Durch seine Erfahrung als Musiker kennt Kumpf die Bedürfnisse von Bands so gut wie kaum jemand sonst und er hat Kontakte zu anderen Clubs und Bands. »Austausch ist in der Branche unerläss-lich«, sagt er.

Wer sich dem Musikpark von der Innenstadt aus nähert, passiert das Mannheimer Kulturamt, einen Altbau am Rand des hippen Jungbusch-Viertels. Hier residiert Beril Yilmam. Sie ist noch keine dreißig, hat aber einen Job, der klingt wie ein Traum für jeden Musikinteressierten: Beauf-tragte für Musik- und Popkultur. Ihre Arbeit be-schreibt sie so: »Ich bin eine Schnittstelle zwi-schen den Kreativen und der Stadtverwaltung.« Im Büro stapeln sich Ordner mit der Aufschrift »Nachwuchsförderung«, zwischen den Akten hängt ein Poster der Punkband Refused, über dem Lichtschalter hat sie einen Au�leber ange-bracht: »Für Pillepalle bin ich nicht zuständig«.

Yilmam hat auch an der Mannheimer Pop-akademie studiert, Hauptfach Gesang, wechsel-te dann für den Masterabschluss Kulturmanage-ment nach Hamburg. Seit fast drei Jahren lebt sie wieder in Mannheim und ist »mit Haut und Haaren im Pop verwurzelt«. Sie formuliert Sätze, in denen Begriffe wie Superband vorkommen, aber auch das bürokratische Wortmonster »kom-munale Kennzahlensysteme«. Was ihr wichtig ist: Popkultur hat, genau wie Theater oder Klassik, auch eine elementare Funktion im Kul-turleben einer Stadt, darum muss auch Pop gefördert werden.

Yilmam hil� Nachwuchsbands mit Songwri-tingkursen, vermietet günstige Busse für Kon-zertreisen und hil� Firmengründern wie Timo Kumpf beim Gang durch die Institutionen. »Sein Festival, das Maifeld Derby, ist ein Gewinn für die Stadt«, sagt Yilmam. Darum wird es von der

»Popkultur hat, genau wie Theater oder Klassik, eine elementare Funktion im Kulturleben einer Stadt«

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Beril Yilmam hat den Job, von dem jeder junge Mensch träumt: Sie ist Beauftragte für Musik- und Popkultur.

Und natürlich hat sie schon die Erfahrung gemacht, dass Leute denken, das ist doch kein richtiger Beruf. Darum der gelbe Aufkleber.

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Stadt unterstützt. Yilmam ist dabei, wenn Kumpf mit dem Ordnungsamt über Feuerwehrzufahrten und Abwasserentsorgung verhandelt. »Die Leu-te im Rathaus freuen sich, wenn ich die Ansprech-partnerin bin, weil sie wissen: Dann geht alles seinen geregelten Gang.« Und Unternehmer wie Kumpf sind dankbar, dass jemand in der Stadt-verwaltung ihre Liebe für Musik teilt und hil�, wenn man nicht weiter weiß.

Von Yilmams Büro ist es nur ein kurzer Weg durch das Jungbusch-Viertel, vorbei an Bars und Kneipen, die es mit denen in Berlin-Kreuzberg oder dem New Yorker Szeneviertel Williamsburg aufnehmen könnten. Linker Hand taucht die Popakademie auf, die einzige Hochschule Deutschlands, an der man einen Abschluss im Fach Pop machen kann – als Instrumentalist oder, wie Kumpf, im Fach Musikwirtschaft. Gleich nebenan der Musikpark, wo viele Absol-venten Arbeit finden. Man kennt sich, Studenten helfen den Gründern bei Projekten, es ist ein Netzwerk entstanden, das man in der Fachspra-che Cluster nennt – ein loser Zusammenschluss an Gleichgesinnten, die zwar an eigenen Ideen feilen, aber sich austauschen, inspirieren und im besten Fall zusammenarbeiten.

Das Silicon Valley in Kalifornien ist ein klas-sisches Cluster, in dem die Internetfirmen Google, Apple und Amazon ihren Sitz haben und durch die nahe gelegene Stanford University immer neue Studenten in die Region ziehen, die irgendwann ihre eigene Firma gründen. Das alles ist in Mann-heim natürlich ein paar Nummern kleiner – aber es funktioniert, mit Förderprogrammen für Un-ternehmen, Workshops, die in betriebswirtscha�-

lichen Fragen au�lären und mit beitragen zum anhaltenden Imagewandel der Stadt: von der Ar-beiterstadt zum urbanen Kreativstandort. Was wiederum Menschen auch für klassische Wirt-scha�szweige anzieht. 2013 wurde das Clusterma-nagement Musikwirtscha� durch ein unabhän-giges Brüsseler Institut als »Exzellenzcluster« ausgezeichnet und ist damit das erste und bislang einzige ausgezeichnete Clustermanagement der Kreativwirtscha� in Deutschland.

Vor allem aber hat der Musikpark etwas, was man am besten als »good vibrations«, als guten Vibe, beschreiben würde. So ein Vibe ist schwer

Timo Kumpf hat gefunden, wonach er

lange gesucht hat: das Paradies für Musiker.

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EIM zu greifen, es ist eine Stimmung, die sich über-

trägt, wenn man sich dort au� ält, im großen, hellen Eingangsbereich, der wirkt wie ein wu-seliger Uni-Campus. Oder wenn man aufs Schwarze Brett schaut, an dem Leute Laserdru-cker verkaufen oder einen Schlagzeuger für eine Heavy-Metal-Salsa-Band suchen.

Gleich unten ist das Büro des Mannes, der für die Gründer wichtiger ist als jedes Handbuch zum Unternehmertum: Sebastian Dresel sieht mit Vollbart und rosa Schuhen aus wie ein angesagter DJ (und legt tatsächlich gelegentlich Platten auf). Er arbeitet für die Stadtverwaltung, Fachbereich Wirtscha� s- und Strukturförderung, ein Vernet-zer der Szene, der den Unternehmern bei allem hil� , was anfällt: Anträge schreiben, Kontakte knüpfen, zuhören. Dresel redet so geschickt von Wirtscha� sförderung, dass ihm die Industrie- und Handelskammer so gern zuhört wie der Be-treiber einer Plattenfi rma. Er sagt Sätze wie: »Bei aller Freude über Kreativität – es geht hier nicht nur um die Förderung von Kultur.« Dem Musik-park geht es auch um Wirtscha� , um Standort-faktoren, »die Firmen schaff en ja auch Arbeits-plätze, zahlen Steuern, werten eine Stadt auf«.

Wenn man mit Sebastian Dresel durch das Musikpark-Areal läu� , kommt man vor lauter Händeschütteln und Schulterklopfen kaum vo-ran. »Einige der Firmen hier sind Marktführer auf ihrem Gebiet«, sagt er wie ein Vater, der stolz ist, weil die Kinder auf eigenen Beinen stehen. Wie die X-Tix GmbH, die mittlerweile eine der führenden Anbieter im Online-Ticketing-Bereich

der deutschen elektronischen Musikbranche ist. Zum Nachmittagskaff ee fährt Dresel aufs Dach des Musikparks in ein sehr modern eingerichte-tes Restaurant mit Ausblick über die ganze Stadt. In der »Küche« treff en sich die Gründer zum Lunch oder abends auf Partys. Aus der Ferne leuchten die Hochhäuser mit den Scheinwerfern der Autos auf der Stadtautobahn um die Wette. Das alles gehört zu einer Stadt: Industrie und Kre-ative, Firmen und Ideen. »Wir wollen, dass sich kreative Firmengründer hier wohlfühlen.«

Was Timo Kumpf betrifft, ist das gelungen. Den Ärger mit dem Bürgermeister seines Hei-matdorfes hat der Mann, der heute Konzertver-anstalter ist, nicht vergessen. Auf der ersten Seite des Programmhefts zum letztjährigen Maifeld Derby Open Air stehen ein paar einlei-tende Worte: Mannheim ist froh und dankbar über das schöne Festival, heißt es da. Unter-zeichnet hat Peter Kurz. Er ist der Mannheimer Oberbürgermeister.

Im Musikpark haben sich rund 60 Firmen aus

allen Bereichen musikorientierter

Kreativwirtschaft auf einer Gesamtfläche von mehr als 6000 Quadrat-

metern angesiedelt und somit über

200 Arbeitsplätze geschaffen. In den

Pausen trifft man sich im Restaurant auf dem

Dach: »Die Küche« (Foto oben rechts).

diekueche-mannheim.de

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Hätte Goethe so Faust III geschrieben?

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CHICAGO

Stefan Fuchs, 46

Nach dem BWL-Studi-um ging Fuchs als CEO für Fuchs Petrolub (deutscher Mineralöl- und Chemiekonzern) nach Chicago. Das erste Verkehrsschild, das er sah: »Mannheim Road«. Nun ist er wieder zu Hause, in Mannheim, tätig.

NEW YORK

Christian Staral, 35

Nach acht Jahren im Beruf studierte Staral Marketing und General Management. Für den Wissen-scha�sverlag Springer Science + Business Media kümmert der CFO sich in New York um die Finanzen des Verlags in Nord- und Südamerika.

OXFORD

Clemens Fuest, 45

Fuest, Absolvent eines VWL-Studiums, war Forschungsdirektor des Centre for Business Taxation in Oxford. Heute leitet er das Zentrum für Europäische Wirt-scha�sforschung (ZEW) in Mannheim, eines der wichtigsten des Kontinents.

PARIS

Olaf Schmidt, 42

Während des BWL- und Romanistik- Studiums organisierte Schmidt den Studen-tenaustausch mit Lateinamerika. Seit zehn Jahren arbeitet er bei der Weltbank und ist heute Global Head of Tourism, Retail and Property in Paris.

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MANNHEIMWORLDWIDE

MANNHEIM WORLDWIDE

ILLUSTRATION: JAKOB HINRICHS

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STOCKHOLM

Lisa Dellmuth, 32

In Ludwigshafen geboren, musste Dellmuth nur über den Rhein laufen, um in Mannheim Politik zu studieren. Für den Job hat sie die Ostsee überquert: Sie forscht an der Uni von Stockholm. Schwer-punkt: »Internatio-nale Beziehungen«.

JOHANNESBURG

Danica Helfrich, 35

Die Mannheimer BWL-Studentin Helfrich hatte schon lange eine Schwäche für Südafrika und schrieb ihre Diplom-arbeit dort. Heute arbeitet sie als Regional Marketing Manager für die Lu�hansa in Johan-nesburg.

MALEDIVEN

Hassan Ali, 39

Das MBA-Studium in Mannheim sei der Wendepunkt seines Lebens gewesen, sagt Hassan Ali: Er habe gelernt, »in neuen Dimensionen zu denken«. Er ist Dozent an der Maldives National University, Faculty of Hospitality and Tourism.

MUMBAI

Tina Monelyon, 33

Nach der Uni (BWL-Studium) baute Tina Marie Monelyon ein Unternehmen in Mumbai mit auf: Globe One – Strategic Market Communica-tion leistet Kommuni-kations- und Strate-gieberatung. Die Firma operiert international.

Studieren in Mannheim – Erfolg haben in der Welt: In den deutschen Universitätsrankings liegt vor allem die Universität Mannheim ganz vorn. Die Absolventen haben beste Job-Angebote weltweit – und landen manchmal auch wieder in Mannheim. Weil sie es so wollen

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Saki (rechts) und sein Kellner »Katastropholus« sind die Säulen des Mannheimer Nachtlebens.

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ICH BIN DERPATE VON DIEQUADRATE

INTERVIEW: LISA FRIEDA COSSHAM FOTOS: PETRA ARNOLD

In Mannheim nennt man ihn nur: Saki. Athanasios Cosmadakis ist Besitzer des »Rhodos«, ein griechisches Restaurant im Stadtteil Jungbusch. Und wer Mannheim kennenlernen will, muss Saki reden hören. Über sein Viertel – und dessen Wandel

Mannheim-Magazin: Herr Cosmadakis, Frei-tagabend, sieben Uhr – wer steht an Ihrer Bar?Athanasios Cosmadakis: Früher standen da Ar-beiter. Männer mit starkem Gerechtigkeitsemp-finden. Die hören sich was an, schauen auf, und dann lassen sie ihre Meinung raus und diskutieren nicht. Die jungen Menschen heute sind Dienst-leister, sie sind Grafiker oder im Produzenten- Gewerbe. Diese Leute sind eher partywillig.Sind Sie im »Rhodos« groß geworden?Ja. Bis 1976 stand hier mein Bett. Wir sitzen hier in meinem Wohn- und Kinderzimmer, erst 1993 wurde das »Rhodos« umgebaut und vergrößert. Hinten im Lagerbereich haben mich die Küchen-frauen in Plastikwannen gewaschen. Jungbusch war viele Jahre das Rotlichtviertel der Stadt. Wie haben Sie das als Kind erlebt?Es war eine glückliche Zeit, wir hatten ein rich-tiges Kiezgefühl. Die Menschen hier waren ganz normale Leute. Auch die Frauen. Ich weiß nicht, wie o� ich gegrillten Schafskäse und Peperoni in die Bars gebracht habe. Zur Hilde. Zur Angie. Ach, die waren toll. Aber das Rotlicht gibt es hier nicht

mehr. Der klassische Barbetrieb mit Animation, der ist vorbei.Dieses Kiezgefühl, haben Sie das noch?Das hat sich in den 80ern und 90ern verändert. Je schnelllebiger unsere Kommunikation geworden ist, desto mehr ist das Lokale, das Ortsansässige in den Hintergrund getreten. Wie hat sich der Jungbusch verändert?In den 70er-Jahren wohnten hier hauptsächlich Arbeiter und ihre Familien. Dann hat das Hafen-arbeitsamt zugemacht, da sind uns diese Leute weggebrochen. In den 80er-Jahren kamen dann die Ausländer, die sich hier angesiedelt haben. Jung-busch war ein Potpourri. Es war nicht immer ein Miteinander, aber ein vernün�iges Nebeneinander.Mannheim hat einen Ausländeranteil von mehr als 64 Prozent. Was hat die Immigranten in den Jungbusch gezogen?Jungbusch war so etwas wie ein Auffanglager. Ende der 70er sind die Deutschen nicht in Altbauten ge-zogen, wo die Toiletten im Treppenhaus waren. Die wollten Neubauten, Häuser mit Fernheizung. Also sind die Ausländer eingezogen, nach und

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nach. Heute wissen die Leute den Altbau wieder zu schätzen. Wenn ich früher was vermietet ha- be, habe ich geschrieben: Innenstadt, Nähe Uni. Heute schreibe ich Jungbusch, fett unterstrichen. Der Stadtteil erlebt also einen Aufschwung?Die Rettung für diesen Stadtteil war die Grün-dung der Popakademie und des Musikparks vor zehn Jahren. Niemand hat sich mehr für den Jung-busch interessiert. Es gab keine Post mehr, keine Bank, kein Hafenarbeitsamt. Der Stadtteil war ökonomisch und sozial verarmt. Dann sind die Studenten gekommen.Und die stehen jetzt zwischen den Grafikern und Produzenten an Ihrer Theke?Ja, meine Gäste haben sich sehr verjüngt. Das liegt auch an dieser Bachelor-Nummer. Früher gab es hier die Langzeit-Studenten, die hatten ihre aka-demische Freiheit. Diese verschulte Nummer heute gefällt mir nicht … Wer soll sich denn da noch in Ruhe entwickeln?Aber auch junge Studenten trinken Bier.Ich sag dir was: Ich habe mehrere Generationen von Studenten miterlebt, angefangen von den RAF-Sprühern bis hin zu den Yuppies. Die Zottelbock-Studenten in den 70ern haben Export getrunken, aus Solidarität zum Proletariat. Heu-te trinken sie Pils, weil die 0,33-Flasche chic in der Hand aussieht. Stand schon immer fest, dass Sie das »Rhodos« übernehmen würden?Nein, mein Vater wollte, dass seine Kinder stu- dieren. Ich habe neun Semester Jura studiert in Freiburg. Kurz vorm Staatsexamen habe ich ge-schmissen. Und irgendwann habe ich gedacht, das »Rhodos« ist vielleicht auch nicht die schlechteste Alternative. Für mich war es immer wichtig, mich mit Leuten auszutauschen. Sonst bin ich nicht glücklich.Was hat Ihr Vater Ihnen beigebracht?Mein Vater ist bauernschlau. Seine Lebenswerte gelten heute noch. Von ihm habe ich gelernt, wie man schlichtet. Die Leute, die nachts unterwegs sind, sind natürlich selten heilig. Ich bin dann zwar diplomatisch, hebe aber auch autoritär den Finger,

das kann ich gut. Du bist jemand in so einem Vier-tel: Ich bin der Pate von die Quadrate!Welche Fähigkeiten braucht ein guter Wirt?Ein Wirt muss sofort verstehen, wo der Gast hin- will. Er muss auf die Menschen zugehen. Bei den Menschen, die schon ewig und drei Tage schaffen, läu� das über die menschliche Schiene. Weißt du, du kannst eine super Homepage haben, aber am Ende wird der Kampf an der Theke entschieden.Wo ist Ihre Heimat?Ich dachte immer, ich muss Grieche sein, weil meine Eltern Griechen sind. Aber ich habe einen deutschen Pass und alles, was ich bin, habe ich hier gelernt. Ich kenne die Quadrate besser als jeder andere. Ich kenne die Geschichten der alten Mannheimer. Wenn ich kein Mannheimer bin, wer dann? Sie sprechen auch Mannheimer Dialekt … Ja, dieses Gesinge hat etwas Sympathisches. Man muss schmunzeln. Ich unterstütze generell das Lokale, auch die heimische Brauerei zum Beispiel. Becksch solle se woanders verkaufe, ich verkaufe Eichbaum. Ich verkaufe nur Mannemer Bier.Produziert sich der Mannheimer gerne mal?Wir Mannheimer fühlen uns schon wichtig. Wir wollen unsere Meinung sagen, auch wenn die nicht immer was hergibt. Jeder hat sein Image. So wie mein Kellner, wir nennen ihn »Katastropholus«. Bei dem heißt es: dreimal bestellen und einmal bekommen. Der ist schon ewig bei mir, die Leute wissen, worauf sie sich einlassen. Mit dem habe ich mehr Nächte verbracht als mit irgendeiner Frau. Der Film Transnationalmannscha� von Philipp Kohl erzählt vom multiethnischen Miteinan-der während der Fußball-WM 2010 im Jung-busch. Warum funktioniert das hier so gut?Deutschland hat sich lange dagegen gesträubt, ein Einwanderungsland zu sein. Aber Deutschland ist ein Einwanderungsland. Die Leute hier haben das akzeptiert, die fühlen sich wohl damit. Da wird eine Moschee neben einer Kirche aufgebaut, und anfangs regen sich viele auf. Na und? Die Türken gehen am Freitag zu ihrem Gebet und die Deut-schen am Sonntag.

Das »Rhodos« ist eine Marke, die früher Zottelbock-Studenten, heute feierwütige Dienstleister anzieht: Luisenring 24, 68159 Mannheim, Telefon 0621/24498

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Die Stimmung beim Sommermärchen 2010 war besonders euphorisch. Hat sich so etwas seitdem wiederholt?Ja, beim Stadtteilfest, dem »Nachtwandel«. Da fin-den überall im Viertel Kultur-Events statt. Dafür haben die Veranstalter die Jungbuschler mit ins Boot geholt, und jetzt engagieren die sich. Das er-warten die Stadtväter auch. Der Mannheimer hat eine große Gosch. Also sagen die: Du kritisierst? Dann bring dich ein. Da haben sie recht. Sind Sie politisch aktiv?Ich war offiziell gewählter Ausländerbeirat. Aber die Politik ist nicht vereinbar mit meinem gastro-nomischen Dasein: Ich würde polarisieren, will aber für alle Leute da sein. Ich bin ein engagierter Bürger der Stadt, und das will ich auch bleiben.Welches Gefühl beschreibt die Stadt treffend?Lebensfreude. Wir haben dieses Underdog-Feeling. Wir kommen von unne, aber wir machen’s. Wir ziehen es durch. Die Leute sind hier engagiert auf eine alte, anständige Arbeiterart.Wo wandelt sich Mannheim?Unser Oberbürgermeister war früher Kulturdezer-nent, das merkt man stark. Die Museen sind aktiver. Jetzt wird die Kunsthalle gebaut, da werden Milli-onen reingesteckt. Die lange Nacht der Museen hat hier mit dreitausend Besuchern angefangen, und am Ende haben die an einem Samstag zwanzig- bis dreißigtausend Leute rumgekarrt. Da war ein rich-tiger Durst nach Kunst in dieser Stadt. Die Kreativen wurden als Wirtscha�skra� lange unterschätzt.Was wünschen Sie sich für Ihre Stadt?Die Durchmischung der sozialen Brennpunkte, die wäre wichtig. Ich denke an die osteuropäischen Zuwanderer, die sich manchmal zu dritt und mehr ein Zimmer teilen. Wichtig ist auch, dass wir die Kultur weiter fördern, das zieht die Menschen an. Und Events wie der Katholikentag 2012, der war gigantisch. Da habe ich Katholikenteller gemacht. Wir machen für alles immer einen Teller … Was war auf dem Katholikenteller?Wiener Schnitzel, Bauernsalat und alternativ Tomatenreis oder Pommes für fünf Euro. Kam unheimlich gut an.

Vater Dimitrios Cosmadakis hat 1970 das »Rhodos« eröffnet,

da war der Jungbusch noch Rotlichtviertel. Seit 15 Jahren leitet

Saki das Restaurant.

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6. 9.SchlossfestGleichzeitig Kulturfest für Bürger, Begrü-ßung der Erstsemes-ter und Homecoming der Absolventen, organisiert von der Uni Mannheim. uni-mannheim.de

26. 9. bis 18. 1.Manet, Renoir, Cézanne Ausstellung in der Kunsthalle. kunsthalle-mann heim.de

10.–11. 10.randomFestival für experi-mentelle Musik.tourist-mannheim.de

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Dieses Jahr – das habe ich mir ganz fest vorgenom-men – werde ich auf das internationale Jazzfestival gehen: Enjoy Jazz. Das geht vom 2. Oktober bis zum 16. November. In dieser Zeit sind einige große Künstler in der Stadt. Wenn sie mein Restaurant besuchen, bekomme ich das mit: Meine Bons ha-ben keine Tischnummern, sondern Namen. Ich koche schließlich nicht für Nummern. Also weiß ich immer, wer bei uns isst. Am 6. Oktober werde ich meiner Frau einen Gefallen tun und sie zum David-Garrett-Konzert in die SAP Arena begleiten. Ich weiß, dass dieser Geiger polarisiert, aber er macht auch eine ganze Menge richtig, sonst wäre er nicht so erfolgreich und könnte keine Hallen füllen mit seinem Instrument. Dann, vom 6. No-vember an, fi ndet das Internationale Filmfestival in Mannheim und Heidelberg statt. In zehn Tagen werden mehr als 50 Filme gezeigt. Viele Vorstel-lungen fangen spät an, das ist praktisch für mich. Ich habe ein tolles Team und kann gut mal gegen 22 Uhr gehen. An meinen freien Wochenenden gehe ich ab und zu in die Reiss-Engelhorn-Museen. Die zeigen ab Mitte November bis Mai 2015 eine Ausstellung über Ägypten: Land der Unsterblichkeit. Ich bin kein Kunstexperte, habe aber ein Faible für Bilder. Ich denke, das ist ein Anfang, oder?

ÄGYPTEN

WEIHNACHTSMARKT

AUSGEWÄHLT

HERBST / WINTERStarkoch Juan Amador, 45, führt ein Drei-Sterne-Restaurant in Mannheim. Hier plant er seine Freizeit ab Herbst

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20. 3. 2015Markus Krebs – Hocker-RockerDer Stand-up-Come-dian, der früher Fußball-Hooligan war, ist ein Meister darin, den feinen Humor in der Eckkneipe zu entdecken. Er tritt im Capitol auf. capitol-mannheim.de

ab 29. 3. 2015 Franz Ferdinand incognitoEine Ausstellung in den Reiss-Engelhorn-Museen über das Leben des Weltreisen-den, Sammlers, Erzherzogs. rem-mannheim.de

26. 11. bis 23. 12. WeihnachtsmärkteDie Adventszeit begeht Mannheim mit zwei Weihnachts-märkten und einem Märchenwald. Auf den Kapuzinerplan-ken wird Kunsthand-werk angeboten, der Markt am Wasserturm und der Märchenwald bringen die Stadt zum Leuchten.

4. 1. 2015Käpt’n Blaubär – Das Kinder MusicalDie Alte Seilerei und der WDR produzieren in exklusiver Lizenz das erste Blaubär-

Musical für Kinder. alteseilerei-mann heim.de

6. 1. 2015NeujahrsempfangJedes Jahr begrüßt der Oberbürgermeister im Rosengarten das Neue Jahr, dazu wird schwungvoll musi-ziert. 11 Uhr.

4. 2. 2015 Joan Armatrading Mit san� er Stimme mixt die Sängerin seit 40 Jahren Blues, Jazz und Folk. mannheim.de/veranstaltungen

JOAN ARMATRADING

universitär.

modern.

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Mannheim-Magazin: Herr Hecht, welche Be-deutung hat Eishockey für Mannheim?Jochen Hecht: Den Verein gibt es seit 1938. Mann-heim ist eine Eishockeystadt, es ist DER Sport in Mannheim. Man wächst hier mit Eishockey auf. Haben Sie Ihre Kindheit mit Fan-Schal auf der Stehtribüne verbracht?An den Wochenenden war ich klar bei den Spielen der ersten Mannscha�. Aber wir haben gesessen. Wir haben die Stadionzeitschri� verkau�, darum wurden für uns Plätze reserviert. Das war aller-dings noch im alten Stadion, dem Friedrichspark, nicht in der SAP Arena. Sie haben seit 1998 viele Jahre in der amerika-nischen Eishockeyliga gespielt. Was haben Sie an der Heimat besonders vermisst?Den Freundeskreis. Wir haben bei uns im Haus in Buffalo Bilder vom Mannheimer Schloss aufge-hängt, vom Wasserturm, vom Weihnachtsmarkt. In der Winterzeit, wenn Weihnachten vor der Tür stand, habe ich o� gedacht, ach, jetzt könntest du auf dem Weihnachtsmarkt stehen und einen Glüh-wein trinken und mit den Kumpels Spaß haben. Bei welchem Anblick geht Ihnen das Herz auf?Beim Anblick des Autobahnschilds Mannheim Mitte. Jeden Sommer, wenn wir nach Hause ge-fahren sind und an der Ausfahrt ankamen, hatte ich das Gefühl: Jetzt sind wir daheim!Hatten Sie großes Heimweh?Ist schwierig zu sagen. Wir hatten zwei Zuhause. Wir waren mehr als zehn Jahre in Buffalo. Wenn wir nach den drei Sommermonaten Mannheim dorthin zurückkamen, hatte ich auch eine Art Hei-matgefühl. Seit letztem Jahr sind wir ganz hier.

Wer genau ist eigentlich wir? Meine Frau Christine, mein Sohn Philip, der ist zehn. Und meine Tochter Viktoria, 8 Jahre. Die Kin-der sind in Amerika groß geworden und dort zur Schule gegangen. Haben die Kinder sich schnell in Mannheim eingewöhnt? Am Anfang war es sehr hart für sie in der deutschen Schule. Aber jetzt geht es ihnen gut. Und sie haben ihren Sport. Philip spielt Eishockey, Viktoria turnt.Was haben Sie, in den Buffalo-Jahren, als Erstes gemacht, wenn Sie nach Mannheim kamen?Wir sind Spargel essen gegangen. Weißen Spargel, den berühmten aus Schwetzingen. Wir sind ja im-mer zum Ende der Spargelzeit zurückgekommen. Drüben gibt es nur den grünen Spargel, und der ist nicht ganz so gut wie der weiße. Was finden Sie typisch Mannheim?Das Schloss und die Quadrate. Was ist ein Mannheim-Gefühl?Oben auf dem Fernsehturm ist ein Restaurant, das dreht sich in der Stunde einmal um sich herum, und man überblickt alles: den Odenwald mit Hei-delberg auf der einen Seite, auf der anderen Seite die BASF, Mannheim mit dem Rhein und dem Neckar, die sich treffen. Bei schönem Wetter sieht man sogar Bad Dürkheim und den Pfälzerwald. Wie ist es, wieder zu Hause zu spielen?Macht Spaß, wieder vor der Familie und den Freun-den zu spielen. Hat die Mannscha� ein Stammlokal? Das »Ristorante Augusta«. Da sitzen die Jungs zu-sammen und reden über Gott und die Welt.

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ENDLICH WIEDER

DAHEIM INTERVIEW: GABRIELA HERPELL

Zuletzt spielte Jochen Hecht für

die Buffalo Sabres in den

USA, nun ist er zurückgekehrt zu

den Adlern. Ein Gespräch über Heimat,

Spargel und die Autobahnaus-

fahrt Mannheim-Mitte

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Page 35: Das Mannheim Magazin – Ausgabe 1

Wir heißen Sie herzlich in Mannheim willkommen: Ob urbanes Ambiente oder regionales Flair – die Mitglieder von Hotels² e.V. freuen sich darauf, Sie im Herzen der Rhein-Neckar-Region zu begrüßen.

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Page 36: Das Mannheim Magazin – Ausgabe 1

Mannheim.Ursprung des Automobils.

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